Integriertes Klima-schutzkonzept für die Gemeinde Lastrup

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Integriertes Klima-schutzkonzept für die Gemeinde Lastrup
Gemeinde Lastrup

Integriertes Klima-
schutzkonzept für die
Gemeinde Lastrup
Endbericht
RaUm-Consult GbR., Büro für Regionalanalyse und Umweltplanung, Bad Zwischenahn
Unter Mitwirkung von IBH, Ingenieurbüro Heimsch, Rastede

Vasco Brummer, Matthias Kramer,
Prof. Dr. Ingo Mose, Dr. Ing. Peter Schaal

Dezember 2013
Integriertes Klima-schutzkonzept für die Gemeinde Lastrup
Förderprojekt
Die Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes für Gemeinde Lastrup wurde im Rahmen der
Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU),
vertreten durch den Projektträger Jülich, gefördert.
Integriertes Klima-schutzkonzept für die Gemeinde Lastrup
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                                                                  1

Inhalt
1      Hintergrund ......................................................................................................................... 2

2      Energie- und CO2-Bilanz ........................................................................................................ 3

3      Potenzialanalyse .................................................................................................................. 6

    3.1        Erzeugung erneuerbarer Energie ........................................................................................... 6

       3.1.1      Windenergie ...................................................................................................................... 6

       3.1.2      Biogas............................................................................................................................... 12

       3.1.3      Photovoltaik..................................................................................................................... 16

    3.2        Einsparpotenziale kommunaler Liegenschaften .................................................................. 20

4      Akteursbeteiligung ............................................................................................................. 35

5      Klimaschutzmaßnahmen .................................................................................................... 45

    5.1        Maßnahmenkatalog ............................................................................................................ 46

6      Zielsetzung für die Minimierung des CO2-Ausstoßes in der Gemeinde Lastrup ...................... 78

7      Controlling-Konzept ........................................................................................................... 79

8      Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................. 80

Quellen und Verweise ................................................................................................................ 81
Integriertes Klima-schutzkonzept für die Gemeinde Lastrup
2                 Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

1 Hintergrund
Der Schutz des Klimas bei der Energieerzeugung ist eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunfts-
fähigkeit unserer Gesellschaft. Eine klimafreundliche Entwicklung muss deshalb auch auf kommuna-
ler Ebene kurz-, mittel- sowie langfristig umgesetzt werden, um die Minderungsvorgaben der Bun-
desregierung für den CO2-Ausstoß erreichen zu können. Diese sehen eine Reduzierung des CO2-
Ausstoßes im Zeitraum von 1990-2020 um 40% vor1. Eine strategische und konzeptionelle Herange-
hensweise ist dabei unerlässlich, insbesondere wenn unterschiedlichste Interessen, beispielsweise
bzgl. der Flächennutzung, aufeinandertreffen und im Sinne einer klimafreundlichen Entwicklung ab-
gestimmt werden müssen. Die Bevölkerung soll gleichzeitig in den Erarbeitungsprozess des Klima-
schutzkonzepts einbezogen werden, da die Bürger die vorgeschlagenen Maßnahmen und Ziele auch
umsetzen sollen. Auch vor dem Hintergrund der Energiewende sowie des Atomausstiegs möchte die
Gemeinde Lastrup sich künftig zu einer klimafreundlichen Kommune mit Vorreiterrolle entwickeln.
Dafür sollen das Ausbaupotenzial bei der Erzeugung erneuerbarer Energie sowie Möglichkeiten zur
Energieeinsparung und Effizienzsteigerung gezielt analysiert und in einem übergeordneten Konzept
mit Leitbildcharakter zusammengestellt werden. Das Klimaschutzkonzept wird der Gemeinde eine
Orientierung für zukünftige Entscheidungen bieten und eine anerkannte Basis für die Beantragung
maßnahmenbezogener Fördermittel darstellen. Um letztlich eine klimafreundliche Kommunalent-
wicklung erfolgreich etablieren zu können, wird das Konzept nach Möglichkeit auf einem Konsens
aller relevanten Akteure beruhen. Aus diesem Grund wird die aktive Akteursbeteiligung bei der Er-
stellung des Klimaschutzkonzeptes als besonders wichtig erachtet.

Das Klimaschutzkonzept für die Gemeinde Lastrup orientiert sich im Aufbau an den Vorgaben des
BMU für die nationale Klimaschutzinitiative für Deutschland. So wird neben einer Analyse der Poten-
ziale im Bereich der regenerativen Energien, der Energieeinsparung sowie der Effizienzsteigerung
und der Erstellung eines Maßnahmenkatalogs auch eine CO2-Bilanzierung durchgeführt.

Im Jahr 2012 ließ die Gemeinde Lastrup eine selbst finanzierte Vorstudie durchführen. Durch die
erfolgreiche Beantragung einer Förderung von 65 % der Kosten für die Konzepterstellung durch das
BMU konnte erreicht werden, dass schließlich etwa 50 % der insgesamt entstandenen Kosten durch
die nationale Klimaschutzinitiative getragen werden.

Der vorliegende Endbericht stellt den Abschluss der Erstellung des Klimaschutzkonzepts für die Ge-
meinde Lastrup dar. Er enthält neben einer Bestandsaufnahme und Analyse die konkreten Empfeh-
lungen zur Umsetzung eines integrierten Klimaschutzes für die Gemeinde Lastrup.

1   BMU (2005)
Integriertes Klima-schutzkonzept für die Gemeinde Lastrup
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                     3

2 Energie- und CO2-Bilanz
Die Grundlage der Überlegungen zum kommunalen Klimaschutz ist die von der Bundesregierung
festgelegte Zielvorgabe einer Einsparung der CO2-Emissionen um 40% im Vergleich zum Jahr 1990,
quer über alle Sektoren (Verkehr, Wirtschaft und Haushalte) hinweg. Zur Ermittlung der notwendigen
zu erbringenden Einsparungen wurde daher zunächst eine CO2-Bilanz für die Gemeinde erstellt. Zur
Erstellung der Bilanz wurde die Software EcoRegion des Herstellers EcoSpeed2 genutzt. Diese Soft-
warelösung ist in vielen europäischen und deutschen Regionen, Städten und Gemeinden im Einsatz
und ermöglicht daher eine gute Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Die Grundlage der Berechnung der
sog. „Startbilanz“ bilden die Daten zu der Bevölkerungsentwicklung sowie die Angaben zu den sozial-
versicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort, nach Wirtschaftszweigen aufgeschlüsselt. Die
Beschaffung der Daten wurde über die Gemeinde und die BA für Arbeit durchgeführt. Diese Daten-
grundlage reicht aus, um den CO2-Ausstoß mit einer Genauigkeit von über 90% darzustellen. Die
„Startbilanz“ ist für Gemeinden bis zu einer Größe von 50.000 Einwohnern vom Bundesumweltminis-
terium als Grundlage für Klimaschutzkonzepte anerkannt. 3

Das Ergebnis ist in Abbildung 1 und 2 dargestellt. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des CO2-
Ausstoßes der Gemeinde Lastrup seit dem Referenzjahr 1990, aufgeteilt nach den Bereichen Wirt-
schaft, Haushalte und Verkehr. Dargestellt ist der Gesamtausstoß der Gemeinde. Es zeigt sich deut-
lich, dass bei dieser Betrachtung keine Einsparung gegenüber dem Jahr 1990 stattgefunden hat, son-
dern eine Zunahme um ca. 7000 t/a zu verzeichnen ist. Die Anteile der verschiedenen Bereiche am
Gesamtergebnis sind annähernd gleich geblieben. Dies lässt zum einen auf eine starke wirtschaftliche
Entwicklung der Gemeinde schließen, zum anderen wird in dieser rein verbrauchsbasierten Startbi-
lanz nicht die Entwicklung der erneuerbaren Energien mit berücksichtigt.

Die Gemeinde Lastrup hat auf dem Gebiet der Erzeugung erneuerbarer Energien eine hohe Produkti-
on sowohl als Photovoltaik-, Biogas- als auch Windenergiestrom aufzuweisen, der jedoch ausnahms-
los als EEG-Strom in das Netz eingespeist wird und daher nicht direkt auf die lokale Verbrauchsbilanz
angerechnet werden kann. Insgesamt wurden im Jahr 2011 in der Gemeinde Lastrup laut EWE-EEG-
Abrechnung 2.3352.847 kwh Strom aus erneuerbaren Quellen produziert. Bei der Annahme, dass pro
kwh erzeugter erneuerbarer Energie (Strom) durchschnittlich 500g CO2 gegenüber dem deutschen
Strommix 2011 eingespart werden, ergibt sich eine Einsparung von ca. 11500 t CO2 durch den in der
Gemeinde Lastrup produzierten Strom aus erneuerbaren Quellen. 4

Zur Verdeutlichung ist dieser Wert in Abbildung 1 mit dargestellt.

Hinzu kommt, dass die Einsparungen einzelner Klimaschutzmaßnahmen mit der EcoRegion-Software
nicht dargestellt werden können, daher müssen die lokalen Klimaschutzanstrengungen sowie der
Erfolg von einzelnen Klimaschutzmaßnahmen gesondert bewertet werden.

2
  www.ecospeed.ch
3 BMU (2011)
4
  STATISTA UNIVERSITÄT OLDENBURG (2012)
Integriertes Klima-schutzkonzept für die Gemeinde Lastrup
4                     Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

                     CO2-Ausstoß der Gemeinde Lastrup insgesamt pro Jahr in t
                                 aufgeschlüsselt nach Bereichen
    70000

    60000

    50000

    40000
                                                                                                       Verkehr
    30000
                                                                                                       Haushalte

    20000                                                                                              Wirtschaft

    10000                                                                                              Zielvorgabe
                                                                                                       Bund
        0
                   2007
                   1990
                   1991
                   1992
                   1993
                   1994
                   1995
                   1996
                   1997
                   1998
                   1999
                   2000
                   2001
                   2002
                   2003
                   2004
                   2005
                   2006

                   2008
                   2009
                   2010
                   2011
            2011 mit EEG
Abbildung 1: CO2-Ausstoß der Gemeinde, insgesamt pro Jahr in Tonnen, aufgeschlüsselt nach Sektoren (Startbilanz)
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                                        5

                   CO2-Ausstoß der Gemeinde Lastrup pro Kopf/Jahr in t
                             aufgeschlüsselt nach Bereichen
 12,00

 10,00

                                                                                                     Verkehr
   8,00

                                                                                                     Haushalte
   6,00
                                                                                                     Wirtschaft

   4,00                                                                                              Zielvorgabe
                                                                                                     Bund

   2,00

   0,00
           1990
           1991
           1992
           1993
           1994
           1995
           1996
           1997
           1998
           1999
           2000
           2001
           2002
           2003
           2004
           2005
           2006
           2007
           2008
           2009
           2010
           2011
Abbildung 2: CO2-Ausstoß der Gemeinde, pro Einwohner und Jahr in Tonnen, aufgeschlüsselt nach Sektoren (Startbilanz)

Bei der Betrachtung der pro-Kopf-Emissionen, wie in Abbildung 2 dargestellt, zeigt sich eine Einspa-
rung von CO2 gegenüber dem Referenzjahr 1990, da in dem betrachteten Zeitraum die Bevölkerung
der Gemeinde gewachsen ist. Daher kann davon ausgegangen werden, dass sich die Energieeffizienz
insgesamt durchaus verbessert hat.

Bei der Betrachtung und Interpretation der Daten ist zu beachten:

    -     Etwaige Großemittenten (EU ETS-Anlagen) sind nicht enthalten.
    -     Die Bilanzierungsfaktoren sind national, die Energiebilanz basiert auf einer Life Cycle Analysis
          (LCA).
6                 Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

3 Potenzialanalyse
Analysiert werden die Potenziale zur Einsparung von Energie im Bereich der kommunalen Liegen-
schaften sowie Potenziale bei der Ausweitung der Produktion erneuerbarer Energie.

3.1 Erzeugung erneuerbarer Energie
Im Bereich der erneuerbaren Energien ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass die Wirtschaftlich-
keit der Nutzung der vorhandenen Potenziale auch von den zukünftigen Entwicklungen der Förderku-
lisse des EEG abhängen wird. Dieser Zusammenhang spielt besonders für die Einspeisung von Energie
in das öffentliche Netz eine entscheidende Rolle. Daher ist z.B. die Wirtschaftlichkeit der Errichtung
von auf die Einspeisung von Strom in das öffentliche Netz ausgelegten Windenergieanlagen stärker
von der zukünftigen Anreizwirkung des EEG abhängig als die Nutzung von Strom aus Photovoltaikan-
lagen zur Versorgung einzelner Gebäude, deren Wirtschaftlichkeit von Investitionskosten und Ener-
giepreis und fortschreitend weniger von der Einspeisevergütung bestimmt wird.

3.1.1 Windenergie
Die Windenergienutzung stellt eine wichtige Säule der Versorgung mit erneuerbarer Energie im
Rahmen der Energiewende dar. Weite Teile Norddeutschlands sind aufgrund hoher Windhöffigkeit
sehr ertragreiche Standorte und somit Gunstregionen für die Windenergieerzeugung. Das Landes-
raumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen sieht vor, dass für die Nutzung von Windenergie
geeignete raumbedeutsame Standorte zu sichern und unter Berücksichtigung der Repowering-
Möglichkeiten in den Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorranggebiete oder Eignungsge-
biete Windenergienutzung festzulegen sind.5 Dies bedeutet, dass der Windenergieerzeugung sub-
stanzieller Raum zur Verfügung gestellt werden soll. Der Landkreis Cloppenburg stellt im Regionalen
Raumordnungsprogramm Vorrangstandorte für die Windenergienutzung dar, steuert die Ausweisung
von neuen Vorrangflächen jedoch nicht und überlässt den Kommunen die konkrete Ausweisung. Den
vorliegenden Vorrangflächen liegen hauptsächlich Abstandskriterien zugrunde, die sich aus der Ar-
beitshilfe Naturschutz und Windenergie des Niedersächsischen Landkreistages ergeben. Die Vorrang-
flächen entfalten keine Ausschlusswirkung.

Auf der im RROP ausgewiesenen Vorrangfläche im Bereich Timmerlage, im Norden des Gemeindege-
biets von Lastrup, wurde der Windpark Timmerlage entwickelt. Der Windpark weist insgesamt acht
Windenergieanlagen auf, davon vier auf Lastruper Seite. Nähere Informationen stehen nicht zur Ver-
fügung. Die Fläche des Windparks grenzt direkt an eine Windparkfläche der Nachbargemeinde Mol-
bergen. Des Weiteren befinden sich auf dem Gemeindegebiet zwei weitere Einzelanlagen, die privat
betrieben werden. Eine 1995 errichtete WEA mit einer installierten Leistung von 80 kW, einem Ro-
tordurchmesser von 21 m und einer Nabenhöhe von 40 m. Die Jahresproduktion beträgt ca. 70.000 -
100.000 kWh und wird vornehmlich zum Eigenverbrauch verwendet, Überschüsse werden in das
öffentliche Stromnetz eingespeist. Weiterhin eine 1996 errichtete Anlage, die vom selben Betreiber
betrieben wird, mit einer installierten Leistung von 600 kW, einem Rotordurchmesser von 46 m und
einer Nabenhöhe von 60 m. Die Jahresproduktion beträgt nach Angaben des Betreibers ca. 800.000
kWh und der erzeugte Strom wird komplett in das öffentliche Stromnetz eingespeist.

In der Gemeinde Lastrup hat es in der Vergangenheit bereits Bestrebungen gegeben, die Windener-
gienutzung weiter auszubauen. In diesem Zusammenhang wurden auch Flächen im Hinblick auf ihre
Eignung untersucht. Im Osten des Gemeindegebietes, an der Grenze zum Stadtgebiet der Stadt Clop-
penburg wurden dabei geeignete Flächen festgestellt. Zum damaligen Zeitpunkt führte ein politi-

5
    ML (2008)
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                         7

scher Abwägungsprozesses zu dem Ergebnis, dass ein weiterer Ausbau der Windenergienutzung auf
diesen Flächen nicht genehmigt wurde. Diese Entscheidung wurde unter anderem damit begründet,
dass der Windenergie bereits durch die Errichtung des Windparks Timmerlage Raum zur Verfügung
gestellt wurde. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen erscheint es jedoch angebracht,
diese Entscheidung einer Überprüfung zuzuführen. Die grundsätzliche, noch heute bestehende Eig-
nung der beschriebenen Flächen vorausgesetzt, könnte durch die Errichtung von Anlagen in diesem
Bereich eine Konzentrationswirkung im Zusammenhang mit den bereits bestehenden Anlagen auf
der Cloppenburger Seite bzw. auch mit den auf Lastruper Seite privat betriebenen Anlagen erreicht
werden. Somit würde ein weiteres Positivkriterium für die Flächen vorliegen.

Wie die Umfrageergebnisse (siehe Schritt 3: Akteursbeteiligung) zeigen, steht die Bevölkerung von
Lastrup dem Ausbau der Windenergieerzeugung auf dem Gemeindegebiet grundsätzlich positiv ge-
genüber. Eine positive Verstärkung dieser Einstellung könnte durch direkte, finanzielle Beteiligungs-
möglichkeiten für die Bevölkerung in Form eines Bürgerwindparks bzw. einer Bürgergenossenschaft
Windenergie (siehe Schritt 4: Maßnahmenkatalog) geschaffen werden.

Grundlagen der Potenzialabschätzung zur Windenergie
Grundlage der aktuell gängigen Herangehensweise ist die Einstufung von Flächen, deren bestehende
Nutzung oder deren Schutzansprüche eine Nutzung zur Windenergieerzeugung nicht zulassen oder
aus deren Nutzung als Windenergiestandort sich ein (schwerwiegender) Nutzungskonflikt ergeben
könnte, in sogenannte harte und weiche Tabuzonen. Als harte Tabuzonen werden dabei Flächen
definiert, die aus tatsächlichen und rechtlichen Belangen nicht zur Windenergieerzeugung in Frage
kommen. Als weiche Tabuzonen werden solche Flächen definiert, die nur unter Einschränkungen für
die Nutzung zur Windenergieerzeugung in Frage kommen. Zusätzlich werden für verschiedene Nut-
zungen unterschiedliche Schutz- bzw. Vorsorgeabstände zu den Tabuzonen addiert. Diese harten und
weichen Tabuzonen sind Teil des von der Rechtsprechung (insbes. BVerwG Urteil vom 13. Dezember
20126) verlangten Plankonzeptes für den Außenbereich.

Für die vorliegende Analyse werden lediglich die harten Tabuzonen inklusive der zugehörigen Schutz-
bzw. Vorsorgeabstände betrachtet und von der Eignung ausgeschlossen. Des Weiteren bleiben einige
Ausschlusskriterien unberücksichtigt, was dem überschlägigen Charakter dieser Betrachtung sowie
der Datenlage geschuldet ist. Außerdem wirkt sich auf das Ergebnis der Analyse aus, dass für die auf
dem Gemeindegebiet befindlichen Gebäude aufgrund der Datenlage keine Unterscheidung in Wohn-
und Wirtschaftsgebäude getroffen werden konnte. Daher wurden in den Berechnungen Wirtschafts-
gebäude wie Wohngebäude behandelt. Dieser Zusammenhang führte zu einer systematischen Aus-
weitung der harten Tabuzonen und somit zu einer deutlichen Reduzierung der Eignungsflächen. Bei
einer konkreten Planung und somit unter Hinzunahme der hier nicht berücksichtigten Kriterien wie
Hochspannungsleitungen ab 110 kV, hoheitlicher Richtfunk, Fernleitungen für Wasser, Öl und Gas
oder militärische und zivile Flugsicherung sowie der weichen Tabuzonen und einer Unterscheidung
von Wirtschafts- und Wohngebäuden werden sich daher wahrscheinlich abweichende Einschränkun-
gen ergeben. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die angewendeten Abstandskriterien und die ad-
dierten Schutz- bzw. Vorsorgeabstände. Das im Rahmen dieser Studie ermittelte Potenzial, sowohl
die Flächen- als auch die Leistungskapazität betreffend, ist entsprechend den vorausgehenden Aus-
führungen als theoretisch einzustufen.

Einige Abstandsregelungen ergeben sich aus der Höhe der Windenergieanlagen und variieren daher
je nach geplanter Anlagenhöhe. Für diese Berechnungen wird von einer Anlagenhöhe von 200 m
vom Boden bis zur Spitze des Rotorblattes ausgegangen.

6
    BVERWG (2012)
8                    Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

Tabelle 1: Angewendete Abstandskriterien und addierte Schutz- bzw. Vorsorgeabstände

                                       Harte
Kriterium                                                      Anmerkung
                                       Tabuzone

Siedlungen (MI, MD, WA, § 34-
                                                               Erdrückende Wirkung/optisch bedrängen-
Bereiche) und Siedlungslagen
                              Fläche + 400 m                   de Wirkung: zweifache Anlagenhöhe (ge-
im Außenbereich inkl. § 35-
                                                               setzter Bezugspunkt: äußere Rotorspitze)
Satzungen

                                                               Harte Tabuzone: Bauverbotszone gem. § 9
Bundesautobahn (BAB)                   Fläche + 40 m
                                                               FStrG und § 24 NStrG

Bundes-, Landes- und Kreis-                                    Harte Tabuzone: Bauverbotszone gem. § 9
                            Fläche + 20 m
straßen                                                        FStrG und § 24 NStrG

                                                               Flächennutzungsplan/Bebauungsplan
Flächen für Gemeinbedarf               Fläche                  BauGB. Überlagert durch andere Abstän-
                                                               de, im Einzelfall nicht relevant

Gewerbliche Bauflächen                 Fläche                  Flächennutzungsplan/Bebauungsplan

                                                               Harte Tabuzone: Tatsächliche und rechtli-
Denkmalschutz                          Fläche
                                                               che Denkmalschutzbelange-Belange

                                                               Harte Tabuzone: Tatsächliche und rechtli-
FFH-Gebiete                            Fläche
                                                               che FFH-Belange

Flächen für Maßnahmen zum
Schutz, Pflege, Entwicklung von Fläche                         Flächennutzungsplan/Bebauungsplan
Natur & Landschaft

                                                               Harte Tabuzone: Tatsächliche und rechtli-
Landschaftsschutzgebiet                Fläche
                                                               che LSG-Belange

                                                               Harte Tabuzone: Tatsächliche und rechtli-
Naturschutzgebiet                      Fläche
                                                               che NSG-Belange

                                                               Harte Tabuzone: Tatsächliche und rechtli-
Naturdenkmal                           Fläche
                                                               che Naturdenkmal-Belange

                                                               Harte Tabuzone: Tatsächliche und rechtli-
Wald                                   Fläche
                                                               che Waldbelange

                                                               überlagert durch andere Abstände, im
Versorgungsanlagen                     Fläche
                                                               Einzelfall nicht relevant

                                                               Harte Tabuzone: Tatsächliche und rechtlich
Wasserflächen                          Fläche
                                                               Gewässerbelange
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                       9

Ausgangsdaten
Die Flächennutzung auf dem Gebiet der Gemeinde Lastrup, welche Grundlage der vorliegenden Dar-
stellung über die Potenzial- bzw. Eignungsflächen für die Windenergie ist, wird dem Flächennut-
zungsplan und der Automatisierten Liegenschaftskarte der Gemeinde Lastrup entnommen.

Zusätzlich werden Daten aus dem Angebot von OpenStreetMap verwendet. Hier werden die Darstel-
lungen von Straßen (Bundesautobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) entnommen.

Des Weiteren werden Geodaten zu Naturschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten, Naturdenkma-
len und FFH-Gebieten aus dem Online-Angebot des NLWKN übernommen.

Vorgehensweise
Für die Abschätzung des Potenzials wird von Referenzanlagen vom Typ N90 der Firma Nordex mit
einem Rotordurchmesser von 90 m und einer installierten Leistung von 2500 kW ausgegangen. Ent-
sprechend der Mindestabstände zur Leistungssicherung von fünffachem Rotordurchmesser in
Hauptwindrichtung und dreifachem Rotordurchmesser quer zur Hauptwindrichtung7 werden hier
Abstände von 450 m in Hauptwindrichtung (West) und 270 m quer zur Hauptwindrichtung (Nord)
angenommen.

Die zuvor aufgeführten Ausschlussflächen werden im GIS zusammengefügt und auf dieser Grundlage
eine Karte erzeugt, welche die übrigen Flächen des Gemeindegebietes als „Eignungsflächen“ dar-
stellt. Nach Ausschluss der harten Kriterien verbleiben unter Vorbehalt Flächen für die Windenergie-
erzeugung von insgesamt ca. 412 ha. Dies ist eine theoretische Größe, die sich unter der Festlegung
weicher Kriterien durch raumplanerische Zielsetzungen der Gemeinde voraussichtlich noch verrin-
gern wird.

Form und Flächengröße der verbleibenden Flächen stehen im direkten Zusammenhang mit der An-
zahl der auf der betreffenden Fläche installierbaren Anlagen vom oben beschriebenen Typ. Um eine
Konzentrationswirkung zu erzielen, wird die Mindestgröße der Flächen, die einer weiteren Betrach-
tung zugeführt werden, so festgelegt, dass mindestens drei solcher Anlagen unter Einhaltung der
jeweiligen Mindestabstände zur Leistungssicherung in der betreffenden Fläche errichtet werden
könnten. Auch Standorte, die an eine bestehende Eignungsfläche anschließen oder sich in der Nähe
bereits bestehender WEA-Standorte befinden, werden mit Blick auf eine Konzentrationswirkung
ebenfalls einer weiteren Betrachtung zugeführt. Dies trifft auf zwei Bereiche zu: Im Osten des Unter-
suchungsgebietes an der Grenze zum Stadtgebiet der Stadt Cloppenburg stehen nach den Ergebnis-
sen dieser Untersuchung zwar nur Flächen zur Verfügung, die weniger als drei Anlagen des genann-
ten Typs aufnehmen könnten (ca. 28 ha), durch die Errichtung von Anlagen auf diesen Flächen könn-
te aber eine Konzentrationswirkung im Zusammenhang mit den bereits bestehenden Anlagen auf
Cloppenburger Seite erreicht werden, was ein Positivkriterium darstellt. Des Weiteren befindet sich
eine weitere Potenzialfläche (ca. 12 ha), auf der lediglich eine Anlage installiert werden könnte, in
unmittelbarer Nähe zum bereits bestehenden Windpark Timmerlage. Die Anlagen, die auf den ge-
nannten Flächen errichtet werden könnten, werden dementsprechend mit in die Berechnung aufge-
nommen. Nach Ausschluss der übrigen Flächen verbleiben ca. 256 ha. Die so ermittelten Eignungsflä-
chen werden unter Berücksichtigung der Mindestabstände zur Leistungssicherung bezüglich der An-
zahl potenziell installierbarer Anlagen untersucht.

7
    SEIFERT et al. (2003)
10                        Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

Ergebnis
Hauptsächlich begründet durch die bereits beschriebene Datenlage ergeben sich in dieser Untersu-
chung relativ wenige potenzielle Standorte. Durch die Berücksichtigung der angestrebten Konzentra-
tionswirkung reduziert sich die Anzahl der Standorte weiter. Die Untersuchung ergibt für die ermit-
telten Flächen (ca. 256 ha) ein theoretisches Potenzial von 19 Anlagen des zuvor beschriebenen Typs
mit einer insgesamt installierten Leistung von 47,5 MW. Auf Basis der Jahresproduktion anderer An-
lagen als Referenz für die Produktivität von Windenergieanlagen im Untersuchungsgebiet ergibt sich
ein theoretisches Potenzial von insgesamt rund 78.419.812 kWh/a. Unter der Annahme, dass bei der
Produktion von einer Kilowattstunde Windstrom unter Berücksichtigung der Emissionen durch die
Produktion der Windenergieanlagen 24 g CO2 anfallen und der deutsche Strommix mit ca. 600 g Co2
pro Kilowattstunde zu Buche schlägt8, ergeben sich so potenzielle Einsparungen von ca. 1.882,08 t
CO2 pro Jahr.

Im Zusammenhang mit der Diskussion über Windenergienutzung im Wald gibt das LROP des Landes
Niedersachsen bislang vor, dass Wald in der Regel nicht für die Windenergienutzung in Anspruch
genommen werden soll. In Anbetracht der dringenden Umsetzung der Energiewende ist diese Positi-
on möglicherweise in Zukunft nicht mehr zu halten. Besonders auf der Eignungsfläche im Waldbe-
reich in Schnelten und Suhle auf beiden Seiten des Löninger Mühlenbaches könnte so zusätzliches
Potenzial hergestellt werden.

Ein Repowering der Anlagen im Windpark Timmerlage ist derzeit noch nicht sinnvoll, da die Anlagen
noch kein Alter erreicht haben, das einen Austausch gegen leistungsfähigere Anlagen aus wirtschaft-
licher Sicht rechtfertigen würde. Der Betreiber der beiden privilegierten Anlagen im Untersuchungs-
gebiet hat hingegen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er bestrebt ist, die Windenergienutzung
weiter voranzutreiben. Hierzu käme sowohl ein Repowering der bestehenden Anlagen in Frage, inso-
fern dies vor dem Hintergrund der zu erwartenden Änderungen des EEG aus wirtschaftlicher Sicht
sinnvoll erscheint, als auch der Neubau von Anlagen im Rahmen eines Bürgerwindparks.

8   HERMINGHAUS (2010a)
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup   11

Abbildung 3: Ergebnis der Potenzialanalyse zur Windenergie
12                     Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

3.1.2 Biogas
Die Produktion von elektrischer Energie und Wärme aus Biogas wurde seit der Novellierung des EEG
im Jahre 2004 und der dort verankerten Förderung stetig ausgebaut. Ende des Jahres 2011 wurde in
Deutschland in ca. 7.100 Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Anlagenleistung von rund
2.800 MW Strom aus pflanzlicher und tierischer Biomasse produziert. Das entspricht der Leistung
von rund zwei Atomkraftwerken. Damit ist die Biogasbranche eine weitere wichtige Säule der Ener-
giewende. Vor dem Hintergrund der Speicherfähigkeit von Biogas spielt diese Technologie eine be-
sonders wichtige Rolle. Denn zum einen können die schwankenden Erträge der Wind- und Solarener-
gieanlagen durch die Verbrennung gespeicherter Biogasvorräte ausgeglichen werden und zum ande-
ren bietet diese Technologie eine Möglichkeit zur Abdeckung der Spitzenlast, für deren Deckung heu-
te noch konventionelle Kraftwerke vorgehalten werden müssen. In Niedersachsen wurden im Jahr
2011 in ca. 1300 Biogasanlagen mit einer installierten Leistung von 650 MW elektrischer Strom pro-
duziert. Dabei entsprach die Anzahl der Anlagen etwa 18 % der bundesweit installierten Anlagen.

Während vor der Novelle des EEG im Jahr 2004 die Mehrzahl der Anlagen nach dem Prinzip der
Kofermentation, das heißt der Vergärung von Gülle und Festmist in Kombination mit biogenen Abfäl-
len arbeiteten, folgte ab 2004 dann die erste entscheidende Ausbauphase der Anlagen, die vorwie-
gend mit Gülle und Energiepflanzen betrieben werden.9 Der Bestand dieser sogenannten NaWaRo-
Anlagen ist besonders im Nordwesten Deutschlands im letzten Jahrzehnt rasant gestiegen. Dement-
sprechend stieg auch der Bedarf an Energiepflanzen als wichtiger Teil des Gärsubstrates. Mais nimmt
im Vergleich verschiedener Substrate eine herausragende Stellung als Energielieferant unter den
Ackerkulturen ein. Er besitzt im Vergleich zu anderen Füllsubstraten ein größeres Energiepotential
und in Abhängigkeit hieraus lässt sich ableiten, dass weniger Flächenbedarf für den gleichen Bio-
gasertrag benötigt wird. In 90 % der NaWaRo-Biogasanlagen kommt aus diesem Grund mindestens
teilweise Mais als Substrat zum Einsatz.10 Das Gärsubstrat, mit dem die NaWaRo-Anlagen betrieben
werden, setzt sich aus Energiepflanzen und Gülle zusammen. Tabelle 2 zeigt den Zusammenhang
zwischen elektrischer Leistung und Flächenbedarf einer NaWaRo-Anlage. Die Angaben in der Tabelle
können je nach Qualität des jeweiligen Bodens und dem damit verbundenen Maisertrag Schwankun-
gen unterliegen, geben den Zusammenhang jedoch hinreichend wieder.
                                                                                                        11
Tabelle 2: Zusammenhang elektrische Leistung einer Biogasanlage und Flächenbedarf für Energiepflanzen

                                                                                     60% Mais und
                                                  100 % Mais
Elektrische Leistung (Mwel)                                                          40 % GPS

                                                  Flächenbedarf [ha]                 Flächenbedarf [ha]

0,5                                               237                                277
1,0                                               462                                539
1,5                                               675                                788
2,0                                               900                                1.051
3,0                                               1.350                              1.577
5,0                                               2.251                              2.628

9
 ML, REFERENT: HÖHNER, DR. G. C. (2011)
10
   MAST et al. (2012)
11 GERS-GRAPPERHAUS (2011)
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                  13

Im Jahr 2012 waren in Lastrup sechs Biogasanlagen in Betrieb, die auf Basis nachwachsender Roh-
stoffe betrieben wurden. Diese NaWaRo-Anlagen weisen eine installierte Leistung von insgesamt
2.401 kWel auf. Legt man die, in Tabelle 2 enthaltenen Angaben zugrunde, so ergibt sich für Lastrup
ein Flächenbedarf von ca. 1.128 ha bei einer Befüllung der Anlagen mit 100 % Mais bzw. von ca.
1.318 ha bei einer Befüllung mit 60% Mais und 40% Ganzpflanzensilage (GPS). Bei einer landwirt-
schaftlichen Nutzfläche von rund 7.290 ha auf dem Gemeindegebiet von Lastrup ergibt sich somit ein
theoretischer Anteil von ca. 15 % Energiemaiskulturen bzw. ca. 18 % an Energiepflanzenkulturen, die
zur Energieerzeugung verwendet werden.

                                 0%
                      2% 1%
                                                            Ackerfutter ohne Mais
                              7%
                     12%                                    Mais
                                                            Stillegung
                                                            Gemüse

                                         37%                Getreide ohne Mais
                                                            Grünland
               36%                                          Raps
                                                            Kartoffeln
                                                            Sonstiges
                              2% 3%

                                                                                   12
Abbildung 4: Ackeranbau in Lastrup 2004. Verändert nach LWK Niedersachsen (2011)

                2%    2%    0%      2%
                                                            Ackerfutter ohne Mais

                     11%                                    Mais
                                                            Stillegung
                                                            Gemüse
                                                            Getreide ohne Mais
                                         48%
                                                            Grünland
               34%
                                                            Raps
                                                            Kartoffeln
                                                            Sonstiges
                           1% 0%

                                                                                   13
Abbildung 5: Ackeranbau in Lastrup 2011. Verändert nach LWK Niedersachsen (2011)

LÜDERS 2012, stellt die nordwestdeutschen Kommunen Hude, Friesoythe, Emstek, Lastrup und Dam-
me bezüglich der Biogasnutzung in den Gemeinden vergleichend gegenüber. Im Ergebnis geht u.a.
hervor, dass Lastrup, bezüglich des relativen Flächenbedarfs für den Anbau von Energiepflanzen,

12
     LÜDERS (2012)
13
     ebd.
14                         Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

hinter der Stadt Friesoythe und der Gemeinde Emstek an dritter Stelle steht. Die Studie belegt zu-
dem, dass es in der Stadt Friesoythe durch die hohe Zahl der Biogasanlagen und der damit verbun-
denen Umweltauswirkungen zu massiven Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung gekommen ist.
Auch die im Rahmen der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes durchgeführte Befragung der Lastru-
per Bürgerinnen und Bürger (siehe Schritt 3 Akteursbeteiligung) kam zu dem Ergebnis, dass ein wei-
terer Ausbau der Biogasnutzung in Lastrup von der Mehrheit in recht differenzierter Weise als sehr
kritisch angesehen und nicht gewünscht wird. Im gesamten Südoldenburger Raum führte die rasante
Entwicklung der Biogasanlagen zu einer Polarisierung der Bevölkerung.

Die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen auf dem Gebiet der Gemeinde Lastrup hat sich seit
Inkrafttreten der Novelle des EEG im Jahr 2004 gewandelt, wie die Abbildungen 3 und 4 zeigen. Im
Zeitraum von 2004 bis 2011 ist der Anteil von Maisanbauflächen an der landwirtschaftlich genutzten
Fläche von 37 % auf 48 % gestiegen. An diesen Zahlen wird eine Entwicklung deutlich, die das Land-
schaftsbild auf dem Gemeindegebiet bereits heute verändert hat, auf lange Sicht jedoch noch stärke-
re Veränderungen zur Folge haben kann. Neben dieser Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, die
von der Bevölkerung als negativ empfunden wird, spielt auch der Aspekt der Monokultur aus ökolo-
gischer Sicht eine Rolle. Der Anbau gewinnträchtigerer Kulturen wie Mais führt außerdem zu einem
erheblichen Anstieg der Pachtpreise der Ackerflächen und sorgt so für eine Verknappung der Flä-
chen, die für andere, weniger rentable agrarische Nutzungsformen zur Verfügung stehen. Biogaspro-
duktion auf Basis nachwachsender Rohstoffe bedeutet auch aus weiteren Gründen eine Erhöhung
des Flächendrucks. Neben der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die für die Erzeugung von Energie-
pflanzen verbraucht wird (inputseitige Flächenkonkurrenz), besteht ein Bedarf an Flächen für die
sinnvolle Verwertung von Gärresten (outputseitige Flächenkonkurrenz).14 Durch die, für die Acker-
wirtschaft eher ungünstige Beschaffenheit der Böden im Geestbereich und die damit verbundene
Ausrichtung vieler Betriebe auf die Veredelungswirtschaft, ist im Untersuchungsgebiet bereits ohne
die Nutzung von Energiepflanzen in Biogasanlagen ein starker Überschuss an Wirtschaftsdünger tieri-
schen Ursprungs vorhanden. Auch wenn der weitaus größere Anteil der Maiskulturen auf dem Ge-
meindegebiet nicht energetisch verwertet wird, zeigen diese Zusammenhänge doch, dass ein weite-
rer Ausbau der Biogaserzeugung in der Gemeinde Lastrup die genannten negativen Auswirkungen
weiter verstärken würde.

14
     STAHN et al. (2008)
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                 15

                                                                                       15
Abbildung 5: Entwicklung des Maisanbaus in Niedersachsen in den Jahren 2003 bis 2010

Bereits bevor Mais als Energiepflanze angebaut wurde, wurde er als Futterpflanze angebaut. Die seit
2004 durch die Nutzung des Maises als Energiepflanze verursachte Zunahme des Anbaus in Nieder-
sachsen zeigt Abbildung 5. In der Gemeinde Lastrup wurde bereits vor der Novellierung des EEG im
Jahr 2004 auf einem vergleichsweise hohen Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche Mais an-
gebaut. Im Jahr 2004 lag der Maisanteil bereits bei 37 %. Bis zum Jahr 2011 stieg der Wert dann bis
auf 48 % an.

In der Bewertung der vorhergehenden Ausführungen kommen die Gutachter zu dem Schluss, dass
das Gemeindegebiet von Lastrup derzeit kein Flächenpotenzial für den weiteren Ausbau von Biogas-
anlagen auf NaWaRo-Basis hat. Eine große Bedeutung kommt hingegen der effizienten Nutzung des
Potenzials der bestehenden Anlagen zu. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurde mehrfach deutlich,
dass die Biogasanlagenbetreiber in der Gemeinde nicht nur bestrebt sind, die Biogasproduktion wei-
ter auszubauen, sondern auch daran interessiert sind, gemeinsam mit der Gemeinde nach Lösungen
zu suchen, die produzierte Wärme bzw. auch das produzierte Gas innerhalb der Gemeinde einer
effizienteren Nutzung zuzuführen. Bereits in der Vergangenheit angestoßene Überlegungen zur Nut-
zung der Abwärme der bestehenden Biogasanlagen zur Versorgung von Gebäuden im Gemeindege-
biet oder darüber hinaus sollten wieder aufgenommen werden. Insbesondere im Zusammenhang mit
der möglichen Ausweisung weiterer Baugebiete besteht die Möglichkeit, den Anschluss an ein Nah-
wärmenetz vorzuschreiben und somit die Nachfrage zu steuern, sofern sich dies ökonomisch abbil-
den lässt. Auch die Leitung von Biogas zu Satelliten-Blockheizkraftwerken kann in diesem Zusam-
menhang eine Möglichkeit sein. Beispiele für eine gelungene Umsetzung finden sich neben vielen
Standorten im gesamten Bundesgebiet auch im direkten Umfeld von Lastrup. Beispielsweise wird in
der Ortschaft Lüsche in der Gemeinde Bakum als Teil der Bioenergieregion Südoldenburg eine Fern-
wärmeversorgung betrieben, die über zwei Biogasanlagen gespeist wird. Auf Anfrage teilten einige
Betreiber der bestehenden Biogasanlagen mit, dass es zwar derzeit für Ihre Anlagen Wärmekonzepte
gäbe, sie aber durchaus bereit wären, die Möglichkeit der Ausweitung ihrer Biogasproduktion vo-
rausgesetzt, sich an einem Nahwärmenetz für die Gemeinde zu beteiligen. Derzeit wird die Abwärme
der Anlagen in Lastrup zum Teil für die Versorgung der eigenen Betriebe und zum Teil zur Weiterga-
be an benachbarte Verbraucher verwendet. Ein Anlagenbetreiber betreibt auch zwei Satelliten-
Blockheizkraftwerke und unterhält dafür eine eigene Gasleitung.

15   GERS-GRAPPERHAUS (2011)
16                      Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

3.1.3 Photovoltaik
Die Nutzung von Sonnenenergie zur Stromerzeugung mittels Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) stellt
eine weitere wichtige Säule der Energiewende dar. Das EEG sieht unter anderem ein Gesamtausbau-
ziel für die geförderte Photovoltaik in Deutschland in Höhe von 52 Gigawatt vor. Der jährliche Aus-
baukorridor beträgt zwischen 2.500 und 3.500 Megawatt (MW). Derzeit sind in Deutschland etwa 34
Gigawatt installiert.16 Diese installierte Leistung verteilt sich auf ca. 1,3 Mio. Anlagen. Die PV über-
trifft damit bereits jetzt alle anderen Kraftwerkstypen in Deutschland. Obwohl der Anteil der Strom-
erzeugung aus Sonne mit derzeit 28TWh/a bei nur rund 5,3% des Netto-Stromverbrauchs liegt, kann
PV-Strom an sonnigen Tagen zeitweise 30-40% des momentanen Stromverbrauchs abdecken.17

Da die Möglichkeiten der Steuerung des Ausbaus von Photovoltaikanlagen auf privaten Dächern sei-
tens der Kommune eingeschränkt sind, wird im Folgenden das Potenzial für den Ausbau auf den Dä-
chern kommunaler Liegenschaften der Gemeinde Lastrup betrachtet.

Durch die Reform der Photovoltaik-Förderung ab dem Inkrafttreten der Novellierung des EEG am
1.01.2012 ergeben sich wesentliche Veränderungen der Höhe der Fördersummen für Photovoltaik.
So werden in Zukunft neue Anlagen zur Erzeugung von Energie vorrangig zum Eigenverbrauch ge-
nutzt werden und die Einspeisung ins öffentliche Netz wird in den Hintergrund treten. Diese Mög-
lichkeit sollte auch für weitere Anlagen auf den Dächern kommunaler Liegenschaften in Erwägung
gezogen werden.

Um das Potenzial für die Energieerzeugung mittels Photovoltaikanlagen für die kommunalen Liegen-
schaften der Gemeinde Lastrup zu ermitteln, wurde wie im Folgenden beschrieben vorgegangen.
Zunächst wurde mit freundlicher Unterstützung des Bauamtes von Lastrup Dachfläche, -art, -
neigung, -belag und –ausrichtung für jedes öffentliche Gebäude bestimmt. Für die Berechnung der
Dachfläche aus Luftbildern wurde die aus den Bildern hervorgehende Dachfläche bestimmt und an-
schließend der, durch die Neigung hervorgerufene Fehler bereinigt. Hierzu wurde bei Dächern mit
einer Neigung von 10° bis 15° 5%, bei Dächern mit einer Neigung von 30° bis 45° 10% der bestimm-
ten Dachfläche addiert. Aus technischen Gründen wurde für das Dach der Oberschule in Lastrup mit
einer Neigung von 10° ein Wert von 15° Neigung und für das Dach des Feuerwehrgerätehauses mit
einer Neigung von 35° ein Wert von 30° angenommen. Für das im Bau befindliche neue Feuerwehr-
gerätehaus wurden ebenfalls bereits Berechnungen vorgenommen.

In einem nächsten Schritt wurde anhand dieser Werte die Nennleistung einer möglichen Anlage be-
rechnet. Für die anschließende Ertragsberechnung der Photovoltaikanlage wurde neben der Nenn-
leistung auch die Sonneneinstrahlung vor Ort einbezogen. Die dafür benötigten Strahlungsdaten
basieren auf Daten des European Commission Joint Research. In Deutschland liegen die Mittelwerte
zwischen 850 und 1120 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Im Rahmen der Berechnung
wurde angenommen, dass sich alle Gebäude für die Installation von Photovoltaikanlagen eignen, die
etwaige Kollision dieses Vorhabens zum Beispiel mit dem Denkmalschutz wurde nicht berücksichtigt.
Ebenso blieben die jeweilige Beschattungssituation und auch die Stabilität der betreffenden Dach-
konstruktion unberücksichtigt und muss im Einzelfall überprüft werden. Dachflächen mit einer Aus-
richtung nach Norden, Nord-Westen oder Nord-Osten wurden nicht mit in die Berechnung aufge-
nommen.

Das Ergebnis der Untersuchung der kommunalen Liegenschaften in Lastrup hinsichtlich ihres Poten-
zials als Standorte für Photovoltaikanlagen ist in Tabelle 3 zusammengefasst.

16
     BUNDESREGIERUNG (2013)
17
     WIRTH (2013)
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                                      17

Tabelle 3: Potenzial zur Stromerzeugung mit PV-Anlagen auf den Dächern kommunaler Liegenschaften

                                                                                               Nenn-         Strompro-
                                                                                     Fläche
    Liegenschaft          Dachart      Neigung          Belag         Ausrichtung        2    leistung       duktion/a
                                                                                      (m )
                                                                                               (kWp)           (kWh)

                                                                      Nord              128              -               -
    Hand in Hand         Satteldach       45°       Tondachziegel     Süd               128         15,84     13.429,20
    Kindergarten                                                      West               78          9,68      6.029,40
                                                                      Ost                78          9,68      6.029,40
                                                                      Gesamt            412         35,20     25.488,00
    Grundschule          Zeltdach/        10°       Blechelemente     West              437         54,56     38.622,21
      Lastrup            Walmdach                                     Ost               437         54,56     38.622,21
                                                                      Gesamt            874        109,12     77.244,42
                                                                      Nord              756              -               -
                         Zeltdach/                                    Süd               769         95,92     75.797,51
 Oberschule Lastrup                       10°       Blechelemente
                         Walmdach
                                                                      West              558         69,74     49.367,91
                                                                      Ost               638         79,64     56.375,99
                                                                      Gesamt          2.721        245,30    181.541,41
                                                                      Nord              412              -               -
                        Satteldach/                                   Süd               471         58,74     46.417,28
Schwimmbad Lastrup                        15°       Blechelemente
                        Trapezdach
                                                                      West              141         17,60     12.458,77
                                                                      Ost               197         24,42     17.286,55
                                                                      Gesamt          1.221        100,76     76.162,60
Großraumsporthalle      Satteldach/       15°       Blechelemente     Nord-Ost          583              -               -
                         Pultdach                                     Süd-West          583         72,82     55.787,55
                                                                      Gesamt          1.166         72,82     55.787,55
                                                                      Nord-West         130              -               -
      Rathaus            Satteldach       45°       Tondachziegel     Süd-Ost           130         16,06     12.557,67
                                                                      Süd-West           43          5,28      4.128,55
                                                                      Nord-Ost           43              -               -
                                                                      Gesamt            346         21,34     16.686,22
                                                                      Nord               97              -               -
  Kindertagesstätte                                                   Süd                97         12,10     10.258,43
                         Satteldach       45°       Tondachziegel
     Bunte-Welt
                                                                      West               25          3,08      1.918,43
                                                                      Ost                25          3,08      1.918,43
                                                                      Gesamt            244         18,26     14.095,29
Feuerwehrgerätehaus      Satteldach       35°       Tondachziegel     Nord              219              -               -
       (alt)                                                          Süd               210         26,18     21.837,31
                                                                      Gesamt            429         26,18     21.837,31

Feuerwehrgerätehaus                       21°        Trapetzblech     West              292          36,3     25310,56
                         Pultdach
       (neu)                              12°                         Nord              352              -               -
                                          15°      Sandwichpaneele    Süd               547         68,20     53.892,74
                                                                      Gesamt          1.191        104,50     79.203,30
18                        Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

                                                                    Nord           55           -            -
Wohnhaus Wallstraße           Satteldach    45°   Tondachziegel     Süd            55        6,82     5.782,04
                                                                    West           12        1,32      822,18
                                                                    Ost            12        1,32      822,18
                                                                    Gesamt        134        9,46     7.426,40
Sporthalle Wallstraße         Satteldach/   15°   Blechelemente     West          511      63,80     45.163,07
                               Pultdach                             Ost           272      33,88     23.983,17
                                                                    Gesamt        783      97,68     69.146,24
                                                                    Nord          181           -            -
 Grundschule Hem-                                                   Süd            53        6,60     5.505,22
                              Satteldach    30°   Betondachziegel
      melte
                                                                    West          291      36,30     24.505,07
                                                                    Ost           316      39,38     26.584,31
                                                                    Gesamt        841      82,28     56.594,60
                                                                    Nord-West     142           -            -
Wohnhaus Hemmelte             Satteldach    30°   Betondachziegel   Süd-Ost       142      17,60     13.860,66
                                                                    Nord-Ost       85           -            -
                                                                    Süd-West       85      10,56      8.316,41
                                                                    Gesamt        454      28,16     22.177,07
          Bauhof              Satteldach    15°    Eternitplatten   Nord          256           -            -
                                                                    Süd           185      23,10     18.253,97
                                                                    Gesamt        441      23,10     18.253,97
 Dorfgemeinschafts-           Satteldach    45°   Tondachziegel     West           85      10,56      6.577,51
   haus Hamstrup                                                    Ost            85      10,56      6.577,51
                                                                    Gesamt        170      21,12     13.155,02
                                                                    Nord          102           -            -
 Dorfgemeinschafts-                                                 Süd           102      12,54     10.631,46
                              Satteldach    45°   Tondachziegel
   haus Schnelten
                                                                    West          110      13,64      8.495,95
                                                                    Ost            69        8,58     5.344,22
                                                                    Gesamt        383         35       24.472
                                                                    Nord           87           -            -
 Dorfgemeinschafts-                                                 Süd            87      10,78      9.139,31
                              Satteldach    45°   Tondachziegel
     haus Suhle
                                                                    West          180      22,44     13.977,24
                                                                    Ost           180      22,44     13.977,24
                                                                    Gesamt        534         56       37.094

                                                                    Gesamt      12.344   1.085,70   796.364,82

Für die kommunalen Liegenschaften der Gemeinde Lastrup ergibt sich eine potenzielle PV-
Nennleistung von 981,2 kWp. Damit könnte eine Jahresproduktion von 796.364,82 kWh erzielt wer-
den. Unter der Annahme, dass bei der Produktion von einer Kilowattstunde Solarstrom unter Berück-
sichtigung der Emissionen durch die Produktion der Solarzellen 101 g CO2 anfallen und der deutsche
Strommix mit ca. 600 g CO2 pro Kilowattstunde zu Buche schlägt18, ergeben sich so potenzielle Ein-
sparungen von 80,43 t CO2 pro Jahr.

In welchen Fällen die Errichtung einer Anlage tatsächlich wirtschaftlich sinnvoll ist, ist im Einzelfall zu
prüfen. Ebenfalls ist zu prüfen, ob eine Einspeisung des erzeugten Stroms in das öffentliche Strom-

18   HERMINGHAUS, H. (2010)
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                       19

netz, der Eigenverbrauch des erzeugten Stroms oder eine kombinierte Lösung für die jeweilige Lie-
genschaft aus wirtschaftlicher Sicht die beste Lösung darstellt. Dies hängt in hohem Maße davon ab,
wie die jeweilige Liegenschaft genutzt wird und wie sich die Förderkulisse des EEG in Zukunft entwi-
ckeln wird.

Aufgrund des im Rahmen dieser Studie festgestellten, hohen Potenzials wird empfohlen, die kom-
munalen Liegenschaften einer weiteren Prüfung auf Eignung als PV-Anlagenstandort zu unterziehen.

Aufgrund der allgemeinen Flächenknappheit im Untersuchungsgebiet und der in Zukunft fehlenden
Förderung von Freiflächenanlagen auf Ackerstandorten wird weiterhin die Errichtung von solchen
Freiflächenanlagen nicht weiter betrachtet und als Möglichkeit ausgeschlossen. Die Möglichkeit der
Errichtung von Freiflächenanlagen auf Konversionsflächen sollte ggf. einer Prüfung unterzogen wer-
den. Für den Fall von Neubauten bzw. Dachsanierungen oder eine maßgebliche Veränderung der
Beschattungssituation wird eine Prüfung der Eignung der betreffenden Fläche auf die Eignung zur PV-
Nutzung empfohlen.
20                    Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

3.2 Einsparpotenziale kommunaler Liegenschaften
Die Ergebnisse der Berechnungen sowie der Vergleich mit den Werten des Bundesministeriums für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zeigen Handlungsfelder auf, um zu einer Entscheidung einer ver-
tiefenden Analyse mit Entwicklung von Sanierungsvorschlägen, deren Kosten und Nutzen zu kom-
men.

Grundschule Lastrup
Gas-Brennwertkessel Brötje EuroCondens SGB 2.400, Baujahr 2005, 410 kW Leistung, 2 Anlagen,
Heizraum Keller

Baujahr 1964/1969

Nutzfläche laut Baugenehmigung 2.431 m²

Die folgende Tabelle zeigt die Verbrauchskennwerte (Wärmeverbrauch pro m² Nutzfläche) der
Grundschule Lastrup und die Mittelwerte (nach EnEV 2007) bzw. Vergleichswerte (nach EnEV 2009)
für die entsprechende Gebäudekategorie.

 Heizung und Warmwasser

                                           Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007   150 kWh/m²a
 Allgemeinbildende        Schulen
 ≤ 3.500 m² Nettogrundfläche
                                           Vergleichswerte nach EnEV 2009                 105 kWh/m²a

 Grundschule Lastrup                       Verbrauchskennwert (Mittelwert 2010-2012)      128 kWh/m²a

Abbildung 6: Wärmeverbrauch Grundschule Lastrup witterungsbereinigt
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                       21

Abbildung 7: Wärmeverbrauch Grundschule Lastrup

Bewertung:

Legt man den tatsächlichen – also nicht witterungsbereinigten – mittleren Jahreswärmeverbrauch
2010-2012 zugrunde (298.737 kWh), sind durch die Wärmeversorgung der Grundschule Lastrup ca.
73 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr entstanden.

Die Grundschule Lastrup liegt mit ihrem Verbrauchskennwert für Wärme von 128 kWh/m²a 15%
unter dem Mittelwert und 22% über dem Vergleichswert nach EnEV 2009. Hier wird eine genauere
Überprüfung der Wärmeversorgung, insbesondere der Regelung und der Gebäudehülle empfohlen.
Dies deshalb, da hier bereits ein Gasbrennwert-Wärmeerzeuger installiert ist, der erst 8 Jahre alt ist.

Der Stromverbrauch der Grundschule wird gemeinsam mit der Oberschule erfasst.

Oberschule Lastrup
1. Gas-Brennwertkessel Buderus Logano Plus GB312, Baujahr 2008, 280 kW Leistung, Heizraum Keller

2. Gas-Brennwertkessel Viessmann VSB 13, Baujahr 1997, 143,5 kW Leistung, Gasbrenner Weishaupt
WG 20 N/1-A, Baujahr 1997, 30-150 kW, 2. Kessel wird bei Bedarf zugeschaltet

Baujahr 1975/1997

Nutzfläche laut Baugenehmigung 3.989 m²

In den folgenden Tabellen werden die Verbrauchskennwerte (Wärme- bzw. Stromverbrauch pro m²
Nutzfläche) der Oberschule Lastrup mit den Mittelwerten (nach EnEV 2007) bzw. Vergleichswerten
(nach EnEV 2009) für die entsprechende Gebäudekategorie gegenüber gestellt.
22                     Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

 Heizung und Warmwasser

                                           Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007   125 kWh/m²a
 Allgemeinbildende        Schulen
 > 3.500 m² Nettogrundfläche
                                           Vergleichswerte nach EnEV 2009                 90 kWh/m²a

 Oberschule Lastrup                        Verbrauchskennwert (Mittelwert 2010-2012)      83 kWh/m²a

 Strom

                                           Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007   15 kWh/m²a
 Allgemeinbildende        Schulen
 > 3.500 m² Nettogrundfläche
                                           Vergleichswerte nach EnEV 2009                 10 kWh/m²a

 Ober- und Grundschule Lastrup             Verbrauchskennwert (Mittelwert 2010-2012)      13 kWh/m²a

Abbildung 8: Wärmeverbrauch Oberschule Lastrup witterungsbereinigt
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup              23

Abbildung 9: Wärmeverbrauch Oberschule Lastrup

Abbildung 10: Stromverbrauch Ober- und Grundschule Lastrup

Bewertung:

Durch den mittleren (nicht witterungsbereinigten) Jahreswärmeverbrauch 2010-2012 von 316.061
kWh sind pro Jahr ca. 77,5 Tonnen CO2-Äquivalente entstanden. Der mittlere Jahresstromverbrauch
von Ober- und Grundschule zusammen lag bei 86.098 kWh, was Emissionen von knapp 50 Tonnen
entspricht.
24                  Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

Der Wärmeverbrauchswert liegt ca. 34% unter dem Mittelwert und 8% unter Vergleichswert der
EnEV 2009. Dieser Wert ist sehr gut.

Für Oberschule und Grundschule zusammen ergibt sich ein Stromverbrauchskennwert von 13
kWh/m²a, der zwar 13% unter dem Mittelwert, aber 30% über dem Vergleichswert liegt. Hier wird
die Empfehlung gegeben, die Stromverbrauchswerte nochmals zu überprüfen.

Schwimmbad Lastrup
Gas-Brennwertkessel Buderus Logano Plus SB615, Baujahr 2000, 400 kW Leistung, Gasbrenner Weis-
haupt WG 40 N/1-A, 80-550 kW

Lüftungsanlagen (beide eingebaut 1998/99):

1. Bereich Umkleide/Duschen: Menerga, Typreihe 52, Gerätetyp 522801, Nennluftleistung 3.500
m³/h

2. Bereich Schwimmhalle: Menerga, Typreihe 34"ThermoCond" solVent, Gerätetyp 340601, Nenn-
luftleistung 6.300 m³/h

Baujahr 2000/2010

keine Flächenangaben

Da für das Schwimmbad keine Flächenangaben vorlagen und somit keine spezifischen Verbräuche
errechnet werden können, zeigen die nachstehenden Tabellen lediglich die Mittelwerte und Ver-
gleichswerte nach EnEV.

Heizung und Warmwasser

                                  Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007   775 kWh/m²a
Schwimmhallen
                                  Vergleichswerte nach EnEV 2009                 225 kWh/m²a

Strom

                                  Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007   220 kWh/m²a
Schwimmhallen
                                  Vergleichswerte nach EnEV 2009                 155 kWh/m²a
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup   25

Abbildung 11: Wärmeverbrauch Schwimmbad Lastrup witterungsbereinigt

Abbildung 12: Wärmeverbrauch Schwimmbad Lastrup
26                    Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

Abbildung 13: Stromverbrauch Schwimmbad Lastrup

Bewertung:

Der mittlere Jahreswärmeverbrauch 2011-2012 betrug 489.934 kWh (nicht witterungsbereinigt),
daraus ergeben sich CO2-Äquivalente in Höhe von ca. 120 Tonnen.

Durch den mittleren Jahresstromverbrauch 2010-2012 von 181.122 kWh entstanden ca. 105 Tonnen
CO2-Äquivalente.

Die Wärmeversorgung des im Juni 2010 neu eröffneten Naturerlebnisbades Lastrup wurde von unse-
rem Büro bereits untersucht. Insbesondere wurde geprüft, ob sich der Ersatz des abgeschalteten
Blockheizkraftwerkes (BHKW) wirtschaftlich darstellen lässt. Als Ergebnis unserer detaillierten Unter-
suchung amortisiert sich der Einbau eines BHKWs aufgrund des hohen Wärme- und Stromverbrauchs
nach wenigen Jahren. Vorgesehen ist der Einbau eines BHKWs mit einer elektrischen Leistung von 33
kW, die thermische Leistung liegt bei 71,6 kW.

Die Montage erfolgt Ende Oktober 2013. Der Kessel aus dem Jahr 2000 bleibt erhalten.

Großraumsporthalle Lastrup
Gas-Brennwertkessel Brötje EuroCondens SGB 2.250, Baujahr 2005, 252,3 kW Leistung, Heizraum
Erdgeschoss

Lüftungsanlage:

Lüftungszentralgerät Wolf, Typ KG 100 Gigant, Zuluft 10.000 m³, Abluft 10.000 m³

Baujahr 1981/2006

Nutzfläche laut Baugenehmigung 1.900 m²
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                    27

 Heizung und Warmwasser

                                           Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007   155 kWh/m²a
 Hallen
                                           Vergleichswerte nach EnEV 2009                 110 kWh/m²a

 Großraumturnhalle Lastrup                 Verbrauchskennwert (Mittelwert 2010-2012)      65 kWh/m²a

 Strom

                                           Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007   35 kWh/m²a
 Hallen
                                           Vergleichswerte nach EnEV 2009                 25 kWh/m²a

 Großraumsporthalle Lastrup                Verbrauchskennwert (Mittelwert 2010-2012)      34 kWh/m²a

Abbildung 14: Wärmeverbrauch Großraumsporthalle Lastrup witterungsbereinigt
28                    Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup

Abbildung 15: Wärmeverbrauch Großraumsporthalle Lastrup

Abbildung 16: Stromverbrauch Großraumsporthalle Lastrup

Bewertung:

Der mittlere Wärmeverbrauch 2010-2012 betrug nicht witterungsbereinigt 116.787 kWh/a, dies ent-
spricht ca. 28,5 Tonnen CO2-Äquivalenten.
Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinde Lastrup                        29

Durch den Jahresstromverbrauch von durchschnittlich 63.900 kWh entstehen ca. 37 Tonnen Emissi-
onen.

Der Wärmeverbrauchskennwert der Großraumsporthalle liegt ca. 40% unter dem Vergleichswert
nach EnEV 2009. Dies ist ein guter Wert.

Der Stromverbrauchskennwert der Großraumsporthalle liegt zwar knapp unter dem Mittelwert, aber
36% über dem Vergleichswert nach EnEV 2009.

Hier sollte überprüft werden, ob die Regelung der Lüftungsanlage optimal eingestellt ist. Die einge-
bauten Ventilatoren und deren Antriebe/Motoren sollten ebenfalls überprüft werden.

Rathaus Lastrup
Gas-Niedertemperaturkessel Brötje Triobloc GV 64, Baujahr 1990, 64 kW Leistung, Heizraum Keller

Abgasverlust 2011 und 2013: 9%

Baujahr 1990

Nutzfläche laut Baugenehmigung 856 m² (mit Keller)

Für die Gegenüberstellung der Verbrauchskennwerte des Rathauses wurden die Mittelwerte und
Vergleichswerte für Verwaltungsgebäude mit normaler technischer Ausstattung hinzugezogen.

 Heizung und Warmwasser

 Verwaltungsgebäude,     normale Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007         120 kWh/m²a
 technische Ausstattung, ≤ 3.500
 m²                              Vergleichswerte nach EnEV 2009                       85 kWh/m²a

 Rathaus Lastrup                     Verbrauchskennwert (Mittelwert 2010-2012)        104 kWh/m²a

 Strom

 Verwaltungsgebäude,     normale Mittelwerte = Vergleichswerte nach EnEV 2007         45 kWh/m²a
 technische Ausstattung, ≤ 3.500
 m²                              Vergleichswerte nach EnEV 2009                       30 kWh/m²a

 Rathaus Lastrup                     Verbrauchskennwert (Mittelwert 2010-2012)        29 kWh/m²a
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