HOCGSCNUR,RSCNR, QU,LRURZMRUNC VOX LNM,XNÄRRNN RTRN PRR-NCNNERURE

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Hocgscnur,rscnr, Qu,LrurzmRuNc vox Lnm,xnÄrrnN rtrn Prr-ncnnERurE

                                      Bn   n   rr   Rnxrntt-Ar,LHoFF, BIELEFELD

Zusammenfassung                                                  Summary
Die hauptberuflichen Lehrkräfte an Ausbildungsstätten            In Germany,   schools for vocational training in nursing
für Pflegeberufe hatten bislang in der Regel kein Studi-         are not publicly maintained. Correspondingly, full-time
um, sondern eine päidagogische Weiterbildung absol-              teachers traditionally don't have completed courses in
viert, uährend die nebenberuflichen Lehrkräfte akade-            higher edecation as teachers at other vocational schools
misch vorgebildete Fachleute ohne pädagogische Qua-              have. Part-time teachers, on the other hand, usually do
lifikation waren. In den letzten Jahren sind an Universi-        possess a university degreee, but do not have participa-
läten und Fachhochschulen pflegepädagogische Studi-              ted in any teacher training. To improve the professional
engänge zur fachwissenschaftlichen und pädagogischen             status of teachers at nursing schools, several teacher
Qualifizierungvon Lehrkräften für ein breiteres Fächer-          training courses at universities and colleges of higher
spektrum eingerichtet worden. Als Beispiel wird die              education have been established during the last years.
einphasige Lehrerausbildung an der Fachhochschule                These courses comprise studies    in nursing and educati-
Bielefeld einschließlich des Evaluationskonzeptes aus-           on as well as practical school experience. As an examp
führlicher beschrieben.                                          le, teacher education at the University of Applied Scien-
                                                                 ces at Bielefeld is described in some detail.

1. Hintergrund
                                                                 Die im   Krankenpflegegesetz und Hebammengesetz
1.1 Pflegeausbildung                                             vorgesehene Anbindung der Ausbildungsstätten an ein
                                                                 Krankenhaus hat ,den Sinn, eine möglichst enge Ver-
Die Berufsausbildung in den Pflegeberufen vollzieht              bindung zwischen Theorie und Praxis und damit einen
sich - wie die Ausbildung in vielen anderen Gesund-              möglichst hohen Qualitätsstand der Ausbildung at
heitsfachberufen auch   -   außerhalb des Berufsbildungs-         gewährleisten" (Kurtenbach, Golombek        &    Siebers,
gesetzes.   Für die bundeseinheitlich geregelten Ausbil-          1987, S. 113). Die organisatorische Verzahnung und
dungen in der Kranken-, Kinderkranken- und Entbin-                meist auch räumliche Nähe bieten grundsätzlich bessere
dungspflege ist dies in den Paragraphen 26 des Kran-              Chancen einer Abstimmung von Unterricht und prakti-
kenpflegegesetzes und des Hebammengesetzes explizit               scher Ausbildung als das duale System der Berufsaus-
formuliert. Für den Bereich der Altenpflege ist bis heute         bildung nach dem Berufsbildungsgesetz, das von Ar-
keine bundeseinheitliche Regelung zustande gekom-                 beitgeberseite in diesem Punkt häufig kitisiert wtrd.
men; die Gestaltung der Ausbildung ist hier Ländersa-             Tatsächlich aber wird auch im Pflegebereich sowohl
che.                                                              von den Praxisstätten als auch von den Schulen und den
                                                                  Schülerinnen und Schülern über Mängel in der Koordi-
Gemeinsam ist diesen Berufen, daß der schulische Teil             nation von Unterricht und praktischer Ausbildung ge-
der Ausbildung meist nicht an öffentlichen Schulen                klagt.
absolviert wir{ sondern an speziellen Ausbildungsstät-
ten, die sich etwa in der Trägerschaft von Krankenhäu-            Die Angliederung der Ausbildungsstätten an Kranken-
sern, Wohlfahrtsorganisationen oder gemeinnützigen                häuser ist mit dem Rückga.ng des stationären zugunsten
Gesellschaften befinden. Damit geht einher, daß es sich           des arnbulanten Sektors in inhaltlicher und finanzieller
bei diesen Ausbildungsstätten meist um Zwergschulen               Hinsicht problematisch geworden. In finanzieller Hin-
handelt, deren Lehrkräfte zum überwiegenden Teil auf              sicht eryibt sich ein Ungleichgewicht in der Belastung
nebenamtlicher oder nebenberuflicher Basis tätig sind             dadurch- daß allein die ausbildenden Krankenhäuser
@als, 1990). Während die hauptberuflichen Lehrkräfte              über höhere Pflegesätze die Ausbildungskosten aufbrin-
 in der Regel kein Studium, sondern eine pädagogtsche             gen müssen, während der ambulante Sektor nur als
 Weiterbildung absolviert haben, handelt es sich bei den          Abnehmer ausgebildeter Pflegekräfte auftritt Das in-
 nebenberuflichen Lehrkräiften meist um akademisch                haltliche Problem ist damit eng verbunden: Eine Aus-
 vorgebildete Fachleute ohne pädagogische Qualifikati-            bildung an einem Krankenhaus und einer damit ver-
 on. Für die Ausbildungsstätten ist es schwierig, diese           bundenen Schule vermag kein repräsentatives Bild
 nebenberuflichen Lehrkräifte in inhaltliche und metho'           pflegerischer Tätigkeitsfelder mehr zu bieten, entspre-
 dische Absprachen einzubeziehen und mit ihnen etwa               chend einseitig sind die vermittelten Qualifikationen.
 fächerübergreifenden Unterricht zu planen.

                                                                                   MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 14l1 JUI|    1S7
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Im ambulanten Bereich überschneiden sich die Aufga-         Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe haben bislang
ben von Krankenschwestern, Krankenpflegern, Alten-          kein Studium, sondern eine auf Pflegeausbildung und
pflegern und Altenpflegerinnen. Im stationären Bereich      Berufserfahrung aufbauende Weiterbildung abgeschlos-
nimmt mit der veränderten Bevölkerungszusammenset-          sen, deren Kosten in fünfstelliger Höhe in der Regel von
zung der Anteil alter Patientinnen und patienten zu.        den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst aufan-
Kranken- und Kinderkrankenpflege sind im Kranken-           bringen waren, sofern sie nicht durch Arbeitwerwal-
pflegegesetz gemeinsam geregelt; die Ausbildungen           tung oder Rehabilitationsträger, gelegentlich auch durch
weisen weitgehende übereinstimmung in den Zielen            Arbeitgeber, übernommen wurden. Dauer und Inhalt
und Inhalten auf. Deutliche Parallelen gibt es auch         der Weiterbildungsmaßnahmen variierten stark (Ertl-
zwischen dem Hebammen- und dem Krankenpflegege-             Schmuck, 1990; Oelke, t99l), das Schwergewicht lag
setz, so daß bei Kranken-, Kinderkranken-, Entbin-          angesichts der Kürze der verfügbaren Zeit (12 - 24
dungs- und Altenpflege von eng verwandten Berufen           Monate) in der Regel im pädagogischen, insbesondere
gesprochen werden kann.                                     im didaktischen, Bereich. Unterrichtet werden sollte
                                                            von diesen Lehrkräften vornehmlich das Fach Kran-
Für diese Berufsgruppe wird gegenwärtig eine integra-       kenpflege. Dieser Inhaltskomplex spielte in der Wei-
tive Ausbildung diskutiert (2.8. Bundeworstand der          terbildung vielfach nur eine untergeordnete Rolle; das
ASG, o.J.).                                                 in Grundausbildung und beruflicher Tätigkeit erworbe-
                                                            ne Wissen mußte unter dem Druck der zeitlichen Rah-
Dabei stehen zwei Varianten zur Wahl:                       menbedingungen oft als ausreichend akzeptiert werden.
       o   eine einheitliche Ausbildung für ein
                                                             Die Aufgabe, vor die Lehrerinnen und Lehrer für Pfle-
           breiteres Tätigkeitsfeld mit einem ein-
                                                             geberufe gestellt sind, ist formal dieselbe wie die von
           heitlichen Abschluß (2.8. als Pflege-
                                                             Lehrkräften anderer beruflicher Fachrichtungen: Es
           fachkraft) und
                                                            geht vor allem darum, gemeinsam mit Praktikern des
       r   eine teilweise gemeinsame Ausbildung             jeweiligen Berufes Jugendliche und junge Erwachsene
           mit einer Verzweigung in die Einzel-
                                                            auf gegenwärtige und zukünftige Aufgaben vorzuberei-
           berufe nach gemeinsamer Grundshrfe.
                                                            ten. Das erfordert von den Lehrkräften Hintergrundwis-
                                                            sen, mit dern Zusammenhänge erklärt und Handlungen
Der Gruppe der Pflegeberufe werden in der berufspäd-
                                                            begründet werden können; fachbezogenes Wissen muß
agogischen Literatur weitere Berufe zugeordnet (Bals,
                                                            hinterfragt und wissenschaftlich fundiert werden kön-
1993; Becker & Meifort, 1995), wobei die Zuordnung
                                                            nen. In der Ausbildung der Lehrkräifte kann es dabei
im Einzelfall nicht immer eindeutig ist, auch ist die       nicht um einen ,,verschärften Parforceritt durch die
Abgrenzung    nsozialpädagogjschen Berufen schwierig
                                                            Inhalte der Unterrichtsfticher ... (gehen). Aufgrund
@ecker, 1995; Kühnert, Schnabel, Gehle & Hassan,            seines Studiums (Kenntnis der Sachstruktur und Me-
1996; Meifort,199541995b). Bei der Diskussion um
                                                            thoden der jeweiligen Wissenschaft) sollte der zukünfti-
eine integrative Ausbildung im Pflegebereich ist - zu-
                                                            ge Lehrer vielmehr zu selbstorga.nisiertem Lernen im-
mindest in Nordrhein-Wesfalen - an eine Einbeziehung
                                                            stande sein, er sollte wissen, wo er das findet und wie er
dieser weiteren Berufe gegenwärtig nicht gedacht.
                                                            sich das erarbeitet, was er im konkreten Einzelfall noch
                                                            nicht weiß" (Bals, 1993, S. 102). Nur so ist eine Lehr-
1.2 Traditionelle Qualifi zienrng der hauptberufl           kraft in der Lage, neue wissenschaftliche Erkenntnisse
lichen Lehrkräfte                                           und Wandlungen des Berufsfeldes konstruktiv im Hin-
                                                            blick auf ihren Aufgabenbereich zu verarbeiten.
Da die Schulen für Pflegeberufe ebenso wie      andere
Schulen für Gesundheitsfachberufe nicht in das öffentli-    Auf diesem Hintergrund wurde von Berufwerbänden
che berufliche Schulwesen einbezogen sind, gibt        es   der Pflege und von Lehrerinnen und Lehrern für Pfle-
nicht nur mehr nebenberufliche und nebenamtliche            geberufe eine hochschulische Ausbildung der Lehrkräfte
Lehrkräfte, sondern die hauptberuflichen Lehrkräfte                          in anderen Bereichen selbstverständ-
                                                            gefordert, wie sie
weisen auch einen anderen Qualifikationsweg auf als         lich ist. Wenn man von Traditionen im Pflegebereich
andere Lehrkräifte. Standard bei der Ausbildung von         absieht, läßt sich auch schwerlich ein sachlicher Grund
Lehrerinnen undLehrern für öffentliche Schulen ist ein      dafür finden, daß Einzelhandelskaufl eute, Friseurinnen
wissenschaftliches Studium eines Hauptfaches oder           und Installateure von akademisch qualifizierten haupt-
einer beruflichen Fachrichtung eines Nebenfaches und        beruflichen Lehrkräften unterrichtet werden sollten-
der Erziehungswissenschaft, das mit der ersten              Pflegende hingegen nicht.
Staatsprtifung abschließt und von einem zweijährigen
Vorbereitungsdienst und der zweiten Staatsprtifung
gefolgt wird. Lehrkräfte für berufliche Schulen müssen      2. Pflegepädagogik an Hochschulen
außerdem ein einjähriges Praktikum vorweisen, das
ganz oder teilweise studienbegleitend absolviert werden     In den letzten Jahren sind in rascher Folge pflegepäd-
kann (Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und            agogische Studiengänge eingerichtet worden; übersich-
Prüfung    für ein Lehramt der Sekundarstufe II             ten über diese Studienginge, die in Pflege-Zeitschriften
(berufliche Fächer) oder für die beruflichen Schulen -      erschienen oder vom Berufwerband herausgegeben
Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 12. 5 . 199 5\.    wurden (Deutscher Berufwerband für Pflegeberufe,

MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 141 Juti   1S7                                                                            47
handelt es sich bei den Studiengängen in Münster und
1995; Golombeh 1995; Studiengi\nge auf einen Blick,
1995) waren vielfach    bei ihrem Erscheinen     bereits    Bielefeld um Vollzeitstudiengänge, wobei tatsäichlich
überholt.
                                                            auch hier die Studierenden in nicht unerheblichem
                                                            Ausmaß ihren Lebensunterhalt durch Berufstätigkeit
                                                            sichern @ennen-Al1hoff, 1997c). Im Hauptstudium
                                                                                                               ist
Es gibt keine Übereinstimmung in der Frage, welcher
Hoclschultyp für die Ausbildung von Lehrkräften für         in allen drei nordrhein-westFälischen Studiengängen ein
PflegeberufJ zuständig sein soll. Während etwa der          Vertiefungsbereich zu wählen; in Köln und Münster
                                                            sind diese-Vertiefungsbereiche auf bestimmte Praridel-
Bunäesausschuß der Länderarbeitsgemeinschaften der
Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe (Stolz' 1995)'
                                                            der bezogen, in niölefeld sind sie fach'lich-inhaltlich
die Robert-Bosch-Stifung (1996) und die Arbeitsge-          differenziert.
meinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemo'
kraten im Gesundheitswesen @undeworstand der ASG'
                                                            Der StudiengngPflegepädagogqk in Bielefel{ der in
o.J.) für eine universitäre Ausbildung plädieren und die
                                                            Inhalt und Struktur weitgehend Lehramtsstudiengängen
Kultusministerkonferenz @ahmenvereinbarung I 995)           entspricht, aber als einphasige Ausbildung organisiert
Pflege in den Katalog der beruflichen Fachrichtungen        und an einer Fachhochschule lokalisiert ist, soll im
für das universitäe Lehramtsstudium aufgenommen             folgenden Abschnitt ausführlicher beschrieben werden
hat, hat der Wissenschaftsrat für eine Ausbildung an        (vgl. Rennen-Allhoff, 19974. im Druck).
Fachhochschulen votiert, und der Bundesminister für
Bildung Wissenschaft, Forschung und Technologie hat         3. Das Studium der Pflegepädagogik in Bie-
sich 1996 für eine Vedagerung der gesamten Lehrer-          lefeld
ausbildung an Fachhochschulen ausgesprochen.
                                                            3.1 Konzeption
Es kann in dieser Situation nicht verwundern, daß sich
die Konzeptionen der Studieng?inge erheblich vonein-         Wie bei der Entwicklung anderer pflegepädagogischer
ander unterscheiden (Landenberger, 1997). Zwar               Studiengänge (Bischoff, 1993; Blank-Hurst, 1995) wur-
glaubte Blank-Hurst (1995), eine weitgehende Über-           de auch in Bielefeld von den Prinzipien der Wissen-
-instimmung                                                  schaftsorientierung und der Praxisorientierung ausge-
              zumindest in den Leitzielen insofern fest-
stellen zu können,    als die Studierenden durchgängig       gangen. Wissenschaftsorientierung wird im Zusart-
,die  Berufsfähigkeit  für das zukünftige Tätigkeitsfeld     menhang mit der Ausbildung von Lehrkräften übli-
im Sinne einer Handlungskompetenz erlangen" sollten          cherweise auf zwei Bereiche bezogen, den der Fachwis-
(1995, S. 24), doch gehen die Vorstellungen darüber          senschaften und den der Erziehungswissenschaften. Bei
 auseinander, ob diese Handlungskompetenz bereits im         der Praxisorientierung sind bei der Ausbildung von
 Studium erworben werden soll (wie bei den meisten           Lehrkräften für den beruflichen Bereich ebenfalls zwei
 entsprechenden Studiengängen) oder erst nach an-            Aspekte zu differenzieren, die berufliche Praxis der
 schließendem Referendariat erwartet wird (wie bei der       Pflegenden und Auszubildenden und die Unter-
 zweiphasigen Lehrerausbildung in Bremen). Weitere           richtspraxis (s. Abb. l).
 Unterschiede gibt es in der Frage, ob das Studium allein
 auf eine Unterrichtst itigkeit ausgerichtet ist oder ob     Alle vier Aspekte berufspädagogischer Qualifikation
 auch der Fort- und Weiterbildungsbereich einbezogen         sollten bei der Ent'wicklung des Bielefelder Ausbil-
 wird und in der Frage, ob der Praxisbezug allein in der     dungsga.ngs berücksichtigt werden.
 Krankenpflege oder in Pflegeberufen allgemein gesehen
 wird.                                                       Die Pflege-Praxis nimmt in diesem Konzept breiten
                                                             Raum ein
 Geringfiigiger sind die Unterschiede zwischen den           .   durch den Abschluß einer pflegerischen Berufsaus-
 Konzeptionen innerhalb des engeren Rahmens, den                 bildung und anschließende Berufstätigkeit und
 einzelne Bundesländer abstecken. So hat das Land            .   durch eine systematische Erweiterung und Vertie-
 Nordrhein-Westfalen entschieden, pflegepädagogische             fung der Kenntnisse und Erfahrungen in pflegeri-
 Studiengänge an Fachhochschulen anzusiedeln, und die            schen Arbeitsfeldern im Verlauf des Grundstudiums.
 dort ausgebildeten Lehrkräfte sollen im Ausbildungsbe-
 reich alle Fächer bis auf das Fach Krankheitslehre ab'      Fachwissenschaft in zunächst für alle Studierenden die
 decken, das weiterhin von Medizinerinnen und Medizi-        Pflegewissenschaft,    wobei    Pflegewissenschaft als
 nern unterrichtet werden soll" Die drei pflegepäMgogr-      Handlungswissenschaft verstanden wird, die dazu bei-
 schen Studiengänge in Bielefeld' Köln und Münster           tragen soll,,,pfl egeri sches Erfahrungswi ssen begrifflich
 sehen die späteren Einsatzmöglichkeiten der Studieren-      zu fassen, zu ordnen, zu überprüfen und weiterzugeben"
 den in der Aus-, Fort- und Weiterbildung in Pflegeberu-     (Robert-Bosch-Stiftung 1996, S. 10). Sie wird als em-
 fen, beschränken sich also angesichts der in Abschnitt      pirische Wissenschaft aufgefaßt, wobei es sich gegen-
  1. dargestellten Entwicklungen im Pflegebereich nicht      wärtig allerdings eher um ein Programm als um ein
 auf die Ausbildung von Lehrkräften für einen Einzelbe-      bearbeitetes Feld handelt. Studieninhalte sind hier Pfle-
 ruf, wie das bei den ,,Unterrichtsschwestern" und           getheorien, Pflegeforschung Pflegepraxis, pflegerele-
 .,Unterrichtspflegern" der Fall war. Alle drei Studien-     vante Themen aus den Gesundheitswissenschaften so'
 gänge haben eine Regelstudienzeit von acht Semestern'       wie Methoden und Fachenglisch. Im Hauptstudium
 wobei das fünfte Semester ein Praxissemester ist. Wäh-      kommen rnit den Vertiefungsbereich Ausschnitte aus
 rend das Studium in Köln berufsbegleitend angelegt ist,

                                                                               MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 141 Juli     1S7
  48
o                  Fachwissen-                       Erziehungs-              'u
                 J                                                                              qr:
                  o                    schaften                        wissenschaft             E\
                  CL                                                                            or
                  tn                                                                            rcl
                                                                                                o
                  o                                                                             e.
                                                                                                UI
                  t,                                                                            (.r
                                                                                                :r
                 t           Berufl iche Tätigkeiten              Berufliche Tätigkeiten        o
                  l.,
                  t!         der Schülerin/
                  u.                                              als Lehrerin/Lehrer           vr
                                                                                                !t(D
                             des Schülers                         Ausbilderin/Ausbilder          r
                             der Auszubildenden                   Dozentin/Dozent                (D

                                            Berufstäti g ke i ts bezo ge ne
                                                     Aspekte

            Abb. 1: Aspekb berufspädagogischer Qualifikation

weiteren Fachdisziplinen hinzu. Dabei kann gewählt            Pflegebereich ist dadurch gekennzeichnet, dalJ es bisher
werden zwischen                                               keine Studienseminare für diesen Bereich gibt und bei
o   psychologisch-sozialwissenschaftlichen Grundlagen         der Konzeption einer einphasigen Ausbildung deshalb
o   naturwissenschaftlichen Grundlagen und                    auch keine Koordinationsprobleme zwischen den ver-
r   betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Grundla-         schiedenartigen Institutionen Studienseminar und
    gen.                                                      Hochschule zu berücksichtigen sind. Bei der Enfwick-
Den Fachwissenschaften ist auch die Fachdidalidik zu-         lung des Bielefelder Studiengangs wurde allerdings
geordnet; damit ist Pflegedidaktik für alle Studierenden      davon ausgegangen, daß die Strukturen anderer Fach-
verbindlich, hinzu kommt die Fachdidaktik des gewäihl-        hochschulstudiengänge auch nicht einfach übernommen
ten Vertiefu ngsbereiches.                                    werden können, sondern daß hier
                                                              .   eine systematische Vorbereitung auf die praktisch-
Im Bereich der Erziehungswissenschaften entsprechen               pädagogischen Aufgaben in enger Kooperation von
Inhalt und Umfang den allgemeinen Vorgaben für eine               Hochschule und Ausbildungsstätten sowie Fort- und
Lehrerausbildung (Ordnung der Ersten Staatsprüfung                Weiterbildungseinrichtungen geleistet werden muß,
für Lehrämter an Schulen, 1995; Rahmenvereinbarung            o   diese Kooperation personell abgesichert werden muß
1995).                                                            und
                                                              .   spezifische pralctisch-pädagogische Prüfungsbe.
Bei der Vermittlung pädagogischer Praxiserfahrungen               standteile vorzusehen sind.
unterscheidet sich dac Bielefelder Konzept deutlich von
der Ausbildung von Lehrkräften für staatliche Schulen,        Die pral(isch-pädagogische Ausbildung ist in drei Ab.
die als zweiphasige Ausbildung organisiert ist und die        schnitte untergliedert:
pädagogische Praxis vornehmlich der zweiten phase.            o  Beobachtung von Unterricht und Deskription einer
dem Vorbereitungsdienst, zuweist. Wie etwa Schrek-                 Ausbildungseinrichtung (pädagogisches Orientie-
kenberg (1984) betonte, beruht diese Zweiphasigkeit                rungspraktikum)
,jm wesentlichen auf hochschul- und schulpolitischen          .    zunehmend selbständige Übernahme von Unterricht
Überlegungen und Interessen und ist nicht äus berufs-              an einer Ausbildungseinrichtung (Praxissemester)
bezogenen Erkenntnissen entstanden (19S4, S. 204).            r    Ausweitung der pädagogischen Praxis auf den Be-
Berufsbezogene Erkenntnisse sprechen vielmehr eher
                                                                   reich der Fort- und Weiterbildung (Fort- und Wei-
für eine integrative oder einphasige Ausbildung auch               terbildungspraktikum).
im Hinblick auf Möglichkeiten zur Reduzierung       des
sogenannten Praxis- oder Realitätsschocks (Brouwer
                                                 &
ten Brinke, 1995). Modellversuche mit einphasigen
Ausbildungskonzepten sind,Brfolgreich gescheitert"
                                                             3.2 Aufbau und Struktur
(Schreckenberg 1984) am Beharrungsvermögen exi-
stierender Institutionen und am Unvermögen, die für
                                                             Der Ausbildungslveg zur fregepädagogjn oder zum
                                                             Pflegepädagogen ist in Abbildung 2 zusammenfassend
eine einphasige Ausbildung erforderlichen Vorausset-
zungen zu schaffen @eckmann, 1980). Die gegenwärti-          dargestellt.
ge Situation der Ausbildung von Lehrkräiften für den

MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 1ztl1 Juti   1S7                                                                          49
Diplom -Pfl egepädagogi n
                                    Diplom-Pflegepädagoge

                                             4jähriges Studium
                                            der Pflegepädagogik

                                     .       berufliche
                                             Fachrichtung Pflege
                                     o Erziehungswissen-
                                             schaft
                                     r       Vertiefungsbereich

                                    I   jähri ge Berufserfahrun g

                         3jährige Ausbildung in einem pflegeberuf
                    (Krankenpfl ege, Altenpfl ege, Kinderkrankenpfl ege,
                                        '   Entbindungspflege)

     Abbildung 2: Ausbildungsweg zur Pflegepädagogin/zum pflegepädagogen

                        Eruveiterung Neuorientierun               Ein-     Ausweitung    auf    Diptom-
                       und   vertiefung        g in   Richtung üben      andere praxisfetder arbeit
                       derKenntnisse auf            von (praxisanleitung,
                            und      pädagogisches Unter- Fort- und Weiter-
                      Ertahrungen im Aufgabenfeld richt        bitdung)
                       Bereich Pflege

                      '1.      2.             3.       4.     5.         6.         7.         8.
                                                            Semester

                    Abbildung 3: Abfolge inhaltlicher Schwerpunkte

                                                                              MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 1411 JUII 1@7
50
in Ausbildung und Berufstä-
Das Studium setzt an den
tigkeit gewonnenen Erfahrungen an, verbreitert die
Pflegeerfahrung und vertieft die Kenntnisse durch die                     3.2 Evaluation
Vermittlung pflegewissenschaftlicher Theorien, Metho-
den und Ergebnisse. Eine Neuorientierung in Richtung                      Der Bielefelder Studiengang wird ausführlich evaluiert;
auf ein pädagogisches Aufgabenfeld wird im ersten und                     diese Evaluation        wird vom          nordrhein-westFälischen
zweiten Semester durch Lehrveranstaltungen in allge-                      Ministerium für Wissenschaft und Forschung finaruiell
meiner Erziehungswissenschaft und Didaktik vorberei-                      unterstützt.
tet. zwischen dem zweiten und dritten Semester durch
ein Orientierungspralcilnrm forciert und im dritten und                   Die Evaluation ist über die gesamte Lavfzeit des Mo-
vierten Semester durch Lehneranstaltungen zur Pla-                        dellversuchs plus drei Monaten für die Auswertung der
nung und Analyse von Unterricht und zur Pflegedidak-                      letzten Erhebung vorgesehen. Geplant ist außerdem je
tik im Ausbildungsbereich fortgesetzt. Das fünfte Se-                     eine Nachbefragung drei und fünf Jahre nach Studien-
mester, das Praxissemester, ist der zunehmend selb                        abschluß. Das Konzept entspricht einem gemischten
ständigen Durchführung von Unterricht gewidmet, im                        Längsschnitt- und Querschnittdesign. Für die erste
sechsten und siebten Semester erfolgt dann eine Aus-                      Kohorte besteht die Untersuchung aus folgenden Ele-
weitung des Praxishorizontes auf die Bereiche Praxisan-                   menten (s. Abbildung 4).
leitung und Fort- und Weiteöildung. Hinzu kommt hier
eine Erweiterung des inhaltlichen Spektrums durch die
Wahl eines Vertiefungsbereiches.

                           Eingangsäetralgung
                           Befragung der Studienanfängerinnen und -anfänger zu
                           o   Bildungsvoraussetzungen und Berufsbiographie
                           .   persönlicher Situation (besondere finanzielle und familiäre Belastungen
                           o   Studienmotivation, E \^artungen an das Studiurh
                           Die Daten \,erden im Rahmen eines             StudieneingangsprojeKes (methodische
                           Grundlagen der Pflegerrrissenschaft) ausge\ €rtet und diskutiert.

                           Fodaufende Befrryung zur Qualiät der Lehrc (fqmative Evatuation)
                           .   Befragung der Studentinnen und Studenten zu Inhalten und zur Methodik, bezogen
                               auf einzelne Lehrveranslaltungen/Praktika und das Studienangebot insgesamt
                           .   Befragung der Lehrenden
                           .   Befragung der Einrichtungen, an denen PraKika und Praxissemester abgeleistet
                               \,erden
                           .   Zeitbudgetuntersuchung

                           Absc,hlußerhebung
                           .   Abbnrchquoten
                           .   Dauer des Studiums
                           .   Noten
                           .   Befragung zur Zufriedenheit mit dem Studiurn
                           .   Befragung, invlieureit die in der Eingangserhebung ermittelten En^artungen erfüllt
                               rurden
                           .   Befragung zu den Enrrartungen an den BeMseinstieg

                           Nachbfragung
                           nach 1. 3 und 5 Jahren
                           .   der Absolventinnen und Absolventen zur Berufsbiographie und zur ruckblickenden
                               Beurteilung des Studiums
                           .   der Praxiseinrichtungen zur Einstellungspraxis

                        Abbildung 4: Übeölick über die Erhebungen bei der 1. Kohorte

MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 141     Juti't€7                                                                                               51
Die Ergebnisse der Eingangsbefragung und der Erhe-
bungen des ersten Semesters liegen inzwischen vor                  Brouwer, N. & ten Brinke, S. (1995). Der Einfluß inte-
(Rennen-Allhoff, 1997a b, c).                                      grativer Lehrerausbildung auf die Unterrichtskompe"
                                                                   tenz. Empirische Pädagogi( 9, 3-31.

4. Perspektiven                                                    Bundesvorstand der ASG (Hrsg.) (o.J                ). Das ASG-
                                                                   Reformkonzept der Pfl egebildung. Bonn.
Die weitere Entwicklung pflegepädagogischer Studien-
gänge wird von den Ergebnissen der Evaluation der                  Deutscher Bundewerband               für   Pflegeberufe (Hrsg.)
Modellstudiengfinge beeinflußt werden, wird aber vor               (1995). pflege Studiengflnge         - Übersicht
                                                                                                          über die Pfle-
allem von zwei politischen Entscheidungen abhängen                 gestudiengänge an Universitäten und Fachhochschulen
o   ob nämlich die Pflegeausbildungen in das staatliche            der Bundesrepublik Deutschland, DBfl( Bundewer-
    System der beruflichen Bildung einbezogen werden               band, Eschborn.
    und wenn ja" in welcher Weise (im dualen System
    nach dem BerufsbildungFgesetz oder in Form von                 Ertl-Schmuck, R. (1990). Die Ausbildung znm Lehrer
    Berufsfachschulen) und                                         für Krankenpfl ege. Melsungen: Bibliomed.
.   ob die Lehrerausbildung als zweiphasige Ausbildung
    an Universifäten und Studienseminaren verbleibt                Gesetz über den Beruf der Hebamme und des Entbin-
    oder den Fachhochschulen zugeordnet wird.                      dungspflegers (Hebammengesetz - HebG). In H. Kur-
Für einen Sonderweg der Pflegeausbildungen und der                 tenbach, G. Golombek & H. Siebers (1987) (2 Aufl )
Ausbildung von Lehrkräften        für diesen Bereich wird          Krankenpflegesetz mit Ausbildungs- und Prüfirngsver-
sich auf Dauer keine Rechtfertigung finden lassen.                 ordnung für die Benrfe in der Krankenpflege              -   Kom-
                                                                   mentar (S. 55-67). Köln: Kohlhammer.

                                                                   Gesetz über die Berufe                in
                                                                                                     der Krankenpflege
Literatur                                                          (Krankenpflegegesetz - KrPflG). In H. Kurtenbach, G.
                                                                   Golombek & H. Siebers (1987) (2 Aufl.) Krankenpfle-
Bals, T. (1990). Professionalisierung des Lehrens im               gesetz mit Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für
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                                                                   1994. ln B. Meifort & W. Becker (Hrsg.), Berufliche
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Bundesinstitut für Berufsbildung Berichte zur berufli-      Rennen-Allhofl B. (im Druck). Der Studiengang Pfle-
chen                                                        gepädagogSk - Konzepte, Ziele und Perspektiven. In
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Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-         die Pflegewissenschaft, hinzu kommen in den Vertie-
Wesfalen - Studium und Erste Staatsprüfung. Frechen.        fungsbereichen des Hauptstudiums dann Ausschnitte
                                                            aus weiteren Fachdisziplinen.
Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Pri.ifung
für ein Lehramt der Sekundarstufe II (berufliche      Fä-   Stolz, K. (1995). Bildungsplan ,Fflege mit System" -
cher) oder für die beruflichen Schulen - Beschluß     der   Innovation und Strategie für die Zukunft. Bundesaus-
Kultusministerkonferenz vom I 2.5. I 995.                   schuß der Länderarbeitsgemeinschaften der Lehrerin-
                                                            nen und Lehrer für Pflegeberufe und Bundesarbeitsge-
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Gesundheit, Berichte aus Lehre undForschung, l.
                                                            Studiengänge auf einen Blick (1995). Altenpflege Fo-
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bots im Studiengang Pflegepädagogik - Ergebnisse der
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reich Pflege und Gesundheit, Berichte aus Lehre und         Anschrift der Verfasserin:
Forschung 2.

Rennen-Allhofr,   B. (I997c). Zur    Studierbarkeit des     Prof. Dr. Beate Rennen-Allhoff
Lehrangebots im Studiengang Pflegepädagogik. Fach-          Fachbereich Pflege und Gesundheit
hochschule Bielefeld, Fachbereich Pflege und Gesund-        Fachhochschule Bielefeld
heit, Berichte aus Lehre und Forschung 3.                   Am Stadtholz 24
                                                            33609 Bielefeld

MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 141 JuIi   1s7                                                                        53
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