Hygiene bei multiresistenten Keimen und anderen häufig vorkommenden Erregern - Bernarda Lindner Doris Böhm Referat für Gesundheit und Umwelt ...

 
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Hygiene bei multiresistenten Keimen und anderen häufig vorkommenden
Erregern
Bernarda Lindner
Doris Böhm
Referat für Gesundheit und Umwelt
Landeshauptstadt München
Das erwartet Sie heute

 > Aussagen zu Bakterien
 > Besiedelung versus Infektion
 > MRSA
 > MRGN
 > Fallbeispiele
 > Pause
 > Clostridium difficile
 > Noroviren

                                                                  2

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Was sind Bakterien ?

 > Bakterien sind kleinste Mikroorganismen mit eigenem Stoffwechsel
 > Hundert Millionen Bakterien passen auf einen Stecknadelkopf
 > Bakterien haben wichtige Aufgaben z. B. im Darm oder auf Haut und Schleimhaut

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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Besiedlung versus Infektion

     Was ist eine Besiedlung
        > Befall mit Bakterien, die auf und im Körper leben, aber keine Krankheitssymptome
          auslösen
        > Bakterien gehören zur natürlichen Flora des Menschen (apathogene/ fakultativ
          pathogene)
        > Sie sind auf der Haut/ Schleimhaut, Darm, Haare, Nägeln zu finden
        > Sie erfüllen wichtige Aufgaben im Körper

 > Was ist eine Infektion
        > Eindringen von Krankheitserregern in den Körper
            z.B. wenn Bakterien in sterile Körperbereiche gelangen
        > Endogen (körpereigene Bakterien), exogen (körperfremde Bakterien)                  4

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Wie werden Bakterien zu multiresistenten Erregern

 >   Einsatz von Antibiotika bei viralen Infektionskrankheiten
 >   Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika ohne Kenntnis des Antibiogramms
 >   Einsatz großer Mengen Antibiotika in der Tiermast
 >   Mangelnde Compliance der Patienten (Therapieabbruch)
 >   Möglichkeit der Plasmid Übertragung zwischen gramnegativen Erregern

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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Sensible Erreger werden zu Multiresistenten Erregern

  grampositiv
  Staphylococcus aureus                                           MRSA
  Enterococcus faecium                                             VRE

  Gramnegativ
  Escherichia coli
  Klebsiellen                                                3 oder 4 MRGN
  Pseudomonaden
  Acinetobacter
  Enterobacter cloacae

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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Risikofaktoren für die Besiedelung mit MRE

 > Geschwächte Immunabwehr (Multimorbidität, Pflegebedürftigkeit, offene chronische
   Wunden, Diabetes mellitus, periphere Durchblutungsstörungen, Dialyse)
 > Krankenhausaufenthalt innerhalb der letzten 6 Monate
 > Antibiotikatherapie innerhalb der letzten 6 Monate
 > Kontakt zu Menschen, welche mit multiresistenten Erregern besiedelt sind
 > Zurückliegende MRE Kolonisation (ggf. erfolgreich saniert) gilt nur für MRSA
 > Invasive Maßnahmen (DK, PEG,TK)
 > Zurückliegender Aufenthalt in „Risiko Ländern“ (USA, Mittel-/Südamerika, Südeuropa,
   Osteuropa, Asien, Nordafrika)

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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Methicillin Resistenter Staphylococcus Aureus

Staphylococcus aureus kann zum MRSA werden
MRSA, CA-MRSA, HA-MRSA, LA-MRSA
Eigenschaften:
 > Haut-/Schleimhautbakterium
 > Bildet häufig abgekapselte Abszesse (CA-MRSA)
 > Besiedelt gerne Katheter
 > Infektionstüchtig auf Flächen: 3 bis 6 Wochen
 > Braucht zum Überleben ausreichend Nährstoffe
 > MRSA Besiedelung von Nutztieren (LA-MRSA)
Übertragungsweg:
 > Hand- Hautkontakt, Sekrete/ Exkrement

                                   Keine Resistenzen gegen Desinfektionsmittel   8

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Information über MRSA

 > Arztbrief
 > Sind Risikofaktoren vorhanden
 > Rettungssanitäter
 > Bewohner Dokumentation
 > Screening: Nase, Rachen, Perianal/ Leiste/ Achsel
 > Labor

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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
MRSA – Hygienemaßnahmen
> Händehygiene analog der 5 Momente der Händedesinfektion
> Persönliche Schutzausrüstung,
       > Anlegen vor Betreten des Zimmers nach jeweils individueller Risikoabwägung zur
         geplanten Tätigkeit
       > langärmelige Einmalschutzkittel
       > Einmalschutzhandschuhe
       > bei Durchfeuchtungsrisiko zusätzlich flüssigkeitsdichte Schürze/ Schutzkittel
> Mund-Nasen Schutz
       > Generell beim endotrachealem Absaugen
> Pflegeutensilien bewohnerbezogen, möglichst nur Tagesbedarf im Zimmer lagern
> Wäscheablage im Bewohnerzimmer
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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
MRSA – Hygienemaßnahmen

 > In Stationären Einrichtungen und Wohngemeinschaften:
        > Kein Zusammenlegen mit MRSA-positiven Bewohnern mit Risikofaktoren wie z.B.
          offene Wunden, Immunsuppression, Diabetes mellitus oder Devices wie z.B. PEG-
          Sonden, Harnwegskatheter oder Tracheostoma
        > Einzelzimmer bei Kolonisation im Tracheostomabereich oder bei großflächigen
          Wunden
        > Desinfektion der patientennahen Oberflächen ggf. nach Kontamination

 > Tipp: MRE Boxen bereitstellen mit: Schutzkittel, Mundschutz, Handschuhe, Schürze,
   Händedesinfektionsmittel

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Sanierungshemmende Faktoren

 > Personen z. B:
 > mit Devices (Katheter, Trachealkanüle, Portkatheter)
 > mit Wunden
 > mit Hauterkrankungen (Schuppenflechte, Ekzeme...)

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MRSA – Sanierung
Sanierung dauert zwischen 5 und 7 Tagen
 > Sanierung nach Arzt Anordnung
 > Applikation von Nasensalbe nach Arzt Anordnung (dreimal täglich in beide Nasenvorhöfe)
 > Mund-/ Rachenspülungen (z.B. Chlorhexidinhaltige Präparate)
 > Tägliche Ganzkörperwaschung inkl. Haupthaar mit antiseptisch wirkenden Substanzen
 > Körperwäsche/ Bettwäsche und persönliche Gegenstände täglich wechseln oder desinfizieren
   möglichst Einmalmaterial verwenden. (Zahnbürste, Kamm, Hausschuhe; Rasierer, Brille)
 > mindestens einmal tägliche Flächendesinfektion aller bewohnernahen Handkontaktstellen
 > Nach erfolgter Dekolonisation desinfizierende Aufbereitung von Bettdecke, Kopfkissen und
   Matratze
 > Schlussdesinfektion des Zimmers
 > Aufheben der Hygienemaßnahmen 3 Tage Abschluss der Behandlung und negativen MRSA
 > Weitere Abstriche nach 3, 6 und 12 Monaten
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MRSA – Meldepflicht

 > Nichtnamentliche Meldepflicht bei gehäuftem Auftreten nach
     § 6 Abs. 3 IfSG (nosokomiale Infektionen und Besiedlungen mit epidemiologischem
     Zusammenhang)
 > Meldung durch den Arzt
 > Namentliche Meldepflicht nach § 7 IfSG bei Nachweis in Blutkultur oder Liquor
 > Meldung durchs Labor

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Multiresistente Gramnegative Erreger

Beispiele von Erregern, die Multiresistenzen erwerben können: Eschericha Coli, Klebsiellen
spp., Acinetobacter baumanii, Pseudomonaden spp.
Eigenschaften:
 > Gramnegativ
 > Hohe Umweltpersistenz (Acinetobacter baumanii, Pseudomanden)
 > Kommen ubiquitär, in feuchter Umgebung und im Darm vor
 > Überlebensdauer: Wochen bis Monate
Besiedelung
 > Anal-, Rektal- und Leistenbereich (Erreger von Darm- und Harnwegsinfektionen)
 > Weite Verbreitung in der Nutztierhaltung
Übertragungsweg:
 > Hand- Hautkontakt, Sekrete/Exkrement
                      Keine Resistenzen gegen Desinfektionsmittel                          16

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MRGN

Erregerhaltiges Material:
 > Enterobacteriacaen (Eschericha Coli, Klebsiellen spp.,)
        > grundsätzlich im Darm, im Urin oder Tracheostoma wenn Erreger dort hin
          gewandert oder verschleppt worden sind.
 > Nonfermenter: (Acinetobacter baumanii, Pseudomonaden spp.)
        > wasserführende Systeme, in Siphons, Absaugsysteme, feuchte Plastikflaschen...

                                          Eine Sanierung von MRGN ist nicht möglich

                                                                                          17

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Einteilung nach Antibiotikaresistenzen

           Antibiotikagruppe                                  Leitsubstanz        Enterobacteriaceae
                                                                                  3MRGN       4MRGN

            Acylureidopenicilline                       Piperacillin/Tazobactam      R           R

            Cephalosporine der                            Cefotaxim/Ceftazidim       R           R
             3./4. Generation
                 Carbapeneme                            Imipenem/ Meropenem          S           R

                Fluorchinolone                                    Ciprofloxacin      R           R

                                                                                                       19

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
MRGN – Hygienemaßnahmen

 > Händehygiene analog der 5 Momente der Händedesinfektion
 > Persönliche Schutzausrüstung,
        > Anlegen vor Betreten des Zimmers nach jeweils individueller Risikoabwägung zur
          geplanten Tätigkeit
        > langärmelige Einmalschutzkittel
        > Einmalschutzhandschuhe
        > bei Durchfeuchtungsrisiko zusätzlich flüssigkeitsdichte Schürze/ Schutzkittel
 > Mund-Nasen Schutz
        > Generell beim endotrachealem Absaugen
 > Pflegeutensilien bewohnerbezogen, möglichst nur Tagesbedarf im Zimmer lagern
 > Wäscheablage im Bewohnerzimmer
                                                                                           20

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MRGN - Hygienemaßnahmen

 > Unterbringung
 > 3MRGN in der Altenpflege:
        > keine Zusammenlegung mit Risikoklientel (offene Wunden, Devices,
          Immunsuppression, Inkontinenz, fehlender Kooperation ...)
        > Versorgung im Einzelzimmer bei Vorkommen in großflächigen Wunden oder im
          Trachealbereich
        > Kohortierung bei Bewohnern/ Klienten mit selber Spezies und selbem
          Resistenzmuster möglich
 > 3MRGN in der Intensivpflege (z.B. beatmete, tracheotomierte Klienten):
        > Versorgung im Einzelzimmer
 > 4MRGN alle betreffend:
        > Versorgung im Einzelzimmer
                                                                                     21

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
MRGN – Meldepflicht

 > Nichtnamentliche Meldepflicht bei gehäuftem Auftreten nach § 6 Abs. 3 IfSG
   (nosokomiale Infektionen und Besiedelungen mit epidemiologischem
   Zusammenhang)
        > Meldung durch den Arzt oder der Leitung der Einrichtung
 > Labormeldepflicht nach § 7 Abs.1 IfSG i.V.m. §1 Abs.2 der „Verordnung zur Anpassung
   der Meldepflichten nach dem IfSG an die epidemische Lage“ bei 4MRGN
        > Meldung durch das Labor

                                                                                         22

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Hygienemanagement
   Anforderungen zum Umgang mit MRE
       > Hygieneplan
       > Händehygiene
       > Schutzkleidung
       > Personalschulungen
       > Prozesskontrollen

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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Aufklärung und Schulung von Bewohnern und Besuchern
  > Einweisung in die Händehygiene
  > Aufklärung über persönliche Maßnahmen der Hygiene
  > Teilnahme der Bewohner mit MRE am Gemeinschaftsleben
  > Information aller Beteiligten inklusive Angehöriger
  > Merkblätter für Angehörige und Pflegende

                                                                  24

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Normative Vorgaben zum Umgang mit MRE

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Clostridium difficile (C.difficile)

      Eigenschaften:

          > obligat anaerob wachsendes, grampositives Stäbchenbakterium
          > bildet Toxine: Toxin A und Toxin B
             → diese schädigen im Zusammenhang mit einer
               Antibiotikabehandlung die Zellwand des Darmes und
               lösen u.U. schwere Durchfallerkrankungen aus

          > bilden aerotolerante Sporen (Überlebensform):
             → diese sind alkoholunempfindlich, widerstandsfähig gegen Hitze und viele
               Chemikalien (z.B. bestimmte Wirkstoffe von Flächendesinfektionsmitteln)

                                                                                         26

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Vorkommen:
     > ubiquitär in der Umwelt (z.B. Boden, Oberflächengewässer)
     > Darm von Tier und Mensch
     > häufiger im Darm von Kleinkindern (80%), seltener beim Erwachsenen ( bei Aufnahme in ein Krankenhaus → schneller Anstieg der Besiedelung (20-40%),
       dabei aber meist keine Symptome
     > von 100 antibiotisch behandelten Patienten kommt es zu einer (1) C.difficile-Infektion

                                                                                                27

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Infektionsweg:
     > symptomatische Patienten scheiden große Mengen von Bakterien/ Sporen über
       flüssigen Stuhl aus
        → direkte Übertragung (über orale Aufnahme)
        → indirekte Übertragung (z.B. kontaminierte Gegenstände, Flächen, behandschuhte
          Hand)

     Inkubationszeit:
     > schwierig anzugeben
        → Unkenntnis über mögliche vorausgegangene Kolonisation
        → Zeitpunkt zwischen vorausgegangener Antibiotikatherapie und Auftreten der
         Symptome kann wenige Tage, mehrere Wochen oder Monate betragen
                                                                                          28

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

       Dauer der Ansteckung:

       > Verbreitung der C.difficile-Bakterien während der akuten Erkrankungsphase
         besonders hoch
          → starke Kontamination der Umgebung durch symptomatische Patienten
          → Isolierung der Patienten, Kohortierung bei gesicherter Diagnose möglich
          → Aufhebung der Isolierung, wenn mind. 48 Stunden keine Durchfälle mehr auftreten

                                                                                          29

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Hauptrisikofaktoren für eine Clostridien-difficile-Infektion (CDI):

     > vorausgehende antibiotische Therapie
     > Hospitalisierung (Krankenhausaufenthalt)
     > fortgeschrittenes Alter
                                             ferner
     > Protonenpumpenhemmer
     > Einnahme nichtsteroidaler Entzündungshemmer
     > gastrointestinale Grunderkrankung
     > Immunsuppression

                                                                           30

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile -Infektion (CDI)
     Symptomatik:
     > abruptes Einsetzen mit wässrigem Durchfall
     > fauliger Geruch (charakteristisch)
     > mind. 3 Stuhlgänge/ Tag für zwei oder mehrere Tage
     > Schmerzen im Unterbauch
     > häufig Fieber (verbunden mit Leukozytose und Hypalbuminämie)

     Krankheitsbilder:
     > Diarrhoe
     > Ileus
     > pseudomembramöse Kolitis
     > toxisches Megakolon
                                                                      31
     > Darmperforation
Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile-Infektion

     Diagnostik:

     Stuhlprobe/ Transport
     > frische Stühle, max. 2 Stunden Transport
     > ungeformte, wässrige, formlose oder flüssige Stühle (keine Rektalabstriche!)
     > bei negativem Ergebnis, fortbestehendem Verdacht und kein Nachweis eines anderen
       Erregers → Wiederholung der Untersuchung
     > keine Kontrolle bei Beendigung der Durchfälle bzw. bei positivem Nachweis
     > immer zeitgleich Untersuchungen auch auf:
                            → pathogene Keime
                            → darmpathogene Viren

                                                                                          32

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficilie-Infektion

     Medikamentöse Therapie:
     > Metronidazol (1. Mittel der Wahl bei nicht schwerem Verlauf)
     > Vancomycin (Gefahr Vancomycin-resistente Enterokokken = VRE)

     Chirurgische Therapie:
     > Darmperforation
     > toxisches Megakolon
     > Ileus

                                                                      33

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Prävention der Weiterverbreitung:

     > rechtzeitiges! Erkennen der Infektion
     > Stuhlprobe ins Labor (Toxinnachweis)
     > sachgerechte Therapie
     > zügiges Umsetzen von Hygienemaßnahmen (bereits vor Kenntnis des Befundes!)

                                                                                    34

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Umsetzung der Hygienemaßnahmen:

     Wichtig: eingehende, dokumentierte Schulungen von Mitarbeitern inkl. Reinigung
     > Isolierung mit eigener Toilette (Toilettenstuhl)
     > Tragen von Schutzkleidung:
        → Schutzkittel
        → Einmalhandschuhe
 > Ausziehen der Schutzkleidung vor Verlassen des Zimmers
 > Nach der Händedesinfektion → Hände waschen!

 > Händewaschen! vor der Zubereitung von Nahrung (fäkal-orale Übertragung)
                                                                                      35

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Umsetzung von Hygienemaßnahmen bei CDI:

     > Desinfektion/ Reinigung von Flächen
        → mind. 1x tägl. sowie bei Bedarf öfter, alle Flächen mit Haut-/ Handkontaktflächen
         (z.B. Nachttisch, Bettgestell, Haltegriff, Klingel, Nasszelle/ Sanitärbereich,
         Toilettenstuhl nach jedem Gebrauch, Türklinken)

        → sichtbare Kontamination: Aufnahme der Kontamination mit
          desinfektionsmittelgetränktem Tuch (Zellstoff), danach die Fläche wie gewohnt
          desinfizieren

                                                                                              36

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Umsetzung von Hygyienemaßnahmen bei CDI:

     > Wirkstoffe für die Flächendesinfektion:
        → Sauerstoffabspalter (Peressigsäure) = Mittel der Wahl, da sporizid wirksam
        → zu beachten: Dosierung und Einwirkzeit sowie die Standzeit (i.R. 8 Std.)

     > VAH empfiehlt:
       → für die Routinedesinfektion: sporizid wirksames Präparat in der bakteriziden
         Konzentration und Einwirkzeit
       → für die Schlussdesinfektion: sporizide Wirksamkeit in entsprechender Konzentration
         und Einwirkzeit

                                                                                              37

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Clostridium difficile

     Umsetzung von Hygyienemaßnahmen bei CDI:

     > Sachgerechte Aufbereitung von Medizinprodukten
        → Verzicht auf rektale Temperaturmessung!
        → Verwendung von Medizinprodukten bewohnerbezogenen, wenn nicht möglich,
          Desinfektion vor Lagerung bzw. Verwendung an anderen Bewohnern
        → Steckbecken: nach Entnahme aus dem Steckbeckenspülgerät Wischdesinfektion
          mit einem sporizid wirksamen Desinfektionsmittel (Konzentration/ EWZ beachten)
        → Geschirr (geschlossener Transport) bei 60°C
        → Wäsche: als infektiöse Wäsche in die Wäscherei (mit RKI-gelistetem Waschmittel
                 und -verfahren waschen)
        → Abfall: herkömmliche Entsorgung
                                                                                           38

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Clostridium difficile

     Umsetzung von Hygyienemaßnahmen:

     > Transport eines symptomatischen Bewohners
        → Vorabinformation der Zieleinrichtung
        → Kontakt zu anderen Bewohnern vermeiden
        → Nach Transport:
                  - alle Kontaktstellen desinfizieren (sporizid wirksam) inkl. Transportmedium
                  - sorgfältige Händehygiene (nach Händedesinfektion Händewaschen)

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Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Clostridium difficile

     Gesetzliche Grundlage:

     > Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz (=Verordnung zur Anpassung der
        Meldepflicht nach dem IfSG an die epidemische Lage → § 6 Abs.1 Satz1 Nr.1 IfSG)
        → Einzelfallmeldung (namentlich) bei Erkrankung sowie Tod an einer
         Clostridien-difficile-Infektion mit klinisch schwerem Verlauf
         durch den behandelnden Arzt

     > Meldepflicht gemäß IfSG § 6 Abs.1 Satz 2
        → Ausbruchsmeldung wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei
         denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird

     > Kriterien für den schweren Verlauf einer Clostridien-difficile-Infektion siehe IfSG   40

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Noroviren

     Eigenschaften:

     > gehören zur Familie der Caliciviridae
     > viele verschiedene Varianten (Genotypen)
     > lassen sich nicht auf Zellkulturen vermehren
     > haben keine Membranhülle (=unbehüllte Viren)
     > spezielle Desinfektionsmittel erforderlich

     Betroffene sind nach durchgemachter Infektion nicht immun.

                                                                  41

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Noroviren

     Vorkommen:

     > weltweit verbreitet
     > verantwortlich für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Gastroenteritiden
       (30%bei Kindern, 50% bei Erwachsenen)
     > besonders häufig betroffen sind Kinder und Personen > 70 Jahre
     > saisonaler Gipfel der Infektionen in Deutschland: Oktober bis März, aber auch
       darüber hinaus möglich

     Reservoir:

     > der Mensch ist das einzig bekannte Reservoir des Erregers
     > wird nicht von Tier auf Mensch übertragen
                                                                                            42

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Noroviren

     Infektionsweg:
     sehr hohe Infektiosität der Viren: 10-100 Viruspartikel aus Stuhl ausreichend, in dem
     Millionen/ ml enthalten sind
     > direkt von Mensch zu Mensch
     > fäkal-oral (z.B. Handkontakt mit kontaminierten Flächen)
     > orale Aufnahme virushaltiger Tröpfen (z.B.aus Erbrochenem)
     > kontaminierte Speisen (Salate, Krabben, Muscheln) und Getränke (verunreinigtes
       Wasser)

                                                                                             43

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Noroviren

     Inkubationszeit:
     > 6 – 50 Stunden

     Dauer der Ansteckungsfähigkeit:
 > Während der akuten Erkrankung hoch ansteckend
 > Sicherheitszuschlag 48 Stunden nach Sistieren der Symptome von größter Bedeutung
 > Virusausscheidung i.d.R. noch 7-14 Tage nach Beendigung der Symptome

                                                                                      44

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Noroviren

     Symptome:
     > akut beginnende Gastroenteritis mit
     > schwallartigem, heftigen Erbrechen und
     > starken Durchfällen
                                        oder
     > Erbrechen ohne Durchfall möglich
     > Durchfall ohne Erbrechen möglich
     > ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit
     > abdominalen Schmerzen
     > Übelkeit, Kopfschmerzen, Myalgien, Mattigkeit jedoch auch
     > leichte Verläufe möglich
     > Dauer der Symptome: 12-48 Stunden                           45

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Noroviren

     Diagnostik:
     > Stuhlprobe frisch und zügig ins Labor
     > negative Befunde sind kein Hinweis auf ein Nichtvorliegen einer Infektion
     > keine Nachtestung
     > Erbrochenes kann anstatt einer Stuhlprobe getestet werden

 > Stuhlproben analog zu C.difficile: Testung auf darmpathogene Erreger (um andere
   Erreger auszuschließen (Absprache mit dem Labor)

                                                                                     46

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Noroviren

     Therapie:
     > symptomatisch mit Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes
     > es gibt keine antivirale Therapie
     > es gibt keine Impfung
     > bei älteren Menschen und bei Kleinkindern kann eine Krankenhauseinweisung
       notwendig sein

                                                                                   47

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Noroviren

     Hygienemaßnahmen:
     > wichtig: die Schulung der Mitarbeiter vor Beginn der „Saison“
        mit Überprüfung der
        Vorratshaltung für den Notfall (Notfallbox)

     > sofortige Einleitung der Maßnahmen bei begründetem Verdacht (ohne Laborbefund)
     > Isolierung der Betroffenen mit eigener Toilette/ Toilettenstuhl
     > Schutzkleidung tragen: Langarmkittel, u.U. Schürze, Einmalhandschuhe, MNS
     > Händedesinfektion mit nachgewiesener, geprüfter viruzider Wirkung (RKI-Liste)
     > Flächendesinfektion mit nachgewiesener, geprüfter viruzider Wirkung (VAH-/ RKI-
       Liste)

                                                                                         48

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Noroviren

        Hygienemaßnahmen:
        > betroffene Mitarbeiter:
          → Arbeitsaufnahme erst 2 Tage nach Sistieren der Symptome
          → stringende Umsetzung der Händehygiene (14 Tage lang danach mit viruzid
            wirksamen Präparat, gilt auch wenn die Bewohner/ Klienten betroffenen waren )
          → bei Tätigen im Lebensmittelbereich: Arbeitsaufnahme nach 2 Tagen
           Symptomfreiheit → 4-6 Wochen danach stringende Händehygiene mit viruzid
               wirksamen Händedesinfektionsmittel

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Noroviren

     Hygienemaßnahmen bei Ausbruch:
     > Isolierung der Betroffenen mit eigenem WC/ Toilettenstuhl
     > Steckbeckenspülgeräte: A0-Wert bei 600 ist norovirenwirksam
     > sorgfältiges Umsetzen der Händehygiene (Personal, Betroffene, Besucher) mit
       viruswirksamen Händedesinfektionsmittel (HDM)
     > Schutzkleidung:
        → Einmalschutzkittel, wenn nicht flüssigkeitsundurchlässig, zusätzlich Schürze
        → MNS unbedingt aufsetzen, auch beim Entfernen von sichtbaren Kontaminationen
        → Einmalhandschuhe ereignisbezogen tragen (nach Ausziehen der Handschuhe HD,
          vor Verlassen des Zimmers usw.
      > Pflegeutensilien personenbezogen, nur Tagesbedarf im Zimmer
      > Minimierung der Personalbewegung innerhalb der Einrichtung
                                                                                          50
      > Bett- und Leibwäsche gilt als infektiös: Waschen > 60°C chemo-thermisch waschen
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Noroviren

     Hygienemaßnahmen bei Ausbruch:
     > Information der Zieleinrichtung, wenn aus Gesundheitsgründen eine Verlegung
       notwendig ist
     > Besucher auf ein mögliches Maß reduzieren
     > Gemeinschaftsveranstaltungen (z.B. Weihnachtsfeier, Fasching usw.) absagen
     > Ausbruchmanagement-Team einberufen: sichert die Absprachen und die Umsetzung
       von Hyienemaßnahmen

                                                                                      51

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Noroviren

     Gesetzliche Grundlage:
     > Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG)
        → Labormeldung: §7 Abs.1 IfSG direkter Nachweis aus dem Stuhl namentlich
        → Leiter von Pflegeeinrichtungen: §6 Abs.1 Nr. 2 IfSG der Verdacht auf und die
          Erkrankung an einer akuten infektiösen Gastroenteritis, wenn:
             - die betroffene Person Umgang mit Lebensmitteln hat oder in Einrichtungen zur
               Gemeinschaftsverpflegung beschäftigt ist.
             - zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer
               Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.

        → Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach
          erlangter Kenntnis vorliegen.
                                                                                                52

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Fazit

 > Optimale Durchführung der Hygienemaßnahmen und eine gutes Hygienemanagement
      schützt Pflegepersonal, Ärzte, Betreuer und Bewohner

     Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 > Merkblätter auf unserer Home Page:
     www/muenchen/infketionshygiene.de (Überwachung Pflegeeinrichtungen)

                                                                                 53

Doris Böhm, Bernarda Lindner, Referat für Gesundheit und Umwelt
Fortbildungen 2019

 > Hygiene bei der ambulanten Tourenpflege
        > Donnerstag 7.Februar 2019
        > Mittwoch 10. April 2019
 > Rund um die Händehygiene
        > Mittwoch 29. Mai 2019
        > Mittwoch 25. September 2019

 > Anmeldung: fobihyg.rgu@muenchen.de
     Formulare finden sie auf unserer Internetseite
     https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-
     Umwelt/Hygiene_und_Umweltmedizin/Hygiene_Aktuell.html

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