Klarheit hoch fünf Dallmeier nutzt SPETEC Reinraum - reinraum online
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www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 Alle Bilder: ©reinraum online Dallmeier nutzt SPETEC Reinraum Hans J. Michael GmbH Klarheit hoch fünf Autorin: Barbara Fischer-Reineke Bei der Montage von Kamerasensoren können schon winzigste Staubpartikel zu riesigen Störfaktoren werden. Je hoch- auflösender die Kameras, desto mehr. Um jedwede Verunreinigung bei ihren Videotechnik-Systemen zu vermeiden, hat sich die Dallmeier electronic GmbH & Co. KG in ihrer Regensburger Produktionshalle für die Installation eines Klasse 5-Reinraums von SPETEC entschieden. Nun ist für reinste Klarheit gesorgt. Wenn es um das wichtige Thema Sicherheit geht, Anwendungsfelder erschließt, die bis vor kurzem noch ob auf Flughäfen, in Fußballstadien, im öffentlichen undenkbar waren. Raum oder auf Firmengeländen, ist die Videotechnik Dallmeier verfügt über eine mehr als 30-jährige heutzutage unerlässlich geworden. Der Markt wächst Erfahrung in der Übertragungs-, Aufzeichnungs- und rasch und die Technik hat sich in den letzten Jahren Bildverarbeitungstechnologie und ist als Pionier und explosionsartig weiterentwickelt. Zum einen gab es Vorreiter im Bereich von CCTV/IP-Lösungen weltweit gigantische Fortschritte bei der Speichertechnologie zu anerkannt. Der Focus des Unternehmens lag von An- verzeichnen, zum anderen machte die künstliche In- fang an auf einer eigenen innovativen Entwicklung und telligenz Quantensprünge, begleitet von bahnbrechen- höchster Qualität und Zuverlässigkeit. So ist Dallmeier den Innovationen bei der digitalen Bildverarbeitung. heute der einzige Hersteller in Deutschland, der alle So entwickelt sich die Videotechnologie immer mehr Komponenten selbst entwickelt und produziert – von zu einer zentralen Komponente der IT- und Sicher- der Kamera, der Bildspeicherung und Bildübertragung heits-Strategie in Unternehmen, die Einsparungen und über intelligente Videoanalyse bis zum individuell an- Optimierungen ermöglicht und rasend schnell neue gepassten Managementsystem. Das profunde Wissen Seite 1/86
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 2/86 Klarheit hoch fünf wird zudem in der Entwicklung intelligenter Software und der Her- zungspartner, der sich hierfür stellung qualitativ hochwertiger Recorder- und Kameratechnologie auch aufgrund der räumlichen eingesetzt. Nähe als optimal erwies. Spitzenstellung sichern Optimale Lösung für maximale Qualität So kann Dallmeier nicht nur Stand-Alone Systeme, sondern komplette Videotechnik-Lösungen bis hin zu Großprojekten mit Die installierte SPETEC- perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten anbieten. Ins- Reinraumzelle mit den Maßen besondere das Multifocal-Sensorsystem Panomera® mit seiner 8,70 x 3,87 m besteht aus einem einzigartigen Kameratechnologie habe nicht nur den Markt revo- flächenbündigen Wandsystem lutioniert, sondern zugleich der Videosicherheitsbranche komplett aus Aluminium-Festelementen neuartige Möglichkeiten eröffnet, heißt es in einem Unterneh- und Sichtfenstern sowie Schie- mensstatement. betüren für die Personalschleu- Dieter Dallmeier, Gründer und CEO Panomera® sei insbesondere für die flächendeckende Ab- se, ferner einer einflügeligen sicherung weitreichender Areale entwickelt worden und erlaube die Tür als Notausgang und Service- Darstellung enormer Weiten und Flächen mit großen Distanzen in ein-/ausgang. Zusätzlich zur Klimaanlage wurden sechs Lami- einer vollkommen neuen Auflösungsqualität - in Echtzeit und bei nar-Flow-Module zur Luftfilterung in der Version „SUSI super hohen Frameraten von bis zu 30 fps. So lasse sich mit dem inno- silent“ eingebaut, um an den vier Arbeits- bzw. Montageplätzen vativen System von einem einzigen Standort aus ein riesiges Areal überblicken, wobei die Auflösung kann je nach Kundenwunsch nahezu beliebig skaliert werden könne. Partikelfreiheit ist bei der Montage der in den Kameras ver- bauten notwendigen und sehr empfindlichen Komponenten zu komplexen Systemen zunehmend unerlässlich geworden und etli- che Zulieferer von Sensoren empfehlen sogar Reinraumumgebun- gen von mindestens Reinraumklasse 6. Daher entschied sich die Dallmeier-Geschäftsleitung Anfang 2017 für die Installation eines Reinraumes direkt bei den neuen Fertigungslinien im Ost-Trakt der Produktionshalle im Regensburger Werk. Das erarbeitete Konzept hierfür umfasste neben reinraumtypischen Größen auch die For- derung nach bestmöglichen Arbeitsbedingungen in ergonomischer Hinsicht. Mit SPETEC, dem anerkannten Spezialisten für modulare Reinraumlösungen, fand Dallmeier rasch den geeigneten Umset-
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 3/86 Klarheit hoch fünf wie überall im Unternehmen ergonomisch bestmögliche Arbeits- diesem Projekt voll erreicht. Besser kann es nicht laufen.“ Argu- bedingungen für die Mitarbeiter zu gewährleisten. Ferner umfasst mente, die aus Sicht von Dallmeier für eine Zusammenarbeit mit die Installation ein Partikel-Messgerät, eine Materialschleuse mit SPETEC sprechen, sind zum einen das ausgefeilte Design der Rein- Druckluftreinigung an einem Arbeitstisch mit Absauganlage, eine raum-Lösungen, deren modularer Aufbau, die hohe Fertigungsqua- abgestimmte LED-Beleuchtung in der Decke sowie eine extra Flow- lität sowie die günstige Kosten/Nutzen-Relation. „Darüber hinaus box in der Schleuse zur Vorreinigung. In dieser Konstellation wird möchten wir auch den sehr guten Kontakt zu den Projektzuständi- selbst bei voller Personalbesetzung eine Reinraumklasse ISO 5 sta- gen beim Lieferanten SPETEC über die gesamte Projektlaufzeit und bil erreicht, was täglich kontrolliert und dokumentiert wird. In der die vorbildliche Installation durch die Monteure besonders hervor- Reinraumzelle befindet sich als weitere „Möblierung“ ein Gardero- heben. Selbst unsere Sonderwünsche wurden erfüllt“, sagt Dieter benschrank und eine Sitzbank. Dallmeier bilanzierend. So ist laut Dallmeier-Geschäftsleitung ein Höchstmaß an Rein- heit im Montageprozess und damit eine maximale Produktqualität sichergestellt, wenn die Sensorboards und Objektive der verschie- denen Kameratypen unter diesen optimalen Bedingungen mitein- ander luftdicht verschraubt werden. Gründer und CEO Dieter Dall- Spetec Gesellschaft für Labor- und Reinraumtechnik mbH meier zeigt sich mit dem Reinraum-Lieferanten SPETEC durch und Berghamer Straße 2 D 85435 Erding durch zufrieden. „Alles lief genau wie geplant, alle Termine und all Telefon: 08122/99533 Telefax: 08122/10397 unsere Vorgaben wurden exakt erfüllt, unsere Ziele haben wir mit E-Mail: christian.gruener@spetec.de www.spetec.de Liebe Reinraum-Tätige und -Interessierte, Anwenderberichte beschreiben Lösungen, die von Fachleuten gefunden und umgesetzt wurden: eine konkrete Aufgabenstellung, das richtige Konzept und die erfolgreiche Umsetzung von der Planung in die Praxis. Lösungen, die den Realitäts-Check bestehen und sich am Markt bewähren. Der Bericht über die SPETEC-Lösung bei der Firma Dallmeier ist ein gutes Beispiel dafür. Fachartikel hingegen beschreiben eher theoretische Lösungen für theoretische Aufgabenstellungen, sie entstehen quasi im Labor. Hierfür steht etwa der Artikel von Testo ab Seite 6. Wir bemühen uns stets, Ihnen in unserem Newsletter eine ausgewogene Mischung und noch viel mehr zu bieten. Und wir freuen uns auch, wenn Sie uns mit gutem „Material“ dabei unterstützen. Nun wünschen wir Ihnen noch, dass Sie bei all der Hitze einen kühlen Kopf bewahren. Ihr Reinhold Schuster
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 5/86 19. Reinraum-Stammtisch bei COLANDIS „Prozesssicherheit durch Environmental Control Lösungen am Beispiel von hochauf- lösenden Elektronenstrahl-Messgeräten“ Autor: Romy Dobermann Am 13. September 2018 wird der 19. Jenaer Reinraum-Stammtisch von Colandis stattfinden, zu dem Interessierte recht herzlich eingeladen sind. Thematischer Schwerpunkt wird dabei die Prozesssicherheit durch Environmental Control Lösungen sein. Als Referenten hierfür konnte Herr Roland Kappel der Firma Integrated Dynamics Engineering Group gewonnen werden. In einer Vielzahl von Zukunftsbranchen sind Fortschritte nur zu kommen. Für alle, die den Firmensitz noch nicht kennen, bietet noch mit Hilfe von modernen hochauflösenden Mikroskopen mög- Colandis gern eine Führung durch seine Räumlichkeiten an. lich. Insbesondere Elektronenmikroskope und andere elektronen- strahlbasierte Analysemethoden finden zunehmend Einsatz in der – Was: 19. Jenaer Reinraum-Stammtisch Industrie. Zur Sicherung der Investition und Erhöhung der Verfüg- – Wann: Donnerstag, 13. September 2018 | 16:30 Uhr barkeit dieser Instrumente müssen störende Umwelteinflüsse in – Referent: Dipl.-Ing. Roland Kappel, Integrated engen Grenzen gehalten werden. Insbesondere elektromagnetische Dynamics Engineering Group Störungen sowie Bodenschwingungen und auch Körperschall sind – Ort: COLANDIS GmbH, Im Camisch 34, 07768 Kahla hier zu nennen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Störzu- sammenhänge und die technischen Möglichkeiten zur Entstörung. Für den Stammtisch wird ein kleiner Unkostenbeitrag von 10,- € Neben dem Vortrag bietet diese Veranstaltung Raum für Dia- (inkl. MwSt.) erhoben. Für Getränke und einen kleinen Imbiss ist loge untereinander. Es gibt die Gelegenheit mit dem Referenten, gesorgt. den Teilnehmern und den Mitarbeitern von Colandis ins Gespräch Aufgrund der Aktualität des Themas, ist eine Anmeldung un- bedingt erforderlich. Da die Teilnehmerzahl zum Reinraum-Stamm- tisch zudem begrenzt ist, sollten sich Interessierte bis zum 30. Au- gust 2018 angemeldet. haben. Interessierte können sich die Wartezeit bis dahin etwas verkür- zen, indem sie die Möglichkeit sich in Colandis‘ Blogbeitrag über „Anforderungen an Reinräume in der Optik“ zu informieren nutzen. COLANDIS GmbH Im Camisch 34 D 07768 Kahla Telefon: +49 36424 76940 Telefax: +49 36424 769411 E-Mail: info@colandis.com Internet: http://www.colandis.com 18. Reinraum-Stammtisch Gebäude COLANDIS
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 6/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 Regulatorische Hintergründe, messtechnische Theorie und Praxis Autor: Markus Kopf Der Hygienestatus von Reinräumen sowie die zur Versorgung der Räume installierten raumlufttechnischen Anlagen (RLT) können sich direkt auf die Qualität pharmazeutischer Prozesse und Produkte auswirken. Somit steht der Qualifizierungsstatus der entsprechenden Räumlichkeiten und Systeme schon immer im Fokus sowohl der Betreiber als auch der Auditoren und Inspektoren. Betreiber stehen vor der Herausforderung, die Fülle der regulatorischen Vorgaben bzgl. Reinraum und RLT-Anlagen in Einklang mit den seitens Prozess und Produkt definierten Anforderungen zu bringen und über einen risikobasierten Ansatz (Risk-based Approach) eine angemessene Qualifizierungsstrategie abzuleiten. Zur Interpretation von Good-Manufacturing-Practice(GMP)-Anforderungen zum Thema Reinraum als Ganzes und zur Umsetzung in ein wirksames Qualitätsrisiko- management gibt es bereits einschlägige Veröffentlichungen. Nachfolgende Abhandlung soll einen detaillierten Einblick in einen regulatorisch und messtechnisch komplexen Teilbereich der Reinraumqualifizierung geben, den Filterlecktest (nach DIN EN ISO 14644-3:2006: Leckprüfung am eingebauten Filtersystem). Die messtechnische Bestätigung für den korrekten Einbau des Filtersystems und die regelmäßige Kontrolle auf Leck- freiheit der High-Efficiency-Particulate-Air(HEPA)-Filter ist für die pharmazeutische Produktion v. a. im Sterilbereich von entscheidender Bedeu- tung. Dementsprechend wichtig sind das Verständnis der regulatorischen Hintergründe, die praxisgerechte Umsetzung der messtechnischen Vorgaben in den Betrieb sowie die Interpretation von Ergebnissen und ggf. Ableitung entsprechender Maßnahmen. Einleitung (wenn endständige High-Efficiency-Parti- culate-Air (HEPA)-Filter verbaut sind). Good-Manufacturing-Practice(GMP)- Messtechnische Theorie und praktische Regelwerke fordern für die Herstellung Durchführung des Filterlecktests sind aus- von Arzneimitteln den Einsatz geeigne- führlich im Teil 3 der ISO 14644 beschrieben ter (= qualifizierter) Produktionsanlagen und werden später in diesem Beitrag be- und -prozesse. Diese Forderung nach ge- handelt. eigneter Ausstattung und Ausführung be- Wie oben beschrieben wird die Anwen- schränkt sich nicht nur auf die Herstel- dung der ISO 14644 zur Sicherstellung der lungsanlagen selbst, sondern umfasst auch Reinraumbedingungen in einer Vielzahl die Räumlichkeiten, in denen die phar- verschiedener Regularien und Guidelines mazeutische Produktion stattfindet. Die aufgenommen und z. T. konkretisiert. Herstellungsräume stellen die Umgebung der Produktion dar und haben somit ent- Regulative Vorgaben scheidenden Einfluss auf die Produktqua- lität, da sie die notwendigen Bedingungen Diese Dokumente sollten in Bezug auf den schaffen, um GMP-gerecht produzieren zu Filterlecktest herangezogen werden: Markus Kopf ist seit 2011 bei Testo Industrial Services können, z. B. Regelung der Lufttemperatur tätig. Nach seinem Studium der Biotechnologie und Ver- und relativen Feuchte, der Keimbelastung – Annex 1 (EU-GMP-Leitfaden) [1] fahrenstechnik sammelte er umfangreiche Erfahrungen und der Partikelzahlen. Um geeignete Um- – PIC/S Recommendation, GMP Annex 1, im technischen Außendienst für Kalibrierung und Quali- gebungsparameter aufrechtzuerhalten, ist Revision 2008 [2] fizierung in der pharmazeutischen Industrie. Von 2014 bis die Kombination aus Lüftungsanlage und – Aseptic Guide [3] 2016 war er maßgeblich an der Weiterentwicklung und Produktionsraum zu betrachten und als – DIN EN ISO 14644-2: 2016, Reinräume Umsetzung des Schulungs- und Weiterbildungskonzepts solche zu qualifizieren. und zugehörige Reinraumbereiche, Teil des GxP-Services beteiligt. Seit 2016 ist er als Marktma- Die ISO-Normenreihe 14644 stellt den 2: Überwachung zum Nachweis der Rein- nager im technischen Vertrieb tätig. Stand der Technik zum Thema Reinraum raumleistung bzgl. Luftreinheit anhand und reine Bereiche dar. Aktuelle GMP-Re- der Partikelkonzentration [4] gelwerke beziehen sich grundsätzlich auf – DIN EN ISO 14644-3:2006, Reinräume diesen Standard. Für die Qualifizierung von und zugehörige Reinraumbereiche, Annex 1, Herstellung steriler Arzneimittel Reinräumen und Lüftungsanlagen gibt der Teil 3: Prüfverfahren [5] Teil 3 der ISO 14644 die technische Ausfüh- – VDI 2083, Reinraumtechnik, Blatt 3: Der Annex 1 zum EU-GMP-Leitfaden rung von Tests in der Funktions- und Leis- Messtechnik in der Reinraumluft [6] wurde weitgehend mit der ISO 14644 harmo- tungsqualifizierung vor. nisiert. Der Abschnitt 7 nimmt u. a. direkt Neben der Klassifizierung nach Parti- Die genannten Dokumente unterschei- Bezug zur ISO 14644-2: „EN ISO 14644-2 kelzahlen im Raum oder der Bestimmung den sich in Relevanz und Verbindlichkeit. liefert Informationen über die Prüfung zum der Zuluftvolumenströme und des Raum- Im Folgenden soll ein kurzer, fundierter Nachweis der andauernden Übereinstim- luftwechsels ist der Filterlecktest eine Überblick über die jeweiligen Inhalte bzgl. mung mit der festgelegten Reinraumklassi- wichtige qualitätsinduzierende Prüfung des Filterlecktests gegeben werden. fizierung.“ Siehe auch folgender Abschnitt.
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 7/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 PIC/S Recommendation, GMP Annex 1, tream challenge would be considered as ber risikobasiert festzulegen. Damit wird Revision 2008 indicative of a significant leak […].” einerseits z. B. der Bezug des Annex 1 auf die ISO 14644-2 in Hinblick auf Prüfinter- Dieser Kommentar der PIC/S zum An- DIN EN ISO 14644-2: Überwachung zum valle infrage gestellt. Andererseits relati- nex 1 soll eine technische Interpretation Nachweis der Reinraumleistung bzgl. Luft- viert sich dies aus dem Umstand, dass die mit konkreten Umsetzungsvorschlägen reinheit anhand der Partikelkonzentration früher genannten Mindestanforderungen liefern. Hervorzuheben ist hier der Bezug ohnehin über Risikobewertungen zu hin- zum Abschnitt 7 des Annex 1: „Interpreta- 2015 wurde die EN ISO 14644 neu her- terfragen sind. tion: This provision concerns clean room ausgegeben, 2016 folgte auch die deutsche re-qualification. The company may choose Version. Zweck der Norm ist es, Prüf- und DIN EN ISO 14644-3: Prüfverfahren to perform re-qualification of clean rooms Überwachungsmessungen und deren Inter- according to provisions in EN ISO 14644-2 valle festzulegen. Die Vorgängerversion der Die ISO 14644-3 behandelt im Anhang B (including the proposed frequencies). For ISO 14644-2 machte dazu noch konkrete Prüfverfahren, „die verwendet werden kön- re-qualification of grade A areas, it is ge- Angaben – unterteilt in verbindliche, zu- nen, um einen Reinraum, wie er in anderen nerally expected to carry out the following sätzliche und fakultative Prüfungen. Der Teilen von ISO 14644 beschrieben und fest- activities also performed during initial Filterlecktest war als fakultative Prüfung gelegt ist, zu charakterisieren.“ (Tab. 1). classification: air velocity, filter integrity, alle 24 Monate gefordert. Bereits an dieser Das Kapitel B.6 Leckprüfung am ein- differential pressure every 6 months. Other Angabe lässt sich ablesen, dass hier eher gebauten Filtersystem (= Filterlecktest) be- examples for frequencies: grade B: every 6 Mindestanforderungen gegeben waren, die handelt months at rest, once a year in operation; je nach Produkt- und Produktionsanforde- other grades: once a year, with maximum rungen einer Risikobewertung zu unterzie- – Prüfverfahren mit Aerosolphotometer, delay defined. If the company takes anot- hen waren. Diese Risikobewertung oder ge- – Prüfverfahren mit Einzelpartikelzähler her approach, this should be justified, e.g. nerell der risikobasierte Ansatz (Risk-based (Discrete Particle Counter, DPC), based on monitoring data.” Approach) hatte in der Norm jedoch eher – Prüfverfahren für Filter in Luftleitungen einen nebensächlichen Charakter. oder luftführenden Geräten, Guidance for Industry, Sterile Drug Dieser Umstand hat sich mit der Revi- – Messgeräte und Materialien Products Produced by Aseptic Processing sion von 2015/2016 grundlegend geändert. für die Prüfung, – Current Good Manufacturing Practice Konkrete Angaben zu Prüfintervallen gibt – Reparaturen und Reparaturverfahren und (Aseptic Guide) es nicht mehr. Diese sind durch den Betrei- – Prüfberichte. Der im regulativen Umfeld der U.S. Food and Drug Administration (FDA) ver- bindliche Leitfaden behandelt in IV. D. Air Filtration, 2. High Efficiency Particulate Air (HEPA) den Filterlecktest. Herauszustellen sind folgende Details: – Generelle Forderung von endständigen HEPA-Filtern in pharmazeutischen Pro- duktionsräumen, die als „critical area“ definiert sind. – Festlegung eines Mindestabscheidegra- des von 99,97 % oder besser für HE- PA-Filter: „An intact HEPA filter should be capable of retaining at least 99.97 percent of particulates greater than 0.3 µm in diameter.“ – Angaben zu den Testintervallen: „[…] leak tests should be performed at suita- ble time intervals for HEPA filters in the aseptic processing facility. For example, such testing should be performed twice a year for the aseptic processing room.” – Angaben zur Testmethode mit dem Aerosolphotometer – Von der ISO 14644-3 abweichende Leckdefinition mit 0,01 % der Rohluft- konzentration: „A single probe reading equivalent to 0.01 percent of the ups-
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 8/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 VDI 2083-3: Messtechnik in der Reinraumluft Die VDI 2083-3 ist als Umsetzungsinter- pretation der ISO 14644-3 zu verstehen. Die Dokumente sind weitgehend harmonisiert. Inhalte der ISO 14644-3 werden aufgegrif- fen und anwenderorientiert wiedergegeben. Auf theoretische Hintergründe wird weit- gehend verzichtet. Besonders für Anwender und Messtechniker bietet das Dokument des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) praktikable Hinweise zur Umsetzung der Reinraumtests. Auf die technische Durchführung des Prüfverfahrens mit Einzelpartikelzähler wird in diesem Beitrag später genauer ein- gegangen. Zuvor soll der risikobasierte An- satz zur Festlegung der Prüfintervalle näher betrachtet werden. Abbildung 1: Direkte Beeinflussung des Produkts (Direct Impact) durch Leck im TAV- Filter [7] (Quelle: Testo industrial services). Einbindung des Filterlecktests in die Raumqualifizierung im Lüftungsgerät vor dem endständigen (Abb. 1). Die Anwendung des risikobasierten Filter wird der negative Effekt von Lecks Erens leitet anhand einer Fehlermög- Ansatzes wurde in einer früheren Veröf- auf die Luft im Raum minimiert. Ist der lichkeits- und -einflussanalyse (Failure fentlichung zum Thema „Reinraum-Quali- Dichtsitz eines Filters nicht gegeben, d. h., Mode and Effects Analysis, FMEA) beispiel- fizierungsmessungen im Sterilbereich“ [7] strömt eine signifikante Luftmenge „am haft mögliche Requalifizierungsintervalle bezogen auf die ganzheitliche Reinraum- Filter vorbei“, kann dies tatsächlich deutli- für die Filter ab (Tab. 2). qualifizierung bereits umfassend erörtert. che Auswirkungen auf die Partikellasten im Generell sollte v. a. in nichtsterilen Be- Die Überlegungen zum risikobasierten An- Raum haben. reichen zunächst die eigentliche Notwen- satz in Bezug auf den Filterlecktest sollen In Reinraumbereichen mit turbulenzar- digkeit endständiger Filter geprüft werden. hier aufgegriffen werden. mer Verdrängungsströmung (TAV) können Eine ISO-Klasse 8 lässt sich bereits durch Wie Erens beschreibt, führt ein Leck im Lecks im Filtermaterial ein erhebliches Ri- eine entsprechende Filterkombination (z. Filtermaterial in turbulenten Reinräumen siko darstellen. So bedeutet z. B. ein Leck B. M6/ F9) im Zuluftgerät erreichen. Dies theoretisch zu einem Anstieg der Partikel- über der Abfüllnadel/dem offenen Produkt, sollte ebenfalls über einen risikobasierten konzentration im Raum. Praktisch ist dies dass Partikelfreiheit und Sterilität nicht Ansatz beschrieben werden. in den meisten Fällen vernachlässigbar. mehr gewährleistet werden können. Anders Zusätzlich zu den definierten Prüfinter- Lecks sind punktuelle Schwachstellen im als in einem turbulenten Reinraum kann vallen ist der eigentliche Zweck des Leck- Filtermaterial. Durch die kontinuierliche ein Leck im Bereich einer TAV-Strömung tests zu beachten: „Diese Prüfung dient der Durchmischung der Luft in turbulenten einen direkten Einfluss (Direct Impact) auf Bestätigung des korrekten Einbaus des Fil- Reinräumen in Verbindung mit Filterstufen das Produkt und dessen Sicherheit haben tersystems und dass während des Betriebs
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 9/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 keine Lecks entstanden sind.“ [5]. Das be- deutet, ein Lecktest ist auch immer dann notwendig, wenn technische bzw. bauliche Maßnahmen an den Filtern durchgeführt wurden. Beispiele hierfür sind Lecktests vor und nach einem Filtertausch, bei Wie- deranfahren der Lüftungsanlage nach kom- plettem Stillstand oder nach Montagearbei- ten im Kanalsystem. Neben dem regulatorischen Rahmen und der Einbindung des Lecktests in die Qualifizierung der Räume soll nun die ei- gentliche Durchführung des Filterlecktests näher beleuchtet werden. Theorie und Praxis des Filterlecktests Anmerkung: In dieser Veröffentlichung wird nur auf den Test für endständige Filter nach dem Verfahren mit Einzelpartikelzäh- ler eingegangen (ISO 14644-3, B.6.3). Ziel ist es, dem Anwender einen fundierten Über- blick zum theoretischen Hintergrund und zur praktischen Durchführung zu liefern. Abbildung 2: Schematischer Messaufbau des Filterlecktests (Quelle: Testo industrial services). Der Ablauf des Lecktests lässt sich in 4 Schritte unterteilen: Filters wird mithilfe einer Probenahme- die mit hoher Wahrscheinlichkeit Fehlstel- 1. Rohluftaufgabe sonde das Filtermaterial (Fläche und Rah- len im Filter oder mangelnden Dichtsitz an- 2. Rohluftmessung men) abgetastet (gescannt) (3.). Punktuell zeigt. 3. Scan des Filters auf der „Reinluft“-Seite erhöhte Partikelzahlen weisen auf mögli- 4. ggf. Einzelnachmessungen an che Leckagestellen hin. Sind solche Stellen Nachgelagert ergeben sich aus diesem Ziel verdächtigen Stellen detektiert, werden diese in Einzelnachmes- – verbunden mit dem Messablauf und sungen genauer untersucht (4.). Abbildung -aufbau – folgende Fragestellungen: Oberhalb des Filters wird in der Zuluft 2 zeigt schematisch den Messaufbau. eine bestimmte Partikelkonzentration er- Ziel des Lecktests ist es, eine robuste – Wie hoch muss die Konzentration des zeugt und gemessen (1.+2.). Unterhalb des und verlässliche Methodik anzuwenden, eingesetzten Aerosols rohluftseitig sein, um einen robusten Detektionsprozess zu erreichen? – Welche Anforderungen an den genauen Messablauf sind zu stellen? – Wie werden Scan und Nachmessung auf der Reinluftseite reproduzierbar ausge- führt? –Wie lauten die Akzeptanzkriterien für Scan und Nachmessung? Die in der ISO 14644-3 ausführlich dar- gestellten Formeln sollen im Folgenden her- geleitet und messtechnisch erklärt werden. So soll eine Verbindung zwischen wissen- schaftlichem Zweck und pragmatischem Anwenderwissen hergestellt werden. Herleitung des Filterlecktests Alle Formelzeichen sind in Tabelle 3 zu- sammengefasst. Über das kontinuierliche Abtasten des
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 10/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 Filters auf der Reinluftseite sollen lokale lokale Konzentration unterhalb des Filters Leck kennzeichnen (NP) bei gegebener Leckagen des Filtermaterials aufgedeckt cL bezogen auf die Rohluftkonzentration Scangeschwindigkeit (Sr), Sondenabmes- werden. Während des Scans werden durch- cC ableiten: sung in Abtastrichtung (DP) und Volumen- gehend die Zahlen lokal durchgelassener strom des Partikelzählers (qvs) bezogen auf Partikel bestimmt. Es werden also lokale die jeweilige Filterklasse (k*pS). Durchlassgrade (Penetration) aufgenom- Der Volumenstrom des Partikelzählers men. Die höchstens zulässige integrale – sowie die jeweilige Filterklasse können di- also auf die gesamte Filterfläche anzuset- rekt entsprechend des eingesetzten Equip- zende – Penetration pS ist für jeden HE- Die maximal zulässige Reinluftkonzent- ments und des zu prüfenden Filters defi- PA-Filter über die Filterklasse als Kehrwert ration lässt sich auch über die Messung be- niert werden. Es bleiben also die Variablen des Abscheidegrads gegeben (z. B. pS(H13) = schreiben. Der eingesetzte Einzelpartikel- Anzahl an Partikeln, die ein Leck kenn- 0,05 %, pS(H14) = 0,005 %). Die höchstens zähler nimmt eine Probe mit definiertem zeichnen, die Sondenabmessung und die zulässige lokale Penetration pL ist entspre- Probenahmevolumenstrom qvs. Die Zahl Scangeschwindigkeit. chend spezifiziert: der maximal zulässigen Partikel an einer Stelle des Filters ist NP. An einer Stelle des Scangeschwindigkeit und Sondenabmessung Filters wird über die Zeit TS gemessen. Die gemessene maximal zulässige Reinluftkon- Die Scangeschwindigkeit kann durch zentration cL,2 lässt sich dann folgender- Umstellen der Formel für die Rohluftkon- maßen beschreiben: zentration ermittelt werden. Die ISO 14644- Für H13- und H14-Filter beträgt k = 10 3 macht außerdem die Angabe, dass eine (nach ISO 14644-3). Geschwindigkeit von 8 cm/s nicht über- Betrachtet werden die Partikel in der schritten werden sollte. In der Praxis weit Nähe der Most Penetrating Particle Size verbreitet ist eine Scangeschwindigkeit von (MPPS) – also Partikel der Größe, die auf- 5 cm/s. Durch den manuellen Vorgang des grund der zusammenwirkenden Filtereffek- Scans ergeben sich hier mögliche Variabili- te (Sieb-, Trägheits- und Diffusionseffekt) täten durch den Bediener, die die Messung den Filter am stärksten durchdringen kön- Da das Filtermaterial kontinuierlich beeinflussen können. nen. Für H13-/H14-Filter misst man alle Par- abgetastet wird, hängt die Verweilzeit der Die Sondenabmessung sollte so gewählt tikel ≥ 0,3 µm kumuliert. Die Kumulierung Sonde an einer Stelle des Filters (= TS) ab werden, dass sich am Eingang der Probe- der Partikel ≥ 0,3 µm ist ein Kompromiss von der Geschwindigkeit Sr, mit der ge- nahmesonde eine Isokinetik einstellt. Die aus der Betrachtung der MPPS bei gleich- scannt wird, und der Sondenabmessung in Geschwindigkeit, mit der Luft am Sonden- zeitigem Einbezug der größeren Partikel in Abtastrichtung Dp: eingang durch den Partikelzähler angesaugt die Messung. So werden also auch größere wird (US), sollte also gleich der Geschwin- Aerosoltröpfchen gewertet und nicht nur digkeit sein, mit der die Luft aus dem Filter diejenigen in der Nähe der MPPS. Gleich- austritt (U). Bei Geschwindigkeitsunter- zeitig verhindert man so, dass der Filter zu schieden spricht man von einer Hyper- oder stark mit Partikeln belastet wird. Hypokinetik (Abb. 3). Daraus lässt sich die maximal zulässige Die Sondenabmessung lässt sich aus dem Zusammenhang zwischen U, US und qvs ermitteln. An dieser Stelle wird ein pra- TS eingesetzt in cL,2 und cL und cL,2 xisbezogener Ansatz ausgewählt und von gleichgesetzt ergibt: einer üblichen Probenahmesonde ausge- gangen, mit den Maßen 8 cm breit und ca. 1,5 cm lang (Abb. 4). Anzahl an Partikeln, die ein Leck kennzeichnen Der Wert von NP soll während des kon- Umgestellt nach cC erhält man die For- tinuierlichen Abtastens mögliche Lecks mel für die Rohluftkonzentration: kennzeichnen, d. h., wird an einer Stelle des Filters während des Sondendurchgangs eine Anzahl an Partikeln ≥ NP detektiert, ist an dieser Stelle ein potenzielles Leck. NP kann generell frei definiert werden und ist immer proportional zur Rohluftkonzen- tration (siehe Formel für cC). Praktikabel Diese Formel drückt den Zusammen- ist ein Wert, der durch den Bediener bei Abbildung 3: Hyper- oder Hypokinetik an Probenahme- hang zwischen Rohluftkonzentration (cC) sprunghaftem Anstieg sicher erkannt wer- sonden (Quelle: Testo industrial services). und der Anzahl an Partikeln aus, die ein den kann. NP sollte daher nicht zu klein
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 11/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 gewählt werden. In der Praxis hat sich ein NP zwischen 5 und 10 Partikel etabliert. Im weiteren Verlauf dieser Abhandlung wird von NP = 5 Partikel ausgegangen. Ableitung der Rohluftkonzentration Nun kann die Rohluftkonzentration ab- geleitet werden. Dazu wird folgendes Pra- xisbeispiel herangezogen: – Filterklasse H14; pL = k * pS = 10 * 0,005 % = 10 * 0,00005 Abbildung 4: Probenahmesonde (Quelle: Topas). – Partikelzähler mit qvs = 28,3 l/min = 1 ft3/min – SR = 5 cm/s = 300 cm/min digkeit auf diesen Wert eingeregelt. In 3 200 000 P/ft3) herangezogen. Niedrigere – DP = 1,5 cm turbulenten Reinräumen, in denen die Scangeschwindigkeiten sind für die Aus- Luftgeschwindigkeit am Filterauslass legung des Filterlecktests unkritisch, weil nicht geregelt wird und stark von den potenziell so an einer Stelle mehr Partikel luftführenden Systemen abhängt, kann gezählt werden. der Wert jedoch schwanken. Dieser Sachverhalt ergibt sich aus den regula- Luftgeschwindigkeit am Filter: Ausgleich von torischen Anforderungen: Während in Hypokinetik TAV-Bereichen die Luftgeschwindigkeit am Filterauslass definiert ist (0,45 m/s ± Wie oben beschrieben, können ver- 20 %), wird in turbulenten Räumen der schiedene Luftgeschwindigkeiten am Fil- Raumluftwechsel betrachtet. terauslass und am Sondeneinlass zu einer Hyperkinetik (U < US) oder einer Hypo- Um für die Praxis Angaben machen zu kinetik (U > US) an der Sonde führen. Der Das heißt, können, wie hoch die Rohluftkonzentra- Worst Case wird durch eine Hypokinetik tion beim Filterlecktest generell eingestellt dargestellt, da weniger Luft eingesogen – bei Annahme von 5 Partikeln, die ein werden sollte, werden diese Themen noch wird als an einer Stelle aus dem Filter aus- Leck anzeigen sollen, näher beleuchtet. In solchen Fällen ist es strömt, und so auch potenziell weniger Par- – bei einer Abtastgeschwindigkeit von für die praktische Durchführung sinnvoll, 5 cm/s, Worst-Case-Szenarien zu definieren und – bei Nutzung einer Probenahmesonde diese bei der Auslegung der Prüfung heran- mit Abmessung in Abtastrichtung von zuziehen. 1,5 cm, – bei Nutzung eines 1 ft3/min-Partikel- Scangeschwindigkeit: Ausgleich der Bediener- zählers, unsicherheit – beim Lecktest an einem H14-Filter sollte die Rohluftkonzentration Die Geschwindigkeit, mit der gescannt cC ≥ 2 000 000 P/ft3 betragen. wird, unterliegt immer einer Schwankung. Bleiben alle restlichen Parameter konstant, Ersetzt man den H14- durch einen wirkt sich diese Schwankung wie in Tab. H13-Filter (pL =k* pS = 10 * 0,05 % = 10 * 4 dargestellt aus (angenommen wird ein 0,0005) ergibt sich: cC = 200 000 P/ft3. H14-Filter). Diese Herleitung beinhaltet einerseits Je höher die Geschwindigkeit ausfällt, bereits einige Bezüge aus der Praxis, ande- mit der gescannt wird, desto höher ist auch rerseits sind folgende Sachverhalte noch die Konzentration an Partikeln oberhalb nicht betrachtet worden: des Filters, die notwendig ist, um die zu- lässige Leckpenetration mit einem NP = 5 – Die Scangeschwindigkeit wird durch den P zu kennzeichnen. Das heißt also: Wird Bediener bestimmt und wird niemals schneller gescannt, muss ebenfalls die Roh- reproduzierbar genau 5 cm/s betragen. luftkonzentration erhöht werden, damit – Bei der Auslegung der Probenahmeson- 5 Partikel auch weiterhin eine potenzielle den gehen Hersteller von einer Luftge- Leckstelle kennzeichnen. schwindigkeit am Filter U = 0,45 m/s aus. Als Worst Case wird eine Scange- An TAV- Flächen wird die Luftgeschwin- schwindigkeit von 8 cm/s (entspricht cC =
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 12/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 tikel detektiert werden können. tiert werden, gilt es diese Stellen nach dem Filterkasten dargestellt. Je nach bauli- Die ISO 14644-3 stellt folgende Anfor- Scan einzeln zu untersuchen. Praktisch hat chen Bedingungen ist auch eine Rohluft- derung an die Luftgeschwindigkeit über sich eine Nachmessung mit ruhender Son- aufgabe an einer zentralen Stelle bzw. in der Sonde: de über 1 min etabliert. der Zwischendecke möglich/nötig. Das Akzeptanzkriterium ergibt sich fol- gendermaßen: 2. Rohluftmessung – Die Rohluftmessung kann punktuell vor Geht man von einem U von 0,45 m/s und nach dem Lecktest erfolgen oder aus, darf US zwischen 0,36 m/s und 0,54 kontinuierlich während des Tests. So soll m/s schwanken. Für die Abbildung des Die Anzahl der gemessenen Partikel sichergestellt werden, dass sich die Roh- Worst Case wird hier mit 0,36 m/s gerech- darf NPa nicht überschreiten. luftkonzentration während des Lecktests net. Mit einer Rohluftkonzentration von 4 nicht unerlaubt verändert. Die VDI 2083 Um den Einfluss auf die Rohluftkon- 000 000 P/ft3 ergibt sich für einen H14-Fil- Blatt 3 empfiehlt eine maximale Schwan- zentration cC zu beschreiben, lässt sich ter theoretisch ein NPa von 2 000 Partikeln. kung von 25 %. eine einfache Regressionsgleichung auf- – Für die Messung sollte eine Verdün- stellen (für cC wird hier direkt mit dem nungsstufe zwischen Sonde und Partikel- Worst-Case-Wert entsprechend der Scan- zähler geschaltet werden, um Fehlzäh- geschwindigkeit weitergerechnet): lungen aufgrund zu hoher Partikelzahlen (Koinzidenzfehler) zu vermeiden. – Zur Bewertung der Prüfung sollte der kleinste Rohluftwert herangezogen wer- Das heißt, die in der Nachmessung er- den (Worst Case). fassten Partikelzahlen sollten unter dem Wert von NPa = 2 000 Partikel liegen. An- 3. Scan des Filters auf der „Reinluft“- Seite sonsten liegt eine Leckstelle vor. – Vor dem Scan sollte der Filter mit einer Praktische Durchführung Strömungsschürze von Querströmungen aus dem Raum abgeschirmt werden. Für die praktische Durchführung in der Solche Strömungen können erheblichen Routine sollte in jedem Fall eine anwender- Einfluss auf das Messergebnis haben und orientierte Prüfprozedur erstellt werden. führen des Öfteren dazu, dass der Dicht- Die signifikanten Einflüsse auf die Diese sollte (anders als die theoretische sitz des Filters fälschlicherweise infrage Messung sind damit beschrieben. Für die Herleitung) die technischen Anforderun- gestellt wird. praktische Durchführung kann mit einem gen zum Filterlecktest wiedergeben. – Entsprechend Abb. 5 ist die Probenah- Wert für die Rohluftkonzentration von 4 Der vierstufige Ablauf des Filterleck- mesonde senkrecht ca. 3 cm unter dem 000 000 P/ft3 gearbeitet werden. Größere tests wird an dieser Stelle nochmals auf- Filter zu halten. Rohluftkonzentrationen sind dabei un- genommen und um einige praktische Hin- – Zunächst wird der Rahmen des Filters kritisch zu sehen. Durch die Verschiebung weise ergänzt: abgefahren. Das NP ist für diesen Teil des des Akzeptanzkriteriums wird die Messung Scans nicht aussagekräftig, da hier der durch hohe Rohluftkonzentrationen „si- - Vor dem eigentlichen messtechnischen Dichtsitz des Filters geprüft wird. Erhöh- cherer“. Allerdings erhöht sich dabei auch Lecktest ist das Filtermaterial (nach De- te Partikelzahlen weisen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für falsch positive montage des Drallauslasses) auf mecha- der Filter nicht korrekt eingesetzt ist. Befunde, also mögliche Leckstellen zu fin- nische Beschädigungen zu prüfen. Sind – Danach wird die Filterfläche gescannt. den, die eigentlich in Ordnung sind. solche sichtbar vorhanden, ist eine mess- Dies sollte in überlappenden Bahnen Im Verlauf dieser Abhandlung wurde technische Verifizierung nur noch zu durchgeführt werden, um sicherzugehen, von potenziellen oder möglichen Leckstel- Dokumentationszwecken von Interesse. dass jede Stelle des Filters sorgfältig ge- len gesprochen, die während des kontinu- Der Filter muss i. d. R. getauscht werden. prüft wird. ierlichen Abtastens erfasst werden. Nach – Die Zeit für den Filterscan muss im Vor- dem Scan muss also noch die eigentliche 1. Rohluftaufgabe feld berechnet werden, um den Partikel- Messung erfolgen, mit der ein mögliches zähler entsprechend zu programmieren Leck tatsächlich als ein solches identifiziert – Die Rohluftaufgabe sollte generell so (Tab. 5): wird. erfolgen, dass eine gute Durchmischung des Aerosols mit der Zuluft gegeben ist. Nachmessung an Stellen erhöhter Die Strecke von Rohluftaufgabe bis zum Partikelexposition Messpunkt der Rohluft sollte ausrei- chend lang sein, um die Durchmischung Gibt es während des Scans Stellen, an zu sichern. denen erhöhte Partikelzahlen ≥ NP detek- – In Abb. 2 ist die Rohluftaufgabe über den
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 13/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 – Der erste Teil der Formel enthält die Zeit für den Dichtsitztest, der zweite Teil enthält den eigentlichen Scan (aufgerun- det auf ganze Minuten). Für Sr wird hier mit 5 cm/s gerechnet, da es hier um die Ermittlung eines gerundeten Zeitwertes für den Scan geht und nicht um die Her- leitung der Rohluftkonzentration. – Die Scanzeit kann auf Messungen von jeweils 1 min aufgeteilt werden. Diese Methode ergibt bei größeren Filtern Sinn, bei denen entsprechende Messra- ster definiert sind. 4. ggf. Einzelnachmessungen an Stellen mit erhöhter Partikelexposition – Die Sonde ist ruhig unter eine Stelle mit erhöhter Penetration zu halten. Es wer- den alle Partikel über die Zeit TR gezählt. Dies ist der entscheidende Schritt zur Bewertung der Prüfung, falls es im Scan Abbildung 5: Abstand der Probenahmesonde zum Filter und Scangeschwindigkeit (Quelle: Testo industrial services). verdächtige Stellen gab. Bewertung der Prüfergebnisse tu-Prüfung. Eine Abscheidegradmessung anhand der oben definierten Akzeptanzkri- ist somit in situ nicht möglich. terien kein Leck detektiert wurde, wenn es Im Zentrum vieler Prüfberichte zu Fil- Auch die ISO 14644-3 B.6.7 Prüfberichte entweder im Scan keine verdächtigen Stel- terlecktests findet man die Angabe des er- fordert nicht die Angabe eines aus dem Fil- len gab oder wenn bei jeder Nachmessung rechneten Abscheidegrades in Prozent. Tat- terlecktest abgeleiteten Abscheidegrades, an einer Stelle das Akzeptanzkriterium ein- sächlich ist dieser Wert für die Beurteilung der sich mit der beschriebenen Testmetho- gehalten wurde. des Lecktests höchstens von informellem, de auch nicht ermitteln lässt. letztlich aber nebensächlichem Charakter. Neben Angaben zur Rohluftkonzentra- Dazu ein Rechenbeispiel: Der Abscheidegrad und damit die Inte- tion müssen der Zählwert des Scans ange- grität des Filters wird über die Leistungs- geben werden sowie der Zählwert jeder de- Filterklasse: H14; 600 mm x 600 mm; prüfung nach DIN EN 1822- 1:2011 bestimmt finierten Nachmessung an einer definierten Abscheidegrad: 99,995 % [8]. Dabei handelt es sich um eine Einzel- Stelle. Scangeschwindigkeit: 5 cm/s prüfung des Herstellers und keine in-si- Die Prüfung gilt als bestanden, wenn Sonde: Breite: 8 cm; Länge: 1,5 cm; Überlappung: 1 cm Rohluftkonzentration: 5 000 000 P/ft3 Reinluftseitig detektierte Partikel wäh- rend des Scans: N = 165 P während einer Messzeit Tscan = 3 min. An einer Stelle wurde über 1 min nachgemessen und dabei NPA, Messung = 2 600 P detektiert. Aus der reinluftseitig gemessenen Parti- kelzahl lässt sich mit der Messzeit und dem Probenahmevolumenstrom (qvs = 1 ft3/ min) eine theoretische Reinluftkonzentra- tion crein ableiten:
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 14/86 Leckprüfung am eingebauten Filtersystem nach DIN EN ISO 14644-3:2006 Bezogen auf cc lässt sich ein theoreti- Fazit bzw. während des Betriebs entstandene scher Abscheidegrad A ermitteln: Leckagen aufdecken. Es geht nicht darum, Der Filterlecktest ist eine der wichtigsten den Abscheidegrad des Filters zu bestim- Prüfungen zur regelmäßigen Bestätigung der men. Auf Grundlage belastbarer Ergebnisse Reinraumkonditionen. Besonders in kriti- der Prüfung müssen qualitätsbestimmende schen Bereichen wie der aseptischen Abfül- Entscheidungen abgeleitet werden. Auch lung können nicht identifizierte Leckstellen hier sollte immer mit einem risikobasierten im Filtermaterial ein unmittelbares Risiko für Ansatz gearbeitet werden. das Produkt darstellen (Direct Impact). Umso wichtiger sind eine korrekte Auslegung, Aus- Erstpublikation dieses Artikels in der TechnoPharm 7, führung und Bewertung der Prüfung. Nr. 6, 336-341 (2017) und TechnoPharm 8, Nr. 1, 48-52 Die Testintervalle sollten nach aktuel- (2018), Editio Cantor Verlag. Die Angabe des Abscheidegrades ist ir- len GMP-Richtlinien und der ISO 14644-2 reführend, da sie einen intakten Filter sug- risikobasiert festgelegt werden (Risk-based geriert. Approach). Die Herleitung der Rohluft- Um die Nachmessung zu bewerten, wer- konzentration ist die Basis für die korrekte den NPa und NPa, Messung miteinander Auslegung des Tests. Sie sollte definiert und verglichen. festgeschrieben sein. Für die durchführen- Testo Industrial Services GmbH - Deutschland den Messtechniker sollte eine praxisorien- Gewerbestr. 3 D 79199 Kirchzarten tierte Anweisung zur Durchführung des Telefon: +497661/90901-8000 Tests vorliegen. Besonders die Bewertung Telefax: +497661/90901-8010 der Prüfergebnisse ist hier entscheidend. E-Mail: pkossek@testotis.de Der Filterlecktest soll durch den Einbau Internet: http://www.testotis.de Literatur [1] EudraLex; The Rules Governing Medicinal Products in the European Union, Vo- lume 4, EU Guidelines to Good Manufacturing Practice, Medicinal Products for Human and Veterinary Use; Annex 1, Manufacture of Sterile Medicinal Products; 25. Nov. 2008. Da NPa, Messung = 2 600 P größer ist [2] PI 032-2, PIC/S Recommendation, GMP Annex 1 Revision 2008, Interpretation of most important changes for the als NPa = 2 500 P, liegt ein Leck vor. manufacture of sterile medicinal products, Pharmaceutical Inspection Convention/ Pharmaceutical Inspection Der Filter muss ausgetauscht oder repa- Co-Operation Scheme, 8. Januar 2010. riert werden. Nach diesen Maßnahmen ist [3] Guidance for Industry, Sterile Drug Products Produced by Aseptic Processing – Current Good Manufacturing Practice der Filter erneut zu prüfen. (Aseptic Guide), U.S. Department of Health and Human Services, Food and Drug Administration, Sept. 2004. In zweifelhaften Fällen, also auch wenn [4] DIN EN ISO 14644-2:2016, Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche, Teil 2: Überwachung zum Nachweis der Rein- NPa, Messung kleiner als NPa ist, aber eine raumleistung bzgl. Luftreinheit anhand der Partikelkonzentration); Deutsche Fassung EN ISO 14644-2:2015. im Vergleich erhöhte Partikelzahl unter der [5] DIN EN ISO 14644-3:2006, Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche, Teil 2: Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN betreffenden Stelle gefunden wird, sollte ISO 14644-3:2005. unabhängig von der Leckdefinition risiko- [6] VDI 2083, Reinraumtechnik, Blatt 3: Messtechnik in der Reinraumluft, Juli 2005. basiert entschieden werden, wie weiter ver- [7] Reinraum-Qualifizierungsmessungen im Sterilbereich – Teil 2, Stefan Erens, TechnoPharm 4, Nr. 4, S. 198-206, Editio fahren wird. In kritischen Bereichen sollte Cantor Verlag, Aulendorf, 2014. auch dann ein Filtertausch in Erwägung ge- [8] DIN EN 1822-1:2011, Schwebstofffilter (EPA, HEPA und ULPA) - Teil 1: Klassifikation, Leistungsprüfung, Kennzeichnung; zogen werden. Deutsche Fassung EN 1822-1:2009. Wohin mit dem Etiketten-Drucker im Reinraum? Wer im Reinraum drucken möchte, Abmessungen betriebssicher und komfor- muss sich zwangsläufig damit auseinan- tabel integrieret werden können. dersetzen, welchen Drucker er auf welche Weise in den Reinraum integrieren kann. Fehlende Schutzklassen, mangelnde Rei- nigbarkeit der Druckergehäuse sowie hohe Hygieneanforderungen stellen hier eine Herausforderung dar. Systec & Solutions GmbH Mit PRINTER BOXEN aus Edelstahl in Emmy-Noether-Straße 17 D 76131 Karlsruhe den drei verschiedenen Größen S, M und L, Telefon: +49 721 6634 400 Telefax: +49 721 6634 444 bietet Systec seinen Kunden eine Lösung, E-Mail: talk@systec-solutions.com mit der Etikettendrucker verschiedenster Internet: http://www.systec-solutions.com
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 15/86 Die Spritzgießeinheiten mit den hohen Wärmelasten bleiben außerhalb des vollverglasten Reinraums. Mikrospritzguss im Reinraum Neues Konzept der Maschinenanbindung Mikrospritzgieß-Verfahren ermöglichen eine präzise und kostengünstige Produktion von kleinsten Bauteilen aus Kunststoff. Um höchsten An- forderungen an Produktsicherheit und Qualität gerecht zu werden, findet die Produktion insbesondere von medizinalen Produkten meist in Rein- räumen statt. Die Stamm AG hat in einem neuen Reinraum mit einem neuen Ansatz bei der Maschinenanbindung investiert. Die Mikrospritzgieß- maschinen stehen dabei zu einem Teil innerhalb und zu einem Teil außerhalb des Reinraums. Hallau in der Schweiz ist auf den ersten Blick ein gemütlicher lauer bis an die Grenzen des Machbaren. Im besonders sensiblen Weinort, an dem die Uhren etwas langsamer zu gehen scheinen. Bereich der Medizintechnik findet die Produktion unter kontrol- Doch wie so oft verbergen sich in diesen kleinen Orten mittelstän- lierten Reinraumbedingungen statt. dische Unternehmen, die Innovationen auf weltweit höchstem Ni- veau hervorbringen. Die Hallauer Stamm AG gehört ohne Zweifel zu Mikrometergenaues Arbeiten diesen kreativen, zukunftsorientierten Firmen. Die Kunststoffver- arbeiter haben sich der Welt der Kleinst- und Mikroteile verschrie- Je kleiner die Produkte, desto komplexer und sorgfältiger muss ben. Und das mit großem Erfolg. Mit der Herstellung von winzigen der Herstellungsprozess erfolgen. Jedes Staubkorn kann zu einer Bauteilen, wie Zahnrädern, Steckern oder Spitzen, gehen die Hal- Funktionsbeeinträchtigung oder gar zu einem Ausfall führen. Wer- den die Produkte zudem im medizinalen Bereich, wie beispielswei- se in der minimalinvasiven Chirurgie, eingesetzt, muss absolute Hygiene und eine kontaminationsfreie Auslieferung gewährleistet werden. Dabei spielen die Einhaltung von konstanten Umgebungs- bedingungen während der Produktion und Verpackung eine große Rolle. Die Stamm AG betreibt seit vielen Jahren den Mikrospritz- guss von medizintechnischen Bauteilen unter kontrollierten Rein- raumbedingungen. Die Schweizer Firma hat in neue Mikrospritz- gießmaschinen investiert und ihre Reinraumkapazität jetzt um einen weiteren Reinraum der Reinraumklasse ISO 7 erweitert. Detlef Moll, der Geschäftsführer der Stamm AG, erläutert die Notwendigkeit der Investition: „Wir stellen Kleinstbauteile aus Kunststoff her. Das erfordert höchste Präzision. Unsere Techniker entwickeln Spritzgießwerkzeuge, die sich beim Mikrospritzguss im µ-Bereich bewegen. Die Details der Endprodukte sind oft mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen und sind doch wichtige Be- Im Mikrospritzguss gefertigte Medizinalbauteile standteile im Gesamtkonzept unserer Kunden. Jeder Partikel, der
www.reinraum.de NEWSLETTER www.cleanroom-online.com Ausgabe DE 08-2018 | Seite 16/86 Mikrospritzguss im Reinraum die Produktion kontaminiert, kann zu einem Ausfall der sensiblen und des verpackten Endproduktes. Bauteile führen. Neben der Präzision des Verfahrens sorgen wir da- Das Reinraumsystem ist mit Hochleistungsfiltern der UL- her auch für eine kontrollierte Produktionsumgebung.“ PA-Klasse U15 ausgestattet. Eine innovative Umluft- und Rückluft- Erste Erfahrungen in der Reinraumtechnik hatte die Stamm AG führung innerhalb der vollverglasten Reinraumwände sorgt für eine mit einem wenige Quadratmeter großen Reinraumzelt gesammelt, präzise Reinraumspülung und hat eine hohe Energieeffizienz, da das zur Kontrolle der produzierten Teile eingesetzt wurde. Von der die bereits gefilterte und gekühlte Luft wieder in den Kreislauf des Qualitätssteigerung überzeugt, investierten die Hallauer schon Luftaustauschs geführt wird. Wand- und Deckenmodule des mo- bald in ein komplettes Reinraumsystem, an das die Spritzgießma- dularen Reinraums sind mit einem silikonfreien GMP Dicht-Clip- schinen angedockt wurden. Die Maschinen wurden bei dieser Lö- System verbunden. sung noch wie üblich außerhalb des Reinraums aufgestellt und mit Für weitere Sicherheit sorgt das integrierte Kontrollsystem einer Laminar-Flow-Einhausung versehen, die eine kontrollierte CRControl®. Über den interaktiven Monitor des Kontrollsystems Luftreinheit innerhalb der Schließeinheit ermöglicht. Die gespritz- werden Verbindungen zu den angeschlossenen Fühlern, die Druck, ten Mikroteile werden dann mittels Roboter entnommen und voll- Feuchte und Temperatur messen, zu Filtermodulen, Klimaschrän- automatisch über gekapselte Reinraumförderbänder in den Rein- ken, Tür- und Lichtfunktionen und weiteren Komponenten her- raum eingeschleust, wo die finale Prüfung und Verpackung erfolgt. gestellt. Alle wichtigen Funktionen werden überwacht und können einzeln angesteuert und reguliert werden. Auf diese Weise wird Innovatives Konzept der Spritzgussanbindung auch eine einfache Fernwartung ermöglicht. Detlef Moll freut sich über die neue Investition: „Wir konnten Mit der Expertise in der hochsensiblen Fertigung wuchs das den neuen Reinraum bereits in Betrieb nehmen und er erfüllt alle Auftragsvolumen der Schweizer Kunststoff-Experten erneut, eine unsere Erwartungen. Die Installation der Spritzgießmaschinen in- weitere Investition in zwei neue Mikro-Spritzgießmaschinen mit nerhalb des Reinraums hat sich als gute Weiterentwicklung erwie- Reinraumfertigung wurde notwendig. sen. Der Reinraum läuft wie gewohnt störungsfrei und sicher, ist In Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Reinraumlieferan- zudem leise und mit einer sehr guten LED Beleuchtung und Voll- ten SCHILLING ENGINEERING entschieden sich die Schweizer da- verglasung ausgestattet, so dass auch die Arbeitsbedingungen für bei für ein neues Konzept. In der neu in Betrieb genommenen, 60 unsere Mitarbeiter im Reinraum erleichtert werden“ m2 großen Reinraumanlage, die eine Luftreinheit der ISO Klasse Der Reinraum wurde von SCHILLING ENGINEERING als Turn- 7 erreicht, werden die Maschinen je zur Hälfte innerhalb und zur Key Lösung angeboten. Planung, Produktion, Installation und Qua- Hälfte außerhalb des Reinraums aufgestellt. Zu diesem Zweck wur- lifizierung wurden innerhalb von zwei Monaten realisiert. de ein spezieller Auslass in der Reinraumwand konstruiert. Diese Variante hat mehrerer Vorteile, wie Detlef Moll erläutert: „Durch die neue kompakte Lösung sparen wir Platz und Transport- wege. Die gespritzten Produkte können direkt im Reinraum aus der Maschine entnommen werden. Die Spritzeinheit selbst liegt aber noch außerhalb des Reinraums, so dass die Wärmelasten nicht im kontrollierten Bereich anfallen. Dies hat positive Auswirkung auf Schilling Engineering GmbH Temperaturkontrolle und Klimatisierung. Dieses Konzept ist ganz Industriestrasse 26 neu und wurde von unserem langjährigen Partner SCHILLING EN- D 79793 Wutöschingen GINEERING mit uns erarbeitet.“ Telefon: +49 7746 9278971 E-Mail: i.doerff eldt@schillingengineering.de Hochmodernes, energieeffizientes Reinraumsystem Internet: http://www.schillingengineering.de Das neu installierte Reinraumsystem CleanCell4.0® gewährleis- tet eine Reinraumluftqualität der Reinraumklasse ISO 7. Separate Personen- und Materialschleusen mit gegenseitiger Türverriege- lung sorgen für eine sichere Ein- und Ausschleusung des Personals Reinraumlösung mit angedockter Spritzgießmachine In dem Reinraum CleanCell4.0® können die gefertigten Teile direkt entnommen werden.
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