Interkulturelle Momente in der Biographie und der Kontext des DFJW.
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Stand Dezember 2007 Gabriele Weigand, Barbara Friebertshäuser und Gerald Schlemminger (Deutsch- land) Remi Hess, Jean-Louis Le Grand, Kareen Illiade (Frankreich) Interkulturelle Momente in der Biographie und der Kontext des DFJW. Projektskizze, Projektplanung und Adressenliste. Kontext und Zielsetzung des Projekts Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) gehört seit Jahrzehnten zu den führenden internationalen Organisationen im Bereich des Jugendaustauschs. Seit seiner Gründung im Jahre 1963 durch den französischen Präsidenten Charles de Gaulle und den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer fördert es jährlich etwa 7000 Austausch- und Begeg- nungsprogramme. Damit ermöglichte es bisher fast siebeneinhalb Millionen Jugendlichen, interkulturelle, binationale und internationale Erfahrungen im eigenen und fremden Land zu sammeln. Das Ziel der Begegnungen besteht darin, Mitglieder unterschiedlicher Kulturen zusammen- zuführen und ihnen ein Zusammenleben auf Zeit zu ermöglichen. Die Begegnungen finden in verschiedenen Bereichen und Kontexten statt: So gibt es Austauschbegegnungen im Rah- men von allgemein bildenden und beruflichen Schulen, Universitäten und Fachhochschulen, im Rahmen der außerschulischen Jugendarbeit, im Bereich der Lehrlingsausbildung, auf der Ebene von berufsständischen Organisationen, Gewerkschaften und Unternehmen, zwischen Sportverbänden, Kultureinrichtungen, Vereinen und Verbänden der Jugendarbeit sowie Be- gegnungen im Bereich der Gemeinde- und Städtepartnerschaften. Bislang liegen noch keine systematischen empirischen Untersuchungen über die biographi- schen Wirkungen dieser Austausch- und Begegnungsprogramme vor. So bleibt zu fragen, welche biographischen Spuren interkulturelle Momente bei den Beteiligten hinterlassen und welchen Beitrag sie zur interkulturellen Bildung leisten. Welche biographischen Hintergründe spielen bei den TeilnehmerInnen eine Rolle und welche „biographischen Spuren“ hinterlässt die Teilnahme und Mitwirkung an Programmen des DFJW? Dabei soll auch der weitere in- ternationale Kontext mit in den Blick genommen werden, da auch trinationale Programme im Rahmen des DFJW durchgeführt werden. Da angenommen werden kann, dass auch über das eigene Leben hinausgehende interkultu- relle Erfahrungen in Familien Einfluss auf die jeweiligen Biographien nehmen können, soll der Untersuchungsrahmen möglichst weit gefasst werden, um bspw. die Kriegserfahrungen der Eltern- oder Großelterngeneration einzubeziehen. Zur Stichprobenauswahl Das Projekt zielt darauf, die Biographien exemplarisch ausgewählter Personen zu analysie- ren, um den Interkulturellen Momenten und ihren kurz- und langfristigen Wirkungen nachzu- spüren. Die Auswahl der Befragten wird durch die Methode des „theoretical sampling“ im Kontext der Grounded Theory (Glaser/Strauss 1967) gesteuert. Dabei sollen zeithistorische Kontexte berücksichtigt werden, die den Erfahrungsraum der Befragten geprägt haben und Generationenlagen bedingen könnten (Erfahrungen mit dem Zweiten Weltkrieg, Nachkriegs- generation, 68er Generation, Europäische Generation,…). Im Idealfall könnten Einflüsse der sozialen und familialen Herkunft dadurch konstant gehalten werden, dass verschiedene Mit- glieder einer Familie oder Angehörige unterschiedlicher Generationen zu befragen gesucht 1
werden. Wir gehen zudem davon aus, dass die Geschlechtszugehörigkeit ebenfalls einen Einfluss auf die Erfahrungsmöglichkeiten und biographischen Erfahrungen ausüben wird. Die Auswahl der untersuchten Personen soll nach folgenden Kriterien erfolgen: - Alter (angestrebt wird eine Befragung von Menschen aus allen Alterstufen) - Geschlecht (gleiche Anzahl weiblicher und männlicher Personen) - Gleiche Anzahl von Personen in Frankreich und Deutschland - Teilnahme an unterschiedlichen Begegnungen und Programmen des DFJW - Unterschiedliche Personengruppen: Animateure, Ausbilder, ForscherInnen oder Teil- nehmer und Teilnehmerinnen an Programmen des DFJW - Erfahrungen im interkulturellen, insbesondere deutsch-französischen Kontext - „Die Kinder von Ligoure“ – Aufwachsen im deutsch-französischen Dialog (unter Lei- tung von Kareen Illiade) Methodisches Vorgehen: Biographische Methode und Interviewschulung Die biographische Methode (Interviews; Erhebung von Lebensgeschichten) erscheint als ein geeignetes Mittel, das Interkulturelle als anthropologisch-historisch-gesellschaftliches, sozia- les und biographisches Phänomen zu verstehen und zu erforschen. Begründung: 1. Die biographische Methode ist ein exzellentes Mittel, um junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Forschungs- und Evaluierungsarbeit im DFJW, aber auch für eigene Forschungsarbeiten heranzubilden. Sie werden unter Mitwirkung der gesam- ten Forschendengruppe ausgehend von exemplarisch erzählten Biographien theore- tisch und praktisch gezielt in dieser Methode geschult und durch das Projekt qualifi- ziert. 2. Mit Hilfe der biographischen Methode lassen sich Lebensläufe von Personen unter- schiedlichen Alters aus verschiedenen gesellschaftlichen, privaten und beruflichen Be- reichen erheben. Insbesondere die älteren unter ihnen können durch das Erzählen ih- rer eigenen Geschichte Zeugnis davon ablegen, wie ihre Generation zu dem Prozess der Annäherung, Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen den beiden - jahrhunder- te lang verfeindeten - Ländern Deutschland und Frankreich beigetragen hat. Jüngere Personen können ihren Zugang zur Geschichte anhand ihrer biographischen Erfahrun- gen und Familiengeschichte schildern. Geschichte lässt sich auf diese Weise als ein gelebtes Kontinuum begreifen. Interviewschulung: Für die InterviewerInnen wird ein allgemeiner Rahmen (Methoden-Manual) entwickelt, in dem die Standards definiert und während der Forschung fortlaufend für alle Beteiligten ge- meinsam spezifiziert werden: - Erzählaufforderungen plus Nachfrageteil (Präzisierung der gewünschten Themen und Gegenstände) - Bestimmung der Fragesettings (Orte und Räume der Begegnung, „Zwischenwelten“, institutionelle Kontexte, methodische Varianten der Aufzeichnung, usw.) - Dokumentation des methodischen Vorgehens (Postskriptum) - Anonymisierung 2
- Transkriptionsregeln - … Für die Erzählaufforderungen sind folgende Möglichkeiten denkbar: - Erfahrungen mit interkulturellen Begegnungen - Verknüpfung des DFJW mit der Lebensgeschichte der jeweiligen Person - Verhältnis zum Interkulturellen - Erfahrungen im interkulturellen Dialog und mit dem Scheitern - (Fremd-)Sprachliche Herausforderungen und Impulse Diskutiert wurde die Frage, ob die Lebensgeschichten auf das „Interkulturelle“ und/oder „Sprachliche“ fokussiert oder breit angelegt sein sollen. Die Überlegungen gingen dahin, die Erzählanlässe eher breit vorzugeben, da interkulturelles Erleben und Erfahren an vielen Stellen einer Biographie angesiedelt sein kann (etwa beim Großvater, der am 1. Weltkrieg teilnahm). Eine besondere Begründung für die Beantragung von Geldern bei der DFG könnte darin lie- gen, dass in dem Projekt auch Biographien von Zeitzeugen aus dem 2. Weltkrieg, der unmit- telbaren Nachkriegszeit und aus den Anfängen der DFJW-Programme erhoben werden. Die Transkriptionen des Materials können für weitere Forschungen ausgewertet, aufbewahrt und/oder zur Verfügung gestellt werden. Folgende Varianten der Aufzeichnung wurden angedacht: - direktes Transkribieren der Interviews (Laptop) - Aufnahmen und Markieren zentraler Passagen - Aufnahmen und vollständige Transkriptionen Institutionelle Rahmenbedingungen (DFJW) Das Projektteam setzt sich aus WissenschaftlerInnen aus Deutschland und Frankreich zu- sammen. - Forschungsteam: 3 deutsche, 3 französische WissenschaftlerInnen - 10 deutsche und 10 französische InterviewerInnen Die Studierenden/DoktorandInnen sind eingebunden in das Programm und bekommen Rei- se- und Aufenthaltskosten erstattet. Ausbildung der InterviewerInnen Zur Erhebung der Lebensgeschichten sollen 10 deutsche und 10 französische Studieren- de/Doktoranden eine spezifische Schulung erhalten. Diese wird Ende Februar 2008 in Paris stattfinden. Geplant ist eine Schulung am „Modell“. Das heißt, es werden zwei bis drei Personen (z. B. Ewald, Brass, Nicole Gabriel, Gerald Schlemminger, Christoph Wulf) eingeladen, deren Biographien in Anwesenheit der jungen ForscherInnen erhoben werden. 3
Ein Manual zur Feldforschung (z.B. zum Führen eines Forschungstagebuches) und zur In- terviewführung wird erstellt und fortgeschrieben, darin wird auch die Erzählaufforderung for- muliert sowie die vertiefenden Leitfragen. Einheitliche Transkriptionsregeln werden verabredet. Es ist geplant, die Fragestellungen aller teilnehmenden ForscherInnen und InterviewerInnen bei der Konzeption der Erhebung zu berücksichtigen. Darüber hinaus erhalten die Teilneh- merInnen die Möglichkeit, bei den Auswertungen auf den Gesamtkorpus des Materials zu- rück zu greifen, um weitergehende Fragestellungen bearbeiten zu können. Mögliche Fragesettings (noch nicht abschließend geklärt) - Gleichgeschlechtliche Befragung (Frau befragt Frau; Mann befragt Mann) - Gegengeschlechtliche Befragung (Frau befragt Mann und umgekehrt) - Gemischte Interviewpaare (deutsch und französisch) - Monolingualität / Bilingualität der Interviews - Jüngere befragen Ältere Entscheidend erscheint das unmittelbare Interesse an der Erzählung des/der Biographierten. Daher ist es notwendig, im Vorfeld die Motivationen der Interviewer/innen zu klären. Anzahl der Begegnungen - Terminplanung 2007: 2 (internationale) Begegnung: 26./27.7.2007 Treffen des deutsch-französischen Projektteams in Frankfurt 7./8.12.2007 Treffen aller deutsch-französischen Projektteams des DFJW in Paris 2008: 3 Begegnungen: Januar/Februar: 1 (nationale) Begegnung: Treffen des deutschen Projektteams in Frankfurt, des französischen Projektteams in Paris (der genaue Termin wird noch verabredet) Di. 26.2.2008 ab 14 Uhr – Sa 1.3.2008 bis 14 Uhr: Forschungs-Treffen (Interviewschulung und biographische Interviews) des deutsch-französischen Projektteams in Paris (Mai- son Internationale de la Jeunesse) März – September 2008: Biographische Erhebungen in Deutschland und Frankreich und Transkriptionen der Interviews So. 7.9.2008 bis Sa. 13.9.2008: Forschungs- und Auswertungs-Treffen des deutsch- französischen Projektteams in Frankreich (Schloss Ligoure bei Limoges). Biographische Erhebungen der „Kinder von Ligoure“ (im Anschluss an das experi- mentelle Programm des DFJW, das von 1981 bis 1995 jährlich im Sommer 10 Tage lang im Schloss Ligoure bei Limoges stattfand). 2009: 2 Begegnungen: Januar - März: Fortsetzung der biographischen Erhebungen und Auswertungen März/April: 2. Zwischenauswertung Oktober/November: 3. Zwischenauswertung/ Vorbereitung der Publikation 4
2010: 1 Begegnung: Auswertungen und Aufbereitung der Publikation Finanzierung: siehe Richtlinien des DFJW/OFAJ Antrag zur Finanzierung von Transkriptionen An die DFG (oder andere Institutionen) soll zunächst ein Antrag zur Finanzierung von Transkriptionen gestellt werden. Im weiteren Verlauf ist die Beantragung von Promotionssti- pendien vorgesehen. Als Möglichkeit ist vorgesehen, dass die InterviewerInnen eine Promo- tion über das Projekt anstreben können. Das Projektmaterial kann zu Forschungszwecken von Forschenden und Promovierenden gemeinsam genutzt werden, um auf diesem Weg eine breitere Materialbasis zur Verfügung zu haben. Auf der Basis dieser Vorarbeiten haben die Projekt-Mitwirkenden die Möglichkeit, Promotionsstipendien bei unterschiedlichen Institu- tionen zu beantragen (z.B. bei der Böckler-Stiftung und anderen Stiftungen, sie können sich dazu eventl. an der Frankfurt Graduate School (FGS) an der Goethe-Universität Frankfurt einschreiben, damit sie sich auch um die dort ausgeschriebenen Promotionsstipendien be- werben können). Anfallende Aufgaben und offene Fragen: - Rekrutierung junger Forscherinnen und Forscher für die Interviews - Erstellung eines Forschungsdesigns: Insbesondere für die Vergabe von Promotionen ist die Erstellung eines Forschungs- designs notwendig. - Vorbereitung der Interview-Schulung - Manual zur Interviewführung schreiben und übersetzen Erzählaufforderung und weitere Leitfragen formulieren Formular zur Erhebung der Sozialdaten der Befragten erstellen Vorgaben zur Erstellung eines Postskriptums entwickeln - Dokumentation des Forschungsprozesses in Forschungstagebüchern - Stichprobenauswahl - Kriterien festlegen und überprüfen - Verständigung auf zentrale Begriffe: Interkulturalität; Perspektiven auf das Interkulturelle, Sprachbiographien und Mehr- sprachigkeit - Publikationen Publikation der Zwischenberichte in Zeitschriften (z. B. Bios; Sozialer Sinn; Pratiques de formation) Frage weiterer Publikationen: eine Monographie pro Biographie oder / und ein Sammelband: Zusammenstellung ausgewählter biographischer Passagen als Abschnitte in einem Buch. - Arbeits- und Terminplanung Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW) 5
Interkulturelle Momente in der Biographie und der Kontext des DFJW. Adressenliste der am Projekt beteiligten deutschen und französischen ForscherInnen Organisation: Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW) Frau Ursula Stummeyer Forschung und Evaluation Molkenmarkt 1-3 D-10179 Berlin Tel.: +49 / (0)30-288 757-26 Fax: +49 / (0)30-288 757-88 e-Mail: Stummeyer@dfjw.org www.dfjw.org Die deutschen ForscherInnen: Prof. Dr. Barbara Friebertshäuser Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Robert-Mayer-Str. 1 (FLaT) 60054 Frankfurt am Main Tel.: +49 (0)69 - 798-28174 Sekr.: Frau Kögler, Tel.: -23536 e-Mail: B.Friebertshaeuser@em.uni-frankfurt.de Privat/privé/: Bertolt-Brecht-Str. 10 D-50374 Erftstadt Tel.: +49 (0)2235-460565 Prof. Dr. Gabriele Weigand Dienstlich/ bureau/office: Institut für Bildungswissenschaft - Allgemeine Pädagogik - Pädagogische Hochschule Karlsruhe - University of Education Bismarckstr. 10 - D-76133 Karlsruhe Tel. +49 721/9254951(Sekr.) Fax. +49 721/9254901 e-Mail: gabriele.weigand@ph-karlsruhe.de Homepage: www.gabrieleweigand.de Privat/privé/ Neue Str. 19 97299 Zell a. Main Tel.: 0049/ (0) 931 / 464166 6
Prof. Dr. Gerald Schlemminger Pädagogische Hochschule Karlsruhe Bismarckstr. 10 76133 Karlsruhe Die französischen ForscherInnen: Prof. Dr. Remi HESS 127, rue Marcadet C 75018 Paris tél. personnel : 0033-1-53280743 courriel : remihess@noos.fr Prof. Dr. Jean-Louis LE GRAND 4, passage Rochebrune 75011 PARIS tél. personnel : 01 47 00 66 32 + 06 897975 14 professionnel : 01 49 40 66 51 Sa secrétaire : Danielle Lemeunier : 01 49 40 66 50 courriel: lg@univ-paris8.fr + ufr8legrand@univ-paris8.fr Kareen ILLIADE 12 rue Henri ROL Tanguy 93210 La plaine Saint-Denis. 09.54.35.53.39, c'est un fixe mais par l'intermédiare de FREE. courriel : "nayakava" :kareenilliade@univ-paris8.fr Unter Mitwirkung von: Dr. Birte Egloff Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Fachbereich Erziehungswissenschaften Dekanat - Studienangelegenheiten Senckenberganlage 15 60054 Frankfurt Tel.: +49 (0) 69-798-28824 Fax.: +49 (0) 69-798-28760 e-Mail: b.egloff@em.uni-frankfurt.de 7
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