Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken

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Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
im Kreis Borken

Begleitbroschüre

Interkultureller Jahresplaner
Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
Inhalt
Vorwort4
Das Christentum                                         6
                Zeitrechnung im Christentum             7
                Ursprünge und Lehre des Christentums    7
                Das Christentum heute                   8
                Schriftliche Überlieferung              8
                Feiertage des Christentums              8
Der Islam                                              15
                Zeitrechnung im Islam                  16
                Ursprünge und Lehre des Islam          16
                Der Islam heute                        17
                Schriftliche Überlieferung             18
                Feiertage des Islams                   18
Das Judentum                                           23
                Zeitrechnung im Judentum               24
                Ursprünge und Lehre des Judentums      24
                Das Judentum heute                     26
                Schriftliche Überlieferung             26
                Feiertage des Judentums                26
Der Buddhismus                                         30
                Zeitrechnung im Buddhismus             31
                Ursprünge und Lehre des Buddhismus     31
                Der Buddhismus heute                   32
                Schriftliche Überlieferung             32
                Feiertage des Buddhismus               32
Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
Der Hinduismus                                         35
                 Zeitrechnung im Hinduismus            36
                 Ursprünge und Lehre des Hinduismus    36
                 Der Hinduismus heute                  38
                 Schriftliche Überlieferung            38
                 Feiertage des Hinduismus              39
Das Ezidentum                                          43
                 Zeitrechnung im Ezidentum             44
                 Ursprünge und Lehre des Ezidentum     44
                 Das Ezidentum heute                   46
                 Schriftliche Überlieferung            46
                 Ezidische Feiertage                   47
                 Feiertage des Ezidentums              48
Die Bahai-Religion                                     50
                 Zeitrechnung im Bahaitum / Babismus   51
                 Ursprünge und Lehre des Bahaitum /
                 Babismus51
                 Das Bahaitum / Babismus heute         53
                 Schriftliche Überlieferung            53
                 Feiertage der Bahai                   53
Weltliche Feiertage                                    56
Fotoquellen61
Impressum62
Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
Jürgen Puhlmann
                              Vorstand des
                              DRK-Kreisverbandes Borken e.V.

                                Vorwort

    Sehr geehrte Leserinnen
    und Leser,

                    im Kreis Borken sind – zum
                    Teil schon seit Jahrzehnten –
                    Menschen aus fast allen Ländern
                    der Welt Zuhause. Dennoch ist für
                    einen großen Teil der Bevölkerung
                    die Vielfalt der verschiedenen Re-
                    ligionen und Weltanschauungen
                    zunächst unsichtbar.

                    Mit dem interkulturellen Jahres-
                    planer sowie dieser Begleit-
                    broschüre möchten wir Sie
                    ermutigen, sich mit den Menschen
                    in Ihrer Nachbarschaft auszu-
                    tauschen, Feiertage gemeinsam zu
                    begehen und sich besser kennen-
                    zulernen.

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Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
Der     interkulturelle  Jahres-     sowie der Servicestelle Anti-
planer gibt Ihnen einen Über-        diskriminierungsarbeit     bringen
blick über die wichtigsten           wir uns in die Gestaltung der
Feiertage des Christentums,          Integrationsarbeit vor Ort ein.
Islams, Judentums, Buddhismus,
Hinduismus, Ezidentums und der       Wir wünschen Ihnen viel Freu-
Bahai-Religion sowie eine Vielfalt   de bei der Lektüre und hoffen,
nationaler und internationaler       dass der Jahresplaner und die
weltlicher Gedenktage.               Begleit-Broschüre Ihre Neugier
                                     geweckt haben:
Das Rote Kreuz im Kreis
Borken, als Teil der Inter-          Unternehmen Sie den ersten
nationalen     Rotkreuz-       und   Schritt und gehen Sie auf andere
Halbmondbewegung, setzt sich         Menschen zu. Es lohnt sich!
– unabhängig von Nationalität,
Rasse, Religion, sozialer Stellung   Ihr
oder politischer Überzeugung –
für ein gegenseitiges Ver-
ständnis, Freundschaft und die
Zusammenarbeit      und     einen          Jürgen Puhlmann
dauerhaften Frieden unter allen
Völkern ein.

Mit     den     Integrationsagen-
turen, gefördert durch das
Ministerium       für      Kinder,
Familie,     Flüchtlinge      und
Integration des Landes Nord-
rhein-Westfalen (MKFFI NRW)

                                                                     5
Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
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Tür im christl. Viertel d. Altstadt Jerusalems
                                                 Das Christentum
Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
Mit rund 2,26 Milliarden Gläubigen           als Vater, Sohn und „Heiliger Geist“
ist das Christentum eine der großen          auftritt. Der jüdische Wanderprediger
Weltreligionen.                              Jesus von Nazareth soll etwa in den
                                             Jahren 28 - 30 unserer Zeit aufgetreten
Zeitrechnung im                              sein. Viele Juden glaubten, in ihm den
                                             Messias, der im Alten Testament an-
Christentum                                  gekündigt worden war, zu erkennen.
                                             Christen glauben, dass Gott sich ihnen
Im interkulturellen Jahresplaner wird        als Mensch Jesus, als Sohn Gottes, of-
unterschieden zwischen den Kirchen           fenbart.
mit julianischem und gregorianischem
Kalender. Der julianische Kalender wurde     Christen glauben an die jungfräuliche
durch Julius Cäsar eingeführt (Kalender-     Empfängnis Jesu Mutter Maria. Jesus
jahr: 365,25 Tage). Der gregorianische       soll von der Liebe Gottes zu den Men-
Kalender war eine Reform dieses Kalen-       schen und über die Nächstenliebe
ders, der im 16. Jahrhundert um 10 Tage      gepredigt haben. Er predigte, dass vor
dem Sonnenjahr hinterherhinkte. Die Dif-     Gott alle Menschen gleich seien.
ferenz zwischen den beiden Kalendern         Nach wenigen Jahren, in denen Jesus
beträgt heute 13 Tage.                       als Wanderprediger durchs Land zog,
                                             wurde er von den Römern verhaftet. Diese
Ein Teil der orthodoxen Kirchen begeht       fürchteten angesichts seines Einflusses
alle Feste weiterhin nach dem julianischen   um ihre Macht. Jesus wurde zum Tode
Kalender (z.B. armenische, russische,        verurteilt und ans Kreuz geschlagen.
syrische, serbische, georgische, maze-       Christen glauben, dass Jesus vom Tode
donische, ukrainische Kirche).               auferstanden ist. Durch seinen Tod habe
                                             er sich geopfert, um mit seinem Tod die
Ursprünge und                                Menschen von ihren Sünden zu erlösen.
                                             Seitdem ist das Kreuz das Symbol des
Lehre des                                    Christentums.
                                             Christen glauben an das ewige
Christentums                                 Leben. Um dieses zu erreichen, soll
                                             versucht werden, sich an die Vor-
Das Christentum ist eng mit dem Juden-       schriften zu halten. Hierzu gehören die
tum verbunden. Beide Religionen be-          Zehn Gebote, aber auch das Gebot
sitzen die hebräische Bibel (Altes Testa-    der Nächstenliebe und der Verzicht auf
ment) als heilige Schrift.                   Gewalt.
Unterscheidend ist das Bekenntnis der        Christen glauben an den Auftrag Gottes,
Christen zur Person Jesus Christus.          das Evangelium, die gute Nachricht, zu
In beiden Religionen glauben die Men-        verbreiten. Durch die Taufe als Aufnah-
schen an den gleichen und den einen          meritual in die christliche Gemeinschaft
Gott – mit dem Unterschied, dass             bzw. als Glaubensbekenntnis wird ein
dieser im Christentum dreifaltig ist, also   Mensch zum Christen.

                                                                                 7
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Das Christentum heute
    Durch jahrhundertelange Mission, aber auch theologische und macht-
    politische Streitigkeiten sowie Migrationsbewegungen finden sich heute
    Christen in allen Teilen der Welt. Das Christentum als einheitliche Religion
    gibt es nicht, vielmehr gibt es unterschiedliche Konfessionen, die sich zum
    Teil sehr stark unterscheiden. Die zahlreichen Konfessionen bzw. Kirchen
    innerhalb des Christentums lassen sich in vier Hauptgruppen zusammen-
    fassen: römisch-katholische Kirche, die orthodoxen Kirchen, die protestan-
    tischen und die anglikanischen Kirchen.

Schriftliche
Überlieferung
    Die Heilige Schrift des Christentums ist die Bibel. Sie besteht aus dem Al-
    ten und dem Neuen Testament. Im Alten Testament sind altjüdische Religi-
    onstexte zu finden. Im Neuen Testament werden das Leben und das Wirken
    Jesu durch die Evangelisten beschrieben. Die ab 70 n. Chr. entstandenen
    Evangelien sind nicht als historische Biografie Jesu zu verstehen, sondern
    als Glaubenszeugnis. Außerchristliche Quellen berichten kaum etwas über
    Jesus, (erwähnt wird er bei Flavius Josephus, Plinius dem Jüngeren und
    Tacitus).

Feiertage des Christentums
    Trotz der Vielfalt im Christentum stimmen die wichtigsten Hauptfeste weit-
    gehend überein. Nach der biblischen Überlieferung „Am 7. Tage sollst du
    ruhen“, hat der Sonntag eine besondere Bedeutung.
    Die wichtigsten jährlichen Feste sind Weihnachten (die Geburt Jesu),
    Karfreitag (Tag der Kreuzigung Jesu), Ostern (das Fest seiner Auferstehung)
    und Pfingsten als Fest des Heiligen Geistes. Viele weitere Feiertage ha-
    ben mit dem Leben Jesu zu tun (z.B. Christi Himmelfahrt). Manche Feste
    werden nur in bestimmten Konfessionen gefeiert (z.B. Fronleichnam, Mariä
    Himmelfahrt und Allerheiligen bei den Katholiken, das Reformationsfest bei
    den Protestanten).

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Quellen:

• Baumann, Christoph Peter (2011):
Der Knigge der Weltreligionen.
Feste, Brauchtum und rictiges Verhalten auf einen Blick.
Freiburg im Breisgau,
Verlag Herder GmbH

• Bowker, John / Golzio, Karl-Heinz (2002):
Das kleine Oxford-Lexikon der Weltreligionen.
Düsseldorf: Patmos

• Peter, Ulrike (2014):
Weltreligionen.
Darmstadt: Theiss.

• Bundeszentrale für Politische Bildung (2018):
Christentum.
https://hanisauland.de/lexikon/c/christentum.html

• Literaturverweis:
www.feste-der-religionen.de

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Übersicht der christlichen Feiertage im       Aschermittwoch (r.k.)
jahreszeitlichen Verlauf. Einige Feier-       Die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern
tage im Christentum verschieben sich im       (Passionszeit bei den Evangelen ge-
Jahresverlauf. Jährlich gleichbleibende       nannt) startet mit „Aschermittwoch“.
Daten sind mit Datum angegeben                In dieser Zeit erinnern die Gläu-
                                              bigen an die 40 Tage, die Jesus
06.01. - Heilige Drei Könige                  fastend und betend in der Wüste
Gläubige gedenken der „Weisen                 verbrachte. Zudem bereiten sie sich auf
aus dem Morgenland“. Lt. der bibli-           das höchste christliche Fest vor - die
schen Überlieferung der Weihnachts-           Auferstehung Jesu am Ostersonntag.
geschichte sollen sie durch den „Stern        Am „Aschermittwoch“ - kurz nach
von Bethlehem“ zum neugeborenen               der Karnevalszeit - wird in der Heili-
Jesus geführt worden sein und ihm Ge-         gen Messe Asche vom Verbrennen
schenke überreicht haben.                     der Palmzweige des Vorjahres geseg-
In Deutschland werden vor allem in ka-        net. Die Gläubigen werden als Zei-
tholischen Regionen „Sternsinger“ aus-        chen der Buße und der Vergänglich-
geschickt. Die Kinder verkleiden sich         keit mit einem Kreuz aus dieser Asche
als Caspar, Melchior und Balthasar und        gezeichnet.
ziehen von Haus zu Haus, wo sie singen
und beten. Sie sammeln Spenden und            Palmsonntag
schreiben C + M + B an die Hauswand,          Mit dem Palmsonntag beginnt die Kar-
um die Bewohner des Hauses zu seg-            woche, die Woche vor Ostern.
nen.                                          Gefeiert wird der Einzug Jesu in Jerusa-
                                              lem. Das Volk soll ihn dabei als Messias
06.01 - 07.01. -                              bejubelt und Palmzweige gestreut ha-
Orthodoxes Weihnachstfest                     ben.
(Ausnahme: griechisch-orthodox, siehe
auch Weihnachstfest 25. -26.12.)              Gründonnerstag
                                              An Gründonnerstag gedenken Christen
19.01. - Theophanie                           des letzten Abendmahls Jesu mit den
Theophanie - in orthodoxen Kirchen am         zwölf Aposteln sowie seiner Festnahme
19. Januar gefeiert - erinnert an die Taufe   im Garten Getsemani am Vorabend seiner
Jesu Christ im Jordan.                        Kreuzigung. Christen feiern am Abend
Die durch Johannes den Täufer durch-          die Messe vom letzten Abendmahl.
geführte Taufe wird als Beginn seines         Während des Glorias läuten alle Glo-
öffentlichen Wirkens gesehen.                 cken; danach schweigen die Glocken
                                              bis zum Gloria der Osternacht.

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Karfreitag                                  mit anderen Muslimen. In einigen Regio-
Christen gedenken heute der Kreuzi-         nen haben sich Bräuche vermischt. So
gung Jesu und seines Todes am Kreuz.        werden z.B. Frühlingsfeste gefeiert.
In der katholischen Kirche wird der
Tag sehr still und mit Fasten verbracht.    Christi Himmelfahrt
So schweigen in katholischen Kirchen        Christi Himmelfahrt ist in Deutschland
nach alter Tradition die Orgel und die      ein gesetzlicher Feiertag. Das Fest findet
Kirchenglocken.                             jährlich am 39. Tag nach Ostersonntag
Auch sind in Deutschland einige Aktivi-     statt und bezieht sich auf die Rückkehr
täten verboten, z.B. öffentliches Tanzen    Jesu Christi als Sohn Gottes zu seinem
und öffentliche Veranstaltungen wie         Vater in den Himmel.
Theateraufführungen oder Kirmes.            Heute wird der Tag gleichzeitig mit dem
                                            „Vatertag“, einem Tag der Ehrung und
Ostern                                      besonderen Aufmerksamkeit Vätern ge-
Ostern ist der höchste christliche Feier-   genüber gefeiert. Neben gemeinsamen
tag. Er findet am 1. Sonntag nach dem 1.    Ausflügen mit der Familie unternehmen
Vollmond im Frühling statt.                 viele Väter Aktivitäten mit Freunden.
Christen feiern an diesem Tag die Auf-
erstehung Jesu Christi nach seinem Tod      Pfingsten
am Karfreitag. Nach christlichem Glau-      Pfingsten findet jährlich 50 Tage nach
ben nahm Jesus durch Tod und Aufer-         Ostern statt und beendet die österliche
stehung freiwillig die Sünde und Schuld     Festzeit. Nach christlichem Glauben kam
aller Menschen auf sich. Ostern ist mit     an diesem Tag der Geist Gottes über die
vielen unterschiedlichen Ritualen ver-      Anhänger Jesu und gab ihnen die Fähig-
bunden, zu denen Gottesdienstbesuche        keit, andere Sprachen zu sprechen.
und Familienfeiern zählen. Kinder su-       Nach diesem „Pfingstwunder“ konnten
chen am Ostermorgen bunt bemalte Eier       die Gläubigen die Botschaft von der
und Süßigkeiten, die der „Osterhase“        Auferweckung verbreiten, so dass dieser
versteckt hat. In der Nacht zum Oster-      Tag als Fest der Entstehung der Kirche
montag versammeln sich viele Ortsge-        begangen wird.
meinschaften am Osterfeuer.

St. Georgsfest                              Fronleichnam
Das Georgsfest gehört zu den großen         Fronleichnam ist einer der wichtigsten
Feiertagen verschiedener orthodoxer         katholischen Feiertage im Jahresver-
Roma-Gruppen.         Serbisch-orthodoxe    lauf und in NRW gesetzlicher Feiertag.
Roma sehen den Heiligen Georg („Dra-        Katholiken erinnern an diesem Tag,
chentöter“) als ihren Schutzheiligen an.    dem „Hochfest des Leibes und Blutes
Auch Gläubigen der Ostkirche gilt er als    Christi“, an die Anwesenheit Jesu in Ge-
Beschützer ihrer Kirche.                    stalt von Brot und Wein bei jeder Messe.
Muslimische Roma ehren an diesem Tag        In vielen Gemeinden finden Fronleich-
Hizir und feiern diesen Tag entsprechend    nams - Prozessionen statt.

                                                                                  11
15.08. - Mariä Himmelfahrt (r.k.)          Am Fundort ließ Kaiser Konstantin eine
Das kirchliche Fest wird bereits seit      Kirche errichten – die heutige Grabes-
dem 5./6. Jahrhundert gefeiert. Es         bzw. Auferstehungskirche.
thematisiert das Sterben der Heiligen      Nach julianischem Kalender wird dieser
Jungfrau Maria sowie ihre Aufnahme         Feiertag am 27.09. begangen.
in den Himmel durch Jesus Christus.
In katholischen Regionen finden häufig     Erntedankfest
Prozessionen statt.                        Weltweit danken Gläubige verschie-
In der russisch-orthodoxen Kirche wird     dener Religionen nach der Erntezeit
das Fest „Entschlafung der Gottes-         für die Ernte (z.B. „Thanksgiving“ oder
mutter Maria“ am 28.08. begangen.          „Pongal“). Die Deutsche Bischofs-
Vor dem Fest findet ein zweiwöchiges       konferenz setzte im Jahr 1972 fest,
Marienfasten mit veganer Nahrung und       dass in Deutschland das Erntedankfest
ohne Wein und Öl statt.                    am ersten Sonntag im Oktober statt-
                                           findet. Traditionell werden Kirchen häu-
Mariä Geburt                               fig herbstlich mit Blumen, Äpfeln und
Christliche Kirchen feiern Mariä Ge-       Kürbissen geschmückt und Gottes-
burt in Gedächtnis an die wunder-          dienste gefeiert.
gleiche Geburt der Mutter Jesu.
Ihre Eltern waren bis ins hohe Alter       31.10. - Reformationstag
kinderlos geblieben. Nach christlichem     Evangelische Christen gedenken jedes
Glauben wurde Maria ohne Erbsünde          Jahr am 31. Oktober daran, dass Martin
geboren.                                   Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen an
Das Datum des Festes geht wahr-            die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg
scheinlich darauf zurück, dass an ihrem    angeschlagen haben soll.
Geburtsort am Teich Bethesda in Je-        Die von ihm begründete Reformation
rusalem im 5. Jh. die St. Anna-Kirche      spaltete die Kirche in eine römisch-
errichtet wurde, deren Weihe an einem 8.   katholische und eine protestantische.
September stattfand.
                                           01.11. - Allerheiligen
14.09. - Kreuzerhöhung                     Allerheiligen feiert alle bekannten und
Der christlichen Legende nach soll         nicht bekannten christlichen Heiligen.
die Heilige Helena – die Mutter Kaiser     Für viele Gläubige ist Allerheiligen zudem
Konstantins – im Jahr 350 auf dem Berg     ein Gedenktag für die Verstorbenen. Der
Golgatha in Jerusalem drei Kreuze aus-     Tag – in NRW ein Feiertag – wird in der
gegraben haben. Hier soll Jesus ge-        Regel still begangen, u.a. mit Friedhofs-
kreuzigt und beerdigt worden sein.         besuchen. In Ostkirchen wird Allerhei-
Helena ließ die Kreuze auf einen           ligen am ersten Sonntag nach Pfings-
Verstorbenen legen. Eines der Kreuze       ten begangen. An diesem Tag wird der
soll den Leichnam zu neuem Leben er-       verschiedenen Heiligen, ihrem Wirken
weckt haben.                               und ihrer Schicksale gedacht.

 12
02.11. - Allerseelen                       Tag den Christkönigstag, das „Hoch-
In der römisch-katholischen Kirche         fest unseres Herrn Jesus Christus, des
steht Allerseelen für das Gedenken an      Königs des Weltalls“ und ehren damit
Verstorbene. Gläubige schmücken die        Christus als Herrn der Schöpfung.
Gräber ihrer Angehörigen, diese werden
zum Teil auch gesegnet und es werden       Erster Advent
Fürbitten gehalten.                        Mit dem 1. Advent beginnt in Deutsch-
                                           land traditionell das neue Kirchenjahr
11.11. - St. Martin                        und Gläubige stimmen sich auf verschie-
Der Festtag des Heiligen Martin von        dene Weise auf Weihnachten ein.
Tours ist von zahlreichen Bräuchen ge-     Neben festlicher Dekoration von Stra-
prägt. Unter anderem ziehen häufig         ßen und Wohnungen mit Adventskrän-
Kinder mit selbstgebastelten Laternen      zen und Gebasteltem haben viele Kinder
durch die Straßen, singen Martinslieder    einen Adventskalender, um die Tage bis
und kommen zum Martinsfeuer zusam-         zur Geburt Jesu zu zählen.
men. Gedacht wird dabei an den römi-       An jedem der insgesamt vier Advents-
schen Soldaten Martin, der seinen Man-     sonntage zünden Gläubige ein neues
tel mit einem Bettler teilte.              Licht am Adventskranz an. In einigen
In vielen Orten Deutschlands wird zu-      christlichen Gemeinschaften wird in der
dem am 11. November die Karnevalszeit      Vorweihnachtszeit gefastet, d.h. keine
eröffnet.                                  Fleisch- und Milchprodukte gegessen.

Buß- und Bettag                            06.12. - St. Nikolaus
Der Buß- und Bettag gilt als Tag der Ge-   Nikolaus war im 4. Jh. Bischof von Myra.
wissensprüfung, Reue, Umkehr und Hin-      Gläubige kennen zahlreiche Legenden
wendung zu Gott.                           über von ihm begangene Wunder. Der
Er geht zurück auf viele einzelne Buß-     Gedenktag ist mit unterschiedlichen
und Bettage, die regelmäßig oder aus       Bräuchen verknüpft.
aktuellem Anlass angesetzt wurden,         So kommt „der Nikolaus“ zu Kindern
etwa um bei Kriegsausbruch oder            und befragt sie, ob sie sich im vergan-
Epidemien Unheil abzuwenden. Durch         genen Jahr gut verhalten haben und be-
die Buße sollte Gott in der Krise gnädig   schenkt sie. Oft werden nachts Schuhe
gestimmt werden.                           mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken
                                           befüllt.
Totensonntag
Die evangelische Kirche gedenkt am         Mariä Empfängnis
letzten Sonntag im Kirchenjahr der         Die Eltern der Heiligen Maria, Anna
Toten. Viele Gläubige besuchen die         und Joachim, sollen lange kinder-
Gräber ihrer Angehörigen, in Kirchen       los geblieben sein. Als nach Fas-
werden die Namen der Verstorbenen          ten und Beten Anna schließlich die
verlesen. Katholiken feiern an diesem      „Gottesmutter“ Maria empfing, soll
                                           schon bei ihrer Zeugung die Erbsünde

                                                                               13
aufgehoben worden sein.                    31.12. - Silvester
Katholiken feiern das Fest, während vie-   Silvester ist seit der gregorianischen
le evangelische, orthodoxe und auch        Kalenderreform im Jahr 1582 der letzte
altkatholische Christen diesen Festtag     Tag des Jahres. Der Heilige Silvester, auf
– 9 Monate vor dem Fest Maria Geburt       den der Name zurückgeht, wurde 312 in
– nicht begehen.                           Rom zum Papst gewählt und starb dort
                                           am 31. Dezember 335.
24.12. - Heiligabend                       Während seiner Regierungszeit ließ
25.12. - 1. Weihnachtstag                  Kaiser Konstantin zunächst Christen
26.12. - 2. Weihnachtstag                  systematisch verfolgen und bekannte
Katholische und evangelische Christen      sich schließlich zum Christentum.
beginnen am Abend des 24. Dezembers,       Viele Menschen feiern mit Familie und
die Geburt Jesu Christi zu feiern.         Freunden in das neue Jahr hinein und
Er soll vor ca. 2000 Jahren in einem       begrüßen es mit Feuerwerken und ande-
Stall in Bethlehem geboren worden sein.    ren Ritualen.
Auch am 25. und 26. Dezember wird die
Geburt gefeiert. Das Fest wird meistens
als Familienfest begangen. Traditionell
gehen viele Gläubige in die Weihnachts-
messe, es werden Weihnachtslieder ge-
sungen und Geschenke verteilt. Auch
werden Krippenspiele aufgeführt und die
Wohnungen festlich geschmückt. Viele
Gläubige besuchen während der Feier-
tage Verwandte. Es wird festlich geges-
sen. Zahlreiche orthodoxe Kirchen und
die koptische Kirche begehen Christi
Geburt am Abend des 6. und am Morgen
des 7. Januar.
Weihnachten am 6. und 7. Januar wird
z.B. in Russland, Serbien, Ukraine, Ma-
zedonien, Georgien und anderen mehr-
heitlich orthodoxen Staaten mit juliani-
schem Kalender gefeiert.

 14
Der Koran; innerhalb einer Moschee               15

                                     Der Islam
Der Islam entstand im frühen 7. Jahr-
 hundert n. Chr. im heutigen Saudi-        Ursprünge und
 Arabien. Heute ist er nach dem Chris-
 tentum die zweitgrößte Weltreligion.      Lehre des
 Der Islam verkündet eine reine Form
 des Monotheismus:                         Islam
 Gott – auf Arabisch Allah – ist unteil-
 bar, er hat niemanden neben sich und      Als Religionsstifter des Islam gilt Pro-
 nichts geschieht ohne seinen Willen.      phet Mohammad, der nach muslimi-
 Als monotheistische Religion ist der      schem Glauben als Gesandter Allahs
 Islam mit dem Judentum und dem            den Koran überbrachte.
 Christentum verwandt – die Religio-       Er soll im Alter von vierzig Jahren
 nen berufen sich auf den gemeinsa-        seine erste Offenbarung empfangen
 men Stammvater Abraham.                   haben. Zu diesem Zeitpunkt lebte er
                                           im damaligen Handels- und Kultur-
                                           zentrum Mekka. Er war mit der älteren
Zeitrechnung im                            Kaufmannswitwe Chadidscha ver-
                                           heiratet und führte deren Geschäfte.
Islam                                      Nach seinem ersten Offenbarungser-
                                           lebnis sprach er von dem einen Gott,
 Die islamische Zeitrechnung beginnt       der Himmel und Erde erschaffen habe
 im Jahr 622 n. Chr. mit der Flucht des    und am Ende der Tage die Menschen
 Propheten Mohammads aus seiner            nach ihren Taten richten werde. Damit
 Heimatstadt Mekka nach Medina.            fand er eine breite Anhängerschaft,
 Der islamische Kalender ist ein Mond-     gefährdete aber zugleich die traditio-
 kalender bestehend aus 12 Mond-           nelle Gesellschaftsordnung Mekkas.
 monaten mit jeweils 29 oder 30 Tagen.     Im Jahr 622 n. Chr. siedelte er ins heu-
 Das Jahr ist mit ca. 354 Tagen unge-      tige Medina über. Dieses Ereignis ist
 fähr 11 Tage kürzer als das Sonnen-       als „Hidschra“ bekannt und markiert
 jahr der christlichen Zeitrechnung,       den Aufbruch in das neue Zeitalter
 so dass Feiertage wie der Ramadan         des Islam.
 durch das Sonnenjahr „wandern“.           Das Jahr der Hidschra, 622 n. Chr.,
 Der Ramadan beginnt an dem Tag, an        wurde somit zum Jahr 1 des Islam.
 dessen Abend der Neumond erstmals         Mohammad gilt im Islam als „Siegel
 beobachtet werden kann – dies weicht      der Propheten“, nach ihm soll es keine
 je nach geografischer Lage und Wetter-    weiteren Propheten geben.
 bedingungen voneinander ab.               Der Islam wird in der Regel nicht nur
 Der islamische Tag beginnt mit dem        als Religion verstanden: Für einen
 Einbruch der Nacht und endet am           gläubigen Muslim ist er ein Lebens-
 darauf folgenden Tag mit dem Son-         weg, der sich auf alle Bereiche des
 nenuntergang. Die Woche beginnt mit       menschlichen Daseins erstreckt,
 dem Sonntag.                              so beispielsweise Kultur und Gesell-

16
schaft, Politik, Wirtschaft und Recht. Der Koran als Botschaft Allahs ist
   die wichtigste textliche Grundlage des Islams. Seine religiösen Gebote zu
   beachten, um zu leben wie es Allah gefällt, nimmt im Islam einen zentralen
   Stellenwert ein.
   Muslime glauben an das Leben nach dem Tod und daran, dass sie am Tag
   des Jüngsten Gerichts für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden.
   Der Weg zu einem glücklichen und gottnahen Leben in dieser Welt und zum
   ewigen Leben im Jenseits führt u.a. über die fünf Säulen des Islams.

   • das islamische Glaubensbekenntnis
            („Ich bezeuge, es gibt keinen Gott außer Allah und
            Mohammad ist der Gesandte Gottes“),
   • das Pflichtgebet fünfmal täglich,
   • die Almosengabe für Bedürftige,
   • das Fasten an Ramadan und
   • die Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch)

Der Islam heute
   Im Laufe der Geschichte haben sich innerhalb des Islams zahlreiche Grup-
   pen herausgebildet, die sich hinsichtlich ihrer religiösen und politischen
   Lehren unterscheiden. Bereits kurz nach Mohammads Tod traten erste
   Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Glaubensgemeinschaft auf.
   Da Mohammad keinen Sohn hinterlassen hatte und – nach sunnitischer
   Auffassung – keinen Nachfolger benannt hatte, gab es unterschiedliche
   Auffassungen, wer nach seinem Tod im Jahr 632 zu Leitung der Gemeinde
   legitimiert sei.
   Weltweit sind heute ca. 85-90 % aller Muslime Sunniten. Sie stellen
   damit die Hauptkonfession des Islam. Sie verehren die vier ersten Nach-
   folger Mohammads als „rechtgeleitete Kalifen“. Aus der Gruppe derjenigen,
   die den Cousin und Schwiegersohn Mohammads, Ali, zum Nachfolger des
   Propheten machen wollten, ging die islamische Konfession der Schiiten
   hervor. Ihrem Glauben nach muss der Nachfolger des Propheten ein Nach-
   fahre Alis sein, der als einziger göttlich legitimiert sei. In den Jahrhunderten
   nach dem Tod des Propheten haben sie sich noch einmal in verschiedene
   Strömungen und Rechtsschulen untergliedert: Zwölfer-Schiiten (Imamiten),
   Siebener-Schiiten (Ismailiten), Zaiditen, Aleviten, Alawiten. Weltweit stellen
   Schiiten heute ca. 10-15 % aller Muslime.
   In Deutschland sollen mehr als 10 % der Muslime alevitischen Glaubens
   sein. Allerdings: Gleichzeitig wird von verschiedenen Seiten die Zugehörig-
   keit der Aleviten zu den schiitischen Muslimen angezweifelt, da sie einige

                                                                              17
Verbote und Gebote aus dem Koran nicht befolgen. Ob das Alevitentum
     eine eigenständige Religion darstellt oder zum Islam gehört, ist sowohl
     unter Aleviten als auch in der Forschung umstritten.

Schriftliche Überlieferung
     Der Koran ist die Heilige Schrift des Islam. Dem muslimischen Glauben
     zufolge wurde dieser wörtlich durch Gott (Allah) an den Propheten Moham-
     mads übersandt. Er gilt als wichtige Grundlage der Religion. Eine weite-
     re Grundlage muslimischen Glaubens bilden die Berichte (Hadithe) über
     die Verhaltensweise (Sunna) des Propheten Mohammads, der Muslimen
     als vorbildlicher Mensch gilt. Koran und Hadithe zusammen werden als
     Scharia bezeichnet.

Feiertage des Islams
     Im Islam gibt es zwei besonders bedeutende Festtage: das Fest des Fas-
     tenbrechens nach dem Fastenmonat Ramadan sowie das Opferfest. Dem
     Fastenmonat kommt eine besondere Bedeutung zu. Er zählt zu den fünf
     Säulen des Islams und gilt den Gläubigen als besondere Zeit, in der der
     Glaube im Mittelpunkt steht.
     Im schiitischen Islam ist auch das Aschura-Fest von besonderer Bedeu-
     tung. Der Freitag hat in den meisten islamischen Ländern eine besondere
     Rolle. Während des Freitagsgebetes treffen sich die Gläubigen zum ge-
     meinsamen Gebet in der Moschee.

         Quellen:

         • Kettermann, Günter (2001):
         Atlas zur Geschichte des Islam. Darmstadt: WBG.

         • Spuler-Stegemann, U. (2009): Islam.
         Die 101 wichtigsten Fragen - Islam. München: Beck.

         • Bowker, J. / Golzio, K.-H. (2002):
         Das kleine Oxford-Lexikon der Weltreligionen.
         Düsseldorf: Patmos.

         • Literaturverweis:
         https://ikoe.brk.de/kalender/alevitische_feiertage%20

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Übersicht der islamischen Feiertage im      Menschen zum Wachsein in der Nacht
jahreszeitlichen Verlauf.                   und Fasten am Tage motiviert haben.
                                            In der Nacht der Erlösung sei Allah be-
Lailat Al Regaib / Regaib Kandili           sonders gütig. Er erhöre mehr Gebete
„Nacht des Gewünschten”                     und vergebe denjenigen denjenigen, die
Muslime feiern den Beginn der drei ge-      ernsthaft um Vergebung bäten.
segneten Monate. Diese werden als           Gute Taten würden zu Lailat Al-Bara‘a
Zeit der Besinnung angesehen. In der        doppelt angerechnet. Daher verbringen
gesegneten Nacht beten viele Gläubige       viele Gläubige weltweit diese Nacht be-
zusätzlich, denn die Gebete gelten als      tend zu Hause oder in feierlich erleuch-
besonders verdienstvoll und segens-         teten Moscheen. Wie an anderen musli-
reich. Moscheen werden häufig feierlich     mischen Feiertagen wird auch zu Lailat
beleuchtet.                                 Al-Bara‘a der Mitmenschen und der Ver-
                                            storbenen gedacht. Daher werden oft die
Lailat Al-Miraj                             Gräber von Familienmitgliedern besucht
(Himmelfahrt Mohammads)                     und etwas für das Allgemeinwohl getan.
Muslime feiern in dieser Nacht die Him-
melsreise des Propheten Mohammad            Beginn Ramadan
und damit eine der fünf heiligen Nächte     Der Fastenmonat der Muslime ist einer
des Islam.                                  der zentralen Bräuche von Muslimen und
Nach muslimischer Überlieferung reiste      eine der fünf Säulen des Islam. Im Monat
Mohammad in dieser Nacht von Mekka          Ramadan wurde nach islamischer Auf-
nach Jerusalem. Er traf Abraham, Moses      fassung der Koran herabgesandt.
und Jesus und betete gemeinsam mit          In den ca. 30 Tagen des Ramadans fas-
ihnen. Einer anderen Überlieferung zu-      ten Gläubige jeweils von Sonnenaufgang
folge stieg Mohammad in besagter            bis zum Sonnenuntergang.
Nacht mit einer Leiter in den Himmel        Der Monat ist geprägt von der besonde-
hinauf. Dort traf er die anderen Prophe-    ren Hingabe an Allah und dem Zusam-
ten und anschließend Gott selbst.           mensein der Gemeinschaft. Das Fasten
                                            soll die Seele reinigen. Es wird Selbst-
Lailat Al-Bara‘a                            disziplin geübt und weltliche Besitztümer
(Nacht der Erlösung)                        verlieren an Bedeutung. Großzügigkeit
Dem muslimischen Glauben zufolge            und Hilfe für andere spielen eine zent-
beginnt mit Lailat Al-Bara‘a die Zeit der   rale Rolle. Abends wird gemeinsam das
religiösen Besinnung. Neben der Nacht       Fasten gebrochen. Sowohl schwangere,
der Bestimmung (Lailat Al-Qadr) gilt sie    stillende und menstruierende Frauen als
als heiligste Nacht im Islam.               auch Kranke, Kinder, Alte, Behinderte,
Die Bedeutung des Tages wird unter den      Reisende und Soldaten sind von der
Gläubigen unterschiedlich interpretiert.    Fastenpflicht ausgenommen bzw. kön-
Überlieferungen zufolge soll der Prophet    nen das Fasten nachholen.
Mohammad auf diese besondere Nacht
und die Güte Allahs hingewiesen und die

                                                                                 19
engel Gabriel verhindert worden sein.
Lailat al-Qadr                             Das Opferfest gedenkt Abrahams Gott-
(Nacht der Bestimmung)                     vertrauen und der Güte Gottes. Zum
Gläubige verstehen diese Nacht als         Fest gehört traditionell ein Tieropfer, ein
bedeutendste Nacht im islamischen          Drittel behält die Familie, ein Drittel geht
Kalender. In dieser „Nacht der Bestim-     an Bedürftige und ein Drittel an Freun-
mung“ soll der Koran erstmals offen-       de und Verwandte. Viele Gläubig gehen
bart worden sein. Dem Glauben nach         zum Festgebet in die Moschee und be-
steigen in dieser Nacht Engel herab        suchen Angehörige auf dem Friedhof.
und es soll eine besondere Nähe zum        Auch werden Verwandte und Bekannte
Schöpfer zu spüren sein, so dass Bitt-     besucht.
gebete besondere Erfüllung erhalten
können. Viele Gläubige versammeln sich     Islamisches Neujahr
daher zu gemeinsamen Andachten. Das        An diesem Tag soll der Prophet Mo-
genaue Datum der Nacht ist unbekannt.      hammad im Jahr 622 n. Chr. mit seinen
                                           Anhängern von Mekka nach Medina
Ramadanfest – Fest des Fasten-             ausgewandert sein und damit die islam-
brechens („Zuckerfest“)                    ische Zeitrechnung begründet haben.
Das Ende des Monats Ramadan wird           Das neue Jahr wird in islamischen
mit einem mehrtägigen Fest, dem Fest       Ländern häufig von großen Blasinstru-
des Fastenbrechens (arabisch: Id Al-Fitr   menten verkündet und mit einem tradi-
bzw. türkisch: Ramazan bayramı), be-       tionellen Festessen im Familienkreis be-
gangen. Es ist der zweithöchste islami-    gangen.
sche Feiertag und ein Fest der Freude
und Begegnung.                             Aschuratag (muslimisch)
Nach rituellen Waschungen und einem        Weltweit begehen die verschiedenen re-
gemeinsamen Gebet beglückwünscht           ligiösen Gruppen des Islam den Aschu-
man sich gegenseitig und nimmt im Krei-    ratag mit unterschiedlichen Ritualen am
se der Familie festliches Essen zu sich.   10. Tag des Monats Muharram. Viele
Es werden Geschenke und Spenden            Gläubige erinnern an Hussein, den Enkel
überreicht.                                des Propheten, welcher von Schiiten als
                                           rechtmäßiger Nachfolger betrachtet und
Beginn Opferfest (musl., alev.)            in der Schlacht von Kerbela getötet wur-
Das islamische Opferfest ist neben dem     de. Es gibt Trauerprozessionen sowie
Fest des Fastenbrechens das wichtigste     kultische Inszenierungen des „Märtyri-
muslimische Fest. Es dauert vier Tage      ums“. In anderen Gegenden wird Aschu-
und wird zum Höhepunkt der Wallfahrt       ra als Freudentag begangen und der Er-
nach Mekka gefeiert. Gedacht wird          rettung Noahs vor der Sintflut oder der
an Abraham / Ibrahim, der bereit war,      Rettung des Propheten Mose in Ägypten
Gottes Anweisungen zu folgen und           gedacht.
seinen Sohn Ismael zu opfern. Dies soll
durch den von Gott gesandten Erz

 20
Mevlid - Mohammads Geburtstag               Friedhofsbesuche sowie gemeinsame
 Der     Geburtstag     des   islamischen    Mahlzeiten der Gläubigen.
 Religionsstifters Mohammad im Jahr
 570 n. Chr. wird in vielen islamischen      Hidirellez
 Ländern unterschiedlich gefeiert. Dieser    Der alevitische Feiertag Hidirellez er-
 gilt im Islam als letzter Prophet und er    innert an den Heiligen Hizir.
 hat den Koran überbracht.                   Dieser wird als Schutzpatron des Landes
 Geburtstage haben in islamischen Län-       verehrt und trifft sich der Überlieferung
 dern häufig eine geringere Bedeutung.       zufolge in der Nacht vom 5. auf den 6.
 Auch warnen insbesondere streng-            Mai mit Ilyas (Elias), dem Schutzpatron
 gläubige Muslime vor einer „Vergötte-       der Meere, auf der Erde. Beide gelten als
 rung“ des Propheten. Trotzdem feiern        Helfer in der Not.
 viele Muslime den Tag als Lichterfest
 und entzünden Kerzen in den Moscheen.       Feier für Abdal Musa
 Auch gibt es religiöse Gesänge und          Jährlicher Gedenktag für den alevi-
 Rezitationen von Gedichten. In einigen      tischen Geistlichen Abdal Musa.
 Gegenden wird das Fest über mehrere         Er lebte im 13./14. Jahrhundert im Iran
 Tage gefeiert.                              und gilt als wichtige Führungsfigur. Es
                                             sind zahlreiche Erzählungen mit ihm ver-
                                             bunden. In Erinnerung finden gemein-

Feiertage der
                                             same Gottesdienste und Informations-
                                             abende statt.

Aleviten                                     Gedenktag für Haci Bektas Veli
                                             Der Geistliche Haci Bektas Veli soll
 Hızır-Fasten                                im 13. Jh. gelebt haben. Er gilt als Be-
 In der zweiten Februarwoche feiern Ale-     gründer des anatolischen Alevitentums
 viten die „Woche von Hızır“.                und wird von Aleviten als ihr wichtigster
 Dieser ist nach alevitischem Glauben        Heiliger verehrt.
 ein unsterblicher Heiliger und gilt als     Das Fest zu seinen Ehren findet in
 Schutzpatron, der in der Not zur Hilfe      Gebetshäusern statt, es gibt tanzende
 kommt. Im Wochenverlauf wird an drei        Derwische und mystische Lieder.
 Tagen gefastet. Am letzten Abend wird
 eine Speise aus Weizen und Wasser vor-      Fatma Ana-Fasten
 bereitet, die über Nacht ruht. Man hofft,   Aleviten gedenken der Heiligen Fatima,
 dass Hızır über Nacht einen Segen auf       der Tochter des Propheten Mohammad
 den Speisen hinterlässt und Wünsche         und Ehefrau seines Neffen Ali. Sie ist
 erfüllt. In Deutschland werden während      Mutter von Hussein und Hassan sowie
 der Fastenzeit Gottesdienste („Hızır        zweier Töchter und wird als vorbildhaft
 Cemi“) in Cemhäusern organisiert.           verehrt.
 Weitere Elemente der Fastenwoche sind
 Erzählungen von Geschichten über Hızır,

                                                                                  21
Muharrem Fasten (12 Tage)
Alevitische Gläubige zeigen in der zwölf-
tägigen Trauerzeit ihre Verbundenheit
mit Imam Hüseyin. Dieser wurde im Jahr
680 n. Chr. in Kerbela ermordet.
Viele Gläubige fasten bis zu 12 Tage, d.h.
sie essen und trinken nach dem letzten
Mahl des Abends bis zum Sonnenunter-
gang des folgenden Tages nichts.
In alevitischen Gemeinden kommen
häufig Gläubige zum gemeinsamen Fas-
tenbrechen zusammen.

23.09. - Ashure
Ende des Muharrem-Fasten
Das alevitische Aschure beendet das
Muharrem-Fasten. Wie viele Schiiten
gedenken Aleviten des Todes von Imam
Hussein in der Schlacht von Kerbela.
Er war Enkelsohn des Propheten Mo-
hammad und Sohn von Ali.

 22
Davidstern (Eingangstor eines jüd. Friedhofs)                  23

                                                Das Judentum
Der Begriff des Judentums bezieht sich nicht nur auf eine Religion,
     sondern häufig auch auf eine Kultur oder ein Volk. Dies hängt damit
     zusammen, dass der Ursprung des Judentums historisch nicht mit letzter
     Gewissheit zurückverfolgt werden kann. Weltweit gibt es ca. 13 - 15 Mio.
     Menschen, die sich dem Judentum zugehörig fühlen.

Zeitrechnung im Judentum
     Die jüdische Zeitrechnung beginnt mit der Vorstellung von einer Erschaffung
     der Welt, welche auf das Jahr 3761 v.d.Z. festgelegt wird. Das jüdische Jahr hat
     normalerweise 12 Monate mit jeweils 29 oder 30 Tagen.
     Der Monat beginnt mit dem Neumond.Um die Differenz von etwa 11 Tagen zum
     Sonnenjahr auszugleichen, wird siebenmal in 19 Jahren ein 13. Schaltmo-
     nat eingefügt (jeweils im 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr). Nach jüdischer
     Zeitrechnung beginnt und endet ein Tag mit dem Sonnenuntergang. Daher
     beginnen auch Feiertage am Vorabend.

Ursprünge und Lehre des
Judentums
     Das Judentum ist eine monotheistische Religion: Im Mittel-
     punkt des Judentums steht der Glaube an den einen Gott. Als An-
     fang der Geschichte des Judentums ist der Bund mit Gott überlie-
     fert. Diesen soll Gott zunächst mit Abraham, dem Stammvater des
     jüdischen Volkes, für ihn und seine Nachfahren geschlossen ha-
     ben. Hierdurch soll Gott das Volk Israel zu seinem auserwählten Volk
     ernannt haben. Grundsätze jüdischer Lehre sind:

     •   die Liebe zu Gott,
     •   die Bewahrung und das Studium der Thora,
     •   die Weitergabe der Thora an nachfolgende Generationen
     •   sowie die alltägliche Einbindung der Thora in den Alltag
         durch das Befolgen der Gebote.

     Eine zentrale Erzählung ist die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in
     Ägypten und die Offenbarung der Thora durch Mose. Mit den 10 Geboten
     wird die Haltung des Menschen zu Gott und zu den Mitmenschen geregelt,
     sie werden im Judentum anders gezählt als im Christentum. Juden glau-
     ben daran, dass das Ende der Welt durch Gott bestimmt wird. Sie rechnen

24
damit, sich am Tage des Jüngsten Gerichts vor Gott für Ihre
guten und schlechten Taten rechtfertigen müssen. Gleichzeitig
ist die Erwartung an die Endzeit auch an Erwartungen geknüpft:
Auferstehung der Toten, Befreiung des jüdischen Volkes von
Fremdherrschaft und das Ende der Diaspora (Zerstreuung), die
Wiedererrichtung des Tempels sowie die Errichtung eines Reichs
des Friedens, Unsterblichkeit und Ewigkeit.

Wichtige Strömungen im Judentum sind das orthodoxe Juden-
tum, das konservative sowie das liberale bzw. progressive Juden-
tum. Im orthodoxen Judentum wird die Thora als unmittelbar von
Gott offenbart verstanden. Das jüdische Religionsgesetz Halacha
wird recht streng befolgt, so sind eine Vielzahl an Regeln wie z.B.
eine koschere Ernährung zu beachten. So befolgen viele Juden
das Kaschrut, die Speisevorschriften. Insbesondere bei Fleisch
gibt es Einschränkungen, so ist zum Beispiel der Genuss von Blut
streng verboten, weil dieses nach jüdischer Auffassung der Sitz
des Lebens ist. Auch werden Milch und Fleisch streng getrennt.

Liberale Juden versuchen, die Thora auf aktuelle Lebenssitua-
tionen der Gegenwart zu übertragen. Religiöse Gebote werden
als menschengemacht verstanden, so dass sie neu interpretiert
werden dürfen. Das konservative Judentum kann als ein Mittel-
weg zwischen den beiden genannten Strömungen verstanden
werden. Es versucht einerseits, Modernisierungen, die mit dem
jüdischen Religionsgesetz vereinbar sind, durchzusetzen und an-
dererseits, jüdische Traditionen zu wahren.

Eine weitere Sichtweise sieht das Judentum vor allem als Volks-
zugehörigkeit. So verstehen sich einige Juden als Angehörige des
jüdischen Volkes, ohne dabei religiös zu sein.
In der Regel bestimmt die Geburt die Volkszugehörigkeit. Die
Halacha, das jüdische Religionsgesetz besagt: „Ein Jude ist,
wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde“. Aber auch über
Heirat oder Annahme der Religion ist es möglich, zum Judentum
zu konvertieren.
Im Alter von 13 Jahren erreichen Jugendliche mit der Bar
Mitzwa (Jungen) bzw. (Bat Mitzwa) die religiöse Mündigkeit.
Jüdische Männer sind verpflichtet, dreimal täglich zu beten. Ober-
haupt einer Gemeinde ist der Rabbiner, welcher als Gemeinde-
vorsteher die Gemeindemitglieder in religiösen, persönlichen und
auch alltäglichen Fragen berät.

                                                                      25
Das Judentum                              Schriftliche
heute                                     Überlieferung
Juden werden häufig nicht nur             Das Studium der heiligen Schriften
anhand der religiösen Orientierung        nimmt im Judentum einen großen
unterschieden, sondern auch durch         Stellenwert ein. Das wichtigste Buch
die Herkunft.                             im Judentum ist die Thora („Gesetz“),
Als Aschkenasim gelten Juden, deren       die fünf Bücher Mose.
Vorfahren in Deutschland und Frank-       Nach jüdischer Vorstellung hat Mose
reich lebten (bevor sie z.B. in die USA   die Thora von Gott erhalten. Sie gilt
auswanderten). Sephardim sind die         als weltliches und religiöses Gesetz
Nachfahren der jüdischen Bevölke-         und damit als heilig. Die Thora erzählt
rung auf der iberischen Halbinsel.        die Geschichte des Volkes Israel von
Nach der spanischen Inquisition 1492      der Erschaffung der Welt bis zum Tod
floh diese und siedelte sich u.a. im      Mose und ist der wichtigste Teil der
Mittelmeerraum an. Darüber hinaus         hebräischen Bibel („Tanach“).
gibt es kleinere jüdische Gemein-         Im Talmud sind Diskussionen zu
schaften wie z.B. jemenitische Juden      verschiedensten Glaubensfragen ent-
mit eigenen Bräuchen.                     halten.

Über Jahrhunderte waren Juden
Verfolgungen ausgesetzt. Im national-
sozialistischen Deutschland wurden
sie systematisch verfolgt, vertrieben
                                          Feiertage des
und ermordet.
Ca. 6 Mio. Juden wurden in dieser Zeit
                                          Judentums
umgebracht. Im Jahr 1948 wurde der        Neben Feiern im Lebensverlauf (wie
Staat Israel gegründet, der für einige    z.B. die Beschneidung jüdischer Jun-
Juden als „jüdische Heimstätte“ ver-      gen am achten Lebenstag) gibt es
standen wird.                             Feiertage im Jahresverlauf.
Die Frage nach der Beziehung zwi-         Als Hohe Feiertage gelten Rosch
schen Volk und Religion wird aller-       HaShana („Neujahrsfest“), Jom Kip-
dings heute innerhalb des Judentums       pur („Versöhnungstag“) sowie die
sehr unterschiedlich beantwortet.         Wallfahrtsfeste Pessach, Schawuot
Heute leben weltweit bis zu 15 Mio.       und Sukkot.
Juden, die meisten in Israel und in den   Der wöchentliche Schabbat erin-
USA. Ca. 10 - 15 % sollen dem ortho-      nert an das Ruhen Gottes nach der
doxen Judentum zugehörig sein.            Erschaffung der Welt. Am Schabbat
                                          sollen die Menschen ruhen und kei-
                                          nerlei Arbeit verrichten.

26
Quellen:

• Grübel, Monika (2006):
Judentum. DUMONT Schnellkurs.
Köln: DUMONT Literatur und Kunst.

• Hoba, Katharina / Löbbecke, Gesa (2002):
Judentum. Pocket Thema.
Berlin: Cornelsen Scriptor.

• Baumann, Christoph Peter (2011):
Der Knigge der Weltreligionen. Feste,
Brauchtum und richtiges Verhalten auf einen Blick.
Freiburg im Breisgau: Verlag Herder GmbH

• Peters, Ulrike (2014):
Weltreligionen. Darmstadt: Theiss

                                                     27
Übersicht der jüdischen Feiertage im         Schawuot
jahreszeitlichen Verlauf.                    Schawuot ist ein hoher Feiertag und das
                                             zweite von drei Wallfahrtsfesten. Wie
01.03. - Purimfest                           auch zu Pessach und Sukkot pilgerten
Das Purimfest erinnert an die Esther-        die Gläubigen früher zum Tempel nach
Erzählung, in der Esther die Juden vor       Jerusalem.
der Vernichtung rettet.                      Gedacht wird des Auszugs der Israeli-
Es ist ein fröhliches Fest, das ein wenig    ten aus der ägyptischen Gefangenschaft
an Karneval erinnert. So wird z.B. die       sowie insbesondere des Empfangs der
Geschichte aufgeführt, Kinder verklei-       zehn Gebote 49 Tage später. Zum ins-
den sich und dürfen Lärm machen. Auch        gesamt 7-tägigen „Fest der Thora-
werden Geschenke verteilt und gemein-        Gebung“ ist es Tradition, die erste Nacht
sam Festessen eingenommen.                   wach zu bleiben, um die Thora und de-
                                             ren Kommentare zu studieren, um den
Pessachfest                                  Bund mit Gott zu erneuern. Auch ist es
Das Pessachfest erinnert an den Auszug       Brauch, milchige Speisen zu essen.
des Volkes Israel aus Ägypten, also die
Befreiung der Israeliten aus ägyptischer     Rosch Haschana – Neujahr
Sklaverei. Daher ist es ein Fest mit fröh-   Das jüdische Neujahrsfest ist ein „Hoher
lichem Charakter. Vor Beginn des Festes      Feiertag“. Es dauert zwei Tage und feiert
wird das Haus gründlich gereinigt.           die Erschaffung der Welt.
                                             Es ist gleichzeitig der Beginn einer
Der erste Abend des Pessachfests heißt       zehntägigen Bußzeit bis Jom Kippur.
Sederabend. Er folgt häufig dem vor-         Die Gläubigen werden aufgerufen,
geschriebenen Ablauf aus dem Buch            sich mit ihrem Gewissen auseinander-
Pessach-Haggada. Zum Seder versam-           zusetzen und um Vergebung zu bit-
melt sich die ganze Familie, gerne auch      ten. Es heißt, an Neujahr würden drei
mit Gästen. Es werden spezielle, sym-        Bücher geöffnet: Ins Buch des Lebens
bolträchtige Speisen gegessen.               werden die Gerechten eingeschrieben,
Während der Pessach-Woche wird statt         ins Buch des Todes die gottlosen Sünder
Sauerteig oder Lebensmitteln mit gego-       und ins dritte Buch die Mittelmäßigen.
renen Bestandteilen ungesäuertes Brot        Das endgültige Urteil bleibt vom Neu-
(Mazza) gegessen.                            jahrstag bis zum Versöhnungstag offen,
Die Mazzen sind dünne, nur aus Mehl          so dass das Schicksal in den Bußtagen
und Wasser ohne Hefe hergestellte            durch Reue und Umkehr beeinflusst
knusprige Fladenbrote – eine Erinnerung      werden kann. Neben dem Synagogen-
an den überstürzten Aufbruch aus Ägyp-       besuch wird der Tag mit einem Festmahl
ten, als für das Ansetzen von Sauerteig      begangen. Traditionell gibt es Äpfel mit
keine Zeit blieb. Auch alle Getreide-        Honig.
produkte (Brotreste, Mehl, Müsli usw.)
müssen entfernt werden.

 28
Jom Kippur                                 Chanukka – Lichterfest
Der Versöhnungs- und Bußtag ist im         Das fröhliche Chanukka-Fest dauert
Judentum der höchste Feiertag und          acht Tage und erinnert an die Wieder-
Höhepunkt der 10-tägigen Bußtage,          einweihung des jüdischen Tempels in
die an Rosch Haschana beginnen. Viele      Jerusalem. Dieser konnte nach dem
Gläubige halten sich an das vorgegebe-     Makkabäer-Aufstand im Jahr 164 v. Chr.
ne Arbeitsverbot, fasten streng und tra-   aus den Händen der Griechen befreit
gen weiße Kleidung.                        werden, unter deren Herrschaft er in ei-
An Jom Kippur reflektieren die Menschen    nen Zeus-Tempel umfunktioniert worden
ihre Vergehen gegenüber Gott und ihren     war.
Mitmenschen und bitten um Verzeihung.      Gläubige feiern häufig mit Geschenken
In Synagogen wird häufig ein 10-Stun-      und häuslichem Beisammensein. Sie
den-Gebet gesprochen.                      zünden jeden Abend eine weitere Kerze
                                           des achtarmigen Chanukka-Leuchters
Sukkot - Laubhüttenfest                    an – eine Erinnerung an ein Wunder:
Das Laubhüttenfest ist neben Pessach       Der Legende nach brannte das Öl, mit
und Schawuot eines der drei Wall-          dem der Tempel erleuchtet wurde, acht
fahrtsfeste. Es erinnert an die Wüsten-    Tage lang, obwohl die gefundene Menge
wanderung des Volkes Israel auf dem        nur für einen Tag gereicht hätte.
Weg von Ägypten ins gelobte Land. In
Erinnerung an dieses Ereignis bauen        Fasten 10. Tewet (jüd.)
viele Gläubige eine provisorische Hütte    Der 10. Tewet ist ein kleiner Fasten-
aus Zweigen und Blättern. Während des      tag, der an den Beginn der Belagerung
einwöchigen Fests halten sie sich dort     Jerusalems durch den babylonischen
häufig auf, schlafen dort und nehmen       König Nebukadnezar im Jahr 589 v. Chr.
gemeinsam Mahlzeiten zu sich.              erinnert. Nach einer dreiwöchigen Bela-
Gleichzeitig wird während der Feiertage    gerungszeit konnte diese die Stadt unter
ein Erntedankfest begangen.                Kontrolle bringen.
                                           Der Tempel wurde zerstört und Ju-
Simchat Tora – Freude der Thora            den ins babylonische Exil gezwungen.
Das Fest der Thorafreude beendet den       Gläubige nutzen den Tag nicht nur in
jährlichen Lesezyklus der Thora, es        Gedenken an dieses Ereignis, sondern
beginnt ein neuer Durchgang.               erinnern auch an Verstorbene. Ortho-
Die Thora, die die fünf Bücher Mose        doxe Juden gedenken am 10. Tewet
enthält, wird nach einem festgelegten      auch der Opfer der Schoa.
Jahresverlauf gelesen. An Simchat Tora
wird in Synagogen sowohl das Ende als
auch der Anfang der Thora gelesen und
die Thora-Rollen rituell herumgetragen.

                                                                               29
Thai-Sculptur auf der Tür von Wat Boonnark in Nord-Thailand
                                                                               30

                                                              Der Buddhismus
Der Buddhismus ist nach dem Titel         auf einem Gott, sondern es handelt
„Buddha“ (der Erwachte) benannt.          sich um eine Erfahrungsreligion.
Diesen Titel erhalten Personen, die die   Das heißt, die Anhänger streben nach
Dinge so sehen, wie sie sind. Sie ha-     Erleuchtung, welche sie über die
ben alle Möglichkeiten ihres Geistes      Lehre des Buddhismus, „Dharma“
voll verwirklicht.                        genannt, erlangen können. Erleuch-
Der historische Buddha und Begrün-        tung beschreibt eine fundamentale und
der der buddhistischen Bewegung           befreiende Einsicht in Grundtatsachen
war Prinz Siddhartha Gautama, wel-        des Lebens.
cher im 5 Jh. v.u.Z. in Nordindien        Die Anhänger des Buddhismus befin-
gelebt haben soll und nach seiner         den sich im Samsara, einem Kreislauf
Erleuchtung als „Buddha“ („der Er-        aus Leben, Tod und Wiedergeburt.
wachte“) bezeichnet wurde.                Während des Lebens kann Karma
                                          gesammelt werden, welches sich auf
Zeitrechnung im                           die Wiedergeburt auswirkt. So kann
                                          schlechtes Karma dazu führen, dass
Buddhismus                                man als Tier oder sogar Stein wieder-
                                          geboren werden kann.
Die Zeitrechnung im Buddhismus            Mit gutem Karma hingegen besteht
beginnt mit dem Todesjahr des Bud-        die Möglichkeit den ewigen Kreis-
dhas Siddhartha Gautama, welcher          lauf zu durchbrechen und im Nirwana
544 v.Chr. gestorben ist. Somit ist das   Erlösung zu finden. Als Grundlage
Jahr 2020 in der buddhistischen Zeit-     dieser Religion werden je nach Quelle
rechnung das Jahr 2564. Der Ablauf        verschiedene Angaben gemacht.
des Jahres folgt einem Lunisolarka-       So werden die vier „Edlen Wahrhei-
lender. Buddhistische Zeitvorstellun-     ten“ genannt, aus welchen Weisheit,
gen sind zyklisch, d.h. die Zeit hat      Sittlichkeit und Vertiefung hervor-
weder Anfang noch Ende, genauso           gehen:
wie auch die Menschen immer wieder
einen Kreislauf von Geburt und Wie-        • Dukkha:
dergeburt durchlaufen.                       Alles Bedingte ist Leid.
                                             Es gibt drei unterschiedliche Ar-
                                             ten von Leiden: Leid des Leidens
Ursprünge und                                (Alter, Krankheit und Tod), Leid der
                                             Veränderung (Vergänglichkeit) und
Lehre des                                    Leid der Bedingtheit.

Buddhismus                                 • Samudaya:
                                             Leid hat eine Ursache.
Der Buddhismus basiert im Gegen-             Leid entsteht durch Unwissenheit,
satz zu anderen Religionen nicht auf         Lebensdurst, Haften an Dingen,
einem Gott, sondern es handelt sich          Gier, Hass und Verblendung.

                                                                               31
• Nirodha:                          Schriftliche
       Es gibt ein Ende des Leids.
       Durch Aufgeben des Begehrens      Überlieferung
       kann das Leid überwunden wer-
       den.                              Im Buddhismus gibt es kein zentra-
                                         les Buch nach dem sich alles rich-
     • Magga:                            tet. Über Jahrhunderte hinweg wur-
       Es gibt einen Weg                 de die Lehre Buddhas mündlich und
       zum Ende des Leids.               schriftlich weitergegeben und weiter-
       Durch Mitgefühl und Weisheit,     entwickelt. Die Lehre ist im Fluss, ihre
       Achtsamkeit dem Körper gegen-     Regeln werden ständig überarbeitet.
       über, rechte Erkenntnis und Ge-
       sinnung, rechte Rede, rechtes
       Handeln und Leben und rechte
       Anstrengung kann das Leiden be-
                                         Feiertage des
       endet werden.
                                         Buddhismus
Die drei Juwelen werden als Pfeiler      Jeweils an Vollmond, Neumond und
des Buddhismus verstanden:               Halbmondtagen findet Uposatha statt
 • Zuflucht zu Buddha                    – ein Tag, der u.a. zur inneren Einkehr
 • Zuflucht zur Lehre                    und Meditation genutzt wird. Grund-
 • Zuflucht zur Gemeinschaft             sätzlich werden buddhistische Feste
                                         und Feiertage sehr unterschiedlich
                                         zelebriert.
Der Buddhismus                           So beispielsweise in Form von Stra-
                                         ßenprozessionen, Volksfesten oder
heute                                    einer Puja, die ähnlich einer Andacht
                                         ist. Die meisten buddhistischen Fes-
Der Buddhismus hat weltweit rund         te erinnern an Ereignisse aus dem
500 Millionen Anhänger und ist           Leben Siddharta Gautamas oder an-
nicht nur die viertgrößte Religion,      derer bedeutender Persönlichkeiten.
sondern auch eine Philosophie.           Hinzu kommen unterschiedliche Fei-
Über die Jahrhunderte hat sich           ertage anlässlich der Jahreszeiten,
der Buddhismus in verschiedene           Ahnenfeste oder Neujahrsfeste.
Richtungen entwickelt. So gibt es
heute den Theravada-Buddhismus
(Südostasien), den Mahayana- Bud-
dhismus (Ostasien), den Chan-
Buddhismus (China), den Zen-Bud-
dhismus (Japan) und den Vajrava-
na-Buddhismus (Himalayaregionen).

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Quellen:

   • Scherer, Burkhard (2005):
   Buddhismus. Alles, was man wissen muss.
   Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus

   • Ganter, Andreas (2017):
   Der Buddhismus, die sanfte Weltreligion.
   http://buddha-infos.de

   • Buddhismus Stiftung
   Diamantweg (2017): Buddhismus in seiner Ganzheit.
   http://buddhismus-schule.de

   • Literaturverweis:
   http://www.kleiner-kalender.de/event
   /parinirvana-tag/81747.html

Übersicht der hinduistischen Feiertage      Buddhas. Chotrul Düchen erinnert an
im jahreszeitlichen Verlauf.                ein Ereignis, dass nach der vollstän-
                                            digen Erleuchtung Buddhas stattge-
Parinirvana                                 funden haben soll: Er soll 15 Tage lang
Parinirvana wird von Buddhisten der Ma-     unterschiedliche Wunder bewirkt haben.
hayana-Tradition gefeiert. Es ist ein Ge-   Gläubige beten für das Glück aller und
denktag anlässlich des Todes Buddhas        bringen Opfer dar. Magha Puja soll an
und seines Einzugs ins Nirvana.             eine spontane Versammlung von 1.250
Buddha soll durch seine Erleuchtung         Schülern des Buddha erinnern. Diese
den Kreislauf des Leidens und der           kamen zusammen, um Buddha predigen
Wiedergeburt durchbrochen und das           zu hören.
höchste Glück im Nirvana gefunden           Viele Gläubige nutzen den Tag, um an
haben. An diesem Tag meditieren viele       Mönche zu spenden, Predigten zuzu-
Buddhisten und gedenken sowohl ihrer        hören oder zu meditieren. Auch werden
Verstorbenen als auch ihrer eigenen         Kerzenprozessionen durchgeführt.
Sterblichkeit.
                                            Songkran – Thailändisches Neujahr
Chotrül Düchen + Magha Puja                 (thai. Buddh.)
Im tibetischen Mondkalender gibt es         Erster Tag des Theravada-Kalenders,
vier große Festtage („düchen“). Diese       der im Jahr 544 v.u.Z. mit dem Erlöschen
gedenken jeweils Ereignissen im Leben       des Buddhas beginnt. Das traditionelle

                                                                                33
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