INKLUSIVE QUARTIERE ERKENNTNISSE UND KOMMUNALE BEISPIELE AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS - Städtetag Baden-Württemberg
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©Mütterzentrum Braunschweig e. V./MehrGenerationenHaus INKLUSIVE QUARTIERE ERKENNTNISSE UND KOMMUNALE BEISPIELE AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS STÄDTETAG BADEN-WÜRTTEMBERG Unterstützt durch aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg
Fotos auf der Titelseite: Städtetag Baden-Württemberg / Conzen; Mehrgenerationenhaus: Mütterzentrum Braunschweig e.V. / MehrGenerationenHaus
VORWORT Wie wollen wir in Zukunft zusammen der Vereinten Nationen4 bietet die Chance, Diskussionen und Prozesse von der globalen auf leben? Dies ist die Kernfrage, mit die lokale Ebenen zu übertragen. Dies beinhal- der sich das Pilotprojekt Inklusive tet beispielsweise Fragen zur Definition von Wohlstand und Solidarität, von gesellschaftli- Quartiere1 des Städtetags Baden- chem Fortschritt genauso wie Gelingensfaktoren Württemberg im vergangenen Jahr inklusiven Wirtschaftens in der Kommune. Der Städtetag hat sich bereits seit dem Jahr 2006 mit beschäftigte. Wie werden zum einem themenübergreifenden Inklusionsprozess Beispiel alte und junge, gesunde und auseinandergesetzt. In entsprechenden Gremien und Beschlüssen wurde eine weitgefasste kranke oder Menschen mit und ohne Begriffsdefinition verankert. Unter Inklusion Behinderung miteinander leben? verstehen wir demnach nicht ausschließlich Maßnahmen für die Zielgruppe der Menschen Wie müssen wir dafür bauen? Welche mit Behinderung. Im Fokus steht vielmehr die Stolpersteine im wörtlichen und über- lebenswerte Stadt für alle Menschen. tragenen Sinne müssen dazu aus Das Projekt Inklusive Quartiere wurde von der Geschäftsstelle des Städtetags entwickelt und ist dem Weg geräumt werden? Und ein Teilprojekt des vom Ministerium für Soziales wie können wir im Lebensraum Stadt und Integration Baden-Württemberg geförderten Kompetenznetzwerks Inklusion beim Städtetag. diesen Fragen begegnen, um trag- Die Themen nicht isoliert zu betrachten, son- fähige Lösungen zu erarbeiten? dern die Fachkräfte und Experten aus der Kommunalverwaltung wie -politik sind verstärkt Kommunalverwaltung unserer Mitgliedstädte mit komplexen Herausforderungen konfrontiert, interdisziplinär zusammenzubringen, um ge- für die es nicht immer einfache Lösungen gibt. meinsam Lösungen zu erarbeiten, Impulse Die Gestaltung des demografischen Wandels, zusammenzutragen, um daraus Ideen für Stadt- die Aufnahme und Integration von Zuwanderern, planung, in Stadterneuerungsverfahren oder die Umsetzung von Maßnahmen für Menschen mit Behinderung, die Gewährleistung einer guten Daseinsvorsorge – auch mit Blick auf die 1 Inklusive Quartiere im Sinne von Quartiersstrategien, die zeitgemäß, Digitalisierung – für alle Bürgerinnen und Bürger sozial und zukunftsorientierte Konzepte sind, mit der Zielrichtung von Selbstbestimmung, Inklusion und zivilgesellschaftlicher Verantwor- und die Verbesserung der Infrastruktur bei schwieri- tung, die aber auch Infrastruktur- und Finanzierungsfragen und Fragen ger finanzieller Belastungssituation prägen den der Stadtentwicklung und Stadtplanung beinhalten. Arbeitsalltag. Auch der Partizipationsgedanke, 2 „Auf Dauer können die Städte ihre Funktion als Träger gesellschaft- die Beteiligung der Stadtbevölkerung sowie lichen Fortschritts und wirtschaftlichen Wachstums im Sinne der Lissabon Strategie nur wahrnehmen, wenn es gelingt, die soziale Interessensvertreter vor Ort, erfordern Ideen und Balance innerhalb und zwischen den Städten aufrecht zu erhalten, gezielte Maßnahmen, um konkrete und trag- ihre kulturelle Vielfalt zu ermöglichen und eine hohe gestalterische, bauliche und Umweltqualität zu schaffen.“ (vgl. Leipzig Charta 2007, fähige Lösungen für die zunehmend vielschichti- vgl. auch Positionspapier des Deutschen Städtetags „Integrierte Stad- gen Planungsprozesse zu finden.2 tentwicklung und Stadtentwicklungsmanagement 2015“) Die aktuellen Bemühungen um Inklusion3 auf ver- 3 Inklusion bezieht sich auf das Recht auf volle selbstbestimmte Teil- habe für alle Menschen, ungeachtet ihrer sozialen Herkunft, Religion, schiedensten Ebenen und in unterschiedlichsten kulturellen Zugehörigkeit, Hautfarbe, Sprache, Geschlechtszuge- Handlungsfeldern sichern Teilschritte eines hörigkeit, politischen oder sonstigen Anschauung, des Vermögens, der Geburt, des Alters oder sonstigen Status. (vgl. UN-BRK) Paradigmenwechsels ab. Auch die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung 4 http://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf 5
bei Stadtumbaugebieten mit Leerständen und Ein vornehmlicher Dank gilt den Kolleginnen und Brachen zu entwickeln, war Idee des Projekts. Kollegen aus Mannheim, Schwäbisch Gmünd, Wie lassen sich Kooperationen erreichen, wo Ulm und Waldkirch, die uns bei der Ausrichtung sind Synergien unterschiedlicher Themenfelder der regionalen Werkstattgespräche unterstützten. für verschiedene Zielgruppen nutzbar? Für die wissenschaftliche Begleitung bedanken In drei regionalen Werkstattgesprächen in Mann- wir uns bei Gabriele Steffen, EBM a.D. und heim, Schwäbisch Gmünd und Ulm lernten bis Hauptgeschäftsführerin Institut für Stadtplanung zu 80 Teilnehmende je Veranstaltung aus den und Sozialforschung Weeber+Partner. unterschiedlichsten Fach- und Zuständigkeits- Dieses Ergebnispapier fasst die Erfahrungen, bereichen unserer Mitgliedstädte praktische praktische Beispiele unserer Mitgliedsstädte Beispiele inklusiver Quartiersentwicklung ken- und Erkenntnisse aus einem intensiven fachli- nen, tauschten Erfahrungen aus der Praxis aus chen Dialog zusammen. Es beschreibt kommu- und arbeiteten an Qualitätskriterien. nale Projekte mit unterschiedlichen inklusiven Dabei wurden verschiedene Zugänge bearbeitet, Ansätzen. Sie sind mit Blick auf die eingangs nämlich die Ebene des ganzen Quartiers, die genannten verschiedenen Zugänge – die Ebene des ganzen Quartiers, die Ebene der Gebäude, Ebene der Gebäude, Plätze, Straßen und Orte Plätze, Straßen und Orte sowie die Ebene der sowie die Ebene der Quartiersplanung und Quartiersplanung und -strategien ebenso des -strategien ebenso das Handelns, wie z.B. in Handelns – aufbereitet und dargestellt. Stadtentwicklungsprozessen und der Quartiers- entwicklung. Die Dokumentation der Ergebnisse und Ver- öffentlichung der kommunalen Projekte wollen Die Projektergebnisse beinhalten vielfältige Beispiel für andere Kommunen geben. Sie wollen Entwürfe, wie es möglich ist, eine Stadt für alle aber auch Anregungen für den Diskurs in den Generationen und für Menschen mit unter- Kommunen geben, um den zu Beginn beschrie- schiedlichen Bedürfnissen zu gestalten, um so zu benen Anforderungen und Fragen zukünftig mehr Toleranz und einem guten Zusammenleben umfassend entsprechen zu können und noch beizutragen. bessere Lösungsansätze zu finden. Dabei sind beispielsweise Fragen darüber Um eine lebenswerte Stadt mit attraktiven entscheidend, wie die gesetzlichen Regelungen Angeboten und inklusivem Umfeld zu gestalten, innovativ umgesetzt werden, wie städtebauliche die für alle Bürgerinnen und Bürger bestmöglich Abläufe und Prozesse die Umsetzung des inklu- nutzbar sind, gilt es, neben der Rahmensetzung siven Ansatzes aufgreifen, davon profitieren und durch das Land, vor Ort in den Kommunen pass- wie sich schließlich Synergieeffekte einstellen genaue Strukturen zu schaffen. können. Dieses Ergebnispapier soll allen Verantwortlichen Ein ausdrücklicher Dank gebührt den Mitgliedern in den unterschiedlichsten Fach- und Zuständig- der interdisziplinär besetzten Projektgruppe keitsbereichen einen Einblick auf verschiedene – überwiegend Fach- und Führungskräfte aus Ansätze und Beispiele geben. Es soll Mut unseren Mitgliedstädten. Sie brachten ihre machen, den interdisziplinären Ansatz und ein Expertise und wertvolle Zeit ein, um das Projekt weitgefasstes Inklusionsverständnis als Grund- zu begleiten, über Projektstruktur und -ziele zu lage zu verankern und darauf aufbauend struk- beraten, die Themen übergreifend zu diskutieren turelle Veränderungen anzustoßen. und die thematische Arbeitsgrundlage für die regionalen Werkstattgespräche festzulegen. 6
Auf der Internetseite www.inklusive-quartiere.de Inklusion braucht nicht nur Visionen, sondern auch sind Inhalte der Projektarbeit sowie aktuelle konkrete Maßnahmen und vor allem eine bestmögli- Entwicklungen eingestellt. Sie dient zum Aus- che Vernetzung der Handelnden. tausch, für Information, zeigt Praxisbeispiele auf, Aus diesem Gedanken heraus ist das Projekt Inklusive bietet spannende Ansätze und Stimmen zu den Quartiere entstanden, das einen als sehr ergiebig Themen Stadtentwicklung und Inklusion in Form empfundenen Diskussionsprozess im Städtetag und von O-Tönen prägender Akteure aus unseren in unseren Mitgliedstädten auslöste. Mitgliedstädten. Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen Mitwirken- Auch für den Städtetag bedeutete die inter- den, die sich im Rahmen des Projekts engagiert und disziplinär angelegte Projektstruktur und eingebracht haben. -ausgestaltung eine neue Form der Zusammenar- beit und Vorgehensweise, die wir rückblickend als sehr erfolgreich bewerten können. Anliegen ist es, das Thema Inklusion unter den Gesicht- spunkten des weitgefassten Verständnisses und Simone Fischer mit interdisziplinärem Ansatz weiterzubearbeiten. Fachberaterin Inklusion und Die Strukturen des Städtetags dienen dazu, Gesellschaftliche Vielfalt, Projekt- Prozesse vor Ort anzustoßen, eine Zeitlang zu leiterin Inklusive Quartiere begleiten und der Kommunalverwaltung eine fachspezifische wie interdisziplinäre Vernetzung Benjamin Lachat zu ermöglichen. Mit den unterschiedlichen Kom- Dezernent petenzbereichen, die beim Städtetag verankert Familie und Soziales sind, bietet der Städtetag eine Anlaufstelle und ein Netzwerk für die kommunale Praxis, gewährleistet den Erfahrungsaustausch und das Gerhard Mauch gemeinsame Lernen, organisiert das Wissens- Dezernent management und „Lernräume – aus der Praxis Bau-, Ordnungsrecht, EU, für die Praxis“. allgemeine Rechtsfragen Städtetag Baden-Württemberg Geschäftsstelle Dezernat III, Dezernat IV Königstraße 2, 70173 Stuttgart www.staedtetag-bw.de www.inklusive-quartiere.de twitter.com/StaedtetagBW facebook.com/StaedtetagBW 7
MITWIRKENDE IM PROJEKT PROJEKTGRUPPE Achim Bocher Roland Böhm Stefan Goller-Martin Patrik A. Hauns Stadt Heilbronn Stadt Esslingen am Stadt Ravensburg Stadt Bruchsal Amt für Familie, Neckar Amt für Soziales und Fachbereich Bildung, Jugend und Soziales Baurechtsamt Familie Soziales und Sport Roswitha Keicher Barbara Kley Detlev Kulse Dieter Lehmann Stadt Heilbronn Universitätsstadt Stadt Waldkirch Stadt Schwäbisch Gmünd Stabstelle Partizipation Tübingen Dezernat Bauen, Amt für Familie und Integration Senioren- und Planen und Umwelt und Soziales Inklusionsbeauftragte Gabriele Reichhardt Holger Sköries Ulrich Soldner Angelika Thieme Landeshauptstadt Stadt Waiblingen Stadt Ulm Stadt Weinheim Stuttgart Seniorenreferent Liegenschaften und Amt für Baurecht und Sozialamt Wirtschaftsförderung Denkmalschutz Dr. Petra Wagner Stadt Mannheim Fachbereich Stadtplanung Walter Werner Sina Wildhagen Regine Wüllenweber Mitglied des Fach- Städtetag Stadt Backnang beirats Beratungs- Baden-Württemberg Amt für Familie, stelle Inklusion Referentin Dezernat I Jugend und Bildung PROJEKTSTEUERGRUPPE Simone Fischer Benjamin Lachat Gerhard Mauch Gabriele Steffen Fachberaterin Inklusion Dezernent Dezernent EBM a.D. und Gesellschaftliche Familie und Soziales Bau-, Ordnungsrecht, Weeber+Partner, Vielfalt (Projektleitung) EU, allgemeine Rechts- Hauptgeschäftsführerin fragen 8
INHALT VORWORT ............................................................................................................................................ 5 MITWIRKENDE IM PROJEKT Projektgruppe ............................................................................................................................... 10 Projektsteuergruppe ...................................................................................................................... 10 ABKÜRZUNGEN .................................................................................................................................. 8 HINWEISE ............................................................................................................................................ 8 PRAXISBEISPIELE IM LEBENSRAUM STADT. 1 DIE EBENE DES GANZEN QUARTIERS ..................................................................................... 11 1.1 Stadt Heilbronn | .Quartiersentwicklung im Bereich des Südbahnhofs................................... 12 1.2 Stadt Kirchheim unter Teck | .Steingauquartier – Ein starkes Stück Stadt .............................. 15 1.3 Stadt Mannheim | Franklin-Mannheim .................................................................................. 18 1.4 Stadt Schwäbisch Hall | Entwicklung eines inklusiven Quartiers ........................................... 22 1.5 Stadt Tübingen | Quartier Alter Güterbahnhof....................................................................... 26 1.6 Stadt Ulm | Inklusiver Alter Eselsberg 2030........................................................................... 30 1.7 Stadt Esslingen am Neckar | Alter Sportplatz im Stadtteil Weil ............................................ 35 2 DIE EBENE DER ANGEBOTE, GEBÄUDE, PLÄTZE UND STRASSEN ������������������������������������ 37 2.1 Stadt Backnang | Zwei Einrichtungen unter einem Dach ...................................................... 38 2.2 Stadt Kehl | Dorfplatz Inklusiv ............................................................................................... 40 2.3 Stadt Ludwigsburg.| Das Mehrgenerationenhaus (MGH) als Ort gelebter Inklusion ............ 43 2.4 Stadt Schwetzingen.| Begegnungsfläche Schlossplatz Schwetzingen .................................. 47 2.5 Stadt Waldkirch | Barrierefreies Freibad ’S Bad ..................................................................... 51 3 DIE EBENE DER QUARTIERS-PLANUNG/.-STRATEGIEN UND DES HANDELNS .................. 55 3.1 Stadt Freiburg | Green City Hotel Vauban.............................................................................. 56 3.2 Stadt Ostfildern.| WiPs – Wir in der Parksiedlung ................................................................. 58 3.3 Stadt Schwäbisch Gmünd.| Kommune Inklusiv Gesamtstädtisch und in Stadtteilen ............ 63 3.4 Landeshauptstadt Stuttgart (1).| Salz & Suppe – Stuttgart im Dialog ................................... 68 3.5 Landeshauptstadt Stuttgart (2).| Inklusive Volkshochschule Stuttgart ................................... 70 ZUSAMMENFASSEND ..................................................................................................................... 74 IMPULS | QUALITÄTSKRITERIEN FÜR LEBENSWERTE QUARTIERE ........................................... 77 ANHANG 1 PROJEKTBESCHREIBUNG .......................................................................................................... 80 2 WERKSTATTGESPRÄCHE ........................................................................................................... 81 2.1 Mannheim 16.3.17 | Die lebenswerte Stadt | inklusive Stadtentwicklung. Erfahrungen – Beispiele – Qualitäten .................................................................................... 81 2.2 Schwäbisch Gmünd 8.5.17 | Attraktivität inklusiver Quartiere .............................................. 83 2.3 Ulm 25.10.17 | Qualitätskriterien – Wie geht inklusive Stadt-/Quartiersentwicklung? .......... 85 9
ABKÜRZUNGEN BMAS: Bundesministerium für Arbeit und Soziales BTHG: Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbst- bestimmung von Menschen mit Behinderun- gen (Bundesteilhabegesetz) GemO: Gemeindeordnung für Baden-Württemberg HH-Plan: Haushaltsplan Kita: Kindertageseinrichtung – steht für alle Formen der institutionellen Kindertagesbetreuung LBO: Landesbauordnung Baden-Württemberg MGH: Mehrgenerationenhaus Sozialministerium: Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg UN-BRK: UN-Behindertenrechtskonvention SGB XII: Sozialgesetzbuch, Zwölftes Buch – Sozialhilfe HINWEISE Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird in den Texten der Ein- fachheit halber überwiegend die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist selbstverständlich immer eingeschlossen. In Baden-Württemberg lebten am 31.12.2015 insgesamt 10.879.618 Einwohner auf einer Fläche von 3.567.676 ha. Diese Daten sowie die Daten zu Fläche und Einwohnerzahl in der Publikation beziehen sich auf die Erhebungen des Statis- tischen Landesamtes Baden-Württemberg zum 31.12.2015.5 Stand November 2017 5 www.statistik-bw.de/BevoelkGebiet/ 10
1 PRAXISBEISPIELE IM LEBENSRAUM STADT DIE EBENE DES GANZEN QUARTIERS
1.1 Stadt Heilbronn DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Informationen zur Stadt EINWOHNERZAHL: 122.567 FLÄCHE: 9.988 ha OBERBÜRGERMEISTER: Harry Mergel Heilbronn ist das wirtschaftliche, kulturelle und administrative Zentrum der Region Heilbronn- Franken und liegt zwischen den Ballungsräumen Stuttgart und Heidelberg/Mannheim/Ludwigs- hafen im Neckartal. Hier leben Menschen Projekt Südbahnhof | Foto: Stadtarchiv Heilbronn, S. Irankhah aus 150 Nationen. Als wichtiger europäischer Wirtschaftsstandort im nördlichen Baden- Württemberg bietet Heilbronn zahlreiche Arbeits- lung im Bereich des Südbahnhofs entsprechend plätze. Für eine hohe Lebensqualität sorgen einem ersten Grobkonzept durchzuführen. das sehr gute Bildungsangebot, die einladende Innenstadt, das bunte Vereinsleben, zahlreiche DAS PROJEKT Sport- und Kulturveranstaltungen sowie eine gemütliche Gastronomie. Titel, Kurzbeschreibung QUARTIER 2020 – QUARTIERSENTWICKLUNG Kommunales Profil, integrierte IM BEREICH DES SÜDBAHNHOFS. Handlungsansätze Die Stadtverwaltung sieht in dem derzeit entste- In Heilbronn ist Inklusion Querschnittsaufgabe. henden Stadtquartier auf dem Südbahnhofareal Vor allem in neuen Projekten wird verstärkt – sowohl zeitlich als auch von der Grundstruktur darauf geachtet, Barrierefreiheit und Inklusion her – eine ideale Möglichkeit, um eine intensivere von Anfang an mitzudenken und entsprechend Quartiersentwicklung zu starten. Als erstes Grob- einzuplanen. Unterstützung bieten dabei die konzept und Rahmen dient die Gemeinderats- Inklusionsbeauftragte sowie der Inklusionsbeirat, drucksache 147/2017.6 der in die Gemeinderatsstrukturen eingebunden ist. Räumlicher Kontext des Projekts Eines der vier zentralen Strategiefelder der In dem Gebiet leben derzeit ca. 3.000 Menschen neuen Heilbronner Stadtkonzeption 2030 ist in knapp 1.600 Haushalten. Der Anteil an Men- die „Teilhabe an der Stadtgesellschaft“. Bei der schen über 65 Jahre liegt bei 13,5 %. Doppelt Erstellung von Konzepten und bei allem Verwal- so viele Menschen sind 40 bis 65 Jahre alt und tungshandeln sollen noch stärker die Vielfalt der stellen hier den größten Anteil der Bevölkerung. Gesellschaft berücksichtigt und hierfür Strukturen Der Anteil an Menschen mit Zuwanderungs- und Rahmenbedingungen optimiert werden. geschichte aus 79 Herkunftskulturen beträgt Alle Heilbronner sollen eine Chance auf Teilhabe 63 %. Inmitten des Südbahnhofgeländes ent- erhalten. Daher werden auch Kommunikation stehen derzeit in einem weit fortgeschrittenen und Information auf dieses Ziel hin angepasst. Bauabschnitt ca. 333 Wohnungen, 308 Studen- Gesellschaftliche und soziale Verantwortung tenapartments und 87 Pflegeheimplätze. Eine sollen nachhaltig gefördert werden. stationäre Pflegeeinrichtung, die auch teilsta- tionäre Tagespflege anbietet, eine betreute Gemeinderatsbeschlüsse Seniorenwohnanlage, das inklusive Wohnprojekt Am 26.07.2017 beschloss der Gemeinderat die „Buntes Wohnen“ für Menschen mit Behin- Teilnahme am Ideenwettbewerb „Quartier 2020 derung, Senioren, Studenten und Familien, ein – Gemeinsam. Gestalten.“ des Sozialministeri- Studentenwohnheim sowie eine inklusive Kita in ums mit dem Projekt Quartiersentwicklung im Bereich des Südbahnhofs. Die Teilnahme wurde 6 https://gemeinderat.stadt-heilbronn.de/beschluesse/GR/2017/ mit dem Ziel befürwortet, eine Quartiersentwick- _ files/KB GR 26.07.2017 oe-RIS.pdf 12
freier Trägerschaft, ein Ärztezentrum und eine Ziele des Projekts Apotheke werden derzeit realisiert. Vorschub Die Verwaltung sieht mit der Umsetzung des Pro- für diese umfassende Infrastruktur leistete die jekts die Chance, ein durch Neuansiedlung sich planerische und gestalterische Einbringung der veränderndes Quartier Stadtsiedlung Heilbronn GmbH. Es ist mit einer weiteren Einwohnerzahl von insgesamt ▪▪ über einen intensiven Beteiligungsprozess mit 1.128 Personen zu rechnen, wodurch sich neuen Methoden zu entwickeln, Bevölkerungsanteile verändern werden. Die ▪▪ den Fokus auf den Bereich Ältere zu legen, Dimension aber auch die Notwendigkeit einer mit dem Ziel, diese möglichst lange in ihrem intensiven Quartiersentwicklung wird hieran gewohnten Umfeld leben zu lassen, deutlich. ▪▪ in diesem Zusammenhang weitere Zielgruppen Im Quartier angesiedelt sind u.a. eine weitere (v.a. verschiedene Altersgruppen, Menschen Kita (kirchliche Trägerschaft), zwei Kirchenge- mit Behinderung und Menschen mit meinden (katholisch und evangelisch) sowie ein Zuwanderungsgeschichte) in den Prozess Familienzentrum mit einer Begegnungsstätte einzubinden, (mit diversen Angeboten wie Sprachkurse etc.) als mögliches Quartierszentrum. Barrierefreie ▪▪ erste Umsetzungsschritte mit Beteiligung der Verkehrsräume sowie die Anbindung an den Quartiersbevölkerung zu starten, ÖPNV schaffen weitere gute Voraussetzungen. Im unmittelbaren Umfeld des Quartiers liegen ▪▪ bürgerschaftliches Engagement zu fördern eine Grundschule sowie diverse Lebensmittel- (z.B. über einen Projektfördertopf) und händler, Restaurants und Einzelhandelsgeschäfte. ▪▪ aus dem Prozess für weitere Quartiersentwicklungen zu lernen. Anlass, Anstoß Die Initiative, eine gezielte Quartiersentwicklung Projektverantwortliche, Federführung in in dem Bereich mit umfassender Beteiligung der Verwaltung der Bevölkerung zu starten, wurde auch durch äußere Rahmenbedingungen stark forciert. Die Die Federführung hat die Stabsstelle Partizipa- Stadtverwaltung hat mit dem Gemeinderat tion und Integration. Dort ist auch der Aufgaben- bereits durch die Inhalte und das Strategiefeld bereich Bürgerbeteiligung angesiedelt. „Teilhabe an der Stadtgesellschaft“ der Stadt- konzeption 2030 Weichen gestellt. Der Gemein- Weitere Akteure, Beteiligte innerhalb derat erteilte an die Verwaltung den Auftrag, die der Verwaltung bereits vorhandenen Familienzentren in verschie- Amt für Familie, Jugend und Senioren, Schul-, denen Bezirken der Stadt zu Quartierszentren Kultur- und Sportamt ggf. mit den Kulturinsti- weiterzuentwickeln. tuten, Gesundheitsamt, Planungs- und Bau- Quartiersentwicklungen in sozialer Hinsicht mit rechtsamt, Amt für Liegenschaften und Stadt- entsprechend vielfältigen Beteiligungsansätzen erneuerung, Stabsstelle Stadtentwicklung sind grundsätzlich Maßnahmen, um den und Zukunftsfragen, Grünflächenamt, Amt für Inklusionszielen der Stadt gerecht zu werden. Straßenwesen, Hochbauamt. Aus dem Prozess sollen wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen für Entwicklungen anderer Kooperationsformen, ressortüber- Quartiere in Heilbronn (z.B. „Neckarbogen“) greifende Zusammenarbeit gewonnen werden. Dabei können wichtige Prozessbegleitung durch eine Projektgruppe, Parameter für bestehende Quartiere identifiziert bestehend aus: Stabstelle Partizipation und Inte- und bei künftigen Planungen berücksichtigt gration, Amt für Familie, Jugend und Senioren, werden. Anregungen hierzu können auch ins Inklusionsbeauftragte geplante städtische Pflegekonzept aufgenom- men werden, welches ab Herbst 2017 weiter- Sonstige Akteure, Beteiligte außerhalb entwickelt werden soll. der Verwaltung Ein Expertenkreis aus möglichen Kooperations- partnern, die im Quartier bereits Baumaßnahmen initiiert bzw. einen engen Bezug zu dem Quartier haben, wird intensiv eingebunden. Dies sind v.a. 13
die stationäre Pflegeeinrichtung Haus zum Fels, PHASE 4 – VERSTETIGUNG UND UNTER- Arkus gGmbH, der Paritätische Wohlfahrtsver- STÜTZUNG band, die Offene Hilfen Heilbronn gGmbH, Ver- Ehrenamtlicher und der Begleitung der Quartiers- treter des Kreisseniorenrats, der Verein „Buntes entwicklung (Nachhaltigkeitssicherung) z.B. Leben e.V.“ und Akteure der früheren Bürger- durch Einbindung hauptamtlicher Begleiter initiative zum Bebauungsplanverfahren. Auch beim Familienzentrum oder anderen sich an- eine Einbindung der Gewerbetreibenden ist in bietenden Partnern („Motorenfunktion“); auch diesem Gebiet gegeben. Weitere Akteure sollen Vereinsgründungen, Nachbarschaftstreffs etc. über Beteiligungsprozesse akquiriert werden. könnten das ehrenamtliche Engagement Einzel- ner unterstützen; Etablierung unterschiedlicher DER PROZESS Begegnungsformate, die ein ständiges Zusam- mentreffen und einen regelmäßigen Austausch Ablauf, Meilensteine ermöglichen sollen. PHASE 1 – ANALYSE ALLER BESTEHENDEN Evaluation des Entwicklungs- und ersten VERNETZUNGEN IM QUARTIER Umsetzungsprozesses, um für weitere Quar- Wer ist mit wem in welchem Kontext in Kontakt? tiersentwicklungen zu lernen und ggf. neue zu Start der Befragungen und Treffen im Quartier: starten. Insbesondere mit den Partnern aus dem Bereich der Pflege- und Beratungsstruktur mit dem Ziel, Beteiligungsformen und Zielgruppen herauszufinden, welche Möglichkeiten die Infra- Einsatz interkultureller Mittler, die im Quartier die struktur bietet, Älteren den Verbleib im Quartier Bewohner v.a. an ihren Treffpunkten aufsuchen zu erleichtern (Analyse der Lebensbedürfnisse und über eine Befragung einbinden. Ziel ist, im Quartier, u.a. Wegestrukturen, Versorgung im Erkenntnisse über Erwartungen und Bedarfe Alltag, soziale Teilhabe, Begegnung mit anderen (auch geschlechtsspezifisch) sowie Hinweise Zielgruppen, weiterer Unterstützungsbedarf etc.); über Möglichkeiten des sozialen Engagements es erfolgt eine gemeinsame Entwicklung weiterer im Quartier zu gewinnen; Treffen mit Experten Schritte zur Beteiligung der Bevölkerung (z.B. und Interessierten im Quartier mit dem Ziel der über Gewinnung von Multiplikatoren). gemeinsamen Entwicklung weiterer Schritte; Bedarfsabfrage über eine barrierefreie Online- PHASE 2 – BETEILIGUNGSPROZESS UND EIN- Plattform, die ab Beginn 2018 als Beteiligungs- BINDUNG INS QUARTIER plattform installiert werden wird. Über die Ko- operation mit der stationären Pflegeeinrichtung Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse sollen sollen mit Hilfe der dort tätigen ehrenamtlichen bestehende Netzwerke sowie Bewohner des Mitwirkenden gemeinsam mit den Bewohnern Quartiers über Veranstaltungen, Treffpunkte in die Beantwortungen möglich gemacht werden; Einrichtungen vor Ort, Besprechungen zwischen Gewinnung von Multiplikatoren und gemein- Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Angebote same Entwicklung von Maßnahmen. eingebunden werden. Ziel ist, gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln für Ältere, die es er- Die Stabsstelle Partizipation und Integration möglichen, länger im Quartier zu verbleiben, und steuert den Prozess und übernimmt überwie- gleichzeitig auch ein gesellschaftliches Mitein- gend die Moderation. Eingesetzt werden auch ander im Fokus haben. Beschäftigte (insbesondere aus dem sozialen Bereich), die sich zu internen Moderatoren weiterqualifiziert haben, sowie bei Bedarf mehr- PHASE 3 – AUSWERTUNG DES BETEILIGUNGS- sprachige interkulturelle Mittler als Brückenbauer PROZESSES UND UMSETZUNG ERSTER IDEEN und Übersetzer bei Beteiligungen. Dokumen- Dabei könnten z.B. Ehrenamtliche eine Förder- tiert wird u.a. über die Online-Plattform, um möglichkeit für ihre Ideen erhalten (z.B. für möglichst schnell und transparent Informationen kleinere Anschaffungen und Auslagenersatz). weiterzugeben. Die Hauptamtlichen begleiten und unterstützen Es besteht die Idee des Aufbaus eines Mail- dabei; Pflege der Vernetzungen und ggf. Er- verteilers für das Quartier, um schnell Bewohner weiterung des Netzwerks durch neu Hinzugezo- erreichen zu können. Unterschiedliche, gemein- gene; erste Evaluation und Weiterentwicklung sam entwickelte Begegnungsformate werden der Ideen über weitere Beteiligungen. etabliert. Diese sollen ständige Zusammentreffen und einen regelmäßigen Austausch ermöglichen. 14
RESSOURCEN “Inklusive Qualität” soll auf der neuen Online- Plattform für Bürgerbeteiligung dokumentiert Personalanteile und transparent gemacht werden. Hierüber Personalaufwand entsteht v.a. für die Projektlei- können u.a. auch Befragungen und Stimmungs- tung und -koordination, die interne Moderation, abfragen gestartet sowie Veranstaltungshinweise Organisation von Beteiligungsformaten, Doku- eingestellt werden. mentation sowie Begleitung erster Maßnahmen. Angedacht ist personelle Unterstützung bei der BILANZ – FAZIT Stabsstelle Partizipation und Integration. Erfahrungen, Erkenntnisse Budget, Finanzierung, Kosten Für eine gelingende Quartiersentwicklung ist Für das Projekt entstehen folgende Sachkosten: es notwendig, die Menschen vor Ort intensiv einzubinden und frühzeitig ein Netzwerk aus Mehrsprachige Interviewer und Mittler, Gebär- Beteiligten aufzubauen. Da sich das Heilbronner densprachdolmetscher und weiterer behinder- Modell durch einen hohen Grad an Flexibilität tenspezifischer Assistenzbedarf: ca. 8.000 Euro; auszeichnet, sind weitere Ergebnisse noch offen. Veranstaltungen/Raumkosten/Material: ca. 5.000 Euro; Öffentlichkeitsarbeit für Betei- ligung und Veranstaltungen: ca. 2.000 Euro; INFORMATIONEN UND KONTAKT Projektförderpool: ca. 8.000 Euro. Hinzu kommt die Einbringung von Ressourcen durch Koopera- ROSWITHA KEICHER tionspartner. STABSSTELLE PARTIZIPATION UND INTEGRATION Tel.: 07131 / 56-4480 WAS IST INKLUSIV? WIRKUNGEN VON Mail: roswitha.keicher@heilbronn.de INKLUSION? Qualitätskriterien, Indikatoren Durch die Präsenz der Befragenden im Quartier und Schaffung verschiedener Austauschmöglich- 1.2 Stadt Kirchheim keiten kann die Bürgerbeteiligung direkt ge- messen werden. Bei geringer Resonanz kann unter Teck kurzfristig und flexibel reagiert werden, um die Menschen vor Ort stärker einzubinden und deren DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Wünsche und Erwartungen herauszufiltern. Informationen zur Stadt Wirkungen, Mehrwert EINWOHNERZAHL: 40.094 Durch den intensiven Beteiligungsprozess wird FLÄCHE: 4.047 ha nicht nur auf spezielle Bedürfnisse eingegangen, OBERBÜRGERMEISTERIN: sondern auch unterschiedliche Prägungen durch Angelika Matt-Heidecker Religion und Kultur sowie der Bedarf für Men- schen mit Behinderung berücksichtigt. Es gilt, Kirchheim unter Teck ist historische Fachwerk- viele Formen der Unterstützung zu entwickeln, und Marktstadt. Sie ist Große Kreisstadt und um ein möglichst breites Spektrum an Bedürfnis- die viertgrößte Stadt des Landkreises Esslingen. sen des Lebens im Quartier abdecken zu können. Kirchheim unter Teck bildet ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden in der Region Was ist an „inklusiver Qualität“ Stuttgart an der Nahtstelle zur Schwäbischen Alb. entstanden? Kommunales Profil, integrierte Der Beteiligungsprozess soll mit den oben auf- Handlungsansätze geführten Methoden gemeinsam mit Partnern und mit intensiver Einbindung der Bevölkerung Die Stadt verfolgt seit vielen Jahren die Strategie aus dem Quartier ausgestaltet und umgesetzt einer „Stadt für Alle“. Hierzu gehört auch die werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse Inklusion aller Bevölkerungsgruppen in das werden für weitere Bürgerbeteiligungsprozesse städtische Leben und ihre Berücksichtigung im festgehalten und als Grundlage für folgende planerischen Handeln. Quartiersentwicklungen genutzt. Entstandene 15
Dies beginnt bei der aktiven Teilhabe von Ver- DAS PROJEKT tretern der Menschen mit Einschränkungen an Titel, Kurzbeschreibung Tiefbaumaßnahmen, insbesondere Umbau von Straßen und öffentlichen Flächen, umfasst aber STEINGAUQUARTIER – EIN STARKES STÜCK auch einen ganzheitlichen Ansatz bei allen sozial- STADT. und stadtplanerischen Strategien und Planungen. Es handelt sich um ein städtebauliches Unter anderem bestehen folgende Institutionen: Konversionsprojekt mit dem Ziel einer Integrationsrat, Aktionskreis für behinderte und maßstabsgerechten, funktional und sozial durch- nicht behinderte Menschen, Mehrgenerationen- mischten Stadtstruktur. Der Prozess der Inklusion haus LINDE mit inklusiven Ferienangeboten für im Städtebau erfolgt im Wesentlichen durch das Menschen mit Beeinträchtigungen, Teilnahme Vergabeverfahren für die Grundstücke. am nationalen Tag der Inklusion, Chor ohne Bar- rieren, Kommunale Altenhilfeplanung, Mobilität Räumlicher Kontext des Projekts im Alter, städtische barrierearme Homepage7 Das Steingauquartier befindet sich in unmit- telbarer Nachbarschaft zur Altstadt und zum Gemeinderatsbeschlüsse S-Bahnhof Kirchheim unter Teck. Gemeinderatsbeschluss im Leitbildprozess Es handelt sich um eine 3,5 ha große Gewerbe- über Inklusion und Beschluss im Handlungsfeld brache inmitten des gewachsenen wohnbauli- Bildung: chen Siedlungszusammenhangs mit gemischter Gebäudeinfrastruktur aller Bildungsstätten ist Sozialstruktur. unter Berücksichtigung der Inklusion auszuführen/zu optimieren (Kita, Schule usw.). Anlass, Anstoß Gemeinderatsdrucksache 078/15/GR: Die Initiative kam aus der Fachverwaltung. Verfahrensmodell Steingauquartier Ziele des Projekts Maßstabsgerechte, funktionale und sozial durch- mischte Stadtstruktur Projektverantwortliche, Federführung innerhalb der Verwaltung Abteilung Städtebau und Baurecht: Abteilungsleiter Gernot Pohl (Federführung), Oliver Kümmerle (Projektleiter) Weitere Akteure, Beteiligte innerhalb der Verwaltung Abteilung Soziales: Brigitte Hartmann-Theel Kooperationsformen, ressortüber- greifende Zusammenarbeit Beteiligung im Steingauquartier | Foto: Stadt Kirchheim Ständige fachübergreifende Zusammenarbeit in- unter Teck nerhalb der Verwaltung bei der Konzeption und Umsetzung des Städtebaus und des Vergabe- prozesses. Sonstige Akteure, Beteiligte außerhalb der Verwaltung Matthias Gütschow & Thomas Gauggel (freie Architekten Tübingen) als Berater im Vergabe- 7 https://www.kirchheim-teck.de/willkommen prozess sowie zahlreiche Baugruppen. 16
DER PROZESS Wirkungen, Mehrwert Ablauf, Meilensteine Der Prozess befindet sich derzeit in der Um- setzung, die Fertigstellung ist im Jahr 2022 2010: Städtebauliches Gutachterverfahren vorgesehen. Das Steingauquartier soll in seiner 2010-2016: Grunderwerbsverhandlungen städtebaulichen Qualität und sozialen Mischung beispielbildend für maßstabsgerechtes und 2010-2016: Konzeption des Vergabeverfahrens zukunftsgerichtetes „Weiterbauen“ der ge- 2017: Abschluss des Bebauungsplanverfahrens wachsenen Mittelstadt wirken. seit 01.01.2017: Grundeigentumsübergang Was ist an „inklusiver Qualität“ seit 01.01.2017: Umsetzung des Projektes entstanden? Der wesentliche Aspekt der inklusiven Qualität Beteiligungsformen und Zielgruppen wird im Steingauquartier in der kleinräumlichen Zielgruppe des Steingauquartiers ist ein Mischung von Wohn-, Freizeit- und Arbeitsange- möglichst großer Reigen der Stadtgesellschaft. boten für Menschen mit unterschiedlichsten Eigenarten innerhalb des Quartiers und in direk- Als Methode wurde ein Vergabeverfahren tem Umfeld mit der Innenstadt, liegen. („Kirchheimer Modell“) entwickelt, in dem jede Grundstücksbewerbung ihre Chancen auf Zuschlag dadurch steigert, dass sie eine Be- BILANZ – FAZIT sonderheit/Eigenart aufzeigt. Der Katalog der Erfahrungen, Erkenntnisse Vergabekriterien umfasst diesbezüglich zwei Kriterien: Bisher können keine endgültigen Erkenntnisse ▪▪ Was leistet das Projekt für die Quartiers- getroffen werden. Aber in der gesamten Stadt ist gesellschaft? spürbar, dass der Prozess „Steingauquartier“ an- regend ist und zur Auseinandersetzung mit dem ▪▪ Was leistet das Projekt für die Stadtgesell- eigenen Wohnen und mit gemeinschaftlichen/ schaft? gemeinwesensorientierten Aspekten führt. Es gibt also keine fest umrissenen Anforderun- Leitsatz, O-Ton, Zitat zum Projekt gen, sondern die Anregung, im Sinne des Ge- „Das Steingauquartier – ein starkes Stück Stadt.“ meinwesens kreativ zu werden. (Leitsatz des Projekts) RESSOURCEN Anmerkungen, Hinweise, Interessantes Personalanteile Internetauftritt Steingauquartier mit interessan- ten und aktuellen Informationen zum Projekt 15 % Stellenanteile: Federführung Presseartikel, u.a. Teckbote vom 27.10.2017, 20 % Stellenanteile: Projektleitung 02.07.2015, 26.03.2015, 23.03.2015, 21.04.2011, 28.09.2010 Budget, Finanzierung, Kosten Für Prozesssteuerung, Marketing und rechtliche INFORMATIONEN UND KONTAKT Beratung stehen jährlich 60.000 Euro (ab 2020: 30.000 Euro) zur Verfügung. GERNOT POHL STÄDTEBAU UND BAURECHT Tel.: 07021 / 502-439 WAS IST INKLUSIV? WIRKUNGEN VON Mail: g.pohl@kirchheim-teck.de INKLUSION? Qualitätskriterien, Indikatoren Sozialwohnungen; gemeinwesensorientierte Nutzungen; Gemeinschaftliche Funktionen/ Räumlichkeiten; ökologisches/klimagerechtes Bauen; maßstabsgerechter Städtebau 17
1.3 Stadt Mannheim funktion für das Zusammenleben in Metropolen (Ziel 4), die partnerschaftliche Entwicklung mit bürgerschaftlichem Engagement zu erreichen DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE (Ziel 7). Informationen zur Stadt FRANKLIN soll ein vielfältiges Quartier werden und die Mannheimer Stadtgesellschaft wider- EINWOHNERZAHL: 305.780 spiegeln, geprägt von wechselseitigem Respekt FLÄCHE: 14.496 ha und der Bereitschaft zur Verständigung der hier lebenden Menschen und Gruppen für ein OBERBÜRGERMEISTER: Dr. Peter Kurz gelingendes Miteinander. Verankert ist diese Die an Rhein und Neckar gelegene Quadrate- gemeinsame Wertgrundlage in der Mannheimer und Universitätsstadt Mannheim ist ein Stadt- Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt mit kreis in Baden-Württemberg und gleichzeitig über 200 Institutionen und Unternehmen, die wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der sich aktiv für ein gelingendes Zusammenleben Metropolregion Rhein-Neckar. Menschen aus engagieren wollen. 170 Nationen leben hier, über 43 Prozent der KONVERSIONSSTRATEGIE Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund – Mannheim ist eine Stadt, in der Weltoffenheit, Die Auflösung der US-Militärflächen führte Vielfalt und Toleranz seit der Stadtgründung 2011 zur Einsetzung eines Beauftragten für die gelebt werden. Die Stadt bietet mit ihrer attrak- Konversion und einer Geschäftsstelle Konversion tiven Innenstadt vielfältige Einkaufsmöglichkeiten als Stabsstelle des Oberbürgermeisters. Für mit Oberzentrumsfunktion, ist jedoch auch eine die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Stadt der Stadtteile. Zahlreiche eingemeindete Immobilienaufgaben (BImA) über den Ankauf Ortschaften haben ihren ländlichen Charme der Flächen, deren qualitative Entwicklung und bewahrt, profitieren dabei von den Annehmlich- Umsetzung/Vermarktung wurde 2012 hieraus die keiten der Großstadt, z.B. ÖPNV-Anbindung und MWS Projektentwicklungsgesellschaft (MWSP) als städtische Infrastruktur. Das Stadtgebiet besteht Tochter der GBG und Stadt Mannheim gegründet. etwa zur Hälfte aus Grünflächen, so treffen hoch- Die strategische Herangehensweise erfolgte verdichtete urbane Stadtgebiete auf Lebens- über eine intensive Bürgerbeteiligung ab 2011, räume für Tiere und Pflanzen – ein einzigartiger zu der alle Bewohner der Gesamtstadt auf- Beitrag zur Lebensqualität und ein Gewinn für gerufen wurden. Auf zahlreichen Veranstaltun- den Umweltschutz. gen, im Internet sowie per Post konnten Bürger ihre Ideen und Vorschläge für die Konversion Kommunales Profil, integrierte einbringen. In einem Arbeitsbuch mit dem Titel Handlungsansätze „1000 Ideen für eine Stadt, die sich neu baut”, ACHT STRATEGISCHE ZIELE wurden diese zusammengefasst und dokumen- tiert. Aus diesen Ideen wurden fünf Marken Ein zentrales Anliegen der Stadt Mannheim ist gebildet mit den Titeln Grün, Ingenieursmeile, es, das Verwaltungshandeln an den Wirkungen Kultur, Wohnen und Energie. Sie bildeten damit auf die Mannheimer Stadtgesellschaft zu orien- den Rahmen für die Flächenentwicklung aller tieren. Hierfür ist das Verwaltungshandeln auf Mannheimer Konversionsareale unter dem Ziel acht strategische Ziele ausgerichtet, die besch- der Nutzungsmischung mit jeweiliger Schwer- reiben, welche stadtgesellschaftlichen Entwick- punktsetzung. lungen von besonders hoher Relevanz sind: 1. Urbanität stärken, 2. Talente gewinnen, Die Verwaltung legte dem Gemeinderat jährlich 3. Unternehmen stärken, 4. Toleranz leben, ein Weißbuch vor, indem der Beteiligungspro- 5. Bildungsgerechtigkeit verbessern, zess dokumentiert und dessen Ergebnisse in 6. Kreativität stärken, 7. Engagement unter- ein Eckpunktepapier zusammengefasst wurden: stützen, 8. Eigenkapital mehren. http://www.konversion-mannheim.de/buerger- beteiligung/weissbuchprozess Die Entstehung eines auf Konversionsgelände völlig neu zu entwickelnden Quartiers für über Der Gemeinderat beschloss diese Eckpunkte und 9.000 Menschen wie FRANKLIN, vereint alle gewährleistete damit die Weiterverfolgung der stadtgesellschaftlichen Schwerpunkte – insbe- Ergebnisse aus dem Bürgerbeteiligungsprozess. sondere die Stärkung einer ökologisch und sozial ausgewogenen Urbanität (Ziel 1), die Vorbild- 18
Gemeinderatsbeschlüsse Die Planung zu FRANKLIN – gemeinsam mit Partnern und Investoren – läuft seit über drei Die qualitative Entwicklung von FRANKLIN Jahren. Ende 2015 konnte das Areal vom Bund wurde seit 2012, beginnend mit dem dreijähri- erworben werden. Vor rund 1 ½ Jahren wurde gen Bürgerbeteiligungs- und Weißbuchprozess, mit der umfangreichen Infrastrukturherstellung ab 2014 mit der Rahmenplanung, 2015 mit gestartet, mit ersten Bewohner/Einzügen ist wohnungspolitischen Schwerpunkten, 2016 Ende 2017 zu rechnen. Das neue sozial gemisch- zu ökologischen, ökonomischen und sozial- te Quartier FRANKLIN mit insgesamt über 140 ha politischen Aspekten in zahlreichen Vorlagen Größe, steht am Beginn seiner Entstehung, im Gemeinderat bzw. Unterausschuss Konver- s. www.franklin-mannheim.de sion behandelt. Parallel erfolgte eine intensive Abstimmung mit Partnern zum öffentlichen Räumlicher Kontext des Projekts gleichberechtigten (Grün-)Raum, die aktuell in die Planung einfließt. Detailentscheidungen zu Auf dem ehemaligen Kasernengelände Benjamin- FRANKLIN beschließt der Aufsichtsrat der MWSP Franklin-Village/Sullivan Barracks/Funari Baracks mit dem Mannheimer Oberbürgermeister als – die ehemalige größte Housing Area der US- Aufsichtsratsvorsitzendem. Army in Deutschland – entsteht in den nächsten Jahren im Stadtteil Käfertal ein vollständig neues 2017 beschloss der Gemeinderat die Teilnahme Quartier für über 9.000 Menschen. Dieses neue am Ideenwettbewerb “Quartier 2020 – Ge- Quartier FRANKLIN besteht aus insgesamt fünf meinsam. Gestalten” des Sozialministeriums Teilarealen und hat die Größe der Mannheimer mit einem Vorhaben zur seniorengerechten City. Über die Schaffung vielfältiger Wohnange- Quartiersentwicklung auf FRANKLIN. Das Projekt bote und Wohnformen für Haushalte mit un- wurde als Preisträger ausgezeichnet. teren, mittleren und höheren Einkommen sowie die entsprechenden sozialen und sonstigen DAS PROJEKT Infrastruktureinrichtungen wird auf FRANKLIN ein sozial durchmischtes, grünes Quartier für alle Titel, Kurzbeschreibung Bevölkerungsschichten entstehen. FRANKLIN-MANNHEIM Das Leitbild von FRANKLIN basiert auf einer umfangreichen Bürgerbeteiligung und dem mehrjährigen Weißbuchprozess, der die gemein- wesenorientierte Arbeit mit der Bürgerschaft und deren Ergebnisse dokumentiert und daraus Eckpunkte sowie Qualitäten für die Entwicklung der Flächen ableitet. Seine Weiterentwicklung ist im Rahmenplan Benjamin-Franklin-Village mit der Zielvorstellung zu finden, ein „lebhaftes sozial gemischtes Quartier für alle Generationen” zu schaffen. Dies impliziert neben ökologischen und architektonischen Qualitäten auch eine gezielte Schaffung inklusiver, dezentraler (Wohn-) Strukturen. Um in der Quartiersentwicklung die Grundzüge des Leitbilds zu berücksichtigen, hat die MWSP für das Teilareal Mitte ein Zertifikat mit fünf Di- mensionen entwickelt. Enthalten sind Qualitäten aus den Bereichen Soziale Durchmischung, Inklusion, Freiraum & Urbanität, Städtebau & Architektur sowie Energie & Mobilität. Zum Kaufvertragsabschluss muss der Investor ein Zertifikat vorlegen, dabei sollte er in mindestens Foto: MWS Projektentwicklungsgesellschaft mbH drei Kategorien einen Beitrag leisten. Die Pla- nungen der Investoren werden mit einem Exper- tengremium abgestimmt. 19
Anlass, Anstoß Pionierzeit zu gleichen Teilen von der MWSP, den Investoren FRANKLINs und der Stadt Mannheim. Am 23. Juni 2010 gaben die US-Streitkräfte Europa bekannt, dass sie bis Ende 2015 sämtli- Weitere Akteure, Beteiligte innerhalb che Standorte in der Region aufgeben werden. der Verwaltung Durch den Abzug der US-Streitkräfte mussten rund 510 ha Fläche innerhalb der Gemarkung Zwischen MWSP und der Verwaltung bestehen Mannheim innerhalb weniger Jahre einer quali- vielfältige Querschnittsbezüge und umfangreiche tativen Neuentwicklung zugeführt werden. Die Abstimmungen mit Fachzuständigkeiten, neben Umwidmung der bisher militärisch genutzten allen planerischen, rechtlichen und technischen Flächen in eine zivile Nutzung (“Konversion“) war Bereichen in wöchentlichen Jour-Fixen, entwick- und ist eine große Herausforderung, aber auch lungs- und themenspezifisch zusätzlich v.a. mit: eine historische Chance, die Zukunft Mannheims Beauftragte für die Belange von Menschen mit auf einer neuen Grundlage zu diskutieren und Behinderung (BBMB), Beauftragter für Integra- der Stadt nachhaltige Möglichkeiten für Wachs- tion und Migration, Fachbereiche Arbeit und tum und Prosperität zu erschließen. Soziales/Kinder, Jugend und Familie/Gesund- heit/Tageseinrichtungen für Kinder/Bildung u.a. Ziele des Projekts Die Effekte hieraus sind eine Verzahnung aller Das Ziel ist die Umsetzung eines Nutzungs- erforderlichen Fach- und Funktionsbereiche für mixes – die Entwicklung FRANKLINs als sozial die Entwicklung eines neuen Quartiers. gemischten, inklusiven und grünen Stadtteil, die Bildung und Vertiefung neuer Strukturen und Kooperationsformen, ressortüber- Netzwerke zwischen Partnern-Investoren-Stadt/ greifende Zusammenarbeit MWSP sowie die Sicherung der immensen Re-Investition für ein neues Stadtquartier. Eine Über den langen Zeitraum erfolgten diverse erfolgreiche Umsetzung der nachhaltigen Kooperationsformen je nach Themensetzung/ Belebung zeigt sich mit der Aufsiedlung von Entwicklungsschritten zwischen Geschäftsstelle/ FRANKLIN in den nächsten Jahren. MWSP, Stadt und Partnern: Thematische Arbeits- gruppen, Einbezug in Planungsprozesse, Netz- Projektverantwortliche, Federführung werkbildung, Partnerzusammenführung z.B. innerhalb der Verwaltung Investor – “Sozialpartner“ – Stadtverwaltung, Gemeinschaftsaktivitäten und Events zur Bele- Ehemals Geschäftsstelle Konversion und städti- bung des Quartiers, inhaltliche Begleitung und scher Beauftragter für Konversion als Stabstelle Unterstützung geplanter Flächeninvestitionen, des Oberbürgermeisters, aus der die MWSP Einbindung in Förderprogramme etc. gegründet wurde. Die Projektverantwortung liegt bei der MWSP, die in enger Abstimmung mit Sonstige Akteure, Beteiligte außerhalb den städtischen Fachbereichen, insbesondere der Verwaltung dem Fachbereich Stadtplanung, Projektgruppe Konversion, das Quartier entwickelt. Während des Weißbuchprozesses begleiteten sog. “Zukunftslotsen”, ehrenamtlich tätige Innerhalb der MWSP ist die Federführung beim Unterstützer und Mittler zwischen Verwaltung sog. Aufsiedlungsmanagement angesiedelt, hier- und Bürgerschaft, die Konversionsentwicklung. für hat sie Personal für die ersten Besiedlungs- Sie unterstützen z.B. bei Arbeitsgruppen mit jahre eingesetzt. Das Aufsiedlungsmanagement Bürgern, spezifischen Zielgruppen und Experten FRANKLIN ist eine Aufgabe aller beteiligten Ak- sowie bei öffentlichen Veranstaltungen. Eine teure unter Steuerungsverantwortung der MWSP Gruppe der sog. “Soziallotsen” entwickelte ge- (nicht zu verstehen als klassisch sozialunterstüt- meinsam mit einem Stadtsoziologen 2013/2014 zendes Quartiersmanagement in sozial benach- Eckpunkte für eine inklusive Quartiersentwick- teiligten Gebieten) mit Schwerpunkten, z.B. lung FRANKLIN und formulierten, wie sich ein Kontaktpflege und Begleitung sozialer Träger, gelingendes Zusammenleben, entsprechende Vereine und Akteure, Vernetzungsarbeit alltags- Wohnformen und ein lebendiger öffentlicher bezogener Dienste, Investoren und FRANKLIN Raum in diesem Kontext darstellt. Field-Verein, Infomanagement, Werbung und Öffnung, Veranstaltungen sowie ökologische und In der Umsetzung sog. “Sozialpartner” für soziale Projekte zur Nachbarschaftspflege. Finan- gemeinsame Planung bzw. Nutzungen/Vorha- ziert wird das Aufsiedlungsmanagement für die ben auf FRANKLIN: u.a. Arbeitsgemeinschaft 20
Barrierefreiheit, Badischer Blinden- und Sehbe- und Sozialpolitik FRANKLIN und der Mobilitäts- hindertenverein (BBSV), Wespinstift, Johannes planung sowie kontinuierliche Abstimmung/ Diakonie, Reha Südwest Regenbogen gGmbH, Einbindung von Personal aus den planerischen, Johann-Peter-Heim, Roll in Tagespflege, FRANK- infrastrukturellen und technischen Bereichen der LIN Field Verein, Hundenachhilfe, KiTa-Träger. MWSP und Stadt sowie der Öffentlichkeitsarbeit/ Weiter wird die frühe Belebung des Gebietes un- Eventplanung der MWSP. terstützt von der katholischen und evangelischen Kirche in einem Bauwagen vor Ort sowie einer Budget, Finanzierung, Kosten Initiative von Stadt/MWSP mit migrantischen Das Gesamtvolumen FRANKLINs beläuft sich auf Vereinen unterschiedlicher Nationalitäten, ein über 220 Mio. Euro. Im Rahmen des Business- Interkulturelles Haus Mannheim (IKHM) auf plans der MWSP für FRANKLIN sind veränder- FRANKLIN aufzubauen. liche Anteile für soziale, ökologische und ener- getische Entwicklungen je nach Planungsstand DER PROZESS und Wirksamkeit vor Ort als Mischkalkulation innerhalb des Gesamtbudgets eingeplant. Dies Ablauf, Meilensteine wird regelmäßig fortgeschrieben und durch einen Bürgerbeteiligung: 1000 Ideen, vier Weißbücher, Aufsichtsrat genehmigt. Markenbildung, Definition von Qualitäten Konversion: Rahmenplan, Flächenerwerb, WAS IST INKLUSIV? WIRKUNGEN VON Flächenvermarktung, Investorenbindung, Um- INKLUSION? setzung nach Qualitätskriterien (FRANKLIN- Qualitätskriterien, Indikatoren Zertifikat etc.), Öffentlichkeitsarbeit, Aufsied- lungsmanagement Sozial gemischte, interkulturelle, ökologisch und planerisch qualitative, nachhaltige Belebung von Soziale Mischung: Netzwerkbildung mit vielfäl- FRANKLIN-Mitte gem. FRANKLIN-Zertifikat, im tigen Partnern innerhalb und außerhalb der Gesamtgebiet in Anlehnung an die Zertifikats- Verwaltung, Partnerkooperationen, Investitions- kriterien und gem. Mischungsgrundsätzen. entscheidungen, gemeinsame Veranstaltungen, Planung sozialer (inklusiver, generationsüber- Wirkungen, Mehrwert greifender) und interkultureller Vorhaben dezen- tral im Quartier (Bsp. Programm Quartier 2020, Im Sinne der sozialen Durchmischung sind auf Zwischennutzungen, Jugendwohngruppen, in- FRANKLIN mehrere Standorte für öffentliche klusives Wohnen und Kompetenzzentrum, KiTas, Begegnungen und inklusive/soziale Maßnahmen Grundschule, IKHM etc.), neue Mobilitätsformen geplant. Sowohl im Zentrum mit der Kirche als für die Zukunft auch im Hinblick auf Inklusion und multireligiösen Begegnungsraum, als auch den Barrierefreiheit Teil Mitte umgebende Standorte für Sport-, Spiel-, Grün- und Kulturnutzungen sowie einen Beteiligungsformen und Zielgruppen öffentlichen Raum, der in seiner Ausgestaltung ein soziales, gleichberechtigtes Miteinander Neben den vielfältigen Beteiligungsformen ermöglicht. wurde 2017 ein FRANKLIN-Beirat ins Leben gerufen, der sich unter der Federführung des Das Teilgebiet Funari enthält Planungen zur Aufsiedlungsmanagements für die nächsten drei interkulturellen Belebung, ebenso wie integrative Jahre aus Investoren/Projektentwicklern, prägen- und inklusive Nutzungen. Im Teilgebiet Sullivan den Mietern, Nutzern und Vereinen sowie Fach- bilden sich derzeit Strukturen des künstlerischen bereichen der Stadt zusammensetzt. Mind. zwei- und musikkreativen Bereichs heraus. Dem Wesen mal pro Jahr können die Partner der Aufsiedlung FRANKLINs entsprechend, werden offene Be- auf dieser Ebene Ideen und Erfahrungen ein- gegnungsräume entstehen, die auch für den bringen und an der aktiven Quartiersentwicklung generationenübergreifenden Bedarf geplant sind. mitwirken. Was ist an „inklusiver Qualität“ entstanden? RESSOURCEN Identifikation mit dem neuen Quartier ist bei Personalanteile Aufsiedlung spürbar: Durch die verschiedenen Zwei Personen anteilig Aufsiedlungsmanage- Beteiligungsformen und Veranstaltungsformate ment zzgl. strategische Begleitung der Bildungs- wurde deutlich von Experten in eigener Sache 21
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