ISEK Cloppenburg Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept für die Stadt Cloppenburg Stadt Cloppenburg (Landkreis Cloppenburg, Niedersachsen)
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ISEK Cloppenburg Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept für die Stadt Cloppenburg Stadt Cloppenburg (Landkreis Cloppenburg, Niedersachsen) Bearbeitung SWECO GmbH, Bremen
Impressum Auftraggeber: Stadt Cloppenburg (Landkreis Cloppenburg) Auftragnehmer: Sweco GmbH Postfach 34 70 17 28339 Bremen Friedrich-Mißler-Straße 42 28211 Bremen Bearbeitung: M.Sc. Constantin Tönsing Dipl.-Ing. Horst Heinicke M.A. Dominik Odloschinski Bearbeitungszeitraum: März 2016 bis Dezember 2016
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenstellung und Übersicht über den Planungs- und Beteiligungsprozess 1 1.1 Aufgabenstellung 1 1.2 Die Bausteine der Bürgerbeteiligung 2 2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen 5 2.1 Lage im Raum und Gliederung der Stadt 5 2.2 Übergeordnete Planungen, regionale Zusammenarbeit 7 2.3 Historische Entwicklung der Stadt 10 3 Standort- und Problemanalyse 13 3.1 Städtebau und Verkehr 13 3.2 Wohnstandort und Bevölkerung 17 3.3 Wirtschaftsstruktur und -entwicklung 25 3.4 Arbeitsmarkt und Qualifikation 30 3.5 Tourismusstandort & Gastgewerbe 31 3.6 Freizeit und Kultur 32 3.7 Schulstandort und soziale Infrastruktur 34 3.8 Kernbefunde der Analyse der Stärken und Schwächen 35 4 Bilanzierung der erfolgten Innenstadtentwicklung 39 5 Ziele der Stadtentwicklung 47 6 Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept 49 6.1 Fortschreibung von Maßnahmen aus dem ISEK 2007 49 6.1.1 Mehrgenerationen- und Begegnungspark Städtisches Stadion 49 6.1.2 Sanierung und Umgestaltung Marktplatz 51 6.2 Neue Maßnahmen für das ISEK 2017 53 6.2.1 Entwicklungs- und Sanierungsziele für die Innenstadt 53 6.2.2 Innenstadtnahes Wohnen 56 6.2.3 Optimierung der verkehrlichen Erschließung 57 6.3 Handlungsempfehlungen für die Stadtentwicklung 58 7 Maßnahmenübersicht 61 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite I www.sweco-gmbh.de
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Auftaktveranstaltung am 08.06.2016 (Fotos: Sweco GmbH) 3 Abb. 2. Übersicht über den Beteiligungsprozess 4 Abb. 3: Räumliche Lage der Stadt Cloppenburg im Landkreis Cloppenburg (Quelle: Wikipedia) 5 Abb. 4: Räumliche Lage der Stadt Cloppenburg im nördlichen Niedersachsen (Quelle: Google Maps) 6 Abb. 5: Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) Landkreis Cloppenburg (2005) 7 Abb. 6: Auszug aus dem Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Cloppenburg (2005) 8 Abb. 7: Baureste der Burg Cloppenburg, im Hintergrund das Amtshaus (Jugendstilbau) (Foto: Sweco) 10 Abb. 8: Historische Karte Cloppenburg & Crapendorf 1805 (Quelle: Wikipedia) 10 Abb. 9: Historische Karte Cloppenburg & Crapendorf (Quelle: Stadt Cloppenburg) 11 Abb. 10: Cloppenburg - Kernstadt (Quelle: Topographische Karte) 14 Abb. 11: Verkehrsnetz der Stadt Cloppenburg (Quelle: Stadt Cloppenburg) 16 Abb. 12: Bevölkerungsentwicklung im Vergleich (1990 – 2014) Index: 1990=100 (Quelle: LSN: Tabellen: A1000001G, Stand: 31.12.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 17 Abb. 13: Natürliche Bevölkerungsentwicklung (1990 - 2014) (Quelle: LSN: Tabelle: Z1100001, Stand: 31.12.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 18 Abb. 14: Wanderungen (1990 – 2014) (Quelle: LSN: Tabelle: K1200121, Stand: 31.12.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 19 Abb. 15: Altersstruktur der Bevölkerung (1990 – 2014) (Quelle: LSN: Tabellen: A100002G, Z100110G, Stand: 31.12.2015; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 20 Abb. 16: Bevölkerungsprognose im Vergleich (1990 - 2014) Index: 1990=100 (Quelle: Bertelsmann Stiftung (wegweiser-kommune.de); Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 21 Abb. 17: Prognose der Altersstruktur (2014 – 2030) (Quelle: GEWOS 2015 – Bedarfsanalyse „Wohnen im Alter“ in Cloppenburg;; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 22 Abb. 18: Bevölkerungspyramide Cloppenburg (Quelle: NIW 2012 Demografiebericht Cloppenburg) 23 Abb. 19: Einwohnerentwicklung in den Ortsteilen bis 2030 (Quelle: GEWOS 2015; Darstellung: Sweco) 24 Abb. 20: Entwicklung der über 65-Jährigen in den Ortsteilen bis 2030 (Quelle: GEWOS 2015; Darstellung: Sweco GmbH) 25 Abb. 21: Beschäftigtenentwicklung insgesamt seit Anfang der 90er Jahre (Quelle: LSN: Tabelle: A70A0501, K70I5101; Stand: 30.06.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 27 Seite II 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
Inhaltsverzeichnis Abb. 22: Beschäftigtenentwicklung im Produzierenden Gewerbe seit Anfang der 90er Jahre (Quelle: LSN: Tabellen: K70B0111, K70F3111, K70D3111, K70I5101, K70H5101, Stand: 30.06.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 28 Abb. 23: Beschäftigtenentwicklung im Dienstleistungssektor seit Anfang der 90er Jahre (Quelle: LSN: Tabellen: K70B0111, K70F3111, K70D3111, K70I5101, K70H5101, Stand: 30.06.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco) 29 Abb. 24: Arbeitslosigkeit in der Stadt und im Landkreis Cloppenburg (Quelle: Komsis 2016) 30 Abb. 25: Entwicklungsansätze Kernstadt – Maßnahmenübersicht aus ISEK 2007 39 Abb. 26: Bernay-Platz im Sommer (Foto: Sweco) 40 Abb. 27: Bernay-Platz im Winter (Foto: Sweco) 40 Abb. 28: Soestebad (Foto: Sweco) 41 Abb. 29: Luftbild Stadion Cloppenburg (Quelle: trip-suggest.com) 42 Abb. 30: Stadion Cloppenburg (Foto: Sweco GmbH) 42 Abb. 31: Gestaltung erster Abschnitt Marktplatz (Foto: Sweco GmbH) 42 Abb. 32: Gestaltung Bushaltestelle Marktplatz (Foto: Sweco GmbH) 42 Abb. 33: Bgm.-Heukamp-Straße - Parkplatzsituation 1 (Foto: Sweco GmbH) 43 Abb. 34: Bgm.-Heukamp-Straße - Parkplatzsituation 2 (Foto: Sweco GmbH) 43 Abb. 35: Eingang / Anbau Kulturbahnhof (Foto: Sweco GmbH) 44 Abb. 36: Bahnhof Cloppenburg (Foto: Sweco GmbH) 44 Abb. 37: Ruine Burgturm (Foto: Sweco GmbH) 45 Abb. 38: Sanierung / Umnutzung Stadion Cloppenburg (Quelle: Stadt Cloppenburg) 50 Abb. 39: Entwurf Mehrgenerationenpark: Fitness, Parcours, Streetball, Skatepark (Quelle: Planungsbüro Gerdes) 51 Abb. 40: Entwurf: Umgestaltung des Markplatzes - Bauabschnitt 2 u. 3 (Quelle: IPW) 52 Abb. 41: Entwurf: Nutzungsidee Platz vor der Roten Schule als Veranstaltungsfläche (Quelle: IPW) 52 Abb. 42: Vorschlag Pflasterung Mühlenstraße in Anlehnung an die Lange Straße (Quelle: Stegemann GaLaBau) 55 Abb. 43: Glasdach „Stadtmitte“, Ansicht Süden (Quelle: Stadt Cloppenburg / LOGIS) 55 Abb. 44: Vorschlag Ufergestaltung Soeste (Quelle: Siegmund Landschaftsarchitektur) 56 Abb. 45: Gestaltungsvorschlag: Parkhaus an der Soeste (Darstellung: Sweco GmbH) 56 Abb. 46: Wohn- und Geschäftshaus in der Mühlenstraße 57 Abb. 47: Wohn- und Geschäftshaus Auf dem Hook 57 Abb. 48: Neugestaltung der Kirchhofstraße (Quelle: Stadt Cloppenburg) 58 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite III www.sweco-gmbh.de
1 Aufgabenstellung und Übersicht über den Planungs- und Beteiligungsprozess 1 Aufgabenstellung und Übersicht über den Planungs- und Beteiligungsprozess Im Februar 2016 wurde die Sweco GmbH (vormals Grontmij) aus Bremen von der Stadt Cloppenburg mit der Fortschreibung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungs- und Wachstumskonzeptes aus dem Jahr 2007 beauftragt. Hintergründe für die Erarbeitung sind u. a. Fortschritte im Prozess der Ge- bietsentwicklung, neu entstandene Problemlagen und Herausforderungen für die Stadtentwicklung in Verbindung mit der Ergänzung neuer Projekte sowie das Nichtzustandekommen bestimmter Maßnah- men. Vor diesem Hintergrund strebt die Stadt eine Aktualisierung ihrer städtischen Leitlinien und Ziele an. Parallel zum Erarbeitungsprozess des ISEK erfolgte die Durchführung einer Vorbereitenden Unter- suchung (VU) gem. § 141 BauGB zur Feststellung der Sanierungsbedürftigkeit des zuvor abgegrenzten Untersuchungsgebietes „Mühlenstraße / Innenstadt“. 1.1 Aufgabenstellung Ausgangslage und Aufgabenstellung Das Betrachtungsgebiet des ISEK umfasst das gesamte Stadtgebiet. Der Fokus der Bestandsanalyse, der Zieldiskussion sowie des Entwicklungskonzeptes liegt jedoch auf der Kern- bzw. Innenstadt. Dort leben mit rund 26.660 Einwohnern (Stand 12/2014) ca. 80 % der Gesamtbevölkerung Cloppenburgs. Die Innenstadt nimmt dabei eine besondere Stellung in der Betrachtung ein, da sich dort die zentralen Versorgungsbereiche sowie wichtige kulturelle, soziale und verwaltungstechnische Einrichtungen befin- den. Somit leistet die Kern- bzw. Innenstadt einen entscheidenden Beitrag für eine nachhaltige und zu- kunftsorientierte Entwicklung der Gesamtstadt Cloppenburg. Mit der vorliegenden Fortschreibung soll nach rund zehn Jahren eine Aktualisierung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungs- und Wachstumskonzepts aus dem Jahr 2007 erfolgen. Die Basis dafür bildet eine Analyse der aktuellen Situation und eine Zwischenbilanzierung des bislang erfolgten Ge- bietsentwicklungsprozesses. Daraus sollen Schlussfolgerungen zur strategischen Nachsteuerung abge- leitet und Maßnahmen für eine weitere zukunftsorientierte positive Stadtentwicklung (weiter-)entwickelt werden. Planungsprozess Zunächst erfolgte die Ermittlung der Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen auf Grundlage vorlie- gender Gutachten, Studien und verfügbarer statistischer Daten, ergänzt durch eigene Bestandserhe- bungen und intensive Abstimmungen mit Bürgern, Politik und Verwaltung der Stadt. Dabei wurden folgende relevante Handlungsfelder identifiziert: x Einzelhandel und Innenstadt als Versorgungszentrum, x Wohnen, x Arbeit und Wirtschaft, x Verkehr, x Soziale Infrastruktur und Bildung, x Energie und Umweltschutz, x Kultur, Sport, Freizeit und Erholung. 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 1 www.sweco-gmbh.de
1 Aufgabenstellung und Übersicht über den Planungs- und Beteiligungsprozess Weiterhin wurden die bei der Standort- und Problemanalyse erkannten Stärken und Schwächen der Stadt eingehend betrachtet und in einem offenen Beteiligungsprozess gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, der Verwaltung und Politik diskutiert. Aus den Ergebnissen der Bestandsanalyse sowie ihrer öffentlichen Diskussion wurden strategische Ziele für die zukünftige städtebauliche Entwicklung von Cloppenburg abgeleitet und ebenfalls mit den Bürgerinnen und Bürger sowie Politik und Verwaltung abgestimmt. Planungsgrundlagen Die Stadt Cloppenburg verfügt über diverse bereits durchgeführte Gutachten, Planungen und Konzepte. Folgende sind von großer Relevanz für das ISEK: x Integriertes städtebauliches Entwicklungs- und Wachstumskonzept (2007), x Städtebaulicher Rahmenplan Innenstadt (2009), x Masterplan Mühlenstraße (2013), x Stadtkonzeption 2025 - Kurs in die Zukunft (2013), x Bauleitplanung der Stadt Cloppenburg (Flächennutzungsplan und Bebauungspläne). 1.2 Die Bausteine der Bürgerbeteiligung Da die Stadt Cloppenburg der Sweco GmbH im Februar 2016 den Auftrag zur parallelen Erarbeitung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) sowie der Vorbereitenden Untersu- chungen (VU) zur Sanierungsbedürftigkeit des Bereiches „Mühlenstraße / Innenstadt“ erteilt hatte, wur- de ein gemeinsamer Beteiligungsprozess für beide Planungen gestaltet. Zum Auftakt wurde am 08. Juni 2016 eine öffentliche Bürgerinformation im Ratssaal des Cloppenburger Rathauses durchgeführt. Ziel der Veranstaltung war die Vorstellung des Planungsanlasses, der Pla- nungsinhalte sowie des Verfahrensablaufes. Darüber hinaus wurden erste Ideen und Inhalte für den Planungsprozess mit den anwesenden Bürgern diskutiert. Interessierte konnten sich für die Teilnahme am Arbeitskreis anmelden. Der Arbeitskreis wurde zur planungsbegleitenden Abstimmung und Erarbeitung des ISEK und der VU eingerichtet. Beteiligt waren politische Vertreter, engagierte Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der Ver- waltung sowie Mitarbeiter des beauftragten Planungsbüros Sweco, die sich an drei Terminen über die unterschiedlichen Themen austauschten. Die Sitzungen des Arbeitskreises fanden am 25. August 2016, 15. September 2016 und 19. Oktober 2016 statt. Die Inhalte der Arbeitskreissitzungen wurden durch eine Lenkungsgruppe vorbereitet, die aus Vertretern der Verwaltung und des Planungsbüros Sweco bestand. Die Lenkungsgruppe tagte am 15. August 2016 und am 11. Oktober 2016. Seite 2 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
1 Aufgabenstellung und Übersicht über den Planungs- und Beteiligungsprozess Abb. 1: Auftaktveranstaltung am 08.06.2016 (Fotos: Sweco GmbH) 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 3 www.sweco-gmbh.de
1 Aufgabenstellung und Übersicht über den Planungs- und Beteiligungsprozess Abb. 2. Übersicht über den Beteiligungsprozess Seite 4 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen 2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen 2.1 Lage im Raum und Gliederung der Stadt Im Nordwesten Niedersachsens, eingebettet in das Oldenburger Münsterland, liegt die Kreisstadt Clop- penburg im gleichnamigen Landkreis. Die Stadt mit ihren zehn Ortschaften Ambühren, Bethen, Emste- kerfeld, Galgenmoor, Kellerhöhe, Staatsforsten, Stapelfeld, Sternbusch, Schmertheim und Vahren er- streckt sich auf einer Fläche von 70,62 km². Bezüglich der Einwohnerzahlen nimmt Cloppenburg mit 33.6011 Einwohnern vor Friesoythe (21.871 Einwohner) und Löningen (13.300 Einwohner) die Spitzen- position im Landkreis ein. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund beträgt hier etwa 8,5 % und wird insbesondere durch russische Spätaussiedler geprägt. Das vorliegende Konzept konzentriert sich auf den Kernstadtbereich der Stadt Cloppenburg. Die zehn Ortschaften waren keine Betrachtungsschwerpunkte des vorliegenden ISEK. Abb. 3: Räumliche Lage der Stadt Cloppenburg im Landkreis Cloppenburg (Quelle: Wikipedia) 1 LSN, Stand 30.09.2015 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 5 www.sweco-gmbh.de
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen Regionale Einordnung Cloppenburg hat die Funktion eines Mittelzentrums mit überregionaler Versorgungsfunktion für die um- liegenden Gemeinden und liegt in relativer Nähe zu den städtischen Verdichtungsräumen Bremen (70 km), Osnabrück (75 km) und Oldenburg (40 km). Die B 213 und die B 72 sind die zentralen Ver- kehrsachsen der Kreisstadt Cloppenburg und dienen überdies als Zubringer zur A 1 (Hansalinie) und A 29 (Jadelinie), die etwa 10 km östlich der Stadt verlaufen. Abb. 4: Räumliche Lage der Stadt Cloppenburg im nördlichen Niedersachsen (Quelle: Google Maps) Überdies ist Cloppenburg an die Eisenbahnstrecke „Osnabrück – Cloppenburg – Oldenburg - Wilhelms- haven“ angebunden und verfügt damit im Bereich des Güter- und Personenverkehrs über eine Anbin- dung an die Wirtschaftsräume der nahen Oberzentren Oldenburg und Osnabrück. Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs und der Mobilitätsversorgung haben sich der Land- kreis Cloppenburg und die ansässigen Bus-Verkehrsunternehmen zur „Verkehrsgemeinschaft Landkreis Cloppenburg (VGC)“ zusammengeschlossen. Das Liniennetz des Busverkehrs umfasst dabei überregi- onale und regionale Hauptverbindungsstrecken mit Standardangeboten von mehreren Fahrten pro Trag (von Montag bis Freitag), die teilweise auch in den Schulferien vorgehalten werden können. An Samsta- gen wird auf den Hauptverkehrslinien ein eingeschränktes Fahrtenangebot vorgehalten und mittels Sonderlinien zu besonderen Anlässen (Discobus, Stoppelmarkt Vechta etc.) ergänzt. Eine Anbindung an den Fernbusverkehr wurde an der nahegelegenen Bundesautobahn (A1) durch das Unternehmen Flixbus eingerichtet. Weitere Angebote dieser neuartigen Mobilitätsform können über die nahen Ober- zentren Oldenburg und Osnabrück in Anspruch genommen werden. Seite 6 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen Der Landkreis Cloppenburg, der drei Städte und zehn Gemeinden umfasst, hat eine Fläche von rd. 1.418 km² und 164.803 Einwohner (LSN, Stand 30.09.2015). Innerhalb der ländlich strukturierten Regi- on bildet der Landkreis Cloppenburg gemeinsam mit dem benachbarten Landkreis Vechta den Kultur- raum „Oldenburger Münsterland“. Die Stadt Cloppenburg ist neben dem Kreissitz zugleich die größte Stadt im Landkreis. Aus der früheren Ackerbürgerstadt hat sich in den vergangenen 70 Jahren ein moderner Wirtschaftsstandort mit mittel- ständischer Prägung entwickelt. Darüber hinaus befinden sich in der Kreisstadt eine Vielzahl von öffent- lichen und privaten Dienstleistungseinrichtungen, Behörden und öffentlichen Dienststellen. Aufgrund seiner zentralen Lage zwischen den Oberzentren Oldenburg, Bremen und Osnabrück besitzt Cloppen- burg als „die Einkaufsstadt“ im Oldenburger Münsterland eine hohe Bedeutung. Der Landkreis Cloppenburg grenzt im Norden an die Landkreise Leer, Ammerland und Oldenburg, im Osten und Süden an die Landkreise Vechta und Osnabrück und im Westen an den Landkreis Emsland. 2.2 Übergeordnete Planungen, regionale Zusammenarbeit Abb. 5: Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) Landkreis Cloppenburg (2005) 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 7 www.sweco-gmbh.de
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen Regionales Raumordnungsprogramm LK Cloppenburg 2005 Das Regionale Raumordnungsprogramm, in dem auch eigenständige regionale Ziele für den Planungs- raum verbindlich festgelegt sind, ist aus dem Landes-Raumordnungsprogramm zu entwickeln - d. h. für Niedersachsen auf Landkreisebene. Der Regionalplan bildet die Grundlage für die Koordinierung der raumbedeutsamen Vorhaben, d. h. öffentliche Planungsträger haben die Ziele der Raumordnung bei ihren raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu beachten. Das Regionale Raumordnungspro- gramm weist Cloppenburg die Funktion des Mittelzentrums zu. Darüber hinaus wird auf die überregiona- le Bedeutung des Museumsdorfs für die Kreisstadt Cloppenburg hingewiesen und diese als besonders schützenswert eingestuft. Damit geht die Forderung einher, dass das Umfeld von Kulturdenkmälern angemessen zu gestalten ist und dies in der Bauleitplanung der Stadt Cloppenburg durch entsprechen- de Festsetzungen zu berücksichtigen ist. Mittelzentrum Autobahn Haltepunkt (Schiene) Standort mit der Schwerpunktaufgabe Sicherung von Arbeits- stätten Standort mit der beson- deren Entwicklungsauf- gabe Erholung Kulturelles Sachgut Abb. 6: Auszug aus dem Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Cloppenburg (2005) Landschaftsrahmenplan Landkreis Cloppenburg Der Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Cloppenburg ist das Ergebnis einer erstmals flächen- deckenden, nach einheitlichen, vorgegebenen Kriterien vorgenommene Erhebung und Bewertung des Natur- und Landschaftszustandes und enthält gutachterliche Äußerungen über Arten- und Lebensge- meinschaften, das Landschaftsbild und die natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Klima/Luft. Aus dem Landschaftsrahmenplan allein lassen sich weder für die Gemeinden und Verbände noch für die Grundeigentümer verbindliche Pflichten und Zwänge ableiten. Die Umsetzung auch nur von Teilen der Inhalte des Landschaftsrahmenplanes bedarf weiterer, spezieller Verfahren, wie z. B. Raumord- nungsverfahren, Bauleitplanverfahren, Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren sowie natur- schutzrechtliche Schutzgebietsausweisungen, die nur unter Beteiligung der Betroffenen ablaufen kön- nen. Die zentrale Aufgabe des Landschaftsrahmenplanes ist es, ggf. für diese Verfahren das notwendi- ge naturschutzfachliche Abwägungsmaterial zu liefern. Mit Verfügung von 07.04.1998 hat die Bezirksre- gierung Weser-Ems die Zustimmung zum Landschaftsrahmenplan erteilt2. 2 www.lkclp.de, April 2015 Seite 8 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen Regionale Zusammenarbeit - REK Soesteniederung Die Stadt Cloppenburg ist Teil des Regionalmanagements Soesteniederung, das sich im Jahr 2015 im Wettbewerb mit anderen Regionen erneut erfolgreich behaupten konnte und nun die in einem Integrier- ten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) formulierten Entwicklungsperspektiven und Projekte weiter- hin gemeinsam umsetzen kann. Ziel dieser interkommunalen Zusammenarbeit ist die langfristige und nachhaltige Weiterentwicklung, Verbesserung und Sicherung der ökonomischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Lebensgrundlagen der Region. Bei der integrierten Betrachtung der unterschiedlichen Funktions- und Strukturbereiche stehen vor allem Themen wie Landwirtschaft, Wirtschaft, demographi- sche Entwicklung, Wohnen und Versorgung, Infrastruktur, Erholung und Tourismus sowie Kultur und Bildung im Vordergrund. Interkommunale Kooperation und Zugehörigkeit zu Planungsgemeinschaften Zweckverband ecopark Im Jahr 1999 wurde mit dem Bau des insgesamt 300 ha großen interkommunalen Gewerbeparks an der B 72 westlich der A 1 (Abfahrt Cloppenburg) begonnen. Dem Zweckverband gehören neben dem Land- kreis Cloppenburg die Gemeinden Cappeln und Emstek sowie die Stadt Cloppenburg an. Ausgerichtet ist das Gebiet auf den Bereich Life Science sowie auf Dienstleistungs-Know-How. Unternehmen aus den Branchen Nahrungs- und Genussmittel, Agrar- und Umwelttechnik, Medizin-, Bio- und Gentechno- logie, Gesundheits- und Pharmaindustrie, Kunststoffe, neue Materialien, Maschinenbau und Informati- onstechnologie sind hier angesiedelt. Zweckverband Thülsfelder Talsperre Im Jahr 1970 gründeten die Städte Cloppenburg und Friesoythe sowie die Gemeinden Garrel und Mol- bergen zusammen mit dem Landkreis Cloppenburg den Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre. 1999 kamen die Gemeinden Bösel und Emstek hinzu. Der Zweckverband hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre zu fördern, mit dem Ziel, die Landschaft zu erhalten und zu pflegen, die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen und eine naturnahe Erho- lung zu ermöglichen. Diese Aufgabe wird insbesondere durch die Lenkung des Fremdenverkehrs erfüllt. Hier sind Maßnahmen, die der Unterstützung, Förderung und Unterhaltung der naturnahen Erholung dienen, Einrichtungen und Betriebe innerhalb des Erholungsgebietes sowie die Entwicklung, Umset- zung, Vermarktung und Vermittlung von touristischen Konzepten und Angeboten zu nennen. Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e. V. In der Metropolregion im Nordwesten arbeiten die Landkreise, kreisfreien Städte und Stadtgemeinden im Kooperationsraum sowie die Bundesländer Bremen und Niedersachsen zusammen, um die Gemein- samkeiten in der Region zu fördern und die Vielfalt der Region zu nutzen. Der Zusammenschluss wurde am 28. April 2005 von der deutschen Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) als europäische Met- ropolregion anerkannt. Grundlage für die Gebietsabgrenzung ist die Fortsetzung des Gebietes der Re- gionalen Arbeitsgemeinschaft (RAG) Bremen-Niedersachsen von 1963. Übergeordnetes Ziel der Metro- polregion ist dabei die Beratung bei raumbedeutsamen Anliegen im gemeinsamen Planungsraum zur regionalen Entwicklung, die Profilierung der Metropolregion, die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Stärkung der Metropolfunktionen und die Fortschreibung des Regionalen Entwicklungskon- zeptes. Städtering Zwolle-Emsland Der Städtering Zwolle-Emsland ist ein Kooperationsverband von deutschen Kommunen aus den Land- kreisen Emsland und Cloppenburg niederländischen Kommunen aus den Provinzen Drenthe und Overijssel. Alle beteiligten Kommunen befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft entlang der Ver- kehrsachse der Europastraße E 233. Wichtigste Zielsetzung des Städterings ist dabei das Bemühen, 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 9 www.sweco-gmbh.de
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen einen hochwertigen, vierspurigen Ausbau der E 233 zwischen Zwolle und Cloppenburg voranzutreiben und darüber hinaus die Entwicklung von wirtschaftlichen Aktivitäten in der Region entlang der E 233 zu stimulieren. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in dieser Region bildet ein essentielles Element für die wirtschaftliche Entwicklung aller Teilnehmer innerhalb des Städterings. Innovationsnetzwerk Niedersachsen Das Innovationsnetzwerk Niedersachsen ist ein Zusammenschluss der niedersächsischen Technologie- transfer- und Innovationsförderstellen mit dem Ziel einer verstärkten Zusammenarbeit und einer Ver- knüpfung der Informationsquellen und Kommunikationssysteme. Seit der Gründung 1990 haben sich mehr als 250 Mitglieder aus Hochschulen, Kammern, Wirtschaftsförderungseinrichtungen, Forschungs- einrichtungen, Technologie- und Gründerzentren, Transfereinrichtungen sowie sonstigen Transferakteu- ren zusammengefunden. Die Mitglieder sind Ansprechpartner in allen Fragen der Innovations- und Wirt- schaftsförderung 2.3 Historische Entwicklung der Stadt Cloppenburg erwuchs aus ursprünglich zwei dem Alter und der Entstehungsgeschichte nach unter- schiedlichen Siedlungskernen. Über die ältere, auf dem Geestrand gewachsene Siedlung Krapendorf, gibt es erste schriftliche Aufzeichnungen aus dem Jahre 819. Der Na- me „Cloppenburg“ hingegen wird erstmalig 1297 erwähnt. Damals errichteten die Grafen von Tecklenburg in unmit- telbarer Nähe der Siedlung Krapendorf an der Soeste- Niederung die Befestigungsanlage Cloppenburg, um in diesem Gebiet endgültig die Landeshoheit zu sichern. Nach über 100 Jahren tecklenburgischer Herrschaft ging dieses Gebiet infolge häufiger Fehden der Tecklenburger Grafen mit den Bischöfen von Münster und Osnabrück in münsterschen Besitz über. Im Friedensvertrag von 1400 zwischen Münster und Tecklenburg wurden die Gebiete Abb. 7: Baureste der Burg Cloppenburg, im um Cloppenburg und Friesoythe als Amt Cloppenburg Hintergrund das Amtshaus dem Fürstbistum Münster angegliedert. Trotz der geogra- (Jugendstilbau) (Foto: Sweco) phischen Lage zwischen Hamburg und Osnabrück gehört es immer noch zum Bistum Münster. Im Jahre 1435 verlieh der Bischof von Münster der Siedlung Clop- penburg das Stadtrecht mit eigener Gerichtshoheit. Abb. 8: Historische Karte Cloppenburg & Crapendorf 1805 (Quelle: Wikipedia) Seite 10 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen Nach dem Reichsdeputationshauptschluss wurde Cloppenburg Teil des Herzogtums Oldenburg. Die Stadt zählte etwa 1.600 Einwohner, als im Jahre 1855 das Kirchspiel Krapendorf und die Burg-Stadt Cloppenburg zu einer Stadtgemeinde vereinigt wurden. Im Jahr 1934 erfolgten die Gründung und der erste Spatenstich des Freilichtmuseums als Erweiterung des schon seit 1922 existierenden Heimatmuseums. Bis heute ist das Museumsdorf Cloppenburg fest in der Region verwurzelt und dient als Bildungs- und Forschungseinrichtung zur Kultur- und Landwirt- schaftsgeschichte in Niedersachsen. Während 2004 allein 60.000 Kinder und Jugendliche das Museum im Rahmen des Schulunterrichts besucht haben, wurden 2009 über 250.000 Besucher registriert. Dies zeigt die überregionale Bedeutung des Museums. Bedingt durch den landwirtschaftlichen Aufschwung im südoldenburgischen Geestraum, die verbesserte Verkehrserschließung durch die Eisenbahn sowie den Ausbau des Straßenverkehrsnetzes zur Zeit der Industrialisierung stärkte Cloppenburg schon früh seine Stellung als Markt- und Umschlagplatz für ag- rarwirtschaftliche Erzeugnisse. Aus dem einst rein landwirtschaftlich orientierten Umland der Kreisstadt ist mittlerweile ein leistungsstarker Wirtschaftsraum geworden. Die Arbeitslosigkeit liegt im deutschen und insbesondere im niedersächsischen Vergleich unter dem Durchschnitt. Neben der Nahrungsmittel- branche haben sich dank gezielter Wirtschaftsförderung bis heute etliche Großbetriebe und solide, kon- kurrenzfähige klein- und mittelständische Betriebe angesiedelt. Abb. 9: Historische Karte Cloppenburg & Crapendorf (Quelle: Stadt Cloppenburg) 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 11 www.sweco-gmbh.de
2 Planungsvorgaben und Rahmenbedingungen Seite 12 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
3 Standort- und Problemanalyse 3 Standort- und Problemanalyse 3.1 Städtebau und Verkehr Stadträumliche Gliederung Betrachtet man die Stadt Cloppenburg in der Übersicht, so ist festzustellen, dass sie sich als eine relativ kompakte Siedlungseinheit präsentiert. Ausgehend vom historischen Stadtkern, erfolgte die Siedlungs- entwicklung entlang der axial auf die Innenstadt zulaufenden Hauptverkehrsachsen. Neben der Kernstadt, dem eigentlichen Zentrum der baulichen Entwicklungen, gibt es zehn weitere Ortsteile. Diese sind Ambühren, Bethen, Emstekerfeld, Galgenmoor, Kellerhöhe, Staatsforsten, Stapel- feld, Sternbusch, Schmertheim und Vahren. In den Ortsteilen stehen den Bürgerinnen und Bürgern Ortsvorsteher als Ansprechpartner zur Verfügung, die im Interesse einer bürgernahen Verwaltung Hilfs- funktionen für die Stadtverwaltung erfüllen. Bei diesen außerhalb des Stadtkerns gelegenen Siedlungs- einheiten handelt es sich zumeist um alte, historisch gewachsene Bauernschaften mit ihren ländlich strukturierten Ortslagen. Eine Ausnahme bilden die Ortsteile Emstekerfeld, Sternbusch und Galgen- moor. Sie sind nach 1945 als von der Kernstadt abgesetzte Siedlungsbereiche entstanden und verfügen heute über jeweils ca. 2.000 bis 3.500 Einwohner. Im Laufe der Jahre sind einige ihrer Siedlungsteile an das Zentrum herangewachsen, oder es hat in den Räumen zwischen diesen kleinräumigen Siedlungs- ansätzen und der Kernstadt eine Gewerbeansiedlung stattgefunden, so dass im Stadtgrundriss die Kon- turen der jeweiligen Siedlungsflächen z. T. kaum noch zu erkennen sind. Die Ortschaften Sternbusch und Galgenmoor werden daher heute der Kernstadt zugeordnet. Der Siedlungsbereich der Kernstadt wird im Norden begrenzt durch die Ortsumgehung im Zuge der B 213/B 72. Im Süden des historischen Zentrums der Stadt stellt die Bahnlinie Osnabrück - Oldenburg eine städtebauliche Zäsur dar, sodass der Schwerpunkt der Stadtentwicklung sich hauptsächlich im Raum zwischen diesen beiden Verkehrsachsen vollzogen hat. Einzig westlich der Kernstadt überschreitet die Siedlungsentwicklung die Barriere der Ortsumgehung. Jenseits der B 213 wurde nur im Bereich nördlich und südlich der Vahrener Straße eine Fläche für einen weiteren zusammenhängenden Wohnsiedlungsansatz in Anspruch genommen. Südlich dieser Wohn- bauflächen hat sich ein Gewerbeansatz entlang der B 213 (Gewerbegebiet Cloppenburg-West) heraus- gebildet. Weitere großflächige Industrie- und Gewerbeflächen wurden vor allem östlich der Bahnstrecke Oldenburg/Osnabrück ausgewiesen. Darüber hinaus hat im Ortsteil Emstekerfeld, südlich und östlich der Bahnlinie, entlang der Sevelter Straße (K 173) sowie im Bereich der Emsteker Straße (L 836), eine weitergehende Wohnbauentwicklung stattgefunden. (vgl. Abb. 10) 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 13 www.sweco-gmbh.de
3 Standort- und Problemanalyse Abb. 10: Cloppenburg - Kernstadt (Quelle: Topographische Karte) Die Entwicklung im Wohnungsbau vollzog sich in verschiedenen zeitlichen Abschnitten. Die ersten groß- flächigen Wohngebietsausweisungen erfolgten in den 1950er und 1960er Jahren und setzten sich vor allem in den 1980er und 1990er Jahren weiter fort. Bestimmende Wohnform der Wohnquartiere war und ist das Einfamilienhaus. Mittlerweile hat diese zum Teil sehr dynamisch verlaufende Entwicklung nach- gelassen. Aufgrund der veränderten städtebaulichen Rahmenbedingungen (z. B. Rückgang des Bevöl- kerungszuzugs, Wegfall der Eigenheimzulage u. a.) ist die Wohnbaulandnachfrage stark zurückgegan- gen. Da die Bereitstellung von Wohnbau- und Gewerbeflächen aufgrund der langfristig orientierten Flä- chenausweisungen im Rahmen der Bauleitplanung für die Stadtentwicklung nicht mehr die Bedeutung hat wie in den 1980er und 1990er Jahren, wird sich das stadtpolitische Augenmerk zukünftig verstärkt auf die Innenstadt richten. In der Cloppenburger Innenstadt konzentriert sich eine Vielzahl von Einzelhandelsbetrieben mit einem hohen Anteil an der Gesamtverkaufsfläche. Hier werden rd. 37 % des Einzelhandelsgesamtumsatzes der Stadt Cloppenburg erzielt. In der Umgebung des innerstädtischen Kernbereiches sind auch die zent- ralen Einrichtungen wie Rathaus, Kreisverwaltung, Krankenhaus, Amtsgericht, eine Vielzahl von Schu- len, von kirchlichen, kulturellen und sozialen Einrichtungen sowie private Dienstleistungsunternehmen angesiedelt. Insgesamt besitzt die Stadt eine hohe Zentralität und stellt für das Umland einen wichtigen Versorgungsstandort dar; allerdings hat die Stadt in den vergangenen Jahren an Zentralität verloren. Das Geschäftszentrum mit Fußgängerzone definiert sich im Umfeld des historischen Stadtkerns. Zwar wurde die Innenstadt durch umfassende Maßnahmen in den späten 1970er und Anfang der 1980er Jahre, beispielsweise durch die Eröffnung der Fußgängerzonen in der Lange Straße und der Mühlen- straße umfassend attraktiviert, jedoch haben sich seither die nutzungsstrukturellen und gestalterischen Anforderungen an den Citybereich in starkem Maße verändert. Heute ist festzustellen, dass sich in den Seite 14 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
3 Standort- und Problemanalyse beiden vorgenannten Haupteinkaufsstraßen gegenläufige Entwicklungen abspielen: Während sich die Lange Straße durch umfassende Sanierungsmaßnahmen zum Aushängeschild des Einkaufsstandortes Cloppenburg entwickelt hat, sind in der Mühlenstraße negative Tendenzen erkennbar. Diese äußern sich u. a. im Bereich nördlich der Soeste durch leer stehende Ladenlokale, Brachflächen, geringe Auf- enthaltsqualität und eine teilweise marode Bausubstanz einiger Gebäude. Aus diesem Grund werden parallel zur Fortschreibung des ISEK für den Bereich Mühlenstraße Vorbereitende Untersuchungen (VU) gemäß § 141 BauGB durchgeführt. Angesichts der besonderen (überregionalen) Bedeutung des Einzelhandelsstandortes Innenstadt benö- tigt das Stadtzentrum neue Impulse. Zukünftig müssen verstärkt Maßnahmen zur Attraktivierung, Ent- wicklung und Stärkung des Zentrums realisiert werden. Im Mittelpunkt der Aufgaben werden hierbei sowohl die Ergänzung der Versorgungsstruktur des Einzelhandels selbst als auch die städtebauliche Modernisierung der Innenstadt stehen. Städtebauliche Defizite sind zurzeit vordringlich durch die Schaf- fung von Erweiterungsmöglichkeiten bestehender Standorte bzw. die Verknüpfung dieser neuen Stand- orte mit den vorhandenen Strukturen zu beheben. Es fehlen z. B. städtebauliche Übergänge des traditi- onellen Geschäftszentrums zu angrenzenden Handels- und Dienstleistungsbereichen bzw. die Ausprä- gung neuer Raumkanten im Stadtgrundriss zu innerstädtischen Grünzügen. Insbesondere im städtebau- lichen Umfeld der Bürgermeister-Heukamp-Straße mangelt es weiterhin an einem baulich-räumlichen Bezug der Innenstadt zur Flussaue der Soeste. Ansatzpunkte für eine stärkere Nutzungsverflechtung bestehen sowohl in einer stärkeren Aktivierung des vorhandenen Grün- und Freiflächenpotenzials, ins- besondere einer Öffnung zum Fluss, als auch in der Schaffung neuer, funktionsgerechter und attraktiver städtischer Räume, die der Gastronomie und der Tourismusentwicklung zu Gute kommen können. Auch Überlegungen über die notwendige Erweiterung der Parkplatzkapazität an der Bürgermeister-Heukamp- Straße, sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Nahe der Fußgängerzone bildet der Stadtpark die grüne Mitte und das historische Zentrum Cloppen- burgs. Dort stand im Hochmittelalter die Burg „Cloppenburg“, eine der beiden Keimzellen der Stadt. Die Fundamente des Turmes der alten Burganlage wurden im Jahre 1984 rekonstruiert und sichtbar ge- macht. Die geschichtliche Bedeutung dieses Ortes bleibt, bis auf die Präsentation der Rudimente des Burgturmes z. B. auswärtigen Besuchern jedoch weitgehend verborgen. Aufgrund dieser herausragen- den Stellung des Standortes in der Stadtgeschichte fehlen hier weitgehend Hinweise auf die geschichtli- chen Wurzeln der Stadt. Die zusätzliche Präsentation von Projekten zur Geschichte der Stadt, insbe- sondere zur „Cloppenburg“, könnte im kommunalen Raum des Stadtparkes die Vergangenheit stärker im alltäglichen Stadtbild verankern. Neben seiner alltäglichen Bedeutung als innerstädtischer Grün- und Freiraum, steht der Stadtpark u. a. für Veranstaltungen im Rahmen des Cloppenburger Kultursommers zur Verfügung und ist als Veranstaltungsort in zahlreiche andere städtische Kunst- und Kulturevents eingebunden. Stadtgestalterisch bedeutsam, vor allem als Entwicklungspotenzial für die Innenstadt, ist der Gewässer- lauf der Soeste. Der Fluss durchfließt weite Teile der Kernstadt in Ost-West-Richtung und tangiert das Stadtzentrum unmittelbar. Entlang der Soeste erstreckt sich östlich des Stadtparks das Museumsdorf Cloppenburg, ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt für die gesamte Region. Eine Verknüpfung von Mu- seumsdorf und Innenstadt durch die Schaffung eines weiteren Stadteingangs birgt indes großes Poten- zial für die Stadtentwicklung. Insbesondere in der Innenstadt ist der Fluss im Stadtbild jedoch kaum wahrnehmbar. Zwar konnte das Entwicklungsziel „Neugestaltung des Bereiches Stadthalle/ Mühlenstra- ße/Soeste“ aus dem ISEK 2007 weitestgehend durch die Umgestaltung des Bernay-Platzes und die Anlage einer Terrassenbrücke über der Soeste erreicht werden, dennoch besteht in dieser Hinsicht im westlichen Bereich der Mühlenstraße erheblicher Handlungsbedarf, um die Soeste sichtbar und erlebbar zu machen. Darüber hinaus wird das Potenzial der Soeste für die Freizeitgestaltung, Gastronomie und den Tourismus nur unzureichend ausgeschöpft. Vor allem die eingeschränkte Zugänglichkeit der Soes- te, fehlende uferbegleitende Wege sowie die fehlende Einbindung der Flussaue in stadt- und land- schaftsgestalterische Maßnahmen erfordern eine städtische Strategie, den Fluss für neue Nutzungen zu „öffnen“, ihn stärker in das Bewusstsein zu rücken und vor allem dem Stadtzentrum als „Innenstadt am 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 15 www.sweco-gmbh.de
3 Standort- und Problemanalyse Wasser“ ein besonderes Flair zu verleihen. Als „blaue Achse“ bietet die Soeste hervorragende Möglich- keiten, die Vernetzung zu anderen innerstädtischen Freiräumen herzustellen. Zentraler Veranstaltungsort für Märkte, Regionalmessen, Informationsbörsen und andere Großveran- staltungen ist der Marktplatz mit der 1929 erbauten Münsterlandhalle. Auf dem Gelände zwischen der Eschstraße und der Fritz- Reuter-Straße werden u. a. der Viehmarkt und Volksfeste abgehalten, auf denen bis zu 110 Geschäfte aller Art aufgebaut werden. Diese Veranstaltungen besitzen eine überregi- onale Bedeutung und werden von zahlreichen Gästen, z. T. auch aus dem Ausland besucht. Außerdem stehen an veranstaltungsfreien Tagen die Freiflächen des Marktplatzes den Besuchern der Innenstadt als gebührenfreier Parkplatz zur Verfügung. Somit besteht eine enge Verflechtung zur Cloppenburger Innenstadt. Diese ist in gestalterischer Hinsicht jedoch ausbaufähig und in technischer Hinsicht erneue- rungsbedürftig. Daher besteht für den Marktplatz Handlungsbedarf, vor allem bei der Erweiterung des Angebotes zeitgemäßer, marktbezogener technischer Ver- und Entsorgungsinfrastruktur. Verkehrsstruktur Über die im Osten des Stadtgebietes, in einer Entfernung von 15 km vom Stadtkern gelegene An- schlussstelle Cloppenburg ist Cloppenburg an die Bundesautobahn A 1 und somit an das Bundesfern- straßennetz angebunden. Ein weiterer Autobahnanschluss besteht in ca. 10 km Entfernung über die Anschlussstelle Ahlhorn an die BAB 29. Überregionale bzw. regionale Straßenverbindungen zu den benachbarten Grund- und Mittelzentren verlaufen über die Bundesstraßen B 213 (Europastraße 233), die B 72 und B 68, die Landesstraße L 836 sowie über die Kreisstraßen K 153, K 168, K 170, K 172, K 173 und K 46. Das Grundgerüst der Verkehrserschließung bilden die Bundesstraßen 68 und 213, die Landesstraße 836 sowie die Kreisstraßen 153, 168, 170, 171 und 172. Vernetzt werden diese überregionalen Stra- ßenverbindungen durch ein System von bestehenden innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen. Die ge- plante Südtangente soll künftig die Verbindung von der B 213 zur L 836 herstellen. In das Streckennetz der Nordwest-Bahn ist Cloppenburg über die Verbindung Oldenburg/Osnabrück integriert. Abb. 11: Verkehrsnetz der Stadt Cloppenburg (Quelle: Stadt Cloppenburg) Seite 16 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
3 Standort- und Problemanalyse 3.2 Wohnstandort und Bevölkerung Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerungsentwicklung stellt einen wichtigen Faktor für die Beurteilung des Entwicklungspotenzi- als einer Region bzw. eines Standortes dar. Sie hat einerseits großen Einfluss auf die Entwicklung des Wohnungsmarktes einer Region, andererseits sind Einwohner potenzielle Arbeitskräfte und Nachfrager für Güter sowie für private und öffentliche Dienstleistungen. Die Bevölkerungsentwicklung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Der natürlichen Bevölkerungsentwicklung, welche die Differenz zwi- schen Geburten und Sterbefällen widerspiegelt, und dem Wanderungssaldo - der Differenz aller Zu- und Fortzüge - als oft entscheidender Faktor für die künftige Bevölkerungsentwicklung einer Region. Die Stadt Cloppenburg konnte vom Anfang bis Mitte der 90er Jahre Bevölkerungszuwächse verzeich- nen, die deutlich über dem Landestrend lagen (vgl. Abb. 12). Die Entwicklung entsprach hier in etwa der des Landkreises Cloppenburg. In der Folgezeit schwächte sich diese Entwicklung etwas ab, lag aber immer noch deutlich über dem Trend im Land und im Landkreis. Sowohl der Landkreis als auch die Stadt Cloppenburg können bis heute jährliche Bevölkerungszuwächse verzeichnen, die sich jedoch im Zeitverlauf deutlich abgeschwächt haben. Im Zeitraum von 1989 bis 2014 konnte die Stadt Cloppenburg ein Bevölkerungswachstum von durchschnittlich 1,7 % pro Jahr verzeichnen. Die Stadt Cloppenburg hatte Ende des Jahres 2014 33.221 Einwohner mit Hauptwohnsitz, was einen Bevölkerungszuwachs von ca. 41 % seit 1990 bedeutet. Den stärksten Wachstumsschub mit 17,9 % hat Cloppenburg dabei in der ersten Hälfte der 1990er Jahre erfahren. Im Anschluss sind die Wachstumsraten sukzessive zu- rückgegangen, so dass in den vergangenen 10 Jahren noch ein Zuwachs von 7,8 % verzeichnet werden konnte. 150 145 140 135 130 125 120 115 110 105 100 Stadt Cloppenburg LK Cloppenburg Niedersachsen Abb. 12: Bevölkerungsentwicklung im Vergleich (1990 – 2014) Index: 1990=100 (Quelle: LSN: Tabellen: A1000001G, Stand: 31.12.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 17 www.sweco-gmbh.de
3 Standort- und Problemanalyse Die Einwohnerzahlen der Stadt Cloppenburg konnten sowohl durch eine positive und stark überdurch- schnittliche natürliche Bevölkerungsentwicklung (Der Landkreis Cloppenburg belegt hinsichtlich der Fertilitätsrate von ca. 1,6 Kindern pro Frau einen der vordersten Plätze bundesweit.) als auch durch Wanderungsgewinne - vor allem durch Aussiedler - wachsen. Beide Komponenten der Bevölkerungs- entwicklung haben sich im Laufe der Zeit jedoch abgeschwächt. Zum einen ist ein Rückgang der Wan- derungsgewinne zu verzeichnen. Diese sind seit Beginn der 2000er Jahre auf vergleichsweise niedri- gem Niveau. Zum anderen ist ein Rückgang der Geburten zu verzeichnen. Lag der Geburtenüberschuss im Jahr 2000 noch bei 165, hatte sich im Jahr 2014 der natürliche Saldo mit 121 um ca. 36 % verringert. Diese Entwicklung lässt auf eine Rückläufigkeit der Geburten bei gleichzeitiger Zunahme der Sterbefälle zurückschließen. (vgl. Abb. 13). 500 457 443 400 427 422 403 401 400 399 396 395 386 385 383 377 376 374 373 371 366 361 358 355 344 339 300 328 200 100 0 -100 -204 -210 -212 -219 -220 -221 -222 -227 -231 -234 -242 -248 -248 -256 -257 -257 -264 -200 -275 -275 -279 -279 -283 -283 -292 -307 -300 -400 Geborene Gestorbene Saldo Abb. 13: Natürliche Bevölkerungsentwicklung (1990 - 2014) (Quelle: LSN: Tabelle: Z1100001, Stand: 31.12.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) Dennoch konnte der positive natürliche Saldo durch einen positiven Wanderungssaldo gestützt werden. Die Stadt Cloppenburg konnte seit 1990 bis einschließlich 2011 Wanderungsgewinne verzeichnen. Al- lerdings sind seit dem Jahr 2004 die Wanderungsüberschüsse deutlich zurückgegangen. Das Jahr 2012 stellt eine Zäsur dar, da in diesem Jahr erstmals seit 1990 mehr Personen aus Cloppenburg abgewan- dert als zugezogen sind. Dieser Trend setzte sich bis zum Jahr 2014 fort, seitdem konnten wieder mehr Zuwanderungen als Fortzüge registriert werden. (vgl. Abb. 14) Seite 18 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
3 Standort- und Problemanalyse 3.000 2.552 2.443 2.406 2.369 2.350 2.335 2.000 2.184 2.045 2.025 2.010 2.010 2.010 2.009 1.948 1.942 1.803 1.793 1.767 1.747 1.732 1.729 1.724 1.707 1.681 1.638 1.000 0 -1.277 -1.360 -1.395 -1.413 -1.436 -1.465 -1.494 -1.502 -1.533 -1.000 -1.579 -1.580 -1.586 -1.603 -1.622 -1.667 -1.671 -1.793 -1.809 -1.836 -1.980 -2.082 -2.347 -2.392 -2.447 -2.537 -2.000 -3.000 Zuzüge Fortzüge Saldo Abb. 14: Wanderungen (1990 – 2014) (Quelle: LSN: Tabelle: K1200121, Stand: 31.12.2014; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) Altersstruktur der Bevölkerung Ein wesentlicher Faktor für die künftige Bevölkerungsentwicklung, aber auch für die Nachfrage nach Wohnflächen, Gütern und Dienstleistungen, ist die Altersstruktur der Bevölkerung. Entsprechend der beschriebenen Bevölkerungsentwicklung stellt sich die Altersstruktur der Stadt Cloppenburg wie folgt dar. Seit den 1990er Jahren konnten aufgrund der positiven Bevölkerungsentwicklung in allen Altersklassen Zuwächse verzeichnet werden. Trotz der überdurchschnittlichen Geburtenrate sind auch in Cloppenburg Tendenzen des demografischen Wandels zu erkennen. So ist im Betrachtungszeitraum von 1990 bis 2014 ein deutlicher Anstieg der älteren Bevölkerungsgruppen festzustellen. Dabei liegt der größte Zu- wachs bei den Hochbetagten ab 75 Jahren und älter, deren Anteil sich seit 1990 von 1.451 auf 3.364 Personen mehr als verdoppelt hat (Zuwachs von 132 %). Zudem ist eine Erhöhung des Anteils der 50- bis unter 65-Jährigen (+ 71 %) und der 65- bis unter 75-Jährigen (+ 64 %) festzustellen. (vgl. Abb. 15) 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 19 www.sweco-gmbh.de
3 Standort- und Problemanalyse Doch auch der Anteil der Kinder unter sechs Jahren ist im betrachteten Zeitraum um rum 10 % ange- stiegen. Der Zuwachs der 6- bis unter 18-jährigen fällt mit 36 % noch deutlicher aus. Eine Besonderheit im Vergleich zu vielen anderen Kommunen mit einer ähnlicher Größe wie Cloppenburg ist, dass in der Stadt Cloppenburg selbst Zuwächse in der Klasse der 18- bis unter 30-Jährigen verzeichnet werden können (+ 8 %). In dieser Altersklasse sind aufgrund von Ausbildung, Studium oder Beruf die meisten Fortzüge aus der Heimatstadt zu verzeichnen, die oftmals mit einem negativen Wanderungssaldo ein- hergehen. Dennoch sind in Cloppenburg auch in dieser Altersklasse Wanderungsgewinne festzustellen. (vgl. Abb. 15) 35.000 +132 % 3.364 2.226 30.000 +64 % 2.605 2.921 25.000 6.785 +71 % 5.300 1.451 75 Jahre und älter 1.584 65 bis unter 75 Jahre 20.000 3.979 50 bis unter 65 Jahre +45 % 9.073 8.866 30 bis unter 50 Jahre 15.000 18 bis unter 30 Jahre 6.132 6 bis unter 18 Jahre unter 6 Jahre 10.000 5.243 5.375 +8 % 4.973 5.000 5.034 4.822 +36 % 3.558 +10 % 1.897 2.235 2.087 0 1990 2007 2014 Abb. 15: Altersstruktur der Bevölkerung (1990 – 2014) (Quelle: LSN: Tabellen: A100002G, Z100110G, Stand: 31.12.2015; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) Ausländische Einwohner In Cloppenburg leben rund 4.440 nicht-deutsche Einwohner mit ca. 95 verschiedenen Nationalitäten. Das entspricht einem Ausländeranteil von 13,4 %.3 Darüber hinaus hat Cloppenburg eine vergleichs- weise hohe Zahl von Einwohnern mit Migrationshintergrund (insbesondere Aussiedler aus Osteuropa), die statistisch jedoch nicht näher erfasst ist. 3 Quelle: Stadt Cloppenburg 2016 Seite 20 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
3 Standort- und Problemanalyse Bevölkerungsprognose und demografische Entwicklung Die aktuell erarbeitete Bevölkerungsprognose für die Stadt Cloppenburg geht von einem weiteren Ein- wohnerzuwachs bis zum Jahr 2030 aus, wenn auch nicht mit derselben Dynamik wie in der Vergangen- heit. Der Grund dafür ist die tendenziell rückläufige Zuwanderung. Trotzdem wird die natürliche Bevölke- rungsentwicklung auch zukünftig den Wanderungssaldo überkompensieren, so dass mit einem weiteren Bevölkerungsanstieg Cloppenburgs bis zum Jahr 2030 von rund 1.440 Einwohnern bzw. 4,4 % zu rech- nen ist. (vgl. Abb. 16) (GEWOS 2015, S. 33) Auch die Bevölkerungsprognose der Bertelsmann Stiftung für die Stadt Cloppenburg (Stand 2015) geht von einem weiteren Einwohnerzuwachs bis zum Jahr 2030 aus, jedoch ebenfalls in geringerem Maße als bisher – aufgrund der tendenziell rückläufigen Zuwanderung. Trotzdem wird die natürliche Bevölke- rungsentwicklung auch zukünftig den Wanderungssaldo überkompensieren, so dass mit einem weiteren Bevölkerungsanstieg Cloppenburgs bis zum Jahr 2030 von rund 1.440 Einwohnern (+ 4,4 %) zu rech- nen ist. Für den Landkreis Cloppenburg wird ein Bevölkerungszuwachs von rund 6.000 Einwohnern (+ 3,7 %) prognostiziert. Dagegen zeigt die Prognose für das Land Niedersachsen bis zum Jahr 2030 eine negative Entwicklung. Insgesamt wird die Bevölkerung im Bundesland um 139.790 Einwohner (- 1,8 %) sinken. 105 104 103 102 101 100 99 98 2012 2020 2025 2030 Stadt Cloppenburg LK Cloppenburg Niedersachsen Abb. 16: Bevölkerungsprognose im Vergleich (1990 - 2014) Index: 1990=100 (Quelle: Bertelsmann Stiftung (weg- weiser-kommune.de); Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) Parallel zu der positiven natürlichen Bevölkerungsentwicklung wird auch der Anteil der älteren Bevölke- rung steigen, wodurch die Auswirkungen des demografischen Wandels in Cloppenburg weiter zuneh- 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx Seite 21 www.sweco-gmbh.de
3 Standort- und Problemanalyse men werden. Laut Prognose ist bis zum Jahr 2030 mit einem deutlichen Zuwachs in den älteren Bevöl- kerungsgruppen (65 und älter) zu rechnen. Die Gruppe der 65- bis 80-Jährigen wird dabei mit 1.400 die größte Zunahme verzeichnen. Die Gruppe der Hochbetagten (80 Jahre und älter) wird in diesem Zeit- raum mit einem Anstieg von 38 % prozentual (500 Einwohner) das stärkste Wachstum erfahren. Bei den Altersklassen unter 65 Jahren wird hingegen ein Rückgang zu erwarten sein, mit Ausnahme der Kinder unter 6 Jahren, deren Zahl einen erwarteten Zuwachs von 100 haben wird. (vgl. Abb. 17) (GEWOS 2015, S. 34) 40.000 Veränderung 2014 - 2030 35.000 1.300 1.700 1.900 1.800 +38 % 3.900 4.200 4.700 5.300 30.000 +36 % 25.000 7.500 7.900 7.600 7.300 -3 % 20.000 9.000 8.700 8.700 8.700 -3 % 15.000 10.000 5.800 5.800 5.500 5.300 -9 % 5.000 4.700 4.200 4.200 4.300 -8 % 2.100 2.300 2.300 2.200 +5 % 0 2014 2020 2025 2030 unter 6 Jahre 6 bis unter 18 Jahre 18 bis unter 30 Jahre 30 bis unter 50 Jahre 50 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 80 Jahre 80 Jahre und älter Abb. 17: Prognose der Altersstruktur (2014 – 2030) (Quelle: GEWOS 2015 – Bedarfsanalyse „Wohnen im Alter“ in Cloppenburg;; Berechnungen / Darstellung: Sweco GmbH) Zur fundierten Darstellung der demographischen Entwicklung ist einerseits die Betrachtung der natürli- chen Bevölkerungsveränderung durch Geburten- und Sterberate notwendig sowie andererseits ein Blick auf das Wanderungsverhalten und die Wanderungssalden aus Fort- und Zuzügen. Bei den ländlichen Räumen ist die Bandbreite zwischen stark wachsenden und schrumpfenden Regionen - insbesondere in Norddeutschland - besonders ausgeprägt. Im bundesweiten Vergleich der natürlichen Entwicklung sind die Landkreise Cloppenburg und Vechta führend. Lag die Fertilitätsrate 2003 im Landkreis Cloppenburg noch bei 1,92 Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter (15-49), ist diese bis heute auf ein Maß von 1,62 zurückgegangen, liegt damit aber immer noch über dem bundesweiten Durchschnitt von 1,41 Kindern. Wenngleich das Bestandserhaltungsniveau (Fertilitätsrate von 2,1 Kindern nötig) damit noch nicht er- Seite 22 0310-16-008 x Bericht_ISEK_Cloppenburg.docx
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