Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 2/2019
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Natur Land Salzburg 2/2019 Serviceangebote im Inhalt Bereich Naturschutz Heft 2/2019 | 26. Jahrgang Naturschutz im Internet Die Homepage der Naturschutzabteilung mit vielen interessanten Themen, wie z.B. Artenschutz, Berg- und N aturwacht, Biotopkartierung, Naturschutz International, Naturschutzrecht, Lebensraumschutz, Vertragsnaturschutz etc., finden Sie unter der Adresse www.salzburg.gv.at/naturschutz. Vorwort Landesrätin Maria Hutter ..................................4 TAGUNGSBERICHTE 3 SAGIS-Online Erklärung zur Informationspflicht...................................5 Rohstoff-Symposium................................................. 50 Das geografische Informationssystem des Landes mit Informationen aus dem Bereich Naturschutz und vielen Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz...........................5 Österreich in 200 Jahren ein Land ohne Äcker und Wiesen?.. 53 anderen Fachbereichen erreichen Sie durch Anklicken des Links „Landkarten” auf der obigen Homepage. Nachhaltigkeitsziele (SDGs) für Umweltschutz und Arbeit.... 55 Salzburger Naturschutzbuch FACHBEITRAG Klimawandel: Bundesforste bauen Wald der Zukunft.......... 56 Buchpräsentation im Ramsar-Gebiet Wasenmoos............... 58 Wildbienenschutz......................................................6 Im Naturschutzbuch finden Sie unter http://service.salzburg.gv.at/themen/natur/schutzgebiete Naturschutz in Zeiten des Klimawandels......................... 60 Beschreibungen aller Naturdenkmäler und naturschutzrechtlich geschützten Gebiete, wie Natura 2000 in der Praxis: Blauschillernder Feuerfalter im ESG Mooshamer Moos...........9 Schützen durch Nützen ............................................. 60 Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, etc. Übersichtskarten finden Sie im „SAGIS-Online”. Artenschutz durch Wiedereinbürgerung Grünlandtypen der Trockengebiete .............................. 64 am Beispiel des LIFE+-Projekts für den Waldrapp...............12 Ausstellungen Wildkatze – Tier des Jahres 2019...................................19 BERG- UND NATURWACHT Die Naturschutzabteilung hat einige transportable Ausstellungen, die von Schulen, Gemeinden oder ESG Rotmoos im Käfertal........................................... 22 Einrichtungen der Erwachsenenbildung kostenlos entlehnt werden können (Abholung und Zurückbringen 5 Jahre Erfolgskontrolle im renaturierten Mandlinger Moor.. 24 „Alpenblumenwelt Geiereck“ – Ein Projekt der Einsatzgruppe Grödig–Anif ist umgesetzt..... 68 durch den Interessenten selbst). Die Themen umfassen u.a. „Natura 2000”, „Geschützte Lebensräume”, Weiterentwicklung bei den Biotoptypen-Steckbriefen ........ 29 „Lebensraum Auwald”, „Die Bayerischen Saalforste und der Salzburger Naturschutz”, „Landschaft im Kinder legten sich mit Raubtieren und Bienen an.............. 70 Das wilde Herz Europas ist bedroht – die Alpen .................31 Wandel”, „Die heimischen Amphibien”, „Die heimischen Schmetterlinge”, „Naturschutz im Wald”, Berg- und Naturwacht setzt auf Aufklärung und Prävention.. 70 Rotwildfütterung beendet.......................................... 33 „Biotopverbund“. Die österreichische Vogelwarte und Beringungszentrale...... 34 Neue Regelung betreffend invasive Arten........................71 Sollten Sie Interesse haben, kontaktieren Sie uns bitte unter 0662 8042-5524 oder Alte Mülldeponie im Gasteinertal ................................ 72 natur-fachdienst@salzburg.gv.at Neophyten-Sondereinsatztag RUNDSCHAU Gasteiner Talschlüsse Nassfeld (Sportgastein) ................. 73 Bezirkseinsatz am 28.07.2019 – Informationsmaterial Verleihung des Salzburger Schwerpunkt Schwammerlkontrolle .............................. 73 Umwelt-Verdienstzeichens 2019................................... 36 Sämtliche Dienststellen und Abteilungen des Landes präsentieren ihre Produkte unter #estutnichtweh: Mit uns wandert der Müll Naturschutzbund-Ehrenzeichen verliehen....................... 37 salzburg.gv.at/publikationen. Mehr als Tausend Publikationen, Broschüren, Folder, DVDs und vieles vom Berg ins Tal ..................................................... 74 Neufund zweier seltener Hummelarten mehr zu den verschiedensten Themenbereichen (z.B. Naturschutz, Umwelt, Wasser ...) können unter Geburtstage........................................................... 74 im Naturschutzgebiet Wenger Moor............................... 38 salzburg.gv.at/publikationen zentral online bestellt und zumeist auch gleich heruntergeladen werden. Amphibienlaichgewässer in Mehr als 85 Prozent des Gesamtangebotes des Landes sind – ebenso wie der Versand – kostenlos. Thumersbach wurde revitalisiert.................................. 39 www.salzburg.gv.at/publikationen BUCHBESPRECHUNGEN Aktuelles von der Schutzgebietsbetreuung Salzburg .......... 40 Kostenpflichtige Angebote können bequem online bezahlt werden. Salzburg Summits �������������������������������������������������� 75 Nachruf Landesrätin a.D. Dr. Gerheid Widrich ................. 44 Gipfelkreuze �������������������������������������������������������� 75 In Memoriam Peter Haßlacher..................................... 44 Hände in die Erde! – Vertical Gardening......................... 76 Nachruf auf AO Prof. Dkfm. Dr. Robert Krisai .................. 45 Die Kraft der Zirbe................................................... 76 Raubbau an der Natur stoppen.................................... 46 Rettet den Boden! ������������������������������������������������� 77 Beitrag der Landwirtschaft zur Biodiversität.................... 46 Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ Der Wolf ������������������������������������������������������������� 77 Das Grüne Band...................................................... 48 des Österreichischen Umweltzeichens, Druckerei Botschaft der Natur................................................. 78 Land Salzburg UW-Nr. 1271 Mit dem Mond durchs Gartenjahr 2020........................... 78 Schöne Grüße vom Gaisberg....................................... 79 Biodiversität der Flussauen Deutschlands........................ 79 IMPRESSUM Gebirgswasser.........................................................81 Medieninhaber: Land Salzburg | Herausgeber: Abteilung 5: Natur- und Umweltschutz, Gewerbe; Referat 5/06: Naturschutzgrundlagen und Sachverständigendienst, HR Prof.Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser | Redaktionelle Mitarbeit: Maria Kreuzer | Gestaltung und Satz: Landes-Medienzentrum/Grafik| Druck: Druckerei Land Salzburg | Alle: Postfach 527, 5010 Salzburg | Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Bild Umschlagseite: Groß-Torfbeere Bildautor: HR Prof.Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser Downloadadresse: www.salzburg.gv.at/NaturLandSalzburg-2019-2.pdf
Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Erklärung zur Informationspflicht (Datenschutzerklärung) Ihre Rechte Der Schutz Ihrer persönlichen Daten ist uns ein Anliegen. Ihnen stehen grundsätzlich die Rechte auf Auskunft, Wir verarbeiten Ihre Daten daher ausschließlich auf Berichtigung, Löschung, Einschränkung, Datenüber Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen (DSGVO). In tragbarkeit, Widerruf und Widerspruch zu. Wenn Sie diesen Datenschutzinformationen informieren wir Sie glauben, dass die Verarbeitung Ihrer Daten gegen das über die wichtigsten Aspekte. Datenschutzrecht verstößt oder Ihre datenschutzrecht lichen Ansprüche sonst in einer Weise verletzt worden 4 sind, so kontaktieren Sie uns bitte. 5 Kontakt mit uns Wenn Sie per Email oder per Anruf oder mittels Sie erreichen uns unter folgenden Schreiben mit uns Kontakt aufnehmen, werden Ihre Kontaktdaten: angegebenen Daten zwecks Bearbeitung der Anfrage und der Abwicklung des Zeitschriften-Abonnements und für Abteilung 5 – Umwelt- und Naturschutz, Gewerbe den Fall von Anschlussfragen bei uns gespeichert. Diese Referat 5/06 Naturschutzgrundlagen und Daten geben wir nicht ohne Ihre Einwilligung weiter. Sachverständigendienst Liebe Freundinnen und Freunde der Natur, Folgende Daten werden diesfalls bei uns gespeichert: Michael-Pacher-Straße 36 der Herbst ist eine wunderbare Zeit für ausgedehnte Spaziergänge in u nseren Name, Anschrift, (Wenn zur Verfügung gestellt: Email 5020 Salzburg bunt gefärbten Wäldern. Es ist auch die Zeit für die letzten Ernten und Vor- adresse). Die von Ihnen bereit gestellten Daten sind zur Tel.: 0662 8042-5524 bereitungen für das kommende Jahr. Vertragserfüllung bzw. zur Durchführung des Versandes Email: natur-fachdienst@salzburg.gv.at erforderlich. Eine Datenübermittlung an Dritte erfolgt Im Rückblick ist, neben der schon seit Jahren geforderten Etablierung der nicht. Aarhus-Konvention in den betreffenden Landesgesetzen, natürlich auch die im Frühjahr geschaffte Nominierung der noch zusätzlich von der EU- Kommission geforderten Natura 2000 Gebiete ein großer Gewinn für den Naturschutz. Diese Erfolge sind jedoch nur die „Pflicht“. Die „Kür“ sehe ich persönlich in der zusätzlichen Schaffung artenreicher Lebensräume, der Erklärung der in diesem Heft verwendeten Kürzel am Artikelende Renaturierung von Auen, Mooren und anderen Biotopen und vor allem in einer offensiven, positiven Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung A.L. LL Ing. Alexander Leitner K.J. Dipl.-Ing. Karl Jordan ÖBF Österreichische für den Naturschutz. A.W. Dipl.-Ing. August Wessely K.K. Mag. Karin König Bundesforste BFW Bundesamt für Wald KLK. Dipl.-Ing. Klaus Kogler R.B. Dipl.-Ing. Bernhard Riehl Wie die Renaturierung des Mandlinger Moores und Blinklingmooses zeigen, G.F. Dr. Gertrude Friese K.M. Dipl.-Ing. Mathias Kürsten STA Dr. Susanne Stadler geht eine Erhöhung der Artenvielfalt oft mit Verbesserungen im Klimaschutz G.H. Mag. Gundi Habenicht LK Landeskorrespondenz StV Leopold Stocker Verlag einher. Vieles können wir selbst bewegen, indem wir Projekte anregen, G.N. Mag. Günther Nowotny LMZ Landesmedienzentrum T.V. Tyrolia Verlag H.H. HR Prof. Dipl.-Ing. Hermann M.J. Mag. Maria Jerabek UBA Umweltbundesamt Vorbilder sind und auch selbst Hand anlegen. Unser Ziel sollte es jedoch Hinterstoisser NPHT Nationalpark Hohe Tauern sein, jede und jeden von der enormen Bedeutung einer artenreichen Natur zu überzeugen, besonders auch unsere Jugend. In den kommenden Jahren muss wieder mehr Natur in die Salzburger Gärten und Grünflächen. Die Herausforderung, in private Gärten und andere Grün- flächen wieder mehr Blühflächen zu bringen ist ambitioniert, aber der Weg zu mehr regionalem Blütenreichtum und somit für mehr Artenvielfalt ist al- ternativenlos und muss ein Anliegen unserer gesamten Gesellschaft werden. Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz NaturLand Salzburg ist eine halb- Grund l egende Richtung ist die kunde einschließlich naturwissen jährlich erscheinende Informations fachliche Information über allge schaftlicher und bezughabender zeitschrift, herausgegeben vom meine und spezielle Fragen des geisteswissenschaftlicher Themen. Naturschutzfachdienst des Amtes Natur- und Landschaftsschutzes, der Salzburger Landesregierung. Umweltthemen sowie der Natur- „Ihre“ Landesrätin Maria Hutter
Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag Die Honigbiene ist nicht Fachbeitrag überall dominant Vielen erscheint die Honigbiene als das Bestäubungs-Allroundtalent. Das beruht oft auf einem Irrtum: Wildbienenschutz Bestäubende Insekten fallen uns meistens auf, wenn irgendwo eine Massenblüte stattfindet: Ob es der Apfelbaum im Garten ist, die Löwen zahnblüte auf der Fettwiese oder der Weißklee in einer Intensivweide: 6 Dort dominieren Honigbienen, weil 7 sie 1. durch ihre Tanzsprache sehr schnell Zehntausende Stockge nossinnen rekrutieren können und 2. einen hohen Konkurrenzdruck auf andere Blütenbesucher ausüben In Streuobstwiesen des Naturparks Zirbitzkogel-Grebenzen entfielen ca. die Hälfte können: In solchen Beständen ist aller Blütenbesuche durch Bienen auf Honigbienen, die zweite Hälfte verteilte dann für andere Bienenarten oft sich auf fast 100 weitere Bienenarten. Während die Honigbienen im Frühling zur Massenblüte der Obstbäume und des Löwenzahns dominierten, entfielen ab Juni kaum mehr etwas zu holen. In über 80% der Blütenbesuche auf Wildbienen. artenreichen Beständen, wie sie in Magerwiesen, an Waldrändern und Hecken auftreten, sind oft kaum Bienenartenreiche die Honigbienen noch relativ gut mit Honigbienen zu finden. Lebensräume den wenigen Massenblüten von Lö- wenzahn und Weißklee auskommen Das „Bestäubungsgeschäft“ von mehr Bienenartenreich, aber auch reich und sie weichen in unserer waldrei- als zwei Dritteln unserer Pflanzen an Schmetterlings- und Schweb chen Landschaft auf Himbeerschläge arten machen nicht hauptsächlich fliegenarten, sind insbesondere Ma- und in die Waldtracht aus. 2. ist die Honigbienen, sondern die vielen gerstandorte. In der Natur waren bis historische Bienenfauna des Landes Wildbienenarten, Fliegen, Schmet vor 50 Jahren die mageren Standorte Salzburg weithin unaufgearbeitet. Die Obsthummel Bombus pomorum ist eine der vormals in fast allen Bundesländern vorkommenden Hummelarten, die heute terlinge und Käfer. Langröhrige der Normalfall und die fetten Stand- Größere Sammlungsbestände im Haus nur mehr ein sehr kleines Verbreitungsgebiet haben (Bilder: Johann Neumayer). Blüten wie Lungenkraut, Schlüssel orte absolut in der Minderzahl. Daher der Natur gibt es nur aus dem Umfeld blumen, Beinwell, Taubnesseln, ist der weitaus überwiegende Anteil der Stadt Salzburg und niemand kam Salbei und viele mehr werden von unserer Pflanzenarten auf solche in vergangenen Jahrzehnten auf die Ca. 315 Bienenarten sind im Bundes Bienen sind nicht die die Bestäubung nicht sehr effizient langrüsseligen Bienenarten bestäubt, Standorte angewiesen. Dort sind sie Idee, die Abundanz, also die Indivi- land Salzburg nachgewiesen. Darun- einzigen Blütenbesucher funktioniert. Denn viele der ange- mit steigender Höhe zunehmend von konkurrenzstärker als die wenigen duenzahl pro Fläche zu erheben. Die ter befindet sich mit der Honigbiene lockten Blütenbesucher besuchen Hummeln. Von Hummeln abhängig Grasarten des Intensivgrünlandes, Tiere waren ja überall vorhanden. Ein das einzige Haustier unter den Insek- In Blüten-Besucher-Netzwerken ge- nur ab und zu Blüten und sind dann ist auch der landwirtschaftlich dort finden sie Lücken zum Keimen Hinweis auf die stattgefundene Ent- ten hierzulande (dazu gehören auch mäßigter Gebiete spielen über die nicht sehr wählerisch. So landet der bedeutsame Rotklee. Eine große und dort gibt es auch genügend be wicklung mag sein, dass ich mit dem die 35 in Salzburg nachgewiesenen Bienen hinaus tausende weitere in der Behaarung oder Beborstung Fülle an Wildbienenarten besammelt stäubende Insekten. In den letzten leider zu früh verstorbenen Manfred Hummelarten) von denen zumindest Insektenarten eine wichtige Rolle: mitgenommene Pollen oft auf ande- und bestäubt die vielen kleinen Jahrzehnten wurden diese Standor- Bernhard in seinem Garten in Maxglan zwei mit hoher Wahrscheinlichkeit Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und ren Pflanzen oder geht überhaupt Bestände an Blütenpflanzen, die den te im nichtgebirgigen Teil Salzburgs 81 Bienenarten auf 900m² feststellen bereits ausgestorben sind. andere Hautflügler außer den Bie- verloren. Bezüglich der Bestäubung Artenreichtum der Kulturlandschaft fast zur Gänze vernichtet. Damit ein- konnte. Im Naturpark Buchberg waren nen, gemeinhin als Wespen bezeich- spezialisierte Pflanzen schließen da- ausmachen - in manchen Regionen hergehend gab es einen drastischen dagegen nur 50 Arten zu finden. Doch Den größten Teil machen aber net. Es gibt in unserer Fauna einige gegen den Großteil der Insekten aus, muss man leider sagen, ausmachten. Rückgang des Blütenangebots und was brauchen Bienen, was in Natur- die solitären, also nicht-staaten Pflanzen, die überwiegend von Wes- belohnen die Erfolgreichen aber so der blütenbesuchenden Insekten in gärten vorhanden, in unserer Land- bildenden Bienenarten aus. Unter pen bestäubt werden und andere gut, dass diese blütenstet sammeln der Fläche, der nur aus zwei Gründen schaft aber nicht mehr zu finden ist? diesen dominieren an Artenzahl die bevorzugt von Schwebfliegen. Im und den Pollen mit hoher Effizienz nicht bereits früher auffiel: 1. können Sandbienen vor den Furchenbienen Gebirge über der Waldgrenze wird übertragen. Zu diesen Pflanzenarten und den Mauerbienen. Daneben gibt ein Großteil der Pflanzen mit leicht gehören neben Eisenhut, Glocken- es eine Vielzahl artenarmer Gattun- zugänglichem Nektar und Pollen von blumen, den meisten Lippenblüt- gen mit z.T. sehr spezieller Lebens- Stubenfliegenverwandten bestäubt. lern, Veilchen und Rachenblütlern weise als Nahrungsspezialisten oder auch alle Leguminosen, die ja auch Brutparasiten. Bienen stellen einen Vielen Pflanzenarten sind bezüg- in einer nachhaltigen Landwirtschaft Hauptanteil der blütenbesuchenden lich ihrer Bestäuber Generalisten. eine unersetzliche Rolle als Futter und bestäubenden Insekten. Sie locken eine Vielzahl von In- für Haustiere und vor allem als Stick- sekten an und leiden so ziemlich stoffbinder spielen. Für diese Pflan- sicher nicht an Bestäubermangel. zenarten spielen Bienen die Haupt- Dies allerdings um den Preis, dass rolle als Bestäuber.
Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag notwendig wäre auch Forschung in Richtung naturfreundlicherer Mäh- technik. Wenn Traktoren in hoher Geschwindigkeit mit zwei oder drei Mähwerken über die Wiesen brausen und wenn hinter dem Scheibenmäh- werk noch ein „Aufbereiter“ alles kurz und klein schlägt, fahren echte Blüten-Besuchernetzwerke einer extensiven zweischnittigen Wiese und einer fünfschnittigen Wiese. Oben sind die blühenden Tötungsmaschinen über die Wie- Pflanzenarten dargestellt. Die Breite des Balkens bezeichnet die Höhe des Blütenangebots. Unten sind die Blütenbesucher se, denen kaum ein Insekt lebend dargestellt. Die Breite des Balkens repräsentiert die Anzahl der Blütenbesuche. Die Breite der Pfeile repräsentiert die Anzahl entrinnt. Dabei kommt es auch zu der Interaktionen. Rot: Honigbiene, rosa: Hummeln, orange: weitere Bienenarten, grün: Hautflügler außer Bienen, gelb: massiven Verlusten an Honigbienen, Schmetterlinge, blau: Käfer, grau: Schwebfliegen, schwarz: übrige Fliegen. 8 die sich nicht schnell genug ent 9 fernen können. Eine spannende For- Lebensraumrequisiten schungsfrage wäre auch, ob Gras aus von Bienen Intensivwiesen wirklich gleich wert- voll für die Tiergesundheit und für Die Knautien-Sandbiene Andrena hattorfiana sammelt Pollen oligolektisch von Ca. ein Drittel der nestbauenden Witwenblumen und Skabiosen. Mit dem Seltenerwerden ihrer Nahrungspflanzen die Milchzusammensetzung ist wie Bienenarten ist oligolektisch. Das verschwand sie aus allen intensiv genutzten Regionen des Landes Salzburg. artenreiches Futter. Derzeit scheint heißt, sie sammeln Pollen nur von es außer hohen Hygienestandards im bestimmten Pflanzengattungen Dazu notwendig wäre ein intensiver Daneben gibt es auch Forschungs Stall und möglichst hohen Eiweiß- oder -familien. Viele Spezialisten Gesprächsprozess aller Akteure der bedarf. Dazu nur ein paar Stichwor- gehalts des Futters keine anderen gibt es z.B. an Glockenblumen, Nat- über Anklagen und Fundamental te: Um Veränderungen feststellen zu Qualitätsk riterien zu geben. Das ternkopf, Schmetterlingsblütlern, verteidigung weit hinausgeht, son- können, braucht es ein Monitoring könnte man bezweifeln, wenn man und Korbblütlern. Je pflanzenarten dern gemeinsam sinnvolle Projekte von Bienen in der Kulturlandschaft. Almbutter kennt. reicher Lebensräume, desto viel- entwickelt. Es bräuchte dazu auch dringend eine fältiger die Bienenfauna. Viele Bie- österreichweite Rote Liste. Dringend Mag. Johann Neumayer nenarten bevorzugen trockenwarme Mikrohabitate für die Nestanlage: Erdanrisse, Böden mit schütterere Vegetation, südseitige Waldränder, offene besonnte Bodenstellen, usw. Ca. ein Drittel der nestbauenden Die Schwarze Mörtelbiene Megachile parietina kommt noch auf dem Mönchsberg und dem Georgenberg bei Kuchl vor, vielleicht auch auf weiteren talnahen Felsen Natura 2000 in der Praxis: Arten nistet in Käferfraßgängen in Totholz, aber zwei Drittel im Boden. des Salzachtals. Die letzten Vorkommen des Alpenvorlandes sind weitgehend iso- liert, da Ausbreitungswege fehlen. Blauschillernder Feuerfalter im ESG Je strukturreicher eine Landschaft, desto mehr Nistmöglichkeiten finden zu schützen ist eine Landschaft, die ohne jede wirtschaftliche Notwen Mooshamer Moos Bienen ein Mindestmaß an blütenreichen digkeit aufgrund abstruser Schön Flächen und an Landschaftsstruktu- heitsideale vernichtet. Was nötig Der Blauschillernde Feuerfalter Da Bienen einen festen Neststandort ren bereitstellt. Diese müssen sich ist, um den Bestand bestäubender (Lycaena helle) kommt in Österreich haben, müssen Nistmöglichkeiten netzartig über die Landschaft ziehen Insekten zu fördern und damit auch nur noch in sehr kleinen Populatio- und Nahrungsangebote in räumlicher und können Hecken, Raine, Weg- Bestäubung unserer Kulturpflanzen nen vor und steht auf der Roten Liste Nähe zueinander liegend sein, ränder, Böschungen, strukturreiche zu sichern wäre eine gemeinsame der gefährdeten Arten. denn es rentiert sich für sie nicht, Waldränder und Privatgärten umfas- Kraftanstrengung verschiedener Ak- weite Strecken zu fliegen und den sen. Daneben ist der Schutz der viel teure: Im Jahr 2015 konnten im Bundes- gesamten Nektar als „Flugbenzin“ zu wenigen verbliebenen Magerwie- land Salzburg nur noch im Lungau zu verbrauchen. Da verschiedene sen von eminenter Bedeutung. Eine ■■ Bewusstseinsbildung und einige wenige Individuen nachge- Wildbienenarten vom Vorfrühling auf den Hof bezogene Bewirtschaf Information für naturnahe wiesen werden. Basierend auf Kar- bis in den Herbst auftreten und die tungsplanung im Sinne des abgestuf Gärten tierungen von Dr. Patrick Gros (Haus Lebensdauer eines Volkes sozialer ten Wiesenbaus, würde die Situation der Natur) wurden daraufhin vier Bienenarten wie der Hummeln je für Bienen drastisch verbessern und ■■ Naturnahe Pflege öffentlicher Regionen zum Schutz dieses zu den nach Art drei bis sieben Monate auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Flächen von Straßenrändern Bläulingen zählenden Tagfalters zu beträgt, muss dieses Blütenangebot Doch die Theorie ist schon lange bis zu gemeindeeigenen Europaschutzgebieten ernannt. Es kontinuierlich vorhanden sein. vorhanden, von der Praxis ist leider Grünflächen, Parks und waren dies das Althofener Moos, wenig zu sehen: Weithin werden in Schulgärten Steindorf Am Moos, Teile der Lonka Gunstlagen alle Flächen gleich in- Mäander Süd, sowie das Mooshamer Bienenschutz tensiv gedüngt und gemäht und es ■■ Abgestufte Wiesennutzung Moos Ost. In letzterem ist noch die kommt zu massiven Trachtlücken. und Wiederschaffung vitalste Population des Blauschillern- Was es braucht, um Bienenarten Eine wichtige Rolle spielen auch die von Randstrukturen im den Feuerfalters zu finden, weshalb und mit ihnen unzählige andere In Privatgärten und die öffentlichen Intensivgrünland. Namensgebend für diese Art ist ein intensiver blauvioletter Schiller auf der Flüge- Schutzmaßnahmen in diesem Gebiet sektenarten, die Blüten besuchen, Flächen. Dort wird Artenreichtum loberseite der männlichen Falter (Bild: P. Gros). zunächst priorisiert wurden.
Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag Das ESG Mooshamer Braunkehlchen eine weitere Zielart derhergestellt werden. Damit wären aber auch zum übergeordneten The- Schlupf und Hochzeitsflug gelangen, Das Europaschutzgebiet Mooshamer Moos Ost – ein Dorado im ESG Mooshamer Moos Ost. wieder ausreichend Saug- und Rau- ma Biodiversität informiert, um das der sie hoffentlich auch auf die Moos Ost wird sicherlich noch wei- für allerlei Pflanzen penfutterpflanzen in Kombination Bewusstsein für Artenvielfalt und Na- außerhalb des Schutzgebietes terer gezielter Pflegeeinsätze be- mit eingestreuten Brachebereichen turschutz zu schärfen. Ende Februar gelegene Potentialfläche führt. Diese dürfen, bis ein optimales Habitat und Getier Gefährdungsursachen vorhanden, sodass der günstige konnten dann mehrere Klassen den Feuchtfläche liegt zwar jenseits wiederhergestellt ist. So ist bereits Erhaltungszustand der Population Umgang mit der Motorsäge üben. der vielbefahrenen Bundesstraße, die nächste Aushagerung mit dem Doch was macht dem Feuerfalter zu gewährleistet ist. Nach Antrag auf Ausnahmeverfahren die Distanz sollte für den Falter Grundbesitzer vereinbart. Ziel schaffen? Warum sind österreichweit vom Forstgesetzt nach § 32a konnte jedoch ohne Weiteres überbrückbar der nächsten Jahre muss aber auf nur mehr isolierte Restbestände und kann auch in Zukunft der Wald- sein. Auch dort wird schon seit jeden Fall sein, auch die anderen vorhanden? Hauptverantwortlich Artenschutzmaßnahmen bereich aufgelichtet werden, falls es letztem Jahr eine Rotationsbrache Schutzgebiete mit tatsächlichem für das Verschwinden dieser Art und Bewusstseinsbildung dem Schutzzweck nicht widerspricht. angelegt, bis dato konnte aber noch oder potentiellem Vorkommen des ist einerseits die ehemalige Zer im Doppelpack In erster Linie wurden die stark be- kein Vorkommen des Feuerfalters Blauschillernden Feuerfalters suk- 10 störung von Moorgebieten durch schattenden Fichten, Jungbirken, so- dokumentiert werden. zessive zu verbessern: Zunächst 11 Entwässerung und Trockenlegung, Der Blauschillernde Feuerfalter ist wie die als Bienentracht angesalbten müssen die Kerngebiete in einen heutzutage ist es vor allem die in den Anhängen II („Art von ge Weiden gefällt. Diese wurden flä- Idealzustand überführt werden, Aufgabe extensiver Nutzungs meinschaftlichem Interesse, für chenschonend mit der Seilwinde bzw. Ausblick doch als Folge wird es für die weitere formen. Die für den Naturschutz deren Erhaltung besondere Schutz händisch verbracht und teilweise für Entwicklung der Art sicher eine so wertvollen brachliegenden gebiete ausgewiesen werden müs- die traditionellen Osterfeuer im Lun- Auch in Zukunft wird sich aufgrund tragende Rolle spielen, inwieweit oder wirtschaftlich unrentablen sen“) und IV („Streng zu schützende gau verwendet. des vermehrten Lichtangebotes Pufferflächen (Trittsteinbiotope Streu- und Nasswiesen werden auf Art von gemeinschaftlichem Interes- immer wieder unerwünschte Vege mit ähnlicher Biotopausstattung) geforstet, als Ablagerungss tätten se“) der Fauna-Flora-Habitat Richt- Die gemeinsame Aktion, die im tation ansiedeln, die es in Schach zu gefunden und gesichert werden für Schnittgut und Gartenabfälle linie der EU geführt. Damit ist das Beisein des kooperierenden Grund halten gilt, bis sich die Niedermoor- können. Denn erst eine Vernetzung verwendet, oder aber intensiviert. Land zu Schutzmaßnahmen verpflich- besitzers stattfand, wurde auch vom wiese mitsamt Schlangenknöterich und damit das Hintanhalten eines Auch die natürliche Sukzession tet, zumindest regional und national Landesmedienzentrum begleitet, ausgedehnt hat. Erfreulicher Weise genetischen Flaschenhalseffektes und das mit ihr einhergehende besteht eine hohe Verantwortung, wodurch ein Pressebericht entstand. konnten aber schon heuer erste Ziel- wird den langfristigen Erfolg der Aufkommen von Mädesüßfluren, die Art und ihre Habitate zu erhal- Auch ein Artikel für die Schulzeitung arten im Waldbereich festgestellt Artenschutzmaßnahmen in den Himbeergestrüpp und Gehölzen ten bzw. zu verbessern. Deswegen der LFS Tamsweg belegt, dass der werden. einzelnen Schutzgebieten ermög Die Streuwiese ist vom Biotoptyp führt zu einer Verdrängung der trat die Schutzgebietsbetreuung Einsatz eine Win-Win-Situation für lichen. her eine Kohldistelwiese, auf der im Schlangenknöterich-Bestände und Lungau (Clara Leutgeb) an die land- Schule und Schutzgebietsbetreuung Nicht nur der Schlangenknöterich Frühjahr der Schlangenknöterich sehr damit der Lebensgrundlage des wirtschaftliche Fachschule Tamsweg darstellt, und auch zukünftig Syner- war bereits in aufgelichteten zahlreich blüht (Bild: C. Leutgeb). Feuerfalters. und die hiesige Berg- und Natur- gien genutzt werden wollen. Bereichen zu finden, auch der Falter wacht heran. So konnte nicht nur selbst nutzte besonnte Stellen, die Clara Leutgeb, MSc 2016 wurde der östlichste Bereich Auch im ESG Mooshamer Moos Ost dem F euerfalter Rechnung getragen, zuvor nicht zugänglich waren. Schutzgebietsbetreuung Lungau des Geschützten Landschaftsteiles kam es zu einer mehr oder minder sondern auch gleichzeitig ein Lern- Schutzgebietsentwicklung Mooshamer Moos in das europa- starken Verwaldung, der sanfte und Bildungseffekt erzielt werden: gemeinsam mit dem weite Natura2000-Schutzgebiets Übergangsbereich zwischen Wald Zunächst wurden die SchülerInnen Grundbesitzer netzw erk mitaufgenommen. Und und Wiese war nur mehr spärlich bei einem Vortrag über den Feuer- dies nicht ohne triftigen Grund: vorhanden. Ebenjene kleinräumig falter, seine Bedürfnisse, den Zu- Doch damit ist es noch lange nicht Auf der extensiv genutzten Streu- strukturierten Bereiche mit be sammenhang mit Landwirtschaft und getan. Schutzgebietsbetreuung wiese findet nicht nur der Blau- sonnten, aber windgeschützten Stel- Nutzungsänderungen, die geplante bedeutet kontinuierlichen Einsatz, schillernde Feuerfalter und seine len sollten in Form von Buchten wie- Vorgehensweise bei der Auflichtung, der nur in Zusammenarbeit und auf einzige Raupenfutterpflanze, der Augenhöhe mit den Grundbesitzern Schlangenk nöterich (B. officina- funktionieren kann. Und dafür lis), das Auskommen, sondern auch gibt es im ESG Mooshamer Moos eine ganze Heerschar an weiteren Ost Anlass genug: Nach getaner Schmetterlingen wie dem Randring- Arbeit zeigte sich im Frühjahr und Perlmuttfalter (B. eunomia) und Sommer ein rascher, flächiger diversen Eulenfaltern, die sich an Bewuchs mit Mädesüß, Himbeeren Trollblume (T. europaeus), Ku- und Brennesseln. Dieser wurde ckucks-Lichtnelke (S. floscuculi), einmal mit dem Grundbesitzer, und Bach-Nelkenwurz (G. rivale) & Co. ein weiteres Mal mit der Berg- und laben. Aber nicht nur das: Auf der Naturwacht entfernt. Damit soll feuchtebetonten Fläche und im der Übergangsbereich ausgehagert angrenzenden Waldsaum kommen oder die Nährstoffanreicherung zahlreiche weitere Arten an Käfern, vorerst zumindest gestoppt werden. Die ersten Haut- und Zweiflügler, Spinnen, Außerdem konnte mit dem Pächter Vorkommen an Schlangenknöterich Fliegen, Wanzen und Heuschrecken der Streuwiese vereinbart werden, im aufgelichteten vor, die wiederum dem Braunkehl- dass ab heuer eine Wechselbrache Waldsaum ließen chen (S. rubetra) als Nahrungs- eingerichtet wird, die alljährlich nicht lange auf grundlage dienen. Als Charakterart alternierend gemäht wird. Damit sich warten extensiv genutzter Wiesen ist das Artenschutz- und Bildungsmaßnahme gehen Hand in Hand (Bild: M. Rattey). sollten noch mehr Puppen zum (Bild: C. Leutgeb).
Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag Artenschutz durch Wiedereinbürgerung Es handelt sich um einen typischen Ibisvogel von mittelgroßer Statur, am Beispiel des LIFE+-Projekts für den der eine Körpergröße von 65-67 cm (maximal 75 cm) und eine Flügel- Waldrapp spannweite von 120-135 cm erreicht. Er wird 1,0-1,3 (1,8) kg schwer. Beide Geschlechter unterscheiden sich im Aussehen nicht, die Weibchen sind aber in der Regel etwas kleiner und Einleitung – Rückkehrer Heute streifen wandernde Individu- Baumfällungen und Fraßschäden zu, leichter als die Männchen. Unver- aus dem Tierreich en nur sporadisch – vornehmlich in sodass bereits über die Wiederein- kennbare Merkmale sind bei Adultvö- Kärnten – über Staatsgebiet. Auch führung der Bejagung nachgedacht geln das nackte, rote „Gesicht“, die 12 Der Mensch ist seit rund 10.000 Jah- bei der Etablierung von Beständen wird. Aktuell ist der Biber als in ebenso nackte Kehle und der rote, 13 ren sesshaft und hat seither seine des Luchses in den großen geeig den Anhängen II und IV der FFH- 13-14 cm lange, abwärts gebogene Umwelt maßgeblich verändert. Die neten Waldgebieten gibt es immer Richtlinie angeführte Art nach dem Schnabel. Die sichel- bis lanzettför- Veränderung der Landschaft er- wieder empfindliche Rückschläge, Salzburger Jagdgesetz ganzjährig ge- mig verlängerten, dunklen Hals- und fuhr insbesondere seit der Indus an denen insbesondere illegale Ab- schont. Eine ähnliche Historie wie Nackenfedern können bei Erregung trialisierung im 19. Jahrhundert schüsse beträchtlichen Anteil haben. der Biber hat der Waldrapp. Jedoch abgespreizt werden und verleihen eine massive Beschleunigung. Durch Wilderei ist ein Problem, das fast steckt s eine Rückkehr als Bestandteil ihm dann ein „zerzaustes“ Ausse- den enormen technischen Fort allen der genannten Tierarten er- der heimischen Vogelfauna noch in hen, das den Waldrapp von anderen schritt und den Einsatz in großen heblich zusetzt. den Kinderschuhen. Der vorliegende Ibissen unterscheidet und sich auch Mengen verfügbarer fossiler Energie Beitrag zeigt am Beispiel des LIFE+- in deutschen Synonymen widerspie- beschränkte sie sich nicht nur auf Beim Alpensteinbock, bei dem schon Projekts „Reason for hope – Rein gelt. Das Gefieder ist schwarz mit Waldrapp (Geronticus eremita) bei der Futtersuche auf einer gemähten Wiese in den Siedlungsraum und die landwirt- 1911 in den Schweizer und 1927 in troduction of the Northern Bald Ibis metallischem, grünlichem bis bron- Kuchl im Juni 2016 (Bild: Günther Nowotny) schaftlichen Gunstlagen, sondern den Berchtesgadener Alpen mit Wie- in Europe“, wie die Re-Etablierung zerötlichem Glanz. Bei Jungvögeln ist machte auch vor den hoch gelegenen dereinbürgerungen begonnen wurde dieser ausgerotteten Art umgesetzt auch der Kopf noch dunkel befiedert. Gebirgsregionen nicht Halt. Diese (HOFRICHTER 2005), und beim Bart- wird und welche Überlegungen be- Auf einen kurzen Armflügel folgt ein nen, Würmer, Schnecken und andere und die Familienbindung sehr stark. umfassende Inbesitznahme des Na- geier (vgl. BAUCH 1996, HOFRICHTER züglich der Wiederansiedlungschan- langer, schmaler Handflügel. Auch Wirbellose sowie kleine Wirbeltiere Die Verpaarung findet in der Regel turraums durch den Menschen führte 2005) dürfte die Heimkehr in den Al- cen vor der Inangriffnahme eines der Schwanz ist relativ lang und wird (Amphibien, Reptilien, Kleinsäuger) nur für eine Brutsaison statt. Auffal- zur Verdrängung zahlreicher Wildtie- penbogen mit mittlerweile natürlich derartigen Projekts angestellt wer- im Flug von den eher kurzen, stäm- und auch Pflanzenteile (HOFRICHTER lend ist das Begrüßungs- bzw. Ver- re, die zumeist durch aktive Verfol- überlebensfähigen Populationen ge- den müssen. Im Fokus stehen dabei migen, roten Beinen nicht überragt. 2005, FRITZ & UNSÖLD 2013). Kombi- neigungsritual mit typischen Kopfbe- gung in weiten Teilen Mitteleuropas glückt sein. Die Ausrottung des Euro- vor allem die Lebensraumansprü- Der Waldrapp fliegt mit gestrecktem niert man alle verfügbaren Daten, so wegungen und Lautäußerungen, das ausgerottet wurden und denen der päischen Bibers in Österreich hatte che. Zu berücksichtigen sind auch Hals mit eher flachem, aber kräf- stellt sich der Waldrapp, was seine nicht nur zwischen dem Paar – auch Lebensraum entzogen wurde. 1869 mit dem Abschuss des letzten die Ausw irkungen menschlicher tigem, auffallend förderndem und Nahrungsökologie betrifft, als sehr bei der Nestübergabe zur Brutablöse Exemplars in der Antheringer Au ge- Aktivitäten von der Land- und Forst- geschmeidigem Flügelschlag. Er se- flexibel heraus (FRITZ et al. 2017). – stattfindet, sondern von den an- Beispiele für Tierarten, die hier endet. Wesentliche Gründe für seine wirtschaft über Infrastrukturmaß- gelt häufig auf leicht gewölbten Flü- Bezüglich seiner Nahrungsansprüche deren Vögeln der Kolonie ebenfalls zulande in der Vergangenheit vie- systematische Verfolgung waren das nahmen bis hin zu Erholungssuche geln. In den Kolonien kommunizieren besteht kein Konfliktpotenzial mit aufgegriffen wird. Das grobe Nest lerorts weichen mussten, sind die als Universalheilmittel geltende Drü- und Freizeitverhalten. die Vögel ohne allzu laute Töne. Sie menschlichen Interessen, was man wird hauptsächlich aus Zweigen und Beutegreifer Braunbär, Wolf, Luchs, sensekret „Bibergeil“ (Castoreum), verfügen aber über ein vielfältiges nur von wenigen der genannten tie- Gräsern Mitte März in Felsnischen Wildkatze und Fischotter, aber auch sein Fell und das als Fastenspeise Stimmrepertoire von einem guttu- rischen Rückkehrer behaupten kann gebaut, die Brut findet zwischen Elch, Steinbock, Biber, Bartgeier und dienende Fleisch (STÜBER 1978, STÜ- Steckbrief ralen, rabenähnlichen Krächzen bis (HOFRICHTER 2005). Das gravierend März und Juni statt. Die zwei bis Waldrapp (vgl. HOFRICHTER 2005). BER et al. 2014). Daneben spielte zu seltsam klingenden Trillerlauten verschlechterte Nahrungsangebot im vier hühnereigroßen, grünlichen Eier In den letzten Jahrzehnten beginnen auch der zunehmende Lebensraum- Der Name Waldrapp, der sich von (HOFRICHTER 2005, SVENSSON 2011). Winterhalbjahr in Mitteleuropa stellt mit braunen Sprenkeln werden ziem- diese Arten wieder in ihr früheres verlust durch Flussregulierungen und „Waldrabe (Corvus sylvaticus)“ den Hauptgrund für den Zug in wär- lich genau vier Wochen (27-28 Tage) Verbreitungsgebiet vorzudringen Zurückdrängung der ehemals ausge- aufgrund des schwarzen Gefieders Seine Nahrung sucht der Wald- mere Winterquartiere dar. bebrütet, die Nestlingzeit dauert 41- und Fuß zu fassen, was wesentlich dehnten Augebiete eine wesentliche ableitet, hat sich gehalten, obwohl rapp mit dem robusten, gebogenen 51 Tage. Die Jungtiere lernen viele auf den Schutzbestimmungen der Rolle (SLOTTA-BACHMAYR & AUGUS- er eigentlich falsch ist (PEGORARO Schnabel im Boden stochernd. Da- Für die Brut, aber auch als Schlaf Verhaltensweisen – unter anderem Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtli- TIN 2003). 1977 wurde ein Biberpaar 1996). Tatsächlich zählt diese Vo- bei bevorzugt er offene und über platz benötigt die Art Nischen und das Zugverhalten – von den Eltern nie und der Vogelschutz-Richtlinie in der oberösterreichischen Ettenau gelart innerhalb der Ordnung der sichtliche Lebensräume mit lückiger kleine Höhlen in Steilhängen oder und anderen Koloniemitgliedern (so- der Europäischen Union beruht, aber und 1983 ein weiteres in der Ant- Schreitvögel (Ciconiiformes) zur Vegetationsdecke, deren Aufwuchs- Felswänden, weshalb sie in Mittel- ziales Lernen), von denen sie auch vielfach auch erhebliche Konflikte heringer Au in Salzburg ausgesetzt, Familie der Ibisartigen (Threskior- höhe 25 cm nicht übersteigt. Die europa in Verbindung mit geeigneten gefüttert werden. Die Jungvögel hervorruft. Während Wolf, Wild- die sich etablieren konnten und zu- nithidae) und hier zur Unterfamilie Amplitude reicht dabei von (frisch) Nahrungshabitaten gerne in Fluss- sind nach drei bis vier Jahren selbst katze oder Fischotter selbstständig nächst den Grundstein zur Besiede- der Ibisse (Threskiornithinae). Der gemähten Wirtschaftswiesen über nähe siedelte. Weiters nistete der fortpflanzungsfähig. Das Alter des zurückkehren, benötigen andere für lung der Salzachauen legten. Um die gültige wissenschaftliche Name Ge- Feucht- und Auwiesen, Weiden, Waldrapp früher auf hohen Gebäu- Waldrapps wird mit 15-20 Jahren, eine Wiederansiedlung menschliche Jahrtausendwende breiteten sich die ronticus eremita (Linnaeus, 1758) Getreidefelder, Brachen, Uferbö- den und den Zinnen von Burgen maximal 30-40 Jahren angegeben. Unterstützung. Der versuchte Wie- Biber auch entlang der Saalach aus kann mit „der zurückgezogen leben- schungen bis hin zu Trockenstep- und Schlössern (HOFRICHTER 2005). Natürliche Feinde sind größere deraufbau einer österreichischen und drangen bis in den Oberpinzgau de Greisenhafte“ übersetzt werden pen und Halbwüsten (HOFRICHTER Trotz des Art-Epithetons eremita Greifvögel (z.B. Steinadler) und der Population des Braunbären um die vor (STÜBER et al. 2014). Doch mit (BÖHM & PEGORARO 2011). Weitere 2005, BÖHM & PEGORARO 2011). Das (Einsiedler) handelt es sich um ei- Uhu, Kolkraben können als Nesträu- Jahrtausendwende (vgl. RAUER & den Reviergründungen in verschie (historische) deutsche Namen sind Nahrungsspektrum umfasst Insekten nen sehr geselligen Vogel, der sich ber eine Rolle spielen (HOFRICHTER GUTLEB 1997, RAUER et al. 2001, denen Landesteilen nehmen auch Schopfibis, Mähnenibis, Steinrapp, (vor allem Heuschrecken und Käfer), zu Kolonien zusammenschließt. Das 2005, UNSÖLD & FRITZ 2011). STÜBER et al. 2014) blieb erfolglos. die Konflikte durch Dammbauten, Klausrapp, Klausrabe und Waldhopf. Larven bzw. Raupen, Ameisen, Spin- Sozialverhalten ist sehr ausgeprägt
Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag Gefährdung eine Zugunruhe erfasst, aber weder auch eine Gegend mit ausreichend Flugstrecke noch Ziel im biologischen Agrarflächen zur Futtersuche (HOF- Aufgrund der geringen Individuenzahl Programm der Vögel vorhanden RICHTER 2005). und dem völligen Verschwinden in sind. Dementsprechend ungerichtet weiten Teilen seiner ursprünglichen erfolgten Zugversuche, die auch Da in Europa keine Elterntiere Brutgebiete zählt der Waldrapp zu für ein paar Tiere tödlich endeten oder Altvögel vorhanden waren, den drei am stärksten gefährdeten (HOFRICHTER 2005). Wichtig war die die die Zugroute an die Jungvögel Vogelarten der Westlichen Paläarktis Erkenntnis, dass die Jungtiere zwar tradieren konnten, musste eine und zu den am stärksten bedrohten die Anlage zum Ziehen besitzen, Lösung gefunden werden, den Tier- und Vogelarten überh aupt den Vogelzug jedoch nicht alleine Jungvögeln das Ziehen in das Über (HOFRICHTER 2005). Durch Zucht ausführen können. Das Wissen um winterungsgebiet beizubringen. in Gefangenschaft im Rahmen Route und Ziel muss ihnen erst Diese besteht in angeleiteten 14 des internationalen Artenschutz beigebracht werden. Migrationen. Dabei werden Jung 15 programms ist zwar die Gefahr der vögel aus Zoos auf menschliche völligen Ausrottung gebannt, die Die 2002 von Johannes Fritz ge Zieheltern geprägt, die mit einem Situation der Freilandpopulation ist gründete Nichtregierungsor Ultraleichtflugzeug den Vögeln aber prekär. Die Vögel reagieren ganisation „Förderverein Wald die Route in die Toskana zeigen extrem sensibel auf äußere Ein rappteam“ strebt von Beginn an (FRITZ & UNSÖLD 2015). Nach einer flüsse und überlassen bei Irrita die Re-Etablierung einer ziehenden langen Vorarbeit und vielen Stunden tio n en Gelege und Brut ihrem Waldrapp-Kolonie an, die nicht mehr Flugtraining, um die Vögel mit dem Schicksal. Sinkt der Brutbestand auf die aktive Unterstützung durch Fluggerät vertraut zu machen, fand unter eine kritische Größe (etwa den Menschen angewiesen ist (FRITZ erstmals 2004 ein erfolgreicher Zug Für die Kolonie am Naturdenkmal Georgenberg in Kuchl wurden 2018 die früheren Brutnischen in Form von Holzregalen durch zehn Brutpaare), reduziert sich 2010). Ergebnisse von Verhaltensstu- statt (HOFRICHTER 2005). 2007 künstliche „Felsnischen“ ersetzt, die von den Waldrappen gut angenommen wurden. Die Tiere sollen damit an natürliche Fels- auch die Brutbereitschaft der fort dien in den 1990ern insbesondere wurde von Burghausen und 2011 von strukturen gewöhnt werden, gleichzeitig wurde damit das Erscheinungsbild erheblich bessert. (Bild: Günther Nowotny) pflanzungsfähigen Vögel, da sie im Almtal wurden in die Konzepte Anif aus gestartet. Physiologische das soziale Umfeld der Brutkolonie integriert (FRITZ & UNSÖLD 2013). Untersuchungen ergaben Mitte benötigen (HOFRICHTER 2005). Weil Aussetzen allein reicht demnach bei August als idealen Abflugzeitpunkt Historische Verbreitung und dem ehemaligen Jugoslawien Der Einsatz von Insektiziden in den ein Aussterben der wildlebenden Weitem nicht aus, auch wenn das für die ca. vierwöchige Migration Es existieren viele Hinweise in Form (SCHENKER 1977). 1950er Jahren reduzierte die Popu- Waldrappe nicht auszuschließen ist, Gebiet optimale Nahrungs-, Schlaf- mit mehreren Etappen und einigen von Aufzeichnungen, Bildern und lation von Birecik in der Türkei dras- wird die Art von der International und Brutplätze bietet. Idealerweise Pausetagen. Zumeist bleiben Knochenfunden, die für Vorkommen Während im 16. Jahrhundert noch tisch (FRITZ & UNSÖLD 2013). Ein Union for Conservation of Nature werden derartige Projekte im histo- die jungen Waldrappe etwa drei des Waldrapps in Europa sprechen. zahlreiche Quellen die Existenz starker Zuzug in die Stadt und damit (IUCN) als „critically endangered“ rischen Verbreitungsgebiet umge- Jahre bis zur Geschlechtsreife im Eine Zusammenstellung der verfüg- des Waldrapps in Europa belegen, verbundene städtebauliche Tätigkei- eingestuft. In Österreich gilt der setzt. Jungvögel können sich sehr Winterlebensraum, kehren danach baren Angaben stammt von SCHEN- deutet ab der ersten Hälfte des ten setzten der Kolonie zusätzlich Waldrapp – als freilebende Art – gut an neue Umgebungen anpassen eigenständig ins Brutgebiet zurück KER (1977). Die ältesten, datierten 17. Jahrhunderts nichts mehr zu. Die Brutfelsen wurden zerstört als ausgestorben, ausgerottet oder und bauen eine enorme Bindung zu und können dann selbst Jungtiere Knochenfunde stammen aus der darauf hin (HOFRICHTER 2005, und die Nahrungshabitate überbaut. verschollen (UMWELTBUNDESAMT ihren Eltern auf. Da sie viele Verhal- ins Winterquartier leiten. Schweiz aus der Mittelsteinzeit. Aus FRITZ 2012). Die Gründe für das Ähnlich erging es den Kolonien in Sy- 2019). tensweisen einschließlich des Zugs Deutschland liegen solche unter an- Verschwinden sind mannigfaltig. rien. Zuletzt kehrte nur noch ein Vo- erst lernen müssen, entschied man Auf der Basis der Ergebnisse dieser derem aus dem 4. Jahrhundert vor. Insbesondere spielte die Bejagung, gel aus dem Winterquartier zurück, sich anstelle eines bloßen Freilas- Vorarbeiten und einer fundierten Sichtungen des Vogels wurden von vor allem der Jungtiere, wegen des sodass dieses Vorkommen ebenfalls LIFE+-Projekt – sens für eine Handaufzucht. Zwar Machbarkeitsstudie wurde das LIFE+- Plinius dem Älteren notiert. Aus dem schmackhaften Fleisches eine Rolle. als ausgestorben einzustufen ist. Wiedereinbürgerung sind hierbei einige Punkte zu be- Projekt „Reason for hope – Rein Mittelalter existieren Gemälde mit SCHENKER (1977) nennt weiters mit Zugvogelbegleitung achten, damit die Tiere „wild“ blei- troduction of the Northern Bald Ibis dem Waldrapp ähnelnden Vögeln so- indirekte Einflüsse des Menschen Auch in Nordafrika reduzierte ben, jedoch stellte sich die intensive in Europe“ mit einer Laufzeit vom wie Erwähnungen in Chroniken (z.B. durch den Nutzungswandel auf sich die Anzahl der Kolonien Die rund 3000 Zootiere waren Aufzucht durch wenige Menschen 01.01.2014 bis zum 31.12.2019 un- Überlingen). den landwirtschaftlichen Flächen. durch menschliche Einflüsse, vor immer wieder Ausgangspunkt für als beste Lösung heraus (BÖHM & ter dem Referenzcode „LIFE12 BIO/ Da die historischen Nachweise für allem durch die Jagd, aber auch Überlegungen, ehemalige Brutge PEGORARO 2011). AT/000143“ – mit finanzieller Un- Für Salzburg liegen mehrere und lokale Kolonien sprechen, wirkten durch Pestizide und neuerdings biete erneut mit dem Waldrapp zu terstützung durch das Land Salzburg zuverlässige Anhaltspunkte für ein sich Einzelereignisse enorm auf den Freizeitverhalten (Tourismus, besiedeln und so die endgültige Zunächst war die Frage nach ei- – bewilligt. Es zählt zu den LIFE+- früheres Waldrapp-Vorkommen Bestand aus. So wurde vermutlich Rallyes), stark (vgl. HOFRICHTER Ausrottung in freier Natur zu nem geeigneten Winterquartier Biodiversity-Projekten, die das Ziel vor. Schon Erzbischof Leonhard von durch Arbeiten am Schlossberg von 2005). Die größte und im Prinzip verhindern (UNSÖLD & FRITZ 2011). Es zu beantworten. Schlussendlich verfolgen, den Verlust an biologi- Keutschach erließ 1504 ein Abschuss- Graz die gesamte dortige Waldrapp- einzige noch freilebende Waldrapp- steht fest, dass für eine dauerhafte stellte sich das streng geschütz- scher Vielfalt zu stoppen. Den Cha- verbot für den „Claußrappen“ im Kolonie vertrieben (BÖHM & Population existiert im Sous Wiederansiedlung in Mitteleuropa te Überwinterungsgebiet „Laguna rakter eines Vorzeige- bzw. Vorbild- Stadtgebiet und in der Wand des PEGORARO 2011). Auch klimatische Massa Nationalpark bei Agadir das Ziehen essenziell ist, da das di Orbetello“ in der Toskana, das projekts verleiht ihm der erstmalige Mönchsbergs, das von einigen seiner Einflüsse („kleine Eiszeit“ zwischen in Marokko, von der alle in Zoos Nahrungsangebot im Winter nicht vom WWF Italien verwaltet wird, Versuch, einen Zugvogel wieder an- Nachfolger erneuert wurde (HOF- 1550 und 1850) könnten das lebenden Exemplare abstammen. ausreicht und der Waldrapp mit als beste Wahl heraus. Das histori- zusiedeln, denn die letzten freile- RICHTER 2005, BÖHM & PEGORARO Aussterben des Waldrapps in Europa Durch Schutzbemühungen konnte niedrigen Temperaturen nur schlecht sche Überwinterungsgebiet ist zwar benden Waldrappe in Marokko wei- 2011). Außerdem wird der Waldrapp beschleunigt haben (SCHENKER 1977, die Zahl hier auf etwa 450 Tiere zurechtkommt. Beobachtungen bei nicht bekannt, die heutige Situation sen kein intaktes Zugverhalten mehr als im Garten gehaltener Vogel er- HOFRICHTER 2005). stabilisiert werden, wobei aufgrund einer frei fliegenden Kolonie im ist jedoch viel entscheidender. Mit auf. Beim Auswahlverfahren 2012/13 wähnt. Eher vage sind die Verbrei- verschiedener Gefahren die oberösterreichischen Almtal (Grünau dem Schutzgebiet in der Toskana erhielt es von allen 68 LIFE+-Biodi- tungsangaben aus anderen europä- Außerhalb von Europa konnte sich Stückzahl nur langsam anwächst und Scharnstein) zeigten, dass die wurde sowohl ein nachhaltig geeig- versity-Projekten die zweithöchste ischen Ländern wie Ungarn, Italien der Waldrapp noch länger halten. (BÖHM & PEGORARO 2011). Jungvögel im Spätsommer/Herbst netes Winterhabitat gefunden als Punktezahl. Neben einem herausra-
Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag 2017 kam es in der Brutkolonie am ringe genetische Vielfalt ein Problem km bewältigt (FRITZ 2019). Dies zeigt Georgenberg durch Uhu-Attacken dar, weil die Tiere fast ausschließ- die enorme Leistungsfähigkeit der zum Verlust zweier Küken, worauf lich von einer Zuchtlinie abstammen. Waldrappe. Während der menschen- die Waldrappe in diesem Sommer Zudem sei nicht überliefert, ob die geführten Migration werden mittels nach Burghausen übersiedelt Vögel zu einer ziehenden Ursprungs- am Rücken der Vögel angebrachter wurden. Der Uhu, der selbst verletzt population gehören und das Ziehen GPS-Datalogger auch zahlreiche oder krank war, starb mittlerweile. somit überhaupt in ihrem Naturell D aten erfasst (FRITZ 2019). Das Bei noch geringen Individuenzahlen liegt. Genetische Untersuchungen Projekt ermöglicht ergänzend dazu stellen auch zwei Vögel einen her im Zuge des LIFE+-Projekts ergaben aber auch Windkanalstudien, die in ben Verlust dar. Auf lange Sicht muss eine große genetische Übereinstim- Seekirchen durchgeführt werden, die Koexistenz mit dem Uhu möglich mung bei den ost- und westafrikani- um herauszufinden, wieviel Ener- sein, da er als natürlicher Prädator schen Populationen. Diverse Hinwei- gie beim Formationsflug eingespart 16 zur Vitalität der Population beiträgt. se legen eine Besiedelung Europas werden kann (WALDRAPPTEAM 2019). 17 Prädation stellt mittlerweile mit von Westen her nahe, weshalb die 36 % die zweithäufigste Todesursache historische Herkunft der Waldrappe Nach Burghausen kehrten die ers- dar (FRITZ 2019). Nordafrika (Marokko) wäre und somit ten Vögel bereits Anfang März 2019 mit der heutigen Blutlinie überein- zurück. Im Juni 2019 flog das zwei- Von Beginn an ist das Projekt auch stimmt (FRITZ et al. 2017). Weiters jährige Weibchen „Sonic“ als erster von kritischen Stimmen begleitet. kritisiert LANDMANN (2015), dass Waldrapp der Überlinger Kolonie ei- BirdLife Schweiz und BirdLife Öster- es zu früh sei, von „wilden“ Wald- genständig aus dem Wintergebiet in reich äußerten Bedenken bezüglich rappen zu sprechen, da noch viel- der Toskana zurück, wobei es einen der unvorhersehbaren Auswirkun- fältige menschliche Unterstützung neuen, weiter westlich gelegenen gen, falls die wiederbegründeten Ko- notwendig sei (Einsammlung oder Migrationskorridor erschloss. Aller lonien nach Marokko ziehen würden. Verlust beim „eigenständigen“ Zug dings steuerte der noch nicht ge- Beim Vogelzug der Waldrappe in den Süden mittels menschengeführter Migration werden die handaufgezogenen Jungvögel Zudem seien die Lebensräume in den zurück ins Brutgebiet, Schutzvolie- schlechtsreife Vogel nicht direkt nach entsprechendem Training von ihren Ziehmüttern in Leichtfluggeräten („Paraplanes“) begleitet. (Bild: Waldrappteam, Wiederansiedlungsgebieten nicht ge- ren, Zufütterung bei Schlechtwetter Überlingen an, sondern erkundete LIFE Northern Bald Ibis) eignet. In den bisherigen Projektjah- etc.). Weiters seien bei der Ansied- das Alpenvorland in der Schweiz ren ergab sich kein Hinweis auf eine lung die Auswirkungen auf andere sowie in den Nachbarländern und genden „Naturschutzwert“ hatte vor burg (Georgenberg bei Kuchl) und ische Mehrwert“ „auf die Entwick- Beeinflussung der marokkanischen Tiere, insbesondere Nahrungstiere besuchte dabei auch historisch allem der „Europäische Mehrwert“ die Sandsteinwände am Bodensee- lung innovativer Natur- und Arten- Population, vielmehr können die wie Heuschrecken und Amphibien im überlieferte Brutgebiete im Rhein- aufgrund länderübergreifender Zu ufer bei Überlingen als geeignete schutzmethoden“ (FRITZ & UNSÖLD gewonnenen Erkenntnisse auch für Salzachtal, zu wenig berücksichtigt tal zwischen Chur und Sargans. Dies sammenarbeit besonderes Gewicht. Standorte für die Wiederansiedlung 2015). Unter anderem werden bis zu zukünftige Erhaltungsmaßnahmen worden. könnte die Diskussion über die Eta- heraus. Eine Kombination von natür 100 Vögel mit GPS-Trackern ausge- in der afrikanischen Kolonie nützlich blierung einer weiteren Kolonie in Die Projektziele umfassen (1) die lichen Brutnischen und künstlichen stattet, sodass ihre Flugroute per sein (FRITZ & UNSÖLD 2015). der Schweiz erneut anfachen. An- Wiederansiedlung des Waldrapps Strukturen an Gebäuden bietet das Internet verfolgt werden kann. Rück- Aktuelles und Ausblick fang September kehrte „Sonic“ in in Europa, indem den Tieren das Projektgebiet Burghausen mit dem läufige Abschüsse trotz steigender LANDMANN (2015) stellt die Sinn die Toskana zurück. Die ersten ge- Ziehen wieder beigebracht wird, (2) Salzachdurchbruch und der Burgan- Individuenzahl legen ein Wirken der haftigkeit der Wiederansiedlung des Im September 2017 kam die 12. men schlechtsreifen Waldrappe werden die genetische Analyse der Vögel, (3) lage. Dass für alle Projektstandorte Maßnahmen nahe. Außer der Wilde- Waldrapps im Alpenraum auf Basis schengeführte Migration von Wald- 2020 in Überlingen erwartet, wo ein elektronisches Monitoring, um ein historischer Nachweis vorliegt, rei (in Italien) gibt es kaum Konflikte von vier Gesichtspunkten in Frage: rappen in die Toskana, bei der eine sie auch eine besondere Attrakti- Ausfälle aufgrund von Abschüssen zu verleiht ihnen zusätzliche Legitima- mit dem Menschen, da der Waldrapp „(1) Wegen fehlender Notwendigkeit neue, westlichere Flugroute gewählt on bei der Landesgartenschau dar- dokumentieren und zu reduzieren, tion. Da optimale Bruthabitate eher weder Jäger noch Bauern in irgend- bezüglich des globalen Schutzes der wurde, zu einem erfolgreichen Ab- stellen werden. Der Bruterfolg von (4) die Lenkung der medialen rar sind, erscheint die Befürchtung einer Weise wirtschaftlich schädigt. Art, (2) aus historischer Perspektive, schluss. Nach Burghausen und Kuchl, 13 Paaren in den beiden Kolonien Aufmerksamkeit auf Zugvögel in einer unkontrollierten Ausbreitung (3) wegen ökologischer Bedenken wo die ca. 40 Vögel starken Kolo- Burghausen und Kuchl lag im Jahr Europa im Allgemeinen sowie (5) der Waldrappe haltlos (FRITZ & UN- Mittlerweile stellen unzureichend und (4) aus generellen naturschutz- nien bereits eigenständig brüten 2019 bei 37 flüggen Jungvögeln. Am die Vermittlung der Bedeutung SÖLD 2015). gesicherte Strommasten die wesent strategischen und naturschutzpo- und in das Wintergebiet fliegen, Georgenberg gelang es auch, die von nachhaltiger Landnutzung und lichste Mortalitätsursache dar litischen Überlegungen“. Die Po- wurde durch diesen Zug begonnen, Besiedlung von natürlichen Nischen Biodiversität. Konkret sollen bis Bereits die Machbarkeitsstudie er- (FRITZ 2019). Wenn Waldrappe pulationen in Nordafrika könnten Überlingen als dritte Brutkolonie zu in der Felswand zu initiieren (WALD- 2019 insgesamt mindestens 120 gab, dass das große Problem der auf den Leitungen bzw. Masten durch billige und wenig aufwändige re-etablieren. Am 14. August 2019 RAPPTEAM 2019). Aus einer während Individuen zum selbstständigen Waldrappe aus historischer Zeit – rasten, kann es zu einem letalen Maßnahmen gefördert werden. Auf- startete die 14. menschengeführte der Vegetationszeit frei fliegenden Ziehen angeleitet werden, womit die Bejagung – trotz Schutzstatus Stromschlag kommen. In Salzburg, grund der sehr kritischen Betrach- Migration vom Segelflugplatz Heili- Brutkolonie im Kärntner Tierpark eine überlebensfähige Population heute noch vorhanden ist. In den wo Stromleitungen in nächster tung der historischen Belege kommt genberg in Baden-Württemberg mit Rosegg stammte der überwiegende erreicht wäre. Jahren 2002 bis 2013 beruhten fast Nähe zum Bruthabitat in Kuchl LANDMANN (2015) zu dem Schluss, zwei Fluggeräten und 29 Vögeln, die Teil der Jungvögel für die Handauf- drei Viertel der Todesfälle auf il- verlaufen, sollen Mittel des LIFE+- dass lediglich die Vorkommen in der alle wohlbehalten in der Toskana an- zucht. 2018 wurde mit dem Vorha- legalem Abschuss in Italien, was Projekts für Sicherungsmaßnahmen Schweiz sowie um Graz und Salz- kamen. Bei der Etappe über Arlberg ben begonnen, einen zunehmenden Projektumsetzung, mehr als 40 Vögeln entspricht. Aus verwendet werden. Ein kurzer burg tatsächlich bestätigt werden und Reschenpass wurde mit 2900 m Teil der Rosegger Waldrappe in die Probleme und Kritik diesem Grund stellen die Medien- Freileitungsabschnitt unmittelbar können. Hier habe der Waldrapp, die bisher größte Flughöhe im Rah- migrierende Wildkolonie zu integ- arbeit und die Zusammenarbeit mit am Georgenberg wurde bereits infolge einer klimabedingten Areal men des Projektes erreicht. Durch rieren. Von zehn Jungvögeln, die Bei einer Bruthabitat-Evaluierung Jagdverbänden wichtige Bausteine verkabelt und an 29 Strommasten ausweitung aber maximal 100 Jahre unterstützende Winde begünstigt be- selbständig von Rosegg nach Süden im Jahr 2013 stellten sich die Kon- des LIFE+-Projekts dar. Neben den im Umfeld der Brutkolonie wurden gelebt, was keine Wiederansiedlung trug die mittlere Geschwindigkeit 57 zogen, konnten zwei in die Wildkolo- glomerat-Inselfelsen im Talraum Maßnahmen gegen die illegale Jagd 2019 Sicherungen gegen Stromschlag rechtfertige. Bei der Wiedereinbür- km/h (WALDRAPPTEAM 2019). Auch nie im Winterquartier in der Toskana der Salzach im Bundesland Salz- bezieht sich der erwähnte „Europä- angebracht. gerung stellt aus seiner Sicht die ge- werden Tagesflugdistanzen von 400 eingegliedert werden (FRITZ 2019).
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