Hospiz-Forum - 30 Jahre - L e ben! - Hospizbewegung Münster - Hospizbewegung Münster
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Nr. 59 58 Hospiz-Forum Hospiz-Forum Frühjahr Herbst 2020 2021 Hospiz-Forum Leben! 30 Jahre Hospizbewegung Münster
02 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 M ü n s t e r Inhaltsverzeichnis Grußwort ........................................................................................... Prof. Dr. Götz Alsmann......................................... Seite 04 Grußwort ........................................................................................... Markus Lewe.............................................................. Seite 05 Vorwort .............................................................................................. Dr. Hermann W. Erbslöh ..................................... Seite 06 Die kurze Geschichte der Hospizidee ............................ Antonius Witte.......................................................... Seite 08 Das Miteinander von Haupt- und Ehrenamt .............. Gabriele Knuf ........................................................... Seite 12 Zahlen und Umfrage ................................................................... Gabriele Knuf ........................................................... Seite 14 Gedicht: „Lichtblicke“ ................................................................ Paul Celan ................................................................. Seite 16 Bürgerpreis 2019 .......................................................................... Dr. Theodor Windhorst ........................................ Seite 17 Speeddating ..................................................................................... Thomas Thissen........................................................ Seite 18 Was ist eigentlich das Leben? ................................................ Schwedisches Märchen ........................................ Seite 19 Der Lebensbogen............................................................................ G. Knuf, A. Witte ................................................... Seite 20 Die Würde des Menschen ist unantastbar .................. E. Mickholz, S. Bartsch, M. Frings ................. Seite 22 Zwischen Fürsorge und Bevormundung ..................... Gabriele Knuf ............................................................ Seite 24 Die heimliche Kraft .................................................................... Antonius Witte ......................................................... Seite 26 Gedicht „Stufen“ ........................................................................... Hermann Hesse ........................................................ Seite 28 Langsamer Abschied ................................................................. N.N., Protokoll I. Bröker ....................................... Seite 29 Umfrage: „Leben ist...“ ............................................................. Gabriele Knuf............................................................. Seite 30 Liedtext: „Leben ist mehr“ .................................................... Rolf Zuckowski ........................................................ Seite 32 Jauchzet, frohlocket ................................................................... Stefan-Matthias Richter ....................................... Seite 33 Die Lebenstreppe ......................................................................... Antonius Witte ........................................................ Seite 34 Buchtipps .......................................................................................... Gabriele Knuf, Sabine Faber .............................. Seite 36 Farben, die uns im Leben begleiten ................................ Gabriele Knuf ............................................................ Seite 38 Zitate .................................................................................................... ......................................................................................... Seite 41 Mehr Zuversicht, weniger Dunkelheit ........................... Eva Schmidtke........................................................... Seite 42
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 03 M ü n s t e r Zwei Premieren: Geburt und Tod ..................................... Gabriele Knuf............................................................. Seite 44 Einsichten ......................................................................................... Steve Jobs ................................................................... Seite 46 Liedtext: „So viele Sommer“ ................................................. Reinhard Mey............................................................. Seite 47 Veränderungen bieten Chancen ......................................... Gabriele Knuf............................................................. Seite 48 Was uns beim Trauern half .................................................. Helga Albers-Heiser ................................................ Seite 50 Mit der Trauer zurück ins Leben ..................................... Uli Michel & Team .................................................. Seite 52 Drei Leben ........................................................................................ Volker Pohl.................................................................. Seite 54 Sprachlos ........................................................................................... Irmgard Bröker ........................................................ Seite 56 Gedicht: „Hoffnung“ .................................................................. Johann Wolfgang von Goethe ........................... Seite 57 Filmtipps ............................................................................................ Gabriele Knuf ........................................................... Seite 58 Wenn der winterkahle Baum rote Äpfel trägt .......... Eva Schmidtke .......................................................... Seite 60 Entrinnen unmöglich ............................................................... Gabriele Knuf ............................................................ Seite 62 Gedicht: „Morgenwonne“ ....................................................... Joachim Ringelnatz ................................................ Seite 63 Neues Leben mit Pauline ........................................................ Marlis Lamers .......................................................... Seite 64 Berührung tut gut ....................................................................... Erna Baumgart ........................................................ Seite 66 Freundschaft mit sich selbst ................................................ Jutta Schulzki ........................................................... Seite 68 Gedicht: „Tagesprogramm“ .................................................... Hans Kruppa ............................................................. Seite 70 Ein „Landei“ entdeckt die Großstadt ............................... Stefan-Matthias Richter ....................................... Seite 71 Körperlichkeit im Alter ........................................................... Marlis Lamers ........................................................... Seite 72 Gedicht: „Ich lieb mein pulsierendes Leben“ ............ Rainer Maria Rilke ................................................ Seite 73 Frühjahrsputz oder Frühlingserwachen ...................... Eva Schmidtke .......................................................... Seite 74 Zeugen meines Lebens ............................................................. Gabriele Knuf ........................................................... Seite 76 Zitate .................................................................................................... ......................................................................................... Seite 77 Ausgebremst ................................................................................... Gabriele Knuf ............................................................ Seite 78 Impressum .................................................................................................................................................................................. Seite 79
04 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 Grußwort für die Hospizbewegung Münster e.V. anlässlich des 30-jährigen Jubiläums in 2021 Nachdem ein Jahr, wie wir es noch nie erlebt haben, zu Und doch ist es eigentlich eines der gefühlvollsten Wör- Ende gegangen ist, ein Jahr voller Krankheit, Trauer, ter unserer Sprache.„Begleiten... jemandem das Geleit ökonomischer Brisanz und persönlicher wie gesellschaft- geben, einen Menschen sanft führen, ihn schützen, ihn licher Verunsicherung, fällt es schwer, unbefangen und zur Hauptsache machen, sich selbst zurücknehmen, so, optimistisch in die Zukunft zu blicken. wie viele Musiker einen Solisten begleiten, ihn tragen, ihn Ebenso, wie es auch nicht leicht ist, unbefangen zurück- auffangen...“ zuschauen. Auf diese Weise verstanden, ist und bleibt „Begleitung“ Was immer erreicht wurde, scheint einen Moment lang eine Leistung an Mitmenschlichkeit und Selbstlosigkeit. unwichtig angesichts der Aufgaben, die aktuell und in Die Hospizbewegung Münster hat sich der Begleitung Zukunft unter erschwerten Umständen zu bewältigen Sterbender und ihrer Angehörigen verpflichtet. Sie hat sind. mit ihrer Gründung vor nunmehr dreißig Jahren das Aber eben auch nur einen Moment lang... Thema „Sterben“ und den Umgang damit in die Mitte un- serer Stadtgesellschaft getragen. Niemand kann oder will 30 Jahre Hospizbewegung Münster e.V. – das ist viel den hier ehren- wie hauptamtlich wirkenden Kräften den mehr als nur eine beeindruckende Zahl an Jahren, das Respekt, die Anerkennung, die Dankbarkeit versagen. ist tatsächlich eine Epoche. Eine Epoche gelebter Mit- Im Gegenteil. menschlichkeit, eine Epoche vorbildlicher Bewältigung Als Schirmherr der Hospizbewegung Münster verneige eines Themas, mit dem sich jeder Mensch irgendwann ich mich vor allen, die sich in den letzten dreißig Jahren konfrontiert sieht – und das er doch so lange wir möglich tatkräftig und selbstlos in ihr engagiert haben. Dass Sie zu verdrängen sucht. Die Hilfe, die die hier wirkenden mir vor so langer Zeit die Schirmherrschaft angetragen Menschen leisten, heißt nicht ohne Grund „Begleitung“. haben, betrachte ich als große Ehre. Im oberflächlichen Sprachgebrauch, der nun einmal un- ser aller Leben bestimmt, ist „Begleitung“ ein Wort, das Unsere Stadt kann und soll stolz auf Sie sein! nicht groß interpretationsbedürftig scheint. Prof. Dr. Götz Alsmann
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 05 Grußwort für die Hospizbewegung Münster e.V. anlässlich des 30-jährigen Jubiläums in 2021 Wir werden geboren; wir entdecken die kleinen und Dann unterstützt die Hospizbewegung Münster die Ster- großen Wunder der Welt und werden erwachsen; wir fin- benden, Angehörigen und Freunde durch die Phasen des den Erfüllung in unserem Beruf, in unserer Familie so- Abschiednehmens. wie unserem Freundeskreis; wir werden älter und – wir Die Hospizbewegung ist Ansprechpartner, Orientierungs- sterben. So unterschiedlich und individuell unsere Leben hilfe und Beistand. auch verlaufen, am Anfang steht stets die Geburt und am Ende ganz unweigerlich der Tod. Er ist untrennbar mit Mein tiefempfundener und ausdrücklicher Dank gilt unserer Existenz verbunden. Er gehört zum Leben dazu. allen Mitarbeitenden der Hospizbewegung Münster e.V. Wenn wir uns mit dem Tod beschäftigen, dann wün- für ihr außerordentliches Engagement. Menschen beim schen sich viele, schnell und plötzlich zu sterben. Sterben und in der Trauer zu begleiten ist eine gar nicht hoch genug einzuschätzende mitmenschliche Leistung, Die Realität aber ist oftmals eine andere. Und in dieser die sowohl emotional wie auch körperlich mit großen anderen Realität brauchen Sterbende in den schwersten Herausforderungen verbunden ist. Stunden ihres Lebens eine gute medizinische Versorgung und - und das ist mindestens genauso wichtig - mensch- In diesem Sinne wünsche ich dem gesamten Team wei- liche Zuwendung. terhin alles Gute und viel Kraft für ihre unverzichtbare Die Hospizbewegung Münster e.V. leistet hier seit 30 Arbeit und gratuliere der Hospizbewegung Münster zum Jahren Großartiges und entlastet schwerstkranke und 30. Jubiläum. sterbende Menschen und ihre Angehörigen auf bestmög- liche Art und Weise. Denn es gibt Situationen, in denen Markus Lewe die Begleitung und Versorgung eines Sterbenden durch Oberbürgermeister der Stadt Münster Familienangehörige allein oder zu Hause nicht mehr möglich ist. Foto: Sabine Faber
06 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 Foto: Irmgard Bröker Vorwort Liebe Freundinnen und Freunde der Hospizbewegung und des lebensHAUS, liebe Leserinnen und Leser! In diesem Jahr feiert die Hospizbewegung Münster ihr Gerade in den Sphären, die uns in die Nähe des Todes dreißigjähriges Jubiläum, und so liegt Ihnen jetzt die Jubi- bringen, wird der Wert und die Kostbarkeit des Lebens läumsausgabe vor. Wir haben dieses Jubiläum und dieses mittel- und unmittelbar spürbar. Es sei … „ein verehrungs- Forum unter das Motto „Leben!“ gestellt, als kontrapunk- würdiges Wunder der Form und der Schönheit, und die tische Note zu so vielen Diskussionen und Ereignissen, Liebe zu ihm, zu dem Menschenleibe, ist gleicherweise ein die uns derzeit umgeben und besonders bewegen. höchst humanitäres Anliegen und eine erziehlichere Macht als alle Pädagogik der Welt!“, so schreibt Thomas Mann Für unsere hospizliche Arbeit ist „Leben!“ – mit Aus- im Zauberberg. rufungszeichen – von grundlegender Bedeutung; das In diesem Heft können Sie vieles in diesem Sinne lesen merken wir in diesen Monaten der Corona-Pandemie zum Thema „Leben!.“ Unser Redaktionsteam und die besonders deutlich. Angesichts der unsichtbaren und Autoren*innen haben sich wieder viel Mühe gegeben, um unberechenbaren tödlichen Bedrohung erleben wir eine Ihnen eine facettenreiche und vergnügliche Lektüre zu Schärfung unseres Bewusstseins für das, was das Leben gestalten. ausmachen kann. Gerade dann, wenn am Lebensende der Mut und die Zuversicht schwinden oder sogar verloren Götz Alsmann reichte uns bei unserem 25-Jährigen seine gehen können, ist es bedeutsam, den Lebensmut neu zu „schirmende Hand“ und wünschte uns „ewiges Leben.“ Ob gewinnen und zu stärken. es nun ewig wird, wissen wir nicht. Aber solche Ermunte- rungen nehmen wir gern an und reichen sie ebenso gern Auch in der Trauerarbeit wollen wir in den dunklen weiter an alle, die uns nahestehen und wohlgesonnen Tälern der Traurigkeit mit kraftvoller Unterstützung sind. Menschen Trost und Mut vermitteln für ein weiteres gutes Wir sind sehr dankbar für alle erfahrene Unterstützung, Leben! die es uns möglich gemacht hat, dreißig Jahre lang andere Zum Leben braucht es Wasser und die richtigen Umwelt- zu unterstützen, damit sie nicht nur ein gutes Sterben, bedingungen, das sind für uns vor allem Licht und gute sondern auch ein gutes Leben haben können. Das ist uns Luft. Ansporn, weiterhin so lebendig weiterzumachen. Darüber hinaus sind wir Menschen mit Geist und Seele ausgestattet und in der Lage, das Leben und den Tod be- Bleiben Sie munter und gesund und feiern Sie das Leben! wusst wahrzunehmen. Ihr Dr. Hermann W. Erbslöh
08 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 Die kurze Geschichte der Hospizidee und der Hospizbewegung Münster e.V. Was in Münster geschah Was anderswo geschah 1842 Jeanne Garnier gründet in Lyon, Frank- reich ein Hospiz 1879 Mary Aikenhead (irische Schwester der Barmherzigkeit) gründet in Dublin (Ir- land) das "Our Lady‘s Hospice" 15.06.1883 Im Deutschen Reich wird das "Gesetz betreffend der Krankenversicherung der Arbeiter" zur Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung 1899 Rose Hawthone gründet das erste Hospiz in New York, USA 1905 Gründung des St. Joseph's Hospice in London, England 1967 Cicely Saunders gründet das St. Christopher's Hospice in London 1969 St. Christopher's Hospice wird durch ei- nen ambulanten Hospizdienst ergänzt 1970er Weiterentwicklung der Hospizideen u.a. von Elisabeth Kübler-Ross, USA 1978 Gründung der Krisenabteilung "Zeit Oase" am Elisabeth Krankenhaus in Hal- le/Saale, ehem. DDR 1984 Formierung der "Arbeitsgruppe zuhause sterben" der Evangelischen Fachhoch- schule Hannover unter der Leitung des Arztes Christoph Student 1985 Aufbau des ambulanten Hospizdiens- tes durch Ärzt*innen, Pfleger*innen, Sozialarbeiter*innen in Halle/Saale 1986 Eröffnung des 1. stationären Hospizes in der BRD durch den kath. Priester Paul Trürks in Aachen 1980-1990 AIDS breitet sich aus. Die damit häufig einhergehende gesellschaftliche Stigma- tisierung der Erkrankten führt vielerorts zur Gründung von ambulanten Hospiz- diensten und stationären Hospizen 1987 Gründung Franziskus Hospiz, Reckling- hausen 1989 1. Hospizkongress der (ehemaligen) DDR mit 200 Teilnehmer*innen in Halle/Saale 1990 Die WHO befasst sich erstmals mit dem Thema: "Palliative Care" Seniorenrat und Arbeitskreis Al- Juli 1991 tenhilfe veranstalten die Tagung "Hospiz in Münster" Ziel: Gründung eines Hospiz
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 09 40 Bürger*innen gründen die "Hos- 11. November 1991 pizbewegung Münster e.V.“ als am- bulanten Hospizdienst. Der Verein hat keinen Träger im Hintergrund, ist politisch und konfessionell un- abhängig und nur der Hospizidee verpflichtet Die erste Sterbebegleitung findet November 1993 statt Finanzielle Unterstützung durch 1995 die Stadt Münster Abrechnung der Personalkos- 1996 ten der im Hauptamt tätigen Mitarbeiter*innen mit Landeszu- schüssen, später auch Zuschüsse durch die Krankenkassen 1997 Regelung zur finanziellen Unterstützung von Hospizen (§39a Abs.1 SGB V) als Grundlage einer Vereinbarung zwischen der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz und gesetzlichen Krankenkassen durch den Deutschen Bundestag Der "Runde Tisch Hospiz" soll 1999 die Gründung eines stationären Hospizes vorantreiben. Die Hospiz- bewegung MS, die AidsHilfe MS, die Ambulanten Dienste werden Gesellschafter des Hospiz' "lebens- HAUS" Die Hospizbewegung MS arbeitet 2000 mit Pflegediensten, dem Palliativ Netz und Klinik-Zentren zusam- men. In einem intensiven Prozess wird das "Leitbild" formuliert. Ehrenamtliche schaffen Grundla- gen: * Wie gewinnt man Ehrenamtliche? * Mit welchen Einrichtungen und Berufsgruppen kann ein Netzwerk entstehen? * Wie wird die Hospizbewegung in der Öffentlichkeit bekannt? * Wie können Mitarbeiter*innen, Fortbildungen, Räume etc. finanziert werden? 2001 Gesetzliche Regelungen zur stationären Hospizarbeit treten in Kraft (§ 39a Abs.2 SGB V)
10 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 22.06.2005 Zwischenbericht der Enquetekommission Ethik und Recht der modernen Medizin des Dt. Bundestages formuliert die Verbes- serung der Versorgung Schwerstkranker und Sterbender in Deutschland 2007 Mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsge- setz wird der Rechtsanspruch auf „spezia- lisierte ambulante Palliativ-Versorgung“ in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen 01.09.2009 Gesetz zur Patientenverfügung 08.12.2015 Das Hospiz- und Palliativgesetz tritt in Kraft mit den Grundprinzipien der Hospiz- arbeit: *Alle Ebenen des menschlichen Daseins sind zu berücksichtigen *Angehörige und nahe Bekannte sind einzubeziehen *Ehrenamtlich Tätige werden superviso- risch begleitet *Die Begriffe „Tod und Sterben“ sollen enttabuisiert und stärker in die Gesell- schaft hineingetragen werden Intensivierung der Netzwerkarbeit 2010 -2020 Krankenhäuser eröffnen vermehrt Pallia- mit allen Institutionen der hospiz- tivstationen lichen und palliativen Arbeit in Münster. Ehrenamtliche allen Alters kommen aus unterschiedlichsten Berufen und Konfessionen und stellen ihre Kenntnisse, Erfahrun- gen und Talente zur Verfügung. Sie engagieren sich mit großem Einsatz in der Begleitung von Sterbenden und Trauernden. Hauptamtliche und Ehrenamtliche machen sich ge- meinsam auf den Weg, die Gesell- schaft zur offeneren Begegnung mit Sterben und Tod zu motivieren. Quellen: 26.02.2020 Entscheidung des Bundesverfassungs- Die Hospizbewegung www.dhpv.de. gerichts und Nichtigerklärung des § 217 Sterblich sein. StGB vom 26.02.2020 zum Verbot der www. Hospize.de Chr. Student, geschäftsmäßigen Förderung der Beihilfe Information über Hospize und Hos- zum Suizid: „Das allgemeine Persönlich- pizbewegung. keitsrecht umfasst das Recht auf ein selbst- Diakonie Deutschland. Sarah Spit- bestimmtes Sterben. Auf die freiwillige zer Hrsg. Hospizarbeit und Palliativ- Hilfe Dritter darf zurückgegriffen werden.“ versorgung Dt. Bundestag Drucksache 1575858 15. Wahlperiode/2005 Deutschlandfunk Kultur: 18.11.2015 zur Hospizarbeit in der DDR Zusammengetragen von: Antonius Witte
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 11 Foto: Ulrich Möbius
12 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 Das Miteinander von Haupt-und Ehrenamt Kurz nach der Gründung der „Hospizbewegung Münster e.V.“ (HB) vor 30 Jahren arbeiten die festangestellten Koordinator*innen und der ehrenamtlich tätige Vorstand vertrauensvoll zusammen. Über die Motivation, sich für die HB zu engagieren und die Aufgabenverteilung äußern sie sich hier. Zugrunde lag ein Fragenkatalog der Redaktion. Die Koordinator*innen haben entweder eine Ausbildung Antonius Witte, Mitglied der HB seit 2009, inzwischen im pflegerischen, psycho-sozialen oder familien-thera- seit neun Jahren als Schriftführer im Vorstand aktiv und peutischen Bereich und hatten in ihren früheren Berufs- verantwortlich für regelmäßigen Austausch zwischen tätigkeiten schon erste Kontakte zur hospizlichen Arbeit. Haupt- und Ehrenamt, Verfasser vieler Info-Schreiben Für die Vorstandsmitglieder sind persönliche Erfahrun- und noch in der Sterbebegleitung aktiv, sagt: „Sterbende gen zum Beispiel beim Sterbeprozess der eigenen Eltern und trauernde Menschen begleiten zu dürfen, ist für mich oder anderer Angehörigen ein Weg zu diesen Aufgaben ein hohes sinngebendes Gut.“ gewesen, aber auch „neugieriges Interesse.“ Susanne Erfurt koordiniert seit 2019 verschiedene Waldemar Walczak, der seit 2015 als Schatzmeister Vor- Arbeitskreise und meint: „Niemand soll alleine sterben standsarbeit leistet, wurde durch eine Fernsehsendung müssen, sondern unter Einbeziehung seiner körperlichen, motiviert. „Ein Manager berichtete davon, einmal im Jahr psychosozialen und spirituellen Bedürfnisse - begleitet von eine Woche soziale Arbeit in einer Hospizeinrichtung zu Mitmenschen.“ Dies ist auch die Auffassung von Tho- leisten, um geerdet zu bleiben und um auch weiterhin mas Thissen, der seit 2019 das Hospizbüro leitet. Dieter Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können! Das Broekmann ist der Auffassung, dass „... durch die eigene war für mich die Initialzündung, meine Kompetenz als Präsenz den Betroffenen und deren Zugehörigen Unter- Finanzfachmann bei der HB einzubringen.“ stützung und Entlastung gegeben wird.“ Dieter Broekmann, seit 2007 als Koordinator tätig, möch- te sich selbst „weiterentwickeln und viele Bürger*innen Marianne Holthaus verantwortet seit 2016 die Angebo- für die ehrenamtliche Arbeit motivieren.“ te des Trauerbereichs und …„bietet Trauernden einen geschützten Raum zur Begegnung.“ Ihr Ziel ist es …„Eh- Kompetenzen wie aufmerksam, geduldig und empa- renamtliche bei ihrem Engagement so zu begleiten, damit thisch zu sein und ein besonderes Interesse am Wohl- sie ihre Arbeit … identifiziert tun können und sich gut ergehen der Menschen zu haben, die sich anvertrauen, aufgehoben fühlen.“ sind unabdingbar. Gebraucht werden auch die Fähig- Schwerpunkte ihrer Arbeit sind für die Koordinatorin keiten zusammenzuführen, zu strukturieren, zu orga- Barbara Berger seit 2013: „der aufsuchende Erstkontakt nisieren und zu moderieren. Ebenso wichtig sind gute zum erkrankten/sterbenden Mensch und Zugehörigen, Kontakte, um die Arbeit der Hospizbewegung öffentlich- die Kontaktaufnahme zwischen sterbenden Menschen keitswirksam zu präsentieren, damit weiterhin Unterstüt- und Begleiter*innen. Dazu gehören neben der Steue- zung durch ehrenamtliche Mitarbeiter*innen für diese rung, Unterstützung und Begleitung ehrenamtlicher Arbeit gewonnen werden kann. Auch die finanzielle Mitarbeiter*innen auch die Vernetzung zu anderen beglei- Unterstützung durch private Spenden, Mitgliedsbeiträge tenden bzw. versorgenden Diensten sowie Vorbereitung oder Zuwendungen durch die Stadt Münster trägt zum und Umsetzung von Kooperationen mit Diensten (onko- Fortbestehen der Hospizbewegung und insofern auch logische Praxen, Pflegedienste…) und Einrichtungen (z.B. zum Gemeinwohl bei. der stationären Altenhilfe, Krankenhäuser…).“ Auf die Frage, warum es Sinn macht, Lebenszeit und Sie und ihre hauptamtlichen Kolleg*innen übernehmen Energie in die hospizliche Arbeit zu investieren, antwor- die Vorbereitung und die Durchführung des drei Mal tet Hermann Erbslöh, seit 2012 1. Vorsitzender: „Die HB im Jahr stattfindenden „Grundkurs Hospizarbeit“. Als ist eine bürgerschaftliche Einrichtung, die einen gesell- zusätzliche Aufgaben beschreibt Barbara Berger „die schaftlich-sozialen Auftrag verfolgt. Dieses Engagement ist Konzeption sowie die anteilige Durchführung der jähr- dringend erforderlich, weil sich die Bedarfslage und die lichen Fortbildungen sowie die Organisation von regel- Zahl der Begleitungen seit Gründung des Vereins vor 30 mäßigen Supervisionsangeboten für die ehrenamtlichen Jahren stetig erhöht hat.“ Mitarbeiter*innen.“
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 13 Dass sich die Hospizarbeit in den letzten Jahren verän- Damit das gelingen kann, ist es außerordentlich wich- dert hat, stellen die Befragten fest …„weg von der rein tig, Nachwuchs für die Arbeit in der Hospizbewegung funktionalen Vorstandsarbeit hin zu zusätzlicher team- zu finden. Begeisterte, engagierte Menschen, die Zeit zu orientierter Koordinationsarbeit und Personalverantwor- verschenken haben, werden durch entsprechende Fort- tung“, so Hermann Erbslöh. bildungsangebote unterstützt. Dabei geht es nicht nur um die Professionalität im Umgang mit sterbenden oder Barbara Berger weist auf das sich in den letzten Jahren trauernden Menschen, sondern auch um die persönliche veränderte gesellschaftspolitische Klima hin: „dass eine Weiterentwicklung. „Die vielfältigen Prägungen, Herange- breitere Gruppe die Möglichkeit erhält, eine von den Kran- hensweisen und Kompetenzen der unterschiedlichen Gene- kenkassen geförderte hospizliche Begleitung in Anspruch rationen der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen bereichern zu nehmen“ und erklärt, dass heute die Möglichkeiten, und dabei Wertschätzung ausdrücken, Nähe und Transpa- Menschen mit weit fortgeschrittenen demenziellen renz schaffen“, so der Konsens aller Befragten. Allerdings Veränderungen, geriatrisch erkrankte Menschen oder/ ist es aufgrund der privaten wie beruflichen Situation und Menschen mit neurologischen Erkrankungen hos- vieler ausgesprochen „mühsam, Interessent*innen für die pizlich zu begleiten, gestiegen sind. Dabei können sich Vorstandsarbeit zu finden“, beschreibt Hermann Erbslöh sehr kurze Begleitungszeiträume von nur Stunden oder seine Erfahrung. wenigen Tagen wie auch Begleitungen von längeren bis langen Lebensphasen des Sterbens ergeben. „Es hat sich So erlebt es auch Thomas Thissen, der als Geschäftsstel- eine größere Sensibilität und Bereitschaft von Seiten der lenleiter seit 2020 tätig ist und freut sich darüber, dass er Multiplikatoren (Einrichtungen der stationären Altenhil- nach langjähriger Berufstätigkeit im Bereich Naturschutz fe, Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Demenz- Neues lernt und sich u.a. mit Fragen der Personalverwal- WG`s, Pflegedienste, Palliativstationen, niedergelasse- tung, der Kommunikation mit den Ehrenamtlichen, der nen Ärzten*innen, Betreuern…) entwickelt, hospizliche Buchhaltung, des Fundraising und der Organisation von Begleitung in der Versorgung eines erkrankten/sterbenden öffentlichen Veranstaltungen beschäftigen kann. Menschen anzuregen.“ Aufmerksamkeit erregende Präsenz in der Öffentlichkeit Dieter Broekmann und Marianne Holthaus machen ist für alle in der HB Tätigen wesentlich, das betrifft die darauf aufmerksam, dass die durch die Corona-Pandemie Vernetzung der HB in die Stadtteile, Nachbarschafts- immer wieder entstehenden Veränderungen eine ständi- gruppen und Kirchengemeinden ebenso wie aufschluss- ge Organisationsanpassung erfordern und die ehrenamt- reiche Zeitungsartikel. Dazu bieten etliche Arbeitskreise lichen Sterbe- und Trauerbegleiter*innen z.Z. besondere unterschiedliche Angebote zu verschiedenen Themen Unterstützung brauchen, um Freundschaft auf Zeit, an. Auch unser Hospiz-Forum, das in einer 1800 starken wie die Trauerbegleiterin Chris Paul sagt, verschenken Auflage erscheint, trägt dazu bei, das Thema Sterben zu können. Den Blick auf die unschätzbare Arbeit der und Tod aus der Tabuzone zu holen und es ins Leben ehrenamtlich Engagierten haben sowohl die hauptamt- aller zu integrieren. So kann es gelingen, „das Sterben lichen Mitarbeiter*innen als auch der Vorstand in der zu Hause in den Blick der Gesellschaft zu rücken“, hofft Hospizbewegung Münster. Antonius Witte. Alle im Verein tätigen Menschen – unabhängig davon, Antonius Witte: „Die Ehrenamtlichen stehen mitten im ob sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig sind, enga- Leben und bringen all ihre Erfahrungen in die Arbeit mit gieren sich aus Überzeugung mit großem zeitlichen und ein. Sie handeln aus einem inneren Antrieb heraus und emotionalen Einsatz. Das kostet natürlich auch Kraft dem Bestreben, Menschen am Lebensende oder während und braucht entsprechenden Ausgleich. Aufgetankt wird der Trauerzeit zur Seite zu stehen.“ durch Gartenarbeit oder Spaziergänge allein, mit der Familie oder dem Hund. Das vertrauensvolle Miteinander Als „Multiplikator*innen“, die die Hospizkultur im im Team hilft ebenso beim Kraftschöpfen wie das Umgang mit sterbenden und trauernden Menschen „Gebettet sein in einem auffangenden Freundeskreis.“ durch Informationsabende in die Gesellschaft tra- gen, betrachtet Susanne Erfurt die tragende Rolle der Gabriele Knuf Ehrenamtler*innen.
14 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 … und hier noch ein paar Zahlen… Im Jahr 2021 hat die Hospizbewegung Münster e.V. 568 Mitglieder. Davon sind 71 ehrenamtlich aktiv (EA). Alle Ar- beitskreise und die fünf Sterbebegleiter*innen-Gruppen werden von vier Koordinator*innen und dem Geschäftsstel- lenleiter organisiert und unterstützt. Um den „Arbeitskreis Öffentlichkeit“, der seit ca. 1995 existiert, kümmern sich momentan sieben EA. Der „Arbeitskreis Trauerbegleitung“ besteht seit 2001, 12 EA engagieren sich hier. Den „Arbeitskreis Patientenverfügung“, der seit ca. 2009 besteht, unterstützen derzeit sieben EA. Für den seit 2017 bestehenden „Arbeitskreis Letzte Hilfe“ bringen sich z.Z. sieben EA ein. Fünf redaktionelle Mitarbeiter*innen übernehmen Verantwortung für das seit 1993 bestehende „Hospiz-Forum“. Welches Gewicht ehrenamtliches Engagement in der Hospizbewegung hat, zeigt sich auch in folgenden Aussagen: Hospizarbeit bedeutet für mich... …„dankbar mit meinen Möglichkeiten zu sein, in zwischenmenschlichen Beziehungen am Lebensende und in Trauersituationen, mich offen und mit Interesse einzubringen bzw. den davon betroffenen Menschen Anteil-nehmend, begleitend zur Seite zu stehen.“ „…ein sehr sinnvolles Ehrenamt im Rentenalter.“ „…Zeit und Kraft zu verschenken, unentgeltlich.“ „…Berührung im doppelten Wortsinn.“ „…eine Bereicherung.“ „…der Gesellschaft etwas zurück zu geben.“ „…ein Beitrag für eine aufgeklärtere Welt.“ „…Liebe, Freude, Lernen, Zuwendung.“ „…da sein in schweren Lebensverläufen.“ „…Dienst am Menschen, da-sein, Zuhören, „…dem Menschen Würde zu geben mitfühlen.“ bis zuletzt.“ „…Einsichten in die wichtigen Dinge „…die Erkenntnis, dass zum Leben der Tod des Lebens gewonnen zu haben.“ gehört.“ „…spannende Begegnungen mit Menschen.“ „…eigene Grenzen ausloten und neue Erfahrungen machen.“ …„daran mitzuwirken, das Sterben und alles damit Zusammenhängende wieder mehr in das mit- tragende Bewusstsein unserer menschlichen Gemeinschaft zu stellen, damit dieser Teil des Lebens möglichst gut für die davon Betroffenen gelingen kann.“ Umfrage: Gabriele Knuf
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 15 Foto: Hospizbüro Münster
16 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 Lichtblicke Manche Menschen wissen nicht, Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind. wie wohltuend ihre Nähe ist. Manche Menschen wissen nicht, Manche Menschen wissen nicht, wie gut es tut, wie tröstlich es ist, sie nur zu sehen. ihre Stimme zu hören. Manche Menschen wissen nicht, Manche Menschen wissen nicht, wie viel ärmer wir dass sie ein Geschenk ohne sie wären. des Himmels sind. Manche Menschen wissen nicht, Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen. wie ansteckend ihr strahlendes Lächeln ist. Paul Celan Foto: Gabriele Knuf
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 17 Bürgerpreis 2019 der Stiftung Bürger für Münster, 28. November 2019 Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt Themen in unserer Gesellschaft, die so ein wenig aus dem Blick geraten sind, die wir gerne verdrängen, obwohl sie zu unserem Leben gehören. Sterben, Tod und Trauer zählen zu diesen Themen. Die Fortschritte von Medizin und Medizintechnik ver- Sie sind der erste Hospizverein in Münster und eine schieben die Grenzen des Lebens und Überlebens. Doch reine Bürgerbewegung. Über 100 ehrenamtlich aktive alle medizinischen Möglichkeiten geraten irgendwann an Mitarbeiter stehen für vorbildliches bürgerschaftliches ihre Grenzen. Was dann? Klar, es gibt die Palliativmedi- Engagement. Die ehrenamtlichen Sterbebegleiter des zin, die heutzutage über sehr gute und wirksame Struk- Hospizvereins besuchen Menschen in ganz Münster turen verfügt – stationär und ambulant. und in umliegenden Stadtteilen. Ziel ist es, Strukturen Sie dient dem Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität zu schaffen, die es jedem Menschen ermöglichen, so zu des Patienten bis zu seinem Tod. Gleichwohl – was geht sterben, wie es für ihn richtig ist. Dabei setzen Sie gerade in einem Menschen vor, der sich mit seinem Lebensen- auch auf Vernetzung und Kooperation, beispielsweise de konfrontiert sieht? Was empfinden die Angehörigen mit dem Palliativnetz Münster. eines Sterbenskranken oder Sterbenden? Auf jeden Fall: Hilflosigkeit. Sie haben dazu beigetragen, die Themen Sterben und Tod wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Die Ausdruck dieser Hilflosigkeit sind die Diskussionen über Hospizbewegung Münster ist vielen Bürgerinnen und aktive Sterbehilfe, assistierten Suizid, Hilfe zur Selbsttö- Bürgern bekannt. tung. Aus ärztlicher und medizinethischer Sicht ist das alles nicht akzeptabel! Als Präsident der Ärztekammer Und: Sie wird anerkannt und hoch geschätzt. Westfalen-Lippe unterstütze ich den Ansatz „Sterbebe- Ganz besonders begrüße ich Ihre ausdrückliche Ableh- gleitung heißt Lebensbegleitung“ mit Nachdruck. Für nung aktiver Sterbehilfe. mich ist ganz wichtig: die Aspekte der Würde und der Auch die Ärztekammer Westfalen-Lippe lehnt das ohne Lebensqualität im Sterbevorgang haben Vorrang vor Wenn und Aber ab! allem. Oberste Priorität hat das Sterben in Angstfreiheit und Schmerzfreiheit. Würdiges Sterben wird nur möglich In diesem Sinne ist die Hospizbewegung Münster für sein, wenn wir das Thema Sterben und Tod in unserer mich beispielgebend und ein würdiger Preisträger des Gesellschaft enttabuisieren und den Prozess des Sterbens Bürgerpreises 2019. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch als untrennbar mit dem Leben verbunden akzeptieren. weiterhin die nötige Anerkennung, Unterstützung und Jede Ärztin, jeder Arzt ist ein Sterbebegleiter, aber kein Inanspruchnahme Ihrer für unsere Gesellschaft so Sterbehelfer. wichtigen Arbeit erfahren. Denn Sie werden gebraucht, dringend gebraucht! Bitte lassen Sie in Ihren Anstren- Sterbebegleitung, darum geht es im professionellen, aber gungen nicht nach, Sterbenden und deren Angehörigen auch im ehrenamtlichen Bereich. Das Gesundheitswesen Trost, Unterstützung und Beistand zu geben. ist auf die Unterstützung bürgerschaftlichen, ehrenamtli- chen Engagements angewiesen. Deshalb finde ich es toll, Vielen herzlichen Dank für Ihren unschätzbar wertvollen dass die Hospizbewegung Münster heute den Bronzepreis Einsatz im Dienst der Menschen! erhält – sie hat ihn verdient! Laudatio: Seit fast 30 Jahren begleitet ein Team bestehend aus eh- Dr. med. Theodor Windhorst, renamtlichen Sterbebegleitern sterbende und trauernde Präsident der Ärztekammer Menschen sowie deren Angehörige und Freunde. Westfalen-Lippe
18 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 „Speeddating“ Kurz vor den Corona-Einschränkungen konnte die In direktem Anschluss an die verschiedenen Informati- Hospizbewegung Münster e.V. am 10. März 2020 erst- onen hatten interessierte Bürger*innen die Möglichkeit, malig im Rahmen von „Gemeinsam 1000 Stunden für sich schnell, unkonventionell und umfassend zu infor- Münster“ im neuen Restaurant 1648 des Stadthauses I mieren und/oder erste Kontakte zu knüpfen. teilnehmen. Wir sagen ein herzliches DANKESCHÖN für die sehr gute Organisation an die „Stiftung Bürger für Münster“, Im Format „Speeddating“ stellten sich die einzelnen an alle interessierte ehrenamtliche Unterstützer der Organisationen kurz vor und schilderten den Alltag von Hospizbewegung Münster und ganz besonders unseren ehrenamtlich Aktiven bei der Begleitung Sterbender oder Unterstützer*innen an unserem Informationsstand. in der Unterstützung trauernder Angehöriger. Text & Foto: Thomas Thissen von links nach rechtes: Jakob Kamin, Sabine Kuck, Dieter Broeckmann „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“ Albert Schweitzer (1875 - 1965), deutsch-französischer Arzt, Philosoph und Theologe
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 19 Was ist eigentlich das Leben? Nach einem schwedischen Märchen Eines schönen Sommertages, zur Mittagszeit, war im Wald Ruhe eingekehrt und alles schlief. Da sprang ein junges, keckes Eichhörnchen über die Bäume und rief: »Sagt mir, was ist eigentlich das Leben?« Alle, die dies hörten, waren betroffen über solch eine schwierige Frage und überlegten. Ein lustiger Schmetterling flog von einer Blüte zur anderen: »Das Leben ist bunt, voller Freude und Sonnenschein«. Am Bach schleppte eine Ameise ihre Last: »Das Leben ist voller Mühe und harter Arbeit«. Eine Rose war gerade dabei, ihre Knospe zu öffnen: »Das Leben ist Entwicklung«. Der Maulwurf steckte seinen Kopf aus der Erde: »Das Leben ist ein Kampf im Dunkeln«. Eine fleißige Biene flog von Blume zu Blume: »Das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen«. Tief verwurzelt stand eine alte Weide, gebogen vom Wind und Sturm in vielen Jahren: »Das Leben ist ein sich Beugen unter einer höheren Macht«. Ein Adler drehte majestätisch seine Kreise: »Das Leben ist ein Streben nach oben«. Eine Regenwolke zog vorbei: »Das Leben besteht aus vielen Tränen«. Ein Hase sprang vorüber: »Das Leben ist Veränderung, deren Richtung jeder wählen kann«. Der Fluss schäumte auf und warf sich mit aller Macht gegen das Ufer: »Das Leben ist ein vergebliches Ringen um Freiheit«. Die Gespräche zogen sich über Stunden hinweg, bis in die Nacht hinein. Ein Uhu flog lautlos durch den Wald: »Das Leben ist, Gelegenheiten zu nutzen, wenn andere noch schlafen«. Da zog die Morgenröte auf und sprach: »So, wie ich der Beginn eines neuen Tages voller Überraschungen bin, so ist jedes Leben eine einzigartige Geschichte«. Ja, das Leben ist einzigartig!
20 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 Lebens
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 21 sbogen Idee: Gabriele Knuf / Ausführung: Antonius Witte
22 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 Die Würde des Menschen ist unantastbar Ende April 2020 betonte Wolfgang Schäuble in der Debatte um Einschränkungen der Grundrechte den Wert der Würde des Menschen. „Die ist unantastbar. Aber sie schließt nicht aus, dass wir sterben müssen.“ Der Staat müsse für alle die bestmögliche gesundheitliche Versorgung gewährleisten. „Aber Menschen werden weiter (auch an Corona) sterben.“ Und eben dieses Problem ist es, das uns Mitarbeitende Margarete Frings der Hospizbewegung Münster seit Beginn der Corona-kri- Meine Begleitung in einer Senioreneinrichtung – se beschäftigt und viele auch belastet. In unseren Beglei- Sie begann im Januar 2020. Der 86-jährige Herr X erzähl- tungssituationen erlebten wir in unterschiedlicher Weise, te gerne aus seinem Leben, es entwickelte sich schnell wie sich von einem Tag auf den anderen für Sterbende, ein sehr guter Kontakt. ihre Familien und Freunde – aber auch für uns Ehren- Im März dann Corona, der Lockdown, abrupt war kein amtliche – alles veränderte. Sowohl in Pflegeheimen als Besuch mehr in der Einrichtung erlaubt. Eine telefo- auch in Privathaushalten. nische Kontaktpflege war aufgrund sprachlicher Ein- Plötzlich durften Menschen in ihrer letzten Lebensphase schränkungen von Herrn X nicht möglich. Über mehrere nicht mehr besucht werden. Wir alle haben auf verschie- Wochen versuchte ich durch Briefe, Karten und andere dene Weise den abrupten Abbruch einer Begleitung, den kleine Aufmerksamkeiten (selbst gebackene Plätzchen, verzweifelten Versuch einer telefonischen oder briefli- einen blau-weißen Mundschutz oder einen blau-weißen chen Fortsetzung des Kontaktes in Zeiten des Lockdowns Blumenstrauß für den Schalke-Fan, eine kleine Tube oder auch die – nur sehr selten mögliche – Begleitung Handcreme) den Kontakt aufrecht zu erhalten. Durch Sterbender in Pflegeheimen ausschließlich in der präfina- ein Telefonat mit der Station erfuhr ich, dass Herr X sich len Phase erlebt. gefreut hatte, wöchentlich von mir zu hören und er mich als seine neue Freundin betrachtete. Die nachfolgenden Berichte lassen erahnen, welches Gefühlschaos diese politische Entscheidung auch bei uns Am 20. Mai 2020 durfte ich ihn endlich wieder besuchen. Begleitenden ausgelöst hat. Aber unter welchen Bedingungen! Herr X wurde in das Erdgeschoss in einen ihm fremden Raum an die geöffne- Sabine Bartsch te Terrassentür geschoben. Ich musste draußen sitzen. Entscheidung in Coronazeiten – Letztes Jahr im Herbst Zwischen uns ein langer Tisch im Türrahmen, damit bekam ich eine Anfrage für eine Begleitung. Zu diesem wir auch ganz sicher den Abstand halten. So war kein Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen, wie sich die Gespräch möglich, denn die Sprachprobleme und die Welt im Kleinen und Großen verändern würde. Auch in Schwerhörigkeit waren ja nicht besser geworden. Hinzu meiner Begleitung. Ich lernte eine 87-jährige Dame ken- kam, dass Herr X mich offensichtlich nicht erkannte, nen, die schon seit längerem an Demenz erkrankt war. keine Erinnerung an unsere Gespräche vor Corona hatte. Sie lebte in eigener häuslicher Umgebung und wurde von Der Besuch endete nach 10 Minuten, so auch der zweite ihrem Sohn gepflegt und betreut. Die Demenz hatte ihr eine Woche später. unter anderem die Sprache genommen. Ich habe ihr in Mit Hilfe der Hospizbewegung konnte erreicht werden, unserer gemeinsamen Zeit vorgelesen und vorgesungen, dass mir später der Besuch auf dem Zimmer unter Aufla- da sie auf meine Stimme mit wachen Augen reagierte. gen (Schutzkleidung) erlaubt wurde. Dann kam die Einschränkung durch Corona. Der Sohn entschied sich für eine Beendigung der Begleitung aus Mittlerweile war es Mitte Juni, Herr X war bettlägerig Sorge, seine Mutter könne sich mit dem Virus anstecken. und schwach, Gespräche waren nicht mehr möglich. In diesem Zustand sah ich ihn einige Male, so auch an Ich respektierte die Entscheidung und konnte sie auch einem Sonntag, an dem er nur schlief. gut nachvollziehen. Da ich die alte Dame in der Obhut ihres Sohnes wusste, konnte ich diese Begleitung gut Drei Tage später, als ich einen neuen Besuchstermin beenden. Meine späteren Nachfragen ergaben, dass diese vereinbaren wollte, erfuhr ich, dass er am Sonntagnach- Begleitung auch im Oktober noch nicht wieder aufge- mittag verstorben sei. Leider gabe es keine Information nommen werden konnte/durfte. an die Hospizbewegung oder an mich.
Hospiz-Forum Frühjahr 2021 23 Eva Mickholz Das Wegsperren einzelner Menschen oder Gruppen kann Vier präfinale Begleitungen in 7 Wochen – In ei- und darf keine Lösung sein, auch nicht in einer Pan- nem der wenigen Pflegeheime, die auch in der ersten demie. Diese Maßnahmen widersprechen Artikel 1 des Corona-bedingten Unsicherheit zumindest präfinale Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantast- Begleitungen für Familienangehörige und auch für bar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller uns Hospizler*innen zuließen und sogar ausdrücklich staatlichen Gewalt.“ Während ich diese Erinnerungen wünschten, begleitete ich in einem sehr kurzen Zeitraum aufschreibe, sind wir schon im zweiten Lockdown. vier Menschen. Alle vier waren hochbetagt und auf- grund verschiedener Problematiken seit Wochen oder gar Haben wir alle dazugelernt und die Mahnungen des Monaten bettlägerig. Keiner von ihnen hatte eine Covid- deutschen Palliativ- und Hospizverbandes e.V., sterbende 19-Erkrankung. Wären nicht die äußeren Umstände wie Menschen nicht allein zu lassen, finden endlich Gehör? Mundschutz, Desinfektion, Schutzkleidung gewesen, Seit Beginn der Coronakrise drängt sich mir das Gefühl erschienen diese Begleitungssituationen in keiner Weise auf, wir machen – bei dem verzweifelten Bemühen, je- ungewöhnlich oder besonders erwähnenswert. den vor einem Tod durch Corona zu beschützen – einen Rückschritt in der hospizlichen Grundhaltung. Wir sind Am eindrücklichsten eingeprägt haben sich mir Herr H. seit Monaten bereit, auf Leben, auf soziale Kontakte und und seine Ehefrau. Frau H. hatte ihren Mann aufgrund auf Liebe zu verzichten, um länger zu leben und ent- einer immer stärker werdenden Demenzsituation Anfang scheiden so auch für andere. 2020 in die stationäre Pflege gegeben, nachdem sie sich Mich irritiert es, dass wir so gebannt auf Infektionszah- jahrelang selber um ihn gekümmert hatte. Sie besuchte len, Bettenkapazitäten und R-Werte starren. Wo bleibt ihn täglich. Mit dem 13. März war dies dann verboten. unsere Bereitschaft, die Endlichkeit des Lebens - auch Telefonieren konnte sie mit ihm aufgrund der weit fortge- mit Corona - in unsere Leben zu integrieren? Verzweifelt schrittenen Demenz nicht mehr. versuchen wir, die Seuche einzudämmen und richten Nach über einem Monat ohne Begegnungen erhielt sie dabei großes Leid an: Wir lassen alte oder kranke Men- die Sondererlaubnis zum Besuch aufgrund der präfinalen schen einsam und ohne Trost sterben. Situation. Herr H. verstarb sechs Tage später. In diesen Tagen begleitete ich Frau H., die ihren Mann nur noch Ist ein einsamer Tod nicht viel schlimmer als der Tod an schlafend und bereits eingetrübt wiedergesehen hatte. sich? Das alles geschah während des ersten Lockdown. In den Lasst uns den Tagen wieder mehr Leben geben, mehr Monaten danach wurden viele Stimmen laut, die sehr Miteinander, mehr Menschlichkeit und vor allem mehr deutlich forderten: dies darf so nie wieder geschehen! Liebe. Eva Mickholz Trauer Meine Seele Taucht Ein In Ein Meer Voller Tränen! Text und Einstrichzeichnung: Hanjo Winkler
24 Hospiz-Forum Frühjahr 2021 „Das Menschenleben ist seltsam eingerichtet: Nach den Jahren der Last hat man die Last der Jahre.“ Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), deutscher Dichter und Naturforscher Zwischen Fürsorge und Bevormundung oder zwischen Menschlichkeit und Kommerz Wir bewegen uns auf einem schmalen Grad, wenn es um Entscheidungen geht, die das Wohlergehen älterer Men- schen betreffen. Wie weit darf man in das Leben Älterer oder sogenannter Risikogruppen eingreifen? Ist es nicht auch eine Bevormundung, ein Eingriff in die persönlichen Freiheiten eines Menschen, wenn über ihn hinweg entschieden wird? In der Corona-Krise 2020 mussten Millionen älterer Men- Ich finde, dass es durchaus richtig und verantwortungs- schen weltweit viel erleiden: Einsamkeit durch Isolation, bewusst ist, wenn ich dafür sorge, dass meiner dementen das Wegfallen bekannter Riten und von Besuchen, die Schwiegermutter das Auto und der Führerschein entzo- Sorge um die eigene Gesundheit und die der Familie. gen wird – hier geht es um den Schutz ihres und anderer Bestimmt wurden Beschränkungen für diese „Risiko- Menschen Leben. gruppe“ von Politiker*innen, Gesundheitsfachleuten und Heimleiter*innen. Aber Menschen, die voll im Leben stehen, geistig fit sind und sich nur aufgrund körperlicher Einschränkungen Alle entschieden entsprechend behördlicher Vorschriften, nicht mehr so selbstverständlich bewegen können, das meinten, das Wohl und die Interessen derer, für die sie Wenige wegzunehmen, was ihrer Seele gut tut, ist durch- die Verantwortung und die Fürsorgepflicht übernommen aus kritisch zu hinterfragen. hatten, im Blick zu haben – nach bestem Wissen und Ge- wissen zu handeln. Alle Welt schien zu wissen, was das Oder wenn jemand mit einer Vorerkrankung unbedingt Beste sei für die sogenannte Risikogruppe. So wurden zur Arbeit will, wo er ständig im Kontakt zu wechseln- viele Heime zu Anstalten und die Bewohner*innen zu den Fremden ist, dann ist Einspruch wohl notwendig, „Insass*innen“ degradiert. um das Risiko der Ansteckung für alle zu minimieren. Aber wenn eine robuste 70-Jährige ihre Enkel wieder- Dass das Leben etlicher Menschen erheblich beschnitten sehen möchte – warum soll sie das nicht dürfen? Die wurde, war Teil der gut gemeinten Präventionsmaßnah- Mehrzahl der Menschen zwischen 65 und 80 aber, so der men. So entzog man geistig gesunden Bewohner*innen Alternsforscher Hans-Werner Wahl, ist „kognitiv sehr leis- das Recht auf eigene Entscheidungen. Die Meinung der tungsfähig“. Wenn diese Personen verlässliche Informa- Betroffenen schien nicht wichtig; es wurde nicht gefragt, tionen hinsichtlich eines vernünftigen Verhaltenskodex was sie brauchten und/oder was machbar war. Ihr Recht haben, so sind sie durchaus in der Lage abzuschätzen, auf Selbstbestimmung fiel dem großen Ganzen, nämlich welche Risiken sie eingehen und verhalten sich vernünf- dem Schutz aller, zum Opfer. So nahm man geradezu tig, achtsam und verantwortlich. billigend die durch Isolation entstandenen emotionalen und körperlichen Folgen in Kauf. Der Gerontologe And- Die Lösung für Altenheime: mehr Personal, mehr Schutz- reas Kruse fragt, ob es nicht sinnvoll ist, eine „gesunde kleidung, mehr Tests. Corona erschuf seltsame Debatten Widerspenstigkeit“ zu akzeptieren? und besondere Allianzen. Eine Gesellschaft, der die Alten wichtig sind, müsste sofort, wenn bekannt wird, Aber was ist das richtige Verhalten in einer bisher nie wie bedrohlich die Lage in Heimen ist, etwas tun: Regel- dagewesenen Situation, was ist angemessen? Ist es mäßig testen, die Pfleger, die Bewohner. Aber genau das vertretbar, über diese große Gruppe von Menschen nur geschah nicht. wegen ihres Alters pauschal zu entscheiden? Darf man sie behandeln wie Kleinkinder? Den Konflikt derjenigen, Als endlich die strikte Abschottung gelockert wurde in die entscheiden müssen, kann ich mir vorstellen, geht Pflege- und Alteneinrichtungen und es zu glücklichen es einerseits um den Schutz aller, andererseits aber auch Wiedersehen kam, sahen sich die Bewohner*innen mit um Wärme, Nächstenliebe, Menschlichkeit. besonderen Regeln konfrontiert:
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