KAMMER KONZERT 4. CANTUS FIRMUS - JANUAR 2022, 11:00 UHR LANDESMUSEUM HANNOVER

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KAMMER KONZERT 4. CANTUS FIRMUS - JANUAR 2022, 11:00 UHR LANDESMUSEUM HANNOVER
4.
KAMMER
KONZERT
         CANTUS FIRMUS
 Guillaume Dufay, Josquin Desprez,
        Johannes Ockeghem,
 Erwin Schulhoff, Heitor Villa-Lobos

  23. JANUAR 2022, 11:00 UHR
 LANDESMUSEUM HANNOVER
4. Kammerkonzert                                       Spielzeit 2021/ 22

BESETZUNG                                PROGRAMM
                                            Johannes Ockeghem (um 1420 bis 1425 – 1497)
                                                      Départes vous male bouche

                                                    Erwin Schulhoff (1894 – 1942)
                                                         Divertissement (1927)
                                       1. Ouvertüre, 2. Burlesca, 3. Romanzero, 4. Charleston

                                           Josquin Desprez (zwischen 1450 und 1455 – 1521)
       OBOE        Juri Vallentin                       Missa de Beata Virgine
  KLARINETTE       Uwe Möckel                                Agnus Dei II
     FAGOTT        Peter Amann
                                                           Erwin Schulhoff
                                                            Divertissement
                                    5. Tema con variazioni e fugato, 6. Florida, 7. Rondino - Finale

                                                               – Pause –

                                               Guillaume Dufay (kurz vor 1400 – 1474)
                                                             Flos Florum
                                                             Vergine bella

                                                   Heitor Villa-Lobos (1887 – 1959)
                                                             Trio Rio 1921
                                                               1. Animé

                                                         Johannes Ockeghem
                                                          Missa pro Defunctis
                                                          Requiem aeternam

                                                          Heitor Villa-Lobos
                                                             Trio Rio 1921
                                                      2. Longuidamente, 3. Vivo

                                                         Johannes Ockeghem
                                                      Départes vous male bouche

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4. Kammerkonzert                                                                                 Cantus firmus

                     CANTUS FIRMUS
Ohne Worte: Gesang für Holzbläsertrio aus Renaissance und Moderne

Was Beethoven für das 19. Jahrhundert             überliefert ist. Auch zur Entwicklung der    Chorgesangs und suchte Wege, Technik               verrät – die „Blume der Blumen“ mit poe-
war, war Johannes Ockeghem für das ­              Messe als musikalischer Gattung trug er      und Emotionen dabei miteinander zu                 tischen Worten besungen und gepriesen:
15. Jahrhundert: eine einflussreiche              wesentlich bei, wovon der ergreifende        verschmelzen. Musik und Worte, so seine            Wer könnte anderes damit gemeint sein
Lichtgestalt und wahre Schlüsselfigur für         Totengesang des „Requiem aeternam“           Vision, sollten in einer Klangkunst vereint        als Maria, die Mutter Gottes? Vermut-
nachfolgende Generationen von Kompo­              seiner Missa pro Defunctis zeugt. So ist     werden, die den Zuhörer unmittelbar                lich entstand die Komposition anlässlich
nist:innen und Zuhörer:innen. Ockeghem            die franko-flämische Schule auch dank        erfasst – wie in der antiken Vorstellung           Petrarcas 50. Todestag, und so ist sie auch
wurde vermutlich um 1420 bis 1425 im              Ockeghems wegweisender Kompositio-           von der Mousiké, der Verbindung von                und vor allem eine Feier der Poesie, die
flämischen Dendermonde geboren und                nen wie dem nachdenklichen dreistimmi-       Klang und Sprache. So vermengen sich in            mit der Musik eine kunstvolle Symbiose
war später Sänger, zunächst in Antwerpen,         gen Chanson Départes vous male bouche        seiner Missa de Beata Virgine, die um 1510         eingeht. Dabei lässt Dufay in seiner Mu-
danach in der Kapelle von Herzog Karl I.          als ein Ursprung der Polyphonie in die       entstanden sein muss, im abschließen-              sik, wie es auch die Madrigalkomponisten
von Bourbon in Moulins. Vor allem aber            Musikgeschichte eingegangen.                 den „Agnus Dei“ die Stimmen in sanften             seiner Zeit meisterhaft beherrschen,
während seiner gut vier Jahrzehnte andau-         An Berühmtheit steht Josquin Desprez         melismatischen, zum Teil fugierenden               einige Begriffe mit Hilfe von Klangmale-
ernden Anstellung als Hofkomponist von            Ockeghem kaum nach. Sein Geld verdien-       Spielereien. Im Mittelteil intensiviert sich       rei besonders herausleuchten. Vor allem
Karl VII. und den nachfolgenden Königen           te der Renaissance-Komponist zunächst        der Gesang, bevor sich die Sänger:innen            der obersten Stimme vertraut Dufay
Ludwig XI. und Karl XIII. avancierte er           als Sänger in der Hofkapelle von Herzog      am Ende auf einem gemeinsamen Ton                  anspruchsvolle Verzierungen an, bevor er
zu einer wahren Berühmtheit im franzö-            René von Anjou in Aix-en-Provence. An-       und damit in klingende Einigkeit zusam-            mit lang gehaltenen Akkorden dem melis-
sischen Musikleben. Wie Desprez und               schließend arbeitete er am Hof von König     menfinden.                                         matischen Fließen am Ende eindrucksvoll
Dufay wirkte Ockeghem somit fast sein             Ludwig XI. in Paris, wo er vermutlich auch   Komplettiert wird das Renaissance-Drei-            statische Schlusspunkte entgegensetzt.
Leben lang im musikalischen Epizentrum            Ockeghem kennen lernte. Später zog           gestirn im heutigen Konzert durch die Be-          Auch Vergine bella ist ein Lobgesang auf
der Frührenaissance: Frankreich. Von hier         Desprez von Engagement zu Engagement         arbeitungen von zwei Chansons Guillaume            Maria und lässt die drei Stimmen in eine
gingen – auch dank ihm – die wesent­              durch Europa, arbeitete u. a. in Mailand     Dufays, auch er ein wichtiger Repräsen-            gleichberechtigte seelenvolle wie aus-
lichen Impulse für die Entwicklung der            und Rom im Hause eines kunstliebenden        tant der franko-flämischen Schule. Für             drucksstarke Interaktion treten.
frühen Mehrstimmigkeit in ganz Europa             Kardinals, eines Mailänder Herzogs und       Flos Florum griff Dufay auf Verse des              Handelt es sich bei der Musik aus dem
aus. Ockeghem wagte sich an Komposi-              als Sänger der päpstlichen Kapelle: das      berühmten Dichters Francesco Petrarca              15. Jahrhundert nicht um Originalkompo­
tionen von bis dahin unbekannter Kom-             typische unstetige Leben der Künstler.       zurück, die später auch Palestrina zu einer        sitionen für Holzbläsertrio – die drei Ins-
plexität. Sogar eine 36-stimmige Motette          Wie Ockeghem war Desprez vor allem           Vertonung für fünf Stimmen inspirierten.           trumente entwickelten sich in ihrer heutigen
soll er komponiert haben, die leider nicht        ein Meister des filigranen, polyphonen       Darin wird – wie der lateinische Titel             Form ja erst vier Jahrhunderte später! –,

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4. Kammerkonzert                                                                                     Cantus firmus

sind die beiden Werke des frühen 20. Jahr­-       nem geistreichen, mitunter grellen Witz      sein Heimatland die Volksmelodien Brasi-          klassischer Musik assoziieren. Zwar ist
hunderts für genau diese Besetzung                („Der göttliche Funke kann wie in einer      liens gesammelt. Diese Erfahrungen flos­-         die Komposition in drei Sätzen angelegt,
gedacht. Nach den Ausuferungen der                Leberwurst auch in einem Kontrafagott        sen in seine Kompositionen ein, die aus           aber nach herkömmlichen (europäischen)
Spätromantik mit ihren immer größeren,            vorhanden sein“, schrieb er über sein        unbändiger Schaffenswut heraus entstan­           Formschemata sucht man vergeblich. Im
immer monumentaler besetzten Klang-               Solo-Stück Bassnachtigall für Kontrafagott   den, ohne Studium, autodidaktisch, wäh-           ersten Satz scheinen durch die Rufe der
gemälden entdeckten viele Komponisten             von 1922) steht das brutale Lebensende       rend er sein Geld anfangs meist als Cellist       Oboe Natur-, vielleicht auch Vogellaute
in einer Gegenbewegung ihre Liebe zu              des Komponisten: Als Kommunist und           in Cafés und Kinos verdiente. Bald schon          in die Musik Einzug zu halten, immer
kleinen Formen. Damit verbunden ist eine          Jude im nationalsozialistischen Deutsch-     war sein Ehrgeiz von Erfolg gekrönt und           wieder tauchen die drei Instrumente in
neue Vielfalt der Formen und musika-              land verfolgt und als russischer Staats-     er stieg auf zu einem der berühmtesten,           dissonante Dickichte ein. Der zweite Satz
lischen Klangsprachen: Wiener Schule              bürger interniert, starb er 1942 an Tuber-   aber auch umstrittensten Komponisten              wirkt wie eine langsame Klage, das Finale
und Jazz, Dadaismus und Volksliedfor-             kolose in der mittelfränkischen Festung      Brasiliens undzu einer wichtigen Figur            öffnet unvermittelt eine Welt der synko-
schung, Neoklassizismus und politische            Wülzburg.                                    für die Entwicklung der brasilianischen           pischen Verschiebungen und widerborsti-
Agitations­musik.                                 Als 1924 erstmals in Paris Heitor Villa-­    Kunstmusik.                                       gen Rhythmen. Wenn man die rhythmisch
Der Prager Komponist und Pianist Erwin            Lobos’ Trio für Oboe, Klarinette und         Das Bläsertrio entstand am Anfang dieses          kreisenden Motive in den Begleitstimmen
Schulhoff bewegte sich in diesen musika­          Fagott uraufgeführt wurde, war das der       erstaunlichen Weges und zeigt schon den           hört, scheint hier fast schon die später
lischen Zeitströmungen; sein Divertis­se­         Startschuss für den Erfolg der ungewöhn­     eindrucksvollen Spagat zwischen euro-             in Amerika entstandene Minimal Music
ment von 1927 vereint Burleske und Ro­-           lichen Komposition. Die für ihn so typi­     päischer Tradition und brasilianischem            vorweggenommen zu sein. „Die große
manze (2. und 3. Satz), Gesellschafts­tanz        schen südamerikanischen Rhythmen,            Charakter, der das Schaffen Villa-Lobos’          Stärke seiner Musik ist ihre Spontaneität“,
(4. Satz: Charleston), virtuose Kontra­           das angenehme Schweben der Harmonik          sein Leben lang prägte. Er schrieb es kurz        schrieb Corrêa de Azevedo einst über die
punktik mit Variationentechnik (5. Satz:          zwischen Konsonanz und Dissonanz, die        vor seinen berühmten Bachianas Brasilei­          Musik von Villa-Lobos: „Diese Frische
Tema con variazioni e fugato) und ironi-          dynamischen Grenzerkundungen: Alle           ras, in denen er Strukturen der Musik             kann den gelehrtesten Hörer wie den
sche Amerika-Sehnsucht der Goldenen               diese Zutaten sind in dem 1921 in Rio de     Johann Sebastian Bachs mit dem brasilia-          naivsten überzeugen, sie bringt ihre Wir-
Zwanziger (6. Satz: Florida). In Paris            Janeiro entstandenen Werk miteinander        nischen Geist seiner Heimat verband, und          kung durch Farbe, rhythmische Energie
uraufgeführt, schwingen die deutschen             vermengt. Villa-Lobos hatte als Jugendli-    wie diese Gesänge changiert auch sein             und die pure Schönheit ihrer Melodien
Bedeutungen des Titels in dieser Musik:           cher mit seiner Gitarre unzählige Stunden    Trio zwischen Lebensfreude und Melan­             hervor, aber vor allem durch ihre magi-
Unterhaltung, Erheiterung, Vergnügung,            mit Straßenmusikanten in Rio verbracht       cholie und spiegelt das Lebensgefühl              schen Klangfarben.“
Lustbarkeit. Im krassen Kontrast zu sei-          und später auf weiten Wanderungen durch      eines Landes wider, das wir nur selten mit

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4. Kammerkonzert                                                                                         Biografien

                    BIOGRAFIEN
Juri Vallentin

                                                                                                   Uwe Möckel
  OBOE

                                                                                                                                                       Peter Amann
                                                                                                    KLARINETTE
  Juri Vallentin, geboren in Mainz, studierte        Staatsorchester, dem Philharmonischen
  an der Hochschule für Musik Nürnberg               Staatsorchester Hamburg, dem Frankfur-
  bei Prof. Clara Dent-Bogányi und am                ter Opern- und Museumsorchester oder
  renommierten Conservatoire de Paris bei            der NDR Radiophilharmonie und ist seit         Uwe Möckel studierte in Freiburg bei

                                                                                                                                                         FAGOTT
  Prof. Jacques Tys, wo er mit Auszeichnung          2015 Solo-Oboist des Niedersächsischen         Prof. Dieter Klöcker und in Frankfurt bei
  abschloss. 2019 wurde er Preisträger beim          Staatsorchesters Hannover.                     Prof. Peter Löffler. Er erhielt während des
  XVI. Internationalen Tschaikowsky-Wett-            Als Solist war er bereits bei Festivals wie    Studiums verschiedene Förderpreise und               Peter Amann, 1991 in München geboren,
  bewerb in St. Petersburg, als erster Oboist        den Ludwigsburger Schlossfestspielen,          war Mitglied der Jungen Deutschen Phil-              erhielt seinen ersten Fagottunterricht
  in der Geschichte dieses weltweit renom-           dem Davos Festival oder dem Kurt-Weill-­       harmonie. Von 1988 bis 1998 war er Mit­-             bei Gabriele Rheineck. Von 2010 bis 2017
  mierten Wettbewerbs. 2017 wurde er mit             Fest zu hören und spielte u. a. mit Orches­    glied des Ensemble Recherche Frei­burg,              studierte er an Musikhochschule Köln
  dem Hauptpreis und Publikumspreis des              tern wie dem Beethoven-Orchester Bonn,         das sich in dieser Zeit zu einem der be-             bei Prof. Georg Klütsch. Während des
  Deutschen Musikwettbewerbs ausge-                  dem Niedersächsischen Staatsorchester          deutendsten Ensembles für Neue Musik                 Studiums war Peter Amann Mitglied der
  zeichnet. Zuvor erhielt er Preise u. a. beim       Hannover, dem Orchester des Mariinski-­        entwickelte. Mit dem Ensemble Recher­-               Jungen Deutschen Philharmonie. Nach
  weltweit höchstdotierten Wettbewerb                Theaters St. Petersburg und dem Münch­-        che konzertierte er auf allen wichtigen              befristeten Anstellungen, unter anderem
  für Oboe, The Muri Competition in der              ner Kammerorchester. Rundfunkproduk-           Festivals in Europa und spielte zahlreiche           bei den Augsburger Philharmonikern,
  Schweiz 2016, und 2015 bei der Internati-          tionen beim BR, SWR und NDR doku-              CDs mit Zeitgenössischen Werken ein.                 Düsseldorfer Symphonikern und Brussels
  onal Oboe Competition of Japan in Tokyo.           mentieren seine künstlerische Arbeit.          Seit 1999 ist Uwe Möckel Solo-Klarinettist           Philharmonic (Flämisches Radiosinfonie-
  Als Student war er Mitglied im European            2018 erschien sein Debüt-­Album Bridges        des Niedersächsischen Staatsorchesters               orchester), wurde Peter 2017 Solofagottist
  Union Youth Orchestra und gastiert heute           beim Leipziger Label Genuin. 2021 wurde        Hannover. Als Solo-Klarinettist arbeitete            bei den Niederrheinischen Sinfonikern.
  als Solo-Oboist unter anderem beim                 Juri Vallentin auf die Professur für Oboe      er auch mit Orchestern wie den Bamber-               2019 wechselte er in gleicher Position ins
  Gewandhausorchester Leipzig, den Bam-              an der Hochschule für Musik Karlsruhe          ger Symphonikern und dem Deutschen                   Niedersächsische Staatsorchester Han-
  berger Symphonikern, dem Bayerischen               berufen.                                       Sinfonieorchester Berlin zusammen.                   nover.

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Spielzeit 2021/ 22                                                                           4. Kammerkonzert

                      VORSCHAU                                                             INS MUSEUM!
           5. KAMMERKONZERT MIT TROMPETEN UND POSAUNEN
                       Werke von der Renaissance bis zur Moderne

            MIT   Stefan Fleißner und Lukas Kay (Trompete), Michael Kokott,
                       Tobias Schiessler und Max Eisenhut (Posaune)

                   So, 13.02.2022, 11:00 Uhr, Landesmuseum Hannover

             6. KAMMERKONZERT STREICHQUARTETT & KLAVIER

                         Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
                           Streichquartett G-Dur KV 387 (1782)
                              Alfred Schnittke (1934–1998)                                                                    Lovis Corinth: Bacchanale (1896)

                                Klavierquintett (1972/76)
                              Johannes Brahms (1833–1897)
                                                                                           Liebes Publikum!                                     schaftstänze im Divertissement für Oboe,
                           Klavierquintett f-Moll op. 34 (1864)
                                                                                           Die Eintrittskarte für das heutige Konzert           Klarinette und Fagott von Erwin Schul-
                                                                                           gilt auch für den anschließenden Besuch              hoff?
            MITAnna-Maria Brödel und Annette Mainzer-Janczuk (Violine),
                                                                                           in den Ausstellungen des Landesmuse-                 Das monumentale Ölgemälde aus der
Anne-Caroline Thies (Viola), Marion Zander (Violoncello) und Julia Strelchenko (Klavier)
                                                                                           ums. Deshalb stellen wir ein Exponat mit             zweiten Münchner Phase des Künstlers
                                                                                           Bezug zum Konzertprogramm vor – wir                  hat übrigens eine Geschichte, die mit
         So, 27.03.2022, 11:00 Uhr, Vortragssaal im Landesmuseum Hannover
                                                                                           laden Sie ein zum Dialog von Musik und               dem Schicksal des 1942 in einem baye-
                                                                                           Museum!                                              rischen Internierungslager gestorbenen
                                                                                           Gerade wurde die Sonderausstellung Im                Schulhoff korrespondiert. 1936 wurde das
                                                                                           Freien bis 26. Juni verlängert. Schauen Sie          Bacchanale durch einen Zwangsverkauf
                                                                                           sich doch mit den Klängen des Holzbläser-­           seinem jüdischen Besitzer Alfred Micha-
                                                                                           Trios im Ohr das Bacchanale von Lovis                elis Salomon geraubt. Er selbst wurde
                                                                                           Corinth an: ein ausschweifendes Fest zu              1945 in Bergen-Belsen umgebracht, seine
                                                                                           Ehren des griechischen Fruchtbarkeits-               Kinder in Ausschwitz ermordet. Nach der
                                                                                           gottes Dionysos, auf einer eher nord-                Restitution des Gemäldes an die Erben
                                                                                           europäisch anmutenden Blumenwiese!                   Alfred Michaelis Salomons im Jahr 2016
                                                                                           Was wäre ein passenderer Soundtrack                  unterstützte die Kulturstiftung der Länder
                                                                                           zu dieser Lustbarkeit von Rausch und                 2018 den Erwerb für das Landesmuseum
                                                                                           Entrückung als die ironisierten Gesell-              Hannover.

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IMPRESSUM
                               SPIELZEIT   2021 / 22
         HERAUSGEBERIN Niedersächsische     Staatstheater Hannover GmbH
                  Staatsoper Hannover INTENDANTIN Laura Berman
                         TEXT Anna Vogt, Swantje Köhnecke
                 FOTO Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
                          KONZEPT, DESIGN Stan Hema, Berlin
GESTALTUNG Philipp Baier, Madeleine Hasselmann, Minka Kudraß, Lenard Westerberg

              Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover
                           staatsoper-hannover.de
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