Hochbauamt Haus Adeline - Favre Neubau Departement Gesundheit Einweihung - Kanton Zürich
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Einweihung, 28. August 2020 Haus Adeline Favre Neubau Departement Gesundheit Einweihung Ka th a r in a- Su l ze r-P lat z z lat kp er W Situation M 1:2000
Inhalt 4 Geburtshilfe für den Wandel Regierungsrat Dr. Martin Neukom, Baudirektor Kanton Zürich 6 Ein weiterer Meilenstein Regierungspräsidentin Dr. Silvia Steiner, Bildungsdirektorin Kanton Zürich 8 Beitrag zum regionalen Service public Dr. Günter Heuberger, Geschäftsführer SISKA Immobilien AG 10 Wandel und Nachhaltigkeit Thomas Jung, Kantonsbaumeister 12 Ein Ort des Lernens Philipp Hirtler, Partner pool Architekten 14 Raum für interprofessionelle Lehre Prof. Dr. Jean-Marc Piveteau Rektor Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften 18 Pläne 28 Chronologie 30 Am Bau Beteiligte
Regierungsrat Dr. Martin Neukom Baudirektor Kanton Zürich Geburtshilfe für den Wandel Die Verwandlung Winterthurs vom Industrie- zum Hochschulstandort ist nicht nur für alteingesessene Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt ein Faszi nosum. Wo einst die Technisierung und Mechanisierung einer Welt vorangetrie ben wurde, in welcher der Mensch mitsamt seiner Arbeitskraft immer entbehr- licher zu werden schien, findet nun die gegenteilige Entwicklung statt: Der Mensch kehrt zurück in den Mittelpunkt. Mit dem Entstehen des grössten Ausbildungszentrums für Pflege, Ergo- und Physiotherapie sowie Geburtshilfe der Schweiz vollzieht sich dieser Prozess in seiner eindrücklichsten Form. An der gleichen Stelle stand einst eine Giessereihalle – wahrlich keine Stätte der Sensibilität und menschlichen Zuwendung. Es würde zu weit führen, die Funktion der Baudirektion in diesem speziellen Fall ebenfalls in die Nähe des Hebammentums zu rücken, aber eines stimmt schon: Wir sind nicht die Bauherrin, sondern die Mieterin im Eigentum der SISKA Immobilien AG, die es Implenia abgekauft hatte. Förderlichen Einfluss nehmen konnte der Kanton Zürich im Architekturwettbewerb, den Implenia unter Beteiligung des Winterthurer Amts für Städtebau und des kantonalen Hochbauamts 2013 durchführte. Gewonnen hat das Projekt Samba von pool Architekten Zürich. Entwickelt und gebaut wurde es von Implenia. Und nun ist das Baby auf der Welt! Es handelt sich um ein Gebäude mit sechs oberirdischen Stockwerken und einer Geschossfläche von rund 25 000 Quadratmetern. Der Winterthurer Hauptbahnhof liegt in Gehdistanz, das Areal ist sehr gut durch den öffent lichen Verkehr erschlossen, es gibt keine Parkplätze, sondern nur Veloabstell- plätze. Zur vorteilhaften Lage gehört natürlich auch deren industriegeschicht- licher Kontext: Fabrikgebäude aus Backstein prägen das Umfeld, und dieses Erscheinungsbild wurde im Projekt beibehalten. Mit Backsteinen wurde die Fassade wieder aufgebaut, die neuen Fenster bilden mit den Fenstern der ehemaligen Giesserei eine Einheit und die historische Kranbahn ist erhalten geblieben. Die Haupterschliessung erfolgt über den Katharina-Sulzer-Platz. Im Innern sind die Räume um einen Innenhof organisiert. Die Erschliessung sämtlicher Räume erfolgt über natürlich belichtete Flure. Der Atriumraum wird mit sgraffitoartigen Wandbildern versehen, welche die rauen inneren Schichten des Betons frei legen. Die Künstlerin Judith Albert unterstützt damit die Grundidee der Archi- tekten, den Aussenraum zum Innenraum zu machen, und betont zusätzlich das Unfertige und Prozesshafte, das diesem Ort eigen ist. Es geht nicht darum, seinen Verwandlungen ein Ende zu setzen, sondern im Gegenteil darum, sie als unabschliessbaren Vorgang zu begreifen. Womit wir wieder am Anfang dieser Überlegungen wären. In einer Zeit, in der man sich an den gleichen Anmassungen autoritärer Staatsführung abarbeiten muss, wie sie im 19. Jahrhundert selbstverständlich waren, ist eine Architektur des Wandels und der Vorläufigkeit ein starkes Signal. Tyrannen bauen Monu- mente, wir dagegen das, was dem Menschen dient – ganz in der Nachfolge der Namensgeberin Adeline Favre. In diesem Sinne danke ich allen, die sich an dieser gelungenen Verwandlung beteiligt haben! 4
Regierungspräsidentin Dr. Silvia Steiner Bildungsdirektorin Kanton Zürich Ein weiterer Meilenstein Mit der Eröffnung des Hauses Adeline Favre in Winterthur erhält die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ein neues, grosszügiges Zuhause mit Strahlkraft weit über den Kanton Zürich hinaus. Der Neubau ist ein attraktiver Lernort für Studierende der Pflege, Physiotherapie, Ergothera- pie und natürlich für angehende Hebammen. Denn die Namenspatronin des Gebäudes auf dem ehemaligen Sulzer-Areal ist ja schliesslich eine national bekannte Hebamme. Das Departement Gesundheit der ZHAW, das ins Haus Adeline Favre zieht, gehört schweizweit zu den grössten und renommiertesten Zentren für die Aus- und Weiterbildung in den Gesundheitsberufen. Gegenwärtig umfasst es rund 300 Mitarbeitende und über 2000 Studierende – Tendenz steigend. Denn der Zürcher Regierungsrat hat für das Departement die Anzahl der Studienplätze ab Herbstsemester 2020/2021 deutlich erhöht. Das Haus Adeline Favre hat den Weg zu diesem Entscheid geebnet. Der Neu- bau ermöglicht nicht nur, dass mehr Studierende als bisher die Ausbildung zu einem Gesundheitsberuf absolvieren können, er sendet auch ein deutliches Signal: Der Kanton Zürich ist sich seiner Verantwortung für das Gesundheits- wesen bewusst. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Corona- Krise haben uns erneut vor Augen geführt, wie wichtig die Gesundheitsberufe sind. Das Haus Adeline Favre ist auch für die Standortstrategie der Zürcher Fach- hochschule von grosser Bedeutung. Nach der Europaallee und dem Toni-Areal in Zürich sowie dem Campus Reidbach in Wädenswil wird nun in Winterthur ein weiterer Meilenstein gesetzt. Gute Rahmenbedingungen sind die Grundvoraussetzung, damit sich der Hochschulplatz auch in Zukunft gegenüber der internationalen Konkurrenz behaupten kann. Und dazu gehört auch eine attraktive Infrastruktur. Ich danke deshalb allen, die sich für diesen Neubau eingesetzt und damit den Bildungs- standort Zürich gestärkt haben: den Hochschulverantwortlichen der ZHAW, der Eigentümerin und Vermieterin SISKA Immobilien AG, dem Entwickler und Totalunternehmer Implenia, der Baudirektion mit dem federführenden Hoch- bauamt sowie den Mitarbeitenden der Bildungsdirektion. Den Studierenden und den Mitarbeitenden der ZHAW wünsche ich viel Freude und Erfolg in ihrem neuen Zuhause. Mögen im Haus Adeline Favre viele neue Ideen geboren werden! 6
Dr. Günter Heuberger Geschäftsführer SISKA Immobilien AG Beitrag zum regionalen Service publicGemeinsam mit dem Kanton Zürich (Baudirektion und Bildungsdirektion), mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und mit der Implenia (Entwickler und Totalunternehmer) durfte die SISKA Immobilien AG im Sulzer-Areal in Winterthur das Projekt für das neue Zentrum des Departe- ments Gesundheit realisieren. Die ersten Gespräche mit Implenia begannen im Mai 2015. Nach einem Bieterverfahren inklusive Due Diligence konnten am 29. Januar 2016 der Kaufvertrag für das Projekt «Haus Adeline Favre» und der Projektentwicklungsvertrag – und später der TU-Werkvertrag für den Bau des Gebäudes – mit Implenia unterzeichnet werden. Wir danken Implenia, dass sie aus dem Bieterverfahren uns als Familienunternehmen von mittlerer Grösse ausgewählt hat. Wichtig war und ist uns, dass wir in Winterthur, am Standort unseres Firmen sitzes, wachsen wollen, weil wir der Meinung sind, dass die Stadt Winterthur nach wie vor gute Möglichkeiten für die wirtschaftliche Entwicklung erwarten lässt. Winterthur bietet einen guten Heimmarkt für Wohnen und Arbeiten. Mit dem Anschluss an das Autobahnnetz, das Eisenbahnnetz und den internatio- nalen Flughafen Zürich sind die Voraussetzungen für ein vernünftiges und nach- haltiges Wachstum der Einwohner und Arbeitsplätze klar gegeben. Strategisch ist das «Haus Adeline Favre» eine Investition in die beiden grossen Treiber des Wachstums in der Schweiz: Ausbildung und Gesundheit. Wenn man die Statistiken und Voraussagen anschaut, dann werden sich die Ausgaben für die Ausbildung und die Gesundheit weiterhin am meisten erhöhen. Und irgend- wie ist es doch – etwas vereinfacht dargestellt – ein Kreislauf: Die jungen Leute werden sich im «Haus Adeline Favre» – im grössten Schweizer Ausbildungs- zentrums für Ergotherapie, Hebammen, Pflege und Physiotherapie – ausbilden, um die ältere Generation – durch die Hebammen sind es auch jüngere Alters gruppen – zu versorgen. Die SISKA Immobilien AG will mit ihren Investitionen und Engagements immer auch einen Service public erfüllen. Das gilt für die Medienunternehmen, die wir in Winterthur verantworten sowieso, sonst hätten wir gar keinen Anspruch auf Konzessionen und Gebührenanteile. Diese Erfahrungen bringen wir in die SISKA Immobilien AG ein und wir erachten unsere Investitionen in Einkaufszentren, Wohnungen und Hotels auch als einen Beitrag zum regionalen Service public. Wir freuen uns also, mit dem Kanton Zürich, der ZHAW und der Stadt Winterthur als Standortgemeinde, einen noch höheren Anteil am regionalen Service public zu leisten. Die SISKA Immobilien AG dankt allen Beteiligten dieser Institutionen, aber auch Implenia, unserer Bauherrenvertretung ProjektBeweger, den Pool- Architekten, den Handwerkerinnen und Handwerkern, den Unternehmern und den Baubehörden für die grosse Leistung, das «Haus Adeline Favre» gemäss den Verträgen vollständig, pünktlich und innerhalb der Kosten fertiggestellt zu haben. Ich habe in den letzten Jahren viele eigene und fremde Baustellen gese- hen und begleitet. Die Entwicklung des «Hauses Adeline Favre» war eine tolle Erfahrung und keine Sitzung, keine Mail und kein Telefon war unanständig oder böse. Das «Haus Adeline Favre» ist das Musterbeispiel, dass man auch in der heutigen Zeit – trotz allem finanziellen und zeitlichen Druck – anständig mit einander ein 96-Millionen-Franken-Projekt durchziehen kann. Von daher gilt es nicht nur zu danken, sondern auch allen Beteiligten die Anerkennung für die gute Leistung auszusprechen: «You did a great job!» 8
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Thomas Jung Kantonsbaumeister Wandel und Nachhaltigkeit Eine Seuche hat uns im Jahre 2020 heimgesucht und uns vor Augen ge- führt, wie wichtig die Pflegenden für eine Gesellschaft sind. Die Lage in der Schweiz war und ist nach wie vor besonders; wir halten Abstand zueinander, tragen Masken und achten mehr denn je auf eine gute Handhygiene. Dass das Interesse an einer Aus- und Weiterbildung im Pflegebereich anhaltend gross ist, ist vor diesem Hintergrund beruhigend. Durch die stetig steigende Anzahl der Studierenden in den Pflegeberufen zeichnete sich bereits 2010 ab, dass die Gebäude am Standort Eulachpassage das zu erwartende Wachstum in zehn Jahren nicht mehr werden aufnehmen können. Um dem zunehmenden Flächenbedarf entsprechen zu können, wurde ein geeignetes Objekt gesucht, welches auf dem Campus Sulzer-Areal mit der Halle 52 gefunden wurde. Mit Implenia war auch ein versierter Immobilien entwickler zur Stelle, um am Wandel vom Industrie- zum Wissensstandort in Winterthur weiterzubauen. Mit einem Architekturwettbewerb wurde die Grundlage für eine nachhaltige und gute Architektur gelegt. Das Projekt der pool Architekten aus Zürich ging aus diesem Wettstreit der Ideen und Konzepte als Sieger hervor. Der äusser- lich schlichte Baukörper, welcher sich an der gleichen Stelle wie die frühere Halle 52 befindet, integriert sich gut in das bestehende Ensemble, wie auch in den übergeordneten stadträumlichen Kontext der auf dem ehemaligen Sulzer- Areal neu entstehenden Lokstadt. Das Gebäude mit sechs oberirdischen und zwei unterirdischen Geschossen besetzt die gesamte Grundstücksfläche. Im Gebäudeinnern sind mit einem kompakten Schichtring Räume um einen Hof organisiert. Versetzt angeordnete Volumen lassen den inneren Bereich zu ei- ner begehbaren Raumskulptur werden. Diese erstreckt sich vom ersten Unter geschoss bis unter das alles überspannende Glasdach. Das Raumprogramm umfasst Unterrichts- und Praxisräume, Büros für Mit arbeitende, ein Ambulatorium und Simulationszentrum, eine Cafeteria und eine Selbstverpflegungszone. Dass das Gebäude auch nachhaltig ist, dafür wurde Sorge getragen; es entspricht den Richtlinien des SIA-Energieeffizienz- pfades 2040 und erfüllt den Minergie-Standard. Der Kanton Zürich mietet das nun fertiggestellte Gebäude, wie bereits die ZHAW-Bibliothek. Der Neubau wurde von Implenia als Entwickler und Total unternehmer geplant und realisiert. Eigentümerin und Vermieterin ist die SISKA Immobilien AG. Dabei war es für die Planung und Ausführung von Vorteil, dass die Vermieterin für das Haus Adeline Favre dieselbe ist wie am Standort Eulachpassage. Die SISKA Immobilien AG erwies sich als ein den Bedürfnissen der Nutzer ge- genüber offene und verständnisvolle Partnerin, welche sich gleichermassen für die Umsetzung guter Architektur und Bauqualität eingesetzt hat. Die rasch eingespielte Zusammenarbeit unter allen Beteiligten hat schliesslich zu diesem sehr guten Ergebnis geführt: Wandel und Nachhaltigkeit sind am Haus Adeline Favre ablesbar und stehen nicht in einem Zielkonflikt. Im Namen des Hochbauamts danke ich allen Projektbeteiligten für ihren Ein- satz und ihre Leistung. Den Nutzern, insbesondere den Mitarbeitenden, den Lehrenden und Lernenden der ZHAW sowie ihren Besucherinnen und Besu- chern wünsche ich viel Freude am neuen Gebäude. 10
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Philipp Hirtler Partner pool Architekten Ein Ort des Lernens Der Katharina-Sulzer-Platz war das Zentrum der Giessereien und damit des Sulzer-Areals überhaupt. Er ist geprägt vom industriellen Charakter der Fabrik gebäude aus gelbgebrannten Backsteinen und der umlaufenden Kranbahn. Die Fassaden mit der Kolossalordnung und die Kranbahn verleihen dem Platz eine eindrückliche Monumentalität. Die neue Fachhochschule für Gesundheit der ZHAW wurde auf dem Fussabdruck der ehemaligen Halle 52 erstellt und akzentuiert durch sein überhohes Volumen die charakteristische Grossform und das historische Erscheinungsbild des Ensembles. Die neue Fassade be- steht aus einem selbsttragenden Mauerwerk aus gelbem Klinker. Die vertikalen Öffnungen wurden mit einem möglichst filigranen Stahlfenster in Dreifach- Isolierverglasung versehen, um den industriellen Charakter zu betonen. Die Kranbahn, die dem Platz die ausgeprägte längsgerichtete Dimension verleiht, wurde vor dem Abbruch fachgerecht demontiert, auf dem Baugelände gelagert und nach der Fertigstellung der Fassade wieder im Originalzustand montiert. Obwohl das Gebäude an einem Platz steht, verfügt die Schule nicht über einen eigenen Aussenraum. Dies wurde im Innern mit einem Atrium kompensiert. Ein Ring aus umlaufenden Galerien begrenzt den Hof und bildet mit seiner gitter- artig strukturierten Innenfassade ein Pendant zur monumentalen Fassade im Aussenraum. V-förmige Träger mit Oberlichtern überspannen das Atrium. Im Innenhof sind Hörsäle und Praxisräume versetzt gestapelt. Dadurch entstehen grosszügige Plätze und Terrassen, die als Foyer und Begegnungszonen sowie als Arbeits- und Lernbereiche genutzt werden können. Die versetzte Stapelung gliedert den Innenhof in unterschiedliche Bereiche und macht, im Zusammen- spiel mit den Treppen, den Innenraum mit seinen vielfältigen Raumbezügen erlebbar. Das Atrium ist wie ein gedeckter Aussenraum gestaltet. Die Plätze und Terrassen erhalten mit grossen Kandelabern identitätsstiftende Licht körper, das Outdoor-Mobiliar unterstützt den Aussenraum-Charakter. Betritt man das Haus vom Katharina-Sulzer-Platz her, eröffnet sich eine Durch- sicht hinauf bis zum Himmel. Der Blick von unten auf die gestapelten Volumen zeigt ein abstraktes, dreidimensionales Raumgefüge in Sichtbeton. Bewegt man sich aufwärts, entdeckt man verschiedene erdfarbene Bodenbeläge auf jedem Stockwerk. Schaut man nach unten, ergibt das Zusammenspiel der Farbflächen ein abstraktes Bild. Im Gegensatz zum roh gehaltenen Atrium sind die Praxisräume und Hörsäle technisch voll ausgebaut. In den Praxis- räumen sind die Wände in Hellblau gehalten, die Hörsäle wurden mit rötlichen Farbtönen gestaltet. Die nichttragenden Wände der Galerien bestehen aus gel- bem Kalksandstein. Wie die Fassade mit ihrem gelben Mauerwerk aus Klinker, verweist auch das Mauerwerk der umlaufenden Galerien auf die industrielle Vergangenheit des Ortes. Die Farbgebung dient der Orientierung und schafft eine lernfreundliche Atmosphäre. Unser Ziel war, ein Gebäude zu erstellen, das den Austausch zwischen den Studierenden und Lehrenden fördert und eine Atmosphäre schafft, in der man gerne lernt und Wissen vermittelt. Dieses Gebäude zu planen und umzusetzen, war eine interessante und anspruchsvolle Aufgabe. Wir möchten uns bei allen am Planungs- und Bauprozess Beteiligten bedanken, die mit ihrem Einsatz zum guten Gelingen dieses Bauwerkes beigetragen haben: der Implenia als Entwickler und Totalunternehmer, der Eigentümerin SISKA Immobilien AG, den Hochschulverantwortlichen und der Baudirektion mit dem federführenden Hochbauamt. 12
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Prof. Dr. Jean-Marc Piveteau Rektor Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Raum für interprofessionelle Lehre Keine andere Hebamme hat die Entwicklung der Medizin so hautnah miterlebt wie Adeline Favre. Von Geburten im einfachen Bauernhauszimmer in Walliser Bergdörfern, wo neben Heilkräutern fast nur Gebete zur Verfügung standen, bis zum Geburtssaal mit modernsten medizinischen Möglichkeiten. Bei allen Vor- zügen der Technik standen für sie dabei aber immer der Mensch und ihre Arbeit als Hebamme im Zentrum. Dieses Berufsverständnis steht für mich auch im Zentrum des neuen G ebäudes, das nach der berühmten Hebamme aus dem Val D’Anniviers benannt ist. Es steht für mich für die Art und Weise, wie dort gelehrt, geforscht und gearbeitet werden wird. Künftige Pflegefachpersonen, Hebammen oder Ergo- und Physio therapeutinnen und -therapeuten sollen dort nicht nur einen Beruf erlernen, sondern auch ein positives Berufsverständnis stärken können. Denn ihre Rolle in der medizinischen Grundversorgung ist wichtig und wird künftig immer wichtiger werden. Wichtig sind aber nicht nur die einzelnen Gesundheitsberufe, sondern immer mehr auch deren Zusammenarbeit. Im Bildungsbereich wird dies als inter professionelle Lehre und Forschung bezeichnet. Und dafür bietet das «Haus Adeline Favre» beste Voraussetzungen. Architektonisch wurde das Innenleben des Gebäudes auf Begegnungen ausgelegt. Im hellen Atrium werden Hörsäle und Praxisräume versetzt gestapelt. Daraus entstehen vertikal geschichtete Plätze und Terrassen, Orte an denen Studierende, Dozierende und M itarbeitende zusammenarbeiten und sich austauschen können. Dieser Austausch ist im Gesundheitsbereich von zentraler Bedeutung und wird immer wichtiger. Denn die grössten Herausforderungen im Gesundheitswesen können nicht von einer Profession allein gelöst werden. So müssen die ver- schiedenen Gesundheitsberufe beispielsweise bei der wachsenden Gruppe älterer Patientinnen und Patienten mit mehreren, teilweise chronischen Krank- heiten Hand in Hand arbeiten und gemeinsam Lösungen für komplexe Konstel- lationen finden. Während das neue Gebäude entstand, wurde am Departement Gesundheit gleichzeitig ein neuer Bachelor- und Master-Lehrplan entwickelt. In beiden Fällen gibt es einen erhöhten Anteil an interprofessioneller Lehre. Dies schlägt sich nicht nur in Ausbildungs- und Weiterbildungsprogrammen nieder, sondern auch in der Art und Weise, wie künftig gemeinsam unter dem neuen Dach gearbei- tet werden wird. Im vierten Stock sind beispielsweise die Mitarbeitenden aller Bachelorstudiengänge untergebracht, um sich eng in Bezug auf gemeinsame, interprofessionelle Lehre abstimmen zu können. Eine Hochschule ist in meinem Verständnis immer auch Teil der Gesellschaft. Und dies zeigt sich im «Haus Adeline Favre» in Form des Thetriz, dem neuen Winterthurer Therapie-, Trainings- und Beratungszentrum. Dieses bietet ab 2021 als Teil der Ausbildung unserer Studierenden gewisse Behandlungen und Beratungen für die Bevölkerung an. Damit ermöglicht das Thetriz nicht nur eine Verbindung zur Gesellschaft, sondern auch eine noch stärker praxisorientierte Ausbildung. Gerne möchte ich mich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit in der Planungs- und Bauphase bedanken. Beim federführenden Hochbauamt, der Eigentümerin und Vermieterin SISKA Immobilien AG, bei Implenia als Entwickler und Totalunternehmer und den pool Architekten. Bedanken möchte ich mich auch bei allen Mitarbeitenden der ZHAW, die am Projekt beteiligt waren. 14
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Pläne M 1: 500 1. Untergeschoss Ansicht Katharina-Sulzer-Platz 18
N 0 2 5 10 m Erdgeschoss 19
Pläne M 1: 500 1. Obergeschoss Schnitt A-A 20
N 0 2 5 10 m 2. Obergeschoss Ansicht Nordwest 21
Pläne M 1: 500 3. Obergeschoss Schnitt C-C 22
N 0 2 5 10 m 4. Obergeschoss Ansicht Südwest 23
Pläne M 1: 500 5. Obergeschoss Schnitt B-B 24
N 0 2 5 10 m Dachaufsicht Ansicht Südost 25
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Chronologie März 2013 Projektwettbewerb, Entwurf von pool Architekten, Zürich, geht als Sieger hervor Dezember 2013 Projektüberarbeitung I abgeschlossen April 2013 Unterzeichnung Mietvertrag zwischen Implenia und Kanton Zürich März 2015 Kantonsratsbeschluss zu Miete, Mieter- und Spezialausbau August 2015 Projektüberarbeitung II abgeschlossen Januar 2016 SISKA Immobilien AG erwirbt das Grundstück und tritt in den Mietvertrag mit Kanton Zürich ein Oktober 2016 TU-Werkvertrag mit Implenia abgeschlossen August 2016 Baueingabe Dezember 2016 Rechtskräftige Baubewilligung Januar 2017 Baubeginn Juni 2020 Abschluss Bauarbeiten und Übergabe an ZHAW Ab Juli 2020 Bezug durch das Departement Gesundheit August 2020 Einweihung 28
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Am Bau Beteiligte Kanton Zürich Baudirektion Kanton Zürich Hochbauamt Thomas Jung, Kantonsbaumeister Werner Arnold, Abteilungsleiter (bis 3/2018) Patrick Wetter, Abteilungsleiter BBC Andrea Walt Mohr, Teamleiterin BBC Tanja Scartazzini, Kunstsachverständige Immobilienamt Katrin Leuenberger, Amtschefin Leonardo Petoia, Leiter Mietgeschäft Daniel Schärer Assetmanager (bis 5/2019) Kumar Basappa, Portfoliomanager Bildungsdirektion Kanton Zürich Generalsekretariat Wolfgang Annighöfer, Leiter Abteilung Bauten und Finanzen Sandra Mischke, Teamleiterin Abteilung Bauten Martina McVeigh, Projektleiterin Immobilien Projektentwicklung Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Implenia Development AG Reto Schnellmann, Verwaltungsdirektor Thomas Hipp, Gesamtprojektleitung Projektierung Thomas Larcher, Leiter Facility Management Andreas Gerber-Grote, Direktor Departement Gesundheit Bauherrschaft (Vermieter) Heidi Longerich, Leiterin des Instituts für Pflege SISKA Immobilien AG (bis Vorprojekt) Dr. Günter Heuberger, Geschäftsführer Christiane Mentrup, Leiterin Institut für Ergotherapie (ab Bauprojekt) Bauherrenvertretung Marek Dobias, Projektleiter Immobilienmanagement ProjektBeweger GmbH (bis 2018) Thomas Findeisen, Bauherrenvertreter Sandra Tschenett, Projektleiterin Immobilienmanagement Anais Carpentier, Projektmanagerin (ab 2018) Ersteller Implenia Schweiz AG Adrian Wyss, Leiter Division Entwicklung Richard Bruggmann, Gesamtprojektleitung Ausführung Bret Kraus, Leiter Qualitätsmanagement Architekt pool Architekten, Zürich Philipp Hirtler, Partner Raphael Frei, Partner Riet Bezzola, Projektleiter Niko Wolfromm, Projektleiter (bis Ausführung) Fachplaner und Spezialisten FREIRAUM Baumanagement AG (Planungsleitung) dsp Ingenieure + Planer AG (Statik) enerpeak electrical engineering (Elektroingenieur) Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG (HLKKS-Ingenieur) AFC Air Flow Consulting (Brandschutz) BWS Bauphysik AG (Bauphysik /Akustik) applied acoustics GmbH (Raumakustik Atrium) Reflexion (Lichtplanung) CHALET5 (Beratung Farbgestaltung) planbar AG (Gastronomieplanung) TeKoSi AG (Türfachplanung) Workplace & Co. GmbH (Büroplanung) Witzig the Office Company (Umzugsplanung) Qualitätssicherung Conarenco AG Adrian Humbel, QS-Leitung 30
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Impressum Inhalt: Andrea Walt Mohr Redaktion: Markus Pfanner Baudirektion Kanton Zürich, Kommunikation Fotografie: Luca Zanier Grundlage Situationsplan: Geodaten GIS-ZH Gestaltung Layout: kdmz Prepress /Druck: kdmz Auflage: 500 Exemplare Herausgeberin: © 2020 Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
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