Inklusive Tendenzen in der langen Geschichte grundlegender Bildung - Historische Spurensuche zum 100-jährigen Bestehen der Grundschule

Die Seite wird erstellt Jana Behrens
 
WEITER LESEN
PR 2020, 74. Jahrgang, S. 3-16
© 2020 Anke Lindemann/Jörg-W. Link/Annedore Prengel/Hanno Schmitt - DOI https://doi.org/10.3726/PR012020.0001

Anke Lindemann / Jörg-W. Link / Annedore Prengel / Hanno Schmitt

Inklusive Tendenzen in der langen Geschichte
     grundlegender Bildung – Historische
Spurensuche zum 100-jährigen Bestehen der
                Grundschule

1. Einleitung                                              jedes Kind ungeachtet seiner Herkunft
                                                            und Leistungsfähigkeit gemeinsam mit an-
Ansätze, grundlegende und gemeinsame                        deren leben und lernen kann. Damit wird
Bildung für möglichst alle Angehörigen                      ein weiter Inklusionsbegriff umrissen, der
nachwachsender Generationen zu ermög-                       heterogene Gruppenzugehörigkeiten um-
lichen, kennzeichnen vielfältige Auseinan-                  fasst. Wenn in diesem Beitrag von „inklu-
dersetzungen in modernen Gesellschaften                     siven Tendenzen“ die Rede ist, so werden
seit ihren Anfängen in feudalistischen Kon-                 damit partielle, unvollständige Ansätze der
texten bis hin zu aktuellen Bemühungen                      Entwicklung gemeinsamen Lernens in der
um Inklusion. In Deutschland stellt dazu                    Bildung bezeichnet.
die Gründung der Grundschule zu Beginn                          Unsere bildungshistorische Spuren-
der Weimarer Republik einen einschnei-                      suche berücksichtigt ausgewählte, im Hin-
denden historischen Meilenstein dar.                        blick auf die Fragestellung einschlägige
    Vor diesem Hintergrund sucht der                        Forschungsbefunde, die sich vor allem auf
Beitrag nach Antworten auf die Frage:                       die verwobene ideen- und institutionenge-
Werden in der langen Vorgeschichte                          schichtliche Ebene beziehen. Der Beitrag
sowie in gegenwärtigen und zukünftigen                      blickt vor allem auf deutsche Entwicklungen
Entwicklungen Tendenzen der Teilhabe                        und verweist stellenweise auf international
an gemeinsamer grundlegender Bildung                        einflussreiche Auseinandersetzungen um
für alle erkennbar? Orientierung bieten                     grundlegende Bildung. Er umfasst drei
dabei Vorgaben der UNESCO, die grund-                       Teile. Zunächst wird die geschichtstheo-
legende Bildung heute in der Bildungs-                      retisch begründete Perspektive, die wir
stufe der primary education mit engen                       auf das Thema einnehmen, transparent
Verbindungen zur lower secundary edu-                       gemacht (2). Anschließend werden streif-
cation verorten.1 Zugleich folgen wir den                   lichtartig Aspekte der langen Geschichte
Empfehlungen der KMK2, die Inklusion                        grundlegender Bildung untersucht (3).
als Entwicklungsaufgabe formuliert: „Die                    Dabei werden universalistische Orientie-
Grundschule als Schule für alle Kinder ge-                  rungen (3.1), soziokulturelle Ungleichhei-
staltet Unterricht und Schulleben so, dass                  ten (3.2), Geschlechterdifferenzen (3.3)

1 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                    3

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
und differente leistungsbezogene Dis/                       konnte. Angesichts ihrer Kontingenzen,
Abilities (3.4) berücksichtigt. Der Schluss-                Brüche      und     Unabgeschlossenheiten
teil (4) bündelt die Ergebnisse der histori-                musste diese Entwicklung aber keines-
schen Spurensuche.                                          wegs zwangsläufig erfolgen und wird auch
                                                            zukünftig mit Unvorhersehbarkeiten zu tun
                                                            haben.
2. Chronoferente Zugänge zu                                    Schon in der Entstehungszeit der
    grundlegender Bildung                                   Grundschule argumentierten pädago-
                                                            gische Zeitgenossen, ebenso wie die
Neuere geschichtstheoretisch begründe-                      bildungshistorische Forschung6, damit,
te Ansätze wagen es, weite Horizonte zu                     „daß auch die Grundschule etwas ge-
eröffnen und langfristige Entwicklungen                     schichtlich Gewordenes [Herv. i. O.] ist
zu erkunden4, ohne dabei – „postmodern                      und daß ihre Leitgedanken Jahrhunderte
aufgeklärt“ – epochentypische, kulturell                    zurückliegen“7. Im vorliegenden Beitrag
bedingte und ortsspezifische Differenzen                    werden ideen- und institutionengeschicht-
zu negieren. Mit der Theorie der „Chrono-                   liche Tendenzen grundlegender Bildung
ferenzen“5 wird ein Verfahren begründet,                    nachgezeichnet, die der Gründung der
das thematische Sichtachsen zwischen                        Grundschule vorausgingen und sie an-
heute Fragenden und ihren historischen                      gesichts stets gegebener historischer
Gegenständen konzipiert, um Entwicklun-                     Unvorhersehbarkeiten und Kontingenzen
gen im weiten Horizont großer Zeiträume                     schließlich erst möglich machten. Gesucht
fokussiert zu erkunden. Vor dem Hinter-                     wird nach Ereignissen, deren individuelle
grund dieser aktuellen historiografischen                   Protagonisten und kollektive Akteure sich
Erkenntnisse plädieren wir für plurale                      gegen gedanklich-programmatische Aus-
Forschungsperspektiven, die sowohl de-                      grenzungen von grundlegender Bildung
tail- als auch horizontbezogene Zugänge                     und institutionelle Diskriminierungen wen-
nutzen. Anhand der chronoferenten Fo-                       den – darin besteht ihr Bezug zu grund-
kussierung unseres Beitrags nehmen wir                      legender inklusiver Bildung.
– so weit wir wissen erstmals bezogen
auf die Entwicklung grundlegender Bil-
dung – mit punktuellen Tiefenstudien be-                    3. Historische Streiflichter
gründete Langzeitereignisse in den Blick.                       auf Kämpfe um
Unsere Sichtachse wird konstituiert und                         grundlegende Bildung
begrenzt durch die Frage nach umkämpf-
ten Tendenzen grundlegender Bildung und                     Die historische Suche deckt auf, dass sich
gemeinsamer Bildung; wir berücksichti-                      Anstrengungen gegen die Beeinträchti-
gen dabei besonders Aspekte der öko-                        gung des Zugangs zu grundlegender und
nomischen Lebenslage, des Geschlechts                       gemeinsamer Bildung als außerordent-
und der Behinderung.                                        lich vielseitig und langfristig erweisen. Sie
     In einem weiten Horizont, der vielseiti-               leben hartnäckig zu verschiedensten Zei-
ge punktuelle Einblicke in die Geschichte                   ten und an verschiedensten Orten auf und
grundlegender Bildung zulässt, wird die                     gehen situativ auch unter. Die folgenden
Einsicht begründet, dass die Entwick-                       Abschnitte belegen, dass die Gründung
lung der Grundschule in einer auf einer                     der Grundschule auf einer hochkomplexen
langandauernden, hochkomplexen und                          Vorgeschichte beruht8, zu der universelle
nicht linearen Vorgeschichte des Ringens                    und gruppenbezogene Strömungen der
um Bildungsbeteiligung möglich werden

4                                        Pädagogische Rundschau                                           1 / 2020

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Stärkung des Zugangs zu grundlegender                       Comenius benennt gesellschaftlich rele-
Bildung gehören.                                            vante Lebenslagen seiner Zeitgenossen,
                                                            um ihnen in universalistischer Perspektive
3.1 Allen Alles zu lehren – universalistisch               einen egalitären Bildungsanspruch zuzu-
     orientierte Perspektiven                               sprechen. Diese universalistische Utopie,
                                                            die zukunftsweisend ist, weil sie schon
In weiter historischer Perspektive lässt                    explizit alle Menschen gemeinsam einbe-
sich nachzeichnen, dass mit frühen neu-                     zieht, wird in der frühen Entstehungszeit
zeitlichen Entwicklungen in vielen ge-                      der Anfänge des modernen Schulwesens
sellschaftlichen Bereichen zunehmend                        gedacht. Angesichts der trennenden und
schriftsprachliche, mathematische und                       ausgrenzenden Strukturen und entspre-
sachbezogene Fähigkeiten an Bedeutung                       chenden Ideologien in der langen Ge-
gewinnen. Die Geschichtsschreibung                          schichte grundlegender Bildung mutet das
kennt lokal unterschiedliche Lernorte für                   bildungshistorische Erziehungsverständ-
elementare Bildung, wie zum Beispiel die                    nis von Comenius sensationell an13.
privat geführten Klipp- und Winkelschulen,                       Gut 100 Jahre später, im Zeitalter der
Klosterschulen, Land- oder Dorfschulen,                     Aufklärung, begründet die philanthropi-
in den Städten die deutschen Schulen, die                   sche Pädagogik den Bildungsanspruch
unteren Klassen der Latein- und Bürger-­                    aller Kinder erneut und kritisiert diskrimi-
schulen und weitere spezielle Schulen                       nierende Bildungskonzeptionen radikal-
wie die Industrie- oder Garnisonsschulen.                   universalistisch, obwohl sich in dieser
Mit dem Übergang zur Neuzeit beginnen                       Position stellenweise auch noch Belege für
Fürsten bereits in ihren Territorien die all-               ständisch und geschlechtlich orientierte
gemeine Unterrichtspflicht, vor allem zum                   Hierarchisierungen finden. Friedrich Eber-
Zweck der Alphabetisierung, gesetzlich zu                   hard von Rochow (1734–1805) formulier-
verordnen9.                                                 te in seinem 1772 erschienenen „Versuch
    Bereits in dieser Frühzeit der Entste­                  eines Schulbuchs für Kinder der Landleute
hung des Schulwesens wird das Pro-                          oder zum Gebrauch in Dorfschulen“: „Ich
gramm einer grundlegenden Bildung für                       denke doch nicht, […] daß man den Ver-
alle erdacht und formuliert. In einem der                   stand eines Bauernkindes und seine Seele
Gründungsdokumente der Schulbildung,                        für Dinge einer andern Gattung hält als
in der Pampaedia des in mehreren euro-                      den Verstand und die Seelen der Kinder
päischen Regionen wirkenden Johan                           höherer Stände“14. Für diese universalis-
Amos Comenius (1592–1670)10 heißt es:                       tische Haltung werden Gründe genannt:
„Zunächst wünschen wir, dass in dieser                      „Menschen nicht tolerieren, weil sie ver-
vollkommenen Weise nicht nur irgendein                      schieden sind an Hautfarbe, Kleidung, Sit-
Mensch, wenige oder viele zum wahren                        ten und über ihre Art, sich das Verhältnis
Menschentume geformt werden, sondern                        der Menschen mit Gott vorzustellen [...],
alle Menschen, und zwar jeder einzelne,                     das ist mir ein unbegreifliches Rätsel“15.
jung und alt, arm und reich, adelig und                          Institutionengeschichtlich bedeutsam
nichtadelig, Männer und Frauen, kurz jeder,                 ist, dass 16 Jahre vor der Französischen
der als Mensch geboren ist […]“11. Der zur                  Revolution im Dorf Reckahn (nahe der
Böhmischen Brüder-Unität gehörende Co-                      Stadt Brandenburg/Havel) die erste phil-
menius begründet diesen Wunsch religiös                     anthropische Musterschule für alle Mäd-
mit dem Argument: „[…] wo Gott keinen                       chen und Jungen des Dorfes im Jahr 1773
Unterschied gemacht hat, da soll auch der                   durch Friedrich Eberhard und Christiane
Mensch keine Schranken aufrichten“12.                       Louise von Rochow gegründet wurde16.

1 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                    5

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Weitere Philanthropine folgten17. Philan-                   für Württemberg bereits 1649) allmählich
thropische Experimentalschulen wurden                       zur Realität einer Schulpflicht. Besuchten
ihrem universalistischen Anspruch in dem                    um 1800 z.B. in Preußen gerade einmal
Maße gerecht, indem es ihnen gelang, be-                    die Hälfte der Kinder eine Elementarschu-
reits konfessions-, stände-, geschlechter-                  le, so weist die preußische Schulstatistik
und kulturenübergreifend zu arbeiten.                       für das Jahr 1846 eine Schulbesuchsquo-
     Fast 20 Jahre später wird im revolu-                   te von bereits 78 % aus und für das Jahr
tionären Frankreich18 von dem Aufklärer                     1864 eine Quote von 85 %. Vergleichend
Marie Jean Antoine Nicolas Marquis de                       dazu lag der Anteil der Kinder, die eine
Condorcet (1743–1794) nachdrücklich                         Elementarschule besuchten, in Frankreich
ein universalistischer Rechtsanspruch auf                   im Jahr 1850 bei 47 % und im Jahr 1867
Bildung begründet19. Condorcet war einer                    bei rund 70 %24. Gleichwohl kann man ab
der Theoretiker der Französischen Re-                       1870 von einer weitgehenden Durchset-
volution und selbst an der Erklärung der                    zung der Schulpflicht ausgehen und damit
Menschen- und Bürgerrechte (1789) be-                       auch von einer grundsätzlichen und recht-
teiligt. Er legte der verfassunggebenden                    lich kodifizierten Voraussetzung für eine
Nationalversammlung im Jahr 1792 einen                      allgemeine grundlegende Bildung25.
„Bericht und Entwurf einer Verordnung                           Aber das flächendeckend sich entwi-
über die allgemeine Organisation des öf-                    ckelnde Schulwesen war – trotz der frühen
fentlichen Unterrichtswesens“ vor20. Darin                  zunächst religiös und später menschen-
forderte er vor dem Hintergrund der Men-                    rechtlich begründeten egalitären Entwürfe
schen- und Bürgerrechte, die Erziehung                      – hierarchisch-ständisch strukturiert. Die
sei „einerseits so gleich und so allgemein                  preußische Entwicklung hat Kuhlemann26
zu verbreiten, andererseits so vollständig                  in einer überzeugenden Gesamtdar-
zu gestalten, wie die Umstände es erlau-                    stellung für die Zeit zwischen 1794 und
ben; daß allen in gleicher Weise der Unter-                 1872 mit den Begriffen „Modernisierung
richt gegeben werden müsse, den auf alle                    und Disziplinierung“ charakterisiert. Auch
auszudehnen möglich ist, aber keinem Teil                   für die quantitative und qualitative empi-
der Bürger der höhere Unterricht verwei-                    risch-statistische Expansion der Bildungs-
gert werden dürfe“21. Der Unterricht, der                   landschaft im 19. Jahrhundert liegen
mit einer Primarschule für alle Kinder be-                  umfangreiche Forschungsbefunde vor27.
ginnen soll, müsse „also universell sein“                   Bestimmte Minderheiten, vor allem behin-
und müsse sich zudem „auf alle Bürger er-                   derte Kinder, blieben jedoch ganz ausge-
strecken“22. Zwar erhielt Condorcets Plan                   schlossen oder besuchten segregierende
z.T. Gesetzeskraft, doch im nachrevolutio-                  Einrichtungen (vgl. 3.4). Erbitterte Debat-
nären Frankreich blieben diese Ziele noch                   ten um schulische Gemeinsamkeiten und
weitgehend Vision23.                                        Trennungen hielten daher an. Bekannte
     Zum Verständnis der Vorgeschich-                       Protagonisten waren Friedrich Adolph
te der Grundschule im 19. Jahrhundert                       Diesterweg (1790–1866) und Karl Fried-
sind die folgenden Befunde zentral. Im                      rich Wilhelm Wander (1803–1879).
Laufe dieses Jahrhunderts etablierte sich                       Als wichtiger Meilenstein in diesen
in den meisten europäischen Staaten ein                     Auseinandersetzungen gilt die Gründung
öffentliches Schulsystem mit Allgemei-                      des Allgemeinen Deutschen Lehrerver-
ner Volksbildung. Auch in den deutschen                     eins 1848. Die Gründungsversamm-
Territorialstaaten wurde die bereits früher                 lung forderte u.a. eine „einheitlich vom
rechtlich dekretierte Unterrichtspflicht (für               Kindergarten bis zur Hochschule auf-
Preußen 1717 und 1763, für Bayern 1774,                     wärts gegliederte, auf gemeinsamer

6                                        Pädagogische Rundschau                                           1 / 2020

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
menschlich-volkstümlicher Grundlage be-                         Zusammenfassend lässt sich sagen,
ruhende deutsche Volksschule […] als eine                   dass inklusive Tendenzen einer gemein-
mit den übrigen Staatsanstalten gleich-                     samen grundlegenden Bildung für die
berechtigte und gleichverpflichtete“ (§1)                   ersten vier Schuljahre mit der Gründung
Institution28. Diese Forderungen wurden                     der Grundschule maßgeblich realisiert
vom 1871 gegründeten Deutschen Leh-                         worden sind, aber dass der Anspruch der
rerverein weithin übernommen und vor                        neuen Schulform, Bildung für alle anzu-
allem angesichts der Sozialistengeset-                      bieten in mehreren Hinsichten nicht erfüllt
ze im Deutschen Kaiserreich vehement                        wurde. Darum geht es in den folgenden
– und weit bis ins 20. Jahrhundert hinein                   Abschnitten.
– vertreten.
    Nach dem Ersten Weltkrieg bestimmte                     3.2 Bildung von Kindern ungleicher Her-
die Verfassung vom 11. August 1919 der                           kunft – soziokulturelle Perspektiven
ersten deutschen Demokratie, der Weima-
rer Republik, in Artikel 146, Abs. 1: „Das                  Mit der Einführung der Grundschule 1919
öffentliche Schulwesen ist organisch aus-                   kommt es zu einem entscheidenden Schritt
zugestalten. Auf einer für alle gemeinsa-                   zur Überwindung der überkommenen stän-
men Grundschule baut sich das mittlere                      dischen Trennung zwischen niederem und
und höhere Schulwesen auf“. Mit dieser                      höherem Schulwesen. Damit gilt der lange
Einführung der vierjährigen Grundschu-                      Weg zu gemeinsamer grundlegender Bil-
le (Grundschulgesetz v. 28. 4. 1920)29                      dung für die ersten vier Schuljahre verfas-
wurde erstmals in der deutschen Schulge-                    sungsrechtlich in Deutschland zwar – vom
schichte die bis dahin geltende Trennung                    segregierenden Sonderschulwesen abge-
von höherer und niederer Bildung für die                    sehen – weitgehend als abgeschlossen.
Schuljahre 1–4 durchbrochen – trotz eini-                   Zugleich wirft unsere bildungshistorische
ger Einschränkungen (s.u.).                                 Spurensuche Schlaglichter auf fortdauern-
    Die gesetzliche Einführung der Grund-                   de soziale Ungleichheit.
schule muss im historischen Rückblick als                       Der schulpolitisch und -praktisch er-
„Glücksfall“30 bewertet werden. Hans-Ul-                    fahrene Pädagoge und Schulrat Karl
rich Wehler interpretiert die Gründung der                  Eckardt analysierte: „Die Wünsche nach
Grundschule sogar als einen „beispiello-                    einer gemeinsamen Grundschule wuch-
se[n] Akt staatlicher Egalisierung“31. Ganz                 sen zugleich auch in starkem Maße aus
ähnlich fällt das Urteil von Bernd Zymek                    dem Kampf der Abhängigen und Entrech-
aus: Die Einführung der Grundschule ist                     teten gegen die Vorrechte der anderen
„der entscheidende Reformschritt, der auf                   heraus“33. Er verwies auf den Verfassungs-
schulpolitischem Gebiet dem politischen                     auftrag, der mit der Grundschule verknüpft
Systemwechsel entspricht. […] Man könn-                     sei: „So soll die Grundschule die Forde-
te sagen: Was auf politischem Gebiet das                    rungen der Reichsverfassung erfüllen hel-
allgemeine und gleiche Wahlrecht, das                       fen: Für den Übergang eines Kindes aus
ist auf dem Gebiet der Schule zu diesem                     der Grundschule in eine weiterführende
Zeitpunkt die allgemeine obligatorische                     Schule sind seine Anlagen und Neigungen,
Grundschule. […] Wenigstens für vier                        nicht die wirtschaftliche und gesellschaftli-
Jahre gilt die Forderung der Einheitsschul-                 che Stellung oder das Religionsbekenntnis
programmatiker: ‚Ein Volk, eine Schule‘.                    maßgebend“34.
Die Grundschulreform begründet damit zu                         Trotz der verfassungsrechtlichen Ab-
einem wesentlichen Teil die demokratische                   sicherung wurde dauerhaft Ablehnung
Legitimität des neuen Systems“32.                           laut. So empfanden Eltern, die es bis zur

1 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                    7

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Weimarer Republik gewohnt waren, die                        und 1942 wurde der Unterricht jüdischer
Elementarausbildung ihrer Kinder vor                        Schülerinnen und Schüler gänzlich verbo-
Eintritt in das Gymnasium Hauslehrern,                      ten (siehe auch 3.4).
Privatschulen oder den höheren Schulen                          Mit der Gründung der beiden deut-
angegliederten Vorschulen zu überlassen,                    schen Staaten nach dem Zweiten
die Grundschulpflicht als Zumutung und                      Weltkrieg entwickelten sich zwei unter-
wehrten sich erbittert gegen die Erfüllung                  schiedliche Bildungssysteme. In der DDR
dieser Vorschrift.35                                        wurde ein Einheitsschulsystem aufgebaut,
     Zugleich entwickelten sich unter den                   das sich stark am sowjetischen Schulsys-
zahlreichen reformpädagogischen Schu-                       tem und an Einheitsschulplänen aus der
len der Weimarer Republik36 besonders in                    Zeit der Weimarer Republik orientierte
Berliner, Hamburger und Bremer Lebens-                      und damit auch sozio-ökonomische Be-
gemeinschaftsschulen pädagogische, di-                      nachteiligungen aufzufangen versuchte40.
daktische und methodische Ansätze, um die                   In der Bundesrepublik wurde in der Se-
sozialen Verhältnisse ihrer meist aus prole-                kundarstufe das gegliederte Schulsystem
tarischen Kreisen stammenden Schülerin-                     etabliert, das regional sogar nach Konfes-
nen und Schüler schon im Grundschulalter                    sionen segregierte. Wolfgang Klafki hat
zu verbessern. Die Bremer Lebensge-                         die damit einhergehenden bildungshistori-
meinschaftsschulen untersuchten z.B. in                     schen Hintergründe und Zusammenhänge
größeren Schulprojekten die sozialen Le-                    am Beispiel von Bayern analysiert und als
bensverhältnisse im Stadtteil, machten sich                 „restaurative Schulpolitik“ charakterisiert41.
dabei auch Gedanken über die Zukunft der                    Im Zuge der Bildungsreformdebatten der
Arbeitsverhältnisse und berichteten über                    1960er Jahre wurde schließlich die katholi-
ihre Befunde und Analysen öffentlich auch                   sche Arbeitertochter vom Lande als sozio-
in der Schulzeitung37. Insgesamt ist festzu-                logische Interpretationsfigur ermittelt, die
halten, dass die Positionen und Schulreali-                 gleich mehrere Benachteiligungsdimensio-
täten in der Weimarer Republik kontrovers                   nen in sich vereinte: eine konfessionelle,
und different blieben38.                                    eine soziale, eine geschlechtsspezifische
     Während der NS-Zeit erfuhr der his-                    und eine regionale42.
torische Prozess hin zu mehr Integration                        Die Entwicklung der westdeut-
einen Bruch, der als „Zivilisationsbruch“                   schen Schulen wurde bereits ab Ende
analysiert wurde.39 Während die Vor-                        der 1950er Jahre durch einen Kreis
schulen abgeschafft und die vier ersten                     von Dozenten und Assistenten an Er-
Schuljahre den Volksschulen zugeordnet                      ziehungswissenschaftlichen       Seminaren
worden waren, machte das Reichsschul-                       der Universitäten und an Pädagogischen
pflichtgesetz von 1938 deutlich, dass nun                   Hochschulen kritisch begleitet43 und er-
Exklusion zu einem wesentlichen Kenn-                       ziehungswissenschaftlich analysiert44. Aus
zeichen der Schulentwicklung wurde.                         diesem Arbeitszusammenhang ist u.a. die
Diskriminierung und Ausgrenzung wurde                       einflussreiche, zehn Bände umfassende
gegen verschiedene Gruppierungen ge-                        Reihe „Gesellschaft und Erziehung“ her-
richtet, vor allem gegen jüdische Schü-                     vorgegangen. Der Band „Sozialisation und
lerinnen und Schüler. Auf der Grundlage                     Auslese durch die Schule“ wurde ein pä-
der rassistischen und antisemitischen NS-                   dagogischer Bestseller und enthält, durch
Ideologie wurden sie ab 1933 schrittweise                   empirische Untersuchungen abgestützt,
aus den öffentlichen Schulen verdrängt;                     ein vernichtendes Urteil über die soziale
nach der Pogromnacht 1938 wurde ihnen                       Selektion von Unterschichtskindern in der
der Besuch deutscher Schulen untersagt                      Grundschule45. Vor diesem Hintergrund

8                                        Pädagogische Rundschau                                           1 / 2020

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
schien die gemeinsame Bildung von Kin-                      der Pädagoginnen Amalie Holst (1758–
dern verschiedener sozialer Herkunft in                     1829) oder Betty Gleim (1781–1827).
der Grundschule zum Scheitern verurteilt.                   Diese Schriften sind als Plädoyers für Teil-
Selbst der Begründer des Arbeitskreises                     habe der Mädchen an grundlegender Bil-
Grundschule und spätere Vorsitzende des                     dung zu verstehen.
Grundschul­  verbandes Erwin Schwartz                           Zu erinnern ist auch daran, dass seit
(1916–2003) kam auf dem Grundschul-                         dem frühen Mittelalter adlige Mädchen
kongress 1969 in Frankfurt / Main zu dem                    in Frauenklöstern grundlegende sowie
bitteren Urteil, dass die Grundschule trotz                 anspruchsvolle Bildung erlangen konn-
der gemeinsamen Bildung für alle „die so-                   ten. Novizinnen und Laien lernten Lesen,
ziokulturell bedingten Lernhandicaps nicht                  Schreiben, Beten, das Singen der litur-
aufhob, sondern verstärkte“46.                              gischen Gesänge und Latein, um die
                                                            Bibel zu lesen. Sie wurden unterwiesen
3.3 Grundlegende Bildung von Mädchen                       in Rechnungsführung, im Spinnen, Nähen
     – genderbezogene Perspektiven                          und Weben. In adeligen mittelalterlichen
                                                            Lebenswelten erreichten diese Frauen oft
Richtet man den Blick auf das Ringen                        einen höheren Bildungsstand als die zu
um grundlegende Bildung von Mädchen,                        Rittern ausgebildeten Männer47.
zeigen sich besonders widersprüchliche                          Anders verhielt es sich mit den Töch-
konfliktreiche Prozesse. Während Wissen                     tern der Kaufmannsgilden und Hand-
um die Benachteiligung von Mädchen in                       werkszünften, die die im 13. Jahrhundert
der Ideen- und Institutionengeschichte der                  gegründeten städtischen Lateinschulen,
Bildung verbreitet ist, sollen im Folgen-                   die niederen deutschen oder kirchlichen
den einige weniger bekannte Befunde zu                      Schulen besuchten. Unterricht erteilten
grundlegender Bildung und ihrer Bedeu-                      Männer und, wenn es sich um gemisch-
tung für weitere Bildungsmöglichkeiten                      te oder reine Mädchenklassen handelte,
der Mädchen knapp skizziert werden.                         auch Frauen. 7 bis 8 Jahre gingen die
    Zu erinnern ist an die Streitschrif-                    Knaben in die Schule, nur 4 Jahre die
ten der Frührenaissance-Schriftstellerin                    Mädchen. Neben Religion standen Lesen,
Christine de Pizan (1364–1429), denn                        Schreiben, insbesondere Briefe schreiben
seither werden immer wieder in den jahr-                    und die Anfangsgründe des Rechnens auf
hundertelang geführten „Querelles des                       ihrem Lehrplan. Quellen bezeugen, dass
femmes“ Bildungsfähigkeit und Bildungs-                     junge Frauen selbständig kaufmännische
notwendigkeit für Mädchen begründet.                        und handwerkliche Betriebe führen konn-
An zahlreichen Orten Europas wird ihre                      ten, was ohne grundlegende Bildung nicht
Bildungsteilhabe eingefordert, dazu ge-                     denkbar ist.48
hören die humanistischen Plädoyers eines                        Die Humanisten und Reformatoren
Erasmus von Rotterdam (1466/9–1536),                        des 16. Jahrhunderts schlossen in ihre
die aufklärerischen Statements der nieder-                  bildungstheoretischen Überlegungen auch
ländischen Universalgelehrten Anna Maria                    die Kinder des Volkes ein und propagier-
Schürmann (1607–1678) oder der deut-                        ten den Schulbesuch für alle Jungen und
schen Ärztin Dorothea Christiane Leporin                    Mädchen. Mädchenschulen realisierten
(1715–1762) bis hin zu den revolutionären                   seit dem 17. Jahrhundert in den katholi-
Streitschriften der Frauenrechtlerinnen                     schen Ländern erfolgreich neugegründete
Olympe de Gouges (1748–1793), Mary                          Lehrorden, insbesondere die Ursulinen,
Wollstonecraft (1759–1797) und Theodor                      die den Elementarunterricht im Lesen,
Gottlieb von Hippel (1741–1796) sowie                       Schreiben, Rechnen und Handarbeiten

1 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                    9

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
unentgeltlich leisteten und daneben für                     Lebenslagen, die gemeinsam haben,
Mädchen aus begüterten Familien eine                        dass ihre Zugänge zu grundlegender Bil-
höhere Bildung anboten.49 In den evan-                      dung ideengeschichtlich umstritten und
gelischen Ländern kam es erst um 1800                       institutionengeschichtlich beeinträchtigt
zu einer institutionalisierten Mädchen­                     sind. Die historische Erziehungswis-
erziehung50. Einzelnen, meist von gebil-                    senschaft hat herausgearbeitet, dass
deten Eltern unterstützten jungen Frauen                    es nach eher seltenen Bildungswegen
gelang es im 17. und 18. Jahrhundert, sich                  einzelner beeinträchtigter Kinder in der
über die grundlegende Bildung hinaus                        frühen Neuzeit zur Einrichtung einzel-
eine herausragende Bildung anzueignen51                     ner Bildungseinrichtungen für sie im 18.
– trotz der systematischen Bildungsbenach-                  Jahrhundert kam. Im Einfluss der men-
teiligung des weiblichen Geschlechts52.                     schenfreundlichen, philanthropisch-auf-
     Grundlegende Bildung im niederen                       geklärten Pädagogik entstanden erste
Schulwesen war vor und nach ihrer Grün-                     Sonderschulen mit grundlegenden Bil-
dung in der Grundschule weitgehend                          dungsangeboten für blinde und gehörlo-
von Koedukation bestimmt. Zugleich war                      se Kinder in Leipzig, Berlin, Wien, Paris,
der gemeinsame Schulbesuch von ge-                          Edinburgh, Bristol, London, Liverpool,
schlechtsbezogenen        Differenzierungen                 Rom, Prag, Bordeaux, Groningen, Vác
durchzogen. Demgegenüber waren auf der                      (Ungarn), Barcelona, Madrid, St. Peters-
grundlegenden Bildung aufbauende Zu-                        burg, Gent.54
gänge zu höherer Bildung lange Zeit von                          In Deutschland ist seit Ende des 19.
Geschlechtersegregation dominiert. In der                   Jahrhunderts der Ausbau eines von der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt                   Volksschule trennenden Sonderschul-
es in beiden deutschen Staaten durch die                    wesens mit Spezialschulen für verschie-
ostdeutsche Unterstufe und polytechnische                   dene „Behinderungsarten“ besonders
Oberschule sowie die westdeutsche Bil-                      ausgeprägt.55 Die in der Weimarer Re-
dungsreform zu einer Stärkung eines weit-                   publik neu eingerichtete Grundschule
gehend gleichberechtigten Zugangs von                       bezog Kinder der Hilfsschulen nicht mit
Mädchen zu grundlegender Bildung sowie                      ein, so dass sie systematisch einen be-
vor allem zu den Bildungsangeboten der                      stimmten Teil der Kinder ausschloss. Auch
Sekundarstufen. Es ist inzwischen sogar so,                 war die vorherrschende Auffassung zahl-
dass bei einem Teil der ökonomisch armen                    reicher Hilfsschullehrer gegen eine zu
Jungen, die aus Minderheitenkulturen stam-                  große Annäherung der Hilfsschule an die
men, grundlegende Bildung als gefährdeter                   Grundschule eingestellt und bestand auf
gilt, als bei den Mädchen mit vergleichbarer                der „prinzipielle[n] ‚Andersartigkeit‘ des
Herkunft. Bemühungen um grundlegende                        Hilfsschulkindes“56.
naturwissenschaftliche Bildung von Mäd-                          Für die Geschichte der Sonder- und
chen sind von der Grundschule an nach wie                   Heilpädagogik in Deutschland ist der Zi-
vor notwendig, um Benachteiligungen in                      vilisationsbruch während der nationalso-
diesem Bereich zu überwinden53.                             zialistischen Herrschaft einschneidend.
                                                            Ihr ausgrenzender Charakter57 wirkte sich
3.4 Grundlegende Bildung von Kindern                       auf viele Schülerinnen und Schüler mit
     mit Behinderungen – abilitybezogene                    Behinderungen destruktiv aus. Die Zu-
     Perspektiven                                           schreibung von „Bildungsunfähigkeit“ mit
                                                            dem Ziel der „Entlastung der Volksschule“
Kinder mit Behinderungen befinden                           sollte den Ausschluss von Bildung über-
sich historisch in sehr verschiedenen                       haupt und die Ermordung von Kindern mit

10                                       Pädagogische Rundschau                                           1 / 2020

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Behinderung rechtfertigen. Deren Exklu-                     auch nichtdiskriminierende interpersonelle
sion wurde durch das Reichsschulpflicht-                    Interaktionen62.
gesetz von 1938 noch forciert.
     Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es
zum weiteren Ausbau des Sonderschul-                        4. Hundert Jahre Grundschule
wesens (auf unterschiedliche Weise                              und Inklusive Pädagogik
und zu unterschiedlichen Zeiten in bei-
den deutschen Staaten), verbunden mit                       Der Ertrag der Suche in weitem histo-
einer ausgeprägten Segregation von Kin-                     rischen Horizont lässt sichtbar werden,
dern vom Schulanfang an58. Dazu dien-                       dass über Jahrhunderte immer wieder um
ten u.a. Schuleingangsuntersuchungen                        die Teilhabe an grundlegender Bildung
und die Diagnose sonderpädagogischen                        und um eine Verminderung der Hierar-
Förderbedarfs.                                              chisierungen gerungen wird, die durch
     Mitte der 1970er Jahre beginnt eine                    ideologisch legitimierten und institutionell
neue, am gemeinsamen Unterricht orien-                      realisierten Ausschluss von gemeinsamer
tierte Zeit des Zugangs zu grundlegender                    Bildung verfestigt werden. Die Gründung
Bildung für Kinder mit Behinderungen.                       der Grundschule vor 100 Jahren in der
Die gemeinsame Schule für alle soll auch                    ersten Demokratie Deutschlands, der
für Kinder mit Behinderungen geöffnet                       Weimarer Republik, stellt ein systemisch
werden. Zunächst beginnen sieben Mo-                        hochbedeutsames Ereignis in der langen
dellversuche an Grundschulen in West-                       uneinheitlichen Geschichte dieser Aus-
deutschland und Berlin59, dann kommt                        einandersetzungen dar. Die zurücklie-
es zu einer partiellen Ausbreitung in aus-                  gende und zukünftige Bedeutung dieses
gewählten Bundesländern und schließlich                     Ereignisses für die Verminderung des Aus-
verpflichtet sich 2009 Deutschland zur                      schlusses heterogener Teile der Kinder
flächendeckenden Realisierung der inklu-                    von grundlegender gemeinsamer Bildung
siven Schule für alle60.                                    muss hoch eingeschätzt werden, weil in
     Mit dem heute noch unabgeschlos-                       spätmodernen pluralistischen Demokra-
senen Vorhaben der inklusiven Grund-                        tien die Grundschule für alle als einziger
schule für alle entsteht eine Ausweitung                    gesellschaftlicher Ort gilt, der von allen
der grundlegenden Bildung, in der es                        Angehörigen jeder Generation besucht
um den Verzicht auf institutionelle Segre-                  werden kann und so Gemeinsamkeit zu
gation geht. Gemeinsame grundlegende                        stiften vermag. Zugleich ist die Erreichung
Bildung kombiniert zwei Perspektiven: Die                   des Ziels der gemeinsamen grundlegen-
Perspektive eines Minimalstandards, der                     den Bildung für alle bis heute unvollendet
Bemühungen um erfolgreiches Lernen                          geblieben63. An den erreichten Erfolgen
benachteiligter Schüler und Schülerinnen                    sind historisch verschiedene gesellschaft-
erfordert. Hinzu kommt die Perspektive                      liche Strömungen beteiligt, die bedeut-
differenzierter Bildungsstandards, die Be-                  same Gemeinsamkeiten aufweisen, auch
mühungen um individuell erfolgreiches                       wenn sie teilweise partikulare Interessen
Lernen aller Schülerinnen und Schüler mit                   hervorheben: Sie alle ringen um weniger
ihren verschiedenen Potentialen an einem                    Ausschluss von Bildung, um weniger Dis-
gemeinsamen Bildungsort erfordert61. Die                    kriminierung, um mehr Gemeinsamkeit in
gemeinsame Grundschule für alle geht                        der grundlegenden Bildung und um uni-
mit Aufmerksamkeit für die Heterogenität                    versalistisch orientierte Legitimierung. In
der Lernenden einher und erfordert so-                      dem Maße, in dem sich Grundschulen der
wohl eine individualisierende Didaktik als                  anerkennenden Potentialentfaltung aller

1 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                   11

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
ohne Diskriminierung und Ausgrenzung                             Wolfgang Scheibe (Hrsg.): Zur Geschichte
bestimmter Kindergruppen widmen, nä-                             der Volksschule. Band 2: 19. und 20. Jahr-
                                                                 hundert bis zur Gegenwart (Klinkhardts
hern sie sich dem menschenrechtlich und
                                                                 pädagogische Quellentexte, Bd. 32). Bad
demokratisch fundierten Anspruch der In-                         Heilbrunn (Obb.) 2. Aufl. 1974.
klusion an.                                                9     Albert Reble: Geschichte der Pädagogik.
                                                                 Stuttgart 11. Aufl. 1971, S. 111-113; Ludwig
                                                                 Fertig: Veit Ludwig von Seckendorff: Patriar-
                                                                 chalischer Fürstenstaat und territoriale Er-
Anmerkungen                                                      ziehungspolizei. In: Teutscher Fürsten Stat,
                                                                 1976, H. 1.
1    OECD: ISCED 2011 Operational Ma-                      10    Klaus Schaller: Johann Amos Comenius
     nual. Guidelines for Classifying Natio-                     (1592- 1670). In: Heinz-Elmar Tenorth
     nal Education Programmes And Related                        (Hrsg.): Klassiker der Pädagogik 1. Von
     Qualifications. Paris., 2015, https://read.                 Erasmus bis Helene Lange. München 2003,
     oecd-ilibrary.org/education/isced-2011-ope-                 S. 45–59.
     rational-manual_9789264228368-en#pa-                  11    Comenius 1657, zitiert nach: Robert Alt: Bil-
     ge106 (30.05.2019), S. 104.                                 deratlas zur Schul- und Erziehungsgeschich-
2    Kultusministerkonferenz: Empfehlungen zur                   te. Berlin 1960, S. 15.
     Arbeit in der Grundschule. Beschluss der              12    Comenius 1657, zitiert nach: Alt, Robert
     Kultusministerkonferenz vom 2.7.1970 i. d.                  (1960): Bilderatlas zur Schul- und Erzie-
     F. vom 11.6.2015, 2015, https://www.kmk.                    hungsgeschichte. Band 1. Berlin: Volk &
     org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktu-                    Wissen. (Anm. 11), S. 31.
     elles/2015/Empfehlung_350_KMK_Arbeit_                 13    Heinz-Elmar Tenorth: Geschichte der Er-
     Grundschule_01.pdf (30.05.2019), S. 6.                      ziehung. Einführung in die Grundzüge ihrer
3    Anne Piezunka/Tina Schaffus/Michael Gro-                    neuzeitlichen Entwicklung. Weinheim 2. Aufl.
     sche: Vier Verständnisse von schulischer In-                1992.
     klusion und ihr gemeinsamer Kern. Ergebnisse          14    Friedrich E. von Rochow: Versuch eines
     von Experteninterviews mit Inklusionsforsche-               Schulbuchs für Kinder der Landleute oder
     rinnen und -forschern. In: Unterrichtswissen-               zum Gebrauch in Dorfschulen (1772). In:
     schaft 45, 2017, H. 4, S. 207–222.                          Fritz Jonas/Friedrich Wienecke (Hrsg.):
4    Vgl. z. B.Jürgen Osterhammel: Die Flughöhe                  Friedrich Eberhard von Rochow: Friedrich
     der Adler. Historische Essays zur globalen                  Eberhard von Rochows sämtliche pädago-
     Gegenwart. München 2017.                                    gische Schriften. Berlin/Boston 2018. Aufl.
5    Achim Landwehr: Die anwesende Abwe-                         2018, S. 1–87, S. 4.
     senheit der Vergangenheit. Essay zur Ge-              15    Friedrich E. von Rochow: Berichtigungen. Ers-
     schichtstheorie (S. Fischer Geschichte).                    ter Versuch (1792). In: Fritz Jonas/Friedrich
     Frankfurt am Main 2016.                                     Wienecke (Hrsg.): Friedrich Eberhard von Ro-
6    Bernd Zymek: Schulen. In: Dieter Langewie-                  chow: Friedrich Eberhard von Rochows sämt-
     sche/Heinz-Elmar Tenorth (Hrsg.): Handbuch                  liche pädagogische Schriften. Berlin/Boston
     der deutschen Bildungsgeschichte. Band                      2018. Aufl. 2018, S. 171–288, S. 211.
     V: 1918-1945. Die Weimarer Republik und               16    Hanno Schmitt: Volksaufklärung an der Ro-
     die nationalsozialistische Diktatur. München                chowschen Musterschule in Reckahn. In:
     1989, S. 155–208, S. 165.                                   Holger Böning/Hanno Schmitt/Reinhart Sie-
7    Karl Eckhardt: Die Grundschule. In: Herman                  gert (Hrsg.): Volksaufklärung. Eine praktische
     Nohl/Ludwig Pallat (Hrsg.): Handbuch der                    Reformbewegung des 18. und 19. Jahrhun-
     Pädagogik. Band 4: Die Theorie der Schule                   derts. Bremen 2007, S. 163–178.
     und der Schulaufbau. Langensalza 1928, S.             17    Hanno Schmitt: Die Philanthropine – Mus-
     91–104, S. 92.                                              terschulen der pädagogischen Aufklärung.
8    Theo Dietrich/Job-Günter Klink (Hrsg.): Zur                 In: Notker Hammerstein/Ulrich Herrmann
     Geschichte der Volksschule. Band 1: Volks-                  (Hrsg.): Handbuch der deutschen Bildungs-
     schulordnungen 16. bis 18. Jahrhundert                      geschichte. Band II: 18. Jahrhundert. Vom
     (Klinkhardts pädagogische Quellentexte, Bd.                 späten 17. Jahrhundert bis zur Neuordnung
     27). Bad Heilbrunn (Obb.) 2. Aufl. 1972;                    Deutschlands um 1800. München 2005, S.

12                                      Pädagogische Rundschau                                           1 / 2020

Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                            wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
262–277.                                                     im 19. und 20. Jahrhundert. Göttingen/Zürich
18   Ulrich Herrmann/Jürgen Oelkers (Hrsg.):                      1993, S. 159–160.
     Französische Revolution und Pädagogik der              29    Franz Rodehüser: Epochen der Grundschul-
     Moderne. Aufklärung, Revolution und Men-                     geschichte. Bochum 1987.
     schenbildung im Übergang vom Ancien Régi-              30    Margarete Götz/Uwe Sandfuchs: Geschichte
     me zur bürgerlichen Gesellschaft. Weinheim                   der Grundschule. In: Wolfgang Einsiedler/
     1990.                                                        Margarete Götz/Andreas Hartinger/Friederi-
19   Heinz-Hermann Schepp: Antoine de Condor-                     ke Heinzel/Joachim Kahlert/Uwe Sandfuchs
     cet (1743-1794). In: Hans Scheuerl (Hrsg.):                  (Hrsg.): Handbuch Grundschulpädagogik
     Klassiker der Pädagogik. Band 1: Von Eras-                   und Grundschuldidaktik (UTB, Bd. 8444).
     mus von Rotterdam bis Herbert Spencer                        Bad Heilbrunn 3. Aufl. 2011, S. 32–44, S. 35.
     (Klassiker der Pädagogik). München 2. Aufl.            31    Hans-Ulrich Wehler: Vom Beginn des Ers-
     1991, S. 159–169.                                            ten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden
20   Marie J. A. Condorcet: Bericht und Entwurf                   deutschen Staaten. 1914 - 1949 (Deutsche
     einer Verordnung über die allgemeine Orga-                   Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4). München
     nisation des öffentlichen Unterrichtswesens                  2003, S. 452.
     (1792). In: Berthold Michael/Heinz-Hermann             32    Zymek: Schulen (Anm. 6), S. 165.
     Schepp (Hrsg.): Die Schule in Staat und                33    Eckhardt: Die Grundschule (Anm. 7), S. 92.
     Gesellschaft. Dokumente zur deutschen                  34    Ebd., S. 94.
     Schulgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert.            35    Karl-Heinz Nave: Die allgemeine deutsche
     Göttingen/Zürich 1993, S. 84–86.                             Grundschule. Ihre Entstehung aus der No-
21   Ebd., S. 85.                                                 vemberrevolution von 1918. Weinheim 1961,
22   Ebd., S. 86.                                                 S. 134; Ludwig von Friedeburg: Bildungs-
23   Frauke Stübig: Condorcet und Lepeletier                      reform in Deutschland. Geschichte und ge-
     – Der Beitrag der Französischen Revolu-                      sellschaftlicher Widerspruch. Frankfurt/Main
     tionspädagogik zur Schulreform heute. In:                    1992, S. 227–228.
     Die Deutsche Schule 81, 1989, H. 1, S.                 36    Ullrich Amlung/Dietmar Haubfleisch/Jörg-
     103–116.                                                     Werner Link/Hanno Schmitt (Hrsg.): "Die
24   Tenorth: Geschichte der Erziehung (Anm.                      alte Schule überwinden". Reformpädagogi-
     13), S. 161; Hans-Georg Herrlitz/Wulf Hopf/                  sche Versuchsschulen zwischen Kaiserreich
     Hartmut Titze: Deutsche Schulgeschichte                      und Nationalsozialismus. Frankfurt am Main
     von 1800 bis zur Gegenwart. Eine Einfüh-                     1993; Jörg-W. Link: Reformpädagogik im his-
     rung. Weinheim/München 1993, S. 52–53.                       torischen Überblick. In: Heiner Barz (Hrsg.):
25   Frank M. Kuhlemann: Niedere Schulen. In:                     Handbuch Bildungsreform und Reformpäda-
     Christa Berg (Hrsg.): Handbuch der deut-                     gogik. Wiesbaden 2018, S. 15–30.
     schen Bildungsgeschichte. Band. IV: 1870-              37    Jörg-W. Link: Reformpädagogik und staat-
     1918. Von der Reichsgründung bis zum Ende                    liche Schulreform. In: Till-Sebastian Idel/
     des Ersten Weltkrieges. München 1991,                        Heiner Ullrich (Hrsg.): Handbuch Reformpä-
     S. 177–227; Frank-Michael Kuhlemann: Moder-                  dagogik. Weinheim 2017, 89–104.
     nisierung und Disziplinierung. Göttingen 1992.         38    Hanno Schmitt: Zur Realität der Schulreform
26   Kuhlemann: Modernisierung und Disziplinie-                   in der Weimarer Republik. In: Tobias Rülcker/
     rung (Anm. 25).                                              Jürgen Oelkers (Hrsg.): Politische Reformpä-
27   Axel Nath (Hrsg.): Differenzierung und Integ-                dagogik (Explorationen, Bd. 21). Bern 1998,
     ration der niederen Schulen in Deutschland                   S. 619–643.
     1800–1945 (Datenhandbuch zur deutschen                 39    Jörg-W. Link: "Erziehungsstätte des deut-
     Bildungsgeschichte, Band 3). Göttingen                       schen Volkes" – Die Volksschule im Natio-
     2016; Frank Tosch: Gymnasium und Sys-                        nalsozialismus. In: Klaus-Peter Horn/Jörg-W.
     temdynamik. Regionaler Strukturwandel im                     Link (Hrsg.): Erziehungsverhältnisse im Na-
     höheren Schulwesen der preussischen Pro-                     tionalsozialismus. Totaler Anspruch und Er-
     vinz Brandenburg 1890-1938. Bad Heilbrunn                    ziehungswirklichkeit. Bad Heilbrunn 2011, S.
     2006.                                                        79–106; Dan Diner/Seyla Benhabib: Zivilisa-
28   Berthold Michael/Heinz-Hermann Schepp                        tionsbruch. Denken nach Auschwitz (Fischer-
     (Hrsg.): Die Schule in Staat und Gesellschaft.               Taschenbücher, Bd. 4398). Frankfurt am
     Dokumente zur deutschen Schulgeschichte                      Main 1988.

1 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                   13

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
40   Ute Geiling: Schulfähigkeit und Einschu-                    Frankfurt/Main 1996, S. 78–90; Merry
     lungspraxis in der DDR – ein Rückblick im                   Wiesner-Hanks: Ausbildung in den Zünften.
     Spannungsfeld von Förderung und Ausgren-                    In: Elke Kleinau/Claudia Opitz (Hrsg.): Ge-
     zung. In: Annedore Prengel: Vielfalt durch                  schichte der Mädchen- und Frauenbildung.
     gute Ordnung im Anfangsunterricht. Wiesba-                  Frankfurt/Main 1996, S. 91–102.
     den 1999, S. 161–219.                                 49    Anne Conrad: Weibliche Lehrorden und ka-
41   Wolfgang Klafki: Restaurative Schulpolitik                  tholische höhere Mädchenschulen im 17.
     1945-1950 in Westdeutschland: Das Beispiel                  Jahrhundert. In: Elke Kleinau/Claudia Opitz
     Bayern. In: Wolfgang Klafki: Aspekte kri-                   (Hrsg.): Geschichte der Mädchen- und Frau-
     tisch-konstruktiver Erziehungswissenschaft.                 enbildung. Frankfurt/Main 1996, S. 252–262;
     Gesammelte Beiträge zur Theorie-Praxis-                     Juliane Jacobi: Mädchen- und Frauenbildung in
     diskussion. Weinheim & Basel 1976, S.                       Europa. Von 1500 bis zur Gegenwart. Frank-
     253–299.                                                    furt am Main 2013; Sylvia Schraut/Gabriele
42   Ralf Dahrendorf: Bildung ist Bürgerrecht.                   Pieri: Katholische Schulbildung in der Frühen
     Plädoyer für eine aktive Bildungspolitik (Die               Neuzeit. Vom "guten Christenmenschen" zu
     Zeit-Bücher). Hamburg 1965; Friedeburg:                     "tüchtigen Jungen" und "braven Mädchen";
     Bildungsreform in Deutschland (Anm. 35).                    Darstellung und Quellen. Paderborn 2004.
43   Ingeborg Röbbelen: Niederschrift über die             50    Christine Mayer: Die Anfänge einer institutio-
     Besprechung des „Erziehungswissenschaft-                    nalisierten Mädchenerziehung an der Wende
     lichen Arbeitskreises“ am 16. April 1957                    vom 18. zum 19. Jahrhundert. In: Elke Klei-
     in Mülheim/Ruhr. Comenius-Institut. Sign.:                  nau/Claudia Opitz (Hrsg.): Geschichte der
     12/52 1957.                                                 Mädchen- und Frauenbildung. Frankfurt/Main
44   Carl-Ludwig Furck: Die ersten Jahre (1954-                  1996, S. 373–393; Christine Mayer: Erzie-
     1970). In: Volker Elsenbast/Annebelle Pithan/               hung und Schulbildung für Mädchen. In: Not-
     Peter Schreiner/Friedrich Schweitzer (Hrsg.):               ker Hammerstein/Ulrich Herrmann (Hrsg.):
     Wissen klären – Bildung stärken. 50 Jahre                   Handbuch der deutschen Bildungsgeschich-
     Comenius-Institut. Münster 2004, S. 17–45;                  te. Band II: 18. Jahrhundert. Vom späten 17.
     Hanno Schmitt: Zur Genese der Erziehungs-                   Jahrhundert bis zur Neuordnung Deutsch-
     wissenschaft als kritisch-konstruktive Theorie              lands um 1800. München 2005, S. 188–211.
     bei Wolfgang Klafki. In: Susanne Lin-Klitzing         51    Annedore Prengel/Hanno Schmitt (Hrsg.):
     (Hrsg.): Wolfgang Klafki: Allgemeine Didaktik.              Tugend, Treue, Eigenständigkeit. Schloss
     Fachdidaktik. Politikberatung. Beiträge zum                 Reckahn als geselliger Treffpunkt aufgeklär-
     Marburger Gedenksymposium, Bad Heil-                        ter Frauen; Begleitbuch zur Ausstellung im
     brunn 2019, S. 39–52.                                       Rochow-Museum Reckahn 31. August bis
45   Hans-Günter Rolff: Sozialisation und Auslese                12. Dezember 2010. Reckahn 2010.
     durch die Schule. Heidelberg 1967.                    52    Elke Kleinau/Claudia Opitz (Hrsg.): Ge-
46   Zit. n. Kai S. Cortina/Jürgen Baumert/Achim                 schichte der Mädchen- und Frauenbildung.
     Leschinsky/Karl U. Mayer/Luitgard Trommer                   Frankfurt/Main 1996.
     (Hrsg.): Das Bildungswesen in der Bun-                53    Leonie Herwartz-Emden/Verena Schurt/
     desrepublik Deutschland. Strukturen und                     Wiebke Waburg: Mädchen und Jungen in
     Entwicklungen im Überblick. Reinbek bei                     Schule und Unterricht. Stuttgart 2012.
     Hamburg 2008, S. 326.                                 54    Sieglind Ellger-Rüttgardt: Geschichte der
47   Peter Ketsch/Annette Kuhn (Hrsg.): Frau-                    Sonderpädagogik. Eine Einführung, mit 12
     enbild und Frauenrechte in Kirche und Ge-                   Tabellen (UTB, Bd. 8362). München/Basel
     sellschaft. Düsseldorf 1984; Bea Lundt: Zur                 2008, S. 20–71.
     Entstehung der Universität als Männerwelt.            55    Ebd., S. 72–241.
     In: Elke Kleinau/Claudia Opitz (Hrsg.): Ge-           56    Ebd., S. 204.
     schichte der Mädchen- und Frauenbildung.              57    Klaus-Peter Horn/Jörg-W. Link (Hrsg.): Er-
     Frankfurt/Main 1996, S. 103–118.                            ziehungsverhältnisse im Nationalsozialismus.
48   Andrea Kammeier-Nebel: Frauenbildung im                     Totaler Anspruch und Erziehungswirklichkeit.
     Kaufmannsmilieu spätmittelalterlicher Städte.               Bad Heilbrunn 2011; Renate Fricke-Finkeln-
     In: Elke Kleinau/Claudia Opitz (Hrsg.): Ge-                 burg: Nationalsozialismus und Schule. Amt-
     schichte der Mädchen- und Frauenbildung.                    liche Erlasse und Richtlinien, 1933–1945.

14                                      Pädagogische Rundschau                                           1 / 2020

Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                            wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Opladen 1989.                                          61    Ursula Carle: Chancengleichheit durch Bil-
58   Geiling: Schulfähigkeit und Einschulungspraxis               dungspläne und Standards im Elementar- und
     in der DDR – ein Rückblick im Spannungsfeld                  Primarbereich? In: Friederike Heinzel/Ute
     von Förderung und Ausgrenzung (Anm. 40).                     Geiling (Hrsg.): Demokratische Perspektiven
59   Helga Deppe-Wolfinger/Annedore Prengel/                      in der Pädagogik. Annedore Prengel zum 60.
     Helmut Reiser: Integrative Pädagogik in der                  Geburtstag. Wiesbaden 2004, S. 49–62.
     Grundschule. Bilanz und Perspektiven der               62    Annedore Prengel: Pädagogik der Vielfalt:
     Integration behinderter Kinder in der Bundes-                Inklusive Strömungen in der Sphäre spätmo-
     republik Deutschland; 1976–1988 (DJI-Mate-                   derner Bildung. In: Erwägen Wissen Ethik.
     rialien Reihe). München 1990.                                Forum für Erwägungskultur 26, 2015, H. 2, S.
60   Heiner Bielefeldt: Zum Innovationspotenzial                  157–168.
     der UN-Behindertenrechtskonvention (Essay              63    Götz/Sandfuchs: Geschichte der Grundschule
     / Deutsches Institut für Menschenrechte, Bd.                 (Anm. 30).
     5). Berlin 3. Aufl. 2009.

1 / 2020                                 Pädagogische Rundschau                                                   15

 Die Online-Ausgabe dieser Publikation ist Open Access verfügbar und im Rahmen der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0
                             wiederverwendbar. http://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Sie können auch lesen