JAHRESRÜCKBLICK DES BUND - KREISVERBANDES SONNEBERG 2020 - BUND Thüringen
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JAHRESRÜCKBLICK DES BUND – KREISVERBANDES SONNEBERG 2020 Liebe Freundinnen und Freunde, das Vereinsleben im 30. Jahr unseres Bestehens gestaltete sich im Verlauf überraschend anders, als im Vorab eigentlich geplant. Ich möchte aber in unserem Jahresrückblick kein vereinseigenes COVID 19 - Kapitel aufschlagen. Wir alle sind tagtäglich in verschiedenster Weise von diesem Thema, von seiner weltweiten, permanenten Präsenz und vor allem von seinen Auswirkungen betroffen. Auch als Verein waren wir aufgefordert uns darauf einzustellen. Letztendlich konnten dadurch nicht alle unsere, teilweise schon vorbereiteten, Veranstaltungen auch durchgeführt werden. Auch wenn wir wieder ein ordentliches Jahresprogramm für 2021 vorgesehen haben, müssen wir damit rechnen, dass sich hier im Verlauf des nächsten Jahres Veränderungen ergeben werden. Zwei Bemerkungen zum Jahresprogramm möchte ich deshalb noch vorausschicken. Wie sicher allen bekannt, wollten wir im September dieses Jahres in einer Jubiläumsveranstaltung den 30. Gründungstag unseres Kreisverbandes festlich begehen. Eine ganze Reihe von Abstimmungen und Absprachen ging dieser Planung bereits voraus. Aus bekannten Gründen war dieses Jubiläum 2020 dann doch nicht umzusetzen. Wir konnten uns aber auch nicht dazu durchringen, die Festlichkeit auf ein 31. Gründungsjubiläum zu verschieben. Zumal die Wahrscheinlichkeit der Durchführung einer derartigen Großveranstaltung im Jahr 2021 aktuell noch nicht abzuschätzen ist. Eine ganz klare Vorstellung, wann wir das Nachholen werden, gibt es momentan noch nicht, vielleicht bietet sich das 35-jährige Bestehen 1 an. Eine zweite Sache ist in der Jahresplanung für 2021 neu, unsere Vortragsveranstaltungen werden sich im nächsten Jahr erst auf das zweite Halbjahr konzentrieren. Wir möchten unseren Referenten wenigstens eine kleine Planungssicherheit geben und schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass wir diese Veranstaltungen tatsächlich durchführen können, im 2.Halbjahr höher ein. Blicken wir jetzt auf das zurück, was wir als Verein im Jahr 2020 trotz aller Hindernisse und Einschränkungen doch noch getan und erlebt haben. Von den 23 geplanten Veranstaltungen konnten wir immerhin neun auch durchführen. Mit zwei Vorträgen, fünf Arbeitseinsätzen, einer naturkundlichen Exkursion und unserer jährlichen Radtour haben wir mehr als 180 Personen eine kleine Freude bereiten können. Ein Highlight war sicherlich die Wildbienenexkursion im „Grünen Band“ bei Rotheul am 4.Juli 2020. Fachlich geführt durch, den im Sonneberger Raum inzwischen nicht mehr unbekannten, Diplom-Biologen FRANK CREUTZBURG aus Jena begab sich eine Gruppe insektenkundlich Interessierter auf eine mehrstündige Wanderung. Das schöne Sommerwetter hat die fachlichen Ergebnisse dieser Tour sicherlich nicht unwesentlich beeinflußt. Immerhin, eine ganze Reihe Rote-Liste - Arten bei den Wildbienen, den Käfern und den Pflanzen und mit der Heuschrecken-Grabwespe Sphex funerarius auch ein Wiederfund für Thüringen nach mehr als 70 Jahren (kurz vorher auch im Jenaer Raum aufgefunden) können sich sehen lassen. Mit einer Teilnehmerzahl von 28 Personen sind wir diesmal hart an der Grenze des vernünftig Machbaren für eine derartige Veranstaltung gelaufen (Abbildung 1). Im Januar und Februar 2020 haben wir in Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen Sonneberg zwei Vortragsveranstaltungen an unserem Stamm-Veranstaltungsort der Gaststätte „Mariensee“ in Sonneberg durchgeführt. ANITA GIERMANN informierte am 31.Januar mit ihrem Vortrag „Spurensuche Gartenschläfer – eine Tierart verschwindet“ über die brisante Situation dieser gefährdeten Säugetierart. REINHARD JOCH unterhielt in seiner unnachahmlich prägnanten Art am 28.Februar über das Thema „Mit Rucksack und Zelt – Unterwegs auf den Lofoten“. 85 Teilnehmer zeigen eine ungebrochene Beliebtheit unserer Vorträge bei den Zuhörern.
2 Abb. 1: Teilnehmer der Wildbienenexkursion am 4.Juli 2020 im "Grünen Band" bei Rotheul, Foto: G.Berwing 2020 Den Hauptteil der tatsächlich umsetzbaren Aktivitäten bildeten auch in diesem Jahr unsere Arbeitseinsätze auf naturschutzrelevanten Flächen. An sich nichts Neues, sind diese aber in jedem Jahr erneut wichtig für unser Vereinsleben und natürlich auch sehr wichtig wegen der bereits erreichten oder erwünschten Ergebnisse in den Gebieten. Mit insgesamt 64 Teilnehmern wurden Pflegeeinsätze (Wiesenmahd, Entbuschung, Teichpflege) in den FND „Sandgrube Schillig“ und „Ziegelteiche Oberlind“ bei Sonneberg (Abbildung 2.), den Bergwiesen am „Eckardtsgraben“ bei Jagdshof, einem Bärlapp- Standort im Schiefergebirge bei Scheibe Alsbach und natürlich den Calluna-Heiden im NSG „Mürschnitzer Sack“ durchgeführt. Im NSG „Mürschnitzer Sack“, quasi unserem „Vor-der Haustür“ – Schutzgebiet, werden unsere Bemühungen seit einigen Jahren massiv durch ein Naturschutz- Großprojekt unterstützt. In diesem Jahr ist es dabei gelungen, die Genehmigung für die Beseitigung eines großen Waldriegels zu erhalten. Dieser trennte fast 30 Jahre die Heidebereiche des ehemaligen Grenzstreifens von den restlichen Freiflächen. Das ist ein echter Gewinn für die Vernetzung der wertvollen Biotope. In diesem Jahr wurden im Rahmen der Verbandsbeteiligung wieder einige Stellungnahmen erarbeitet. Dabei konnten wir die gesamte fachliche Kompetenz unseres Vorstandsmitglieds HARTMUT ENDREß nutzen. Lieber Hartmut, ein extra Dankeschön dafür! Dabei ging es in erster Linie um die Umwandlung von Wiesenflächen in ein Wohngebiet (Sonneberg-Neufang), die Umwandlung von Ackerflächen in ein Gewerbegebiet (Sonneberg-Süd/Rohof) und die Umwandlung von geschützten Wiesenflächen in die Erweiterung eines Steinbruchs (Sonneberg-Hüttengrund). Also alles Maßnahmen, die wir unter dem Schlagwort Flächenverbrauch kennen. Wir haben unsere fachlichen Argumente eingebracht. Inwieweit diese Berücksichtigung finden, werden wir noch sehen. Eine weitere Planung, auch gleiches Thema
aber etwas weiter weg, schwelt noch vor sich hin. Einer der wertvollsten deutschen Orchideenstandorte in Mittelgebirgen, die Schudersbachswiese bei Oberhof, soll in einen Golfplatz umgewandelt werden. Schon der Gedanke – ein Alptraum. Doch alle fachlichen Argumente und der Schulterschluß vieler Bürger und Vereine, auch über Thüringen hinaus, haben bisher keine Abkehr von dieser Maßnahme erreicht. Das Verfahren läuft noch, im Moment allerdings ohne neue Informationen. Keine Informationen heißt aber auch, daß die Zerstörung des Gebiets noch kommen kann. Ich möchte Euch nicht entmutigen, nur zeigen, daß unser Verband mehr denn je gebraucht wird. Der Druck auf die vorhandenen „Restflächen“ wird noch zunehmen und unsere fachlich kompetente Arbeit auf den Schutzgebietsflächen kann aktuell auch niemand komplett ersetzen. 3 Abb. 2: Arbeitseinsatz im FND "Ziegeleiteiche" bei Sonneberg/Oberlind am 15.Februar 2020, Foto: G.Berwing 2020 Jetzt bleibt mir nur noch meinen Dank auszusprechen. Meinen Dank an unsere FreundInnen im Verband, die unser Vereinsleben mit Rat und Tat unterstützen, die Stellungnahmen erarbeiten, die Pflegeeinsätze vorbereiten und durchführen (auch mal ganz alleine ohne große „Organisation“), die die Kontakte zu anderen Naturschutzverbänden oder Fachvereinen pflegen, die unsere Ideen auch ideell unterstützen, indem sie sich mit ihrer Unterschrift unter Petitionen und Eingaben zu naturschutzrelevanten Themen äußern, die uns durch Spenden unterstützen oder als Referenten einen Großteil am Erfolg unserer Veranstaltungen tragen. Mein Dank gilt ebenso meinen Vorstandmitgliedern, die unser Vereinsschiff auch in schwierigen Zeiten sicher auf Kurs halten. Das neue Jahr 2021 wird uns sicher wieder neue Arbeit und neue Themen, aber auch den einen oder anderen kleinen Erfolg bringen. Paßt auf Euch auf und bleibt gesund! Eure Silvia
Programm BUND-Kreisverband 2021 Januar 2021 Sonnabend, den 16.01., 9.00 Uhr Arbeitseinsatz Flächen an der „Schilligsandgrube“ in Sonneberg/Bettelhecken Sonnabend, den 30.01.2020, 9.00 Uhr Arbeitseinsatz an der BUND-Fläche im NSG „Effeldertal“ Februar 2021 Sonnabend, den 13.02., 9.00 Uhr Arbeitseinsatz im FND „Ziegeleiteiche Oberlind“ März 2021 Sonnabend, den 20.03, 9.00 Uhr, Heidepflegeeinsatz im NSG „Mürschnitzer Sack“ Sonnabend, den 27.03., 9.00 Uhr Arbeitseinsatz im „Liebauer Sack“ April 2021 Sonnabend, den 10.04., BUND Thüringen, Landesversammlung in Erfurt Vorstellung des BUND, Kreisverband Sonneberg, SILVIA FRENZEL und GUNTER BERWING Sonnabend, den 24.04., 9.00 Uhr, Treffpunkt: Neuhaus-Schierschnitz, Waldstraße, Parkplatz vor Waldweg zur Gessendorf-Quelle Vogelstimmenwanderung, Führung: JOACHIM DORST und GUNTER BERWING, Dauer ca. 2,5 Stunden Mai 2021 4 Sonnabend, den 08.05., 8.30 Uhr, Treffpunkt: Stadtpark Sonneberg, Juttastraße Botanisch-zoologische Exkursion um Piesau, Führung: HARTMUT ENDREß Sonnabend, den 29.05. bis Sonntag, den 30.05. BUND-Exkursion zur BUND-Ortsgruppe Groß-Umstadt "Naturschutz im Ballungsgebiet Bergstraße-Vorderer Odenwald- Freud und Leid bei der Naturschutzarbeit" Juni 2021 Freitag, den 18.06. bis Sonntag, den 20.06. Ornithologische Exkursion in das Plothener Teichgebiet Juli 2021 Sonnabend, den 03.07.,11.00 Uhr, Treffpunkt: „Grünes Band“ zwischen Rotheul und Mostholz Wildbienenexkursion im Grünen Band zwischen Neuhaus-Schierschnitz und Rotheul, Führung: FRANK CREUTZBURG Sonnabend, den 17.07., 9.00 Uhr, Treffpunkt: Bahnhof Sonneberg Vereins-Radtour August 2021 Sonnabend, den 14.08., 09.00 Uhr Arbeitseinsatz Wiesenpflege „Eckardtsgraben“ bei Jagdshof Sonntag, den 29.08., 8.30 Uhr, Treffpunkt: Stadtpark Sonneberg, Juttastraße Exkursion in das Grüne Band zu Bärlapp-Standorten bei Lehesten, Führung: Hartmut Endreß September 2021 Sonnabend, den 11.09., 09.00 Uhr Arbeitseinsatz im Naturschutzgebiet „Görsdorfer Heide“ Sonnabend, den 25.09., 8.00 Uhr, Treffpunkt: Sonneberg, Juttastraße (am Stadtpark) Biotoppflegeeinsatz an Bärlappstandorten bei Neuhaus am Rennweg Oktober 2021 Sonnabend, den 16.10., 9.00 Uhr Heidepflegeeinsatz im NSG „Mürschnitzer Sack“
Oktober 2021 Freitag, den 29.10., 19.30 Uhr, Gaststätte Mariensee Vortrag STEFFEN HOFMANN „Naturreise durch Kanada“ November 2021 Sonnabend, den 13.11., 14.30 Uhr, Gaststätte Mariensee Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahl Freitag, den 26.11., 19.30 Uhr, Gaststätte Mariensee, Vortrag ULRICH RÜGER „Zu Fuß auf den neuseeländischen Inseln - Eine Reise zum anderen Ende der Welt“ Dezember 2021 Freitag, den 03.12., 19.30 Uhr, Gaststätte Mariensee Vortrag HOLM WENZEL „Streifzug durch Schutzgebiete in Thüringen mit Bergwiesen“ Sonnabend, den 04.12. Weihnachtsfeier 5 Abb.3: Unsere Sonneberger Weißstörche im Jahr 2020, Foto: Steffen Hoffmann 2020
NEUFUNDE, WIEDERFUNDE UND BESONDERHEITEN AUS FLORA UND FAUNA DES LANDKREISES SONNEBERG IM JAHR 2020 Echtes Tausendgüldenkraut Centaurium erythrea Neues, umfangreiches Vorkommen, größtenteils weißblühender Exemplare im Landkreis Sonneberg, RLDV (P.Püwert) Abbiss-Pippau Crepis praemorsa Neues Vorkommen mit großem Bestand im Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT2 (H.Endreß) Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis Neues, umfangreiches Vorkommen, RLD3, RLT2, (H.Endreß) Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia Wiederfund im Grünen Band des Sonneberger Hinterlandes, RLD3, RLT2, (P.Püwert) Kriechendes Netzblatt Goodyera repens Drei neue Fundpunkte im Landkreis Sonneberg, RLDV, RLT2 (H.Endreß) Wiesen-Habichtskraut Hieracium caespitosum Zwei neue Fundpunkte im Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT2, (H.Endreß) Bach-Quellkraut Montia fontana neues, umfangreiches Vorkommen im Landkreis Sonneberg, RLDV, RLT3, (H.Endreß) Mäuseschwänzchen Myosurus minimus Neuer Fundpunkt mit Massenvorkommen im Landkreis RLDV, RLT3, (B.Wöhner) Grünblütiges Wintergrün Pyrola chlorantha Neuer Fundort im Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT2, (H.Endreß) Frühlings-Spark Spergula morisonii Neuer, umfangreicher Fundpunkt im Landkreis Sonneberg, RLDV, RLT3, (H.Endreß) Bach-Greiskraut Tephroseris crispa Zwei neue Fundorte im Landkreis Sonneberg, durch Ganzjahresbeweidung und Intensiv-Mahd im Landkreis Sonneberg stark rückläufige Art, RLT2, (H.Endreß) 6 Kurzschwänziger Bläuling Cupido argiades Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLDV, RLTR, (Fotobeleg G.Berwing) Violetter Feuerfalter Lycaena alciphron Vierter Nachweis Landkreis Sonneberg, RLD2, RLT1, (Fotobeleg M.Happ) Magerrasen-Perlmutfalter Boloria dia Vierter Nachweis Landkreis Sonneberg, RLT3, (Fotobeleg G.Berwing) Totenkopfschwärmer Acherontia atropos Erstnachweis Landkreis Sonneberg, (F.Schlossarek) Südlicher Wasserschlauch Utricularia australis Wiederfund für den Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT3, (H.Endreß) Kurzflügler Deinopsis erosa Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLT2 (D.Frenzel) Kurzflügler Stenus fornicatus Erstnachweis Landkreis Sonneberg, Moor-Art, RLT3, (D.Frenzel) Kurzflügler Stenus picipennis Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD3, (D.Frenzel) Kurzflügler Stenus solutus Zweiter Nachweis Landkreis Sonneberg, DLD3, RLT3, (D.Frenzel) Kurzflügler Zyras collaris Erstnachweis Landkreis Sonneberg und Südthüringen, RLT1, (D.Frenzel) Kurzflügler Gabrius lividipes Zweiter Nachweis Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT2, (D.Frenzel) Kurzflügler Micropeplus longipennis Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD2, RLT2, (D.Frenzel) Kurzflügler Gyrophaena rousi Erstnachweis Landkreis Sonneberg und Südthüringen, RLD2, RLT2, (D.Frenzel) Kurzflügler Ochtephilus rosenhaueri Erstnachweis Thüringen, lokal und sehr selten, (D.Frenzel) Kurzflügler Quedius riparius Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD2, RLT2, (D.Frenzel) Weichkäfer Malthodes europaeus Erstnachweis Landkreis Sonneberg und Südthüringen, RLD2, RLT2, (D.Frenzel) Schnellkäfer Negastrius pulchellus Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLT2, (D.Frenzel) Zweifarbiger Zwergschnellkäfer Oedostethus quadripustulatus Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLT3, (D.Frenzel) Glanzkäfer Ipidia binotata Urwaldreliktart, Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD1, RLT nicht bearbeitet, (D.Frenzel)
Bohrkäfer Gastrallus immarginatus Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT3, (D.Frenzel) Düsterkäfer Orchesia fasciata Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT3, (D.Frenzel) Pilzkäfer Tetratoma ancora Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT3, (D.Frenzel) Schwarzkäfer Platydema violaceum Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT3, (D.Frenzel) Bockkäfer Agapanthia intermedia Neues umfangreiches Vorkommen im Landkreis Sonneberg, RLT3, (D.Frenzel) Eichen-Tiefaugenbockkäfer Cortodera humeralis Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD3, RLT2, (D.Frenzel) Blattkäfer Cryptocephalus saliceti Erstnachweis Landkreis Sonneberg und Südthüringen, RLD3, RLT2, (D.Frenzel) Blattkäfer Chaetocnema mannerheimii Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLT3, (D.Frenzel) Schierlings-Stängelrüssler Lixus iridis Wiederfund für Thüringen nach über 70 Jahren, stark rückläufige Art, (D.Frenzel) Ockerbrauner Stängelrüssler Lixus ochraceus Vierter Fundort in Thüringen, RLD3, RLT nicht bearbeitet, (D.Frenzel) Gefurchter Zweigrüssler Magdalis exarata Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD2, RLT nicht bearbeitet, (D.Frenzel) Gescheckter Schuppenmierenrüssler Sibinia pyrrhodactyla Wiederfund für Thüringen nach über 70 Jahren, RLDV, RLT nicht bearbeitet, (D.Frenzel) Weichwanze Europiella alpina Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLT3, (D.Frenzel) Bodenwanze Peritrechus angusticollis Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD 2/3, RLT1, (D.Frenzel) Raubwanze Empicoris baerensprungi Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD 2/3, RLT3, (D.Frenzel) Randwanze Ceraleptus gracilicornis Zweiter Nachweis Thüringen, Art in Ausbreitung, (D.Frenzel) 7 Baumwanze Sciocoris homalonotus Erstnachweis Landkreis Sonneberg, RLD 1, RLT2, (D.Frenzel) Abb.4: Violetter Feuerfalter, Landkreis Sonneberg, Foto: M.Happ 2020 Abb.5: Magerrasen-Perlmuttfalter, Grümpen, Foto: G.Berwing 2020 Abb.6: Kurzschwänziger Bläuling, Landkreis Sonneberg, Foto: G.Berwing 2020 Abb.7: Totenkopfschwärmer, Effelder, Foto: G.Berwing 2020
Hartmut Endreß Gefährdete Pflanzenarten des Landkreises Sonneberg Teil 6 (2020) – Das Grünblütige Wintergrün (Pyrola chlorantha) Das Grünblütige Wintergrün (Abb.1) gehört zur Familie der Heidekrautgewächse und ist eine der vier in Deutschland vorkommenden Wintergrünarten innerhalb der Gattung der Pyrolaceaen. Die blassgrün gefärbten Blüten, der rote, am Grunde scharfkantige Stängel sowie vor allem die im Winter meist auffällig dunkelgrün gefärbten, rundlich- spatelförmigen Blätter sind markante Merkmale, wodurch die Art von den anderen Wintergrünarten recht deutlich unterschieden werden kann. Während der Hauptvegetationszeit können jedoch die zierlichen, oft nur 10 – 20 cm hoch werdenden Pflanzen schon aufgrund ihrer Größe und der nicht gerade auffälligen Blüten leicht übersehen werden. Wie auch das Kriechende Netzblatt Goodyera repens, mit dem es häufig vergesellschaftet ist, findet der Naturfreund die Art aufgrund der namensgebenden wintergrünen Blätter am ehesten im Spätherbst und im zeitigen Frühjahr, wenn sich andere Pflanzen längst zurückgezogen oder noch nicht ausgetrieben haben. Abb.1: 8 Blühende Exemplare des Grünblütigen Wintergrüns in einem ca. 50-60 Jahre alten Kiefern-Fichten-Forst; im Frühjahr sind die jungen Blätter noch hellgrün gefärbt; im Laufe des Jahres nehmen sie dann in der Regel eine dunkelgrüne bis schwarzgrüne Färbung an Foto: H.Endreß 2020 Nach der Roten Liste Thüringens ist das Grünblütige Wintergrün als „stark gefährdet“ (KORSCH & WESTHUS 2011), d.h. in der Kategorie 2, eingestuft. Die Hauptverbreitungsgebiete im Freistaat sind die Muschelkalkplatte zwischen Saale und Ilm sowie die Östliche Vorrhön bei Meiningen bis Römhild (siehe auch KORSCH et al.
2002). Bevorzugte Lebensräume sind lückig mit Moosen bewachsene, aber auch bisweilen kahle und nur mit Nadelstreu bedeckte Böden in Nadelwaldforsten der Altersklasse von 40-70 Jahren. Dabei werden insbesondere solche bevorzugt, die von einer intensiven forstwirtschaftlichen Nutzung weitgehend verschont bleiben. Die Tatsache, dass es sich zumindest in unserem Landkreis hierbei vor allem um kleinere Forstparzellen handelt, die sich in privater Hand befinden, macht es nicht immer leicht für den Schutz dieser interessanten Art zu werben. Früher kam das Grünliche Wintergrün im Sonneberger Hinterland über frischen flachgründigen karbonat- und skelettreichen Rendzinen in halbschattigen bis zu ausgesprochen schattigen Fichten- Kiefer-Mischwäldern zumindest noch zerstreut vor. MEINUNGER (1992) bezeichnete die Art sogar noch zu Beginn der 1990er Jahre als „nicht selten in den Muschelkalkgebieten“. Heute ist es hier und auch in vielen anderen Gebieten Thüringens bereits eine ausgesprochene Rarität geworden. Die Gründe für den bemerkenswerten Rückgang sind nicht immer schlüssig zu erklären. So konnten an früheren Wuchsorten bis in die Gegenwart zumindest einigen Fällen keine gravierenden Veränderungen festgestellt werden, welche das eingetretene Phänomen des starken Rückgangs innerhalb des kurzen Zeitabschnitts umfänglich erklären würde. Es liegt allerdings nahe, dass die zunehmenden Schadstoffbelastungen aus der Luft eine entscheidende Rolle spielen. So ist der Waldboden aufgrund der nicht unerheblichen Nährstoffeinträge in Form wasserlöslicher Stickstoffverbindungen heutzutage bisweilen weniger offen und besonders an lichteren Stellen bereits mit einem stärkeren Grasbewuchs überdeckt. Die schneearmen und wärmeren Winter der letzten Jahrzehnte haben hingegen an 9 den schattigeren Stellen ein verstärktes Wachstum verschiedener Moosarten bewirkt, welche ebenso die Entwicklung der relativ konkurrenzschwachen Pflanzen behindern kann. Auch die eingeschränkte Bildung von Pilzmykorrhiza, die möglicherweise für die Entwicklung dieser Art eine große Rolle spielt, könnte eine der Ursachen für den deutlich sichtbaren Rückzug sein. In der Summe aller widrigen Umstände ist bei vielen der konkurrenz-schwachen Arten eine Reproduktion der Populationen wohl nicht mehr möglich. Diese ungünstigen Bedingungen treffen offensichtlich auch für andere verwandte Spezies zu. Zu nennen ist hierbei z.B. das im Landkreis früher recht häufige Moosauge Moneses uniflora, welches mittlerweile nahezu völlig verschwunden ist und damit das gleiche Schicksal teilt. So wird am Beispiel des bisher weniger beachteten Grünlichen Wintergrüns deutlich, welche gravierende Veränderungen seit Ende des vorigen Jahrhunderts eingetreten sind und welche in greifbaren Zeiträumen vermutlich noch vor uns liegen werden. Quellen: KORSCH, H. & W. WESTHUS : Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta), 5.Fassung, Stand 10/2010; Naturschutzreport Heft 26:2011 - Jena S.383 KORSCH, H., W. WESTHUS & H.-J. ZÜNDORF (2002): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Thüringens. – Jena, 419 S. MEINUNGER, L. (1992): Florenatlas der Moose und Gefäßpflanzen des Thüringer Waldes, der Rhön und angrenzender Gebiete. – Haussknechtia Beiheft 3/1: 423 S.
Dirk Frenzel Zur Insektenfauna des Naturschutzgebietes „Effeldertal“ im Landkreis Sonneberg Der Flusslauf der Effelder zählt zu den bekanntesten Fließgewässersystemen des Landkreises Sonneberg. Ihren Ursprung nimmt die Effelder im Thüringer Schiefergebirge auf 800m Seehöhe und entwässert südlich von Effelder über den bayerischen Froschgrundsee in den Flusslauf der Itz. Etwa 180 Hektar im Bereich im südlichsten Teil des Effeldertals, etwa von der Ortslage Seltendorf bis zum Übertritt des Flusses auf bayerisches Gebiet, wurde mit Rechtsverordnung vom 14.04.1998 als Naturschutzgebiet dauerhaft verankert. In diesem Bereich befindet sich ein Spektrum verschiedener Lebensräume, dass als Rückzugsgebiet für seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten und möglichst auch entwickelt werden soll. Neben umfangreichen Wiesenbereichen in verschiedener Ausprägung befinden sich innerhalb des Schutzgebietes auch ein Teich und ehemalige Teiche mit ihren Verlandungszonen, der Flusslauf der Effelder, bachbegleitende Bruchwaldbereiche und Hochstaudenfluren, Waldränder mit Totholzstrukturen und Talhänge mit erhaltenen Althölzern. Bis zum heutigen Zeitpunkt liegen für dieses Gebiet Erkenntnisse zur Pflanzenwelt und bei den Tierarten, hauptsächlich zu bekannteren Gruppen wie Vögeln, Reptilien und Fischen vor. Nur wenige Informationen gibt es zur Insektenfauna. Für dieses NSG wurde im Jahr 2020 erstmals ein erweitertes Arteninventar für die Insektenordnungen der Käfer und Wanzen erstellt. Bis dahin waren für diese Gebiet nur rund 60 Käferarten bekannt. Durch die entomologische Artenaufnahme über eine Vegetationsperiode erhöht sich diese Artenzahl deutlich. Mehr als 500 Käferarten und 115 Wanzenarten sind nun aktuell für dieses NSG sicher nachgewiesen. Dabei konnte nur eine kleine Teilfläche im südlichsten Teil des Schutzgebietes, etwa vom Ellenbachtal bis zum Übertritt der Effelder in den Landkreis Coburg, überhaupt in die Untersuchungen einbezogen werden. Die Ergebnisse, unter anderem, 50 Arten der Rote Listen, ein Neunachweis für Thüringen und zwei Wiederfunde für Thüringen sind auch überregional von Bedeutung. Lebensräume und ihre Besonderheiten: • Flusslauf der Effelder 10 An Steinen und Holz im Flussauf der Effelder wurden 3 Arten der Hakenkäfer Elmidae gefunden. Diese sind typisch für intakte Strukturen der Äschen- und Forellen-Zone von Fließgewässern. Nur in schnellfließenden und steinigen Bereichen am Gewässergrund fand sich der Schwimmkäfer Oreodytes sanmarkii. Das ist auch der Lebensraum und vermutlich Reproduktionsbereich einer geschützten Fischart der Westgroppe Cottus gobio (RLT3). Am 26.06.2020 wurden dort neben dem Käfer auch zwei Exemplare dieses Fisches nachgewiesen. • Uferbereiche der Effelder in unterschiedlicher Ausprägung inklusive Schwemmsandbereiche Bisher etwa 160 Käfer- und 30 Wanzenarten. Davon 19 Arten der Rote Listen und 5 nach BArtSchV geschützte Arten. Der Kurzflügelkäfer Ochtephilus rosenhaueri stellt den Erstnachweis für Thüringen dar. Als besonders interessant für die verschiedensten Insektenarten erweisen sich die vorhandenen Schwemmsandbereiche und unbewachsene Lehm-Ufer. Da sich entlang der Effelder auch einige der wenigen dauerhaft ungenutzten Grünlandbereiche befinden, ist hier die Artenzahl der blütenbesuchenden Insekten sehr hoch. Auffällig ist eine große Population des geschützten Trauer-Rosenkäfers Oxythyrea funesta (RLTV), sowie eine ganze Reihe bunter Bockkäfer, die über den Sommer hinweg besonders auf weißen Doldenblüten zu finden sind. • Ellenbachtal mit Bachlauf und Anstau des Ellenbachs (2020 fast durchweg trocken) Bisher etwa 140 Käfer- und 36 Wanzenarten. Davon 16 Arten der Rote Listen und 7 nach BArtSchV geschützte Arten. Der Rüsselkäfer Sibinia pyrrhodactyla stellt einen Wiederfund für Thüringen nach über 70 Jahren dar. Er lebt ausschließlich an Spörgel-Arten (Spergula). Der BUND besitzt Flächen im Bereich um den Anstau des Ellenbachs. Dort findet sich beispielsweise der Ockerbraune Stängelrüssler Lixus ochraceus (RLD2). Diese Art war bisher nur von drei Fundorten im Norden Thüringens bekannt. An feuchtigkeitsliebenden Doldengewächsen entwickelt sich die hübsche Blattkäferart Prasocuris phellandrii (RLT3). Eine beachtliche Population lebt auf den Feuchtflächen des Ellenbachs. • Weitere Waldrandstrukturen inklusive Totholz Bisher etwa 250 Käfer- und 15 Wanzenarten. Darunter 16 Arten der Rote Listen und 17 nach BArtSchV geschützte Arten. Die vorhandenen Waldrandbereiche wurden über einen langen Zeitraum nicht zur Holzgewinnung genutzt. Sie enthalten interessante Totholzstrukturen (stehendes und liegendes Totholz, abgestorbene Äste, Rinden, Holzpilze usw.) der verschiedensten Baumarten und sind Rückzugsgebiete für viele seltene Spezialisten unter den Insekten. Entsprechend hoch ist die bisher nachgewiesene Artenzahl. Hier konnten beispielsweise die winzige rindenbewohnende Raubwanze Empicoris baerensprungi (RLD2/3, RLT3) und der in Baumwipfeln lebende Eichen-Tiefaugenbockkäfer Cortodera humeralis (RLD2/3, TLT2) erstmals für den Landkreis Sonneberg gefunden werden.
• Grünlandbereiche unterschiedlicher Ausprägung und Wegränder Bisher etwa 130 Käfer- und 37 Wanzenarten. Darunter 6 Arten der Rote Listen und 15 nach BArtSchV geschützte Arten. Als Besonderheiten sind unter anderem die, in Thüringen vom Aussterben bedrohte, Bodenwanze Peritrechus nubilus (RLT1) und der Wiederfund des Schierlings-Stängelrüsselkäfers Lixus iridis nach über 70 Jahren für Thüringen zu nennen. Ebenfalls hier konnte die Randwanze Ceraleptus gracilicornis zum zweiten Mal für Thüringen belegt werden. Sie war kurz vorher im Landkreis Altenburg erstmals für Thüringen gefunden worden. An den vorhandenen Beständen der Acker-Witwenblume Knautia arvensis lebt der kleine stahlblaue Bockkäfer Agapanthia intermedia (RLT3). Die meisten Grünlandbereiche innerhalb des NSG werden traditionell mehrfach im Jahr (im Jahr 2020 dreimal) zur Grünfutter-Gewinnung durch die Agrargenossenschaft Effelder genutzt. Da die Flächen innerhalb kurzer Zeit komplett gemäht und beräumt werden, können diese kaum zur Entwicklung und Erhaltung seltener oder geschützter Insekten beitragen. Wichtiger in diesem Zusammenhang sind die trockenen Hänge, Weg- und Flussränder, Uferböschungen und die wenigen verbleibenden nicht gemähten Ruderalflächen. Die Erhaltung dieser Rückzugsflächen ist bedeutsam für die Erhaltung des Insektenreichtums im Schutzgebiet. 11 Abb 1: Grünlandbereiche des NSG Effeldertal Foto D.Frenzel 2020 Abb 2: Der Rüsselkäfer Sibinia pyrrhodactyla Foto D.Frenzel 2020 Abb 3: Der Blattkäfer Prasocuris phellandrii Foto D.Frenzel 2020 Abb 4: An verpilztem Laubholz: Tetratoma ancora Foto D.Frenzel 2020 Quellen: Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (Hrsg.;2011): Rote Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, Pflanzengesellschaften und Biotope Thüringens. – Naturschutzreport Heft 26, Jena,544 S. FREUDE, H., HARDE, K.W., & G.A.LOHSE (Hrsg.) (1964-1983): Die Käfer Mitteleuropas Band 1-11- - Krefeld
Abb.8: Heumahd bei Neuhaus am Rennweg um 1950, Historische Aufnahme Sammlung G.Berwing 12 Abb.9: Schaftrift am Osthang des Kirchberges bei Bachfeld um 1930, Historische Aufnahme Sammlung G. Berwing
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