Physik des Segelns Alinghi - Physik des Segelns

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Physik des Segelns Alinghi - Physik des Segelns
05 / Segeln ‐ Alinghi

Alinghi – Physik des Segelns
Lehrerinformation

                                                          1/9

                        Kapitel 5
                    Physik des Segelns
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                       Arbeitsanleitung für die Lehrperson zum Schritt 05 der Lektion
Arbeitsauftrag                •   Die Schüler erarbeiten die Texte und erstellen je einen Kurzvortrag zu den vier
                                  Kapiteln:
                                       o Windströmung am Segel
                                       o Die drei Winde
                                       o Stabilität
                                       o Segelmanöver
                              •   Die Lehrperson verteilt die Experimentvorgabe und fordert die Schüler auf, das
                                  Segelexperiment mit verschiedenen Segeln aufzubauen und zu vollziehen.
                              •   Die Schüler führen ein einfaches Experiment zum Thema Windkraftwirkung auf
                                  die Segel und messen Vortrieb und die finden die jeweils beste Segelstellung
                                  heraus.
                              •   Die Lösungen werden im Plenum besprochen.
                              •   Die beste Lösung wird prämiert.
Ziel
                              •   Vortrag halten
                              •   Ein einfaches Experiment durchführen
                              •   Varianten entwickeln
                              •   Experiment‐Idee in die Praxis umsetzen
Material
                          Texte
                          Experimentvorgabe
                          Baumaterial (Physikunterricht, oder Behelfsmaterial aus dem Baugrossmarkt)

Sozialform
                          3‐4 Gruppen

Zeit

                          60‘ (mit Varianten)

                    Als erschwerte Aufgabe kann den Fortgeschrittenen, den Schnellen und Hellen folgende
                    Fragestellung mitgegeben werden:

                    Erkläre folgenden Zusammenhang:
Zusätzliche         Segeln gegen den Wind:
Informationen:
                    Bei einem Boot mit zwei Segeln (Klüver und Hauptsegel), bewegt sich die Luft zwischen
                    dem Vorsegel und dem Hauptsegel schneller als hinter dem Hauptsegel, daher erfährt das
                    Segel eine Kraft fast senkrecht zum Wind!
                    Dies ergibt, kombiniert mit dem Bootskiel eine →Vorwärtsbewegung gegen den Wind!
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Alinghi – Physik des Segelns
AB für Schüler, Informationen und Texte

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Aufgabe:                   Lest die Texte, Erarbeitet die Kurzvorträge, macht das Experiment.

Physik des Segelns
Antrieb eines Segelschiffes

                                                          Ein Segelschiff wird durch zwei Effekte
                                                          vorangetrieben: durch Winddruck auf das
                                                          Segel und durch Luftströmung um das
                                                          Segel.

                                                          In der Praxis überlagern sich meistens beide
                                                          Effekte, wobei je nach Kurs zum Wind der
                                                          eine oder der andere Teil überwiegt.

                                                          Beim fahrenden Schiff ist die Gegenkraft
                                                          zum Vortrieb im Wesentlichen der
                                                          Wasserwiderstand, der auf den
                                                          Schiffsrumpf wirkt.

                                                          Der hauptsächliche Vortrieb entsteht durch
                                                          die Übertragung des Winddruckes auf den
                                                          oder die segelführenden Mast(en), und die
                                                          Kraft überträgt sich wiederum auf den
                                                          Schiffsrumpf. Der Rumpf wird quasi
                                                          „mitgezogen“.

                                                          Winddruck auf das Segel

                                            Trifft der Wind von hinten (auf Vorwindkurs)
                                            oder von schräg hinten (auf Raumwindkurs)
                                            auf das Segelschiff, erfolgt der Antrieb des
                                            Segelschiffes durch den Widerstand, den die
Segel dem Wind entgegensetzen. Die Luftströmung wird dabei unterbrochen und der
Wind versucht, den Widerstand „wegzuschieben“. Diese Art des Vortriebs wird am
günstigsten durch die früher auf Grossseglern verwendeten Rahsegel genutzt. Moderne
Segelschiffe mit Schratsegeln sind nicht besonders gut für den Antrieb durch
Widerstand geeignet, da es den Schratsegeln besonders im oberen, wirksameren Bereich
an Segelfläche fehlt.
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Windströmung am Segel (Tragflächeneffekt)
                                          Um gut kreuzen zu können (schräg gegen den
                                          Wind fahren), sind Schratsegel von Vorteil.

                                          Werden Schratsegel in einem bestimmten Winkel
                                          (Anstellwinkel etwa 5° bis 30°) angeströmt,
                                          funktionieren sie nach den gleichen Prinzipien wie
                                          die Tragfläche eines Flugzeugs.

                                          Die am Segel entlang streichende
                                          Luft (1) wird abgelenkt (2) und
                                          bewirkt dabei eine Kraft (3), die
                                          etwa im ersten Drittel des Segels
                                          wirkt und im wesentlichen
                                          senkrecht zum Segel steht.

                                          Sie ist das Resultat komplizierter
                                          Vorgänge, denn die Wölbung (der
                                          Bauch) des Segels bewirkt
                                          komplexe Luft-Strömungen rund
                                          um das Segel.

So kann das Boot schräg gegen den Wind segeln! Eigentlich müsste
diese Kraft (3), die auf das Segel trifft, über den Mast an dem es befestigt ist, das ganze
Boot zur Seite abdrängen.

Doch moderne Kiel-, Schwert- und Unterwasserkonstruktionen der Boote verhindern ein
Querabtreiben und zwingen das Segelboot in eine Richtung schräg nach vorn (Vortrieb)
gegen den Wind.

Entscheidend aber ist der Winkel zwischen Segel und Wind. Ist dieser Winkel zu
klein, beginnt das Segel zu flattern (killen). Ist der Winkel zu gross, entstehen Luftwirbel
und das Ganze funktioniert nicht mehr, der Vortrieb bricht zusammen. Durch laufendes
Einstellen des Segels (Straffen oder Lockern des Bauches und Verändern des Winkels),
dem Trimmen, wird die richtige Stellung des Segels zum Wind laufend optimal
eingestellt.

Die Segel

An das Material von Segeltuchen wird eine Reihe von Anforderungen gestellt: Es soll
luftundurchlässig, reissfest, formstabil, beständig gegen die UV-Strahlung und gegen
Seewasser sein, es soll eine geringe Wasseraufnahme aufweisen und leicht sein.
Segeltuche sollten auch leicht verarbeitbar und möglichst kostengünstig sein. Je nach
Verwendungszweck treten dabei unterschiedliche Auswahlkriterien in den Vordergrund:
Für den Antrieb eines kleinen Küstenfischerbootes ist etwa die Kostenfrage wichtiger, als
für ein Hochleistungs-Regattasegel.
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Die drei Winde…
Wahrer Wind

Als wahrer Wind wird in der Seefahrt die Windrichtung und
Windgeschwindigkeit des normalen Windes bezeichnet, wie sie
beispielsweise auf einem vor Anker liegenden Schiff gemessen
werden kann.

Liegt also ein Segelboot fest vor Anker, so zeigt die
Windfahne des Bootes die Richtung des wahren Windes an.

Fahrtwind

                                          Fahrtwind ist der durch die Bewegung eines
                                          Fahrzeugs oder Schiffes hervorgerufene „Gegenwind“.

                                          Er kommt aus Sicht des Schiffes immer genau von
                                          vorn. Bei Windstille gibt es nur den Fahrtwind zeigt
                                          und gleichzeitiger Bewegung des Schiffes zeigt seine
                                          Windfahne die Richtung des Fahrtwindes an.

Scheinbarer Wind

Es handelt sich um den auf dem fahrenden
Schiff wahrgenommenen Wind, der sich aus
dem wahren Wind und dem Fahrtwindes
(vektoriell, Dreieck aus beiden
Windrichtungen, Pfeillänge = Windstärke)
zusammensetzt.

Fahrzeuge mit Segelantrieb nutzen immer den
scheinbaren Wind. Bei einem Segelschiff
richtet sich die Stellung der Segel ebenfalls
nach dem scheinbaren Wind.

                     Segelfahrzeuge, die nur mit Rahsegeln ausgerüstet sind (meist
                     alte Schiffe), werden vom Wind „geschoben“ und können ihm
                     kaum entgegenfahren. – Segelfahrzeuge mit Schratsegeln
                     können im Gegensatz dazu auch (schräg) gegen den Wind fahren
                     und dabei Geschwindigkeiten erreichen, die über der
                     Windgeschwindigkeit liegen.
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Die Stabilität
Kiel einer Yacht

Eine wesentliche Aufgabe des Kiels oder Schwertes
besteht darin, dem seitlich wirkenden Winddruck auf
das Segel einen Widerstand unter Wasser
entgegenzusetzen, um die Abdrift nach der
windabgewandten Seite, nach Lee, zu verringern. Die
daraus resultierende Schräglage des Bootes wird als
Krängung bezeichnet.

Auch durch Seegang kann ein Boot in Krängung
versetzt werden. Unter der Stabilität eines Bootes wird
seine Fähigkeit, diese Krängung auszugleichen und
selbständig wieder in die aufrechte Lage
zurückzukehren, verstanden. Dies kann auf zwei
unterschiedliche Arten geschehen: einerseits durch die
Rumpfform des Bootes, die eine Rückkehr in die
Ausgangslage begünstigt, und andererseits durch einen
tief liegenden Gewichtskiel, der das Boot wieder in
die aufrechte Lage zwingt.

Yachten mit schwerem Kiel können nur unter sehr starkem Wind- und hohem
Seegang kentern. Im Gegensatz dazu kann ein durch seine Form stabiles Boot
(Katamaran oder Trimaran mit seiner grossen Breite) bei einer starken Schräglage
plötzlich rasch kentern. Mit dem Gewicht der Mannschaft an Bord, die sich auf die Seite
begibt, die „in die Luft geht“, kann ein gewisser Ausgleich erreicht werden (man nennt
dies auch einen Gewichtstrimm).

                         Segelmanöver
                         Das Drehen des Bootes mit dem Bug zur Windrichtung hin, nennt
                         man anluven. Die entgegengesetzte Bewegung, mit dem Bug vom
                         Wind weg, heisst abfallen. Eine Drehung der Bugspitze durch den
                         Wind hindurch, so dass der Wind nachher von der anderen Seite auf
                         das Segel trifft, nennt man Wende. Der entgegengesetzte Vorgang,
                         das Heck durch den Wind zu drehen, heisst Halse. Ein Ziel, das in
                         der Richtung liegt, aus der der Wind weht, erreicht man durch
                         Kreuzen, das Segeln schräg gegen den Wind schräg in Richtung des
                         Ziels mit regelmässigen Wenden.

                         Ein Aufschiesser ist der Vorgang, das Boot mit der Bugspitze
                         (vorne) in den Wind zu drehen. Nur so kann man das Segelschiff zum
                         Stehen zu bringen. Der Zustand ist allerdings nicht stabil, weil dabei
                         etwas rückwärts fährt und sich bald etwas dreht und dann schon bei
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leicht seitlichem Wind schnell rasch wieder Fahrt aufnimmt.

Beidrehen und Beiliegen bedeutet, dass man das Schiff fast quer zum Wind stellt, es
bewegt sich dann nur wenig vorwärts und ein wenig seitwärts.

Ein Mann-über-Bord-Manöver dient dazu, das Boot wieder zu einer über Bord
gegangenen Person zurückzubringen.

Segelführung
                                          Bevor ein Segel genutzt werden kann, muss es
                                          „angeschlagen“, das heisst am Rigg (Balken
                                          unten am Segel) befestigt werden, falls es dort
                                          nicht sowieso dauernd befestigt ist. Zum
                                          Segeln muss dann das Segel „gesetzt“ (das
                                          heisst meist hochgezogen) werden; am Ende
                                          der Fahrt oder bei einem Segelwechsel wird es
                                          wieder geborgen.

                                          Zur Segelführung gehört weiterhin das Reffen:
                                          Um bei starkem Wind oder Sturm die Krängung
                                          des Bootes zu verringern, kann die dem Wind
                                          ausgesetzte Fläche eines Segels verkleinert
                                          werden. Lässt der Wind nach, kann das Segel
                                          wieder ausgerefft, das heisst die Segelfläche
                                          wieder vergrössert werden.

Ist bei weiter zunehmendem Wind die Segelfläche immer noch zu gross, müssen
spezielle Sturmsegel gesetzt werden (Sturmfock als Vorsegel und Trysegel anstelle des
Grosssegels) oder die Segel müssen ganz geborgen werden.
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Experimente                 mit allen 7 Windrichtigen bezogen auf das Boot

                                                             Baue ein Modell zur Erprobung der
                                                             Wind-Segel-Zusammenhänge!

                                                             Mit Hilfe eines Modellversuch sollen die
                                                             folgenden Fragestellungen untersucht
                                                             werden:

                                                             Welches ist bei welchem Windeinfall die
                                                             günstigste Segelstellung?
                                                             Wie wirken sich die Segelform und die
                                                             Segelwölbungen auf die vortreibende
                                                             Kraft aus?

                                                             Aufgabe:
    1. Probiere die sieben Windstellungen aus und miss die maximale
       Vortriebskraft bei optimaler Segelstellung
    2. Teste verschiedene Segelformen (Rahsegel. Schratsegel) und verschiedene
       Segeltuch-Materialien

Versuchsaufbau                            mit beweglichem Ventilator (wahrer Wind)
Physik des Segelns Alinghi - Physik des Segelns
05 / Segeln ‐ Alinghi

Alinghi – Physik des Segelns
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                                                                                     9/9

Beschreibung des Versuchsaufbaus
Auf einer Metallfahrbahn steht ein Wagen, darauf ein an einem Holzrahmen
befestigtes Segel.

Ein Faden, der Segler würde ihn Schot nennen, ermöglicht es, dessen
Anstellwinkel zu verändern.

Der Rahmen ist 20 cm hoch und 15 cm breit.

Die Bahn lässt sich zum Nachstellen verschiedener Kurse in einem zum
Ventilator frei wählbaren Winkel aufstellen.

Sie wirkt so, wie der Kiel eines Segelschiffes: Der Wagen kann nur in zwei
Richtungen rollen, wobei allerdings auch keine Abtrift möglich ist.

Mit Hilfe eines Ventilators wird ein Luftstrom erzeugt: der ”Wind“, der über
das Segel den Wagen antreibt.

Dieser ist über einen Kraftmesser mit einem festen Punkt verbunden und
kann so den entstehenden Vortrieb anzeigen.

Als ”Segel“ werden Papierstücke mit Seitenlängen von 16 cm x 20 cm (im
Folgenden Segel 1genannt) und 20 cm x 20 cm (Segel 2) eingesetzt.

Sie sind also, da sie auf dem Rahmen mit 15 cm Breite kleben, in der
Waagerechten unterschiedlich gewölbt. Segel 1 hat an der tiefsten Stelle
2,5 cm Wölbung, Segel 2 ca. 6,8 cm.

    • Erstelle zu den verschiedenen Messgrössen (Kraft, Segeltyp, Bester

        Winkel etc. eine Messübersichtstabelle.

    • Arbeitet in kleinen Gruppen.

    • Vergleicht die Ergebnisse untereinander
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