Open Space Domshof Temporäre Architektur als Impuls für die Entwicklung einer neuen Innenstadt - Architektenkammer Bremen

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Open Space Domshof Temporäre Architektur als Impuls für die Entwicklung einer neuen Innenstadt - Architektenkammer Bremen
Geeren 41/43, 28195 Bremen
T 0421 1626895
info@akhb.de, www.akhb.de

Open Space Domshof
Temporäre Architektur als Impuls für die Entwicklung einer neuen Innenstadt

M
              it der Pandemie als Katalysator      Kultur als Lebensmittel
              verändert sich der Einzelhandel      In diesem Sinn ist die von der HfK initiierte und

                                                                                                                                                          Foto: Sebastian Cunitz
              in der Bremer Innenstadt tief-       von den Bremer Architekten Wirth & Wirth ent-
              greifend und langfristig. Die in     worfene temporäre Bühnenskulptur mitten auf
den letzten Jahrzehnten entwickelte und zu-        dem Domshof ein Impuls. Ein Anreiz, die sich
nehmend monothematische Ausrichtung der            jetzt bietenden Chancen öffentlich sichtbar zu
City als eine Art innerstädtisches Einkaufs-       machen, öffentlich zu diskutieren und mit Kul-      Prof. Roland Lambrette ist Rektor der Hochschule
zentrum wird – wie in vielen anderen Groß-         tur, Leben und Diskussion zu füllen. Kunst, Mu-     für Künste Bremen.
städten – in ihrer Ausschließlichkeit in kürzes-   sik und Design verschränken sich dabei mit den
ter Zeit zu einem Modell der Vergangenheit.        vorgefundenen Strukturen insbesondere, Wo-          das Bremer Rathaus ist ein starkes Zeichen
    Sicher, der Einzelhandel wird weiter Be-       chenmarkt, Einzelhandel und Gastronomie.            und eine Aufforderung zur aktiven Gestaltung
standteil einer funktionierenden Innenstadt                                                            des Wandels im innerstädtischen Raum. In
bleiben – aber nicht mehr als die „Hauptat-        Eine Laborsituation                                 Bremen ist dieser Ort zugleich das Zentrum
traktion“ für die Menschen aus Stadt und Re-       So entsteht für den Sommer 2021 eine Labor-         der politischen Macht. Die Bereitschaft der öf-
gion. Freiwerdende Räume und Flächen, die          situation auf dem Domshof, die einen wichti-        fentlichen Hand, dieses Projekt an dieser Stel-
als Erweiterung des öffentlichen Raumes her-       gen Baustein für eine Neudefinition der Innen-       le umzusetzen spiegelt eine sehr hanseatische
vorragend erschlossen wurden, können und           stadt liefern kann. Hier werden aber nicht vor-     Lebensweise wider, deren Geschichte es ist,
müssen neu „programmiert“ werden. Die              gefertigte Antworten gegeben, sondern Fra-          immer wieder in unbekanntes Terrain vorzu-
Stadtentwicklung – spätestens ab dem soge-         gen gestellt: Welche Innenstadt wollen wir?         stoßen und dabei Risiken einzugehen: buten
nannten Wirtschaftswunder – hat uns ge-            Und wie schaffen wir es, diese Vorstellungen        und binnen – wagen und winnen.
zeigt, dass die Gesetze des Marktes nicht          in die Praxis umzusetzen? Diese Fragestellun-           Es ist nun Aufgabe der Akteur*innen, die-
identisch sind mit den Interessen der Bür-         gen und das Experimentelle werden auch in           sen Ort für die Bremer:innen attraktiv zu ma-
ger:innen. Wir sind heute Zeugen eines rapi-       der Architektur greifbar: Ein Gerüstbau er-         chen, seine Bedeutung und sein Potenzial
den Wandels der Interpretation von Stadt,          möglicht schnelles und flexibles Reagieren. Es       sichtbar zu machen; ihnen den Ort und die In-
Konsum, Mobilität und Umwelt – und sind            entsteht ein architektonisches System. Es wird      nenstadt zurückzugeben. Mit dieser Rückga-
aufgerufen, diese Chance zu nutzen und ihn         nicht alles vorgedacht, sondern ein Raum der        be muss auch die langfristige Perspektive ver-
mit zu gestalten.                                  Möglichkeiten geschaffen.                           bunden sein, auf die Wirkungsfähigkeit von
                                                       Vormittags Markt und Ort des Handels, mit-      Kulturschaffenden und Hochschulen zu ver-
Nicht nur Zeuge sein, sondern Akteur*in            tags gastronomischer Treffpunkt, nachmittags        trauen. Sie sind oftmals Impulsgeber und Ini-
Die Hochschule für Künste Bremen (HfK) mit         Werkstatt und Makerspace und abends Anzie-          tiator:innen für Neu-Deutungen öffentlicher
ihrem interdisziplinären Profil fungiert als Im-    hungspunkt für Kultur, Diskussion und soziales      Räume, da sie unabhängig von kommerziellen
pulsgeberin in Bremen und darüber hinaus. Fra-     Miteinander – bestenfalls verwebt sich alles in-    Interessen und Erwartungen agieren und Or-
gestellungen nach der Gestaltung der Zukunft,      einander und die Grenzen lösen sich auf.            te der Wagnisse, der Risikofreude und Frei-
Nachhaltigkeit, Diversität, Konsumverhalten bis        Selbst bei so einem vergleichsweise kleinen     räume sind. Sie müssen daher grundsätzlich
hin zu digitalen Welten und Stadträumen sind       Projekt sind individuelle Ansprüche etlicher        an der Entwicklung des städtischen Raums
Bestandteil ihrer Wirkungsfelder.                  Akteur:innen – Ämter, Marktbetreiber, Anwoh-        beteiligt werden.
    Das hat Tradition – nicht nur an ihren bei-    ner:innen – als Teil der Lösung zu sehen. Die-          Dass die Bühnenskulptur beleuchtet und
den Standorten in der zukunftsweisenden            ser sensible Prozess wird in Bremen gemein-         mit Projektionen regelmäßig ins rechte Licht
Überseestadt und in der historischen Altstadt      sam als ein kooperatives und partizipatives         gerückt wird, unterstreicht diese Symbolwir-
mit ihren Studiengängen Integriertes Design,       Vorhaben mit vielen Beteiligten und in bei-         kung. Das kann Strahlkraft entwickeln und
Digitale Medien, Freie Kunst und Musik, son-       spielhafter Weise bewältigt.                        ermutigen gewohnte Denk- und Planungs-
dern regelmäßig in der künstlerischen Praxis                                                           muster zu verlassen und so experimentell wie
unserer Studierenden, die seit vielen Jahren       Ein Zeichen                                         interdisziplinär Architekturen und Platzkon-
freiwerdende Räume im Rahmen von Zwi-              Die Platzierung des Open Space mitten in der        zepte als Räume der Möglichkeiten mitten in
schennutzungen vielfach und vielseitig be-         Stadt in unmittelbarer Nachbarschaft des            der Stadt zu erforschen.                    ‡
spielen.                                           identitätsstiftenden Weltkulturerbes rund um                               Prof. Roland Lambrette

DAB 07·21                                                                                                                                             3
Open Space Domshof Temporäre Architektur als Impuls für die Entwicklung einer neuen Innenstadt - Architektenkammer Bremen
[DAB REGIONAL]    BREMEN

Sommer der Möglichkeiten:
Der Open Space auf dem Domshof
Der temporäre Veranstaltungsort bringt von Juli bis September Leben in die Bremer Innenstadt

A
             uf dem größten Platz der Innen-       Space“ ist Bühne und Zuschauerraum zu-                                               erwartet die Besucher*innen eine offene
             stadt, umrahmt von der histori-       gleich und soll ein Zeichen für ein mutiges                                          Dachterrasse mit Rooftop-Bar – ein spekta-
             schen Kulisse aus Dom und Rat-        wie experimentierfreudiges Bremen setzen.                                            kulärer Treffpunkt mit schönem Blick über
             haus, ist für die Dauer des Som-      Die terrassenförmige, neun Meter hohe Ge-                                            den Domshof.
mers 2021 ein Ort entstanden, der Bremens          rüst-Konstruktion bietet Platz für Nutzungen
kulturelle Vielfalt in ganz besonderer Weise       des Marktes und für Ausstellungen, darüber                                           Förderung durch Aktions-
bereichert. Die von Wirth Architekten BDA          kann ein großer überdachter Raum flexibel
entworfene temporäre Installation „Open            genutzt werden und auf der obersten Ebene
                                                                                                                                        programm Innenstadt
                                                                                                                                        Das Projekt ist eine von zwölf Maßnahmen des
                                                                                                                                        „Aktionsprogramms Innenstadt“, die das Ziel
                                                                                                                                        haben, die Aufenthaltsqualität in der Innen-
                                                                                                                                        stadt zu erhöhen und die Folgen der Corona-
                                                                                                                                        Pandemie abzumildern. Für die Errichtung der
                                                                                                                                        Anlage und ihre vielseitige Bespielung, bei der
                                                                                                                                        neben zahlreichen Kulturakteur*innen insbe-
                                                                                                                                        sondere die Hochschule für Künste Bremen
                                                                                                                                        mit Installationen, Ausstellungen, Konzerten

                                                                                                                                           Programm Open
                                                                                                                                           Space Domshof
                                                                                                                                           Neben zahlreichen Konzerten, Perfor-
                                                                                                                                           mances und Gastauftritten Bremer
                                                                                                                                           Kulturakteur:innen sind die Tage zu aus-
                                                                                                                                           gewählten Themen ein besonderes
                                                                                                                                           Highlight: UN-Dekade „Seas and Oce-
                                                                                                                                           ans“, Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit,
                                                                                                                                           Mobilität. DerOpen Space ist auch Gast-
                                                                                                                                           geber der „Twin City Challenge #1“.
                                                                                                                                           Studierende der Hochschule für Künste
                                                                                                                                           Bremen veranstalten innerhalb von
                                                                                                                                           Open Space Domshof ein eigenständi-
                                                                                                    Visualisierung: Wirth Architekten

                                                                                                                                           ges Programm: „The Influencers Tau-
                                                                                                                                           benheim“. Die Bühne präsentiert viel-
                                                                                                                                           fältige Beiträge aus dem Fachbereich
                                                                                                                                           Musik und dem Fachbereich Kunst und
                                                                                                                                           Design stehen 13 Wochen lang die Aus-
                                                                                                                                           stellungsräume zur Verfügung.
Kunst ist ein Lebensmittel – eingebettet in den Wochenmarkt bietet der Open Space auf dem Domshof                                          pwww.osd3.de
Raum für Konzerte, Ausstellungen, Vorträge, Lesungen u.v.m. Ein Ort zum Zusammenkommen,                                                    pwww.hfk-bremen.de
Verweilen und Genießen.

4                                                                                                                                                                           DAB 07·21
Open Space Domshof Temporäre Architektur als Impuls für die Entwicklung einer neuen Innenstadt - Architektenkammer Bremen
BREMEN     [DAB REGIONAL]

und Performances präsent ist, werden aus         verschiedenen Kulturtreibenden. Es soll ein Ort     tags die Stände des Domshof-Wochenmark-
dem Bremen-Fonds Mittel in Höhe von              für alle Menschen sein“, sagt Kristina Vogt, Se-    tes um sich. Zwischen Juli und September
500.000 Euro zur Verfügung gestellt.             natorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa.          2021 ist Open Space ein Ort der Begegnung
   Das Aktionsprogramm Innenstadt wurde              Professor Roland Lambrette, Rektor der          und des Erlebens für Bremer*innen und Gäs-
am 25. August 2020 vom Senat beschlossen,        Hochschule für Künste und einer der Initiato-       te der Stadt. Unterstützt wird das Projekt von
um die Folgen der Corona-Pandemie abzufe-        ren des Projektes: „Bremen sucht nach einer         den Anrainern des Domshofs, die eng mit den
dern. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Se-    neuen Definition seiner Innenstadt. Die Ba-          neuen Nachbarn zusammenarbeiten. Die Ab-
natskanzlei, der Senatorin für Wirtschaft,       lance zwischen Konsum, Kultur und nicht-            stimmung aller Akteur*innen auf und um Bre-
Arbeit und Europa, der Senatorin für Klima,      kommerziellem urbanen Leben verschiebt              mens zentralen Platz bleibt weiterhin ein
Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und          sich. Gerade unter diesen Aspekten dient das        wichtiger Aspekt des „Open Space“. So ist
Wohnungsbau und dem Senator für Kultur –         Projekt der Entwicklung unserer Stadt und er-       auch die M3B GmbH, Betreiberin des Wo-
unter der Federführung von Bürgermeister Dr.     fordert von allen Beteiligten Mut für die Um-       chenmarktes, von Beginn an eng in die Pla-
Andreas Bovenschulte und finanziert über den      setzung. Kunst und Kultur sind Lebensmittel.        nung einbezogen worden. Einige gemeinsame
Bremen-Fonds. Das Aktionsprogramm Innen-         Deswegen ist die Verzahnung mit dem Markt           Erfahrungen gibt es bereits, denn in den ver-
stadt umfasst insgesamt über 30 Einzelmaß-       eine sinnvolle und sinnliche Botschaft“.            gangenen beiden Jahren hat die Veranstal-
nahmen, die bis Ende 2021 schnell und un-                                                            tung in kleinerem Rahmen mit einem erfolg-
kompliziert umgesetzt werden und die Bre-        Kooperation mit Anrainern                           reichen Programm schon ihr Publikum ge-
mer City nachhaltig stärken sollen.                                                                  funden.                                    ‡
   „Wir wollen ein Experiment wagen, wie der
                                                 des Domshofs
Domshof als zentraler Platz in Bremen aufge-     Die Anlage bietet Raum für Konzerte, Ausstel-       Weitere Informationen:
wertet werden kann. Morgens für den Markt-       lungen und Medieninstallationen, dient als Fo-      pwww.bremenwirdneu.de
einkauf, mittags zum Verweilen und Ausruhen      rum für politische Diskussionen und wissen-
und abends mit Open-Air-Veranstaltungen von      schaftliche Beiträge und versammelt vormit-         Quelle: Open Space Domshof

                                                               AUSSTELLUNG

                                                                       Wachgeküsst:
                                                                       Vorbildlich Umbauen in der Reihe
                                                                       Die Wanderausstellung „Wachgeküsst“ der Architektenkammern Bremen
                                                                       und Niedersachsen macht bis zum 17. Juli Station in der MARKTHALLE
                                                                       ACHT am Domshof. Thema sind An-, Um- und Ausbauten von Reihen-
                                                                       und Doppelhäusern. Gezeigt werden insgesamt sieben gelungene Bei-
                                                                       spiele aus Niedersachsen, zwei Objekte stammen aus Bremen: Der Umbau
                                                                       eines Bremer Hauses von Wirth Architekten BDA und der Umbau eines
                                                                       Reihenhauses von Architekt BDA Theis Janssen. Die kompakte Ausstel-
                                                                       lung besteht aus mobilen Stelen, die von innen beleuchtet werden und
                                                                       einen attraktiven Eyecatcher schaffen.
                                                                       Die Ausstellung soll privaten Baufrauen und Bauherren die Potentiale des
                                                                       Bauens im Bestand aufzeigen und Mut machen, gemeinsam mit Architek-
                                                                       tinnen und Architekten Um- und Weiterzubauen, anstatt selbst Hand an-
                                                                       zulegen oder neu zu bauen.
                                                                       Ausstellung bis Samstag, 17.07.2021 in der MARKTHALLE ACHT,
                                                                       Domshof 8–12, 28195 Bremen
                                                                       Öffnungszeiten: Di + Mi 11–19 Uhr, Do – Sa 11–22 Uhr
   Eine kostenfreie Broschüre ergänzt die Ausstellung. Sie steht außerdem online zum Download bereit.
   pwww.akhb.de

DAB 07·21                                                                                                                                         5
Open Space Domshof Temporäre Architektur als Impuls für die Entwicklung einer neuen Innenstadt - Architektenkammer Bremen
[DAB REGIONAL]     BREMEN

Interspace – Die nachhaltige Stadt
Hochschulprojekt sucht Lösungen für die Bremer Innenstadt

                                                                                                      W
                                                                                                                        ohin entwickelt sich die Bre-
                                                                                                                        mer Innenstadt? Welche
                                                                                                                        Entwicklungen und Aufga-
                                                                                                                        ben kommen auf unsere
                                                                                                      Städte und Innenstädte zu? Können wir schon
                                                                                                      heute einen Blick in die Zukunft werfen, um
                                                                                                      die Weichen für eine Neuausrichtung von Pla-
                                                                                                      nungszielen zu stellen? 20 Master-Studieren-
                                                                                                      de der Hochschule Bremen (HSB) und der
                                                                                                      Hochschule für Künste (HfK) beleuchten im
                                                                                                      Sommersemester 2021 im Kooperationspro-
                                                                                                      jekt „Interspace – Die nachhaltige Stadt“ die
                                                                                                      multiplen Krisen und Chancen der Innenstadt-
                                                                                                      entwicklung im Kontext der Gesamtstadt so-
                                                                                                      wie in den Abhängigkeiten von der Region.
                                                                                                         Geringe Aufenthaltsqualität, zu wenig
                                                                                                      Wohnraum, die Ausgestaltung der Verkehrs-
                                                                                                      wende und der Umgang mit zunehmendem
                                                                                                      Leerstand sind nur einige der Herausforderun-
                                                                                                      gen, mit denen sich die Studierenden in den
                                                                                                      Masterstudiengängen „Architektur / Environ-
                                                                                                      mental Design M.A.“ der HSB und „Integriertes
                                                                                                      Design M.A.“ der HfK kritisch auseinanderge-
DOM DÜNE – Kann die Aufmerksamkeit auf den höchsten Punkt der Sanddüne gelegt werden? Durch           setzt haben. In interdisziplinären Teams haben
Hervorheben der ursprünglichen Topografie soll die Aufenthaltsqualität an beliebten Dreh- und Angel-   die Studierenden zu diesen und weiteren Fra-
punkte der Innenstadt erhöht werden. Konzept von Vahid Peyravi                                        gen konkrete Konzeptvorschläge entwickelt.

        MOBILITÄT NEU DENKEN – Ein neuer Straßenbahnring und eine Mikromobilität mit autonom fahrenden Shuttlebussen schaffen neue Verbindungen
        und legen die Fußgängerzonen für öffentliche Aktivitäten frei. KULTUR RAUM | GLOCKE STÄRKEN – Durch die Verlagerung der Straßenbahn wird die
        Neugestaltung der Domsheide zu einem lebendigen Platz ermöglicht. Konzept von Raphael Ardler und Lasse Röthemeyer

6                                                                                                                                         DAB 07·21
Open Space Domshof Temporäre Architektur als Impuls für die Entwicklung einer neuen Innenstadt - Architektenkammer Bremen
BREMEN    [DAB REGIONAL]

                                                   Bremerhaven neu denken
                                                   Ausschuss Bremerhaven will Stadtteilzentren stärken

    Dr. Maike Schaefer, Senatorin für Klima-       Text: Martin Steitz, Thorsten Böhlken, Wolfgang Ehlers
schutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung
und Wohnungsbau der Freien Hansestadt Bre-
men (SKUMS), fördert das Kooperationspro-
jekt, das von Staatsrätin Gabriele Nießen ini-
tiiert und mit einer Bestandsaufnahme seitens
Dr. Dirk Kühling, Abteilungsleitung der Se-
natsbehörde für Wirtschaft, Arbeit und Euro-
pa (SWAE) und Olaf Orb, Stadtentwicklungs-
referent der Industrie- und Handelskammer
(IHK) eingeführt wurde. In einem Online-Ent-
wurfstreffen am 29. April haben sie gemein-
sam mit den Studierenden die Analysen und
Planungen für das vertiefte Innenstadtkonzept
erörtert, das Prof. Klaus Overmeyer von Urban
Catalyst aus Berlin zur Diskussion gestellt hat.
Dank dieser engen Vernetzung und intensiven
Auseinandersetzung aller Beteiligten (Plane-
rinnen und Planer, Bauherrinnen und Bauher-

                                                   M
ren, Trägerinnen und Träger öffentlicher Be-                     it dem Start der Online-Plattform   nahmen im Zuge der der Covid-19-Pandemie.
lange sowie Selbstverwaltungsorganisationen                      „Innenstadt neu denken“ hat im      Die aktuelle Entwicklung der Geschäftsaufga-
und Interessensvertretungen) bereitet das                        Juni 2021 ein moderierter Betei-    ben und der damit verbundenen Leerstände
Lern- und Forschungs-Projekt „Interspace“                        ligungsprozess zur Zukunft der      wird häufig mit den pandemiebedingten
praxisnah auf die Berufsausübung in und für        Bremerhavener Innenstadt begonnen. Der            Maßnahmen und dem wachsenden Online-
die Gesellschaft vor.                              Ausschuss Bremerhaven der Architektenkam-         handel begründet, der scheinbar durch die
    Im Mobilitätskonzept von Raphael Ardler        mer Bremen will die Initiative des Magistrats     derzeitige Schließung der Ladenlokale noch
und Lasse Röthemeyer wird durch die Verla-         der Stadt Bremerhaven unterstützen und sich       befeuert wird. Anzunehmen ist jedoch, dass
gerung der Straßenbahn die Trennung des öf-        verstärkt in die Diskussion über die Zukunft      durch die Pandemie lediglich Prozesse, die
fentlichen Raums vor der Glocke aufgehoben         der Bremerhavener Innenstadt einbringen.          Stadtplaner bereits seit Jahren beschrieben
und so die Neugestaltung der Domsheide zu          Die Ausschussmitglieder Martin Steitz, Thors-     haben, beschleunigt werden und nun geballt
einem lebendigen Platz ermöglicht. Der Ent-        ten Böhlken und Wolfgang Ehlers haben da-         auftreten.
wurf DOM DÜNE von Vahid Peyravi hebt die           zu einige Leitlinien formuliert. Kerngedanke          Bereits seit Längerem stellen wir fest, dass
ursprüngliche Topografie in der Innenstadt          ist die Abkehr von der zentralisierenden In-      die seit Beginn des 20. Jahrhunderts umge-
hervor und erhöht so die Aufenthaltsqualität.      nenstadt hin zu einer Stärkung und Vernet-        setzte städtebauliche Idee der Trennung von
                                                   zung von Stadtteilzentren.                        Arbeit, Wohnen und Freizeit zu fatalen städ-
Das Projekt Interspace wird begleitet von Prof.        Der Bremerhavener Ausschuss der Archi-        tebaulichen Problemen geführt hat. Zu nen-
Ulrike Mansfeld und Prof. Dr. Christian von        tektenkammer der Freien und Hansestadt Bre-       nen ist hier beispielsweise die durch die räum-
Wissel von der HSB und Prof. Tanja Diezmann        men unterstützt die aktuellen baulichen und       liche Trennung der Lebensbereiche verursach-
und Prof. Detlef Rahe von der HfK.                 funktionalen Veränderungen der Innenstadt.        te „Zwangsmobilität“.
    Die Projektergebnisse werden am 13. Juli       Ziel ist es, unterschiedliche Denkrichtungen          Leider ist auch die Stadt Bremerhaven von
bei einer öffentlichen Jury-Sitzung zur Diskus-    im gesamten Prozess der Umgestaltung der          dem länger gärenden und den durch die Pan-
sion gestellt. Die Projektgruppen laden herz-      Innenstadt anzuregen und aktiv voranzubrin-       demie hervorgerufenen städtebaulichen Pro-
lich zur Präsentation ein.                  ‡     gen.                                              blemen der Innenstädte nicht verschont ge-
                                                       Derzeit erfahren wir in den Medien über       blieben. Im Gegenteil, uns Bürgern wird zu-
Weitere Informationen zur Veranstaltung fin-        die Probleme unserer Innenstädte im Zusam-        nehmend schmerzlich bewusst, dass die
den Sie auf pwww.akhb.de                           menhang mit den Auswirkungen und Maß-             Bremerhavener Innenstadt, so wie wir sie

DAB 07·21                                                                                                                                          7
[DAB REGIONAL]     BREMEN

kannten, vermutlich in ihrer bisherigen Form        ben, manchmal reicht ein Pflaster leider nicht                           nenstadt muss zu einem attraktiven und leb-
nicht zukunftsfähig ist.                            aus, manchmal muss geschnitten und genäht                               haftem Stadtteilzentrum für den Stadtteil Bre-
   Eine Abkehr vom vorherrschenden Ideal            werden! Hau-Ruck-Verfahren bringen keinen                               merhaven-Mitte umgestaltet werden.
einer zentralen, bzw. zentralisierenden Innen-      wirklichen Nutzen!                                                          Der Ausschuss weist darauf hin, dass zu
stadt wird zunehmend unausweichlich. Auch               Die städtebauliche Entwicklung des Stadt-                           einer angestrebten Mischung auch die Stär-
bereits vorliegende Vorschläge zur Reaktivie-       teils Mitte wird von einem schrittweisen Her-                           kung des Wissensstandortes in der Innenstadt
rung der Innenstadt scheinen unter dem Leit-        antasten und ständigem Abwägen der erfor-                               notwendig ist. Freiräume sollten stärker ver-
gedanken der Rettung der bisherigen Struk-          derlichen Prozesse und Maßnahmen profitie-                               netzt werden und vor allem die Bedürfnisse
turen leider nicht mehr als Reparatur und das       ren. Wege- und Nutzungsbeziehungen                                      junger Menschen berücksichtigen. Ein zu-
Kleben eines Pflasters auf eine zu große Wun-        innerhalb des Quartiers sollten verbessert und                          kunftsfähiges und lebhaftes Stadtteilzentrum
de zu sein. Um bei diesem Vergleich zu blei-        verknüpft werden. Die neu zu schaffende In-                             kann Bremerhaven-Mitte zu einem Areal mit
                                                                                                                            unterschiedlichen und vielfältigen Freizeit-
                                                                                                                            und Lebensentwurfsangeboten machen.
                                                                                                                                Gleichzeitig sollten auch die weiteren
    Beteiligungsplattform „Innenstadt neu denken“                                                                           Stadtteilzentren gestärkt werden. Eine inten-
                                                                                                                            sive Etablierung von Mischnutzung im Stadt-
                            Zukunftswoche setzt im Herbst auf Beteiligung des Fachpublikums
                                                                                                                            teil Bremerhaven-Mitte kann durch die An-
                            Der Magistrat der Stadt Bremerhaven hat im Sommer 2020 die                                      siedlung unterschiedlicher Wohnformen, z. B.
                            Hamburger Agentur urbanista mit der Entwicklung eines Innen-                                    Wohnungsbau, Reihenhäuser und altenge-
                            stadtkonzepts beauftragt, das im Rahmen eines Beteiligungspro-                                  rechtes Wohnen erreicht werden. Ebenso
                            zesses umgesetzt werden soll. In einer ersten Phase läuft derzeit
                                                                                                                            kann die Etablierung von neuen Arbeitsräu-
                            eine Online-Befragung, bei der es um die Sichtweisen und Perspek-
                                                                                                                            men und - konzepten in dem Stadtteil neue
                            tiven der Menschen in Bremerhaven auf ihre Innenstadt geht. Im
                                                                                                                            Akzente setzen.
                            Herbst folgt eine „Zukunftswoche“, das zentrale Element im Pro-
                            zess. Denn das Innenstadtkonzept soll in einem kompakten und in-                                    Der Ausschluss empfiehlt einen zeitgemä-
                            tensiven Prozess erarbeitet werden, der kreative Kräfte freisetzt. Im                           ßen Umgang mit der oberen und unteren Fuß-
    Rahmen einer offenen Werkstatt in der Innenstadt werden verschiedene Gruppen und Ak-                                    gängerzone „Bürger“ durch eine koordinierte
    teure aus der Stadtgesellschaft eingeladen, sich in Form von Interviews, Diskussionen oder                              Umnutzung der Erdgeschosszone in der
    Workshops aktiv in den Prozess einzubringen. Nach der Zukunftswoche arbeitet urbanista                                  Bgm.-Smidt-Straße zwischen T.-H.-Platz und
    die Ergebnisse der Zukunftswoche zu einem Innenstadtkonzept aus und stimmt dieses mit                                   Lloydstraße. Das Konzept einer geradlinigen
    Verwaltung und Politik ab. Das finale Konzept wird anschließend in Form eines Ergebnisre-                                Fußgängerzone sollte aufgebrochen werden
    ports zusammengefasst und veröffentlicht.                                                                               zugunsten von vielfältigen Verknüpfungen
    pwww.innenstadt-neu-denken.de                                                                                           und Übergängen zwischen HavenWelten, Co-
                                                                                                                            lumbuscenter und Innenstadt.               ‡

Kammer-Cappuccino mit Oliver                                                                                                   IMPRESSUM
                                                                                                                               Architektenkammer der
Platz über Öffentlichkeitsarbeit                                                                                               Freien Hansestadt Bremen.
                                                                                                                               Verantwortlich i.S.d.P.:
                                                                                                                               Tim Beerens, Geschäftsführer.
Donnerstag, 08.07.2021, 11.30–12 Uhr                Bremen, über                                                               Geeren 41/43, 28195 Bremen
                                                    Öffentlichkeits-                                                           Telefon: 0421 1626891
                                                                                                                               info@akhb.de, www.akhb.de
Virtuell, kurz und unkompliziert, ohne Anmel-       arbeit für und
                                                                                                     Foto: Caspar Sessler

                                                                                                                               Verlag, Vertrieb, Anzeigen:
dungsformalitäten: einfach – je nach Vorliebe       von Architektin-                                                           Solutions by HANDELSBLATT MEDIA GROUP
und Außentemperatur – einen Cappuccino,             nen und Archi-                                                             GmbH (siehe Impressum)
Kaffee, Tee oder kühles Mineralwasser bereit-       tekten unterhal-                                                           Druckerei:
                                                                                                                               Bechtle Graphische Betriebe u.
stellen, das Telefon stumm- oder umstellen:         ten.               Oliver Platz
                                                                                                                               Verlagsgesellschaft GmbH & Co. KG,
Die Architektenkammer Niederachsen bietet              Die Veranstal-                                                          Zeppelinstraße 116, 73730 Esslingen
mit dem „Kammer-Cappuccino“ ein neues               tung wird über die Software Go-To-Meeting                                  Das DAB regional wird allen Mitgliedern der
Online-Kurzformat am. Am 8. Juli wird sich          durchgeführt.                                                              Architektenkammer Bremen zugestellt.
                                                                                                                               Der Bezug des DAB regional ist durch den
Kammerpräsident Robert Marlow mit dem Oli-             Den Link finden Sie hier: phttps://www.                                  Mitgliedsbeitrag abgegolten.
ver Platz, Präsident der Architektenkammer          aknds.de/mitglieder/kammer-cappuccino

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