Stockhausen: Stimmung Hauptkirche St. Katharinen - 28 April 20 Uhr - Musikfest Hamburg
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BMW 7er DER ANSPRUCH VON MORGEN 27 Apr — 30 Mai Ein gemeinsames Festival von: BMW IST LANGJÄHRIGER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE Abbildung zeigt Sonderausstattungen.
20 Uhr Hauptkirche St. Katharinen 28 — April STOCKHAUSEN: STIMMUNG Forum Neue Vokalmusik Christie Finn Sopran Natasha López Sopran Frauke Aulbert Alt Beat Duddeck Tenor Philip Lehmann Tenor Matías Bocchio Bass Sean Williams Klangregie Karlheinz Stockhausen (1928 – 2007) Stimmung / für 6 Vokalisten (1968) MODERNE KULTUR IN ca. 70 Min. EINZIGARTIGER GESTALT. WARUM NICHT GEMEINSAM DIE ZUKUNFT FORMEN? juliusbaer.com PRINCIPAL SPONSOR Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg. Julius Bär ist die führende Private-Banking-Gruppe der Schweiz und weltweit an rund 50 Standorten präsent. Von Dubai, Genf, Guernsey, Hamburg, Hongkong, London, Lugano, Monaco, Montevideo, Moskau, Mumbai, Nassau, Singapur bis Zürich (Hauptsitz).
VOM EINSTIMMEN DER OBERTÖNE Karlheinz Stockhausen: »Stimmung« für 6 Vokalisten Paris, 9. Dezember 1968. Die Barrikaden der Studenten sind längst verschwunden. Und auch die löchrigen Boulevards, aus denen die Pflastersteine herausgerupft worden waren, um sie in Schaufenster oder auf Vertreter der Staatsmacht zu werfen, sind wieder halbwegs geflickt. Trotzdem ist der revoltierende Geist der 68er-Generation noch allgegenwärtig. In dieser aufgeheizten Grundstimmung erklingt im Sendezentrum von Radio France die Welturaufführung eines Vokal- werks, das schon bald international für Aufsehen sorgen und seinerseits heftige Studentenproteste auslösen sollte. »Stimmung« – so nennt Karlheinz Stockhausen sein Stück für sechs Sängerinnen und Sänger. Doch statt »Ho-Chi-Minh«-Parolen und Sponti-Sprüchen werden jetzt Götternamen uralter Kulturen deklamiert. Und statt kämpferisch die Faust zu heben, setzen sich die Mitglieder des Vokalsextetts im Schneidersitz kreisrund auf den Karlheinz Stockhausen (1971) Boden und entlocken ihren Kehlen und Mündern ganz sanft und ruhig faszinierend meditative, exotisch anmutende Klänge. Als ein »Lagerfeuer von Hippies« bezeich- net danach der Musikkritiker der Zeitung Le Monde die Uraufführung, bei der auch der legendäre Maler Max Ernst im Publikum sitzt. Und bei einer der ersten Nachfol- geaufführungen in Amsterdam muss »Stimmung« schon nach 20 Minuten abge- Karlheinz Stockhausens erstmalige Beschäftigung mit dem Obertongesang ver- brochen werden, da empörte Studenten mit ständigem Katzenmiauen stören. dankt sich einem Zufall – und einer Bitte seiner damaligen Frau Mary Bauermeister. Die Familie hatte sich Anfang 1968 in ein Haus in Madison, Connecticut (USA) In die hochpolitisierte Zeit passt Stockhausens subtiles, spirituelles, vorrangig zurückgezogen, gelegen am Long Island Sound nördlich von New York. Und wie wort- und textloses Gesangsstück so gar nicht. Dennoch entwickelt es sich schon sich Stockhausen später erinnerte, »begann ich mit der Komposition eines Vokal bald nicht nur zu einem der meistaufgeführten Chorwerke der zeitgenössischen sextetts für das Collegium Vocale Köln und sang – wie immer beim Komponieren Musik (allein im Rahmen von Stockhausens Konzertmarathon 1970 im japani- von Vokalmusik – beim Schreiben vor mich hin, bis tief in die Nacht. Mary kam schen Osaka wird es über 70 Mal gegeben). Heute gilt »Stimmung« als die erste manchmal ins Zimmer und gab mir Zeichen, dass die Kinder schlafen müssten. bedeutende Neue-Musik-Komposition, in der die spezielle Oberton-Gesangstech- Ich summte dann vor mich hin, und dabei entdeckte ich etwas Merkwürdiges: nik im Mittelpunkt steht. Ein Ton wird dabei quasi in seinen Grundton und einen Ich spürte bei verschiedenen gehaltenen Vokalen Hals, Mundhöhle, Nasenraum, der mitschwingenden Obertöne zerlegt – wobei es tatsächlich Sänger gibt, die auf Stirnhöhlen vibrieren und entdeckte, dass ich bei jedem Vokal einen bestimmten einem konstant gehaltenen Grundton bis zu 20 verschiedene Obertöne erzeugen Oberton besonders laut hörbar machen konnte.« Stockhausen übte daraufhin können. Bekannt ist der Obertongesang vor allem aus der traditionellen Musik Obertonsingen. So entstand ein A-cappella-Werk, in dem keine klassischen Melo- uralter Kulturen in Zentralasien. Und auch in Stockhausens »Stimmung« kommt dien vorkommen, sondern Oberton-Melodien innerhalb der Oberton-Spektren. es immer wieder zu Momenten, die archaischen Charakter besitzen und etwas Mit »Stimmung« komponierte Stockhausen zudem sein erstes reines Vokalstück von einem rituellen Gebet haben. seit der Studienzeit und widmete es Mary Bauermeister.
ES IST DAS BESONDERE, »Stimmung« ist in 51 kleine Satzabschnitte unterteilt (Stockhausen DAS WELLEN SCHLÄGT. nennt sie »Modelle«), die nichts mehr mit den dramaturgischen Proportionen eines konventionellen Gesangszyklus zu tun haben. Vielmehr entwickelt sich zwischen dem 1. Modell, das mit einem »Einstimmen« durch den Bass und einen der beiden Tenöre er- öffnet wird, und dem sich langsam in Stille auflösenden 51. Teil- stück ein Prozess des Schwebens bis hin zur reinen Überlagerung der einzelnen Stimmen. In jedem Modell gibt jeweils ein Sänger eine Obertonmelodie vor, die von den anderen aufgegriffen und so »Utopie« lautet das Motto lange variiert wird, bis man eine Überein-»Stimmung« gefunden der diesjährigen Ausgabe des hat. Dann geht es mit dem nächsten Modell weiter. »Stimmung« Internationalen Musikfests Hamburg. Ein in mehrfacher befindet sich somit in einem ständigen, kontinuierlichen Fluss der Hinsicht passendes Thema, gegenseitigen Befruchtung, bei dem nichts die ausgeglichenen und ist doch die Elbphilharmonie vibratolosen Atemzüge der sechs Sänger aus der Ruhe bringen selbst ein rares Beispiel für kann. Schließlich ist hier laut Stockhausen »die Zeit aufgehoben. eine utopische Vision, die ganz real Gestalt angenom- Man horcht ins Innere des Klanges, ins Innere des harmonischen men hat. Spektrums, ins Innere eines Vokales, ins Innere.« Auch in der Musikgeschichte finden sich zahlreiche Werke Damit das Publikum diesen Weg konzentriert mitgehen und bis in und Persönlichkeiten, die in die Zukunft blickten und seine feinsten Nuancen miterleben kann, sind die Sänger nicht nur große Ideale formulierten. elektronisch verstärkt. Auch die streng symmetrische Gruppierung Beethovens Neunte Sinfonie des Ensembles sorgt dafür, dass nichts von diesen magisch-sinn- (»Alle Menschen werden Brüder«) zählt ebenso dazu lichen Klangmeditationen ablenkt, mit denen Stockhausen nichts wie geistliche Musik oder weniger als die Vision von einer großen und grenzenlosen Welt Science-Fiction-Themen – religion verband. Zugleich hat er aber auch so manch neckische und Karlheinz Stockhausen, Liebesode an Mary Bauermeister eingeflochten. Immer wieder der vielleicht größte Utopist von allen, der viele neue Musik lässt Stockhausen »magische Namen« von Gottheiten singen, stile und -techniken erfand vom aztekischen Gott der Sonne, Uitzilopochtli, über den indischen und dem das Internationale Schöpfer Vishnu bis zum griechischen Gott der Winde, Aeolus. Musikfest dieses Jahr einen eigenen Schwerpunkt widmet. In einigen Abschnitten (wer es genau wissen will: 3, 15, 29, 38, 39, 47, 49) sind sogar die einzelnen Schöpfungstage phonetisch in den Klang eingegossen. Doch gleichzeitig findet sich unter den vier Gedichten, die Stockhausen eigens für dieses Stück geschrieben hat (zu hören etwa im 16. Modell) ein von seiner Gattin inspiriertes, erotisches und lautmalerisch umgesetztes Bekenntnis: »Meine Hände sind zwei Glocken«, heißt es da, »binge bung – auf Deinen Brüsten bringe brange bring bring brang.« GUIDO FISCHER ALS OFFIZIELLER WEINPARTNER DER ELBPHILHARMONIE BEGRÜSSEN WIR HAMBURGS NEUES WAHRZEICHEN FÜR KULTUR.
FORUM NEUE VOKALMUSIK CHRISTIE FINN BEAT DUDDECK Sopran Tenor Die US-amerikanische Sopranistin Christie Beat Duddeck studierte Mathematik, Phy- Finn wirkt regelmäßig bei zeitgenössischen sik, Gesang und Renaissance- und früh Musiktheaterproduktionen, Konzerten und barocke Musik. Er stand unter anderem Uraufführungen mit. Sie arbeitete mit Grup- bei Opern in Köln, München und Wien auf pen wie dem Asko Schönberg Ensemble der Bühne und ist ein gefragter Solist und und Komponisten wie Georges Aperghis, Countertenor im Oratorienfach. Regel- Unsuk Chin und Klaus Lang zusammen, mäßig tritt er mit Spezialisten für Alte etwa bei der US-Premiere von Luigi Nonos Musik auf, etwa mit Philippe Herreweghe, »Quando Stanno Morendo« oder der New Thomas Hengelbrock, Andrew Manze York Premiere von Aperghis’ »Sextuor«. sowie dem Orlando di Lasso Ensemble. NATASHA LÓPEZ PHILIP LEHMANN Sopran Tenor Das Ensemble Forum Neue Vokalmusik (FNV) ist ein Pool an Sängern aus ganz In Johannesburg geboren, steht Natasha Der aus Teheran stammende, in Südafrika Europa, die sich für aktuelle und experimentelle Musik begeistern. Zum künstle- López bei Improvisationen und (Ur-)Auf- und Deutschland aufgewachsene Philip rischen Schwerpunkt des Sängerkollektivs gehören die Interpretation avancierter führungen von Konzerten, Opern und Fes- Lehmann ist ausgebildeter Dirigent, Pro- Werke aus neuer und alter Musik, außergewöhnliche Gesangstechniken und tivals für Neue Musik mit Dirigenten und duzent, Geiger und Barockbratschist und Stimmperformances sowie die Zusammenarbeit mit jungen Komponisten. Regisseuren wie Jurij Vasiljev und Karsten singt Tenor und Bariton in verschiedens- Wiegand auf der Bühne und arbeitete mit ten Formationen. Außerdem leitet er fünf 2010 wurde das Ensemble von Frauke Aulbert eigens für die Interpretation von zahlreichen Komponisten zusammen, so Chöre, Projekt-Ensembles in und um Han- Karlheinz Stockhausens Werk »Stimmung« gegründet. Dafür arbeitete es intensiv etwa Helmut Lachenmann und Klaus Lang. nover und den gemeinnützigen Verein mit Sängern der Uraufführung des Stückes zusammen. Die Musiker des FNV Musicfactory 21. gastieren darüber hinaus auf internationalen Festivals und arbeiten mit heraus ragenden Komponisten wie Stefan Prins, Jagoda Szmytka und Georges Aperghis FRAUKE AULBERT zusammen. Mit »Stimmung« war das Ensemble unter anderem bereits beim Alt MATÍAS BOCCHIO Hamburger Festival für aktuelle Musik »Blurred Edges« zu Gast, außerdem bei Bass der Klangbrücke Aachen, im Sprengel Museum Hannover, beim Festival Mixtur in »Hamburgs Avantgarde-Queen« Frauke Barcelona, bei Chiffren (Kiel), Durham Musicon, 18 Stunden (Stuttgart) sowie Aulbert gilt als eine der vielseitigsten Per- Matías Bocchio wurde in Argentinien 2013 auf Einladung der Stockhausen-Stiftung bei den Stockhausen-Konzerten formerinnen und Sängerinnen der Neuen geboren und studierte Komposition und und -Kursen Kürten. In Zusammenarbeit mit dem Komponisten Stefan Prins Musik. Spezialisiert auf Gesangstechniken Gesang mit Schwerpunkt auf Neuer Mu- experimentierte das Ensemble mit Stimmpräparatoren, Mundlautsprechern, wie Ober- und Untertongesang, Beatboxing sik. Er war an zahlreichen Uraufführungen Loopstationen und Elektronik. und Multiphonics führen sie Konzertreisen und Musiktheateraufführungen beteiligt. und (Ur-)Aufführungen eigens für sie Regelmäßig tritt er als Konzertsolist komponierter Werke durch die ganze und mit diversen Vokalensembles wie der Welt. In der Elbphilharmonie war sie mit Gaechinger Cantorey, der Schola Heidel- ihrem Soloprogramm »Beatbox« zu Gast. berg und dem Stuttgarter Opernchor auf.
SEAN WILLIAMS TIPP Klangregie ELBPHILHARMONIE MAGAZIN Erhältlich ab sofort im Zeitschriftenhandel und im Shop auf der Elbphilharmonie Plaza Das Internationale Musikfest Hamburg, in dessen Rahmen das heutige Konzert stattfindet, steht dieses Jahr unter dem Motto »Utopie«. Und um die Kraft großer Visionen geht es auch in der neuesten Aus- gabe des Elbphilharmonie Magazins. Es porträtiert etliche Künstler, die sich mit kühnen Idealen über das Altbekannte hinweggesetzt haben: David Bowie, das wandlungsfähige Pop-Chamäleon, Karlheinz Stockhausen, den radikalen Klangerfinder, Fritz Lang, den revolutionären Regisseur, und die Sängerin Joyce Elektronische Musik und Performance sind die Spezialgebiete des Klangregis- DiDonato, die angesichts der aktuellen Weltlage seurs und praxisorientierten Wissenschaftlers Dr. Sean Williams. Als Performer sagt: »Wir müssen lauter singen.« Reportagen, Inter- nutzt er Live-Elektronik in Improvisationen und steht sowohl solo als auch mit views und Fotostrecken geben zudem exklusive Ensembles und Produzenten wie Grey Area oder dem Monosynth Orchestra auf Einblicke ins Innenleben der Elbphilharmonie. der Bühne. Zur Aufführung bringt er unter anderem Werke von Hugh Davies, Karlheinz Stockhausen und David Johnson. Seit 1997 ist Sean Williams auch mit seiner eigenen Musik als DJ und Live-Performer international erfolgreich. Mit seinen Klangprojektionen wirkte der Künstler bereits bei Aufführungen von Stockhausens »Kontakten« oder der schottischen Premiere von Stockhausens »Hymnen« mit. Williams ist Musikdozent an der Open University und der University of Kent. Impressum Herausgeber: 2. Internationales Musikfest Hamburg c/o HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jack F. Kurfess, Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Satz & Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: flyer-druck.de Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 45069803, antje.sievert@kultur-anzeigen.com Bildnachweis Karlheinz Stockhausen, Forum Neue Vokalmusik, Sean Williams (alle unbezeichnet)
WIR DANKEN Minol Connect orchestriert alle digitalen Ströme eines Gebäudes. dem Hauptförderer dem Förderkreis Internationales Musikfest Hamburg J ürgen Ab ra h a m Z ai und Ed gar E. No rd mann E rica Are nh o ld Ch r i sti ane und Dr. Lutz Peters Frank Bre c kwo ld t Ä n n e und Har tmut Pl ei tz In geborg Pr inze ssin z u S c h l e sw i g -H o l s te i n Ma r tha Pul vermac her Sti f tung und Niko la u s Bro sc he k G a bri el e und Peter Sc hwar tzko p f f Annegre t un d Cla us- G . B u de l m an n Ma rgaret und Jo c hen Sp ethmann Christ a u nd A lb e r t Bül l B i rg it Steenho l d t-Sc hütt Birgit Ger la ch u n d Her ti gk Di efenbac h Michael H a e n t je s S a rah A nn und Egger t Vo sc herau Barbara un d Ia n K ir u K a ran A n j a und Dr. Fred Wend t E rnst Pe te r Ko m rowsk i H i l degard und Franz G ünter Wo l f S abine u nd D r. K la u s L an dr y Co n s tanze und Chri sti an Wri ed t Birgitt u n d Le if N ilsson sowie we ite re n Förd e re r n , di e n i c h t ge n an n t we rd en mö c hten. Bild: powell83 den Förderern & Sponsoren Für aktuelle Anforderungen an die Wohnungswirtschaft. Machen Sie Ihre Immobilien zukunftsfähig – mit der innovativen LoRaWAN™ basierten Lösung Minol Connect. den Partnern Vernetzen Sie bereits heute intelligente Sensorik über das Internet. Mehr Transparenz, Effizienz und Flexibilität sind keine Zukunftsmusik. Heute für Ihre Immobilien. Morgen für alles, was für Sie zählt. minol.de/connect Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG Niederlassung Hamburg | Spaldingstraße 64 | 20097 Hamburg | Tel.: +49 40 25 40 33-0 | nlhamburg@minol.com
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