HYBRIDES FLUGSTEUERUNGSSYSTEM FÜR ZUKÜNFTIGE KLEINFLUGZEUGE (FUTURE SMALL AIRCRAFT) - DGLR

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HYBRIDES FLUGSTEUERUNGSSYSTEM FÜR ZUKÜNFTIGE KLEINFLUGZEUGE (FUTURE SMALL AIRCRAFT) - DGLR
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012
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           HYBRIDES FLUGSTEUERUNGSSYSTEM FÜR ZUKÜNFTIGE
               KLEINFLUGZEUGE (FUTURE SMALL AIRCRAFT)
                 Matthias Heller , Falko Schuck , Lars Peter und Florian Holzapfel
                         Institut für Flugsystemdynamik und Institute for Advanced Study
                                           Technische Universität München
                           Boltzmannstr. 15, 85748 Garching b. München, Deutschland

                                                   Zusammenfassung
In modernen Transportflugzeugen bieten fortschrittliche „aktive Fly-by-Wire“ Flugregelungssysteme eine
große Bandbreite an Funktionalität, deren operationeller Nutzen faktisch unbestritten ist. Insbesondere er-
möglichen sie eine signifikante Reduktion der Pilotenbelastung, die (permanente) Überwachung von Piloten-
eingaben samt darauf abgestimmter Warnungen sowie ggf. erweiterte Schutzfunktionen (sog. Protektionen,
im Sinne von „Carefree Handling“), womit sie einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Lufttüchtigkeit
und damit der Sicherheit von Passagieren, Besatzung und Fracht liefern.
Dessen ungeachtet sind solch aktive Flugregelungssysteme auf dem Sektor der allgemeinen Luftfahrt (Ge-
neral Aviation) bisher praktisch nicht anzutreffen. Dies lässt sich leicht durch die gewaltigen Kosten (insbes.
für Entwicklung, Hardware/Software samt zugehöriger Analysen und Nachweise, sowie nicht zuletzt die Zu-
lassung) erklären, die den Wert eines Kleinflugzeugs mühelos um das Mehrfache übersteigen können. Be-
zahlbare „Fly-by-Wire”-Funktionalität für Kleinflugzeuge kann jedoch durch ein „Hybrides Steuerungssystem“
realisiert werden, bei dem vom Flugsteuerrechner korrigierend kommandierte (und strikt begrenzte), elek-
trisch aufgebrachte Ruderausschläge mit einer permanenten mechanischen Verbindung vom Steuerorgan
zur Ruderfläche über ein mechanisches Mischgetriebe („Mixer“) kombiniert werden. Hierbei kann die volle
Steuerautorität des Piloten mittels spezifischer Ausgestaltung von Mischgetriebe und mechanischem Direkt-
durchgriff („Direct Linkage“) zu jeder Zeit sichergestellt werden. Die Entwicklung eines derartigen innovativen
„Hybrid-Flugsteuerungssystems“ für zukünftige Kleinflugzeuge mit der primären Zielsetzung „Bereitstellung
exzellenter Flugeigenschaften und Pilotenunterstützung im Hinblick aktueller Fly-by-Wire-Funktionalität bei
gleichzeitig besonderem Augenmerk auf vertretbare Entwicklungs- und Zertifizierungskosten (Kosten-
Nutzen-Verhältnis)“ wird vorgestellt.
Dieser neue Ansatz eröffnet die Möglichkeit, die Vorzüge moderner Fly-by-Wire Technologie mit der Zuver-
lässigkeit eines mechanischen, konventionellen Steuersystems zu verbinden und damit die Kosten für die
Zulassung dramatisch zu reduzieren. Das vorgestellte „Hybride Flugsteuerungs- und Regelkonzept“ ist integ-
raler Bestandteil eines gemeinsamen Forschungsprojekts für zukünftige Kleinflugzeuge im Rahmen der Ko-
operation eines österreichischen Flugzeugherstellers und der Technischen Universität München.

1.   EINFÜHRUNG                                                     spezifischer Technologien und Assistenzsysteme voranzu-
                                                                    treiben, welche die Sicherheit von Kleinflugzeugen effektiv
Das „Advisory Council for Aeronautics Research in Eu-               erhöhen. Solche Systeme müssen jedoch speziell auf
rope” (ACARE) hat unlängst eine sog. „Strategic Research            dieses Marktsegment zugeschnitten und angepasst sein.
Agenda“ veröffentlicht, in welcher Kleinflugzeuge („Gene-
ral Aviation Aircraft“) als signifikanter Teil der Lufttrans-       Bedauerlicherweise haben aktive „Fly-by-Wire“ (FbW)
portsysteme im Jahr 2020 vorausgesagt und gleichzeitig              Flugsteuerungssysteme (FCS), welche seit Jahrzehnten
entsprechende Konzepte und Technologien vorgestellt                 erfolgreich im Segment größerer Transport- sowie Militär-
werden, um die Sicherheit dieser Fluggeräte maßgeblich              flugzeuge eingesetzt werden, ihren Weg in den General
zu erhöhen [1]. Primäres Ziel ist dabei eine Verbesserung           Aviation Sektor noch nicht gefunden. Die Gründe dafür
des Schutzes von Flugzeug und Passagieren mit dem                   liegen auf der Hand, da die immensen Kosten für die
ehrgeizigen Bestreben, die Unfallzahlen im Vergleich zum            Entwicklung und Einrüstung eines vollautoritären FbW
Jahr 2000 um 80% zu reduzieren. Die in diesem Zusam-                Steuersystems den Flugzeugpreis problemlos um ein
menhang identifizierten drei Hauptunfallkategorien betref-          Vielfaches übersteigen können. Dies lässt sich leicht aus
fen zum einen Start/Landung, daneben den gesteuerten                der Tatsache ableiten, dass gegenwärtige FbW-Tech-
Flug ins Gelände („Controlled Flight into Terrain“, CFIT)           nologie immer eine komplexe Architektur aus Redundanz-,
und den Kontrollverlust über das Fluggerät („Loss of Con-           Rück- sowie Ausfallsystemen bedingt, um die strengen
trol“). Da der überwiegende Anteil der Unfälle im „General          Sicherheitsanforderungen und somit die Zulassungs- und
Aviation“-Sektor genau unter die genannten Kategorien               Zertifizierungsvorschriften zu erfüllen [2].
fällt, wird offensichtlich, dass hier ein dringender Hand-
lungsbedarf besteht, die Entwicklung bzw. Einführung

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Um diesem Dilemma zu begegnen, ist im Jahre 2009 ein                                            z.B. eine erweiterte Einsatz- und/oder Schwerpunkts-En-
gemeinschaftliches Forschungsprojekt zur „Anwendung                                             velope), was wiederum ein herausragendes Alleinstel-
Aktiver Flugsteuerungssysteme für Kleinflugzeuge“ initiiert                                     lungsmerkmal und somit Verkaufsargument für ein damit
worden welches seitdem unter Federführung des Instituts                                         ausgestattetes Flugzeug darstellt. Daraus lassen sich
für Flugsystemdynamik (FSD) der Technischen Universität                                         folgende primäre Entwurfsanforderungen für die Funktio-
München als integraler Bestandteil des multinationalen                                          nalitätsentwicklung eines solches Systems ableiten:
Forschungsprogramms „Future Small Aircraft (FSA)“ des                                             — Modifikation der Flugeigenschaften hinsichtlich der
österreichischen Flugzeugherstellers DIAMOND Aircraft                                                 Bereitstellung eines konsistent-exzellenten „Hand-
(s. BILD 1) intensiv bearbeitet wird.                                                                 lings“ für die gesamte Flug-Envelope und somit eines
                                                                                                      intuitiven Steuerverhaltens. Neben einer ggf. erfor-
                                                                                                      derlichen Stabilitätsunterstützung („Stability Augmen-
                                                                                                      tation“) umfasst dies insbes. eine Vorgabe des Füh-
                                                                                                      rungsverhaltens, sog. „Command Shaping“, die
                                                                                                      Steuerachsen-Entkopplung,        Kurvenkompensation
                                                                                                      („Turn Compensation“) sowie eine „Auto-Trimm“
                                                                                                      Funktionalität.
                                                                                                  — Implementierung aktiver automatischer Sicherheits-
                                                                                                      funktionen, wie z.B. bedingte Hängewinkel- und
                                                                                                      Längsneigungswinkel-Begrenzung, sog. „Low Speed
                                                                                                      Protection“ und „Recovery“, etc.
                                                                                                  — Zusammenfassend              soll      die       Gesamt-
                                                                                                      Pilotenbelastung, d.h. speziell der notwendige Ar-
                                                                                                      beitsaufwand für das „reine Fliegen“ (im Sinne Pilot
                                                                                                      als Regler) beim manuellen Flug, durch das Hybrid-
BILD 1. Beispiel für „Future Small Aircraft (FSA)“                                                    Steuersystem signifikant reduziert werden.
In diesem Zusammenhang bietet ein sog. „Hybrides Flug-                                          Das vorgestellte aktive Flugsteuer- und Regelsystem für
steuerungssystem“ (Hybrid Flight Control System -                                               zukünftige Kleinflugzeuge (FSA) ist ein neuartiges Kon-
HFCS), bei dem begrenzte elektrisch-aktuierte Ruderaus-                                         zept, welches in der aktuellen Zertifizierungsrichtlinie (CS)
schläge des Flugsteuerrechners einem permanenten                                                der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) nicht
mechanischen Durchgriff (Direct Linkage) überlagert wer-                                        berücksichtigt ist, siehe [2]. Dennoch sind in auch in der
den, die Möglichkeit, auf zusätzliche Redundanz- und                                            Vergangenheit schon andere Systeme entwickelt worden,
Rückfallsysteme zu verzichten, da die konventionelle                                            welche ein gewisses Maß an Stabilitäts- und Steuerunter-
mechanische Verbindung zwischen primären Steuerorga-                                            stützung in Verbindung mit einer mechanischen Steuerung
nen und Ruderflächen vollständig und mit voller Autorität                                       bieten (vgl. z.B. [3]).
erhalten bleibt. Somit gelingt es dann auch, die strikten
FbW-Zulassungskriterien zu lockern. Über ein mechani-
sches Mischgetriebe („Mixer“) wird hierbei, wie in Bild 2                                       2. FLUGMECHANISCHE MODELLIERUNG
schematisch angedeutet, die Überlagerung der elektrisch
gestellten mit den mechanischen Ruderausschlägen reali-                                         Ein mit einem Hybrid-Flugsteuerungssystem (HFCS) aus-
siert. Dementsprechend bietet ein derartiges hybrides                                           gestattetes Kleinflugzeug repräsentiert eine neue Klasse
Flugsteuerungssystem potentiell dieselben Vorzüge wie                                           von „General Aviation“-Flugzeugen. Durch Ausnutzung
gegenwärtige FbW-Steuerungen bei gleichzeitig signifi-                                          der potentiellen spezifischen Vorteile eines solchen Sys-
kant reduzierten Kosten für die Entwicklung, Beschaffung,                                       tems können bestimmte grundlegende Entwurfsziele ggf.
den Betrieb und die Erhaltung.                                                                  modifiziert oder auf einen anderen Fokus hin verschoben
                                                                                                werden, wodurch die resultierenden Flugzeugentwürfe
              Hybrid Flight Control System for Small Aircraft                                   durchaus gegenüber heutigen konventionellen Konfigura-
                                                                                                tionen abweichen können. Nichtsdestotrotz muss das
                                                                                                Hybride Flugsteuerungssystem zunächst in einem geeig-
            Measurement of
                                                                                                neten fliegenden Erprobungsträger („Flying Testbed“)
            Pilot control force
               Additional Actuator         Measurement of              Additional control       korrekt implementiert und seine Funktionsfähigkeit im Flug
               Pilot Force Force           Aeroloading control force   surface deflection       demonstriert, getestet und nachgewiesen werden, bevor
                                                                                                ein grundlegend neuer Flugzeugentwurf in Betracht gezo-
                                                                                                gen werden kann.
          Actuator
          controlled
          Moment                                                Control Configured              Um dies zu ermöglichen, hat das Institut für Flugsys-
                                        El.                     Deflection Increment            temdynamik der TUM eine vollwertige Flugregler Entwick-
                                        Act.
                                                                                                lungs- sowie Integrationsumgebung aufgebaut und be-
                                     Actuator Deflection
                                                                                                treibt bzw. stellt die dazugehörigen komplexen Testein-
                                                                                                richtungen bereit:
BILD 2. Prinzipskizze Hybrides Flugsteuerungs-
        Systems für Kleinflugzeuge                                                                — Eine durchgängige Kette von Entwurfswerkzeugen,
                                                                                                      um einen effizienten modellbasierten Entwicklungs-
Die funktionale Entwicklung des Hybrid-Flugsteuer-                                                    prozess funktionaler Algorithmen für Onboard-
systems wird maßgeblich durch zwei übergeordnete Ziele                                                Applikationen zu ermöglichen. Alle verwendeten
bestimmt: Einerseits die Erhöhung der Operationssicher-                                               Programmwerkzeuge sind dabei konform mit den
heit einer zukünftigen Generation von Kleinflugzeugen bei                                             entsprechenden Lufttüchtigkeitsanforderungen und
gleichzeitiger Erfüllung ureigenster Kundeninteressen (wie                                            Sicherheitsstandards ausgeführt.

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Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

 — Ein DA-42 Flugsimulator (D-SIM42 Flight Training               Diese widrigen Umstände machten es nötig, ein komplett
   Device) mit umfassenden Fähigkeiten verschieden-               neues flugdynamisches Sechs-Freiheitsgrad-Modell mit
   artigste Fehler- und Ausfallszenarien in den unter-            der internen Bezeichnung „FSD DA-42/FSA 6 DOF Flight
   schiedlichen Flugzeugsubsystemen zu simulieren;                Dynamics & Simulation Model“ zu erstellen, welches auf
   welcher insbes. für den Entwurf und die Verifikation           dem Programmpaket Matlab/Simulink aufsetzt (s. oberste
   der Regelgesetze/Funktonalität sowie für „Pilot-in-            Ebene der Blockstruktur in BILD 4) . Besonderes Augen-
   the-Loop“-Analysen bzw. Bewertungen eingesetzt                 merk ist dabei auf den Detaillierungsgrad der physikali-
   wird.                                                          schen Modellierung sowie die exakte Reproduktion der im
 — Ein Diamond DA-42 Prüfstand („Iron Bird“) für Kom-             Simulator (in C++) implementierten Dynamik gelegt wor-
   ponentenprüfung und -validierung sowie Integrati-              den.
   onstests im Vorfeld der Flugerprobung und - in Ver-                  u(t )           controls (model input)
                                                                                                                                                                                              FSD DA-42/FSA 6 DOF Flight Dynamics & Simulation Model

   bindung mit dem DA-42 Flugsimulator - für erweiterte
                                                                            3
                                                                       Commands
                                                                            1
                                                                                                                                                                                                                 States
                                                                          States

   Hardware-in-the-Loop-Simulationen (HILS).
                                                                                                                                        States
                                                                                                                                                                                                                 Motion_Kinematics
                                                                            2                                                           States_Dot_in
                                                                      States_Dot_in
                                                                                            States                                      Rigid_Body_Dot                                                           Airframe    Rigid_Body_Dot
                                                                                                                                                               Motion_Kinematics
                                                                                            External_Inputs   Env ironment              Env ironment

 — Und insbesondere, ein Forschungsflugzeug DA-42                                           Simulation_Control

                                                                                                     Environm ent
                                                                                                                                        External_Inputs

                                                                                                                                        Simulation_Control
                                                                                                                                                                                                                 Env ironment

                                                                                                                                                                                                                 Simulation_Control

   MPP NG (Multi Purpose Platform New Generation),                                                                                                                                                                                                                       x (t )
                                                                                                                                                 Motion_Kinem atics                                              Rigid_Body_EOM_Coupled
                                                                           4
                                                                    External_Inputs                                                                                                      FSA_Airfram e
                                                                                                                                                                                                                                                                             1
                                                                           5                                                                                                                                                                                States_Dot

   „Fliegender Erprobungsträger Bayern“, welches spe-              Simulation_Control
                                                                                                                                                                                                                                                    States_Dot_Bus

                                                                                                                                                                                                                                                            Outputs
                                                                                                                                                                                                                                                                         States_Dot

                                                                                                                                                                                                                                                                             2
                                                                                                                                                                                                                                                                          Outputs

   ziell als In-Flight-Simulator für das vorgestellte HFCS                                                                                                                                                                                           Outputs_Bus
                                                                                                                                                                                                                                                                         y (t )

   vorgesehen ist, siehe BILD 3
                                                                  BILD 4. FSD DA-42/FSA Nonlinear 6 DOF Flight
                                                                          Dynamics & Simulation Model
                                                                  Zur Validierung des FSD DA-42/FSA 6 DOF flugdynami-
                                                                  schen Modells sind zahlreiche Simulatorflugversuche
                                                                  durchgeführt und aufgezeichnet worden. Um die Reprodu-
                                                                  zierbarkeit zu gewährleisten, ist eine Referenzkonfigurati-
                                                                  on spezifiziert worden, welche bei „gleichbleibender Ge-
                                                                  samtmasse (1577 kg)“ - jedoch durch unterschiedliche
                                                                  Beladung - den vollen zulässigen Schwerpunktlagenbe-
                                                                  reich xCG zwischen vorderer und hinterer Grenze abdeckt
                                                                  (Vorderes Limit: xv=-2.37 m, mittlere Lage: xdes=-2.43 m,
                                                                  Hintere Grenze: xh = -2.48 m). Dazu sind drei verschiede-
BILD 3. Forschungsflugzeug DA-42 MPP NG                           ne Referenzhöhen 1000m, 2500m und 5500m (letztere
        „Fliegender Erprobungsträger Bayern“                      entspricht ungefähr der Gipfelhöhe des Flugzeugs) festge-
                                                                  legt worden.
Die beschriebene, durchgehende „End-to-End“ Entwick-
lungs- und Integrationskette, welche in dem Forschungs-           Sowohl systematische Untersuchungen von stationären
flugzeug „Fliegender Erprobungsträger Bayern“ gipfelt,            Flugzuständen (Trimmgitteranalysen) als auch dynami-
legt quasi von sich aus die Verwendung der DA-42 als              sche Manöver bzw. Störungen (z.B. Sprungantworten,
Referenzkonfiguration nahe, für die die Machbarkeit, Vor-         Dubletten, Anfangswertstörungen) entlang gesamten
teile und Zuverlässigkeit des entwickelten Hybrid-                Geschwindigkeits-, Anstellwinkel (AoA) und nz-Envelope
Flugsteuerungssystems analysiert, verifiziert und letztend-       wurden durchgeführt, womit – nach einigen geringfügigen
lich im Fluge demonstriert werden.                                Modellanpassungen – eine hervorragende Übereinstim-
                                                                  mung zwischen dem FSD DA-42/FSA 6 DOF und dem D-
In Bezug auf die funktionale Auslegung und Entwicklung            SIM42 Simulationsmodell erreicht werden konnte.
des Flugregelungssystems kommt dem D-SIM42 Simula-
tor eine tragende Rolle zu. Das „D-SIM42 Flight Training
Device“ ist mit original Flughardware ausgerüstet, um eine                                                                    Simulations-
                                                                                                                             Modell (C++/Simul.)                                               FSD
bestmögliche Nachbildung, sowie Empfinden wie im rea-
                                                                                                                                                                                           Reglermodus
                                                                                                                                                                           Neutrpos

len Flugzeug zu erzielen (original „Glass Cockpit“, Garmin
                                                                                                                                                       Kraft gr.
                                                                                                                               CMD –Pos.

G1000 Avionics package mit Primary Flight Display (PFD)
und Multifunktionsanzeige). Darüber hinaus ist eine Drei-
Achsen-Steuerkraftsimulation (Control Loading System)                                                                                            FSD Flugsteuerungs-
für die primären und sekundären Steuerorgane bzw. Stell-                                                                                                system
flächen angebunden.
                                                                                                                               Reale Pos.

                                                                                                                                                                           Neutrpos
                                                                                                                                                       Kraft gr.

Somit stellt der DA-42 Simulator ein ausgezeichnetes
Werkzeug zur (abschließenden) Bewertung und zum Test                                                                                                                                  Neutralpos.          Steuer-
des fertigen Reglers unter realen Umgebungsbedingun-                                                                                                                                                        kraft-
                                                                                                                                                                                      Kraftgrad.
gen („real world conditions“) dar. Unglücklicherweise je-                                                                                                                                                simulation
                                                                                                                                                                                                          (Control
doch sind darin sowohl das flugdynamische Modell als                                                                                                                                                      Loading)
                                                                                                                                              IO
auch sämtliche internen Signale sowie Interaktionen sog.                                                                                     Modul
totale „Black Boxes“, d.h. von jeglichen äußeren Zugriffs-
                                                                                                                                                                                                                                      Stickkräfte

und Manipulationsmöglichkeiten vollständig isoliert.                                                                                  D-Sim
                                                                                                                                   Autopiloten-
                                                                                                                                    Simulation

                                                                  BILD 5. FSD Regleroperations-Modus innerhalb
                                                                          des DA-42 Simulators

                                                              3
HYBRIDES FLUGSTEUERUNGSSYSTEM FÜR ZUKÜNFTIGE KLEINFLUGZEUGE (FUTURE SMALL AIRCRAFT) - DGLR
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

                                                                                                               „Stick Shaking“, Warnsignale, etc.) soll der Pilot unter-
Wie bereits ausgeführt, stellt der D-SIM42 Simulator für                                                       stützt werden, die sichere Flugenvelope möglichst nicht zu
das hybride Flugsteuerungssystem faktisch die realen                                                           verlassen bzw. im Falle des Überschreitens schnellstmög-
Einsatz- und Umgebungsbedingungen dar. Dementspre-                                                             lich wieder zurückzukehren.
chend müssen auch sämtliche Regelgesetze (zeitdisk-
ret/digital) in der Simulator-Umgebung implementiert wer-                                                      Neben den bereits skizzierten Anforderungen hinsichtlich
den. Zu diesem Zweck nutzt das Institut für Flugsys-                                                           der Einführung eines Hybrid-Flugsteuerungssystem muss
temdynamik speziell angepasste Kommunikationsblöcke                                                            der Reglerentwurf auch den besonderen Beschränkungen
aus der Simulink xPC-Target Bibliothek. Über eine feste                                                        infolge der üblicherweise in einem Kleinflugzeug verbau-
Schnittstelle (des Garmin GFC 700 Autopiloten innerhalb                                                        ten Hardware Rechnung tragen. So ist die Reglerstruktur
des Garmin 1000 Avionpaketes) werden die Kommandos                                                             speziell an typische Kleinflugzeugsensorik zu adaptieren.
des Flugsteuerrechners (FSD-FCC) in das flugdynami-                                                            Dementsprechend würde ein idealer Entwurf auch nur
sche Modell eingespeist. Hierbei ist es möglich sowohl die                                                     geringe (bis moderate) Anpassungen hinsichtlich Sensor-
Positionen der primären und sekundären Steuerorgane,                                                           qualität, Redundanz und Verlässlichkeit bedingen. Von
als auch die Kraftgradienten und Neutralpositionen der                                                         daher ist schon von Beginn an ein Hauptaugenmerk auf
Steuerkraftsimulation vorzugeben (vgl. BILD 5). xPC Tar-                                                       die „billige“ und zuverlässige Verfügbarkeit der zu nutzen-
get von MathWorks bietet die Möglichkeit, den direkt aus                                                       den Sensorsignale gelegt worden, d.h. der Hybridregler
Simulinkmodellen erzeugten Code auf einer Zielhardware                                                         verwendet die geringstmögliche Anzahl an Messgrößen
unter harten Echtzeitbedingungen auszuführen. Somit                                                            welche zudem mit hoher Integrität bei gleichzeitig adäqua-
kann eine Hardware-in-the-loop Simulation (HILS) ohne                                                          ten Kosten gewonnen werden können. In diesem Zusam-
größere Anpassungen durchgeführt werden.                                                                       menhang kommt noch eine weitere (analoge) Einschrän-
                                                                                                               kung zum Tragen, nämlich dass der Pilot nicht einer kom-
                                                                                                               plexen „Moding Logic“ (also dem automatisch-bedingten
3. ENTWURF DES HYBRID-FLUGREGLERS                                                                              Umschalten unterschiedlicher Betriebarten/Modi) unter-
                                                                                                               worfen werden darf. Denn die hieraus potentiell resultie-
Randbedingungen, Beschränkungen und daraus ab-                                                                 rende sog. "Mode-Confusion” würde eine intensive Pilo-
geleitete Regleranforderungen                                                                                  tenschulung sowie zusätzliches Training nach sich ziehen,
Die Gesamtauslegungsstrategie für den Regler unterliegt                                                        was die Vorteile eines derartigen Systems für Kleinflug-
spezifischen Anforderungen und (strikten) systemimma-                                                          zeuge weitgehend zunichtemachen könnte.
nenten Beschränkungen, wie z.B. Anzahl und Art der                                                             Die      Stabilitäts-    und      Kommandounterstützungs-
verfügbaren Sensoren und Sensorsignale, Ausführung der                                                         Funktionalität muss in die (bestehende) mechanische
mechanischen Steuerverbindung, Limitierung der (elek-                                                          Steuerverbindung derart integriert werden, so dass im
trisch-aktuierten) Ruderausschläge, sowie nicht zuletzt der                                                    Zweifelsfalle der vollständige Steuerdurchgriff des Piloten
inhärenten Flugzeugdynamik selbst. Vorrangiges Ent-                                                            jederzeit sichergestellt ist (genau dies stellt das wichtigste
wurfsziel ist es dabei die Pilotenbelastung zu „minimieren“                                                    Sicherheitsmerkmal des Hybriden Flugsteuerungssystems
indem man ihn wirksam von „lästigen Nebentätigkeiten“                                                          dar). Nichtsdestotrotz ist sicherzustellen, dass die Verfüg-
befreit und zugleich eine Verbesserung der aktuellen                                                           barkeit des FbW-Reglers hoch genug ist, um kontinuierlich
Situationseinschätzung (sog. „Situational Awareness“) zu                                                       eine angemessene Flugeigenschaftsverbesserung bereit-
erzielen. Das System muss dabei fehlertolerant sein, so                                                        zustellen. Demzufolge muss das FbW-Reglerkonzept a
dass selbst im Falle von Sensor- bzw. Aktuator-Fehlern                                                         priori von drastisch reduzierter Steuerautorität ausgehen
und dem dadurch bedingten Wegfall von Teilen des Reg-                                                          und mit verschiedensten Aktuator-Dynamiken zurecht-
lers, vorteilhafte Pilotenunterstützung so lange als möglich                                                   kommen, da das letztendlich eingesetzte Stellsystem
aufrecht erhalten werden kann. Durch die Implementie-                                                          aktuell weder definiert noch vorhersehbar ist.
rung elementarer Schutzfunktionen (wie z.B. Nick-/Roll-
Lagebegrenzung, Erhöhung der Knüppelkräfte und/oder

                                                                                                                                                                                                   4
                                                                   oq com Maneuver Demand
            Autopilot
 4           qc, AP                      Fst                        Path                                        FB reduction                                                                     ³ dt
 4com FAP(s)                                                                                          Hfbc         cancel

                                                          Keq
                                                                                       Maneuver
                                                                                                                                                           Kmec
                                                                           'Keq                                                'Kdem Kel,d        Kel          K
                                                                                      Demand Gain
                        GM             Gy,m                                                             DCgain=1                                                                           D
                                                  fS                                    HMD            FMD(s)                                                          Aircraft                  q
                                                                Keq0
                                                                                                                             Kturn Kfb                          Htab                      nz
                                                                                                                                                           ³ dt
                                                  Stick                                             Maneuver Demand
         Fst,m                                   Shape                                              Filter (Lead D-T1 )                        TI-1
                        ~ 1 
                        K gear
                                                                                                                              Ktk                   Pitch
                                                   Gy0                                                                                            Feedback
                                                                                                                                                    Gain
                                                                                                                                                                    Main Control Filter
                                                                                                                                                                  (Phas e Advance PD-T1 )
                 FLPF (s)        FLPF (s)                              fS                                                                             ~
                                                                                  Turn Compensation                                                   Kq                 FCo(s)
                                                 J ,)                                                qturn,c
                                                                       V0/g cos J sin ) tan )                                                                            DCgain=1

                                       Fst,lpf                             KqF        qcom,lpf                   qtrim,c
   Trim button
                                                                   Fst,lpf o qc,eq                                                                        ƒ qcom-System Feedback Loops
     Gtrim                                                                                                      Auto-Trim Functionality
   pt-ps                                                                    ³
                            Fcsas(s)                                                                                                                              o„qcom-CSAS“

                        BILD 6. Struktur des Längsbewegungs-Hybrid-Steuerungssystems (Nickratenvorgabe)

                                                                                                           4
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

Darüber hinaus ist, in Übereinstimmung mit der angestreb-          tung wie das Pilotenkommando gehen kann). Der Pilot
ten „Fail Operational/Fail Safe“ Philosophie des Hyb-              kann hierbei den elektrischen Ausschlag mittels Muskel-
ridsteuersystems der Regler hochgradig fehlertolerant zu           kraft vollständig „überdrücken“ und dadurch den vollen
konzeptieren, wobei im Falle einer Fehlfunktion die daraus         Ausschlagsbereich des Höhenruders [Kmin, Kmax] nutzen.
resultierte Verschlechterung der Flugeigenschaften kein            Des Weiteren sind die Fly-by-Wire-Zusatzausschläge a
(ernsthaftes) Problem für den Piloten darstellen darf.             prori in ihrem Ausschlagsbereich strikt begrenzt, womit im
                                                                   Falle einer Fehlfunktion ein durch sie erzeugtes Nickmo-
Dementsprechend sind die primären inneren Regelschlei-
                                                                   ment höchstens als moderate äußere Störung wahrge-
fen (sog. „Inner Loops“ oder Basis-FCS) in Form eines
                                                                   nommen wird.
typischen „Control and Stability Augmentation Systems“
(CSAS) ausgeführt, wobei auf einen robusten und zuver-             Folglich können die elektrischen FCS-Kommandos prinzi-
lässigen Entwurf abgezielt wird. Um die zugehörigen Veri-          piell als hochfrequente Ausschläge mit niedriger Autorität
fikations- und Validierungsprozeduren sowie den nachfol-           angesehen werden, welche zur Störunterdrückung (Bö-
genden Zertifizierungsprozess zu erleichtern, wird dabei           enlastminderung) als auch Unterstützung exzellenter
speziell auf den Erhalt der funktionalen Durchschaubarkeit         Flugeigenschaften aufgebracht werden. Die mechanische
(sog. „Visibility“) geachtet.                                      Umsetzung (welche jedoch nicht Gegenstand dieser Ver-
                                                                   öffentlichung ist) stellt darüber hinaus sicher, dass keine
Berücksichtigt man nun sämtliche oben ausgeführten
                                                                   hochfrequente Kraftrückkopplung infolge der elektrischen
Aspekte bzw. Anforderungen, so lässt sich eine darauf
                                                                   Fly-by-Wire Ruderausschläge auf den Piloten erfolgt bzw.
speziell abgestimmte Struktur des Längsbewegungs-
                                                                   von ihm wahrgenommen wird. D.h., die Ausgestaltung der
Basisreglers in Form eines erweiterten Nickratenkomman-
                                                                   elektro-mechanischen Mischeinrichtung muss sicherstel-
dosystems („Pitch Rate Command System“ - PRC), wie in
                                                                   len, dass die haptische Rückmeldung an den Piloten nicht
BILD 6 dargestellt, ableiten.
                                                                   verschlechtert wird und eine Kraftrückmeldung wie in
Belässt man den Steuerknüppel in der Kraftneutralpositi-           einem konventionellen Flugzeug erhalten bleibt.
on, so wird keine Nickrate kommandiert (d.h. Nickraten-
                                                                   Grundlegende Überlegungen zur Reglersynthese
kommando gleich Null) und damit ein stationär (getrimm-
ter) Flugzustand durch die Integral-Rückführung der ge-            Um eine adäquate RC/AH (Rate Command/Attitude Hold)
messenen Nickrate auf die Trimmklappe erzielt (sog. Au-            Charakteristik zu gewährleisten, d.h. Nickrate Null bei
to-Trimm-Funktionalität).                                          verschwindender Steuerkraft und somit Lagehaltung, war
                                                                   es erforderlich einen Algorithmus zu entwickeln, welcher
Der Kern des Stabilisierungssystems (Stability Augmenta-
                                                                   die aktuelle Kraftneutralposition Gy0 (das heißt, die Position
tion System - SAS) bietet exzellente Störunterdrückung
                                                                   in die sich der Knüppel ohne Einwirkung des Piloten be-
infolge praktisch unabhängig voneinander einstellbarer
                                                                   wegen würde) berechnet bzw. schätzt und eine sinnvolle
Dämpfung und Frequenz (im Sinne des Control Anticipati-
                                                                   kommandierte äquivalente Nickrate abhängig von einem
on Parameters) der Anstellwinkelschwingung. Dies wird
                                                                   bestimmten Knüppelausschlag und der angreifenden -
dadurch ermöglicht, dass man die Nickrate über den so-
                                                                   Kraft vorgibt. Dies kann über eine findige Filterung von
genannten „Main Control Filter“ (mit seiner Lead-Lag-
                                                                   Knüppelposition und –Kraft realisiert werden, wie in BILD
Charakteristik, vgl. Bild 6) auf den elektrischen Höhenru-
                                                                   6 skizziert und im Folgenden kurz erläutert wird.
derausschlag zurückführt. Neben einer klassischen Füh-
rungsantwort-Vorgabe (in Bezug auf „GCAP - Generic                 Die zu einem Flugzustand ‫ݍ‬ത korrespondierende äquivalen-
CAP“, „Drop Back“ und „Pitch Rate Overshoot“ Kriterium)            te Knüppelkraft in Abhängigkeit des zugehörigen –
enthält der Kommandozweig des CSAS weitere Elemente                ausschlags Gy und der Neutralposition Gy0 kann über den
zur Knüppelkraftfilterung und –Modulation sowie ergän-             folgenden Zusammenhang beschrieben werden:
zend      Kurvenkompensations-         und      Autotrimm-
                                                                                                                      ~
Unterstützungsfunktionen.                                           (1)    Fst    q K gear (G y  G y 0 )             K gear (G y  G y 0 )
Aufgrund der Tatsache, dass die elektrischen Ruderaus-
schläge a priori strikt limitiert hinsichtlich Autorität und       Durch eine parallele Filterung von gemessener Knüppel-
Rate sind, ist die aktuelle Reglerstruktur bereits so aufge-       kraft Fst,m und -ausschlag Gy,m (jeweils mit der gleichen
baut, dass alle elektrischen Kommando- und Rückführsig-            Zeitkonstante Tsf) kann eine Näherung der entsprechen-
nale sowie der effektive (el.) Aktuatorausschlag stets             den Kurzzeit-Stationärwerte ermittelt werden.
direkt sichtbar sind, da diese Größen im vorliegenden
                                                                                                         !       1
Falle äußerst wichtige Entwurfs-, Monitor- wie auch Mini-                    Fst , ss ( s ) # Fst ,lpf                 Fst , m ( s )
mierungs-Parameter darstellen.                                                                               Tsf s  1
                                                                    (2)
Hardwaretechnische Implementierung des Hybrid-                                                                          1
                                                                             l G y , ss ( s ) # G y ,lpf                      G y ,m (s)
                                                                                                                !
Steuersystems
                                                                                                                    Tsf s  1
Das Hybride Flugsteuerungssystem (HFCS) bietet die
Möglichkeit der Überlagerung von elektrischen FbW-                 Durch Ersetzen der niederfrequenten Signale in der
Kommandos mit der mechanischen Direktverbindung auf                Knüppelkraftgleichung (1) kann nach der äquivalenten
die Ruder über ein mechanisches Mischgetriebe, vgl.                quasi-stationären Neutralposition aufgelöst werden:
Prinzipskizze in BILD 2.
                                                                                                                           ~
Die Grundidee hinter der elektrisch-mechanischen                    (3)              G y 0,ss     G y ,lpf  Fst ,lpf / K gear
Mischimplementierung ist die permanente Gewährleistung
der vollen Steuerautorität des Piloten über die mechani-           Anschließend kann mittels dieser Rekonstruktion der
sche Verbindung, selbst wenn es zu einem sogenannten               Neutrallage die dazu gehörende Höhenrudertrimmstellung
Aktuator „Hardover“ kommt (bei dem das FCS-Kommando                Keq,0 berechnet werden, sofern das Knüppelübersetzungs-
komplett und andauernd in die entgegen gesetzte Rich-              verhältnis Keq=fS(Gy) bekannt ist.

                                                               5
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

Entsprechend kann nun die Trimmposition Keq,0 vom äqui-                     Flugeigenschaftsforderung bezüglich Anstellwinkel-
valenten Höhenruderausschlag Keq abgezogen werden um                        schwingungsfrequenz und CAP
somit die Abweichung 'Keq für den Manöver- (bzw. Vor-                       Die militärischen Anforderungskataloge bieten eine ideale
wärtszweig) zu erhalten. Somit kann gewährleistet wer-                      Referenz für Auslegung der Eigenfrequenz der Anstellwin-
den, dass kein elektrischer (Zusatz-)Ausschlag in stationä-                 kelschwingung Zn,AS in Bezug auf den (quasi stationären)
ren Flugzuständen kommandiert wird.
                                                                            Lastfaktor pro Anstellwinkeländerung nzD = nz∞/D∞ (siehe
Insbesondere muss für eine angemessene Nickraten-                           BILD 7). Die zugehörige Anforderung basiert auf dem
kommandocharakteristik die resultierende Nickrate propor-                   (wohlbekannten) Control Anticipation Parameter CAP
tional zu der aufgebrachten Knüppelkraft und zum ent-                       welcher ein wichtiges Maß für die Initialnickbeschleuni-
sprechenden 'Keq sein.                                                      gung bezogen auf den quasi-stationären Lastfaktor (für
                                                                            einen Höhenruder-Sprungeingang) darstellt [7, 9-12, 14]:
                 qss qcom ~ Fstk ~ 'Keq
                          !
 (4)
                                                                                                        !     q (0)                q0
                                                                                               CAP
Infolgedessen muss das äquivalente Nickratenkommando                         (8)                            lim nz (t )             nzf
                                                                                                              t of
qcom am Summationspunkt des Integrators so eingestellt
werden, dass es zu einer entsprechenden Nickrate passt                      Bezieht man sich auf eine konventionelle (nicht reglerun-
(welche durch 'Keq hervorgerufen wird).                                     terstützte) Flugzeugdynamik und setzt die üblichen 2-
                                                                            Freiheitsgrad-Näherungen für die Nickachse an, so lässt
Praktisch wird dies dadurch realisiert, dass die Knüppel-
                                                                            sich die BILD 7 zugrunde liegende Beziehung leicht zei-
kraft samt resultierender Nickrate (z.B. im DA42 Simula-
                                                                            gen, d.h. CAP | Zn ,AS/nzD unter Vernachlässigung des
                                                                                                 2
tor) gemessen werden und daraus ein entsprechender
                                                                            Höhenruderauftriebs (siehe [11] und [12]). Damit ergeben
Zusammenhang berechnet wird.
                                                                            sich ein maximales und minimales CAP entsprechend der
Analytisch ergibt sich der Gradient KqF über den Statio-                    abgebildeten Grenzen und der Parameter CAP lässt sich
närwert („DC gain“) der Übertragungsfunktion von Höhen-                     sowohl zur Untersuchung einer gegebenen Flugzeugkon-
ruder auf Nickrate GqK zusammen mit den mechanischen                        figuration als auch zur Festlegung exzellenter Flugeigen-
Übersetzungsverhältnissen (unter der Annahme, dass fs                       schaften im Entwurfsprozess heranziehen.
und Kgear lineare Funktionen sind):
                                                                            Im letzteren Fall, insbesondere wenn ein (hochgradig
                                                                            unterstützendes) CSAS eine (mehr oder weniger) unkon-
                qcom          K qF ˜ Fst ,lpf   wobei
                                                                            ventionelle Flugzeugdynamik aufprägt, muss explizit zwi-
 (5)                                  ~                                     schen Störverhalten (Rückführung ohne Vorwärtszweig)
                 K qF # GqK (0) f s / K gear
                                                                            und dem Kommandoverhalten (inklusive des kompletten
Durch Rückführung der (tiefpass-gefilterten) Nickrate auf                   Manöverzweiges) unterschieden werden. Für den Fall der
den Trimmruderausschlag wird die sogenannte Auto-                           Störunterdrückung (Rückführzweig) lässt sich ein analo-
Trimm-Funktionalität umgesetzt, welche dafür sorgt, dass                    ges „Stör-“ CAP definieren (welches Störungen an den
beim Loslassen des Knüppels die Nickrate Null gehalten                      'Kdem und Kmec Summationsstellen beschreibt). Dabei
wird. Zusammenfassend lässt sich über das beschriebene                      bleibt die Beziehung entsprechend BILD 7 nach wie vor
„Filterungsschema“ die gewünschte „Rate Com-                                bestehen und somit sind auch die entsprechenden Gren-
mand/Attitude Hold“-Strategie erreichen.                                    zen, ganz speziell die Optimallinie (bezeichnet als Level
                                                                            1*), unverändert anwendbar.
Zusätzlich ist eine Kurvenkompensationsfunktion integriert
worden, welche die notwendige Nickrate in einer Kurve                       Somit lässt sich durch Nutzung des Optimal-Stör-CAPs
durch Aufschaltung des Signals qturn,c sowohl auf den                       („disturbance CAP“ -DCAP) entsprechend BILD 7 ein
Trimmausschlag, wie auch im Kommandozweig (siehe                                                               ෥஺ௌ . festlegen (die
                                                                            entsprechendes Closed-Loop Design-߱
BILD 6) vorgibt:                                                            closed-loop Parameter werden über die Tilde gekenn-
                                                                            zeichnet):
                              g
 (6)           qturn ,c         tanI sin I cosT                                                  !              V0 M K
                              V                                                    DCAP              MK / (           ~2 )
                                                                                                               g TT 2 Z n , AS
Um eine möglichst unabhängige Zuweisung von Dämp-                            (9)
fung und Eigenfrequenz der Anstellwinkelschwingung                                           V0 1             Z~ 2           Z~ 2
vornehmen zu können, entsprechend der MIL-8785C                                    Z~02 /(          )           n , AS         n , AS
                                                                                                                                        ˜ CAP( OL )
                                                                                             g TT 2            n zD         Zn2, AS
Kriterien (siehe [5]), wird ein sogenannter Main Control
Filter (PD-T1 vom Typ „lead-lag“) eingeführt, welcher eine                  Gleichung (9) gibt einen direkten Einblick wie sich die
Rückführung des Anstellwinkels ߙ sowie der Zeitableitung                    Reglerunterstützung hinsichtlich der Modifikation der Ei-
ߙሶ ersatzweise durch die Rückführung der reinen Nickrate                    genfrequenz (der AS) auf das DCAP auswirkt. Zusätzlich
ermöglicht:                                                                 kann man die sogenannten (ZAS, ]AS) Kontur-Diagramme
                                                                            (sog. “Thumbprints” oder „Pilot Opinion Contours“, siehe
                                       TV s  1                             [10,13,15]) heranziehen und eine minimale Eigenfrequenz
 (7)                  FCo ( s)
                                       T1 s  1                             Zmin, sowie eine „optimale Dämpfung“ ]opt festlegen.
                                                                            Besagte Zielwerte können leicht in ein modifiziertes
                                                                            (D)CAP Design-Diagramm übertragen werden (dargestellt
                                                                            in BILD 8).

                                                                        6
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

                                                                                                              1
                                                                                                                  #  ZD und
                                                                                                             T4 2
                                                                                 (11)
                                                           Z nSP
                                                             2
                                                                                            N ( s) s 2  2 ] Z n s  Z n2
                                                           nD
                                                                                              s 2  (M q  Z α ) s  (M q Z α  M α )
                  Zmin=1.9

                                               (D)CAP*=1.0                       Die entsprechende Anstellwinkel-Übertragungsfunktion ist:

                                                                                                             D ( s)               MK
                                                                                 (12)
                                                                                                             K ( s)           N AS ( s)

                                                                                 Vergleicht man Gleichung (10) mit Gleichung (12) ergibt
                                                                                 sich die fundamental wichtige Beziehung:
                             nzD,min=2.3

                             n D ~ g ' s RAD
                                                                                                      q( s) ( s  1 / T4 2 ) ˜ D ( s )
          4
                                                                                 (13)                  s ˜ D ( s )  1 / T4 2 ˜ D ( s )
                                                                                                      L1
        3.5                                                                                           o q(t ) D (t )  1 / T4 2 ˜ D (t )
          3
                                                                                 Hier zeigt sich, dass eine reine Messung der Nickrate als
        2.5                                                                      Rückführsignal prinzipiell als Überlagerung einer Rückfüh-
 ZAS [rad/s]
                                                                                 rung der Anstellwinkels und der Zeitableitung ߙሶ interpre-
          2
                                                                                 tiert werden kann. Selbige stellt über den Zusammenhang
                                                                                 –ZD˜Dgleichzeitig die Ableitung des Bahnwinkels ߛሶ dar.
        1.5          Z min=1,9                                                   Somit kann die zurückgeführte Nickrate über einen „Lead-
                                                                                 Lag-Filter“ entsprechend der Gleichungen 7 und 13 wie
          1                                                                      folgt aufgelöst werden:

        0.5                                                                                                  ~
                                                                                                  K fb       K q FCo ( s ) ˜ q( s )
                                                             7T 
                                                                                                       ~ T s  1 T4 2 s  1
          0
              0    0.2       0.4       0.6        0.8        1         1.2
                                     ]AS [-]                                     (14)                  Kq V                 ˜ D (s)
                                                                                                          T1 s  1 T4 2
                                                                                                              FCo ( s )
BILD 7. Erweiterte MIL-SPEC (D)CAP und Eigen-
        frequenz Anforderung
                                                                                 Wählt man die Filterzeitkonstante sinnvoll, d.h. T1 = TT2,
Mittels der zuvor beschriebenen Strategie zur Auslegung                          lässt sich somit eine praktisch unabhängige Rückführung
des Rückführzweiges des Hybrid-Flugsteuersystems kann                                                          ෩௤ ) und ߙሶ (über die Filterzeit-
                                                                                 von ߙ (über die Verstärkung ‫ܭ‬
ein „Level 1*-Entwurf“ hinsichtlich Eigenfrequenz (DCAP)
                                                                                 konstante TV) erreichen.
und Dämpfung erzielt und somit exzellente Störunterdrü-
ckung garantiert werden.
                                                                                                                            ~
Auslegung des Rückführzweiges                                                                                               Kq
                                                                                            T1 T4 2 : K fb
                                                                                                  !
                                                                                                                                  (TV s  1) D ( s )
Basierend auf den angesprochenen (ZAS, ]AS)-Zielwerten,                                                                    T4 2
muss eine Auslegungsstrategie gefunden werden, welche                            (15)                            ~
                                                                                            L1                  Kq
die entsprechenden Vorgaben erfüllt. Basierend auf der                                      o K fb (t )                   (D (t )  TV D (t ))
üblichen Zwei-Freiheitsgrad-Näherung der Anstellwinkel-                                                         T4 2
schwingung, unter Vernachlässigung des Höhenruderauf-
triebs (Annahme ZK /MK
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

fung des geschlossenen Kreises sind entsprechend:
                                                                                                                                         Kmec
                          ~
       Z~n2
                               MK
                Zn2  K q      TT 2                                                             Keq                                      'Kdem      Kdem  K                     D
                                                                                                                            HKKeq(s)                                  Aircraft       q
                         ~             MK                                                        'Keq                                                       
(17)    ~       2 ] Zn  K q                 TV       Z   'Z2
                                                                                                             Heff(s)
                                                                                                                                                            Kfb
       ]                 ~
                                      TT 2
                                                    ] ~n  ~ n TV
                       2Z      n                      Zn 2Zn                                  FB reduction cancel
                                                                                                                     Hfbc                                         ~
                                                                                                Maneuver
                                                                                                                                                                  Kq         FCo(s)
                                                                                               Demand Gain
Die Veränderungen durch die Reglerunterstützung lassen                                                               DCgain=1
                                                                                                                                                   'Kdem
sich direkt veranschaulichen:                                                                    HMD                FMD(s)           
                                                                                                               Maneuver Demand
                                                                                          HKKeq(s)             Filter (Lead D-T1 )
                                             ~
                      Z~n2  Z n2
                                                   MK
            ' Z n2                           Kq   TT 2   ,
                                                                                       BILD 8. Lineare Darstellung des Manöverzweigs
(18)                  ~               Z         'Z               2

            ']       ] ]          ] ( ~n  1)  ~ TV            n                     Im Allgemeinen dient eine Reglerunterstützung sowohl der
                                      Zn        2Z n                                   Erhöhung von Eigenfrequenz und Dämpfung der Anstell-
                                                                                       winkelschwingung entsprechend dem militärischen Anfor-
                                                                                       derungskatalog. Eine Erhöhung der Eigenfrequenz ߱௡ଶ ,
Zusammenfassend lässt sich der Höhenruderausschlag                                     welche einer Erhöhung des DCAP entspricht, führt jedoch
des geschlossenen Kreises (im Vorgriff auf die Auslegung                               unweigerlich zu einer Erniedrigung der Steuersensitivität
des Vorwärtszweiges) folgendermaßen beschreiben:                                       hinsichtlich stationärem Lastfaktor nz welche durch einen
                                                                                       entsprechenden Rückführausgleich im Vorwärtszweig
                                        Kdem
                                                                                     (entsprechend BILD 8) wieder ausgeglichen wird.
(19)                  N AS ('K dem  K mec )                   N AS
         KCL                  ~                                ~ K dem
                             N AS                              N AS                    Auslegung des Vorwärtszweigs
                                                                                       Beim Entwurf des Vorwärts- respektive Kommandozwei-
Hierbei ist die Einführung der Zusatzgröße Kdem sehr hilf-
                                                                                       ges müssen ausgewählte Flugeigenschaftskriterien bereits
reich für den weiteren Entwurf, da dadurch die Unter-
                                                                                       im Auslegungsprozess beachtet und integriert werden
scheidung zwischen Vorwärts- und Rückwärtszweig er-
                                                                                       (siehe [11]). Eine wichtige Strategie des hier vorgestellten
leichtert wird (siehe BILD 8).
                                                                                       Entwurfes ist das Prinzip der elektrischen Lastfreiheit im
Zu Analyse und Überwachungszwecken ist das elektri-                                    Stationärfall („steady-state zero electrical load“). Dies geht
sche Aktuator-Kommando äußerst wichtig, da selbiges                                    absolut konform mit dem a priori streng limitierten elektri-
extrem beschränkt ist. Zieht man nun das vorgestellte                                  schen Ausschlagspotential Kel bezüglich des Konzepts des
Filterschema heran, so ergibt sich das elektrische Ruder-                              permanenten mechanischen Durchgriffs.
kommando (entsprechend BILD 6) zu:
                                                                                       Der Gedanke dahinter basiert auf der Anforderung, dass
                                                                                       der stationäre Höhenruderausschlag K∞ lediglich durch
                      1                  ~ ª'K º                                       das mechanische Gestänge gehalten wird, das heißt, der
       K el          ~ [ N AS     N AS  N AS ] « dem »                                elektrische Zusatzausschlag Kel,∞ wird im Stationärfall
                     N AS                       ¬ K mec ¼                              (genau wie im quasi stationären Abfangbogen) zu null
(20)
               1              ~ M                ª'K º                                 ausgeblendet.
              ~ [ N AS        K q K (TV s  1)] « dem »
              N AS               TT 2            ¬ K mec ¼
                                                                                                       Kf           K mec,f K eq,f
                                                                                                                !

                                                                                       (22)
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass die Unter-                                                      Ÿ 'K dem ,f              K fb ,f Ÿ K el ,f                   0!
scheidung von 'Kdem und Kmec-Signalen die Auslegung
und Analyse enorm erleichtert, da dadurch der Einblick in
die jeweiligen elektrisch / mechanischen Erfordernisse                                 Diese Auslegungsstrategie besagt, dass für einen beliebi-
gewahrt bleibt. Das elektrische Rückführsignal wird in                                 gen (quasi) stationären Flugzustand die Verstärkung des
ähnlicher Weise ausgedrückt, wodurch der Verstärkungs-                                 CSAS Manöverzweiges (HMD oder respektive 'Keq) jeweils
faktor der Rückführausgleichs festgelegt wird (siehe BILD                              den Rückführanteil Kfb,∞ ausgleichen muss, somit der
8).                                                                                    elektrische Ruderausschlag Kel,∞ immer auf null zurück
                                                                                       gefahren wird (vergleiche BILD 6 und 8) was wiederum
                                ~
                       N AS  N AS                                                     den Aktuator bestmöglich entlastet.
              K fb          ~       ('K dem  K mec )
                           N AS                                                        Durch Einführung einer Gesamtübertragungsfunktion im
                                          K              dem                           Vorwärtszweig Heff(s) entsprechend dem oberen Teil von
(21)
                          ~                                                            BILD 8
                  N AS  N AS
                      ~       K dem
                     N AS                                                                                       Kdem : H eff (s)Keq , wobei
                                                                                       (23)
                                                                                                                    H eff (s)            HKK (s)  1
                                                                                                                                                eq

                                                                                       und einer effektiven CSAS Kommando ÜF (entsprechend

                                                                                   8
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

dem unteren Teil von BILD 8)                                                              Letztere Gleichung untermalt perfekt unsere Anforderung
                                                                                          hinsichtlich Gleichung (22), dass der stationäre Höhenru-
            H KK ( s)          H fbc  H MD FMD ( s)                                      derwert lediglich durch den mechanischen Durchgriff er-
                   eq
                                                                                          zeugt wird (wobei sich Rückführung und Kommandozweig
(24)                         H MD TM s !    T s 1                                        gegenseitig aufheben im Stationärzustand).
                 H fbc                  hKK VM
                             TM s  1        TM s  1                                     Somit müssen nach der sinnvollen Festlegung der Ver-
                                                                                          stärkungsfaktoren im Vorwärtszweig nur noch die Werte
                                                                                          für die HMD und die Kommandofilterzeitkonstante TM be-
ergibt sich die Gesamtübertragungsfunktion (inklusive                                     stimmt werden. Sie können speziell zur Beeinflussung der
mechanischem Durchgriff) zu:                                                              gewünschten Flugeigenschaften herangezogen werden.
                                             H KK eq ( s )                                Um eine möglichst präzise Bahnfolge zu ermöglichen
                                                                                        (sog. „Fine Tracking“) bzw. allgemein ein gutes Komman-
                                           H MD TM s                                      doverhalten zu erzielen, kann man ein sogenanntes „Ge-
                H eff ( s ) ( H fbc                 ) 1
                                           TM s  1                                       neric CAP“, d.h. „GCAP-Kriterium“ anwenden (siehe [6]
(25)
                                                                                          und [9]). Das sogenannte GCAP erweitert den allseits
                          TV ,eff s  1                                                   bekannten (konventionellen) Control Anticipation Parame-
                : heff                                                                    ter für (hochgradig) reglergestützte Flugzeugdynamiken
                           TM s  1                                                       mit speziellem Augenmerk auf dem Kommandozweig.
                                                                                          Dieser Parameter ist absolut konsistent zum konventionel-
Die entsprechenden Anfangs- und Stationärwerte, welche                                    len Pendant definiert:
entscheidend für das kommende Layout des Manöver-
zweigs sind, errechnen sie wie folgt:
                                                                                                                                    q 0 CL
                                                                                          (31)                       GCAP
                    H eff (f) : h0 1  H fbc  H MD                                                                                nZ f CL
(26)
           l H eff (0) : heff                    (1  hKK ) (1  H fbc )                  Für unseren Fall und die bisher gezeigte Struktur ergibt
                                                                                          sich:
Schreibt man nun explizit den stationären Höhenruder-
ausschlag als Funktion der Kommandogröße bzw. Pilo-                                                              q 0 CL
teneingabe, wird der vorher beschrieben Verlust der Steu-                                        GCAP
                                                                                                                n Z f CL
ersensitivität deutlich:
                                                                                                      gTT 2 Z~n2 TV ,eff     gTT 2 Z~n2 (1  H fbc  H MD )
                                                                                          (32)
                        Zn2, AS                    Zn2, AS                                              V0        TM           V0           (1  H fbc )
(27)       Kf                   K                          h K
                        Z~n2, AS dem,f             Z~n2, AS eff eq,f                                  gT Z   ~  2

                                                                                                  :       T2   n
                                                                                                                   W eff
                                                                                                         V0
Setzt man nun die Bedingung aus Gleichung (22) in Glei-
chung (26), so lässt sich der effektive Stationärwert heff
aus dem Gesamtkommandozweig wie folgt bestimmen:                                          Hiermit werden die grundlegenden Unterschiede zum
                                                                                          konventionellen (D)CAP ganz offensichtlich.
                                                               Z~n2, AS                   Um nun ein gutes „Fine Tracking“ sowie „Drop Back/Pitch
(28)            K f K eq,f : Ÿ heff                                                       Rate Overshoot“ Charakteristika zu erreichen, sollte ein
                                                               Zn2, AS                    GCAP von ungefähr 0,7 erreicht werden (dieser resultiert
                                                                                          aus Simulator-Flugversuchen, welche im weiteren Verlauf
Setzt man heff letztendlich in Gleichung (26) ein, erhält                                 noch detaillierter angesprochen werden). Bringt man nun
man die gewünschte Verstärkung, welche genau zur                                          das Verhältnis Weff mit ein:
Kompensation des Rückführsignals (und damit keiner
elektrischen Last) im Stationärfall führt:                                                                     TV ,eff     h0        ( H fbc  H MD  1)
                                                                                          (33)        W eff
                                                                                                                   TM      heff             (1  H fbc )
                            Z~n2, AS     Z~n2, AS  Zn2, AS
(29)    H fbc      heff  1           1
                            Zn2, AS             Zn2, AS                                   kann man das resultierende GCAP sehr kompakt schrei-
                                                                                          ben als:
Nutzt man dieses Ergebnis, so kann der Stationärwert für
ȟߟௗ௘௠ǡஶ und ȟߟ௙௕ǡஶ leicht berechnet werden:                                                                                         h0
                                                                                                              GCAP         DCAP
                             ~                                                                                                      heff
                             K q M K / TT 2                                               (34)
       'K dem,f                                      Keq ,f                                                                                Z~n2
                                Z   2
                                                                                                               DCAP W eff         W eff ˜        ˜ CAP
(30)
                                    n , AS
                                                                                                                                            Z n2
                             ~ M /T
       und K fb,f            K q K 2 T 2 Keq ,f                      'K dem,f
                                     Zn , AS                                              Somit ist der Fortschritt von CAP über DCAP und letztend-
                                                                                          lich zu GCAP perfekt nachvollziehbar. Folglich lässt sich

                                                                                      9
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

durch das vorgestellte Layout sowohl ein angemessenes                                              [12] kombiniert. Zur optimalen Auslegungsstrategie hin-
DCAP (zur Störunterdrückung), sowie ein adäquates                                                  sichtlich exzellenter Flugeigenschaften soll zudem ein
GCAP (im Kommandoverhalten) einstellen, ohne dass                                                  erweitertes Entwurfs-Diagramm vorgestellt werden (siehe
sich beide Werte gegenseitig beeinflussen.                                                         BILD 11).
                                                                                                   Basierend auf der allgemein gebräuchlichen Näherung der
      4,                                                         '4 peak
                                                                                                   Nickraten-Übertragungsfunktion aus Gleichung (10), lässt
                             DB                                                                    sich der „Pitch Rate Overshoot“ (PRO) sowie der „Drop
      q,                                                                                           Back“ (DB) folgendermaßen berechnen:
      D,
                                         Loslassen d. Sticks
                             D
      J                4T                                                                                                     q(t )
  qmax                      42
                                                                                                            qOS       max
                       TJ        J                                                                                      t      qf
                                                                                                   (37)
                q                                              qss                                                           1   ­ M K ˜ ( s  1/ T4 2 )        MK ½
                                                                                                              maxL                ®                                     ¾
                                                                                                                  t
                                                                                                                                  ¯      N AS ( s)              T4 2Zn2 ¿
                                 D
 DB
                                                                                                   und
      DB
           qf
                                                                                                                  DB
                                                                                                   (38)                      T4 2  2] AS / Zn           T4 2  TJ
                                 Zeit t [s]                                                                       qf
BILD 9. “Attitude Drop Back” / “Pitch Rate Over-                                                   wobei die Zeitkonstante TJausgedrückt werden kann
        shoot” Definitionen, nach [11]                                                             durch:
Jetzt kann der letzte Parameter HMD welcher das An-
fangsverhalten (und somit auch das resultierende GCAP)                                             (39)                            TJ | 2] AS / Zn
beeinflusst, bestimmt werden, wenn man Gleichung (33)
und (34) heranzieht und unter Zuhilfenahme von GCAPdes:
                                                                                                   Man erkennt sofort, dass die “Overshoot” und “Drop
                                                                                                   Back”-Gleichungen nicht von flugzeugspezifischen Werten
                                                           GCAPdes
(35)            H MD    H fbc  1                                 (1  H fbc )                    (wie z.B. der Rudereffektivität MK) abhängen, sondern
                                                            DCAP                                   lediglich die Größen der Anstellwinkelschwingung (T42,
                                                                                                   Zn,AS und ]AS) ausschlaggebend sind.
Schlussendlich kann der letzte verbliebene Freiheitsgrad
                                                                                                   Die in der Militärspezifikation MIL 1797 (siehe [4]) zulässi-
im Kommandodesign über die verbliebene (Verzögerungs)
                                                                                                   gen „Overshoots“ bezüglich eines bestimmten Drop Backs
Zeitkonstante TM des Kommandofilters eingestellt werden.
                                                                                                   sind in BILD 10 dargestellt.
Da selbige besonders wichtig für die Dynamik vom An-
fangsausschlag zum Endwert ist, kann man hiermit den                                               Diese Grenzen und deren Beziehung zu den ausschlag-
sog. „Pitch Rate Overshoot” bzw. „Attitude Drop Back“                                              gebenden Daten der Anstellwinkelschwingung können in
(beide dargestellt in BILD 9) in gewünschter Weise beein-                                          einem (neuartigen) Diagramm zusammengefasst werden.
flussen. Darüber hinaus zeigt BILD 9 den Effekt der wich-                                          Hierbei werden T42 und Zn,AS aufgetragen, wobei ]AS fest
tigen Zeitkonstanten TJ („Pfadverzögerung“) und TT2                                                bleibt (siehe BILD 11). Nimmt man eine konstante (opti-
                                                                                                                                 -0.5
(„Bahn-Lageverzögerung“). (Anmerkung: Stellt man nun                                               male) Dämpfung von 0.71 (~ 2 ) an, kann das notwendi-
beide Größen gleich ein „TJ = TT2“, so würde sich eine                                             ge T42 berechnet werden, um den gewünschten „Pitch
„perfekte“ Nicklageantwort einstellen, welche weder „Drop                                          Rate Overshoot (PRO)“ für eine gegebene Frequenz zu
Back“ noch „Overshoot“ hat. Für TT2 > TJ würde ein “Drop                                           erreichen (gezeigt im oberen Teil von BILD 11), respektive
Back” entstehen und für TT2 < TJ läge ein Overshoot vor).                                          das notwendige T42 um einen spezifischen „Drop Back“ zu
                                                                                                   erlangen.
Der „Pitch Rate Overshoot“ (welcher als maximale Nickra-
te, dividiert durch den Stationärwert der Nickrate infolge
                                                                                                                      qmax
eines Sprung-Eingangs definiert ist) kann als akzeptabel                                                                                          Continious
angesehen werden, wenn das Verhältnis kleiner als „1,8“                                                               qSS                         Bobbling
ist (siehe [11]).
                                                                                                                            3.0

                                 qmax
(36)                                                            d 1.8
                                         qf                                                                                                         Abrupt
                                                                                                                                                    Bobble Tendency
                                                                                                              Sluggish                  Satis-
Die verbleibende Zeitkontante TM wird nun iterativ einge-                                                                   1.0         factory
stellt, indem TM sukzessive verkleinert wird, bis die Anfor-                                                                      0.0             0.3     DB
derung aus Gl. (36) erfüllt ist. Somit kann eine effektive                                                                                                qSS
Kontrolle des „Overshoots” qOS mittels der Kommandofil-
terzeitkonstante TM gewährleistet werden.                                                          BILD 10.       „Drop Back“-Anforderungen für Tra-
Die Anforderung aus Gl. (36) kann man leicht selbst be-                                                           cking-Aufgaben (entsprechend [4])
stimmen, wenn man zum Beispiel die Quellen [11] und

                                                                                              10
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

Die MIL-Grenze aus BILD 10 ist auch im BILD 11 enthal-                                                                                                      Auslegung der Trimmintegrator-Zeitkonstanten
ten (rot gestrichelte Linie), genauso wie die T42 = TJ Kurve
                                                                                                                                                            Die sinnvolle und reibungslose Interaktion des Trimmin-
(das heißt, es tritt kein „Drop Back“ auf, siehe BILD 9).
                                                                                                                                                            tegrators (siehe BILD 6) mit dem Kern der CSAS-
Hierbei ist die MIL Grenze äußerst streng, da sie speziell                                                                                                  Funktionalität ist sehr entscheidend. Da die Dynamik der
auf sogenanntes „Fine Tracking“ bezogen ist (also das                                                                                                       Trimmklappe äußerst langsam und unbekannt und somit
hochpräzise Einnehmen einer bestimmten Lage). Im nor-                                                                                                       ein lineares Ersatzsystem nicht vorhanden ist, musste die
malen oder allgemeinen Flugbetrieb würde solche eine                                                                                                        Zeitkonstante durch systematische Parametervariation in
Flugzeugdynamik allerdings von Piloten als zu träge emp-                                                                                                    Simulator-Flugversuchen ermittelt werden (siehe BILD
funden werden.                                                                                                                                              12).
       2.5
                                                                                                             T  (Fine tracking)
                                                                                                              T2
                                                                                                                                                                       8
                        1.3                                                                                  T (Kein „Drop back“)
                                                                                                              J
                                                                                                             AGARD-AR-279
           2                                                                                                                                                           7
                        0
                        0.98
                                                                                                         Gültig                                                 4      6
                                                                                                                                                                [°]
                        0.68                                                                         für ] AS = 0.71
                                                                                                                                                                       5
       1.5                         0.85
 T 2
  T
                        0.35       0.65                                                                                                                                4
 [s]
                                   0.45         0.64                                                                                      DB 1.0
                                                                                                                                                                       3
           1                                    0.49
                        -0.018
                        -0.01                           0.51                                                                                                          20
                                   0.23
                                                0.34    0.39        0.42                                                                                                                                          Ungeregeltes Flugzeug
                        -0.3                    0.17    0.27        0.32      0.36                                                                                    15                                          Reglerunterstützt / Trimmung aus
                                   -0.018                                     0.28      0.32
                                                        0.14        0.22                                                                                                                                          G Trim Zeitkonstante = 0.5 s
       0.5                                                                    0.19      0.24         0.28
                                                -0.02               0.11                             0.21             0.25
                                   -0.21                -0.014                0.097     0.17
                                                                                                     0.15             0.19                  PRO: 2
                                                                                                                                                                                                                  G Trim Zeitkonstante = 0.7 s
                                                -0.14                                   0.088                         0.13                                            10
                        -0.6
                                                        -0.15
                                                                    -0.012
                                                                              -0.03
                                                                                                     0.07             0.057
                                                                                                                                            PRO: 1.8
                                                                                                                                            PRO: 1.6            q                                                 G Trim Zeitkonstante = 0.9 s
                                                                                        -0.033       -0.03                                  PRO: 1.4                                                              G Trim Zeitkonstante = 1.0 s
       2                                                                                                                                    PRO: 1.2           [°/s]
                                                                                                                                                                       5                                          G Trim Zeitkonstante = 1.5 s
                                                                                                             T        (Fine tracking)
                                                                                                                 T2                                                                                               G Trim Zeitkonstante = 2.0 s
       1.8                                                                                                   T (Kein „Drop back“)
                                                                                                              J                                                        0
                                                                                                             AGARD-AR-279
       1.6
                                                                                                                                                                      -5
                                                                                                                                                                        0   2      4   6    8      10        12           14           16        18   20
       1.4                                                                                                                                                                                      Zeit t [s]

       1.2              1.4
 T 2                    1.
                        1.3                                                                                                               DB 1.0
  T
           1            1.3
                         .3
                          3                                                                                                                                 BILD 12.            Festlegung der Integrator-Zeitkonstante
 [s]                    1.2        1.5
       0.8                         1.4
                                                1.6
                                   1.3
                                                1.4     1.7
       0.6                         1.2
                                                1.3     1.5
                                                                    1.8
                                                                    1.6
                                                                              1.9
                                                                                        2            2.1
                                                                                                                                                            Wie in BILD 12 dargestellt, wurde das Verhalten des ge-
                   Zmin =1.9                    1.2     1.3                   1.6                                     2.2           2.3
       0.4                                              1.2
                                                                    1.4
                                                                    1.2
                                                                              1.4
                                                                                        1.7
                                                                                        1.4
                                                                                                     1.8
                                                                                                     1.5
                                                                                                                      1.8           1.9
                                                                                                                                            DB 0.3
                                                                                                                                            DB 0.2
                                                                                                                                                            schlossenen Regelkreises mit der Nickratenrückführung
                                                                                                                      1.5           1.5
       0.2
                                                                              1.2       1.3           DB 0                                  DB 0.1          auf die Trimmklappe dadurch getestet, indem eine Nickra-
               1               2            3           4             5             6            7                    8                 9
                                                                ZAS [rad/s]                                                                                 tenstörung aufgebracht wurde. Dabei wurde von einem
                                                                                                                                                            stationären Flugzustand ausgegangen, bei dem sich der
                                                                                                                                                            Steuerknüppel in der Knüppelneutrallage (respektive
BILD 11. Drop back (DB) und Overshoot (PRO) De-                                                                                                             Kraftneutralposition) befand. Um die dargestellten Ergeb-
         sign-Diagramm                                                                                                                                      nisse lediglich für den Trimm-Integrator zu erhalten, wurde
                                                                                                                                                            die Kommandoführungsgröße qcom,low deaktiviert und der
Unglücklicherweise ist weder in den militärischen Anforde-                                                                                                  Steuerknüppel nicht vom Piloten berührt. Dies stellt sicher,
rungskatalogen, noch in anderen Referenzen ein präziser                                                                                                     dass die sich einstellende Flugzeugreaktion lediglich
(Soll-)Wert für den Pitch Rate Overshoot (PRO) zu finden.                                                                                                   durch die Effektivität der Trimmklappe bedingt ist. Dieses
So empfiehlt z.B. [13] ein ‫ܤܦ‬Τ‫ݍ‬ௌௌ ൏ ͳǤͲ zur Landung,                                                                                                        Verfahren wurde für verschiedene Flugzustände durchge-
welches auch in BILD 11 eingeflossen ist (als grün gestri-                                                                                                  führt, wobei die Trimmintegrator-Zeitkonstante sukzessive
chelte Linie). Wie man an leicht erkennt, ist die Forderung                                                                                                 von 0,5 bis zu 2,0 Sekunden erhöht wurde. Wie man aus
den PRO kleiner als 1.8 zu halten mit der vorher gemach-                                                                                                    BILD 12 erkennt, wurde eine Zeitkonstante von ungefähr
ten Aussage leicht zu vereinbaren.                                                                                                                          0,9 s als optimal empfunden. Selbige führt zu einer sinn-
Zusammenfassend lässt sich über das vorgestellte Ausle-                                                                                                     vollen Autotrimm-Dynamik (mit vernünftiger Bandbreit)
gungsschema die angestrebten exzellenten Flugeigen-                                                                                                         ohne merkbare Störungen in der restlichen CSAS-
schaften hinsichtlich Stör- und Führungsverhalten wie                                                                                                       Kernstruktur zu verursachen.
gewünscht einstellen.

                                                                                                                                                       11
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2012

4. ERGEBNISSE                                                                                       60                                    Kurvenkomp. aus
                                                                                               I    40                                    Kurvenkomp. an

Um die Flugsteuerung zu testen und die Funktionsfähig-                                        [°] 20
                                                                                                     0
keit des Reglers nachzuweisen, muss ein geeignetes                                                 200

Testszenario bzw. Testfall definiert werden. Dieser Testfall                               TAS
                                                                                                 100
besteht aus verschiedenen Flugaufgaben einschließlich                                      [kts]

Beschleunigung/Verzögerung (bei gleichbleibender Höhe),                                              0
                                                                                                    20

Höhenänderungen, Lagestabilisierung mit Änderung des                                          T
                                                                                                     0
                                                                                              [°] -20
Kurs- und Hängewinkels, sowie einem Anflug auf die
                                                                                                   -40
Landebahn. Die hier zu zeigenden Fähigkeiten des Reg-
                                                                                                     2
lers     sind     wie    folgt:    Auto-Trimm,     RC/AH-                                     n Z 1.5
                                                                                            [g's]
Kommandocharakteristik, Kurvenkompensation und kom-                                                 1
                                                                                                   0.5
binierte Effekte allgemein.                                                                          6
                                                                                            Kelek 4
                                                                                                  [°] 2
               4
                                                                                                      0
                                                                    GCAP 0.7
                                                                                                      0     5     10       15        20   25                30
         q     2                                                    GCAP 1.0
                                                                                                                        Zeit t [s]
                                                                    GCAP 2.1
     [°/s] 0

              -2
              10                                                                         BILD 14.         Effekte der Kurvenkompensation
         T
         [°] 5
                                                                                         Das ist der Grund, warum nach Auswertung verschiedener
               0
               1
                                                                                         Pilotenbewertungen, der „Generic CAP“ (GCAP)-
    K elek
                                                                                         Parameter auf 0,7 gesetzt wurde. Somit wird die Flug-
         [°] 0                                                                           zeugreaktion etwas gedämpft (mit geringerer Tendenz
              -1
                                                                                         zum sog. „bobbling“, siehe BILD 10). In BILD 13 sieht man
               0
                                                                                         die Flugzeugreaktion für verschiedene Werte des GCAP-
  G Lon
    [-]
             -0.1                                                                        Parameters. Für den dargestellten Flugzustand (im Simu-
           -0.2
                                                                                         lator) hat das Flugzeug einen CAP (ohne jegliche Regler-
          -0.36
                                                                                         unterstützung) von ungefähr 2, was als extrem hoch an-
 G trim -0.38                                                                            gesehen werden kann. Das heißt, jegliche Modifikationen
   [-]

             -0.4
                                                                                         des Flugzeugverhaltens würden in einem elektrischen
                    5     6     7          8
                                     Zeit t [s]
                                                    9          10              11
                                                                                         Ruderausschlag Kel resultieren, welcher das umgekehrte
                                                                                         Vorzeichen wie sein mechanisches Pendant besitzt.
BILD 13.                GCAP Simulator-Flugversuche
                                                                                         Insgesamt war das subjektive Pilotengefühl, dass das
Den Testpiloten, welche das Hybride Flugsteuerungssys-                                   Flugsteuerungssystem es ihnen ermöglicht, das Flugzeug
tem bewerten sollten, können grundsätzlich in drei Perso-                                mit spürbar weniger Aufwand zu fliegen. Damit konnten
nengruppen unterteilt werden:                                                            sie sich besser auf ihre Flugaufgabe konzentrieren, d.h.
                                                                                         die ihnen gestellte Mission besser durchführen (mit weni-
1. Piloten welche die „echte“ DA42, wie auch den Simula-
                                                                                         ger Zeit und weniger Stress).
   tor bestens kennen und beherrschen
                                                                                         Wie exemplarisch in BILD 14 dargestellt, hilft eine Funkti-
2. Trainierte DA42-Piloten,                jedoch       ohne   Simulator-
                                                                                         on wie die Kurvenkompensation, dass der Pilot im Kurven-
   Kenntnisse
                                                                                         flug nicht mehr am Steuerknüppel ziehen muss. Diese
3. Piloten ohne Erfahrung, sowohl beim echten Flugzeug,                                  Erleichterung schlägt sich bei einem Manöver mit Hänge-
   als auch beim Trainingssimulator                                                      winkel in einer gefühlten Verbesserung der Flugeigen-
                                                                                         schaften nieder. Für Hängewinkel größer 30° zeigt sich
Nach allen betrachteten Flugversuchen, äußerten sich die                                 entsprechend BILD 14, dass eine entsprechende Kurven-
Piloten höchst positiv auf die gefühlte Kommandocharak-                                  kompensation den elektrischen Aktuator in die Sättigung
teristik, sowie die Unterstützungsfunktionen (Kurvenkom-                                 laufen lassen würde. Dies muss in jedem Fall verhindert
pensation, Auto-Trimm etc.).                                                             werden, um stets genug Autorität zur Störunterdrückung,
Es hat sich herausgestellt, dass die Einführung des Vor-                                 bzw. sowie zur Modifikation des Kommandoverhaltens
wärtszweiges zur speziellen Modifikation bzw. Anpassung                                  vorhalten zu können. Aus diesem Grund wurde die äqui-
des Kommandoverhaltens (in unserem Fall mit Fokus auf                                    valenten Nickrate im Kurvenflug qturn,c auf einen maxima-
dem GCAP) von äußerster Wichtigkeit war.                                                 len Hängewinkel von 30° begrenzt.

Die Simulatorflugversuche haben gezeigt, dass ein Stör-
verhalten mit einem DCAP von 1,0 („Disturbance CAP“ -
DCAP), als optimal angesehen werden kann. Wohingegen
die Piloten selbiges Verhalten als zu “knackig” empfanden.

                                                                                    12
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