Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...

Die Seite wird erstellt Stefan-Albert Kellner
 
WEITER LESEN
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
offene tür
                                 Das Magazin der Stiftung kreuznacher diakonie 1/ 2018
                                                                    84. Jahrgang · ISSN 0942-2552

Dicht gewebt
hält besser
Netzwerke in der und um die
Stiftung kreuznacher diakonie.
Mehr lesen Sie auf den
Seiten 4 bis 13.
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
inhalt

     20

    Berufsbildende Schulen der
    Stiftung kreuznacher diakonie
   „Ich will Menschen begleiten.“
    Nicola Beilmann wird
    Heilerziehungspflegerin

                                         12 - 13
                                                                                                               26                                                            10 - 11
              Von der Bethesda Schule
               zum festen Arbeitsplatz                                    Unternehmen unterstützt                                                         Jugendscout im
                          Lorena Lang hat ihren                               neues Wohnangebot                                                       Landkreis Birkenfeld
                            Traumjob gefunden                              Schäfer Textil spendet 2.500 Euro                               Viele Partner ziehen an einem Strang

                                                           ▪▪ Pilotprojekt in der Pflege für                                ▪▪ Luise Deutsch Haus in Schwalbach
guten tag                                    3
                                                               demenzkranke Patienten                        15                  feierte zehnten Geburtstag                        23
                                                           ▪▪ Definieren, was Diakonie heute
titel                                        4 – 13
                                                               bedeutet                                      16
                                                                                                                              spurensuche                                          23
                                                           ▪▪ „Heperonies“ treten gegen
▪▪ Ein dichtes Netzwerk fängt auf           4 -5
                                                              „gestiefelten Muskelkater" an                  16
▪▪ Lotse für die Zeit                                                                                                        engagement                                           24 – 26
                                                           ▪▪ Stiftung kreuznacher diakonie
   nach der Klinik                           6 -7
                                                               mit dabei                                     17
▪▪ Kinder zaubern Lächeln in die                                                                                            ▪▪ Herzlichen Dank an alle
                                                           ▪▪ Punktgenaue Bestrahlung dank
   Gesichter der Senioren                    8-9                                                                                 Spenderinnen und Spender                          24 - 25
                                                               elektronischer Atemwächter                    18
▪▪ Viele Partner ziehen an                                                                                                  ▪▪ 27.000 Euro für Geburtshilfe der
                                                           ▪▪ „Schafferin“ für den guten Zweck               19
   einem Strang                               10 - 11                                                                            Hunsrück Klinik                                   25
                                                           ▪▪ „Ich will Menschen begleiten."
▪▪ Lorena Lang hat ihren                                                                                                    ▪▪ Mit Mobilität in die Inklusion                    25
                                                               Nicola Beilmann wird
   Traumjob gefunden                         12 - 13                                                                         ▪▪ Unternehmen unterstützt neues
                                                               Heilerziehungspflegerin                        20
                                                                                                                                 Wohnangebot                                        26
                                                           ▪▪ Diakonie-Sozialstation Rheinböllen
magazin
                                                               ist jetzt eigenständig                        21
                                                                                                                              ihre hilfe                                           27
                                                           ▪▪ Erfolgreiche Entschärfung
▪▪ Carsten Bachert leitet das Pfarrer
                                                               innerhalb von 55 Minuten                      21
   Kurt-Velten-Altenpflegeheim               14                                                                               vorschau                                             27
                                                           ▪▪ Häusliche Pflege und
▪▪ Den Menschen mit der
                                                               Ansprechpartnerinnen –
   eigenen Erfahrung helfen                  14 - 15                                                                          termine                                              28
                                                               der Anspruch ist geblieben                    22

                                                                            impressum
                                                                           offene tür Nr. 1|2018, 84. Jahrgang, März 2018, 17.000 Exemplare, erscheint dreimal im Jahr, ISSN 0942-2552
                               Unser Titelbild zeigt …                     Herausgeberin: Stiftung kreuznacher diakonie, Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts, Ringstraße 58, 55543 Bad
                              … einen Kurs unseres Weiterbildungs-         Kreuznach | Verantwortlich: der Vorstand | Redaktion: Kristina Rogoß (kr), Angelika Christ (ac), Benedikt Schöfferle (bs),
                              angebotes der Akademie kreuznacher           Susanne Hilbertz (sh), Heiko Schmitt (hs), Sonja Unger (su), Christian Schucht (cs), Sabine Görgen (sg), Petra Alles (pa)
                                                                           Artwork: Anja Lill · Referentin Medien & Design | Druck: odd GmbH & Co. KG Print & Medien, Bad Kreuznach.
                              diakonie. Nicht nur dort werden
                                                                           Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck nur mit
                              Netzwerke geknüpft, sie ziehen sich
                                                                           Genehmigung. Mitglied im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (gep).
                              durch die gesamte Stiftung kreuzna-          Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 22.06.2018 | Telefon 0671 / 605-3724 | E-Mail info@kreuznacherdiakonie.de
                              cher diakonie und darüber hinaus zu          Internet www.kreuznacherdiakonie.de | Texte Leichte Sprache: Geprüft durch Prüfgruppe Leichte Sprache der Stiftung
                              unseren Partnern in der Region.              kreuznacher diakonie | Bilder Leichte Sprache: © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.  V.,
                              Mehr dazu lesen Sie auf Seite 4 bis 13.      Illustrator Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013 sowie Stiftung kreuznacher diakonie
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
guten tag

Liebe Leserinnen und Leser,
im Leben verläuft nicht immer alles glatt. Umso wichtiger ist es, dass es ein stabiles Netz gibt, das in schwierigen Situationen Halt
gibt oder auffängt. Die Stiftung kreuznacher diakonie bietet dies: Nicht nur durch ihre vielfältigen Angebote in der Gesundheit,
Pflege, im Alter, für Menschen mit Behinderung oder in schwierigen sozialen Situationen. Das Netzwerk der Stiftung kreuznacher
diakonie ist eng gewebt und trägt auch die eigenen Mitarbeitenden. So zum Beispiel beim Betrieblichen Eingliederungsmanage-
ment, kurz BEM genannt. Hier loten wir gemeinsam mit den Mitarbeitenden aus, wie der Arbeitsplatz nach längerer Erkrankung
gestaltet werden kann, um einen guten Wiedereinstieg zu ermöglichen.

In dieser Ausgabe möchte wir Ihnen außerdem vorstellen, welche Querverbindungen es unter den verschiedenen Geschäftsfel-
dern der Stiftung kreuznacher diakonie gibt: So besuchen beispielsweise junge Mütter mit ihren Kindern aus dem Bereich Kin-
der-, Jugend- und Familienhilfe die Senioreneinrichtung in Kirn. Die Bewohner genießen den Kontakt mit den Kleinen. Zugleich
können sich die jungen Frauen austauschen und erfahren, ob der Beruf der Altenpflegerin das Richtige für sie wäre. Oder etwa
im Krankenhaus: Der Sozialdienst organisiert bei Bedarf Pflege, Reha oder Hilfsmittel für die Patienten nach ihrem stationären
Aufenthalt. Als Lotsen für die Zeit nach dem Krankenhaus greifen die zuständigen Mitarbeitenden auf das vielschichte Geflecht
innerhalb der Stiftung kreuznacher diakonie und die guten Kontakte zu Einrichtungen außerhalb zurück.
Diese Beispiele zeigen, wie versuchen, einem Satz aus unserm Leitbild gerecht zu werden: „Wir setzen unser Wissen und Können
für Menschen ein.“

Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und viel Freude beim Lesen!

Mit freundlichen Grüßen aus Bad Kreuznach

Dr. Frank Rippel               Pfr. Christian Schucht

Vorwort in Leichter Sprache

Liebe Leserinnen und Leser!
Bei uns arbeiten viele Menschen in unterschiedlichen Bereichen.

Wir unterstützen uns gegenseitig.

Oft können wir gemeinsam viel erreichen.

                                                                                                                                    3
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
titel                                            Dicht gewebt hält besser

Betriebliches Eingliederungsmanagement

    Ein dichtes Netzwerk fängt auf
(kr) „Was ist eigentlich BEM?“ Diese Frage wurde Antje Huschenbett, BEM-Beauftragte der Stiftung kreuznacher diakonie, in
den ersten Monaten ihrer Arbeit häufig gestellt. Musste sie am Anfang noch auf das Angebot aufmerksam machen, kommen
inzwischen immer häufiger die Kolleginnen und Kollegen direkt auf sie zu. Bei ihrer Arbeit setzt sie auf das dichte Netzwerk der
Stiftung kreuznacher diakonie.

    M     it dem Betrieblichen Eingliede-
          rungsmanagement (kurz: BEM)
                                                 muss individuelle Lösungen finden“, erläu-
                                                 tert Antje Huschenbett einen Teil der He-
                                                                                               onen benötigen, um Anträge zu bewil-
                                                                                               ligen, sondern sie kann auch Kontakte
 ist ein Angebot des Arbeitgebers an län-        rausforderungen ihrer Arbeit. Sie überlegt    vermitteln. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit
 gere erkrankte Mitarbeitende gemeint.           dann gemeinsam mit der Kollegin oder          steht immer die oder der Betroffene. „Die
 Gesetzlich verankert ist das BEM im Sozi-       dem Kollegen, ob technische Arbeitshilfen     Teilnahme ist immer freiwillig“, betont die
 algesetzbuch. Dort ist festgelegt, dass ein     beantragt werden können, ob die Arbeits-      Diplom-Psychologin.
 Arbeitgeber allen Mitarbeitenden, die in-       zeit zu reduzieren ist, vermittelt Kontak-
 nerhalb eines Jahres länger als sechs Wo-       te von konkreten Ansprechpartnern bei    Ein Netzwerk, das auch in
 chen ununterbrochen oder wiederholt             Versicherungen oder Krankenkassen oder   schwierigen Situationen trägt
 arbeitsunfähig sind, ein BEM anzubieten         gibt Betroffenen einen Überblick über dieWie das Netzwerk der Stiftung kreuz-
 hat. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber         vielfältigen Reha-Leistungen, die ihnen  nacher diakonie auch den eigenen Mitar-
 klären muss, wie die Mitarbeitenden un-         zustehen könnten. Außerdem unterstützt   beitenden hilft, zeigt der Fall von Ingrid
 terstützt werden können, wieder ihre Ar-        sie bei der Suche nach einem passenden   Jochum. Die 53-Jährige arbeitete viele
 beit aufzunehmen, mit welchen Leistun-                                                   Jahre auf der Intensivstation des Diakonie
                                                 Arbeitsplatz, wenn die aktuelle Stelle nach
 gen oder Hilfen erneuten Erkrankungen           der Erkrankung nicht wieder aufgenom-    Krankenhauses und im Eugenie Michels
 vorgebeugt werden können oder ob es             men werden kann.                         Hospiz der Stiftung kreuznacher diakonie
 sinnvoll ist, den Aufgabenbereich zu                                                     und konnte aus gesundheitlichen Grün-
 wechseln. Als BEM-Beauftragte unter-            Die Mitarbeiterin des Referats Personal- den nicht weiter im Schichtdienst arbei-
 stützt Antje Huschenbett Menschen, die          entwicklung und zertifizierte Disability ten. „Ich habe von Frau Huschenbett das
 länger Zeit erkrankt waren. Sie bietet Un-      Managerin war vor ihrer Arbeit für die Angebot erhalten, dass wir uns gemein-
 terstützung an, um nach der Erkrankung          Stiftung kreuznacher diakonie bei einer sam überlegen, wie ich künftig in welcher
 an den Arbeitsplatz zurückzukehren.             Krankenkasse tätig. Diese Erfahrungen Form weiter bei der Stiftung kreuznacher
„Wie dies im Detail geschieht, gibt der          kann sie nicht nur gut nutzen, weil sie diakonie arbeiten kann“, schildert die aus-
 Gesetzgeber nicht vor, jeder Arbeitgeber        weiß, was Krankenkassen an Informati- gebildete Krankenschwester.

4                                              offene tür 1 / 2018
                                               www.kreuznacherdiakonie.de
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
Antje Huschenbett, Ingrid Jochum und Frank
Folchert (v. l.) überlegen gemeinsam, wie der
neue Arbeitsplatz der Kollegin Jochum gestaltet
werden kann
                                                                                                Informationen über zu besetzende Stellen.
                                                                                                Oder er kann Vorgespräche führen und
                                                                                                 erkunden, ob nicht ein neuer Zuschnitt
                                                                                                 einer Stelle möglich ist. „Wichtig dabei
                                                                                                      ist, dass die Geschäftsfelder immer
                                                                                                          einbezogen werden, schließlich
                                                                                                            muss der Vorgesetzte der Neu-
                                                                                                             besetzung zustimmen.“
                                                                                                             Während Diakon Frank Folch-
                                                                                                             ert die Ohren spitzte und
                                                                                                             nach einer Stelle für die Kol-
                                                                                                           legin Jochum suchte, die zu
                                                                                                         ihren Bedürfnissen passte, hatte
                                                                                                     auch Ingrid Jochum im Rahmen des
                                                                                                BEM-Verfahrens von Antje Huschenbett
                                                                                                Aufgaben zugeteilt bekommen: So hat
                                                                                                sie nicht nur ihren Lebenslauf auf den
                                                                                                aktuellen Stand gebracht, sondern muss-
                                                                                                te auch die internen Stellenangebote, die
                                                                                                ihr Huschenbett und Folchert schickten,
                                                                                                bewerten. „Die Unterstützung, die ich
                                                                                                während der Maßnahme von den BEM-
                                                                                                Verantwortlichen erfahren haben, war
                                                                                                großartig“, erzählt sie. Und sie ist immer
                                                                                                noch begeistert, wie schnell das Verfah-
                                                                                                ren an Fahrt gewonnen hatte. „Mir wur-
„Toll fand ich, dass ganz klar war, dass mein      schenbett. Dies bekräftigt auch Diakon       de zugehört und es passierte etwas: Im
 Arbeitgeber mich halten wollte, das war           Frank Folchert der Mitarbeitervertretung.    Frühjahr vor einem Jahr habe ich dem
 ein starkes Signal.“ Beim ersten Treffen mit     „Wir sind geschäftsfeldübergreifend tätig.    BEM-Verfahren zugestimmt. Drei Mo-
 der BEM-Beauftragten Huschenbett hat              Wenn es zum Beispiel darum geht, dass        nate später hatte ich eine neue Stelle in
 Ingrid Jochum nicht nur viele nützliche           im Rahmen eines BEM-Verfahrens je-           der Tagesförderstätte. Die vertrauens-
 Hinweise bekommen, sondern auch den               mand eine neue Stelle sucht, greift unsere   volle, ruhige Art von Antje Huschenbett
Tipp, sich an die Mitarbeitervertretung            Vernetzung ausgezeichnet.“ Mit den MAV-      und die tatkräftige Unterstützung von
 (MAV) zu wenden „Die Unterstützung der            Kolleginnen und Kollegen, die in anderen     Frank Folchert haben mir in jeder Hinsicht
 MAV ist ein wichtiger Baustein für einen          Geschäftsfeldern oder an anderen Stand-      gutgetan.“ Das Netzwerk der beiden Kol-
 gelungenen BEM-Prozess“, erklärt Hu-              orten tätig sind, erhält Folchert laufend    legen hat sich bewiesen …

Manchmal sind Menschen lange krank und können nicht arbeiten.

Dann brauchen sie Hilfe.

Kollegen helfen kranken Mitarbeitenden, dass sie wieder arbeiten können.

▪▪ Hilfe bei Anträgen an die Krankenkasse.

▪▪ Hilfe, um die Arbeit leichter zu machen.

▪▪ Hilfe bei der Suche nach einer leichten Arbeit.
                                                                                                                                          5
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
titel                                          Dicht gewebt hält besser

                                                    Heike Lehmann (links) und Simone Tullius vom Sozialdienst
                                                    sind nicht wegzudenken von den Stationen des Diakonie
                                                    Krankenhauses in Bad Kreuznach. Sie unterstützen Patienten
                                                    bei ihrem Krankenhausaufenthalt

                                                    Sozialdienst im Diakonie Krankenhaus

                                                    Lotse für die Zeit
                                                    nach der Klinik
                                                    (ac) „Der Beratungsbedarf nimmt zu“, sagt Simone Tullius, die neue Leiterin
                                                    des Sozialdienstes im Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach. Die Diplom-
                                                    Pädagogin kümmert sich seit zehn Jahren darum, dass bei der Entlassung die
                                                    Voraussetzungen stimmen, damit sich die Patienten gesundheitlich weiter
                                                    stabilisieren können. Unterstützt wird sie dabei in Bad Kreuznach von Heike
                                                    Lehmann, der neuen Kollegin Angela Sievert sowie in Kirn von Anna Krätzer.

    E     in Entlassmanagement, das seit
          Oktober 2017 gesetzlich neu ge-
                                               sozialen Hilfen, sind heute wichtiger denn
                                               je. „Wir haben es mit immer älteren Pati-
                                                                                                       takt zu sozialpädagogischen Einrichtun-
                                                                                                       gen, etwa bei Suchtproblemen und psy-
regelt ist, findet an den Krankenhaus-         enten zu tun, die oft eine Reihe schwer-                chischen Auffälligkeiten, gehört ebenso
standorten in Bad Kreuznach und Kirn           wiegender Erkrankungen haben. Diese                     zum Arbeitsalltag wie der Austausch mit
seit langem statt. „Geändert hat sich nur,     Patienten leben heute öfter als früher                  Pflegestützpunkten und Sozialstationen.
dass der Patient dem bei der Aufnahme          allein oder mit Partnern, die selbst auch              „Wenn es richtig gut läuft, dann kommt
ausdrücklich zustimmen muss und wir            schon alt und gebrechlich sind“, berichtet              jemand von der Sozialstation ins Kranken-
etwas aufwendiger dokumentieren“, so           Tullius. Und die wären dann schnell über-               haus, dann wissen die Patienten, wer sich
Tullius, die mit Jahresbeginn die Leitung      fordert, wenn man ihnen die Pflege des                  nach ihrer Zeit bei uns um sie kümmern
des Sozialdienstes von Joachim Henze           Heimkommenden allein aufbürden wür-                     wird“, beschreibt Lehmann den Idealfall.
übernahm. Aber auch bisher wurden kei-         de. Aber auch die Kinder alter Patienten                Da die Patienten heute im Durchschnitt
ne Entscheidungen ohne das Einverneh-          scheiden häufig als Unterstützer aus. Sei               nur gut sieben Tage im Krankenhaus ver-
men mit dem Patienten oder seinen An-          es, weil sie weit weg wohnen, voll berufs-              bringen, bleibt den Mitarbeitern vom So-
gehörigen getroffen. „Wenn wir über SAP        tätig oder selbst schon alt sind. „Ich habe             zialdienst oft nur wenig Zeit, alles Erfor-
den Hinweis darauf bekommen, dass              letztens eine über Achtzigjährige auf der               derliche auf den Weg zu bringen.
Nachbetreuungsbedarf besteht, dann ge-         Station besucht, die voller Sorge war, weil             Ist eine stationäre Nachsorge notwendig,
hen wir auf die Station und reden mit den      sie sich wegen ihrer eigenen Erkrankung                 organisieren Tullius und Lehmann, die sich
Patienten und ihren Angehörigen, aber          nicht um ihre Mutter kümmern konnte,                    die Stationen des Kreuznacher Hauses
auch mit den Ärzten und Pflegekräften“,        die über Hundert war“, erinnert sich die                aufgeteilt haben, eine Reha oder eine
erklärt Tullius das Vorgehen. Etwa 3.600       gelernte Krankenpflegerin Heike Lehmann.                Anschlussheilbehandlung, Kurzzeitpflege
Patienten hat das kleine Team im Jahr          Je nach Lage der Dinge organisiert das                  oder die Unterbringung in einem Pflege-
2017 in Bad Kreuznach und Kirn betreut.        Team vom Sozialdienst ambulante Hil-                    heim. „Für viele unserer Patienten ist es
Fachleute wie Tullius und Lehmann, die         fen, etwa Hilfsmittel wie Rollator oder                 hart, ihre Selbstständigkeit ein Stück
die leistungsrechtliche Seite des Gesund-      Rollstuhl, Pflegebett, Haushaltshilfe oder              weit abzugeben und die Vertrautheit ih-
heits- und Pflegesystems ebenso gut            Essen auf Rädern. Pflegegeld beantragen                 rer eigenen Wohnung – und sei es auch
kennen wie die regionalen Angebote an          und Betreuungsfragen klären, der Kon-                   nur auf Zeit – zu verlieren.

6                                            offene tür 1 / 2018
                                             www.kreuznacherdiakonie.de
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
Da sind Verständnis und Aufklärung ge-      wissen, von 8 bis 14 Uhr treffen sie uns    Ansprechpartnerinnen Sozialdienst
fragt“, sagt Tullius. Die können sie und    auf den Stationen oder bei uns im Büro
ihre Kollegin Lehmann nicht zuletzt des-    im dritten Stock an.“ Für viele, die den    Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach
halb leisten, weil die Patienten und ihre   Krankenhausaufenthalt als verunsichernd     ▪▪ Simone Tullius, Tel. 0671 / 605-2344,
Angehörigen den Sozialdienst als verläss-   und unstet erleben, ein wichtiger Anker-       simone.tullius@kreuznacherdiakonie.de
lichen und kontinuierlichen Ansprech-       punkt, der zudem Perspektiven schafft für   ▪▪ Heike Lehmann, Tel. 0671 / 605-2345,
partner auf den Stationen erleben. „Die     die Zeit danach.                               lehmanhe@kreuznacherdiakonie.de
                                                                                        ▪▪ Angela Sievert, Tel. 0671 / 605-2344
                                                                                           sieveran@kreuznacherdiakonie.de

                                                                                        Diakonie Krankenhaus Kirn
                                                                                        ▪▪ Anna Krätzer, Tel. 06752 / 133-592,
                                                                                           kraetzan@kreuznacherdiakonie.de

                                                                                        Fliedner Krankenhaus Neunkirchen
                                                                                        ▪▪ Carmen Stauter, Tel. 06821 / 901-336,
                                                                                           stauteca@kreuznacherdiakonie.de

                                                                                        Evangelisches Stadtkrankenhaus Saarbrücken
                                                                                        ▪▪ Sylvia Krause, Tel. 0681 / 3886-681,
                                                                                           krausesy@kreuznacherdiakonie.de

                                                                                        Diakonie Krankenhaus Neunkirchen
                                                                                        ▪▪ Gabriele Umlauf-Will, Tel. 06821 / 18-2041,
                                                                                           gabriele.umlauf@kreuznacherdiakonie.de
                                                                                        ▪▪ Melanie Süs-Passauer, Tel. 06821 / 18-2040,
                                                                                           suespame@kreuznacherdiakonie.de
                                                                                        ▪▪ Marie-Luise Huckert, Tel. 06821 / 18-2042,
                                                                                           huckerma@kreuznacherdiakonie.de

                                                                                        Hunsrück Klinik Simmern
                                                                                        ▪▪ Ingeborg Georg, Tel. 06761 / 81-1386,
                                                                                           georgin@kreuznacherdiakonie.de
                                                                                        ▪▪ Jenny Zschiesche, Tel. 06761 / 81-1346,
                                                                                           zschieje@kreuznacherdiakonie.de

Wenn jemand aus dem Krankenhaus kommt,

braucht er oft noch etwas Hilfe.

Zum Beispiel einen Rollstuhl oder jemanden,

der ihm bei der Hausarbeit hilft oder das Essen bringt.

Um solche Sachen kümmern sich die Mitarbeiterinnen vom Sozialdienst.

                                                                                                                                      7
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
titel                                            Dicht gewebt hält besser

Mutter-Kind-Gruppe besucht regelmäßig das Haus Bergfrieden

    Kinder zaubern Lächeln in die
    Gesichter der Senioren
(su) Mehrere Generationen begegnen sich seit wenigen Monaten regelmäßig im Haus Bergfrieden.
Beeindruckend ist dabei, dass sich alle Beteiligten – Senioren, Mitarbeitende, junge Mütter und ihre Kinder –
schnell an diese Besuche gewöhnt haben und sie nicht mehr missen möchten. Das Angebot soll auch auf die
zweite Mutter-Kind-Gruppe der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe erweitert werden. Von dort haben zwei
Mamas Interesse bekundet.

    D     ie Kinder kommen.“ Altenpfleger
          Edward Veit vom Begleitenden
                                                 drei bis hin zu maximal sechs Müttern
                                                 ein – begleitet von einer munteren Kin-
                                                                                             „Welchen Kuchen möchtest du denn
                                                                                              haben?“, erkundigt sich Hannah gleich
Dienst braucht nicht mehr als diese drei         derschar im Alter zwischen drei Wochen       darauf bei Bewohnerin Waltraud Nagel.
Worte, um ein Strahlen in die Augen der          und sieben Jahren. Die Mamas bringen        Zur Beantwortung der Gegenfrage „Wel-
Bewohnerinnen und Bewohner des Hau-              frisch gebackene Kuchen mit und die          che Kuchen hast du denn?“ springt die
ses Bergfrieden in Kirn zu zaubern. Dabei        Kinder flitzen um die noch leeren Tische     Mama ein. Die hält kurz darauf die Luft
überrascht es ihn selbst, dass alle Betei-       der Caféteria herum. Hannah und ihr          an, weil sich der kleine Wirbelwind mit
ligten ganz genau wissen, wer damit ge-          Zwillingsbruder Yannis haben immer           einer leeren Kaffeetasse in den Händen
meint ist. Schließlich hat es sich erst seit     noch daran zu knabbern, dass sie nicht       sehr schwungvoll umdreht und sie um die
November vergangenen Jahres zur Ge-              wie ihr großer Bruder Leon mit „nach un-    Tasse fürchtet. „Nix passiert“, versichert
wohnheit entwickelt, dass die Mutter-            ten“ gehen dürfen, um die Senioren nach      Hannah fröhlich über die Schulter.
Kind-Gruppe aus dem Nachbarhaus, ein             oben in die Caféteria abzuholen, aber        Keiner der Erwachsenen nimmt Anstoß an
Angebot der Kinder-, Jugend- und Fami-           Daniela Schröder, Leiterin der Mutter-       Lärm, Kindergeschrei und dem sonst im
lienhilfe der Stiftung kreuznacher diako-        Kind-Gruppe, erklärt noch einmal gedul-      Haus unüblichen Toben. Im Gegenteil.
nie, alle zwei Wochen den Senioren ei-           dig, dass sie dafür eben auch sieben Jah-    Während sich die Bewohner des Hauses
nen Besuch abstatten. Gegen 14 Uhr               re alt werden müssen. Das fühlt sich für     erkundigen, wie es den Kindern geht, die
trifft die kleine Gruppe von mindestens          die Fünfjährige noch viel zu lange an.       sie mit ihren Namen ansprechen,

8                                              offene tür 1 / 2018
                                               www.kreuznacherdiakonie.de
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
Wenn die Mutter-Kind-Gruppe aus der Nachbarschaft
                                   ins Haus Bergfrieden kommt, geht es hier sehr lebhaft zu.
                                   Senioren und Kinder haben aber sichtlich Freude aneinander
                                   und genießen die gemeinsame Zeit

und neugierige Blicke auf das jüngste          Schule ihren Abschluss nachholen, die            Erfahrungen zu sammeln. Zwei von ihnen
Baby in der Runde werfen, erinnert Leon        anderen arbeiten gehen und nur wenige            sind fest entschlossen, diesen Beruf zu
seine Mutter daran, dass er noch ein Bild      auch tagsüber zuhause sind, freuten sie          ergreifen, und das Team des Hauses Berg-
für eine Seniorin hat, die nur zeitweise im    sich auf diese neue Aufgabe. Also backen         frieden würde sich natürlich freuen, wenn
Haus zu Gast ist, das er ihr unbedingt das     sie vor dem Besuch gemeinsam mehrere             sie diese jungen Menschen im Rahmen
nächste Mal mitbringen möchte.                 Kuchen, bedienen und unterhalten die             der Ausbildung und auch danach in ihren
Der Vorschlag der Leiterin des Hauses          Besucher der Caféteria. Das sind an den          Reihen begrüßen könnten.
Bergfrieden, Martina Christoffel, die Be-     „Kindertagen“ definitiv mehr als sonst.
suche der Mutter-Kind-Gruppe regelmä-          Die Mamas sind aber auch aus einem an-
ßig stattfinden zu lassen, war bei Daniela     deren Grund gern im Haus Bergfrieden:
Schröder gleich auf offene Ohren gesto-        Einige von ihnen möchten Altenpflege
ßen. Sie schilderte den Müttern das Pro-       lernen und nutzen die Kaffeenachmittage,
jekt und obwohl die einen derzeit in der       um sich genauer zu informieren und erste

Im Altersheim Haus Bergfrieden wohnen alte Menschen.

Im Nachbarhaus wohnen Mamas mit ihren kleinen Kindern.

Die Mamas besuchen die alten Menschen zusammen mit den Kindern.

Dann freuen sich alle.

Sie spielen zusammen.

Sie gehen spazieren.

                                                                                                                                        9
Dicht gewebt hält besser - Netzwerke in der und um die Stiftung kreuznacher diakonie. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 bis 13 - Stiftung ...
titel                                                  Dicht gewebt hält besser

     Starkes Netzwerk im Kreis Birkenfeld
     Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie fördert das Projekt aus Mitteln des
     Europäischen Sozialfonds zur Hälfte, das Land Rheinland-Pfalz übernimmt 20 Prozent und der Land-
     kreis Birkenfeld 30 Prozent der Kosten. Zum Netzwerk, auf das sich der Jugendscout verlassen kann,
     gehören proFamilia, die Wohnungslosenhilfe, Suchtberatungsstellen, das Jugendamt, die Jobcenter,
 Schuldnerberatungsstellen, das Frauenhaus in Idar-Oberstein und vieles mehr.

 Jugendscout im Landkreis Birkenfeld

 Viele Partner ziehen an einem Strang
 (sh) Ein Netzwerker par excellence ist Bernd Glaeser, Jugendscout im Kreis Birkenfeld. Der Sozialpädagoge und
 Sportlehrer ist seit dem 1. September 2017 in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie
 angestellt. Als Ansprechpartner für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 25 Jahren beginnt seine Arbeit
 dort, wo die des Jobfuxes aufhört. Ein Jobfux begleitet Schülerinnen und Schüler beim Übergang von der Schule in den
 Beruf. Trotz aller Fortschritte, die die Schulen gemacht haben, um die Schüler zu einem erfolgreichen Schulabschluss zu
 begleiten, bleiben immer noch viele Jugendliche im weiteren Verlauf auf der Strecke.

      N    icht selten sind es Förderschüler,
           die Schwierigkeiten haben, ein
                                                         die Biographie ab, erkundigt sich nach der
                                                         häuslichen Situation, nach momentanen
                                                                                                           Erst wenn Probleme beseitigt sind und
                                                                                                           das Selbstbewusstsein gestärkt ist, kön-
  Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden.                  Problemlagen sowie nach Schulabschluss            nen sie sich mit den praktischen Dingen
 „Grundsätzlich sind die Probleme aber                   und Arbeits- oder Praktikumserfahrungen.          rund um das Schreiben eines Lebenslaufs
  mannigfaltig“, sagt Glaeser, der zwei Vor-            „Häufig sind es Schulden, mangelnde Ein-           oder einer Bewerbung bis hin zum Trai-
  mittage in der Woche im Jobcenter ver-                 sicht, Motivationslosigkeit und auch häus-        ning eines Bewerbungsgesprächs be-
  bringt, dienstags in Birkenfeld und mitt-              liche Gewalt, die den jungen Leute Hinder-        schäftigen. „Ich fahre gelegentlich auch
  wochs in Idar-Oberstein. Hier berät er                 nisse in den Weg legen“, bedauert Glaeser.        mit zu einem Vorstellungsgespräch und
 Jugendliche, die sich häufig in sozial                  Er gibt seinen Klientinnen und Klienten in        schaue zum Beispiel, dass die jungen Leu-
  schwierigen Umständen befinden. „Bevor                 der Regel Hausaufgaben mit, an denen sie          te angemessen gekleidet und pünktlich
  die jungen Leute eine Ausbildung begin-                eine Weile zu knabbern haben. Sie sollen          sind.“ Dinge also, um die sich im günsti-
  nen oder eine Arbeit aufnehmen können,                                                                   gen Fall Eltern kümmern, auf die sich viele
  muss diese durch individuelle Probleme                ▪▪   über sich selbst nachdenken,                  der Klienten aber nicht verlassen können.
  verursachte soziale Schieflage beseitigt              ▪▪   sich selbst besser kennen lernen,             Zurzeit begleitet Glaeser beispielsweise ei-
  werden“, sagt Glaeser. Und hier setzt der             ▪▪   ihre Stärken herausarbeiten und               nen jungen Mann, der sich mit dem Ab-
  Pädagoge an. Im Erstgespräch klopft er                ▪▪   Zukunftsperspektiven entwickeln.              schluss der

10                                                    offene tür 1 / 2018
                                                      www.kreuznacherdiakonie.de
Mit viel Freude im Dienst für die Jugendlichen:
Jobscout Bernd Glaeser

Fachhochschulreife bei der Zukunftspla-   Wohnungslosenhilfe oder andere Einrich-       Konzept des Case Managements und vor
nung eigentlich nicht schwer tun sollte. Er
                                          tungen zum Jugendscout. Sie können die        allem mit viel Spaß an der Arbeit mit Ju-
ist allerdings zu Hause „rausgeflogen“ undHilfe so lange in Anspruch nehmen, wie        gendlichen kann der routinierte Pädagoge
kam vorübergehend bei einem Freund un-    sie es selbst wünschen und für notwendig      schon einige Erfolge vorweisen. So ver-
ter. Glaeser stellte den Kontakt zur Woh- halten, längstens jedoch bis zum Projekt-     mittelte er junge Leute an die Schuldner-
nungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher  ende. Bis maximal fünfzig Klienten kann       beratung, konnte in den vergangenen Mo-
diakonie in Idar-Oberstein her, die im    er betreuen, die meisten von ihnen sucht      naten vier Jugendliche in Arbeit und einen
Notfall unterstützt. Nun hilft er bei der er zu Hause auf. „Ich bleibe mit den jun-     in eine Ausbildung vermitteln sowie einige
Wohnungssuche, bei Gängen zum Amt         gen Leuten kontinuierlich im Kontakt, das     vor drohender Wohnungslosigkeit bewah-
oder beim Ausfüllen von Anträgen. „Es ist geht meistens übers Handy per Whats-          ren. Obwohl seine Stelle bis zum 30. Juni
schwierig, aus Koffern zu leben, wenn man App.“ Das Gefühl, einen zuverlässigen An-     2018 befristet ist und er sich aufgrund der
sich um Arbeit oder Ausbildung kümmern    sprechpartner zu haben, ist sehr wichtig.     Projektfinanzierung lediglich auf Jahres-
soll“, so Glaeser, der alle Fühler ausstreckt,
                                          Wenn sie sich allein gelassen fühlen, kann    verträge verlassen kann, macht ihm das
um die Hemmnisse, die die Jugendlichen    es passieren, dass sie schnell alles wieder   Netzwerken für die Jugendlichen „einen
mitbringen, zu beseitigen. „Deshalb brau- hinschmeißen. „Manchmal ist auch eine         Riesenspaß“, sodass er selbst die tägliche
che ich hier im Kreis ein starkes Netzwerk.“
                                          klare Ansage nötig. Da kommen mir der         Anfahrt von seinem Wohnort in Saarburg
                                          altersmäßige Abstand und die Lebenser-        nach Idar-Oberstein in Kauf nimmt.
Auf Augenhöhe                             fahrung, auch mit meinen eigenen Kin-
und mit klaren Ansagen                    dern, entgegen“, sagt der 47-Jährige.
Die jungen Leute kommen auf Vermitt- Mit dem pädagogischen Prinzip
lung des Jobcenters, aber auch durch der ressourcenorientierten
Eigeninitiative, durch das Jugendamt, die Arbeit, der Orientierung am

Bernd Glaeser ist Jugendscout in Idar-Oberstein.
Er macht Beratungen für junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren.
Er hilft, wenn die jungen Leute Schwierigkeiten haben.
Zum Beispiel:
▪▪ Wenn sie keine eigene Wohnung haben.
▪▪ Wenn die Eltern sie nicht unterstützen.
▪▪ Wenn die Eltern gewalttätig sind.
▪▪ Wenn sie Probleme mit Alkohol oder anderen Drogen haben.
Er arbeitet mit vielen anderen Einrichtungen und Menschen zusammen.
Alle wollen helfen, dass es den jungen Leuten besser geht.
Erst dann haben die jungen Leute die Möglichkeit, eine Arbeit zu finden.
Eine Arbeit zu haben ist sehr wichtig, damit das Leben gelingt.

                                                                                                                                  11
titel                                           Dicht gewebt hält besser

     Von der Bethesda Schule zum festen Arbeitsplatz

 Lorena Lang hat ihren
 Traumjob gefunden
 (hs) Im Laden links, hinter der Theke, zwischen Kunsthandwerk, fair gehandelter Schokolade
 und handgemachten Schals: Da steht Lorena Lang und bedient die Kundschaft. „Das macht
 mir wirklich viel Spaß, ich arbeite gerne hier.“ Die 21-jährige Verkäuferin aus Rheinböllen ist fest
 angestellt im „Weltladen“, der in einem der Bad Kreuznacher Wahrzeichen
 untergebracht ist, den Brückenhäusern.

                                                                                    Die 21-Jährige aus Rheinböllen hat einen Außenarbeitsplatz im
                                                                                   „job | inklusivo“-Programm der Werkstätten der Stiftung kreuznacher
                                                                                    diakonie

      L   orena Lang ist seit ihrer Kindheit
          durch eine halbseitige Lähmung
                                                 Übergang von der Werkstatt für behin-
                                                 derte Menschen auf den allgemeinen
                                                                                                  Weltladen an. Seit November 2017 bin ich
                                                                                                  dort fest angestellt.“ In der Fachsprache
 beeinträchtigt und besuchte die Bethes-         Arbeitsmarkt zu schaffen (siehe Info-            heißt dies „Außenarbeitsplatz“.
 da Schule der Stiftung kreuznacher dia-         Kasten).                                         Während ihrer beruflichen Bildung hat die
 konie. Doch was macht man nach dem                                                               21-Jährige regelmäßig Fortbildungen be-
 Schulabschluss? „Da kamen wir ins Spiel“,        Verschiedene Praktika absolviert                sucht und kennt sich nun auch mit den
 sagt Volker Krebs. Er ist Fachmann für          „Lorena Lang hat bei uns das Programm            gängigen Computerprogrammen aus. Das
 berufliche Inklusion, gehört zum Team            zur beruflichen Bildung absolviert, das         hilft ihr natürlich bei ihrer Tätigkeit im
 von „job | inklusivo“ und besucht Lorena         insgesamt 27 Monate dauert. Dabei               Weltladen. „Der Verkauf liegt ihr, der Um-
 Lang regelmäßig an ihrem Arbeitsplatz.           schaut man, wo die Stärken liegen und           gang mit Menschen ist ihre große Stärke“,
 Das Team in den Werkstätten der Stif-            wie man sie fördern kann“, erläutert Volker     sagt Andrea Manz. Die ehemalige Kultur-
 tung kreuznacher diakonie kümmert sich           Krebs. Das bedeutete für Lorena Lang: „Ich      dezernentin der Stadt Bad Kreuznach ge-
 ausschließlich um die Förderung und Be-          habe verschiedene Praktika gemacht, un-         hört zum Vorstand des Vereins „Aktion
 gleitung von Beschäftigten auf ausgela-          ter anderem auch in der Geschenke Ecke.         3. Welt e. V.", der den Weltladen betreibt.
 gerten Arbeitsplätzen. Ziel ist es, den          Im Mai 2017 stand dann das Praktikum im        „Wir haben 20 ehrenamtlich Aktive,

12                                             offene tür 1 / 2018
                                               www.kreuznacherdiakonie.de
Volker Krebs (mitte) betreut Lorena Lang als
                                  Fachmann für berufliche Inklusion. Andrea
                                Manz (rechts) führt den Weltladen in einem der
                                                                  Brückenhäuser

                            aber ohne die beiden fest angestellten Mitar- nach der Schule in die berufliche Bildung einstei-
                              beitenden kämen wir im Laden nicht aus“, be- gen und hat mittlerweile den Übergang auf den
                                richtet Andrea Manz. „Bislang war die Stelle allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft. Das Team
                                   als Freiwilliges Ökologisches Jahr ausge- von „job | inklusivo“ erweitert das Netzwerk nach
                                   schrieben und besetzt, aber da hatten außen und knüpft Kontakte zu zahlreichen Unter-
                                    wir immer wieder erhebliche Vakanzen. nehmen und Institutionen in der Region. Dieses
                                     Lorena Lang hat da viel Ruhe reinge- Prinzip funktioniert aber auch umgekehrt, sagt
                                     bracht, und sie ist eine absolute Berei- der Fachmann für berufliche Inklusion: „Wenn
                                     cherung des Teams. ,FairTrade‘ bedeu- jemand mitten im Erwerbsleben steht und etwa
                                     tet auch soziales Handeln. Das wollen durch einen Unfall eine Behinderung erwirbt, kön-
                                    wir hier vor Ort deutlich machen.“        nen wir ebenso helfen und eine Rückkehr auf den
                                                                              Arbeitsmarkt erleichtern.“ Die tägliche Fahrt mit
                                   Auf Netzwerk verlassen                     dem Bus von Rheinböllen im Hunsrück bis nach
                                 Die junge Frau aus Rheinböllen konnte Bad Kreuznach ist manchmal beschwerlich, aber
                               sich seit ihrer Kindheit, beginnend mit dem das sei es absolut wert, so Lorena Lang: „Ich mag
                             Besuch der Bethesda Schule, auf ein funk- einfach alles an meiner Arbeit.“
                         tionierendes Netzwerk innerhalb der Stiftung
                      kreuznacher diakonie verlassen. „Wir sind schon
                         stolz drauf, dass die Kooperation mit den unter-
                           schiedlichen Einrichtungen unter einem Dach
                           so gut funktioniert“, blickt Volker Krebs auf Lo-      Info-Kasten job | inklusivo:
                           rena Langs Biografie zurück. Nahtlos konnte sie        Rund 95 Menschen nehmen aktuell die
                                                                                  Dienstleistungen von „job | inklusivo“ in
                                                                                  Anspruch: 19 Personen haben einen „aus-
                                                                                  gelagerten Qualifizierungsplatz in der
Lorena Lang arbeitet im Weltladen.                                                beruflichen Bildung", und 76 Personen einen
                                                                                  Außenarbeitsplatz. Die Außenarbeitsplätze
Dort kann man viele Sachen aus aller Welt kaufen.                                 befinden sich in Bäckereien, Seniorenheimen,
                                                                                  Einkaufsmärkten, Gartenbaubetrieben und
Lorena Lang hat eine Behinderung.                                                 sogar IT-Unternehmen. Unter den Leistungs-
                                                                                  nehmern sind auch Menschen mit erwor-
Sie war auf der Bethesda Schule.                                                  benen Behinderungen, die ihre Fähigkeiten
                                                                                  aus Berufsausbildung oder Studium wieder
Dann hat sie ausprobiert, welche Arbeit ihr gefällt.                              einsetzen können. Das Angebot der Werkstät-
                                                                                  ten der Stiftung kreuznacher diakonie kommt
Am besten gefällt ihr das Verkaufen im Weltladen.                                 gut an: „job | inklusivo“ erfreut sich
                                                                                  wachsender Beliebtheit.
Sie freut sich über ihre feste Arbeit.

                                                                                                                                 13
magazin

                                                                                            Carsten Bachert (rechts) ist der neue Leiter des Pfarrer
                                                                                            Kurt-Velten-Altenpflegeheimes in Sohren. Er wird in
                                                                                            seinen ersten Arbeitswochen eng durch Manuel Götz,
                                                                                            Silvia Bunz (Heimsekretariat) und Silke Hamann (Senior
                                                                                            Aktiv) begleitet

                                                                                            kreuznacher diakonie und genießt nun
                                                                                            den wesentlich kürzeren Weg zur Arbeit.
                                                                                            Der 45-Jährige wohnt nämlich mit sei-
 Neue Leitung in Sohren                                                                     ner Lebensgefährtin und dem dreijäh-
                                                                                            rigen Sohn in Bullay an der Mosel und
     Carsten Bachert leitet das Pfarrer                                                     war bisher in Mayen tätig. In den ersten
                                                                                            Arbeitswochen steht ihm Manuel Götz
     Kurt-Velten-Altenpflegeheim                                                            noch zur Seite. Der wechselt dann zurück
                                                                                            in sein eigentliches Aufgabenfeld, das
 (su) Carsten Bachert ist der neue Leiter       Arbeit zu absolvieren. Studienbegleitend Qualitätsmanagement in der Seniorenhil-
 des Pfarrer Kurt-Velten-Altenpflegehei-        arbeitete er für einen Pflegedienst in Ben- fe. Dass sie sich auf das Mitarbeiterteam
 mes in Sohren. Er tritt die Nachfolge von      dorf. Auch eine Stelle im Gruppendienst im Pfarrer Kurt-Velten-Altenpflegeheim
 Manuel Götz an, der seit April vergange-       in einer Wohngruppe mit acht schwerst- gut verlassen können, betonen die beiden
 nen Jahres kommissarisch die Leitung der       mehrfachbehinderten Menschen erlebte unisono. Sowohl dem kommissarischen
 Einrichtung übernommen hatte. Als Zi-          er als Bereicherung. „Das waren wertvolle als auch dem neuen Leiter haben die Mit-
 vildienstleistender und Altenpflegehelfer      Erfahrungen, die mir noch einmal ganz arbeitenden einen offenen und freundli-
 war Carsten Bachert zunächst in Köln in        andere Einblicke ermöglicht haben.“         chen Empfang bereitet und beide konn-
 einer gerontopsychiatrischen Einrichtung                                                   ten spüren, wie sehr ihnen das Haus am
 tätig. Anschließend arbeitete er in einem      Wechsel zur                                 Herzen liegt. Carsten Bachert hat sich für
 Koblenzer Altenpflegeheim für blinde           Stiftung kreuznacher diakonie               die nächsten Wochen vorgenommen, viel
 Menschen, bevor er die Ausbildung zur          Von der stellvertretenden Leitung eines Netzwerkarbeit zu leisten und sich überall
 Altenpflegefachkraft begann. Dann ent-         126-Betten-Hauses eines anderen Trägers in der Gemeinde vorzustellen.
 schloss sich Carsten Bachert, noch ein         wechselte der gebürtige Koblenzer zum
 dreieinhalbjähriges Studium der Sozialen       Geschäftsfeld Seniorenhilfe der Stiftung

 Den Menschen mit der eigenen Erfahrung helfen
 (hs) Manfred Welschbillig ist ausgebil-        macht. „Genesungsbegleiter kümmern          Das Selbstwertgefühl stärken
  deter Genesungsbegleiter in den Werk-         sich um Beschäftigte, die mit ihren Pro-   „Man hört viele Geschichten, bei welchen
  stätten der Stiftung kreuznacher diakonie     blemen zu mir kommen können“, erklärt       man gerne helfen würde“, sagt der Bad
  und trat sein Amt vor wenigen Monaten         der 58-Jährige.                             Kreuznacher. „Es sind oft die kleinen Din-
  an. Damit ist er bundesweit scheinbar der     Ein ganz typischer Fall für Manfred         ge, die helfen.“ Der Genesungsbegleiter
  erste und bisher einzige Genesungsbe-         Welschbillig sieht so aus: Ein Beschäf-     hat seine Ausbildung im Rahmen des „EX-
  gleiter in einer Werkstatt für Menschen       tigter zeigt psychotische Symptome. In      IN“-Projekts in Siegburg absolviert. Dabei
  mit Behinderung.                              Gesprächen mit Angehörigen, seinem          handelt es sich um ein Pilotprojekt der
 „Ich habe selbst seit 25 Jahren eine psy-      Facharzt und den Fachkräften der Werk-      Europäischen Union zur Weiterbildung
  chische Erkrankung und bin langjähriger       statt lehnt er die medizinische Behand-     Psychiatrie-erfahrener Menschen. Grund-
  Beschäftigter bei den Werkstätten der         lung kategorisch ab. Erst der intensive     lage der Weiterbildung sind vor allem die
 Stiftung kreuznacher diakonie. Ich weiß        Austausch mit Manfred Welschbillig und      Erfahrungen der Teilnehmenden. Auch
  sehr genau, wovon ich spreche.“ Es ist        dessen Unterstützung überzeugt den          Manfred Welschbillig hat dazu beigetra-
  diese Erfahrung, die Manfred Welschbillig     Betroffenen, sich freiwillig in eine Be-    gen: „Ich habe bereits viele negative Er-
  zu einem gefragten Genesungsbegleiter         handlung zu geben.                          fahrungen gemacht.“,

14                                            offene tür 1 / 2018
                                              www.kreuznacherdiakonie.de
magazin

                                                                                                      Patienten mit Demenzerkrankung benötigen eine
                                                                                                      intensive Betrueung

                                                                                                      geleistungen, übergeordnete Trägerver-
                                                                                                      bände, das Fliedner Krankenhaus Neun-
                                                                                                      kirchen und ein weiteres saarländisches
                                                                                                      Akutkrankenhaus. Der Spitzenverband
                                                                                                      der Krankenversicherungen GKV unter-
                                                                                                      stützt das Vorhaben finanziell.

                                                                                                      Konzepte der Tagesstrukturierung
                                                                                                      Seit Anfang 2018 sind nun täglich zwei
SEBKam - Sektorenübergreifender Einsatz von Betreuungskräften                                         zusätzliche Betreuungskräfte im Kran-
                                                                                                      kenhaus, die sich morgens und mittags
Pilotprojekt in der Pflege für                                                                        jeweils vier Stunden intensiv um die Pa-
                                                                                                      tienten kümmern. Die zusätzlichen Helfer
demenzkranke Patienten                                                                                arbeiten mit Konzepten der Tagestruk-
                                                                                                      turierung zur häuslichen Betreuung von
(pa) Demenzpatienten benötigen eine          brücken e. V. ins Leben gerufene Projekt                 Demenzerkrankten.
sehr aufwendige Pflege durch ausge-          SEBKam (Sektorenübergreifender Einsatz                   Zugleich wird die Schnittstelle zwischen
bildetes Personal, viel Aufmerksamkeit       von Betreuungskräften an der Schnitt-                    ambulanter und stationärer Pflege erwei-
und Zuwendung. Ein Pilotprojekt, das         stelle von Krankenhaus und ambulanter                    tert: Einem stationär aufgenommenen
unter anderem im Fliedner Krankenhaus        Versorgung) möchte die Patientensicher-                  Patienten, der bereits ambulant betreut
erprobt wird, möchte demente Patienten       heit und die Lebensqualität Demenzkran-                  wird, wird künftig die gewohnte Betreu-
unterstützen.                                ker während ihres Krankenhausaufent-                     ungskraft zur Seite gestellt. Für Patienten,
An Demenz erkrankte Patienten wech-          haltes steigern. Langfristig sollen so die               die noch nicht zuhause versorgt werden,
seln häufig zwischen ambulanter und          typischen Komplikationen bei Patienten                   findet eine ausführliche Übergabe zwi-
stationärer Versorgung: Menschen und         mit Demenz wie Stürze, Bildung eines                     schen der stationären und der ambulan-
Umgebung ändern sich dabei immer             Delirs, vermehrte stationäre Aufnahmen                   ten Pflege statt. So werden die Betreu-
wieder und die Verwirrung und Verun-         wie auch Einweisungen in ein Pflegeheim                  ungsangebote, die dem Patienten beim
sicherung der Demenzkranken verstärkt        reduziert werden.                                        stationären Aufenthalt zugutekamen, im
sich dadurch. Das vom Institut für Sozi-     Projektteilnehmer für die nächsten zwei                  ambulanten Bereich fortgeführt.
alforschung und Sozialwirtschaft Saar-       Jahre sind Anbieter von ambulanten Pfle-

Das Selbstwertgefühl zu steigern, positiv    terstützung erfahren, über die er sehr
zu arbeiten – das seien wichtige Aspekte.    dankbar ist: „Die Stiftung kreuznacher
Den typischen „Kunden“ für den Gene-         diakonie hat mich auf dem Weg zum Ge-
sungsbegleiter gibt es nicht, sagt er: „Ob   nesungsbegleiter immer unterstützt. Von
eine psychische Erkrankung, geistige Be-     der ersten Idee bis zur Umsetzung. Das ist
einträchtigung, körperliche Behinderung      eine tolle Sache.“
oder von allem etwas vorliegt, macht für
mich keinen Unterschied.“ Die bisherigen
positiven Rückmeldungen bestärken ihn
                                                  Manfred Welschbillig ist wahrscheinlich der erste
in seiner Arbeit.                                   und bisher einzige Genesungsbegleiter in einer
Aber auch Manfred Welschbillig hat Un-                  Werkstatt für Menschen mit Behinderung

                                                                                                                                                      15
magazin

 Pfarrer Christian Schucht als Vorstand eingeführt

     Definieren, was Diakonie heute bedeutet
 (kr) Pfarrer Christian Schucht wurde                hannes Kirchengemeinde Bad Kreuznach.
 unter großer regionaler und überregiona-            Seit über zehn Jahren ist der 48-Jährige
 ler Beteiligung am 17. Februar mit einem            mit der Stiftung kreuznacher diakonie
 Gottesdienst in der Diakonie Kirche offi-           verbunden. Von 2007 bis 2015 war er      nie in den folgenden Jahren nachhaltig
 ziell von Christoph Pistorius, Vizepräses           als Krankenhausseelsorger der Diakonie   und zukunftsfähig aufzustellen: „Unsere
 der Evangelischen Kirche im Rheinland,              Krankenhäuser in Bad Kreuznach und       wirtschaftlichen Überlegungen gesche-
 in das Amt des Theologen im Vorstand                Kirn tätig und hatte seit Anfang 2012 dashen in Einklang mit unseren diakonischen
 der Stiftung kreuznacher diakonie ein-              Amt des Stellvertretenden Theologischen  Werten. Zugleich müssen wir aber für uns
 geführt. Bereits im Januar 2016 hatte               Vorstands der Stiftung kreuznacher dia-  definieren, was Diakonie in heutigen Zei-
 Schucht das Amt kommissarisch über-                 konie inne. Neben seinen seelsorgerlichenten konkret bedeutet.“ Gerade bei Verän-
 nommen und wurde zum Oktober 2017                   Tätigkeiten kümmerte sich Schucht als    derungsprozessen mache die Kultur den
 vom Kuratorium bestätigt. Der gebürtige             Referent für Medizinethik um ethische    Unterschied. „Wir hinterfragen unsere
 Wittener studierte an den Universitä-               Fragen in unterschiedlichen Bereichen.   Werte und Haltungen.“ Schucht sieht es
 ten in Wuppertal, Münster und Bochum                                                         als seine Aufgabe als theologischer Vor-
 Theologie und lebt seit 16 Jahren mit               Das theologische Amt als Dienst          stand, die Geschichte der Stiftung kreuz-
 seiner Familie in Bad Kreuznach. In den             wahrnehmen                               nacher diakonie weiterzuschreiben und
 Jahren 2002 bis 2007 war er einer der               Als besondere Hausforderung betrachtet die diakonische Kultur stetig zu entwi-
 Pfarrer der damaligen Evangelischen Jo-             Schucht, die Stiftung kreuznacher diako- ckeln.

 Inklusives Hallenturnier

„Heperonies“ treten gegen „gestiefelten Muskelkater“ an
                                                      da geht es hoch her. Die „Heperonies“ tre- alles funktioniert“, berichtet Pascal Den-
                                                      ten gerade gegen die „gestiefelten Mus- zer. Wichtig ist den künftigen Fachkräften
                                                      kelkater“ an.                              der Heilerziehungspflege, dass jeder seine
                                                                                                 Stärken ausspielen kann – unabhängig
                                                      Enge Zusammenarbeit zwischen               von der Beeinträchtigung.
                                                      Berufsschule und den Werkstätten           Das Turnier findet bereits zum fünften
                                                     „Wir veranstalten jährlich ein Inklusions- Mal statt und ist somit fast Tradition. Die
                                                      turnier, daher der Name Inki“, erklären jungen Frauen und Männer der verschie-
                                                      Finn Herrmann und Pascal Denzer vom denen Klassen der Heilerziehungspflege
                                                      Organisationsteam. Die Fachschülerinnen sind hochmotiviert bei der Sache. Wäh-
                                                      und Fachschüler aus vier Klassen bilden rend ihrer Ausbildung haben sie oft die
 Während die Teams auf dem Spielfeld um Punkte
 rennen und werfen, werden sie von den einzelnen      gemeinsam mit rund 20 Beschäftigten Gelegenheit, sich mit eigenen Ideen in der
 Fanclubs kräftig angefeuert                          der Werkstätten der Stiftung kreuznacher Praxis zu beweisen und Erfahrungen zu
                                                      diakonie gemischte Teams und treten in sammeln. Während auf dem Spielfeld um
 (hs) Lautes Gejohle und Anfeuerungsru-               mehreren Wettbewerben gegeneinan- Punkte gerungen wird, halten die zahlrei-
 fe dringen aus der Theodor Fliedner-Halle:           der an. „Heute spielen wir Rollifußball, chen Helferinnen und Helfer Speisen und
 Die angehenden Heilerziehungspflegerin-              Affenbrennball, Bowlingball und Luft- Getränke zur Stärkung bereit. „Die Organi-
 nen und -pfleger an der Fachschule ver-              ballon-Volley. Wir haben die Sportarten sation steht“, freuen sich die Schülerinnen
 anstalten das jährliche „Inki-Turnier“, und          vorher gemeinsam ausprobiert, ob das und Schüler.

16                                                 offene tür 1 / 2018
                                                   www.kreuznacherdiakonie.de
magazin

Nacht der Ausbildung
Stiftung kreuznacher diakonie mit dabei
Bei der diesjährigen Nacht der Ausbildung am 4. Mai 2018 ist die Stiftung kreuznacher diakonie zum ersten Mal mit dabei.
In der Zeit von 16 bis 22 Uhr stellen wir unsere Ausbildungsberufe im sozialen, pädagogischen und pflegerischen Bereich vor.
Zudem bieten wir Ausbildungsplätze in der Verwaltung und in der IT an.

Kostenfreie Parkplätze finden Sie im Parkhaus der Stiftung kreuznacher diakonie,
Hans-Schumm-Straße 8, 55543 Bad Kreuznach.

                                                                                                                               17
magazin

                                                                                          Dr. Adrian Staab (links), Facharzt für Strahlentherapie
                                                                                          und Ludwig Hotzel (rechts), leitender Radiologie-
                                                                                          Assistent in der Praxis Staab, erläutern dem
                                                                                          Geschäftsführer des Geschäftsfeldes Krankenhäuser
                                                                                          und Hospize und die verbesserte Bestrahlungstechnik

                                                                                          der Patientin kann diese durch farbige
                                                                                          Balken selbst sehen, ob Position und At-
                                                                                          mung optimal sind, denn dann erscheint
                                                                                          ein grüner Balken. Wenn der Balken sich
                                                                                          gelb oder rot verfärbt, wird die Bestrah-
                                                                                          lung unterbrochen und nachjustiert.

                                                                                           Kooperationspartner der
                                                                                           Stiftung kreuznacher diakonie
                                                                                           Die Stiftung kreuznacher diakonie ist
                                                                                           Kooperationspartner der Praxis. Da-
                                                                                           durch kommt die neue Technik zur
                                                                                           Bestrahlung den Patientinnen und Pa-
 Stationär meets ambulant                                                                  tienten des Diakonie Krankenhauses
                                                                                           in Bad Kreuznach sowie der Hunsrück
 Punktgenaue Bestrahlung dank                                                              Klinik Simmern, wo ein Brustzentrum
                                                                                           angesiedelt ist, unmittelbar zugute. Dr.
 elektronischer Atemwächter                                                               Thorsten Junkermann, Geschäftsfüh-
                                                                                           rer des Geschäftsfeldes Krankenhäuser
 (ac) Vor einem Jahr eröffnete Dr. Ad-        nahe an der Brustwand. Grundsätzlich        und Hospize der Stiftung kreuznacher
 rian Staab seine Praxis für Strahlenthe-     eine sichere, weil sehr geschützte Lage.     diakonie, freut sich, dass sich die Praxis
 rapie im neuen Facharztzentrum vor           Aber schwer zu „umgehen“ bei der Be-        Staab schon im ersten Jahr gut etabliert
 dem Diakonie Krankenhaus der Stif-           strahlung von Patientinnen mit Brust-        hat und weiter auf Innovationskurs ist.
 tung kreuznacher diakonie. Seit Ende         krebs. Deshalb nutzen Staab und sein        „Interdisziplinarität ist für die Kranken-
 letzten Jahres kommt dort neben dem          Team mit der neuen Technik genau den        häuser und Hospize der Stiftung kreuz-
 strahlenden Herzstück, einem digita-         Moment, in dem sich die Brustwand am        nacher diakonie ein zentrales Thema.
 len Linearbeschleuniger, zusätzlich eine     weitesten vom Herzen abhebt. „Wäh-           Die Auffächerung der medizinischen
 innovative Technik bei der Behandlung        rend der Behandlung atmen die Patien-        Disziplinen führt immer mehr zur Spe-
 onkologischer Patienten zum Einsatz.         tinnen zunächst tief ein, halten dann für   zialisierung. Die Folge ist, dass die Ex-
 Diese neue Technik schont Herz und           wenige Sekunden den Atem an. Ist der         perten sich in ihrem Segment jeweils
 Lunge und gewährleistet besonders            maximale Abstand zum Herzen erreicht,        hervorragend auskennen. Komplexe Er-
 bei der Bestrahlung der linken, also         gibt die Atemwächter-Technik grünes          krankungen wie Krebs bedürfen aber ei-
 herzseitigen Brust eine zielgenaue The-      Licht und die Bestrahlung erfolgt“, er-      ner Gesamtsicht, also einer Bündelung
 rapie. „Unsere Praxis ist die einzige in     klärt Staab das Verfahren. Während der       des Spezialwissens. Und dazu ist es
 Bad Kreuznach und Umgebung, in der           insgesamt wenige Minuten dauernden           wichtig, den stationären Bereich stärker
 dieses Verfahren zum Einsatz kommt“,         Prozedur überwachen drei Kameras             als bisher zu vernetzen. Unsere Zusam-
 sagt Staab.                                  millimetergenau tausende Punkte auf          menarbeit mit der Praxis Staab ist ein
 Die Herausforderung liegt in der Ana-        der Haut und erkennen jede Bewegung.         wichtiger Faden dieses Netzwerks, an
 tomie begründet: Das Herz liegt sehr         Durch ein kleines Display in Sichtweite      dem wir weiter knüpfen.“

18                                          offene tür 1 / 2018
                                            www.kreuznacherdiakonie.de
magazin

                                               Der Flohmarkt findet an
                                               jedem 1. Samstag im
                                              Monat von 9.30 bis 14 Uh
                                                                       r               Flohmarkt auf der Eremitage – ohne
                                              statt auf der Eremitage,                 Ute Rinde und Bruno nicht möglich!

                                              Eremitageweg 211,
                                              55559 Bretzenheim                         grundsätzlich müsse man sich abgewöh-
                                                                                        nen, nach dem eigenen Geschmack zu
                                                                                        gehen. Die meisten Dinge finden irgend-
                                                                                        wann einen Liebhaber und erfüllen so ih-
                                                                                        ren Zweck. Besonders freut sich Ute Rinde,
                                                                                        wenn Bewohnerinnen und Bewohner der
                                                                                        Eremitage vorbeikommen und für kleines
                                                                                        Geld etwas Schönes erwerben können.
Eremitage Bretzenheim                                                                  „Für die Bewohner lege ich auch mal ein
                                                                                        besonders schönes Stück zur Seite." An-
„Schafferin“ für den guten Zweck                                                        sonsten sind es viele Stammkunden, die
                                                                                        am jeweils ersten Samstag im Monat auf
(sh) Ein Kellerraum auf der Eremitage    war eigentlich nicht meine Leidenschaft“,      die Eremitage kommen. Die Flohmärk-
in Bretzenheim – ordentlich arrangierte  sagt sie. Es ist ihr aber ein Herzensanlie-    te sind in der Regel gut besucht, sodass
Regale an den Wänden, Kisten und Sta-    gen, aus all den abgelegten, ausgemus-         immer etwas zusammenkommt. „Solange
pel im Vorraum, Glaskaraffen, Langspiel- terten und ausrangierten Gegenständen          wir das ehrenamtlich machen, kommt ja
platten, Geschirr – und mittendrin Ute   einen Beitrag für diejenigen zu erzielen,      jeder Euro den Frauen im Café Bunt zugu-
Rinde. Natürlich nicht ohne ihren Be-    die es nötig haben: „Es geht mir um die        te“, sagt Ute Rinde. Und das freut sie ganz
gleiter Bruno, ein zehn Jahre alter Mops,Frauen im Café Bunt.“ Dafür sortiert sie       besonders, und Bruno vermutlich auch.
den so schnell nichts aus der Ruhe bringt.
                                         sorgfältig alle Gegenstände, die für den
Seit rund fünf Jahren schwingt die agile Flohmarkt gespendet werden: die guten
70-Jährige hier das Zepter und sammelt,  ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpf-
ordnet, räumt und verkauft. „Als ich in  chen. Ärgerlich findet sie Menschen, die
                                                                                            Förderverein Café Bunt
Rente ging, sprach mich eine Bekannte an,Altkleider bei ihr entsorgen, die Jahre im
                                                                                            Margarete Hübner ist Schriftführerin des
ob ich Lust hätte, mich für den Förder-  Keller gelegen haben und voller Schim-
                                                                                            Fördervereins. Sie und ihr Mann sind zudem
verein Café Bunt zu engagieren“, erinnertmel oder Mäusedreck sind. Nicht mehr
                                                                                            seit Jahren treue Helfer beim Flohmarkt und
sie sich. Anfangs half sie in der Küche der
                                         brauchbare Sachen wandern gleich in
                                                                                            kümmern sich um den Verkauf. „Rund 2.500
Einrichtung für in Not geratene Frauen ineinen Container und werden entsorgt.
                                                                                            Euro pro Jahr bringt der Flohmarkt ein, die
Bad Kreuznach aus, mittlerweile hat sie  Elektroschrott fährt sie zum Wertstoff-
                                                                                            der Förderverein dem Café Bunt zukommen
dort – neben der Flohmarktmarktbetreu-   hof, Alt-Metall zum Verwerter, womit sie
                                                                                            lässt“, sagt sie. Mit den Einnahmen ist für die
ung – Aufgaben im Garten und in den      auch noch einige Euro erzielt. Alles, was
                                                                                            Besucherinnen und Bewohnerinnen ab und
Außenanlagen gefunden. „Ich komme gut    sich verkaufen lässt, sortiert sie nach Wa-
                                                                                            an eine besondere Überraschung möglich.
mit den Bewohnerinnen und Bewohnern      rengruppen zunächst im Lager. Die Regale
                                                                                           So besuchten im vergangenen Jahr einige
klar, auf der Eremitage und im Café Bunt“,
                                         im Verkaufsraum sehen immer einladend
                                                                                            Frauen die Nibelungenfestspiele, ein unver-
sagt sie. Die Gespräche nebenbei bereitenund gut gefüllt aus – das ist Ute Rinde ein
                                                                                            gessliches Erlebnis. Die Anschaffung von
ihr Spaß. Erfahrungen im Umgang mit      großes Anliegen. „Ich bin ein Schaffer“,
                                                                                           Trommeln und ein Trommelworkshop waren
Menschen in sozialen Notlagen bringt die sagt die sportliche Rentnerin, die Laufen,
                                                                                            ebenso möglich wie einige Gutscheine als
gelernte Industriekauffrau aus jener ZeitWalken und Yoga zu ihren Hobbies zählt.
                                                                                            Weihnachtsgeschenk – Dinge, die für andere
mit, als sie beim Sozialdienst katholischer
                                         Sie ist froh, dass ihr an den Flohmarkt-
                                                                                            selbstverständlich sind. Auch die schnelle
Frauen arbeitete.                        tagen zwei weitere Ehrenamtliche den
                                                                                            und unbürokratische Hilfe in Krisensituati-
                                         eigentlichen Verkauf abnehmen. Richtige
                                                                                            onen macht der Förderverein durch seinen
Kleinvieh macht auch Mist               „Verkaufsschlager“ gebe es nicht, so Ute
                                                                                            Einsatz möglich.
Jeden Mittwochvormittag ist Ute Rinde Rinde, das sei immer unterschiedlich. „Im
auf der Eremitage zu finden. „Flohmarkt Moment geht Kleidung gut“, sagt sie, aber

                                                                                                                                              19
Sie können auch lesen