Kinder & Medien Ein Ratgeber für Eltern
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Vorwort Liebe Eltern! Medien kaum jemand kann ihnen entkommen. Aus unserem tägl- ichen Leben sind der Fernseher, der PC, das Internet sowie das Handy nicht mehr wegzudenken. Aber nicht nur wir Erwachsene sind von den Möglichkeiten, die uns mit den neuen Medien gebo Foto: Land OÖ ten werden, angetan. Auch für unsere Kinder ist es oft unmöglich, diese nicht in Anspruch zu nehmen. Wie aber kann man den Kindern und Jugendlichen den verant wortungsvollen Umgang mit den Medien beibringen? Sie als Eltern sind hier ein wichtiges Vorbild! Begleiten Sie Ihre Kinder durch diese Welt und nehmen Sie die Fragen und Anliegen Ihrer Kinder und Jugendlichen zu diesem Thema ernst. Angesichts der kaum noch überschaubaren Vielfalt an Möglichkeiten, die sich durch die neuen Medien eröffnen, sind viele Eltern verunsichert. Diese Broschüre soll Ihnen Antworten und Tipps für einen bewussten Umgang mit Medien geben. Ihr Franz Hiesl Landeshauptmann-Stellvertreter
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Fernsehen 3 2.1 DVDs und Videos 6 3. Hörmedien 7 4. Der PC 8 5. Internet 10 5.1 Web 2.0 14 5.2 Chatten 15 5.3 Instant Messenger 17 6. Spiele 18 6.1 Ego-Shooter 21 6.2 LAN-Partys 22 7. Handy 22 8. Linktipps 27
1. Einleitung Medien bilden einen festen Bestandteil unseres Lebens. Sie be reichern unsere Kommunikation und erweitern unseren Zugang zu Informationen und Unterhaltung. Angesichts der kaum noch überschaubaren Vielfalt an Möglichkeiten, die sich durch die Neuen Medien eröffnen, sind viele Eltern aber auch verunsichert und stellen sich viele Fragen: Angesichts der kaum noch überschaubaren Vielfalt an Möglich- keiten, die sich durch die Neuen Medien eröffnen, sind viele Eltern verunsi chert. © Dieter Schütz / PIXELIO - Ab wann darf ein Kind allein fernsehen oder im Internet surfen? - Wie können unsere Kinder einen angemessenen und verant wortungsvollen Umgang mit Fernsehen, Handy und Internet lernen? - Wie kann ich mein Kind im Internet schützen? - Wie bekommen wir die Handykosten unserer Kinder in den Griff? - Wie kann ich verhindern, dass andere Freizeitaktivitäten un ter der Nutzung der Neuen Medien leiden? Auf diese und viele andere Fragen soll die vorliegende Broschüre Antworten geben und eine erste Orientierung bieten. Sie soll Ihnen und Ihrem Kind helfen, kompetent und souverän die Chan cen zu ergreifen, die sich durch die Neuen Medien ergeben, und ihre Möglichkeiten kreativ zu nutzen. Kinder müssen lernen, mit Medien sinnvoll und kompetent um zugehen. Sie müssen die Stärken und Schwächen der -1-
verschiedenen Medien kennen lernen und erfahren, wann es sinnvoll ist, bestimmte Medien zu nutzen und wie diese wirken. Dies lernen sie nicht durch strikte Fernseh-, Handy- oder PC- Verbote, sondern durch Erfahrung. Dabei benötigen Kinder Unterstützung. Damit Sie Ihrem Kind den richtigen Umgang mit Fernsehen, Handy und PC vermitteln, sollten Sie selbst mit einigen Grundlagen und Funktionsweisen der Medien vertraut sein. Dies erlaubt Ihnen, die Chancen und Risiken der verschie denen Medien angemessen einzuschätzen und Ihrem Kind zu vermitteln. Denn Medienkompetenz erschöpft sich nicht in der Beherrschung der Technik. Medienkompetenz bedeutet viel mehr die Fähigkeit, sinnvoll und kritisch mit Inhalten umzuge hen, also ihre Qualität und ihre Bedeutung einschätzen und be werten zu können. Obwohl die positiven und nützlichen Seiten der Neuen Medien überwiegen und die Kinder hiervon profitieren können, dürfen die Probleme und Risiken nicht vergessen werden. Sie sollten Ihr Kind auf die Gefahren hinweisen und ihm erklären, wie es sich schützen kann. Außerdem sollten Sie klare Vereinbarungen treffen und Regeln aufstellen, die Ihrem Kind helfen, unbescha det seine eigenen Erfahrungen zu machen. Verstehen Sie sich als Begleitperson. Begleiten Sie Ihr Kind auf seinen Ausflügen in die Welt der Neuen Medien. Seien Sie diejenige Person, mit der das Kind über seine Erlebnisse und Gefühle sprechen und mit der es sich über seine Erfahrungen austauschen kann. Achten Sie zugleich darauf, dass andere Freizeitaktivitäten nicht zu kurz kommen. Die Neuen Medien sollen andere Spielplätze und Lernorte nicht verdrängen, sondern diese variieren und erweitern. Sie sollten als eine Bereicherung in einen abwechslungsreichen Alltag eingebettet sein. Für den Umgang mit allen Medien gilt: Seien Sie auch hier Vorbild für Ihr Kind! -2-
2. Fernsehen Das Fernsehen mit seinen bunten Bildern besitzt schon für kleine Kinder eine besondere Faszination. Wie den Erwachsenen dient es auch Kindern und Jugendlichen zur Unterhaltung und Entspannung. Das Fernsehen dient als Fenster zur Welt, das eine Vielfalt an Informationen bietet. Durch das Fernsehen erhalten Kinder Einblicke in fremde Welten, die ihnen sonst verschlossen wären. Damit Kinder und Jugendliche das Medium Fernsehen sinnvoll und gewinnbringend nutzen, brauchen sie allerdings die Anleitung der Erwachsenen. Eltern besitzen auch beim Fernsehkonsum eine Vor bildfunktion für ihre Kin der: Die Kinder orientie ren sich an den Fernseh- gewohnheiten der Eltern und behalten diese sogar noch als Jugendliche bei. © Bernhard Pixler / PIXELIO Sendungen verantwortungsbewusst auswählen Vor allem bei kleineren Kindern müssen die Eltern die Auswahl der Sendungen treffen. Wählen Sie kindgerechte Sendungen, die dem Alter Ihres Kindes angemessen sind. Zu den Kenn- zeichen von kindgerechten Sendungen gehören - eine für Kinder nachvollziehbare Handlung, - Identifikationsfiguren und - eine Geschichte ohne Klischees. Natürlich ist es wichtig, dass Ihrem Kind die Sendung gefällt. Orientierungshilfen zur Wahl altersgerechter Sendungen finden Sie auch bei www.flimmo.at. -3-
Gespräche über das Gesehene Damit Ihr Kind lernt, das Gesehene richtig einzuordnen, sollten Sie die Sendungen gemeinsam anschauen und sich anschließend darüber unterhalten. So lernt Ihr Kind, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden, und erfährt, welche Sendungen zuverlässige Informationen liefern. Außerdem können Sie Ihrem Kind im gemeinsamen Gespräch seine Fragen beantworten und Sequenzen erklären, die es nicht verstanden hat. Da Kinder erst lernen müssen, mit dem Gesehenen umzugehen, können besonders Angst einflößende oder beunruhigende Sen dungen belastend sein. Daher sollten Vorschulkinder grund- sätzlich keine Erwachsenennachrichten sehen. Auch Reality- Shows zu verarbeiten, fällt vielen Kindern schwer. Hat Ihr Kind etwas gesehen, das es beunruhigt, dann helfen Sie ihm, kon struktiv damit umzugehen. Hat es beispiels- weise Bilder von einer Naturkatastrophe gesehen, werden Sie gemeinsam aktiv und Lassen Sie Ihr Kind nach folgen Sie dem Spendenaufruf. Hatte der dem Fernsehen noch eine Film, den Sie gesehen haben, kein Happy End? halbe Stunde etwas an Erfinden Sie doch einfach einen anderen, deres machen, bevor glücklichen Ausgang und erzählen Sie die Sie es ins Bett schicken. Geschichte neu zu Ende. Empfehlungen für den Fernsehkonsum Damit Ihr Kind einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Fernsehen lernt, sollten Sie einige Regeln vereinbaren: - Vereinbaren Sie, wie lange ferngesehen werden darf. - Vereinbaren Sie, was gesehen werden darf. - Schauen Sie, sooft es geht, gemeinsam fern. - Sprechen Sie über das Gesehene miteinander. - Lassen Sie Ihren Tagesablauf nicht vom Fernsehen diktieren. - Setzen Sie Fernsehen nicht als Belohnung ein und verbieten Sie Ihrem Kind nicht zur Strafe seine Lieblingssendung. Dadurch erhält Fernsehen eine zu große Bedeutung. - Der Medienkonsum darf nicht im Mittelpunkt der Lebensgestaltung stehen. Es muss genug Zeit bleiben für -4-
reale Erfahrungen, andere Interessen und Aktivitäten. Denken Sie daran: Die Mischung muss stimmen. - Vereinbaren Sie mit Ihren Kindern fernsehfreie Tage, machen Sie aber im Gegenzug auch gelegentlich einen gemeinsamen Fernseh(vor)abend. - Ihr Kind ist fasziniert von den bewegten Bildern und Sie haben eine Videokamera? Dann drehen Sie mit Ihrem Kind gemein sam Ihren eigenen Film und schauen ihn sich an. Das BildungsMedienZentrum des Landes OÖ bietet für oö. Schu len medienpädagogische Workshops an, in denen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich aktiv mit Medien aus einanderzusetzen und Trickfilme, Podcasts usw. eigenständig zu erstellen. Wie lange Ihr Kind fernsehen darf, hängt ganz wesentlich von seinem Alter, aber auch von der individuellen Entwicklung ab. Folgende Angaben, die auf den Empfehlungen staatlicher Stel len basieren, sollen Ihnen bei einer ersten Orientierung helfen: - Vorschulkinder: max. eine halbe Stunde, aber nicht täglich und immer im Beisein der Eltern. - Grundschulkinder bis 8 Jahre: weniger als eine Stunde, aber nicht täglich. - Grundschulkinder bis 10 Jahre: weniger als 1,5 Stunden. Verbieten Sie Ihrem Kind nicht kategorisch bestimmte Kinder sendungen, weil Sie diese nicht mögen. Nehmen Sie Ihr Kind und seine Bedürfnisse ernst. Und bedenken Sie, dass Ihr Kind bei kategorischen Verboten möglicherweise von Erlebniswelten ausgeschlossen ist, die andere Kinder haben. Wenn Sie meinen, dass eine Sendung für Ihr Kind nicht geeignet ist, dann erklären Sie Ihrem Kind, warum Sie nicht möchten, dass es sich diese Sendung ansieht. Bei älteren Kindern und Jugendlichen haben die meisten Eltern Sorge, dass sie sich zu häufig Gewaltdarstellungen im Fernsehen anschauen. Den Jugendlichen generell zu verbieten, Actionfilme -5-
anzuschauen, in denen Gewalt vorkommt, erhöht den Reiz die ser Sendungen. Allerdings sollten Sie bei häufigem Konsum sol cher Filme einschreiten, da hierdurch suggeriert werden kann, dass Gewalt ein alltägliches und geeignetes Mittel der Ausein andersetzung sei. Schauen Sie daher mit Ihrem Kind gemeinsam fern, sprechen Sie nach dem Film mit ihm und machen Sie deut lich, dass Gewalt keine Form der Konfliktlösung ist. 2.1 DVDs und Videos Führen Sie Ihr Kind auch an den verantwortungsvollen Umgang mit Spielfilmen heran. Wählen Sie zu diesem Zweck gemeinsam einen Film aus, der Ihrem Kind gefallen könnte. Eine erste Ori entierung für die richtige Wahl liefern die Alterskennzeichnun gen der freiwilligen Selbstkontrolle der Film- wirtschaft. Auch in Zeitschriften finden sich Führen Sie Ihr Kind ver oftmals Altershinweise. antwortungsvoll an den Umgang mit Spielfilmen Ob ein Film für Ihr Kind geeignet ist, können heran. Sie mit Sicherheit natürlich erst dann ent scheiden, wenn Sie ihn sich angeschaut ha ben, bevor Sie ihn mit Ihrem Kind gemeinsam ansehen. Folgende Merkmale kennzeichnen einen für Kinder geeigneten Film: - Der Film greift die Lebenswelt von Kindern auf. - Konflikte und Probleme werden nicht ausgespart, jedoch auch kreative Lösungen gezeigt. - Der Film ist logisch aufgebaut und für Kinder nachvollziehbar. - Die im Film angebotenen Identifikationsfiguren entsprechen keinen Klischees. -6-
3. Hörmedien Ob Hörkassetten, Radio, CDs oder MP3-Player Hörmedien bil den einen festen Bestandteil der medialen Lebenswelt von Kin dern und Jugendlichen. Vor allem Musik dient dazu, Stimmun gen und Gefühle auszuleben. Wie bei allen anderen Medien gilt auch hier: Die Nutzung an sich ist nicht zu kritisieren, wichtig ist der verantwortungsvolle und ausgewogene Umgang. Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind allzu ausgiebig Hörmedien nutzt und darüber Freunde und andere Aktivitäten vernach- Lassen Sie Ihr Kind nicht jeden Tag hören. Ab und zu 20 bis 40 Minuten sind genug. Lesen Sie stattdessen Ih rem Kind einmal etwas vor. Auch für iPod & Co. gilt: Die Nutzung an sich ist nicht zu kritisieren, wichtig ist der verantwortungsvolle und aus gewogene Umgang. © wrw / PIXELIO lässigt? Dann versuchen Sie mit ihm gemeinsam herauszufinden, warum es sich abkapselt. Ein klärendes Gespräch muss natürlich auch dann geführt werden, wenn Sohn oder Tochter zu laut Musik hören um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Für Vorschulkinder sind Hörspiele und -bücher besonders attrak tiv. Da es hierunter auch Kassetten gibt, die action- und span nungsgeladen sind, sollten Sie zunächst in die Kassetten hineinhören, bevor Sie diese Ihrem Kind geben. Finden sich auf der Kassette Lieder, dann animieren Sie Ihr Kind, dazu zu tanzen, damit auch die Bewegung nicht zu kurz kommt. Auch bei Kas setten sollte eine zeitliche Begrenzung gesetzt werden. -7-
Bei Jugendlichen stehen Musikmedien an erster Stelle: Mit dem MP3- Player im Ohr geht es morgens zur Schule, nachmittags läuft das Radio nebenher beim Lernen und bei den Hausaufga ben und abends werden die neuesten CDs der Lieblingsbands in den CD-Player gesteckt oder Video-Clips geschaut. So wichtig es für die Jugendlichen ist, durch Musiksendungen zu wissen, was gerade angesagt und hip ist auch hier sollte der Konsum in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Vereinbaren Sie, dass zu bestimmten Zeiten die "Geräuschkulisse" ausgeschaltet wird, beispielsweise zum Lernen und während der Hausaufgaben. Die technischen Möglichkeiten führen manche Jugendlichen in Versuchung, sich Musik illegal aus dem Internet herunterzula den. Sensibilisieren Sie Ihre Kinder dafür, dass auch das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Erklären Sie Ihrem Kind, dass das illegale Herunterladen gegen das Urheberrecht verstößt und man sich damit strafbar macht. 4. Der PC Der Personal Computer übt auf viele Kinder eine große Anzie hungskraft aus. Hier gibt es viel zu entdecken und auszupro bieren. Die Jüngsten können sich in schillernden Farben Bilder, Zeichentrickfilme oder Videos anschauen. Grundschulkinder Für Kinder im Grundschul alter gilt: Ein PC gehört nicht ins Kinderzimmer! © Stephanie Hofschläger / PIXELIO -8-
können am PC mit Lernspielen ihren Wissenshunger stillen (s. hierzu das Kapitel "Spiele"). Darüber hinaus können kleinere Kinder mit Malprogrammen ihre Kreativität erproben und ent wickeln und zugleich erste Erfahrungen mit dem PC sammeln. Je älter die Kinder werden, umso vielfältiger werden die Möglichkeiten der PC-Nutzung. Neben Spielen eröffnet der PC mit dem Internet auch die weite Welt. Hier gilt es, jeweils einen altersgemäßen, dem Entwicklungsstand des Kindes angemes senen Umgang mit dem Medium PC zu finden. Der richtige Platz Beim Arbeiten oder Spielen am PC, beim Surfen und Chatten ist der richtige Platz ebenso wichtig wie beim Erledigen der Hausaufgaben. Der Schreibtischstuhl muss ergodynamisch sein, um Rückenschäden vorzubeugen. Der Abstand zum Monitor sollte 60 cm betragen. Der Bildschirm sollte flimmerfrei sein. Bildschirme, die den neuesten Standards entsprechen, sind besonders strahlenarm. Achten Sie beim Bildschirmkauf auf das Gütezeichen. Auf keinen Fall sollte Ihr Kind im dunklen Zimmer vor dem Bildschirm sitzen. Ideal ist es, wenn Licht von der Seite einfällt. Wer darf wie lange? Alle Altersangaben können nur eine grobe Orientierung geben und sollen keine starre Richtlinie darstellen. Entscheidend sind immer auch der Entwicklungsgrad und die Verstehens- möglichkeiten des einzelnen Kindes. 3 bis 4 Jahre: gelegentlich fünf bis zehn Minuten Lern- und Spielprogramme. Ab 5 Jahre: Zeit für einen ersten gemeinsamen Aus flug ins Internet. Grundschulkinder: sollten nicht länger als eine halbe Stun de vor dem Bildschirm sitzen egal, ob es sich um den PC oder den Fernseher -9-
handelt. Nur an ganz besonderen Tagen darf es mal eine Ausnahme geben. Ab 12 Jahre: Die Nutzungszeit sollte zwei Stunden nicht überschreiten. Wichtig auch: An dere Interessen dürfen nicht zu kurz kommen. Denken Sie daran: Nach dem Spiel am PC oder dem Ausflug ins WWW sorgen Be wegungsspiele für Ausgleich wenn es das Wetter erlaubt am besten natürlich draußen. 5. Internet Das Internet stellt für Kinder eine faszinierende Erweiterung ihrer herkömmlichen Lern- und Spielorte dar. Schon für Kinder im Vorschulalter bietet das Internet viele interessante Möglichkeiten, da es neben Texten auch Bilder und Filme zum Anschauen gibt. Die kommunikativen Möglichkeiten des Inter nets können Kinder natürlich erst ausschöpfen, wenn sie lesen und schreiben können. Lieblingsseiten als Favoriten Die ersten Ausflüge ins Internet sollten Sie immer gemeinsam mit Ihrem Kind machen. Ältere Grundschulkinder können auch schon einmal allein ins Netz, allerdings nur auf die festgelegten Seiten. Außerdem sollten Sie immer in der Nähe bleiben, um Ihrem Kind jederzeit helfen zu können. Um zu entscheiden, wel che Seiten für Ihr Kind geeignet sind, schauen Sie sich diese am Besten selbst einmal an oder lassen Sie sich von Ihrem Kind zeigen, was es interessiert. Die gemeinsamen Erfahrungen er leichtern es in Zukunft, positive und negative Erlebnisse bei der - 10 -
Internetnutzung zu besprechen. Kinderportale enthalten speziell ausgewählte, altersgerecht auf bereitete Themen. Alle Hinweise auf andere Websites sind auf Kindertauglichkeit getestet. Informationen über gute Kindersei ten mit Beschreibungen finden Sie beispielsweise unter Die ersten Ausflüge ins In ternet sollten Sie immer gemeinsam mit Ihrem Kind machen. © Chris Adel / PIXELIO www.klick-tipps.net. Seiten, die auch Ihrem Kind gefallen, können als Lesezeichen oder Favoriten gespeichert werden. Bei Grundschulkindern reicht eine kleine Auswahl festgelegter Seiten zum Surfen, die immer wieder angesteuert werden. In dem Sie die Seiten als Favoriten anlegen, verhindern Sie, dass Ihr Kind durch Eingabefehler zu ungewollten Ergebnissen kommt. Die Lieblingsseite Ihres Kindes können Sie als Startseite installieren. Hier eignet sich natürlich auch eine Kindersuchma schine. Von dieser aus kommt Ihr Kind nur auf unbedenkliche Seiten, lernt aber trotzdem den Umgang mit Suchmaschinen kennen. Seien Sie nicht zu kritisch in Bezug auf die Entdeckungsreisen Ihres Kindes im Internet. Ihr Kind kann durch Zufall auf unge eignete Inhalte stoßen. Nehmen Sie dies zum Anlass, um über diese Inhalte zu diskutieren und eventuell Regeln zu vereinba ren. Drohen Sie Ihrem Kind aber nicht sofort mit Internetverbot o.ä. Sie möchten ja, dass es sich auch in Zukunft wieder an Sie wenden wird, wenn es in einer unangenehmen Situation ist. - 11 -
E-Mail für Freund/innen, E-Mail fürs Netz Legen Sie für Ihr Kind zwei E-Mail-Adressen an: Die eine kann den richtigen Namen enthalten und ist für den Austausch mit guten Freund/innen bestimmt. Die andere, die keine Rück- schlüsse auf die Identität zulässt, kann Ihr Kind im Netz benut zen. Die Korrespondenz dieser Adresse läuft über Sie und wird von Ihnen kontrolliert. Schutz durch klare Regeln Bevor Ihr Kind erstmals allein ins Internet geht, sollten Sie mit ihm über die Risiken sprechen. Jetzt ist auch der Zeitpunkt, um klare Vereinbarungen zu treffen, an die Ihr Kind sich hält, wenn es im Netz ist. Denn: Kinder sind neugierig und versu chen herauszufinden, welche Möglichkeiten das WWW so bietet. Die wichtigsten Regeln auf einen Blick: Chancen und Nutzen des Internet 1. Machen Sie Ihr Kind da- übertreffen die Risiken bei weitem! Das rauf aufmerksam, per- Internet ist ein ausgezeichnetes Medium sönliche Daten mit Vor zum Lernen und zur Freizeitbeschäfti- sicht weiterzugeben. Er- gung. Ermutigen Sie Ihr Kind, das Internet klären Sie die Gefahren bewusst zu nutzen und alle positiven leichtfertiger Datenwei Möglichkeiten zu erforschen. tergabe. Eine einfache Regel kann sein, dass Ihr Kind Name, Adresse, Telefonnummer und Fotos nur nach Absprache weitergibt. 2. Vorsicht bei Downloads, da diese vielfach kostenpflichtig sind. Das gilt auch für Hilfestellungen bei Hausaufgaben und Re feraten. 3. Mails von unbekannten Absendern niemals öffnen, da sie Viren enthalten können. 4. Werbemails oder Mails von Unbekannten niemals beantwor ten. - 12 -
5. Festgelegte zeitliche Grenzen einhalten. 6. Seiten, die beunruhigen oder verängstigen, den Eltern zeigen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Erlebnisse im WWW. Begleiten Sie es ab und zu und teilen Sie seine Erlebniswelt. Mit Ihrer Hilfe kann Ihr Kind auch lernen, den Wahrheitsgehalt und die Inhalte der besuchten Seiten kritisch zu bewerten, beispielsweise, indem Sie gemeinsam über das Impressum herausfinden, wem die Seite gehört oder indem Sie Ihrem Kind zeigen, wie es die Richtigkeit von Inhalten durch Ver gleich mit anderen Quellen überprüfen kann. Ist Ihr Kind inzwischen zum Profi im WWW geworden dann lassen Sie sich von ihm die virtuelle Welt erklären. 7. Ermutigen Sie Ihre Kinder zu guter Netiquette. Netiquette sind die informellen Verhaltensregeln im Internet. Einfach gesagt: Was im realen Leben erlaubt ist, ist auch im Internet erlaubt. Was im realen Leben verboten ist, ist auch im Internet verboten. 8. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Risiken von realen Treffen mit Online-Bekanntschaften. Das Internet ist ein fan tastischer Ort, neue Menschen kennen zu lernen. Um unan genehme Überraschungen zu verhindern, treffen Sie mit Ih rem Kind die Abmachung, dass bei solchen Treffen immer ein vertrauter Erwachsener oder zumindest eine Freundin oder ein Freund dabei sein soll. Vergessen Sie nicht, dass Regeln nur wirksam sind, wenn Kinder und Jugendliche die Regeln verstehen und deren Berechtigung akzeptieren. - 13 -
Technik zum Schutz Natürlich können Sie auch technische Vorkehrungen treffen. Diese sind aber lückenhaft und stellen somit keinen 100- prozentigen Schutz dar. So sortieren Filter zwar einzelne Seiten nach vorgegebenen Schlagworten aus, jedoch sind hierunter bisweilen auch hilfreiche Seiten, während so manche uner- wünschte Seite nicht erfasst wird. Hilfreich kann auch ein Pro gramm sein, das Werbefenster unterdrückt, erhältlich z. B. unter www.webwasher.de, weil Kinder noch nicht zwischen redakti onellem Inhalt und Werbung unterscheiden können. Ein Spam filter im Postfach kann unerwünschte Werbung verhindern hel fen. Treffen Sie auch Schutzvorkehrungen gegen betrügerische Einwählprogramme, die kostspielige 0900er-Nummern an- rufen. Hilfe hierzu finden Sie beispielsweise unter www.telewerkstatt.at. Um langwierige und unerfreuliche Dis kussionen über die Verweildauer im Internet zu verhindern, können Sie ein Programm installieren, das den PC nach einer festgelegten Zeit ausschaltet. Melden Sie illegale Internetinhalte an. Kinderpornographie und neonazistische Inhalte sind in Österreich gesetzlich verboten. 5.1 Web 2.0 Das Web 2.0 basiert auf der Idee, dass jede/r mitmachen kann. Im Vordergrund steht das aktive Mitwirken der Einzelnen an den Inhalten, die im Internet zu finden sind. Das heißt: Beim Web 2.0 kann jede/r Sender/in werden und Inhalte ins Netz stel len. Die wichtigste Anwendung sind Weblogs, auch kurz Blogs genannt. Dabei handelt es sich um Online-Tagebücher, die oft, meist täglich, aktualisiert werden. Ähnlich wie in einem Tage buch teilt der Schreiber hierin der Öffentlichkeit mit, was er Bemerkenswertes, Kurioses oder Alltägliches erlebt hat und wie er sich fühlt. - 14 -
Neben Textblogs gibt es auch Photoblogs (Phlogs) und Video blogs (Vlogs), in denen Fotos bzw. Filme das geschriebene Ta gebuch ersetzen. Podcasts sind Audio- und Videoaufnahmen, die ins Netz gestellt werden. Darüber hinaus gibt es spezielle Internetplattformen, die sich an bestimmte Zielgruppen wen den, wie z. B. schülerVZ. Diese Plattform ermöglicht es Schü- ler/innen, Informationen auszutauschen, mit ihren Klassenka merad/innen in Kontakt zu treten oder auch neue Verbindungen herzustellen. Hier können sie Fotoalben anlegen, Interessen gruppen bilden oder an Diskussionsrunden teilnehmen. Solche Internetplattformen verstehen sich als soziales Netzwerk und bieten den Mitgliedern die Möglichkeit, sich zu vernetzen und über die Plattform zu kommunizieren. 5.2 Chatten Chatten gehört zu den beliebtesten Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen im Netz. Kinder chatten gerne, weil sie in Chats Gleichaltrige treffen, Freundschaften schließen und sich austauschen können. Hier können sie auch mal in andere Rollen schlüpfen, da sie ja unter dem Nickname, dem ausgedachten Fantasienamen, anonym bleiben. Gerade die Anonymität von Chatrooms stellt aber auch eine Gefahr dar. Denn unter dem Deckmantel der Anonymität kann es zu Beschimpfungen, Belästigungen und Übergriffen kom men. Daher sollten Kinder bis zum Alter von 13 Jahren nur in Kinder-Chats verkehren. Wählen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind geeignete Chats aus. Eine Auswahl sicherer Chats finden Sie auch unter www.klicksafe.de. Schutz durch Absprachen Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Gefahren des Chattens. Vereinbaren Sie mit ihm bestimmte Regeln. Die wichtigsten Verhaltensregeln auf einen Blick: - misstrauisch sein, - 15 -
- keine persönlichen Daten preisgeben, - unangenehme Dialoge sofort abbrechen, - bei unangenehmen Erfahrungen sofort die Eltern informieren, - niemals reale Treffen mit Chat-Partner/innen eingehen. Wichtig ist auch, dass der Chat moderiert wird. Der/die Moderator/in hat die Rolle, aufzupassen und Ansprechperson zu sein. Weitere Kennzeichen für kontrollierte Chats sind eine Ignore-Funktion, mit der man Störende stumm schalten kann, und ein Notfall-Button, mit dem man schnell eine/n Moderator/in zu Hilfe rufen kann. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass der Chat keinen Gastzugang hat, sondern dass alle User dort registriert sind. Ungeeignet für Kinder sind Voice-Chats, bei denen die Kommunikation über Sprache läuft. Hierbei bestehen kaum Möglichkeiten der Kontrolle oder des Eingriffs durch den/die Moderator/in. Außerdem gibt es keine Filter, die beispielsweise Kraftausdrücke unterbinden. "...es ist wunderbar für mich zu chatten, da Auch wenn Ihr Kind meine Klassenkamerad/innen auch registriert schon mal allein chattet: sind. Ich wohne auch sehr weit von meinen Sprechen Sie anschließ- Mitschüler/innen entfernt und so können wir end mit ihm über seine uns auch am Nachmittag austauschen. Das ist Chaterfahrung. Fragen besser als telefonieren, da ich nicht 10 Sie es, mit wem es sich Telefonleitungen habe. Außerdem kann ich unterhalten hat. viele Leute kennen lernen. Da ich dick bin, lerne ich nicht so viele neue Leute kennen und so geht das." (Mädchen, 14 Jahre) Ist es doch einmal zu einer Belästigung im Chat gekommen, sollten Sie die Chat-Anbieter/innen hierüber informieren und bei der Polizei Anzeige erstatten. Weitere Sicherheitsvorkehrungen Checken Sie den Chat Ihres Kindes und beobachten Sie ihn eine Zeitlang. Prüfen Sie, wie mit Problemen umgegangen wird. Ach ten Sie darauf, dass es kein großer, unübersichtlicher Chat ist. - In das persönliche Profil gehören keine Angaben zu Name, Wohnort und Alter. - 16 -
- Auch Fotos, auf denen die betreffende Person gut zu erken nen ist, haben dort nichts zu suchen. - Kontaktaufnahmen von unbekannten Teilnehmer/innen sind grundsätzlich abzulehnen. - Absender lästiger Nachrichten sollten auf die Ignore-Liste gesetzt werden. - Unerwünscht zugesandte Nachrichten sollten unterdrückt werden. 5.3 Instant Messenger Im Unterschied zu Chats läuft bei Instant Messengern die Kom munikation nicht über die Plattform eines Chat-Anbieters. Viel mehr bauen die Computer der Nutzer/innen eine direkte Ver bindung auf. Es handelt sich also um eine persönliche Kommunikation, die einem Telefonat vergleichbar ist. Der hierzu erforderliche Instant Messenger kann im Internet herunterge laden und auf dem Rechner installiert werden. Instant Messenger erlauben nicht nur den Austausch in Echtzeit, sondern auch den Transport von Bildern und Tönen. Über eine persönliche Kontaktliste ist ersichtlich, wer gerade online ist. Der Vorteil des Instant Messengers besteht darin, dass nur die jenigen Personen direkt Kontakt aufnehmen können, denen dies ausdrücklich erlaubt wird. Da es sich bei Instant Messengern um eine private Kommunikation handelt, gibt es jedoch auch keine Kontrolle, wie beispielsweise durch den/die Moderator/in im Chat. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass unverlangt Fotos oder Videos zugesandt werden. Zwar können Sie einige vorbeugende Maßnahmen treffen, doch gilt grundsätzlich, dass Instant Messenger ein erhöhtes Risiko unerwünschter Kontakte beinhalten. Daher sind Instant Mes senger für Kinder grundsätzlich nicht geeignet. - 17 -
Schutz-Maßnahmen für jugendliche User Was Sie tun können, wenn Ihr 14-jähriger Sohn oder Ihre 15- jährige Tochter einen Instant Messenger installieren möchte: Setzen Sie die Sicherheitsfunktion des Instant Messengers auf die höchste Stufe. Schalten Sie die Cam- und Voice-Funktion ab. 6. Spiele PC- und Video-Spiele, Spielkonsolen und Internetspiele üben auf Kinder und Jugendliche einen besonderen Reiz aus, weil die Spieler/innen in die Geschehnisse eingreifen können. Vor Denken Sie bitte auch daran: Der PC ist kein Babysitter. Lassen Sie Ihr Kind daher nicht mit dem PC-Spiel allein. Spielen Sie doch ein fach mal mit! © Schemmi / PIXELIO allem Spiele, in denen der/die Spieler/in in eine andere Rolle oder Identität schlüpfen kann, faszinieren Kinder und Jugend liche. Spielerisch lernen Schon Vorschulkinder können im Beisein und unter Anleitung der Eltern ausgesuchte Lern- und Spielprogramme kennen ler nen. Gerade bei Vorschulkindern sollte die Freude am Spiel im Vordergrund stehen. Neben Kreativprogrammen, mit denen - 18 -
gemalt und spielerisch mit Dingen umgegangen werden kann, gibt es Edutainment- Programme, bei denen Erziehung und Un terhaltung verbunden sind. Ideal ist es, wenn Lernprogramme über verschiedene Schwie rigkeitsgrade verfügen, sodass sie auch Vorschulkinder nicht überfordern. Wenn sich der jeweils erreichte Stand abspeichern lässt, kann Ihr Kind bei der nächsten Runde direkt dort wieder einsteigen. Natürlich sollte auch die Gestaltung ansprechend sein, damit das Spiel Ihrem Kind Spaß macht. Ab dem Grund schulalter können Kinder auch Spiele mit gegnerischer Ausein andersetzung und sportlichem Wettbewerb spielen. Hierbei können sie ihre kognitiven Fähigkeiten, ihre Reaktions- schnelligkeit und ihr visuelles Gedächtnis schulen. Auch in der Folgezeit können altersgerechte Spiele wie Sport- und Simu lationsspiele eine Erweiterung der Möglichkeiten darstellen und eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Freizeit- beschäftigung sein. Erklären Sie Ihrem Kind, dass auch das unrechtmäßige Herun terladen von Spielen und anderen Dateien Diebstahl ist. Seien Sie auch hier Vorbild für Ihr Kind und verwenden Sie nur lizen zierte Produkte. Welches Spiel für mein Kind? Wenn Sie wissen wollen, welche Spiele für Ihr Kind geeignet sind, können Sie sich über Spielemagazine oder das Internet informieren. Auch die Bundeszentrale für die Positiv- prädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen www.bupp.at/spiele hält eine Übersicht geeigneter Spiele bereit. Berücksichtigen Sie bei der Auswahl der Spiele für Ihr Kind nicht nur den individuellen Entwicklungsstand, sondern achten Sie auch auf die Altersfreigabe. Um sich ein Bild von dem Spiel zu machen, ist es empfehlenswert, es selbst einmal zu spielen. - 19 -
Dabei können Sie auch feststellen, ob das Spiel Bilder enthält, die Ihr Kind möglicherweise nicht verarbeiten kann und die ihm Angst bereiten könnten. Viele Spiele, wie Sportspiele (Golf, Schach), Denkspiele (Puzzle, Memory) oder allgemeine Simu lationen (Flug- oder Rennsimulationen), haben keine Altersbeschränkung. Das bedeutet aber nicht, dass diese Spiele für jüngere Kinder verständlich oder gar beherrschbar sind. Auch hier gilt es, selbst zu testen, ob das Kind schon in der Lage wäre, das Spiel zu verstehen. Weisen Spiele die Altersbegrenzung "ab 6 Jahre" auf, bedeutet dies, dass Vorschulkinder hiermit möglicherweise überfordert wären. Natürlich sollte das Spielen Ihrem Kind vor allem Spaß machen. Das gilt für Sportspiele ebenso wie für Lernspiele. Daher: Spre chen Sie mit Ihrem Kind über die Spiele, fragen Sie es, was es besonders mag und was ihm daran besonderen Spaß macht. Klare Regeln für die Zeit zum Spielen Spielen ist wichtig, doch auch hier sollten Zeiten festgelegt wer den. Vereinbaren Sie, dass erst die Hausaufgaben gemacht wer den, bevor es ans Spielen geht. Vorsicht: Setzen Sie PC-Spiele nicht zur Belohnung ein und entziehen Sie Ihrem Kind zur Be strafung nicht die Erlaubnis zu spielen. Dadurch erhöht sich der Stellenwert der Spiele. Während Grundschulkinder nicht länger als eine halbe Stunde am Tag spielen sollten, kann die Spielzeit bei über 10-Jährigen schon mal auf ein bis zwei Stunden am Tag erhöht werden. Achten Sie aber unbedingt darauf, dass Ihr Kind über der Begeisterung für PC-Spiele nicht andere Freizeitaktivitäten und Freundschaften vernachlässigt. Bieten Sie ihm gegebenenfalls Alternativen an: eine Radtour oder gemeinsam schwimmen gehen. - 20 -
Kreativspiele und -programme für ältere Kinder und Jugendliche Spezielle Programme zur Bild- und Videogestaltung begeistern mit ihren Möglichkeiten auch die etwas älteren Kinder. Eigens für sie entwickelte Programme erlauben es ihnen, Texte in vielfacher Weise zu gestalten oder Figuren zu animieren und realistische Bewegungen zu erzielen. Solche Programme ermöglichen es, Videos zu bearbeiten, sodass sich die Spieler/innen als Regisseur/innen erproben können. Manche Multimedia-Anbieter/innen halten auch Programme bereit, die es älteren Kindern und Jugendlichen erlauben, sich in verschiedenen berufsspezifischen Gestaltungsformen zu erproben. So können sie schon früh Medienkompetenz erwerben, die ihnen im Beruf zugutekommt. Ego-Shooter: Der/die Spie 6.1 Ego-Shooter ler/in bewegt sich durch die virtuelle Welt und begeg Außer der Vernachlässigung von anderen net hier Figuren und We Freizeitaktivitäten gibt es noch weitere sen, die er/sie bekämpfen Gefahren, die von Spielen ausgehen und vernichten muss. können. Hier sind vor allem Krieg und Gewalt verherrlichende Spiele zu nennen. Das Risiko, Verhaltensweisen aus dem Spiel in die reale Welt zu übertragen, ist dann umso größer, wenn sich virtuelle und reale Welt sehr ähnlich sind. Unter den Spielen besonders hervorzuheben sind sogenannte Ego-Shooter. Dabei handelt es sich um Kampfspiele, in denen jede/r Spieler/in den Spielverlauf aus dem eigenen Blickwinkel verfolgt. Durch die Perspektive ist eine Distanzierung zu den Spielinhalten kaum möglich. Der/die Spieler/in bewegt sich durch die virtuelle Welt und begegnet hier Figuren und Wesen, die er/sie bekämpfen und vernichten muss. Dafür steht ihm ein um fangreiches, durchaus realitätsnahes Waffenarsenal zur Verfügung. Ego-Shooter-Teamspiele werden im Internet oder auf LAN-Partys gespielt. - 21 -
6.2 LAN-Partys Die Organisation von LAN-Partys (LAN = Local Area Network) stellt mittlerweile einen florierenden Wirtschaftszweig dar. Bei LAN-Partys, die bis zu mehrere Tage dauern können, spielen die Spieler/innen einzeln oder in Gruppen um den Sieg. Auch wenn die Spieler/innen in Teams organisiert sind, sitzt jeder vor seinem eigenen Bildschirm. Es gibt sogar Teams mit festen Sponsor/innen, die bei Wettkämpfen um hohe Preisgelder spie len. Daneben geht es vielen Spieler/innen auch um die sozialen Aspekte und den Austausch von Material wie Musik und Spielen. Eltern sollten keine generelle Abwertung und Verurteilung von LAN-Partys vornehmen. Zumal es auch LAN-Partys gibt, bei de nen Geschicklichkeitsspiele im Vordergrund stehen und deren zeitlicher Rahmen deutlich kürzer ist. Ihr Kind möchte an einer LAN-Party teilnehmen? Dann holen Sie Informationen über die Veranstaltung ein und fragen Sie Ihr Kind, warum es teilnehmen möchte. Sollten Sie Bedenken haben, zeigen Sie Ihrem Kind Alternativen. 7. Handy Das Handy ist für Jugendliche und zunehmend auch für Kinder das zentrale Kommunikationsmedium. Während Erwachsene mit ihrem Handy vorwiegend telefonieren, nutzen Kinder und Jugendliche die breite Palette der technischen Möglichkeiten, die moderne Handys bieten: Sie können SMS und MMS verschicken, spielen und Online-Aktionen durchführen. Sie können über den Internetzugang via Handy chatten, sie können Radio hören oder über Bluetooth Dateien austauschen. Das birgt natürlich auch Risiken. - 22 -
Ein rigoroses Handyverbot ist nicht die Lösung. Suchen Sie vielmehr auch hier nach Wegen, die Möglichkeiten und positiven Seiten des neuen Mediums zu nutzen. Damit Sie wissen, wo Gefahren lauern könnten, müssen Sie sich mit dem Handy Ihres Kindes genauso gut auskennen wie mit dem Fernseher oder dem PC. Informieren Sie sich und lassen Sie sich auch von Ihrem Kind zeigen, was es mit dem Handy so alles macht. Einige Si cherheitsvorkehrungen können Sie jedoch schon im Vorfeld tref fen. Grundschulkind und Handy? Grundschulkinder wünschen sich natürlich ein Handy, um der Erwachsenenwelt ein Stück näher zu kommen. Wenn Sie zu Ihrer Beruhigung Ihrem Kind schon in der Grundschule ein Handy mitgeben möchten, dann reicht es, wenn Ihr Kind hiermit tele fonieren kann. So kann es die Kontakte zu Freund/innen halten, im Notfall Hilfe rufen und ist erreichbar, um den Alltag zu orga nisieren. Fragen Sie außerdem einmal nach sogenannten Kin derhandys. Damit können maximal sechs im Handy gespeicherte Nummern angerufen werden. Es besteht keine Möglichkeit, manuell andere Nummern einzugeben und diese anzurufen. Machen Sie mit Ihrem Kind klare Regeln aus, wie es mit dem Handy umgehen soll und welche Funktionen es bedienen darf. Handelt es sich um ein modernes Gerät, das über mehr Funkti onen verfügt, sollten diese mittels Passwort deaktiviert bzw. gesperrt werden können. Gesundheitsrisiko Handy Immer wieder wird über Gesundheitsrisiken durch Handystrah len diskutiert. Sollten Sie Bedenken haben, vereinbaren Sie mit Ihrem Kind folgende Spielregeln: - Nur bei gutem Empfang telefonieren. - Nur mit Headset telefonieren. - Das Handy erst dann ans Ohr führen, wenn sich die Verbin dung aufgebaut hat. - Lange Gespräche nur über das Festnetz führen. - 23 -
Außerdem sollten Sie darauf achten, dass der Strahlenwert Ihres Handys gering ist. Angaben hierzu finden Sie in der Bedienungs anleitung des Handys. Weitere Tipps gibt das deutsche Bundes amt für Strahlenschutz www.bfs.de. Kostenfalle Handy Der Umgang mit den Handykosten ist für viele Jugendliche eine echte Herausforderung. Vielfach führen die hohen Handyrech nungen zu Konflikten im Elternhaus und bisweilen sogar in die Schuldenfalle. Sie als Eltern können dazu beitragen, dass es gar nicht erst so weit kommt. Dazu gehört es, die Sperr- möglichkeiten zu nutzen: Lassen Sie die Mailbox, den Internet zugang oder teure Service-Nummern sperren, da es sich hierbei um Kostenfallen handelt. Wenn Sie wissen wollen, welche Möglichkeiten sich bieten, dann fragen Sie bei dem Jugend schutzbeauftragen Ihres Mobilnetzbetreibers nach. Der Umgang mit den Handykosten ist für vie le Jugendliche eine ech te Herausforderung. Sie als Eltern können dazu beitragen, dass es gar nicht erst so weit kommt. © Stebchen / PIXELIO Besitzt Ihr Kind ein Multifunktionshandy mit ungesperrtem Zu gang zum Internet, sollten Sie mit ihm über die Kosten durch den Download von Spielen und Klingeltönen und den Versand von MMS sprechen. Erklären Sie ihm, dass die vertraglichen Verpflichtungen, die man beim Download eingeht, oft nicht ein deutig zu erkennen sind. So kann es passieren, dass Ihr Kind in dem Glauben, einen einzigen Klingelton herunterzuladen, schnell ein ganzes Abo ordert, das nur über eine teure Rufnum mer wieder zu kündigen ist. Auch Fan-Newsletter, bei denen Neuigkeiten aufs Handy geschickt werden, sind kostenpflichtig. - 24 -
Natürlich bestehen bei WAP-fähigen Handys, mit denen Ihr Kind ins Internet gehen kann, die gleichen Risiken wie beim Inter netsurfen am PC: Auch hier kann Ihr Kind auf bedenkliche Seiten Zugriff nehmen. Treffen Sie daher auch hier klare Vereinbarun gen. Wertkartenhandy oder Vertrag? Der Vorteil bei Wertkartenhandys ist, dass nur das aufgeladene Guthaben verbraucht werden kann, die Kosten also fixiert werden können. Allerdings sind die Tarife bei Vertragsbindung günstiger. Hat Ihr Kind gezeigt, dass es verantwortungsvoll mit dem Handy umgehen kann, kommt auch ein Vertragshandy in Frage. - Fragen Sie Ihren Anbieter nach einer Kinder-Partnerkarte oder einem speziellen Jugendtarif. Hier besteht die Möglichkeit, teure Mehrwertnummern zu sperren. - Informieren Sie sich über die Tarife. - Wählen Sie wenn möglich den gleichen Anbieter, den die Freund/innen Ihres Kindes haben, da dann das Telefonieren günstiger ist. Genaues Nachrechnen lohnt sich. Ein paar klare Regeln helfen, die Kostenfalle zu umgehen: - Klären Sie im Vorfeld, wer die Handyrechnung bezahlt. - Vereinbaren Sie ein Limit für die Handykosten. - Wer zahlt, wenn das Limit überschritten wird? - Immer die Tastensperre aktivieren, um zu verhindern, dass sich das Handy von allein einwählt und Kosten verursacht. - Am Handy werden nur kurze Telefonate geführt. - Unbekannte Nummern werden nicht zurückgerufen. - SMS von Unbekannten werden nicht beantwortet. - Besondere Vorsicht ist bei Nummern, die fünfstellig sind (11111 oder 99999) geboten. Die Zielnummern sind auch daran zu erkennen, dass sie keine Vorwahl haben. Mit diesen Tricks wird dem(r) Handybesitzer/in nämlich über eine Sonder- oder Auslandsnummer oder durch die Umleitung auf teure Dienste das Geld aus der Tasche gezogen. - 25 -
- Dateien, Spiele, Klingeltöne etc. darf Ihr Kind erst nach vor heriger Rücksprache mit Ihnen herunterladen. - Wenn Ihr Kind einen anderen Klingelton haben will, helfen Sie ihm, diesen selbst zu produzieren. Diebstahl Lassen Sie sofort die SIM-Karte sperren. Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Hilfreich ist es, wenn Sie bei der Polizei die IMEI- Nummer Ihres Handys angeben können. Sie erhalten diese Num mer bei Eingabe von *#06# in Ihr Handy. Notieren Sie sie daher sofort nach dem Kauf. Illegale Mitschnitte und Verletzung der Persönlichkeitsrechte Mit dem verharmlosenden Begriff Happy Slapping wird das Filmen von realen oder inszenierten Gewaltszenen mit dem Han dy bezeichnet. Während Eltern und Lehrer/innen entsetzt sind, fehlt Kindern und Jugendlichen oft noch das Unrechtsbewusst sein, um diese Darstellungen zu verurteilen. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass auch das Handy kein rechtsfreier Raum ist. Erklären Sie Ihrem Kind, dass niemand das Recht hat, jemanden ohne sein Wissen oder gar gegen seinen Willen zu fotografieren oder zu filmen und dieses Material womöglich sogar noch wei terzugeben. Wer pornografische oder Gewalt verherrlichende Videos herstellt und weitergibt, kann sich sogar strafbar machen und als Schüler/in der Schule verwiesen werden. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, dass es direkt zu Ihnen kommt, sollte es selbst einmal solche Bilder oder Videos zugeschickt bekommen. Datensicherheit Eine wichtige Grundregel sollten Sie mit Ihrem Kind vereinbaren: Nie die Handy-Nummer an Personen weitergeben, die es nicht kennt! Aber auch unabhängig von der aktiven Weitergabe der Rufnummer bestehen Risiken, da Handys immer mehr Compu tern ähneln und daher natürlich auch ähnliche Gefahren beste hen. Drahtlose Schnittstellen erlauben Unbefugten, unter Umständen Zugriff auf das Handy und die hierin gespeicherten Daten zu nehmen. Zudem könnten auf diesem Wege auch Viren oder ungewünschte Bild- und Videodateien auf das Handy ge spielt werden. - 26 -
Zum Schutz vor Viren und anderen Schädlingen sollte die Blue tooth- Funktion ausgeschaltet sein. Außerdem sollten nur Da teien oder Programme auf das Handy übertragen werden, die aus einer vertrauenswürdigen Quelle kommen. Vorsicht geraten ist auch bei USB-Sticks und Speicherkarten, denn auch über sie können Viren übertragen werden. Handyspiele Handyspiele werden oft via Bluetooth von einem zum anderen weitergegeben. Da kann es schnell mal sein, dass Ihr Kind ein Spiel auf sein Handy bekommt, für das es zu jung ist. Damit Sie wissen, welche Spiele Ihr Kind auf dem Handy hat, sollten Sie sich diese zeigen und erklären lassen. 8. Linktipps Hier noch einige Linktipps, bei denen Sie weiterführende Infor mationen finden: www.saferinternet.at interessante Website mit vielen Informationen für Eltern und Lehrende www.handywissen.at interessante Website mit vielen Informationen für Eltern und für Lehrende www.stopline.at ist die Meldestelle im Internet, an die sich Internetnutzer/innen auch anonym einfach, schnell und unbürokratisch wenden können, wenn sie im Internet auf Webseiten mit Kinderporno graphie und neonazistischen Inhalten stoßen. - 27 -
www.safer-net.net Die österreichweite Initiative Safer-Net.Net unterstützt Internet nutzer/innen bei der sicheren Nutzung des Internet. Safer- Net.Net ist die österreichische Informations- und Koordinie rungsstelle im Safer Internet Netzwerk der EU. www.bimez.at Das BildungsMedienZentrums des Landes OÖ, Kompetenzzen trum für neue Medien, Medienpädagogik und -bildung, bietet Eltern und Pädagog/innen kostenlose medienpädagogische Be ratung und Information und stellt ein vielfältiges Angebot an Unterrichtsmedien zur Verfügung. www.bupp.at Bundesstelle für Positivprädikatisierung von Computer- und Kon solenspielen www.flimmo.at Website mit Programmberatung für Eltern und einem eigenen Bereich für professionell Erziehende www.blindekuh.de ist die erste deutschsprachige Suchmaschine für Kinder www.internet-abc.de Einführung ins Internet für Kinder und Eltern www.zavatar.de ist eine Datenbank für Unterhaltungssoftware mit Altersemp fehlungen (z.B. für Computerspiele, Handyspiele, usw.) www.klicksafe.de Diese Seite bietet Tipps und Materialien zu den wichtigsten Jugendmedienschutz-Themen sowie aktuelle Informationen zu den Chancen und Risiken der Internetnutzung. www.bfs.de Website des Deutschen Bundesamts für Strahlenschutz - 28 -
www.chatten-ohne-risiko.net Informativ für Eltern und Lehrende www.zappen-klicken-surfen.de mit Infos zum Leben mit Medien in der Familie www.handy-in-kinderhand.de Informationen und Tipps für Eltern www.telewerkstatt.at Diese Seite bietet Informationen und Downloads zum Thema Viren, Datensicherung, Betrug und Abzocke im Internet. www.ooe-jugend.at/spielpaedagogik Pädagogische Tipps, Angebote und Informationen des Landes JugendReferates rund ums "analoge" und "digitale" Spielen. Quellen und weiterführende Informationen: www.schuelerhilfe.de Elternratgeber Neue Medien www.erziehungsfallen.at Erziehungsvorträge für Eltern 1. Oö. BIMEZ Jugend-Medien-Studie 2009. Das Medienverhalten der 11- bis 18-Jährigen in OÖ. Market-Institut i. A. des BildungsMedienZentrum des Landes OÖ, 2009 Computersüchtig: Kinder im Sog der Medien. Wolfgang Bergmann und Gerald Hüther, Beltz, 2009 Verblöden unsere Kinder? Neue Medien als Herausforderung für Eltern. Jürgen Holtkamp, Butzon & Bercker, 2009 - 29 -
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