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               Magazin der Christoffel Blindenmission   Nr. 4 • 2021
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Liebe Leserin,                                «Champions» bezwingen Stigma
lieber Leser                                  Kaum jemand steht mehr Vorurteilen gegenüber als Menschen mit psychischer
                                              Erkrankung oder psychosozialer Behinderung. Gerade unter ihnen aber finden
                        Fühlen Sie sich       sich Champions, die diese Stigmata entkräften. Das zeigt die 15-jährige Erfahrung
                        in Ihren Auf-         der CBM in psychischer Gesundheit. Gebündelt hat sie die CBM in ihrem Leitfaden
                        gaben wohl?           «Community Mental Health Good Practice Guide».
                        Als Mensch
                        spielen wir           Eine von vier Personen weltweit erkrankt mindestens einmal im Leben psychisch.
                        oft eine Rolle,       #ItCouldBeYou, «Das könntest du sein», lautete daher eine Kampagne in Nigeria
                        mit mehr oder         unter jungen Erwachsenen. Geführt wurde sie von geschulten selbstbetroffenen
                        weniger Er-           Personen, sogenannten Champions. Ähnliche CBM-geförderte Kampagnen wurden
                        folg. Oft nicht       in Ghana, Kenia, Uganda und Indien geführt. Sie entlarvten Vorurteile und Mythen,
echt, und es strengt an. Die Rolle            die sich um Menschen mit psychischer Erkrankung ranken: sie seien unheilbar,
engt ein, oder macht gar ohnmächtig           nicht treu, unzuverlässig, willensschwach, gewalttätig, selbst schuld, besessen
– durch den Zwang, einzig Erwarte-            oder wären unfähig zu arbeiten. «Worte sind mächtig», hält ein Champion aus
tes oder Verlangtes zu sagen und zu           Kenia fest. «Wenn ich schweige, gewinnt das Stigma. Das kann ich nicht zulassen.»
tun. Leider werden damit individu-
elle Potenziale und Teile der Realität        In den Armutsgebieten erhält nur eine von fünf psychisch erkrankten Personen
zugeschüttet.                                 eine Behandlung. Herrschende Stigmata (Vorurteile) blockieren Fortschritte,
                                              untergraben den Selbstwert der betroffenen Menschen und drängen sie in die
Besonders Menschen mit psychischen            Isolation. Eine Champion aus Ghana betont: «Psychisch zu erkranken, ist schon
Erkrankungen wurden lange Zeit                hart genug. Unverständnis aus dem Umfeld macht es noch härter. Das ist unge-
rein medizinisch betrachtet: klinische        recht. Das Denken muss sich ändern.» Überzeugen lassen sich Menschen vor allem
Fachpersonen fällten die Diagnosen            durch persönliche Lebenszeugnisse und positive Begegnungen.
und entschieden. Sie wiesen die Rolle
zu, forderten die Verordnungen zu
vollziehen, und gaben den Tagesab-
lauf vor. Die betroffenen Personen
erlebten sich häufig als unmündig,
weggestellt und abgestempelt.

Wie anders es sein kann, wenn sie
auf Augenhöhe einbezogen werden,
beweisen gerade auch die Erfahrun-
gen der CBM. Beschrieben sind sie im
CBM-Praxis-Leitfaden, aus dem Sie
auf den nächsten Seiten einen span-
nenden Einblick gewinnen.

Wer psychisch erkrankt ist oder mit
psychosozialer Behinderung lebt,
wird nach wie vor oft an den Rand

                                                                                                                                     © CBM/Eshuchi
der Gesellschaft geschoben. Doch
dank Ihnen als Unterstützende kön-
nen wir den Betroffenen Mitsprache,
Würde und Hoffnung vermitteln – in
unseren Einsatzländern, wo Armut              Wie sich Vorurteile überwinden lassen
und ihre Folgen viel Leid erzeugen.           1.	Einbezug der betroffenen Personen im Verbessern der psychiatrisch-
Herzlichen Dank für Ihr liebenswür­               psychologischen Versorgung und Betreuung.
diges Engagement.                             2.	Kulturell angepasste, wertschätzende Sprache und Methoden zum
                                                  Gedankenaustausch finden.
Ihr                                           3.	Selbstbetroffene Menschen geben persönlich Erlebtes weiter.
                                              4.	Einige unter ihnen zu Champions ausbilden, die in der breiten Öffentlichkeit
                                                  zu psychischer Gesundheit sensibilisieren.
                                              5.	Direkte Begegnungen ermöglichen über Gespräche, Auftritte, Theater,
Hansjörg Baltensperger                            Rollenspiele oder soziale Medien.
Geschäftsleiter CBM Schweiz                   6.	Die Öffentlichkeit über viele Kanäle gleichzeitig sensibilisieren – z. B. Social
                                                  Media, Radio, TV, Plakate, Presse, Strassentheater.
                                              7.	Neue gesicherte Erkenntnisse zu psychischer Gesundheit verbreiten.
                                              8.	Respektspersonen gewinnen und mit Slogans positive Aufmerksamkeit
                                                  gewinnen.
Titelbild: Der 14-jährige Heri aus Tansania
ist am Grauen Star operiert worden, siehe     Nach derart aufgebauten Kampagnen, haben Erhebungen ergeben, hat sich die
Seite 8.                                      Einstellung der angesprochenen Bevölkerung positiv verändert.

                                                                                                                                 2
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Mitten im Leben –
    psychische Gesundheit
Die CBM fördert das Wohl von Men-                                    Flor de Luna Reyes in ihrem kleinen Laden mit ihrer Tochter.
schen mit psychischer Erkrankung oder
psychosozialer Behinderung umfas-          hat sich besonders seit der UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK) im Jahr
send. Mit ihren lokalen Partnern bringt    2006 zu wandeln begonnen. In ihr sind erstmals die Rechte von Menschen mit
sie die psychiatrische Versorgung in       Behinderungen ausführlich und verbindlich festgeschrieben. Den Prinzipien der
entlegene und von Armut geprägte           UNO-BRK entsprechend haben sich für die Praxis der CBM folgende Prioritäten
Regionen.                                  herausgeschält:

«Ich fühle mich viel besser als vor sie-   Die CBM arbeitet zusammen mit Menschen mit psychischer Behinderung daran,
ben Jahren», freut sich Flor de Luna       Stigmata ab- und Wissen aufzubauen. Die betroffenen Menschen und ihre Ange-
Reyes aus den Philippinen. «Ich nehme      hörigen werden ebenso gestärkt wie lokale Leistungserbringer, vom Gesundheits-
wahr, wie es meinem Mann und un-           helfer bis zur Seelsorgerin. Dies geschieht mittels Selbsthilfegruppen, Trainings
seren beiden Kindern geht, und ich         in psychosozialer Erster Hilfe und nicht zuletzt durch Kurse zu den Rechten von
verrichte meine Arbeiten daheim und        Menschen mit Behinderungen.
in meinem kleinen Laden.» Vom CBM-
geförderten Partner NORFI erhält Flor      Selbsthilfegruppen
de Luna Reyes aufgrund einer Psychose      «Kein falsches Lächeln, keine Verstellung – einfach nur Aufrichtigkeit und gegen-
regelmässig Psychotherapie und Medi-       seitige Unterstützung», umreisst eine Teilnehmerin ihr Erleben in ihrer Selbsthil-
kamente. Zuvor war sie völlig abwesend     fegruppe. «Es ist die befreiendste Erfahrung, die ich je gemacht habe.»
und vernahm dauernd quälende innere
Stimmen. Diese sind mittlerweile nur        Prioritäten der CBM bei der gemeindenahen psychischen Gesundheit
noch schwach vernehmbar und unter
Kontrolle.                                                                                     Stimme der Menschen mit
                                              Psychische Gesund-                               psychosozialer Behinde-
Seit 15 Jahren engagiert sich die CBM         heit überall berück-                             rung stärken
für psychische Gesundheit. In dieser          sichtigen, auch in
Zeit hat sich einiges verändert. Früher       Humanitärer Hilfe
wurde meist ohne Mitbestimmung der                                                                      Gleichberechtigte
betroffenen Menschen mittels Einwei-                                                                    Inklusion und
sung in eine Klinik, Absonderung oder                                                                   gesellschaftliche
gar Zwang behandelt. Wer psychisch            Stabile, zugängliche und                                  Mitbestimmung
erkrankte – ob an Schizophrenie, Psy-         auf den einzelnen Men-
chose, Depression oder Ängsten – war          schen eingehende Dienste
gesellschaftlich ausgeschlossen. Das

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Gemeindenahe psychische
Gesundheit als Netz

                                                                 © Mbichagraphy

Um Menschen mit psychosozialer Behinderung die                                     Mit dem Velotaxi, bekommen vom CBM-Partner, kann sich Simeon seine
Teilhabe am wirtschaftlichen, kulturellen und po-                                  Erkrankung nicht mehr arbeiten.
litischen Leben zu gewährleisten, braucht es eine
rasche, niederschwellige, nahe und würdevolle Hilfe.                              Selbsthilfegruppen werden geleitet von dafür ausgebildeten
Diese leisten zu können erfordert ein gut vernetztes                              Personen, die eigene Erfahrungen mit psychischen Problemen
System:                                                                           mitbringen. Die Teilnehmenden tauschen Erfahrungen aus,
                                                                                  zeigen Verständnis, ermutigen und beraten einander. «Die
• Selbsthilfegruppen und -organisationen                                          Teilnehmenden sind zuversichtlich und fühlen, dass sie mit
• Betroffene Menschen und lokale Autoritäten                                      der jeweiligen psychischen Erkrankung nicht allein sind»,
                                                                                  schildert eine Gruppenleiterin aus Indien. «Die Gruppe bildet
•	Regelmässige Aufklärung wie Anti-Stigma-                                       eine Brücke von den Einzelnen zu den medizinischen Fachkräf-
   Kampagnen                                                                      ten. Es ist eine befriedigende Aufgabe und ich selbst erhalte
• Verlässliche psychiatrische Dienste                                             Ideen, um mit meiner eigenen Situation zurechtzukommen.»

•	Lokale Erstversorgung, die vernetzt ist mit Kliniken
                                                                                  Simeon Esteban (Bild oben) war Fischer, bis sich bei ihm
   und Reha-Zentren
                                                                                  nach dem Taifun Haiyan eine Schizophrenie entwickelte.
• Gut ausgebildete Fachkräfte                                                     Unter Kontrolle brachte er sie mit dem CBM-Partner World
                                                                                  Association for Psychosocial Rehabilitation (WAPR). Dieser
•	Ausgebildetes lokales Gesundheitspersonal
                                                                                  organisierte auch sein Velotaxi: «Vorher hing ich ganz von
•	Zugang zu erschwinglichen Medikamenten                                         meiner Mutter ab. Ich bin sehr glücklich, endlich wieder
                                                                                  mein eigenes Geld zu verdienen.» Eingebettet in sein Umfeld
•	Sichergestellte Finanzierung
                                                                                  hat Simeon Esteban Stabilität sowie neuen Lebenssinn und
•	Klare Leitung und Strategie                                                    -perspektiven gewonnen.
•	Wissenschaftliche Überprüfung und Verbesserung
                                                                                  Mit guter Verständigung zu passgenauen Lösungen
   des Systems
                                                                                  Damit psychiatrisch-psychologische Hilfe bereits am Wohnort
                                                                                  erfolgt, treffen sich alle beteiligten Gruppen in Community-
                                                                                  Mental-Health-Foren: Menschen mit psychosozialen Behin-
Quellen: CBM, Community Mental Health Good Practice Guides, 2021.
                                                                                  derungen, Fachkräfte in psychischer Gesundheit sowie lokale
Interview Elizabeth Ombati, Bridge Training Users and Survivors of
Psychiatry, 2018.                                                                 Autoritäten wie Seelsorgende, Lehrkräfte, traditionelle
                                                                                  Heilerinnen und Heiler sowie Verantwortliche von Justizbe-

                                                                                                                                             4
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Elizabeth Omwati, die mit psychosozialer Behinderung
                                                                          lebt, und Kirsty Smith von CBM Grossbritannien an einem
                                                                          CBM-geförderten Kurs für Selbstbetroffene zu den Rechten
                                                                          von Menschen mit Behinderungen.

en Lebensunterhalt verdienen. Als Fischer konnte er wegen seiner         kennen: «Dank der UNO-Behindertenrechtskonvention merke
                                                                         ich, dass ich in Wirklichkeit nicht einfach eine lebenslange
                                                                         Patientin bin. Sondern Inhaberin von Rechten, damit auch
          hörden. Ein einzelnes Treffen dauert bis zu drei Tage. Man     ich meinen Lebensunterhalt verdienen kann.»
          widmet sich den Ursachen psychischer Erkrankungen, der
          würdevollen Überweisung und Behandlung, den medizini-          Damit Menschen mit psychosozialen Behinderungen ihre
          schen Möglichkeiten und der Aufklärung der Bevölkerung.        Rechte kennen, bildet die CBM unter ihnen Schulungsperso-
          Gemeinsam werden Stigmatisierungen abgebaut sowie              nen aus. Diese erläutern ihren lokalen Gruppen die UNO-BRK
          regionale Gesundheitsdienste vernetzt und gestärkt.            und das Motto der nachhaltigen Entwicklungsziele 2030:
                                                                         niemanden zurücklassen. «Zuallererst», so Elizabeth Ombati,
          «Die Menschen suchen oft traditionelle Heiler auf. Bei psy-    «muss uns bewusst sein, dass es tatsächlich solche Rechte
          chischen Erkrankungen befürchten sie meist, es sei Hexerei     für uns gibt. Diese Ermächtigung ist grundlegend auf dem
          im Spiel», erläutert David Petro, Heiler in Malawi. «Mit dem   Weg zu einer gerechten und inklusiven Gesellschaft.» Die
          Wissen, das mir das Forum vermittelt hat, erkläre ich ihnen    Schulungspersonen, die selbst mit psychosozialer Behinde-
          nun die Ursachen von psychischen Erkrankungen. Ich kann        rung leben, kennen sich persönlich aus den Kursen: «Diese
          sie nun weiterleiten an Gesundheitszentren, Kliniken oder      Kurse haben mein Leben verändert. Vor vier Jahren habe ich
          Seelsorger.»                                                   erstmals vor Publikum die UNO-BRK und die nachhaltigen
                                                                         Entwicklungsziele erläutert. Die Zuversicht und das Selbst-
          Einander ermächtigen                                           vertrauen aus den Schulungen sind überragend. Gemeinsam
          Wer psychisch erkrankt, kann oft vorläufig nicht mehr oder     den Weg zu gehen, bedeutet mir ungeheuer viel», sagt sie
          nur noch eingeschränkt arbeiten. Selbstwert und soziale        mit Freudentränen.
          Kontakte leiden. «Ich benötigte jemanden, der mir half,
          mich durch meinen Beruf zu navigieren», schildert Elizabeth
          Ombati, Journalistin in Kenia. Mit Medikamenten und spar-
          samen sozialen Kontakten kann sie mit ihrer psychosozialen                                          In zahlreichen Län-
          Behinderung gut leben. «Heute bin ich schon seit vier Jahren      Corona-Nothilfe                   dern ist keine Nor-
          in fester Anstellung», freut sie sich. Entscheidend half ihr                                        malisierung der
          dabei die Selbsthilfegruppe: «Wir gehen gemeinsam un-             Situation in Sicht. Aktuelle Informationen zu unse-
          seren Weg und ermutigen einander: Geh zu deinem Chef              ren Corona-Nothilfeprojekten finden Sie unter
          und erkläre ihm, welche Anpassungen du am Arbeitsplatz
          brauchst.» Dafür sei es unerlässlich, die eigenen Rechte zu
                                                                            5   cbmswiss.ch/coronavirus

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«Es hat einfach gepasst!»
Anfangs Jahr sind FAIRMED und die           seit einigen Jahren verbunden sind          ist, können wir hier von der CBM als
CBM Schweiz eine Allianz unter dem          und sich beide Organisationen für die       Expertin auf diesem Gebiet viel lernen.
Namen Leave no one behind mitei-            Rechte von Menschen mit Behinderun-
nander eingegangen. Die Direktion           gen einsetzen, hat es einfach gepasst!      Wie soll die Welt in 20 Jahren für die
für Entwicklung und Zusammenar-                                                         CBM und FAIRMED aussehen?
beit (DEZA) unterstützt die Projekte        Die Allianz LNOB von FAIRMED und
und Programme der CBM Schweiz und           CBM hat zum Ziel, das Leben von be-         Bart Vander Plaetse: Auf Sri Lanka zum
FAIRMED von 2021 bis 2022 mit einem         nachteiligten Menschen, zu denen            Beispiel warteten anfangs Juli 200 000
finanziellen Beitrag. Das Engagement        auch Menschen mit Behinderungen             Menschen vergeblich auf die zweite
der Spendenden der CBM Schweiz              gehören, zu verbessern. Leave no one        Corona-Impfung. Währenddessen wur-
und FAIRMED bildet die Basis für den        behind, der Leitsatz der nachhaltigen       den vielerorts in Europa bereits die
DEZA-Beitrag und wird durch diesen          Entwicklungsziele der Agenda 2030           12- bis 15-Jährigen geimpft. Eine solche
verstärkt.                                  der Vereinten Nationen, ist quasi auch      Ungleichheit ist sehr beschämend. Ich
                                            die gemeinsame Vision von FAIRMED           wünsche mir, dass in 20 Jahren nicht
Weshalb haben sich gerade FAIRMED           und CBM. Wie lässt sich eine solche         mehr der Geburtsort eines Menschen
und CBM zu einer Allianz zusammen-          Zusammenarbeit umsetzen?                    darüber entscheidet, ob sie oder er ein
geschlossen?                                                                            gesundes, würdevolles und glückliches
                                            Eva Studer: Ziel ist nicht, dass wir ge-    Leben führen kann.
Bart Vander Plaetse: Die Arbeit der         meinsame Projekte in unseren Einsatz-
CBM ist einerseits ergänzend zu dem,        ländern in Afrika und Asien durchführen     Eva Studer: Ich hoffe, dass die Inklu-
was wir machen, andererseits hat sie        werden – es geht in erster Linie um         sion von Menschen mit Behinderungen
eine ähnliche Auffassung von Entwick-       gegenseitige fachliche Unterstützung        selbstverständlich sein wird und wir
lungszusammenarbeit.                        und gegenseitiges Lernen. Viermal im        nicht mehr für gleiche Rechte kämpfen

Bart Vander Plaetse, Programmleiter         Mark Schmid, Leiter Internationale          Eva Studer, Programmkoordinatorin
FAIRMED                                     Programme CBM Schweiz                       Nepal und Vietnam CBM Schweiz

Mark Schmid: Schweizer Entwicklungs-        Jahr findet ein Austausch statt. Und zwi-   müssen. Dass auch Menschen, die in Ar-
organisationen haben ja stets zwei          schendurch fragt die eine Programmko-       mut und/oder mit Behinderungen leben,
Seelen in ihrer Brust. Einerseits streben   ordinatorin der einen Organisation die      Zugang zu Gesundheit, zu Information,
sie danach, autonom und unabhängig          andere, wie sie ein spezielles Problem      zu Bildung und Arbeit haben werden.
zu bleiben, andererseits wollen sie sich    lösen würde.                                Und natürlich schliesst das auch die
vernetzen, um sich zu verbessern. Die                                                   Gleichstellung der Frauen ein.
DEZA ist für uns ein wichtiger Motiva-      Mark Schmid: FAIRMED hat einen starken
tor und Mitunterstützer, um von dem         Fokus auf den vernachlässigten Tropen-      Mark Schmid: Dem kann ich mich nur
Potential an Synergien und Komplemen-       krankheiten. Wir als CBM sind aus einer     anschliessen und bin optimistisch, dass
tarität, die uns die Allianz mit FAIRMED    Augengesundheits-Organisation hervor-       wir gemeinsam sehr viel bewegen kön-
ermöglicht, zu profitieren.                 gegangen und haben uns unter anderem        nen. Durch unsere Allianz und unsere
                                            in Richtung psychische Gesundheit wei-      Netzwerke sind wir viel einflussreicher
Eva Studer: Es gibt in der Schweiz nicht    terentwickelt. So können wir zum Beispiel   als wir es einzeln wären. Vereint errei-
viele Nichtregierungsorganisationen,        die Bekämpfung der Augeninfektion           chen wir mehr Entwicklungsakteure und
die sich für die Rechte von Menschen        Trachom* mit der psychischen Gesund-        gewinnen sie für die Inklusion!
mit Behinderungen in Armutsgebieten         heit der Menschen zusammenbringen,
einsetzen; ausserdem sind FAIRMED           die vom Trachom betroffen sind.             * Trachom ist eine akute Bindehaut-
und wir ungefähr gleich gross – somit                                                      entzündung, die unbehandelt zu Er-
arbeiten wir auf Augenhöhe zusammen.        Bart Vander Plaetse: Ja, wir ergänzen          blindung führt. Rund zwei Millionen
                                            uns sehr gut, so auch bei der inklusiven       Menschen sind deswegen stark seh-
Bart Vander Plaetse: Da die CBM und         Entwicklung für Menschen mit Behin-            behindert oder blind, über hundert
FAIRMED über das Schweizerische und         derungen. Obwohl die Inklusion von             Millionen Menschen sind gefährdet.
das Internationale Disability and Deve-     Menschen mit Behinderungen längst ein          Das Trachom zählt zu den 20 vernach-
lopment Consortium (SDDC und IDDC)          wichtiger Bestandteil unserer Projekte         lässigten Tropenkrankheiten.

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Ein Tulpenfeld für Augenlicht
Ein spezielles Abschlussprojekt der 3. Sekundarstufe hat sich Lea aus Hünenberg ZG ausgedacht: ein Tulpenfeld zum
Selberpflücken für das Augenlicht von Kindern.

Mit dem Vorbereiten des Ackers und
dem Setzen von tausend Tulpenzwie-
beln startete Lea ihr Projekt im ver-
gangenen Herbst. Sechs Monate später
erstrahlte ein bezauberndes Tulpen-
meer.

«Von Anfang an war mir klar», berich-
tet Lea, «dass ich sehr gerne etwas für
Kinder machen möchte. Für Kinder,
denen es nicht so gut geht wie mir.»
Auf dem Plakat neben der Kasse für
die gepflückten Tulpen schrieb sie den
Kundinnen und Kunden: «Besonders am
Herzen liegen mir die Schicksale blinder
Kinder in Entwicklungsländern. Vielen
Kindern könnte mit einer einfachen
Operation das Augenlicht zurückge-
geben werden. Ihre Familien können
aus Armut diese Operation nicht finan-      Die 15-jährige Lea beim Vorbereiten des Feldes im Oktober.
zieren. Mein Wunsch ist es, mit meinen
farbigen Tulpen einigen Kindern aus        Mit dem überwältigenden Gesamterlös         Kinder finanziert. Von ganzem Herzen
ihrer hoffnungslosen Lebenssituationen     von tausend Franken hat die Sekun-          danken wir Lea für ihren grossen und
zu helfen.»                                darschülerin Augenoperationen für           wertvollen Einsatz!

CBM-Talk mit                               Post nach Mass
Augenchirurgin                             Gerne passen wir unsere briefliche          Teilen Sie uns Ihren
                                           Post an Sie gemäss Ihrem Wunsch an.         Wunsch mit:
Dr. Ute Dibb-Wiehler hat am CBM Live
                                           Melden Sie uns einfach, wie oft im Jahr     044 275 21 71
Talk von ihrer Arbeit in Simbabwe be-
                                           Sie briefliche Informationen von der        oder info@cbmswiss.ch.
richtet. Diesen und weitere interessante
                                           CBM bekommen möchten.
Einblicke vom Online-Event am 2. Sep-
                                                                                       Auch können Sie unseren E-Mail-
tember finden Sie auf unserer Website.
                                           So helfen Sie uns, den Versand zu op-       Newsletter abonnieren, der zwei­
                                           timieren und Administrationskosten          monatlich erscheint.
                                           zu sparen. Herzlichen Dank!

                                           McOptic-Aktion
                                           Erneut hat McOptic der CBM Schweiz          zig deshalb darunter, weil McOptic-
                                           Brillenfassungen gespendet. Darunter        Lernende die verwendungsfähigen
                                           sind Lagerbrillen und Fassungen von         Fassungen renoviert haben.
                                           neuwertigen Gebrauchtbrillen. Letz-
                                           tere stammen aus der vierten Weih-          Sämtliche Brillen werden in Conakry/
                                           nachtsaktion von McOptic.                   Guinea an der universitären Aus­
                                                                                       bildungsklinik CADESSO eingesetzt.
                                           «Wir sind sehr glücklich, dass wir eine     Schon bald können tausende Menschen
Seit bald 15 Jahren ist Augenchirur-       Brillenspende an die CBM haben abge-        mit Sehbehinderungen dank der Brillen
gin Dr. Ute Dibb-Wiehler für die CBM       ben können», betont Christiane Theiss.      und Gläser endlich wieder klar sehen!
im Einsatz, nacheinander in Nepal,         Sie ist Verantwortliche für Corporate
Malawi, Ruanda und Simbabwe. «In           Social Responsibility CSR der Visilab-      Christiane Theiss äussert sich über die
der Augenchirurgie kann man viel           Group, zu der McOptic gehört.               Partnerschaft mit der CBM: «Mit ihrem
erreichen mit wenig Geld, Zeit und                                                     Schwerpunkt für Menschen mit Seh-
Ausrüstung. In kurzer Zeit kann man        Insgesamt hat McOptic der CBM               problemen hat Visilab-McOptic in der
das Leben eines Menschen verändern,        Schweiz 4444 Brillenfassungen über-         CBM die richtige Partnerin gefunden.
das finde ich wundervoll.»                 reicht, überwiegend Lagerbrillen, so-       Wir freuen uns sehr über diese Part-
                                           wie 1170 Sonnen- und 29 Lesebrillen.        nerschaft, die wir weiter ausbauen
5 cbmswiss.ch/live-talk                    ­Gebrauchtbrillen befinden sich ein-        möchten.»

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Zuvorderst sitzen,

                                                                                                                                                      © CBM/Hayduk
  zuhinterst bleiben?
Vor acht Jahren ist Heri auf einem Auge         derst sitzen. Wenn ich das gesunde              haben», erläutert nach dem Sehtest
erblindet. Klar vor sich sieht er nur           Auge schloss, sah ich gar nichts. Ich           die Augenpflegerin Aimbora Kimaro.
seinen Traum, einmal Polizist zu wer-           spiele gerne Fussball, aber das war             Dann werde erneut gemessen und Heri
den. Für diesen benötigt der 14-jährige         schwierig.» Für ein gutes räumliches            bekomme eine passende Brille. «Ich
Junge zwei sehende Augen.                       Sehen reicht ein Auge nicht aus.                fühle mich sehr gut», freut sich Heri.
                                                                                                «Herzlichen Dank, dass ihr mir diese
Ein Stock stach beim Spielen in He-             Bei einem Ausseneinsatz erreichte ei-           Operation ermöglicht habt!» Mit seinen
ris rechtes Auge. Mit Tropfen aus der           nes Tages ein Team der 250 Kilometer            guten Zukunftsaussichten ist Heri nun
Apotheke schwanden Schwellung und               entfernten, CBM-geförderten Augen-              wieder ein glücklicher Junge.
Rötung, trotzdem sah Heri mit dem               klinik Moshi das Dorf. Alle Personen
verletzten Auge immer weniger. Heris            mit Sehproblemen wurden untersucht,
Eltern leben als Selbstversorger am             auch Heri. Unfallbedingter Grauer Star
Rande der Usambara-Berge im Nord-               lautete bei ihm die Diagnose. Spä-
osten Tansanias. In der Umgebung gibt           ter wurde er zusammen mit allen zu
es keine weitere medizinische Hilfe.            operierenden Personen vom Klinikbus
Aber das hätte auch nichts geändert:            abgeholt.
Mit den Augentropfen war das Geld
aufgebraucht – einen Augenarzt zu               Am Tag nach der Operation am Grauen
bezahlen wäre sowieso nicht möglich             Star kontrolliert Kinderaugenchirurgin
gewesen. Schweren Herzens musste                Dr. Mchikirwa Msina Heris Auge sorg-
die Familie Heris Auge unbehandelt              fältig. Das Resultat sei tadellos, stellt sie
lassen. Dabei bedeutet «heri» auf Swa-          fest. Heri sieht jetzt aus sechs Metern,
hili «glücklich».                               was Menschen mit voller Sehkraft aus            Möchten Sie regelmässig Sehkraft
                                                24 Metern Entfernung erkennen. Mit              schenken? Werden Sie Augenlichtpa-
«Am Anfang sah ich einfach neblig»,             Korrekturglas erhöht sich sein Sehver-          tin oder -pate.
erinnert sich der Junge. «Irgendwann            mögen sogar um das Doppelte. «In
erkannte ich entfernte Sachen nicht             einem Monat wird sich das Auge erholt           5	cbmswiss.ch/augenlicht-
mehr und musste in der Schule zuvor-            und die Sehkraft weiter verbessert                    patenschaft

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                                                Tel.: 044 275 21 71                             Stefan Leu, Michael Schlickenrieder
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