Interkultureller Jahresplaner - Begleitbroschüre - DRK Borken
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Inhalt Vorwort4 Das Christentum 6 Zeitrechnung im Christentum 7 Ursprünge und Lehre des Christentums 7 Das Christentum heute 8 Schriftliche Überlieferung 8 Feiertage des Christentums 8 Der Islam 15 Zeitrechnung im Islam 16 Ursprünge und Lehre des Islam 16 Der Islam heute 17 Schriftliche Überlieferung 18 Feiertage des Islams 18 Das Judentum 23 Zeitrechnung im Judentum 24 Ursprünge und Lehre des Judentums 24 Das Judentum heute 26 Schriftliche Überlieferung 26 Feiertage des Judentums 26 Der Buddhismus 30 Zeitrechnung im Buddhismus 31 Ursprünge und Lehre des Buddhismus 31 Der Buddhismus heute 32 Schriftliche Überlieferung 32 Feiertage des Buddhismus 32
Der Hinduismus 35 Zeitrechnung im Hinduismus 36 Ursprünge und Lehre des Hinduismus 36 Der Hinduismus heute 38 Schriftliche Überlieferung 38 Feiertage des Hinduismus 39 Das Ezidentum 43 Zeitrechnung im Ezidentum 44 Ursprünge und Lehre des Ezidentum 44 Das Ezidentum heute 46 Schriftliche Überlieferung 46 Ezidische Feiertage 47 Feiertage des Ezidentums 48 Die Bahai-Religion 50 Zeitrechnung im Bahaitum / Babismus 51 Ursprünge und Lehre des Bahaitum / Babismus51 Das Bahaitum / Babismus heute 53 Schriftliche Überlieferung 53 Feiertage der Bahai 53 Weltliche Feiertage 56 Fotoquellen61 Impressum62
Jürgen Puhlmann Vorstand des DRK-Kreisverbandes Borken e.V. Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, im Kreis Borken sind – zum Teil schon seit Jahrzehnten – Menschen aus fast allen Ländern der Welt Zuhause. Dennoch ist für einen großen Teil der Bevölkerung die Vielfalt der verschiedenen Re- ligionen und Weltanschauungen zunächst unsichtbar. Mit dem interkulturellen Jahres- planer sowie dieser Begleit- broschüre möchten wir Sie ermutigen, sich mit den Menschen in Ihrer Nachbarschaft auszu- tauschen, Feiertage gemeinsam zu begehen und sich besser kennen- zulernen. 4
Der interkulturelle Jahres- sowie der Servicestelle Anti- planer gibt Ihnen einen Über- diskriminierungsarbeit bringen blick über die wichtigsten wir uns in die Gestaltung der Feiertage des Christentums, Integrationsarbeit vor Ort ein. Islams, Judentums, Buddhismus, Hinduismus, Ezidentums und der Wir wünschen Ihnen viel Freu- Bahai-Religion sowie eine Vielfalt de bei der Lektüre und hoffen, nationaler und internationaler dass der Jahresplaner und die weltlicher Gedenktage. Begleit-Broschüre Ihre Neugier geweckt haben: Das Rote Kreuz im Kreis Borken, als Teil der Inter- Unternehmen Sie den ersten nationalen Rotkreuz- und Schritt und gehen Sie auf andere Halbmondbewegung, setzt sich Menschen zu. Es lohnt sich! – unabhängig von Nationalität, Rasse, Religion, sozialer Stellung Ihr oder politischer Überzeugung – für ein gegenseitiges Ver- ständnis, Freundschaft und die Zusammenarbeit und einen Jürgen Puhlmann dauerhaften Frieden unter allen Völkern ein. Mit den Integrationsagen- turen, gefördert durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nord- rhein-Westfalen (MKFFI NRW) 5
Mit rund 2,26 Milliarden Gläubigen als Vater, Sohn und „Heiliger Geist“ ist das Christentum eine der großen auftritt. Der jüdische Wanderprediger Weltreligionen. Jesus von Nazareth soll etwa in den Jahren 28 - 30 unserer Zeit aufgetreten Zeitrechnung im sein. Viele Juden glaubten, in ihm den Messias, der im Alten Testament an- Christentum gekündigt worden war, zu erkennen. Christen glauben, dass Gott sich ihnen Im interkulturellen Jahresplaner wird als Mensch Jesus, als Sohn Gottes, of- unterschieden zwischen den Kirchen fenbart. mit julianischem und gregorianischem Kalender. Der julianische Kalender wurde Christen glauben an die jungfräuliche durch Julius Cäsar eingeführt (Kalender- Empfängnis Jesu Mutter Maria. Jesus jahr: 365,25 Tage). Der gregorianische soll von der Liebe Gottes zu den Men- Kalender war eine Reform dieses Kalen- schen und über die Nächstenliebe ders, der im 16. Jahrhundert um 10 Tage gepredigt haben. Er predigte, dass vor dem Sonnenjahr hinterherhinkte. Die Dif- Gott alle Menschen gleich seien. ferenz zwischen den beiden Kalendern Nach wenigen Jahren, in denen Jesus beträgt heute 13 Tage. als Wanderprediger durchs Land zog, wurde er von den Römern verhaftet. Diese Ein Teil der orthodoxen Kirchen begeht fürchteten angesichts seines Einflusses alle Feste weiterhin nach dem julianischen um ihre Macht. Jesus wurde zum Tode Kalender (z.B. armenische, russische, verurteilt und ans Kreuz geschlagen. syrische, serbische, georgische, maze- Christen glauben, dass Jesus vom Tode donische, ukrainische Kirche). auferstanden ist. Durch seinen Tod habe er sich geopfert, um mit seinem Tod die Ursprünge und Menschen von ihren Sünden zu erlösen. Seitdem ist das Kreuz das Symbol des Lehre des Christentums. Christen glauben an das ewige Christentums Leben. Um dieses zu erreichen, soll versucht werden, sich an die Vor- Das Christentum ist eng mit dem Juden- schriften zu halten. Hierzu gehören die tum verbunden. Beide Religionen be- Zehn Gebote, aber auch das Gebot sitzen die hebräische Bibel (Altes Testa- der Nächstenliebe und der Verzicht auf ment) als heilige Schrift. Gewalt. Unterscheidend ist das Bekenntnis der Christen glauben an den Auftrag Gottes, Christen zur Person Jesus Christus. das Evangelium, die gute Nachricht, zu In beiden Religionen glauben die Men- verbreiten. Durch die Taufe als Aufnah- schen an den gleichen und den einen meritual in die christliche Gemeinschaft Gott – mit dem Unterschied, dass bzw. als Glaubensbekenntnis wird ein dieser im Christentum dreifaltig ist, also Mensch zum Christen. 7
Das Christentum heute Durch jahrhundertelange Mission, aber auch theologische und macht- politische Streitigkeiten sowie Migrationsbewegungen finden sich heute Christen in allen Teilen der Welt. Das Christentum als einheitliche Religion gibt es nicht, vielmehr gibt es unterschiedliche Konfessionen, die sich zum Teil sehr stark unterscheiden. Die zahlreichen Konfessionen bzw. Kirchen innerhalb des Christentums lassen sich in vier Hauptgruppen zusammen- fassen: römisch-katholische Kirche, die orthodoxen Kirchen, die protestan- tischen und die anglikanischen Kirchen. Schriftliche Überlieferung Die Heilige Schrift des Christentums ist die Bibel. Sie besteht aus dem Al- ten und dem Neuen Testament. Im Alten Testament sind altjüdische Religi- onstexte zu finden. Im Neuen Testament werden das Leben und das Wirken Jesu durch die Evangelisten beschrieben. Die ab 70 n. Chr. entstandenen Evangelien sind nicht als historische Biografie Jesu zu verstehen, sondern als Glaubenszeugnis. Außerchristliche Quellen berichten kaum etwas über Jesus, (erwähnt wird er bei Flavius Josephus, Plinius dem Jüngeren und Tacitus). Feiertage des Christentums Trotz der Vielfalt im Christentum stimmen die wichtigsten Hauptfeste weit- gehend überein. Nach der biblischen Überlieferung „Am 7. Tage sollst du ruhen“, hat der Sonntag eine besondere Bedeutung. Die wichtigsten jährlichen Feste sind Weihnachten (die Geburt Jesu), Karfreitag (Tag der Kreuzigung Jesu), Ostern (das Fest seiner Auferstehung) und Pfingsten als Fest des Heiligen Geistes. Viele weitere Feiertage ha- ben mit dem Leben Jesu zu tun (z.B. Christi Himmelfahrt). Manche Feste werden nur in bestimmten Konfessionen gefeiert (z.B. Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt und Allerheiligen bei den Katholiken, das Reformationsfest bei den Protestanten). 8
Quellen: • Baumann, Christoph Peter (2011): Der Knigge der Weltreligionen. Feste, Brauchtum und rictiges Verhalten auf einen Blick. Freiburg im Breisgau, Verlag Herder GmbH • Bowker, John / Golzio, Karl-Heinz (2002): Das kleine Oxford-Lexikon der Weltreligionen. Düsseldorf: Patmos • Peter, Ulrike (2014): Weltreligionen. Darmstadt: Theiss. • Bundeszentrale für Politische Bildung (2018): Christentum. https://hanisauland.de/lexikon/c/christentum.html • Literaturverweis: www.feste-der-religionen.de 9
Übersicht der christlichen Feiertage im Aschermittwoch (r.k.) jahreszeitlichen Verlauf. Einige Feier- Die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern tage im Christentum verschieben sich im (Passionszeit bei den Evangelen ge- Jahresverlauf. Jährlich gleichbleibende nannt) startet mit „Aschermittwoch“. Daten sind mit Datum angegeben In dieser Zeit erinnern die Gläu- bigen an die 40 Tage, die Jesus 06.01. - Heilige Drei Könige fastend und betend in der Wüste Gläubige gedenken der „Weisen verbrachte. Zudem bereiten sie sich auf aus dem Morgenland“. Lt. der bibli- das höchste christliche Fest vor - die schen Überlieferung der Weihnachts- Auferstehung Jesu am Ostersonntag. geschichte sollen sie durch den „Stern Am „Aschermittwoch“ - kurz nach von Bethlehem“ zum neugeborenen der Karnevalszeit - wird in der Heili- Jesus geführt worden sein und ihm Ge- gen Messe Asche vom Verbrennen schenke überreicht haben. der Palmzweige des Vorjahres geseg- In Deutschland werden vor allem in ka- net. Die Gläubigen werden als Zei- tholischen Regionen „Sternsinger“ aus- chen der Buße und der Vergänglich- geschickt. Die Kinder verkleiden sich keit mit einem Kreuz aus dieser Asche als Caspar, Melchior und Balthasar und gezeichnet. ziehen von Haus zu Haus, wo sie singen und beten. Sie sammeln Spenden und Palmsonntag schreiben C + M + B an die Hauswand, Mit dem Palmsonntag beginnt die Kar- um die Bewohner des Hauses zu seg- woche, die Woche vor Ostern. nen. Gefeiert wird der Einzug Jesu in Jerusa- lem. Das Volk soll ihn dabei als Messias 06.01 - 07.01. - bejubelt und Palmzweige gestreut ha- Orthodoxes Weihnachstfest ben. (Ausnahme: griechisch-orthodox, siehe auch Weihnachstfest 25. -26.12.) Gründonnerstag An Gründonnerstag gedenken Christen 19.01. - Theophanie des letzten Abendmahls Jesu mit den Theophanie - in orthodoxen Kirchen am zwölf Aposteln sowie seiner Festnahme 19. Januar gefeiert - erinnert an die Taufe im Garten Getsemani am Vorabend seiner Jesu Christ im Jordan. Kreuzigung. Christen feiern am Abend Die durch Johannes den Täufer durch- die Messe vom letzten Abendmahl. geführte Taufe wird als Beginn seines Während des Glorias läuten alle Glo- öffentlichen Wirkens gesehen. cken; danach schweigen die Glocken bis zum Gloria der Osternacht. 10
Karfreitag mit anderen Muslimen. In einigen Regio- Christen gedenken heute der Kreuzi- nen haben sich Bräuche vermischt. So gung Jesu und seines Todes am Kreuz. werden z.B. Frühlingsfeste gefeiert. In der katholischen Kirche wird der Tag sehr still und mit Fasten verbracht. Christi Himmelfahrt So schweigen in katholischen Kirchen Christi Himmelfahrt ist in Deutschland nach alter Tradition die Orgel und die ein gesetzlicher Feiertag. Das Fest findet Kirchenglocken. jährlich am 39. Tag nach Ostersonntag Auch sind in Deutschland einige Aktivi- statt und bezieht sich auf die Rückkehr täten verboten, z.B. öffentliches Tanzen Jesu Christi als Sohn Gottes zu seinem und öffentliche Veranstaltungen wie Vater in den Himmel. Theateraufführungen oder Kirmes. Heute wird der Tag gleichzeitig mit dem „Vatertag“, einem Tag der Ehrung und Ostern besonderen Aufmerksamkeit Vätern ge- Ostern ist der höchste christliche Feier- genüber gefeiert. Neben gemeinsamen tag. Er findet am 1. Sonntag nach dem 1. Ausflügen mit der Familie unternehmen Vollmond im Frühling statt. viele Väter Aktivitäten mit Freunden. Christen feiern an diesem Tag die Auf- erstehung Jesu Christi nach seinem Tod Pfingsten am Karfreitag. Nach christlichem Glau- Pfingsten findet jährlich 50 Tage nach ben nahm Jesus durch Tod und Aufer- Ostern statt und beendet die österliche stehung freiwillig die Sünde und Schuld Festzeit. Nach christlichem Glauben kam aller Menschen auf sich. Ostern ist mit an diesem Tag der Geist Gottes über die vielen unterschiedlichen Ritualen ver- Anhänger Jesu und gab ihnen die Fähig- bunden, zu denen Gottesdienstbesuche keit, andere Sprachen zu sprechen. und Familienfeiern zählen. Kinder su- Nach diesem „Pfingstwunder“ konnten chen am Ostermorgen bunt bemalte Eier die Gläubigen die Botschaft von der und Süßigkeiten, die der „Osterhase“ Auferweckung verbreiten, so dass dieser versteckt hat. In der Nacht zum Oster- Tag als Fest der Entstehung der Kirche montag versammeln sich viele Ortsge- begangen wird. meinschaften am Osterfeuer. St. Georgsfest Fronleichnam Das Georgsfest gehört zu den großen Fronleichnam ist einer der wichtigsten Feiertagen verschiedener orthodoxer katholischen Feiertage im Jahresver- Roma-Gruppen. Serbisch-orthodoxe lauf und in NRW gesetzlicher Feiertag. Roma sehen den Heiligen Georg („Dra- Katholiken erinnern an diesem Tag, chentöter“) als ihren Schutzheiligen an. dem „Hochfest des Leibes und Blutes Auch Gläubigen der Ostkirche gilt er als Christi“, an die Anwesenheit Jesu in Ge- Beschützer ihrer Kirche. stalt von Brot und Wein bei jeder Messe. Muslimische Roma ehren an diesem Tag In vielen Gemeinden finden Fronleich- Hizir und feiern diesen Tag entsprechend nams - Prozessionen statt. 11
15.08. - Mariä Himmelfahrt (r.k.) Am Fundort ließ Kaiser Konstantin eine Das kirchliche Fest wird bereits seit Kirche errichten – die heutige Grabes- dem 5./6. Jahrhundert gefeiert. Es bzw. Auferstehungskirche. thematisiert das Sterben der Heiligen Nach julianischem Kalender wird dieser Jungfrau Maria sowie ihre Aufnahme Feiertag am 27.09. begangen. in den Himmel durch Jesus Christus. In katholischen Regionen finden häufig Erntedankfest Prozessionen statt. Weltweit danken Gläubige verschie- In der russisch-orthodoxen Kirche wird dener Religionen nach der Erntezeit das Fest „Entschlafung der Gottes- für die Ernte (z.B. „Thanksgiving“ oder mutter Maria“ am 28.08. begangen. „Pongal“). Die Deutsche Bischofs- Vor dem Fest findet ein zweiwöchiges konferenz setzte im Jahr 1972 fest, Marienfasten mit veganer Nahrung und dass in Deutschland das Erntedankfest ohne Wein und Öl statt. am ersten Sonntag im Oktober statt- findet. Traditionell werden Kirchen häu- Mariä Geburt fig herbstlich mit Blumen, Äpfeln und Christliche Kirchen feiern Mariä Ge- Kürbissen geschmückt und Gottes- burt in Gedächtnis an die wunder- dienste gefeiert. gleiche Geburt der Mutter Jesu. Ihre Eltern waren bis ins hohe Alter 31.10. - Reformationstag kinderlos geblieben. Nach christlichem Evangelische Christen gedenken jedes Glauben wurde Maria ohne Erbsünde Jahr am 31. Oktober daran, dass Martin geboren. Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen an Das Datum des Festes geht wahr- die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg scheinlich darauf zurück, dass an ihrem angeschlagen haben soll. Geburtsort am Teich Bethesda in Je- Die von ihm begründete Reformation rusalem im 5. Jh. die St. Anna-Kirche spaltete die Kirche in eine römisch- errichtet wurde, deren Weihe an einem 8. katholische und eine protestantische. September stattfand. 01.11. - Allerheiligen 14.09. - Kreuzerhöhung Allerheiligen feiert alle bekannten und Der christlichen Legende nach soll nicht bekannten christlichen Heiligen. die Heilige Helena – die Mutter Kaiser Für viele Gläubige ist Allerheiligen zudem Konstantins – im Jahr 350 auf dem Berg ein Gedenktag für die Verstorbenen. Der Golgatha in Jerusalem drei Kreuze aus- Tag – in NRW ein Feiertag – wird in der gegraben haben. Hier soll Jesus ge- Regel still begangen, u.a. mit Friedhofs- kreuzigt und beerdigt worden sein. besuchen. In Ostkirchen wird Allerhei- Helena ließ die Kreuze auf einen ligen am ersten Sonntag nach Pfings- Verstorbenen legen. Eines der Kreuze ten begangen. An diesem Tag wird der soll den Leichnam zu neuem Leben er- verschiedenen Heiligen, ihrem Wirken weckt haben. und ihrer Schicksale gedacht. 12
02.11. - Allerseelen Tag den Christkönigstag, das „Hoch- In der römisch-katholischen Kirche fest unseres Herrn Jesus Christus, des steht Allerseelen für das Gedenken an Königs des Weltalls“ und ehren damit Verstorbene. Gläubige schmücken die Christus als Herrn der Schöpfung. Gräber ihrer Angehörigen, diese werden zum Teil auch gesegnet und es werden Erster Advent Fürbitten gehalten. Mit dem 1. Advent beginnt in Deutsch- land traditionell das neue Kirchenjahr 11.11. - St. Martin und Gläubige stimmen sich auf verschie- Der Festtag des Heiligen Martin von dene Weise auf Weihnachten ein. Tours ist von zahlreichen Bräuchen ge- Neben festlicher Dekoration von Stra- prägt. Unter anderem ziehen häufig ßen und Wohnungen mit Adventskrän- Kinder mit selbstgebastelten Laternen zen und Gebasteltem haben viele Kinder durch die Straßen, singen Martinslieder einen Adventskalender, um die Tage bis und kommen zum Martinsfeuer zusam- zur Geburt Jesu zu zählen. men. Gedacht wird dabei an den römi- An jedem der insgesamt vier Advents- schen Soldaten Martin, der seinen Man- sonntage zünden Gläubige ein neues tel mit einem Bettler teilte. Licht am Adventskranz an. In einigen In vielen Orten Deutschlands wird zu- christlichen Gemeinschaften wird in der dem am 11. November die Karnevalszeit Vorweihnachtszeit gefastet, d.h. keine eröffnet. Fleisch- und Milchprodukte gegessen. Buß- und Bettag 06.12. - St. Nikolaus Der Buß- und Bettag gilt als Tag der Ge- Nikolaus war im 4. Jh. Bischof von Myra. wissensprüfung, Reue, Umkehr und Hin- Gläubige kennen zahlreiche Legenden wendung zu Gott. über von ihm begangene Wunder. Der Er geht zurück auf viele einzelne Buß- Gedenktag ist mit unterschiedlichen und Bettage, die regelmäßig oder aus Bräuchen verknüpft. aktuellem Anlass angesetzt wurden, So kommt „der Nikolaus“ zu Kindern etwa um bei Kriegsausbruch oder und befragt sie, ob sie sich im vergan- Epidemien Unheil abzuwenden. Durch genen Jahr gut verhalten haben und be- die Buße sollte Gott in der Krise gnädig schenkt sie. Oft werden nachts Schuhe gestimmt werden. mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken befüllt. Totensonntag Die evangelische Kirche gedenkt am Mariä Empfängnis letzten Sonntag im Kirchenjahr der Die Eltern der Heiligen Maria, Anna Toten. Viele Gläubige besuchen die und Joachim, sollen lange kinder- Gräber ihrer Angehörigen, in Kirchen los geblieben sein. Als nach Fas- werden die Namen der Verstorbenen ten und Beten Anna schließlich die verlesen. Katholiken feiern an diesem „Gottesmutter“ Maria empfing, soll schon bei ihrer Zeugung die Erbsünde 13
aufgehoben worden sein. 31.12. - Silvester Katholiken feiern das Fest, während vie- Silvester ist seit der gregorianischen le evangelische, orthodoxe und auch Kalenderreform im Jahr 1582 der letzte altkatholische Christen diesen Festtag Tag des Jahres. Der Heilige Silvester, auf – 9 Monate vor dem Fest Maria Geburt den der Name zurückgeht, wurde 312 in – nicht begehen. Rom zum Papst gewählt und starb dort am 31. Dezember 335. 24.12. - Heiligabend Während seiner Regierungszeit ließ 25.12. - 1. Weihnachtstag Kaiser Konstantin zunächst Christen 26.12. - 2. Weihnachtstag systematisch verfolgen und bekannte Katholische und evangelische Christen sich schließlich zum Christentum. beginnen am Abend des 24. Dezembers, Viele Menschen feiern mit Familie und die Geburt Jesu Christi zu feiern. Freunden in das neue Jahr hinein und Er soll vor ca. 2000 Jahren in einem begrüßen es mit Feuerwerken und ande- Stall in Bethlehem geboren worden sein. ren Ritualen. Auch am 25. und 26. Dezember wird die Geburt gefeiert. Das Fest wird meistens als Familienfest begangen. Traditionell gehen viele Gläubige in die Weihnachts- messe, es werden Weihnachtslieder ge- sungen und Geschenke verteilt. Auch werden Krippenspiele aufgeführt und die Wohnungen festlich geschmückt. Viele Gläubige besuchen während der Feier- tage Verwandte. Es wird festlich geges- sen. Zahlreiche orthodoxe Kirchen und die koptische Kirche begehen Christi Geburt am Abend des 6. und am Morgen des 7. Januar. Weihnachten am 6. und 7. Januar wird z.B. in Russland, Serbien, Ukraine, Ma- zedonien, Georgien und anderen mehr- heitlich orthodoxen Staaten mit juliani- schem Kalender gefeiert. 14
Der Koran; innerhalb einer Moschee 15 Der Islam
Der Islam entstand im frühen 7. Jahr- hundert n. Chr. im heutigen Saudi- Ursprünge und Arabien. Heute ist er nach dem Chris- tentum die zweitgrößte Weltreligion. Lehre des Der Islam verkündet eine reine Form des Monotheismus: Islam Gott – auf Arabisch Allah – ist unteil- bar, er hat niemanden neben sich und Als Religionsstifter des Islam gilt Pro- nichts geschieht ohne seinen Willen. phet Mohammad, der nach muslimi- Als monotheistische Religion ist der schem Glauben als Gesandter Allahs Islam mit dem Judentum und dem den Koran überbrachte. Christentum verwandt – die Religio- Er soll im Alter von vierzig Jahren nen berufen sich auf den gemeinsa- seine erste Offenbarung empfangen men Stammvater Abraham. haben. Zu diesem Zeitpunkt lebte er im damaligen Handels- und Kultur- zentrum Mekka. Er war mit der älteren Zeitrechnung im Kaufmannswitwe Chadidscha ver- heiratet und führte deren Geschäfte. Islam Nach seinem ersten Offenbarungser- lebnis sprach er von dem einen Gott, Die islamische Zeitrechnung beginnt der Himmel und Erde erschaffen habe im Jahr 622 n. Chr. mit der Flucht des und am Ende der Tage die Menschen Propheten Mohammads aus seiner nach ihren Taten richten werde. Damit Heimatstadt Mekka nach Medina. fand er eine breite Anhängerschaft, Der islamische Kalender ist ein Mond- gefährdete aber zugleich die traditio- kalender bestehend aus 12 Mond- nelle Gesellschaftsordnung Mekkas. monaten mit jeweils 29 oder 30 Tagen. Im Jahr 622 n. Chr. siedelte er ins heu- Das Jahr ist mit ca. 354 Tagen unge- tige Medina über. Dieses Ereignis ist fähr 11 Tage kürzer als das Sonnen- als „Hidschra“ bekannt und markiert jahr der christlichen Zeitrechnung, den Aufbruch in das neue Zeitalter so dass Feiertage wie der Ramadan des Islam. durch das Sonnenjahr „wandern“. Das Jahr der Hidschra, 622 n. Chr., Der Ramadan beginnt an dem Tag, an wurde somit zum Jahr 1 des Islam. dessen Abend der Neumond erstmals Mohammad gilt im Islam als „Siegel beobachtet werden kann – dies weicht der Propheten“, nach ihm soll es keine je nach geografischer Lage und Wetter- weiteren Propheten geben. bedingungen voneinander ab. Der Islam wird in der Regel nicht nur Der islamische Tag beginnt mit dem als Religion verstanden: Für einen Einbruch der Nacht und endet am gläubigen Muslim ist er ein Lebens- darauf folgenden Tag mit dem Son- weg, der sich auf alle Bereiche des nenuntergang. Die Woche beginnt mit menschlichen Daseins erstreckt, dem Sonntag. so beispielsweise Kultur und Gesell- 16
schaft, Politik, Wirtschaft und Recht. Der Koran als Botschaft Allahs ist die wichtigste textliche Grundlage des Islams. Seine religiösen Gebote zu beachten, um zu leben wie es Allah gefällt, nimmt im Islam einen zentralen Stellenwert ein. Muslime glauben an das Leben nach dem Tod und daran, dass sie am Tag des Jüngsten Gerichts für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden. Der Weg zu einem glücklichen und gottnahen Leben in dieser Welt und zum ewigen Leben im Jenseits führt u.a. über die fünf Säulen des Islams. • das islamische Glaubensbekenntnis („Ich bezeuge, es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammad ist der Gesandte Gottes“), • das Pflichtgebet fünfmal täglich, • die Almosengabe für Bedürftige, • das Fasten an Ramadan und • die Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch) Der Islam heute Im Laufe der Geschichte haben sich innerhalb des Islams zahlreiche Grup- pen herausgebildet, die sich hinsichtlich ihrer religiösen und politischen Lehren unterscheiden. Bereits kurz nach Mohammads Tod traten erste Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Glaubensgemeinschaft auf. Da Mohammad keinen Sohn hinterlassen hatte und – nach sunnitischer Auffassung – keinen Nachfolger benannt hatte, gab es unterschiedliche Auffassungen, wer nach seinem Tod im Jahr 632 zu Leitung der Gemeinde legitimiert sei. Weltweit sind heute ca. 85-90 % aller Muslime Sunniten. Sie stellen damit die Hauptkonfession des Islam. Sie verehren die vier ersten Nach- folger Mohammads als „rechtgeleitete Kalifen“. Aus der Gruppe derjenigen, die den Cousin und Schwiegersohn Mohammads, Ali, zum Nachfolger des Propheten machen wollten, ging die islamische Konfession der Schiiten hervor. Ihrem Glauben nach muss der Nachfolger des Propheten ein Nach- fahre Alis sein, der als einziger göttlich legitimiert sei. In den Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten haben sie sich noch einmal in verschiedene Strömungen und Rechtsschulen untergliedert: Zwölfer-Schiiten (Imamiten), Siebener-Schiiten (Ismailiten), Zaiditen, Aleviten, Alawiten. Weltweit stellen Schiiten heute ca. 10-15 % aller Muslime. In Deutschland sollen mehr als 10 % der Muslime alevitischen Glaubens sein. Allerdings: Gleichzeitig wird von verschiedenen Seiten die Zugehörig- keit der Aleviten zu den schiitischen Muslimen angezweifelt, da sie einige 17
Verbote und Gebote aus dem Koran nicht befolgen. Ob das Alevitentum eine eigenständige Religion darstellt oder zum Islam gehört, ist sowohl unter Aleviten als auch in der Forschung umstritten. Schriftliche Überlieferung Der Koran ist die Heilige Schrift des Islam. Dem muslimischen Glauben zufolge wurde dieser wörtlich durch Gott (Allah) an den Propheten Moham- mads übersandt. Er gilt als wichtige Grundlage der Religion. Eine weite- re Grundlage muslimischen Glaubens bilden die Berichte (Hadithe) über die Verhaltensweise (Sunna) des Propheten Mohammads, der Muslimen als vorbildlicher Mensch gilt. Koran und Hadithe zusammen werden als Scharia bezeichnet. Feiertage des Islams Im Islam gibt es zwei besonders bedeutende Festtage: das Fest des Fas- tenbrechens nach dem Fastenmonat Ramadan sowie das Opferfest. Dem Fastenmonat kommt eine besondere Bedeutung zu. Er zählt zu den fünf Säulen des Islams und gilt den Gläubigen als besondere Zeit, in der der Glaube im Mittelpunkt steht. Im schiitischen Islam ist auch das Aschura-Fest von besonderer Bedeu- tung. Der Freitag hat in den meisten islamischen Ländern eine besondere Rolle. Während des Freitagsgebetes treffen sich die Gläubigen zum ge- meinsamen Gebet in der Moschee. Quellen: • Kettermann, Günter (2001): Atlas zur Geschichte des Islam. Darmstadt: WBG. • Spuler-Stegemann, U. (2009): Islam. Die 101 wichtigsten Fragen - Islam. München: Beck. • Bowker, J. / Golzio, K.-H. (2002): Das kleine Oxford-Lexikon der Weltreligionen. Düsseldorf: Patmos. • Literaturverweis: https://ikoe.brk.de/kalender/alevitische_feiertage%20 18
Übersicht der islamischen Feiertage im Menschen zum Wachsein in der Nacht jahreszeitlichen Verlauf. und Fasten am Tage motiviert haben. In der Nacht der Erlösung sei Allah be- Lailat Al Regaib / Regaib Kandili sonders gütig. Er erhöre mehr Gebete „Nacht des Gewünschten” und vergebe denjenigen denjenigen, die Muslime feiern den Beginn der drei ge- ernsthaft um Vergebung bäten. segneten Monate. Diese werden als Gute Taten würden zu Lailat Al-Bara‘a Zeit der Besinnung angesehen. In der doppelt angerechnet. Daher verbringen gesegneten Nacht beten viele Gläubige viele Gläubige weltweit diese Nacht be- zusätzlich, denn die Gebete gelten als tend zu Hause oder in feierlich erleuch- besonders verdienstvoll und segens- teten Moscheen. Wie an anderen musli- reich. Moscheen werden häufig feierlich mischen Feiertagen wird auch zu Lailat beleuchtet. Al-Bara‘a der Mitmenschen und der Ver- storbenen gedacht. Daher werden oft die Lailat Al-Miraj Gräber von Familienmitgliedern besucht (Himmelfahrt Mohammads) und etwas für das Allgemeinwohl getan. Muslime feiern in dieser Nacht die Him- melsreise des Propheten Mohammad Beginn Ramadan und damit eine der fünf heiligen Nächte Der Fastenmonat der Muslime ist einer des Islam. der zentralen Bräuche von Muslimen und Nach muslimischer Überlieferung reiste eine der fünf Säulen des Islam. Im Monat Mohammad in dieser Nacht von Mekka Ramadan wurde nach islamischer Auf- nach Jerusalem. Er traf Abraham, Moses fassung der Koran herabgesandt. und Jesus und betete gemeinsam mit In den ca. 30 Tagen des Ramadans fas- ihnen. Einer anderen Überlieferung zu- ten Gläubige jeweils von Sonnenaufgang folge stieg Mohammad in besagter bis zum Sonnenuntergang. Nacht mit einer Leiter in den Himmel Der Monat ist geprägt von der besonde- hinauf. Dort traf er die anderen Prophe- ren Hingabe an Allah und dem Zusam- ten und anschließend Gott selbst. mensein der Gemeinschaft. Das Fasten soll die Seele reinigen. Es wird Selbst- Lailat Al-Bara‘a disziplin geübt und weltliche Besitztümer (Nacht der Erlösung) verlieren an Bedeutung. Großzügigkeit Dem muslimischen Glauben zufolge und Hilfe für andere spielen eine zent- beginnt mit Lailat Al-Bara‘a die Zeit der rale Rolle. Abends wird gemeinsam das religiösen Besinnung. Neben der Nacht Fasten gebrochen. Sowohl schwangere, der Bestimmung (Lailat Al-Qadr) gilt sie stillende und menstruierende Frauen als als heiligste Nacht im Islam. auch Kranke, Kinder, Alte, Behinderte, Die Bedeutung des Tages wird unter den Reisende und Soldaten sind von der Gläubigen unterschiedlich interpretiert. Fastenpflicht ausgenommen bzw. kön- Überlieferungen zufolge soll der Prophet nen das Fasten nachholen. Mohammad auf diese besondere Nacht und die Güte Allahs hingewiesen und die 19
engel Gabriel verhindert worden sein. Lailat al-Qadr Das Opferfest gedenkt Abrahams Gott- (Nacht der Bestimmung) vertrauen und der Güte Gottes. Zum Gläubige verstehen diese Nacht als Fest gehört traditionell ein Tieropfer, ein bedeutendste Nacht im islamischen Drittel behält die Familie, ein Drittel geht Kalender. In dieser „Nacht der Bestim- an Bedürftige und ein Drittel an Freun- mung“ soll der Koran erstmals offen- de und Verwandte. Viele Gläubig gehen bart worden sein. Dem Glauben nach zum Festgebet in die Moschee und be- steigen in dieser Nacht Engel herab suchen Angehörige auf dem Friedhof. und es soll eine besondere Nähe zum Auch werden Verwandte und Bekannte Schöpfer zu spüren sein, so dass Bitt- besucht. gebete besondere Erfüllung erhalten können. Viele Gläubige versammeln sich Islamisches Neujahr daher zu gemeinsamen Andachten. Das An diesem Tag soll der Prophet Mo- genaue Datum der Nacht ist unbekannt. hammad im Jahr 622 n. Chr. mit seinen Anhängern von Mekka nach Medina Ramadanfest – Fest des Fasten- ausgewandert sein und damit die islam- brechens („Zuckerfest“) ische Zeitrechnung begründet haben. Das Ende des Monats Ramadan wird Das neue Jahr wird in islamischen mit einem mehrtägigen Fest, dem Fest Ländern häufig von großen Blasinstru- des Fastenbrechens (arabisch: Id Al-Fitr menten verkündet und mit einem tradi- bzw. türkisch: Ramazan bayramı), be- tionellen Festessen im Familienkreis be- gangen. Es ist der zweithöchste islami- gangen. sche Feiertag und ein Fest der Freude und Begegnung. Aschuratag (muslimisch) Nach rituellen Waschungen und einem Weltweit begehen die verschiedenen re- gemeinsamen Gebet beglückwünscht ligiösen Gruppen des Islam den Aschu- man sich gegenseitig und nimmt im Krei- ratag mit unterschiedlichen Ritualen am se der Familie festliches Essen zu sich. 10. Tag des Monats Muharram. Viele Es werden Geschenke und Spenden Gläubige erinnern an Hussein, den Enkel überreicht. des Propheten, welcher von Schiiten als rechtmäßiger Nachfolger betrachtet und Beginn Opferfest (musl., alev.) in der Schlacht von Kerbela getötet wur- Das islamische Opferfest ist neben dem de. Es gibt Trauerprozessionen sowie Fest des Fastenbrechens das wichtigste kultische Inszenierungen des „Märtyri- muslimische Fest. Es dauert vier Tage ums“. In anderen Gegenden wird Aschu- und wird zum Höhepunkt der Wallfahrt ra als Freudentag begangen und der Er- nach Mekka gefeiert. Gedacht wird rettung Noahs vor der Sintflut oder der an Abraham / Ibrahim, der bereit war, Rettung des Propheten Mose in Ägypten Gottes Anweisungen zu folgen und gedacht. seinen Sohn Ismael zu opfern. Dies soll durch den von Gott gesandten Erz 20
Mevlid - Mohammads Geburtstag Friedhofsbesuche sowie gemeinsame Der Geburtstag des islamischen Mahlzeiten der Gläubigen. Religionsstifters Mohammad im Jahr 570 n. Chr. wird in vielen islamischen Hidirellez Ländern unterschiedlich gefeiert. Dieser Der alevitische Feiertag Hidirellez er- gilt im Islam als letzter Prophet und er innert an den Heiligen Hizir. hat den Koran überbracht. Dieser wird als Schutzpatron des Landes Geburtstage haben in islamischen Län- verehrt und trifft sich der Überlieferung dern häufig eine geringere Bedeutung. zufolge in der Nacht vom 5. auf den 6. Auch warnen insbesondere streng- Mai mit Ilyas (Elias), dem Schutzpatron gläubige Muslime vor einer „Vergötte- der Meere, auf der Erde. Beide gelten als rung“ des Propheten. Trotzdem feiern Helfer in der Not. viele Muslime den Tag als Lichterfest und entzünden Kerzen in den Moscheen. Feier für Abdal Musa Auch gibt es religiöse Gesänge und Jährlicher Gedenktag für den alevi- Rezitationen von Gedichten. In einigen tischen Geistlichen Abdal Musa. Gegenden wird das Fest über mehrere Er lebte im 13./14. Jahrhundert im Iran Tage gefeiert. und gilt als wichtige Führungsfigur. Es sind zahlreiche Erzählungen mit ihm ver- bunden. In Erinnerung finden gemein- Feiertage der same Gottesdienste und Informations- abende statt. Aleviten Gedenktag für Haci Bektas Veli Der Geistliche Haci Bektas Veli soll Hızır-Fasten im 13. Jh. gelebt haben. Er gilt als Be- In der zweiten Februarwoche feiern Ale- gründer des anatolischen Alevitentums viten die „Woche von Hızır“. und wird von Aleviten als ihr wichtigster Dieser ist nach alevitischem Glauben Heiliger verehrt. ein unsterblicher Heiliger und gilt als Das Fest zu seinen Ehren findet in Schutzpatron, der in der Not zur Hilfe Gebetshäusern statt, es gibt tanzende kommt. Im Wochenverlauf wird an drei Derwische und mystische Lieder. Tagen gefastet. Am letzten Abend wird eine Speise aus Weizen und Wasser vor- Fatma Ana-Fasten bereitet, die über Nacht ruht. Man hofft, Aleviten gedenken der Heiligen Fatima, dass Hızır über Nacht einen Segen auf der Tochter des Propheten Mohammad den Speisen hinterlässt und Wünsche und Ehefrau seines Neffen Ali. Sie ist erfüllt. In Deutschland werden während Mutter von Hussein und Hassan sowie der Fastenzeit Gottesdienste („Hızır zweier Töchter und wird als vorbildhaft Cemi“) in Cemhäusern organisiert. verehrt. Weitere Elemente der Fastenwoche sind Erzählungen von Geschichten über Hızır, 21
Muharrem Fasten (12 Tage) Alevitische Gläubige zeigen in der zwölf- tägigen Trauerzeit ihre Verbundenheit mit Imam Hüseyin. Dieser wurde im Jahr 680 n. Chr. in Kerbela ermordet. Viele Gläubige fasten bis zu 12 Tage, d.h. sie essen und trinken nach dem letzten Mahl des Abends bis zum Sonnenunter- gang des folgenden Tages nichts. In alevitischen Gemeinden kommen häufig Gläubige zum gemeinsamen Fas- tenbrechen zusammen. 23.09. - Ashure Ende des Muharrem-Fasten Das alevitische Aschure beendet das Muharrem-Fasten. Wie viele Schiiten gedenken Aleviten des Todes von Imam Hussein in der Schlacht von Kerbela. Er war Enkelsohn des Propheten Mo- hammad und Sohn von Ali. 22
Davidstern (Eingangstor eines jüd. Friedhofs) 23 Das Judentum
Der Begriff des Judentums bezieht sich nicht nur auf eine Religion, sondern häufig auch auf eine Kultur oder ein Volk. Dies hängt damit zusammen, dass der Ursprung des Judentums historisch nicht mit letzter Gewissheit zurückverfolgt werden kann. Weltweit gibt es ca. 13 - 15 Mio. Menschen, die sich dem Judentum zugehörig fühlen. Zeitrechnung im Judentum Die jüdische Zeitrechnung beginnt mit der Vorstellung von einer Erschaffung der Welt, welche auf das Jahr 3761 v.d.Z. festgelegt wird. Das jüdische Jahr hat normalerweise 12 Monate mit jeweils 29 oder 30 Tagen. Der Monat beginnt mit dem Neumond.Um die Differenz von etwa 11 Tagen zum Sonnenjahr auszugleichen, wird siebenmal in 19 Jahren ein 13. Schaltmo- nat eingefügt (jeweils im 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr). Nach jüdischer Zeitrechnung beginnt und endet ein Tag mit dem Sonnenuntergang. Daher beginnen auch Feiertage am Vorabend. Ursprünge und Lehre des Judentums Das Judentum ist eine monotheistische Religion: Im Mittel- punkt des Judentums steht der Glaube an den einen Gott. Als An- fang der Geschichte des Judentums ist der Bund mit Gott überlie- fert. Diesen soll Gott zunächst mit Abraham, dem Stammvater des jüdischen Volkes, für ihn und seine Nachfahren geschlossen ha- ben. Hierdurch soll Gott das Volk Israel zu seinem auserwählten Volk ernannt haben. Grundsätze jüdischer Lehre sind: • die Liebe zu Gott, • die Bewahrung und das Studium der Thora, • die Weitergabe der Thora an nachfolgende Generationen • sowie die alltägliche Einbindung der Thora in den Alltag durch das Befolgen der Gebote. Eine zentrale Erzählung ist die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten und die Offenbarung der Thora durch Mose. Mit den 10 Geboten wird die Haltung des Menschen zu Gott und zu den Mitmenschen geregelt, sie werden im Judentum anders gezählt als im Christentum. Juden glau- ben daran, dass das Ende der Welt durch Gott bestimmt wird. Sie rechnen 24
damit, sich am Tage des Jüngsten Gerichts vor Gott für Ihre guten und schlechten Taten rechtfertigen müssen. Gleichzeitig ist die Erwartung an die Endzeit auch an Erwartungen geknüpft: Auferstehung der Toten, Befreiung des jüdischen Volkes von Fremdherrschaft und das Ende der Diaspora (Zerstreuung), die Wiedererrichtung des Tempels sowie die Errichtung eines Reichs des Friedens, Unsterblichkeit und Ewigkeit. Wichtige Strömungen im Judentum sind das orthodoxe Juden- tum, das konservative sowie das liberale bzw. progressive Juden- tum. Im orthodoxen Judentum wird die Thora als unmittelbar von Gott offenbart verstanden. Das jüdische Religionsgesetz Halacha wird recht streng befolgt, so sind eine Vielzahl an Regeln wie z.B. eine koschere Ernährung zu beachten. So befolgen viele Juden das Kaschrut, die Speisevorschriften. Insbesondere bei Fleisch gibt es Einschränkungen, so ist zum Beispiel der Genuss von Blut streng verboten, weil dieses nach jüdischer Auffassung der Sitz des Lebens ist. Auch werden Milch und Fleisch streng getrennt. Liberale Juden versuchen, die Thora auf aktuelle Lebenssitua- tionen der Gegenwart zu übertragen. Religiöse Gebote werden als menschengemacht verstanden, so dass sie neu interpretiert werden dürfen. Das konservative Judentum kann als ein Mittel- weg zwischen den beiden genannten Strömungen verstanden werden. Es versucht einerseits, Modernisierungen, die mit dem jüdischen Religionsgesetz vereinbar sind, durchzusetzen und an- dererseits, jüdische Traditionen zu wahren. Eine weitere Sichtweise sieht das Judentum vor allem als Volks- zugehörigkeit. So verstehen sich einige Juden als Angehörige des jüdischen Volkes, ohne dabei religiös zu sein. In der Regel bestimmt die Geburt die Volkszugehörigkeit. Die Halacha, das jüdische Religionsgesetz besagt: „Ein Jude ist, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde“. Aber auch über Heirat oder Annahme der Religion ist es möglich, zum Judentum zu konvertieren. Im Alter von 13 Jahren erreichen Jugendliche mit der Bar Mitzwa (Jungen) bzw. (Bat Mitzwa) die religiöse Mündigkeit. Jüdische Männer sind verpflichtet, dreimal täglich zu beten. Ober- haupt einer Gemeinde ist der Rabbiner, welcher als Gemeinde- vorsteher die Gemeindemitglieder in religiösen, persönlichen und auch alltäglichen Fragen berät. 25
Das Judentum Schriftliche heute Überlieferung Juden werden häufig nicht nur Das Studium der heiligen Schriften anhand der religiösen Orientierung nimmt im Judentum einen großen unterschieden, sondern auch durch Stellenwert ein. Das wichtigste Buch die Herkunft. im Judentum ist die Thora („Gesetz“), Als Aschkenasim gelten Juden, deren die fünf Bücher Mose. Vorfahren in Deutschland und Frank- Nach jüdischer Vorstellung hat Mose reich lebten (bevor sie z.B. in die USA die Thora von Gott erhalten. Sie gilt auswanderten). Sephardim sind die als weltliches und religiöses Gesetz Nachfahren der jüdischen Bevölke- und damit als heilig. Die Thora erzählt rung auf der iberischen Halbinsel. die Geschichte des Volkes Israel von Nach der spanischen Inquisition 1492 der Erschaffung der Welt bis zum Tod floh diese und siedelte sich u.a. im Mose und ist der wichtigste Teil der Mittelmeerraum an. Darüber hinaus hebräischen Bibel („Tanach“). gibt es kleinere jüdische Gemein- Im Talmud sind Diskussionen zu schaften wie z.B. jemenitische Juden verschiedensten Glaubensfragen ent- mit eigenen Bräuchen. halten. Über Jahrhunderte waren Juden Verfolgungen ausgesetzt. Im national- sozialistischen Deutschland wurden sie systematisch verfolgt, vertrieben Feiertage des und ermordet. Ca. 6 Mio. Juden wurden in dieser Zeit Judentums umgebracht. Im Jahr 1948 wurde der Neben Feiern im Lebensverlauf (wie Staat Israel gegründet, der für einige z.B. die Beschneidung jüdischer Jun- Juden als „jüdische Heimstätte“ ver- gen am achten Lebenstag) gibt es standen wird. Feiertage im Jahresverlauf. Die Frage nach der Beziehung zwi- Als Hohe Feiertage gelten Rosch schen Volk und Religion wird aller- HaShana („Neujahrsfest“), Jom Kip- dings heute innerhalb des Judentums pur („Versöhnungstag“) sowie die sehr unterschiedlich beantwortet. Wallfahrtsfeste Pessach, Schawuot Heute leben weltweit bis zu 15 Mio. und Sukkot. Juden, die meisten in Israel und in den Der wöchentliche Schabbat erin- USA. Ca. 10 - 15 % sollen dem ortho- nert an das Ruhen Gottes nach der doxen Judentum zugehörig sein. Erschaffung der Welt. Am Schabbat sollen die Menschen ruhen und kei- nerlei Arbeit verrichten. 26
Quellen: • Grübel, Monika (2006): Judentum. DUMONT Schnellkurs. Köln: DUMONT Literatur und Kunst. • Hoba, Katharina / Löbbecke, Gesa (2002): Judentum. Pocket Thema. Berlin: Cornelsen Scriptor. • Baumann, Christoph Peter (2011): Der Knigge der Weltreligionen. Feste, Brauchtum und richtiges Verhalten auf einen Blick. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder GmbH • Peters, Ulrike (2014): Weltreligionen. Darmstadt: Theiss 27
Übersicht der jüdischen Feiertage im Schawuot jahreszeitlichen Verlauf. Schawuot ist ein hoher Feiertag und das zweite von drei Wallfahrtsfesten. Wie 01.03. - Purimfest auch zu Pessach und Sukkot pilgerten Das Purimfest erinnert an die Esther- die Gläubigen früher zum Tempel nach Erzählung, in der Esther die Juden vor Jerusalem. der Vernichtung rettet. Gedacht wird des Auszugs der Israeli- Es ist ein fröhliches Fest, das ein wenig ten aus der ägyptischen Gefangenschaft an Karneval erinnert. So wird z.B. die sowie insbesondere des Empfangs der Geschichte aufgeführt, Kinder verklei- zehn Gebote 49 Tage später. Zum ins- den sich und dürfen Lärm machen. Auch gesamt 7-tägigen „Fest der Thora- werden Geschenke verteilt und gemein- Gebung“ ist es Tradition, die erste Nacht sam Festessen eingenommen. wach zu bleiben, um die Thora und de- ren Kommentare zu studieren, um den Pessachfest Bund mit Gott zu erneuern. Auch ist es Das Pessachfest erinnert an den Auszug Brauch, milchige Speisen zu essen. des Volkes Israel aus Ägypten, also die Befreiung der Israeliten aus ägyptischer Rosch Haschana – Neujahr Sklaverei. Daher ist es ein Fest mit fröh- Das jüdische Neujahrsfest ist ein „Hoher lichem Charakter. Vor Beginn des Festes Feiertag“. Es dauert zwei Tage und feiert wird das Haus gründlich gereinigt. die Erschaffung der Welt. Es ist gleichzeitig der Beginn einer Der erste Abend des Pessachfests heißt zehntägigen Bußzeit bis Jom Kippur. Sederabend. Er folgt häufig dem vor- Die Gläubigen werden aufgerufen, geschriebenen Ablauf aus dem Buch sich mit ihrem Gewissen auseinander- Pessach-Haggada. Zum Seder versam- zusetzen und um Vergebung zu bit- melt sich die ganze Familie, gerne auch ten. Es heißt, an Neujahr würden drei mit Gästen. Es werden spezielle, sym- Bücher geöffnet: Ins Buch des Lebens bolträchtige Speisen gegessen. werden die Gerechten eingeschrieben, Während der Pessach-Woche wird statt ins Buch des Todes die gottlosen Sünder Sauerteig oder Lebensmitteln mit gego- und ins dritte Buch die Mittelmäßigen. renen Bestandteilen ungesäuertes Brot Das endgültige Urteil bleibt vom Neu- (Mazza) gegessen. jahrstag bis zum Versöhnungstag offen, Die Mazzen sind dünne, nur aus Mehl so dass das Schicksal in den Bußtagen und Wasser ohne Hefe hergestellte durch Reue und Umkehr beeinflusst knusprige Fladenbrote – eine Erinnerung werden kann. Neben dem Synagogen- an den überstürzten Aufbruch aus Ägyp- besuch wird der Tag mit einem Festmahl ten, als für das Ansetzen von Sauerteig begangen. Traditionell gibt es Äpfel mit keine Zeit blieb. Auch alle Getreide- Honig. produkte (Brotreste, Mehl, Müsli usw.) müssen entfernt werden. 28
Jom Kippur Chanukka – Lichterfest Der Versöhnungs- und Bußtag ist im Das fröhliche Chanukka-Fest dauert Judentum der höchste Feiertag und acht Tage und erinnert an die Wieder- Höhepunkt der 10-tägigen Bußtage, einweihung des jüdischen Tempels in die an Rosch Haschana beginnen. Viele Jerusalem. Dieser konnte nach dem Gläubige halten sich an das vorgegebe- Makkabäer-Aufstand im Jahr 164 v. Chr. ne Arbeitsverbot, fasten streng und tra- aus den Händen der Griechen befreit gen weiße Kleidung. werden, unter deren Herrschaft er in ei- An Jom Kippur reflektieren die Menschen nen Zeus-Tempel umfunktioniert worden ihre Vergehen gegenüber Gott und ihren war. Mitmenschen und bitten um Verzeihung. Gläubige feiern häufig mit Geschenken In Synagogen wird häufig ein 10-Stun- und häuslichem Beisammensein. Sie den-Gebet gesprochen. zünden jeden Abend eine weitere Kerze des achtarmigen Chanukka-Leuchters Sukkot - Laubhüttenfest an – eine Erinnerung an ein Wunder: Das Laubhüttenfest ist neben Pessach Der Legende nach brannte das Öl, mit und Schawuot eines der drei Wall- dem der Tempel erleuchtet wurde, acht fahrtsfeste. Es erinnert an die Wüsten- Tage lang, obwohl die gefundene Menge wanderung des Volkes Israel auf dem nur für einen Tag gereicht hätte. Weg von Ägypten ins gelobte Land. In Erinnerung an dieses Ereignis bauen Fasten 10. Tewet (jüd.) viele Gläubige eine provisorische Hütte Der 10. Tewet ist ein kleiner Fasten- aus Zweigen und Blättern. Während des tag, der an den Beginn der Belagerung einwöchigen Fests halten sie sich dort Jerusalems durch den babylonischen häufig auf, schlafen dort und nehmen König Nebukadnezar im Jahr 589 v. Chr. gemeinsam Mahlzeiten zu sich. erinnert. Nach einer dreiwöchigen Bela- Gleichzeitig wird während der Feiertage gerungszeit konnte diese die Stadt unter ein Erntedankfest begangen. Kontrolle bringen. Der Tempel wurde zerstört und Ju- Simchat Tora – Freude der Thora den ins babylonische Exil gezwungen. Das Fest der Thorafreude beendet den Gläubige nutzen den Tag nicht nur in jährlichen Lesezyklus der Thora, es Gedenken an dieses Ereignis, sondern beginnt ein neuer Durchgang. erinnern auch an Verstorbene. Ortho- Die Thora, die die fünf Bücher Mose doxe Juden gedenken am 10. Tewet enthält, wird nach einem festgelegten auch der Opfer der Schoa. Jahresverlauf gelesen. An Simchat Tora wird in Synagogen sowohl das Ende als auch der Anfang der Thora gelesen und die Thora-Rollen rituell herumgetragen. 29
Thai-Sculptur auf der Tür von Wat Boonnark in Nord-Thailand 30 Der Buddhismus
Der Buddhismus ist nach dem Titel auf einem Gott, sondern es handelt „Buddha“ (der Erwachte) benannt. sich um eine Erfahrungsreligion. Diesen Titel erhalten Personen, die die Das heißt, die Anhänger streben nach Dinge so sehen, wie sie sind. Sie ha- Erleuchtung, welche sie über die ben alle Möglichkeiten ihres Geistes Lehre des Buddhismus, „Dharma“ voll verwirklicht. genannt, erlangen können. Erleuch- Der historische Buddha und Begrün- tung beschreibt eine fundamentale und der der buddhistischen Bewegung befreiende Einsicht in Grundtatsachen war Prinz Siddhartha Gautama, wel- des Lebens. cher im 5 Jh. v.u.Z. in Nordindien Die Anhänger des Buddhismus befin- gelebt haben soll und nach seiner den sich im Samsara, einem Kreislauf Erleuchtung als „Buddha“ („der Er- aus Leben, Tod und Wiedergeburt. wachte“) bezeichnet wurde. Während des Lebens kann Karma gesammelt werden, welches sich auf Zeitrechnung im die Wiedergeburt auswirkt. So kann schlechtes Karma dazu führen, dass Buddhismus man als Tier oder sogar Stein wieder- geboren werden kann. Die Zeitrechnung im Buddhismus Mit gutem Karma hingegen besteht beginnt mit dem Todesjahr des Bud- die Möglichkeit den ewigen Kreis- dhas Siddhartha Gautama, welcher lauf zu durchbrechen und im Nirwana 544 v.Chr. gestorben ist. Somit ist das Erlösung zu finden. Als Grundlage Jahr 2020 in der buddhistischen Zeit- dieser Religion werden je nach Quelle rechnung das Jahr 2564. Der Ablauf verschiedene Angaben gemacht. des Jahres folgt einem Lunisolarka- So werden die vier „Edlen Wahrhei- lender. Buddhistische Zeitvorstellun- ten“ genannt, aus welchen Weisheit, gen sind zyklisch, d.h. die Zeit hat Sittlichkeit und Vertiefung hervor- weder Anfang noch Ende, genauso gehen: wie auch die Menschen immer wieder einen Kreislauf von Geburt und Wie- • Dukkha: dergeburt durchlaufen. Alles Bedingte ist Leid. Es gibt drei unterschiedliche Ar- ten von Leiden: Leid des Leidens Ursprünge und (Alter, Krankheit und Tod), Leid der Veränderung (Vergänglichkeit) und Lehre des Leid der Bedingtheit. Buddhismus • Samudaya: Leid hat eine Ursache. Der Buddhismus basiert im Gegen- Leid entsteht durch Unwissenheit, satz zu anderen Religionen nicht auf Lebensdurst, Haften an Dingen, einem Gott, sondern es handelt sich Gier, Hass und Verblendung. 31
• Nirodha: Schriftliche Es gibt ein Ende des Leids. Durch Aufgeben des Begehrens Überlieferung kann das Leid überwunden wer- den. Im Buddhismus gibt es kein zentra- les Buch nach dem sich alles rich- • Magga: tet. Über Jahrhunderte hinweg wur- Es gibt einen Weg de die Lehre Buddhas mündlich und zum Ende des Leids. schriftlich weitergegeben und weiter- Durch Mitgefühl und Weisheit, entwickelt. Die Lehre ist im Fluss, ihre Achtsamkeit dem Körper gegen- Regeln werden ständig überarbeitet. über, rechte Erkenntnis und Ge- sinnung, rechte Rede, rechtes Handeln und Leben und rechte Anstrengung kann das Leiden be- Feiertage des endet werden. Buddhismus Die drei Juwelen werden als Pfeiler Jeweils an Vollmond, Neumond und des Buddhismus verstanden: Halbmondtagen findet Uposatha statt • Zuflucht zu Buddha – ein Tag, der u.a. zur inneren Einkehr • Zuflucht zur Lehre und Meditation genutzt wird. Grund- • Zuflucht zur Gemeinschaft sätzlich werden buddhistische Feste und Feiertage sehr unterschiedlich zelebriert. Der Buddhismus So beispielsweise in Form von Stra- ßenprozessionen, Volksfesten oder heute einer Puja, die ähnlich einer Andacht ist. Die meisten buddhistischen Fes- Der Buddhismus hat weltweit rund te erinnern an Ereignisse aus dem 500 Millionen Anhänger und ist Leben Siddharta Gautamas oder an- nicht nur die viertgrößte Religion, derer bedeutender Persönlichkeiten. sondern auch eine Philosophie. Hinzu kommen unterschiedliche Fei- Über die Jahrhunderte hat sich ertage anlässlich der Jahreszeiten, der Buddhismus in verschiedene Ahnenfeste oder Neujahrsfeste. Richtungen entwickelt. So gibt es heute den Theravada-Buddhismus (Südostasien), den Mahayana- Bud- dhismus (Ostasien), den Chan- Buddhismus (China), den Zen-Bud- dhismus (Japan) und den Vajrava- na-Buddhismus (Himalayaregionen). 32
Quellen: • Scherer, Burkhard (2005): Buddhismus. Alles, was man wissen muss. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus • Ganter, Andreas (2017): Der Buddhismus, die sanfte Weltreligion. http://buddha-infos.de • Buddhismus Stiftung Diamantweg (2017): Buddhismus in seiner Ganzheit. http://buddhismus-schule.de • Literaturverweis: http://www.kleiner-kalender.de/event /parinirvana-tag/81747.html Übersicht der hinduistischen Feiertage Buddhas. Chotrul Düchen erinnert an im jahreszeitlichen Verlauf. ein Ereignis, dass nach der vollstän- digen Erleuchtung Buddhas stattge- Parinirvana funden haben soll: Er soll 15 Tage lang Parinirvana wird von Buddhisten der Ma- unterschiedliche Wunder bewirkt haben. hayana-Tradition gefeiert. Es ist ein Ge- Gläubige beten für das Glück aller und denktag anlässlich des Todes Buddhas bringen Opfer dar. Magha Puja soll an und seines Einzugs ins Nirvana. eine spontane Versammlung von 1.250 Buddha soll durch seine Erleuchtung Schülern des Buddha erinnern. Diese den Kreislauf des Leidens und der kamen zusammen, um Buddha predigen Wiedergeburt durchbrochen und das zu hören. höchste Glück im Nirvana gefunden Viele Gläubige nutzen den Tag, um an haben. An diesem Tag meditieren viele Mönche zu spenden, Predigten zuzu- Buddhisten und gedenken sowohl ihrer hören oder zu meditieren. Auch werden Verstorbenen als auch ihrer eigenen Kerzenprozessionen durchgeführt. Sterblichkeit. Songkran – Thailändisches Neujahr Chotrül Düchen + Magha Puja (thai. Buddh.) Im tibetischen Mondkalender gibt es Erster Tag des Theravada-Kalenders, vier große Festtage („düchen“). Diese der im Jahr 544 v.u.Z. mit dem Erlöschen gedenken jeweils Ereignissen im Leben des Buddhas beginnt. Das traditionelle 33
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