Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019

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Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
2/2019

         Natur Land
           Salzburg
             Naturschutz –
             Partner zum Leben
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019
                                                                                                                                                                                                                                                                                               

Serviceangebote im                                                                                                                          Inhalt
Bereich Naturschutz                                                                                                                         Heft 2/2019 | 26. Jahrgang

Naturschutz im Internet
Die Homepage der Naturschutzabteilung mit vielen interessanten Themen, wie z.B. Artenschutz,
Berg- und N­ atur­wacht, Biotopkartierung, Naturschutz International, Naturschutzrecht, Lebensraumschutz,
­Vertragsnaturschutz etc., finden Sie unter der Adresse www.salzburg.gv.at/naturschutz.

                                                                                                                                            Vorwort Landesrätin Maria Hutter ..................................4      TAGUNGSBERICHTE                                                              3
SAGIS-Online                                                                                                                                Erklärung zur Informationspflicht...................................5
                                                                                                                                                                                                                      Rohstoff-Symposium................................................. 50
Das geografische Informationssystem des Landes mit Informationen aus dem Bereich Naturschutz und vielen                                     Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz...........................5
                                                                                                                                                                                                                      Österreich in 200 Jahren ein Land ohne Äcker und Wiesen?.. 53
an­deren Fachbereichen erreichen Sie durch Anklicken des Links „Landkarten” auf der obigen Homepage.
                                                                                                                                                                                                                      Nachhaltigkeitsziele (SDGs) für Umweltschutz und Arbeit.... 55

Salzburger Naturschutzbuch                                                                                                                  FACHBEITRAG                                                               Klimawandel: Bundesforste bauen Wald der Zukunft.......... 56
                                                                                                                                                                                                                      Buchpräsentation im Ramsar-Gebiet Wasenmoos............... 58
                                                                                                                                            Wildbienenschutz......................................................6
Im Naturschutzbuch finden Sie unter http://service.salzburg.gv.at/themen/natur/schutzgebiete                                                                                                                          Naturschutz in Zeiten des Klimawandels......................... 60
Beschreibungen aller Natur­denk­mäler und naturschutzrechtlich geschützten Gebiete, wie                                                     Natura 2000 in der Praxis:
                                                                                                                                            Blauschillernder Feuerfalter im ESG Mooshamer Moos...........9            Schützen durch Nützen ............................................. 60
­Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, etc. Übersichtskarten finden Sie im „SAGIS-Online”.
                                                                                                                                            Artenschutz durch Wiedereinbürgerung                                      Grünlandtypen der Trockengebiete .............................. 64
                                                                                                                                            am Beispiel des LIFE+-Projekts für den Waldrapp...............12
Ausstellungen                                                                                                                               Wildkatze – Tier des Jahres 2019...................................19
                                                                                                                                                                                                                      BERG- UND NATURWACHT
Die Naturschutzabteilung hat einige transportable Ausstellungen, die von Schulen, Gemeinden oder                                            ESG Rotmoos im Käfertal........................................... 22
­Einrichtungen der Erwachsenenbildung kostenlos entlehnt werden können (Abholung und Zurückbringen                                          5 Jahre Erfolgskontrolle im renaturierten Mandlinger Moor.. 24            „Alpenblumenwelt Geiereck“ –
                                                                                                                                                                                                                      Ein Projekt der Einsatzgruppe Grödig–Anif ist umgesetzt..... 68
 durch den Interessenten selbst). Die Themen umfassen u.a. „Natura 2000”, „Geschützte Lebensräume”,                                         Weiterentwicklung bei den Biotoptypen-Steckbriefen ........ 29
 ­„Lebensraum Auwald”, „Die Bayerischen Saalforste und der Salzburger Naturschutz”, „Landschaft im                                                                                                                    Kinder legten sich mit Raubtieren und Bienen an.............. 70
                                                                                                                                            Das wilde Herz Europas ist bedroht – die Alpen .................31
  ­Wandel”, „Die heimischen Amphibien”, „Die heimischen Schmetterlinge”, „Naturschutz im Wald”,                                                                                                                       Berg- und Naturwacht setzt auf Aufklärung und Prävention.. 70
                                                                                                                                            Rotwildfütterung beendet.......................................... 33
   ­„Biotopverbund“.                                                                                                                        Die österreichische Vogelwarte und Beringungszentrale...... 34
                                                                                                                                                                                                                      Neue Regelung betreffend invasive Arten........................71
    Sollten Sie Interesse haben, kontaktieren Sie uns bitte unter 0662 8042-5524 oder                                                                                                                                 Alte Mülldeponie im Gasteinertal ................................ 72
    natur-fachdienst@salzburg.gv.at                                                                                                                                                                                   Neophyten-Sondereinsatztag
                                                                                                                                            RUNDSCHAU                                                                 Gasteiner Talschlüsse Nassfeld (Sportgastein) ................. 73
                                                                                                                                                                                                                      Bezirkseinsatz am 28.07.2019 –
Informationsmaterial                                                                                                                        Verleihung des Salzburger
                                                                                                                                                                                                                      Schwerpunkt Schwammerlkontrolle .............................. 73
                                                                                                                                            Umwelt-Verdienstzeichens 2019................................... 36
Sämtliche Dienststellen und Abteilungen des Landes präsentieren ihre Produkte unter                                                                                                                                   #estutnichtweh: Mit uns wandert der Müll
                                                                                                                                            Naturschutzbund-Ehrenzeichen verliehen....................... 37
salzburg.gv.at/publikationen. Mehr als Tausend Publikationen, Broschüren, Folder, DVDs und vieles                                                                                                                     vom Berg ins Tal ..................................................... 74
                                                                                                                                            Neufund zweier seltener Hummelarten
mehr zu den verschiedensten Themenbereichen (z.B. Naturschutz, Umwelt, Wasser ...) können unter                                                                                                                       Geburtstage........................................................... 74
                                                                                                                                            im Naturschutzgebiet Wenger Moor............................... 38
salzburg.gv.at/publikationen zentral online bestellt und zumeist auch gleich heruntergeladen werden.
                                                                                                                                            Amphibienlaichgewässer in
Mehr als 85 Prozent des Gesamtangebotes des Landes sind – ebenso wie der Versand – kostenlos.                                               Thumersbach wurde revitalisiert.................................. 39
www.salzburg.gv.at/publikationen                                                                                                                                                                                      BUCHBESPRECHUNGEN
                                                                                                                                            Aktuelles von der Schutzgebietsbetreuung Salzburg .......... 40
Kostenpflichtige Angebote können bequem online bezahlt werden.                                                                                                                                                        Salzburg Summits �������������������������������������������������� 75
                                                                                                                                            Nachruf Landesrätin a.D. Dr. Gerheid Widrich ................. 44
                                                                                                                                                                                                                      Gipfelkreuze �������������������������������������������������������� 75
                                                                                                                                            In Memoriam Peter Haßlacher..................................... 44
                                                                                                                                                                                                                      Hände in die Erde! – Vertical Gardening......................... 76
                                                                                                                                            Nachruf auf AO Prof. Dkfm. Dr. Robert Krisai .................. 45
                                                                                                                                                                                                                      Die Kraft der Zirbe................................................... 76
                                                                                                                                            Raubbau an der Natur stoppen.................................... 46
                                                                                                                                                                                                                      Rettet den Boden! ������������������������������������������������� 77
                                                                                                                                            Beitrag der Landwirtschaft zur Biodiversität.................... 46
                                                           Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“                                                                                                            Der Wolf ������������������������������������������������������������� 77
                                                                                                                                            Das Grüne Band...................................................... 48
                                                           des Österreichischen Umweltzeichens, Druckerei                                                                                                             Botschaft der Natur................................................. 78
                                                           Land Salzburg UW-Nr. 1271                                                                                                                                  Mit dem Mond durchs Gartenjahr 2020........................... 78
                                                                                                                                                                                                                      Schöne Grüße vom Gaisberg....................................... 79
                                                                                                                                                                                                                      Biodiversität der Flussauen Deutschlands........................ 79
IMPRESSUM                                                                                                                                                                                                             Gebirgswasser.........................................................81
Medieninhaber: Land Salzburg | Herausgeber: Abteilung 5: Natur- und Umweltschutz, Gewerbe; Referat 5/06: Naturschutzgrundlagen
und Sachverständigendienst, HR Prof.Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser | Redaktio­nelle Mit­­­arbeit: Maria Kreuzer | Gestaltung und Satz:
Landes-Medienzentrum/Grafik| Druck: Druckerei Land Salzburg | Alle: Postfach 527, 5010 Salzburg | Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht mit der Meinung der Redaktion überein­stimmen.
Bild Umschlagseite: Groß-Torfbeere
Bildautor: HR Prof.Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser
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Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019                                                                                                                                           Natur Land Salzburg 2/2019
    

                                                                                    Erklärung zur Informationspflicht
                                                                                    (Datenschutzerklärung)                                      Ihre Rechte
                                                                                    Der Schutz Ihrer persönlichen Daten ist uns ein Anliegen.   Ihnen stehen grundsätzlich die Rechte auf Aus­kunft,
                                                                                    Wir verarbeiten Ihre Daten daher ausschließlich auf         Berichtigung, Löschung, Einschränkung, Daten­­über­
                                                                                    Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen (DSGVO). In         tragbarkeit, Widerruf und Widerspruch zu. Wenn Sie
                                                                                    diesen Datenschutzinformationen informieren wir Sie         glauben, dass die Verarbeitung Ihrer Daten gegen das
                                                                                    über die wichtigsten Aspekte.                               Datenschutzrecht verstößt oder Ihre datenschutzrecht­
                                                                                                                                                lichen Ansprüche sonst in einer Weise verletzt worden
4                                                                                                                                               sind, so kontaktieren Sie uns bitte.                    5
                                                                                    Kontakt mit uns

                                                                                    Wenn Sie per Email oder per Anruf oder mittels              Sie erreichen uns unter folgenden
                                                                                    Schreiben mit uns Kontakt aufnehmen, werden Ihre            Kontaktdaten:
                                                                                    angegebenen Daten zwecks Bearbeitung der Anfrage und
                                                                                    der Abwicklung des Zeitschriften-Abonnements und für        Abteilung 5 – Umwelt- und Naturschutz, Gewerbe
                                                                                    den Fall von Anschlussfragen bei uns gespeichert. Diese     Referat 5/06 Naturschutzgrundlagen und
                                                                                    Daten geben wir nicht ohne Ihre Einwilligung weiter.        ­Sachverständigendienst
    Liebe Freundinnen und Freunde der Natur,
                                                                                    Folgende Daten werden diesfalls bei uns gespeichert:        Michael-Pacher-Straße 36
    der Herbst ist eine wunderbare Zeit für ausgedehnte Spaziergänge in u­ nseren   Name, Anschrift, (Wenn zur Verfügung gestellt: Email­       5020 Salzburg
    bunt gefärbten Wäldern. Es ist auch die Zeit für die letzten Ernten und Vor-    adresse). Die von Ihnen bereit gestellten Daten sind zur    Tel.: 0662 8042-5524
    bereitungen für das kommende Jahr.                                              Vertragserfüllung bzw. zur Durchführung des Versandes       Email: natur-fachdienst@salzburg.gv.at
                                                                                    erforderlich. Eine Datenübermittlung an Dritte erfolgt
    Im Rückblick ist, neben der schon seit Jahren geforderten Etablierung der       nicht.
    Aarhus-Konvention in den betreffenden Landesgesetzen, natürlich auch
    die im Frühjahr geschaffte Nominierung der noch zusätzlich von der EU-
    Kommission geforderten Natura 2000 Gebiete ein großer Gewinn für den
    Naturschutz. Diese Erfolge sind jedoch nur die „Pflicht“. Die „Kür“ sehe
    ich persönlich in der zusätzlichen Schaffung artenreicher Lebensräume, der       Erklärung der in diesem Heft verwendeten Kürzel am Artikelende
    Renaturierung von Auen, Mooren und anderen Biotopen und vor allem in
    einer offensiven, positiven Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung        A.L.   LL Ing. Alexander Leitner       K.J.   Dipl.-Ing. Karl Jordan         ÖBF  Österreichische
    für den Naturschutz.                                                             A.W.   Dipl.-Ing. August Wessely       K.K.   Mag. Karin König                    Bundesforste
                                                                                     BFW    Bundesamt für Wald              KLK.   Dipl.-Ing. Klaus Kogler        R.B. Dipl.-Ing. Bernhard Riehl
    Wie die Renaturierung des Mandlinger Moores und Blinklingmooses zeigen,          G.F.   Dr. Gertrude Friese             K.M.   Dipl.-Ing. Mathias Kürsten     STA Dr. Susanne Stadler
    geht eine Erhöhung der Artenvielfalt oft mit Verbesserungen im Klimaschutz       G.H.   Mag. Gundi Habenicht            LK     Landeskorrespondenz            StV Leopold Stocker Verlag
    einher. Vieles können wir selbst bewegen, indem wir Projekte anregen,            G.N.   Mag. Günther Nowotny            LMZ    Landesmedienzentrum            T.V. Tyrolia Verlag
                                                                                     H.H.   HR Prof. Dipl.-Ing. Hermann     M.J.   Mag. Maria Jerabek             UBA Umweltbundesamt
    Vorbilder sind und auch selbst Hand anlegen. Unser Ziel sollte es jedoch
                                                                                            Hinterstoisser                  NPHT   Nationalpark Hohe Tauern
    sein, jede und jeden von der enormen Bedeutung einer artenreichen Natur
    zu überzeugen, besonders auch unsere Jugend.

    In den kommenden Jahren muss wieder mehr Natur in die Salzburger Gärten
    und Grünflächen. Die Herausforderung, in private Gärten und andere Grün-
    flächen wieder mehr Blühflächen zu bringen ist ambitioniert, aber der Weg
    zu mehr regionalem Blütenreichtum und somit für mehr Artenvielfalt ist al-
    ternativenlos und muss ein Anliegen unserer gesamten Gesellschaft werden.        Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz
                                                                                     NaturLand Salzburg ist eine halb­-     Grund­ l egende Richtung ist die      kunde einschließ­lich naturwissen­
                                                                                     jährlich erscheinende Informations­    fachliche Information über allge­     schaftlicher und bezughabender
                                                                                     zeitschrift, herausgegeben vom         meine und spezielle Fragen des        geisteswissenschaftlicher Themen.
                                                                                     Naturschutzfachdienst des Amtes        Natur- und Landschaftsschutzes,
                                                                                     der Salzburger Landesregierung.        Umweltthemen sowie der Natur­-
    „Ihre“ Landesrätin
    Maria Hutter
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019                                                                                                                                                                                        Natur Land Salzburg 2/2019
    Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                         Fachbeitrag

                                                                                                                             Die Honigbiene ist nicht
      Fachbeitrag                                                                                                            überall dominant
                                                                                                                             Vielen erscheint die Honigbiene als
                                                                                                                             das Bestäubungs-Allroundtalent.
                                                                                                                             Das beruht oft auf einem Irrtum:

    Wildbienenschutz                                                                                                         Bestäubende Insekten fallen uns
                                                                                                                             meistens auf, wenn irgendwo eine
                                                                                                                             Massenblüte stattfindet: Ob es der
                                                                                                                             Apfelbaum im Garten ist, die Löwen­
                                                                                                                             zahnblüte auf der Fettwiese oder
                                                                                                                             der Weißklee in einer Intensivweide:
6                                                                                                                            Dort dominieren Honigbienen, weil                                                                                          7
                                                                                                                             sie 1. durch ihre Tanzsprache sehr
                                                                                                                             schnell Zehntausende Stockge­
                                                                                                                             nossinnen rekrutieren können und
                                                                                                                             2. einen hohen Konkurrenzdruck
                                                                                                                             auf andere Blütenbesucher ausüben      In Streuobstwiesen des Naturparks Zirbitzkogel-Grebenzen entfielen ca. die Hälfte
                                                                                                                             können: In solchen Beständen ist       aller Blütenbesuche durch Bienen auf Honigbienen, die zweite Hälfte verteilte
                                                                                                                             dann für andere Bienenarten oft        sich auf fast 100 weitere Bienenarten. Während die Honigbienen im Frühling zur
                                                                                                                                                                    Massenblüte der Obstbäume und des Löwenzahns dominierten, entfielen ab Juni
                                                                                                                             kaum mehr etwas zu holen. In
                                                                                                                                                                    über 80% der Blütenbesuche auf Wildbienen.
                                                                                                                             artenreichen Beständen, wie sie in
                                                                                                                             Magerwiesen, an Waldrändern und
                                                                                                                             Hecken auftreten, sind oft kaum        Bienenartenreiche                         die Honigbienen noch relativ gut mit
                                                                                                                             Honigbienen zu finden.                 Lebensräume                               den wenigen Massenblüten von Lö-
                                                                                                                                                                                                              wenzahn und Weißklee auskommen
                                                                                                                             Das „Bestäubungsgeschäft“ von mehr     Bienenartenreich, aber auch reich         und sie weichen in unserer waldrei-
                                                                                                                             als zwei Dritteln unserer Pflanzen­    an Schmetterlings- und Schweb­            chen Landschaft auf Himbeerschläge
                                                                                                                             arten machen nicht hauptsächlich       fliegenarten, sind insbe­sondere Ma-      und in die Waldtracht aus. 2. ist die
                                                                                                                             Honigbienen, sondern die vielen        gerstandorte. In der Natur waren bis      historische Bienenfauna des Landes
                                                                                                                             Wildbienenarten, Fliegen, Schmet­      vor 50 Jahren die mageren Standorte       Salzburg weithin unaufgearbeitet.
    Die Obsthummel Bombus pomorum ist eine der vormals in fast allen Bundesländern vorkommenden Hummelarten, die heute       terlinge und Käfer. Langröhrige        der Normalfall und die fetten Stand-      Größere Sammlungsbestände im Haus
    nur mehr ein sehr kleines Verbreitungsgebiet haben (Bilder: Johann Neumayer).                                            Blüten wie Lungenkraut, Schlüssel­     orte absolut in der Minderzahl. Daher     der Natur gibt es nur aus dem Umfeld
                                                                                                                             blumen, Beinwell, Taubnesseln,         ist der weitaus überwiegende Anteil       der Stadt Salzburg und niemand kam
                                                                                                                             Salbei und viele mehr werden von       unserer Pflanzenarten auf solche          in vergangenen Jahrzehnten auf die
    Ca. 315 Bienenarten sind im Bundes­     Bienen sind nicht die                   die Bestäubung nicht sehr effizient      langrüsseligen Bienenarten bestäubt,   Standorte angewiesen. Dort sind sie       Idee, die Abundanz, also die Indivi-
    land Salzburg nachgewiesen. Darun-      einzigen Blütenbesucher                 funktioniert. Denn viele der ange-       mit steigender Höhe zunehmend von      konkurrenzstärker als die wenigen         duenzahl pro Fläche zu erheben. Die
    ter befindet sich mit der Honigbiene                                            lockten Blütenbesucher be­suchen         Hummeln. Von Hummeln abhängig          Grasarten des Intensiv­grünlandes,        Tiere waren ja überall vorhanden. Ein
    das einzige Haustier unter den Insek-   In Blüten-Besucher-Netzwerken ge-       nur ab und zu Blüten und sind dann       ist auch der landwirtschaftlich        dort finden sie Lücken zum Keimen         Hinweis auf die stattgefundene Ent-
    ten hierzulande (dazu gehören auch      mäßigter Gebiete spielen über die       nicht sehr wählerisch. So landet der     bedeutsame Rotklee. Eine große         und dort gibt es auch genügend be­        wicklung mag sein, dass ich mit dem
    die 35 in Salz­burg nachgewiesenen      Bienen hinaus tausende weitere          in der Behaarung oder Beborstung         Fülle an Wildbienenarten besammelt     stäubende Insekten. In den letzten        leider zu früh verstorbenen Manfred
    Hummel­arten) von denen zumindest       Insektenarten eine wichtige Rolle:      mitgenommene Pollen oft auf ande-        und bestäubt die vielen kleinen        Jahrzehnten wurden diese Standor-         Bernhard in seinem Garten in Maxglan
    zwei mit hoher Wahrscheinlichkeit       Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und      ren Pflanzen oder geht überhaupt         Bestände an Blütenpflanzen, die den    te im nichtgebirgigen Teil Salzburgs      81 Bienenarten auf 900m² feststellen
    bereits ausgestorben sind.              andere Hautflügler außer den Bie-       verloren. Bezüglich der Bestäubung       Artenreichtum der Kulturlandschaft     fast zur Gänze vernichtet. Damit ein-     konnte. Im Naturpark Buchberg waren
                                            nen, gemeinhin als Wespen bezeich-      spezialisierte Pflanzen schließen da-    ausmachen - in manchen Regionen        hergehend gab es einen drastischen        dagegen nur 50 Arten zu finden. Doch
    Den größten Teil machen aber            net. Es gibt in unserer Fauna einige    gegen den Großteil der Insekten aus,     muss man leider sagen, ausmachten.     Rückgang des Blütenangebots und           was brauchen Bienen, was in Natur-
    die solitären, also nicht-staaten­      Pflanzen, die überwiegend von Wes-      belohnen die Erfolgreichen aber so                                              der blüten­besuchenden Insekten in        gärten vorhanden, in unserer Land-
    bildenden Bienenarten aus. Unter        pen bestäubt werden und andere          gut, dass diese blütenstet sammeln                                              der Fläche, der nur aus zwei Gründen      schaft aber nicht mehr zu finden ist?
    diesen dominieren an Arten­zahl die     bevorzugt von Schwebfliegen. Im         und den Pollen mit hoher Effizienz                                              nicht bereits früher auffiel: 1. können
    Sandbienen vor den Furchen­bienen       Gebirge über der Waldgrenze wird        übertragen. Zu diesen Pflanzenarten
    und den Mauer­bienen. Daneben gibt      ein Großteil der Pflanzen mit leicht    gehören neben Eisenhut, Glocken-
    es eine Vielzahl artenarmer Gattun-     zugänglichem Nektar und Pollen von      blumen, den meisten Lippenblüt-
    gen mit z.T. sehr spezieller Lebens-    Stubenfliegenverwandten bestäubt.       lern, Veil­chen und Rachenblütlern
    weise als Nahrungsspezialisten oder                                             auch alle Leguminosen, die ja auch
    Brut­para­siten. Bienen stellen einen   Vielen Pflanzenarten sind bezüg-        in einer nachhaltigen Landwirtschaft
    Haupt­anteil der blütenbesuchen­den     lich ihrer Bestäuber Generalisten.      eine unersetzliche Rolle als Futter
    und bestäubenden Insekten.              Sie locken eine Vielzahl von In-        für Haustiere und vor allem als Stick-
                                            sekten an und leiden so ziemlich        stoffbinder spielen. Für diese Pflan-
                                            sicher nicht an Bestäubermangel.        zenarten spielen Bienen die Haupt-
                                            Dies allerdings um den Preis, dass      rolle als Bestäuber.
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019                                                                                                                                                                                                     Natur Land Salzburg 2/2019
    Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                                     Fachbeitrag

                                                                                                                                                                                                                            notwendig wäre auch Forschung in
                                                                                                                                                                                                                            Richtung naturfreundlicherer Mäh-
                                                                                                                                                                                                                            technik. Wenn Traktoren in hoher
                                                                                                                                                                                                                            Geschwindigkeit mit zwei oder drei
                                                                                                                                                                                                                            Mähwerken über die Wiesen brausen
                                                                                                                                                                                                                            und wenn hinter dem Scheibenmäh-
                                                                                                                                                                                                                            werk noch ein „Aufbereiter“ alles
                                                                                                                                                                                                                            kurz und klein schlägt, fahren echte
    Blüten-Besuchernetzwerke einer extensiven zweischnittigen Wiese und einer fünfschnittigen Wiese. Oben sind die blühenden                                                                                                Tötungsmaschinen über die Wie-
    Pflanzenarten dargestellt. Die Breite des Balkens bezeichnet die Höhe des Blütenangebots. Unten sind die Blütenbesucher                                                                                                 se, denen kaum ein Insekt lebend
    ­dargestellt. Die Breite des Balkens repräsentiert die Anzahl der Blütenbesuche. Die Breite der Pfeile repräsentiert die Anzahl                                                                                         entrinnt. Dabei kommt es auch zu
     der Interaktionen. Rot: Honigbiene, rosa: Hummeln, orange: weitere Bienenarten, grün: Hautflügler außer Bienen, gelb:
                                                                                                                                                                                                                            massiven Verlusten an Honigbienen,
     Schmetterlinge, blau: Käfer, grau: Schwebfliegen, schwarz: übrige Fliegen.
8                                                                                                                                                                                                                           die sich nicht schnell genug ent­        9
                                                                                                                                                                                                                            fernen können. Eine spannende For-
    Lebensraumrequisiten                                                                                                                                                                                                    schungsfrage wäre auch, ob Gras aus
    von Bienen                                                                                                                                                                                                              Intensivwiesen wirklich gleich wert-
                                                                                                                                                                                                                            voll für die Tiergesundheit und für
                                                                                                                                      Die Knautien-Sandbiene Andrena hattorfiana sammelt Pollen oligolektisch von
    Ca. ein Drittel der nestbauenden                                                                                                  Witwenblumen und Skabiosen. Mit dem Seltenerwerden ihrer Nahrungspflanzen             die Milchzusammensetzung ist wie
    Bienenarten ist oligolektisch. Das                                                                                                verschwand sie aus allen intensiv genutzten Regionen des Landes Salzburg.             ­artenreiches Futter. Der­zeit scheint
    heißt, sie sammeln Pollen nur von                                                                                                                                                                                        es außer hohen Hygiene­standards im
    bestimmten Pflanzengattungen                                                                                                      Dazu notwendig wäre ein intensiver          Daneben gibt es auch For­schungs­          Stall und möglichst hohen Eiweiß-
    oder -familien. Viele Spezialisten                                                                                                Gesprächsprozess aller Akteure der          bedarf. Dazu nur ein paar Stichwor-        gehalts des Futters keine anderen
    gibt es z.B. an Glocken­blumen, Nat-                                                                                              über Anklagen und Fundamental­              te: Um Veränderungen feststellen zu        Qualitäts­k riterien zu geben. Das
    ternkopf, Schmetterlingsblütlern,                                                                                                 verteidigung weit hinausgeht, son-          können, braucht es ein Monitoring          könnte man bezweifeln, wenn man
    und Korb­blütlern. Je pflanzenarten­                                                                                              dern gemeinsam sinnvolle Projekte           von Bienen in der Kulturlandschaft.        Almbutter kennt.
    reicher Lebensräume, desto viel-                                                                                                  entwickelt.                                 Es bräuchte dazu auch dringend eine
    fältiger die Bienenfauna. Viele Bie-                                                                                                                                          österreichweite Rote Liste. Dringend                  Mag. Johann Neumayer
    nenarten bevorzugen trockenwarme
    Mikro­habitate für die Nestanlage:
    Erd­anrisse, Böden mit schütterere
    Vegetation, südseitige Waldränder,
    offene besonnte Bodenstellen, usw.
    Ca. ein Drittel der nestbauenden
                                                Die Schwarze Mörtelbiene Megachile parietina kommt noch auf dem Mönchsberg
                                                und dem Georgenberg bei Kuchl vor, vielleicht auch auf weiteren talnahen Felsen
                                                                                                                                      Natura 2000 in der Praxis:
    Arten nistet in Käferfraßgängen in
    Totholz, aber zwei Drittel im Boden.
                                                des Salzachtals. Die letzten Vorkommen des Alpenvorlandes sind weitgehend iso-
                                                liert, da Ausbreitungswege fehlen.                                                    Blauschillernder Feuerfalter im ESG
    Je strukturreicher eine Landschaft,
    desto mehr Nistmöglichkeiten finden         zu schützen ist eine Landschaft, die        ohne jede wirtschaftliche Notwen­         Mooshamer Moos
    Bienen                                      ein Mindestmaß an blütenreichen             dig­keit aufgrund abstruser Schön­
                                                Flächen und an Landschaftsstruktu-          heitsideale vernichtet. Was nötig                                                                                               Der Blauschillernde Feuerfalter
    Da Bienen einen festen Neststandort         ren bereitstellt. Diese müssen sich         ist, um den Bestand bestäubender                                                                                                ­(Lycaena helle) kommt in Österreich
    haben, müssen Nistmöglichkeiten             netzartig über die Landschaft ziehen        Insekten zu fördern und damit auch                                                                                               nur noch in sehr kleinen Populatio-
    und Nahrungsangebote in räumlicher          und können Hecken, Raine, Weg-              Bestäubung unserer Kulturpflanzen                                                                                                nen vor und steht auf der Roten Liste
    Nähe zueinander liegend sein,               ränder, Böschungen, strukturreiche          zu sichern wäre eine gemeinsame                                                                                                  der gefährdeten Arten.
    denn es rentiert sich für sie nicht,        Wald­ränder und Privatgärten umfas-         Kraftanstrengung verschiedener Ak-
    weite Strecken zu fliegen und den           sen. Daneben ist der Schutz der viel        teure:                                                                                                                          Im Jahr 2015 konnten im Bundes-
    gesamten Nektar als „Flugbenzin“            zu wenigen verbliebenen Magerwie-                                                                                                                                           land Salzburg nur noch im Lungau
    zu verbrauchen. Da verschiedene             sen von eminenter Bedeutung. Eine           ■■ Bewusstseinsbildung und                                                                                                      einige wenige Individuen nachge-
    Wildbienenarten vom Vorfrühling             auf den Hof bezogene Bewirtschaf­              Information für naturnahe                                                                                                    wiesen werden. Basierend auf Kar-
    bis in den Herbst auftreten und die         tungsplanung im Sinne des abge­stuf­           Gärten                                                                                                                       tierungen von Dr. Patrick Gros (Haus
    Lebensdauer eines Volkes sozialer           ten Wiesenbaus, würde die Situation                                                                                                                                         der Natur) wurden daraufhin vier
    Bienenarten wie der Hummeln je              für Bienen drastisch verbessern und         ■■ Naturnahe Pflege öffentlicher                                                                                                Regionen zum Schutz dieses zu den
    nach Art drei bis sieben Monate             auch wirtschaftlich sinnvoll sein.             Flächen von Straßenrändern                                                                                                   Bläulingen zählenden Tagfalters zu
    beträgt, muss dieses Blütenangebot          Doch die Theorie ist schon lange               bis zu gemeindeeigenen                                                                                                       Europaschutzgebieten ernannt. Es
    kontinuierlich vorhanden sein.              vorhanden, von der Praxis ist leider           Grünflächen, Parks und                                                                                                       waren dies das Althofener Moos,
                                                wenig zu sehen: Weithin werden in              Schulgärten                                                                                                                  Steindorf Am Moos, Teile der Lonka
                                                Gunstlagen alle Flächen gleich in-                                                                                                                                          Mäander Süd, sowie das Mooshamer
    Bienenschutz                                tensiv gedüngt und gemäht und es            ■■ Abgestufte Wiesennutzung                                                                                                     Moos Ost. In letzterem ist noch die
                                                kommt zu massiven Trachtlücken.                und Wiederschaffung                                                                                                          vitalste Population des Blauschillern-
    Was es braucht, um Bienenarten              Eine wichtige Rolle spielen auch die           von Randstrukturen im                                                                                                        den Feuerfalters zu finden, weshalb
    und mit ihnen unzählige andere In­          Privatgärten und die öffentlichen              Intensivgrünland.                      Namensgebend für diese Art ist ein intensiver blauvioletter Schiller auf der Flüge-   Schutzmaßnahmen in diesem Gebiet
    sekten­arten, die Blüten be­su­chen,        Flächen. Dort wird Artenreichtum                                                      loberseite der männlichen Falter (Bild: P. Gros).                                     zunächst priorisiert wurden.
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019                                                                                                                                                                                    Natur Land Salzburg 2/2019
     Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                     Fachbeitrag

     Das ESG Mooshamer                      Braunkehlchen eine weitere Zielart       derhergestellt werden. Damit wären     aber auch zum übergeordneten The-       Schlupf und Hochzeitsflug gelangen,     Das Europaschutzgebiet Moos­hamer
     Moos Ost – ein Dorado                  im ESG Mooshamer Moos Ost.               wieder ausreichend Saug- und Rau-      ma Biodiver­sität informiert, um das    der sie hoffentlich auch auf die        Moos Ost wird sicherlich noch wei-
     für allerlei Pflanzen                                                           penfutterpflanzen in Kombi­nation      Bewusstsein für Artenvielfalt und Na-   außerhalb des Schutzgebietes            terer gezielter Pflegeeinsätze be-
                                                                                     mit eingestreuten Brache­bereichen     turschutz zu schärfen. Ende Februar     gelegene Potentialfläche führt. Diese   dürfen, bis ein optimales Habitat
     und Getier                             Gefährdungsursachen                      vorhanden, sodass der günstige         konnten dann mehrere Klassen den        Feuchtfläche liegt zwar jenseits        wiederhergestellt ist. So ist ­bereits
                                                                                     ­Erhaltungszustand der Population      Umgang mit der Motorsäge üben.          der vielbefahrenen Bundesstraße,        die nächste Aushagerung mit dem
                                            Doch was macht dem Feuerfalter zu         gewährleistet ist.                    Nach Antrag auf Ausnahmeverfahren       die Distanz sollte für den Falter       Grundbesitzer vereinbart. Ziel
                                            schaffen? Warum sind österreichweit                                             vom Forstge­setzt nach § 32a konnte     jedoch ohne Weiteres überbrückbar       der nächsten Jahre muss aber auf
                                            nur mehr isolierte Restbestände                                                 und kann auch in Zukunft der Wald-      sein. Auch dort wird schon seit         ­jeden Fall sein, auch die anderen
                                            vorhanden? Hauptverantwortlich           Artenschutzmaßnahmen                   bereich aufgelichtet werden, falls es   letztem Jahr eine Rotationsbrache        Schutzgebiete mit tatsächlichem
                                            für das Verschwinden dieser Art          und Bewusstseinsbildung                dem Schutzzweck nicht widerspricht.     angelegt, bis dato konnte aber noch      oder potentiellem Vorkommen des
                                            ist einerseits die ehemalige Zer­        im Doppelpack                          In erster Linie wurden die stark be-    kein Vorkommen des Feuerfalters          Blauschillernden Feuerfalters suk-
10                                          störung von Moorgebieten durch                                                  schattenden Fichten, Jungbirken, so-    dokumentiert werden.                     zessive zu verbessern: Zunächst           11
                                            Entwässerung und Trockenlegung,          Der Blauschillernde Feuerfalter ist    wie die als Bienentracht ange­salbten                                            müssen die Kerngebiete in einen
                                            heutzutage ist es vor allem die          in den Anhängen II („Art von ge­       Weiden gefällt. Diese wurden flä-                                                Idealzustand überführt werden,
                                            Aufgabe extensiver Nutzungs­             meinschaftlichem Interesse, für        chenschonend mit der Seilwinde bzw.     Ausblick                                 doch als Folge wird es für die weitere
                                            formen. Die für den Naturschutz          deren Erhaltung besondere Schutz­­     händisch verbracht und teilweise für                                             Entwicklung der Art sicher eine
                                            so wertvollen brachliegenden             gebiete ausgewiesen werden müs-        die traditionellen Osterfeuer im Lun-   Auch in Zukunft wird sich aufgrund       tragende Rolle spielen, inwieweit
                                            oder wirtschaftlich unrentablen          sen“) und IV („Streng zu schützende    gau verwendet.                          des vermehrten Lichtangebotes            Pufferflächen (Trittsteinbiotope
                                            Streu- und Nasswiesen werden auf­        Art von gemein­schaftlichem Interes-                                           immer wieder unerwünschte Vege­          mit ähnlicher Biotopausstattung)
                                            geforstet, als Ablagerungs­s tätten      se“) der Fauna-Flora-Habitat Richt-    Die gemeinsame Aktion, die im           tation ansiedeln, die es in Schach zu    ge­funden und gesichert werden
                                            für Schnittgut und Gartenabfälle         linie der EU geführt. Damit ist das    Beisein des kooperierenden Grund­       halten gilt, bis sich die Niedermoor-    können. Denn erst eine Vernetzung
                                            verwendet, oder aber intensiviert.       Land zu Schutzmaßnahmen verpflich-     besitzers stattfand, wurde auch vom     wiese mitsamt Schlangenknöterich         und damit das Hintanhalten eines
                                            Auch die natürliche Sukzession           tet, zumindest regional und national   Landesmedienzentrum begleitet,          ausgedehnt hat. Erfreulicher Weise       genetischen Flaschenhalseffektes
                                            und das mit ihr einhergehende            besteht eine hohe Verantwortung,       wodurch ein Pressebericht entstand.     konnten aber schon heuer erste Ziel-     wird den langfristigen Erfolg der
                                            Aufkommen von Mädesüßfluren,             die Art und ihre Habitate zu erhal-    Auch ein Artikel für die Schulzeitung   arten im Waldbereich festgestellt        Artenschutzmaßnahmen in den
                                            Himbeergestrüpp und Gehölzen             ten bzw. zu verbessern. Deswegen       der LFS Tamsweg belegt, dass der        werden.                                  einzelnen Schutzgebieten er­mög­
     Die Streuwiese ist vom Biotoptyp       führt zu einer Verdrängung der           trat die Schutzgebietsbetreuung        Einsatz eine Win-Win-Situation für                                               lichen.
     her eine Kohldistelwiese, auf der im   Schlangenknöterich-Bestände und          Lungau (Clara Leutgeb) an die land-    Schule und Schutzgebietsbetreuung       Nicht nur der Schlangenknöterich
     Frühjahr der Schlangenknöterich sehr   damit der Lebensgrundlage des            wirtschaftliche Fachschule Tamsweg     darstellt, und auch zukünftig Syner-    war bereits in aufgelichteten
     zahlreich blüht (Bild: C. Leutgeb).    Feuerfalters.                            und die hiesige Berg- und Natur-       gien genutzt werden wollen.             Bereichen zu finden, auch der Falter
                                                                                     wacht heran. So konnte nicht nur                                               selbst nutzte besonnte Stellen, die                   Clara Leutgeb, MSc
     2016 wurde der östlichste Bereich      Auch im ESG Mooshamer Moos Ost           dem F­ euerfalter Rechnung getragen,                                           zuvor nicht zugänglich waren.             Schutzgebietsbetreuung Lungau
     des Geschützten Landschaftsteiles      kam es zu einer mehr oder minder         sondern auch gleichzeitig ein Lern-    Schutzgebietsentwicklung
     Mooshamer Moos in das europa-          starken Verwaldung, der sanfte           und Bildungseffekt erzielt werden:     gemeinsam mit dem
     weite Natura2000-Schutzgebiets­        Übergangsbereich zwischen Wald           Zunächst wurden die SchülerInnen       Grundbesitzer
     netz­w erk mitaufgenommen. Und         und Wiese war nur mehr spärlich          bei einem Vortrag über den Feuer-
     dies nicht ohne triftigen Grund:       vorhanden. Ebenjene kleinräumig          falter, seine Bedürfnisse, den Zu-     Doch damit ist es noch lange nicht
     Auf der exten­siv genutzten Streu-     struk­turierten Bereiche mit be­         sammenhang mit Landwirtschaft und      getan. Schutzgebietsbetreuung
     wiese findet nicht nur der Blau-       sonnten, aber windgeschützten Stel-      Nutzungsänderungen, die geplante       bedeutet kontinuierlichen Einsatz,
     schillernde Feuerfalter und seine      len sollten in Form von Buchten wie-     Vorgehensweise bei der Auflichtung,    der nur in Zusammenarbeit und auf
     einzige Raupen­futterpflanze, der                                                                                      Augenhöhe mit den Grundbesitzern
     Schlangen­k nöterich (B. officina-                                                                                     funktionieren kann. Und dafür
     lis), das Auskom­men, sondern auch                                                                                     gibt es im ESG Mooshamer Moos
     eine ganze Heerschar an weiteren                                                                                       Ost Anlass genug: Nach getaner
     Schmetterlingen wie dem Randring-                                                                                      Arbeit zeigte sich im Frühjahr und
     Perlmuttfalter (B. eunomia) und                                                                                        Sommer ein rascher, flächiger
     diversen Eulenfaltern, die sich an                                                                                     Bewuchs mit Mädesüß, Himbeeren
     Trollblume (T. europaeus), Ku-                                                                                         und Brennesseln. Dieser wurde
     ckucks-Lichtnelke (S. floscuculi),                                                                                     einmal mit dem Grundbesitzer, und
     Bach-Nelkenwurz (G. rivale) & Co.                                                                                      ein weiteres Mal mit der Berg- und
     laben. Aber nicht nur das: Auf der                                                                                     Naturwacht entfernt. Damit soll
     feuchtebetonten Fläche und im                                                                                          der Übergangsbereich ausgehagert
     angrenzenden Waldsaum kommen                                                                                           oder die Nährstoffanreicherung
     zahlreiche weitere Arten an Käfern,                                                                                    vorerst zumindest gestoppt werden.                                                                   Die ersten
     Haut- und Zweiflügler, Spinnen,                                                                                        Außerdem konnte mit dem Pächter                                                                      Vorkommen an
                                                                                                                                                                                                                                 Schlangenknöterich
     ­Fliegen, Wanzen und Heuschrecken                                                                                      der Streuwiese vereinbart werden,
                                                                                                                                                                                                                                 im aufgelichteten
      vor, die wiederum dem Braunkehl-                                                                                      dass ab heuer eine Wechselbrache                                                                     Waldsaum ließen
      chen (S. rubetra) als Nahrungs-                                                                                       eingerichtet wird, die alljährlich                                                                   nicht lange auf
      grundlage dienen. Als Charakterart                                                                                    alternierend gemäht wird. Damit                                                                      sich warten
      extensiv genutzter Wiesen ist das     Artenschutz- und Bildungsmaßnahme gehen Hand in Hand (Bild: M. Rattey).         sollten noch mehr Puppen zum                                                                         (Bild: C. Leutgeb).
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019                                                                                                                                                                                          Natur Land Salzburg 2/2019
     Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                          Fachbeitrag

     Artenschutz durch Wiedereinbürgerung                                                                                      Es handelt sich um einen typischen
                                                                                                                               Ibisvogel von mittelgroßer Statur,

     am Beispiel des LIFE+-Projekts für den                                                                                    der eine Körpergröße von 65-67 cm
                                                                                                                               (maximal 75 cm) und eine Flügel-

     Waldrapp                                                                                                                  spannweite von 120-135 cm erreicht.
                                                                                                                               Er wird 1,0-1,3 (1,8) kg schwer. Beide
                                                                                                                               Geschlechter unterscheiden sich im
                                                                                                                               Aussehen nicht, die Weibchen sind
                                                                                                                               aber in der Regel etwas kleiner und
     Einleitung – Rückkehrer                 Heute streifen wandernde Individu-      Baumfällungen und Fraßschäden zu,         leichter als die Männchen. Unver-
     aus dem Tierreich                       en nur sporadisch – vornehmlich in      sodass bereits über die Wiederein-        kennbare Merkmale sind bei Adultvö-
                                             Kärnten – über Staatsgebiet. Auch       führung der Bejagung nachgedacht          geln das nackte, rote „Gesicht“, die
12   Der Mensch ist seit rund 10.000 Jah-    bei der Etablierung von Beständen       wird. Aktuell ist der Biber als in        ebenso nackte Kehle und der rote,                                                                                          13
     ren sesshaft und hat seither seine      des Luchses in den großen geeig­        den Anhängen II und IV der FFH-           13-14 cm lange, abwärts gebogene
     Umwelt maßgeblich verändert. Die        neten Waldgebieten gibt es immer        Richtlinie angeführte Art nach dem        Schnabel. Die sichel- bis lanzettför-
     Veränderung der Landschaft er-          wieder empfindliche Rückschläge,        Salzburger Jagdgesetz ganzjährig ge-      mig ver­län­gerten, dunklen Hals- und
     fuhr insbesondere seit der Indus­       an denen insbesondere illegale Ab-      schont. Eine ähnliche Historie wie        Nackenfedern können bei Erregung
     trialisierung im 19. Jahrhundert        schüsse beträchtlichen Anteil haben.    der Biber hat der Waldrapp. Jedoch        abgespreizt werden und verleihen
     eine massive Beschleunigung. Durch      Wilderei ist ein Problem, das fast      steckt s­ eine Rückkehr als Bestandteil   ihm dann ein „zerzaustes“ Ausse-
     den enormen technischen Fort­           allen der genannten Tierarten er-       der heimischen Vogelfauna noch in         hen, das den Waldrapp von anderen
     schritt und den Einsatz in großen       heblich zusetzt.                        den Kinderschuhen. Der vorliegende        Ibissen unterscheidet und sich auch
     Mengen verfügbarer fossiler Energie                                             Beitrag zeigt am Beispiel des LIFE+-      in deutschen Synonymen widerspie-
     beschränkte sie sich nicht nur auf      Beim Alpensteinbock, bei dem schon      Projekts „Reason for hope – Rein­         gelt. Das Gefieder ist schwarz mit       Waldrapp (Geronticus eremita) bei der Futtersuche auf einer gemähten Wiese in
     den Siedlungsraum und die landwirt-     1911 in den Schweizer und 1927 in       troduction of the Northern Bald Ibis      metallischem, grünlichem bis bron-       Kuchl im Juni 2016 (Bild: Günther Nowotny)
     schaftlichen Gunstlagen, sondern        den Berchtesgadener Alpen mit Wie-      in Europe“, wie die Re-Etablierung        zerötlichem Glanz. Bei Jung­vögeln ist
     machte auch vor den hoch gelegenen      dereinbürgerungen begonnen wurde        dieser ausgerotteten Art umgesetzt        auch der Kopf noch dunkel befiedert.
     Gebirgsregionen nicht Halt. Diese       (HOFRICHTER 2005), und beim Bart-       wird und welche Überlegungen be-          Auf einen kurzen Armflügel folgt ein     nen, Würmer, Schnecken und andere        und die Familienbindung sehr stark.
     umfassende Inbesitznahme des Na-        geier (vgl. BAUCH 1996, HOFRICHTER      züglich der Wiederansiedlungschan-        langer, schmaler Handflügel. Auch        Wirbellose sowie kleine Wirbeltiere      Die Verpaarung findet in der Regel
     turraums durch den Menschen führte      2005) dürfte die Heimkehr in den Al-    cen vor der Inangriffnahme eines          der Schwanz ist relativ lang und wird    (Amphibien, Reptilien, Kleinsäuger)      nur für eine Brutsaison statt. Auffal-
     zur Ver­drängung zahlreicher Wildtie-   penbogen mit mittlerweile natürlich     derartigen Projekts angestellt wer-       im Flug von den eher kurzen, stäm-       und auch Pflanzenteile (HOFRICHTER       lend ist das Begrüß­ungs- bzw. Ver-
     re, die zumeist durch aktive Verfol-    überlebens­fähigen Populationen ge-     den müssen. Im Fokus stehen dabei         migen, roten Beinen nicht überragt.      2005, FRITZ & UNSÖLD 2013). Kombi-       neigungsritual mit typischen Kopfbe-
     gung in weiten Teilen Mitteleuropas     glückt sein. Die Ausrottung des Euro-   vor allem die Lebensraumansprü-           Der Waldrapp fliegt mit gestrecktem      niert man alle verfügbaren Daten, so     wegungen und Lautäußerungen, das
     ausgerottet wurden und denen der        päischen Bibers in Österreich hatte     che. Zu berücksichtigen sind auch         Hals mit eher flachem, aber kräf-        stellt sich der Waldrapp, was seine      nicht nur zwischen dem Paar – auch
     Lebensraum entzogen wurde.              1869 mit dem Abschuss des letzten       die Aus­w irkungen menschlicher           tigem, auffallend förderndem und         Nahrungsökologie be­trifft, als sehr     bei der Nestübergabe zur Brutablöse
                                             Exemplars in der Antheringer Au ge-     ­Aktivitäten von der Land- und Forst-     geschmeidigem Flügelschlag. Er se-       flexibel heraus (FRITZ et al. 2017).     – stattfindet, sondern von den an-
     Beispiele für Tierarten, die hier­      endet. Wesentliche Gründe für seine      wirtschaft über Infrastrukturmaß-        gelt häufig auf leicht gewöl­bten Flü-   Bezüglich seiner Nahrungsansprüche       deren Vögeln der Kolonie ebenfalls
     zu­lande in der Vergangenheit vie-      systematische Verfolgung waren das       nahmen bis hin zu Erholungssuche         geln. In den Kolonien kom­munizieren     besteht kein Konfliktpotenzial mit       aufgegriffen wird. Das grobe Nest
     lerorts weichen mussten, sind die       als Universalheilmittel geltende Drü-    und Freizeit­verhalten.                  die Vögel ohne allzu laute Töne. Sie     menschlichen Interessen, was man         wird hauptsächlich aus Zweigen und
     Beutegreifer Braunbär, Wolf, Luchs,     sensekret „Bibergeil“ (Castoreum),                                                verfügen aber über ein vielfältiges      nur von wenigen der genannten tie-       Gräsern Mitte März in Felsnischen
     Wildkatze und Fischotter, aber auch     sein Fell und das als Fastenspeise                                                Stimmrepertoire von einem guttu-         rischen Rückkehrer behaupten kann        gebaut, die Brut findet zwischen
     Elch, Steinbock, Biber, Bartgeier und   dienende Fleisch (STÜBER 1978, STÜ-     Steckbrief                                ralen, rabenähnlichen Krächzen bis       (HOFRICHTER 2005). Das gravierend        März und Juni statt. Die zwei bis
     Waldrapp (vgl. HOFRICHTER 2005).        BER et al. 2014). Daneben spielte                                                 zu seltsam klingenden Trillerlauten      verschlechterte Nahrungsangebot im       vier hühnereigroßen, grünlichen Eier
     In den letzten Jahrzehnten beginnen     auch der zu­nehmende Lebensraum-        Der Name Waldrapp, der sich von           (HOFRICHTER 2005, SVENSSON 2011).        Winterhalbjahr in Mitteleuropa stellt    mit braunen Sprenkeln werden ziem-
     diese Arten wieder in ihr früheres      verlust durch Flussregulierungen und    „Waldrabe (Corvus sylvaticus)“                                                     den Hauptgrund für den Zug in wär-       lich genau vier Wochen (27-28 Tage)
     Verbreitungsgebiet vorzudringen         Zurückdrängung der ehemals ausge-       aufgrund des schwarzen Gefieders          Seine Nahrung sucht der Wald-            mere Winterquartiere dar.                bebrütet, die Nestlingzeit dauert 41-
     und Fuß zu fassen, was wesentlich       dehnten Augebiete eine wesentliche      ableitet, hat sich gehalten, ob­wohl      rapp mit dem robusten, gebogenen                                                  51 Tage. Die Jungtiere lernen viele
     auf den Schutzbestimmungen der          Rolle (SLOTTA-BACHMAYR & AUGUS-         er eigentlich falsch ist (PEGORARO        Schna­bel im Boden stochernd. Da-        Für die Brut, aber auch als Schlaf­      Verhaltensweisen – unter anderem
     Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtli-      TIN 2003). 1977 wurde ein ­Biberpaar    1996). Tatsächlich zählt diese Vo-        bei bevorzugt er offene und über­­       platz benötigt die Art Nischen und       das Zugverhalten – von den Eltern
     nie und der Vogelschutz-Richtlinie      in der ober­österreichischen Ettenau    gelart innerhalb der Ordnung der          sicht­liche Lebensräume mit lückiger     kleine Höhlen in Steilhängen oder        und anderen Koloniemitgliedern (so-
     der Europäischen Union beruht, aber     und 1983 ein weiteres in der Ant-       Schreitvögel (Ciconiiformes) zur          Vegetationsdecke, deren Aufwuchs-        Felswänden, weshalb sie in Mittel-       ziales Lernen), von denen sie auch
     vielfach auch erhebliche Konflikte      heringer Au in Salzburg ausgesetzt,     Familie der Ibisartigen (Threskior-       höhe 25 cm nicht über­steigt. Die        europa in Verbindung mit ge­eigneten     gefüttert werden. Die Jungvögel
     hervorruft. Während Wolf, Wild-         die sich etablieren konnten und zu-     nithidae) und hier zur Unterfamilie       Amplitude reicht dabei von (frisch)      Nahrungshabitaten gerne in Fluss-        sind nach drei bis vier Jahren selbst
     katze oder Fischotter selbstständig     nächst den Grundstein zur Besiede-      der Ibisse (Threskiornithinae). Der       gemähten Wirt­schafts­wiesen über        nähe siedelte. Weiters nistete der       fortpflanzungsfähig. Das Alter des
     zurückkehren, benötigen andere für      lung der ­Salzachauen legten. Um die    gültige wissenschaftliche Name Ge-        Feucht- und Auwiesen, Weiden,            Waldrapp früher auf hohen Gebäu-         Waldrapps wird mit 15-20 Jahren,
     eine Wiederansiedlung menschliche       Jahrtausendwende breiteten sich die     ronticus eremita (Linnaeus, 1758)         Getreidefelder, Brachen, Uferbö-         den und den Zinnen von Burgen            maximal 30-40 Jahren angegeben.
     Unterstützung. Der versuchte Wie-       Biber auch entlang der Saalach aus      kann mit „der zurückgezogen leben-        schungen bis hin zu Trockenstep-         und Schlössern (HOFRICHTER 2005).        Natürliche Feinde sind größere
     deraufbau einer österreichischen        und drangen bis in den Oberpinzgau      de Greisenhafte“ übersetzt werden         pen und Halb­wüsten (HOFRICHTER          Trotz des Art-Epithetons eremita         Greifvögel (z.B. Steinadler) und der
     Population des Braunbären um die        vor (STÜBER et al. 2014). Doch mit      (BÖHM & PEGORARO 2011). Weitere           2005, BÖHM & PEGORARO 2011). Das         (Einsiedler) handelt es sich um ei-      Uhu, Kolkraben können als Nesträu-
     Jahrtausendwende (vgl. RAUER &          den Reviergründungen in verschie­       (historische) deutsche Namen sind         Nahrungs­spektrum umfasst Insekten       nen sehr geselligen Vogel, der sich      ber eine Rolle spielen (HOFRICHTER
     GUTLEB 1997, RAUER et al. 2001,         denen Landesteilen nehmen auch          Schopfibis, Mähnenibis, Stein­rapp,       (vor allem Heuschrecken und Käfer),      zu Kolonien zusammenschließt. Das        2005, UNSÖLD & FRITZ 2011).
     STÜBER et al. 2014) blieb erfolglos.    die Konflikte durch Dammbauten,         Klausrapp, Klausrabe und Waldhopf.        Larven bzw. Raupen, Ameisen, Spin-       Sozialverhalten ist sehr ausgeprägt
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019                                                                                                                                                                                           Natur Land Salzburg 2/2019
     Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                          Fachbeitrag

                                                                                                                                  Gefährdung                              eine Zugunruhe erfasst, aber weder       auch eine Gegend mit ausreichend
                                                                                                                                                                          Flugstrecke noch Ziel im biologischen    Agrarflächen zur Futtersuche (HOF-
                                                                                                                                  Aufgrund der geringen Individuenzahl    Programm der Vögel vorhanden             RICHTER 2005).
                                                                                                                                  und dem völligen Verschwinden in        sind. Dementsprechend ungerichtet
                                                                                                                                  weiten Teilen seiner ursprünglichen     erfolgten Zugversuche, die auch          Da in Europa keine Elterntiere
                                                                                                                                  Brutgebiete zählt der Waldrapp zu       für ein paar Tiere tödlich endeten       oder Altvögel vorhanden waren,
                                                                                                                                  den drei am stärksten gefährdeten       (HOFRICHTER 2005). Wichtig war die       die die Zugroute an die Jungvögel
                                                                                                                                  Vogelarten der Westlichen Palä­arktis   Erkenntnis, dass die Jungtiere zwar      tradieren konnten, musste eine
                                                                                                                                  und zu den am stärksten bedrohten       die Anlage zum Ziehen besitzen,          Lösung gefunden werden, den
                                                                                                                                  Tier- und Vogelarten über­h aupt        den Vogelzug jedoch nicht alleine        Jungvögeln das Ziehen in das Über­
                                                                                                                                  (HOFRICHTER 2005). Durch Zucht          ausführen können. Das Wissen um          winterungsgebiet beizubringen.
                                                                                                                                  in Gefangenschaft im Rahmen             Route und Ziel muss ihnen erst           Diese besteht in angeleiteten
14                                                                                                                                des internationalen Artenschutz­        beigebracht werden.                      Migrationen. Dabei werden Jung­        15
                                                                                                                                  programms ist zwar die Gefahr der                                                vögel aus Zoos auf menschliche
                                                                                                                                  völligen Ausrottung gebannt, die        Die 2002 von Johannes Fritz ge­          Zieheltern geprägt, die mit einem
                                                                                                                                  Situation der Freilandpopulation ist    gründete Nichtregierungsor­              Ultraleichtflugzeug den Vögeln
                                                                                                                                  aber prekär. Die Vögel reagieren        ganisation „Förderverein Wald­           die Route in die Toskana zeigen
                                                                                                                                  extrem sensibel auf äußere Ein­         rappteam“ strebt von Beginn an           (FRITZ & UNSÖLD 2015). Nach einer
                                                                                                                                  flüsse und überlassen bei Irrita­       die Re-Etablierung einer ziehenden       langen Vorarbeit und vielen Stunden
                                                                                                                                  tio­
                                                                                                                                     n en Gelege und Brut ihrem           Waldrapp-Kolonie an, die nicht mehr      Flugtraining, um die Vögel mit dem
                                                                                                                                  Schicksal. Sinkt der Brutbestand        auf die aktive Unterstützung durch       Fluggerät vertraut zu machen, fand
                                                                                                                                  unter eine kritische Größe (etwa        den Menschen angewiesen ist (FRITZ       erstmals 2004 ein erfolgreicher Zug
     Für die Kolonie am Naturdenkmal Georgenberg in Kuchl wurden 2018 die früheren Brutnischen in Form von Holzregalen durch      zehn Brutpaare), reduziert sich         2010). Ergebnisse von Verhaltensstu-     statt (HOFRICHTER 2005). 2007
     künstliche „Felsnischen“ ersetzt, die von den Waldrappen gut angenommen wurden. Die Tiere sollen damit an natürliche Fels-   auch die Brutbereitschaft der fort­     dien in den 1990ern insbesondere         wurde von Burghausen und 2011 von
     strukturen gewöhnt werden, gleichzeitig wurde damit das Erscheinungsbild erheblich bessert. (Bild: Günther Nowotny)          pflanzungsfähigen Vögel, da sie         im Almtal wurden in die Konzepte         Anif aus gestartet. Physiologische
                                                                                                                                  das soziale Umfeld der Brutkolonie      integriert (FRITZ & UNSÖLD 2013).        Untersuchungen ergaben Mitte
                                                                                                                                  benötigen (HOFRICHTER 2005). Weil       Aussetzen allein reicht demnach bei      August als idealen Abflugzeitpunkt
     Historische Verbreitung
                                               und dem ehemaligen Jugoslawien            Der Einsatz von Insektiziden in den      ein Aussterben der wildlebenden         Weitem nicht aus, auch wenn das          für die ca. vierwöchige Migration
     Es existieren viele Hinweise in Form      (SCHENKER 1977).                          1950er Jahren reduzierte die Popu-       Waldrappe nicht auszuschließen ist,     Gebiet optimale Nahrungs-, Schlaf-       mit mehreren Etappen und einigen
     von Aufzeichnungen, Bildern und                                                     lation von Birecik in der Türkei dras-   wird die Art von der International      und Brutplätze bietet. Idealerweise      Pausetagen. Zumeist bleiben
     Knochenfunden, die für Vorkommen          Während im 16. Jahrhundert noch           tisch (FRITZ & UNSÖLD 2013). Ein         Union for Conservation of Nature        werden derartige Projekte im histo-      die jungen Waldrappe etwa drei
     des Waldrapps in Europa sprechen.         zahlreiche Quellen die Existenz           starker Zuzug in die Stadt und damit     (IUCN) als „critically endangered“      rischen Verbreitungsgebiet umge-         Jahre bis zur Geschlechtsreife im
     Eine Zusammenstellung der verfüg-         des Waldrapps in Europa belegen,          verbundene städtebauliche Tätigkei-      eingestuft. In Österreich gilt der      setzt. Jungvögel können sich sehr        Winterlebensraum, kehren danach
     baren Angaben stammt von SCHEN-           deutet ab der ersten Hälfte des           ten setzten der Kolonie zusätzlich       Waldrapp – als freilebende Art –        gut an neue Umgebungen anpassen          eigenständig ins Brutgebiet zurück
     KER (1977). Die ältesten, datierten       17. Jahrhunderts nichts mehr              zu. Die Brutfelsen wurden zerstört       als ausgestorben, ausgerottet oder      und bauen eine enorme Bindung zu         und können dann selbst Jungtiere
     Knochenfunde stammen aus der              darauf hin (HOFRICHTER 2005,              und die Nahrungshabitate überbaut.       verschollen (UMWELTBUNDESAMT            ihren Eltern auf. Da sie viele Verhal-   ins Winterquartier leiten.
     Schweiz aus der Mittelsteinzeit. Aus      FRITZ 2012). Die Gründe für das           Ähnlich erging es den Kolonien in Sy-    2019).                                  tensweisen einschließlich des Zugs
     Deutschland liegen solche unter an-       Verschwinden sind mannigfaltig.           rien. Zuletzt kehrte nur noch ein Vo-                                            erst lernen müssen, entschied man        Auf der Basis der Ergebnisse dieser
     derem aus dem 4. Jahrhundert vor.         Insbesondere spielte die Bejagung,        gel aus dem Winterquartier zurück,                                               sich anstelle eines bloßen Freilas-      Vorarbeiten und einer fundierten
     Sichtungen des Vogels wurden von          vor allem der Jungtiere, wegen des        sodass dieses Vorkommen ebenfalls        LIFE+-Projekt –                         sens für eine Handaufzucht. Zwar         Machbarkeitsstudie wurde das LIFE+-
     Plinius dem Älteren notiert. Aus dem      schmackhaften Fleisches eine Rolle.       als ausgestorben einzustufen ist.        Wiedereinbürgerung                      sind hierbei einige Punkte zu be-        Projekt „Reason for hope – Rein­
     Mittelalter existieren Gemälde mit        SCHENKER (1977) nennt weiters                                                      mit Zugvogelbegleitung                  achten, damit die Tiere „wild“ blei-     troduction of the Northern Bald Ibis
     dem Waldrapp ähnelnden Vögeln so-         indirekte Einflüsse des Menschen          Auch in Nordafrika reduzierte                                                    ben, jedoch stellte sich die intensive   in Europe“ mit einer Laufzeit vom
     wie Erwähnungen in Chroniken (z.B.        durch den Nutzungswandel auf              sich die Anzahl der Kolonien             Die rund 3000 Zootiere waren            Aufzucht durch wenige Menschen           01.01.2014 bis zum 31.12.2019 un-
     Überlingen).                              den landwirtschaftlichen Flächen.         durch menschliche Einflüsse, vor         immer wieder Ausgangspunkt für          als beste Lösung heraus (BÖHM &          ter dem Referenzcode „LIFE12 BIO/
                                               Da die historischen Nachweise für         allem durch die Jagd, aber auch          Überlegungen, ehemalige Brutge­         PEGORARO 2011).                          AT/000143“ – mit finanzieller Un-
     Für Salzburg liegen mehrere und           lokale Kolonien sprechen, wirkten         durch Pestizide und neuerdings           biete erneut mit dem Waldrapp zu                                                 terstützung durch das Land Salzburg
     zuverlässige Anhaltspunkte für ein        sich Einzelereignisse enorm auf den       Freizeitverhalten (Tourismus,            besiedeln und so die endgültige         Zunächst war die Frage nach ei-          – bewilligt. Es zählt zu den LIFE+-
     früheres Waldrapp-Vorkommen               Bestand aus. So wurde vermutlich          Rallyes), stark (vgl. HOFRICHTER         Ausrottung in freier Natur zu           nem geeigneten Winterquartier            Biodiversity-Projekten, die das Ziel
     vor. Schon Erzbischof Leonhard von        durch Arbeiten am Schlossberg von         2005). Die größte und im Prinzip         verhindern (UNSÖLD & FRITZ 2011). Es    zu beantworten. Schlussendlich           verfolgen, den Verlust an biologi-
     Keutschach erließ 1504 ein Abschuss-      Graz die gesamte dortige Waldrapp-        einzige noch freilebende Waldrapp-       steht fest, dass für eine dauerhafte    stellte sich das streng geschütz-        scher Vielfalt zu stoppen. Den Cha-
     verbot für den „Claußrappen“ im           Kolonie vertrieben (BÖHM &                Population existiert im Sous             Wiederansiedlung in Mitteleuropa        te Über­winterungsgebiet „Laguna         rakter eines Vorzeige- bzw. Vorbild-
     Stadtgebiet und in der Wand des           PEGORARO 2011). Auch klimatische          Massa Nationalpark bei Agadir            das Ziehen essenziell ist, da das       di Orbetello“ in der Toskana, das        projekts verleiht ihm der erstmalige
     Mönchsbergs, das von einigen seiner       Einflüsse („kleine Eiszeit“ zwischen      in Marokko, von der alle in Zoos         Nahrungsangebot im Winter nicht         vom WWF Italien verwaltet wird,          Versuch, einen Zugvogel wieder an-
     Nachfolger erneuert wurde (HOF-           1550 und 1850) könnten das                lebenden Exemplare abstammen.            ausreicht und der Waldrapp mit          als beste Wahl heraus. Das histori-      zusiedeln, denn die letzten freile-
     RICHTER 2005, BÖHM & PEGORARO             Aussterben des Waldrapps in Europa        Durch Schutzbemühungen konnte            niedrigen Temperaturen nur schlecht     sche Überwinterungsgebiet ist zwar       benden Waldrappe in Marokko wei-
     2011). Außerdem wird der Waldrapp         beschleunigt haben (SCHENKER 1977,        die Zahl hier auf etwa 450 Tiere         zurechtkommt. Beobachtungen bei         nicht bekannt, die heutige Situation     sen kein intaktes Zugverhalten mehr
     als im Garten gehaltener Vogel er-        HOFRICHTER 2005).                         stabilisiert werden, wobei aufgrund      einer frei fliegenden Kolonie im        ist jedoch viel entscheidender. Mit      auf. Beim Auswahlverfahren 2012/13
     wähnt. Eher vage sind die Verbrei-                                                  verschiedener Gefahren die               oberösterreichischen Almtal (Grünau     dem Schutzgebiet in der Toskana          erhielt es von allen 68 LIFE+-Biodi-
     tungsangaben aus anderen europä-          Außerhalb von Europa konnte sich          Stückzahl nur langsam anwächst           und Scharnstein) zeigten, dass die      wurde sowohl ein nachhaltig geeig-       versity-Projekten die zweithöchste
     ischen Ländern wie Ungarn, Italien        der Waldrapp noch länger halten.          (BÖHM & PEGORARO 2011).                  Jungvögel im Spätsommer/Herbst          netes Winterhabitat gefunden als         Punktezahl. Neben einem herausra-
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
Natur Land Salzburg 2/2019                                                                                                                                                                                            Natur Land Salzburg 2/2019
     Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                            Fachbeitrag

                                                                                                                                   2017 kam es in der Brutkolonie am        ringe genetische Vielfalt ein Problem   km bewältigt (FRITZ 2019). Dies zeigt
                                                                                                                                   Georgenberg durch Uhu-Attacken           dar, weil die Tiere fast ausschließ-    die enorme Leistungsfähigkeit der
                                                                                                                                   zum Verlust zweier Küken, worauf         lich von einer Zuchtlinie abstammen.    Waldrappe. Während der menschen-
                                                                                                                                   die Waldrappe in diesem Sommer           Zudem sei nicht überliefert, ob die     geführten Migration werden mittels
                                                                                                                                   nach Burghausen übersiedelt              Vögel zu einer ziehenden Ursprungs-     am Rücken der Vögel angebrachter
                                                                                                                                   wurden. Der Uhu, der selbst verletzt     population gehören und das Ziehen       GPS-Datalogger auch zahlreiche
                                                                                                                                   oder krank war, starb mittlerweile.      somit überhaupt in ihrem Naturell       ­D aten erfasst (FRITZ 2019). Das
                                                                                                                                   Bei noch geringen Individuenzahlen       liegt. Genetische Untersuchungen         Projekt ermöglicht ergänzend dazu
                                                                                                                                   stellen auch zwei Vögel einen her­       im Zuge des LIFE+-Projekts ergaben       aber auch Windkanalstudien, die in
                                                                                                                                   ben Verlust dar. Auf lange Sicht muss    eine große genetische Übereinstim-       Seekirchen durchgeführt werden,
                                                                                                                                   die Koexistenz mit dem Uhu möglich       mung bei den ost- und westafrikani-      um herauszufinden, wieviel Ener-
                                                                                                                                   sein, da er als natürlicher Prädator     schen Populationen. Diverse Hinwei-      gie beim Formationsflug eingespart
16                                                                                                                                 zur Vitalität der Population beiträgt.   se legen eine Besiedelung Europas        werden kann (WALDRAPPTEAM 2019).        17
                                                                                                                                   Prädation stellt mittlerweile mit­       von Westen her nahe, weshalb die
                                                                                                                                   36 % die zweithäufigste Todesursache     historische Herkunft der Waldrappe       Nach Burghausen kehrten die ers-
                                                                                                                                   dar (FRITZ 2019).                        Nordafrika (Marokko) wäre und so­mit     ten Vögel bereits Anfang März 2019
                                                                                                                                                                            mit der heutigen Blutlinie überein-      zurück. Im Juni 2019 flog das zwei-
                                                                                                                                   Von Beginn an ist das Projekt auch       stimmt (FRITZ et al. 2017). Weiters      jährige Weibchen „Sonic“ als erster
                                                                                                                                   von kritischen Stimmen begleitet.        kritisiert LANDMANN (2015), dass         Waldrapp der Überlinger Kolonie ei-
                                                                                                                                   BirdLife Schweiz und BirdLife Öster-     es zu früh sei, von „wilden“ Wald-       genständig aus dem Wintergebiet in
                                                                                                                                   reich äußerten Bedenken be­züglich       rappen zu sprechen, da noch viel-        der Toskana zurück, wobei es ­einen
                                                                                                                                   der unvorhersehbaren Auswirkun-          fältige menschliche Unterstützung        neuen, weiter westlich gelegenen
                                                                                                                                   gen, falls die wiederbe­gründeten Ko-    notwendig sei (Einsammlung oder         ­Migrationskorridor er­schloss. Aller­
                                                                                                                                   lonien nach Marokko ziehen würden.       Verlust beim „eigenständigen“ Zug        dings steuerte der noch nicht ge-
     Beim Vogelzug der Waldrappe in den Süden mittels menschengeführter Migration werden die handaufgezogenen Jungvögel            Zudem seien die Lebensräume in den       zurück ins Brutgebiet, Schutzvolie-      schlechtsreife Vogel nicht direkt
     nach entsprechendem Training von ihren Ziehmüttern in Leichtfluggeräten („Paraplanes“) begleitet. (Bild: Waldrappteam,
                                                                                                                                   Wiederan­siedlungsgebieten nicht ge-     ren, Zufüt­terung bei Schlechtwetter     Überlingen an, sondern erkundete
     LIFE Northern Bald Ibis)
                                                                                                                                   eignet. In den bisherigen Projektjah-    etc.). Weiters seien bei der Ansied-     das Alpenvorland in der Schweiz
                                                                                                                                   ren ergab sich kein Hinweis auf eine     lung die Auswirkungen auf andere         sowie in den Nachbarländern und
     genden „Natur­schutz­wert“ hatte vor      burg (Georgenberg bei Kuchl) und          ische Mehrwert“ „auf die Entwick-         Beeinflussung der marokkanischen         Tiere, insbesondere Nah­rungstiere       besuchte dabei auch historisch
     allem der „Europäische Mehrwert“          die Sandsteinwände am Bodensee-           lung innovativer Natur- und Arten-        Population, vielmehr können die          wie Heuschrecken und Amphibien im        überlieferte Brutgebiete im Rhein-
     aufgrund länderübergreifender Zu­         ufer bei Überlingen als geeignete         schutzmethoden“ (FRITZ & UNSÖLD           gewonnenen Erkenntnisse auch für         Salzachtal, zu wenig berücksichtigt      tal zwischen Chur und Sargans. Dies
     sam­men­arbeit besonderes Gewicht.        Stand­orte für die Wiederansiedlung       2015). Unter anderem werden bis zu        zukünftige Erhaltungsmaßnahmen           worden.                                  könnte die Diskussion über die Eta-
                                               heraus. Eine Kombination von natür­       100 Vögel mit GPS-Trackern ausge-         in der afrikanischen Kolonie nützlich                                             blierung einer weiteren Kolonie in
     Die Projektziele umfassen (1) die         lichen Brutnischen und künstlichen        stattet, sodass ihre Flugroute per        sein (FRITZ & UNSÖLD 2015).                                                       der Schweiz erneut anfachen. An-
     Wiederansiedlung des Waldrapps            Strukturen an Gebäuden bietet das         Internet verfolgt werden kann. Rück-                                               Aktuelles und Ausblick                   fang September kehrte „Sonic“ in
     in Europa, indem den Tieren das           Projektgebiet Burghausen mit dem          läufige Abschüsse trotz steigender        LANDMANN (2015) stellt die Sinn­                                                  die Toskana zurück. Die ersten ge-
     Ziehen wieder beigebracht wird, (2)       Salzachdurchbruch und der Burgan-         Individuenzahl legen ein Wirken der       haftigkeit der Wiederansiedlung des      Im September 2017 kam die 12. men­­      schlechtsreifen Waldrappe werden
     die genetische Analyse der Vögel, (3)     lage. Dass für alle Projektstandorte      Maßnahmen nahe. Außer der Wilde-          Waldrapps im Alpenraum auf Basis         schengeführte Migration von Wald-        2020 in Überlingen erwartet, wo
     ein elektronisches Monitoring, um         ein historischer Nachweis vorliegt,       rei (in Italien) gibt es kaum Konflikte   von vier Gesichtspunkten in Frage:       rappen in die Toskana, bei der eine      sie auch eine besondere Attrakti-
     Ausfälle aufgrund von Abschüssen zu       verleiht ihnen zusätzliche Legitima-      mit dem Menschen, da der Waldrapp         „(1) Wegen fehlender Notwendigkeit       neue, westlichere Flugroute gewählt      on bei der Landesgartenschau dar-
     dokumentieren und zu reduzieren,          tion. Da opti­male Bruthabitate eher      weder Jäger noch Bauern in irgend-        bezüglich des globalen Schutzes der      wurde, zu einem erfolgreichen Ab-        stellen werden. Der Bruterfolg von
     (4) die Lenkung der medialen              rar sind, erscheint die Befürchtung       einer Weise wirtschaftlich schädigt.      Art, (2) aus historischer Perspektive,   schluss. Nach Burghausen und Kuchl,      13 Paaren in den beiden Kolonien
     Aufmerksamkeit auf Zugvögel in            einer unkontrollierten Ausbreitung                                                  (3) wegen ökologischer Bedenken          wo die ca. 40 Vögel starken Kolo-        Burghausen und Kuchl lag im Jahr
     Europa im Allgemeinen sowie (5)           der Waldrappe haltlos (FRITZ & UN-        Mittlerweile stellen unzureichend         und (4) aus generellen naturschutz-      nien bereits eigenständig brüten         2019 bei 37 flüggen Jungvögeln. Am
     die Vermittlung der Bedeutung             SÖLD 2015).                               gesicherte Strommasten die wesent­        strategischen und naturschutzpo-         und in das Wintergebiet fliegen,         Georgenberg gelang es auch, die
     von nachhaltiger Landnutzung und                                                    lichste Mortalitätsursache dar            litischen Über­legungen“. Die Po-        wurde durch diesen Zug begonnen,         ­Besiedlung von natürlichen Nischen
     Biodiversität. Konkret sollen bis         Bereits die Machbarkeitsstudie er-        (FRITZ 2019). Wenn Waldrappe              pulationen in Nordafrika könnten         Überlingen als dritte Brutkolonie zu      in der Felswand zu initiieren (WALD-
     2019 insgesamt mindestens 120             gab, dass das große Problem der           auf den Leitungen bzw. Masten             durch billige und wenig aufwändige       re-etablieren. Am 14. August 2019         RAPPTEAM 2019). Aus einer während
     Individuen zum selbstständigen            Waldrappe aus historischer Zeit –         rasten, kann es zu einem letalen          Maßnahmen gefördert werden. Auf-         startete die 14. menschengeführte         der Vegetationszeit frei fliegenden
     Ziehen angeleitet werden, womit           die Bejagung – trotz Schutzstatus         Stromschlag kommen. In Salzburg,          grund der sehr kritischen Betrach-       Migration vom Segelflugplatz Heili-       Brutkolonie im Kärntner Tierpark
     eine überlebensfähige Population          heute noch vorhanden ist. In den          wo Stromleitungen in nächster             tung der historischen Belege kommt       genberg in Baden-Württemberg mit          Rosegg stammte der überwiegende
     erreicht wäre.                            Jahren 2002 bis 2013 beruhten fast        Nähe zum Bruthabitat in Kuchl             LANDMANN (2015) zu dem Schluss,          zwei Fluggeräten und 29 Vögeln, die       Teil der Jungvögel für die Handauf-
                                               drei Viertel der Todesfälle auf il-       verlaufen, sollen Mittel des LIFE+-       dass lediglich die Vorkommen in der      alle wohlbehalten in der Toskana an-      zucht. 2018 wurde mit dem Vorha-
                                               legalem Abschuss in Italien, was          Projekts für Sicherungsmaßnahmen          Schweiz sowie um Graz und Salz-          kamen. Bei der Etappe über Arlberg        ben begonnen, einen zunehmenden
     Projektumsetzung,                         mehr als 40 Vögeln entspricht. Aus        verwendet werden. Ein kurzer              burg tatsächlich bestätigt werden        und Reschenpass wurde mit 2900 m          Teil der Rosegger Waldrappe in die
     Probleme und Kritik                       diesem Grund stellen die Medien-          Freileitungsabschnitt unmittelbar         können. Hier habe der Waldrapp,          die bisher größte Flug­höhe im Rah-       migrierende Wildkolonie zu integ-
                                               arbeit und die Zusammenarbeit mit         am Georgenberg wurde bereits              infolge einer klimabedingten Areal­      men des Projektes erreicht. Durch         rieren. Von zehn Jungvögeln, die
     Bei einer Bruthabitat-Evaluierung         Jagdverbänden wichtige Bausteine          verkabelt und an 29 Strommasten           ausweitung aber maximal 100 Jahre        unterstützende Winde begünstigt be-       selbständig von Rosegg nach Süden
     im Jahr 2013 stellten sich die Kon-       des LIFE+-Projekts dar. Neben den         im Umfeld der Brutkolonie wurden          gelebt, was keine Wieder­ansiedlung      trug die mittlere Geschwindigkeit 57      zogen, konnten zwei in die Wildkolo-
     glomerat-Inselfelsen im Talraum           Maßnahmen gegen die illegale Jagd         2019 Sicherungen gegen Stromschlag        rechtfertige. Bei der Wiedereinbür-      km/h (WALDRAPPTEAM 2019). Auch            nie im Winterquartier in der Toskana
     der Salzach im Bundesland Salz-           bezieht sich der erwähnte „Europä-        angebracht.                               gerung stellt aus seiner Sicht die ge-   werden Tagesflugdistanzen von 400         eingegliedert werden (FRITZ 2019).
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
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