Impuls beim "himmelweit"-GD an Sexagesimae (07.02.21)
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Impuls beim »himmelweit«-GD an Sexagesimae (07.02.21) TEXTLESUNG TEIL 1 Gleich [nach der Speisung von über fünftausend Menschen] drängte Jesus die Jünger, ins Boot zu steigen und ans an- dere Seeufer vorauszufahren. Er selbst wollte erst noch die Menschenmenge verabschieden. Als er damit fertig war, stieg er allein auf einen Berg, um zu beten. Als es dunkel wurde, war er immer noch dort. Das Boot mit den Jüngern war inzwischen weit draußen auf dem See. Der Wind trieb ihnen die Wellen entgegen und machte ihnen schwer zu schaffen. Im letzten Viertel der Nacht kam Jesus auf dem Wasser zu ihnen. Als die Jünger ihn auf dem Wasser gehen sahen, er- schraken sie und sagten: »Ein Gespenst!«, und schrien vor Angst. Sofort sprach Jesus sie an: »Fasst Mut! Ich bin’s, fürchtet euch nicht!« SPRECHSZENE PETRUS + ANDREAS P: Ich … ich … steige aus …« A: »Äh … Petrus? Petrus, ich hab’, glaube ich, Wasser im Ohr: Hast du gerade gesagt, dass du aus-stei-gen willst …? P: »Ja. Hab’ ich gesagt!« A: »So, hast du also gesagt. Na, dann habe nicht ich Wasser im Ohr, sondern du hast Wasser im Hirn! Sag mal: Bist du jetzt völlig meschugge? P: »Lass mich, Andreas! Ich steig’ jetzt aus!«
A: »Ich bin ja nur dein Bruder – und deshalb auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Aber sogar ich weiß, dass man auf Wasser nicht gehen kann. Oder ist der See zufällig gefo- ren, hä …?« P: »Nein, aber schau doch, dort: Das ist kein Gespenst! Das ist unser Meister! Das ist Jesus – und er geht auf dem Was- ser!« A: Ja er geht auf dem Wasser … oder er weiß, wo die Steine liegen … Egal, mich wundert langsam nichts mehr bei ihm. – Jedenfalls: Du bist nicht Jesus. Du bist Simon Petrus – und hast damals mit Ach und Krach dein »Seepferdchen« bestan- den! P: »Ich will ja auch nicht schwimmen, sondern laufen …« A: »Aaahh – jetzt verstehe ich! Du hast diesen Artikel im »Jerusalemer Gesundheitsanzeiger« falsch verstanden! Weißt du, Wassertreten ist was ganz anderes! Das macht man nicht mitten auf einem See – bei Nacht – und bei Sturm! P: »Blödsinn! Andreas, verstehst du nicht: Gestern hat Jesus Brot und Fische für über fünftausend Leute gemacht. Ich habe selbst mitgegegssen! Dann könnte es doch auch sein, dass …« A: »… dass du jetzt besonders ergiebiges Fischfutter bist? Ja, das könnte sein! – Ich versuch’s noch mal anders, Simon: Wie nennt dich unser Meister immer? P: »Petrus. Fels.« A: »Aha, immerhin weißt du noch deinen Namen! So, und jetzt sag mir: Was passiert, wenn man einen Felsen in einen See wirft? Na … klickt da was bei dir? Na also! Hätte Jesus
gewollt, dass du auf dem Wasser gehst, hätte er dich meinet- wegen »Kork« genannt – aber doch nicht »Fels«! Ein theologisch erstklassiges Argument, finde ich. »Wasser- dicht« sozusagen! … Äh, Petrus …?! Petrus bleib sitzen und hilf uns lieber beim Rudern …! Petrus, mach jetzt keinen Blödsinn …!« TEXTLESUNG TEIL 2 Da sagte Petrus: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!« »Komm!«, sagte Jesus. Petrus stieg aus dem Boot, ging über das Wasser und kam zu Jesus. Als er dann aber die hohen Wellen sah, bekam er Angst. Er begann zu sinken und schrie: »Hilf mir, Herr!« Sofort streckte Jesus seine Hand aus, fasste Petrus und sagte: »Du hast zu wenig Ver- trauen! Warum hast du gezweifelt?« Dann stiegen beide ins Boot, und der Wind legte sich. Die Jünger im Boot warfen sich vor Jesus nieder und riefen: »Du bist wirklich Gottes Sohn!« GEDANKEN Auf welchem See bist du gerade unterwegs? Welcher Wind bläst dir ins Gesicht? Welche Wellen schlagen wieder und wieder an die Nussschale deines Lebens? Wo ist es um dich herum dunkel geworden? Vielleicht geht es dir so, wie den Jüngern in unserer Ge- schichte: Eigentlich war gerade noch alles in Butter auf dem Kutter und keine Not im Lebensboot! Im Gegenteil: Die Jünger kamen gerade von einer dieser »Wer bin ich?«-Ver- anstaltungen von Jesus: Fünftausend Leute hatte er satt
gemacht – keine Ahnung wie, aber es war so! Er war so – so anders als alle anderen. So heilig, irgendwie göttlich eben. Und deshalb gingen sie mit ihm. Gehst du mit ihm. Aber dann wurde es seltsam: Jesus hatte die Jünger alleine losgeschickt. Dabei war er doch sonst immer dabei. Und wenn er doch irgendwie »göttlich« war, dann hätte er doch wissen müssen, dass Wind und Wellen so heftig würden, und die Jünger nicht alleine losschicken dürfen, oder? Jesus macht manchmal seltsame Sachen – oder lässt Dinge zu, bei denen wir keinen blassen Schimmer haben, warum und wieso. Eben meinen wir noch, den Durchblick zu haben, wer Gott ist, was er von uns und mit uns tun möchte, sitzen mit Jesus in einem Boot und sehen ihn in klaren Konturen – und dann, sobald unser Lebensschiff heftiger hin und her gewor- fen wird, verschwimmt uns vieles und Jesus erscheint uns gar gespenstisch und unwirklich … Aber Matthäus hält für uns fest, was uns festhält: Im letzten Viertel der Nacht kam Jesus auf dem Wasser zu ihnen. »Im letzten Viertel der Nacht«: Jesus lässt sich manchmal elend viel Zeit! Aber: Er kommt rechtzeitig! Und er kommt manchmal auf andere, neue, wundersame und mitunter auch erschreckende Art – aber das Gute ist: Nichts kann ihn ab- halten, zu uns zu kommen. Und uns dann zuzusprechen: »Fasst Mut! Ich bin’s, fürchtet euch nicht! Für die Jünger war das eine neue Folge von Jesu »Wer bin ich?« – »Du bist wirklich Gottes Sohn!«, erkennen sie da. Das ist ja so eine Erfahrung, die Christenmenschen bis heute machen: Jesus macht aus den schwankenden Seefahrten un- seres Lebens »Seh-Fahrten«, die uns helfen, Jesus und uns
selbst auch neu zu sehen, besser zu erkennen. Oder über- haupt so richtig in Sichtweite zu Gott, zu Jesus zu kommen und bei ihm zu bleiben. Schwierigkeiten als Seh-Hilfe … Vielleicht hast du das auch schon so erlebt – oder bist gerade mittendrin und dabei, diese Erfahrung zu machen. Und viel- leicht bist du wie Andreas und die anderen, die im Boot ab- warten, wie sich die Dinge weiterentwickeln. – Vielleicht bist du aber auch wie Petrus, der aussteigen will, um Jesus auf be- sondere Weise zu begegnen. Wenn das wirklich dein Ernst ist, dann steig nicht aus, weil du eben Lust dazu hast (vor allem nicht auf einem See!) Das macht Petrus nämlich auch nicht. Er ruft vielmehr: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!« Petrus fragt Jesus, ob das wirklich dran ist. Also: Erst wenn Jesus sagt »Komm!«, erst wenn er das Go gibt, steig aus. Aber dann wirklich – denn nur wer aus dem Boot steigt, kann übers Wasser gehen! Und Jesus sagt zu Petrus »Komm!« – und Petrus erlebt durch seine Initiative die Macht Jesu intensiver als alle ande- ren Jünger. Weil er mutiger vertraut, erlebt er mehr als die anderen mit seinem Herrn! Und solange er Jesus im Blick behält, hat Petrus auch Oberwasser. Aber dann … sieht er von seinem Herrn weg und stattdessen hin auf die Wellen – und ist sogleich am Untergehen! Wo wir Jesus aus dem Blick verlieren und stattdessen nur noch das fixieren, was uns runterzieht, da versinken wir in Kummer und Sorgen. Matthäus erwähnt extra, dass Jesus vor dem Seewandel viele Stunden im Gebet verbracht hatte. Dass er also seinen Blick ganz bewusst auf seinen himmlischen
Vater konzentriert hatte – Vielleicht hat es bei Jesus auch deshalb besser mit dem Gehen auf dem Wasser geklappt, als bei Petrus. Auf jeden Fall: Jesus lässt Petrus nicht untergehen! Als Pet- rus schreit: »Hilf mir, Herr!«, da streckt Jesus sofort seine Hand aus und zieht ihn zu sich. Und weil Petrus eh schon nass ist, wäscht ihm Jesus noch ein bisschen den Kopf: »Du hast zu wenig Vertrauen! Warum hast du gezweifelt?« Auf jeden Fall wir klar: Jesus lässt dich nicht untergehen! Wenn du rufst: »Hilf mir, Herr!«, dann wird Jesus dir seine Hand entgegenstrecken und dir helfen! So oder anders. Auf jeden Fall: Seine Hand lässt dich nicht! Ich finde dieses Bild hier sehr beeindruckend! Nicht dass ich mich mit Kunst auskennen würde, aber diese Perspektive habe ich so noch nie gesehen: Es ist der Blick des Petrus, wie er – gerade untergegangen – durch das Wasser die Fußsohlen und schemenhaft das Gesicht von Jesus sieht. Vor allem aber sieht Petrus die ihm schon rettend ausgestreckte Hand von Jesus, die unter der Wasseroberfläche nach ihm greift, um ihn vor dem Untergang zu bewahren – und gleich wird er ein- schlagen und gerettet sein vom Sohn Gottes. Auf welchem See bist du gerade unterwegs? Welcher Wind bläst dir ins Gesicht? Welche Wellen schlagen wieder und wieder an die Nussschale deines Lebens? Wo ist es um dich herum dunkel geworden? – Ja, wo bist du gerade gar am Un- tergehen? Du sollst wissen: Jesus ist da. Er ist wirklich Got- tes Sohn! Fass Mut! Fass seine Hand! Fürchte dich nicht! Amen
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