Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse

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Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
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                  Mitteilungsblatt
                         “Instaurare omnia in Christo”

Februar 2019 - Nr. 481                              Distrikt Schweiz
Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
40 Tage nach dem     Darstellung des Herrn im Tempel
Geburtsfest des
Herrn ist das Fest   Herr, nun entlässest Du Deinen Diener nach Deinem
                     Worte in Frieden;
Mariä Lichtmess.     Denn meine Augen haben Dein Heil gesehen,
Damit endet die      das Du bereitet hast vor dem Angesichte aller Völker.
Weihnachtszeit.      Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
                     und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.

                     Nunc dimittis des hl. Simeon (Lukas 2, 29–32)
Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Mitteilungsblatt:       Schweizer Distrikt
                                    Informationsorgan des Schweizer Distrikts
                                          der Priesterbruderschaft St. Pius X.
                                                                                   Wort des Distriktoberen                                  6
                                                                                   Gebet in Kreuz und Leid                                 11
                                                               Herausgeber:
                                                                                   Distriktnotizen12
                                              Priesterbruderschaft St. Pius X.
                                                        Solothurnerstrasse 11
                                                            4613 Rickenbach
                                                                                   Kirchliches Leben
                                                                    Schweiz
                                                          T +41 62 209 16 16       Interview – „Die Zukunft der Kirche und der
                                                          F +41 62 209 16 17       Berufungen liegt bei den Familien, in denen die Eltern
                                                                                   das Kreuz Unseres Herrn aufgepflanzt haben.“            20
                                                    Verantwortlich (i.S.d.P.):
                                                       Pater Pascal Schreiber
                                                                                   Interview – „Die Kirche hat sich nicht 2000 Jahre geirrt“28
                                                                                   „Zum Altare Gottes will ich treten ...“                 33
                                                         Erscheinungsweise:
                                                                                   Einsegnung der neuen Kirche Heiliger Mauritius
                                                                  Monatlich
                                                                                   in Glis (Oberwallis)                                    37
                                                                         Preis:
                                                     Gegen freiwillige Spende.
                                                 (Jedem Mitteilungsblatt liegt
                                                                                   Geistliches
                                                  ein Überweisungsträger bei.      Kleine Schule des Gebetes –
                                             Bitte geben Sie Ihre Adresse an!)     Die Notwendigkeit des Gebetes                           39

                                                               Bestellung bei:
                                                                                   Msgr. Marcel ­Lefebvre –
                                                   Priorat St. Niklaus von Flüe    Unsere Zukunft liegt in Gottes Händen                   45
                                                             Solothurnerstr. 11    Liturgischer Kalender                                   50
                                                             4613 Rickenbach

                                                       Spendenkonten des

                                                                                  Mitteilungsblatt
                                                       Schweizer Distrikts:
                                                     Distrikt der Schweiz der
                                             Priesterbruderschaft St. Pius X.
                                                                  PostFinance
                                                   Kontonummer: 17-5510-1
                                    CHF IBAN: CH60 0900 0000 1700 5510 1
                                                    CHF BIC: POFICHBEXXX           “Alles in Christus erneuern”
                                                         Spendenkonto des
                                       deutschsprachigen Priesterseminars
                                        Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen      Termine und Ankündigungen51
                                        IBAN: DE 05 75062026 0005 1197 66
                                                        BIC: GENODEF 1 DST         Exerzitien und Einkehrtage                              54
                                                                                   Heilige Messen                                          56
                                                                   Internet:
                                                                www.fsspx.ch       Buch des Monats                                         66
                                                                                   Es kommt der Tag ...                                    67

4   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                 5
Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Wort des Distriktoberen

    Liebe Gläubige,
                                                                                       oder eine andere Schwäche. Deshalb wollen wir uns
                                                                                       nun gemeinsam mit dem Thema auseinandersetzen: Wie
                                                                                       gehen wir mit den Grenzen im Leben um, mit unseren

    liebe Freunde und
                                                                                       Schwachheiten, die uns seelisch oder körperlich beein-
                                                                                       trächtigen? Dabei will ich vorwegnehmen, dass es um
                                                                                       uns selbst geht und nicht um die Grenzen und Schwä-

    Wohltäter!                                                                         chen der anderen.

                                                                                       Zuerst einmal müssen wir uns bewusst werden, dass
                                                                                       diese Grenzen und Schwachheiten eine Folge der
                                                                                       Erbsünde sind. Zwar wird bei der Taufe die Erbsünde
                                                                                       getilgt, aber ihre Folgen bleiben bestehen. Unser Körper
                                                                                       ist zudem vergänglich und Schwachheiten unterworfen.
                             Herr Frühling kann aufgrund eines Skiunfalls nicht        Alle Menschen haben in ihrem Leben mit Schwierigkei-
                             mehr in die Berge zum Wandern und auch nicht mehr         ten zu kämpfen. Auch die Heiligen bild(et)en hier keine
                             zum Skifahren, was ihn sehr belastet.                     Ausnahme.

                             Frau Sommer hatte vor zwei Jahren ein Burnout. Sie        Der hl. Apostel Paulus kommt in seinem zweiten Brief
                             muss seither auf jegliche anstrengende Arbeit verzich-    an die Korinther immer wieder auf dieses Thema zu
                             ten.                                                      sprechen und beschreibt, wie man mit Schwierigkeiten
    Pater Pascal Schreiber                                                             umgehen soll. Es ist das erschütternde Zeugnis eines
                             Herr Herbst leidet an Depressionen, wenn im Herbst        Apostels, der sich um seine Gemeinde sorgt und für
                             die Blätter von den Bäumen fallen. Er hat dann grosse     sie ringt. Am Anfang seines Briefes erwähnt er, wie
                             Mühe im Alltag.                                           stark ihm die überstandenen Bedrängnisse zusetzten.
                                                                                       Gleichzeitig ist das Herz des Völkerapostels in Dankes-
                             Frau Winter war einmal eine grosse Geigenspielerin.       stimmung für die erfahrene Hilfe Gottes: „Denn wir
                             Am liebsten spielte sie die „Vier Jahreszeiten“ von Vi-   möchten euch, Brüder, nicht ohne Wissen lassen, von
                             valdi im Orchester. Leider leidet sie nun an Arthrose     der Drangsal, die uns in Asia widerfuhr; über unsere
                             und muss auf das Geigenspiel verzichten. Zum Glück        Kraft hinaus hatten wir in einem solchen Übermass
                             verbleiben ihr noch Tonaufnahmen auf CD, die sie noch     zu tragen, dass wir keine Möglichkeit mehr sahen,
                             hören kann.                                               noch weiter zu leben. Hatten wir doch für uns selbst
                                                                                       das Urteil des Todes gesprochen, um so nicht auf uns
                             Vielleicht finden Sie sich in einem dieser Schemata       selbst zu vertrauen, sondern auf Gott, der die Toten
                             wieder. Noch wahrscheinlicher ist es, dass Sie in ir-     auferweckt“ (2 Kor 1,8-9).
                             gendeiner Weise körperlich oder seelisch leiden, sei
                             es bedingt durch körperliche Gebrechen, moralisches       Im vierten Kapitel nimmt der hl. Paulus den gleichen
                             Unvermögen, Sinnlichkeit, Zornausbrüche, Gereiztheit      Gedanken wieder auf und spricht über die menschliche

6   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                 7
Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Wort des Distriktoberen

                        Schwachheit, welche sich zuversichtlich auf Gottes Hilfe    heimkehrten. Die Heilung fand nicht statt. Das Wunder
                        und Erbarmen stützt: „Wir tragen aber diesen Schatz in      geschah nicht. Oder doch?
                        irdenen Gefässen, damit das Übermass an Kraft auf-
                        seiten Gottes sei und nicht bei uns. In allem werden        Müssen Wunder immer sicht- und messbar sein? Kann
                        wir bedrängt, aber nicht erdrückt; sind im Zweifel,         man manchmal nicht von einem kleinen Wunder spre-
                        aber verzweifeln nicht; leiden Verfolgung, sind aber        chen, wenn jemand in seinem Leiden, in seiner Krank-
                        nicht verlassen; werden niedergeworfen, gehen aber          heit, nicht verbittert? Oder wenn der Betroffene sogar
                        nicht zugrunde“ (2 Kor 4,7-9). Der Apostel erfährt auf      beginnt, seine Leiden und Gebrechen zu akzeptieren und
                        der einen Seite seine menschliche Unzulänglichkeit und      geduldig zu ertragen? Ist es nicht ein Wunder der Gnade,
                        auf der anderen Seite das starke Wirken Gottes – und        wenn ein Katholik auf den Spuren des hl. Paulus wandelt
                        das ständig und ein Leben lang.                             und sich sogar an der eigenen Schwachheit freut?

                        Im zwölften Kapitel, gegen Ende des Briefes, beschreibt     Vielleicht haben Sie schon von Bruder Andreas von
                        der Apostel noch, wie er selbst einen Stachel in seinem     Montréal (1845 - 1937) gehört. Man schreibt ihm 125‘000
                        Fleisch trägt, damit er nicht überheblich werde (vgl. 2     Heilungen zu. Kein Wunder (!), dass er am Ende seines
                        Kor 12,7). Gott will ihm diesen Stachel nicht wegneh-       Lebens 80‘000 Bittbriefe pro Jahr erhielt und dass eine
                        men, sondern spricht zu ihm: „Es genügt dir meine           Million Menschen bei der Aufbahrung an seinem Sarg
                        Gnade; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollen-       vorbeizogen.
                        det“ (2 Kor 12,9). Je schwächer der hl. Paulus erscheint,
                        desto stärker kommt das Wirken Gottes zur Geltung.          Bruder Andreas empfahl den Menschen die Verehrung
                        Darum geht der Apostel im nächsten Vers sogar so weit,      des hl. Josef und ein unerschütterliches Vertrauen in
                        dass er „Gefallen an Schwächen, an Verschmähungen,          den Nährvater Jesu. Man stellte dem Ordensmann eines
                        an Nöten, an Verfolgungen, an Bedrängnissen um              Tages die Frage, warum einige sofort geheilt würden,
                        Christi willen“ findet und fügt hinzu, „denn wenn ich       während andere lange warten mussten. Bruder Andreas
                        schwach bin, dann bin ich stark“ (2 Kor 12,10). Ja, das     erklärte das so: „Diejenigen, die sofort erhört werden,
                        Geheimnis seiner Kraft, und diese Kraft des hl. Paulus      besitzen den Glauben nicht. Sie brauchen etwas Spekta-
                        ist ein Geheimnis, liegt in der Gnade Gottes.               kuläres, um sich zu bekehren. Diejenigen aber, die den
                                                                                    Glauben besitzen, müssen oft warten, da der liebe Gott
                        Oft sind wir versucht, unsere Schwächen und Grenzen         sie prüft, damit sie mehr Verdienste sammeln können.“
                        zu verleugnen, aber wir können uns dieser Wahrheit          Der eigene Cousin des Bruders war blind, wurde aber
                        nicht entziehen. Es gibt kein christliches Leben ohne       nie geheilt. Zu ihm sagte Bruder Andreas: „Du besitzt
                        Kreuz. Natürlich dürfen wir auf Wunder hoffen, auf          den Glauben, du kannst also deine Prüfung ertragen, um
                        Heilung, auf Befreiung von Gebrechen. Immer wieder          dich zu heiligen.“
                        zeigte der liebe Gott an verschiedenen Wallfahrtsorten
                        seine unendliche Macht und kam den Menschen zu Hilfe.       Wenn wir an unsere Grenzen stossen, wenn Gott Kreuze
                        Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die z.B. schwerkrank   in unserem Leben zulässt, so wissen wir, dass er uns zu
                        nach Lourdes pilgerten und als Schwerkranke wieder          etwas Höherem, Besserem führen will. „Denen, die Gott

8   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                              9
Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Wort des Distriktoberen                                                      Gebet

                        lieben, gereicht alles zum Besten“, erklärt uns wieder-
                        um der hl. Apostel Paulus (Röm 8,28).

                        Nie dürfen wir uns von unseren Schwachheiten entmuti-
                        gen lassen, sondern sollen vielmehr zum Heiland gehen,
                                                                                  Gebet in Kreuz
                        der uns einlädt: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig
                        und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet
                        mein Joch auf euch und lernet von mir; denn ich bin
                                                                                  und Leid
                        sanftmütig und demütig von Herzen, und ihr werdet
                        Erquickung finden für eure Seelen, denn mein Joch ist
                        sanft und meine Bürde ist leicht“ (Mt 11,28-30).
                                                                                  Heiliger Franz von Sales
                        Vielleicht zeigt uns gerade die Tugend des Gleichmutes
                        den Weg der Heiligkeit und hilft uns über alle Schwie-
                        rigkeiten und Schwachheiten hinwegzukommen. Der hl.
                        Ignatius von Loyola pocht in seinen Exerzitien geradezu   Gott, du hast in deiner ewigen Weis-   mich und meine schwache Kraft mit
                        auf den Erwerb dieser Tugend. Das nachfolgende Gebet      heit mir dieses Kreuz ausersehen,      dem Blick der Liebe umfangen hast
                        fasst in ergreifender Weise seine Lehre zusammen und      das ich jetzt tragen muss. Es drückt   – o ich dürfte nicht klagen.
                        soll uns ein kleiner Ansporn sein:                        mich schwer; verzeih mir, wenn
                                                                                  ich darunter seufze. Ich denke zu
                        Herr, wie du willst, soll mir gescheh‘n,                  wenig Deine Gedanken, die so ganz      Ich will vielmehr bereit sein, anzu-
                        und wie du willst, so will ich geh‘n,                     anders sind als unsere Menschenge-     nehmen, was mir von Deiner Hand
                        hilf deinen Willen nur versteh‘n.                         danken.                                zugeschickt ist als ein Gruss von
                                                                                                                         Dir, als eine Botschaft Deines Ver-
                        Herr, wann du willst, dann ist es Zeit,                   Wenn ich wüsste und bedächte,          trauens, als eine liebe Einladung zu
                        und wann du willst, bin ich bereit,                       wie Du mit Deinen allwissenden         Dir: mich aufzumachen, um Chris-
                        heut und in alle Ewigkeit.                                Augen mein Kreuz betrachtet hast,      tus, Deinem für uns hingegebenen
                                                                                  ehe Du es schicktest; wie Du es ge-    Sohne, nachzufolgen bis ans Kreuz.
                        Herr, was du willst, das nehm‘ ich hin,                   prüft und gewogen hast, ob es auch     Musste Er nicht leiden? Ja, auch ich
                        und was du willst, ist mir Gewinn;                        nicht zu gross und zu schwer für       muss und will es mit Ihm, um einzu-
                        genug, dass ich dein Eigen bin.                           mich sei; wie Du es gesegnet hast      gehen mit Ihm in Seine Herrlichkeit:
                                                                                  mit Deiner Gnade und wie Du dann       heim zu Dir, o Vater, Amen.
                        Herr, weil du‘s willst, drum ist es gut,
                        und weil du‘s willst, drum hab‘ ich Mut,
                        mein Herz in deinen Händen ruht!

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Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Aus dem Distrikt

                                                                                            bleibt. Schon seit Jahren besteht        So, 2. Dezember - Am Morgen hal-
                                                                                            sein Apos­tolat „nur“ noch im Lesen      te ich das Hochamt in Montreux. Es
                                                                                            der hl. Messe und im Beten des Bre-      ist das erste Mal, dass ich diese Ge-

     Distriktnotizen                                                                        viers. Dem scheidenden Pater wün-
                                                                                            schen wir Gottes Segen und alles
                                                                                            Gute für sein neues Wirkungsfeld
                                                                                                                                     meinde besuche. Leider gehört Mon-
                                                                                                                                     treux zu den kleineren Messzentren
                                                                                                                                     des Schweizer Distrikts, obwohl
                                                                                            im Altenheim von Weihungszell.           die Kapelle zwei grosse Vorteile
                                                                                            Wir werden seinen Humor und sein         mit sich bringt: Der sakrale Raum
                                                                                            Vorbild vermissen!                       bildet einen würdigen Rahmen für
                                                                                                                                     die göttliche Liturgie. Zudem ist der
                                                                                            Di, 20. November - Wieder einmal         Standort mit den öffentlichen Ver-
     Der Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. für die Schweiz, Pater Pascal   nehme ich an der Generalversamm-         kehrsmitteln sehr gut erreichbar,
     Schreiber, veröffentlicht in unregelmässigen Abständen kurze Aufzeichnungen            lung der Schule „Fleurs de Mai“ in       die Kapelle steht nämlich neben
     von seiner Arbeit und von Ereignissen im Schweizer Distrikt. Lesen Sie heute die       Riddes teil. Dieses Jahr steht unter     dem Bahnhof.
     ­„Distriktnotizen“ für die Zeit vom 30. Oktober bis 16. Dezember 2018.                 anderem die Wahl der Vorstands-
                                                                                            mitglieder auf der Traktandenliste.      Nach dem gesungenen Amt mache
                                                                                            Erfreulicherweise stellen sich bei-      ich mit den Gläubigen eine kleine
                                                                                            nahe alle amtierenden Vorstands-         „Tour de Suisse“, d.h. ich erzähle
     Di 30. Oktober - „Sie täuschen                                                         mitglieder zur Wiederwahl für die        ihnen ein paar Neuigkeiten aus dem
     sich, wenn Sie denken, dass viele                                                      nächsten drei Jahre. Sie werden          Distrikt. Beim anschliessenden
     Kranke den Ruin Ihres Hauses                                                           selbstverständlich (wieder-)ge-          Fondue-Essen mit den Gläubigen
     bedeuten. Nie überschüttet Gott                                                        wählt! Die Wiederwahl bedeutet           kommt auch die Geselligkeit nicht
     ein Kloster mit mehr Segen, als                                                        Kontinuität. Kontinuität bedeutet        zu kurz.
     wenn sich daselbst viele Kranke                                                        Stabilität. Kontinuität und Stabilität   Am Nachmittag halte ich in Enney
     befinden.“ So sprach eines Tages                                                       sorgen für Ruhe. Wo Ruhe herrscht,       einen Vortrag über das Vertrauen
     die grosse hl. Theresia von Avila                                                      da lässt sich gut arbeiten. Ein herz-    und seine verschiedenen Facetten:
     mit der Priorin eines Karmelitin-                                                      liches Vergelt‘s Gott allen, die sich    Urvertrauen, Gottvertrauen, Ver-
     nen-Klosters.                                                                          für die Schule „Fleurs de Mai“ ein-      trauen in der Erziehung. Der Anlass
                                                                                            setzen!                                  ist eingebettet in einen von den
     Segnet der liebe Gott nun das                                                          Nach getaner Arbeit beginnt das          Gläubigen organisierten „Marché de
     Priorat in Rickenbach weniger,                                                         traditionelle Raclette. Einziger         Noël“.
     wenn Pater Markus Heggenberger                                                         Wermutstropfen an diesem Abend:
     dieses verlässt und Richtung Wei-                                                      Wenn man am gleichen Tag noch            Fr, 7. Dezember - Der Monat De-
     hungszell zieht? Wir hoffen nicht.                                                     nach Rickenbach zurückfahren             zember ist von mehreren Todesfäl-
     Die voranschreitende Krankheit                                                         muss, kann man leider nicht bis          len überschattet.
     unseres Mitbruders lässt es leider                                                     zum Schluss bleiben und verpasst         Heute ist die Kirche in Wil bis fast
     nicht zu, dass er weiterhin bei uns                                                    somit ein paar fröhliche Stunden.        zum letzten Platz besetzt für die

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Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Aus dem Distrikt

     Beerdigungsmesse von Herrn Karl         Lasset uns auch beten für alle, wel-    mehr als allen
     Suter, dem Vater von zwei Priestern     che diese Todesfälle mit Schmerz        anderen Ge-
     und zwei Schwestern der Bruder-         und Trauer erfüllt hat. Möge Gott       schöpfen seine
     schaft. Pater Pirmin Suter bringt       die Betrübten trösten, die Gebeug-      besondere Lie-
     in seiner Predigt das Kunstwerk         ten aufrichten und den Verlassenen      be zu und fand
     fertig, anhand des Lebens seines        Kraft und Stärke verleihen.             an ihr allein
     Vaters in 30 Minuten den Katechis-                                              sein höchstes
     mus zusammenzufassen und einen          Sa, 8. Dezember - Heute legen           Wohlgefallen.
     kurzen Abriss über das christliche      sieben Priester, die im Schweizer       So überhäufte
     Leben zu geben. Der Verstorbene,        Distrikt tätig sind, ihre ewigen        er sie weit mehr
     der dem Dritten Orden der Bruder-       Treueversprechen in der Priester-       als alle Engel und Heiligen mit einer   chem die Priester der Bruderschaft
     schaft angehörte, findet seine letzte   bruderschaft St. Pius X. ab. Sechs      Fülle himmlischer Gnadengaben,          ihr Treueversprechen ablegen. Ein
     Ruhestätte auf dem Friedhof von         Mitglieder kommen dafür nach            die er aus der Schatzkammer seiner      Grund mehr auch für uns, die „Virgo
     Kirchberg.                              Oensingen, wo den Gläubigen das         Gottheit nahm, begnadigte sie so        fidelis“, die getreue Jungfrau, wie
                                             besondere Privileg zuteil wird, der     wunderbar, dass sie allezeit frei       wir sie in der Lauretanischen Lita-
     Drei Tage später verstirbt Herr         Versprechensablegung und einem          blieb von jedem Makel der Sünde,        nei anrufen, zu bitten, dass sie uns
     Wolfgang Rimmele. Er gehörte den        levitierten Hochamt beizuwohnen.        dass sie ganz schön und vollkom-        Priestern diese Treue erbitten wol-
     Marienrittern an. Als nächste wird      Ein Ausschnitt der Bulle „Ineffabilis   men wurde und eine solche Fülle         le, ganz gemäss den Statuten der
     Frau Erika Giroud aus dem Leben         Deus“ von Papst Pius IX. bildet den     von Reinheit und Heiligkeit besass,     Priesterbruderschaft: „An diesem
     gerissen. Sie hinterlässt einen         Anfang der Predigt: „Gott wählte        dass man, ausser in Gott, eine          Gnadentag sollen alle Mitglieder,
     Ehemann und fünf schulpflichtige        von Anfang an und vor aller Zeit        grössere sich nicht denken kann         sowohl die Priester als auch die
     Kinder – ein Drama. Herr Patrick        schon für seinen eingeborenen           und dass niemand ausser Gott sie        zukünftigen Priester, die getreue
     Theiler, den viele von Ihnen kennen     Sohn eine Mutter aus, und bestimm-      begreifen kann.“ Dieser Text zeigt      Jungfrau um die Gnade der Treue
     dürften, verliert innerhalb von vier    te, dass er von ihr in der seligen      auf, wie die Muttergottes bereits       zu ihrem Versprechen bitten und
     Tagen seine Taufpatin und seinen        Fülle der Zeiten als Mensch gebo-       im Augenblick ihrer Unbefleckten        um die Gnade der vollkommenen
     Vater; dazwischen liegt Weih-           ren werden sollte; ihr wandte er        Empfängnis eine grössere Heilig-        Einheit in der Liebe für die ganze
     nachten! Schliesslich wird Frau                                                 keit besass, als die gesamte Kirche     Bruderschaft.“
     Annamaria Pfluger, die zur ersten                                               am Ende der Zeiten besitzen wird.
     Generation der Pfluger-Geschwister                                              Die Heiligkeit Mariens wuchs mit
     gehört, in die Ewigkeit abberufen.                                              jedem Tag ihres Lebens, weil sie
     Beten wir für die Seelenruhe der ge-                                            dem Gnadenwirken Gottes niemals
     nannten Verstorbenen, wie auch für                                              das kleinste Hindernis entgegen-
     alle, die hier nicht aufgeführt sind.                                           setzte, wie es bei uns und sogar im
     Seien wir eingedenk, dass wir ihnen                                             Leben der Heiligen der Fall ist.
     vor das Angesicht Gottes folgen                                                 Unser Gründer, Erzbischof Lefeb-
     werden – zu der Stunde, die Gott                                                vre, wählte ganz bewusst den 8.
     allein kennt.                                                                   Dezember als den Tag aus, an wel-

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Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Aus dem Distrikt

     Do, 13. Dezember - Die Kultur-          haben dürften, wie die heutigen         So, 16. Dezember - In Glis wird
     kommission der Gemeinde Ricken-         Menschen in einer einzigen Stunde       die neue Kirche St. Mauritius ein-
     bach lädt mich zur Weihnachtsfeier      SMS empfangen.)                         gesegnet. „Freuet euch allzeit im
     der Senioren ein. Eigentlich ist mein                                           Herrn! Wiederum sage ich: Freuet
     Jahrgang für die kommenden zwei         Die Frau des Posthalters fügt hinzu,    euch!“ Mit diesen Worten des hl.
     Jahrzehnte noch von solchen Anläs-      dass Mgr. Lefebvre und ihr Mann         Paulus beginnt am Eröffnungstag
     sen ausgeschlossen. Der Grund für       sich gut gekannt hätten, als der Erz-   der Introitus. Welch wunderbare
     die Einladung muss also anderswo        bischof noch als Generaloberer die      Fügung, dass die Liturgie die Freu-
     liegen. Ich soll bei der Veranstal-     Priesterbruderschaft von Ricken-        de der Gläubigen so deutlich zum
     tung das Mikrophon ergreifen,           bach aus leitete. Sie hätten freund-    Ausdruck bringt!
     den älteren Dorfbewohnern eine          schaftlichen Umgang gepflegt und        Um Mitternacht war in Glis noch
     Weihnachtsgeschichte vorlesen und       auch einmal zusammen ein Glas           alles grün, oder sagen wir besser
     ihnen ein paar Gedanken zur nahen       Wein getrunken.                         schwarz. Sechs Stunden später
     Geburt unseres Herrn und Heilan-                                                liegen 15 Zentimeter Schnee, Glis
     des mit auf den Weg geben.              Sa, 15. Dezember - Bei einem            präsentiert sich im herrlichsten
                                             vorweihnachtlichen Essen habe ich       Winterkleid. Es scheint, als wolle
     Beim gemütlichen Beisammensein          Gelegenheit, mit den Angestellten       die Natur an der enormen Freude
     kommt die Frau des ehemaligen           unseres Brockenhauses zu plaudern       des heutigen Tages ihren aktiven
     Posthalters von Rickenbach auf          und ihnen für ihren unermüdlichen       Beitrag leisten.
     mich zu. Sie könne sich noch gut        Einsatz während des ganzen Jahres       Der diesjährige Gaudete-Sonntag
     erinnern, erzählt sie, wie damals,      hindurch zu danken. Einige unter-       wird den Oberwalliser Gläubigen
     als Erzbischof Marcel Lefebvre          stützen das Werk durch ihre Arbeit      bestimmt in beeindruckender und
     1991 starb, eine wahre Flut von         und verdienen sich damit ihren          beglückender Erinnerung bleiben:
     Telegrammen auf der Poststelle          Lebensunterhalt; andere, welche         Zum ersten Mal wird in der Kirche
     eingetroffen sei, die ihr Mann an       bereits das Pensionsalter erreicht      hl. Mauritius ein katholischer Got-
     die Solothurnerstrasse 11 ausliefern    haben, opfern jede Woche einige         tesdienst gefeiert.
     musste, wo anno dazumal noch das        Stunden und arbeiten um Gottes-         Das neue Gotteshaus ist ein aus-
     Generalhaus der Bruderschaft sei-       lohn. Meine Hochschätzung für die-      erwählter Ort, wo Gott im Be-
     nen Standort hatte. (Den jüngeren       se Treue und Hilfsbereitschaft darf     sonderen das Werk der Heiligung
     Lesern dürfte es Mühe bereiten,         ich mit einem kleinen Weihnachts-       vollbringt. Mögen die Gottesdienst-
     sich etwas Konkretes unter dem          geschenk ausdrücken.                    besucher hier die Macht des anbe-
     Ausdruck „Telegramm“ vorzustel-                                                 tungswürdigen Namens Gottes spü-
     len. Die älteren Leser können sich      Ein besonderes Dankeschön ge-           ren – und zwar jedes Mal, wenn sie
     sicher noch an die Zeit der „Tele-      bührt Frau Monique Jolissaint, auf      sich in dieser Kirche einfinden.
     gramme“ zurückerinnern, auch            deren Schultern die Verantwortung       Ein herzliches und ewiges Vergelt’s
     wenn sie in ihrem ganzen Leben          für das Brockenhaus schon über ein      Gott allen, die diesen Tag ermög-
     nicht so viele Telegramme erhalten      Jahrzehnt lastet.                       licht haben!

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Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo" - District de Suisse
Blasius-Segen
Der hl. Bischof Blasius von Sebaste (ehe-
mals armenische Stadt, heute auf türki-
schem Staatsgebiet) starb zu Beginn des
4. Jahrhunderts als Blutzeuge, weil er sich
weigerte, den Götzen zu opfern. Unter
Anrufung seines Namens wird an seinem
Fest (3. Februar) mit geweihten Kerzen
der Blasius-Segen für die Gesundheit des
Leibes und der Seele gespendet: „Auf die
Fürsprache des heiligen Bischofs und
Märtyrers Blasius bewahre dich Gott vor
Halskrankheiten und allem anderen Übel.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes. Amen.“
Interview

     „Die Zukunft der Kirche
     und der Berufungen liegt bei
     den Familien, in denen die
     Eltern das Kreuz Unseres
     Herrn aufgepflanzt haben.“
     Interview von „La Porte latine“ mit Pater Davide Pagliarani

                                                                                     Katholische Familien waren immer der Nährboden für ernsthaftes christliches Leben
     La Porte Latine: Es ist nun fünf
     Monate her, dass Sie für eine Amts-                                             liebe Gott heiligt alle unsere Mit-                    P. Pagliarani: Ich bin überzeugt,
     zeit von zwölf Jahren zum General­                                              glieder und Gläubigen durch Miss­                      dass die wirkliche Lösung zur Er-
     oberen der Priesterbruderschaft St.                                             erfolge, Prüfungen, Enttäuschungen,                    höhung der Zahl der Berufungen
     Pius X. gewählt wurden. Diese fünf                                              in einem Wort durch das Kreuz und                      und ihrer Beharrlichkeit nicht in
     Monate haben es Ihnen sicherlich                                                nicht etwa mit anderen Mitteln.                        erster Linie in menschlichen und
     ermöglicht, einen ersten Blick auf                                                                                                     sozusagen „technischen“ Mitteln wie
     das von Erzbischof Lefebvre gegrün-                                             Die Berufungen kommen aus                              Rundbriefen, apostolischen Reisen
     dete Werk zu werfen, der Ihre be-                                               Familien, in denen der Bitter­                         oder Werbung liegt. In erster Linie
     reits reiche persönliche Erfahrung                                              keit und der Kritik an den                             braucht eine Berufung zum Aufblü-
     ergänzt. Haben Sie einen ersten                                                 Priestern kein Raum ­gegeben                           hen ein Zuhause, in dem Unser Herr
     Gesamteindruck gewonnen, können                                                 wird.                                                  Jesus Christus, sein Kreuz und sein
     Sie die ersten Prioritäten für die     Entscheidungen und Beschlüsse                                                                   Priestertum geliebt werden; ein Zu-
     kommenden Jahre festlegen?             eines Heiligen, der allein von über-     La Porte Latine: Mit 65 neu ein-                       hause, in dem keine Bitterkeit und
                                            natürlicher und „prophetischer“          getretenen Seminaristen in diesem                      keine Kritik an den Priestern Platz
     P. Pagliarani: Die Bruderschaft ist    Klugheit geleitet wurde. Seine Weis-     Jahr hält die Bruderschaft ihren                       haben. Eine Berufung wird durch
     ein Werk Gottes, und je mehr wir es    heit ist im Lauf der Jahre und in dem    Rekord der letzten dreißig Jahre. Sie                  Osmose geweckt, im Kontakt mit
     entdecken, desto mehr lieben wir es.   Maß, wie sich die Krise der Kirche       selbst waren fast sechs Jahre lang                     wahrhaft christlichen Eltern und
     Zwei Dinge packen mich bei dieser      vertieft, noch mehr zu schätzen. Im      Regens des Seminars in La Reja (Ar-                    mit Priestern, die tief vom Geist Un-
     Entdeckung am meisten. Zunächst        Weiteren konnte ich noch einmal          gentinien). Wie wollen Sie die Ent-                    seres Herrn erfüllt sind. Auf dieser
     der Vorsehungscharakter der Bru-       feststellen, dass wir nicht das Privi-   wicklung immer zahlreicherer und                       Ebene müssen wir mit aller Kraft
     derschaft. Er ist das Ergebnis der     leg haben, verschont zu werden: Der      gefestigter Berufungen fördern?                        weiterarbeiten. Eine Berufung ist

20   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                                                  21
Interview

     niemals das Ergebnis spekulativer      jenseits der medialen Emotionen,                              in den Sinn, alle    einem ganzen ultraprogressiven
     Überlegungen oder einer Lektion,       die einige Stunden gedauert und we-                           Päpste von Paul      und pseudoreformatorischen Flügel
     die ein junger Mensch erhalten hat     der bei ihren Befürwortern noch bei                           III. bis zu Sixtus   als überholt angesehen. Ich denke
     und mit der er intellektuell ein-      ihren Gegnern tiefe Spuren hinter-                            V. ohne Unter-       zum Beispiel an den deutschen Epis-
     verstanden ist. Solche Elemente        lassen haben. Im Gegenteil, nach ein    Papst Johannes XXIII.
                                                                                                          schied   heiligzu-   kopat. Und auf der anderen Seite
     können helfen, auf den Ruf Gottes      paar Wochen können diese Gefühle                              sprechen. Sie hat    sehen sich auf Grund der Tatsachen
     zu antworten, aber nur unter der       leicht in Gleichgültigkeit umschla-     nur Pius V. heiliggesprochen, und          die Konservativsten gezwungen
     Voraussetzung dessen, was ich eben     gen. Wir müssen uns in Acht neh-        zwar nicht etwa wegen seiner Ver-          festzustellen, dass das Konzil einen
     gesagt habe.                           men, nicht in diese Falle zu treten.    bindung zum Konzil von Trient oder         Prozess ausgelöst hat, der die Kirche
                                                                                    dessen Umsetzung, sondern wegen            in eine zunehmende Unfruchtbarkeit
     La Porte Latine: Am vergangenen        Zunächst erscheint es mir ganz of-      seiner persönlichen Heiligkeit, die        führt. Angesichts dieses anschei-
     14. Oktober hat Papst Franziskus       fensichtlich, dass mit den Seligspre-   für die ganze Kirche als vorbildlich       nend unumkehrbaren Prozesses ist
     den Papst heiliggesprochen, der alle   chungen bzw. Heiligsprechungen          gilt und die er als Papst in den Dienst    es verständlich, dass die gegenwär-
     Dokumente des Zweiten Vatikani-        aller Päpste der neuesten Zeit seit     der Kirche gestellt hat.                   tige Hierarchie versucht, mittels die-
     schen Konzils unterzeichnet hat,       Johannes XXIII. der Versuch unter-                                                 ser Heiligsprechungen dem Konzil
     den Papst der neuen Messe, den         nommen wurde, in gewisser Weise         Das Phänomen, das wir derzeit              einen gewissen Wert zurückzugeben,
     Papst, dessen Pontifikat von den       das Konzil und das vom Konzil           erleben, erinnert uns eher an die Na-      um die unaufhaltsame Tendenz der
     80.000 Priestern geprägt wurde, die    geschaffene neue Verständnis der        mensänderung der Hauptplätze und           Fakten zu bremsen.
     ihr Priestertum aufgegeben haben.      Kirche und des christlichen Lebens      Prachtstraßen nach einer Revolution
     Zu welchen Gedanken bewegt Sie         „heiligzusprechen“, wie es alle diese   oder einem Regimewechsel.                  Ich komme zurück auf den Vergleich
     diese Heiligsprechung?                 Päpste befördert haben.                                                            mit der Zivilgesellschaft: Jedes Mal,
                                                                                    Aber diese Heiligsprechung muss            wenn sich ein Regime in einer Krise
     P. Pagliarani: Diese Heiligspre-       Dies ist ein neues Phänomen in der      auch im Licht des gegenwärtigen Zu-        befindet und dessen gewahr wird,
     chung muss uns zu einem tiefer-        Geschichte der Kirche. So kam es        standes der Kirche gelesen werden,         versucht es, die Verfassung des
     greifenden Nachdenken anregen,         der posttridentinischen Kirche nie      denn die Bereitschaft, die Päpste          Landes, seine Sakralität, seine Be-
                                                                                    des Konzils heiligzusprechen, ist ein      ständigkeit, seinen transzendenten
                                                                                    relativ junges Phänomen, und sie hat       Wert neu ins Bewusstsein zu rufen ...
                                                                                    ihren offensichtlichsten Ausdruck in       In Wirklichkeit ist es jedoch ein Zei-
                                                                                    der fast sofortigen Heiligsprechung        chen dafür, dass alles, was aus die-
                                                                                    von Johannes Paul II. gefunden.            ser Verfassung hervorgeht und auf
                                                                                                                               ihr beruht, in Gefahr ist zu sterben,
                                                                                    Diese Entschlossenheit, „schnell           und dass es darum geht, sie mit allen
                                                                                    zu handeln“, zeigt einmal mehr die         möglichen Mitteln zu retten. Die Ge-
                                                                                    Gebrechlichkeit, in der sich die aus       schichte zeigt, dass diese Maßnah-
                                                                                    dem Konzil hervorgegangene Kirche          men in der Regel nicht ausreichen,
                                                                                    derzeit befindet. Ob man es zugeben        um das wieder zum Leben zu erwe-
     Zweites Vatikanische Konzil                                                    will oder nicht, das Konzil wird von       cken, dessen Zeit abgelaufen ist.

22   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                                      23
Interview

     Nur die Bruderschaft kann                Tatsächlich wird sie oft erwähnt,                                                             schaft gehört wird. Vor-
     der Kirche helfen, indem                 auch in Debatten, in denen es um                                                              erst ist es unsere Pflicht,
     sie daran erinnert, dass                 ein anderes Ziel oder Thema geht.                                                             diesen tiefen Sinn für die
     die K
         ­ irche eine Monarchie               Ich denke zum Beispiel an die letzte                                                          Kirche und ihre Hierar-
     und nicht eine chaotische                Synode über die Jugend, bei der das                                                           chie zu bewahren, trotz
     ­moderne ­Vereinigung ist                Thema zum x-ten Mal angesprochen                                                              des Schlachtfeldes und
                                              wurde. Dies zeigt, dass die Hierar-                                                           der Ruinen, die vor uns
     La Porte Latine: Vor drei Jahren         chie noch keine zufriedenstellende                                                            liegen.
     (am 17. Oktober 2015) hielt Papst        Lösung gefunden hat, und das ist        Papst Franziskus bei der Familiensynode

     Franziskus eine wichtige Rede zur        unvermeidlich, da das Problem un-                                                 La Porte Latine: Wie könnte die
     Förderung der „Synodalität“ in der       lösbar ist.                             are Lehre und ihre Folgewirkungen         Kirche die Fehler des Konzils kor-
     Kirche und lud die Bischöfe ein,                                                 verzichten, ohne die Autorität des        rigieren? Ist es nach fünfzig Jahren
     „auf Gott zu horchen, bis sie mit ihm    Es ist so, dass die Kollegialität die   Konzils und damit die Grundlage           noch realistisch, so zu denken?
     den Ruf des Volkes hören, und auf        Kirche in die andauernde Lage ei-       der gegenwärtigen Ekklesiologie in
     die Menschen zu hören, bis sie den       nes Quasikonzils versetzt, mit der      Frage zu stellen. Tatsächlich gehen       P. Pagliarani: Aus rein menschli-
     Willen einatmen, zu dem Gott uns         Utopie, die universelle Kirche könne    sie alle weiter in dieselbe Richtung,     cher Sicht ist es nicht realistisch, so
     ruft“. Gestützt auf diese neue Syno-     unter Beteiligung aller Bischöfe der    wenn auch mit unterschiedlichen           zu denken, denn wir haben eine Kir-
     dalität, erließ er nach seinen eigenen   Welt regiert werden. Dies hat seitens   Geschwindigkeiten.                        che vor uns, die völlig umgestaltet
     Worten (Rede vom 25. November            der nationalen Bischofskonferenzen                                                ist, in allen Aspekten ihres Lebens,
     2017) die neuen Gesetze zur Verein-      zur Forderung nach einer systemati-     Die fortwährenden Debatten offen-         ohne Ausnahme. Es ist eine neue
     fachung der Ehenichtigkeitsverfah-       schen und unersättlichen Dezentrali-    baren dieses verdeckte Unbehagen          Auffassung von Glaube und christ-
     ren, oder schrieb er Amoris Laetitia     sierung geführt, die nie enden wird.    und insbesondere die Tatsache, dass       lichem Leben, die dementsprechend
     im Anschluss an die Synode über          Wir stehen vor einer Art Klassen-       diese revolutionäre Lehre völlig im       eine neue Art des Verständnisses
     die Familie. Erkennen Sie darin die      kampf der Bischöfe, der in einigen      Widerspruch zum monarchischen             der Kirche und des täglichen Lebens
     Stimme des Hl. Geistes? Was können       Bischofskonferenzen einen Geist         Wesen der Kirche steht. Eine zufrie-      in ihr hervorgebracht hat. Mensch-
     Sie uns über diesen neuen Ausdruck       hervorgebracht hat, der als vorschis-   denstellende Lösung kann so lange         lich gesehen ist es unmöglich, zu-
     sagen, der heute von den Amtsträ-        matisch definiert werden kann. Ich      nicht gefunden werden, als sie nicht      rückzukehren.
     gern der Kirche verwendet wird?          denke hier wiederum an den deut-        endgültig verworfen wird.
                                              schen Episkopat, der ein sprechen-                                                Aber wir vergessen vielleicht zu oft,
     P. Pagliarani: Die periodisch            des Beispiel für alle gegenwärtigen     Es ist paradox, aber allein die Bru-      dass die Kirche in ihrer Grundlage
     wiederkehrende Debatte über die          Verwerfungen darstellt. Rom befin-      derschaft kann der Kirche helfen,         göttlich ist, auch wenn sie in den
     Synodalität ist nichts anderes als die   det sich in einer Sackgasse. Auf der    indem sie die Päpste und Bischöfe         Menschen und in der Geschichte
     nachkonziliare Projektion der Lehre      einen Seite muss es versuchen, ge-      daran erinnert, dass Unser Herr Je-       der Menschheit verkörpert ist. Ei-
     des Konzils über die Kollegialität       genüber den nationalen Episkopaten      sus Christus eine monarchische Kir-       nes Tages wird ein Papst, entgegen
     und die von ihr hervorgerufenen          seine untergrabene Autorität eini-      che und keine chaotische moderne          allen Erwartungen und gegen alle
     Probleme in der Kirche.                  germaßen zu retten. Auf der anderen     Vereinigung gegründet hat. Der Tag        menschlichen Berechnungen, die
                                              Seite kann es nicht auf die konzili-    wird kommen, an dem diese Bot-            Dinge in die Hand nehmen und alles,

24   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                                        25
Interview

     was korrigiert werden muss, korri-      von denen, die sie zu seiner Zeit nicht   wie wir diesen Geist bewahren,          ist. Die Welt kann sich entscheiden,
     gieren, denn die Kirche ist göttlich    verstanden hatten, haben ihr Urteil       werden wir einen guten Einfluss         unsere Predigten nicht zu hören,
     und Unser Herr lässt sie nicht im       allmählich geändert.                      auf die Seelen haben und wird die       aber sie kann nicht umhin, diesen
     Stich. Tatsächlich sagt er nichts an-                                             Bruderschaft noch viele Berufungen      Anblick vor Augen zu haben. Auch
     deres, wenn er feierlich verspricht,    Der wahre Geist unseres                   anziehen.                               das verkörpert die Bruderschaft.
     dass „die Pforten der Hölle sie nicht   Gründers: ein Geist der Liebe                                                     Letztlich ist es dasselbe Ideal des
     überwältigen werden“ (Mt 16,18).        zum Glauben und zur Wahr­                 La Porte Latine: Das ist ein schö-      Kreuzes – ich wiederhole es erneut
     Die Strahlkraft der Göttlichkeit der    heit, zu den Seelen, zur Kir­             nes und begeisterndes Programm!         –, das eine Seele dazu bewegt, sich
     Kirche wird umso stärker sein, als      che, in einem Geist der wah­              Aber es ist auch erforderlich, dass     Gott zu weihen, und das eine Mutter
     die Situation derzeit unumkehrbar       ren Nächstenliebe unter den               die Gläubigen sich ganz dafür ein-      dazu befähigt, sich großzügig und
     erscheint.                              Mitgliedern                               setzen. Sie haben sie zu Tausenden      uneingeschränkt der Erziehung und
                                                                                       zur letzten Wallfahrt nach Lourdes      Heiligung aller Kinder zu widmen,
     La Porte Latine: In diesem Jahr         La Porte Latine: Der Distrikt             kommen sehen, bei der Sie das Hoch-     die die Vorsehung ihr anvertrauen
     2018 begingen wir den dreißigsten       Frankreich ist der älteste und größ-      amt am Christkönigssonntag gefeiert     möchte.
     Jahrestag der von Erzbischof Lefeb-     te, auch wenn ihm der Distrikt der        haben. Was verlangen Sie von ihnen?
     vre in Écône erteilten Bischofswei-     Vereinigten Staaten von Amerika           Was schlagen Sie ihnen vor?             Schließlich erinnert uns diese Wall-
     hen, einer echten „Überlebensübung      „auf dem Fuß folgt“. Welche mensch-                                               fahrt auch und vor allem daran,
     der Tradition“. Sind Sie der Ansicht,   lichen, materiellen oder apostoli-        P. Pagliarani: Ich war tief berührt,    dass jede Erneuerung nur unter
     dass diese Maßnahme von Natur aus       schen Prioritäten haben Sie seinem        Pilger jeden Alters in Lourdes zu       dem Schutzmantel der allerseligsten
     einzigartig war und dass sie auch       neuen Oberen, Pater de Jorna, ge-         sehen, vor allem viele Familien und     Jungfrau Maria gelingen kann, denn
     deshalb ein Erfolg war, weil die Bi-    setzt, der 22 Jahre lang Regens des       Kinder. Diese Wallfahrt ist wirklich    in der gegenwärtigen Öde gibt es
     schöfe heute bereit sind, Weihen und    Priesterseminars in Ecône war?            bemerkenswert und auch sehr wich-       keinen Ort auf der Welt, der weiter-
     Firmungen im überlieferten Ritus zu                                               tig. Sie erinnert uns daran, dass die   hin die Seelen so sehr anzieht wie
     spenden, oder sind Sie der Meinung,     P. Pagliarani: Alle Schwerpunkt-          Zukunft der Kirche und der Berufun-     Lourdes.
     dass nach so vielen Jahre neue Bi-      setzungen lassen sich in wenigen          gen bei den Familien liegt, in denen
     schofsweihen in Betracht gezogen        Worten zusammenfassen: Der neue           die Eltern das Kreuz Unseres Herrn      Den Gläubigen Frankreichs sage ich
     werden sollten?                         Distriktobere hat die sehr schöne         aufgepflanzt haben. Denn nur das        ganz einfach: Vergesst nicht, dass
                                             Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der        Kreuz Unseres Herrn Jesus Chris-        diejenigen, die euch vorausgegan-
     P. Pagliarani: Die Zukunft der          wahre Geist, den uns unser Gründer        tus und die aus ihm hervorgehende       gen sind, Kämpfer und Kreuzritter
     Bruderschaft liegt in den Händen        hinterlassen hat, in allen unseren        Großzügigkeit bringen kinderreiche      waren, milites Christi, und dass der
     der Vorsehung. Es liegt an uns, ihre    Häusern und in allen Gliedern der         Familien hervor. Vor unserer egois-     gegenwärtige Kampf um die Vertei-
     Zeichen zu erkennen, so wie es unser    Bruderschaft erhalten bleibt: ein         tischen und von Gott abgefallenen       digung des Glaubens und der Kirche
     Gründer getan hat, treu und ohne je-    Geist der Liebe zum Glauben und zur       Gesellschaft, die mit ihrer eigenen     zweifellos der bedeutendste ist, den
     mals der Vorsehung vorgreifen oder      Wahrheit, zu den Seelen, zur Kirche,      Unfruchtbarkeit bestraft wird, gibt     die Geschichte je gesehen hat.
     sie missachten zu wollen. Dies ist      und vor allem, was daraus hervor-         es kein edleres und kostbareres
     die schönste Lektion, die Erzbischof    geht, ein Geist echter Nächstenliebe      Zeugnis als das einer jungen Mutter,    Ich wünsche allen ein reich
     Lefebvre uns erteilt hat, und viele     unter den Mitgliedern. In dem Maß,        die von einer Kinderschar umgeben       ­gesegnetes Jahr 2019!

26   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                                    27
Interview

     Die Kirche hat sich
                                                                                                                           P. Pagliarani: Die Priesterbruder-
                                                                                                                           schaft St. Pius X. ist dem Nachfol-
                                                                                                                           ger Petri zutiefst verbunden, selbst

     nicht 2000 Jahre
                                                                                                                           dann, wenn sie sich den Irrtümern
                                                                                                                           des Zweiten Vatikanischen Kon-
                                                                                    Der Papa emeritius                     zils entgegenstellt. Ein Grundzug

     geirrt                                                                         Salzburger Nachrichten: Auch
                                                                                    Franziskus kam Ihnen entgegen.
                                                                                                                           des gegenwärtigen Pontifikats
                                                                                                                           erschüttert uns aber zutiefst: die
                                                                                                                           völlig neue Anwendung des Be-
                                                                                    Was erwarten Sie noch?                 griffs der Barmherzigkeit. Diese
                                                                                                                           wird auf ein Wundermittel für alle
     Gespräch mit Pater Davide Pagliarani in den Salzburger Nachrichten             P. Pagliarani: Wir erwarten, was       Sünden reduziert, ohne auf die
                                                                                    jeder Katholik bei seiner Taufe von    wahre Bekehrung zu drängen, auf
                                                                                    der Kirche verlangt: den Glauben.      die Umwandlung der Seele durch
                                                                                    Die göttliche Offenbarung ist abge-    Gnade, Abtötung und Gebet. In sei-
     Pater Davide Pagliarani, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X.,   schlossen, und es ist die Aufgabe      nem nachsynodalen Apostolischen
     gab den Salzburger Nachrichten ein Exklusivinterview, das am Samstag,          des Papstes, dieses Glaubensgut        Schreiben Amoris Lætitia eröffnet
     15. Dezember 2018, abgedruckt wurde. Darin erklärt er, was jeder Katholik      treu weiterzugeben. Der Papst muss     der Papst den Christen die Möglich-
     vom Papst erwarten kann: die treue Weitergabe des Gutes des Glaubens,          daher der schrecklichen Krise ein      keit, sich in Fragen der Ehemoral
     der das Festhalten des Verstandes an der göttlichen Offenbarung und nicht      Ende bereiten, durch die die Kirche    von Fall zu Fall nach ihrem persön-
     eine persönliche subjektive Erfahrung ist. Leider fördern jüngste römische     seit 50 Jahren erschüttert wird.       lichen Gewissen zu entscheiden.
     Dokumente wie das Apostolische Schreiben Amoris Lætitia einen Subjek-          Diese Krise wurde ausgelöst durch      Das widerspricht ganz eindeutig
     tivismus, der eine allgemein gültige Wahrheit nicht mehr anerkennt, was        einen neuen Glaubensbegriff, der       der notwendigen und klaren Orien-
     große Verwirrung stiftet und den missionarischen Eifer der Kirche gegen-       bestimmt wird von der subjektiven      tierung am Gesetz Gottes.
     über anderen Religionen bricht.                                                Erfahrung des Einzelnen. Man
                                                                                    meint, der einzelne Mensch selbst
                                                                                    sei für seinen Glauben verantwort-
     Salzburger Nachrichten: Der            nichts geändert, weil wir diese Ex-     lich und könne sich frei für irgend-
     Gründer der Piusbruderschaft,          kommunikationen nie als gültig an-      eine Religion entscheiden, ohne Un-
     Erzbischof Marcel Lefebvre, wurde      gesehen haben. Allerdings wurden        terscheidung zwischen dem Irrtum
     1988 exkommuniziert, weil er un-       Menschen ermutigt, zu uns zu kom-       und der Wahrheit. Das widerspricht
     erlaubt vier Bischöfe geweiht hat.     men, die es bis dahin nicht gewagt      jedoch dem objektiven göttlichen
     2009 hat Papst Benedikt XVI. diese     hatten. Auch unsere Beziehung zu        Gesetz.
     Exkommunikation aufgehoben.            gewissen Bischöfen und einem Teil
     Was hat das für Sie bedeutet?          des Klerus, insbesondere zu jungen      Salzburger Nachrichten: Wo
                                            Priestern, wurde erleichtert.           kann die Priesterbruderschaft dem
     P. Pagliarani: Für uns hat sich                                                Papst entgegenkommen?                  Der regierende Pontifex

28   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                                29
Interview

     Wir sehen darin einen Widerhall         auch in anderen Religionen viele                                               P. Pagliarani: Das Zweite Vati-
     der Spiritualität von Luther: ein       Menschen, die nach bestem Wissen                                               kanum hat sich selbst zum reinen
     Christentum ohne Forderung nach         und Gewissen gut leben. Wird Gott                                              Pastoralkonzil erklärt. Tatsächlich
     sittlicher Erneuerung, einen Subjek-    ihre Verdienste anerkennen?                                                    wurden aber schwerwiegende dog-
     tivismus, der keine allgemein gül-                                                                                     matische Entscheidungen wie die
     tige Wahrheit mehr anerkennt. Das       P. Pagliarani: Die Kirche ist we-                                              von Ihnen genannten getroffen. Das
     hat unter den Gläubigen und dem         sentlich missionarisch. Christus                                               hat zu einer völligen Umgestaltung
     Klerus eine tief greifende Verwir-      sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit                                           des Glaubens geführt.
     rung ausgelöst. Jeder Mensch ist auf    und das Leben“. Allein durch ihn
     der Suche nach der Wahrheit. Dazu       werden die Menschen gerettet. Er                                               Papst Benedikt XVI. meinte, die
     braucht er aber die Führung durch       hat als einzige Kirche die römische                                            Differenzen zwischen Rom und der
     den Priester, wie der Schüler die       Kirche gegründet. Diese theologi-       Pater Davide Pagliarani
                                                                                                                            Priesterbruderschaft St. Pius X. sei-
     Führung durch den Lehrer braucht.       sche Wahrheit muss verkündet wer-                                              en ein Problem der Interpretation
                                             den, wie auch die Geradlinigkeit in                                            der Konzilstexte. Man müsse sich
     Salzburger Nachrichten: Was hat         der Moral und die Strahlkraft der       P. Pagliarani: Der Modernismus         nur auf diese Texte selbst besinnen,
     das Lutherjahr 2017 in dieser Hin-      traditionstreuen Messe im Tridenti-     gehört zu den gefährlichsten Irr-      dann sei eine Einigung möglich.
     sicht bewirkt?                          nischen Ritus.                          tümern. Bis zum Zweiten Vatikani-      Das ist aber nicht unsere Position.
                                                                                     schen Konzil verlangte die Kirche      Die Priesterbruderschaft St. Pius
     P. Pagliarani: Seit dem 16. Jahr-       Das aufrichtige Streben nach der        daher von allen Priestern, den An-     X. verwirft alles, was im Zweiten
     hundert ist die katholische Kirche      Wahrheit in anderen Religionen ist      timodernisten-Eid zu leisten, den      Vatikanischen Konzil nicht mit der
     auf die Protestanten zugegangen,        nicht hinreichend, um die Wahrheit      auch ich abgelegt habe.                katholischen Tradition überein-
     um sie zu bekehren und in die           hervorzubringen. Man muss also                                                 stimmt.
     wahre Kirche zurückzuführen. Das        diesen Seelen helfen, sich zu retten.   Was das Judentum betrifft, wäre
     Lutherjahr hat nicht diesem vorran-     Wenn eine Seele außerhalb der ka-       es eine unverzeihliche Sünde, das      Der Papst müsste das Dekret über
     gigen Ziel gedient, die Protestanten    tholischen Kirche gerettet werden       jüdische Volk von den Gütern und       die Religionsfreiheit als falsch
     zurückzuführen. Im Gegenteil,           kann, so geschieht dies trotz des       Schätzen der katholischen Kirche       erklären und entsprechend korri-
     diese wurden in ihren Irrtümern         Irrtums, in dem sie sich befindet,      auszuschließen. Die Heilsmission       gieren. Wir sind überzeugt, dass ein
     bestärkt. Der Grund dafür ist, dass     nicht dank desselben. In jedem Fall     der Kirche ist allumfassend, und sie   Papst das eines Tages tun und zur
     die Kirche seit dem Zweiten Vatika-     geschieht es allein durch Christus.     kann kein Volk ausgrenzen.             reinen Lehre zurückkehren wird,
     nischen Konzil meint, jeder Mensch                                                                                     die vor diesem Konzil maßgeblich
     könne in seiner Religion zu Gott fin-   Salzburger Nachrichten: Ihr Vor-        Salzburger Nachrichten: Sie wei-       war. Die Fragen bezüglich der Re-
     den. Das ist eine Prämisse, die den     gänger Bernard Fellay sah in Juden,     sen wesentliche Dokumente des II.      ligionsfreiheit, des Ökumenismus
     Glauben auf eine persönliche, inne-     Freimaurern und Modernisten die         Vatikanums zurück, etwa über die       und der göttlichen Verfassung der
     re Erfahrung reduziert, anstelle des    Feinde der Kirche. Müssen sich          Religionsfreiheit und den Ökume-       Kirche sind von den Päpsten vor
     Festhaltens des Verstandes an der       auch die Juden zur katholischen         nismus. Geht es nur um eine andere     dem Zweiten Vatikanum behandelt
     göttlichen Offenbarung.                 Kirche bekehren, so wie Sie es für      Interpretation, oder lehnen Sie die-   worden. Es genügt, ihre Lehren
     Salzburger Nachrichten: Es gibt         die Protestanten sagen?                 se Konzilstexte völlig ab?             wieder aufzugreifen.

30   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                                  31
Interview                                                                    Aus dem Leben der Bruderschaft

     Salzburger Nachrichten: Belastet      die Gewissheit hätte, in der und für
     es Sie in Ihrem Gewissen, dass Sie    die römisch-katholische Kirche zu
     aus römischer Sicht im Schisma mit
     der Kirche leben?
                                           arbeiten.

                                           Die 1945 gegründeten S  ­ alzburger
                                                                                  „Zum Altare Gottes
     P. Pagliarani: Tatsächlich betrach-
     tet Rom uns nicht als schismatisch,
     sondern als „irregulär“. Wie auch
                                           Nachrichten erscheinen in
                                           ­einer Auflage von 80.000 Stück
                                            ­(Angabe von 2016). Interview
                                                                                  will ich treten ...“
     immer: Ich würde die Bruderschaft       mit Josef Bruckmoser. Titel und
     sofort verlassen, wenn ich nicht        ­Präsentation: FSSPX.News.

                                                                                  Weihen in Argentinien und Australien
     Petersplatz-Vatikanstadt

                                                                                  Das Ziel der Bruderschaft ist das Priestertum und alles, was sich darauf
                                                                                  ­bezieht. Daraus folgt, dass die Ausbildung von guten und nach Heiligkeit
                                                                                   strebenden Priestern ihr wichtigstes Werk ist.

                                                                                  Die vollkommene Treue ihrer Mit­       auf alles, was daraus fließt, und auf
                                                                                  glieder zur Tradition der Römi­schen   alles, was es ergänzt.“ (Statuten)
                                                                                  Kirche soll sich in allen Aspekten     Seminar Australien
                                                                                  ausdrücken: Lehre,
                                                                                  ­Liturgie, Gebet, geist-
                                                                                   liches Leben und Seel-
                                                                                   sorge.
                                                                                   Es geht in der Seminar­
                                                                                   ausbildung um die
                                                                                   „Ausrichtung und Ver-
                                                                                   wirklichung des Lebens
                                                                                   des Priesters auf das
                                                                                   hin, was den wesent-
                                                                                   lichen Grund seines
                                                                                   Seins ausmacht: auf
                                                                                   das heilige Messopfer in
                                                                                   allem, was es bedeutet,

32   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                               33
Aus dem Leben der Bruderschaft

                                                                                Priesterweihe.
                                                                                Der aus Kenia stam-
                                                                                mende Diakon John
                                                                                Gitonga Mwangi
                                                                                empfing die „Weihe
                                                                                zur Messe“, d.h. die
                                                                                Gnade des katholi-
                                                                                schen Priestertums,
                                                                                der aus Nigeria stam-
                                                                                mende Subdiakon
                                                                                Martin Anozie die
                                                                                „Weihe zum Evange-
                                                                                lium“, d.h. den Diako-
                                                                                nat in Christus.

                                                                                26 Mitbrüder nahmen
     Primizmesse
                                                                                an der Zeremonie teil
                                                                                und legten dem Neu-
                                                                                priester die Hände
                                                                                auf, darunter Pater
                                                                                Henry Wuilloud, der
                                                                                Distriktobere der
                                                                                Bruderschaft für
                                                                                Afrika.
                                                                                                                       Priesterweihen in Argentinien
                                                                                Das australische
                                                                                Seminar „Heilig Kreuz“ der Pries-      Ebenfalls am 13. Dezember 2018
                                                                                terbruderschaft St. Pius X. liegt im   weihte Msgr. Alfonso de Galarreta,
                                                                                Südosten des Kontinents, zwischen      I. Generalassistent der Priesterbru-
                                                                                Sidney und Canberra. Es hat inter-     derschaft St. Pius X. in Argentinien
                                                                                nationalen Charakter und nimmt         einen Diakon und drei Priester.
                                                                                die englischsprachigen Berufungen
     Priesterweihen in Australien
                                                                                aus Afrika auf.                        Die Zeremonie fand im Priester­
     Die wunderbaren Zeremonien der        Am 13. Dezember 2018 spendete                                               seminar „Maria Miterlöserin“ statt.
     Priesterweihe sind Tage großer        Weihbischof Bernard Fellay im aus-   Direktor des Seminars ist Pater        Es befindet sich in La Reja, einem
     Freude für die Priesterbruderschaft   tralischen Priesterseminar „Heilig   Daniel Themann, ein gebürtiger         Vorort der Metropolitanregion
     in ihrem Dienst an den Seelen.        Kreuz“ eine Diakonats- und eine      US-Amerikaner.                         ­Buenos Aires.

34   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                            35
Aus dem Leben der Bruderschaft                                            Aus der Bruderschaft

     Regens ist
     der aus
                                                                               Einsegnung der
     Frankreich
     stammende
     Pater Jean de
                                                                               neuen Kirche
     ­Lassus. Er hat-
      te das Amt im                                                            Heiliger Mauritius
                                                                               in Glis (Oberwallis)
      vergangenen
      Juli von Pater
      Davide Paglia-
      rani übernom-
      men, der nach                                                            Pater David Köchli
                        Priesterweihe in
      sechs Jahren      Argentinien        Zu Priestern geweiht wurden Pater
      als Verant-                          Humberto Bernabe aus Mexiko,
      wortlicher der Priesterausbildung    Pater Pablo Bianchetti aus Argen-
      in La Reja zum Generaloberen ge-     tinien und Pater Raphael Da Silva   Die Einsegnung einer neuen Kirche ist immer etwas ganz Einmaliges für
      wählt worden war.                    aus Brasilien.                      eine Gemeinde. Nicht jede Generation darf ein derartiges Ereignis erleben.
                                                                               Fast 40 Jahre lang feierten die Gläubigen des Oberwallis in der Schweiz die
                                                                               hl. Messe im Dachstock eines Wohn- und Gewerbebaus unter großen Ein-
                                                                               schränkungen. Nun konnte die Bruderschaft in Glis (Brig) ein Gebäude der
                                                                               „Neuapostolischen Kirche“ erwerben, das sich durch eine große Zahl von
                                                                               Nebenräumen wie Priesterwohnung, Vortragssaal und Unterrichtszimmer
                                                                               auszeichnet und auch eine eigene Tiefgarage besitzt.

                                                                               In der kurzen Zeit von fünf Wochen     Gläubigen alles her, um am dritten
                                                                               richteten die Handwerker und die       Adventssonntag die feierliche Ein-
                                                                                                                      segnung feiern zu können. Nach meh-
                                                                                                                      reren Jahren Leerstand musste das
                                                                                                                      ganze Gebäude gereinigt oder muss-
                                                                                                                      ten die Bäume so zurückgeschnitten
                                                                                                                      werden, dass die Kirche nicht hinter
                                                                                                                      einer Baumwand verschwand. Außer
                                                                                                                      am Altarraum waren aber sonst kei-
                                                                                                                      ne Umbauten nötig. Altar und Kom-
                                                                                                                      munionbank stammen aus der alten
     La Reja                                                                   Segnung der Kirche von außen           Kapelle in Zürich und passen in ihren

36   Mitteilungsblatt Februar 2019                                                                                                                            37
Der Altarraum
     der neuen Kirche
     „Heiliger Mauritius“
                                                                                        Geistliches Leben

                                                                                        Kleine Schule des Gebetes

                                                                                                               Die Notwendigkeit
                                                                                                               des Gebetes

                                                                                        Pater Matthias Gaudron
     Maßen wie extra für Glis hergestellt     einem jeden Altar befindet. Selbst in
     genau in den Raum.                       Holzaltären müssen Altarsteine mit
                                              Reliquien von Martyrern eingelegt
     Unter großer Anteilnahme von Gläu-       werden. Die Predigt endete mit ei-        Das Gebet ist die einfachste und wichtigste Weise, Gott zu verehren. Wir
     bigen aus dem ganzen W ­ allis segnete   nem Zitat aus Isaias: „Mein Haus ist      können es zu jeder Zeit und an jedem Ort üben. Ohne Gebet gibt es kein
     der Distriktsobere, P. Pascal Schrei-    ein Bethaus für alle Völker“ (Is 56,7).   religiöses Leben, denn es ist das Gebet, durch das wir mit Gott in Kontakt
     ber, vor dem feierlichen Hochamt die     Möge es in dieser Ferienregion wahr       treten und eine lebendige Beziehung zu ihm aufbauen. Nach einem Wort
     Kirche ein. Unter Psalmengesang          werden, dass nicht nur zahlreiche         des hl. Alphons Maria von Liguori sind alle Seligen im Himmel, weil sie ge-
     umschritt er dabei die Kirche von        neue Gläubige den Weg in diese Kir-       betet haben, und alle Verdammten in der Hölle, weil sie nicht oder schlecht
     außen und von innen und besprengte       che finden, sondern auch tatsächlich      gebetet haben. Der hl. Franz von Sales soll auf die Frage, wozu der Mensch
     sie mit Weihwasser. In seiner Predigt    Feriengäste aus aller Welt in der         geschaffen sei, sogar geantwortet haben: „Für das Gebet.“
     zeigte er, dass die Geschichte der       neuen Kirche den Sonntag heiligen
     Bruderschaft in Glis ein Abbild der      werden!
     Geschichte der Urkirche darstellt.                                                 Im Gebet erheben wir unsere Seele        sich nicht in die Lüfte erheben
     Die ersten Christen mussten den                                                    zu dem, der unser Schöpfer und           können. Wenn sie etwas fliegen,
     Gottesdienst während der ersten                                                    unser Ziel ist, zu dem, der allein un-   so fallen sie doch bald wieder
     zwei Jahrhunderte genauso in Pri-                                                  serem Leben Sinn und Glück geben         ­hinab, m­ achen sich durch Schar-
     vathäusern feiern, den sogenannten                                                 kann. Wer nicht betet, gleicht daher      ren in der Erde ein Lager, stecken
     „Hauskirchen“. Wegen der zahlrei-                                                  dem dumpfen Vieh, das seinen Blick        den Kopf hinein und scheinen
     chen Christenverfolgungen wurden                                                   beständig auf die Erde gewandt hat.       keine andere Freude mehr zu
     richtige Kirchen aber erst unter Kon-                                              Der Pfarrer von Ars sagte in seinen       haben. Wer dagegen betet, gleicht
     stantin dem Großen möglich. Diese                                                  Katechesen:                               dem furcht­losen Adler, welcher
     entstanden meist über den Gräbern                                                                                            in den Lüften schwebt und sich
     der Martyrer. Daran erinnert noch                                                  „Wer nicht betet, ist wie eine            ­immer mehr der Sonne zu nähern
     heute das Reliquiengrab, das sich in     Die Kirche besitzt eine grosse Empore.    ­Henne oder ein Truthahn, die              scheint.“

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Geistliches Leben

                                             ist und ohne innere Anteilnahme,                   Von höherer Art ist das Gebet eines     Wir sollen ihn bitten, uns zu helfen,
                                             ohne Vorbereitung und Danksagung                   Menschen, der schon in der Gnade        alles aus Liebe zu ihm zu tun und
                                             die Sakramente empfängt, wird aus                  Gottes ist. Diese hat ihn zum Kind      ihn allezeit vor Augen zu haben.
                                             ihnen keinen großen Nutzen ziehen,                 Gottes gemacht und ihn mit Gott         Er möge uns beistehen, damit wir
                                             sich vielleicht sogar eher den Zorn                verähnlicht, soweit dies für ein        nicht in die Sünde fallen und damit
                                             Gottes als seine Gnade zuziehen.                   Geschöpf möglich ist. Der Mensch        wir die Widerwärtigkeiten, die uns
                                             Im Notfall können wir uns zudem                    in der Gnade ist ein Tempel, in dem     vielleicht begegnen, als unser Kreuz
                                             sogar ohne die Sakramente retten,                  die Allerheiligste Dreifaltigkeit       annehmen. Dies kann mit eigenen
                                             aber nie ohne das Gebet.                           wohnt. Darum darf und soll er           Worten geschehen oder auch mit ei-
                                                                                                zu Gott sprechen wie ein Kind zu        nem vorformulierten Text wie dem
                                             Um die hl. Kommunion zu empfan-                    seinem Vater oder wie ein Freund        „Morgengruß zum Herzen Jesu“
                                             gen, müssen wir im Gnadenstand                     zu seinem Freunde. „Ihr habt den        oder einem anderen guten Gebet.
                                             sein; beten kann dagegen jeder,                    Geist der Kindschaft empfangen“,        Im kirchlichen Morgengebet der
                                             selbst wenn er in die Todsünde ge-                 schreibt der hl. Paulus an die Rö-      Prim heißt es:
                                             fallen ist, denn das Gebet wendet                  mer, „in dem wir rufen: Abba, Va-
                                             sich an die Barmherzigkeit Gottes.                 ter“ (8,15). Darum müssen wir aber      „Herr, allmächtiger Gott, der Du
                                             Darum kann der Sünder durch das                    auch mit Gott leben, denn ein Gast,     uns an den Beginn dieses Tages
                                             Gebet die Gnadenhilfen erflehen,                   den wir zwar in unser Haus lassen,      gelangen ließest: bewahre uns
     Hl. Alphons Maria von Liguori
                                             die er braucht, um sich aus der Sün-               mit dem wir aber nicht sprechen         heute durch Deine Kraft, damit
                                             de zu erheben und seine Seele in                   und um den wir uns gar nicht küm-       wir an diesem Tag zu keiner
     Durch das Gebet erlangen wir von        einer guten Beichte zu reinigen.                   mern, wird uns sicher bald wieder       Sünde hinneigen, sondern unsere
     Gott die Gnaden, die wir brauchen,                                                         enttäuscht verlassen. So wird ein       Worte, Gedanken und Werke im-
     um unser christliches Leben füh-        „Selbst der Elendeste vermag aus                   Mensch, der sich um den göttlichen      mer dahin geleitet werden, Deine
     ren zu können. Sicherlich sind die      der Tiefe des Abgrundes, in den                    Gast in seiner Seele nicht kümmert,     Gerechtigkeit zu erfüllen. … Herr,
     hl. Messe und die Sakramente die        er gestürzt ist, den Schrei um                     diesen nicht halten können. Da er       Gott, König des Himmels und der
     größten Quellen der Gnade, die wir      Barmherzigkeit hinaufzusenden,                     nur mit dem Irdischen beschäftigt       Erde, leite und heilige, regiere
     hier auf Erden besitzen, aber ohne      d. h. zu beten. Der Bettler, der                   ist, wird er bald in die schwere Sün-   und lenke heute gnädig unsere
     das Gebet bleiben sie fruchtlos.        nichts hat als seine Armut, ver-                   de fallen.                              Herzen und Leiber, unsere Sinne,
     Nur die kleinen Kinder können die       mag gerade unter Berufung auf                                                              Reden und Handlungen nach Dei-
     Taufe ohne inneres Mittun frucht-       sein Elend zu bitten, und wenn er                                                          nem Gesetz und den Vorschriften
     bar empfangen, weil das Sakrament       in dieses Flehen sein ganzes Herz                  Die wichtigsten Gebetszeiten            Deiner Gebote, damit wir durch
     eine innere Kraft hat und die Kin-      hineinlegt, neigt sich ihm die                                                             Deine Hilfe verdienen, hier und
     der noch nicht fähig sind, sich selb-   Barmherzigkeit zu; der Abgrund                     Die wichtigsten Zeiten für das          in der Ewigkeit frei und selig zu
     ständig auf Gott auszurichten. Für      seines Elends ruft den Abgrund                     Gebet sind der Morgen und der           sein, Du Heiland der Welt.“
     diejenigen aber, die zum Vernunft-      der Barmherzigkeit.“ 1                             Abend. Jeden Morgen sollen wir
     gebrauch gelangt sind, gilt: Wer nur    1
                                                 Garrigou-Lagrange: Des Christen Weg zu Gott,
                                                                                                unser Herz zu Gott erheben und          Wir sollen uns auch an die allerse-
     äußerlich bei der Messe anwesend            Bd. 1, S. 455.                                 ihm unser Tagewerk anempfehlen.         ligste Jungfrau Maria wenden, die

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