IM REICH DER REICHEN - Mark van Huisseling

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IM REICH DER REICHEN - Mark van Huisseling
IM REICH
     DER REICHEN

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IM REICH DER REICHEN - Mark van Huisseling
Sind Leute mit sehr grossen Vermögen anders als
du und ich – oder haben sie einfach bloss mehr Geld?

             Von Mark van Huisseling
              Bilder Pierluigi Macor

                                                       23
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F. Scott Fitzgerald soll gesagt haben: «Die Reichen sind anders    selbst bewohnte Liegenschaft. Das Anlagevermögen ist eine
     als du und ich.» Ernest Hemingway soll erwidert haben: «Ja, sie    konservative Grösse, wie man sie von Schweizern als Massstab
     haben mehr Geld.» Fitzgerald, der den Roman «Der grosse            erwartet. In Amerika wird beim Small Talk, wie viel einer
     Gatsby» geschrieben hat, verkaufte seine Bücher zu Lebzeiten       «wert ist», oft das abzuziehende Fremdkapital unterschlagen,
     nicht sehr gut und war entsprechend einkommensschwach; He-         etwa die Hypothekarschulden. Wenn jemand ein Hochhaus
     mingway dagegen stammte aus einer berühmten Familie und            besitzt, das 20 Millionen Dollar gekostet hat, sagt das noch
     war einer der Bestseller seiner Zeit. Kommt die Rede auf reiche    nicht viel über sein Nettovermögen aus – die Liegenschaft
     Menschen, sind die Erwartungen hoch. Da scheint egal zu sein,      könnte mit 22 Millionen belastet sein oder der aktuelle Markt-
     ob es um einen Unternehmer geht, der mit Fleiss, Hartnäckig-       wert bei 18 Millionen liegen …
     keit und Glück aus einer Geschäftsidee ein Vermögen gemacht
     hat. Oder um jemanden, der in die richtige Familie geboren         Ab 100 Millionen: ein Superreicher
     wurde. Man erwartet ein glanzvolles Bild, wenn es Gelegenheit      Es käme wahrscheinlich nur wenigen Leuten in den Sinn, alle
     gibt, durchs Schlüsselloch in den Salon der Reichen zu blicken     330 000 Anlagevermögensmillionäre aus der Studie von 2011
          Für diesen Artikel habe ich einige Reiche und Superreiche     als reich zu bezeichnen. Denn eine Million reicht längst nicht,
     befragt, um herauszufinden, wer recht hat – Hemingway oder         um all die Besitztümer zu kaufen und zu unterhalten, die man
     Fitzgerald. Nicht alle waren geneigt, sich auf meine Fragen        mit dem Lebensstil der Reichen und Berühmten verbindet –
     einzulassen. Eine sehr vermögende Bekannte schrieb: «Du            Villa, Sportwagen, Boot et cetera. Für Mäder zählt dazu, wer
     magst es mir nachsehen, aber das Thema ‹Reich sein› gehört         mindestens 30 Millionen Franken besitzt. Wer 100 Millionen
     nun wirklich nicht zum Kern meines Engagements.» Andere            oder mehr hat, ist ein Superreicher. Um Letztere kümmert sich
     dagegen sind sich bewusst, dass Reichtum eben doch zum             das Wirtschaftsmagazin «Bilanz», das immer im Dezember
     Kern ihres «Engagements» oder ihrer Persönlichkeit gehört.         eine Ausgabe mit den 300 Reichsten beziehungsweise Super-
     Die Milliardärin Renata Jacobs – Witwe von Klaus J. Jacobs, be-    reichsten der Schweiz herausgibt. Gegen Ende des vergange-
     kannt durch Jacobs-Kaffee – erwiderte auf die Frage, was sie       nen Jahres besassen diese zusammen 595 Milliarden Franken,
     angetrieben habe, reich zu werden: «Wohlstand gibt Sicher-         6 Milliarden mehr als 2014 und so viel wie noch nie, seit die Re-
     heit. Wer das bestreitet, sagt nicht die Wahrheit oder macht       daktion diese Erhebung macht.
     sich zumindest etwas vor. Darum habe ich als junger Mensch              Vermögen sind schwer zu erfassen, das weiss jeder, der
     auch nach Materiellem gestrebt – und durch meine Verbin-           eines hat – auch wenns bloss ein kleines ist. Man kann sich mit
     dung mit Klaus sind mir auf einen Schlag alle materiellen Sor-     Leichtigkeit arm oder reich rechnen, wenn es um, sagen wir,
     gen genommen worden. Aber natürlich war dies nicht der An-         Häuser, Kundenbeziehungen oder Kunstwerke geht. In der
     trieb für unsere Liebe.»                                           Schweiz rechnen sich Reiche in der Regel arm, obwohl es auch
          Bevor wir nun mehr Reiche für sich selbst sprechen lassen,    hier, und auf der «Bilanz»-Liste, Leute geben dürfte, die es
     eine Auslegeordnung, was unter «Reichtum» überhaupt zu             mögen, mit mehr eingetragen zu sein, als sie haben. Mit ande-
     verstehen ist. Die Schweiz ist, gemessen an den meisten Krite-     ren Worten: Die absoluten Beträge, die in solchen Verzeichnis-
     rien, ein sehr reiches Land. Auf der letztjährigen Liste von       sen stehen, sind mehr oder weniger zutreffend. «Forbes» bei-
     «Forbes», einer amerikanischen Wirtschaftszeitschrift, be-         spielsweise schätzte 2010 das Vermögen des Ikea-Gründers
     legt sie Platz drei der Kategorie «durchschnittliches Pro-Kopf-    Ingvar Kamprad, der seinerzeit bei Lausanne lebte, auf 23 Mil-
     Vermögen», was für die Erhebung des Reichtums der in einem         liarden Dollar. In «Bilanz» wurde er damals mit 36 Milliarden
     Land niedergelassenen Menschen wohl die aussagekräftigste          Franken geführt. Zutreffender ist die Vermögensveränderung,
     Grösse ist. Reicher sind nur die Zwergstaaten Monaco und           die man solchen Verzeichnissen auch entnehmen kann: Viktor
     Liechtenstein. Zudem generiert die Schweiz, wo bloss ein Pro-      Vekselberg hat vergangenes Jahr bewertungsmässig 3 Milliar-
     mille der Weltbevölkerung lebt, über ein Prozent des gesam-        den Franken verloren – wegen sinkender Rohstoffpreise. Ob
     ten weltweiten Sozialprodukts. Dies bedeutet, dass in unse-        dagegen das Vermögen des Russen mit Steuersitz in der
     rem Land überproportional viele Waren und Dienstleistungen         Schweiz zurzeit tatsächlich 5 bis 6 Milliarden Franken beträgt,
     hergestellt und erbracht werden.                                   wie in «Bilanz» steht, dürfte vermutlich nicht mal er selbst ge-
          Im Jahr 2011 publizierte Ueli Mäder, Professor für Soziolo-   nau wissen.
     gie der Universität Basel, die Studie «Wie Reiche denken und            Dass bisher nur von reichen Männern die Rede war, ist
     lenken». Damals verfügten in der Schweiz 330 000 Haushal-          kein Zufall – Reichtum ist mehrheitlich männlich. Eine Unter-
     te über ein Anlagevermögen von einer Million Franken oder          suchung der UBS und des Beratungsunternehmens PwC von
     mehr. 85 Prozent der Bevölkerung wiesen dagegen ein Netto-         2014 erfasste 1347 Menschen mit einem Vermögen von über
     vermögen von weniger als 100 000 Franken aus. Diese 85 Pro-        1000 Millionen Dollar. Davon waren 1202 oder 89 Prozent
                                                                                                                                            DA S M AGA Z I N 2 7/2016

     zent besassen zusammen nur 6 Prozent sämtlicher Vermögen.          Männer – alte Männer. Denn mehr Männer sind Chefs von
     Bekanntlich hat die Ungleichheit der Verteilung in den vergan-     Unternehmen oder stehen grossen Familien vor als Frauen.
     genen Jahren sogar noch zugenommen, wie auf der Webseite           Und da die Mehrheit der Reichen durch Erbschaft reich wurde
     www.reichtum-in-der-Schweiz.ch dokumentiert ist.                   (in der Schweiz über die Hälfte ) kommen sie erst spät im Le-
          Unter Anlagevermögen versteht man, was jemand hat,            ben an die grossen Vermögen. Immerhin, die 145 Frauen ent-
     wenn man vom Besitz die Schulden abzieht plus die allenfalls       sprechen einer Steigerung von 600 Prozent in zwanzig Jahren.

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Ein paar Angaben zu mir, wenn auch nicht zu meinem Anlage-          der auch solche, die im Reichtum schwimmen und dennoch,
vermögen: Ich habe in den vergangenen zehn Jahren viele Rei-        um es höflich zu formulieren, mühsame Zeitgenossen sind.»
che und einige Superreiche kennengelernt, mehrheitlich soci-        Aber natürlich gebe es auch beeindruckende, sympathische
al, da ich eine Kolumne schrieb, für die es mein Ziel war, den      Reiche. Schliesslich Frage fünf, nach Verlust- und Statusangst:
besten und wichtigsten gesellschaftlichen Anlass der Woche          «Die politisch korrekte Antwort lautet wohl: Nein, ich könnte
zu besuchen. Ich habe mich in Zürich und St. Moritz, in Süd-        auch ohne meine Güter ein glückliches Leben führen. Aber das
frankreich, auf Ibiza und auf Booten aufgehalten, in Monte          stimmt nicht – zumindest für mich. Jeder, der etwas hat, lebt
Carlo, Paris, London sowie New York. Ich war an Galadiners          mit der Angst, es zu verlieren.» Statusangst dagegen kenne sie
für den guten Zweck oder an privaten Abendessen, an Auto-           nicht: «Ich darf auf einige treue, zuverlässige Freundinnen
und Pferderennen, Coutureschauen und Kunstmesseeröff-               und Freunde zählen. Das ist wichtig im Leben.»
nungen, an Bällen, Ballettaufführungen, Opernpremieren und
Filmfestivals. Kurz, ich war dabei, wenn Reiche sich trafen und     Gewisse Freiheiten dank des Geldes
(sich) feierten. Es handelte sich dabei um Selfmade-Reiche,         In Zeitungen und Zeitschriften kommen die Namen Walter
Erben oder Ex-Frauen vermögender Männer, von allen ein              und Irina Beller oft vor, wenn auch nicht auf der «Bilanz»-Lis-
paar. Ohne dass ich dazugehörte.                                    te. Die Fragen gingen an ihn, einen Bau- und Immobilien-
     Für diesen Artikel habe ich, wie angekündigt, einigen mir      unternehmer; die Antworten kamen von ihr, einer berühmt
persönlich bekannten Reichen und Superreichen Fragen ge-            sein wollenden Buchautorin, die ihm beim Berühmtwerden
stellt. Die Fragen waren:                                           geholfen hat. «Ich merke es immer noch nicht, reich ist eben

           «Wann hast du gemerkt, dass du reich bist?»
        Jean-Claude Biver, an die 200 Millionen Vermögen:
             «Seit ich fast 70 Prozent Steuern zahle.»

— Wann hast du gemerkt, dass du reich bist?                        nie reich genug.» («Wann hast du gemerkt, dass du reich
— Was trieb dich an, reich zu werden?                              bist?», war die Frage.) Dann: «Was trieb dich an, reich zu wer-
— Reiche seien anders als du und ich, soll Fitzgerald gesagt ha-   den?» – «Es geht um Anerkennung, und Geld ist Anerken-
   ben. Ja, sie haben mehr Geld, soll Hemingway erwidert ha-        nung.» – «Was ist das Beste am Reichsein? Was das Schlechtes-
   ben. Wie siehst du das?                                          te?» – «Das Beste: Macht. Das Schlechteste: Ich persönlich
— Was ist das Beste am Reichsein? Was das Schlechteste?            kenne keine Situation, die durch Geld verschlechtert wurde.»
— Hast du Verlust- oder Statusangst?                               – Und: «Hast du Verlust- oder Statusangst?» – «Nein.»
                                                                         Jean-Claude Biver hat sein Vermögen von 150 bis 200 Mil-
«Reich – und dankbar – habe ich mich bei der Geburt meiner          lionen selbst erarbeitet. Dem 66-jährigen Unternehmer gehör-
vier gesunden Kinder gefühlt», schrieb Renata Jacobs. Das           te die Uhrenmarke Hublot, jetzt ist der aus Luxemburg stam-
Vermögen ihrer Familie wird von «Bilanz» auf 7 bis 8 Milliar-       mende Schweizer Leiter des Uhrengeschäfts des französischen
den Franken geschätzt (es kommt von mittlerweile verkauften         Luxusgüterkonzerns LVMH. Auf die Frage, wann er gemerkt
Adecco-Anteilen und der 70-Prozent-Beteiligung an Barry             habe, dass er reich ist, antwortete er: «Seit ich – alles inbegriffen
Callebaut, dem weltgrössten Schokoladenhersteller); sie wird        – fast 70 Prozent Steuern zahle.» Weiter sagt er, ihn habe nichts
als «Clan-Chefin» bezeichnet, seit ihr Mann Klaus Jacobs ge-        angetrieben, reich zu werden, ausser seiner Leidenschaft, Tag
storben ist. «Man mag einwenden», schrieb sie weiter, «so           und Nacht zu arbeiten und immer sein Bestes zu geben. «Man
könne nur jemand argumentieren, der keine materiellen Sor-          hat dank Geld gewisse Freiheiten, das finde ich positiv. Negativ
gen kennt.»                                                         ist, dass andere Menschen mehr das Geld sehen und schätzen
     Auf die Frage, ob Reiche anders seien, sagte sie, Charakter    als die Person dahinter.» Verlustängste? «Nein, denn ich bin be-
habe nichts mit Reichtum zu tun. «Ich kenne grossartige Men-        scheiden geblieben, habe immer noch dieselben Freunde und
schen, die jeden Franken zweimal umdrehen müssen. Und lei-          denselben Lebensstil – ich kümmere mich nicht um Status.»

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Vorurteil Nr. 2:
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    Golf ist nur                                         Worten. Meine Erfahrung ist, dass es
                                                         Wesensmerkmale gibt, die Reiche und
                                                         Superreiche öfter aufweisen als Leute
                                                                                                      Boot wollte, sagte der Skipper, Madame
                                                                                                      sei nicht da und ich nicht willkommen.
                                                                                                      Ich wies darauf hin, dass die Crew gera-

    für grosse !
                                                         wie du und ich: Sie sind ungeduldiger.       de Kissen auf Deck brachte, Madame
                                                         Sie haben ein stärker ausgeprägtes An-       also bald kommen werde und wir in fünf
                                                         spruchsdenken. Vor allem aber sind sie       Minuten ein Rendezvous hätten. Er er-
                                                         hauptbeschäftigt mit: Geld.                  widerte, die Kissen würden jeden Mor-
>   Da kugelt sich                                       Mit Zeit geizen
                                                                                                      gen auf Deck gebracht, es könnte sein,
                                                                                                      dass Madame unvorhergesehen komme
    Max (6) vor Lachen!                                  «Das Einzige, von dem alle gleich viel       – dann müsse alles bereit sein. Bloss mit
                                                         haben, ist Zeit» - solche und ähnliche       der Zeit anderer Leute nehme sie es
                                                         Kalendersprüche enthalten viel Wahres.       nicht so genau. Er hatte recht, Mouna
                                                         Allerdings werden Reiche älter, weil sie     kam kurz vor Mitternacht, hatte dann
                                                         medizinisch besser versorgt sind, zu-        aber alle Zeit der Welt, weil sie nachts
                                                         dem oft gesünder und weniger riskant         schlecht schläft.
                                                         leben (von Superreichen, die das Weltall          Vor drei Jahren fuhr ich nach Gstaad,
                                                         erobern wollen, abgesehen). Mit ihrer        um Harvey Weinstein, einen New Yorker
                                                         Zeit geizen sie dennoch: Ich habe einen      Filmunternehmer, zu treffen. Ein
                                                         Freund, der verabschiedet sich in dem        Freund, der mit ihm Geschäfte machte,
                                                         Augenblick, in dem er ein Flugzeug be-       wollte uns zusammenbringen. Als ich
                                                         tritt. Als Businessclass-Reisender ist er    wie gewünscht und angekündigt vor Mr.
                                                         vor mir wieder draussen, und am Aus-         Weinstein stand, sprang er vom Sofa,
                                                         gang warten zu müssen scheint ihm un-        verzog das Gesicht und sagte: «Whoa,
                                                         vorstellbar. Eine wohlhabende Freundin       have your people call my people.» Da-
                                                         verbringt einen Teil des Jahres in Lon-      nach durfte ich mich entfernen. Weil
                                                         don; wenn ich dort bin, treffen wir uns      man einen wie ihn nicht einfach so in der
                                                         zum Tee. Schaffe ich es nicht on time,       «Palace»-Halle anspricht. Der «Pulp
                                                         weil das Flugzeug Verspätung oder die        Fiction»-Produzent soll damals gerade
                                                         U-Bahn eine Panne hat, fällt das Treffen     superreich gewesen sein, mittlerweile
                                                         dahin. Egal, ob ich sie über meine Ver-      steckt er laut «New York Times» in fi-
                                                         spätung auf dem Laufenden gehalten           nanzieller Not.
                                                         haben und sie für den Rest des Tags kei-
        Online Wettbewerb                                nen Eintrag in der Agenda hat. Warten        Man ist sein eigener Pass
       SWISS-Gutscheine und                              kommt nicht infrage.                         Ein anderes Mal war ich im Gefolge Wla-
        Edelweiss-Flug nach                                   «Brauchen Sie einen Assistenten mit     dislaw Doronins, eines russischen Im-
          Rio zu gewinnen                                ausgeprägter Anspruchshaltung und            mobilienunternehmers, an der Art Ba-
                                                         schlechten Manieren? Stellen Sie eine        sel. Als wir die sogenannte «Art Collec-
                                                         Tochter oder einen Sohn aus reichem          tors Lounge» betreten wollten, fragte
    Ferienkurse für Kinder und                           Haus ein», schreibt Richard Kirshen-         ein Sicherheitsmitarbeiter Doronin nach
                                                         baum, Kolumnist der Boulevardzeitung         seinem VIP-Pass, den er zwar bestimmt
    Jugendliche!                                         «The New York Observer» und Autor            dabei hatte, aber nicht zeigen wollte.
    Sport, Spass und Spiel.                              von «Isn’t that rich? Life among the 1       Wozu ist man Oligarch und, seinerzeit,
    Natürlich bei einem Golfclub                         percent».                                    Naomi Campbells Boyfriend? Einer Be-
                                                              Diese Eigenschaften sind allerdings     gleiterin gelang es, dem Sicherheitsmit-
    ganz in Ihrer Nähe!                                  nicht jungen Superreichen vorbehalten.       arbeiter ihren Pass zu zeigen, der für
                                                         Einmal war ich in Monte Carlo, um            zwei gültig war, bevor Doronin, ein pas-
    Jetzt mitmachen – und bei                            Mouna Ayoub zu treffen; Zeitschriften-       sionierter Bodybuilder, den Mann auf
    unserem grossen Wettbewerb                           berichten zufolge ist die mittelalte Liba-   andere Art davon hätte überzeugen
    tolle Preise gewinnen!                               nesin eine der reichsten Frauen der          müssen, dass er Zutritt zur Lounge hatte.
                                                         Welt. Sie ist die Exfrau eines Geschäfts-         Die vier Themen im Leben reicher
    www.magicgolf.ch                                     freunds eines ehemaligen saudischen          Leute, die am meisten Bedeutung haben
    Wettbewerb ohne Kaufpflicht,
    Teilnahmebedingungen siehe www.magicgolf.ch
                                                         Königs. Wir waren verabredet auf der         und am meisten Zeit einnehmen, sind,
                                                         «Phocea», einer 75 Meter langen Vier-        in aufsteigender Reihenfolge: Hausper-
                                                         mast-Regattajacht, die sie Bernard Ta-       sonal, Gesundheit, Immobilienpreise
                                                         pie abgekauft hat.                           und Reichtum. Also eigentlich drei The-

    1066 Epalinges, T 021 785 70 00, www.golfsuisse.ch
men. Bei Immobilienpreisen und Reich-          Auch Reiche wollen nicht immer unter
                            tum geht es um dasselbe – Geld. Beim           sich sein, obwohl man das meinen könn-
                            Personal ist man sich rasch einig, Haus-       te. Manchmal scheint es ihnen ange-
                            hälter, Köche, Fahrer et cetera können         nehm, eben nicht mit ihresgleichen Zeit
                            und leisten wenig, sind unzuverlässig          zu verbringen. Ich war einmal an einem
                            und nehmen dafür zu viel Lohn («Hast           kleinen Dinner einer Milliardärin in
                            du gehört, das Paar, das für Kiki arbeite-     ihrem grossen Haus auf Ibiza. Es war
                            te, ging zurück auf die Philip­pinen. Aus-     eine lustige Runde, doch die Strahlkraft
                            gerechnet vor Weihnachten! Sie haben           der Gäste blieb unter der Vorstellung, die
                            so viel verdient, dass sie sich ein Haus       man hat, wenn eine so reiche Person ein-
                            leisten können»). Mit anderen Worten:          lädt. Gegen Ende des Abends nahm sie
                            Es sind ähnliche Sätze, die man hört,          den Anruf einer Freundin entgegen. Im
                            wenn Leute ohne derartiges Vermögen            Gespräch ging es darum, dass die Freun-
                            über ihre Putzfrau klagen.                     din, die zur gleichen Zeit in ihrem gros-
                                                                           sen Haus ein kleines Dinner veranstalte-
                            Gerade drei Gesprächsthemen                    te, wissen wollte, wer bei der Milliardä-
                            Beim Thema Gesundheit geht es, abge-           rin am Tisch sass. Keine der beiden
                            sehen von den Schönheitsoperationen,           nannte Namen. Nicht aus Zu­rückhaltung
                            häufig darum, dass ein meist älterer           den Gästen gegenüber, sondern weil
                            Mann erkrankt ist oder eine meist jünge-       sich mit den Namen kein Eindruck
                            re Frau zu viel respektive zu wenig Ge-        schinden liess. «Nein, bei mir war auch
                            wicht verloren hat.                            niemand …», sagte die Milliardärin
                                Immobilienpreise und Reichtum:             schliesslich.
                            «Über Geld spricht man nicht, man hat               Kurz zuvor hatte ich in «Vanity Fair»
                            es», sagt der sogenannte Volksmund.            einen Artikel über den Schauspieler
                            Bloss, woher will der das wissen? Das          George Hamilton gelesen. Darin erin-
                            Volk hat ja kein Geld. Ich erlebe es so:       nerte er sich an einen Silvesterabend in
                            Wer kein Geld hat, spricht viel darüber.       Rom Anfang der 1960er-Jahre und wie
                            Wer viel Geld hat, spricht mehr darüber.       er einen Anruf von Elizabeth Taylor er-
                            Gesprächseinstieg ist oft ein Liegen-          hielt. Sie drehte in der Stadt und fragte,
                            schaftsverkauf («Hast du gehört, Chris-        ob er den Abend mit ihr und einigen
                            tian hat die Finca auf Mallorca für fünf       Freunden verbringen wolle. Hamilton,
                            Millionen verkauft »). Was fast genauso        ein B-Schauspieler, war mehr als ge-
                            oft zu Missstimmung führt. Weil einer          schmeichelt und erzählte ebenso be-
                            der Anwesenden seine Finca auf Mallor-         rührt wie begeistert von jenem Abend.
                            ca vor einem Jahr für nur vier Millionen       Interessant dabei: Die anderen Gäste ka-
                            verkauft hat. Oder noch nicht verkauft,        men alle aus Elizabeth Taylors Gefolge –
                            da er sechs Millionen dafür bezahlt hat        ihr Coiffeur, ihre Hair-und-Make-up-
                            und also sieben will. Aber nicht nur,          Frau, ihre Masseuse et cetera. Selbst auf
                            wenns um Immobilienhändel geht, führt          dem Höhepunkt ihrer Berühmtheit,
                            das Thema Geld unter Reichen zu Mei-           Ausstrahlung und Einkommensstärke
                            nungsverschiedenheiten: «Ich mach kein         gefiel es der Schauspielerin offensicht-
                            Private Banking im Freundeskreis», sagt        lich, der einzige Star in ihrer Römer Ho-
                            ein guter Bekannter, der aus eigener           telsuite zu sein.
                            Kraft reich geworden ist. «Gebe ich einen           Halten wir also fest: Vermutlich hat-
                            Tipp, der sich später als richtig erweist,     te der reiche Hemingway recht, nicht der
                            regt sich bestimmt einer auf, weil er mei-     arme Fitzgerald. Die Reichen haben
                            nen Rat nicht angenommen hat. Und              mehr Geld, aber davon abgesehen gilt
                            wenn ich falschliege, regt sich bestimmt       die Normalverteilung – ein paar wenige
                            einer auf, weil er ihn angenommen hat –        fallen auf oder ab, doch die überwiegen-

                                                                                                                        In 14 Tagen
DA S M AGA Z I N 2 7/2016

                            eine Lose-lose-Situation.» Auch wolle          de Mehrheit verhält sich durchschnitt-
                            niemand hören, was er wirklich über Ka-        lich, ist unauffällig, nicht herausragend.
                            pitalanlagen denkt. Stattdessen wün-           Vor allem aber sind sie hauptbeschäftigt
                            schen die Gesprächspartner eine Bestäti-
                            gung ihrer Anlagestrategie, vor allem
                                                                           mit: Geld.
                                                                                                                        um die Welt.
                            wenn diese underperformt.
                                                                                                                          Lesen macht mehr
                                                                                                                           aus Ihren Ferien.
                               M A R K VA N H U I S SEL I NG ist freier Journalist in Zürich; redaktion@dasmagazin.ch
                                   Der Fotograf PI ER LU IGI M AC OR lebt in Zürich; www.pierluigimacor.com
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