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INLINE 3 | 2020 Jetzt bestellen! Limitierte Nachwuchs Er lehrt heute, wo er selber einst lernte PASCAL SCHLEUNIGER, PROFESSOR AN DER FHNW TECHNIK
2 | EDITORIAL Worte vs. Inhalt «Frage nicht, was deine Schule für dich tun kann. Frage lieber, was du St u d er für deine Schule tun kannst.» Sie kennen dieses Zitat bestimmt, wenn Guy auch leicht anders. Es sind die berühmten Worte von John F. Kennedy, der bei seiner Amtseinführung das Wort «Schule» einfach durch «Land» ersetzte. Er soll das Zitat vom Rektor des Edelinternats ent- lehnt haben, das er einst besucht hatte. Der Rektor wiederum soll sich bei den Worten eines Harvard-Dekans bedient haben. Ob dieser den Spruch selber erfunden hat, ist nicht überliefert. Dass ein FH-Rektor diese Wendung heute benutzen würde, wage ich zu bezweifeln. Für mich sind es ohnehin hauptsächlich grosse Worte mit fraglicher Wirkung.Wenn wir hingegen das Original leicht Leitung Redaktion abwandeln und «Schule» durch «Ausbildung» ersetzen, so nähern wir uns zumindest inhaltlich unserem Themenschwerpunkt «Nachwuchs» an. Die Wirtschaft braucht Nachwuchs – praxistüchtige und tertiär ge- bildete Menschen – daran wird auch Corona nichts ändern. Bei der Wahl der richtigen Ausbildung ist Sorgfalt angesagt, die ideale Kombi- nation von Lehre und Praxis ist von Vorteil. Man soll sich entlang der eigenen Stärken orientieren und nicht zuletzt auch Freude am Tun und Lernen haben. Denn was man gerne macht, macht man in der Regel auch gut. Die Frage lautet auch: Was will ich mit meiner Ausbildung erreichen, nicht nur für meine Karriere, sondern auch für mich persön- lich? Und um das Zitat von oben weiter zu setzieren: Natürlich darf ich auch fragen, was die Ausbildung für mich tun kann. Unbedingt sogar! Das bietet Orientierungshilfe. Nicht zuletzt sind auch die Ausbildungs- betriebe und Arbeitgeber gefordert, möglichst ideale Entwicklungsbe- dingungen zu schaffen.Viele leisten hier auch tolle Arbeit. Einen Ein- blick dazu gibt es in unserem Special ab Seite 21. Lassen wir also die grossen Worte den Staatsoberhäuptern und wid- men uns dem Inhalt. In diesem Sinne: Einen schönen Restsommer. Adresse Ausgabe#69 Druck FH SCHWEIZ neu auch als e-Paper beagdruck – Multicolor Print AG INLINE ist das offizielle Mitteilungsorgan Konradstrasse 6, 8005 Zürich Titelbild Maihofstrasse 76 , 6006 Luzern Tel. 043 244 74 55 Linda Pollari Auflage für die Mitglieder von FH SCHWEIZ. mailbox@fhschweiz.ch, www.fhschweiz.ch Bild 36 500 Exemplare Herausgeber Redaktion Linda Pollari Erscheinung FH SCHWEIZ, Dachverband Absolventinnen Guy Studer (Leitung) Beratung und Verkauf Viermal im Jahr (Februar, Mai, August, November) und Absolventen Fachhochschulen guy.studer@fhschweiz.ch Claudia Schmid Nächste Ausgabe FH SUISSE, Association faîtière des diplômés Mitarbeitende dieser Ausgabe claudia.schmid@fhschweiz.ch Erscheint am 16. November 2020 des Hautes Ecoles Spécialisées Valentina Altorfer, Selina Brunner, Claudia Valentina Altorfer Insertionsschluss SUP SVIZZERA, Associazione dei diplomati Heinrich, Christian Wasserfallen valentina.altorfer@fhschweiz.ch 9. Oktober 2020 delle Scuole Universitarie Professionali Gestaltung Abonnement UAS SWITZERLAND, Association of Graduates NEU: Umweltschonende Folierung «i’m bmedien Jahresabonnement Fr. 35.– inkl. Porto, of Universities of Applied Sciences green» aus nachwachsendem Zuckerrohr Bahnhofstrasse 14, 9471 Buchs Bestellung Tel. 043 244 74 55
INHALT | 3 5 EVENT Versammlung unter Social Distancing – die DV fand mit Erfolg interaktiv statt 10 FH SCHWEIZ 6 Kommentar und Bildungspolitik 7 News und Infos STIFTUNG FH SCHWEIZ Militärpilot wollte er werden, als CEO ist 10 Der neue Präsident Stefan Schulthess im Interview Stefan Schulthess nun «Kapitän» der SGV THEMA NACHWUCHS 12 Vom Lehrling zum Professor: Was FH-Absolvent Pascal Schleuniger seinen Studierenden vermittelt 18 Nachwuchs an der Urne: Mit einer App will Sophie Walker Junge für Politik begeistern 18 26 Abschluss während des Lockdowns: Zwei Erfahrungs- berichte von frischen FH-Absolventen 28 «Ich brauchte Kunden, keinen Businessplan» – Kurt Klaus über Risiken bei der Selbstständigkeit 34 Warum arbeitest du bei einer FH? FH-Masterarbeit als Sprungbrett: Mit Zu Besuch bei der Hochschule Luzern Gamification gegen die Politverdrossenheit SPECIAL «UNSER NACHWUCHS» 21 21 Unsere Kampagne zusammen mit Partnern zur Förderung junger Talente ANGEBOTE FÜR MITGLIEDER 30 Valentinas Tipp sowie aktuelle Angebote für FH-SCHWEIZ-Mitglieder SCHLUSSPUNKT 45 Was bewegt Weiterbildungs-Studierende? Karriere- beraterin Renate Hasler weiss Bescheid und gibt Tipps Willkommen in der Berufswelt! Wir zeigen auf, wie vielfältig die Wege in die Berufspraxis sind
FÜR SCHLAUE KÖ P F E W W W. Das Weiterbildungsprogramm der Universität Bern mit über WEITER 100 Studiengängen und vielen BILDUNG. Einzelkursen. UNIBE.CH
EVENT | 5 1 2 3 4 1 | In Coronazeiten ein bekanntes Bild. Für FH SCHWEIZ dennoch neu: Die Teilnehmenden klinken sich nach und nach in die Zoom-Konferenz ein. 2 | Nadia Freiermuth gewährt 5 Einblicke in ihre Bachelorarbeit zum Datenschutz. 3 | Andri Silberschmidt stellt sich als möglicher künftiger Präsident von FH DV für einmal via Laptop SCHWEIZ vor. 4 | Präsident Christian Wasserfallen Am 25. Juni hat FH SCHWEIZ mit deokonferenz gleich selber vor.Weiter führte wie immer durch die DV. der Delegiertenversammlung 2020 wurde entschieden, drei assoziierte erstmals einen Anlass virtuell durch- Organisationen aufzunehmen. Damit 5 | Im Vorstand stehen einige geführt. Delegierte, Präsidentinnen wächst die Mitgliederzahl auf weit personelle Wechsel an. und Präsidenten der Mitgliedorgani- über 60 000. sationen sowie unser Vorstand kamen Im dritten Teil widmete sich die Fotos: Claudia Heinrich, Claudia Schmid via Zoom zusammen. Über 50 Perso- Veranstaltung dem neuen Daten- nen nahmen teil. schutzgesetz. Dabei stellte bald- Traktandiert waren gewichtige HSLU-Absolventin Nadia Freiermuth Themen, darunter die Aufnahme fünf ihre Erkenntnisse aus ihrer Bachelor- neuer Mitgliedorganisationen. An der arbeit zu den Auswirkungen des DSG anschliessenden Präsidentenversamm- für FH SCHWEIZ vor. Anschliessend lung schlug der Vorstand von FH referierte Dr. Reto Fanger über einen SCHWEIZ zudem Nationalrat Andri «Praxisorientierten Ansatz des DSG Silberschmidt als neuen Präsidenten für Alumni-Organisationen». Mehr Infos zu unseren Events: ab 2021 vor. Er stellte sich in der Vi- Mehr Bilder: www.fhschweiz.ch/dv2020 www.fhschweiz.ch/events
6 | FH SCHWEIZ Dafür setzt sich FH SCHWEIZ in der Politik ein Gute Basis für die kommenden Jahre Gegen befristete Anstellungen an Fachhochschulen Eines der aktuellen Themen im Natio- Im Kanton Bern findet derzeit die Teilrevision des Geset- nalrat ist die BFI-Botschaft 2021- zes über die Berner Fachhochschule (FaG) statt. FH 2024. Sie sieht für die kom- SCHWEIZ hat aufgrund der überregionalen Bedeutung menden vier Jahre über 28 und Signalwirkung in einer Stellungnahme dazu Anmer- Milliarden Franken für Bil- kungen zu den Anstellungsbedingungen gemacht. Die Ge- dung, Forschung und Inno- setzesrevision hat zum Ziel, die Autonomie der Berner vation vor, zwei Milliarden Fachhochschule (BFH) im Personalrechtsbereich nach mehr als in der laufenden demselben Autonomieverständnis zu erweitern, welches Periode. Die Hochschulen bereits für ihre generelle Steuerung und unter dem Bei- sollen 5,9 Prozent mehr er- tragssystem im Finanzbereich gilt. halten, was erfreulich und ange- Unter anderem merkt FH SCHWEIZ an, dass Neben- sichts der angespannten finanziellen beschäftigungen sehr wertvoll sein können und daher Situation aufg rund von Covid-19 nicht nicht zu restriktiv gehandhabt werden sollten. Bei wis- selbstverständlich ist. Auch die Grund- senschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist finanzierung der Fachhochschulen von von befristeten Arbeitsverhältnissen abzusehen. Befriste- 2,3 Milliarden Franken liegt im ver- te Anstellungen verursachen Unsicherheiten. Darunter nünftigen Rahmen, wenn auch das könnte auch die Qualität der Forschung leiden. Es ist Wachstum von Studierenden nicht sehr positiv, dass für die wissenschaftlichen Mitarbeite- ganz ausgeglichen werden kann. rinnen und Mitarbeiter zusätzlich zum Wirken in For- FH SCHWEIZ hat Anfang Mai am schungs- und Entwicklungsarbeiten sowie an den vorberatenden Hearing der Kommis- Dienstleistungen neu die «Lehre» aufgenommen wurde. sion für Wissenschaft, Bildung und Kul- Eine entsprechende Anmerkung bezüglich Lehre und tur (WBK) des Ständerates teilgenom- Forschung fehlt bei den Dozierenden jedoch. men. Der Ständerat hat die Botschaft in der Folge behandelt und die Mittel Anpassungen bei Akkreditierungsverfahren gegenüber dem bundesrätlichen Vor- Die Akkreditierungsverordnung HFKG regelt die Voraus- schlag um 188 Millionen Franken auf setzungen für die Akkreditierung von Hochschulen und den oben genannten Betrag erhöht. ihren Programmen. Für die Akkreditierungen ist der Dabei wurden unter anderem die Be- Schweizerische Akkreditierungsrat (SAR) zuständig, wäh- reiche Innosuisse und Forschungsinsti- rend die Schweizerische Agentur für Akkreditierung und tutionen um 130 beziehungsweise 39 Qualitätssicherung (AAQ) die vorangehenden Verfahren Millionen Franken aufgestockt, was ich durchführt. Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrun- sehr begrüsse. Für die Fachhochschulen gen mit der Verordnung hat die AAQ dem SAR kleine besonders positiv ist die Stärkung von Anpassungen der Verordnung vorgeschlagen. Im Rahmen Innosuisse. Damit können sie ihre Stär- der Vernehmlassung begrüsst FH SCHWEIZ den ange- ken in der angewandten Forschung und passten Verordnungsentwurf grundsätzlich. Entwicklung auf der Basis von Projek- Darin wird beispielsweise vorgeschlagen, dass für Stu- ten noch besser ausspielen. diengänge in Medizinal- und Gesundheitsberufen eine Betreffend Fortführung des europäi- Ausnahme vorgesehen und die direkte Zulassung zum schen Bildungsprogramms Erasmus+ Verfahren der Programmakkreditierung ohne Prüfung für die Jahre 2021-2027 finden nach der Voraussetzungen erlaubt werden soll. Aktuell können wie vor Gespräche auf EU-Ebene statt. nur Studiengänge, die mindestens einmal von einer Ko- Was genau im Nachfolgeprogramm horte von Studierenden durchlaufen wurden, zum Ver- enthalten sein wird, ist noch nicht klar. fahren zugelassen werden. Die deutsche Ratspräsidentschaft will In Bezug auf die Programmakkreditierung sieht die sich des Themas prioritär annehmen. geltende Verordnung vor, dass sich die Gutachtergruppe Die Schweiz hat keine Assoziierung an aus mindestens drei Personen zusammensetzt. Bei be- Erasmus+ und hat deshalb mit Move- stimmten Studienprogrammen besteht diese Gruppe al- tia eine eigene Institution organisiert, lerdings aus vier Personen. Um Kohärenz zu schaffen, soll welche den studentischen Austausch deshalb die Zahl der Gutachterinnen und Gutachter all- ermöglicht. Das ist nicht ganz vollwer- gemein auf vier erhöht werden. FH SCHWEIZ begrüsst tig zu Erasmus+, aber eine solide Lö- sehr, dass die Gutachtergruppe auf adäquate Weise sowohl sung. die Lehre als auch die Berufspraxis repräsentieren soll. Dies entspricht voll und ganz dem unbedingt notwendi- Christian Wasserfallen, gen Profil der Fachhochschule. Präsident FH SCHWEIZ Claudia Heinrich Mehr zum Thema: www.fhschweiz.ch/bildung-politik
FH SCHWEIZ | 7 Kinder mit dem Flugzeug machen das Rennen Viele schöne Glücksmomente, leider nur ein Sieger. Auf fhnews.ch und im letzten INLINE haben wir einen Fotowettbewerb ausgeschrieben. Wir haben viele wunder- schöne Bilder von euren persönlichen Glücksmomenten erhalten. Das Siegerbild wurde im Online-Voting bestimmt. «Kinder beim Spiel mit Flugzeug» heisst das lebendige Siegerbild von Visar Kryeziu. G lück» lautete das Thema in der Mai-Aus- gabe des INLINE. Und passend dazu ha- ben wir aufgerufen, uns Bilder von euren Glücksmomenten einzuschicken. Rund hundert Bilder erreichten uns in der Folge. Die zehn besten haben wir online gestellt, per Voting wurde das Siegerbild gekürt. Es zeigt die Kinder von Visar Kryeziu, die ver- gnügt mit einem Flugzeug spielen. Der Foto- graf hat in Pristina (Kosovo) einen Bachelor in Grafik absolviert und ist als Allrounder heute im Kino tätig ist. Wir gratulieren Visar herzlich zum tollen Bild. Als Preis konnte er in der Geschäftsstelle von FH SCHWEIZ ein MacBook Air entgegennehmen, gespon- sert von DQ Solutions (kleines Bild rechts). Die zehn Bilder, die im «Final» waren, können unter folgendem Link aufgerufen werden: fhnews.ch/fotogalerien/gluecksmomente
8 | FH SCHWEIZ Effizienz Druckfrisch: Broschüre «FH als Arbeitgeber» durch mobiles Was braucht es, damit eine Tätigkeit und Arbeiten Karriere an Fachhochschulen für deren Absolventinnen und Absolventen attraktiv ist? Welche Entwicklungsmöglichkeiten AbaClik – die App für sind an einer Fachhochschule möglich, Spesen, Absenzen, vornehmlich im Mittelbau, also für wis- Zeiterfassung und mehr senschaftliche, assistierende und dozie- rende Mitarbeitende? Wie wird sicher- gestellt, dass das FH-Profil, bedingt durch die zentralen Pfeiler Praxis und Wissenschaft, hier nachhaltig Eingang findet? Die systematische Personalent- wicklung an FH ist noch wenig be- kannt. Entsprechend fehlen Evaluatio- nen und Massnahmen. FH SCHWEIZ hat sich dieses Themas angenommen und dazu in einer Broschüre Fakten, Zahlen und Forderungen zusammen- getragen. Diese kann online herunter- geladen oder in gedruckter Form be- stellt werden unter: www.fhschweiz.ch/fh-als-arbeitgeber Andri Silberschmidt als Werdegang und seine Persönlichkeit: Nach absolvierter Berufslehre studierte Silber- Präsident vorgeschlagen schmidt an der ZHAW und gründete dar- aufhin sein eigenes Unternehmen. Zudem arbeitet er bei der Firma Planzer Support Ihr Nutzen mit AbaClik AG als CFO Project Manager. «Andri ist dank seiner politischen und beruflichen Tä- Beschleunigen Sie Ihre Arbeits- tigkeiten sehr gut vernetzt und durch und prozesse mit der Business-App durch FHler. Er kennt den Nachwuchs und AbaClik und vermeiden Sie die Bedürfnisse seiner Generation – ideale Mehrfacherfassungen dank Voraussetzungen, um künftig FH SCHWEIZ der Synchronisation mit der zu präsidieren», so Christian Wasserfallen. Abacus Business Software: • Arbeitszeiten und Leistungen • Absenzen und Spesen Verband hat neu weit • Persönliche Daten (ESS) über 60 000 Mitglieder FH SCHWEIZ bleibt weiterhin auf Wachs- Jetzt kostenlos im App-Store oder im Play- tumskurs und macht einen grossen Schritt Store herunterladen bei den Mitgliederzahlen. An der diesjähri- gen Delegierten- und Präsidentenversamm- Zehn Jahre lang hat sich Nationalrat Chris- lung wurden fünf weitere Alumni-Organi- tian Wasserfallen als Präsident bei FH sationen – vornehmlich aus der Westschweiz Weitere Informationen SCHWEIZ engagiert, den Verband im Auf- – aufgenommen sowie drei Organisationen finden Sie unter: bau geprägt und als Gesicht nach aussen assoziiert. Mit den neu assoziierten Organi- abaclik.ch vertreten. Nun möchte er das Amt im März sationen, darunter dem Schweizer Kader- 2021 weitergeben. Der Vorstand von FH verband (SKV), pflegte FH SCHWEIZ be- SCHWEIZ hat an der Delegierten- und reits Partnerschaften. Durch die Assoziierung Präsidentenversammlung Ende Juni Natio- wird die Zusammenarbeit noch enger und nalrat Andri Silberschmidt (Bild) als die Synergien können noch besser genutzt neuen Präsidenten vorgeschlagen (mehr werden. Mit dem Beitritt der acht Organi- zum Anlass auf Seite 5). Das jüngste Natio- sationen wächst FH SCHWEIZ um über nalratsmitglied, wie Wasserfallen ebenfalls 20 000 Mitglieder und zählt nun weit über Mitglied der FDP, überzeugt durch seinen 60 000 Mitglieder.
FH SCHWEIZ | 9 Zwei neue Mitglieder Mitgliederangebote: im Beirat Wirtschaft Die neue Übersicht Die Übersicht über die neuen Mit- gliederangebote 2020/2021 ist da. Wieder konnte FH SCHWEIZ mehrere neue Leistungspartner ge- winnen, für deren Angebote Mit- glieder attraktive Rabatte und Vor- zugskonditionen erhalten. Unterteilt ist der Katalog (ge- druckt sowie auch online) wie- derum in sechs Kategorien. Neu Der Vorstand von FH SCHWEIZ hat an sei- gibts unter anderem Action und ner letzten Sitzung Sabine Balmer Kunz, Abenteuer mit Boda Borg, Bio- Lehrlingsverantwortliche Schweiz der Credit weine von Delinat, Haushalts- Suisse (oben links), und Christine Ghi- und Elektronikgeräte von SPC delli, Berufsbildungsverantwortliche des oder Vorhänge nach Mass von Spitalzentrums Biel, als neue Mitglieder des Vorhangbox.com. Doch am Beirats Wirtschaft gewählt. «Sabine Balmer besten schaust du gleich sel- Kunz und Christine Ghidelli verfügen durch ber rein. Einige Angebote ihre beruflichen Hintergründe und weiteren stellen wir hinten ab Seite Engagements über enorm viel Erfahrung 30 vor, die ganze Übersicht und Einblick. Sie sind eine grosse Bereiche- gibts in der Broschüre oder rung für unseren Beirat», so Toni Schmid, unter: Geschäftsführer von FH SCHWEIZ. www.fhschweiz.ch/angebote MEHR ERFOLG IM JOB 5% RABATT DANK FREMDSPRACHEN AUF KURS- ANGEBOT! EXKLUSIV FÜR FH-SCHWEIZ- WWW.BOALINGUA.CH MITGLIEDER
10 | STIFTUNG FH SCHWEIZ «Zur Schifffahrt kam ich wie die Jungfrau zum Kind» Stefan Schulthess ist der neue Präsident der Stiftung FH SCHWEIZ. Im Interview stellt er sich vor, erzählt über seinen Werdegang, die aktuelle Krise und natürlich über seine Ziele mit der Stiftung. Im Mai ist Stefan Schulthess zum neuen Präsidenten der Stiftung FH SCHWEIZ gewählt worden. Er folgt da- mit auf Christian Wasserfallen, der den Stiftungsrat nach ohne mir grosse Gedanken zu machen. Vielleicht weil ich ein Quereinsteiger und unvorbelastet war - jeden- falls erhielt ich die Stelle. So kam ich zur touristischen erfolgreichem Aufbau verlässt. Schulthess steht seit 2006 Schifffahrt wie die Jungfrau zum Kind. an der Spitze der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstätter- see (SGV), die seither unter seiner Führung zur SGV- Und damit waren Sie vom Schifffahrtsvirus infiziert? Unternehmensgruppe umgebaut wurde. Aufgewachsen Eigentlich plante ich bereits beim Stellenantritt, nach in Meggen LU, lebt der 56-Jährige heute in Kehrsiten der Expo 02 wieder zurück in die Industrie zu wech- NW und ist geschieden. Im Interview erläutert er seinen seln. Mit einigem Glück fand ich tatsächlich auch wie- persönlichen Bezug zum dualen Bildungssystem. Und er der etwas in der Verpackungsbranche. Doch das wurde blickt auf seinen Werdegang zurück, der mit einem ge- ein kurzes Kapitel und ich war froh, dass die Stelle hier platzten Bubentraum begann, über die Pharma- und in Luzern frei wurde, wieder im Tourismus. Verpackungsindustrie führte und praktisch durch Zufall in die Tourismusindustrie mündete. Ein Glücksfall? Absolut. Sie kam genau zur richtigen Zeit. Und diesmal Stefan Schulthess, geben Sie doch bitte einen ahnte ich auch, dass es passt. Ich stammte aus der Region kurzen Überblick über Ihre Laufbahn. und brachte Erfahrung aus Biel mit. Man wollte auch Stefan Schulthess: Ich wollte in jungen Jahren eigentlich hier den Gastrobereich selbstständig machen (zur heuti- Militärpilot werden. Deshalb habe ich in Emmen bei gen Tavolago AG, Anm. d. Red.) – auch diesen Bereich den Flugzeugwerken eine Lehre als Maschinenmecha- hatte ich in Biel aufgebaut. Und ich hatte von meiner niker gemacht und gleichzeitig die fliegerische Vorschu- Erstausbildung eine Ahnung von Technik und vom Stu- le absolviert. Allerdings wurde mir bald beschieden, dass dium her das betriebswirtschaftliche Wissen. Zudem ich zu wenig Talent zum Militärpiloten hätte. Was mich herrschte eine positive Aufbruchstimmung. Wiederum damals im Stolz traf, sehe ich mittlerweile ein (schmun- hatte ich wohl Glück, dass ich die Stelle erhielt. Und bis zelt). Also habe ich nach der Lehre den klassischen Weg heute fasziniert mich dieser Job, der dank der positiven einer höheren Ausbildung gewählt. Weil mir als Mecha- Unternehmensentwicklung ein anderer ist als zu Beginn. niker die beiden Optionen Maschinenbau oder Elekt- roingenieur am damaligen Technikum in Horw nicht Gerade jetzt steht die SGV Gruppe vor grossen zusagten, bin ich nach Lausanne gegangen und habe Herausforderungen. Zwei von drei Unternehmen - dort die Fachrichtung Verpackungstechnologie und Lo- die Schifffahrt und die Gastronomie - waren gistik studiert. Im Bereich Verpackungsentwicklung und während Monaten stillgelegt. Nur die Shiptec AG -herstellung war ich danach auch an verschiedenen Or- konnte normal weiterarbeiten. Sind Sie froh, dass ten in der Schweiz während mehrerer Jahre tätig. nun halbwegs Normalität einkehrt? Froh auf der einen Seite, natürlich. Doch ich mache mir Und wie erfolgte der Wechsel in die Tourismus- und keine Illusionen, so wie auch sonst niemand im Touris- Dienstleistungsbranche? mus, dass dieses Jahr wirtschaftlich ein Desaster werden Da war dieses etwas geheimnisvolle Inserat in der Zei- wird. Schweizer Gäste allein können die ausländischen tung. Gesucht wurde ein Geschäftsführer für ein Trans- nicht wettmachen, auch bei uns nicht. Das kann man portunternehmen. Welches, wurde nicht genannt. nicht schönreden. Und die jetzigen Schutzkonzepte Nachdem die Stelle zum dritten Mal ausgeschrieben drücken die bereits sehr tiefe Marge ins eigentlich wirt- wurde, war ich so neugierig, dass ich mich auf gut schaftlich Unmögliche. Ohne die Kurzarbeit würde un- Glück bewarb. Es handelte sich um die Bielersee Schiff- sere Branche nicht überleben. So etwas ist man nicht fahrtsgesellschaft. Diese hatte eine schwierige Zeit. Es gewohnt auf dem Platz Luzern, einer erfolgreichen war Mitte der 90er-Jahre, man war im Turnaround be- Tourismusdestination. Und so ist unser Respekt vor den griffen und gleichzeitig blickte man bereits voraus in kommenden Sommermonaten gross (das Interview Richtung Expo 02. Mich reizte die Herausforderung, wurde im Juni geführt, Anm. d. Red.).
STIFTUNG FH SCHWEIZ | 11 Gerade auch bei den Lehrstellen wird die Krise eine Delle hinterlassen. Muss die SGV hier Abstriche machen? Derzeit sieht es nicht danach aus. Was mir mehr Sorgen bereitet, sind die Aussichten von Lehrabgängern. Jene, die nicht im Ausbildungsbetrieb bleiben können, wer- den es sehr schwer haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Gerade die Suche nach dem ersten Job ist die schwierigste, und die fällt nun auch noch in eine Re- zession. Ein frustrierender Berufseinstieg ist immer schlecht. Und Jugendarbeitslosigkeit ist eine gesell- schaftliche Zeitbombe. Da sehe ich die Ausbildungsbe- triebe in der Pflicht, wo immer möglich ihre Lernenden nach der Ausbildung zu halten. Wenn Sie an Ihre eigene Ausbildung zurückdenken: Gibt es einen Schlüsselmoment, an den Sie im Zusammenhang mit Ihrem Engagement für den dualen Bildungsweg zurückdenken? Nicht ein prägendes Einzelereignis. Aber es ist dieses gute Gefühl, die Freiheit zu haben, dass nach einer ge- wöhnlichen Lehre alle Türen offen stehen. Ob mit einer Weiterbildung oder über den zweiten Bildungsweg. Diese Möglichkeit gehabt zu haben, freut mich heute noch. Also ist das Präsidium eine Herzensangelegenheit. Sicher. Gerade heute, wo die Berufslehre an Prestige verloren hat - auch bei den Eltern - und die Akademi- sierung zunimmt, möchte ich zeigen, dass eine Lehre immer noch ein guter Start ist. Und heute sind die Möglichkeiten sogar noch grösser als zu meiner Zeit, das System ist noch durchlässiger geworden - auch ein Unistudium ist nach der Lehre noch möglich. Was sind Ihre Ziele als Stiftungspräsident? Wo Bild: Linda Pollari möchten Sie Impulse setzen? Das eine ist die Finanzierung. Da hoffe ich, dass wir noch mehr machen können, um mehr Projekte unter- stützen zu können. Dazu sollte auch die Bekanntheit der Stiftung erhöht werden – daran können wir sicher auch noch arbeiten. Wie genau das zu machen ist, wird sich noch zeigen müssen. Aber beide Punkte hat der Stiftungsrat ja bereits erkannt. gus Unterstützen Sie das duale Bildungssystem mit einer Spende Mit einem Legat oder einer Spende zu- IBAN: gunsten unserer Stiftung helfen Sie mit, CH93 0020 6206 1870 6301 B dass wir unser Engagement für die dua- Einzahlungsschein bestellen bei: le Berufsbildung, die FH-Bildung und Rainer Kirchhofer die Gesellschaft weiterführen können. Konradstrasse 6, 8005 Zürich Wollen Sie mithelfen, dass mehr info@stiftungfhschweiz.ch Schülerinnen und Schüler in der Be- www.stiftungfhschweiz.ch rufslehre vielfältige Karrieremöglich- keiten entdecken und dass noch mehr Firmen zusätzliche Lehrstellen schaffen?
Bild: Linda Pollari Diese Kammer hält dicht. Hier führt Pascal Schleuniger mit seinen Studierenden störungsfreie Tests zur Elektromagnetischen Verträglichkeit durch.
THEMA | 13 Vom Lehrling zum Professor Pascal Schleuniger (39) hat mit einer Elektronierlehre begonnen und ist heute Professor an der FHNW in Windisch. Dass er nicht in der Privatwirtschaft geblieben ist, hat vor allem mit der Finanzkrise zu tun - und wohl auch mit seiner grossen Faszination und Neugier. D as Bild des Professors als älterer, gesetzter Herr mit langem, grauem Bart und dicken Brillengläsern ge- hört schon länger in die Erinnerungskiste. Niemand Flugsicherung entwickelte. «Ich war im Entwicklungs- team der Einzige mit FH-Ausbildung unter ETH-Ab- gängern.» Um sein theoretisches Hintergrundwissen zu verkörpert diese Tatsache besser als Pascal Schleuniger. vergrössern, entschied sich Pascal Schleuniger deshalb, Mit seinen 39 Jahren strahlt er die Jugendhaftigkeit und ein Masterstudium in Angriff zu nehmen. Doch eine Unbekümmertheit eines 25-Jährigen aus. Dabei hat er Schweizer Hochschule sollte es diesmal nicht sein. «Ich nebst seiner Lehre ein FH-Studium, Berufserfahrung in wollte ins Ausland.» Und zwei weitere triftige Gründe der Industrie sowie auch einen PHD in Dänemark ab- sprachen für Dänemark beziehungsweise die Dänische solviert und lehrt, forscht und entwickelt bereits seit Technische Universität (DTU): In Kopenhagen gab es 2015 an der FHNW Technik. Er ist hier Professor und eine Entwicklungsabteilung von Nokia, «das fand ich als Dozent für Analogtechnik und Elektromagnetische Ver- Aussicht extrem spannend». Und: «Meine damalige träglichkeit (EMV). Freundin kam von dort.» Er schildert seinen Lebensweg, während er in einem Doch statt zu einer Karriere als Elektroingenieur bei Zimmer im Campus der FHNW in Windisch sitzt, in Nokia kam es dann eben ganz anders: «Die Finanzkrise dem es von Elektrogeräten, Kabeln und technischen brach aus und auf einen Schlag standen in Dänemark Anlagen wimmelt: «Ich habe eine Lehre als Elektroni- 1500 Elektroingenieure auf der Strasse», erzählt Schleu- ker bei der ABB gemacht in der Hoffnung, einmal niger. Er musste sich nach einer Alternative umsehen. einen Fernseher bauen zu können.» Mit seinem Vorha- «Ich beschloss, trotz- ben ignorierte er alle, die ihn lieber an die Kanti schi- dem in Dänemark zu cken wollten. «Dabei machten viele gute Schüler in bleiben.» An der DTU «Damals hiess es nach dem meinem Umfeld damals die Lehre, das war ganz nor- bot sich ihm die Mög- FH-Bachelor: ‹So. und nun mal.» Jedenfalls liess er sich kaum von anderen beein- lichkeit, einen PHD zu flussen. Seine Faszination galt von Beginn weg der absolvieren. Ein Ange- ab in die Industrie.›» Elektronik, auch wenn sein Werdegang später eine an- bot, das er dankend an- PASCAL SCHLEUNIGER dere Abzweigung hätte nehmen sollen, als sie dann tat. nahm, schliesslich war Doch zunächst ging es zum Studium in Elektrotech- sein Wissensdurst an nik an die damalige FH Aargau, denn die Berufsaussich- der Materie noch nicht gestillt. Und so schlug Schleu- ten als Elektroniker waren für ihn doch eher begrenzt niger schliesslich den wissenschaftlichen Weg ein, dok- und die Berufsmatura hatte er auch in der Tasche. An torierte in Dänemark und arbeitete danach als Postdoc die erste Studienzeit erinnert er sich gerne: «Wir haben an europäischen Forschungsprojekten. 2015 kehrte er praktisch an der FH gelebt. Es war eine sehr spannende in die Schweiz zurück, wo er bei seiner Alma Mater, Zeit», blickt er zurück. Und sie ermöglichte ihm auch die inzwischen zur FHNW gehörte, seine heutige Stel- ein Auslandsemester in Dänemark. Skandinavien hatte le antrat. es ihm angetan, seit er mit der ABB während der Lehre bereits Schweden besucht hatte. «Ich mag die nordische Rare Spezies unter den FH-Dozenten Mentalität, die Menschen, die Natur und das Klima.» «Dass ich nicht in der Privatwirtschaft arbeite, liegt Eine auf den ersten Blick passende Aussage. Auch Pascal wohl schlicht und einfach an der Finanzkrise», sagt Schleuniger erinnert mit seiner ruhigen und doch Schleuniger. «Reiner Zufall.» Er hat sich gut damit ar- selbstbewussten Art an die nordische Coolness. rangiert. «Dafür konnte ich mich tiefer in die Theorie einarbeiten und kann jetzt meine Kreativität in For- Finanzkrise änderte Pläne abrupt schungsprojekte einbringen.» Was für seinen Werdegang Nach dem Studium arbeitete er drei Jahre bei der dama- ligen Firma Schmid Telecom, wo er Hardware für die weiter auf Seite 15
chts- s e re m Re chert? un ersi ta n mit kta v k Scho on Prote ch/prote h u t zv h w e iz. sc .fhsc n www akete P ro bierp dies» on 1 0 ra urpa e e i nes v dem Nat inn us at, Gew tweine a Delin F 84.40 R o v o n «6 e CH e r t von j im W Dienstag, 17. November 2020 18.00 Uhr, ZHAW, Winterthur 5. Nationaler Bildungspreis www Jetzt .natio anm elden naler ! «Erfahrungen, die zählen» auc bildu gspr n eis.c Führ h zu der h Hans Huber Stiftung & Stiftung FH SCHWEIZ ung exkl die G ab 15.30 usiven Phys esundh Uhr dur Organisiert von FH SCHWEIZ iothe e c rapie itsberufe h und , Heb Pfleg amm e e Claudia Sedioli Dr. Kathrin Hersberger Roos Dozentin, Departement Jürg Altwegg Co-Stellenleiterin, Angewandte Linguistik, ZHAW Vorsteher Departement Schule Kant. Erziehungsberatung Zürcher Hochschule für und Sport, Stadtrat Winterthur Biel-Seeland Angewandte Wissenschaften Christian Fiechter Thomas Leuenberger Stefan Schulthess Präsident, Hans Huber Stiftung alias «Baldrian» Präsident, Stiftung FH SCHWEIZ Prof. Dr. Andreas Gerber-Grote Dr. Silvia Steiner Daniel Leupi Direktor Departement Gesund- Bildungsdirektorin und Stadtrat, Vorsteher Finanz- heit, ZHAW Zürcher Hochschule Regierungspräsidentin departement, Stadt Zürich für Angewandte Wissenschaften Kanton Zürich, Präsidentin EDK Céline Gigandet Truls Toggenburger Pflegefachfrau FH, Corine Mauch Geschäftsführer, Toggenburger Abschluss 2020, Stadtpräsidentin, Stadt Zürich Unternehmungen Spitalzentrum Biel Noah Gunsch Prof. Dr. Jean-Marc Piveteau Marcel Unterasinger Lernender Maurer EFZ, Rektor, ZHAW Zürcher Leiter HR, Lerch AG Bauunternehmung, Hochschule für Angewandte Schweizer Paraplegiker-Zentrum Winterthur Wissenschaften Nottwil Eine Veranstaltung von Vor Ort mit Organisiert von Medienpartner Partner Rechtsschutz Mit Unterstützung von
THEMA | 15 Im Betrieb liefern, in der Freizeit chillen Wenn Jugendliche nach der obligatori- eben untypisch ist. «Damals hiess es nach dem FH-Ba- schen Schulzeit den Schritt in die Be- chelor: ‹So, und nun ab in die Industrie.›» Heute ist der rufswelt machen, ist dies ein einschnei- Anteil an Bachelor-Absolventen, die auch einen Master dender Moment. Bestimmt machen, höher als damals. Allerdings kehren nicht sehr erinnern Sie sich selber an viele davon später wieder in den Lehrkörper der Fach- diese Zeit voller Erwar- hochschulen zurück. Damit ist Pascal Schleuniger mit tungen an eine vielver- seinem dualen Bildungshintergrund als Dozent eher die sprechende Zukunft, Ausnahme. Und unter FH-Dozierenden mit Führungs- aber auch an Sorgen verantwortung – Schleuniger ist zusätzlich auch stell- und Ängste, ob die Er- vertretender Institutsleiter am Institut für Automation wartungen des Lehrbe- der FHNW – ist er gar eine richtig rare Spezies. Hier triebs erfüllt werden und haben nicht einmal zehn Prozent einen FH-Abschluss. eigene Träume verwirklicht Dass die Quote an FH-Abgängern im sogenannten werden können. Nicht nur die Berufs- Mittelbau an Fachhochschulen eher tief ist, sorgt auch wahl als identitätsstiftender Moment, in der Bildungslandschaft für Diskussionen (siehe Box auch die erste Liebe, die Entdeckung Seite 16). des verwandelten Körpers, die Sexuali- Für Pascal Schleuniger selber ist das natürlich nicht tät, verbindliche Freundschaften, eigen- weiter von Bedeutung. Doch sein Hintergrund und sei- verantwortliche Engagements in Frei- ne Praxiserfahrung fliessen selbstredend stark in seine zeitverbänden oder Politik stellen neue Lehrtätigkeit mit ein: «Ich habe ja in der Flugsicherung Entwicklungsaufgaben. Berufsbildungs gearbeitet, und in diesem Bereich muss eine Lösung in verantwortliche begleiten junge Men- der Anwendung bestehen, also auch unter Belastung schen in einer Zeit der Umbrüche und stets zuverlässig funktionieren.» Das gelte natürlich ganz der Ungewissheit. Viele Jugendliche allgemein in seinem Fach. «Hier können wir nicht ein- sind gut vorbereitet und wachsen an fach ein Gerät basteln, das im Labor funktioniert – es diesen Herausforderungen. Einige we- muss auch den Praxistest bestehen. Diesen Gedanken nige hingegen drohen zu scheitern, versuche ich zu vermitteln.» zweifeln an sich, erleben Krisen oder Wenn er heute über die Ausbildung zum Elektroni- verlieren gar den Lebensmut. In der Be- ker nachdenkt, fällt ihm nur Positives ein. «Ich kann die ratungstätigkeit wird erfahren, gerade Lehre auf jeden Fall bei Jugendlichen in der Krise, wie empfehlen.» Verglichen wichtig und prägend die Begleitung «Hier können wir nicht mit früher sei heute der der Berufsbildungsverantwortlichen sein einfach ein Gerät basteln, Zugang zur Elektronik kann. nochmals einiges leich- Gesundheitsförderung Schweiz hat das im Labor funktioniert ter. «Es gibt für wenige mit dem Projekt «Friendly Work Space – es muss auch den Praxis- Franken Entwicklungs- Apprentice» ein Angebot geschaffen, kits und im Internet welches Berufsbildungsverantwortli- test bestehen. Das versuche kann jeder mit kosten- chen Zugang zu Wissen, aber auch ich zu vermitteln.. » losen Tools schon sehr nützliche Tools für die Begleitung ihrer viel lernen, entwickeln Lernenden anbietet. Online ist Wis- PASCAL SCHLEUNIGER und ausprobieren.» Be- senswertes zu den Themen Jugendalter, treffend Nachwuchs Motivation und Leistung, Umgang mit würde es daran kaum Stress und zur Führung von Lernenden scheitern. «Ausserdem lernen die meisten so wohl eini- abrufbar. In Kursen können diese The- ges effizienter als über das Büffeln reiner Theorie.» men transferorientiert vertieft werden. Hier setzt auch sein Leitgedanke an, wenn er an der Zudem wird ab Ende 2020 eine kos- Fachhochschule Nachwuchsingenieure ausbildet. Die tenlose App «Experts» für Berufsbil- Studierenden sollen möglichst rasch an die Materie he- dungsverantwortliche angeboten. rangehen können und keine Scheu davor haben. «Ich möchte ihnen das Hands-on vermitteln. Sie sollen et- Link zum Projekt von Gesundheits was ausprobieren können, abschätzen, ob es funktio- förderung Schweiz niert – einfach machen, das Theoretische verifizieren www.fws-apprentice.ch und praktische Erfahrungen sammeln.» Denn das Schö- ne an der Elektronik sei, dass bei einem Versuch meist Dr. Kathrin Hersberger Roos, nicht viel schief gehen könne, «es entsteht höchstens Co-Stellenleiterin, Kant. Erziehungs- ein Räuchlein». beratung Biel-Seeland und externe Fachberaterin FWS Eishockey zum Ausgleich Apprentice Etwas gefährlicher geht es da bei einer anderen Leiden- schaft von Pascal Schleuniger zu und her.Wenn er nicht
16 | THEMA gerade lehrt, forscht oder entwickelt, schnürt er die dreifacher Familienvater, was doch gewisse Pflichten Schlittschuhe und läuft auf dem Eis dem Puck hinter- mit sich bringt. Deutlich ruhiger geht es bei seiner an- her. Er trainiert einmal wöchentlich mit den Full Flash deren Freizeitbeschäftigung, dem Segeln zu und her. Rangers in Wohlen. «Mir gefällt nebst dem Sport vor Allerdings gilt der Aargau nicht gerade als Segelmekka. allem der kollegiale Zusammenhalt im Team.» Einige Auf die Frage, wo er denn in See sticht, antwortet er Verletzungen hat er sich in der Vergangenheit dabei zu- verschmitzt: «In Dänemark.» Wo denn sonst? gus gezogen, «doch die wildesten Jahre sind mittlerweile vorbei.» Was wohl auch besser ist, schliesslich ist er auch «Das ändert Charakter und Qualität einer Institution» Der Verband FH SCHWEIZ ist überzeugt, dass die unter den Hochschulen, einerseits unter den Fach- Fachhochschulen attraktive Arbeitgeber sind und die hochschulen, aber auch zwischen FHs und Universi- Anstellung von FH-Absolventinnen und -Absolven- täten. Quoten für FH-Absolventen wären für Inder- ten gerade auch im Rahmen des «FH-Profils» zum bitzin jedoch der falsche Weg. «Entscheidend muss bildungspolitischen Auftrag zählt. Allerdings haben die Qualität der Bewerbungen sein.» gemäss Bundesamt für Statistik nicht einmal zehn Prozent der Dozierenden mit Führungsverantwor- Alternative Wege zu mehr FH-Profil? tung FH-Abschlüsse. Von den über 5500 assistieren- Einer, der die Innensicht als Mitarbeiter einer Fach- den und wissenschaftlichen Mitarbeitenden an Fach- hochschule kennt, ist Dario Wellinger, wissenschaft- hochschulen weisen 45 Prozent einen FH-Abschluss licher Mitarbeiter an der FH Graubünden. Für ihn aus und auf Direktionsstufe sind diese mit nur 13 hat der Job viele Vorteile: «Er ist abwechslungsreich Prozent vertreten. Gesamthaft hat von den 23 000 und vielfältig, gerade auch durch den vierfachen Mitarbeitenden an Schweizer Fachhochschulen nur Leistungsauftrag mit Lehre, Forschung, Beratung ein Viertel FH-Hintergründe. und Dienstleistung sowie Weiterbildung.» Wellinger, Werner Inderbitzin war Gründungsrektor der der auch bei FH SCHWEIZ im Vorstand das Ressort ZHAW. Er findet es grundsätzlich nicht falsch, dass Bildungspolitik vertritt, schätzt zudem die Möglich- Professuren und Dozentenstellen an Fachhochschu- keiten, sich innerhalb der Fachbereiche einer FH zu len auch mit Abgängern von Universitäten besetzt entfalten und weiterzuentwickeln. «Die Arbeit hier werden. «Aus der Sicht eines ehemaligen Rektors ist auf jeden Fall sinnstiftend.» wäre mir Diversität ein Anliegen. Es ist wichtig, dass Was die Gründe betrifft, warum nicht mehr man für verschiedene Fachrichtungen und Aufgaben FH-Absolventen bei ihren früheren Ausbildungs- auch verschiedene Hintergründe rekrutiert», sagt er stätten beruflich engagiert sind, meint Wellinger: auf Anfrage. In diesem Sinne würde er sich hingegen «Zum einen ist das historisch gewachsen. Schon die auch wünschen, dass mehr Dozierende mit FH-Hin- früheren HWV oder ‹Abendtechs› haben auf uni- tergrund angestellt würden. «Nimmt die Anzahl der versitär gebildete Dozenten zurückgegriffen.» Mit universitär sozialisierten Dozierenden zu, ändert das der Etablierung des Forschungsbereichs an späteren den Charakter und die Qualität einer Institution im FHs habe sich zudem die Ansicht verbreitet, dass Sinne der Art und Weise, wie man lehrt und forscht.» dafür ein Uni-Hintergrund nötig sei. «Das ist an sich nicht falsch. Aber während man an der Uni den Uni-Abgänger suchen häufiger Weg an die FH klaren eigenständigen Karriereentwicklungspfad Fähige Leute mit dualer Ausbildung und FH-Hin- kennt, ist dies an der FH leider nicht der Fall.» Der tergrund sowie mit Praxisrucksack aus der Wirtschaft Zugang zum Doktorat an der Uni ist für FH-Ab- an die Fachhochschulen zu holen, sei allerdings solventen noch immer mit hohen Hürden verse- schwierig, wie Inderbitzin weiss. «Solche Leute ste- hen. «Alternativ winkt entweder der steinige Weg hen nicht Schlange, es ist eine grosse Herausforde- via Kooperationsmodelle oder Ausland. Oder es rung, sie für eine Dozierendenstelle zu motivieren.» heisst eben: ‹Du brauchst Berufserfahrung.› Diese Es sei eine Tatsache, dass heute universitär ausgebil- Leute kommen aber nur selten wieder zurück.» dete Menschen oft den Weg an eine Fachhochschule Ob ein dritter Zyklus, also ein eigenständiger PHD suchten. Ihnen sei eine solche Laufbahn auch näher. für Fachhochschulen, das Mittel ist, lässt Wellinger «Für FH-Absolvierende ist der Weg zurück an die offen. Politisch dürfte das in nächster Zeit schwie- Fachhochschule eigentlich auch nicht vorgesehen, rig sein. Deshalb würde er begrüssen, wenn es noch sondern es steht eine berufliche Laufbahn in der Pra- weitere Wege gäbe, um den eigenen Nachwuchs zu xis im Vordergrund.» Ein anderer, wenn auch nicht fördern und FH-Dozierende gemäss dem FH-Pro- entscheidender Aspekt ist das Salär. Je nach Fachbe- fil auszubilden. «Sonst ist es schwierig, längerfristig reich ist eine gute Stelle in der Wirtschaft deutlich dem Anspruch der angewandten Forschung gerecht lukrativer. Dazu kommt die Konkurrenzsituation zu werden.» gus
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18 | THEMA Politiker-«Dating», damit Junge an die Urnen gehen Eine Web-App, die mit Gamification das Interesse an der Politik weckt. So will Design-Absolventin Sophie Walker mehr junge Menschen für Politik begeistern. Der erste Test erfolgte bereits im Heimatkanton Uri. Grosses Ziel sind die nationalen Wahlen 2023. F ür das Interview führt Sophie Walker zu einem ihrer Lieblingsplätze in ihrem Heimatkanton Uri, wo sie bis nach dem Lockdown vorübergehend bei ihren Eltern Was in Sri Lanka nur eine Idee war, wurde in der Schweiz konkret. «Ich dachte, das könnte doch auch hier funktionieren», erzählt Walker. Einfach mit einer etwas lebt: Die Bank unter einem grossen Baum vor dem Ka- anderen Ausgangslage: Hier liegt es nicht grundsätzlich puzinerkloster bietet einen herrlichen Ausblick über Alt- am Zugang zu Informationen, sondern an der Wahlbetei- dorf, hinüber an die bewölkten Flanken des Gitschen. ligung, besonders bei den Jungen. So gab sie ihrer Arbeit Die Idylle der Urschweiz steht im krassen Gegensatz zu den Namen «Projekt CH+ Games für Demokratie». manchen Stationen ihres Lebens. Die 24-jährige Tochter Sie führt die App auf ihrem Smartphone gleich selber eines Diplomaten hat bereits früh die Welt aus einer an- vor. Es ist eine Mischung aus politischem Fragebogen, deren Perspektive wahrgenommen. Ausser in Uri lebte Dating-App und Spiel. Der Prozess erfolgt einfach und sie in Bern, Berlin, Kairo und der indonesischen Haupt- Schritt für Schritt. stadt Jakarta. Einfache Bedienung in mehreren Schritten Andere Sicht, neue Ideen Per Fragebogen von Smartvote geht es los. Dazu arbeitet Und so konnte Sophie Walker auch jene Aussensicht sie mit dem Verein zusammen, «sie stellen mir ihre Platt- entwickeln, die sie zur Erkenntnis brachte, dass das hiesi- form zur Verfügung», erklärt Walker. Eine echte Konkur- ge politische System gegenüber anderen doch etliche renz sei das nicht, sondern eine Ergänzung: «Während Vorteile bietet - wobei auch dieses «nicht perfekt» ist, wie meine Zielgruppe jüngere, ‹unpolitische› Menschen sind, sie zweifach betont, «denn perfekt gibt es nicht». Der hat es Smartvote auf ein gereiftes, politisch interessiertes Perfektion wenigstens etwas näher zu kommen, dazu Publikum abgesehen, das tendenziell der Bildungsschicht dient nun ihre Masterarbeit. Sie hat eine Web-App ent- angehört.» Wie bei Smartvote wird bei ihrer Web-App wickelt als Wahlhilfe für Jugendliche. Das Ziel: Sie soll die auch ein Smartspider erstellt, der das politische Profil des Wahlbeteiligung erhöhen und einer jüngeren Schicht, Users grafisch wie ein Spinnennetz darstellt. die sich kaum mit politischen Themen herumschlagen Hat die App die politischen Präferenzen des Anwen- mag, einen möglichst leichten Einstieg ermöglichen. ders erfasst, beginnt der eigentlich spielerische Teil, den Die Grundlage für ihr Projekt hat sie sich in den Nie- die Jungen so gut adaptieren können. Man bekommt derlanden erworben - ihrer ersten Station, die sie selber kandidierende Politiker aus dem eigenen Wahlkreis in- aussuchen konnte. Dort hat sie den Bachelor in Commu- klusive Smartspider vorgesetzt, die man entweder nach nication and Multimediadesign mit Vertiefung Game rechts (like) oder nach links (dislike) wischen kann. Das Design and Development absolviert. Es folgte der Master «swipen» funktioniert wie bei der bekannten Dating- in Design mit Vertiefung Game Design an der ZHdK, App Tinder. Der Wisch nach oben bedeutet einen «Su- den sie dieses Jahr mit erwähnter Masterarbeit abge- perlike». Dies geht so lange, bis alle Kandidatinnen und schlossen hat. Kandidaten durch sind. Die Idee für ihre Masterarbeit reifte bereits länger in In einem folgenden Schritt kann die eigene Wahlliste ihrem Kopf heran. Erstmals aufgetaucht war sie auf einer dynamisch zusammengestellt werden. Wiederum ist hier Reise nach Sri Lanka während der Studienzeit, wo ihr der Zugang einfach und leicht verständlich. Per Drag and Vater dannzumal als Botschafter im Amt war. «Das Land Drop können Kandidaten, die man zuvor ausgewählt hat, stand vor einem Machtwechsel, mit Neuwahlen des Prä- auf eine Liste gezogen oder wieder gelöscht werden. sidenten und des Parlaments. Soviel ich erfuhr, wünsch- Dazu können auch die offiziellen Wahllisten abgerufen ten sich die Menschen einfach eine Veränderung. Ich werden und wie auf dem Wahlzettel ergänzt oder ge- habe überlegt, wie man ihnen eine Wahlhilfe geben mischt (panaschiert) werden. Zudem wird jeweils der könnte, etwa mit spielerischen Elementen.» Durchschnitts-Smartspider der gesamten Liste angezeigt,
Bild: Ullmann Photography der sich mit jeder Veränderung anpasst. So hat man jeder- «Einer Partei würde ich mich momentan nicht anschlies- zeit den Überblick, inwiefern die Liste mit den eigenen sen.» Ihr Ziel ist vielmehr, die Jugend parteiunabhängig Präferenzen übereinstimmt. stärker zu politisieren. «Den älteren Generationen wird Vor allem das Design der App fällt auf. Es ist anspre- schon mehr Hilfestellung geboten, sie sind durch die chend, bildhaft, benutzerfreundlich. Dass viel Leidenschaft Wahlunterlagen stärker angesprochen, verstehen bereits und entsprechende Arbeitsstunden drin stecken, lässt sich die Amtssprache.» Für Junge hingegen gebe es bisher zu erahnen. «Für junge Menschen funktioniert die App sehr wenig Einstiegsmöglichkeiten. «Gleichzeitig nimmt gera- einfach und intuitiv, weil man mit jeder erfüllten Aufgabe de unter ihnen die Zahl von News-Deprivierten zu», also aufsteigt, also motiviert wird», erklärt Walker. «Das hilft jenen, die kaum noch relevante Medieninhalte, sondern zudem auch beim Strukturieren der Gedanken.» fast nur noch seichte sogenannte «soft News» konsumie- Die Anwendung agiert dabei mit Begriffen, welche ein ren. «Zudem ist es nicht leicht, bei diesem Informations- junges Publikum mehr ansprechen als die spröde Amts- Overflow die Übersicht zu behalten.» sprache oder der Politjargon. So wird die Wahlliste als Hier will Walker einsetzen und die Jungen dort abho- «Team» bezeichnet. Und bei den Urner Kantonsratswah- len, wo sie zu Hause sind. Deshalb auch das Element der len im März dieses Jahres, wo die App erstmals zum Ein- Gamification, das sie für einen sinnvollen Zweck einsetzt. satz kam, hiess es bei einem Wisch auf die linke Seite «Die Möglichkeiten, die spielerische Elemente bieten, kurz und bündig «abfahrä». Auch sonst wurde stellenwei- sind fast unbegrenzt», schwärmt Walker. Umso mehr ist se, etwa in den Titeln, mit Dialekt gearbeitet. «Hier im sie konsterniert darüber, dass diese noch immer haupt- Kanton Uri ist das gut angekommen.» sächlich für Marketingzwecke eingesetzt werden, etwa Hinter all den Details stecken aber nicht nur ihre eige um Menschen möglichst lange auf einer Plattform zu be- nen Überlegungen. So legt sie auch Wert auf die Fest- halten. «Dabei könnten wir diese Elemente auch sinnvoll stellung, dass die App im Co-Design entstanden ist: «Da- nutzen, etwa für den Wissenstransfer. Ich bin überzeugt, bei geht es darum, möglichst viele Perspektiven in den dass Kinder in Zukunft ganz anders lernen können und Designprozess miteinzubeziehen.» Dazu hat sie unter die Schule richtiggehend Spass macht.» Ethik im digita- anderem nach den nationalen Wahlen eine Onlineumfra- len Raum ist ihr ein grosses Anliegen. ge gestartet, an der 500 Personen teilnahmen. Diese Er- kenntnisse flossen zusammen mit in die App ein, die an Mit frischem Wind ins neue Abenteuer den Urner Wahlen zum Einsatz kam. An den baldigen Wahlen in Basel Stadt im kommenden Oktober erfolgt denn auch die nächste Nagelprobe für Im Ausland politisiert ihre Anwendung. Diesmal ohne den Bonus, eine Einhei- Politisiert wurde Sophie Walker nach eigenen Angaben mische zu sein. Allerdings nimmt sie auch viel Erfahrung in den Gastländern. «Ich habe dort die Prozesse miterlebt mit und weiss bereits, was sie anders machen möchte als und kennengelernt.» Das hat ihr vor allem die grossen beim ersten Mal. Es beginnt damit, dass sie so viele Part- Unterschiede aufgezeigt. Trotzdem würde sie sich selber ner mit ins Boot holt wie möglich. An Ideen fehlt es ihr nicht entschieden als politischen Menschen bezeichnen. nicht. Der Junge Rat und der Jugendbeauftragte des Er-
20 | THEMA ziehungsdepartements sind zum Beispiel mit dabei. Mehr war sie beeindruckt vom Wissen ihrer Professorinnen verraten kann Walker aber noch nicht, nur so viel: «Wir und Professoren: «Sie haben mir einen extrem breiten müssen unsere Sichtbarkeit vergrössern und auch die Horizont eröffnet, ich dachte, meine Welt stellt sich auf Reichweite.» So sucht sie diesmal zum Beispiel auch den den Kopf.» Für ihre Masterarbeit habe sie sehr wertvolle Zugang zu den Schulen. Denn mit dem Ergebnis bei den Hilfestellung erhalten, «wir gingen auch stark der Frage Urner Wahlen ist sie nur bedingt zufrieden, 230 Nutzer nach, was Spiele alles vermitteln können.» Dennoch sei haben sich registriert. «Ich hätte mehr erwartet, auch der praktische Zugang stets im Vordergrund gestanden. wenn die Rückmeldungen der User sehr positiv waren», Zum einen also ermöglichte das Know-how des Stu- sagt sie offen. «Wir waren aber wohl auf den falschen Ka- diums, ihre Idee umzusetzen. Doch zusätzlich war kräfti- nälen präsent.» Selbstredend werden auch die Erkenntnis- ge finanzielle Hilfe nötig. «IT ist teuer», sagt Walker tro- se aus der Abschlussumfrage in Uri in die Basler Wahlhilfe cken. Fündig wurde sie beim Förderprogramm «First einfliessen. Für die Basler Wahlen wird die App zudem in Ventures» der Gebert Rüf Stiftung. Diese fördert damit einem ganz neuen Kleid daherkommen. Während es in Bachelor- und Masterstudierende von Fachhochschulen, Uri eine Gebirgskette war, die für Identifikation sorgte, die in ihrer Abschlussarbeit eine innovative Geschäftsidee wird das Hintergrunddesign in Basel eher städtisch ge- entwickeln mit bis zu 150 000 Franken. Diesen Maxi- prägt sein. Auch sonst gäbe es noch viel weiterzuentwi- malbetrag hat auch Sophie Walker erhalten – für die Pro- ckeln. Für Walker ist das ein stetiger Prozess. jektdauer 2020 bis 2022. Geld, das grösstenteils in Perso- nalkosten fliesst. Die Projektdauer bis 2022 hat einen Studium als Horizonterweiterung guten Grund: Erklärtes Ziel ist es, ihre Web-App auch für Ohne ihr FH-Studium wäre dieses Projekt nicht zu die nationalen Wahlen 2023 anbieten zu können. stemmen, ist für Sophie Walker klar. «In Holland war die Bis dahin werden noch weitere Prüfsteine zu über- Arbeit immer stark projektorientiert, wir arbeiteten winden sein und viel Entwicklungsarbeit sowie Moni- quartalsweise in Teams. Das war unheimlich wertvoll in toring in das Projekt fliessen. Doch das Selbstvertrauen Bezug auf Menschenkenntnis, Stärken erkennen, auf und die Entschlossenheit, die Sophie Walker ausstrahlt, Deadlines hinarbeiten. Es war sehr praxisnah», schwärmt lassen kaum daran zweifeln, dass das Ziel erreicht wird. sie. Bei ihrem Masterstudium an der ZHdK wiederum gus Apple Geräte zu Spezialpreisen DQ Solutions bietet allen FH-SCHWEIZ-Mitgliedern bis zu 12% Rabatt auf den Listenpreis aktueller Apple Geräte und das komplette Zubehörsortiment an. Besuchen Sie unseren Spezialshop: www.fhschweiz.ch/dq-solutions Retail. Business. Education. Wenn mit Apple, dann mit uns. dq-solutions.ch
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