U rf - Radverkehrsstrategie Teilkonzept Radverkehr und Verkehrssicherheit Masterplan Mobilität Dortmund 2030 - Nordstadtblogger

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Radverkehrsstrategie
Teilkonzept Radverkehr und Verkehrssicherheit
Masterplan Mobilität Dortmund 2030

                                       Stadt Dortmund
                                     Stadtplanungs- und
                                       Bauordnungsamt
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                                                                   Inhalt

                               u r f                               1.

                                                                   2.
                                                                        Gemeinsam auf dem Weg zur Fahrradstadt

                                                                        Aufsteigen - Hier steht Dortmund (noch) 						 7
                                                                                                                                          5

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                                                                   3.   Ziele setzen - Dortmund wird Fahrradstadt					                   13

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                                                                   4.   Geschwindigkeit aufnehmen - in allen Bereichen					              15

     E                                                                  4.1

                                                                        4.2

                                                                        4.3
                                                                              Ein Radverkehrsnetz in hoher Qualität schaffen

                                                                              Radfahren in Dortmund sicherer machen					21

                                                                              Fahrradparken umfassend ausbauen						25
                                                                                                                                         15

                                                                        4.4   Inter- und Multimodalität fördern						30

                                                                        4.5   Chancen durch Lastenräder als Standortfaktoren nutzen			   33

                                                                        4.6   Radtourismus und Radsport 						36

                                                                        4.7   Potenziale der Digitalisierung nutzen					38

                                                                        4.8   Kommunikation verbessern und Verhalten ändern				40

                                                                   5.   Ausdauer beweisen - erfolgreich ins Ziel kommen				              43

                                                                        5.1   Organisation und Finanzierung						43

                                                                        5.2   Schwerpunkte setzen und Erfolg messen					45

                                                                        Abbildungsverzeichnis								47

                                                                        Tabellenverzeichnis								47

IMPRESSUM
Herausgeberin:
Stadt Dortmund
Stadtplanungs- und Bauordnungsamt

Redaktion:
Planersocietät und Stadt Dortmund unter beratender Mitarbeit des
projektbegleitenden Arbeitskreises zum Masterplan Mobilität 2030

Kommunikationskonzept, Layout und Satz:
Planersocietät
Dezember 2021

Titelbild: Sebastian Hopp
U rf - Radverkehrsstrategie Teilkonzept Radverkehr und Verkehrssicherheit Masterplan Mobilität Dortmund 2030 - Nordstadtblogger
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     1. Gemeinsam auf dem Weg zur Fahrradstadt

    Dortmund will Fahrradstadt werden!                              beschlossen hat (Ziel: Fahrradstadt Dortmund).
    Der Radverkehr hat in den vergangenen Jahren                    Auf dem Weg zur Fahrradstadt Dortmund gibt es
    sichtbar zugenommen. Das bestätigen auch die                    noch zahlreiche Herausforderungen zu meistern.
    Ergebnisse der Mobilitätsbefragung aus dem                      Dazu sind tiefgreifende Verbesserungen für ein
    Jahr 2019. Dem Radverkehr kommt mit Bussen                      attraktives Fahrradfahren anzustoßen und umzu-
    und Bahnen eine zentrale Bedeutung bei der Ge-                  setzen.
    staltung der Verkehrswende zu. Radfahren macht
    mobil, ist kostengünstig, leise, umwelt- und                    Die Radverkehrsstrategie wurde als Teil des
    klimafreundlich und trägt zu mehr Lebensquali-                  Teilkonzeptes Radverkehr und Verkehrssicherheit
    tät in der Stadt bei. Mehr Radfahrten bedeuten                  gemeinsam mit den anderen Teilkonzepten des
    auch weniger Autofahrten und weniger verkehrs-                  Masterplans erarbeitet (Teilkonzept Fußverkehr
    bedingte Luftschadstoffe und Lärm.                              und Barrierefreiheit, Teilkonzept Radverkehr und
                                                                    Verkehrssicherheit, Teilkonzept Ruhender Verkehr
    Deshalb möchte Dortmund den Radverkehr                          und Öffentlicher Raum) und vom Arbeitskreis
    weiter stärken. Dies ist eines der Ziele des                    Masterplan Mobilität begleitet. Die Strategie
    Zielkonzeptes des Masterplans Mobilität 2030,                   Radverkehr stellt die zentrale Leitlinie für die
    das im März 2018 vom Rat der Stadt Dortmund                     Entwicklung des Radverkehrs für die nächsten
    beschlossen wurde. Bis zum Jahr 2030 soll der                   zehn Jahre dar und soll weiterhin dazu beitragen,
    Radverkehrsanteil von 10 % auf 20 % verdop-                     durch Förderung des Radverkehrs die Lebensqua-
    pelt werden, wie der Rat im Dezember 2019                       lität in der Stadt zu verbessern.

    Abbildung 1: Ablauf - Masterplanprozess

                                                                                                         Öffentliche
            Stufe I:                                                                            Dialogveranstaltung
                            Masterplan Mobilität 2030
                             Leitbild und Zielkonzept

                                                                                                        Arbeitskreis Masterplan Mobilität
            Stufe II:                                                                                                                       Ratsbeschluss
                                                                                                                                            März 2018
               Teilkonzepte: Fortführung in Schwerpunktthemen

                           Maß-           Fußverkehr       Radverkehr      Ruhender
       Elektro-         nahmen zur            und              und        Verkehr und
       Mobilität         Luftrein-         Barriere-        Verkehrs-     öffentlicher
                          haltung           freiheit        sicherheit       Raum         ...

                             Umsetzung und Evaluation

    Darstellung: Planersocietät; Quelle: Planersocietät/ Stadt Dortmund
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                                                                                                            2. Aufsteigen - Hier steht Dortmund (noch)

    Großes Potenzial und hohe Erwartungen an            ten Bewusstseins für die vorhandenen Defizite      Der Radverkehr bleibt derzeit in Dortmund noch     Abbildung 3: Einschätzung der Bürger*innen zu
    den Radverkehr                                      und die zukünftigen Potenziale im Radverkehr.      weit unter seinen Möglichkeiten. Die Gründe        den Bedingungen für das Radfahren in Dortmund
    Viele Gründe sprechen für den Radverkehr. Zu-       Darin vereint sich die Forderung nach mehr und     hierfür sind vielfältig. Die Bedingungen für den
    dem gibt es einen hohen Handlungsdruck und          besserer Radverkehrsförderung in Dortmund.         Radverkehr in Dortmund werden im Durchschnitt
    eine hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung.                                                           mit der Schulnote 4,0 bewertet (Mobilitätsbefra-                              1%
    Dies zeigte sich auch darin, dass im Juni 2019      Gelingen kann dies nur, wenn integriert gedacht,   gung 2019). Nur ein gutes Drittel der Befragten                        9%           9%
    die Initiative „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ eine     geplant und umgesetzt wird. Der Radverkehr         gab Dortmund eine befriedigende oder bessere
    Unterschriftenliste mit NRW-weit über 200.000       wird als System verstanden und gestärkt. Denn      Note im Radverkehr. Dabei sind die Unterschie-
    Unterschriften eingereicht hat. Davon kamen al-     eine erfolgreiche Förderung des Radverkehrs ge-    de zwischen den Stadtbezirken relativ gering
    lein 30.000 aus Dortmund, bezogen auf die Ein-      lingt nur, wenn unterschiedliche Handlungsfelder   (Huckarde und Scharnhorst 3,8, Brackel 4,2).
    wohnerzahl, so viele wie in keiner anderen Stadt.   – vom Fahrradparken über sichere und attraktive    2013 lag die Bewertung im Mittel noch bei 3,2.          28 %                                       26 %
    Auch die monatlich stattfindenden Radausfahr-       Radwege bis hin zum zusammenhängenden Rad-         Der Handlungsdruck und auch die gestiegene
    ten unter dem Titel „Critical Mass“, als auch       verkehrsnetz – und Zuständigkeitsbereichen –       Erwartung der Radfahrenden werden in dieser
    die regelmäßig stattfindende „Kidical Mass“,        von Bürger*innen bis Politik – zusammengeführt     Bewertung deutlich.
    also Rad-Demonstrationen speziell für Eltern mit    werden.
    Kindern, sind deutliches Zeichen eines geschärf-                                                       Viele Menschen fahren Rad in Dortmund –
                                                                                                           Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft                                      27 %
                                                                                                           Der Radverkehrsanteil an den Wegen der Dort-
                                                                                                           munder*innen lag 2019 bei 10,1 %. Dies ist zwar
    Abbildung 2: Still-Leben Ruhrschnellweg - Radverkehr auf der A40
                                                                                                           eine bedeutende Steigerung gegenüber den                       Sehr gut               Ausreichend
                                                                                                           6,4 %, die 2013 erreicht wurden, liegt aber noch
                                                                                                                                                                          Gut                    Mangelhaft
                                                                                                           deutlich hinter dem im Masterplan Mobilität von
                                                                                                           2004 für 2015 gesetzten Zielwert (12 %) und                    Befriedigend           Ungenügend
                                                                                                           hinter den Werten anderer Großstädte wie Köln      Darstellung: Planersocietät; Quelle: Mobilitätsbefragung
                                                                                                           und München zurück.                                Dortmund 2019

                                                                                                           Das Radfahren ist wegen der Dichte an Zielen
                                                                                                           und den dadurch bedingten kurzen Wegen vor
                                                                                                           allem in den dicht besiedelten Innenstadtbezir-
                                                                                                           ken attraktiv. Dort macht der Radverkehrsanteil
                                                                                                           aktuell ca. 20 % an allen Wegen der Wohnbe-        Abbildung 4: Radverkehrsanteil am Modal Split
                                                                                                           völkerung aus (Innenstadt West) (siehe Abbildung   im Vergleich
                                                                                                           5). In den Außenbezirken ist der Radverkehr
                                                                                                           weniger präsent. In Huckarde werden z. B. nur      Deutschland (2018) 11 %
                                                                                                           ca. 5 % und in Eving weniger als 7 % aller Wege
                                                                                                                                                                 Dortmund (2013)         6%
                                                                                                           mit dem Fahrrad zurückgelegt. Eine signifikante
                                                                                                           Auswirkung der bewegteren Topographie in den          Dortmund (2019) 10 %
                                                                                                           südlichen Stadtbezirken Hörde und Hombruch ist
                                                                                                           nicht zu erkennen.                                      Bochum (2018)         7%

                                                                                                           41 % aller Dortmunder*innen fahren nie oder                Essen (2019)       7%
                                                                                                           fast nie Rad. Eine geringe Radnutzung ist vor
    Darstellung: Planersocietät 2010                                                                       allem bei Haushalten mit Migrationshintergrund         Karlsruhe (2012) 25 %
                                                                                                           und bei älteren Personen über 65 Jahre zu erken-
                                                                                                                                                                        Köln (2017) 19 %
                                                                                                           nen. Darüber hinaus besitzen 27 % der Dortmun-
                                                                                                           der Haushalte kein Fahrrad (Vergleichswert für
                                                                                                                                                                     Leipzig (2015) 17 %
                                                                                                           Deutschland: 22 %). Dies stellt eine deutliche
                                                                                                           Verbesserung zur Befragung 2013 dar, bei der       Darstellung: Planersocietät; Quelle: Mobilitätsbefragung
                                                                                                           37 % der Befragten angaben, über kein Fahrrad      Dortmund 2019
U rf - Radverkehrsstrategie Teilkonzept Radverkehr und Verkehrssicherheit Masterplan Mobilität Dortmund 2030 - Nordstadtblogger
8                                                                                                                                                                                                                                      9

           zu verfügen. Die Ausstattung mit Pedelecs und/        Nutzungshemmnisse – Warum wird das                   Unsicherer als in anderen Städten ist das Rad-        Abbildung 6: Hinderungsgründe gegen das Rad-
           oder E-Bikes liegt mit 13 % der Haushalte, die ein    Fahrrad nicht genutzt?                               fahren in Dortmund nicht grundsätzlich, vielmehr      fahren
           oder mehr elektrisch unter­stütztes Fahrrad be-       Doch warum wird das Fahrrad in Dortmund nicht        liegt Dortmund, je nach Indikator, im Mittelfeld
           sitzen im Bundesdurchschnitt von Ende 2020.           noch häufiger genutzt? Warum fahren 41 % der         bzw. sogar unter dem Durchschnitt. Bei dem
                                                                 Menschen in Dortmund nie oder fast nie Fahrrad       angestrebten zunehmenden Radverkehrsanteil                                            Ich nutze
           Etwa die Hälfte aller Wege mit dem Fahrrad ist        und warum bewerten sie das Fahrradfahren heute       ist allerdings auch mit einer Steigerung der Un-                                       das Rad
           unter 3 km lang, rund 90 % der Wege mit dem           mit der Schulnote 4,0 deutlich schlechter als noch   fälle im Radverkehr zu rechnen, die präventives                      Sonstiges
           Fahrrad enden nach spätestens 8 km. Das Fahrrad       2013 (Schulnote 3,2)?                                Handeln erfordert. (Siehe Strategie Verkehrs-
           ist (noch) ein Verkehrsmittel für die Kurzstrecke.                                                         sicherheit)                                                     Zu                                 Zu
           Gleichzeitig werden sehr viele kurze Fahrten noch     Besonders die empfundene Gefahr und das Feh-                                                                    anstrengend                           wenig
           mit dem Auto oder motorisierten Zweirad unter-        len von Radwegen, die zusammen zwei Fünftel          Radverkehrsförderung im Konfliktfeld der                                                        Radwege
           nommen. Knapp ein Viertel der Wege im MIV             der genannten Hinderungsgründe ausmachen             Straßenraumaufteilung
           enden bereits nach 3 km, etwa die Hälfte nach         sind ein deutlicher Hinweis auf Mängel am Rad-       Über die Frage der Notwendigkeit der verstärkten                  Ziel ist
           6 km. Hier besteht ein erhebliches Verlagerungs-      verkehrsnetz (siehe Abbildung 6). Bestehende         Radverkehrsförderung herrscht weitest gehen-                      zu weit
           potenzial hin zum Radverkehr.                         Wege und Führungen für den Radverkehr werden         der Konsens. Die Vorstellungen für die konkrete                                      Gefährlich
                                                                 als nicht sicher wahrgenommen und zu viele Stra-     Umsetzung gehen jedoch teilweise weit ausein-
                                                                 ßen verfügen über keine Radwege oder sichere         ander. Die vom Rat der Stadt mit großer Mehrheit
                                                                 Führungen für den Radverkehr. Auffällig ist der      (Einstimmigkeit der großen Fraktionen, lediglich
                                                                 hohe Anteil an unter 18-Jährigen, die das Rad-       gegen die Stimmen der AFD, NPD, Die Rechte bei        Darstellung: Planersocietät; Quelle: Mobilitätsbefragung
                                                                 fahren als gefährlich angeben, was die mangeln-      Enthaltung von FDP, Bürgerliste) beschlossene         Dortmund 2019
           Abbildung 5: Radverkehrsanteil am Modal Split in      de Familienfreundlichkeit des Radverkehrsnetzes      Vorlage zur Fahrradstadt Dortmund (Drucksache
           den Stadtteilen                                       und Nutzbarkeit für Menschen aller Altersklassen     Nr. 15619-19) greift das Thema auf und formuliert     viele separate Radwege und Gehwege ent-
                                                                 unterstreicht. Es ist zu hoffen, dass die heute      klar, wie Radverkehrsanlagen aussehen sollen          standen, während gleichzeitig viele Straßen
                                             Dortmund (Gesamt)   schon hohe Nutzung von Pedelecs weiter ansteigt      und wie eine Flächenumverteilung gelingen kann.       mit Schutzstreifen oder Radfahrstreifen für den
                                                                 und die Hinderungsgründe „Ziel zu weit weg“          Die Streitfrage nach der gerechten Verteilung des     Radverkehr attraktiver gemacht wurden. Durch
                                             Innenstadt-Nord     und „anstrengend“, die fast ein Drittel der Hinde-   Straßenraums zeigt die erheblichen Interessen-        die Integration in das Wegweisungsnetz des
                                             Innenstadt-Ost      rungsgründe ausmachen deutlich abschwächt.           und Zielkonflikte in Stadtgesellschaft und Politik.   Landes NRW und das Knotenpunktsystem fällt die
                                                                                                                      Zu häufig wurde in diesem Spannungsfeld in der        Orientierung mit dem Fahrrad in der Regel leicht.
                                             Innenstadt-West     Im ADFC Fahrradklimatest (2020) ergänzen vor-        Vergangenheit zu Gunsten des Autos entschieden        Mit den aktuell 87 Stationen des Fahrradver-
                                                                 nehmlich aktive Radfahrende aus Dortmund die         und dem Radverkehr zu wenig Platz eingeräumt.         leihsystems Metropolradruhr steht im zentralen
                                             Hombruch
                                                                 Erkenntnisse. Der bauliche Zustand, die vorhande-    Entsprechend zögerlich wurden und werden              Stadtgebiet ein gutes Angebot an Leihrädern zur
                                             Huckarde            ne Breite und die eingeschränkte Nutzbarkeit der     wichtige Maßnahmen für den Radverkehr um-             Verfügung. Die zentrale Fahrradstation am Haupt-
                                                                 Radwege (Baustellen, Falschparker) werden im         gesetzt oder abgeschwächt, um möglichst keine         bahnhof und die zwei gesicherten Fahrradabstell-
                                             Hörde               ADFC-Test besonders schlecht bewertet. Gerin-        negativen Auswirkungen auf den Autoverkehr zu         möglichkeiten „DeinRadschloss“ in Aplerbeck
                                             Aplerbeck           ger Komfort beim Fahrradfahren, eine schlechte       schaffen. Das Ergebnis: Substandards, zu schmale      und Mengede bilden ein gutes Angebot für das
                                                                 gefühlte Sicherheit und die Wahrnehmung des          oder komplett fehlende Radwege, nur 500 m             langfristige Fahrradparken. Ergänzend kommen
                                             Brackel             Radfahrens als stressig verdeutlichen den eher       Fahrradstraße und Signalisierungen, die Radfah-       16 Dortmunder Fahrradhäuser (zwei weitere
                                                                 negativen Eindruck, den die Menschen in Dort-        rende oft benachteiligen.                             beantragt) in den Innenstadtbezirken und in
                                             Eving
                                                                 mund haben. Die fehlende Kinderfreundlichkeit                                                              Hörde und tausende weiterer Fahrradständer im
                                             Lütgendortmund      ist auch im ADFC-Test als besonderes Problemfeld     Die Aktivposten:                                      öffentlichen Raum hinzu.
                                                                 identifiziert worden. Nur wenige Eltern würden       Vieles wurde schon verbessert …
                                             Mengede             ihre Kinder unbesorgt allein in Dortmund Rad         Das Radverkehrsnetz, also Radwege, Radfahr-           Abseits der Infrastruktur stehen besonders das
                                             Scharnhorst         fahren lassen. Diese Einschätzung ist nach Aus-      streifen, Schutzstreifen usw., ist durch den Ausbau   bekannte E-Bike-Festival, der etablierte Beirat
                                                                 wertung der Unfalldaten im Verhältnis zum Rad-       der vergangenen Jahrzehnte auf insgesamt ca.          Nahmobilität und die Teilnahme an der Aktion
    20 %     15 %     10 %      5%                               verkehrsanteil in den jeweiligen Altersgruppen       670 km angewachsen bei ca. 1.800 km Straßen           „Stadtradeln“ für eine wachsende Fahrradkultur
                                                                 nachzuvollziehen. Besonders Kinder und Jugendli-     insgesamt. 50 % der Straßen sind als Tempo-           in Dortmund. An Serviceangeboten steht z. B.
                                                                 che aber auch ältere Menschen sind bezogen auf       30-Zonen auch ohne Radwege sicher mit dem             der aktuelle Fahrradstadtplan Dortmund bereit
    Darstellung: Planersocietät; Quelle: Mobilitätsbefragung     die zurückgelegten Kilometer häufiger in Unfälle     Fahrrad befahrbar. Vor allem im Zuge des Baus         (nächste Neuauflage Anfang 2022).
    Dortmund 2019²                                               mit dem Fahrrad verwickelt (siehe Abbildung 7).      des PHOENIX Sees und des Emscherumbaus sind
U rf - Radverkehrsstrategie Teilkonzept Radverkehr und Verkehrssicherheit Masterplan Mobilität Dortmund 2030 - Nordstadtblogger
10                                                                                                                                                                                                                                                                              11

             Abbildung 7: Radverkehrsunfälle pro 1.000                                           Seit 2007 ist Dortmund Mitglied in der AGFS                           Viele bestehende Radwege erfüllen nicht mehr        Neue Herausforderungen kommen hinzu
             Menschen nach Altersgruppen bezogen auf die                                         (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrrad-                          den Stand der Technik und sind nicht gewappnet      Mehr und schnellere Radfahrende, mehr Familien
             zurückgelegten km                                                                   freundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in                          für die zukünftigen Herausforderungen. Die Mehr-    und ältere Menschen auf dem Fahrrad, neue
                                                                                                 NRW).                                                                 zahl der Radwege im Hauptstraßennetz, wo eige-      Elektrokleinstfahrzeuge, Pedelecs, Lastenräder
                            Kinder                                                                                                                                     ne Wege besonders wichtig sind, sind zu schmal,     und viele unerfahrene „Neukund*innen“ des
                       (1-14 Jahre)                                                              Etliche weitere Projekte befinden sich in der                         zu unkomfortabel und führen in der jetzigen Form    Radverkehrs – die Vielfalt auf den Radwegen
                       Jugendliche                                                               konkreten Planung und werden – sofern sie um-                         zu Konflikten mit dem motorisierten Verkehr und     und die Anforderungen an das System Radver-
                      (15-17Jahre)                                                               gesetzt werden – den Radverkehr in den nächs-                         dem Fußverkehr. Dies gilt für fast alle wichtigen   kehr werden in den nächsten zehn Jahren weiter
                                                                                                 ten zehn Jahren deutlich voranbringen. Zeitnah                        Radialen in die Innenstadt.                         steigen.
             Junge Erwachsene                                                                    stehen zusätzlich Maßnahmen im Rahmen des
                 (18-24 Jahre)
                                                                                                 Förderprojektes „Emissionsfreie Innenstadt“ an:                       Das eigentlich unproblematische Radfahren in        Der kontinuierliche Anstieg der Zahl der verun-
                    Erwachsene                                                                   der Ausbau der Radinfrastruktur an den Wällen,                        Nebenstraßen ist wegen des hohen Parkdrucks,        glückten Radfahrenden um fast 50 % innerhalb
                  (25-64 Jahre)                                                                  der Bau der Radvorrangrouten Lange Reihe und                          teilweise langen Wartezeiten an Knotenpunkten       von sechs Jahren (330 im Jahr 2013; 492 im Jahr
                       Senioren                                                                  Arndtstraße und der Bau von 1.000 Fahrrad-                            sowie Rechts vor Links und vieler schlechter        2018) zeigt deutlich, dass die Verkehrssicherheit
              (65 Jahre & älter)                                                                 ständern in der Innenstadt. In der langfristigen                      Straßen­oberflächen noch zu wenig attraktiv. Der    bei einem weiter wachsenden Radverkehr konse-
                                                                                                 Umsetzung befindet sich ebenfalls das in und von                      Einsatz von Fahrradstraßen und die damit ver-       quent verbessert werden muss. Um dem steigen-
            Darstellung und Berechnung: Planersocietät; Quelle: Polizei                          Dortmund angestoßene Großprojekt Radschnell-                          bundene stärkere Reglementierung des ruhenden       den Bedarf zu entsprechen, die Verkehrssicherheit
            Dortmund und Mobilitätsbefragung Dortmund 2019                                       weg Ruhr (RS1). Weitere entwickelte Projekte                          Verkehrs in Nebenstraßen wurde bisher zu wenig      zu gewährleisten und das Angebot weiterhin
                                                                                                 stehen bereit, die bei entsprechendem Ressour-                        genutzt.                                            attraktiv zu halten, müssen Radverkehrsinfra-
                                                                                                 ceneinsatz zeitnah umgesetzt werden können.                                                                               struktur und die begleitenden Elemente mitwach-
                                                                                                                                                                       Netzlücken und unklare Situationen an Knoten-       sen und deutlich besser werden. Erforderlich sind:
             Abbildung 8: Unfallgegner und Verursacher bei                                         …aber viel ist noch zu tun                                          punkten sind bedeutende Sicherheitsrisiken          • Breitere Wege,
             Radverkehrsunfällen                                                                   Trotz aller positiven Entwicklungen und einem                       und mindern die Attraktivität des Radverkehrs.      • Bessere Oberflächen,
                                                                                                   – im Vergleich zu anderen Städten des Ruhrge-                       Darunter fällt auch, dass die Signalisierung –      • Sichere und bedarfsgerechte, fahrradfreund-
                                           Mehr als                                                biets – relativ weit ausgebautem Radverkehrsnetz                    trotz grundsätzlich positiver Entwicklungen bei          liche Ampelschaltungen,
                                                    die                                      M e hr al
                                                                                                   bestehen
                                                                                                       s die               erhebliche Defizite, die das Radfahren in   Neuplanungen (Kreuzung Hohe Str./Hansastr./         • Bessere Sichtbeziehungen und Beleucht-
                                                        Hä                                                   Hä
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                                                                                                                         es                                            Wallring) in der Regel noch auf die Leistungs-           ungen,
                            su
                                                                                                                            e
                                                                                                   machen. Für die meisten Zielgruppen sind die                        fähigkeit des motorisierten Verkehrs ausgelegt      • Mehr und bessere Fahrradabstellanlagen
                                                                 d ie

                                                                                                              rU
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                                                                                                               nf
                                                                      ser

                                                                                                   vorhandenen Wege nicht einladend und erschei-                       ist. Sicherheit und Schnelligkeit des Radverkehrs   • und die Bewerbung eines fahrradfreund-
                                                                                                                 ä ll
                      ver

                                                                                                                   ee
                                                                        U nf

                                                                                                                    reig

                                                                                                   nen gefährlich, „Neukund*innen“ des Fahrrads                        sind bei der Maßnahmenplanung zu häufig                  lichen Klimas, das auch Familien und ältere
                   Rad

                                            2/3 aller
                                                                            älle e

                                                                                                                        nen

                                         Radverkehrs-                                              werden abgeschreckt. Eine ausgeprägte Fahrrad-                      nachrangig. Schlussendlich führt das Kontrollde-         Menschen im Alltag auf das Fahrrad bringt.
            Andere

                                                                                                                        sich a

                                          unfälle mit                                              kultur, in der das Fahrrad das selbstverständliche                  fizit bei der fahrradfreundlichen Gestaltung von
                                                                            reignen sich a

                                                                                                                         n Knotenpunkten

                                           Personen-                                               Verkehrsmittel für Alltagswege aller Menschen                       Baustellen und die weitestgehend ausbleibende       Auch aus der Perspektive der Verkehrssicherheit
                                            schaden                                                ist, gibt es in Dortmund noch nicht.                                zügige Entfernung oder Reglementierung von          sind Verbesserungen dringend geboten, weil mit
                                           zwischen
                                         Radfahrenden                                                                                                                  falschparkenden Autos auf Radwegen zu einer         der Zunahme der Zahl der Radfahrenden weiter
                                             & Pkw                                  Jedes Jahr verunglücken in Dortmund mehrere                                        gefühlten geringen Wertschätzung des Radver-        steigende Unfallzahlen zu befürchten sind, wenn
                                                                     n Kn

                                                                                    hundert Radfahrer*innen, Tendenz steigend. Ins-                                    kehrs in Dortmund.                                  nicht präventiv gehandelt wird.
                                                                         ot

                                                                                    besondere die Zahl der Schwerverletzten nimmt
                                                                            en
                                                                              pu

                                                                                    im Vergleich zu den Leichtverletzten deutlich
                                                                nk
                                  25 %       75 %         ten
                                                                                    zu – zwischen 2013 und 2018 gab es hier einen
                                                                                    Anstieg von 70 %. Die Zahl der Leichtverletzten
                   Von Fahrradfahrenden Von Pkw-Fahrenden                           stieg im gleichen Zeitraum um 45 %. Die Zahl der
                                                               Von Pkw-Fahrendengetöteten Radfahrenden konnte in den vergange-
     Von Fahrradfahrenden
      verursachte Unfälle
                                                                verursachte Unfälle
               Darstellung und Berechnung: Planersocietät; Quelle: Polizei          nen Jahren nicht auf Null reduziert werden - im
               Dortmund und Mobilitätsbefragung Dortmund 2019                       Jahr 2018 starben drei Radfahrende in Dortmund.
U rf - Radverkehrsstrategie Teilkonzept Radverkehr und Verkehrssicherheit Masterplan Mobilität Dortmund 2030 - Nordstadtblogger
12                                                                                                                                                                                                                                                              13

                                                                                                                                                    3. Ziele setzen - Dortmund wird Fahrradstadt

     Abbildung 9: Wegeverflechtungem im Radverkehr zwischen den Stadtteilen                                                                        Die Radverkehrsstrategie verfolgt das übergeord-      andergreifen aller Teilaspekte schöpft das ma-
                                                                                                                                                   nete Ziel, Dortmund bis 2030 als Fahrradstadt zu      ximale Potenzial aus. Über die Grundbedingung
                                                                                                                                                   etablieren. So soll den Menschen in Dortmund          hinaus – attraktive und sichere Wege und Straßen
                       Mengede
                                                                       Eving                                                                       und allen Gästen der Stadt eine stadt- und um-        für den Radverkehr anzubieten – müssen z. B.
                                                                                                                                                   weltverträgliche, sozial integrierende, sichere und   auch sichere und komfortable Abstellanlagen,
                                                                                                                                                   kostengünstige Mobilität ermöglicht werden. Mit       eine sinnvolle Verknüpfung mit anderen Verkehrs-
                                                                                                                      Scharnhorst                  mehr Radverkehr werden die vom Straßenverkehr         mitteln, fahrradfreundliche Rahmenbedingungen
                                                                                                                                                   emittierten Schadstoffe und Lärm reduziert, die       am Arbeitsplatz und ein fahrradfreundliches
                                                                                                                                                   Gesundheit verbessert und ein erheblicher Beitrag     Klima in der Stadtgesellschaft erarbeitet werden.
                                          1.2

                                                                     1.820
                                                                                                                                                   zum Klimaschutz geleistet. Die Lebensqualität in
                                           70

                                                                                                  80                                               Dortmund wird durch mehr Radverkehr aktiv und         Soziale Teilhabe stärken und Barrierefreiheit

                                                             900

                                                                                                                               2.6
                                                                                               1.0

                                                                                                                                  70
                                                                                                                                                   nachhaltig verbessert.                                umsetzen – Radverkehrsnetz für alle
                       Huckarde
                                                                                                                                                                                                         Ziel ist es, ein Radverkehrsnetz innerhalb des
                                                            Innenstadt-Nord                                                                        Verdopplung des Radverkehrsanteils                    Dortmunder Stadtgebiets und über dessen Gren-
                                                                                                                                         Brackel
                              1.44
                                      0                                                                      930                                   bis 2030                                              zen hinaus bereitzustellen, das für alle Menschen
                                                             20

                                                                             3.7
                                                                                                     1.720                                         Die Verdopplung des Radverkehrsanteils an allen       gleichsam attraktiv, sicher und einfach zu nutzen
                                                            .8

                                                                               70
                                                           10

                                                                   14.500                                    2.040                                 Wegen der Dortmunder Wohnbevölkerung von              ist. Hierbei werden die Belange unterschiedlicher
                     40
                  1.1

                                                   Innenstadt-West           Innenstadt-Ost                                                        10 % (2019) auf 20 % (2030) ist Ziel und zugleich     Zielgruppen einbezogen. Eine wachsende Anzahl
                                  2.040                                                                                                            messbare Größe für den Erfolg der Radverkehrs-        verschiedener Typen von Fahrrädern und ähn-
                                                                                                2.2
      Lütgendortmund                                                                                  30                                           förderung. Gleichzeitig werden der Umweltver-         lichen Fahrzeugen, z. B. schnellere Pedelecs, breite
                                                                                                                                                   bund als Ganzes und die Intermodalität weiter         und lange Lastenräder, Elektrokleinstfahrzeuge
                                                           7.860
                                                       70 .950

                                                                                    3.100

                                                                                                           1.45
                                                                                                               0                                   gestärkt und Nutzungshemmnisse abgebaut.              im Straßenraum und auf Radwegen, erhöhen
                                                          1

                                                                                                                                                                                                         die Anforderungen an Wege und Abstellanlagen
                                                                     2.1
                                                           3.2

                                                                                                                                    Aplerbeck      Radverkehr als System denken, planen                  erheblich. Deswegen wird das Radverkehrsnetz
                                                                       50

                            1.1                                                                                                                    und fördern                                           nach den bestehenden Standards und darüber hi-
                                 10
                                                                                                                                                   Radverkehr ist ein System mit vielen Stellschrau-     naus entwickelt. Vorhandene Netzlücken werden
                                                                                                                                                   ben, das aus der Infrastruktur, dem Service und       geschlossen.
                                                Hombruch
                                                                                                                                                   der Kommunikationsarbeit besteht. Erst das Inein-
                                                                                                                        70
                                                              2.54                                                   2.3
                                                                   0
                                                                                              Hörde                                                Abbildung 10: Radfahren als System
                                                                                                                               N
                                                                                                                                    N
                                                                                                                                                                                                                   Service
     Darstellung: Planersocietät; Quelle: Haushaltsbefragung Dortmund 2019

     In der Karte der Wegeverflechtungen im Radver-                          im Vergleich zur Gesamtstadt. Weiterhin wird
     kehr sind die wichtigsten Wegebeziehungen der                           deutlich, dass die Wege aus den Stadtteilen in die
     Radfahrenden in Dortmund abgebildet (siehe Ab-                          Innenstadt schon heute wichtig für den Radver-                            Kommunikationsarbeit
     bildung 9). Deutlich wird, dass die meisten Wege                        kehr sind. Aber auch die sogenannten Tangenten,
     zwischen den Innenstadtbezirken Nord, West                              also die Verbindungen zwischen den Stadtteilen,
                                                                                                                                                                                                                                Infrastruktur
     und Ost stattfinden. Auch die weitere Verbindung                        haben für den Radverkehr eine hohe Bedeutung
     nach Hombruch wird stark frequentiert. Diese                            z. B. zwischen Scharnhorst und Brackel oder Hom-
     Wegehäufungen reflektieren gut die erhöhten                             bruch und Hörde.
     Radverkehrsanteile in den Innenstadtbezirken

                                                                                                                                                   Darstellung: Planersocietät
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                                                                                                                4. Geschwindigkeit aufnehmen - in allen Bereichen

     Das Fahrrad ist ein kostengünstiges und leis-        werden. Dazu gilt die Maßgabe „Sicherheit
     tungsfähiges Verkehrsmittel. Fahrradfahren erfüllt   vor Schnelligkeit“. Die sichere Gestaltung des       4.1 Ein Radverkehrsnetz in h
     wichtige Mobilitätsfunktionen und steht allen        Straßenraums und Abwicklung des Verkehrs steht
     sozialen Gruppen zur Verfügung, die je nach          vor einer möglichst schnellen oder leistungsfähi-
     Alter und eigenen Fähigkeiten sehr unterschied-      gen Abwicklung. Die Ansprüche des Kfz-Verkehrs       Durch das neue Radverkehrsnetz in Dortmund          Die Fahrradstrategie enthält an dieser Stelle
     liche Bedürfnisse haben. Diesen Fähigkeiten und      treten künftig eher in den Hintergrund. Gleichzei-   sollen möglichst allen Menschen sichere, kom-       zunächst eine 1. Stufe eines geplanten Velorou-
     Bedürfnissen muss die Radverkehrsinfrastruktur       tig werden die gegenseitige Rücksichtnahme und       fortable und zusammenhängende Radverkehrs-          tennetzes in Form von 9 Routen, eine Route von
     gerecht werden, um mehr Menschen zum Radfah-         das Klima im Verkehr verbessert. Nur so können       verbindungen angeboten werden. Das Netz             jedem Außenstadtbezirk zur City. Jede Route
     ren zu motivieren und zu überzeugen.                 alle Menschen in Dortmund zum Radfahren ein-         verbindet die wichtigen Quellen und Ziele des       beginnt jeweils im Stadtbezirkszentrum, einem
                                                          geladen werden.                                      Radverkehrs untereinander. Das Stadtgebiet wird     nahegelegenen Identifikationspunkt bzw. einem
     Radverkehr beschleunigen – Schnelle Rad-                                                                  ebenso erschlossen wie die angrenzenden Nach-       sinnvollen Netzschluss im Außenbereich und
     routen entwickeln und Schwerpunkte setzen            Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln              barstädte.                                          endet am Wallring. Die Route von Mengede führt
     Die bestehenden Radwege sind zum schnellen           verbessern – Intermodalität fördern                                                                      über Huckarde und ist ab da auf derselben Trasse
     Radfahren häufig ungeeignet und verhindern           Attraktive Alternativen zum Auto müssen ge-          Velorouten, Alltagsnetz und Freizeitnetz            wie die Route von Huckarde. Der Wallring ist
     das zügige Fortkommen. So kommt es häufig zu         schaffen werden. Ein leistungsfähiger, in sich       Die Anforderungen von Alltags- und Freizeitrad-     Bestandteil des künftigen Veloroutennetzes. Die
     Konflikten zwischen dem Fuß- und Radverkehr.         verknüpfter Umweltverbund nimmt hierbei eine         fahrer*innen unterscheiden sich. Die Netzplanung    Routen sollen in weiteren Planungsstufen durch
     Besonders für Pendler*innen und andere Alltags-      Schlüsselrolle ein. Die Verkehrsmittel des Umwelt-   geht darauf ein. Da nicht alle Routen die gleiche   Tangenten und weitere Radialverbindungen ver-
     radfahrende ist der Zeitfaktor aber ein wichtiges    verbunds ergänzen sich dabei gegenseitig. Das        Bedeutung für den Radverkehr in Dortmund            feinert und zu einem Netz vervollständigt werden.
     Entscheidungskriterium bei der Entscheidung für      Fahrrad wird dazu noch stärker als zeitsparender     aufweisen, findet eine Hierarchisierung statt.
     oder gegen das Fahrrad. Eine Beschleunigung          Zubringer zum ÖPNV etabliert werden, um die          Die künftige Radverkehrsinfrastruktur besteht       Die Velorouten sind auch eine Weiterentwicklung
     des Radverkehrs auf Achsen, die wichtige Ziele       Reisezeitnachteile zum eigenen Auto zu verrin-       aus vier Hierarchieebenen: 9 radiale Velorouten     der sogenannten Radvorrangrouten, die im Steck-
     anbinden, ist erklärtes Ziel. Schnell befahrbare     gern. Dazu ist vor allem die flächendeckende Aus-    und Radschnellweg RS1, ein Alltagsnetz, das in      brief 4.1 des Masterplans Nachhaltige Mobilität
     Radverbindungen machen das Fahrradfahren             stattung der Haltestellen mit guten und sicheren     Haupt- und Nebenrouten gegliedert ist, und ein      für die Stadt beschrieben sind. Der Rat der Stadt
     auf längeren Strecken attraktiver. Dass hier noch    Fahrradparkmöglichkeiten erforderlich. Gleich-       Freizeitnetz.                                       hatte diese Maßnahme neben anderen wegen
     erhebliches Potenzial liegt, zeigt die Haushalts-    zeitig wird eine Ausweitung des Leihradsystems                                                           ihres hohen Wirkungs-Kosten-Verhältnisses für
     befragung 2019. Bisher werden kaum Strecken          angestrebt, welche sich vor allem auf Haltestellen   Velorouten                                          die weitere Qualifizierung durch die Verwaltung
     über 8 km mit dem Rad gefahren, zugleich gibt        erstreckt, um eine gute Feinerschließung der         Die Velorouten sind der Fahrradstrategie der        am 21.02.2019 beschlossen.
     es einen großen Anteil an Haushalten, die mit        Haltestellen zu gewährleisten. Schlussendlich ist    Stadt Amsterdam entlehnt (dort „Radplusnetz“).
     Pedelecs ausgestattet sind, mit denen auch leicht    eine möglichst einfache und günstige Mitnahme        Sie räumen der jeweiligen Verkehrsart (hier dem     Alltagsnetz - Hauptrouten
     längere Strecken (5-15 km) gefahren werden           von Fahrrädern in Bussen und Bahnen wichtig          Radverkehr) auf durchgängigen Routen den            In das Alltagsnetz sind insbesondere vorhandene
     können.                                              für ein Höchstmaß an Flexibilität (falls technisch   Vorrang ein. Der Radverkehr erhält auf diesen       Radwege, Planungen seitens der Stadt Dortmund
                                                          möglich).                                            Trassen die höchste Priorität bei der Zuweisung     (radiale Hauptrouten „schön & schnell“), des
     Stärkung des Sicherheitsgefühls                                                                           von Flächen und der Bevorrechtigung an Kreu-        Regionalverbands Ruhr (Regionales Radverkehrs-
     – Senkung der Unfallzahlen und Stärkung              Auskömmliche Finanzierung und qualifi-               zungen. Dieser Grundsatz gilt aber nicht absolut.   netz) und des Landes (Radschnellweg RS1) inte-
     eines rücksichtsvollen Miteinanders                  ziertes Personal für eine zügige Umsetzung           Bei Querungen von Hauptverkehrsstraßen ist eine     griert. Das Hauptroutennetz dient der direkten
     Die als gering empfundene Sicherheit im Stra-        bereitstellen                                        dem Einzelfall angemessene Lösung zu finden.        Erschließung der Hauptquell- und Zielpunkte des
     ßenverkehr ist für viele Dortmunder*innen ein        Das Tempo des Radwegebaus und der Radver-            Die Trassenführung erfolgt so, dass möglichst       Radverkehrs (Straßen mit hohem Geschäfts- und
     Hinderungsgrund dafür, das Fahrrad (häufiger)        kehrsförderung in Dortmund muss zum Erreichen        geringe Berührungen mit stärker vom Kfz-Verkehr     Arbeitsplatzbesatz, Dienstleistungseinrichtungen
     im Alltag zu benutzen. Dieses subjektive Sicher-     des Ziels einer Verdopplung des Radverkehrs-         belasteten Straßen erfolgen. Für Dortmund heißt     und hohem Wohnanteil). Es gliedert sich eben-
     heitsempfinden muss verbessert werden, um            anteils bis 2030 erheblich gesteigert werden.        das, dass sie überwiegend durch Tempo-30-Zonen      falls in radiale und tangentiale Verbindungen.
     mehr Menschen für das Radfahren zu gewinnen.         Die deutlichen Defizite am Radverkehrsnetz, an       führen werden. Die Routen sollen möglichst um-      Eine hohe Geschwindigkeit – auch durch eine
     Zugleich ist auch ein deutlicher Rückgang der        Knotenpunkten und dem Fahrradparken bremsen          wegfrei und in gleicher Charakteristik ausgeführt   konsequente Trennung vom Fußverkehr inner-
     Unfälle mit Radfahrenden erforderlich.               die positive Entwicklung in Dortmund noch aus.       werden, mit hohem Wiedererkennungswert für          orts – und möglichst geringe Umwege stehen im
                                                          Folglich sind vor allem im bestehenden Radver-       die Nutzenden. Sie sind künftig die wichtigsten     Focus. In das Hauptroutennetz integriert sind der
     Ziel ist es hier gemäß der sogenannten „Vision       kehrsnetz große Investitionen erforderlich, die      Verbindungen zwischen den Stadtteilen und           Radschnellweg RS1 als zentrale Ost-West-Achse
     Zero“ tödliche Radverkehrsunfälle bis 2030 zu        durch qualifiziertes Personal geplant und um-        knüpfen an die regionalen Radrouten zu den          sowie die Regionalen Radhauptverbindungen des
     vermeiden. Die Anzahl der getöteten Radfah-          gesetzt und durch eine leistungsfähige Organisa-     Nachbargemeinden an. Die Velorouten ersetzen        RVR als Anschlüsse in die Nachbarstädte.
     renden soll auf Null reduziert werden. Die Zahl      tionsform gesteuert werden.                          jedoch nicht hochwertige Radverkehrsanlagen an
     der Verletzten soll um mindestens 40 % gesenkt                                                            Hauptverkehrsstraßen.
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     Alltagsnetz - Nebenrouten                           Unterschreitungen der Regelmaße der ERA sind
     Zur Ergänzung des Velo- und Hauptroutennetzes       nur in einzeln begründeten Ausnahmefällen zu-
     beinhalten die Nebenrouten Verbindungen inner-      lässig. Unterschreitungen der Mindestmaße der
     halb der Stadtbezirke und schaffen eine feinma-     ERA sollen nur dann angewendet werden, wenn
     schigere Erschließung, um alle definierten Ziele    kurze Abschnitte be­troffen sind und alle anderen
     erreichen zu können.                                Möglichkeiten wie eine Senkung der zulässigen
                                                         Höchstgeschwindig­keit des Kfz-Verkehrs, der
     Freizeitnetz                                        Wegfall von Parkplätzen oder Fahrstreifen, das
     Das Freizeitnetz dient überwiegend der Freizeit     Ausweisen von Umweltspu­ren (Bus + Fahrrad)
     und Erholung auf dem Fahrrad. Es orientiert sich    usw. abgewogen oder bereits ausgeschöpft
     im Wesentlichen an bestehenden Grünzügen und        worden sind. Die Erweiterung von Radverkehrs-
     Verbindungen und stellt die Erholungsfunktion       anlagen darf nicht zulasten der Barrierefreiheit
     in den Vordergrund. Gemeinsame Wege mit dem         gehen. Für angrenzende Fußverkehrs­anlagen
     Fußverkehr, landschaftlich schönere Routen und      gelten die in den Empfehlungen für Fußverkehrs-
     ein höherer Umwegefaktor kennzeichnen das           anlagen (EFA) geforderten Regelmaße. Im Velo-
     Freizeitnetz. Gleichzeitig steht es auch Radfahr-   und Hauptroutennetz wird innerorts eine konse-
     enden im Alltag zur Verfügung, um Routen zu ver-    quente Trennung zwischen Rad- und Fußverkehr
     meiden, die stark vom Kfz-Verkehr belastet sind.    angestrebt. Baulich sind vorrangig bituminöse
     Das Freizeitnetz basiert auf dem radialkonzentri-   Oberflächen für alle Radverkehrsanlagen vorzuse-
     schen Freiraummodell, welches die räumliche An-     hen, da sie den höchsten Komfort und das beste
     ordnung von Freiraum- und Siedlungsstrukturen       Sicherheitsniveau bieten.
     Dortmunds beschreibt. Das Freizeitnetz erschließt
     und vernetzt – ausgehend von den Velorouten         Auf Velorouten wird eine verfügbare Breite von
     und dem Alltagsnetz – die Grünbereiche der          4,60 m angestrebt (Begegnung Pkw/zwei neben-
     Stadt. Die Verknüpfungen zwischen den Netz-         einanderfahrende Fahrräder) zzgl. der erforder-
     typen sind sichergestellt und geben den Nutzen-     lichen Sicherheitsabstände zu parkenden Fahrzeu-
     den die Möglichkeit, die Route flexibel und nach    gen. 4,00 m sollten nicht unterschritten werden.
     eigenen Bedürfnissen zu wählen.                     Aber auch diese Querschnittsmaße gelten nicht
                                                         absolut. Situationsangepasste Lösungen bleiben
     Qualitätsstandards                                  möglich. Im Vordergrund steht die Verwirklichung
     Das grundlegende Qualitätsziel für die Radver-      durchgehender Verbindungen.
     kehrsinfrastruktur der Fahrradstadt Dortmund
     2030 ist ein zusammenhängendes Netz ohne            Radwege oder Markierungslösungen sind überall
     Lücken und signifikante Schwachstellen. Das Netz    dort zu bauen bzw. zu markieren, wo es die Men-
     kann Tag und Nacht unter allen Wetterbedingun-      ge und die Geschwindigkeit des motorisierten
     gen sicher und komfortabel genutzt werden. Alle     Verkehrs nach den Vorgaben der ERA erforderlich
     neuen und zu erneuernden Radverkehrsanlagen         machen oder eine besondere Qualität für den
     werden nach dem Stand der Technik geplant und       Radverkehr erreicht werden soll. Im großen Netz
     gebaut, der in den jeweils aktuellen „Empfehlun-    der Tempo-30-Zonen sind keine gesonderten Rad­
     gen für Radverkehrsanlagen“ (ERA) festgelegt        verkehrsanlagen erforderlich, ausgenommen auf
     ist. Bestandsradwege, die nicht dem Stand der       den Strecken des künftigen Veloroutennetzes. Es
     Technik entsprechen, werden sukzessive und über     sind aber Veränderungen nötig, um für Radfahre-
     2030 hinaus, ertüchtigt. Für Hauptrouten gelten     nde attraktiv zu sein (z. B. Entfernen der Kanten
     die höheren Dortmunder Vorgaben gemäß der           zur Aufpflasterung an Kreuzungsbereichen, Halte-
     Ratsvorlage „Fahrradstadt Dortmund“ (Druck-         verbote) und für den MIV unattraktiv zu sein
     sache Nr.: 15619-19). Dies bedeutet explizit        (z. B. Diagonalsperren von Straßen, um Durch-
     auch die Neuaufteilung des Straßenraums,            gangsverkehr zu unterbinden). Neben den ge-
     wenn bestehende Bestandsquerschnitte nicht          nannten Grundsätzen werden folgende Regelun-
     für regelgerechte Radverkehrsanlagen ausrei-        gen für die unterschiedlichen Hierarchiestufen
     chen – jedoch nicht zu Lasten des Fußverkehrs.      festgelegt:
U rf - Radverkehrsstrategie Teilkonzept Radverkehr und Verkehrssicherheit Masterplan Mobilität Dortmund 2030 - Nordstadtblogger
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Maßnahmenprogramm: Radiale Velorouten

Die Stadt Dortmund beabsichtigt, in den                 ßen geführt. Auf diesen Strecken erhalten
nächsten 10 Jahren vorrangig 9 Velorouten,              Radfahrende Vorrang, die Rechts-vor-
je eine pro Außenstadtbezirk (Mengede                   Links-Regelung wird hier aufgehoben. Eine
wird durch Verlängerung der Huckarder                   flächige und durchgehende Roteinfärbung
Route angebunden), als Hauptverbindung                  erhöht die Aufmerksamkeit und steigert die
zwischen den Nebenzentren und der City zu               Verkehrssicherheit. Die Bevorrechtigung an
realisieren. Die Velorouten werden über-                Einmündungen ermöglicht ein durchgängig
wiegend durch Straßen des Nebennetzes                   zügiges Befahren.
(Tempo-30-Zonen) in Form von Fahrradstra-

Velorouten bieten innerorts schnelle und sichere        Maßgabe sind die im Regionalen Radverkehrs-
Verbindungen über größere Entfernungen. Sie             netz für die Metropole Ruhr definierten Standards
führen überwiegend durch verkehrsarme Straßen           für Radhauptverbindungen. Je nach örtlicher
und ermöglichen in der Regel das Nebeneinan-            Gegebenheit erfolgt eine Weiterentwicklung ins-
derfahren und auch Begegnen von zwei Radfah-            besondere auf den innerörtlichen Verbindungen
renden. Durch die flächige Rotmarkierung sind sie       zugunsten der Radfahrenden. Die Radhauptrou-
eindeutig als Vorrangstrecken für den Radverkehr        ten werden für große Radverkehrsmengen mit
erkennbar. An Knotenpunkten erhält die Veloroute        einem möglichst hohen Tempo ausgelegt. Deswe-
Vorrang. Eine hohe Überwachungsintensität stellt        gen sind grundsätzlich breitere Radwege vorgese-
sicher, dass die Fahrgassen frei bleiben. Der Win-      hen. Auch Führungsformen, die in Dortmund erst
terdienst erfolgt prioritär. In einer 1. Stufe werden   wenig oder noch gar nicht vorhanden sind
9 radiale Hauptverbindungen (City-Außenstadt-           z. B. Umweltverbundspur oder geschützter Rad-
bezirke) geschaffen. Im Weiteren werden die ra-         weg, sollen - wo es sinnvoll ist - getestet werden.
dialen Routen verdichtet, um tangentiale Routen         An untergeordneten Knotenpunkten sind Rad-
ergänzt und so zu einem Netz weiterentwickelt.          hauptverbindungen vorrangig zu führen und an
                                                        großen Knotenpunkten sollen, wie im Programm
Der Radschnellweg RS1 stellt die oberste Hie-           Radverkehrsbeschleunigung an 43 Lichtsignalan-
rarchiestufe des Alltagsnetzes in Dortmund dar.         lagen (2020-2024) bereits begonnen, beschleu-
Als Verbindung, die für den schnellen Radverkehr        nigende Signalisierungen für den Radverkehr
vorgesehen wird, hat er einen besonders hohen           vorgesehen werden.
Ausbaustandard, der in der Regel aus einem
 4,00 m breiten asphaltierten Zweirichtungsrad-         Um diese wichtigen Routen im öffentlichen Raum
weg und einem dazugehörigen Fußweg                      sichtbar zu machen und die Nutzung auch bei
(≥ 2,50 m) besteht. Für den Radschnellweg wird          Dunkelheit zu vereinfachen, sollen die Wege mit
eine weitgehend kreuzungsfreie Trassierung              einer reflektierenden Seitenrandmarkierung ver-
angestrebt, um Wartezeiten an Kreuzungen und            sehen und in das bestehende Wegweisungssys-
Knoten zu vermeiden. In engeren Innerortslagen          tem integriert werden. Eine Wiedererkennbarkeit
sind abweichende Führungsformen möglich,                kann z. B. über ein eigenes Logo oder farbliche
welche die örtlichen Gegebenheiten berücksich-          Akzente der Schilderpfosten gewährleistet wer-
tigen aber dennoch ein qualitativ hochwertiges          den.
Angebot bereitstellen. Die notwendigen Breiten
und Markierungen werden aus den Vorgaben des            Hauptrouten werden im Rahmen von Groß-
Landes NRW übernommen und angewendet.                   veranstaltungen möglichst freigehalten oder
                                                        umgeleitet. Auch im Zuge von Baustellen wird
Hauptrouten haben als wichtige Verbindungen             eine Benachteiligung für den Kfz-Verkehr einer
innerorts und in die Nachbarstädte einen erhöh-         Benachteiligung für den Radverkehr vorgezogen.
ten Ausbaustandard, der über jenem der Empfeh-
lungen für Radverkehrsanlagen liegen sollte.            Der Winterdienst wird satzungsgemäß auf allen
                                                        Hauptrouten kontinuierlich durch die Stadt Dort-
20                                                                                                                                                                                                                        21

     Maßnahmenprogramm: Anlassbezogener Umbau von Hauptverkehrsstraßen                                          4.2 Radfahren in Dortmund sicherer machen
     Ein fahrradgerechter Umbau von Hauptver-               kehrsanlagen mit erstellt werden können.
     kehrsstraßen ist kostspielig und langwierig.           Die zu realisierenden Baustandards leiten
     Die Erstellung zeitgemäßer Radverkehrs-                sich aus der Netzbedeutung der Streckenab-          Immer mehr Menschen in Dortmund fahren im            und die Regelmaße der ERA für Radverkehrsan­
     anlagen erfolgt hier i.d.R. anlassbezogen.             schnitte entsprechend dem Zielnetzplan ab.          Alltag und in der Freizeit Fahrrad. Als Folge ist    lagen so weit wie möglich umzusetzen, um eine
     D.h., dass bei anstehenden Umbaumaß-                   Diese angemessenen Radverkehrsanlagen               eine Steigerung der Zahlen von verunfallten          weitestgehend sichere Radverkehrsinfrastruktur
     nahmen wie Kanalbauarbeiten, grundhaften               sind auch dann umzusetzen, wenn dadurch             Radfahrenden zu befürchten und in den ver-           zu bauen. Radwege und Markierungslösungen
     Erneuerungen, Leitungsverlegungen und                  Mehrkosten für die Umbaumaßnahme ins-               gangenen Jahren auch eingetreten. Diese Unfälle      müssen ausreichend breit sein, die empfohlenen
     Deckensanierungen jeweils zu prüfen ist, ob            gesamt entstehen.                                   haben häufig schwere oder in einigen Fällen auch     Sicherheitsabstände einhalten und Ausweich-
     und in welcher Form angemessene Radver-                                                                    tödliche Verletzungen zur Folge. Eine höhere Ge-     raum bei Fehlern aller Verkehrsteilnehmenden
                                                                                                                schwindigkeit im Radverkehr durch mehr Pedelecs      lassen. Ausreichende Abstände zu fahrenden und
                                                                                                                und eine stärkere Nutzung der Radverkehrsinfra-      parkenden Fahrzeugen und zu Fuß Gehenden,
                                                                                                                struktur durch elektrisch angetriebene Kleinst-      Radwege frei von Hindernissen und Einbauten
                                                                                                                verkehrsmittel können die Unfallgefahr ebenfalls     und barrierefreie, hochwertige Oberflächen sind
     mund sichergestellt und nicht den Anwohnenden          Qualitätsstandards für das                          erhöhen. Im Gegensatz zu Autos, bei denen            bauliche Voraussetzungen für die Sicherheit des
     überlassen. Die Räumung der Hauptrouten soll           Freizeitroutennetz                                  Knautschzonen, Airbags und andere technische         Radverkehrs. Dort, wo der Radverkehr und der
     vor der Räumung der Fahrbahn erfolgen (Kopen-          Für das Freizeitroutennetz wird kein verbind-       Einrichtungen Unfallfolgen abmildern, ist eine       Kfz-Verkehr gemeinsam die Fahrbahn nutzen,
     hagener Modell). Die dafür finanziell notwen-          licher Ausbaustandard festgelegt, da die Wege       Verbesserung des passiven Schutzes von Radfah-       sind - im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten -
     digen Mittel sind im städtischen Haushalt zur          sehr unterschiedlicher Ausprägung sind und die      renden schwierig. Aus diesem Grund gilt es ge-       die Geschwindigkeitsdifferenzen durch geeignete
     Verfügung zu stellen. Die Pflege der Hauptrouten       Nutzungsintensität durch den Fuß- und Radver-       eignete Maßnahmen auf Straßen und Wegen, an          Tempolimits und eine geschwindigkeitsdämpfen-
     erfolgt in engen Intervallen, um Laub, Scherben        kehr stark variiert. Auch müssen im Grünbereich     Kraftfahrzeugen (gefährlichste Unfallgegner) und     de Gestaltung des Straßenraums zu verringern.
     und andere gefährliche Verunreinigungen sicher         ökologische und landschaftsplanerische Belange      in der gesamten Verkehrssicherheitsarbeit zu er-
     zu entfernen. Gemeldete Verschmutzungen z. B.          stärker berücksichtigt werden, sodass bei den       greifen, um einen Anstieg der Radverkehrsunfälle     Gute Übersichtlichkeit und verständliche
     über den Mängelmelder sollen werktags mög­             Freizeitverbindungen eine stärkere Abwägung         zu verhindern. Ziel ist der deutliche Rückgang der   Radverkehrsführungen schaffen
     lichst in einer 24h-Frist entfernt werden. Personel-   notwendig ist.                                      Unfall- und Verletztenzahlen in der Perspektive      Eine gute Übersichtlichkeit des Straßenraums
     le und finanzielle Ressourcen sind für Pflege und                                                          „Vision Zero“ (Null-Unfalltote und null Schwer-      schafft Sicherheit, weil die Verkehrsteilnehmen-
     Unterhalt zu steigern.                                 Für stark genutzte Freizeitwege sollen dennoch      verletzte). Im Fokus stehen dabei Kreuzungs-         den einander sehen und reagieren können. Dazu
                                                            bituminöse Oberflächen und ausreichende Breiten     punkte, an denen statistisch die meisten Unfälle     sollen besonders Knotenpunkte, Einmündungen
     Nebenrouten sollen über einen Ausbaustandard           für den Fuß- und Radverkehr vorgesehen werden,      geschehen.                                           und Einfahrten großzügig von Werbetafeln, ge-
     gemäß den Regelmaßen der ERA verfügen. Bei             wie es z. B. in vielen Parks oder innenstadtna-                                                          parkten Kfz und Begrünung und Werbemitteln
     besonderen Anforderungen oder einem besonders          hen Erholungsgebieten heute schon der Fall ist.     Die sogenannte objektive, in Unfallstatistiken       freigehalten werden.
     hohem Radverkehrsaufkommen können auch ab-             Besonders bei Wegen mit Verknüpfungsfunktion,       messbare, Sicherheit wird durch die subjektive,
     weichend höhere Qualitäten umgesetzt werden.           ist der Ausbau auf einem hohen Niveau (wie Rad-     also empfundene, Sicherheit der Verkehrsteilneh-     Sichere Knotenpunkte und
     Die Beschilderung über das NRW-Radroutennetz           hauptrouten) erforderlich. Ein flächenhafter Aus-   menden ergänzt. Die empfundene Sicherheit ist        Kreuzungsbereiche bauen
     ist obligatorisch vorzusehen.                          bau der derzeit bruchstückhaften Knotenpunkt-       in Dortmund sehr schlecht, wie die Dortmunder        Knotenpunkte und alle Bereiche, an denen Ver-
                                                            wegweisung des Freizeitnetzes ist vorzusehen.       Haushaltsbefragung 2019 und der ADFC-Radkli-         kehre sich kreuzen (z. B. auch Einmündungen und
                                                                                                                matest 2020 zeigen. Das schlechte Sicherheits-       Ausfahrten), haben ein deutlich höheres Konflikt-
                                                                                                                empfinden führt dazu, dass das Fahrrad außer         risiko und damit eine höhere Unfallwahrschein-
                                                                                                                von einer überzeugten Minderheit nicht oder          lichkeit als Streckenabschnitte. Als Standards für
                                                                                                                nur selten genutzt wird. Die Verbesserung des        die Gestaltung von Knotenpunkten ist der Stand
                                                                                                                subjektiven Sicherheitsgefühls ist eine zentrale     der Technik (ERA, RilSA etc.) zu übernehmen.
                                                                                                                Stellschraube zur Erhöhung des Radverkehrs.          Oberstes Ziel für die Gestaltung der Knoten-
                                                                                                                                                                     punkte ist die Kombination von Schnelligkeit
                                                                                                                Sichere und fehlerverzeihende Radverkehrs-           und Sicherheit für den Radverkehr, auch wenn
                                                                                                                infrastruktur bauen                                  sich dieses negativ auf die Leistungsfähigkeit
                                                                                                                Die Stadt Dortmund verpflichtet sich, auf die        und Rückstauungen im Kfz-Verkehr auswirkt. Am
                                                                                                                Kombination von Mindestmaßen zu verzichten           wichtigsten sind dazu gute Sichtbeziehungen
22                                                                                                                                                                                                                      23

                                                                                                              Radverkehr zu beschleunigen. Anforderungsam-        Sensibilisierung von Rücksichtnahme und Vorsicht
     Maßnahmenprogramm: Haltegriffe und Fußrasten                                                             peln werden vermieden.                              unter den Verkehrsteilnehmenden, sind Schwer-
                                                                                                                                                                  punkte bei bekannten Problemfällen zu setzen.
     Zur kurzfristigen Komfortsteigerung soll die         Ampelmast) unter Berücksichtigung der               Schon heute ist Standard, dass Radwege an Ein-      Bei Kfz-Fahrenden sind dies z. B. das Freihalten
     Anbringung von langen Haltegriffen und               Barrierefreiheit für mehrere Radfahrende an         fahrten grundsätzlich nicht abgesenkt werden,       von Radwegen von ordnungswidrig geparkten
     Fußrasten an geeigneten Stellen (nicht am            Ampeln vorgesehen werden.                           um den Vorrang des Radverkehrs zu betonen           Fahrzeugen, die Aufklärung über die Wichtig-
                                                                                                              und den Komfort für Radfahrende zu erhöhen.         keit und die Kontrolle des Schulterblicks oder
     Abbildung 12: Haltegriffe und Fußrasten in Münster                                                       Bei besonderen Anforderungen (Einfahrten mit        angemessene Überholabstände. Auf Seiten der
                                                                                                              viel Schwerlastverkehr etc.) wird der Radweg        Radfahrenden sind schwerpunktmäßig z. B. das
                                                                                                              mit komfortablen Rampenwinkel frühzeitig auf        Rechtsfahrgebot (Geisterradler), das Fahren unter
                                                                                                              das Fahrbahnniveau abgesenkt und die Furt rot       Betäubungsmitteleinfluss, die ordnungswidrige
                                                                                                              markiert, um Sicherheit und ein hohes Tempo         Benutzung von Gehwegen und der verkehrssiche-
                                                                                                              zu garantieren. An Knotenpunkten mit unter-         re Zustand von Fahrrädern stärker zu kommuni-
                                                                                                              geordneten Straßen und Einmündungen sind wo         zieren und kontrollieren.
                                                                                                              möglich Aufpflasterungen umzusetzen, um den
                                                                                                              Vorrang des Radverkehrs zu verdeutlichen. Dies      Empfundene Sicherheit erhöhen
                                                                                                              gilt besonders bei Zweirichtungsradwegen und in     Die Ansätze zur Senkung der Unfallzahlen
                                                                                                              Fahrradstraßen. Die Anforderungen der Straßen-      tragen zu einer Verbesserung der empfundenen
                                                                                                              verkehrsordnung sind dabei zu berücksichtigen.      Sicherheit bei. Besonders hervorzuheben sind
                                                                                                                                                                  großzügigere Radwege und Markierungen, die
                                                                                                              Sichere Fahrzeuge einsetzen                         mehr Abstand zum Kfz-Verkehr bieten, bessere
                                                                                                              Sehen und gesehen werden – das ist von ent-         Knotenpunkte und Einmündungen und ein gerin-
                                                                                                              scheidender Bedeutung für die Verkehrssicherheit.   geres Geschwindigkeitsniveau des Kfz-Verkehrs.
                                                                                                              Obwohl hiermit vor allem die Gestaltung der         Eine grundsätzliche Trennung vom Kfz-Verkehr
                                                                                                              Verkehrsinfrastruktur gemeint ist, müssen auch      trägt ebenfalls stark zum Sicherheitsgefühl bei.
                                                                                                              die Fahrzeuge ihren Teil dazu beitragen und ver-    Sie ist je­doch nicht immer umsetzbar und z. B. im
                                                                                                              kehrssicher sein. Die Straßenverkehrszulassungs-    Nebenstraßennetz in Tempo-30-Zonen nicht vor-
                                                                                                              ordnung (StVZO) gibt vor, mit welcher Ausrüstung    gesehen. Erfolgversprechende Ansätze, wie sie in
                                                                                                              ein Fahrrad verkehrssicher ist (Klingel, Bremsen,   Kopenhagen umgesetzt worden sind, liegen
                                                                                                              Beleuchtung und Reflektoren). Um allen Radfah-      z. B. in der Führung des Radverkehrs auf attrak-
     Quelle: Planersocietät 2020                                                                              renden die Möglichkeit zu geben, ihr Fahrrad ver-   tiven Grünachsen oder Fahrradstraßen, die nicht
                                                                                                              kehrssicher zu halten, werden regelmäßige Licht-    von Kfz befahren werden dürfen. Durch den
                                                                                                              Checks angeboten. Ergänzend stehen öffentlich       Umbau von gefährlichen Engstellen und die bau-
     zwischen den Verkehrsteilnehmenden. Radfah-          Radverkehr im Vorfeld des Knotens mittels einer     zugängliche Repair Cafés zur Verfügung, in denen    liche Entschärfung von Konfliktpunkten, an denen
     rende sind im Sichtbereich des Fahrzeugverkehrs      Schleuse oder Weiche vom Rechtsabbiegestrom         die Fahrräder unter Beratung selbstständig repa-    es häufig zu Beinahe-Unfällen kommt, können
     zu führen und Kreuzungsbereiche in der Regel         getrennt wird. Falls keine Trennung möglich ist,    riert werden können. Eine gezielte Radfahraus-      bestehende Radverkehrsverbindungen auch mit
     weiträumig und ausnahmslos von Sichtbehin-           soll der Radverkehr mittels Grünvorlauf, vorgezo-   bildung, z. B. für potenzielle neue Radfahrenden    relativ kleinem, punktuellem Aufwand deutlich
     derungen freizuhalten. Eine übersichtliche und       gener Haltelinien und Aufstellbereiche vor dem      aus fahrradfernen Milieus, stellt eine wichtige     sicherer erscheinen.
     intuitive Führung des Radverkehrs an Knoten-         Kfz-Verkehr anfahren können. Für ein sicheres       Ergänzung in diesem Handlungsfeld dar.
     punkten erleichtert den Radfahrenden und             und einfaches Linksabbiegen mit dem Fahrrad                                                             Auch beim Verhalten der Verkehrsteilnehmenden
     anderen Verkehrsteilnehmenden die Orientierung,      sind möglichst an allen signalisierten Knoten-      Rücksichtsvolles Miteinander                        ist anzusetzen. Durch einen verstärkten Einsatz
     verhindert eine Überforderung und verbessert         punkten mit Radinfrastruktur Aufstellflächen zum    und Verkehrsverhalten stärken                       und eine personelle Aufstockung der Fahrradstaf-
     so die Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme der         indirekten Linksabbiegen vorzusehen. Das direkte    Das Verhalten von Radfahrenden und anderen          fel der Polizei ist ein verbessertes Sicherheitsge-
     Verkehrsteilnehmenden untereinander.                 Linksabbiegen zusammen mit dem Kfz-Verkehr ist      Verkehrsteilnehmenden beeinflusst das Unfallge-     fühl und ein Kontakt auf Augenhöhe möglich. Die
                                                          für sichere Radfahrende auch weiterhin möglich      schehen. Da Dortmund eine weniger ausgeprägte       polizeiliche Arbeit an bekannten Konfliktstellen
     Die Signalisierung ist nach Möglichkeit so zu        und sollte bei der Planung der LSA bei den Um-      Fahrradkultur als z. B. das Münsterland hat, sind   und die Sanktionierung gefährlicher Verhaltens-
     gestalten, dass Kfz-Rechtsabbiegerströme und         laufzeiten weiterhin Berücksichtigung finden. Wo    Maßnahmen zur Prävention (Kampagnen etc.)           weisen aller Verkehrsteilnehmenden erhöht das
     geradeausfahrender Radverkehr entweder zeitlich      es baulich möglich ist, sind Rechtsabbiegepfeile    und Repression (Kontrolle und Ahndung) für den      Vertrauen und das Sicherheitsgefühl der Rad-
     getrennte Freigabezeiten erhalten oder der           für Radfahrende an Ampeln vorzusehen, um den        Schutz von Radfahrenden erforderlich. Neben der     fahrenden. Über Rücksichts- und Verhaltens-
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