Ich und die anderen. Die Rolle der pädagogischen Haltung bei auffälligem Sozialverhalten
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3 l 2021 Ich und die anderen. Die Rolle der pädagogischen Haltung bei auffälligem Sozialverhalten Barbara BONFILS, Raphael D. OBERHUBER Einleitung Auf unterschiedliche Weise sind Perso- prägt ist von zwei Eigenschaften: Reflexion und nen im Schulalltag – Eltern, Schüler:innen, Kooperation. Lehrer:innen – mit Verhaltensauffälligkeiten konfrontiert. Und doch gibt es einen gemeinsa- Herausforderungen in der Schulklasse men Nenner: Der Umgang mit sozial auffälligen Kindern ist für alle betroffenen Personen heraus- Im Nationalen Bildungsbericht von 2018 fordernd, am meisten jedoch für die betroffenen kritisiert Inklusionsexpertin Maria-Luise Braun- Kinder selbst. Sie stehen oft am Rand des Klassen- steiner, dass soziale Benachteiligung in öster- verbandes, denn eine Negativspirale aus An- reichischen Schulen zu verminderten Bildungs- passungsschwierigkeiten, störendem Verhalten chancen führt. „Der Erfolg des österreichischen und Ablehnung macht es ihnen zunehmend Bildungssystems beim Umgang mit Heteroge- schwer, an sozialen Beziehungen in der nität ist […] ausbaufähig. Der Einfluss der Aus- eigenen Klasse teilzuhaben. gangslage, insbesondere die Bildung der Eltern, spielt im europäischen Vergleich eine über- In Österreich ist das Prozedere im Umgang durchschnittliche Rolle für den Bildungserfolg mit Verhaltensproblemen regional sehr unter- der Schüler/innen.“ (Braunsteiner, 2019) schiedlich. Eltern und sogar Pädagog:innen können sich daher nur schwer orientieren. Kinder privilegierter Familien „erben“ Besitz Deshalb werden Probleme oft für längere Zeit und gesellschaftlichen Status der Eltern. Sozial hinausgeschoben und ein langer Leidensweg benachteiligte Kinder haben schlechtere entwickelt sich, bis schließlich professionelle Lernchancen, was zu schulischen Leistungs- Hilfe zustande kommt. (vgl. Schabmann, 2009) problemen und in weiterer Folge zu Auffällig- keiten im Verhalten führen kann. (vgl. Wocken Der inklusive Bildungsauftrag in Österreich 2018) Hans Wocken verweist auch auf schu- zielt darauf ab, Exklusion zu verhindern lische Rahmenbedingungen, die im inklusiven (vgl. Haas, 2019). Doch wie können jene Unterricht einen Einfluss auf die Unterrichts- Schüler:innen unterstützt werden, die Schwierig- ergebnisse üben: „Es macht zum Beispiel einen keiten haben, strukturelle Normen unter nennenswerten Unterschied, ob sich in einer Standard-Schulbedingungen zu erfüllen? inklusiven Lerngruppe zwei oder acht Schü- Expert:innen aus Schulberufen kennen ler/-innen mit einem diagnostizierten sonder- durch-aus inklusionsfördernde Unterstützungs- pädagogischen Förderbedarf befinden.“ maßnahmen. Dabei bedarf es einer sozialen (Wocken, 2018) Haltung auf Pädagog:innenseite, welche ge- 10
www.heilpaedagogik.at Einige Autoren zeigen den Zusammenhang von sozialen Verhaltensweisen und Beliebtheit Dipl. Päd. Barbara BONFILS, BEd, MEd auf. Kooperativen und kontaktfreudigen Kindern fällt es leichter, Freundschaften zu schließen Kuchl, Österreich und sozial akzeptiert zu sein. Abgelehnte Kinder agieren häufiger mit antisozialen und nega- Volksschul- und Sonder- tiven Verhaltensweisen, die eine Ablehnung pädagogiklehramt an der Pädagogischen ihrer Peergroup plausibel machen, aber auch mit Akademie und Hoch- internalisierenden Verhaltensweisen wie Rück- schule Salzburg, Lehrgang zug und Depression. (vgl. Kessels & Hannover, Montessoripädagogik, 2015; vgl. Kaufmann & Landrum, 2012 und Masterstudium an der PH Oberösterreich, Avramidis, 2010, zit. n. De Leeuw u. a., 2017) langjährige Berufserfahrung Zu Aggression neigende Kinder deuten ver- in Integrations-/Inklusions- bale Äußerungen und nonverbale Zeichen auf- klassen, Praxislehrerin für Hochschulsstudent:innen grund ihrer Defizite in der sozialen Informations- verarbeitung oft als feindschaftlich (vgl. Kessels barbara.bonfils@aps.salzburg.at u. a., 2015; Schabmann, 2009). Zusätzlich haben sie Schwierigkeiten, Konflikt- lösungsstrategien anzuwenden. Die Ablehnung der Gruppe, die zum Teil in den Erfahrungen mit dem aggressiven Verhalten begründet liegt, verstärkt wiederum problematische Verhaltens- weisen. Betroffene Kinder spüren die Zurück- weisungen sehr deutlich (vgl. Schabmann, Mag. Dr. Raphael D. OBERHUBER 2009). Dabei spielen die sozialen Beziehungen und Linz, Österreich das schulische Klima eine große Rolle für die Prof.(PH), Dipl.Päd., kindliche Entwicklung. Das setzt eine volle und Klinischer- und Gesund- aktive Teilnahme am Schulleben voraus, sowie heitspsychologe, die Gewissheit, ein vollwertiges Mitglied in Lehramt für Deutsch, Musik- erziehung und Klavier, der Schulgemeinschaft zu sein. Nur wenn das Professor für Bildungs- gelingt, sind Motivation und Lernzuwachs zu psychologie und Inklusive erwarten. Störende, unmotivierte Schüler lau- Pädagogik an der PH OÖ, fen häufiger Gefahr den Lehrstoff nicht mehr zu für Psychosomatik an der bewältigen und zu repetieren. Sie brauchen SFU Wien, für Diagnostik an der spezifische Förderung und können in weiterer Hamburger Fernhochschule, Psychologe an der Kepler Folge ernsthafte Verhaltensprobleme zeigen. Universitätsklinik Linz und in freier Praxis Durch ein kollaboratives Umfeld an der Schule kann Schüler:innenverhalten positiv beeinflusst r.oberhuber@eduhi.at werden. (vgl. OECD, 2013) www.oberhuber.co.at 11
3 l 2021 Im Zusammenhang mit schwierigen Situa- chen höhere Ausbildungsgänge, Selbstwert- tionen wird die Bedeutung des schulischen gefühl, Selbstkonzept, Freundschaften und Klimas erkennbar, nämlich besonders dann, Einstellung zu Fremden bei all jenen hochsigni- wenn Verhaltensweisen eskalieren. Die ganze fikant besser, die von heterogenen, inklusiven Schulgemeinschaft von Schulwart:in bis Klassen profitierten. Direktor:in muss einen gemeinsamen Plan Soziale Mechanismen funktionieren durch haben, wie in Notfällen zu handeln ist. Nach Vorbildwirkung und sogar dann, wenn Lehr- außen hin bedarf es einer gut funktionierenden personen es nicht als zentrale, pädagogische Kooperation mit Beratungsstellen und schul- Aufgabe sehen, unbeliebte Kinder im Klassen- psychologischen Diensten. (vgl. Preuss-Lausitz, verband zu inkludieren. (vgl. Preuss-Lausitz, 2004b) 2004a) Schulen und Schulklassen dienen ALLEN Kindern als wichtige Erfahrungsräume für das Expertisen über schulische Unterstüt- soziale Lernen. Auch wenn Kinder mit sozialen zungs- Defiziten in inklusiven Settings eine Heraus- maßnahmen aus der Praxis einer forderung für Lehrpersonen darstellen, so sind die Schulerfahrungen für die betroffenen Kin- Volksschule – Studie und Methode der gewinnbringend. Ob Inklusion, im Sinne einer gleichberech- Preuss-Lausitz führte eine Schweizer Langzeit- tigten Teilhabe aller Schüler:innen einer Klasse, studie an, in der über vierhundert Achtzehnjäh- gelingen kann, hängt von verschiedenen rige mit Lern- und Verhaltensproblemen aus fast Faktoren ab. Lehrer:innen berichten, wie auf- allen Kantonen der Schweiz, die Sonderklassen fällige Verhaltensweisen täglich herausfordern. oder Regelklassen besucht hatten, befragt Die Wahrnehmung solcher Verhaltensweisen wurden. Die Ergebnisse waren in den Berei- geht mit einer Auseinandersetzung der eigenen Entwicklung eines Begründung der Erstellung eines Formulierung der deduktiven Forschungsfrage Interviewleitfadens Hauptfragen Kategoriensystems 1. Reduktion, Bestimmung von Paraphrasierung, Durchführung der Anlegen eines Ankerbeispielen ordnen nach Interviews Protokolls Kategorien 2. Reduktion, Darstellung der Kodierregeln Revision des Ergebnisse nach Interpretation definieren, Kategoriensystems Kategorien zuordnen der Daten Abbildung 1: Ablauf der vorliegenden Untersuchung. Darstellung von Bonfils, nach Mayring, 2015. 12
www.heilpaedagogik.at Gefühle und Sichtweisen einher. Aggressives Angebote schulischer Unterstützung - Verhalten wird oft nur noch beim Kind wahrge- Ergebnisse nommen, nicht bei der Lehrperson selbst. (vgl. Kleemann) 1. Äußere inklusionsfördernde Rahmen- „A concerned, sensitive teacher who had bedingungen schaffen tried a variety of aporoaches still found himself at times confronting the student´s aggression Auf die Frage „Welche personellen und räum- with his own.“ (vgl. Molnar & Lindquist, 1989) lichen Ressourcen sind wichtig bzw. wünschen Die eigenen Anteile in sich wiederholenden Sie sich, um betroffene Kinder bestmöglich in Konflikten zu erkennen, ist ein wichtiger Be- der Schule zu inkludieren?“ wurden folgende standteil für Lehrende, um die Beziehung auf- Anliegen geäußert: recht zu erhalten. Daraus lässt sich schließen, --Größere Klassenräume dass emotionale Selbstreflexion eine wichtige --Zusatzräume als Rückzugsmöglichkeit Voraussetzung im Umgang mit Verhaltensauf- und als Ort, um Gespräche zu führen fälligkeiten ist (vgl. Kleemann, 2012). --Räume für Bewegung und Aggressionsabbau Im Mai 2020 führte Barbara Bonfils an --Ein Zwei-Lehrer:innen-System in den ersten der Volksschule Kuchl stichprobenhaft beiden Schuljahren Expert:inneninterviews durch, um Erfahrungen, --Längere und häufigere Anwesenheit von Perspektiven und Lösungsansätze zu sammeln. Beratungslehrer:innen Sechs Repräsentant:innen unterschiedlicher --Mehr Termine durch die Schulpsychologie Berufe mit mehrjähriger Tätigkeit an der Schule --Die Anwesenheit von Sozialarbeiter:innen wurden für die Befragung ausgewählt: Eine und TAF-Betreuer:innen (Therapeutische pflegerische Assistentin, ein Sonderpädagoge, Ambulante Familienbetreuung in Salzburg) ein Volksschullehrer, eine Beratungslehrerin, an der Schule ein Schulpsychologe und die Direktorin. Ein vermehrter Einsatz von Pädagog:innen Ein Themenkomplex umfasste das Feld rund und Fachpersonal, sowie größere Klassenräu- um schulische Unterstützungsmaßnahmen. me und Zusatzräume werden als inklusions- Die gewonnen Aussagen, die aufgrund der fördernd genannt. Die pflegerische Assistentin Einzelfallstudie nicht auf eine Grundgesamt- betont, dass ein zusätzlicher Raum verschiede- heit schließen lassen, wurden mit Hilfe der ne Funktionen erfüllen kann: Zur besseren Kon- qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Dabei zentration beim Lernen, fürs „Seelische“ oder wurden die Daten reduziert und nach der Me- für Bewegung und Aggressionsabbau. thode der deduktiven Kategorienanwendung zusammengefasst. (vgl. Gläser&Laudel, 2010; 2. Schulische und außerschulische Beratungs- vgl. Mayring, 2015, siehe Abbildung 1) stellen für Lehrer:innen und Familien in Anspruch nehmen Über den hohen Anspruch von Lehrer:innen, Probleme nach dem Motto „Wir schaffen das“ alleine zu lösen, weiß die Direktorin zu be- richten. Soziale Teilhabe von Schüler:innen 13
3 l 2021 setzt jedoch eine stabile Lehrer:innenpsyche habe. Beratungsstellen helfen betroffenen Kin- voraus. Beratung und Mentoring wirken einer dern und deren Familien. Überforderung von Lehrenden im Umgang mit Schüler:innen mit Signalverhalten entgegen. 3. Eine Kultur einer kooperativen Schulge- meinschaft entwickeln Folgende Möglichkeit von Beratung oder Mentoring für Lehrer:innen wurden von den Manchmal führen Konflikte mit Schüler:innen Befragten genannt: zu eskalierenden Situationen im Schulalltag. --Beratungslehrer:innen Auf die Frage „Wie kann Kooperation in der --Schulpsychologie Schulgemeinschaft dazu beitragen, solche Si- --Pädagogischer Dienst der Bildungsregionen tuationen zu bewältigen oder im Idealfall zu – FIDS (Fachbereich Inklusion, Diversität und vermeiden?“, verweisen Aussagen, auf die Not- Sonderpädagogik), sowie Diversity Manage- wendigkeit im Vorfeld Maßnahmen zu setzen ment und Notfallpläne zu erarbeiten, so dass es im --Supervisionen über „Lehrer:innengesundheit“ Idealfall nicht zu einer Eskalation kommt. Den der Bildungsdirektionen Part einer zu Hilfe kommenden Lehrperson, --Mentor:innenplattformen können laut Beratungslehrerin Kolleg:innen Über Möglichkeiten familiärer Beratungs- oder Direktor:in in ihrer Freistunde übernehmen. stellen erfahren Eltern oftmals in der Schule. „Das ist etwas ganz Wichtiges, das die Schul- Die interviewten Personen nannten folgen- gemeinschaft gemeinsam erarbeiten muss. de schulische und außerschulische Beratungs- Weil es ganz oft so ist, dass wenn ein Kind stellen: außer Rand und Band gerät, die Erwachsenen --Schulische Beratungsstellen: auch unter Stress kommen und sich das Verhal- ten extrem verstärkt bei dem Kind (…) Wenn * Schulpsychologie vorher in der Schulgemeinschaft in pädagogi- * Pädagogischer Dienst der Bildungs- schen Konferenzen abgeklärt wird, was man da regionen – FIDS tut, dann senkt es von Vornherein den Stresspe- --Außerschulische Beratungsstellen: gel und es kommt in den meisten Fällen nicht * Familienberatungsstellen zu Eskalationen, weil der Erwachsene sich in * Lebenshilfe Ambulatorium für Entwick- Sicherheit wiegt, dass er nicht alleine ist, dass lungsdiagnostik und Therapie er nicht alleine händeln muss.“ * Kinder- und Jugendhilfe Der Schulpsychologe kritisiert den fehlenden * Kinder- und Jugendanwaltschaft Weitblick mancher Pädagog:innen: * Vereine und Trägerorganisationen „Das beobachte ich häufig (…) Weil * Fachärzt:innen und Psycholog:innen der Lehrer:innen häufig die Tendenz haben: Wir Kinder- und Jugendpsychiatrie fangen einmal bei null an und dann schauen * Heilstättenschulen als Einrichtung der wir, wie es wird. Es ist (…) noch nichts be- Landeskrankenanstalten kannt und dann soll sich das entwickeln usw. Das Miteinbeziehen und die Entlastung des In Wirklichkeit ist es ja umgekehrt. Man weiß Lebensfelds Familie begünstigen soziale Teil- schon viel und man könnte Situationen viel- 14
www.heilpaedagogik.at leicht im Vornhinein planen und gestalten. (…) Conclusio Man hätte die Möglichkeit, dass das Kind pro- duktiv mitmachen kann und nicht von Anfang Eine aktive soziale Partizipation kann geför- an störend ist.“ dert werden, wenn das Kind eine Position als vollwertiges Mitglied in einer Schulgemein- Übereinstimmend betonen alle Expert:innen schaft mit kollaborativem Umfeld erlebt (vgl. die Wichtigkeit, in eskalierenden Situationen de Leeuw u. a., 2017, vgl. OECD, 2013). Dafür sowohl von der Schulleitung als auch vom Kol- legium unterstützt zu werden. Dazu gehört für braucht es, laut der befragten Direktorin, viel den Volksschullehrer auch das offene Anspre- Kommunikation in der Triangulation Eltern- chen von Problemen. haus, Schule und Kind. „Wichtig ist, dass sich die Lehrerschaft so Besonders dann, wenn es aufgrund von Si- versteht, dass wir offen reden können. Dass wir gnalverhalten zu eskalierenden Situationen nicht ein Einzelkämpfertum haben, sondern kommt, ist erkennbar, ob es einen schulischen dass man einfach auch mit Schwierigkeiten, Zusammenhalt als funktionierendes Netz gibt. die man hat, die einfach zweifellos auftreten, Wichtig ist dabei, dass offene Ansprechen von an sein Kollegium herantreten kann, nicht nur Problemen in einer Schulkultur, die das ermög- an seine zwei, drei Spezeln, sondern dass man licht. Mehrere Aussagen betonen, dass das Hin- das auch in der Konferenz im Allgemeinen sa- zuziehen von Beratungslehrer:innen fachliche gen kann. Das erfordert natürlich eine gewis- Unterstützung bietet. se Grundhaltung der einzelnen Lehrer. Aber Die Aussage von Preuss-Lausitz (2004), dass die Grundhaltung sozusagen: In meiner Klas- die gesamte Schulgemeinschaft einen gemein- se regiere ich und da mache ich, wie mir das samen Handlungsplan für Notfälle braucht, vorkommt, das wäre die falsche. Genau das wird auch von den Expert:innen angesprochen. Gegenteil ist richtig. Es muss eine Offenheit Sie betonen zusätzlich die Wichtigkeit, in eska- herrschen und ein Gesprächsklima. Dann kann lierenden Situationen von der Schulleitung und ich sprechen.“ vom Kollegium Unterstützung zu erhalten. Die Beide Lehrer, sowohl der Volksschullehrer als Beratungslehrerin konkretisiert, dass es einen auch der Sonderpädagoge, verweisen in diesem Plan geben sollte, wer in seiner Freistunde Hil- Kontext auf die Wichtigkeit des Hinzuziehens festellung geben kann und einen Auszeitraum. einer Beratungslehrerin bzw. eines Beratungs- Der Schulpsychologe verweist darauf, dass lehrers zur fachlichen Unterstützung. Für die sich Eskalationen vermeiden lassen, wenn in Direktorin findet Kommunikation auf Basis der der Unterrichtsplanung mögliche Störungen Triangulation Elternhaus – Schule – Kind statt. durch Verhaltensabweichungen mitberück- Gelungene Kommunikation kommt dem Kind sichtigt werden. Alle befragten Personen wün- zugute. Eskalierende Situationen, die einer schen sich bessere räumliche und personelle sozialen Teilhabe entgegenwirken, können Ressourcen. Größere Räume und Zusatzräu- durch Kooperation in der Schulgemeinschaft me wurden genannt, sowie mehr Stunden für und durch das antizipierende Erstellen eines Schulpsychologie und Beratungslehrer:innen. Notfallplans vermieden bzw. abgeschwächt Einzelsupervision hilft die Reflexion des eige- werden. nen Handelns zu fördern, Gruppensupervision 15
3 l 2021 kann dazu dienen, die Zusammenarbeit und Literatur Kommunikation in Teams zu verbessern. Die Braunsteiner, M.L. et al. (2019). Erfolgreich lernen und Direktorin spricht im Interview das Phänomen unterrichten in Klassen mit hoher Heterogenität. In: Breit, S. et al. (Hrsg..) (2019). Fokussierte Analysen an, dass Lehrer:innen oft die Tendenz haben, und Zukunftsperspektiven für das Bildungswesen. Probleme allein lösen zu wollen, anstatt Hilfe Band 2. Leykam, S. 19 - 62. De Leeuw, R. R., De Boer, A. A., Bijstra, J., & Minnaert, in Anspruch zu nehmen. A. E. M. G. (2017). Teacher strategies to support the Schulische Unterstützung erfolgt auch da- social participation of students with SEBD in the re- gular classroom. European Journal of Special Needs durch, dass die Institution Schule Eltern über Education. UK: Routledge. Beratungsstellen informiert, welche Familien Gläser, J., & Laudel, G. (2010). Experteninterviews und Qualitative Inhaltsanalyse. Springer-Verlag. entlasten und unterstützen können. Das Zu- Haas, B. (2019). Zur Konstitution des ,ableist divide’ in sammenspiel von Schule, Elternhaus und der sonderpädagogischen Wissensproduktion zum Gegenstand ADHS. Sonderpädagogische Förderung außerschulischen Institutionen ist notwendig, heute. Halle: Julius Beltz GmbH. um einem Kind mit auffälligem Sozialverhalten Kessels, U., Hannover, B., & Wild, E. (2015). Gleichaltri- Partizipation im Klassenverband zu ermögli- ge. (J. Möller, Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Ber- lin, Heidelberg: Springer Verlag. chen. Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse (12. Aufla- Die Bedeutung der schulischen Unterstüt- ge). Weinheim und Basel: Beltz Verlag Molnar, A., & Lindquist, B. (1989). Changing problem be- zung wird durch das nigerianische Sprichwort havior in schools. Jossey-Bass. verdeutlicht: „Es braucht ein ganzes Dorf, um OECD. (2013). Chancengerechtigkeit und Qualität in der ein Kind zu erziehen.“ Bildung - Förderung benachteiligter Schüler/innen und Schulen, im Original der OECD auf Englisch und Französisch unter folgenden Titeln veröffentlicht: equity and Quality in education. Supporting disad- vantaged students and schools. equité et qualité dans l‘éducation. Comment soutenir les élèves et les étab- lissements défavorisés, Bmukk. Preuss-Lausitz, U. (2004a). Die UN-Behindertenrechts- konvention und die Inklusion „schwieriger“ Kin- der. (U. Preuss-Lausitz, Hrsg.), Schwierige Kinder - schwierige Schule? (2. Auflage). Weinheim und Basel, 2013: Beltz. Preuss-Lausitz, U. (2004b). Gemeinsam auf dem Weg. Zu Perspektiven integrativer Arbeit mit schwierigen Kindern und Jugendlichen. (U. Preuss-Lausitz, Hrsg.), Schwierige Kinder - schwierige Schule? (2. Auflage). Abbildung 2: Aktive soziale Partizipation. Foto Bonfils, 2021. Weinheim und Basel, 2013: Beltz. Schabmann, A. (2009). Schüler/innen mit schwerwiegen- den Entwicklungsproblemen als Herausforderung an die Schule: Unterstützungssysteme bei Lernstörung und Verhaltensauffälligkeiten, Bildungsbericht 2009. Wocken,H. (2018). Inklusive Bildung auf dem Prüfstand. In: Wocken: Contra Inklusionskritik eine Apologie der Inklusion. Feldhaus, S. 57 – 138. 16
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