Jahresschrift 2020/2021 - Zukunft. Gemeinsam. Gestalten - Märkischer Arbeitgeberverband e.V - Märkischer Arbeitgeberverband eV
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Editorial Den Laden zusammenhalten Erneut müssen wir sagen: Was für ein Jahr! Nachdem uns 2020 die Corona-Krise mit Herausforderungen konfrontiert hat, die völlig neu und zum Teil bereits lebensgefährlich waren, kam 2021 noch die Hochwasser- katastrophe hinzu. In unserem Verbandsgebiet hat sie besonders stark zugeschlagen. Mein Mitgefühl gilt allen Opfern dieses historischen Un- glücks. Natürlich denke ich auch an die wirtschaftlichen Folgen. Was in den zurückliegenden beiden Jahren – aus gutem Grund – ausgegeben wer- Foto: Roth den musste, wird die Etats von Bund, Land und Unternehmen noch auf Jahre hinaus belasten. Dagegen hilft nur wirtschaftliche Gesundung. Wir müssen nun die Ärmel hochkrempeln und für den Aufschwung arbeiten. Mein Eindruck ist: Das geschieht bereits. Ich sehe viele Erfolgsgeschichten mutiger Unternehmer. Politik und Verwaltung sollten es den Arbeitgebern nun so einfach wie möglich machen. Was wir gerade jetzt nicht gebrauchen können, sind Bürokratie und bremsende Auflagen. Inzwischen ist die Bundestagswahl über die Bühne gegangen. Die Ära Merkel ist Geschichte. Herausforderungen gibt es gleichzeitig mehr als genug. Ich wünsche mir, dass die zukünftige Regierung das schwierige Thema Rente anpackt. Es gibt zu viele kleine Renten in Deutschland. Wir sollten auch eine bessere Bezahlung bestimmter Berufe anstreben, etwa in der Altenpflege. Unsere Gesellschaft darf nicht weiter in Arm und Reich auseinanderfallen. Damit ist auch uns Unternehmern nicht gedient. Wir brauchen Beschäftigte, die Beschäftigten brauchen uns. Es ist der Mittel- stand, der sich bemüht, „den Laden zusammenzuhalten“. Das brauchen wir momentan mehr denn je. Mit dieser Überzeugung grüße ich Sie herzlich und lade Sie zur Lektüre unserer Jahresschrift ein. Ich wünsche mir, dass wir 2022 gemeinsam mit den Belegschaften auf bessere Zeiten zurückschauen können. Lassen Sie uns diesbezüglich optimistisch sein. Auch das zeichnet Unternehmer aus. Ihr MAV Jahresschrift 2020/2021 Horst-Werner Maier-Hunke Vorsitzender des Märkischen Arbeitgeberverbands Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 3
Inhaltsübersicht MAV Jahresschrift 2020 / 2021 Region Arbeitswirtschaft Beruf und Bildung Hochwasserkatastrophe ........ 6 Projekt bei Braselmann ............ 12 Einsatz des modernisierten InfoTrucks ............................... 21 Erfolgreiche Bachelor-Arbeiten ................... 14 Ausbildung während der Arbeitsrecht Corona-Krise ............................. 22 Fertigungstechnik: Tarifabschluss.......................... 8 Ein Studiengang für die Region... 16 Technikzentrum Hagen ........... 24 Rechtsthemen in der Verbandsdienstleistung Corona-Krise ............................. 9 Statistik ................................... 17 Betriebsrätemodernisierungs- gesetz ...................................... 10 Öffentlichkeitsarbeit Dachmarke der Werksarztzentren............. 18 Begleitung der Kommunal- und Bundestagswahl ..................... 20 Titelbild: Der InfoTruck der M+E-Industrie ist wieder im Verbandsgebiet unterwegs. Er wurde technisch weiterentwickelt. Einblicke in die moderne Industrie 4.0 gibt nun unter anderem der Cobot, ein kollaborativ arbeitender Roboter. Gemeinsam mit ihm bauen die Schülerinnen und Schüler ein Zahnradgetriebe zusammen und erleben so hautnah, wie Mensch und Roboter als Team funktionieren können. MAV Jahresschrift 2020/2021 (Foto: 400V IndustrieFotografie / IW Köln) Märkischer Arbeitgeberverband e.V. 4 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Veranstaltungen Kurz berichtet Impressum 20 Jahre MUF .......................... 27 Gregor Gysi eingeladen ........... 32 Herausgeber: Märkischer Arbeitgeberverband e.V. Geschäftsführer: Özgür Gökce Übergang agsw – Deutschlandstipendium ......... 32 Erich-Nörrenberg-Straße 1 Bildungswerk NRW................. 28 58636 Iserlohn Personalleiterkreis ................. 32 Tel.: 02371 82915 info@mav-net.de Prädikat www.mav-net.de Familienfreundlichkeit ........... 30 Personalentwicklung.............. 33 Redaktionsschluss: 14. September 2021 Runder Geburtstag ................. 33 Erscheinungsweise: jährlich Chefredaktion / V.i.S.d.P.: Berufswelt von morgen............ 33 Dr. Andreas Weber Digitalisierung im Recruiting .... 33 Redaktion: Hildegard Goor-Schotten Annette Tilsner Jugendliche und Unternehmen Dr. Andreas Weber zusammenbringen .................. 34 BDA BWNRW METALL NRW MINT-Bildung fördern ............... 34 Fotos: Alina Ehmann Fotografie Kinder begeistern .................... 34 Dr. Hartwig Fuhrmann BPA/Steffen Kugler Dr. Katharina Lochner Eckardt Lüblinghoff Bernhard Moll Daniel Roth / IW Medien Annette Tilsner Seite 24 Dr. Andreas Weber BWNRW Technikzentrum Econ Referenten-Agentur 400V IndustrieFotografie / IW Köln Hagen METALL NRW ZAA Iserlohn, Mittel-Lenne, Hagen MAV Jahresschrift 2020/2021 Adobe Stock Das neu eröffnete Technikzentrum Gestaltung und Satz: in Hagen wird künftig Schülerinnen headline:Werbeagentur, Iserlohn und Schüler ab der Jahrgangsstufe 7 headlineWerbeagentur.de und Unternehmen aus der Region Druck: zusammenbringen und so die Nach- Stolzenberg Druck GmbH & Co. KG wuchssicherung stützen. stolzenberg-druck.de Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 5
Region Das Jahrhunderthochwasser und die Folgen Was sich am 15. Juli 2021 ereignete, hatte die Märkische Region zuvor noch nicht erlebt. Der Begriff des „Jahrhunderthochwassers“ ist inzwischen arg strapaziert, er trifft aber zu. Teile des Verbandsgebietes gingen schlicht unter. Auch viele Betriebe waren betroffen. Der Märkische Arbeitgeberverband stand ihnen nach Kräften zur Seite. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sprach auf Einladung des MAV mit heimischen Unternehmern über die Hochwasserfolgen. Unternehmen mit bis zu 300 Jahren Welche Regelungen waren zu Die Sozialpartner der Region zeig- Tradition standen unter Wasser. beachten, wenn ein Arbeitgeber ten öffentlich Solidarität mit den Einige Betriebe vermeldeten gar aufgrund von Hochwasserschäden Betroffenen. Die Arbeitgeberver- Totalschäden. Reparaturen dauern im Betrieb Mitarbeitende nicht be- bände und die IG Metall drückten zum Teil noch an, neue Maschi- schäftigen konnte? Viele Fragen, in einer gemeinsamen Erklärung nen waren kurzfristig kaum zu zu denen betroffene Betriebe den Opfern der Hochwasserka- beschaffen. Da auch Weltmarkt- Informationen durch die Juristen tastrophe ihr Mitgefühl aus. Sie führer betroffen waren, wurden des MAV erhielten. dankten den Unternehmen und internationale Märkte zum Teil Beschäftigten, die gemeinsam kaum noch versorgt. Der MAV leistete aber auch kon- Schäden in den Betrieben beseitigt krete Hilfen vor Ort. Das Deut- hatten, ebenso den Rettungskräf- MAV Jahresschrift 2020/2021 Welche Auswirkungen hatte all sche Rote Kreuz Altena und das ten und ehrenamtlichen Helfern. das auf das Arbeitsverhältnis? Was Technische Hilfswerk in Hagen Die Sozialpartner forderten aber war zu tun, wenn wegen erforder- erhielten Geldspenden zur Unter- auch deutlich, dass die Erhaltung licher Sicherungsmaßnahmen ein stützung ihrer wichtigen Aufbau- funktionierender Lieferketten fort- Arbeitsausfall notwendig war? arbeit. an absolute Priorität haben müsse. 6 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Forderungen an die Politik Hochwasserschutz Entlastung der Betriebe: Am 8. August konnte der MAV für die Zukunft: Übertriebene Naturschutz- und mit Unterstützung durch den Bun- Zukünftig müssen entlang der Regulierungsauflagen sollten destagsabgeordneten Paul Ziemiak Gewässer bauliche Maßnahmen entschärft werden. Planfeststel- (CDU) und den Landtagsabgeord- ergriffen werden. Eine solche lungsverfahren dauern vielfach neten Thorsten Schick (CDU) den Flutkatastrophe darf sich nicht zu lang. Wünschenswert wäre ein Bundeswirtschaftsminister digital wiederholen können. Moratorium in diesem Zusammen- in die Region holen. Vertreter hang: Jede Art von zusätzlicher besonders betroffener Mitglieds- Versicherungsschutz Belastung für die Unternehmen unternehmen konnten Peter möglich machen: sollte unterbleiben. Altmaier – stellvertretend für alle Unternehmen in kritischen Lagen geschädigten MAV-Betriebe – in haben keine Aussicht auf Ver- Siedlungsrandlagen stärken: einer Videokonferenz ihre Proble- sicherungsverträge. Hier muss Die Märkische Region ist ein me und Erwartungen vermitteln. Abhilfe geschaffen werden. Standort von hoher Lebensquali- Dabei bekamen die Unternehmer tät, mit dessen Vorteilen man ausgiebig Gelegenheit, Forderun- Verbesserung der Fachkräfte gewinnen kann. Sied- gen zu formulieren. Und das taten Mobilfunkversorgung: lungsrandlagen sollten von der sie. Viele Forderungen reichten An manchen Standorten ist das Politik gestärkt werden. Auch das über den Tag hinaus und sind Mobilfunknetz so schlecht, dass hilft der heimischen Industrie jetzt auch weiterhin wichtig. die Unternehmen nach dem und in Zukunft. Hochwasser gar keine Hilfe rufen Infrastruktur wieder aufbauen: konnten. Ein Warnsystem per SMS Der MAV griff eine Forderung Die Industrie braucht ein funk- hätte auch keinen Sinn. gleich auf. Er unterstützt die Ver- tionierendes Straßennetz. Die besserung der Mobilfunkversor- Beseitigung der Hochwasserfolgen Sicherung der gung, indem er über seine Mit- hat auch die Möglichkeit einer zu- Unternehmensstandorte: gliedsbetriebe Versorgungslücken kunftsorientierten Weiterentwick- Überschwemmungsschutz darf dokumentiert und der Politik diese lung der Infrastruktur eröffnet. nicht zu Lasten von Gewerbe- Informationen zur Verfügung gebieten gehen. Wünschenswert stellt. Auch das ist ein Anstoß zu sind vielmehr Aktionspläne unter ganz konkreten Verbesserungen Einbeziehung der Wirtschaft. für Unternehmen in der Region. MAV Jahresschrift 2020/2021 Im Vordergrund: MAV-Vorsitzender Horst-Werner Maier-Hunke (r.) MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce, Michael Hilsmann und Guido und Steffen Schulze, Schatzmeister des DRK-Ortsvereins Altena Niepel, 1. und 2. Vorsitzender THW Helfervereinigung Hagen, und Mitglied im Geschäftsführenden DRK-Vorstand. (1. Reihe v. l.) sowie weitere Mitarbeiter des THW Hagen. Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 7
Arbeitsrecht Der Abschluss bietet Planungssicherheit Die Metallarbeitgeber und die IG Metall in Nordrhein-Westfalen haben am 30. März bei der Tarifver- handlung ein Ergebnis erzielt, welches nun bis zum 30. September kommenden Jahres Anwendung findet. Horst-Werner Maier-Hunke, Vorsitzender des Märkischen Arbeitgeberverbandes, bewertet die Einigung positiv: „Der Tarifabschluss bietet unseren Unternehmen Planungssicherheit bis 2022.“ Die im März beschlossene Tarifvereinbarung umfasst unter anderem: • eine Corona-Beihilfe von 500 Euro im Juni 2021 • eine neue jährliche Sonderzahlung, die im Februar 2022 18,4 Prozent eines Monatsentgelts und ab Februar 2023 verstetigt 27,6 Prozent eines Monatsentgelts beträgt. Differenzierung: • Die jährliche tarifliche Einmalzahlung T-ZUG (B) in Höhe von zirka 355 Euro wird statt im Juli im Oktober 2021 fällig und kann einmalig in diesem Kalenderjahr bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten um bis zu sechs Monate ver- schoben werden und bei einer Nettoumsatz- rendite von weniger als 2,3 % entfallen. Ausdrücklich zu begrüßen sei, dass eine Möglichkeit gefunden wurde, Betriebe zu entlasten, die durch TV Zukunft, Wettbewerbsfähigkeit und die Corona-Krise wirtschaftlich betroffen sind. Eine Beschäftigungssicherung: Erhöhung der Tabellenentgelte habe 2021 vermieden • METALL NRW und IG Metall NRW haben einen werden können. Maier-Hunke: „Unter dem Strich ist tariflichen Rahmen vereinbart, innerhalb dessen es den Tarifparteien gelungen, vor dem Hintergrund Betriebsparteien unter anderem betriebliche sehr schwieriger wirtschaftlicher und politischer Transformationsprozesse begleiten können. Rahmenbedingungen verantwortungsvoll zu einer Ei- nigung zu finden.“ Auch der Präsident des Verbandes • Darin können auf Basis einvernehmlich erstellter der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen betrieblicher Analysen Gespräche über die (METALL NRW), Arndt G. Kirchhoff, bezeichnete den Zukunft des Betriebes erfolgen – dieser Prozess Tarif-Kompromiss als „ein von Fairness, Vernunft und kann aber nicht einseitig durch eine Betriebspartei MAV Jahresschrift 2020/2021 Weitsicht geprägtes Ergebnis in einer außergewöhn- erzwungen werden. lich schwierigen Wirtschaftslage“. 8 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Arbeitsrecht Rechtsthemen mit Priorität eins Corona-Krise und kein Ende. Die Pandemie hat viele Seiten. Neben der medizinischen natürlich auch eine juristische. Hier ist guter Rat weiterhin wertvoll. Er hilft den Entscheidungsträgern in den Betrieben bei einem verantwortungsvollen und sachkundigen Vorgehen in dieser Ausnahmesituation. Das Thema betrifft das Arbeitsrecht, geht aber auch • Versicherungsschutz bei Unfällen im Zusammen- noch darüber hinaus. Die Juristen des MAV haben hang mit Homeoffice und mobiler Arbeit Mitgliedsbetriebe in den vergangenen Monaten mit einer Vielzahl von Informationen versorgt. • Überprüfung des Impfnachweises mit Hilfe der CovPassCheck-App Im Mittelpunkt standen Themen wie: • Regelung zur Nutzung von Betriebskantinen • Aktueller Stand der Corona-Schutzverordnung • Arbeitgeberseitiges Fragerecht nach dem Impfstatus • Corona-Test- und Quarantäneverordnung Der MAV ist in ein starkes Netz von Experten ein- • Regelungen bei Einreisen aus dem Ausland, zum gebunden, deren Fachwissen Mitgliedern kontinuier- Beispiel hinsichtlich einer Absonderungsverpflichtung lich zur Verfügung steht. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) beispielsweise • Pandemiebedingte Sonderregelungen zu Pflege- hat in der Corona-Krise umfassende Informationen und Familienpflegezeiten bereitgestellt. Unter arbeitgeber.de/covid-19 sind viele der Infos auch öffentlich einsehbar. Die Themen • Erstattung von arbeitgeberseitig vorgeleisteten werden ständig aktualisiert. Entschädigungen wegen coronabedingter Arbeits- ausfälle aufgrund staatlich vorgegebener Quarantäne Und sonst? Auch wenn die Corona-Krise in diesem und im vergangenen Jahr die öffentliche Diskussion nahezu komplett beherrschte, treiben Arbeitgeber längst auch andere Themen um, zu denen es Informationen vom MAV gab. Beispiele: das Lieferkettengesetz und der Brexit. Die Europäische Kommission hat inzwi- schen zwei Angemessenheitsbeschlüsse zum Vereinigten Königreich angenommen: einen im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und einen im Rahmen der Richtlinie zum Datenschutz bei der Strafverfolgung. Personenbezogene Daten können nun ungehindert aus der Europäischen Union in das Vereinigte Königreich fließen. Dort gilt für sie ein Schutzniveau, das dem Schutzniveau, das gemäß EU-Recht garantiert wird, der Sache nach gleichwertig ist. Darüber hinaus gab es natürlich zuletzt zahlreiche Themen im Zusammenhang mit der Hochwasserka- tastrophe (siehe auch S. 6). Stichworte der vergangenen Wochen waren unter anderem die finanziellen Wiederaufbauhilfen und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 9
Arbeitsrecht Den eigenen Anspruch verfehlt Vor wenigen Monaten ist das Gesetz zur Förderung der Betriebsratswahlen und der Betriebsratsarbeit in einer digitalen Arbeitswelt (Betriebsrätemodernisierungsgesetz) in Kraft getreten. Dem mit der Gesetzes- bezeichnung selbst gesetzten Anspruch wird das Gesetz nicht gerecht. Beispielsweise bleiben die Regelungen zur Virtualisie- gaben die Einführung oder Anwendung von Künst- rung der Betriebsratsarbeit hinter den pandemiebe- licher Intelligenz beurteilen, gilt insoweit die Hinzu- dingten Regelungen, die sich bewährt haben, zurück, ziehung eines Sachverständigen als erforderlich. und die Möglichkeit, elektronische Betriebsrats- Gleiches gilt, wenn sich Arbeitgeber und Betriebsrat wahlen durchzuführen, wird mit dem Gesetz nicht auf einen ständigen Sachverständigen einigen. geschaffen. Stattdessen entstehen Rechtsunsicherhei- ten, zum Beispiel zu den neuen Beteiligungsrechten Die Neuregelung fingiert die Erforderlichkeit der des Betriebsrats beim Einsatz von Künstlicher Intel- Hinzuziehung eines Sachverständigen, wenn es um ligenz (KI). Dasselbe gilt für das „neue“ Mitbestim- die Einführung oder Anwendung von Künstlicher mungsrecht bei der Durchführung mobiler Arbeit. Intelligenz geht, ohne dabei diesen Begriff und damit Beide Aspekte des Gesetzes werden nachfolgend den Anwendungsbereich der Vorschrift zu definieren. vertieft. Auch die Gesetzesbegründung enthält dazu keine Ausführungen. MAV Jahresschrift 2020/2021 Erforderlichkeit der Hinzuziehung Sachverständiger bei KI-Fragen – Mit der Neuregelung ist nicht ausgeschlossen, dass § 80 Abs. 3 Betriebsverfassungsgesetz auch auf firmeninternen Sachverstand zurückgegrif- Muss der Betriebsrat zur Durchführung seiner Auf fen werden kann. 10 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Mitbestimmung bei der Ausgestaltung mobiler oder Boten. Gleiches gilt, wenn sich die Mobilität be- Arbeit – § 87 Abs. 1 Nr. 14 Betriebsverfassungs- reits zwingend aus der Eigenart der zu erbringenden gesetz Arbeitsleistung ergebe, etwa bei Handelsvertretern Das Mitbestimmungsrecht beschränkt sich auf die oder Monteuren. Die Gesetzesbegründung bestätigt Ausgestaltung („wie“) von mobiler Arbeit. Die Ein- insoweit, dass es sich bei der neuen Regelung in führung der mobilen Arbeit („ob“) verbleibt damit in erster Linie um einen klarstellenden und zusammen- der alleinigen Entscheidungsbefugnis des Arbeitge- fassenden Auffangtatbestand auf der Grundlage der bers, ein Initiativrecht des Betriebsrats besteht nicht. bisher schon bestehenden Mitbestimmungsrechte zur Im Hinblick auf die alleinige Entscheidungsbefugnis mobilen Arbeit handelt. des Arbeitgebers über das „Ob“, also die Einführung der mobilen Arbeit, gilt, dass der Arbeitgeber auch Erweiterung des Unfallversicherungsschutzes bei über den berechtigten Personenkreis allein entschei- Homeoffice/mobiler Arbeit – § 8 Abs. 1 SGB VII dungsbefugt ist, also die Frage, wie viele Arbeitneh- Wird die versicherte Tätigkeit im Haushalt der Ver- mer mobil arbeiten dürfen. Dasselbe gilt hinsichtlich sicherten oder an einem anderen Ort ausgeübt, der Entscheidung über die Eignung von Tätigkeiten besteht Versicherungsschutz im gleichen Umfang wie für mobile Arbeit, auch diese trifft allein der Arbeit- bei der Ausübung der Tätigkeit auf der Unterneh- geber. mensstätte. Beschäftigte arbeiten mobil, wenn sie die geschul- Zwar besteht auch nach geltendem Recht im Home dete Arbeitsleistung unter Verwendung von Infor- office und bei sonstiger mobiler Arbeit grundsätzlich mations- und Kommunikationstechnik außerhalb der gesetzlicher Unfallversicherungsschutz. Nach der Betriebsstätte von einem Ort oder von Orten seiner Rechtsprechung des Bundessozialgerichts werden oder ihrer Wahl oder von einem mit dem Arbeitge- Wege, die im eigenen Haushalt, etwa zur Nahrungs- ber vereinbarten Ort erbringen. Weiterhin führt die aufnahme oder zum Toilettengang zurückgelegt Gesetzesbegründung aus, dass mobile Arbeit nicht werden, jedoch unterschiedlich gehandhabt. Mit der vorliegt, wenn Beschäftigte die geschuldete Arbeits- jetzt erfolgten Ergänzung soll – laut Gesetzesbegrün- leistung aufgrund deren Eigenart ortsgebunden dung – diese Gesetzeslücke geschlossen werden. Es erbringen müssen. Von dem Mitbestimmungsrecht soll eine Gleichbehandlung beim Unfallversicherungs- werde sowohl regelmäßige als auch anlassbezogene schutz auch im Homeoffice erreicht werden. (zum Beispiel bei Erkrankung eines Kindes, kurzfristi- ger Pflege eines Angehörigen) mobile Arbeit erfasst. Quelle: BDA Das Mitbestimmungsrecht betreffe die inhaltliche Ausgestaltung der mobilen Arbeit. Dazu gehörten zum Beispiel Regelungen über den zeitlichen Umfang mobiler Arbeit, über Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit in Bezug auf mobile Arbeit oder über den Ort, von welchem aus mobil gearbeitet werden könne und dürfe. Es könnten Regelungen zu konkre- ten Anwesenheitspflichten in der Betriebsstätte des Arbeitgebers, zur Erreichbarkeit, zum Umgang mit Arbeitsmitteln der mobilen Arbeit und über einzuhal- tende Sicherheitsaspekte getroffen werden. MAV Jahresschrift 2020/2021 Das Mitbestimmungsrecht ermöglicht keine Regelun- gen zu arbeitsvertraglich geschuldeten Tätigkeiten, die nicht mittels Informations- und Kommunikations- technik erbracht werden können, zum Beispiel Fahrer Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 11
Arbeitswirtschaft Mit dem Blick von außen Eine optimierte betriebsinterne Logistik ist in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie ein im- mens wichtiger, aber mitunter unterschätzter Bestandteil der Wertschöpfung. Insbesondere in Zeiten ho- her Auslastung, wenn Hallen und Auftragsbücher voll sind, unterstützen ein nahtloser Materialfluss und eine durchdachte Lagerhaltung den reibungslosen Produktionsprozess und sparen Kosten. Die Verbands- ingenieure des Märkischen Arbeitgeberverbandes können dazu passgenaue Lösungsvorschläge liefern. Das weiß man auch bei Ferdinand Braselmann in einen Schnitt zu setzen. „Wenn wir schon eine Ennepetal zu schätzen. Seit einigen Jahrzehnten neue Halle bauen, können wir auch direkt schauen, produziert das Profilwalzwerk kaltgewalzte Tor- und wie wir das Ganze besser organisieren können“, so Spezialprofile vor allem für den Bau hochwertiger Daniel Filbrand, seit 2020 neben seinem Onkel Frank Rolltorpanzer und bietet mittlerweile auch komplette Braselmann Geschäftsführer. Zudem wurde die Ein- Industrie-Rolltoranlagen an. Die Qualität aus Ennepe- führung eines ERP-Systems geplant: „Das erfordert tal ist weltweit gefragt. Das Familienunternehmen eine Strukturierung der Prozesse und eine genaue existiert seit 136 Jahren, aber so viel wie aktuell war Erfassung der Daten. Die Ware kann dann nicht mehr noch nie zu tun. irgendwo liegen.“ Wie in vielen gewachsenen Unternehmen hatten sich Expertise von außen holte man sich bei der Abteilung im Lauf der Jahre bei Braselmann Arbeitsabläufe, Arbeitswirtschaft des MAV, deren Beratungsservice MAV Jahresschrift 2020/2021 Lagerplätze und Informationswege entwickelt und Mitgliedsunternehmen kostenlos in Anspruch neh- verfestigt, die den gestiegenen Anforderungen nicht men können. Ein Verbandsingenieur schaute sich mehr gerecht wurden. Als aus Kapazitätsgründen mehrere Tage lang intensiv den Betrieb an, machte eine Erweiterung anstand, bot sich die Gelegenheit, viele Fotos, analysierte Abläufe und sprach mit den 12 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Mitarbeitenden. Experten wissen: Der offene Blick wurden entsorgt, andere, längst vergessene sinnvoll eines Externen liefert in einem solchen Prozess immer untergebracht. Werkzeuge haben jetzt einen festen einen Vorteil gegenüber der „Betriebsblindheit“ lang- Platz und sind bei Bedarf direkt zur Hand. Material, jähriger Mitarbeitender. Er erkennt Schwachstellen, das nicht sofort gebraucht wird, steht nicht mehr an die im Arbeitsalltag kaum wahrgenommen werden. der Maschine im Weg, sondern wird an festgeleg- 80 Vorschläge konnte der Verbandsingenieur so auch ten Plätzen gelagert. Benötigte Informationen sollen bei Braselmann am Ende vorstellen. Es galt, Laufwege direkter und zielgerichteter über Terminals an die zu verkürzen, Material sinnvoller zu lagern, freie Flä- Mitarbeitenden vermittelt werden. Akku- statt Kabel- chen zu nutzen und den Umlauf zu vieler Listen und geräte beseitigen Stolperfallen. Arbeitsplätze wurden Zettel zu reduzieren. „Die Präsentation hat uns sehr ergonomisch umgestaltet. stark noch einmal die Augen geöffnet“, sagt Daniel Filbrand. Ihn hat vor allem überzeugt, dass mit relativ Eine nachhaltige Umsetzung der Maßnahmen funk- einfachen Mitteln viel erreicht werden kann. tioniert nicht ohne die Mitwirkung der rund 100 Mitarbeitenden, die ausführlich informiert und um Die Ideen wurden in die finale Hallenplanung in- Anregungen gebeten wurden. Sie sollen ein Bewusst- tegriert. Bewährte Methoden wie die 5S-Arbeits- sein dafür entwickeln, achtsam mit Maschinen und platzgestaltung wurden bereits in der bestehenden Material umzugehen. Die Veränderung alter Ge- Produktion ausprobiert: Sortieren, Systematisieren, wohnheiten ist dabei nicht immer unproblematisch. Saubermachen, Standardisieren, Selbstdisziplin üben „Das ist ein Prozess, der länger dauert und an dem und ständig verbessern – das kostete erst einmal man dran bleiben muss“, weiß der Verbandsinge- Zeit, hatte aber einen großen Effekt auf die positive nieur aus Erfahrung. Gestaltung der Arbeitsplätze. Überflüssige Artikel MAV Jahresschrift 2020/2021 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 13
Arbeitswirtschaft Kosten transparent machen – und senken Über seine langjährige und enge Verbindung zum Märkischen Arbeitgeberverband gelingen Prof. Dr. Klaus-Michael Mende von der Fachhochschule Südwestfalen immer wieder praxisorientierte Kooperatio- nen mit Unternehmen. In zwei aktuellen Beispielen optimierten Studierende die Kostenrechnung und die Produktionslogistik von Mitgliedsunternehmen. Nach dem Bachelor-Kolloquium: Rickmeier-Geschäftsführerin Christiane Schulz, Verena Hagen, Prof. Dr. Klaus-Michael Mende, Co-Gutachterin Prof. Burgfeld-Schächer von der FH Südwestfalen (v. l.). Unternehmen wollen beim Verkauf ihrer Produkte Die Fachliteratur beschäftigt sich mit der Frage der Gewinne erwirtschaften. Welche Kosten gilt es dabei Fertigungskosten und nach welchem Schlüssel sich zunächst zu decken? Verena Hagen aus Balve hat Gemeinkosten sinnvoll auf die Produkte, die so darüber ihre Bachelor-Arbeit im Studiengang Wirtschaft genannten Kostenträger, verteilen lassen. Verena geschrieben. Die praxisorientierte Arbeit fertigte sie Hagen hat sich in das Thema und die Prozessabläufe bei der Firma Rickmeier in Balve an. im Unternehmen eingearbeitet und das System bei Rickmeier optimiert. Im Ergebnis hat Geschäftsführerin Neben den direkten Fertigungskosten bzw. „Einzelkos- Christiane Schulz nun eine verbesserte Kontrolle über ten“ sprechen Experten ebenso von „Gemeinkosten“, ihre Kosten und die Kostenstruktur, was bei der Preis- wenn es um Kosten geht, die nicht direkt für die gestaltung überaus wichtig ist. Was ihr besonders MAV Jahresschrift 2020/2021 Herstellung von Produkten aufgewendet, aber trotz- gefällt: „Der Ansatz bildet unter anderem unseren dem indirekt in Verbindung mit der Produktion stehen. hohen Prüfaufwand noch genauer und individueller Beispiel: Kosten für die Verwaltung oder Mietkosten. mit Blick auf die Produkte ab.“ Ihr Unternehmen Sie sind erforderlich, damit der Betrieb überhaupt entwickelt, konstruiert, fertigt und vertreibt qualitativ produzieren kann. Insofern steckt auch dieser Auf- hochwertige Zahnradpumpen, Ventile und Ölver- wand letztlich in jedem einzelnen Produkt. sorgungssysteme. Rickmeier-Produkte sind Hightech- 14 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Gratulation in Corona-Manier zum erfolgreichen Kolloquium: DURABLE-Geschäftsführer Rolf Schifferens, Frank Bublies, Timo Wopker und Prof. Dr. Klaus-Michael Mende (v. l.). Bauteile, von denen keines das Werksgelände ohne rechnete Timo Wopker vor. Dafür nannte er verschie- intensive Prüfung verlässt. Christiane Schulz: „Die dene Möglichkeiten. Zum Beispiel eine verbesserte Pro- verbesserte Kostenzuordnung nach dem Verursacher- duktionslogistik mit zunehmender Automatisierung der prinzip gibt die charakteristische Arbeitsweise unseres Abläufe an den Spritzgießmaschinen. Zweiter Vorschlag Betriebs noch besser wieder.“ des Absolventen: Umstellung auf preiswertere Sackware als Rohstoff. Eine weitere Besonderheit von Rickmeier ist die hohe Komplexität der Produktion mit modernster Fertigungs- Zur Reduzierung von Transportwegen auf dem Gelände technologie. Hierbei werden vor- oder nachgelagerte regte Wopker außerdem eine Anpassung der Lagerflä- Arbeitsschritte der Produktion nicht ausgelagert, son- chen an. Weg- und Transportstrecken von 150 Kilome- dern im eigenen Unternehmen umgesetzt. Experten tern könnten so jährlich vermieden werden. Zusätzlich sprechen von „hoher Fertigungstiefe“. Kosten sämt- sei auch eine Reduzierung des Platzbedarfs von 550 auf licher Arbeitsschritte müssen deshalb für das Endpro- 180 Quadratmeter möglich. dukt kalkuliert werden. Auch das bildet die verbesserte Kostenrechnungssystematik nun präziser ab. Zur Optimierung des Recycling-Prozesses plädierte der Absolvent für eine exakte Kennzeichnung jedes Mahl- Jedes Jahr Einsparungen möglich gutes. Dies erleichtere die genaue Bestandsermittlung DURABLE Hunke & Jochheim aus Iserlohn stellt seit und permanente Inventur. Mahlgut entsteht beim rund einem Jahrhundert Produkte für den Büro- Mahlen und Regranulieren im Recycling-Prozess von bedarf her. Das Traditionsunternehmen betreibt in Kunststoffprodukten. Betriebsleiter Frank Bublies, der MAV Jahresschrift 2020/2021 Kamen-Methler einen Produktionsstandort. Timo die Arbeit von Timo Wopker betrieblich betreute, war Wopker aus Fröndenberg, Student der Fertigungs- voll des Lobes für die interessanten Anregungen. technik, beschäftigte sich in seiner Bachelor-Arbeit mit der Optimierung der Produktionslogistik dort. Für DURABLE seien in Kamen durch neue Technik jährliche Einsparungen im vier- bis fünfstelligen Bereich möglich, Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 15
Arbeitswirtschaft Ein Studiengang für die Region Die Absolventen des Studiengangs Fertigungstechnik an der Fachhochschule Südwestfalen sind begehrt. 90 Prozent finden direkt einen festen Job. Dr. Klaus-Michael Mende, Professor für Industrial Engineering an der FH, kennt die Bedeutung des Studiengangs genau. Wo arbeiten diese Ingenieure Produktionsmaschinen. Oder die später? Suche nach dem besten Schneid- Mende: „Sie werden in allen Bran- stoff. In einer Leuchtenfirma soll chen gebraucht. Das kann der Me- der Produktions- und Fertigungs- tall- und Automotive-Bereich sein, fluss optimiert werden. In einem Welche Bedeutung hat der Kunststoff-, Elektro- oder Medizin- anderen Unternehmen müssen Studiengang Fertigungstechnik technik – überall, wo etwas pro- die Aufträge so gesteuert werden, für die Region? duziert wird. Aus der Praxis ist mir dass sie möglichst gleichmäßig Mende: „Die Märkische Region bekannt, dass nichts automatisch in die Fertigung gelangen. Diese ist mittelständisch geprägt. Die so läuft, wie es geplant war. Und Aspekte gehen im Alltagsgeschäft industrielle Produktion basiert auf mit jeder neuen Produktvariante, oft unter, da können die Unter- unterschiedlichsten Fertigungs- jedem neuen Produkt gibt es neue nehmen von den Themen und technologien und sichert hier Herausforderungen. Da kommt dem Wissen aus der Fertigungs- Arbeitsplätze und Wohlstand. der Fertigungstechniker ins Spiel.“ technik sehr profitieren.“ Es liegt auf der Hand, dass das Thema der Fertigungstechnik in Wie sieht das konkret in der Wie kommen die Studenten an einer Produktions- und Zuliefer- Praxis aus? diese Themen? region von immenser Bedeutung Mende: „Gute Beispiele sind die Mende: „Als Verbandsingenieur des ist. Gerne möchten wir noch mehr Bachelor-Arbeiten, die bei uns MAV komme ich in viele Betriebe, Studierende, männlich wie weiblich, überwiegend in Unternehmen sehe mögliche Projekte und kann dafür begeistern. Die Unternehmen geschrieben werden. Da geht es die passenden Studenten vermit- brauchen sie und heißen sie herz- um die Planung möglichst schneller teln, die ich ja auch gut kenne. lich willkommen.“ Wechsel beim Umrüsten der Das läuft sehr erfolgreich.“ Bachelor-Studiengang Fertigungstechnik Ohne moderne Fertigungstechniken können weder Klimaschutz noch die Digitale Transformation gelingen. Die Auswahl und der Einsatz ressourceneffizienter Verfahren und deren Zusammenwirken in den digitalen Fabriken der Zukunft werden hier gelehrt. Rapid Prototyping mit 3D-Druckern, Industrie 4.0 und schnelle Fertigungsverfahren mit CNC-Maschinen: Auf all diese spannenden Themen bereitet das Maschinenbaustudium mit dem Schwerpunkt Fertigungstechnik in Iserlohn vor. Das Fertigungstechnik-Studium im Überblick: Studiengang Fertigungstechnik Studienabschluss Bachelor of Engineering (B.Eng.) Studienmodell Vollzeitstudium MAV Jahresschrift 2020/2021 Studienort Iserlohn Studienbeginn Zum Wintersemester (September) Studiendauer 6 Semester, mit Praxisphase 7 Semester Zugangsvoraussetzung NC-frei: Keine Zulassungsbeschränkung Als besondere Einschreibungsvoraussetzung wird je nach Qualifikation der Nachweis einer praktischen Tätigkeit (Praktikum) gefordert. 16 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Arbeitswirtschaft Wertvolles Benchmarking Ein Verband kann helfen, Standards und Entwicklungen in der eigenen Branche transparent zu machen. Er sammelt Informationen aus den Betrieben und bereitet sie auf. Die Kranken- und Verdienststatistiken des MAV beispielsweise bieten den Verbandsmitgliedern interessante Erkenntnisse. Der Märkische Arbeitgeberver- Zum anderen sind Entgelte, die Zudem werden Werte der letzten band erstellt monatlich eine Statistik sich am Arbeitsmarkt orientieren, Jahre angegeben, sodass auch auf der Basis der Krankentage, ein maßgeblicher Erfolgsfaktor bei hier zeitliche Entwicklungen sicht- die ihm von seinen Mitgliedern der Fachkräftesicherung. bar sind. Die Entgelt-Statistik hilft gemeldet werden, aufgeschlüsselt auch beim Vergleich der Arbeits- unter anderem nach gewerblichen Mit der aufgabenbezogenen Ver- aufgaben. Zur vereinfachten und Mitarbeitenden und Angestellten, diensterhebung des MAV werden eindeutigen Einordnung sind die Frauen und Männern. Die Statis- die Entgelte von M+E-typischen Aufgaben mit ihren Tätigkeiten tik wird fortgeschrieben, sodass Arbeitsaufgaben abgefragt und und Teilaufgaben in der Statistik nach zwölf Monaten auch eine ins Verhältnis zum Markt gesetzt. klar beschrieben. Jahresübersicht vorliegt. Für die Mitgliedsbetriebe bieten die Er- gebnisse wertvolle Benchmarking- Möglichkeiten. Alle Unternehmen, die an der Erhebung teilnehmen, haben Zugriff auf die Ergebnisse. Jetzt mitmachen MAV-Mitgliedsunternehmen, die sich für eine Ein weiteres Thema: Personalkosten Teilnahme an der Krankentageerhebung und Entgelte in der richtigen Höhe MAV Jahresschrift 2020/2021 interessieren, wenden sich bitte für weitere sind ein entscheidender Wettbe- Informationen an Yvonne King, werbsfaktor. Zum einen machen Tel.: 02371 8291 75, king@mav-net.de. Personalkosten in der produzie- Für alle teilnehmenden Unternehmen sind die renden Industrie etwa 20 bis 40 Dienstleistungen bereits in der Verbandsmitglied- Prozent der laufenden Gesamtkosten schaft enthalten, es fallen also keine zusätzlichen eines Unternehmens aus. Kosten an. Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 17
Öffentlichkeitsarbeit Gemeinsamkeit macht stärker In der Corona-Pandemie liegt die Bedeutung von Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz auf der Hand. Das unterstreichen auch die Leistungen der Zentren für Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit (ZAA). Unter einer neuen Marke wollen sich die Einrichtungen für die Zukunft nun noch stärker aufstellen. dem Impfzentrum Dröschede, aber auch in eigenen Räumen und in der Impfstraße der Firma Kirchhoff, konnte das ZAA Iserlohn in kurzer Zeit etwa 6000 Impfungen bei 3000 Beschäftigten durchführen – ein Ergebnis, das zu Beginn niemand für möglich ge- halten hatte. Auch das ZAA Hagen und das Werks- arztzentrum Mittel-Lenne in Altena und Plettenberg bewältigten vierstellige Impfzahlen. Die Resonanz der Betriebe war entsprechend positiv. Das Werksarztzen- trum Mittel-Lenne baute bei dem Mitgliedsunterneh- men R+FK Schulte eine eigene Impfstraße auf. „Wir hatten dafür nur zehn Tage Vorlauf“, erinnert sich Werksarzt Dr. Ralph Schopf. Vor dem Impfbeginn am 7. Juni hatten die drei Zentren festgelegt, dass die Impfungen mit der kassenärztlichen Vereinigung abgerechnet werden. ZAA Iserlohn: Vorstand Rainer Dieckmann (l.), Petra Mengelkamp, Andere Arbeitsmedizinische Zentren rechnen mit den Leiterin Arbeitssicherheit, und Matthias Redder, Leiter Arbeits- Betrieben direkt ab. Dies führt zu einer vermeidbaren medizin. Kostenbelastung für die Unternehmen. „Seit Beginn der Pandemie war es unser Ziel, diese Die Betriebsärzte starteten kurzfristig in den Impfein- Ausnahmesituation für Betriebe und Beschäftigte ab- satz, Leitfäden gab es nicht. „Wir mussten Karten- zumildern und ein kompetenter Ansprechpartner zu lesegeräte für die Krankenkassen-Chipkarten be- sein“, erinnert sich Matthias Redder, Leiter des Teams schaffen, dazu eine Systematik zur Übertragung der für Arbeitsmedizin im ZAA Iserlohn. Themen gab Daten an das RKI“, erinnert sich Dr. Schopf. „Schwie- es genug: Typen, Trageweise und Beschaffung von rig war auch die Terminsteuerung.“ Man habe immer Masken, Gefährdungsbeurteilungen, aber auch ganz nur von Woche zu Woche gewusst, wie viel Impfstoff praktische Fragen: Wie soll die Kantine den Betrieb und welcher geliefert wurde. Außerdem galt es, aus aufrechterhalten? jedem Fläschchen die maximalen Impfdosen heraus- zuholen. Die Zentren haben sich dem gestellt. Man half bei der Beschaffung von FFP2-Masken. Die Mitarbeitenden Das alles hat Ressourcen gebunden. Trotzdem konnte schrieben Hygienepläne und Betriebsanweisungen beispielsweise das ZAA Hagen weiterhin 85 Prozent und führten Schulungen durch. der sonst üblichen betrieblichen Untersuchungen leisten. Ein Kraftakt. Im Herbst stehen nun Grippe- Nach ersten Testangeboten folgte dann die Impf- schutzimpfungen in den Unternehmen an. Auch sie kampagne. Vor allem durch die Kooperation mit werden in der Pandemie stark nachgefragt. MAV Jahresschrift 2020/2021 18 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Und das gemeinsame Dach schützt, etwa bei dro- henden Regulierungen oder gesundheitspolitischen Eingriffen. Die Mitarbeitenden können so unbehelligt das tun, was sie am besten können: ihre wichtige medizinische Arbeit. AR.MED verstärkt den fachlichen Austausch zwischen den Zentren – sowie auch den personellen, etwa bei Neue Dachmarke Krankheitsfällen. Mehr beteiligte Köpfe bedeuten Die Zentren für Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit auch mehr Expertise. AR.MED kann den Unterneh- haben in der Pandemie ihre Bedeutung unter Beweis men so noch mehr Sicherheit bieten – und wird als gestellt. Nun wollen sie noch enger zusammenarbei- Dienstleister noch attraktiver. ten. Mit AR.MED ist eine neue Dachmarke entwickelt worden. Untertitel: Arbeitsmedizin & Arbeitssicher- Hätte es AR.MED 2020 bereits gegeben, wären Syn- heit Südwestfalen. Es handelt sich um einen Koope- ergien beim Einkauf möglich gewesen, etwa als es rationsverbund, in dem die Beteiligten zum Nutzen nur wenige FFP2-Masken gab. Mehr Ordervolumen aller zusammenarbeiten. Die neue Marke bildet den stärkt die Marktposition. gemeinsamen Auftritt „nach außen“. Die Zentren bleiben autark in ihrer bisherigen Struktur bestehen. AR.MED stärkt auch die Attraktivität als Arbeitgeber, die Dachmarke steht für das größere Einzugsgebiet Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Verbund stärkt Südwestfalen. Das signalisiert fachliche Bedeutung. die Interessenvertretung aller Beteiligten. Drei Zent- Neue Kolleginnen und Kollegen sind so leichter für ren für Arbeitsmedizin haben eine lautere Stimme als die Arbeit in den Zentren zu gewinnen. Kurzum, eins. Und diese Stimme wird in Politik und Wirtschaft unter dem neuen Dach gilt die Devise: Gemeinsam- dann auch besser gehört. keit macht stärker. MAV Jahresschrift 2020/2021 Vertreter des ZAA Hagen: Arbeitsmedizinerin Neringa Mirbach, Repräsentanten des Werksarztzentrums Mittel-Lenne: Vorstand Frank Schönenberg, Sicherheitsfachkraft Hanno Kraemer, Arzt Dr. Hendrik Altenkämper, Geschäftsführer Philipp Albert und Geschäftsführerin Mareike Arenfeld (v. l.). Vorsitzender Theo Wingen (v. l.). Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 19
Öffentlichkeitsarbeit Politische Kommunikation Die Kommunalwahl 2020 betraf die Region natürlich unmittelbar. Aber auch die Bundestagswahl 2021 stellte wichtige Weichen. Der Märkische Arbeitgeberverband hat bei beiden Wahlen die Positionen der Arbeitgeber erfolgreich in die Öffentlichkeit getragen. MAV-Vorsitzender Horst-Werner Maier-Hunke im Interview. Wie bereits anlässlich der Kom- Mit einem ganz besonderen Infor- Wirtschaft, Arbeiten, Wohnen und munalwahl gehörte der MAV vor mationspaket ging der Verband Lebensqualität untersucht wurden. wenigen Wochen erneut zu den bereits ein Jahr zuvor in die Kom- Der MAV nahm die Ergebnisse Veranstaltern von Wahlarenen, munikation zur Kommunalwahl. zum Anlass, daraus öffentlich dieses Mal in Iserlohn, Hagen und Das Institut der deutschen Wirt- Forderungen aus der Perspektive Herdecke. Ziel war es, vor der schaft Köln (IW) hatte im Auftrag der Unternehmer an die Lokalpoli- Bundestagswahl die Kandidatin- des MAV den Märkischen Kreis, tik abzuleiten. Der Verband wolle nen und Kandidaten des jewei- die Stadt Hagen und den Ennepe- aber nicht nur fordern, so MAV- ligen Wahlkreises vorzustellen Ruhr-Kreis wissenschaftlich Geschäftsführer Özgür Gökce. und ihre wirtschaftspolitischen untersucht. Ziel war es, relevante „Wir sind bereit, an den Themen Positionen transparent zu machen. Standortbedingungen aus der aktiv mitzuarbeiten“, unterstrich Horst-Werner Maier-Hunke, Vor- Perspektive der M+E-Industrie zu er. „Dazu sind wir im Austausch sitzender des MAV, gab Medien beleuchten und zu bewerten. mit verschiedenen wirtschaftsnahen im Verbandsgebiet darüber hinaus Einrichtungen.“ Interviews und setzte sich für Die Analyse war Teil eines landes MAV Jahresschrift 2020/2021 die Soziale Marktwirtschaft und weiten Studienprojekts zur das Unternehmertum ein. In den Kommunalwahl 2020 in Nord- Sozialen Medien wurden durch rhein-Westfalen, bei dem für die den MAV mehrere Wochen lang Kommunen des Landes jeweils arbeitgebernahe Positionen ver- 17 standortrelevante Indikatoren breitet. aus den vier Themenbereichen 20 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Beruf und Bildung Bundesweit erster Einsatz des modernisierten InfoTrucks Die InfoTrucks der M+E-Industrie werden technisch ständig aktuell gehalten. Der bundesweit erste Einsatz einer neuen Truck-Generation fand während der Corona-Pandemie im MAV-Verbandsgebiet statt. Auftakt war bei der Firma Demag in Wetter. Mit dem kollaborativen Roboter Meinungsumfragen und Wissens- Auch die multimedialen Inhalte „Cobot“ und neuen multimedia- tests zu M+E-Ausbildungsthe- an Bord des InfoTrucks wurden len Inhalten an Bord lernen Schü- men können anonym in der App erweitert. Touch-Monitore an den lerinnen und Schüler modernste beantwortet werden, um den Exponaten bieten nun ergänzen- Technik kennen. Digitalisierung Pädagogen an Bord als Grundlage de Informationen rund um das und vernetzte Produktionsprozes- für weitergehende Gespräche zu jeweilige Themengebiet. Neben se bedeuten auch einen Wandel dienen. Eine Augmented-Rea- freien Praktikums- und Ausbil- der Arbeitsplätze und eine Moder- lity-Anwendung, mit der eine dungsplätzen in der Region finden nisierung der Ausbildungsberufe. interaktive Landkarte nach den Schülerinnen und Schüler hier Diesen Anforderungen wird der Ausbildungsangeboten von spannende Fakten und ein inter- InfoTruck, der an Schulen über die M+E-Unternehmen in der Region aktives Quiz zu jeder Station. Ausbildung in der M+E-Industrie erkundet werden kann, sowie die informiert, gerecht. regelmäßige Zusendung kleiner, technischer „Challenges“ nach Ein an die Bedürfnisse der Schu- dem InfoTruck-Besuch runden das len angepasstes Hygienekonzept App-Angebot für die Nutzer ab. machte einen dreiwöchigen Einsatz nach den Sommerferien möglich. Mit an Bord waren wieder Mit- gliedsunternehmen des MAV, de- ren Mitarbeitende die Ausbildung im eigenen Betrieb vorstellten. Die neue App „ME-Berufe“ in- formiert Schülerinnen und Schü- ler vor, während und nach dem Truck-Besuch. Mit QR-Codes, die sich an den Exponaten befinden, können die Jugendlichen an Bord Informationen speichern und zu einem späteren Zeitpunkt in der App wieder aufrufen. In der obe- ren Etage des InfoTrucks wird die App genutzt, um schülergerecht mit den Jugendlichen zu inter- agieren. MAV Jahresschrift 2020/2021 Startschuss für die neue Truck-Generation: Jörg Schneider, Ausbildungsleiter bei Demag Cranes & Components, MAV- Bildungsreferentin Annette Tilsner und Dr. Andreas Weber, Leiter Öffentlichkeits- arbeit & Bildung beim MAV (v. l.). Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 21
Beruf und Bildung Ausgezeichnete Ausbildung in der Krise Von heute auf morgen in den Lockdown, Kontaktbeschränkungen, Hygieneregeln, Distanzlernen, verschobene Prüfungen, große Unsicherheiten – die Corona-Krise brachte starke Belastungen mit sich, weckte aber gleichzeitig viel Kreativität, Engagement und Solidarität. Der MAV hat Ausbildungsbetriebe und Schulen für vorbildlichen Umgang mit den nie dagewesenen Herausforderungen ausgezeichnet. MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce, Dr. Andreas Weber, Leiter Öffentlichkeitsarbeit & Bildung beim MAV, die Auszubildende Reyhan Yilmaz, Sabina Aleksandrowicz, Verantwortliche für den Ausbildungsbereich in der thyssenkrupp Hohenlimburg kompetenzwerkstatt, Markus Zobel, Gesellschafter der kompetenzwerkstatt und Klaus Fischer, Geschäftsführer der kompetenzwerkstatt (v. l.). Mitten in der sich ausbreitenden Auch die Azubis bei thyssenkrupp Anerkennung verdient. Beim Märki- Pandemie schritten die 88 Azubis Hohenlimburg verzichteten nicht schen Arbeitgeberverband hat man der Firma Waelzholz in Hagen zur auf die traditionelle soziale Woche dies genau beobachtet und fragte bei Tat. Den Werksrentnern lieferten vor Weihnachten. Statt wie sonst in Unternehmen und Schulen nach sie Mittagessen kostenlos aus der Pflegeeinrichtungen und Kindergär- solchen Erfolgsgeschichten. „Die Metall- Kantine – 1.030 Mahlzeiten in ten auszuhelfen, erledigten sie für und Elektro-Industrie braucht weiter sechs Wochen. Und bei der „Tafel“ die Werksrentner Botengänge und qualifizierte Mitarbeitende, deshalb war der Caritas, wo viele ehrenamt Einkäufe oder brachten Essen aus es wichtig, auch in der Krise an der MAV Jahresschrift 2020/2021 liche Helfer ausfielen, sprangen dem Gästehaus vorbei. Ausbildung festzuhalten und die Ju- sie fünf Wochen lang ein, um Le- gendlichen optimal auf den Übergang bensmitteltüten für hilfsbedürftige Für diesen Einsatz über die Ausbildung in den Beruf vorzubereiten“, sagt Menschen zu packen. hinaus haben die jungen Leute viel MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce. 22 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Begeistert war er von den Bewer- für ein gemeinsames Homeschoo- bungen, die daraufhin für das Pro- ling und sorgte im komplexen jekt „Ausgezeichnet!“ eingingen. Fach Steuerung und Kontrolle für Sieben Unternehmen und mehrere eine Nachhilfe. Wo Ausstattung Schulen wurden unter anderem für den Online-Unterricht fehlte, mit Urkunden für ihre Anstren- halfen die Unternehmen auch gungen belohnt. Die Firmen Rick- schon mal mit Laptops, Program- meier in Balve, Demag Cranes & men und Bürostuhl aus. In der Components in Wetter, Waelzholz Lehrwerkstatt von ZF erinnerte, in Hagen, ZF Industrieantriebe in vor Einführung der CO2-Ampeln, Witten, Lobbe in Iserlohn, Frauen- ein Cube-Timer alle 60 Minuten thal Powertrain in Plettenberg und ans Lüften. Azubi Klara Klingender thyssenkrupp Kompetenzwerkstatt hatte im Internet den Würfel ent- in Hohenlimburg (Fotos) sowie die deckt, der mit dem Drehen einen Realschulen in Balve und Letmat- eingestellten Countdown startet. he, die Gesamtschule Gänsewinkel Zur Win-win-Situation entwickelte in Schwerte und das Hönne-Be- sich die Beschaffung von Desinfek- rufskolleg in Menden rückten so tionsmittelspendern bei Rickmeier – stellvertretend für viele andere und Frauenthal. In beiden Unter- – ins Rampenlicht. Die Medien nehmen konstruierten und bauten berichteten interessiert. die Azubis die Ständer – eine opti- male Prüfungsvorbereitung, denn Homeschooling und viel das Arbeiten mit den Profilen ge- Kreativität hört für Industriemechaniker zum Hygiene, Lüften, Maskenpflicht, Lernstoff. Ihre Abschlussprüfun- Abstand – all das gehörte schnell gen brachten übrigens trotz der zum Standard-Programm in den schwierigen Bedingungen nahezu Betrieben. Und diese setzten alles alle Azubis gut über die Bühne – Homeschooling organisieren, sich daran, dass die Ausbildung mög- auch die beiden jungen Männer, laufend wechselnden Regelun- lichst reibungslos weitergehen die aus dem Flüchtlingsprojekt des gen anpassen und bei alldem die konnte. Bei der Demag ging ein MAV in die Ausbildung bei thys- Kinder und Jugendlichen nicht Teil der kaufmännischen Azubis senkrupp gewechselt waren. vernachlässigen – vier Schulen ins Homeoffice, die Lehrwerkstatt, zeichnete MAV-Geschäftsführer mitten im Umzug, ins Schichtsys- Ausgezeichnet bewältigten auch Özgür Gökce dafür aus. In der tem. Auch bei Waelzholz arbei- viele Schulen im Verbandsgebiet Krise vorausgedacht und bereits teten die gewerblich-technischen die Corona-Zeit, wenngleich die die Nach-Corona-Zeit mitgeplant MAV Jahresschrift 2020/2021 Azubis in Früh- und Spätschichten. Kollegien oft an ihre Belastungs- hat das Kollegium des Hönne-Be- grenze kamen. Innerhalb kürzester rufskollegs in Menden. Dafür gab Bei Lobbe schuf das Ausbildungs- Zeit die Digitalisierung voran- es vom MAV den „Sonderpreis management die Möglichkeiten bringen und ein funktionierendes Zukunft“. Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 23
Beruf und Bildung Start für das Technikzentrum Hagen Frisches Mintgrün an den Wänden, viel Licht, eine Empore zum Entspannen – das neue Technikzentrum in Hagen präsentiert sich modern und einladend. An zentraler Stelle auf dem Elbershallen-Gelände ist damit ein weiterer Baustein gesetzt worden, mit dem die beteiligten regionalen Akteure, unter ihnen der MAV, die Nachwuchssicherung stützen wollen. „Die Welt braucht Talente“ steht an der gläsernen Eingangstür zur ehemaligen, kernsanierten Hausmeisterhalle. Für die Region heißt das: Die Metall- und Elektroindustrie ist auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. „Wir müssen sie gewinnen, um die Zukunft gestalten zu können“, sagte Wilfried Neuhaus-Galladé, stellvertretender Vorsitzender des Märkischen Arbeitgeberverbandes, bei der Eröffnung des neuen außerschulischen Lernortes Ende August. Damit kann man nicht früh genug anfangen – in dieser Einschätzung waren sich alle Teil- nehmer der Eröffnungsfeier einig. Aus dieser Zielsetzung heraus gründeten Bildungspartner wie der MAV gemeinsam mit Unternehmen aus der Region 2011 den Verein 24 Zukunft. Gemeinsam. Gestalten.
Technikförderung Südwestfalen, zeigen, dass Industrie nicht nur Mit einem konkreten Beispiel, den Träger des Technikzentrums. dreckig und laut ist, sondern für warum es sich lohnt, früh auf den Er will Kinder und Jugendliche für jeden etwas dabei ist“, so Bleck. Nachwuchs zuzugehen, wartet MINT (Mathe, Informatik, Natur- KGO-Geschäftsführer Nedeljko wissenschaft, Technik) begeistern. Spanend und spannend wird es im Vucemilovic auf. Sein Unternehmen Und das erreicht man am besten Gemeinschaftsmodul der Firmen hatte vor einigen Jahren Grund- durch Erfahrungen und Begeg- EBRO und Carl Bechem, wo an schüler zu Gast. Einer von ihnen nungen, durch Ausprobieren und einer Drei-Achs-CNC-Fräsmaschine kam zum Praktikum wieder – im Selbermachen. Schlüsselanhänger in Form einer nächsten Jahr beginnt er seine Industriearmatur entstehen und Ausbildung zum Mechatroniker. Auf knapp 200 Quadratmetern nebenan mit Tests die chemische Mit dem Projektteam setzte KGO warten im Technikzentrum Hagen Seite der Kühlschmierstoffe be- für das Technikzentrum ein Projekt praxisnahe Herausforderungen auf leuchtet wird. Auch Patrick Degen, aus dem Feinguss schülernah um: Schülerinnen und Schüler ab der Leiter des Innovationsmanagements An einer Wachsspritzgussmaschine Jahrgangsstufe 7. Die Verbindung bei Carl Bechem, ist vom Ansatz des lassen sich Einblicke in Gusstechnik zu den Unternehmen aus Hagen Vereins Technikförderung Süd- und Automatisierungsprozesse und Umgebung ist gewollt. Die westfalen überzeugt: „Die Schule vermitteln. Die Kerzen, die dabei Betriebe haben dort die Möglichkeit, kann praktische Dinge so nicht entstehen, können die Jugendlichen Kontakt zu jungen Menschen zu vermitteln.“ mit nach Hause nehmen. knüpfen. Spezifische Lernmodule werden dazu ganz individuell gemeinsam mit den Projektkoordi- natorinnen des Vereins entwickelt. Drei ausgearbeitete Stationen stehen bereits zur Verfügung. In den Unternehmen KGO aus Wetter sowie Andernach & Bleck, EBRO Armaturen und Carl Bechem aus Hagen wurde nicht lange über eine Beteiligung am neuen Technikzentrum diskutiert. „Unsere Ausbildungsleiterin hat die Idee ins Haus gebracht. Wir haben überlegt, wie wir unseren Kernprozess, das Ziehen von Stahl, im Kleinen Beteiligung und Besuch umsetzen können, und das hat beim Betriebsleiter den Spieltrieb MAV-Betriebe, die sich noch mit eigenen Modulen am geweckt“, beschreibt A&B- Technikzentrum beteiligen möchten, können sich wenden an: Geschäftsführer Carsten Bleck den MAV-Bildungsreferentin Annette Tilsner, tilsner@mav-net.de. Entstehungsprozess des Moduls MAV Jahresschrift 2020/2021 Umformtechnik: An einer kleinen Der Besuch des Zentrums ist wie alle Angebote des Vereins Walze aus dem Goldschmiede- Technikförderung Südwestfalen für die Schulen kostenfrei. bereich können die Jugendlichen Finanziert wird das Projekt durch Mitglieder und Sponsoren, unter jetzt Schmuckdraht zu Ringen und ihnen der MAV, sowie aus Mitteln des Europäischen Fonds für Armreifen verarbeiten. „Wir wollen regionale Entwicklung (EFRE) und mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union. Zukunft. Gemeinsam. Gestalten. 25
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