Im Fokus: Länder und Devisen - Juli 2021 Australischer Dollar: Veränderte Zeiten - Helaba
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Research & Advisory Im Fokus: Länder und Devisen 9. Juli 2021 Australischer Dollar: Veränderte Zeiten Der Rohstoffboom stärkt den Australischen Dollar nur in relativ geringem Ausmaß. Die Geldpolitik bleibt ex- pansiv und begrenzt das Potenzial. Der „Aussie“ dürfte gegenüber dem US-Dollar geringfügig zulegen und gegenüber dem Euro etwas verlieren. Es war einmal eine Rohstoff- und Hochzinswährung namens Australischer Dollar. Diese wertete im Umfeld eines globalen Konjunkturbooms besonders auf und im Abschwung ab. Ist dies wirklich nur eine Geschichte aus vergan- genen Tagen oder gilt das grundsätzlich immer noch? Das internationale Umfeld könnte kaum besser für den „Aussie“ sein. Dessen Performance war aber daran gemessen eher mittelmäßig. Gegenüber dem Euro legte der Australische Dollar im bisherigen Jahresverlauf geringfügig zu, gegenüber dem US-Dollar gab er nach. Freundli- cher zeigt sich immerhin die Bilanz gegenüber dem Vor-Pandemie-Niveau. Aber im Vergleich zu früheren Boom- zeiten fällt die Entwicklung bescheiden aus. Australischer Dollar profitiert nur wenig vom Rohstoffboom Index Index 600 80 550 75 500 CRB- 70 450 400 65 350 60 300 55 250 Handelsgewichteter Australischer-Dollar-Index (rechte Skala) 50 200 150 45 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory Die Pandemie tobt sich zwar noch in einigen Ländern aus, Virusvarianten verunsichern. Die globale Konjunktur ist dennoch klar auf einem Wachstumspfad, angetrieben von der sehr expansiven Geld- und Fiskalpolitik sowie einem Rückprall von dem pandemiebedingten Einbruch. Dank der hohen und weiter steigenden Impfquoten in vielen Industrieländern sind dort die Covid-Gefahren überwiegend unter Kontrolle. An den internationalen Finanzmärk- ten wurde das Pandemieende quasi schon gefeiert, obwohl das Schlimmste im mittlerweile abgelaufenen Winter- halbjahr noch bevorstand. Die Risikofreude der Anleger erholte sich zügig von dem Kollaps im Februar/März 2020 und ist immer noch ausgeprägter als vor der Pandemie. Dies spiegeln nicht zuletzt die Rohstoffmärkte wider. De- ren breite Indizes kletterten fast auf Allzeithochs. Einzelne Rohstoffe wie Kupfer markierten solche Rekorde sogar. Auch wenn einige Rohstoffe von ihren Höchstmarken noch weit entfernt sind, so läuft der Preisanstieg doch auf breiter Front – von Rohöl bis zu Industriemetallen und Agrargütern. Der Australische Dollar gilt als Rohstoffwährung, da das Land nach wie vor insbesondere Bodenschätze exportiert – vor allem Eisenerz, Kohle sowie auch Gas. Höhere Preise verbessern entsprechend die Handelsbilanzen. Tatsäch- lich weist Australien nahezu Rekordüberschüsse im Außenhandel auf. Sogar die Leistungsbilanz ist in dem einst © Helaba | Research & Advisory | 9. Juli 2021 1 von 5 |
Im Fokus: Länder und Devisen notorischen Defizitland klar im Plus. In vorherigen Boomphasen war das keineswegs so, da trotz hoher Exporte eine sehr kräftige Binnennachfrage die Bilanz verhagelte. Mit Abstand wichtigster Handelspartner ist China, Eu- ropa und die USA spielen nur eine untergeordnete Rolle. 2020 beflügelte gerade Chinas Nachfrage nach Rohstof- fen die australische Wirtschaft – ungeachtet politischer Streitigkeiten und einzelner Sanktionen. Auch wenn die konjunkturelle Dynamik im Fernen Osten etwas nachlässt, ist der grundlegende Schub noch nicht vorüber. Australiens Außenhandel klar im Plus Verschnaufpause bei Industriemetallen % am BIP Index USD 6 6 4400 0,86 Basismetall-Index (LMEX) (linke Skala) 4 4 4000 0,82 Außenhandelsbilanzsaldo 2 2 0,78 3600 AUD-USD (rechte Skala) 0 0 0,74 3200 -2 -2 0,70 2800 -4 -4 0,66 -6 -6 2400 0,62 Leistungsbilanzsaldo -8 -8 2000 0,58 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2018 2019 2020 2021 Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory Die Rohstoffhausse verlor in den letzten Wochen teilweise an Schwung. Die Preisrückgänge für Industriemetalle hielten sich dennoch in Grenzen. Gerade die Notierungen der wichtigen Eisenerze befinden sich nahe der Höchst- stände. Die Preise für Kohle sprangen sogar langjährige Rekorde – der Bekämpfung des Klimawandels zum Trotz. Letzteres birgt langfristig tatsächlich gewisse Risiken für die australische Wirtschaft und damit die Währung. Dass der „Aussie“ aber nur unterproportional profitierte, ist anders zu erklären. Klassisch war der Australische Dollar nicht nur eine Rohstoff-, sondern auch eine Hochzinswährung. Während dies noch in den Jahren direkt nach der globalen Finanzkrise einigermaßen passte, galt das in der Folge immer weni- ger. 2017 verlor Australiens Währung den Zinsvorteil gegenüber dem US-Dollar. Auch gegenüber dem Euro ist dieser bei den Leitzinsen – derzeit bei 0,1 % – historisch niedrig. Die Phasen der Hochinflation wie in den achtzi- ger Jahren sind in Australien lange vorbei. In den letzten Jahren war die Teuerung häufig unter dem Ziel von 2 bis 3 %, vor allem bei den Kern- Zinsdifferenzen stützen den „Aussie“ nicht raten. Auch aktuell gilt das wieder. Die Energie- %-Punkte USD preiseffekte werden die Inflation auch in Austra- 6 1,15 AUD-USD (rechte Skala) lien anspringen lassen. Aus Sicht der Notenbank 5 1,05 ist aber vor allem die Kerninflation noch zu nied- 4 rig. 3 0,95 2 0,85 Rein konjunkturell läuft es in Australien ziemlich 1 0,75 rund. Schon im vergangenen Jahr erholte sich 0 0,65 die Wirtschaft recht zügig von dem Corona- -1 Spread 2j. Staatsanleihen Australien vs. USA (linke Skala) Schock und schrumpfte mit 2,4 % vergleichs- -2 0,55 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 weise wenig. 2021 dürfte das Bruttoinlandspro- dukt um gut 5 % steigen. Das liegt nicht nur am Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory Rohstoffsektor. Auch insgesamt wachsen die Un- ternehmensinvestitionen wieder. Der private Konsum hat sich seinem Vor-Pandemie-Niveau fast angenähert. Allerdings werden von den jüngst verhängten, zeitlich befristeten Lockdowns aufgrund einiger Corona-Neuinfektionen dämpfende Effekte ausgehen, zumal die Impfkampagne in Australien im Vergleich zu Europa weit hinterher hängt. Davon unbeeindruckt bleibt der prospe- rierende Wohnungsbau. Der boomende Immobilienmarkt ist nicht nur einseitig positiv, sondern birgt auch Risi- ken. Der Arbeitsmarkt hat sich gemessen an der Arbeitslosenquote von zuletzt 5,1 % vollständig erholt. Daher sind die Aussichten für den Konsum und die Konjunktur insgesamt weiter positiv. © Helaba | Research & Advisory | 9. Juli 2021 2 von 5
Im Fokus: Länder und Devisen Das Lohnwachstum war zuletzt mit 1,5 % historisch sehr niedrig. Mit der konjunkturellen Verbesserung werden die Löhne allmählich wieder anziehen, aber aus Sicht der Notenbank moderat bleiben. Daher setzt die Reserve Bank of Australia (RBA) grundsätzlich bei ihrem expansiven Kurs fort. Neben dem Leitzins von 0,1 % steuert sie auch die Anleiherenditen. Das Renditeziel für dreijährige Staatsanleihen von ebenfalls 0,1 % behält sie bei. Ein wenig reagierte die RBA aber doch. Die Notenbank reduziert die wöchentlichen Anleihekäufe von 5 auf 4 Mrd. Australische Dollar. Zudem schließt sie höhere Renditeziele vor 2024 nicht mehr so scharf aus, das Festhalten bis 2024 gilt jetzt nur noch als Basisszenario. Damit öffnet die RBA die Tür zu einer Abkehr von ihrer sehr expansiven Politik einen kleinen Spalt. Vorerst bleibt die Geldpolitik aber noch recht expansiv. Die Ausgangsfrage ist wie folgt zu beantworten: Dem „Aussie“ fehlt anders als in früheren Rohstoffhaussen Geringer Renditevorteil gegenüber dem Euro die Unterstützung der Geldpolitik. Er ist zwar noch %-Punkte AUD Rohstoff-, aber keine Hochzinswährung mehr, so dass ihm der zyklische Rückenwind nur noch unterproporti- -0,50 1,90 -0,75 onal hilft. Langfristige Indikatoren deuten auf eine al- Spread 10j. Staatsanleihen 1,82 -1,00 lenfalls leichte Überbewertung des Australischen Dol- Deutschland vs. Australien 1,74 -1,25 (linke Skala) lar. Die Rohstoffpreise werden ihn vermutlich noch län- -1,50 1,66 ger stützen. Da die US-Notenbank trotz erster verbaler -1,75 1,58 Anpassungen an ihrer Nullzinspolitik zunächst fest- -2,00 1,50 -2,25 hält, dürfte der „Aussie“ gegenüber dem US-Dollar im- 1,42 -2,50 merhin geringfügig zulegen, von zuletzt 0,74 auf 0,76 EUR-AUD (rechte Skala) -2,75 1,34 bis Jahresende. Im Vergleich zum Euro sprechen die 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Bewertungen, aber auch die Renditedifferenzen gegen Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory die australische Währung. Hier dürfte der „Aussie“ leicht nachgeben und sich ein Euro von aktuell 1,59 auf 1,64 Australische Dollar verteuern. © Helaba | Research & Advisory | 9. Juli 2021 3 von 5
Im Fokus: Länder und Devisen Helaba Währungsprognosen Veränderung seit aktueller Prognose Ende 31.12.2020 1 Monat Stand* Q3/2021 Q4/2021 Q1/2022 Q2/2022 gg. Euro % US-Dollar 3,1 2,8 1,18 1,25 1,25 1,25 1,25 Japanischer Yen -2,9 2,8 130 133 133 133 133 Britisches Pfund 4,0 0,4 0,86 0,85 0,85 0,85 0,85 Schweizer Franken -0,2 0,7 1,08 1,12 1,12 1,12 1,12 Kanadischer Dollar 4,7 -0,6 1,48 1,51 1,50 1,50 1,51 Australischer Dollar -0,4 -1,2 1,59 1,64 1,64 1,64 1,62 Schwedische Krone -1,3 -1,2 10,18 10,10 10,00 9,90 9,90 Norwegische Krone 0,7 -3,1 10,41 10,00 9,80 9,80 9,80 Chinesischer Yuan 4,1 1,2 7,69 8,00 8,00 8,00 8,00 gg. US-Dollar jeweils gg. USD, % Japanischer Yen -5,9 -0,1 110 106 106 106 106 Schweizer Franken -3,3 -2,2 0,92 0,90 0,90 0,90 0,90 Kanadischer Dollar 1,5 -3,4 1,25 1,21 1,20 1,20 1,21 Schwedische Krone -4,3 -3,9 8,60 8,08 8,00 7,92 7,92 Norwegische Krone -2,3 -5,8 8,78 8,00 7,84 7,84 7,84 Chinesischer Yuan 0,6 -1,6 6,49 6,40 6,40 6,40 6,40 1,57 US-Dollar gg. … jeweils gg. USD, % Britisches Pfund 0,8 -2,4 1,38 1,47 1,47 1,47 1,47 Australischer Dollar -3,4 -3,9 0,74 0,76 0,76 0,76 0,77 *08.07.2021 Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory © Helaba | Research & Advisory | 9. Juli 2021 4 von 5
Im Fokus: Länder und Devisen Hier können Sie sich für unsere Newsletter anmelden: https://news.helaba.de/research/ Christian Apelt, CFA Devisenstratege Tel: +49 69 91 32-47 26 Herausgeber und Redaktion Disclaimer Helaba Research & Advisory Die Publikation ist mit größter Sorgfalt Redaktion Dr. Stefan Mitropoulos bearbeitet worden. Sie enthält jedoch le- verantwortlich diglich unverbindliche Analysen und Dr. Gertrud R. Traud Prognosen zu den gegenwärtigen und zu- Chefvolkswirtin / künftigen Marktverhältnissen. Die Anga- Head of Research & Advisory ben beruhen auf Quellen, die wir für zu- Neue Mainzer Str. 52-58 verlässig halten, für deren Richtigkeit, 60311 Frankfurt am Main Vollständigkeit oder Aktualität wir aber Tel. 069/91 32-20 24 keine Gewähr übernehmen können. Sämt- Internet: http://www.helaba.de liche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dür- fen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. © Helaba | Research & Advisory | 9. Juli 2021 5 von 5
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