Kasusfähigkeiten mehrsprachiger Achtjähriger - Eine explorative Pilotuntersuchung in Regelgrundschulen

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Kasusfähigkeiten mehrsprachiger Achtjähriger - Eine explorative Pilotuntersuchung in Regelgrundschulen
Tanja Ulrich, Sarah Thater und Sandra Mennicken
Originalia

                  Kasusfähigkeiten
                  mehrsprachiger Achtjähriger
                  Eine explorative Pilotuntersuchung
                  in Regelgrundschulen
                  Case marking skills of German multilingual eight-year-olds - An exploratory pilot study in primary schools

                  Schlüsselwörter: Spracherwerb, Kasusmarkierung, Mehrsprachigkeit
                  Keywords: Language acquisition, case marking, multilingualism

                  Zusammenfassung: Ziel der explorativen Pilotstudie war es, die              Abstract: The aim of this exploratory pilot study was to
                  Kasuskorrektheit mehrsprachiger DrittklässlerInnen in Regel-                investigate the correctness in German case marking of
                  grundschulen zu erfassen. An der Untersuchung nahmen N=38                   multilingual third-year primary students. In total, N=38
                  Kinder (n=20 Kinder simultan mehrsprachig, n=18 Kinder sukzes-              eight-year-old children (n=20 simultaneous multilingual,
                  siv mehrsprachig) im Alter von acht Jahren teil. Die Korrektheit            n=18 successive multilingual) participated in the study.
                  der Akkusativ- und Dativmarkierungen wurde im Rahmen von                    The correctness in case marking was determined by
                  Elizitationsaufgaben erhoben und ergänzend die Genussicherheit              eliciting accusative and dative markings. In addition, the
                  der Kinder bestimmt sowie die Kapazität der phonologischen                  children’s gender marking competences and the capa­city
                  Schleife überprüft. In beiden Kasuskategorien weisen die Korrekt-           of the phonological loop were evaluated. Considering
                  heitswerte insgesamt eine hohe Varianz auf; dies gilt in besonderer         the correctness in both cases, the results show a great
                  Weise für den Dativ. Kinder mit simultan mehrsprachigem Erwerb              variability, particularly in dative case marking. Simul-
                  erreichen im Mittel höhere Korrektheitswerte als diejenigen mit             taneous multilingual children achieve higher average
                  sukzessivem Erwerb. Keine der beiden Gruppen schließt bis zum               case marking correctness compared to successive mul-
                  Alter von acht Jahren an Referenzwerte monolingual deutsch-                 tilingual children. At the age of 8, neither group reaches
                  sprachiger Kinder an; vielmehr lassen sich die Korrektheitswerte            the level of correctness their monolingual peers achieve;
                  mit denen monolingual aufwachsender Kinder im Alter von vier                on the contrary, the results most closely correspond to
                  Jahren vergleichen. Die Fehlermuster entsprechen weitestgehend              the correctness of 4-year-old monolingual children. The
                  denen, die aus dem monolingualen Kasuserwerb berichtet wer-                 error patterns match those reported in monolingual case
                  den. Mögliche Implikationen für Diagnostik und Förderung im                 acquisition. Possible implications for diagnostics and sup-
                  mehrsprachigen Erwerb werden diskutiert.                                    port of multilingual language acquisition are discussed.

                  Einleitung mit Zielsetzung                     Motsch & Riehemann, 2008). Frühere            acht Jahren bereits hohe Korrektheits-
                  Korrekte Kasusmarkierungen sind im             Studien konnten bereits zeigen, dass der      werte in den beiden Kasuskategorien
                  Deutschen – im Mündlichen wie im               Kasuserwerb im Deutschen nicht nur            Akkusativ und Dativ. Dennoch hat auch
                  Schriftlichen – sowohl für die Produk-         verhältnismäßig spät einsetzt, sondern        ein nicht zu vernachlässigender Anteil
                  tion eindeutiger Aussagen als auch für         sich auch bis in das Grundschulalter hi-      der einsprachigen Kinder den Erwerb in
                  die zweifelsfreie Rezeption von ent-           neinzieht (Marx, 2014). Einsprachig auf-      diesem Alter noch nicht abgeschlossen
                  scheidender Bedeutung (Marx, 2014;             wachsende Kinder erreichen im Alter von       (Ulrich, 2017).

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Die vorliegende Untersuchung kon-            Evidenzen zum                                  (2014, S. 18) zufolge nur der Akkusativ
zentriert sich auf die Frage, wie weit       einsprachigen Kasuserwerb                      im fünften Lebensjahr erworben; demge-

                                                                                                                                                   Originalia
mehrsprachig aufwachsende Kinder                                                            genüber „steht der Erwerb des Dativs zu
                                              Inwieweit ein Kind den Kasus im Deut-
ohne sprachliche Beeinträchtigungen                                                         Beginn des sechsten Lebensjahres noch
                                              schen erworben hat, wird in erster Linie
im Erwerb von Akkusativ und Dativ mit                                                       aus“. Für eine umfassende Stichprobe
                                              daran festgemacht, ob die beiden Kate-
acht Jahren fortgeschritten sind.                                                           von N=968 Vier- bis Neunjähriger konnte
                                              gorien Akkusativ und Dativ im Singular
Die Erkenntnisse dieser Arbeit sind u. a.                                                   in einer Querschnittstudie mit elizitier-
                                              erworben sind (Bittner, 2013; Kauschke,
für die Einordnung der sprachlichen                                                         ten Äußerungen gezeigt werden, dass
                                              2012; Kruse, 2013). Der Fokus liegt dabei
Leistungen mehrsprachiger Kinder im                                                         einige monolingual deutschsprachige,
                                              auf dem bestimmten Artikel. Dement-
schulischen Kontext von Bedeutung und                                                       potenziell sprachunauffällige Kinder bis
                                              sprechend ist für das Auftreten erster
können insbesondere Grundschullehr-                                                         in das Grundschulalter hinein Auffällig-
                                             „Kasusmarkierungen ein rudimentäres
kräften erste Orientierungswerte liefern,                                                   keiten bezüglich der Kasusmarkierungen
                                              Determinator- und Pronominalsystem“
die über den einsprachigen Kasuserwerb                                                      zeigen (Ulrich, 2017; 2018).
                                              erforderlich (Tracy, 1984, S. 285). Dieses
hinausgehen.
                                             Auftreten ist jedoch nicht mit dem Er-
                                              werbszeitpunkt gleichzusetzen, sodass         Kasusfähigkeiten
Theoretische Positionierung                  „zwischen dem Entdecken von Formen             mehrsprachiger Kinder
Die Flexionsklasse Kasus                      und dem Erwerb der dahinterstehenden          Die Gruppe der mehrsprachigen Kinder
Morphologische Kasusmarkierungen              Regeln“ (Motsch & Rietz, 2016, S. 7)          ist durch eine große Heterogenität ge-
werden im Deutschen hauptsächlich an          unterschieden wird. Für den monolingu-        kennzeichnet. So wird beispielsweise
Hilfselementen wie Artikeln und Ad-           alen Kasuserwerb wird häufig angenom-         neben anderen Variablen häufig das Alter
jektiven vorgenommen. Diese können            men, dass der Nominativ als erster Kasus,     zu Erwerbsbeginn (Age of Onset, AoO)
kasusspezifisch sein, aber auch mit Nu-       dann der Akkusativ und zum Schluss            zur Einteilung verschiedener Subgrup-
merus und Genus zusammenfallen. Die           der Dativ erworben wird (Bittner, 2013;       pen gewählt (Chilla, 2019). Traditionell
Substantivflexion, d. h. die Markierung       Clahsen, 1984; Mills, 1985; Tracy, 1986).     wird dabei zwischen einem simultan
am Nomen, ist inzwischen von nachran-         Für jeden Kasus sind dabei Entwick-           mehrsprachigen und einem sukzessiv
giger Bedeutung und historisch gese-          lungsschritte festzustellen, die von der      mehrsprachigen Erwerb unterschieden,
hen „massive[n] Vereinfachungen und           Mehrheit der Kinder durchlaufen werden        wobei die Altersbereiche nicht immer
Reduktionen“ unterlegen (Wiese, 2012,        – wie z. B. fehlende Kasusmarkierungen,        einheitlich gewählt werden. Für den si-
S. 212). Der Kasus einer Nominalphra-         das Einsetzen unmarkierter Artikel oder       multanen Erwerb wird häufig ein Zeit-
se ist weder willkürlich noch von den         Übergeneralisierungen eines Kasus auf         raum von bis zu drei Jahren angegeben,
Sprechenden wählbar (Wegener, 1995b).         einen anderen Kasuskontext (Clahsen,          sodass diejenigen, die erst im vierten
Die Zuweisung erfolgt im syntaktischen       1984; Motsch, 2010).                           Lebensjahr mit einer weiteren Sprache
Zusammenhang (Duden, 2016) durch              Die Mehrheit der Studien zum ungestör-        in Kontakt kommen, dem sukzessiven
kasusregierende Verben, Präpositionen         ten Kasuserwerb im Deutschen stützt           Erwerbstypen zugeordnet werden (Ar-
und in seltenen Fällen auch Adjektive         sich auf spontansprachliche Daten (z. B.      mon-Lotem & de Jong, 2015; Ronniger
und Nomen. Eine Besonderheit sind so-         Clahsen, 1984; Korecky-Kröll & Dressler,      et al., 2019). Für die vorliegende Studie
genannte Wechselpräpositionen, im Nor-        2009; Mills, 1985; Tracy, 1986). Spon-        wurde ein etwas engeres Kriterium ak-
malfall räumliche Präpositionen (z. B. in,    tansprachstudien liefern zwar ein au-         tueller Veröffentlichungen (Chilla, 2019)
vor, hinter) (Duden, 2016). Diese können,     thentisches Bild über den tatsächlichen       zugrunde gelegt, nach dem Kinder dann
abhängig vom Kontext, zwei verschiede-        Sprachgebrauch, vernachlässigen aber          als simultan mehrsprachig gelten, wenn
ne Kasus zuweisen (Dürscheid, 2007).          das Wissen der Kinder über komplexere         sie bis zum Alter von 1;11 Jahren mit
Um den korrekten definiten Artikel zu         Strukturen, die diese eventuell in der All-   mindestens einer weiteren Sprache in
bestimmen, müssen Kasus, Numerus              tagssprache nicht verwenden (Siegmül-         systematischen Kontakt gekommen sind
und Genus bekannt sein (MacWhinney,           ler et al., 2016). Deswegen bieten sich im    (Chilla, 2019). Die Gruppe der sukzessiv
1978). Die fehlende Eins-zu-eins-Be-          späten Grundschulalter Elizitationsver-       mehrsprachigen Kinder umfasst dem-
ziehung zwischen Form und Funktion            fahren an, sodass gezielt die Kompetenz       nach alle, die im Alter von 2;0 bis 7;11
der Markierungen stellt eine besondere        zur Regelanwendung überprüft werden           Jahren mit einer weiteren Sprache als
Schwierigkeit beim Erwerb des deut-           kann (Motsch & Riehemann, 2017). Offen        ihrer Erstsprache in systematischen
schen Kasussystems dar (Kauschke,             bleibt bislang die Frage, zu welchem          Kontakt gekommen sind (Chilla, 2019).
2012). Darüber hinaus besteht für einige      Zeitpunkt der Kasuserwerb sprachunauf-        Erste Daten zum Kasuserwerb mehr-
Markierungen die Herausforderung der          fälliger Kinder abgeschlossen ist. Bittner    sprachiger Kinder ergeben sich, wie
akustischen Diskriminierung (z. B. den       (2013) spricht von einer Komplettierung        auch bei einsprachig Lernenden, aus
vs. dem; Szagun, 2007; 2013).                 des Kasuserwerbs im Alter von 3;0 bis         Spontansprachanalysen (Dimroth, 2008;
                                             4;11 Jahren. Dagegen wird Siegmüller           Meisel, 1986), bei denen es sich meist

                                                                                                    Logos Jg. 29 | Ausg. 2 | 2021 | 84 - 95   85
um Einzelfalluntersuchungen handelt.          sende. Ronniger et al. stellten in ihrer    eindeutigen Kasusmarkierungen in Form
                   Zunehmend kommen jedoch auch grö-             Querschnittstudie mit N=138 ein- und        von Ganzheiten (z. B. im Haus). Sprach-
Originalia

                   ßere, z.T. quantitative Erhebungen hinzu      mehrsprachigen Kindern im Alter von         lich kompetentere Schülerinnen und
                  (Grimm & Schulz, 2016; Ronniger et             3;0 bis 5;11 Jahren die „Notwendigkeit      Schüler verwendeten zunächst Akkusa-
                   al., 2019; Scherger, 2015; 2016; 2018).       [heraus,] beim mehrsprachigen Erwerb        tiv- und später auch Dativmarkierungen
                   Scherger (2018) untersuchte in einer          zwischen den Erwerbstypen (simultan         zunehmend korrekt, während das Genus-
                   Studie zum mehrsprachigen Kasuser-            vs. sukzessiv) zu unterscheiden“ (Ronni-    system weiterhin rudimentär blieb. Jeuk
                   werb die Fähigkeit zur Dativmarkierung        ger et al., 2019, S. 203). Beide Gruppen    (2008, S. 147) schließt daraus, dass „eine
                   im Deutschen, indem sie u. a. sprach-         Mehrsprachiger erreichten in Bezug          Genusmarkierung am Determinierer [of-
                   unauffällige monolinguale (n=18) und          auf verschiedene sprachliche Bereiche       fenbar] erst dann möglich [ist], wenn das
                   deutsch-italienisch bilinguale Kinder         sehr unterschiedliche Ergebnisse und        System der Kasusmarkierung erkannt
                  (n=14) im Alter von vier und sieben Jah-       sollten demnach mit Blick auf ihren Er-     wurde“ (vgl. auch Kaltenbacher & Klages,
                   ren miteinander verglich. Die Auswer-         werbskontext differenziert voneinander      2007). Auch Wegener (1995a) hebt in
                   tung der spontansprachlichen und der          betrachtet werden. Die Vergleichbar-        einer Untersuchung zum Genuserwerb
                   z.T. elizitierten Sprachdaten zeigte, dass    keit verschiedener Studien wird vielfach    die wechselseitige Beziehung von Genus
                  „even though there is a delay found in         jedoch durch die Tatsache erschwert,        und Kasus im Spracherwerb hervor. Erst
                   four-year-old bilinguals when compared        dass zwar grundsätzlich zwischen den        nach der Verwendung prototypischer
                   to monolingual children, they [simulta-       Erwerbstypen simultan vs. sukzessiv un-     Artikel in einzelnen Kasuskategorien
                   neous bilingual children without SLI]         terschieden wird, aber es bislang keine     scheinen die untersuchten Kinder das
                   have caught up with their monolingual         einheitlichen bzw. festgelegten Alters-     Genus als grammatische Kategorie über-
                   peers by the age of seven […]” (Scherger,     grenzen für diese Erwerbstypen gibt.        haupt wahrzunehmen und differenzierte
                   2018, S. 98). Die von Scherger (2018)         Neben dem Erwerbskontext stellt auch        Paradigma auszubilden.
                   untersuchten, simultan mit Deutsch und        die Erhebungsmethode einen möglichen        Grundsätzlich scheint der mehrsprachi-
                   Italienisch aufwachsenden Probandin-          Einflussfaktor dar. Schönen­berger et al.   ge Kasuserwerb in ähnlichen Phasen
                   nen und Probanden zeigten somit im            (2012) zeigten in der Analyse des Daten-    wie der monolinguale Erwerb sowie mit
                  Alter von sieben Jahren vergleichbare          materials von N=39 ein- und mehrspra-       von der Erstsprache weitestgehend un-
                   Fähigkeiten zur Kasusmarkierung wie           chigen Kindern, dass in den Spontan-        abhängigen Fehlermustern abzulaufen
                   monolingual deutsch aufwachsende Kin-         sprachproben lexikalische Fehler domi-      (Thater, 2018). Die Mehrheit der Studi-
                   der des gleichen Alters (vgl. auch Scher-     nierten und es vergleichsweise wenige       en (z. B. Grimm & Schulz, 2016; Marx,
                   ger, 2016). Einen Rückstand jüngerer          strukturelle Kasusfehler gab. Daten, die    2014; Schönenberger et al., 2011) zeigt
                   Kinder im Bereich der Kasusfähigkeiten        in einer Testsituation evoziert wurden,     jedoch, dass mehrsprachig aufwachsen-
                   konnten auch Grimm und Schulz (2016)          spiegelten ein genau umgekehrtes Bild       de Kinder über einen langen Zeitraum
                   zeigen: Durch ihre Untersuchung mit der       wider.                                      Schwierigkeiten bei der Kasusbildung
                   LiSe-DaZ (Linguistische Sprachstands-         Ein weiterer Aspekt, der im Kontext der     haben und der Kasuserwerb insgesamt
                   erhebung – Deutsch als Zweitsprache;          Analyse der Kasusfähigkeiten Mehr-          eine große Herausforderung darstellt
                   Schulz & Tracy, 2011) mit N=160 ein- und      sprachiger eine Rolle spielen kann, ist     (Ruberg, 2013). An dieser Stelle setzt die
                   mehrsprachigen Probandinnen und Pro-          die Genussicherheit. Während sprach-        vorliegende Untersuchung an. Gerade
                   banden im Alter von 4;0 bis 5;0 Jahren        unauffällige monolingual deutschspra-       im späten Grundschulalter scheint der
                   zeigten sie, dass im Bereich Kasus „die       chige Kinder spätestens ab dem Alter        Kasuserwerb Mehrsprachiger auch im
                   Leistungen der simultan-bilingualen           von sieben Jahren eine 95-prozentige        Mündlichen noch bedeutsamen Verän-
                   Kinder denen der frühen Zweitsprach-          Genuskorrektheit zeigen (Ulrich, 2017),     derungen zu unterliegen (Grießhaber,
                   lerner [glichen]“ und sich „gleichzeitig      werden insbesondere im Kontext des          2007). Es finden sich jedoch nur wenige
                   signifikant von monolingualen Kindern         mehrsprachigen Erwerbs länger andau-        Studien, die sich mit dieser Altersgruppe
                   [unterschieden]“ (Grimm & Schulz, 2016,       ernde Unsicherheiten bei der Zuwei-         beschäftigten. Zudem handelte es sich
                   S. 37). Inwiefern diese den berichteten       sung des korrekten Genus beschrieben        bei den meisten spontansprachlichen
                   Rückstand zu einem späteren Zeitpunkt         (Ruberg, 2013). Jeuk (2008) führte eine     Erhebungen um Untersuchungen von
                   eventuell aufholen, lässt sich aufgrund       Analyse zum Genus- und Kasuserwerb          Einzelfällen, die gerade angesichts der
                   des Untersuchungsdesigns mit nur ei-          anhand von Längsschnittdaten von N=54       Heterogenität mehrsprachiger Erwerbs-
                   nem Erhebungszeitpunkt nicht feststel-        Erst- und ZweitklässlerInnen durch. Die     verläufe wenig Potenzial für Verallge-
                   len.                                          Schwierigkeiten der n=27 mehrsprachi-       meinerungen bieten. Die Erhebung von
                   Ein „Aufholen“, wie es von Scherger           gen Grundschülerinnen und -schüler          elizitierten Daten bietet demgegenüber
                  (2018, S. 98) für die Gruppe der Sieben-       bestanden sowohl in Auslassungen von        den Vorteil, dass zum einen eine größe-
                   jährigen berichtet wird, zeigt sich vor al-   Artikeln als auch in einem kaum diffe-      re Stichprobe untersucht, zum anderen
                   lem für simultan mehrsprachig Aufwach-        renzierten Genussystem mit nur wenigen      über den kontextabhängigen Gebrauch

             86     Logos Jg. 29 | Ausg. 2 | 2021 | 84 - 95
der Zielstruktur in der Spontansprache       Beschreibung der Stichprobe                     führt. Zahlreiche Untersuchungen be-
hinaus gezielt die Kompetenz zur An-                                                         legen signifikant reduzierte Leistungen

                                                                                                                                                           Originalia
                                             Einschlusskriterien für die Teilnahme
wendung einer grammatischen Regel                                                            der verbalen Kurzzeitgedächtnisspanne
                                             waren eine nach Einschätzung der Klas-
überprüft werden kann (Behrens, 2004;                                                        für sprachentwicklungsgestörte Kinder,
                                             senlehrerin unauffällig erscheinende
Kauschke, 2012; Scherger, 2015; Ulrich,                                                      weshalb Auffälligkeiten in diesem Be-
                                             Sprachentwicklung im Deutschen so-
2017).                                                                                       reich als mögliche Marker für Sprach-
                                             wie ein mehrsprachiger Erwerbshin-
                                             tergrund. Als „mehrsprachig“ wird ein           entwicklungsstörungen, insbesondere
Fragestellungen der                          Kind dann bezeichnet, wenn es „mit              im Kontext des mehrsprachigen Erwerbs,
Untersuchung                                 mindestens einer direkten Bezugsperson          diskutiert werden (Graf Estes et al., 2007;
                                             (im Normalfall ein Elternteil) regelmä-         Henry & Botting, 2017; Kany & Schöler,
- Wie lassen sich die Fähigkeiten zur
                                             ßig eine andere Sprache als Deutsch“            2014; Torrens & Yagüe, 2018).
  Kasusmarkierung von mehrsprachigen
  Achtjährigen an einer Regelgrundschu-      spricht (Thater, 2018,
  le beschreiben?                            S. 27). Wie aus Tabelle
                                             1 hervorgeht, umfasste                        Gesamtstichprobe       simultan           sukzessiv
- Welche Korrektheit erreichen mehr-                                                                            (AoO 0-1;11 J.)   (AoO 2;0-6;11 J.)
  sprachige Achtjährige bei der Akku-        die Untersuchungsstich-
                                                                                              Stichprobenumfang
  sativ- sowie der Dativmarkierung am        probe N=38 Kinder im
                                             Alter zwischen 8;0 und         gesamt          38                   20 (52,6%)        18 (47,4%)
  bestimmten Artikel in einer Elizitati-
                                             8;11 Jahren (M=8;6 Jah-        Jungen          21     (55,3%)       11      (55%)     10 (55,6%)
  onsaufgabe?
- Wie lassen sich die Kasusfähigkeiten       re, SD=0;4 Jahre). Es          Mädchen         17     (44,7%)         9     (45%)       8 (44,4%)
  der untersuchten mehrsprachigen in         nahmen n=21 Jungen                                  Alterskennwerte
  Beziehung zu den Leistungen monolin-       und n=17 Mädchen an
                                                                            MW               8;5 Jahre           8;4 Jahre          8;5 Jahre
  gual deutschsprachiger Kinder setzen?      der Untersuchung teil.
                                                                               SD            0;4 Jahre           0;4 Jahre          0;4 Jahre
- Inwiefern unterscheiden sich die Leis-
  tungen von sukzessiv und simultan          Mithilfe eines Elternfra-       Tabelle 1 Stichprobencharakteristika

  Mehrsprachigen?                            gebogens (Thater, 2018)
- Wie lassen sich die Kasusfähigkeiten       wurde(n) die weitere(n)
  der jeweiligen Teilstichproben in Bezie-   gesprochene(n) Sprache(n) des Kindes Auch wenn sich die Erfassung der verba-
                                             ermittelt sowie erfragt, seit wann es mit        len Kurzzeitgedächtnisspanne aufgrund
  hung zu den Leistungen monolingual
                                             den jeweiligen Sprachen in Kontakt sei.          unzureichender      Spezifität nicht als zu-
  deutschsprachiger Kinder setzen?
                                             Danach können 53% als simultan, 47%              verlässiger  alleiniger   Marker für eine
- Welche Fehlermuster finden sich bei
                                             als sukzessiv mehrsprachig eingestuft            Sprachentwicklungsstörung erwiesen
  der Kasusmarkierung der untersuch-
                                             werden. N=4 Kinder sprechen neben                hat, so gilt sie dennoch als wertvoller
  ten Probandinnen und Probanden?
                                             dem Deutschen noch zwei andere Spra-             Indikator,  um Hinweise auf mögliche
  Inwiefern sind diese mit Phänomenen
                                             chen; eins wächst mit insgesamt vier             Einschränkungen       allgemeiner Sprach-
  aus dem einsprachigen Kasuserwerb
                                             Sprachen auf. Die Art der gesprochenen           verarbeitungsprozesse      zu erhalten (Ar-
  vergleichbar?
                                             Erstsprachen zeigt sich als sehr hetero- chibald & Joanisse, 2009). Alle 38 Kinder
                                             gen. Die 38 untersuchten Probandinnen            erreichten hinsichtlich ihrer Silbenspan-
Methodik                                                                                      ne einen Prozentrang über 16 (PR ≥16)
                                             und Probanden sprechen neben dem
Datenerhebung                                Deutschen insgesamt 22 verschiedene              und  somit ein Ergebnis im unauffälligen
Die Daten wurden im Zeitraum von             Sprachen. Die größte Gruppe stellen da-          Bereich  (Petermann & Daseking, 2012).
November bis Dezember 2017 in sechs          bei Kinder mit bilingualem Erwerb von            Dies stützt die Annahme, dass es sich
Regelgrundschulen in Köln und Umge-          Deutsch und Türkisch dar (n=6, 15,8%). bei den Teilnehmenden der vorliegenden
bung erhoben. Alle Kinder besuchten          Um den subjektiven Eindruck von Klas- Untersuchung um Kinder mit tendenziell
zum Zeitpunkt der Testungen die dritte       senlehrerin und Eltern hinsichtlich einer        unauffälliger mehrsprachiger Entwick-
Klassenstufe. Die Testungen wurden           weitgehend „unauffälligen“ Sprachent- lung handelt.
mit Einverständnis der Eltern durch die      wicklung zu objektivieren, wurde als             Bei allen Probandinnen und Proban-
Zweitautorin dieses Beitrags in Einzelsit-   Maß für einzelsprachunabhängige Ver- den wurde zudem anhand von Subtest 3
zungen durchgeführt. Pro Kind wurden         arbeitungsprozesse die Kapazität der             der ESGRAF 4-8 (Motsch & Rietz, 2016)
ca. 30 Minuten für die Durchführung          phonologischen Schleife des Arbeitsge- die Genussicherheit für die in der Ka-
der unten genannten Überprüfungen            dächtnisses mithilfe des Nachsprechens           susüberprüfung verwendeten Nomina
benötigt.                                    von Pseudowörtern erfasst. Dazu wurde            eingeschätzt. Hierzu müssen insgesamt
Die Autorinnen bestätigen die Einhal-        der Untertest Pseudowörter nachspre- 20 verschiedene Tiere, Tierfutter und
tung der aktuellen Fassung der Dekla-        chen des „Zürcher Lesetest II“ (ZLT II; Objekte mit bestimmtem Artikel im
ration von Helsinki.                         Petermann & Daseking, 2012) durchge- Nominativ benannt werden (z. B. das

                                                                                                         Logos Jg. 29 | Ausg. 2 | 2021 | 84 - 95      87
Pferd, die Banane, der Vorhang). Dabei              Insgesamt werden jeweils 24 Akkusativ-              wird ein Signifikanzniveau von α
mehrsprachig                                einsprachig               einsprachig

                                                                                                                                                                        Originalia
                                                                         8;0-8;11 Jahre                             4;0-4;11 Jahre            8;0-8;11 Jahre
                                                                            (N=38)                                    (N=180)*                  (N=195)*
                                                 Akkusativ                                Dativ                 Akkusativ      Dativ     Akkusativ       Dativ
                                      gesamt        sim.        suk.       gesamt          sim.      suk.
                                                   (n=20)      (n=18)                     (n=20)    (n=18)
 Range                                  4-24       15-24        4-24        0-24          0-24       0-22         8-24         0-24        13-24         2-24
 MW                                     16,6        18,2        14,8         10,4          12,3       8,3         18,8          12,2       21,8          20,9
 SD                                     4,3          2,9         4,9         8,2           7,7        8,5          3,6          7,6         2,6           4,8
 Median                                  17         17,5        15,5         9,5           11,5      15,5          19            10         23            23

 mittlere prozentuale Korrektheit      69,1%       75,6%       61,8%       43,3%          51,0%     34,7%        78,2%        50,7%       90,0%         87,0%

Anmerkung: Die angegebenen absoluten Werte beziehen sich auf die erreichten Rohwertpunkte (max. 24 möglich).
*Referenzdaten aus Ulrich, 2017

Tabelle 3 Korrektheit der Kasusmarkierung bei mehr- und einsprachigen Kindern

tikel jeweils maximal 24 Rohwertpunk-                 Um diese Korrektheitswerte bei der                       Es wird deutlich, dass die hier unter-
te erreicht werden. Die Teilnehmenden                 Markierung von Akkusativ und Dativ zu                    suchten mehrsprachigen Achtjährigen
der Untersuchungsstichprobe erzielten                 den Leistungen einsprachig deutsch auf-                  weder im Akkusativ noch im Dativ eine
bei der Akkusativmarkierung im Mit-                   wachsender Kinder in Beziehung setzen                    prozentuale Korrektheit erreichen, die
tel einen Punktwert von 16,6 Punkten                  zu können, werden die mithilfe des glei-                 dem Mittelwert monolingual aufwach-
bei einer Standardabweichung von 4,3                  chen Erhebungsinstruments (ESGRAF                        sender Vierjähriger entspricht. Markie-
Rohwertpunkten. Der Median, also der                  4-8; Motsch & Rietz, 2016) gewonnenen                    ren einsprachig deutsch aufwachsende
mittlere Wert der Verteilung, liegt bei 17            Daten zu den grammatischen Fähigkei-                     Kinder im Alter von vier Jahren im Mit-
Rohwertpunkten (vgl. Tab. 3). Ein Kind                ten monolingualer Kinder zwischen 4;0                    tel 78% der Akkusativkontexte korrekt,
erreichte mit einem Rohwert von 4 den                 und 8;11 Jahren des Projekts GED 4-9                     erreichen die mehrsprachigen Acht-
niedrigsten Wert, drei Kinder mit einem               (Ulrich, 2017) als Referenz genutzt. Ta-                 jährigen hier nur eine Korrektheit von
Rohwert von 24 den maximalen Punkt-                   belle 3 zeigt dementsprechend die be-                    69%. Dies entspricht einem statistisch
wert. Im Mittel markieren die untersuch-              reits oben berichteten Korrektheitswerte                 signifikanten Mittelwertunterschied (CI
ten Achtjährigen 69% der evozierten                   bei der Akkusativ- und Dativmarkierung                   [0,88, 3,51], t(216)=3,28, p=,001, d=0,6,
Akkusativkontexte korrekt. Bei der Da-                als Rohwertpunkte sowie als prozentuale                  mittlerer Effekt). Auch im Bereich der
tivmarkierung erzielten die untersuch-                Korrektheit. Daneben werden als Refe-                    Dativmarkierung bleiben die mehrspra-
ten Kinder im Mittel einen Rohwert von                renzgruppen die jüngste Untersuchungs-                   chigen Achtjährigen mit einer mittleren
10,4 der möglichen 24 Punkte bei einer                gruppe der „GED 4-9-Studie“, die Grup-
                                                                                                               Korrektheit von 43% hinter der Durch-
Standardabweichung von 8,2 Punkten.                   pe der 4;0- bis 4;11-Jährigen (N=180,
                                                                                                               schnittsleistung einsprachiger Vierjäh-
Prozentual betrachtet markieren die hier              M Alter =4;6 J., SDAlter =0;4 J., 47% Jungen,
                                                                                                               riger (50% Korrektheit bei der Dativ-
untersuchten Achtjährigen damit 43,3%                 53% Mädchen), sowie die gleichaltrige
                                                                                                               markierung) zurück – jedoch ohne, dass
der evozierten Dativkontexte korrekt. Der             Untersuchungsgruppe monolingualer
                                                                                                               dieser Mittelwertunterschied statistische
mittlere Wert der Verteilung beträgt 9,5              Kinder (8;0-8;11 J., N=195, M Alter =8;6 J.,
                                                                                                               Signifikanz erreicht (CI [-0,98, 4,47],
Rohwertpunkte. Wie bereits anhand der                 SDAlter =0;4 J., 49% Jungen, 51% Mäd-
                                                                                                               t(216)=1,26, p=,21, d=0,23). Einsprachig
großen Standardabweichung deutlich                    chen) mit den entsprechenden Werten
                                                                                                               aufwachsende Achtjährige markieren im
wird, unterliegen die erreichten Werte                angegeben.
                                                                                                               Mittel etwa 90% aller Akkusativ- sowie
bei der Dativmarkierung einer sehr ho-
                                                                                                               Dativkontexte korrekt (vgl. Tab. 3).
hen Varianz. So erreichten zwei Teilneh-              Die Standardabweichung bei der Dativ-
mende den niedrigsten Punktwert 0, drei               sowie der Akkusativmarkierung ist bei
hingegen die maximale Rohwertanzahl                   den mehrsprachigen (SD=8,2 bzw. 4,3)
                                                                                                               Unterschiede zwischen
von 24. Die Ergebnisse hinsichtlich der               etwas höher als bei den einsprachigen                    sukzessiv und simultan
Dativmarkierung streuen so breit, dass                Vierjährigen (SD=7,6 bzw. 3,6); jedoch                   Mehrsprachigen
bis auf wenige Ausnahmen jedes mög-                   lässt sich die hohe Varianz hinsichtlich                 Im Folgenden wird untersucht, inwiefern
liche Ergebnis (0-24 Rohwertpunkte)                   der Dativkorrektheit auch für die Gruppe                 sich die Korrektheitswerte von Kindern
von den 38 Teilnehmenden mindestens                   der einsprachig deutsch aufwachsenden                    mit einem simultanen Erwerb von den
einmal erzielt wird.                                  Kinder beobachten (Ulrich et al., 2016;                  Korrektheitswerten derjenigen mit suk-
                                                      Ulrich, 2017).                                           zessiver Mehrsprachigkeit unterschei-

                                                                                                                         Logos Jg. 29 | Ausg. 2 | 2021 | 84 - 95   89
den. Tabelle 3 zeigt die deskriptive Sta-
                  tistik der erreichten Korrektheitswerte.
Originalia

                  Es wird deutlich, dass die Gruppe der
                  Probandinnen und Probanden mit si-
                  multan mehrsprachigem Erwerb für
                  beide Kasus höhere Korrektheitswerte
                  aufweist als die Gruppe mit sukzessiv
                  mehrsprachigem Erwerb (Akkusativ:
                  M=18,2 vs. M=14,8; Dativ: M=12,3 vs.
                  M=8,3). So liegt die mittlere Korrektheit
                  sowohl für den Akkusativ als auch für
                  den Dativ für die simultan mehrsprachi-
                  gen jeweils 15% höher als für die suk-
                  zessiv mehrsprachigen Kinder. Zudem
                  fallen die Standardabweichungen in der
                  Gruppe der sukzessiv Mehrsprachigen          Abbildung 1 Boxplots zur prozentualen Korrektheit simultan – sukzessiv (mittlere Linie: Median, obere
                  höher aus als in der Gruppe der simultan                 Kante der Box: 1. Quartil, untere Kante der Box: 3. Quartil)

                  Mehrsprachigen (Akkusativ: SD=2,9 vs.
                  SD=4,9; Dativ: SD=7,7 vs. SD=8,5). Dies
                  betrifft in besonderer Weise den Dativ.      keine statistische Signifikanz (Akkusativ:          rektheitswerte, wenn die Markierung
                  Hier ist die hohe Standardabweichung         CI [-2,3, 1,04], t(198)=-,74, p=,46; Da-            in NP erfolgt, als dies bei der Markie-
                  der sukzessiv mehrsprachigen Kinder          tiv: CI [-3,45, 3,67], t(198)=,062, p=,95).         rung in PP der Fall ist (M AkkPP=4,55,
                  hervorzuheben; allerdings unterliegen        Die sukzessiv Mehrsprachigen bleiben                M AkkNP1=6,16, M AkkNP2=5,32). Vergleicht
                  auch die Werte der simultan Mehrspra-        hingegen für beide Kasus signifikant                man innerhalb der beiden Kasuskate-
                  chigen einer sehr hohen Varianz, wie         hinter den durchschnittlichen Korrekt-              gorien Akkusativ und Dativ jeweils den
                  ein Blick auf die Boxplots in Abbildung      heitswerten der vierjährigen Monolin-               Median der beiden NP (zusammenge-
                  1 zeigt.                                     gualen zurück (Akkusativ: Msukz =14,8,              fasst) mit dem der PP, ist dieser Unter-
                                                               M mono =18,8, CI [-5,8, -2,1], t(196)=-4,2,         schied nur beim Akkusativ signifikant
                   Um die Frage beantworten zu können, ob      p
auf. In der PP ist mit n=22 die häufigste    übrigen Fällen wurde die neutrale Mar-                     unpassend verwendet. Die zweithäufigs-
 Ersetzung „der“ (feminine Dativmar-          kierung trotz korrekter Genuszuweisung                     te Fehlerart ist der neutrale Artikel „das“

                                                                                                                                                                   Originalia
 kierung bzw. maskuline Nominativmar-         als Maskulinum verwendet (n=27). Zu-                       (n=26), sodass hier von einer Nomina-
 kierung).                                    dem wurde in einigen Fällen die korrekte                   tiv- bzw. Akkusativübergeneralisierung
 Der Fehleranteil ist bei den Neutra (kor-    maskuline Akkusativmarkierung „den“                        gesprochen werden kann.
 rekt: das) mit insgesamt 51,97% deutlich     verwendet, obwohl zuvor die Genuszu-                       Es zeigt sich, dass die maskulinen Akku-
 höher. In beiden Phrasenstrukturen wird      ordnung nicht korrekt erfolgte (n=48).                     sativmarkierungen zumindest zum Teil
 am häufigsten die maskuline Akkusativ-       Im Dativ wird bei den Feminina (korrekt:                   mit einer maskulinen Genuszuordnung
 markierung „den“ fehlerhaft verwendet        der) in etwa der Hälfte aller evozierten                   in Zusammenhang gebracht werden kön-
(n=45). In der PP wird zudem häufig die       Äußerungen ein fehlerhafter Artikel ver-                   nen. Insgesamt kann auch hier etwa die
 neutrale bzw. maskuline Dativmarkie-         wendet (Fehleranteil insgesamt 49,56%).                    Hälfte von insgesamt n=47 Fällen als
 rung „dem“ genutzt (n=20). Insgesamt         Der häufigste Fehlertyp ist in NP und                      genuskorrekte Übergeneralisierungen
 verwenden die Kinder in der PP in fast       PP gleichermaßen die Verwendung des                        des Akkusativs auf einen Dativkontext
 70% der Fälle einen fehlerhaften Arti-       Artikels „die“ (korrekt im Nominativ bzw.                  eingeordnet werden (n=20). In n=26 Fäl-
 kel. Einen möglichen Anhaltspunkt für        Akkusativ). In acht Fällen handelt es sich                 len wurden die Items zwar zuvor korrekt
 die Erklärung dieser Fehler bieten die       in der Kategorie anderes (n=10) um eine                    als Neutra klassifiziert, aber dennoch
 Ergebnisse der Genusüberprüfung. Hier        Ersetzung durch eine Präpositionalphra-                    die maskuline Akkusativmarkierung
 ordneten die Kinder Nomina mit neu-          se (z. B. „zu die Katze“). Wie schon im                    verwendet.
 tralem Genus häufiger den maskulinen         Akkusativ ist auch im Dativ der Fehler-                    Bei den Maskulina (korrekt: dem) ist
(n=25; 21,93%) als den femininen (n=3;        anteil bei den Neutra (korrekt: dem) mit                   der häufigste Fehler in beiden Phrasen-
 2,63%) Artikeln fehlerhaft zu. Die insge-    insgesamt 60,53% am höchsten. Am                           strukturen die maskuline Akkusativmar-
 samt n=45 Kontexte, in denen fehlerhaft      häufigsten wird die maskuline Akkusa-                      kierung „den“. In der NP treten zudem
„den“ als neutrale Akkusativmarkierung        tivmarkierung „den“ (insgesamt n=47)                       die Verwendung des Nominativs „der“
 verwendet wurde, lassen sich etwa zur
 Hälfte mit einer solch fehlerhaften Ge-
 nuszuordnung in Zusammenhang brin-
                                                                                                                                 evozierte        Fehler-
 gen (z. B. der Holz  den Holz; n=21;                                                                                  ∑
                                                           n. e.   der    die     das   dem       den     anderes               Äußerungen         anteil
 46,7%). In der anderen Hälfte der Fälle                                                                              Fehler
                                                                                                                                  gesamt            in %
(n=22; 48,9%) werden die Neutra zwar           Akkusativ (24 Kontexte)
 im Nominativ korrekt genusmarkiert,
                                                                                                Feminina
 im Akkusativ wird jedoch die maskuline
 Markierung verwendet (z. B. das Pferd         Akk NP        1      3      ---     0      0        6         1          11           152           7,24

 den Pferd).                                  Akk PP        0     22      ---     1      2        5         0          30            76          39,47
 Bei den Maskulina (korrekt: den) liegt der                                                      Neutra
 Fehleranteil insgesamt bei 29,51%. In der     Akk NP        1      4      1      ---     0        22        0          28            76          36,84
 NP überwiegt die Nominativmarkierung          Akk PP        0      3      1      ---     20       23        4          51            76          67,11
„der“ (n=41) sowie die neutrale Nomi-
                                                                                                Maskulina
 nativ- bzw. Akkusativmarkierung „das“
                                               Akk NP        1     41      11     52      1        ---       9         115           380          30,26
(n=52). In der PP wird hingegen die neu-
 trale bzw. maskuline Dativmarkierung          Akk PP        0      5      1       4      30       ---       2          42           152          27,63
„dem“ (n=30) fehlerhaft verwendet. Hin-        Dativ (24 Kontexte)
 sichtlich der Genussicherheit für diese                                                        Feminina
 Maskulina zeigt sich, dass die unpas-         Dat NP        0     ---     70      0      0        6         10         86           152          56,58
 sende Einordnung als Neutrum (n=70;
                                               Dat PP        0     ---     21      0      0        5         1          27            76          35,53
18,4%) gehäuft auftritt und deutlich ge-
 genüber der Einordnung als Femininum
                                                                                                 Neutra
(n=20; 5,3%) überwiegt. In etwa der            Dat NP        0      8      1      16      ---      22        5          52            76          68,42
 Hälfte der Fälle, in denen die neutrale       Dat PP        0      2      1      10      ---      25        2          40            76          52,63
Akkusativmarkierung „das“ unpassend                                                             Maskulina
 verwendet wurde (n=52), haben die Kin-        Dat NP        3     37      4       0      ---     177        29        250           380          65,79
 der das jeweilige Item zuvor als Neutrum
                                               Dat PP        1      5      1       6      ---      44        2          59           152          38,82
 eingeordnet (n=25, z. B. das Salat), so-
                                              Anmerkungen: Akk=Akkusativ, Dat=Dativ, NP=Nominalphrase, PP=Präpositionalphrase, n. e.=nicht evoziert
 dass die Markierung dem (fehlerhaften)
 Genus entsprechend korrekt ist. In den       Tabelle 4 Absolute Fehlerhäufigkeiten nach Genus und Phrasenstruktur

                                                                                                                    Logos Jg. 29 | Ausg. 2 | 2021 | 84 - 95   91
(n=37) und der Fehlertyp anderes (n=29)     einen Zusammenhang mit fehlerhafter         nen hinsichtlich ihrer Kasuskorrektheit
                  häufig auf. Letzteres entsprach wie bei     Genuszuordnung für die entsprechenden       jedoch eher mit vier Jahre jüngeren,
Originalia

                  den Feminina oftmals der Verwendung         Nomina. Als Fehlerarten überwiegen bei      monolingual deutsch aufwachsenden
                  einer Präpositionalphrase (n=22, z. B.      der Dativmarkierung Übergeneralisie-        Kindern vergleichen.
                  zum Elefanten) zur Umschreibung des         rungen von Akkusativ- und Nominativ-        Angesichts der Tatsache, dass „Mehr-
                  Dativs.                                     formen, bei der Akkusativmarkierung         sprachigkeit“ kein einheitliches Konzept
                                                              in Präpositionalphrasen lassen sich         darstellt (vgl. Kapitel „Kasusfähigkeiten
                  Zusammenfassung der                         hingegen Übergeneralisierungen von          mehrsprachig aufwachsender Kinder“)
                  Ergebnisse                                  Dativmarkierungen beobachten.               und eine Reihe von Faktoren Einfluss
                  Zusammenfassend zeigen die erhobenen                                                    auf den mehrsprachigen Erwerb nehmen
                  Daten, dass die hier untersuchten mehr-     Diskussion der Ergebnisse                   können, wurden in einer zweiten For-
                  sprachig aufwachsenden Achtjährigen                                                     schungsfrage die simultan mehrsprachig
                                                              Die vorliegende Untersuchung verfolgte
                  im Mittel 69% der Akkusativ- und 43%                                                    aufwachsenden mit den sukzessiv mehr-
                                                              das Ziel, im Rahmen einer explorativen
                  der Dativkontexte korrekt markieren.                                                    sprachig aufwachsenden Probandinnen
                                                              Pilotstudie die Korrektheit der Kasus-
                  Dies entspricht einer Kasuskorrektheit,                                                 und Probanden verglichen. Dabei zeigen
                                                              markierung mehrsprachiger Drittkläss-
                  die hinter den Werten der monolingual                                                   sich deutliche Unterschiede zugunsten
                                                              lerInnen in Regelgrundschulen einzu-
                                                              schätzen. Dazu wurde die Fähigkeit zur      der simultan Mehrsprachigen. Während
                  aufwachsenden Vergleichsgruppe deut-
                                                              Dativ- und Akkusativmarkierung bei          die sukzessiv Mehrsprachigen im Mittel
                  lich zurückbleibt. Die simultan bilingua-
                                                              N=38 Kindern im Rahmen einer Elizi-         nur jeden dritten Dativkontext sowie
                  len Kinder der vorliegenden Stichprobe
                                                              tationsaufgabe überprüft.                   62% der Akkusativkontexte korrekt mar-
                  erreichen Korrektheitswerte, die mit
                                                              Die Ergebnisse weisen eine sehr hohe        kieren und damit signifikant unterhalb
                  vierjährigen Monolingualen vergleich-
                                                              Varianz auf. Dies gilt insbesondere für     der Mittelwerte der vier Jahre jüngeren,
                  bar sind. Die sukzessiv mehrsprachig
                                                              die Dativmarkierung. Hier streuen die       monolingualen Vergleichsgruppe liegen,
                  aufwachsenden Probandinnen und Pro-
                                                              erreichten Werte der Probandinnen und       erreichen die simultan mehrsprachigen
                  banden erreichen hingegen für beide
                                                              Probanden nahezu über das gesamte           Achtjährigen der vorliegenden Untersu-
                  Kasus signifikant niedrigere Werte als
                                                              Spektrum der möglichen Rohwerte             chung für die Akkusativ- sowie für die
                  die monolinguale Vergleichsgruppe vier
                                                              hinweg. Insgesamt erreichen die mehr-       Dativmarkierung Korrektheitswerte, die
                  Jahre jüngerer Kinder. Die Varianz ist
                                                              sprachigen Achtjährigen sowohl für die      denen vierjähriger monolingualer Kinder
                  insbesondere für die Dativmarkierung
                                                              Akkusativ- als auch für die Dativmarkie-    entsprechen. Statistische Signifikanz
                  als sehr hoch zu beschreiben. Jenseits
                                                              rung Korrektheitswerte, die hinter den      erreichen Unterschiede in der mittle-
                  dieser quantitativen Betrachtung zeigt
                                                              Referenzwerten vierjähriger Monolin-        ren Korrektheit zwischen simultan und
                  eine weiterführende Analyse für einen
                                                              gualer zurückbleiben (vgl. Ulrich, 2017).   sukzessiv Mehrsprachigen nur für den
                  Teil der fehlerhaften Kasusmarkierungen
                                                              Hinsichtlich der ersten Forschungsfra-      Akkusativ; für den Dativ bestehen nume-
                                                              ge kann somit konstatiert werden, dass      risch zwar ähnlich große Unterschiede
                                                              die vorliegenden Ergebnisse keinen An-      der mittleren Ränge, hier fallen aber ver-
                                                                                                          mutlich die höhere Standardabweichung
                    KURZBIOGRAFIE                             haltspunkt dafür liefern, dass die hier
                                                              untersuchten mehrsprachigen Kinder bis      und der recht kleine Stichprobenumfang
                    PD Dr. Tanja Ulrich, Diplom-Lehrlogo-     zum neunten Lebensjahr an die Kasusfä-      stärker ins Gewicht.
                    pädin, ist Vertretungsprofessorin                                                     Die vorliegenden Ergebnisse stützen die
                                                              higkeiten monolingual deutsch aufwach-
                    am Lehrstuhl für Sprachbehinder-
                                                              sender Anschluss finden, wie bislang auf    Annahme, dass der vollständige Erwerb
                    tenpädagogik in schulischen und
                    außerschulischen Bereichen der            Basis der wenigen vorliegenden Studien      des Kasussystems eine langwierige Er-
                    Universität zu Köln. Sie leitet das       vermutet werden konnte (Scherger, 2015;     werbsaufgabe für mehrsprachig auf-
                    Forschungsprojekt „Grammatische           2018). Zwar gibt es angesichts der hohen    wachsende Kinder darstellt (vgl. auch
                    Fähigkeiten mehrsprachiger Kinder         Varianz durchaus einige Kinder, die eine    Grießhaber, 2007; Rothweiler, 2013; Ru-
                    zum Zeitpunkt der Einschulung             mindestens 90-prozentige Kasuskorrekt-      berg, 2013). Die Daten der vorliegenden
                    (GME)“. Ihre Schwerpunkte in Lehre                                                    Untersuchung können die Beobachtun-
                                                              heit erreichen, sodass für sie der Erwerb
                    und Forschung liegen im Bereich des
                                                              als weitestgehend abgeschlossen ange-       gen von Scherger (2016; 2018), dass si-
                    Spracherwerbs unter erschwerten
                                                              nommen werden kann (Brown, 1973).           multan bilinguale Grundschülerinnen/-
                    Bedingungen sowie der Entwicklung
                    und Evaluation von Interventions-         Konkret sind dies n=4 Kinder beim           schüler im Alter von sieben Jahren ver-
                    maßnahmen für schulische und au-          Akkusativ und n=5 Kinder beim Dativ         gleichbare Kasusfähigkeiten wie die
                    ßerschulische Kontexte.                   (entspricht einem Anteil von 10,5% bzw.     monolingualen Gleichaltrigen zeigen,
                                                              13,2% der Untersuchungsstichprobe).         jedoch nicht bestätigen. So entspricht die
                                                              Im Mittel lässt sich die hier untersuchte   Kasuskorrektheit der hier untersuchten
                                                              Gruppe mehrsprachiger DrittklässlerIn-      simultan mehrsprachigen Kinder noch

             92    Logos Jg. 29 | Ausg. 2 | 2021 | 84 - 95
im neunten Lebensjahr der von vier Jahre    fehlerhaften Kasusmarkierungen im Hin-
jüngeren Monolingualen.                     blick auf die Genera der entsprechenden          KURZBIOGRAFIE

                                                                                                                                                  Originalia
Eine mögliche Ursache für diese Diskre-     Nomina analysiert, so zeigt sich bei den
                                                                                             Sarah Thater schloss 2018 den Master-
panz könnte in der unterschiedlichen Art    Neutra und Maskulina im Akkusativ un-
                                                                                             studiengang Lehramt für sonderpäda-
der Datenerhebung liegen. So fanden         ter anderem eine Tendenz zur Übergene-           gogische Förderung mit den Schwer-
auch Grimm und Schulz (2016) anhand         ralisierung der Dativmarkierung „dem“.           punkten Sprache und Lernen an der
von elizitierten Daten Unterschiede zwi-    Dies könnte darauf zurückzuführen sein,          Universität zu Köln ab. Anschließend
schen simultan mehrsprachigen und mo-       dass die verwendete Präposition „hinter“         absolvierte sie ihr Referendariat an
nolingual aufwachsenden Kindern, wenn       eine Wechselpräposition ist. Die für die         einer Förderschule Sprache. Seit Mai
                                                                                             2020 ist sie als Sonderpädagogin an
auch in einer jüngeren Altersgruppe.        Erhebungssituation relevante Informati-
                                                                                             einer inklusiven Grundschule in Bed-
Zudem könnten die Gruppenzusammen-          on ist nicht unmittelbar von der Kasuska-        burg bei Köln tätig.
setzung und die Art der gesprochenen        tegorie abhängig (hinter dem Baum vs.
Erstsprachen einen Einfluss auf die Er-     hinter den Baum). Demnach könnte auch
gebnisse ausüben: Während bei Scher-        bei den Feminina die Markierung „der“
ger (2015; 2016; 2018) alle Probandinnen    als Dativmarkierung eingeordnet wer-
und Probanden bilingual mit den beiden      den. Die häufige Übergeneralisierung          maskuline Akkusativmarkierung, son-
Sprachen Deutsch und Italienisch auf-       von Dativmarkierungen in akkusativ-           dern ist auch im Dativ Plural der definite
wuchsen, ist die vorliegende Stichprobe     fordernden Präpositionalphrasen sowie         Artikel bei allen Genera. Entsprechend
zum einen hinsichtlich der gesprochenen     die vergleichsweise höhere Korrektheit        könnte der Artikel auch mit dem Dativ
Erstsprachen wesentlich heterogener,        des Dativs in PPs gegenüber NPs un-           Singular in Verbindung gebracht werden.
zum anderen erwerben einzelne Kinder        terstreicht die Vermutung, „dass der          Insbesondere bei Maskulina in der NP
auch mehr als zwei Sprachen.                Dativ eine Art ‚prototypischen Kasus‘         greifen viele Kinder auf eine Umschrei-
Über die Darstellung der übergreifenden     für Präpositionalphrasen darstellt“ (Ul-      bung durch eine Präpositionalphrase
Kasuskorrektheit hinaus wurden zwei         rich, 2017, S. 331, vgl. auch Baten, 2013),   zurück (z. B. Wem gibst du die Möhre?
weitergehende Analysen durchgeführt,        Kinder sich also den Dativ über seinen        – zum Elefant). Auch Schönenberger et al.
deren Ziel ein qualitativer Blick auf die   Gebrauch in PP erschließen.                   (2011) beobachteten einen Rückgriff auf
Kasusfähigkeiten der Teilnehmenden          In vielen Fällen wurde „den“ als Akku-        Präpositionalphrasen, um indirekte Ob-
war. Es zeigte sich, dass die Phrasen-      sativmarkierung für Neutra verwendet.         jekte ditransitiver Verben zu markieren.
struktur einen erheblichen Einfluss auf     Im Hinblick auf die Genussicherheit für       Hinsichtlich der Genussicherheit für die
die Korrektheit der Kasusmarkierung         diese Items zeigt sich, dass etwa in der      fraglichen Nomina in der Kasusüber-
nimmt. Während die Markierung des           Hälfte der Fälle ein Zusammenhang mit         prüfung erreichten die Probandinnen
Akkusativs den ProbandInnen inner-          einer fehlerhaften Genusmarkierung            und Probanden der vorliegenden Un-
halb von NP signifikant leichter fällt      besteht. Hier wirken sich somit die Ge-       tersuchung im Mittel eine recht hohe
als innerhalb von PP, zeigt sich für den    nusunsicherheiten auf die Korrektheit         Genuskorrektheit von 80,8%. Wie die
Dativ genau das umgekehrte Bild. Hier       der Kasusmarkierung aus.                      obigen Ergebnisse zeigen, lässt sich
erreichen die untersuchten Kinder im        Andererseits zeigt sich in vergleichbar       anhand der erhobenen Daten keine
Mittel die höchste Korrektheit in der       vielen Fällen ein gegenteiliges Bild: Trotz   eindeutige 1:1-Beziehung zwischen Ge-
PP. Dieses Muster entspricht den Beob-      korrekter Genusmarkierung der Neutra          nus- und Kasuskorrektheit für einzelne
achtungen, die in der monolingualen         wird im Akkusativ der maskuline Arti-         Items herstellen. Dennoch ist die enge
Referenzgruppe (Normierungsstichpro-        kel „den“ verwendet (48,9% der Fälle).        Verwobenheit von Genus- und Kasus-
be zum Erhebungsverfahren) gemacht          Dies könnte darauf hinweisen, dass „den“      markierung insbesondere im Kontext
wurden (Ulrich, 2017). Auch hier stellte    als prototypische Akkusativmarkierung         mehrsprachig aufwachsender Kinder
die Akkusativmarkierung in PP eine          auch für Neutra verwendet wird, eine          sicherlich ein Aspekt, der in zukünftigen
deutlich höhere Anforderung dar als die     Beobachtung, die sich vergleichbar auch       empirischen Studien noch differenzierter
Verwendung des Akkusativs in NPs; im        für monolingual deutsch aufwachsende          in den Blick genommen werden sollte.
Dativ wurde hingegen innerhalb der PP       Kinder findet (Ulrich, 2017).                 Insgesamt entsprechen die oben be-
die höchste Korrektheit erreicht. Dieser    Hinsichtlich des Dativs überwiegt für         schriebenen Fehlermuster den Beob-
Befund unterstreicht die Notwendigkeit,     alle Genera die Verwendung des jewei-         achtungen aus dem monolingualen Ver-
unterschiedliche Phrasenstrukturen dif-     ligen akkusativ- bzw. nominativmarkier-       gleichskorpus (Ulrich, 2017). Für die hier
ferenziert zu betrachten, da „eine einfa-   ten Artikels. Korecky-Kröll und Dressler      untersuchten mehrsprachig aufwachsen-
che Einteilung in Akkusativ- und Dativ-     (2009) beschreiben im Zusammenhang            den Grundschülerinnen/-schüler kann
kontexte der Problematik nicht gerecht      mit der fehlerhaften Verwendung von           somit ein ähnlicher Zugang zum Erwerb
wird“ (Marx, 2014, S. 119, vgl. auch        Akkusativartikeln einen weiteren Erklä-       des Kasussystems angenommen werden
Schönenberger et al., 2012). Werden die     rungsansatz: „Den“ fungiert nicht nur als     wie bei monolingual aufwachsenden.

                                                                                                   Logos Jg. 29 | Ausg. 2 | 2021 | 84 - 95   93
Offenbar nimmt der Erwerbsprozess des      Schlussfolgerungen                            der vorliegenden Daten wird jedoch auch
                   deutschen Kasussystems jedoch vielfach                                                   deutlich, dass durchaus einige mehr-
                                                              und Ausblick
Originalia

                   eine deutlich längere Zeit in Anspruch,                                                  sprachige Schülerinnen und Schüler
                                                               Im Kontext der Sprachdiagnostik mehr-        (ca. 10% der vorliegenden Stichprobe)
                   als bislang angenommen wurde (vgl.
                                                               sprachig aufwachsender Kinder führt die      in der dritten Klasse beide Kasuska-
                   Scherger, 2016; 2018).
                                                               große Varianz hinsichtlich der Kasusfä-      tegorien vollständig erworben haben
                  Als limitierender Faktor dieser explo-
                                                               higkeiten zu einer erschwerten Abgren-       und Mehrsprachigkeit „per se“ somit
                   rativen Pilotstudie kann sicherlich die
                                                               zung zwischen sprachauffälligen und          kein Hindernis für einen erfolgreichen
                   Heterogenität der Stichprobe gesehen
                                                               sprachunauffälligen Kasuskompetenzen.        Kasuserwerb darstellt. Vielmehr stellt
                   werden. Unter den n=38 untersuchten         Jenseits unsicherer subjektiver Einschät-    sich die weiterführende Frage nach den
                   Probandinnen und Probanden wurden           zungen des Spracherwerbsstandes eines        Erwerbsbedingungen, die diesen Erwerb
                   22 verschiedene Erstsprachen gespro-        mehrsprachigen Kindes bedarf es valider      erschweren bzw. unterstützen.
                   chen, insbesondere die sukzessiv bilin-    Aussagen, die idealerweise aufgrund
                   gualen Kinder unterschieden sich weiter-    von psychometrischen Testverfahren           Interessenkonflikt
                   hin durch den Zeitpunkt des Erwerbsbe-      gewonnen werden sollten. Allerdings          Die Autorinnen geben an, dass kein Interessen-
                   ginns des Deutschen (AoO). Diese Fak-       stellt die Aufgabe, Normdaten für die so     konflikt besteht.

                   toren begünstigen sicherlich die große      heterogene „Gruppe“ Mehrsprachiger zu
                                                                                                            Literatur
                  Varianz der hier gefundenen Ergebnisse.      generieren, die Spracherwerbsforschung       Archibald, L. M. D., & Joanisse, F. (2009). On the
                                                               vor eine enorme Herausforderung. Mit           Sensitivity and Specificity of Nonword Rep-
                  Andererseits wurde die Stichprobe zu-                                                       etition and Sentence Recall to Language and
                   fällig aus sechs Regelgrundschulen im      „LiSe-DaZ“ (Schulz & Tracy, 2011) liegt         Memory Impairments in Children. Journal of
                                                               für das Deutsche ein erstes Testverfah-        Speech, Language, and Hearing Research, 52(4),
                   Kölner Umland gezogen und zeigt somit                                                      899–914.
                   sehr realistisch auf, wie vielfältig die    ren vor, das Normwerte in Abhängigkeit       Armon-Lotem, S., & de Jong, J. (2015). Introduc-
                                                               von der Kontaktzeit mit dem Deutschen          tion. In S. Armon-Lotem, J. de Jong, & N. Meir
                  „Gruppe der Mehrsprachigen“ tatsäch-                                                       (eds.), Assessing Multilingual Children. Disentan-
                   lich sein kann und welcher Komplexität      bereitstellt. Die Fähigkeit zur Kasusmar-      gling Bilingualism from Language Impairment
                                                               kierung wird dabei jedoch nur an we-          (pp. 1–22). Multilingual Matters.
                   die Spracherwerbsforschung im Kontext                                                    Baten, K. (2013). The Acquisition of the German
                                                               nigen Items (n=4 Akkusativ, n=5 Dativ)         Case System by Foreign Language Learners. John
                   Mehrsprachigkeit gerecht werden muss.
                                                               erhoben. Die Genussicherheit für diese         Benjamins.
                   Die vorliegenden, anhand einer recht                                                     Bittner, D. (2013). Grammatische Entwicklung. In
                                                               Items wird ebenfalls nicht berücksich-         S. Ringmann & J. Siegmüller (Hrsg.), Handbuch
                   kleinen Stichprobe gewonnenen Daten
                                                               tigt. Weitere Forschungsarbeiten sind          Spracherwerb und Sprachentwicklungsstörungen.
                   ermöglichen keine Verallgemeinerungen                                                      Schuleingangsphase (S. 51–76). Elsevier.
                                                               notwendig, um Orientierungs- und Ver-
                   auf die Gesamtgruppe mehrsprachig                                                        Brown, R. (1973). A First Language. The Early
                                                               gleichsdaten zu unterschiedlichen Sub-         Stages. Harvard University Press.
                   aufwachsender Kinder in Deutschland.        gruppen mehrsprachig aufwachsender           Chilla, S. (2019). Spracherwerbsverzögerung
                   Ebenso lassen sie keine Aussage über                                                      – Spracherwerbsstörung. In S. Jeuk & J. Set-
                                                               Kinder bereitzustellen sowie Einflussfak-      tinieri (Hrsg.), Sprachdiagnostik Deutsch als
                   die alltagssprachlichen Kommunikati-        toren auf die grammatischen Fähigkeiten        Zweitsprache. Ein Handbuch (S. 71–96). De
                                                                                                              Gruyter Mouton.
                   onsfähigkeiten dieser zu.                   dieser (z. B. Kontaktdauer und -intensität   Clahsen, H. (1984). Der Erwerb von Kasusmar-
                                                               mit dem Deutschen, Art der Erstspra-           kierungen in der deutschen Kindersprache.
                                                                                                              Linguistische Berichte, 89, 1–31.
                                                               chen, sozioökonomische Verhältnisse)         Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the
                                                               erheben zu können. In diesem Zusam-            behavioral sciences. Erlbaum.
                     KURZBIOGRAFIE                             menhang ist derzeit ein umfassendes
                                                                                                            Dimroth, C. (2008). Kleine Unterschiede in den
                                                                                                              Lernvoraussetzungen beim ungesteuerten
                     Sandra Mennicken schloss 2018 den         Forschungsprojekt an der Universität           Zweitspracherwerb: Welche Bereiche der Ziel-
                                                                                                              sprache Deutsch sind besonders betroffen? In B.
                     Masterstudiengang Lehramt für son-        zu Köln in Planung (https://www.hf.uni-       Ahrenholz (Hrsg.), Zweitspracherwerb. Diagno-
                     derpädagogische Förderung mit den         koeln.de/40936).                               sen, Verläufe, Voraussetzungen. Beiträge aus dem
                     Schwerpunkten Sprache und emo-                                                           2. Workshop Kinder mit Migrationshintergrund
                                                               Hinsichtlich Empfehlungen für die
                                                                                                             (S. 117–134). Fillibach.
                     tionale/soziale Entwicklung an der        Sprachförderung lässt sich konstatieren,     Dürscheid, C. (2007). Quo vadis, Casus? Zur
                     Universität zu Köln ab. Im Anschluss                                                     Entwicklung der Kasusmarkierung im Deut-
                                                               dass der Kasuserwerb auch für potenzi-
                     war sie als Lehrkraft für besondere                                                      schen. In H. Lenk & M. Walter (Hrsg.), Wahl-
                     Aufgaben an der Universität zu Köln
                                                               ell sprachunauffällige mehrsprachige           verwandtschaften. Valenzen, Verben, Varietäten.
                                                               Kinder eine herausfordernde Aufgabe            Festschrift für Klaus Welke zum 70. Geburtstag
                     tätig und begann ihr Promotions-                                                        (S. 89–112). Olms.
                     vorhaben im Projekt „Grammatische         darstellt. Einige benötigen eine gezielte    Duden. (2016). Die Grammatik. Unentbehrlich für
                     Fähigkeiten mehrsprachiger Kinder         Unterstützung, um im Laufe der Grund-          richtiges Deutsch (Duden, Bd. 4). Bibliographi-
                                                                                                              sches Institut GmbH.
                     zum Zeitpunkt der Einschulung             schulzeit an die Kasusfähigkeiten ih-        Eid, M., Gollwitzer, M., & Schmitt, M. (2015).
                     (GME)“. Seit Mai 2020 absolviert sie      rer monolingualen Peers anschließen            Statistik und Forschungsmethoden. Beltz.
                     ihr Referendariat an einer Förder-                                                     Field, A. (2013). Discovering Statistics Using IBM
                                                               zu können. Nur so kann eventuellen             SPSS Statistics. Sage.
                     schule Sprache in Neuss.
                                                               Bildungsbenachteiligungen von mehr-          Graf Estes, K., Evans, J. L., & Else-Quest, N. M.
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