Viventa macht Schule Anita Keller-Keller

Die Seite wird erstellt Kuno Kaufmann
 
WEITER LESEN
Viventa macht Schule Anita Keller-Keller
Stadt Zürich
                                                  Fachschule Viventa
                                                  Wipkingerplatz 4
                                                  8037 Zürich

Anita Keller-Keller

Viventa macht Schule
Entstehung und Entwicklung der Fach- und
Fortbildungsschule Zürich während über 100 Jahren

Bescheidene Anfänge im 19. Jahrhun-         Das Fach Hygiene hatte eine wichtige
dert                                        Aufgabe zu erfüllen, denn Ärzte pochten
Von der Gründung der heutigen Fach-         auf eine Verbesserung der hygienischen
schule Viventa im Sinne einer einmaligen    Verhältnisse, um den Gesundheitsstand
Aktion kann nicht gesprochen werden,        der Bevölkerung zu heben. Periodisch
vielmehr hat sie sich aus bescheidenen      grassierende Seuchen wie Tuberkulose
Anfängen im Rahmen der Gewerbeschule        und Typhus traten oft auf, die viele Men-
Zürich etappenweise entwickelt. 1893        schenleben forderten. In den grossen
übernahm die Stadt Zürich die von Gewer-    Städten wie Zürich wurde die Trinkwasser-
bekreisen getragene Gewerbeschule mit       versorgung verbessert. Eine erste Chole-
der Bestimmung, dass die Gewerbeschule      raepidemie von 1855 gab den Anstoss zu
den Handwerkern, Kunsthandwerkern und       einem Kanalisationsnetz anstelle der Eh-
Gewerbetreibenden beiderlei Geschlechts     gräben und Abfallgruben (1867) und den
zu dienen habe. Dazu gehörte bereits das    Übergang zur zentralen Hauswasserver-
Fach «Weibliche Arbeiten», darunter ver-    sorgung. Nach dem Projekt des damali-
stand man textile Arbeiten, vorwiegend      gen Stadtbaumeisters Arnold Bürkli (nach
Nähen und Flicken.                          ihm ist der Bürkliplatz benannt) wurde die
                                            Situation entscheidend verbessert und
Ende des 19. Jahrhunderts befand sich       zwar durch den Ersatz der hölzernen
die Berufsbildung erst in den Anfängen,     Teuchel durch Gusseisenrohre. Auch
den Frauen standen wenige Berufsmög-        mittels vermehrter Sauberkeit in den
lichkeiten offen, viele Mädchen erlernten   Haushalten und der persönlichen Hygiene
keinen Beruf, sondern arbeiteten in der     sollte diesen Krankheiten entgegen ge-
Fabrik. Zusätzlich zur angestrebten be-     wirkt werden.
ruflichen Ausbildung für die Jugend for-
derten die Schweizerische Gemeinnützige     Aus: Suter Elisabeth. Wasser und Brunnen im alten
Gesellschaft (SGG) und mit ihr namhafte     Zürich. Zur Geschichte der Wasserversor-gung der
Bildungspolitiker, im Kanton Zürich z. B.   Stadt Zürich vom Mittelalter bis ins
                                            19. Jahrhundert. Zürich 1981, S. 37, 84 ff, 114.
Johann Jakob Schäppi (1819 - 1908),
Kantons- und Nationalrat, die Erlernung
des häuslichen Berufs für die Frauen. Der
Erwerb hauswirtschaftlicher Fähigkeiten     Kurse in «Weiblichen Arbeiten» 1894
wie die Zubereitung gesunder Nahrung,       an der Gewerbeschule Zürich
das Instandhalten der Kleidung und Woh-     Mit den Präsidentinnen der städtischen
nung und Kenntnisse in der Kindererzie-     Frauenkommissionen und den Damen der
hung sowie Hygiene sollten Inhalt ange-     Aufsichtskommission der höheren Töch-
strebter hauswirtschaftlicher Kurse sein.   terschule Zürich (sogenannte Damenkon-
ferenz) wurden Organisation des Unter-             aber in der Kompetenz der Aufsichtskom-
richts und der Aufsicht des Faches in              mission liege, solche anzubieten. Die so-
«Weiblichen Arbeiten» an der Gewerbe-              genannte Damenkonferenz begrüsste den
schule geregelt. Tageskurse sollten in den         Vorschlag und empfahl einen Versuch.
Schulhäusern Brunnenturm und Hirschen-
graben durchgeführt werden, Abendkurse             Die Aufsichtskommission hoffte, dass mit
im Grossmünsterschulhaus, dann auch in             solchen Kochkursen ebenfalls so gute Er-
den Schulhäusern Brauerstrasse und im              fahrungen gemacht würden wie in Basel
Seefeld.                                           und Deutschland. Der Erfolg übertraf die
                                                   Erwartungen, vier Kochkurse konnten im
Aus: Protokolle der Gewerbeschule Zürich vom 24.   Winterhalbjahr 1895/96 durchgeführt wer-
und 30. Oktober 1894.                              den, pro Kurs waren rund 20 Teilnehme-
                                                   rinnen zu verzeichnen.

Der Bundesbeschluss von 1895 über
die hauswirtschaftliche Berufsbildung
des weiblichen Geschlechts
Erst nach einigen vergeblichen Anläufen
der schweizerischen Frauenorganisatio-
nen, auch der hauswirtschaftlichen Bil-
dung des weiblichen Geschlechts die
gleiche finanzielle Unterstützung wie der
gewerblichen Ausbildung zu gewähren,
wurde 1895 der Bundesbeschluss über
die hauswirtschaftliche Berufsbildung des
weiblichen Geschlechts gefasst. Dieser
ermöglichte die Errichtung hauswirtschaft-
                                                   Emma Coradi-Stahl (1846 - 1912) wurde 1896 zur
licher Fortbildungs- und Fachschulen, der          ersten eidgenössischen Expertin für das hauswirt-
Bund entrichtete Beiträge in der Höhe von          schaftliche Bildungswesen ernannt. Dazu: Keller-
50% an die Kosten hauswirtschaftlicher             Keller Anita. Zwischen Volks- und Berufsbildung.
Fortbildungsschulen.                               Die hauswirtschaftliche Fortbildungsschule. Eine
                                                   über hundertjährige Geschichte am Beispiel des
                                                   Kantons Zürich. Uster 2008, S. 22.
Planung und Durchführung von Koch-
kursen ab 1895
                                                   Da noch wenig eigene ausgebildete Haus-
Unverzüglich wurde die neue Möglichkeit            haltungslehrerinnen zur Verfügung stan-
genutzt und an der Sitzung vom 18. Okto-           den, wurde eine «Fräulein» Anna Boss-
ber 1895 beantragte der Vorsitzende der            hard aus Irgenhausen, die ein Diplom der
Aufsichtskommission der Gewerbeschule              Kochschule in Stuttgart erworben hatte,
die Errichtung von Kochkursen in Verbin-           empfohlen. Ihr wurde eine Gehilfin zur
dung mit Haushaltungskunde im Winter-              Seite gestellt. Als Ergänzung zum prakti-
semester 1895/96. Als Räumlichkeit                 schen Unterricht fanden an 10 Abenden
schlug er das provisorische Schullokal an          Vorträge zu folgenden Themen statt: Ge-
der Turnhallenstrasse 31 vor und erwähn-           sunde Ernährung, Hygiene und Die Pflich-
te, dass das städtische Gaswerk 6Gas-              ten einer guten Hausfrau; das letzte The-
herde unentgeltlich zur Verfügung stelle,          ma behielt sich Emma Coradi-Stahl, eid-
die übrige Einrichtung käme auf 600 Fran-          genössische Expertin für das hauswirt-
ken zu stehen. Ausdrücklich hielt er fest,         schaftliche Bildungswesen, vor, was die
dass gemäss der Verordnung über die                Wichtigkeit dieses Themas unterstreicht.
Organisation der Gewerbeschule zwar
keine Kochkurse vorgesehen seien, es               Damit konkretisierten sich die Ideen und
Vorstellungen der SGG: Mädchen über                    ten sollten. Interessierte Kreise wie z. B.
15 Jahre und junge Frauen zur Führung                  die SGG und Ärzte versprachen sich
einer einfachen Küche unter möglichster                davon eine bessere Gesundheit der Be-
Ökonomie der Mittel und bei zweckmäs-                  völkerung, bessere Kenntnisse der Frauen
sigster Kombination der Speisen anzulei-               in Kinderpflege und -erziehung sowie in
ten. Noch im selben Jahr erstattete die                der Krankenpflege und grundsätzlich den
Aufsichtskommission der Gewerbeschule                  sparsamen Umgang mit Nahrungsmitteln
an die Sanitätsdirektion des Kantons                   und Textilmaterialien (Flicken). Das Ge-
Zürich (heute Gesundheitsdirektion) einen              sundheitswesen war noch wenig entwi-
ausführlichen Bericht über die vier erfolg-            ckelt, es gab nur wenige Spitäler. Die
reich durchgeführten Kurse im Winter-                  Pflege kranker Menschen im eigenen
halbjahr 1895/96.                                      Haushalt war den Frauen übertragen. Die
                                                       Forderungen der SGG stiessen in den
1905 einigte sich die Erziehungsdirektion mit der      Reihen der anfangs des 20. Jahrhunderts
Gesundheitsdirektion dahingehend, dass diese die
Aufsicht über die Koch- und Haushaltungsschulen
                                                       gegründeten Lehrerinnenvereine der
an die Erziehungsdirektion abtrat. Aus: Illi Martin.   Haushaltungs- und Arbeitslehrerinnen
Von der Kameralistik zum New Public Manage-            sowie der Lehrerinnen der übrigen Schul-
ment. Zürich 2008, S. 202.                             stufen auf grosses Interesse. Bereits in
                                                       den 1920er Jahren fanden dazu Ver-
                                                       sammlungen statt, Lehrplanentwürfe
Fortan fanden an der Gewerbeschule re-
                                                       wurden erarbeitet und die Schulorganisati-
gelmässig Kurse in Weissnähen, Flicken,
                                                       on diskutiert. Alice Uhler, Lehrerin an der
Kleidernähen, Kochen und Haushaltkun-
                                                       Gewerbeschule Zürich, war eine führende
de statt. Die Protokolle der Folgejahre be-
                                                       Verfechterin eines solchen hauswirtschaft-
legen, dass die Kurse auf reges Interesse
                                                       lichen Obligatoriums.
stiessen und ein grosses Bedürfnis be-
stand. Oft mussten wegen hoher Anmel-                  Alice Uhler (1882-1953), Hauswirtschaftslehrerin
                                                       aus dem Kanton Thurgau, dort Leiterin der thur-
dezahlen die Kurse mehrfach geführt wer-               gauischen Arbeitslehrerinnen- und Haushaltungs-
den. Eine vielverzweigte hauswirtschaftli-             kurse, interessierte sich früh für das Fach Lebens-
che Fortbildungsschule entstand innert                 kunde. Der Direktor der Gewerbeschule, Dr.
weniger Jahre. Die Kurse unterstanden                  Gustav Frauenfelder, holte sie 1917 an die Gewer-
der Abteilung für Frauenberufe der Ge-                 beschule, um dieses Fach zu erteilen. Sie publizier-
                                                       te u. a. „Ein Feind des häuslichen Glücks“, Zürich
werbeschule, die ab 1917 von Hanna                     1922; „Alkoholfrage, Schule und junge Mädchen“,
Krebs, Gewerbelehrerin, geleitet wurde.                Zürich 1930.

Die Entwicklung der Abteilung Frauen-                  Eine eigene Abteilung Hauswirtschaft
berufe und hauswirtschaftliche Kurse                   an der Gewerbeschule

Auf der Grundlage der Freiwilligkeit ent-              1931 wurde das kantonale Gesetz über
wickelten sich die Kurse in "Weiblichen                die Hauswirtschaftliche Fortbildungsschule
Arbeiten" (Handarbeit) und die Koch- und               angenommen. Neu bestand sie aus einem
Haushaltungskurse für schulentlassene                  obligatorischen Teil für alle jungen Frauen
Mädchen und junge Frauen hinsichtlich                  ab dem 15. Altersjahr und dem freiwilligen
Inhalt und Anzahl Teilnehmerinnen stetig.              Teil, den seit 1894 etablierten Kursen. Den
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte, d. h.                unermüdlichen Einsatz und die Anstren-
seit Beginn des neuen Jahrhunderts und                 gungen Alice Uhlers, die wesentlichen
insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg,                Anteil an der Verwirklichung dieses obliga-
begann sich die Meinung durchzusetzen,                 torischen hauswirtschaftlichen Unterrichts
dass alle jungen Mädchen eine obligatori-              hatte, würdigte die Gewerbeschule. Im
sche hauswirtschaftliche Ausbildung erhal-             selben Jahr eröffnete sie die neue Abtei-
lung - die Abteilung Hauswirtschaft. Wie         terinnen zur Seite. Die Abteilung umfasste
erwartet stand ihr Alice Uhler vor.              die Teilbereiche: Obligatorische hauswirt-
                                                 schaftliche Fortbildungsschule, freiwillige
                                                 hauswirtschaftliche Fortbildungskurse und
Die Einführung der obligatori-                   die Jahreskurse für Hauswirtschaft für
schen hauswirtschaftlichen Fort-                 Jüngere.
bildungsschule für schulentlasse-                Die Einführung der obligatorischen haus-
ne Mädchen in der Stadt Zürich                   wirtschaftlichen Kurse stellte die Stadt vor
                                                 ziemliche finanzielle Schwierigkeiten.
Das Gesetz über die Hauswirtschaftli-            Gemäss Protokoll der Sitzung der Gewer-
che Fortbildungsschule vom 5. Juli               beschule vom 10. Dezember 1931 wurde
1931                                             beschlossen, dass in der Einführungspha-
                                                 se in den Jahren 1932/33 Kurse von 120
Die Bestimmungen des kantonalen Geset-           Lektionen Dauer durchzuführen seien und
zes über die Hauswirtschaftliche Fortbil-        nicht wie geplant solche von 180 bis 240
dungsschule vom 5. Juli 1931 boten be-           Lektionen. Die auf den 1. Januar 1934
züglich der Organisation der obligatori-         vollzogene zweite Eingemeindung von
schen Kurse grösste Freizügigkeit. Die           acht Vororten brachte der Gewerbeschule
Pflichtstundenzahl konnte den örtlichen          und den Mittelschulen (inkl.Töchterschule)
Gegebenheiten entsprechend auf zwei              ein kräftiges Anwachsen der Schüler-/
Jahre zu je 2-4 Lektionen, auf zwei Win-         innenzahlen, was zu Mehrkosten führte.
terhalbjahre zu wöchentlich 6-8 Lektionen        Mit der zweiten Eingemeindung gelangten die
oder auch auf 8 Wochen zu etwa 30                Vororte Affoltern, Albisrieden, Altstetten, Höngg,
Lektionen pro Woche verteilt angeboten           Oerlikon, Schwamendingen, Seebach und Witikon
                                                 an die Stadt Zürich, was eine beträchtliche Auswei-
werden. Die Pflichtzahl für solche Kurse         tung des Tätigkeitsbereichs u. a. im Schulwesen
betrug 180 Lektionen, sie konnte aber            brachte.
überschritten werden. Ferner bestand die
Möglichkeit, die Kurse in entsprechenden
Ferienheimen durchzuführen, diese Mög-           Die Eingemeindung verschärfte die prekä-
lichkeit war vor allem für gesundheitlich        ren Unterrichtsgegebenheiten und er-
schwächere Schülerinnen vorgesehen.              zwang die Bereitstellung von zusätzlichem
Der Fächerkatalog umfasste: Handarbei-           Schulraum. Durch das neu errichtete
ten (Weissnähen und Flicken), Hauswirt-          Gewerbeschulhaus an der Ausstellungs-
schaft (Kochen und Ernährungslehre),             strasse wurden im Schulhaus Brunnen-
Hauswirtschaftslehre und hauswirtschaftli-       turm Räume für die hauswirtschaftliche
ches Rechnen. Es blieb den Schulpflegen          Fortbildungsschule frei, aber leider be-
überlassen, zusätzlich folgende Fächer für       stand für die Abteilung Hauswirtschaft
die allgemeine geistige und sittliche Fort-      trotzdem keine Möglichkeit, den Unterricht
bildung obligatorisch zu erklären: Erzie-        in einem eigenen Schulhaus zu erteilen,
hungslehre, Gesundheitspflege, Kinder-           bisweilen waren - auf das ganze Stadtge-
und Krankenpflege, Deutsch.                      biet verteilt - mehr als 36 Schulstandorte
Bestimmungen des Gesetzes über die Hauswirt-     zu verzeichnen. Begründet wurde die
schaftliche Fortbildungsschule, 5. Juli 1931.    Verzettelung mit der plausiblen Ansicht,
Dazu: Keller-Keller Anita. Zwischen Volks- und   dass für die Kursbesucherinnen möglichst
Berufsbildung, S. 73.                            kurze Anfahrtswege wichtig seien, beson-
                                                 ders für die freiwilligen Kurse. In dieser
Stürmische Aufbauphase in der Stadt              Gründungszeit erledigte eine Kanzlistin
Zürich                                           anfallende Sekretariatsarbeiten. 1942
In der neu errichteten Abteilung Hauswirt-       beschäftigte die Kanzlei bereits fünf An-
schaft standen Alice Uhler zwei Stellvertre-     gestellte.
Die Einführung des hauswirtschaftlichen Obligatoriums bedeutete vor allem für grosseSchul-
          gemeinden und Städte eine finanzielle Mehrbelastung. Dies geht aus den Verhandlungen des
          Gemeinderats der Stadt Zürich vom 10. Dezember 1931 hervor.

Ab den 1940er Jahren bis zur Errichtung           Der hauswirtschaftliche Jahreskurs -
eines eigenen Schulhauses fand der                Brückenangebot für schulentlassene
Unterricht in folgenden Schulhäusern statt:       Mädchen
Nüschelerstrasse 45 (wo sich auch die
Kanzlei befand), Schulhaus Klingenstras-          Schon seit 1918 führte die Gewerbeschu-
se, die Schulhäuser Linthescher, Schan-           le Kurse für Jüngere. Das Hauptziel die-
zengraben, Kanzleistrasse, Hohlstrasse,           ser Halb- oder Ganzjahreskurse bestand
Wolfbach, Obere Zäune (Brunnenturm),              darin, den schulentlassenen Mädchen
Limmatstrasse A und C, Ausstellungsstras-         eine Grundlage in Hauswirtschaft inkl.
se, Sihlhölzli. Für die Durchführung der          Nähen zu vermitteln. Von einem konzi-
freiwilligen Kurse wurden je nach Bedarf          pierten Schuljahr konnte
Schulräume der Volksschule in den einzel-         allerdings nicht die Rede sein, es handel-
nen Schulkreisen gemietet.                        te sich lediglich um einzelne Kurse, in
loser Folge aneinandergereiht. Nach der       das Stoffprogramm ab. Kochen und Haus-
Annahme des Gesetzes über die Haus-           haltpflege, Textile Handarbeit waren die
wirtschaftliche Fortbildungsschule im Jahr    Grundpfeiler des Jahreskurses und fan-
1931 wurden diese Kurse auf der Grund-        den Anklang, vor allem das Nähen war
lage der freiwilligen hauswirtschaftlichen    sehr beliebt. Schon damals betonten die
Fortbildungsschule zeitlich und inhaltlich    zuständigen Instanzen, dass in diesem
ausgebaut, sie nahmen zusehends den           Fach das Schöne mit dem Nützlichen
Charakter eines Vollzeit-Schuljahres für      verbunden werden könne.
schulentlassene Mädchen an.
                                              Alice Uhler setzte ihre ganze Kraft in die
Die kantonale Instanz stand dieser sich       Entwicklung dieses Schultypus ein. Vor
anbahnenden Entwicklung der Jahreskur-        allem lag ihr daran, dass das Fach Le-
se für Hauswirtschaft eher skeptisch          benskunde einen hohen Stellenwert er-
gegenüber. Erst nach hartnäckigen Ver-        hielt. Die Themen schienen einem gros-
handlungen mit dem Kanton erreichte die       sem Bedürfnis der damaligen Zeit zu
Schulleitung in der Person von Alice Uhler    entsprechen: Stellung der Frau in der
dessen Zugeständnis, dass mit dem Be-         Familie, Stellung zu Beruf und Arbeit,
such dieses Schuljahres die obligatorische    Arbeiterinnenschutz, Gesundheitspflege,
hauswirtschaftliche Fortbildungspflicht als   Reisen in die Fremde, Wohlfahrtseinrich-
erfüllt betrachtet wurde. Folgender Bericht   tungen, Fragen zu Finanzen und Versi-
aus dem Amtlichen Schulblatt 1936/37          cherung.
von Fortbildungsschulinspektor Emil Ober-     Aus: Fürrer Helen, 1943. Die freiwilligen Jahreskur-
holzer widerspiegelt die Auffassung des       se für Hauswirtschaft der Gewerbeschule Zürich.
Kantons:                                      Im Sommersemester wurden 470 Stunden, im
Die Beobachtungen der ersten fünf Jahre       Wintersemester 660 Stunden erteilt. 1942. Seite
                                              19, 20.
seit Einführung des Gesetzes über die
Hauswirtschaftliche Fortbildungsschule        Der Siegeszug des hauswirtschaftlichen
weisen auf die Gefahr hin, die im Bestre-     Jahreskurses konnte nicht aufgehalten
ben vieler Mädchen liegt, die Fortbildungs-   werden; die Frauenorganisationen und
schulpflicht möglichst bald nach der          die Berufsberatung des städtischen Ju-
Schulzeit und möglichst rasch zu erledi-      gendamtes empfahlen diesen wärmstens.
gen. Es ist zuzugeben, dass sich die          Im Jahre 1942 führte die Schule 11 Klas-
Schwierigkeiten des Schulbesuches im          sen mit insgesamt 180 Schülerinnen.
Allgemeinen mit zunehmendem Alter der
Mädchen vergrössern. Dem Willen des
Gesetzgebers zu einer gründlichen Er-         Die freiwilligen Kurse für Frauen
tüchtigung der Hausfrauen und Mütter
kann aber nicht in vollem Masse Genüge        Die freiwilligen Kurse erfuhren seit den
geleistet werden, wenn die Mädchen zu         1940er Jahren einen grossen Auf-
früh und zu unreif ihre letzte Ausbildung     schwung. Im Jahr 1939 waren es erst 70,
erhalten.                                     im Berichtjahr 1944 bereits 170, vor allem
                                              die Nähkurse erfreuten sich reger Nach-
Die Schule unterlief Ende der 1930er          frage. Die Rationierung während des
Jahre die Vorbehalte der Erziehungsdirek-     Zweiten Weltkrieges umfasste nicht nur
tion durch eine Erweiterung des Lehrplans     das Lebensmittelangebot, sondern auch
für diesen Jahreskurs. Vor allem fanden       die Textilien waren rationiert. "Aus Alt
noch mehr hauswirtschaftliche Fächer          mach Neu" war die Devise. Dies umzuset-
Eingang in die Lektionentafel. Lebenskun-     zen war das Anliegen von Martha Hürli-
de, Erziehungslehre, Gesundheitslehre,        mann, Kantonale Inspektorin für Handar-
Kinderpflege, hauswirtschaftliches Rech-      beit an der Hauswirtschaftlichen Fortbil-
nen, Deutsch und Buchführung rundeten         dungsschule.
Ein ständiges Anliegen der Schulleitung       verbreitete Krankheit war. Der Aufenthalt
war die Durchsetzung eines methodisch-        in höheren Lagen war eine ärztlich emp-
didaktischen Unterrichts. Die Kurse sollten   fohlene Massnahme.
sich nicht darauf beschränken, kurzfristi-
gen Bedürfnissen gerecht zu werden,
sondern zu selbstständigem Arbeiten
anleiten. Seit Beginn der 1940er Jahre        Die Weiterbildung der Lehrerinnen
bereicherten Entwurfs-, Stick- und Mode-
kurse das Angebot. Fachlehrerinnen            Dass die Weiterbildung der Lehrerinnen
(Berufsschullehrerinnen), auch solche der     ein Dauerauftrag ist, war schon in den
Kunstgewerbeschule, und wenige Arbeits-       1940er Jahren anerkannte Tatsache.
lehrerinnen erteilten diesen Unterricht.      Deshalb wurden an der Schule Kurse,
                                              Vorträge, Konferenzen, Sitzungen und
                                              auch Einzelbesprechungen mit der Vorste-
Angebote der Schule zur Absolvierung          herin abgehalten. Die Lehrplanentwick-
des hauswirtschaftlichen Obligatori-          lung war das andere ständige Thema,
ums                                           dafür entstanden an der Schule unter den
                                              Lehrkräften die sog. Arbeitsgemeinschaf-
Bald nach Einführung des hauswirtschaft-      ten, die sich mit diesen Aufgaben befas-
lichen Obligatoriums organisierte die         sten. So berichtet Alice Uhler (Protokoll
Schule spezielle Kurse für lehrentlassene     vom 2. Juli 1940), dass eine Weiterbil-
Mädchen und Mittelschülerinnen, die           dung zu Ernährungsfragen organisiert
zeitliche Ansetzung nahm Rücksicht auf        werde. Sie erwähnte, dass alle "mögli-
das Ende der Lehrzeit bzw. der Absolvie-      chen" Ernährungstheorien im Umlauf
rung der Matura. Kurse für Mädchen, die       seien und jede werde durch eine andere,
den Haushalt der Eltern besorgten, die        neuere umgeworfen (so wie es auch
sog. Haustöchterklassen, waren rege           heute ist). Sie stellte sich auf den pragma-
besucht. Die seit 1925 eingeführten Kurse     tischen Standpunkt, dass die Schule sich
für die Haushaltlehrmeisterinnen (auf         nicht auf eine bestimmte Ernährungstheo-
freiwilliger Basis) und schliesslich Kurse    rie festlegen dürfe, solange alles im Fluss
im Auftrag der Arbeitslosenfürsorge runde-    sei.
ten das Angebot ab.                           Im Protokoll vom 2. Juli 1940 vermerkt sie die
                                              Stichworte: Liebig, Mazdazan, Rohkost, Hormone,
                                              Vitamine, Säuren- und Basentheorie usw.

Soziale und andere Einrichtungen              Für den Nähbereich mussten ebenfalls
                                              genügend Fachlehrerinnen ausgebildet
Schülerinnen des hauswirtschaftlichen         werden. In Zusammenarbeit mit dem
Jahreskurses konnten Stipendien entrich-      früheren BIGA (heute BBT) fanden nach
tet oder das Schulgeld erlassen werden.       Bedarf Ausbildungskurse statt (Protokoll
Wie die Gewerbeschüler hatten sie das         vom 2.April 1946, Weiterbildung Lehrkräf-
Recht, bei Krankheit eine Ärztin in An-       te, Fachlehrerinnenkurs 1½ Jahre).
spruch zu nehmen, die Konsultationen
waren unentgeltlich, auch die unentgeltli-
che Behandlung durch die Schulzahnklinik
stand offen. Eine soziale Hilfe waren die     Eine Schule ohne eigenes Schulhaus
seit 1937 eingeführten zweimonatigen
Kurse für gesundheitlich gefährdete Mäd-      Ein eigenes Schulhaus zu besitzen war
chen in Ferienheimen in einer voralpinen      ein Wunschtraum, doch die Verwirklichung
Gegend. Man darf nicht vergessen, dass        undenkbar, wohl noch auf Jahre hinaus.
die Tuberkulose immer noch eine weit          Infolge des ungebremsten Wachstums der
Schule mussten an vielen Orten Räum-            aufgabe blieb die ständige Aktualisierung
lichkeiten gemietet werden. Die Stadt           der Lehrpläne, die Anstellung der Lehrper-
Zürich kam jeweils den Wünschen in              sonen und deren Aus- und Weiterbildung.
zuvorkommender Weise entgegen. Insbe-           1948 trat eine neue Gewerbeschulverord-
sondere war man auf zusätzliche Schulkü-        nung in Kraft. Die Gewerbeschule verei-
chen der Volksschule angewiesen.                nigte bisher unter ihrem Dach drei Teil-
                                                schulen: Die Kunstgewerbe-, die Hauswirt-
Diese starke Dezentralisation brachte           schaftliche Fortbildungs- und die Gewer-
viele organisatorische Umtriebe und auch        beschule. Die Leitung der ganzen Schule
gelegentliche Konfrontationen mit sich.         unterstand der Direktion der Gewerbe-
Alice Uhler sah dies so: Für die jungen         schule. Im Zuge dieser neuen Verordnung
Schülerinnen und Frauen spielt diese            erhielt 1951 die Hauswirtschaftliche Fort-
Angelegenheit keine Rolle. Der stete            bildungsschule den Status einer selbst-
Wechsel hat auch sein Gutes, die Schüle-        ständigen Fortbildungsschule, allerdings
rinnen bekommen dadurch eine gewisse            immer noch im Rahmen der Gewerbe-
Gewandtheit. Für die Lehrerinnen wurde          schule.
darauf geachtet, dass die Fächer eines
Halbtages im gleichen Schulhaus unter-
richtet werden konnten.
                                                Dauerbrenner: Schulräume

Schulaufsicht                                   Die Schule zählte 1950 bereits 6260
                                                Schülerinnen, das entsprach dem Bestand
Auffallend ist die rege Kontrolltätigkeit der   von Gewerbeschule und Kunstgewerbe-
Schulbehörde, der sog. Aufsichtssektion         schule im Jahre 1933. Die veränderte
VI. In den Protokollen wird ausführlich         Stellung der Schule mit gewachsenem
über die Unterrichtsführung der einzelnen       Kursangebot aktualisierte die Diskussio-
Lehrpersonen berichtet. Auftretende Pro-        nen über ein neues Schulhaus. Für die
bleme wurden thematisiert und nach              Schülerinnen der Jahreskurse kaufte die
machbaren Lösungen gesucht. Die Auf-            Stadt Zürich 1953 das Schloss Oetlishau-
sichtssektion der Abteilung Hauswirtschaft      sen im Kanton Thurgau. Zweck war die
der Gewerbeschule zählte gleich viele           praktische Umsetzung der theoretischen
Mitglieder wie die übrigen bedeutend            hauswirtschaftlichen Kenntnisse in einem
kleineren Abteilungen, so dass bald eine        Grosshaushalt (Internat) während minde-
Erhöhung der Kommissionsmitglieder              stens zwei Wochen. Auch lehrentlassene
beschlossen wurde (Protokoll vom 25.            junge Frauen und die Absolventinnen der
August 1938).                                   Töchterschule erfüllten ihre Fortbildungs-
                                                schulpflicht bald in Internaten (sog. interne
                                                Kurse). 1956 mietete die Schule zusätz-
                                                lich zur Durchführung interner Hauswirt-
                                                schaftskurse das Heim Amisbühl in Bea-
Neue Herausforderungen                          tenberg. 1961 erwarb die Stadt Zürich im
                                                Kanton Graubünden in Madulain den
Entwicklung zur eigenständigen Haus-            Palazzo Josti zum selben Zweck.
wirtschaftlichen Fortbildungsschule
Zürich                                          Die lokale Zersplitterung der vielen Schul-
                                                räumlichkeiten wirkte sich negativ auf die
Nach dem Rücktritt von Alice Uhler im           Stundenplangestaltung und Schulorgani-
Jahr 1946 konnte ihre Nachfolgerin Dr.          sation aus. An der Nüschelerstrasse 45
Erika Rikli eine gefestigte und für die         waren die Büroräumlichkeiten angesiedelt.
Zukunft gerüstete Schule antreten. Dauer-       Die Dringlichkeit eines zentralen Schulge-
bäudes für die Hauswirtschaftliche Fortbil-   Hauptsache hauswirtschaftliche Fächer.
dungsschule war unbestritten. Im Jahre        Das kantonale Gesetz über die Hauswirt-
1950 beschäftigte die Schule 68 Nähfach-      schaftliche Fortbildungsschule von 1931
lehrerinnen, 39 Hauswirtschaftslehrerin-      ermöglichte die Durchführung hauswirt-
nen und 21 Lehrkräfte für die theoreti-       schaftlicher Jahreskurse, in denen das
schen Fächer. Berechnungen ergaben,           hauswirtschaftliche Obligatorium erfüllt
dass die hauswirtschaftliche Fortbildungs-    werden konnte.
schule 53 Unterrichtszimmer zur alleinigen
Benützung benötigte. 1955 wird erstmals       1938 trat das Bundesgesetz über das
konkret über ein Schulhausprojekt an der      Mindestalter der Arbeitnehmer in Kraft.
Wipkingerbrücke in einem geplanten            Dieses Gesetz verbot Jugendlichen unter
Gemeindehaus für Wipkingen gespro-            16 Jahren den Eintritt in bestimmte Wirt-
chen, das die dringend notwendige Kon-        schaftszweige. Dadurch entstand eine
zentration des Unterrichts ermöglicht         Lücke zwischen Schulentlassung und
hätte.                                        Erwerbsarbeit. So erhielt das 9. Schuljahr
                                              eine besondere Bedeutung und Dringlich-
Aber erst im Sommer 1965 konnte die           keit. Als praktische Lösung war die Füh-
Schule ihr eigenes Schulhaus am geplan-       rung von Vorbereitungs- und Werkklassen
ten Standort beziehen. Ein Schulhaus auf      für Knaben und hauswirtschaftlicher Jah-
dem aktuellsten Stand der damaligen Zeit      reskurse für Mädchen vorgeschlagen. Im
mit neuesten Apparaten in den Schulkü-        Zuge der Revision des kantonalen Volks-
chen und einem Aufenthaltsraum für die        schulgesetzes 1955/56 mit der Einführung
Schülerinnen. Einweihungsdatum war der        des obligatorischen 9. Schuljahres stellte
4. September 1965. Am Tag der "offenen        sich die Frage des hauswirtschaftlichen
Türe" vom 8. September 1965 stand der         Jahreskurses erneut. Die Stundentafel
Bevölkerung das Schulhaus zur Besichti-       musste derjenigen der kantonalen Gesetz-
gung offen, damit verbunden waren zahl-       gebung zum 9. Schuljahr angepasst wer-
reiche Vorträge über das Schulangebot         den. Der Lehrkörper der Hauswirtschaftli-
und die gesetzlichen Grundlagen der           chen Fortbildungsschule Zürich vertrat die
hauswirtschaftlichen Fortbildungsschule.      Meinung, der hauswirtschaftliche Jahres-
Drei Jahre später, 1968, fand eine Erwei-     kurs sei künftig in zwei getrennten Abtei-
terung um eine Turnhalle und einen Sing-      lungen zu führen, nämlich in einem 9. und
saal statt, da die Fächer Turnen und Sin-     einem 10. Schuljahr. Das kantonale haus-
gen zum Bestandteil des hauswirtschaftli-     wirtschaftliche Obligatorium sollte erst im
chen Jahreskurses gehörten. Eine Kantine      10. Schuljahr erfüllt werden können. Damit
wurde ebenfalls angebaut. Und bald stand      wurde an den gesetzlichen Grundlagen
ein zweiter Neubau auf dem Areal Dorflin-     der hauswirtschaftlichen Fortbildungs-
den in Oerlikon zur Diskussion.               schule nicht gerüttelt, denn diese verlang-
                                              ten die Absolvierung des Obligatoriums
                                              nach erfüllter (neu 9 Jahre) Volksschul-
Neuausrichtung des hauswirtschaftli-          pflicht.
chen Jahreskurses
                                              Dazu: Keller-Keller Anita. Zwischen Volks- und
1926 hatte die Zentralschulpflege Zürich      Berufsbildung, S. 88, 89.
hauswirtschaftliche Jahreskurse beschlos-
sen, anstelle der einige Jahre zuvor einge-
führten Hauswirtschaftskurse für Jüngere.     Neue Kursthemen und Bildungsange-
Mädchen, die die zweite Sekundar- oder        bote
8. Primarschulklasse absolviert hatten,
konnten dieses zusätzliche Schuljahr          Ab Beginn der 1950er Jahre bot die Schu-
besuchen, der Fächerkatalog umfasste zur      le neu Kurse zu folgenden Themen (Pro-
tokoll vom 22.März 1950) an: Geld- und               1965 ersuchten die zürcherischen Kran-
Rechtsfragen für Frauen, Fragen des                  kenpflegeschulen die Gesundheitsdirekti-
Familienlebens, Kindererziehung und                  on um die Durchführung eines Vorkurses
Heimgestaltung. Im Vorfeld der Einführung            für Kandidatinnen für Spitalberufe. Der
gab es viele Diskussionen, insbesondere              Kanton gelangte an die Fortbildungsschu-
musste das Bedürfnis abgeklärt werden.               le Zürich, diesen Vorkurs zu organisieren.
Nationalrat Emil Frei aus Winterthur war             Träger war der Kanton, die Aufsicht wurde
ein Förderer der Elternbildungskurse.                einer kantonalen Kommission übertragen.
Seine Broschüre "Die Elternschule" (Win-             Bereits im folgenden Jahr konnte eine
terthur 1955) weckte auch ein grosses                Klasse dieser Vorschule für Spitalberufe
Echo an der Hauswirtschaftlichen Fortbil-            geführt werden. Zur gleichen Zeit ent-
dungsschule Zürich.                                  stand das Zürcher Sozialjahr, das sich an
                                                     16- bis 20-jährige Mädchen richtete, die in
1958 wagte man als Pilotprojekt erstmals             einer Familie mithalfen, ein Praktikum in
einen Kurs für Väter. Die Elternschule               einer Kinderkrippe, in einem Heim oder
entwickelte sich in den kommenden Jahr-              Spital absolvierten und daneben während
zehnten zu einer eigenen Abteilung mit               des ganzen Jahres an einem Tag die
einem Elternkursleiter (1971), das war               Fortbildungsschule besuchten.
Ernst Hintermann aus Zürich.
                                                     Auch die hauswirtschaftliche Berufsbil-
Im Textilbereich fanden ab 1960 Hand-                dung fand Zuspruch. Doch trotz vieler
webkurse statt - sie sollten in erster Linie         Anstrengungen und Anläufe war sie noch
als "nervenentspannende" Tätigkeit und               immer nicht in der Bundesgesetzgebung
wertvoller Beitrag zum Erwerb textiler               verankert. Der Kanton Zürich erkannte die
Materialkenntnisse dienen. Die über die              Zeichen der Zeit und setzte im Alleingang
Grenzen der Schweiz bekannte Textil-                 1968 ein eigenes Reglement über die
künstlerin Lissy Funk-Düssel erteilte ab             Haushaltlehren in Kraft, das als solide
1948 Stickkurse an der Hauswirtschaftli-             Basis für den Ausbau des hauswirtschaftli-
chen Fortbildungsschule Zürich. Diese                chen Berufsbildungswesens auf Kantons-
waren ständig besetzt, jeder freie Platz             ebene diente. Berufsschulunterricht für die
war hart umkämpft! Sie engagierte sich               Lehrtöchter sowie die Ausbildungskurse
auch in Weiterbildungskursen für Handar-             für Lehrmeisterinnen fanden vorwiegend
beitslehrerinnen. Bekannt ist ihr handge-            an der Hauswirtschaftlichen Fortbildungs-
stickter Wappenteppich im Zürcher Rat-               schule Zürich (neben Winterthur und an-
haus.                                                dern hauswirtschaftlichen Schulen) statt.

Die in Zürich lebende Lissy Funk-Düssel (1909 - 2005) hat 1937 für den Ratsaal in Zürich einen Wandtep-
pich mit dem Standes- und den Gemeindewappen des Kantons Zürich gestickt. Er ist ein bedeutsamer
Zeitzeuge und ein wertvolles Textilkunstwerk.
Die Schule verfügte nun über ein breites     Nach dem Besuch von vier Kursen mus-
Spektrum verschiedener Bildungsangebo-       sten die Teilnehmerinnen eine Pause
te in hauswirtschaftlichen oder ähnlich      einlegen, damit andere Interessentinnen
gelagerten Aufgabenbereichen. Dies           berücksichtigt werden konnten.
verlangte einen gut ausgebildeten und
flexiblen Lehrkörper und eine ständige       Ein Meilenstein war die Anerkennung der
Beobachtung der Schul- und Berufswelt.       hauswirtschaftlichen Berufsbildung auf
Unter der Führung von E. Rikli wuchs die     eidgenössischer Ebene. Endlich fand in
Schule hinsichtlich Schülerinnenzahl und     der 1974 erlassenen Verordnung zum
Kursvielfalt nochmals markant an. Alle       Bundesgesetz über die Berufsbildung die
Abteilungen wurden hinsichtlich Themen-      hauswirtschaftliche Berufsbildung die
vielfalt Stoffprogramm und Lehrpersonal      ersehnte eidgenössische Anerkennung.
ausgebaut.                                   1976 wurde an der Schule die Abteilung
                                             hauswirtschaftliche Berufsbildung ins
                                             Leben gerufen, diese konnte ständig
Abtrennung von der Gewerbeschule             ausgebaut werden. Für den Unterricht im
1965                                         fachkundlichen Bereich standen ausge-
                                             zeichnete Lehrpersonen zur Verfügung,
Bisher war die bereits eigenständige         die der noch jungen Abteilung zu Ansehen
Hauswirtschaftliche Fortbildungsschule       verhalfen.
Zürich immer noch der Direktion der Ge-
werbeschule, bestehend aus der Kunstge-
werbeschule, der Hauswirtschaftlichen
Fortbildungsschule und Gewerbeschule,
unterstellt. Die Schule war in den letzten   Gesellschaftlicher Wandel - Zeit der
Jahrzehnten so stark gewachsen, dass         Veränderungen
sich eine Neuorganisation aufdrängte. Die
Zentralschulpflege beschloss am 5. Okto-     1973 wird die Hauswirtschaftliche Fortbil-
ber 1965 die völlige Verselbstständigung     dungsschule Zürich zur Berufsschule VI
der Hauswirtschaftlichen Fortbildungs-       der Stadt Zürich mit den Abteilungen
schule. Damit fand eine jahrzehntelange      Obligatorische Kurse, Internatskurse,
Entwicklung unter dem Dach der Gewer-        Jahresschule (9. Schuljahr), Mädchenfort-
beschule ihren Abschluss. Zur Direktorin     bildungsjahr (hauswirtschaftlicher Jahres-
der nun eigenständigen Hauswirtschaftli-     kurs) und freiwillige Kurse. Die hauswirt-
chen Fortbildungsschule berufen wurde        schaftliche Berufsbildung wird erweitert,
die bisherige Vorsteherin E. Rikli.          neu werden Kurse zur Vorbereitung der
                                             Berufsprüfung für Haushaltleiterinnen
                                             eingeführt. Diese berufliche Weiterbildung
                                             fand in der Presse ein grosses Echo, da
Erfolg und Wandel                            die professionelle Führung eines (Gross)-
                                             Haushalts vom Bund als Beruf anerkannt
Die Schule auf Erfolgskurs                   wurde.

1971 trat Margrit Keller als Nachfolgerin    Ab Schuljahr 1976/77 kam die Kantonali-
von E. Rikli die Stelle der Direktorin an.   sierung der Mittelschulen zum Tragen.
Ihre Vorgängerinnen hatten ihr eine grosse   Bisher war die Stadt Zürich Träger der
und gut funktionierende Schule hinterlas-    obligatorischen Hauswirtschaftskurse für
sen. Alle Abteilungen fanden unvermindert    die Mittelschülerinnen auf Stadtgebiet,
regen Zuspruch, in den freiwilligen Kursen   diese fanden vorwiegend in Internaten
war der Andrang so gross, dass Teilnah-      statt. Mit dem Kanton wurde die Weiter-
mebeschränkungen unumgänglich waren.         führung dieser Aufgabe vereinbart.
Neue politische Weichenstellungen              Frau in Familie, Bildung, Beruf und Arbeit.
                                               Damit war klar, dass ein hauswirtschaftli-
Der gesellschaftliche Wandel - bedingt         ches Obligatorium nur für Mädchen nicht
durch die Diskussionen über die Rolle der      mehr möglich war. Die Erziehungsdirekto-
Frau und die schulische Ausbildung der         renkonferenz verabschiedete Empfehlun-
Mädchen - hatte grosse Auswirkungen auf        gen zur Gleichstellung der Geschlechter
die Schule, war diese doch im wahrsten         im Bildungswesen: Gleiche Ausbildung für
Sinne des Wortes bisher eine Schule für        Mädchen und Knaben an der Volksschule,
die Frauen. Die Schule wagte 1977 erst-        identische Lehrpläne und Lektionenzah-
mals einen Versuch für einen Kurs in           len, Einführung der Koedukation in allen
Hauswirtschaft für lehrentlassene Bur-         Fächern, Vermeidung von einseitigen
schen und Mädchen gemeinsam. Bald              Rollenvorstellungen usw.
folgten versuchsweise koedukative Haus-
wirtschaftskurse für Mittelschülerinnen und    Gestützt darauf liess der Erziehungsrat
-schüler. Mit der Zeit beteiligten sich alle   des Kantons Zürich einen Gesetzesent-
Mittelschulen an dieser Erprobung. Der         wurf zur hauswirtschaftlichen Fortbil-
Wandel im hauswirtschaftlichen Bereich         dungsschule ausarbeiten, der 1983 in die
und die damit einhergehenden Änderun-          Vernehmlassung ging.
gen beschäftigten die Schule in hohem          Die obligatorische hauswirtschaftliche
Masse. Lehrpersonen und Schulleitung           Fortbildungsschule sollte schrittweise
setzten sich nach Kräften ein, eine aktuel-    aufgehoben werden und die freiwilligen
le hauswirtschaftliche Bildung weiterhin       hauswirtschaftlichen Kurse für Erwachse-
gesetzlich zu verlangen. Die Direktorin        ne und der hauswirtschaftliche Jahreskurs
Margrit Keller und die Lehrpersonen der        für schulentlassene Jugendliche sollten
Schule leisteten einen wichtigen Beitrag       eine neue gesetzliche Grundlage erhalten.
zur vom Kanton beabsichtigten Gesetzes-        1986 stimmte das Zürcher Volk diesem
revision über die Hauswirtschaftliche          neuen Gesetz zu.
Fortbildungsschule.

Auf die anhaltende Wachstumsphase bis          Anpassung an neue Verhältnisse
anfangs der 1970er Jahre folgten Zeiten
der Verunsicherung und grundlegenden           Erstmals wurden 1984 unter der neuen
Veränderungen als neue Herausforde-            Direktorin Dr. Erika Welti, Nachfolgerin
rung. Die 1977 von Kantonsrat Fritz Höner      von M. Keller, in das sog. Mädchenfortbil-
eingereichte Motion verlangte den Einbau       dungsschuljahr, später Fortbildungsjahr
des hauswirtschaftlichen Obligatoriums in      bezeichnet, auch Knaben aufgenommen.
die Volksschule und die Schaffung einer        1988 erhielt die hauswirtschaftliche Fort-
freiwilligen hauswirtschaftlichen Fortbil-     bildungsschule Zürich die neue Bezeich-
dungsschule. Diese Motion stellt die Exi-      nung "Schule für Haushalt und Lebensge-
stenz der Schule in Frage, sollte doch der     staltung" (SHL).
Unterricht am hauswirtschaftlichen Obliga-
torium aufgehoben werden - ein bedeu-          Es begann die schwierige Zeit der durch
tender Schulzweig. Das einst hart er-          das Gesetz verlangten Veränderungen.
kämpfte Obligatorium für schulentlassene       Die Schule organisierte sich neu und
Mädchen sollte preisgegeben werden.            umfasste 1988 die Abteilungen Fortbil-
                                               dungsjahr (hauswirtschaftlicher Jahres-
Die harten und zähen politischen Diskus-       kurs), Erwachsenenbildung (das beinhal-
sionen über die spezifische Mädchenbil-        tet hauswirtschaftliche Kurse in den Berei-
dung fanden 1981 ihren Abschluss in der        chen Haushalt, Ernährung und Gesund-
Annahme des Bundesverfassungsartikels          heit; Kleidung, Mode und Gestaltung;
über die Gleichstellung von Mann und           Elternbildung sowie Wirtschaft, Staat und
Recht). Das war nichts anderes als die       erheblicher Tragweite für die Schule, sie
Weiterführung der freiwilligen hauswirt-     musste sich in immer kürzer werdenden
schaftlichen Kurse für Erwachsene, die       Abständen auf neue Situationen einstel-
sich neu an beide Geschlechter richteten.    len. Die Abschaffung der Hauswirtschafts-
Die Abteilungen hauswirtschaftliche Be-      kurse für Mittelschülerinnen und -schüler
rufsbildung, Elternbildung, Vorschule für    zwangen die Stadt, das Schloss Oetlis-
Spitalberufe und die Hauswirtschaftskur-     hausen im Kanton Thurgau und den Pa-
se für Mittelschülerinnen und -schüler auf   lazzo Josti in Madulain zu veräussern.
Stadtgebiet blieben bestehen. Neu führte     Auch von gemieteten Liegenschaften (wie
die Schule ab 1992 Kurse ein, die zum        Amisbühl) trennte man sich.
Realschul- und Sekundarschulabschluss
vorbereiteten.                               Trotz der einschneidenden Änderungen
                                             unternahmen die Schulleitung, allen voran
                                             die Rektorin, Erika Welti, und die Lehrper-
                                             sonen grosse Anstrengungen, den haus-
Schlag auf Schlag
                                             wirtschaftlichen Jahreskurs und die freiwil-
                                             ligen Kurse für Erwachsene sowie die
Die schrittweise Aufhebung des hauswirt-
                                             hauswirtschaftliche Berufsbildung gemäss
schaftlichen Obligatoriums für Mädchen
                                             den neuen Anforderungen in unvermindert
hatte die Konsequenz, dass die Schule
                                             hoher Qualität anzubieten. 1998 erhielt die
1994 den letzten obligatorischen hauswirt-
                                             Schule vom Kanton den Auftrag, den
schaftlichen Kurs für lehrentlassene Mäd-
                                             Berufsschulunterricht der neu geschaffe-
chen durchführte. Gleichzeitig machte
                                             nen dreijährigen Beruflehre Fachange-
sich ein Rückgang der Schüler-/innenzah-
                                             stellte Hauswirtschaft zu erteilen.
len am Fortbildungsjahr (hauswirtschaftli-
cher Jahreskurs) bemerkbar. Das haus-
wirtschaftliche Obligatorium war abge-
schafft und immer weniger Jugendliche
                                             Tradition und Innovation
entschieden sich für diese Form eines 10.
Schuljahres mit Schwerpunkt in hauswirt-
                                             Die im Jahre 2000 gewählte Rektorin
schaftlichen Fächern.
                                             Yvonne Kern-Hadorn fand bei ihrem Antritt
In Übereinstimmung mit dem Umbau der         eine Schule im Umbruch vor. Von den
kantonalen Verwaltung und der Entflech-      enormen gesellschaftlichen und wirt-
tung der Zuständigkeitsbereiche im Sinne     schaftlichen Veränderungen sowie der
des New Public Managements wurde             technischen Entwicklung war die hauswirt-
1998 auf Beschluss des Erziehungsrats        schaftliche Fortbildungsschule in den
Durchführung und Organisation der haus-      letzten beiden Jahrzehnten in besonde-
wirtschaftlichen Versuchskurse für Mittel-   rem Masse betroffen worden. Ungeachtet
schülerinnen und -schüler an das Haus-       dieses Wandels ist die Bedeutung der
haltungslehrerinnenseminar delegiert.        Bereiche Wohngestaltung, Kleidung,
Nach der Auflösung des Seminars im           Essen und Kindererziehung für jeden
Jahre 2002 wurde die Schule für Haushalt     Einzelnen geblieben.
und Lebensgestaltung erneut - und nun
für die Mittelschulen des ganzen Kantons     Hier hat die Fortbildungsschule nach wie
mit dieser Aufgabe betraut. Im Rahmen        vor einen wichtigen Auftrag zu erfüllen,
der Sanierung der Kantonsfinanzen hob        denn es geht im weitesten Sinne um die
der Regierungsrat diese Kurse auf. Im Juli   Bewahrung und Sicherung unserer All-
2007 beschloss der Kantonsrat die Wie-       tagskultur. Das im Laufe der Jahrzehnte
dereinführung.                               entstandene Kulturgut in allen hauswirt-
                                             schaftlichen Bereichen, insbesondere im
All diese Entscheidungen waren von           textilen Bereich muss gepflegt und geför-
dert werden, andernfalls droht wertvolles        aufdrängenden Neuerungen initiiert und
Wissen und Können verloren zu gehen.             mitgestaltet. Ein besonderes Verdienst
Auf freiwilliger Basis können wir uns eine       war die Einführung der dreijährigen Lehre
hauswirtschaftliche Fortbildung für den          zur Fachangestellten/ zum Fachangestell-
Privatbereich aneignen. Die Kurse sind           ten Hauswirtschaft. Hier hat die Schule
eine wertvolle Bereicherung für unser            schweizweit Pionierarbeit geleistet. Im
alltägliches Leben. Sie tragen zum Erhalt        Rahmen der beruflichen Weiterbildung
von Fertigkeiten und alltäglicher Lebens-        werden weiterhin die Vorbereitungskurse
qualität und zum Wohlbefinden generell in        zur Berufsprüfung Haushaltleiterin/zum
der Familie und beim Einzelnen bei.              Haushaltleiter angeboten, die sich zuneh-
                                                 menden Interesses erfreuen.

                                                 Dazu: Keller-Keller Anita. Zwischen Volks- und
Stellenwert der einzelnen Schul-                 Berufsbildung, S. 168 ff.
zweige

Fortbildungskurse für Erwachsene                 Brückenangebote für Jugendliche

Das kantonale Gesetz über die hauswirt-          Das neu geschaffene eidgenössische
schaftliche Fortbildung von 1986 beinhal-        Berufsbildungsgesetz von 2002 eröffnet
tet die Pflicht der Schulgemeinden, haus-        der Schule neben der hauswirtschaftlichen
wirtschaftliche Fortbildungskurse für Er-        Berufsbildung weitere Möglichkeiten. Die
wachsene anzubieten.                             vom Bundesgesetz über die Berufsbildung
Von dieser Möglichkeit Gebrauch zu ma-           neu geforderten Brückenangebote verhilft
chen, steht uns allen offen. Der Bevölke-        den Jugendlichen, die den Übertritt in die
rung der Stadt Zürich steht ein attraktives      Berufswelt nicht direkt schaffen, zu einem
hauswirtschaftliches Erwachsenenbil-             zusätzlichen Schuljahr. Mit diesem Berufs-
dungsangebot zur Verfügung. Wie seit             vorbereitungsjahr sollen die individuellen
ihren Anfängen hat die Schule den Auftrag        fachlichen Kompetenzen gestärkt, durch
diese sog. freiwilligen Kurse für Erwachse-      einen hohen Praxis- und Arbeitsweltbezug
ne anzubieten - ein auch heute nicht zu          der Einstieg in die berufliche Grundbildung
unterschätzender Zweig der über 100-             erreicht werden.
jährigen Schule. Gemäss kantonaler
gesetzlicher Grundlagen werden Kurse in          Im Kanton Zürich wurden seit Jahrzehnten
den Unterrichtsbereichen Haushalt, Er-           verschiedene Formen von 10. Schuljahren
nährung und Gesundheit; Kleidung, Mode           (Werkjahr, hauswirtschaftlicher Jahres-
und Gestaltung; Elternbildung sowie              kurs, 10. Schuljahr, Integrationskurs) mit
Wirtschaft, Staat und Recht angeboten            unterschiedlichen Inhalten und unkoordi-
und durchgeführt.                                nierter finanzieller Beteiligung des Kan-
                                                 tons geführt.
Dazu: Keller-Keller Anita. Zwischen Volks- und   Diese Brückenangebote sind vereinheit-
Berufsbildung, S. 133.                           licht worden. Neu sind drei Grundtypen
                                                 vorgesehen mit Schwerpunkten in der
                                                 Berufsfindung und Berufswahl, in einem
Berufsbildung                                    bestimmten Berufsfeld sowie mit einem
                                                 Schwerpunkt Integration fremdsprachli-
Die hauswirtschaftliche Berufsbildung ist        cher Jugendlicher.
seit einigen Jahren ein wieder erstarkter        Die heutigen kommunalen Berufswahl-
Zweig der Schule. Sie verfügt über eine          schulen erfüllen diese Aufgabe in enger
reiche Erfahrung auf diesem Gebiet und           Abstimmung mit den Bedürfnissen und
hat die im Laufe der Jahrzehnte sich             Möglichkeiten der Jugendlichen und der
Schulgemeinden. Für die Schülerinnen           Zeit stets erkannte und sich neuen Gege-
und Schüler auf Stadtgebiet wird die Vi-       benheiten anzupassen wusste. Sie hat
venta diese Berufsvorbereitungsjahre           schlechtere und bessere Zeiten gemei-
durchführen. Damit soll vor allem eine         stert, und aus einer Schule, die sich bis in
einheitliche Kostenbelastung für die Eltern    die 1980er Jahre ausschliesslich an Frau-
und eine Erhöhung der finanziellen Beteili-    en richtete, ist eine Schule mit einem
gung des Kantons bezweckt werden.              Bildungsangebot für beide Geschlechter
                                               geworden. Dabei verfolgt sie ihr Grundan-
                                               liegen - das einer hauswirtschaftlichen
                                               Bildung (darin eingeschlossen der Textil-
Viventa - ein neuer Abschnitt be-
                                               bereich) - unbeirrt, jedoch flexibel den
ginnt                                          Puls von Zeit und Gesellschaft fühlend
                                               auch in Zukunft. Weitere mehr als hundert
Ausblick                                       Jahre anspruchsvoller Aufgaben harren
                                               der Bewältigung.
Die Konsolidierung der Schule, einherge-
hend mit Erweiterung ihres Schulange-
bots, zeigt sich in ihrer neuen Bezeich-
nung Viventa, die seit Schuljahr 2008/09
gilt. Mit der Wahl dieser corporate identity
wird dokumentiert, dass die Schule lebt
und auf sicherer Grundlage steht. Ihre
Aufgaben, die sie im Bereich der Bildung
erfüllt, sind in Gesetzen auf Bundes- und
Kantonsebene geregelt:
Kantonales Gesetz über die hauswirt-
schaftliche Fortbildung 1986:
- Kurse für Erwachsene im hauswirtschaft-
lichen Bereich
Bundesgesetz über die Berufsbildung
2002:
- Berufsvorbereitungsjahre für schulentlas-
sene Jugendliche und
- die (hauswirtschaftliche) Berufs- und
berufliche Weiterbildung.

Die Schule hat es verstanden, sich den
neuen bildungspolitischen Veränderungen
zu stellen und hat mit Voraussicht und
Energie die Voraussetzungen für ein            Anita Keller-Keller, Juni 2008
solides Fundament geschaffen. Die Be-          Foto: Peter Lauth
deutung, die der Schule in der Stadt bei-
gemessen wird, zeigt sich u. a. darin, dass
seit 2006 in der Schulverwaltung der Stadt
Zürich die Dienstabteilung Berufsvorberei-
tung, Erwachsenenbildung, Berufsbildung
(BEB) besteht.

In ihrer über 100-jährigen Geschichte hat
die Viventa bewiesen, dass sie lebendig
und wandlungsfähig ist, die Zeichen der
Übersichtstafel

Fachschule Viventa
Kompetenzzentrum für Berufsvorbereitung, Integration, Berufs-, Erwachsenen- und
Elternbildung, Nahtstelle zwischen Volksschule und Berufsleben

Bezeichnungen
1894-1917   Gewerbeschule Zürich, gewerbliche Abteilung
1917-1931   Gewerbeschule Zürich, gewerbliche Abteilung und hauswirtschaftliche
Kurse
1931-1973   Gewerbeschule, hauswirtschaftliche Abteilung, Hauswirtschaftliche
             Fortbildungsschule Zürich
1973-1988   Berufsschule VI der Stadt Zürich
1988-2003   Schule für Haushalt und Lebensgestaltung, SHL
2003-2008   SHL viventa, Fachschule für Hauswirtschaft und Lebensgestaltung
             (Brückenangebote, Erwachsenenbildung, Berufsbildung)
2008-        Fachschule Viventa - Berufsvorbereitungsjahr, Integrationsangebote,
             Erwachsenenbildung, Berufsbildung

Abteilungsleiterinnen der Gewerbeschule Zürich und Direktorinnen der eigen-
ständigen Fortbildungsschule
1917-1932      Krebs Hanna, Leiterin Frauenberufe und hauswirtschaftliche Kurse
1932-1946      Uhler Alice, Leiterin hauswirtschaftliche Abteilung
1947-1965      Rikli Erika, Dr. phil., Vorsteherin Hauswirtschaftliche Fortbildungsschule

Die Leitung der hauswirtschaftlichen Fortbildungsschule war bis 1965 dem Direktor der
Gewerbeschule übertragen. Die bisherige hauswirtschaftliche Abteilung wurde ab 1965
zur selbstständigen Hauswirtschaftlichen Fortbildungsschule der Stadt Zürich

1965-1971       Rikli Erika, Dr. phil., Direktorin
1971-1984       Keller Margrit, Direktorin
1984-2000       Welti Erika, Dr. phil., Rektorin und Dienstchefin
2000-           Kern-Hadorn Yvonne, Rektorin und Dienstchefin

Ungedruckte Quellen                           Literaturnachweis
- Fürrer Helen.1943. Die freiwilligen         - Historisch-Biographisches Lexikon,
  Jahreskurse für Hauswirtschaft der            Band 7, 1934
  Gewerbeschule Zürich.                       - Illi Martin. Von der Kameralistik zum
- Protokolle der Gewerbeschule Zürich,          New Public Management. Zürich 2008
  1894 bis 1931. Stadtarchiv Zürich           - Keller-Keller Anita. Zwischen Volks- und
- Protokolle der Hauswirtschaftlichen           Berufsbildung - die hauswirtschaftliche -
  Fortbildungsschule Zürich, 1932 bis           Fortbildungsschule. Eine über hundert-
  1988.                                         jährige Geschichte am Beispiel des
                                                Kantons Zürich. Uster 2008
Gedruckte Quellen                             - Suter Elisabeth. Wasser und Brunnen
Entsprechende Gesetzessammlungen von            im alten Zürich. Zur Geschichte der
Kanton und Bund                                 Wasserversorgung der Stadt Zürich vom
                                                Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Zü-
                                                rich 1981
Sie können auch lesen