Duale Ausbildung in innovativen Technologiefeldern - Hochqualifizierte Fachkräfte für unsere Zukunft

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Duale Ausbildung in innovativen Technologiefeldern - Hochqualifizierte Fachkräfte für unsere Zukunft
Brosch_Ausbildung_2Auflage   12.02.2007   15:42 Uhr   Seite 1

                      Duale Ausbildung in innovativen
                      Technologiefeldern
                       Hochqualifizierte Fachkräfte für unsere Zukunft
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              Impressum

              Herausgeber
              Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
              Öffentlichkeitsarbeit
              11055 Berlin

              Bestellungen
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              53182 Bonn

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              (0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz)
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              Internet: http://www.bmbf.de

              Redaktion dieser aktualisierten Ausgabe
              Reinhard Selka, Berlin

              Gestaltung
              heimbüchel pr, Köln/Berlin

              Druckerei
              Bonifatius GmbH, Paderborn

              Bonn, Berlin 2007 (aktualisierter Nachdruck der Ausgabe 2005)

              Gedruckt auf Recyclingpapier

              Bildnachweis Titelseite
              LINOS Photonics GmbH & Co. KG
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                       Duale Ausbildung in innovativen
                       Technologiefeldern
                       Hochqualifizierte Fachkräfte für unsere Zukunft
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              Vorwort

                                                                                    Komplexe Qualitätsanforderungen, Weitsicht und die
                                                                                richtige Wahl der Mittel sind für Spitzenleistungen unver­
                                                                                zichtbar. Innovative Technologien sind deshalb nur so gut wie
                                                                                die dahinter stehenden Menschen. Die im Berufsbildungsge­
                                                                                setz und der Handwerksordnung für innovative Technolo­
                                                                                gien festgelegten rund 350 Ausbildungsberufe, von denen
                                                                                einige hier vorgestellt werden, sind offen konzipiert für tech­
                                                                                nischen Fortschritt und
                                                                                Strukturveränderungen in Arbeit und Organisation. Mit
                                                                                185 Neuordnungsverfahren und 70 neuen Ausbildungsberu­
                                                                                fen wurde das duale System der Berufsbildung in den vergan­
                                                                                genen zehn Jahren fit gemacht für die Herausforderungen
                                                                                der Zukunft. Im Jahr 2006 konnte diese Bilanz mit 17 Moder­
                                                                                nisierungen und vier neuen Berufen fortgesetzt werden.
                                                                                    Das Jahr 2007 ist das Jahr der Ausbildung. Neben einem
                                                                                intensiven Modernisierungsprozess, der sich insbesondere
                                                                                auf die Flexibilisierung beruflicher Bildung, die Verbesserung
              Eine qualifizierte Berufsausbildung ist die beste Grundlage       der Übergänge an ihren Schnittstellen sowie die europäische
              für eine eigenverantwortliche berufliche und persönliche          Öffnung beruflicher Bildung bezieht, gehen wir auch auf Be­
              Zukunft. Gerade in Zukunftsbranchen eröffnen sich mit der         triebe zu, die noch nicht oder nicht mehr ausbilden. Nur da­
              dualen Ausbildung viele Perspektiven. Insbesondere in den         mit erhalten wir die hohe Ausbildungskultur in Deutschland
              Technologiefeldern Mikrosystemtechnik, Werkstoff- und Na­         lebendig und stärken sie weiter. Denn Ausbildung ist eine
              notechnologien, Bio- und Lebenswissenschaften und opti­           lohnende Investition in die Zukunft.
              schen Technologien wächst der Bedarf an qualifizierten Fach­
              kräften auf allen Ebenen. Die Beispiele, die in dieser Broschü­
              re beschrieben sind, zeigen, dass erfolgreiche Arbeit Hand in
              Hand entsteht. Gerade die besten Forscher und Entwickler
              arbeiten bei Bau, Wartung und Bedienung von Geräten und
              Substanzen mit qualifizierten Fachkräften zusammen. Des­
              halb müssen die Fachkräfte von morgen heute eine qualifi­         Dr. Annette Schavan, MdB
              zierte Ausbildung durchlaufen.                                    Bundesministerin für Bildung und Forschung
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           INHALT                                                                                          3

           Inhalt

           1    Berufsausbildung in Forschungseinrichtungen und technologieorientierten Unternehmen   5

           2    Innovative Technologien                                                               7

           3    Ausbildungsberufe in Nano- und Werkstofftechnologien – Optischen Technologien –
                Life Science – Mikrosystemtechnik                                                     13
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           BERUFSAUSBILDUNG                                                                                                              5

           Berufsausbildung in Forschungseinrichtungen und technologieorien­
           tierten Unternehmen

           Die Entwicklung innovativer Technologien und ihre Über­           der Ressourcen auf die Kernaufgaben zu schaffen. Dies steht
                                                                             durchaus nicht im Widerspruch zum Ausbildungsziel: Die
           führung in marktfähige Produkte ist in erster Linie eine          duale Ausbildung findet in konkreten Geschäftsfeldern des
                                                                             Ausbildungsbetriebes statt, um dort praktische Erfahrungen
           naturwissenschaftlich-technische und unternehmerische             zu sammeln. So zeigt jeder ausbildende Handwerksbetrieb,
                                                                             dass sich Ausbildung auch wirtschaftlich rechnet.
           Leistung.
                                                                             Berufsausbildung sichert den Wissensvorsprung
           In diesem Zusammenhang bietet der Einstieg in die duale
           Berufsausbildung gerade Forschungsreinrichtungen und              Forschungseinrichtungen und technologieorientierte Unter­
           technologieorientierten Unternehmen eine Reihe von stra­          nehmen halten die Beschäftigung von Studierenden häufig
           tegischen und innovationspolitischen Vorteilen.                   für die geeignete Lösung zur Unterstützung ihrer Geschäfts­
                                                                             prozesse. Es ist durchaus sinnvoll und begrüßenswert, Studie­
           Berufsausbildung sichert die Entwicklung inno­                    renden die Sammlung von praktischen Erfahrungen zu er­
           vativer Unternehmen                                               möglichen, dennoch ist ihr Einsatz eher kurzfristig. Damit
                                                                             entstehen nicht nur ständig neue Kosten für die Einarbei­
           Für Unternehmen, die innovative Ideen in marktfähige Pro­         tung. Gravierender ist der mit jedem Wechsel verbundene
           dukte oder Dienstleistungen umsetzen, gilt es, diesen Wett­       Wissens- und Know-how-Verlust, der nicht selten zu Störun­
           bewerbsvorteil auszubauen: Die Etablierung effizienter Pro­       gen im internen Ablauf und Problemen im Außenkontakt zu
           zesse in Fertigung, Dienstleistung und Wissensmanagement          Lieferanten und Kunden führt.
           sichert nachhaltig Erträge und bietet gute Voraussetzungen,           Selbst ausgebildeten beruflichen Fachkräften können sol­
           die eigene Marktposition auszubauen. Dafür wird Personal          che Aufgaben dagegen verlässlich und auf Dauer übertragen
           gebraucht, das über hervorragende fachliche und soziale           werden. Die gemeinsame Ausbildung mit jungen Menschen
           Qualifikationen verfügt und mit den eigenen betrieblichen         aus anderen Unternehmen bietet die Möglichkeit, Erfahrun­
           Prozessen bestens vertraut ist. Auf dem Arbeitsmarkt sind sol­    gen auszutauschen, Erkenntnisse zu erweitern und vielfältige
           che Fachkräfte häufig nur schwer zu finden, ihre Einarbei­        Kompetenzen in den Ausbildungsbetrieb hinein zu tragen. In
           tung ist zudem teuer und kostet Zeit. Deshalb ist der Einstieg    ihrer Ausbildung werden junge Menschen in Betrieb und Be­
           in eine eigene Berufsausbildung ein zentraler Grundstein zur      rufsschule auf Tätigkeiten vorbereitet, für die in Studiengän­
           Entwicklung der eigenen Personalressourcen und damit ein          gen naturgemäß kein Raum ist, die jedoch einen reibungslo­
           entscheidender Wettbewerbsvorteil.                                sen Betriebsablauf sichern.

           Berufsausbildung reduziert Kosten                                 Auszubildende passen in Entwicklungsteams

           In Entwicklungsteams werden nicht selten Aufgaben durch           Die derzeit 343 verschiedenen Ausbildungsberufe werden
           Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erledigt, die dafür über­        ständig aktualisiert. Sie sind zudem technikoffen konzipiert
           qualifiziert und zu teuer sind. Dazu zählen etwa Arbeiten, die    und voll kompatibel mit den spezialisierten Forschungsein­
           beispielsweise durch Laboranten und Laborantinnen durch­          richtungen und Unternehmen in innovativen Technologien.
           geführt werden könnten. Vielfach werden Bürotätigkeiten           Die folgende Auswahl von Ausbildungsberufen zeigt, dass
           durch Akademiker ausgeführt, da etwa kaufmännischer Aus­          sich nahezu überall die passende Lösung finden lässt:
           bildung nicht zugetraut wird, zum adäquaten Umgang mit                Chemie-, Physik-, Biologie-Laboranten und Laborantin­
           fachlich-technischen Informationen zu befähigen. Vertikale        nen werden sehr praxisnah nach einer Art Bausteinsystem
           Arbeitsteilung durch Ausbildung entlastet von Routinearbei­       ausgebildet und berücksichtigen die Spezialisierung der Aus­
           ten und steigert damit die Wirtschaftlichkeit. Auszubildende      bildungsbetriebe. Gegenüber vollschulischen Ausbildungs­
           sind bereits nach kurzer Zeit in der Lage, effektiv im Arbeits­   gängen in den Assistenzberufen haben sie den Vorteil, dass
           prozess mitzuwirken und Spielraum für die Konzentration           die Einarbeitung und Spezialisierung bereits während der
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              Ausbildung geschieht, so dass an deren Ende keine Einarbei­            schriften findet sich hier regelmäßig eine Lösung – vor­
              tungskosten und -zeiten entstehen.                                     ausgesetzt, eine Person aus der Stammbelegschaft ist
                   Zu den technischen Berufen zählen die in den letzten Jah­         bereit, für die Ausbildung eine gewisse Verantwortung
              ren aktualisierten elektrotechnischen und metalltechnischen            zu übernehmen. Der Einstieg wird erleichtert, indem
              Ausbildungsberufe. Sie sind durch ihre Orientierung an Tätig­          externe Unterstützung in Anspruch genommen wird.
              keiten in breiten Anwendungsgebieten geeignet, im Rahmen               Dies ist in fast allen Fällen kostenfrei und die zuständige
              von Entwicklungsarbeiten technische Sonderlösungen zu re­              Stelle (meist die Industrie- und Handelskammer) stellt die
              alisieren. Für Prüffelder wird der Werkstoffprüfer/die Werk­           erforderlichen Kontakte her.
              stoffprüferin ausgebildet. Sind hingegen technische Prozesse
              durchzuführen, zu steuern oder zu überwachen, werden eher            + Spezialisierung des Geschäftsfeldes:
              Ausbildungsberufe wie beispielsweise Mikrotechnologe/ Mik­             Die Berufe in der dualen Ausbildung bündeln Tätigkeiten
              rotechnologin oder Mechatroniker/ Mechatronikerin geeig­               und sind damit flexibel. Dies gilt sowohl für den konkre­
              net sein. Auch im IT- Bereich stehen qualifizierte Ausbil­             ten Einsatz während der Ausbildung als auch bei einem
              dungsberufe zur Verfügung, allen voran der Beruf Fachinfor­            Arbeitsplatzwechsel danach. Sollten einzelne berufstypi­
              matiker/Fachinformatikerin mit den beiden Fachrichtungen               sche Tätigkeiten im Ausbildungsbetrieb nicht vorkom­
              Systemintegration und Anwendungsentwicklung. Fachinfor­                men, gibt es auch dafür Lösungen, etwa durch Verbund­
              matiker und Fachinformatikerinnen unterstützen und entla­              ausbildung mit anderen Betrieben.
              sten Informatiker mit akademischem Abschluss und haben
              selbst gute Möglichkeiten, im Rahmen berufsbegleitender          Unterstützung beim Weg in die Ausbildung
              Fortbildung zu vergleichbaren Qualifizierungsabschlüssen
              zu gelangen.                                                     Beim Einstieg in die duale Ausbildung sind Sie nicht allein: Es
                   Darüber hinaus erlaubt die Ausbildung in kaufmänni­         gibt eine Reihe von Kontaktstellen, die Sie gerne bei Ihrem
              schen Berufen, betriebswirtschaftliche Aufgaben zu delegie­      Vorhaben unterstützen. Am Anfang steht natürlich die Bera­
              ren und so Raum für die eigene unternehmerische Kreativität      tung. Ausbildungsberater und Ausbildungsberaterinnen der
              zu bekommen. Kaufmännische Berufe sind auch mit fachlich­        IHK schlagen Ihnen geeignete Ausbildungsberufe vor und
              technischen Bezügen verfügbar, wie beispielsweise der Beruf      prüfen, ob die erforderliche Breite der Ausbildung in Ihrem
              Informatikkaufmann/Informatikkauffrau.                           Unternehmen gewährleistet ist. Des Weiteren vermitteln sie
                                                                               gegebenenfalls Kontakte zu anderen Ausbildungsbetrieben
              Gegenargumente – und was wirklich dran ist                       oder Bildungsdienstleistern, die Ihnen den praktischen
                                                                               Einstieg erleichtern können.
              Gegen die Aufnahme einer eigenen Berufsausbildung wer­                Bei der Vermittlung geeigneter Bewerber und Bewerber­
              den vielfach Gründe angeführt, die sich bei näherer Betrach­     innen unterstützt Sie die örtliche Agentur für Arbeit. Darüber
              tung als nicht tragfähig erweisen:                               hinaus bieten häufig Bildungsdienstleister einen Service zur
                                                                               Bewerberauswahl und entlasten bei der Verwaltung des Aus­
                  + Mangelnde Zeit:                                            bildungsverhältnisses. Zur Klärung eventuell auftretender
                    Unbestreitbar ist, dass Ausbildung Zeit kostet. Auszu­     Fragen, zur Vermittlung von Zusatzqualifikationen oder zur
                    bildende im dualen System erwerben allerdings ihre         Vorbereitung auf die Abschlussprüfung stehen Ihnen eben­
                    beruflichen Kompetenzen insbesondere im konkreten          falls externe Dienstleistungsanbieter zur Verfügung.
                    Arbeitsprozess. Sie sind deshalb sehr früh in der Lage,         Informationen zur Ausbildung in den innovativen Tech­
                    produktive Aufgaben zu übernehmen. Dieser schon in         nologiefeldern bieten auch Ausbildungsnetzwerke an, eben­
                    frühen Phasen der Ausbildung entstehende Nutzen ist        so wie Kompetenznetze. Dies sind Zusammenschlüsse von
                    den Kosten gegenüber zu stellen und übersteigt diese       Firmen, Forschungsorganisationen, Kapitalgebern und Tech­
                    häufig.                                                    nologietransfereinrichtungen mit spezifischen Dienstleis­
                                                                               tungsangeboten. In der vorliegenden Broschüre finden Sie zu
                  + Kein Ausbilder oder Ausbilderin vorhanden:                 den Technologiefeldern kompetente Ansprechpartner mit
                    Seit der Aussetzung der entsprechenden Rechtsvor­          kompletten Kontaktdaten.
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           INNOVATIVE TECHNOLOGIEN                                                                                                         7

           Innovative Technologien
           Nano- und Werkstofftechnologien – Optische Technologien –
           Life Science – Mikrosystemtechnik

           Das Zeitalter der Innovation wird geprägt durch Schlüssel­        des Phänomens, das in Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit
           technologien wie Werkstofftechnologien, Nanotechnologie,          als „demographische Falle“ bekannt ist. Wir werden bereits
           Optische Technologien, Mikrosystemtechnik und Life Science.       in wenigen Jahren händeringend nach qualifiziertem Nach­
           Grund genug, dass diese Technologien vom Bundesminis­             wuchs in Schlüsseltechnologien suchen. Dies gilt für Beschäf­
           terium für Bildung und Forschung mit erheblichen Mitteln          tigte mit akademischem Abschluss ebenso wie für hand­
           gefördert werden. Der Wettbewerb in diesen Technologie­           lungskompetente Facharbeiter und Facharbeiterinnen der
           feldern wird weltweit und branchenübergreifend geführt.           Zukunft, die technologische und gesellschaftliche Entwick­
           Für den Wirtschaftsstandort Deutschland gibt es keine Alter­      lungen nach vorne bringen. Um Zukunft mit qualifizierten
           native zu einer Strategie der permanenten Innovation. Die         Menschen zu gewinnen, sind Früherkennung neuer berufli­
           Verfügbarkeit über das gesamte Spektrum der genannten             cher Anforderungen und Vermittlung der Faszination, die
           Zukunftstechnologien bestimmt die technologische Leis­            von Tätigkeiten mit neuen Technologien ausgeht, weitsichti­
           tungsfähigkeit, die internationale Wettbewerbsfähigkeit und       ge Mittel der Wahl. Mittelfristige bildungspolitische Antwor­
           die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft. Jede wettbe­       ten auf veränderte und komplexere Qualifikationsanforde­
           werbsfähige Innovation ist heutzutage technologieübergrei­        rungen in einer vernetzten Welt richten sich u. a. auf die Neu­
           fend. Unternehmen sowohl an der Spitze technologischer            ordnung der Ausbildungsberufe, die Förderung von Ausbil­
           Entwicklung als auch in der breiten Diffusion innovativer         dungsnetzwerken, die Schaffung neuer Module für die Fort-
           Technologiefelder sind Garanten für die Schaffung zukunfts­       und Weiterbildung sowie auf die Transparenz des Aus- und
           sicherer und moderner Arbeitsplätze und oftmals Vorreiter         Weiterbildungsmarktes. Technologische Herausforderungen
           für volkswirtschaftliche Ziele einer modernen Gesellschaft        von morgen meistern zu können heißt auch, heute in Berufen
           wie bessere medizinische Versorgung, effizienterer Umwelt­        mit technologischem Potenzial verstärkt auszubilden.
           schutz, Mobilität, flexible Information und Kommunikation.             Die vorliegende Broschüre lädt Sie dazu ein, Welten und
           Schlüsseltechnologien, richtig genutzt, sind Eintrittskarten in   Faszinationen neuer Technologien kennen zu lernen. Für die
           die Zukunft und werden unsere technischen Möglichkeiten           hier beschriebenen Technologiefelder mit ihren Markt- und
           revolutionär erweitern.                                           Beschäftigungspotenzialen besteht ein Bedarf an hochquali­
                Innovation beginnt vielfach in den Köpfen junger Men­        fizierten Fachkräften. In Beispielen werden Ihnen moderne
           schen. Neue Technologien haben Auswirkungen auf die be­           Ausbildungskonzepte, deren Akteure sowie Kontaktstellen
           rufliche Bildung. Umso wichtiger ist es, den potenziellen         für weitere Informationen vorgestellt, um aufzuzeigen, wie
           Nachwuchs frühzeitig mitzunehmen auf eine Entdeckungs­            Sie auch in Ihrem Unternehmen die Ausbildung Ihrer eige­
           reise in diese Technologien. Dies gilt umso mehr aufgrund         nen Fachkräfte realisieren können.
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              8                                                                                                                                      INNOVATIVE TECHNOLOGIEN

              Nano- und Werkstofftechnologien                                                             Meter, dies ist bis zu 50.000 mal kleiner als der Durchmesser
                                                                                                          eines menschlichen Haares). In diesem Größenbereich tre­
              Anwendungen der Nanotechnologie und neuartige Werk­                                         ten neuartige Effekte und Materialeigenschaften auf, die
              stoffe führen zu Produkten und Problemlösungen, die vor                                     durch die Nanotechnologie für neue Funktionalitäten zur
              wenigen Jahren noch unmöglich waren. Werkstofftechno­                                       Verbesserung bestehender oder Entwicklung neuer Produk­
              logien1 richten sich auf neuartige Herstellungs- und Verar­                                 te und Anwendungsoptionen ausgenutzt werden.
              beitungsverfahren sowie auf die Veränderung von Material­                                        In Deutschland befassen sich mittlerweile mehr als
              eigenschaften durch Werkstoffkombinationen. Die Nano­                                       600 Unternehmen2 mit der Entwicklung, Anwendung und
              technologie befasst sich mit der Herstellung, Untersuchung                                  dem Vertrieb nanotechnologischer Produkte. Die Zahl der
              und Anwendung feinster Strukturen und Materialien in ei­                                    Anwender im Sektor der Werkstofftechnologien wird noch
              nem Größenbereich von 1 bis 100 nm (1 nm = 1 milliardstel                                   deutlich höher eingeschätzt.
                                                                                                               Das Weltmarktvolumen nanotechnologisch funktiona­
                       Medizin und Gesundheit                  Umwelt, Verkehr und Mobilität              lisierter Produkte in den Bereichen Chemie, Materialien,
                                                                                                          Elektronik, Datenspeicherung, funktionelle Schichten oder
                                                                                                          Präzisionsoptiken wird bereits heute auf über 100 Mrd. € ge­
                                                                                                          schätzt.3 Für die Zukunft wird mit einem weiteren starken
                                                                                                          Wachstum gerechnet, wobei zunehmend auch die Felder
                                                                                                          der Pharmazie und Medizin eine Rolle spielen werden,
                                               NANO/WERKSTOFFE
                                                                                                          z. B. in den Bereichen Pharmakascreening, Biochips und
                     Produkion und Material                   Information und Kommunikation               Drug Delivery Systeme.
                                                                                                               Schon heute sind in Deutschland rund 50.000 Arbeits­
                                                                                                          plätze in der Wirtschaft von nanotechnologischen Entwick­
                                                                                                          lungen abhängig.4 Mit einer Zunahme an Arbeitsplätzen ist
                                                                                                          insbesondere bei Start-ups und kleinen und mittleren Un­
                                                                                                          ternehmen zu rechnen. Neue Technologien wie die Nano­
              Bild oben links: Fingernagelgroßer elektronischer Chip für die DNA-Analyse.                 und Werkstofftechnologien erfordern neues Wissen und
              (Quelle: Infineon Technologies AG)
                                                                                                          neue Kompetenzen. Zukünftig werden Mitarbeiter und Mit­
              Bild unten links: Magnetit-Nanopartikel in Öl. Die Flüssigkeit lässt sich magnetisch for­   arbeiterinnen zunehmend in ihrem Berufsleben mit nano­
              men. (Quelle: Degussa AG Advanced Nanomaterials)                                            und werkstofftechnologischen Methoden arbeiten und
                                                                                                          Entwicklungen weiterführen mit dem Ziel, daraus Mehr­
              Bild oben rechts: Eine Kuppel aus Nanomaterialien, wie hier in einem Konzeptfahrzeug,
              könnte mehr Fahrsicherheit durch Rundumsicht bewirken. Neue Werkstoffkombinatio­            wert zu schaffen. Unternehmen sind auf entsprechende
              nen machen das Fahrzeug leichter. (Quelle: DaimlerCrysler AG)                               Qualifikationen immer stärker angewiesen. Nachwuchsar­
                                                                                                          beit und duale Berufsausbildung, orientiert am absehbaren
              Bild unten rechts: 300 mm Silizium-Scheibe (Wafer) als Vorstufe für die neueste Genera­
              tion von DRAM-Speicherchips, deren feinste Strukturen bereits kleiner als 100 nm sind.      Bedarf der Unternehmen, haben sich auf diese Herausfor­
              (Quelle: Infineon Technologies AG)                                                          derungen einzustellen.

                                                                                                          1 Werkstoffwelten, BMBF- Broschüre, Bonn, Berlin 2005
                                                                                                          2 www.nano-map.de
                                                                                                          3 BMBF; Nanotechnologie erobert Märkte – Deutsche Zukunftsinitiative zur

                                                                                                            Nanotechnologie, BMBF-Broschüre, Bonn, 2004
                                                                                                          4 BMBF; Nanoinitiative – Aktionsplan 2010, BMBF-Broschüre, Bonn, Berlin 2006
Brosch_Ausbildung_2Auflage                  12.02.2007              15:42 Uhr             Seite 9

           INNOVATIVE TECHNOLOGIEN                                                                                                                                                    9

           Optische Technologien                                                                        In Deutschland entwickeln sich die Optischen Technolo­
                                                                                                    gien zu einer eigenständigen Branche. Deutschland ist auf
           Ein Trend der Zukunft ist, möglichst viele Aufgaben mit Licht5                           vielen Gebieten der Optischen Technologien Weltmarkt­
           durchzuführen. Optische Technologien umfassen dabei alle                                 führer, z. B. auf dem Gebiet der Lasermaterialbearbeitung:
           Technologien zur Erzeugung, Verstärkung und Nutzung von                                  25 % der Lasersysteme kommen aus Deutschland.7 Optische
           Licht. Das Marktvolumen beträgt weltweit ca. 100 Mrd. US                                 Technologien machen Arbeitsplätze wettbewerbsfähig und
           Dollar. Experten erwarten hier Zuwachsraten von jährlich                                 zukunftssicher, ca. 16 % der Arbeitsplätze im verarbeitenden
           ca. 10 % in den nächsten zehn Jahren.6                                                   Gewerbe sind durch die Optischen Technologien beeinflusst.8
                                                                                                    Mit der Herstellung von Linsen, Glasfasern oder Lasern sind in
                                                                                                    Deutschland ca. 110.000 Menschen direkt beschäftigt. Die La­
                   Medizin und Gesundheit                   Umwelt, Verkehr und Mobilität
                                                                                                    sertechnologie hat in den letzten Jahren schon 50.000 neue
                                                                                                    Arbeitsplätze geschaffen.9 Heute sind bereits 1.000 kleine und
                                                                                                    mittlere Unternehmen auf dem Gebiet der Optischen Techno­
                                                                                                    logien tätig10 und selbst im Handwerk gibt es bereits vielfälti­
                                                                                                    ge Anwendungen.11
                                        OPTISCHE TECHNOLOGIE                                            Auf dem Gebiet der Optischen Technologien fehlt es an
                  Produkion und Material                  Information und Kommunikation             qualifiziertem Nachwuchs. Allein in den kleinen und mittle­
                                                                                                    ren Unternehmen wird sich der Personalbestand bis 2010 vor­
                                                                                                    aussichtlich um 42 % erhöhen.12 Das entspricht einem Zu­
                                                                                                    wachs von gegenwärtig ca. 36.000 auf 51.000 Beschäftigte.
                                                                                                    Etwa ein Drittel dieser künftigen Arbeitsplätze wird dabei auf
                                                                                                    Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Hochschulabschluss
                                                                                                    entfallen. Zwei Drittel der Beschäftigten werden Fachkräfte
           Bild oben links: Endoskopie - Basis für minimalinvasive Operationsverfahren.             mit dualer Ausbildung sein. Daher ist es für die Nachwuchsar­
           (Quelle: Karl Storz GmbH & Co. KG)                                                       beit in diesem Zukunftsfeld wichtig, die Faszination des Um­
                                                                                                    gangs mit Licht frühzeitig zu vermitteln und entsprechendes
           Bild oben rechts: Aus Millionen Leuchtdioden entsteht ein Bild.                          Wissen in Schulen und Ausbildungsbetrieben verstärkt ver­
           (Quelle: Lumino Licht Elektronik GmbH )                                                  fügbar zu machen. So ist es möglich, den zunehmenden Fach­
                                                                                                    kräftebedarf der optischen Industrie zeitnah zu decken.
           Bild unten links: Laser schneiden fast alles: Von organischen Werkstoffen bis hin zu

           30 mm dicken Stählen und sogar Diamanten. (Quelle: Rofin Sinar Technologies Inc.)

           Bild unten rechts: Das neue optische Modul „Triport-BIDI“ von Infineon ermöglicht die

           bidirektionale Kommunikation über eine einzige optische Glasfaser-Verbindung und bie­

           tet zudem noch einen Empfänger für analoge Signale. (Quelle: Infineon Technologies AG)

                                                                                                    7  Josef Auer; Wachstumsbranche Lasertechnik: Deutschland vorne, Deutsche Bank
                                                                                                       Research, Selbstverlag, Frankfurt, 2000
                                                                                                    8 Reiner Frietsch, Hariolf Grupp; Technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands auf

                                                                                                       dem Gebiet der Optischen Technologien, ISI-Studie, Januar, 2000
                                                                                                    9 BMBF Bundesbericht Forschung 2004
                                                                                                    10 Lothar Abicht et al.; Qualifizierungsbedarf KMU Optische Technologien, in: VDI TZ

                                                                                                       (Hrsg.), Schriftenreihe „Optische Technologien - Aus- und Weiterbildung“, Band 3,
                                                                                                       Düsseldorf, 2004
                                                                                                    11 Friedhelm Fischer et al.; Optische Technologien im Handwerk, in: VDI TZ (Hrsg.),

                                                                                                       Schriftenreihe „Optische Technologien - Aus- und Weiterbildung“, Band 4,
                                                                                                       Düsseldorf, 2004
                                                                                                    12 Lothar Abicht et al.; Qualifizierungsbedarf KMU Optische Technologien, in: VDI TZ
           5   Deutsche Agenda Optische Technologien für das 21. Jahrhundert, Düsseldorf, 2000         (Hrsg.), Schriftenreihe „Optische Technologien – Aus- und Weiterbildung“, Band 3,
           6   BMBF Förderprogramm Optische Technologien – Made in Germany, Berlin, 2002               Düsseldorf, 2004
Brosch_Ausbildung_2Auflage               12.02.2007              15:42 Uhr             Seite 10

              10                                                                                                                                      INNOVATIVE TECHNOLOGIEN

              Life Science                                                                                zeutische Industrie und die Agrarindustrie relevanter Orga­
                                                                                                          nismen ist zwar weitgehend entschlüsselt, aber jetzt müssen
              Life Science bezeichnet sehr unterschiedliche Disziplinen,                                  wir lernen, diese zu lesen. Dabei haben wir gerade erst an­
              von denen hier nur auf einige eingegangen werden kann.                                      satzweise begonnen, die Funktionsweise der Gene zu verste­
                   Biotechnologie beschäftigt sich mit der Erforschung bio­                               hen. Die strukturelle und funktionelle Analyse ganzer Geno­
              logischer Systeme und deren technischer Nutzung. Die                                        me wird einen tief greifenden Erkenntnisschub auslösen, der
              Gentechnik wird dabei immer wichtiger: Das Erbgut des                                       viele Ansatzpunkte für die Bekämpfung von Krankheiten, die
              Menschen und etlicher für die Medizintechnik, die pharma-                                   Produktion neuartiger Arzneimittel und die Entwicklung
                                                                                                          neuartiger Produktionsmethoden in der Landwirtschaft lie­
                                                                                                          fern wird.
                      Medizin und Gesundheit                   Umwelt, Verkehr und Mobilität
                                                                                                              Life Science birgt enorme Wachstums- und Beschäfti­
                                                                                                          gungspotenziale. Deutschland hat seine Position in Europa
                                                                                                          gefestigt. Insgesamt sind derzeit in Deutschland weit über
                                                                                                          2.000 Unternehmen ansässig. Alleine in den forschungsbe­
                                                                                                          tont arbeitenden Firmen sind über 20.000 Mitarbeiter
                                                                                                          beschäftigt.13
                                                   LIFE SCIENCE                                               Die sich etablierenden Unternehmen in der Branche wer­
                    Produkion und Material                   Information und Kommunikation                den dabei mit ihren Entwicklungen und Patenten immer
                                                                                                          mehr zum „Gehirn“ der Life-Science-Industrie und sichern so
                                                                                                          zahlreiche Arbeitsplätze bei den großen Pharma – und Che­
                                                                                                          mieunternehmen und in deren Umfeld. Wie in anderen dy­
                                                                                                          namischen Wachstumsbereichen gibt es auch in der Biotech­
                                                                                                          nologie einen Mangel an qualifiziertem Nachwuchs. Mit Un­
              Bild oben links: Der Analyse chromosomaler Veränderungen kommt in der modernen              terstützung des dualen Ausbildungssystems können Unter­
              (Tumor)diagnostik eine immer größere Bedeutung zu.
                                                                                                          nehmen der Branchen für sich spezifisch qualifizierte junge
              (Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum)
                                                                                                          Fachkräfte ausbilden.
              Bild unten links: Die Abbildung zeigt eine Mikrotiterplatte, die mit 1536 Wirkstoffproben       Die Medizintechnik hat weitere wichtige Aufgaben: So
              bestückt werden kann und für das Scannen von Proben eingesetzt wird.
                                                                                                          müssen z.B. für Krankenhäuser und pflegebedürftige Patien­
              (Quelle: Bayer AG; dpa Kasper, Jena RZPD GmbH)
                                                                                                          ten zu Hause medizintechnische Geräte und Hilfsmittel ent­
              Bild oben rechts: Das Verhalten von gentechnisch eingeführten Erbanlagen wird in            wickelt, hergestellt und gewartet werden. Dazu gehören
              Freilandversuchen sorgfältig kontrolliert. (Quelle: Hoechst Schering AgrEvo GmbH)
                                                                                                          auch Prothesen und andere technische Hilfen, die die Lebens­
              Bild unten rechts: Die Chiptechnik bringt es auf den Punkt. Die Aktivität Tausender Gene    qualität von Menschen mit Bewegungseinschränkungen ver­
              kann gleichzeitig gemessen werden. (Quelle: Stanford University, Digital Vision)            bessern.

                                                                                                          13 Biotechnologie Jahr & Adressbuch, 18. Jahrgang, Biocom, Berlin, 2004 sowie
                                                                                                             Schätzung anderer Sektoren
                                                                                                          14 Ernst & Young, per aspera ad astra, Deutscher Biotechnologie-Report 2004
Brosch_Ausbildung_2Auflage                 12.02.2007              15:42 Uhr            Seite 11

           INNOVATIVE TECHNOLOGIEN                                                                                                                                                      11

           Mikrosystemtechnik                                                                        zienzsteigerung, die das Spektrum der möglichen Anwen­
                                                                                                     dungsfelder für Mikrosystemtechnik langfristig dynamisch
           Die Mikrosystemtechnik ist eine Querschnittstechnologie, die                              und nachhaltig wachsen lassen.
           unterschiedlichste Materialien und Komponenten zu intelli­                                     Seit Mitte der 90er Jahre hat der Weltmarkt bei einzelnen
           genten, miniaturisierten Gesamtsystemen verbindet. Damit                                  mikosystemtechnischen Komponenten (z. B. Sensoren, mikro­
           können Vorteile verbunden sein, wie z. B. verbesserte Funk­                               optischen Komponenten oder mikrofluidischen Bauteilen)
           tionen, Steuerungspräzision, Prozessoptimierung und Effi-                                 kontinuierlich zugelegt. Das Marktvolumen der Mikrosys­
                                                                                                     temtechnik betrug 2004 rund 36 Mrd. US Dollar. Bis zum Jahr
                                                                                                     2009 wird hier ein deutliches Wachstum auf 52 Mrd. US Dol­
                 Medizin und Gesundheit                   Umwelt, Verkehr und Mobilität
                                                                                                     lar erwartet15. Berücksichtigt man zusätzlich noch neue, sich
                                                                                                     gerade erschließende Felder der Mikrosystemtechnik und de­
                                                                                                     ren Anwendungen, wird für 2010 von einem Marktvolumen
                                                                                                     von 200 Mrd. US Dollar ausgegangen.16 Zu diesem enormen
                                                                                                     Marktwachstum werden vor allem neue, bisher noch nicht
                                         MIKROSYSTEMTECHNIK                                          erschlossene Marktfelder und Produkte, wie z. B. polytroni­
                  Produkion und Material                  Information und Kommunikation
                                                                                                     sche Systeme (das sind polymer-elektronische Systeme, die
                                                                                                     die elektrische Leitfähigkeit von Kunststoffen nutzen), beitra­
                                                                                                     gen.17
                                                                                                          Konservative Abschätzungen gehen davon aus, dass in
                                                                                                     Deutschland ca. 49.000 Menschen mit der Herstellung von
                                                                                                     MST-Komponenten beschäftigt sind. Insgesamt sind bereits
                                                                                                     heute rund 680.000 Arbeitsplätze in Deutschland direkt mit
           Bild oben links: Fluidikzelle: Mikrofluidisches System mit austauschbarer Mikromischer­
           zelle z. B. zur Dosierung von Medikamenten (Quelle: Bartels Mikrotechnik GmbH)            der Mikrosystemtechnik verbunden. Rund 2,7 Mio. Menschen
                                                                                                     arbeiten in den relevanten Anwenderbranchen, deren Wett­
           Bild unten links: ROBOTMAN-Greifer. (Quelle: Universität Fridericiana zu Karlsruhe
                                                                                                     bewerbsfähigkeit durch die MST gesichert wird.18 Ein bereits
           (Technische Hochschule), Institut für Prozessrechentechnik, Automation und Robotik)
                                                                                                     existierendes Berufssystem vermittelt die erforderlichen Qua­
           Bild oben rechts: Glättemeldeanlage - Straßensensor für Temperatur und Feuchte.           lifikationen an die jungen Fachkräfte aus Hochschule und du­
           (Quelle: G. Lufft Meß- und Regeltechnik GmbH)
                                                                                                     aler Ausbildung. Diese sind hochqualifiziert, mit naturwis­
           Bild unten rechts: Modulare Bausteine für einen intelligenten Drucksensor.                senschaftlichem Grundlagenwissen ausgestattet und vielsei­
           (Quelle: Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration)                    tig einsetzbar.

                                                                                                     15 Bezugsgröße: Kleinste, gehandelte Einheit; NEXUS Market Analysis for MEMS and
                                                                                                        Microsystems III, 2005-2009
                                                                                                     16 Evaluation des Förderkonzepts Mikrosystemtechnik 2000+, prognos et al., 2002
                                                                                                     17 BMBF Rahmenprogramm zur Förderung 2004 – 2009 Mikrosysteme, Bonn, 2004
                                                                                                     18 BMBF Rahmenprogramm zur Förderung 2004 – 2009 Mikrosysteme, Bonn, 2004
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           NANO- UND WERKSTOFFTECHNOLOGIEN                                                                                               13

           Ausbildungsberufe in Nano- und Werkstofftechnologien – Optische
           Technologien – Life Science – Mikrosystemtechnik

           Nano- und Werkstofftechnologien

           Unternehmen in diesem Bereich bilden in einem breiten           die BASF AG weltweit mehr als 80.000 Mitarbeiter und Mit­
                                                                           arbeiterinnen.
           Spektrum technischer Berufe aus, z. B. Chemielaborant/               Die BASF bildet u.a. in den dualen Ausbildungsberufen
                                                                           Chemielaborant/Chemielaborantin sowie Physiklaborant/
           Chemielaborantin, Physiklaborant/Physiklaborantin,              Physiklaborantin aus. Besonders in der betrieblichen Ausbil­
                                                                           dung arbeiten Auszubildende in enger Kooperation mit Na­
           Biologielaborant/Biologielaborantin, Elektroniker/ Elek­        turwissenschaftlern/Naturwissenschaftlerinnen und Inge­
                                                                           nieuren/Ingenieurinnen in Forschungs-, Entwicklungs- oder
           tronikerin, Mechatroniker/Mechatronikerin, Mikrotech­           Produktionslabors und nehmen an aktuellen Forschungs­
                                                                           projekten teil. So kommen sie bereits früher mit Inhalten und
           nologe/Mikrotechnologin, Werkstoffprüfer/ Werkstoff­            Anwendungen der Nanotechnologie in Kontakt. Dies führt zu
                                                                           einem reibungslosen Übergang zwischen Ausbildung und
           prüferin.                                                       beruflicher Tätigkeit.
                                                                                Chemielaboranten und Chemielaborantinnen prüfen
           Dabei werden Kenntnisse und Fertigkeiten u. a. in folgenden     Produkte und Prozesse, untersuchen die im Unternehmen
           Bereichen vermittelt: technische, analytische und spektrosko­   verwendeten Stoffe vom Rohstoff über Hilfs- und Betriebsstof­
           pische Verfahren, analytische Kopplungstechniken, prozess­      fe bis zum Endprodukt und stellen Stoffgemische sowie orga­
           bezogene Arbeitstechniken, laborbezogene Informations­          nische und anorganische Präparate her. Im Bereich Nano­
           technik, Qualitätsmanagement, Arbeiten mit automatisier­        technologie arbeiten sie beispielsweise an der Herstellung
           ten Systemen im Labor, im Technikum und in der Produktion.      von Dispersionen mit einer genau einzustellenden Partikel­
           Spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten werden derzeit eher in    größenverteilung zwischen 50 und 200 nm, die für die Her­
           Weiterbildungsmodulen oder on-the-job erworben. Mit der         stellung von Anstrichfarben verwendet werden. Um Struk­
           Entwicklung neuer bzw. der Modernisierung bestehender           turen und Eigenschaften von Stoffen zu bestimmen, nehmen
           Berufsfelder und Zusatzqualifikationen für nanotechnologi­      sie zum Beispiel fotometrische Gehaltsbestimmungen vor,
           sche Verfahren und spezielle Verarbeitungsverfahren neuar­      wenden chromatografische Verfahren an und führen volu­
           tiger Werkstoffe wurde bereits begonnen. Dies betrifft auch     metrische, gravimetrische und spektroskopische Analysen
           den gezielten Aufbau geeigneter Ausbildungs- und Schu­
           lungsmaßnahmen. Künftig wird voraussichtlich eine höhere
           Multi- und Interdisziplinarität sowie eine stärkere Praxis­
           orientierung in der Technikausbildung an Bedeutung gewin­
           nen, um den Qualifikationsanforderungen gerecht zu wer­
           den. Die Ableitung von Entwicklungstrends und Beobach­
           tung zukunftsorientierter Tätigkeiten kann helfen, zukünfti­
           ge Qualifikationen frühzeitig zu beschreiben.

           Nano-Ausbildung in einem Chemiekonzern:
           BASF, Ludwigshafen

           Das Portfolio der BASF AG, einem international führenden
           Chemieunternehmens, umfasst Chemikalien, Kunststoffe,
           Veredlungsprodukte, Pflanzenschutzmittel sowie Feinche­         Die angehende Chemielaborantin Sabrina Moser beim Auffüllen
           mikalien und reicht bis zu Erdöl und Erdgas. Ende 2005 hatte    eines 500 mL-Messkolbens.
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                                                                                     Zusammen mit dem am selben Ort befindlichen Institut
                                                                                für Holzforschung sind hier etwa 120 feste Mitarbeiter tätig,
                                                                                von denen etwa ein Drittel Wissenschaftler sind.
                                                                                     Zentrale Dienste wie die Bibliothek werden gemeinsam
                                                                                genutzt und auch die Berufsausbildung wird als gemeinsame
                                                                                Aufgabe für die Infrastruktur der Institute und der Region
                                                                                gemeinsam wahrgenommen.
                                                                                     Neben Querschnittberufen für Büro, Bibliothek, IT- Netze
                                                                                und Werkstätten wird auch in Berufen ausgebildet, die mit
                                                                                den speziellen Forschungsgebieten der Institute im Zusam­
                                                                                menhang stehen: Galvaniseurin/Galvaniseur (neuerdings
                                                                                Oberflächenbeschichter), Physiklaborantin/Physiklaborant
                                                                                und Holzmechanikerin/Holzmechaniker.
                                                                                     Für den wenig bekannten, gleichwohl wichtigen Ausbil­
                                                                                dungsberuf Physiklaborant/Physiklaborantin wurde gemein­
                                                                                sam mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt ein Mo­
              Die angehende Physiklaborantin Claudia Naegele mit dem Aus­       dell geschaffen, das nach der Erfahrung von Prof. Diehl, dem
              bilder Jochen Leonhardt bei einer PC-gestüzten Temperaturmes­     stellvertretenden Institutsleiter, „glänzende Berufschancen“
              sung mit dem Messwerterfassungssystem COBRA.                      bietet. „Durch die Ausbildung im Forschungszusammenhang
                                                                                werden die jungen Leute zum Weiterlernen animiert, etwa
              durch. Da sie oft mit gefährlichen Stoffen arbeiten, müssen       80 % beginnen irgendwann nach der Ausbildung mit einem
              sie die einschlägigen Sicherheits-, Gesundheits- und Umwelt­      Studium.“
              schutzvorschriften sorgfältig einhalten.                               Die Ausbildung in der Oberflächenbeschichtung (bisher
                   Physiklaboranten und Physiklaborantinnen bereiten mit        Galvaniseur/Galvaniseurin) findet in enger Verzahnung mit
              Physikern/Physikerinnen und Chemikern/Chemikerinnen               Unternehmen in der Region statt, die auch von der wissen­
              physikalische und physikalisch-chemische Versuche vor. Sie        schaftlichen Arbeit des Instituts profitieren. Diese Ausbildung
              führen Messaufgaben durch und werten diese aus. Dazu              ist also nicht auf den Eigenbedarf des Instituts ausgerichtet,
              gehört auch die Erfassung, Verarbeitung und Darstellung
              von Messdaten. Außerdem wirken Physiklaboranten/Physik­
              laborantinnen bei der Erstellung und Entwicklung von Mess­
              verfahren und bei der Wartung von Messgeräten mit. Ein Bei­
              spiel aus dem Bereich Nanotechnologie ist die Bestimmung
              der Morphologie von organischen oder anorganischen Na­
              nopartikeln mit dem Elektronen- oder Rasterkraftmikroskop.
                   Organische Nanopartikel kommen bei Farben zum Ein­
              satz, anorganische Nanopartikel beispielsweise beim Sonnen­
              schutz.
                   Fritz Krieg, Leiter Ausbildung bei der BASF AG, erläutert:
              „Das Beispiel Nanotechnologie zeigt, dass wir mit unserer
              Ausbildung passgenau auf die Anforderungen der Zukunft
              hin qualifizieren können. So bekommen wir genau den Fach­
              kräftenachwuchs, den wir brauchen.“

              Werkstoff-Ausbildung in einem Forschungsins­
              titut: Fraunhofer IST, Braunschweig

              Die Schwerpunkte beim Fraunhofer-Institut für Schicht- und
              Oberflächentechnik IST in Braunschweig liegen in den Be­          Daniela Kammerath, Auszubildende Oberflächenbeschichterin,
              reichen Oberflächentechnik, Beschichtungen, neue Schicht­         testet eine Versuchsanordnung im Fraunhofer Institut IST, Braun­
              systeme, Schichtcharakterisierung und Plasmatechnik.              schweig
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           NANO- UND WERKSTOFFTECHNOLOGIEN                                                                                                  15

           sondern dient diesen Unternehmen, die folgerichtig auch
           finanziell an der Ausbildung beteiligt sind. Durch den Aus­
           bildungsverbund profitieren sowohl die Unternehmen, als
           auch die Auszubildenden: Die Unternehmen können kosten­
           günstig den Nachwuchs in ihrem speziellen Technologie­
           bereich decken, die Auszubildenden absolvieren damit eine
           sehr breit gefasste Ausbildung.

           Nano-Ausbildung in einem kleinen Unterneh­
           men: Namos, Bannewitz

           Die Firma Namos GmbH in Bannewitz, Sachsen, entwickelt
           Beschichtungen aus wässrigen Lösungen mit besonderen
           Eigenschaften, die sich aus einer strukturierten Anordnung       Bettina Arnold, angehende Biologielaborantin, untersucht neue
           von nanometergroßen Teilchen in vielfältiger Art erge­           Oberflächenbeschichtungen am Infrarotspektrometer.
           ben. Nach dem Vorbild der Natur werden dabei biologi­
           sche Komponenten und deren Selbstorganisationseigen­             praktischen Inhalte je nach Bedarf in der Bildungsgesell­
           schaften genutzt, die in einem besonderen Verfahren              schaft selbst, in verschiedenen Betrieben im Raum Dresden
           durch Metallbeschichtung für technische Anwendungen              und nicht zuletzt natürlich im Ausbildungsbetrieb selbst ver­
           nutzbar gemacht werden können. Das Unternehmen be­               mittelt. Das Ausbildungsniveau ist dementsprechend hoch.
           steht seit 1998 und beschäftigt sechs Mitarbeiter und Mit­       Bettina Arnold lernte einen Beruf mit Zukunft. Der praktische
           arbeiterinnen.                                                   Nutzen für unsere Firma liegt in der guten und umfassenden
               Die biologische Grundlage für strukturierte Schichten ist    Ausbildung. Die Ausbildungskosten sind dagegen nicht zu­
           nicht immer kommerziell verfügbar. So werden bei Namos           letzt durch die Inanspruchnahme von Fördermitteln des Eu­
           S-Layer-Proteine selbst biotechnologisch hergestellt. Die Ent­   ropäischen Sozialfonds (EFS) und Landesmitteln des Freistaa­
           wicklung der dazu notwendigen Verfahren ist sehr arbeits­        tes Sachsen auch für kleine Betriebe tragbar.“
           intensiv. Das Unternehmen entschloss sich, eine Biologiela­
           borantin, Bettina Arnold, auszubilden, die inzwischen ihre       Nano-Ausbildung in einem Halbleiterkonzern:
           Abschlussprüfung bestanden hat. Ihr Tätigkeitsfeld ist nicht     Infineon, Dresden
           auf die Biologie beschränkt. Die Herstellung metallischer
           Nanostrukturen führt über chemische Prozesse. Für die An­        Infineon Technologies Dresden ist ein Fertigungs- und Ent­
           wendung ergeben sich daraus auch besondere physikalische         wicklungsstandort der Infineon Technologies AG mit mehr
           Eigenschaften, die untersucht werden müssen. So vielfältig       als 15.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Deutschland.
           und interdisziplinär wie die verschiedenen Wege von der          Hier werden Speicherchips und hochwertige Logikbausteine
           Biologie zur technischen Anwendung sind die Anforderun­          mit komplexer Fertigungstechnologie auf Basis von 200- und
           gen. Dazu gehört es, selbstständig Proteine zu fermentieren      300-mm-Siliziumscheiben (Wafer) hergestellt.
           und die dazu nötigen Prozesse zu optimieren und zu validie­           Infineon bildet verschiedene duale Berufe aus, u. a. Mik­
           ren. Die Aufreinigung der Proteine danach ist Routine. Für       rotechnologe/Mikrotechnologin, Mechatroniker/ Mechatro­
           Abwechslung sorgen im Anschluss daran Versuchsreihen zur         nikerin sowie Elektroniker/Elektronikerin für Automatisie­
           Metallbeschichtung, die schließlich durch die Integration in     rungstechnik. Das Tätigkeitsfeld umfasst Aufgaben und An­
           eine Oberflächenbeschichtung abgeschlossen werden. Das           forderungen aus der Elektrotechnik, der Elektronik, der Steu­
           Tätigkeitsspektrum kommt der umfangreichen Ausbildung            erungs-, der Informations- und der Automatisierungstechnik.
           der Biologielaborantin durchaus entgegen.                        Diese besondere Vielfalt spiegelt sich auch in den Einsatz­
               Dr. Jürgen Hofinger, Gründer der Namos GmbH, erläu­          möglichkeiten der Berufe wider. Elektroniker/Elektronike­
           tert: „Eine kleine Firma wie Namos kann alle Anforderungen       rinnen für Automatisierungstechnik beispielsweise analysie­
           an den so vielseitigen Lehrberuf Biologielaborantin natürlich    ren Funktionszusammenhänge und Prozessabläufe. Darauf
           nicht erfüllen. Bettina Arnold nahm daher an einem Ausbil­       basierend entwerfen sie Änderungen und Erweiterungen.
           dungsverbund teil, der von der Sächsischen Bildungsgesell­       Sie installieren und parametrieren Antriebe sowie mess-,
           schaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden mbH             steuerungs- und regelungstechnische Einrichtungen. Des
           angeboten wird. Neben der Berufsschule werden hier die           Weiteren montieren, konfigurieren, programmieren und
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              16                                                                                   NANO- UND WERKSTOFFTECHNOLOGIEN

              justieren sie Sensorsysteme, Betriebssysteme, Bussysteme und      kann. Wir sorgen dafür, dass die Technik läuft und dass in
              Netzwerke. Die installierten Komponenten und Geräte inte­         der Nanotechnologie mit den modernsten Anlagen gearbei­
              grieren sie und binden sie in übergeordnete Systeme ein.          tet werden kann. So kann man das Berufsbild voll ausleben
              Nach Testläufen übergeben sie die Systeme und weisen die          und an der Entwicklung von neuen Technologien mitwir­
              Anwender in die Bedienung ein. Auch das Warten und regel­         ken.“
              mäßige Prüfen von Anlagen, die Störungsanalyse mit Hilfe              Die praktische Ausbildung findet im Ausbildungszen­
              von Testsoftware und Diagnosesystemen sowie die Instand­          trum dresden chip academy statt, die 1999 von Infineon
              setzung von Anlagen gehören zu ihren Aufgaben.                    Technologies Dresden, Siemens Professional Education und
                  Der angehende Elektroniker Marcel Mehnert bei der Sig­        dem Silicon Saxony e.V. initiiert wurde. Die Akademie mit
              nalverfolgung mit einem Digitalmultimeter (üblich bei ei­         ihrer hochmodernen Ausstattung bietet zukunftsweisende
              ner Fehlersuche) berichtet: „Der Elektroniker für Automati­       Ausbildungen in neuen Berufen an, wie beispielsweise Mik­
              sierungstechnik ist für die Zukunft im Arbeitsleben sehr gut      rotechnologe/Mikrotechnologin, Mechatroniker/Mechatro­
              gewappnet, denn innovative Technologien stehen immer in           nikerin, Elektroniker/Elektronikerin für Automatisierungs­
              Verbindung mit Elektronik und dem, der damit umgehen              technik und Informatikkaufmann/Informatikkauffrau. Mo­
                                                                                dernste Laboratorien mit industriellen Teststrecken, Experi­
                                                                                mentieranlagen für Vakuumtechnik und mechatronische
                                                                                Systeme stehen für Aus- und Weiterbildung zur Verfügung.
                                                                                In den Reinräumen werden Einzelprozesse der Chipherstel­
                                                                                lung sowie der Mikrosystemtechnik trainiert.
                                                                                    Wolfgang Schmid, Geschäftsführer Infineon Technolo­
                                                                                gies Dresden, erläutert: „Mit der dresden chip academy ha­
                                                                                ben wir ein modernes Ausbildungszentrum im Bereich
                                                                                Hochtechnologie in Deutschland geschaffen, nicht nur für
                                                                                Anwendungen der Nanotechnologie, sondern auch der
                                                                                Optischen Technologien, Mikrosystemtechnik und Biotech­
                                                                                nologie. Jungen Menschen wird hier der Einstieg in zu­
                                                                                kunftsorientierte Karrieren ermöglicht. Hier werden nicht
                                                                                nur duale Ausbildungen, sondern auch die berufsbegleiten­
                                                                                den Studiengänge Mechatronik und Mikroelektronik ange­
                                                                                boten. Letzterer wurde mit der Westsächsischen Hochschule
                                                                                Zwickau (FH) entwickelt und bietet die prozessorientierte
                                                                                Ausbildung zum Diplom-Ingenieur/-Ingenieurin mit einem
                                                                                integrierten Facharbeiterabschluss. Für die Zukunft unserer
                                                                                Industrie sind Ausbildung und Gewinnung von erstklassi­
                                                                                gen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von grundlegender
              Der angehende Elektroniker Marcel Mehnert bei der Signalverfol­   Bedeutung, da hochqualifiziertes Personal ein entscheiden­
              gung mit einem Digitalmultimeter .                                der Wettbewerbsfaktor in unserer Branche ist.“
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           NANO- UND WERKSTOFFTECHNOLOGIEN                                                                                                                      17

           Ansprechpartner für Nano- und Werkstoff-                                          schen Disziplinen geschlagen, sondern auch alle Bereiche der
           Ausbildung:                                                                       Wertschöpfungskette bis hin zur Herstellung und Vermark­
                                                                                             tung neuer Produkte abgedeckt. Die Kompetenzzentren un-
           Das BMBF initiierte Kompetenzzentren für Nanotechnologie,                         terstützen auch die Aus- und Weiterbildung. Für die Werk-
           um die deutsche Forschungslandschaft auf diesem Gebiet zu                         stofftechnologien engagiert sich u. a. MatWerk, ein Zusam­
           unterstützen und die industrielle Anwendung der Nanotech-                         menschluss von Akteuren und Vereinigungen, die auf diesem
           nologie voranzubringen. Es werden nicht nur Brücken zwi-                          Feld tätig sind.
           schen den verschiedenen wissenschaftlichen und techni-

                                                                       Ultrapräzise Oberflächenbearbeitung
                                                                       Dr. rer. nat. Uwe Brand
                                                                       Bundesallee 100
                                                                       38116 Braunschweig
                                                                       Tel.: 0531/592 5111                            Interdisziplinäres Nanowissenschafts-Centrum
                                                                       Fax: 0531/592 695111                           Hamburg (INCH)
                                                                       E-Mail: uwe.brand@upob.de                      Prof. Dr. Roland Wiesendanger
                                                                                                                      Jungiusstr. 11
                                                 CeNTech                                                              20355 Hamburg
                                     Dr. Thomas Robbers                                                               Tel.: 040/4 28 38-5244
                                    Gievenbecker Weg 11                                                               Fax: 040/4 28 38-6188
                                           48149 Münster                                                              E-Mail: wiesendanger@physnet.uni-hamburg.de
                                     Tel.: 0251/53406 100
                                     Fax: 0251/53406 102
                                 E-Mail: www.centech.de
                                                                                                                              NanOp
                                                                                                                              Prof. Dr. Dieter Bimberg
                                                                                                                              Institut für Festkörperphysik
               VDI Technologiezentrum GmbH                                                                                    Technische Universität Berlin
           Zukünftige Technologien Consulting                                                                                 Sekr. PN 5-6
                           Dr. Waldemar Baron                                                                                 Hardenbergstr. 36
                          Graf-Recke-Strasse 84                                                                               10623 Berlin
                               40239 Düsseldorf                                                                               Fax: 030/314 75 138
                              Tel.: 0211/6214-461                                                                             E-Mail: nanop@sol.physik.tu-berlin.de
                              Fax: 0211/6214-139
                         E-Mail: baron@vdi.de
                         www.zt-consulting.de                                                                      Ultradünne Funktionale Schichten
                                                                                                                   Dr. Andeas Leson
                                                                                                                   Geschäftsstelle des Nano-CC-UFS Fraunhofer IWS Dresden
                                                                                                                   Winterbergstrasse 28
                                                                                                                   01277 Dresden
                                                                                                                   Tel.: 0351/25 83 317
                                       CC-NanoChem
                                                                                                                   Fax: 0351/25 83 314
                                 Prof. Dr. H. Schmidt
                                                                                                                   E-Mail: leson@iws.fhg.de
                              c/o Leibniz-Institut für
                                                                                                                   www.iws.fraunhofer.de
                                   Neue Materialien
                             Im Stadtwald - Geb. 43
                                  66123 Saarbrücken                                                   Nanomat
                                  Tel.: 0681/9300-313                                                 Dr. Regine Hedderich
             E-Mail: koordination@cc-nanochem.de                      NanoBioNet e.V.                 Forschungszentrum Karlsruhe GmbH
                                                                    Science-Park Saar,                Postfach 3640,
                                                            Stuhlsatzenhausweg 69,                    76021 Karlsruhe
                                                                   66123 Saarbrücken                  Tel.: 07247/82 2630
                                                                  Tel.: 0681 68 57 - 364              Fax: 07247/82 6420
                                                                  Fax: 0681 68 57 - 795               E-Mail: regine.hedderich@int.fzk.de
                                                         E-Mail: info@nanobionet.de
                                                                 www.nanobionet.de
                                                                                           TechPortal
                                                                                           www.nanonet.de
                                                                                           www.matwerk.de
                                                                                           http://www.fraunhofer.de/fhg/profile/alliances/Werkstoffe_Bauteile.jsp
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           OPTISCHE TECHNOLOGIEN                                                                                                                              19

           Optische Technologien

           Licht eröffnet vielfältige Tätigkeitsfelder mit faszinieren­       - von der Feinoptik-Qualifizierungsmaßnahme bis zum Hoch­
                                                                              schulstudium Optoelektronik - mit über 200 einzelnen Bil­
           den Anwendungen. Unternehmen der Optischen Techno­                 dungsangeboten.20 Die Daten werden kontinuierlich aktu­
                                                                              alisiert. Basis ist ein Pilotprojekt des Bundesministeriums für
           logien bilden dabei vornehmlich in folgenden techni­               Bildung und Forschung mit der Bundesagentur für Arbeit
                                                                              und weiteren Partnern zur Aus- und Weiterbildung in den
           schen Berufen aus: Mechatroniker/Mechatronikerin, In­              Optischen Technologien.
                                                                                   Mit Blick auf die neuen Herausforderungen ist ein Bedarf
           dustriemechaniker/Industriemechanikerin, Feinoptiker/              an Zusatzqualifikationen und beruflichen Entwicklungspfa­
                                                                              den für die Optischen Technologien absehbar. Mit vertiefen­
           Feinoptikerin, Elektroniker/Elektronikerin. Die ca. 1.000          den Diskussionsprozessen, Untersuchungen und der Vorbe­
                                                                              reitung geeigneter Maßnahmen hat das Bundesinstitut für
           KMU der Optischen Technologien erwarten 15.000 neue                Berufsbildung (BIBB) bereits begonnen, die Fachkräfteent­
                                                                              wicklung in den nächsten Jahren zu unterstützen.
           Arbeitsplätze bis 2010, so dass hier hervorragende Beschäf­
                                                                              Opto-Ausbildung in einem großen Unterneh­
           tigungspotenziale bestehen (vgl. Abbildung). Auch im               men: Carl Zeiss Meditec, Jena

           Handwerk sind Optische Technologien stark verbreitet               Bei optischen Innovationen für den medizinischen Bereich ist
                                                                              die Carl Zeiss Meditec AG heute einer der weltweit führenden
           und werden bereits in ca. 60 Handwerksberufen angewen­             Anbieter von kompletten Systemen für die Augenheilkunde
                                                                              (Ophthalmologie). Sie hat ihren Hauptsitz in Jena. Zur Pro­
           det, wenn auch in unterschiedlicher Intensität.19                  duktpalette gehören Systeme für die vier Hauptkrankheits­
                                                                              bilder der Augenheilkunde: Fehlsichtigkeit (Refraktion),
                                                                              Grauer Star (Katarakt), Grüner Star (Glaukom) und Netzhaut­
                           Beschäftigte in KMU der                            erkrankungen (Retina-Erkrankungen).
                           Optischen Technologien                                 Carl Zeiss Meditec bildet auf dem Gebiet der Optischen
                                                                              Technologien in den Berufen Mechatroniker/ Mechatroni­
            ca. 1.000 KMU insgesamt                       51.000              kerin, Industriemechaniker/Industriemechanikerin und In­
                                                                              dustrieelektroniker/Industrieelektronikerin aus. Alle drei
                                + 42%                                         Ausbildungsrichtungen beinhalten u. a. das Installieren von
                                          + 15.000                            mechanischen, optischen und elektronischen Baugruppen
                     36.000                                                   und Komponenten. Dazu gehört auch, nach Fachrichtungen
                                                                              spezialisiert, das Programmieren, die Inbetriebnahme und
                                                                              das Bedienen mechatronischer und elektronischer Systeme.
                                                                              Beispielsweise bearbeiten Mechatroniker und Mechatroni­
                                                                              kerinnen manuell und maschinell Werkstoffe und bauen
                       2004                               2010                mechanische, elektromechanische, elektrische und elektroni­
              Quelle: isw Halle-Leipzig                                       sche Komponenten zu mechatronischen Systemen zusam­
                                                                              men. Sie montieren die hergestellten Komponenten und An­
                                                                              lagenteile, nehmen die Anlagen in Betrieb und bedienen sie.
                Der Begriff „Optische Technologien“ ist aufgrund der          Hierzu gehört auch das Messen und Prüfen der Systeme und
           starken internationalen Stellung Deutschlands in diesem            Komponenten. Zudem halten sie diese Anlagen bzw. Anla­
           Zukunftsfeld und dank des wachsenden Fachkräftebedarfs
                                                                              19 Friedhelm Fischer et al., Optische Technologien im Handwerk, in: VDI TZ (Hrsg.),
           als neuer Suchbegriff in KURS, der Datenbank für Aus- und             Schriftenreihe „Optische Technologien – Aus- und Weiterbildung“, Band 4,
                                                                                 Düsseldorf, 2004
           Weiterbildung der Bundesagentur für Arbeit, integriert wor­        20 www.arbeitsagentur.de, KURS – Datenbank für Aus- und Weiterbildung der Bundes­
           den. Verzeichnet sind über 60 unterschiedliche Bildungsziele          agentur für Arbeit (Stand Januar 2007)
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              20                                                                                                     OPTISCHE TECHNOLOGIEN

                                                                                 Opto-Ausbildung in einem mittleren Unterneh­
                                                                                 men: Lumino Licht Elektronik, Krefeld

                                                                                 Die Lumino Licht Elektronik GmbH, Krefeld, wurde im August
                                                                                 1978 gegründet und ist durch technisches Know-how und in­
                                                                                 novative Entwicklungen heute zu einem der führenden Her­
                                                                                 steller in der Leuchtdioden-Anzeigetechnik geworden. In
                                                                                 Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr
                                                                                 wurden bereits in vielen deutschen Städten Fahrgastinfor­
                                                                                 mationssysteme installiert. Darüber hinaus befinden sich im
                                                                                 Produktspektrum von Lumino großflächige LED-Videodis­
                                                                                 plays für den Sport- und Werbebereich sowie vollgrafische
                                                                                 Industrie- und Informationsdisplays, die ebenso im eigenen
                                                                                 Hause entwickelt und gefertigt werden. Durch die stetige Ex­
                                                                                 pansion beschäftigt Lumino derzeit rund 10 Auszubildende in
                                                                                 den Berufen Kommunikationselektroniker/ Kommunika­
                                                                                 tionselektronikerin Fachrichtung Informationstechnologie
                                                                                 bzw. Fachinformatiker/Fachinformatikerin Fachrichtung An­
                                                                                 wendungsentwicklung.
                                                                                      Sebastian Küsters wird bei Lumino als Kommunikations­
                                                                                 elektroniker Fachrichtung Informationstechnologie ausge­
                                                                                 bildet. Ihm gefällt besonders die Vielfältigkeit des Berufes. So
                                                                                 durchläuft er Abteilungen wie: Feinmechanik, Entwicklung,
                                                                                 Geräteproduktion, Qualitätswesen und Konstruktion. Darü­
                                                                                 ber hinaus wird er auch bei der Endmontage vor Ort einge­
                                                                                 setzt. Er erhält dabei einen umfassenden Einblick in die ge­
              Der angehende Mechatroniker Daniel Veit bei der Justierung einer   samte Fertigung, von der Verarbeitung der LED bis zum fer­
              Hochleistungskamera FF 450plus zur Beobachtung und Dokumen­        tigen Display.
              tation am Augenhintergrund.                                             Karl-Heinz Ronkholz, Firmenleitung Lumino Licht Elek­
                                                                                 tronik GmbH, erklärt: „Unsere Ausbildung verfolgt das Ziel,
              genteile in Stand. Das Besondere für die Auszubildenden ist        durch interessante, abwechslungsreiche Aufgaben zu moti­
              die Arbeit an komplexen Systemen mit mechanischen, opti­           vieren. Für den Auszubildenden wird durch frühzeitige Teil­
              schen und elektronischen Bestandteilen. In dem praktischen         nahme am Fertigungs- und Konstruktionsprozess Begeiste-
              Teil ihrer Ausbildung sind die Auszubildenden voll in die Se­
              rienproduktion und damit in die einzelnen Produktions­
              teams integriert und lernen die kundenspezifischen Anforde­
              rungen der Geräte von Grund auf kennen. Sie werden so an
              ihren späteren Arbeitsplätzen als Facharbeiter oder Fachar­
              beiterinnen vorbereitet.
                   Ulrich Krauss, Sprecher des Vorstands der Carl Zeiss
              Meditec AG, erläutert: „Die Carl Zeiss Meditec AG engagiert
              sich stark in der beruflichen Ausbildung. Dies geschieht im
              Interesse des Nachwuchses für unser Unternehmen und weil
              wir uns gegenüber jungen Menschen in der Verantwortung
              sehen. Einer unserer Auszubildenden ist in einem Zeitraum
              von zehn Jahren deutschlandweit erst der dritte Industrie­
              mechaniker, der mit dem Gesamtprädikat „sehr gut“ seine
              Ausbildung abschloss. Wir sind der Ansicht, dass die Ergeb­        Der angehende Kommunikationselektroniker Sebastian Küsters
              nisse den großen Aufwand im Unternehmen und im Ausbil­             und Ausbildungsleiter Ralf Wagner bei der Inbetriebnahme eines
              dungszentrum rechtfertigen.“                                       Gerätes.
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