LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland

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LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland
Saarkonjunktur        IHK-Vollversammlung       1,2,3 GO:
                      verliert an Schwung   gegen Ausbildungsumlage   Drei Sieger aus dem Saarland

                                                                                         10/17

                                    LANGE NACHT
www.saarland.ihk.de
Einzelheft 2,00 €                   DER INDUSTRIE 2017
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LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland
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Die Subventions- und
Inter­ventionsspirale

                                                                                        Saarwirtschaft 10/2017
der Energie­politik durchbrechen
IHK-Präsident Dr. Hanno Dornseifer

                                                                                        Kolumne
  Die Bundestagswahl ist gelaufen. Sieger diese Konzepte brauchen einen markt-
  und Verlierer stehen fest. In den kom- wirtschaftlichen Rahmen, damit sie
  menden Wochen werden Verhandlun- ihre Potenziale im Wettbewerb der
 gen zur Regierungsbildung geführt. An Technologien entfalten können. Staat-
 deren Ende steht dann wohl wieder ein lich festgesetzte Quoten sind dazu nicht
  Koalitionsvertrag, der nach dem Muster geeignet.
 der letzten Legislaturperioden „abge­ Wenn es also etwas gibt, das sich eine
 arbeitet“ wird: Die Bundesregierung neue Bundesregierung ganz oben
    schlägt zu 95 Prozent die Ge-                        auf ihre energiepolitische
    setze vor. Der Bundestag                             Agenda setzen sollte, dann
   ­b eschließt diese zumeist                             ist es das Durchbrechen der
­o hne größere kontroverse                                bestehenden Subventions-
  ­De­batten. Dabei besteht auf                          und Interventionsspirale und
 zahlreichen Politikfeldern                              die Freisetzung der Markt-
 durchaus Diskussionsbedarf.                              kräfte. Denn die führen er-
  Nicht zuletzt in der Ener-                             fahrungsgemäß zu besseren
 giepolitik, die seit Jahren                             Ergebnissen, als jede noch
    schon eine unerquickliche                             so ausgeklügelte staatliche
   Dauerbaustelle darstellt.                             ­Mikrosteuerung. Erste posi-
  Was unter der rot-grünen          Dr. Hanno Dornseifer tive Ansätze in diese Rich-
   Bundesregierung Gerhard                Präsident      tung hat es bereits mit der
  Schröders mit einem aus zwölf Paragra- Einführung von Ausschreibungsverfah-
  fen auf fünf Seiten bestehenden EEG ren für Wind und Fotovoltaik gegeben.
    begann, ist durch diverse Novellen auf Diesen Weg gilt es nun beherzt fortzu-
  mehr als 100 Paragrafen und rund 120 setzen. Neben einer dadurch induzier-
  Seiten angewachsen. Vergütungssätze ten Verbesserung der Kosteneffizienz ist
  wurden ausdifferenziert, Einzelfallre­ aber auch die Frage der Verteilung der
 gelungen hinzugefügt und Regelungs- Kosten von Bedeutung. Dies gilt beson-
    lücken geschlossen. Neben das EEG ders auch für das Saarland. Heute schon
 ­traten dann mit der Zeit zahlreiche flan- zählt unser Bundesland mit einem jähr-
    kierende Gesetze und Verordnungen. lichen dreistelligen Millionenbetrag zu
   Die systembedingten Dysfunktionalitä- den Nettofinanziers des EEG. Zusätz­
  ten wurden damit aber nicht beseitigt, liche Lasten kommen auf uns durch den
 eher verschlimmbessert. Ein funktio­ Ausbau der Nord-Süd-Stromautobahnen
  nierender Strommarkt ist jedoch für das zu – obwohl diese gar nicht das Saarland
 Gelingen der Energiewende unabding- tangieren. Die neue Bundesregierung
    bar. Gerade auch mit Blick auf die an­ sollte daher auch den Aspekt der ver­
 gestrebte Elektrifizierung weiter Teile ursachungsgerechten Kostenverteilung
  von Wirtschaft und Gesellschaft. Erst nicht aus den Augen verlieren. Sie ist
  mit dieser „Sektorkopplung“ genannten für die allgemeine Akzeptanz der
 Vision wird die Energiewende nämlich ­Energiewende ebenso von Bedeutung
 gesamtwirtschaftlich abgerundet. Egal, wie auch für die Sicherung der Wett­
 ob E-Mobilität, Power to Gas, Power bewerbsfähigkeit bestehender Indus­
  to Heat, Smart Grid, Smart Home, alle triestandorte.
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                                                        6
    Saarkonjunktur
    Schwungverlust

    Die Konjunktur an der Saar hat im September leicht
    an Schwung verloren. Sie bewegt sich aber weiterhin auf
    ­einem relativ hohen Niveau. Danach beurteilen die Betriebe
     ihre derzeitige Lage nicht mehr ganz so günstig wie im Vor-
     monat.

                                                         8
    IHK-Vollversammlung
    Gegen eine Ausbildungsumlage

     Einstimmig hat sich die IHK-Vollversammlung
     gegen die Einführung einer Ausbildungsumlage ausge­
     sprochen. Eine derartige Umlage hatte Wirtschaftsministerin
    ­Rehlinger vorgeschlagen.

                                                  26
    Biologische Vielfalt
    Unternehmen schaffen Natur

    Die auf dem Gelände des ehemaligen Zoll-
    bahnhofs in Homburg ansässige Bahnlog ist ein Vorzeige­
    projekt, wenn es darum geht, zu dokumentieren, wie Unter-
    nehmen den Naturschutz fördern.

    Titel

    Die LANGE NACHT DER INDUSTRIE am 28. September war
    erneut ein großer E­ rfolg: mehr als 1.000 Schülerinnen und
    Schüler, Studentinnen und Studenten sowie Eltern besuchten
    insgesamt 16 Unternehmen. Unser Titelbild ist ein Appetit­
    anreger – wir berichten ausführlich (wegen des Produktions-
    termins für die Oktober-­Ausgabe) in der November-Ausgabe.
                                            Foto: Andreas Engel
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Kolumne                                                       International

Nach der Wahl: Die Subventions- und                           Handelsabkommen: CETA bietet Chancen                   45
Interventionsspirale der Energiepolitik durchbrechen    1
                                                              News:
                                                              Aktuelle Meldungen des Enterprise Europe Network       46

Standortpolitik
                                                              IHK Regional
Wirtschaftspolitik: Neues aus Berlin und Brüssel        4

                                                                                                                           Saarwirtschaft 10/2017
Gebremst: Saarkonjunktur verliert leicht an Schwung     6    47

IHK-Vollversammlung: Einstimmiges Votum
gegen Ausbildungsumlage                                 8
                                                              Unternehmen und Personen
Energie: Energiepolitische Erwartungen
an die neue Bundesregierung                             10   Jubiläum: HomeCareSpezialist Assist GmbH
                                                              feiert 25jähriges Bestehen                             48

                                                                                                                           Inhalt
Heimat shoppen: Stationärer Handel sorgt
für lebendige Städte                                    16   Ehrung: Data One als Finalist beim Großen Preis
                                                              des Mittelstandes ausgezeichnet                        49
Forum: Umverteilung der Steuern in Deutschland          21
                                                              Umzug: Unternehmensgruppe Lehnert
Naturschutz: Biologische Vielfalt                       26
                                                              bezieht neues Firmendomizil                            50

                                                              Verlagert: Terrag verlegt Hauptsitz nach Neunkirchen   54
Wirtschaftsjunioren Saarland
                                                              Alles neu: Aus ACN wurde echtgut
                                                              markeninszenierung GmbH                                58
Erfolg: Zwei Rekorde bei 9. WJS-Ausbildungsplatzmesse   29
                                                              Namen und Nachrichten                                  59
Diskussion: Wie geht moderne Ausbildung?                30
                                                              Dienstjubiläen59

Aus- und Weiterbildung
                                                              Kultur Szene
Zertifiziert: Grundschule Neumünster als
„Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert                32   Sonderausstellung: „Prominente Menschen aus dem
                                                              Saarland – Eine Auswahl von Gräfin Elisabeth bis
IHK – die Weiterbildung                                 34   in das 21. Jahrhundert“                                60

                                                              Kulturkalender62
Recht

Novelle: Neues Geldwäschegesetz in Kraft                35   Im Blickpunkt

Brexit: Was bedeut das für die Limited?                 35   Ausbildungsumlage
                                                              Das falsche Signal zur falschen Zeit                   63

Mittelstand und Unternehmensförderung
                                                              Letzte Seite
Sieger: IHK-Businessplanwettbewerb der Großregion –
Großer Erfolg für saarländische Teilnehmer              40   Impressum64
IHK-Service
Recyclingbörse41
Existenzgründungsbörse42
Kooperationen43
Für Ihren Terminkalender 44
LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland
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                         Neues aus Berlin
                         und Brüssel
Saarwirtschaft 10/2017

                         Auslandsstipendien machen Ausbildung interessant
Standortpolitik

                         Berlin. Der DIHK schlägt vor, Auslands-               bis aus dem Ausland in den beteiligten
                         stipendien auch für Azubis einzuführen,               Betrieben den Fachkräftemangel redu-
                         um die Attraktivität der Beruflichen                  zieren. „Die Stipendien sollten wie beim
                         Bildung zu erhöhen. „Wir können den                   DAAD aus Bundesmitteln finanziert und
                         Austausch in der Beruflichen Bildung                  unkompliziert angeboten werden. Das
                         spürbar verbessen, wenn wir uns dabei                 wäre eine Investition, die sich letztlich
                         an den Strukturen des Deutschen Aka-                  sogar für unsere Volkswirtschaft und
                         demischen Austauschdienstes (DAAD)                    über zurückfließende Steuern auch für
                         orientieren“, sagte DIHK-Präsident Eric               den Staat positiv auszahlt. Mit einem
                         Schweitzer. Ein solcher „Deutscher Be-                solch mutigen Programm bringen wir
                         ruflicher Austauschdienst (DBAD)“ sollte              die Internationalisierung unserer Wirt-
                         in Anlehnung an die Grundidee des                     schaft weiter voran. Das schafft und
                         DAAD Stipendien für Auszubildende,                    sichert Arbeitsplätze in unserem Land,“
                         Ausbilder oder Absolventen der Höhe-                  so Schweitzer.
                         ren Berufsbildung vergeben. Das An-                   Impulsgeber ist hier das Bundespro-
                         gebot richtet sich sowohl an junge                    gramm „Berufsbildung ohne Grenzen“, DIHK-Präsident Eric Schweitzer  Foto: Nils Hasenau
                         Deutsche, die für ein Berufspraktikum                 das der DIHK im Schulterschluss mit
                         ins Ausland wollen als auch an junge                  dem Handwerk und unter Federführung künftig weiter zu stärken und im Sinne
                         Ausländer, die in Deutschland eine                    des Bundesministeriums für Wirtschaft eines DBAD weiterzudenken.
                         Ausbildung absolvieren. Für junge Men-                und Energie zur För derung von Aus-
                         schen würde ein solcher Auslandsauf-                  landsaufenthalten in der Berufsbildung
                         enthalt die Attraktivität der Beruflichen             bereits durchführt. Ziel ist es diese Be-                    b Ansprechpartnerin:
                         Bildung erhöhen. Zugleich können Azu-                 ratungs- und Unterstützungsstruktur                   fabian.barbara@dihk.de

                         Bürokratieabbau nach der Wahl anders angehen!

                         Berlin. Die bisherigen politischen An-                 können die Belastungen für die Betriebe     und das bisherige System sprengen“.
                         strengungen zum Bürokratieabbau                        nach Ansicht von DIHK-Hauptgeschäfts-       Wansleben: „Wenn die Politik diesen
                                                                                führer Martin Wansleben bestenfalls         Mut aufbringt, dann heißt es in man-
                                                                                deckeln, aber nicht verringern. „Die von    chen Bereichen nicht mehr ‚One in,
                                                                                uns geforderte Bürokratiebremse ist         one out‘ bei insgesamt gleicher Be-
                                                                                zwar inzwischen von der Bundesregie-        lastung, sondern wir schaffen durch
                                                                                rung eingeführt“, sagte Wansleben.          Digitalisierung ganzer Prozesse eine
                                                                               „Mit dem Ziel, für jede neue Regelung        hundertfache Einsparung für die Be-
                                                                                eine alte abzuschaffen, denken wir noch     triebe.“
                                                                                zu sehr in der alten Welt der Behörden      Er zeigte sich überzeugt: „Start-ups
                                                                                und Verwaltungen.“                          bringen uns bei, wie man einfacher,
                                                                                Die zunehmende Digitalisierung in           schneller und mit ein bisschen mehr
                                                                                den Unternehmen erfordere neue und          Freude im Zweifel sogar noch viel er-
                                                                                schlankere digitale Prozesse seitens        folgreicher ist.“
                                                                                der staatlichen Bürokratie, so der
                                                                                DIHK-Hauptgeschäftsführer.
                                                                               „Direkt nach der Bundestagswahl sollten
                                                                                wir alle gemeinsam daher den Büro-
                                                                                kratieabbau anders angehen.“ Als Vor-
                         DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben             bild empfahl er Start-ups, die „plötzlich                     b Ansprechpartnerin:
                                                  Foto: DIHK / Thomas Kierok    mit einer einfachen Lösung kommen                          beland.ulrike@dihk.de
LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland
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Deutschkurse kein geldwerter Vorteil mehr

Berlin. Deutschkurse, die Arbeitgeber        gesetzt. Voraussetzung für die Steuer-     betreffenden Mitarbeitern steuerfrei
für Flüchtlinge und Mitarbeiter finan-       freiheit ist, dass die Deutschkenntnisse   zur Verfügung stellen.
zieren, stellen keinen steuerpflichtigen     für die berufliche Tätigkeit notwendig
Arbeitslohn dar. Das hat die Finanz-         und somit im überwiegend eigenbe-
verwaltung aktuell in einem Schreiben        trieblichen Interesse sind. Der Unter-
bestätigt. Die IHK-Organisation hatte        nehmer kann solche Deutschkurse orga-                            b Ansprechpartnerin:
sich für diese steuerliche Einstufung ein-   nisieren sowie finanzieren und den                            karbe.daniela@dihk.de

                                                                                                                                                Saarwirtschaft 10/2017
Erleichterungen für KMUs beim Import von Konfliktmineralien

Brüssel. Auf Anraten des DIHK hat die        mineralien die ab 2021 geltenden ver-      Positionspapier veröffentlicht. Darin
Europäische Kommission die Verpflich-        bindlichen Sorgfaltspflichten in der       wurde unter anderem gefordert, dass
tung zur Zertifizierung beim Import          Lieferkette erst ab bestimmten Mengen-     KMUs nicht mit umfangreichen Prüf-

                                                                                                                                                Standortpolitik
von Konfliktmineralien für kleine und        schwellen eingeführt. Der DIHK hatte       und Dokumentationspflichten belastet
mittlere Unternehmen (KMU) gelockert.        zusammen mit dem Bundesverband             werden dürfen.
Die EU-Kommission hat nun eine Baga-         Deutscher Unternehmensberater und
tellschwelle eingeführt. Danach werden       dem Bundesverband des Groß- und                                 b Ansprechpartnerin:
für Importeure sogenannter Konflikt-         Außenhandels im September 2015 ein                           matulovic.lina@dihk.de

Neuer Personalausweis: Mittel gegen den Missbrauch elektronischer Identitäten

Berlin. Auf Anregung des DIHK wird           DIHK hat daher Empfehlungen einge- zige Berechtigung die sichere Ab -
der neue elektronische Personalausweis       bracht zur praxisnahen Ausgestaltung wicklung mehrerer Online-Services zu
an die Anforderungen der Nutzer an-          der eID-Funktion sowie zu den Berech- ermöglichen, wurde umgesetzt. Bislang
gepasst. Zum Hintergrund: Die elektro-       tigungsprozessen für Unternehmen und war für jeden Ser vice eine eigene
nische Identifizierungs(eID)-funktion        Verwaltungen, die diese nutzen wollen. Berechtigung erforderlich. Damit wurde
des neuen Personalausweises wird in der      Die Vorschläge sind in die Überarbei- eine gute Basis zur Verbreitung der
Praxis kaum genutzt. Dabei könnte eine       tung des Personalausweisgesetzes ein- „staatlich verifizierten Identitäten“ ge-
größere Verbreitung des Online-Aus-          geflossen. So wurde der DIHK-Vorschlag schaffen.
weises ein wirksames Mittel gegen den        aufgegriffen, die eID-Funktion bei
Missbrauch elektronischer Identitäten        der Ausweisausgabe obligatorisch zu
im Netz sein. Dieser richtet jährlich hohe   aktivieren. Auch das Anliegen, Unter-                      b Ansprechpartnerin:
volkswirtschaftliche Schäden an. Der         nehmen und Behörden über eine ein-                   sobania.katrin@dihk.de

DIHK empfiehlt dringend eine Überarbeitung des Erbschaftsteuererlasses

 Berlin. Der jetzt von fünfzehn Bun-         nach dem Erlass offensichtlich sogar
 desländern veröffentlichte Erlass zur       Erbschaftsteuer auf bereits gezahlte
 Anwendung des neuen Erbschaftsteuer-        Steuern zahlen.
 rechts bietet den Unternehmen immer         Sein Fazit: „Wir empfehlen dringend,
 noch nicht die dringend erforderliche       den Erlass noch einmal zurückzuziehen
 Rechtssicherheit, kritisiert der DIHK.      und die zahlreichen unklaren Punkte
 Zu vieles aus dem „ohnehin schon kom-       zu überarbeiten.“ Ein gemeinsamer
 plizierten neuen Gesetz“ könne so in        Erlass muss den eigentümer- und fami-
 der Praxis nicht angewendet werden.         liengeführten Unternehmen in allen 16
 Beispielsweise sei noch immer nicht ge-     Bundesländern Rechtssicherheit bieten,
 klärt, auf welcher Basis die Vermö-         so der Wunsch der Wirtschaft. Dieser
 gensaufstellung bei Familienunterneh-       Erlass sollte dann auch der Leitlinie
 men mit mehreren Geschäftszweigen           des Gesetzes folgen, die Übertragungen
 er folgen soll.                             der Familienunternehmen in Deutsch-
„Auch die Bezugsgröße für die Ge -           land nicht zu behindern.
 winnentnahme von Gesellschaftern ist
 noch immer offen“, so DIHK-Steuer-Chef
 Rainer Kambeck weiter. „Dazu hatte
 die Bundesregierung extra eine Pro-
 tokollerklärung abgegeben.“ Bei gro-                          b Ansprechpartner:       DIHK-Steuer-Chef Rainer Kambeck
 ßen Übertragungen müssten die Erben                     kambeck.rainer@dihk.de                                     Foto: DIHK / Jens Schicke
LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland
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                         Saarkonjunktur verliert
                         etwas an Schwung
Saarwirtschaft 10/2017

                         Leichter Rückgang bei Lage- und Erwartungsindikator
Standortpolitik

                         Die Konjunktur an der Saar hat im Sep-                            die Meldungen der Unternehmen zu ih-                    ihre derzeitige Lage nicht mehr ganz so
                         tember leicht an Schwung verloren. Sie                            rer aktuellen Geschäftslage und den Er-                 günstig wie im Vormonat. Der IHK-Lage­
                         bewegt sich aber weiterhin auf einem                              wartungen für die kommenden sechs                       indikator gab um 1,5 Punkte auf nun-
                         relativ hohen Niveau. Das signalisieren                           Monate. Danach beurteilen die Betriebe                  mehr 42,7 Zähler nach. Zuvor war er sie-
                                                                                                                                                   ben Mal in Folge gestiegen. Maßgeblich
                                                                                                                                                   für den Rückgang ist die nicht mehr ganz
                                                 Saarindustrie:
                                                 Saarindustrie: Gute
                                                                Gute Auftragslage,
                                                                     Auftragslage,                                                                 so kraftvolle Industriekonjunktur – der
                                         aber schwächere Umsatzentwicklung
                                         aber schwächere  Umsatzentwicklung alsals im
                                                                                   im Bund
                                                                                      Bund                                                         Lageindikator für die Industrie fiel um
                                       Veränderungen
                                       Veränderungen Januar
                                                     Januar bis
                                                            bis Juni
                                                                Juni 2017
                                                                     2017 zum
                                                                          zum Vorjahreszeitraum
                                                                              Vorjahreszeitraum in
                                                                                                in v.H.
                                                                                                   v.H.                                            4,2 auf 47,3 Punkte. Leicht eingetrübt
                                                                                                                                                   haben sich auch die Aussichten für die
                                              Umsätze
                                                                                                                                                   kommenden sechs Monate. Der IHK-Er-
                                              Umsätze                        Auftragseingang                          Beschäftigung
                                                                             Auftragseingang                          Beschäftigung                wartungsindikator verringerte sich um
                          12
                          12                                                                                                                       1,5 Punkte. Mit 7,9 Zählern liegt er aber
                          10                                                                                                                       weiterhin deutlich über dem langjähri-
                          10
                                                                                                                                                   gen Durchschnitt. „Der Aufschwung
                           8
                           8                                                                                                                       wird sich auch in den Herbst- und Win-
                                                                                                                                                   termonaten fortsetzen. Dafür spricht
                           6
                           6                                                                                                                       unter anderem die gute Auftragslage
                                                                              10,7
                                                                              10,7                                                                 der Unternehmen. Wachstumstreiber
                           4
                           4                             5,6                                                                                       bleiben vor allem der Export und die pri-
                                                         5,6                                  5,2
                                                                                              5,2
                           2                                                                                                                       vate Konsumnachfrage. Mit Blick auf
                           2                                                                                                                       Sonderentwicklungen im Fahrzeugbau
                                          1,1                                                                                        1,3
                                                                                                                                     1,3
                                          1,1                                                                                                      revidieren wir unsere Wachstumsprog-
                           0
                           0                                                                                         -0,9
                                                                                                                     -0,9
                                                                                                                                                   nose für dieses Jahr von 1,5 Prozent auf
                           -2
                           -2                                                                                                                      1,0 Prozent.“ So kommentierte IHK-­
                                     Saar                       Bund                    Quelle: Statistisches Amt Saarland, Grafik: IHK Saarland
                                     Saar                       Bund                    Quelle: Statistisches Amt Saarland, Grafik: IHK Saarland   Hauptgeschäftsführer Heino Klingen die
                                                                                                                                                   Ergebnisse der September-Umfrage der
                                                                                                                                                   IHK Saarland, an der sich rund 300 Un-
                                                                                                                                                   ternehmen mit gut 110.000 Beschäftig-
                                                               IHK-Konjunkturindikatoren                                                           ten beteiligten.
                                                               IHK-Konjunkturindikatoren                                                           Insgesamt bewerten derzeit 49 Prozent
                                                            im
                                                            im Vergleich
                                                               Vergleich die
                                                                         die Jahre
                                                                             Jahre 2012
                                                                                   2012 bis
                                                                                        bis 2017
                                                                                            2017                                                   der befragten Unternehmen ihre Ge-
                                                                                                                                                   schäftslage mit gut, 45 Prozent mit be-
                          40                                                                                                                       friedigend und nur sechs Prozent mit
                          40
                                                                                                                                                   schlecht. Mit Schwung laufen die Ge-
                          30                                                                                                                       schäfte in weiten Teilen des Fahrzeug-
                          30
                                                                                                                                                   baus sowie in der Medizin-, Mess- und
                                                                                                                                                   Regeltechnik. Etwas verhaltener, aber
                          20
                          20                                                                                                                       dennoch gut, ist die Lage im Maschinen-
                                                                                                                                                   bau, in der Keramikindustrie, im Ernäh-
                          10
                          10                                                                                                                       rungsgewerbe und der Metallbearbei-
                                                                                                                                                   tung. Durchaus zufriedenstellend sind
                           0
                           0                                                                                                                       die Geschäfte in der Gummi- und Kunst-
                                                                                                                                                   stoffindustrie, in der Elektroindustrie, im
                         -10
                         -10                                                                                                                       Stahlbau und bei den Gießereien. In der
                               2012
                               2012                  2013
                                                     2013                  2014
                                                                           2014                   2015
                                                                                                  2015                   2016
                                                                                                                         2016           2017
                                                                                                                                        2017       Stahlindustrie hat sich die Lage trotz un-
                                    Geschäftslage
                                    Geschäftslage
                                                               Geschäftserwartungen
                                                               Geschäftserwartungen                                                                verändert hoher Überkapazitäten merk-
                                Die IHK-Konjunkturindikatoren werden als Saldo der positiven bzw. negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen
                                                                                                                                                   lich aufgehellt. In der Bauwirtschaft ist
                                Die IHK-Konjunkturindikatoren werden als Saldo der positiven bzw. negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen
                                ermittelt. Sie können Werte zwischen minus 100 und plus 100 annehmen. Ein Wert von Null gibt an, dass sich die     die Lage so gut wie schon lange nicht
                                ermittelt. Sie können Werte zwischen minus 100 und plus 100 annehmen. Ein Wert von Null gibt an, dass sich die
                                positiven und negativen Antworten genau die Waage halten
                                positiven und negativen Antworten genau die Waage halten
                                                                                                                    Quelle, Grafik: IHK Saarland
                                                                                                                    Quelle, Grafik: IHK Saarland   mehr. Über 95 Prozent der befragten Un-
LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland
Foto: Rolf Ruppenthal

ternehmen berichten über eine gute                                        Geschäftslage nach Branchen
oder befriedigende Lage. Rund läuft es                                    Geschäftslage nach Branchen
                                                                                Trends in Prozent
auch im Dienstleistungssektor. Insbeson-                                             Trends in Prozent
dere die IT-Branche, das Verkehrsgewer-
be und die unternehmensnahen Dienst-                                                   21,6%
leister melden lebhafte Geschäfte. Im                                                  21,6%              35,5%             54,4%
                                                                    57,0%                                 35,5%
Hotel- und Gaststättenbereich, im Han-               55,9%          57,0%                                                   54,4%
del und in der Kreditwirtschaft ist die              55,9%
Lage überwiegend befriedigend.
                                                                                       70,3%
                                                                                       70,3%
Den Standort stärken!                                                                                     64,5%             42,2%
                                                     36,1%          40,6%
                                                     36,1%                                                64,5%             42,2%
                                                                    40,6%
Trotz des leichten Rücksetzers bei den
Erwartungen für die kommenden sechs              8,0%               2,4%              8,1%                                 3,4%
Monate ist die Grundstimmung in den              8,0%               2,4%              8,1%                                 3,4%
                                              Verarb.            Bau               Handel             Finanzdienst-     unternehmensnahe
Unternehmen weiter positiv. 13 Prozent        Verarb.
                                              Gewerbe            Bau               Handel             Finanzdienst-
                                                                                                      leistungen        unternehmensnahe
                                                                                                                        Dienstleistungen
der Betriebe rechnen mit besseren, 82         Gewerbe                                                 leistungen        Dienstleistungen
                                           Trend*:
Prozent mit gleich bleibenden und nur      Trend*:
fünf Prozent mit schlechteren Geschäf-
ten. „Das heißt aber nicht, dass der           * Veränderung der Salden gegenüber dem Vormonat:
                                               * Veränderung
                                                 um mehr als 5der  Salden gegenüber dem
                                                                Punkte                   Vormonat:
                                                                                    zwischen -2,5 und -5 Punkte              gut
Standort Deutschland schon für die kom-                                                                                      gut
                                                 um mehr als
                                                 zwischen 2,5 5und
                                                                Punkte
                                                                    5 Punkte        zwischen
                                                                                    um       -2,5als
                                                                                        weniger   und   -5 Punkte
                                                                                                     -5 Punkte               befriedigend
menden Herausforderungen gerüstet ist.
                                                 zwischen 2,5
                                                 zwischen 2,5 und
                                                               und 5-2,Punkte
                                                                        Punkte      um weniger als -5 Punkte                 befriedigend
                                                                                                                             schlecht
Verkehrswege müssen ertüchtigt, die              zwischen 2,5 und -2, Punkte                                                 schlecht
digitale Infrastruktur rasch ausgebaut                                                                                  Quelle, Grafik: IHK Saarland
werden. Nicht minder wichtig ist eine                                                                                   Quelle, Grafik: IHK Saarland

Absenkung der im internationalen Ver-
gleich überdurchschnittlichen Steuer-
und Abgabenlast von Unternehmen und                          Erwartete Geschäftsentwicklung insgesamt
Arbeitnehmern“, so Klingen.       b SaWi                     Erwartete Geschäftsentwicklung insgesamt

                                                                                                                      5,3 % schlechter
                                                                                                                      5,3
                                                                                                                      13,2%%schlechter
                                                                                                                             besser
                                                                                                                      13,2 % gleich
                                                                                                                      81,5 % besser
                                                                                                                      81,5 % gleich

                                                                                                                        Quelle, Grafik: IHK Saarland
                                                                                                                        Quelle, Grafik: IHK Saarland
LANGE NACHT DER INDUSTRIE 2017 10/17 - IHK Saarland
8
Saarwirtschaft 10/2017

                         In der Sitzung informierte die stv. IHK-Hauptgeschäftsführerin Heike Cloß (am Rednerpult stehend) über die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur gesetz-
                         lichen Mitgliedschaft in einer IHK.                                                                                                                Fotos: Becker&Bredel

                         IHK-Vollversammlung: Einstimmiges
Standortpolitik

                         Votum gegen Ausbildungsumlage
                         Einstimmig hat sich die IHK-Vollver-                     des für ein weiteres Jahr ein Moratori-                   Arbeitsgruppen „Strategische
                         sammlung gegen den Vorschlag von                         um beschlossen. Die Hauptgeschäfts-                       IHK-Schwerpunkte 2017/2022“
                         Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger                     führung wurde damit beauftragt, in
                         ausgesprochen, eine Ausbildungsum-                       dieser Zeit vertiefte Gespräche mit
                                                                                                                                            aus der Taufe gehoben
                         lage im Bereich der dualen Berufsaus-                    potenziellen Partnern für das geplante                    Die Arbeit der IHK-Vollversammlung
                         bildung einzuführen. Zurzeit bieten die                  Bauprojekt am jetzigen Standort der                       bis 2022 wird durch Arbeitsgruppen be-
                         saarländischen Unternehmen deutlich                      IHK zu führen. Im vergangenen Jahr                        gleitet. Auf Anregung des Präsidiums
                         mehr Ausbildungsstellen an, als über-                    hatte die Vollversammlung beschlos-                       wurden Arbeitsgruppen zu den Themen
                         haupt Bewerber für solche Stellen zur                    sen, von der geplanten Sanierung des                      Infrastruktur, Aus- und Weiterbildung,
                         Verfügung stehen. Laut Arbeitsagentur                    Verwaltungsgebäudes wegen einer                           Hochschulpolitik, International, Stand-
                         waren Ende Juli 1.000 Ausbildungsstel-                   unerwarteten Kostensteigerung Ab-                         ortpolitik, Handel und Tourismus, Grün-
                         len mehr gemeldet als Bewerber. Rund                     stand zu nehmen und stattdessen Op-                       dung, Recht/Steuern/Finanzpolitik und
                         1.500 Unversorgte haben noch die                         tionen für einen Neubau zu prüfen und                     Digitalisierung ins Leben gerufen. Die
                         Auswahl aus 2.100 Stellenangeboten.                      hierfür nach Partnern zu suchen. Den                      Arbeitsgruppen werden in den nächsten
                         Unternehmen, die ausbilden wollen,                       Sondierungsgesprächen mit an dem                          Wochen ihre Arbeit aufnehmen.
                         aber keine geeigneten Bewerber finden,                   Projekt interessierten Wirtschaftsver-                    In der Reihe „Meine Firma“ stellten die
                         haben kein Verständnis, dafür nun auch                   bänden soll mit dem einstimmigen Be-                      Vollversammlungsmitglieder Caroline
                         noch eine Umlage bezahlen zu sollen,                     schluss nun mehr Zeit eingeräumt wer-                     Bro-Lenhof (Melfor GmbH) und Peter
                         so die Auffassung des IHK-Gremiums.                      den.                                                      Raber (META-LEVEL Software AG) ihre
                         (siehe auch „Blickpunkt“ Seite 64).                      Die IHK Saarland wird sich weiterhin in                   Unternehmen vor. Die Vorstellung der
                                                                                  Kooperation mit der Landesregierung                       Unternehmen, die in der Vollversamm-
                         IHK-Bauprojekt: Auftrag für                              am Saarland-Marketing beteiligen.                         lung derzeit vertreten sind, wird fortge-
                         weitere Sondierungsgespräche                             Nach eingehender Diskussion fasste die                    setzt.                             b SaWi

                         erteilt                                                  Vollversammlung den einstimmigen Be-
                                                                                  schluss, die Maßnahmen zur Imagever-
                         Die Vollversammlung hat mit Blick auf                    besserung des Saarlandes über das Jahr
                         einen möglich Neubau des IHK-Gebäu-                      2017 hinaus zu unterstützen.

                         In der Reihe „Meine Firma“ stellten Caroline Bro-Lenhof die Melfor GmbH und Peter Raber die META-LEVEL AG vor.
9

  Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer IHK?
  Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen der IHK Saarland

  Ab Ende Oktober ist Ihre Meinung                                                      tativ Betriebe aus allen Branchen und
  gefragt! In einer repräsentativen Um-                                                 Betriebsgrößengruppen vertreten.
  frage möchte die IHK Saarland er-                                                     Anders als bei der vorausgegangenen

                                                                                                                                  Saarwirtschaft 10/2017
  mitteln, wie ihre Leistungen bei ihren                                                bundesweiten Befragung unter Feder-
  Mitgliedern ankommen.                                                                 führung des DIHK liegt der Fokus nun
  Kennen und nutzen Sie die Dienstleis-                                                 auf dem direkten Kontakt zu Ihrer IHK.
  tungen der Industrie- und Handelskam-                                                 Die IHK Saarland appelliert an alle
  mer? Wie zufrieden sind Sie mit der                                                   Unternehmer, Inhaber und Geschäfts-
  Arbeit Ihrer IHK? Und wie nehmen Sie                                                  führer: Sollten Sie zu den „Ausge-
  den Kontakt mit Ihrer IHK wahr?                                                       wählten“ gehören, die um ein Interview
  Um das herauszufinden, hat die IHK                                                    gebeten werden, nehmen Sie bitte die-

                                                                                                                                  Standortpolitik
  Saarland das Marktforschungs- und Be-                                                 se Möglichkeit zur Mitgestaltung wahr
  ratungsunternehmen forum! GmbH                                                        und geben Sie Ihre Beurteilung ab. Ihre
  beauftragt, eine Zufriedenheitsanalyse                                                Meinung zählt. Herzlichen Dank bereits
  durchzuführen. Dazu werden 50 0                                                       jetzt für Ihre Unterstützung!    b SaWi
  IHK-Mitgliedsunternehmen per Telefon-
  interview befragt. Dabei sind repräsen-                                   Foto: IHK

IHK: Saarkommunen investitionsfähig machen!
Ein starkes Land braucht leistungsfähige    tionen zu setzen“, so IHK-Hauptge-          Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz.
Kommunen. Aus Sicht der IHK Saarland        s chäf t s führer Heino Klingen. Die        Der vergleichsweise hohen Wirtschafts-
kommt es deshalb mehr denn je darauf        Einrichtung eines Alt schuldenfonds ist     kraft steht aber nur eine weit unter-
an, die Kommunen investitionsfähig zu       demgegenüber weder politisch realis-        durchschnittliche Steuerkraft von rund
machen. „Wir brauchen eine Politik, die     tisch, noch löst sie dauerhaft die Ur-      80 Prozent gegenüber. Der Grund dafür
auf folgenden Dreiklang setzt. Erstens:     sachen für die unterdurchschnittliche       ist zu einem großen Teil das Wohnort-
Einnahmepotenziale dort ausschöpfen,        Steuerkraft der Saarkommunen. Klin-         prinzip bei der regionalen Verteilung
wo sie unter dem Bundesschnitt liegen.      gen: „Zielführender wäre hier eine Neu-     der Einkommensteuer in Deutschland.
Das gilt etwa für die Grundsteuer B, die    ausrichtung der regionalen Steuer-          Für das Saarland heißt das etwa, dass
saarlandweit auf NRW-Niveau angeho-         verteilung. Wirtschaftskraftbezogene        hierzulande per Saldo 15.000 Rhein-
ben werden sollte. Zweitens: Ausgaben       Steuern sollten dort vereinnahmt wer-       land-Pfälzer arbeiten und Wertschöp-
reduzieren durch eine umfassende Auf-       den, wo die Wertschöpfung stattfin-         fung erbringen, ihre Einkommensteuer
gabenkritik und eine verstärkte in-         det.“                                       aber in Rheinland-Pfalz vereinnahmt
terkommunale Zu sammenarbeit. Hier          Mit Blick auf die Wir tschaf ts- und        wird. Der Nachteil, der dem Saarland
brauchen wir mehr Mut und Tatkraft.         Steuerkraft verweist die IHK darauf,        durch die wohnortbezogene Besteue-
Und drittens sollte der kommunale           dass das Saarland mit 95 Prozent nur        rung der Einkommen erwächst, beträgt
Finanzausgleich mit dem Ziel reformiert     eine leicht unterdurchschnittliche Wirt-    etwa 20 Millionen Euro jährlich. b SaWi
werden, Anreize für ein kosteneffizien-     schaftskraft hat. Beim BIP je Einwohner
tes Wirtschaften und für mehr Investi-      liegt es vor den Ländern Niedersachsen,

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                         Energiepolitische Erwartungen
                         an die neue Bundesregierung
                         Von Dr. Sebastian Bolay & Jakob Flechtner

                         Die Legislaturperiode 2013 bis 2017 glich
Saarwirtschaft 10/2017

                         einem energiepolitischen Parforceritt:
                         Zwei Mal wurde das Erneuerbare-Ener-
                         gien-Gesetz (EEG) umfassend novelliert,
                         genauso das Kraft-Wärme-Kopplungs-
                         gesetz (KWKG). Dazu wurde das Strom-
                         marktdesign reformiert, die Regulierung
                         der Netzbetreiber umgestaltet und ein
                         Gesetz zur Digitalisierung der Energie-
Standortpolitik

                         wende verabschiedet.
                         Zwischenzeitlich stand zudem in Brüssel
                         die Entlastungsregelung für strominten-
                         sive Firmen auf der Kippe und auch die                                                                             Foto: Rolf Ruppenthal
                         Regelungen zur Eigenerzeugung von
                         Strom wurden angefasst. Zu guter Letzt      messen dimensioniertes Gasnetz erfor-      die Weichen für ein Auslaufen der
                         wurde intensiv um den Netzausbau ge-        derlich.                                   KWK-Förderung und der Übernahme
                         stritten. Nach so einem Programm stellt                                                der Haftung für den fehlenden Netzan-
                         sich die Frage: Kommt die Energiewende      Netzentgeltstruktur: Flexibilität          schluss für Windparks auf See durch die
                         nun in ruhigeres Fahrwasser?                                                           Stromkunden gestellt werden. Zudem
                                                                     nicht länger behindern
                         Mitnichten. Dafür sorgen schon allein                                                  könnte die Stromsteuer auf nahe Null
                         die 2017 wieder deutlich gestiegenen        Die heutige Struktur der Netzentgelte      gesenkt werden oder ihr Aufkommen
                         Strompreise. Drei große Themenblöcke        reizt eine möglichst gleichmäßige Stro-    für die Finanzierung der EEG-Umlage
                         werden die Energiepolitik der Jahre         mabnahme an; Bezugsspitzen müssen          verwendet werden.
                         2017 bis 2021 prägen: Sektorkopplung,       durch höhere Netzentgelte teuer be-
                         Netzentgelte sowie das Steuer- und Ab-      zahlt werden. Dies gilt selbst dann,       Die Energiewende
                         gabensystem. Verbindendes Element ist       wenn ein Betrieb durch einen Mehrver-
                                                                                                                am Scheideweg
                         die Frage, wie der steigende Anteil er-     brauch das Stromsystem stabilisiert. Das
                         neuerbarer Energien möglichst koste-        passt immer weniger zu einem System        In der neuen Legislaturperiode werden
                         neffizient und ohne Gefährdung der          mit raschen Wechseln zwischen sehr viel    endgültig die Weichen gestellt: Bleibt
                         Versorgungssicherheit in Markt und          und sehr wenig Einspeisung aus Windrä-     die Energiewende ein regulatorisches
                         Netz eingebunden werden kann. Das ist       dern und Solaranlagen und analog ent-      vom Staat gelenktes Projekt oder kommt
                         für sich genommen schon eine Heraus-        weder sehr niedrigen oder hohen Prei-      die Kreativität des Marktes stärker zum
                         forderung. Wirklich schwierig werden        sen an der Strombörse. Daher ist ein       Tragen? Für den DIHK ist klar, wohin die
                         die Diskussionen, weil damit auch fest-     Netzentgeltsystem notwendig, das eine      Reise gehen sollte: Mehr Energiewende
                         gelegt wird, wie die Kosten der Energie-    flexible Nachfrage zumindest nicht be-     durch mehr Markt. Durch eine Entlas-
                         wende auf Verbrauchergruppen und            straft.                                    tung der kWh von Steuern und Abgaben
                         Regionen verteilt werden.                                                              und einen Umbau der Netzentgeltstruk-
                                                                     Steuer- und Abgabensystem:                 tur kann die Energiewende auf den rich-
                         Sektorkopplung:                             Mehr Wertschöpfung im Inland               tigen Weg gebracht werden. Nur so
                                                                                                                kann das Potenzial der Energiewende
                         Nicht nur in Strom denken                   ermöglichen                                für neue Marktchancen und eine Stär-
                         Der Begriff „Sektorkopplung“ steht für      Mehr als die Hälfte des Strompreises be-   kung des Wirtschaftsstandorts Deutsch-
                         die übergreifende Nutzung von Energie-      steht bei Unternehmen mittlerweile aus     land genutzt werden.
                         formen und Energieträgern in den drei       Steuern und Abgaben. Dadurch haben
                         Sektoren Strom, Mobilität und Wärme.        Unternehmen auch dann den Anreiz
                         Anders als viele andere Akteure setzt       Strom zu sparen, wenn dieser eigentlich
                         die IHK-Organisation nicht allein auf ei-   reichlich vorhanden ist und die Strom-     Die Autoren
                         ne Elektrifizierung von Wärme und Ver-      preise an der Börse niedrig oder sogar
                         kehr, um die Energiewende erfolgreich       negativ sind. Mit dem Ausbau von Win-      Dr. Sebastian Bolay und Jakob Flechtner
                         zu gestalten: Eine weitreichende Elekt-     drädern und Solaranlagen nehmen die        sind Mitarbeiter des DIHK, Berlin.
                         rifizierung der Energieversorgung ist mit   Stunden niedriger Strompreise weiter
                         den heute absehbar verfügbaren Tech-        zu. Dabei könnte der Strom für Wert-
                         nologien finanziell sehr aufwändig und      schöpfung im Inland genutzt werden.
                         würde mit massiven Akzeptanzproble-         Dies wird durch die Stromsteuer und die
                         men für den erforderlichen Ausbau           zahlreichen Umlagen verhindert. Damit
                         von Erneuerbaren und Stromnetzen ein-       Angebot und Nachfrage besser aufein-
                         hergehen. Daher sollte nicht politisch      ander reagieren können, empfiehlt der
                         erzwungen werden. Auch bei einer            DIHK dringend, die Belastung von Strom
                         weitgehenden Umstellung auf erneuer-        mit Abgaben zu reduzieren. So sollten
                         bare Energien bleibt zudem ein ange-        in der kommenden Legislaturperiode
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E-Mobilität? Ja! –
aber wo kann ich laden?
Derzeit ist die Nachfrage nach Fahr-        von Ladestationen an Hotels, Super-
zeugen mit elektrischem Antrieb noch        märkten und Einkaufszentren interes-
sehr gering. Dabei ist es unerheblich,      sant, wenn sie für ihre Kunden einen
ob man reine Elektroautos oder Hyb-         Mehrwert schaffen wollen.
rid-Fahrzeuge betrachtet.
                                            „Wir bieten unseren Kunden sowohl
Aber die Dieselaffäre, drohende Fahr-       hochwertige Ladestationen, als auch
verbote in den Innenstädten, neue Mo-       Rund-um-Sorglos-Konzepte an. Dabei
bilitätstrends und eine weitere Anhe-       setzten wir auf unsere Kernkompeten-
bung von Umweltstandards werden             zen: Know how über die Anforderun-
den Übergang zur E-Mobilität in Zu-         gen an Ladesäulen, die Lieferung der
kunft deutlich beschleunigen. Voraus-       Energie, die Abrechnung mit passen-
setzung für die Durchsetzung von Elek-      den Tarifen und den individuellen Kun-
troautos am Markt ist jedoch auch ein       denservice. Und natürlich können wir,
deutlicher und schnellerer Ausbau des       neben Ökostrom, auch gleich die pas-
Ladenetzes.                                 sende Photovoltaikanlage mitliefern,
                                            damit der eingesetzte Strom auch sau-
Doch wo werden die E-Autos
                                            ber ist“, so Martin Kraus, Vorstand
zukünftig eigentlich aufgeladen?
                                            der Energie SaarLorLux. „Die Installati-
Studien besagen, dass die Autos über-       on und Wartung der Anlagen erfolgt
wiegend im privaten und halböffentli-       immer in enger Zusammenarbeit mit
chen Bereich geladen werden. Denn           den saarländischen Handwerkspart-
Elektroautos werden auf absehbare           nern der Energie SaarLorLux.“
Zeit eher für den Kurzstreckenverkehr
                                            Eine E-Ladestation kostet für Privatkun-
genutzt. Schnell mal zur Arbeit fahren
                                            den rund 700 Euro, für Geschäftskun-
oder zum Einkaufen – da reicht es
                                            den je nach Ausstattung und Dienst-
meist aufzuladen, wenn der Wagen
                                            leistung zwischen 1.000 und 3.000
wieder in der heimischen Garage
                                            Euro (ohne eventuell notwendige Erdar-
steht. Das Zwischenladen auf dem Fir-
                                            beiten).
menparkplatz erweitert die Reichweite                                                  Stromtankstelle der Energie SaarLorLux
der Fahrzeuge deutlich.                     Über die Anbindung an ein europawei-
                                            tes Verbundsystem mit über 40.000          operierenden Energiekonzern ENGIE,
Sowohl für den privaten, als auch
                                            Ladepunkten wird derzeit im Unterneh-      zurück. Dieser hat in den vergangenen
für den halböffentlichen Bereich
                                            men nachgedacht.                           Jahren bereits über 40.000 Lade-
bietet Energie SaarLorLux bereits
heute die passenden Lösungen.               Für die Nutzung der Ladesäulen und         punkte in 26 Ländern und 980 Städ-
                                            Abrechnung des Stroms bietet Energie       ten installiert.
Privatpersonen können mit sogenann-
                                            SaarLorLux unterschiedliche Möglich-       Energie SaarLorLux betreibt selbst
ten „Wallboxen“ ihr Auto ganz bequem
                                            keiten an, die auf die individuellen Be-   eigene E-Ladestationen z.B. am Euro-
zu Hause laden. Die Ladestation sorgt
                                            dürfnisse der Kunden zugeschnitten         bahnhof Saarbrücken, am Haus der
dafür, dass die Batterie relativ schnell
                                            werden.                                    Zukunft, auf dem Innovationscampus
wieder voll ist und verhindert gleichzei-
tig die Überlastung der Elektroinstalla-    Kompetenz ist gefragt!                     in Altenkessel und auf den Saarterras-
tionen.                                                                                sen. Zukünftig ist auch der Aufbau von
                                            Auf die Kompetenz der Energie Saar-        Ladestationen im öffentlichen Bereich
Für Unternehmen, die mit dem Gedan-         LorLux in Sachen E-Mobilität vertrauen     in Saarbrücken wie z.B. Parkplätzen im
ken spielen Elektro-Firmenfahrzeuge zu      beispielsweise der Saarländische Land-     Innenstadtbereich oder auch in speziel-
kaufen, oder es ihren Arbeitnehmern         tag, Pizza Wagner und die Gesellschaft     len Wohnquartieren geplant.
ermöglichen wollen das eigene E-Auto        für Innovation und Unternehmensför-
während der Arbeitszeit aufzuladen,         derung (GIU). Denn Energie SaarLor-        Interessierte Unternehmen können
empfiehlt Energie SaarLorLux professi-      Lux nutzt nicht nur das eigene Know-       sich für eine unverbindliche Beratung
onelle Ladesäulen mit dem passenden         how, sondern greift auch auf die Kom-      gerne unter der Telefonnummer
individuellen Abrechnungssystem. Die-       petenz ihrer Gesellschafter, den Stadt-    0681 587 4261 an die Fachleute
se Lösungen sind auch für Betreiber         werken Saarbrücken und dem weltweit        der Energie SaarLorLux wenden.
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Saarwirtschaft 10/2017

                                                                                                                           Foto: Andy Ilmberger - stock.adobe.com
Standortpolitik

                         Europa stellt die Weichen
                         seiner Energie- und Klimapolitik neu
                         Von Julian Schorpp

                         Die Ziele der Europäischen Union (EU)      so weiterzuentwickeln, dass ein stetig      bungen erfolgen soll. Deutschland ist
                         für 2030 sind schon seit 2014 gesetzt:     steigender Anteil volatil einspeisender     hier mit den letzten Novellen des Erneu-
                         Die Treibhausgasemissionen sollen um       Erneuerbaren-Energien-Anlagen mög-          erbare-Energien-Gesetzes (EEG), auch
                         40 Prozent sinken und die erneuerbaren     lichst kosteneffizient in den Markt inte-   auf Druck der Kommission, der Fort-
                         Energien in ganz Europa mindestens 27      griert wird. Alte Privilegien werden suk-   entwicklung des europarechtlichen
                         Prozent des Endenergieverbrauchs de-       zessive abgebaut, damit alle Akteure        Rahmens bereits vorausgeeilt. Die
                         cken. Das Energieeinsparziel wurde auf     gleichermaßen Verantwortung für das         Direk t vermark tung, das Ende der
                         30 Prozent angehoben.                      Stromsystem übernehmen. Gleichzeitig        festen Einspeisevergütung und die Aus-
                         Für die Zielerreichung ist eine Revision   werden die Staaten verpflichtet, bisher     schreibung der Förderung sind schon
                         des Europäischen Emissionshandels, die     für konventionelle Erzeuger reservierte     Realität.
                         noch dieses Jahr vom Europäischen Par-     Märkte für Erneuerbare-Anlagen und
                         lament und den 28 EU-Mitgliedstaaten       die Nachfrageseite zu öffnen. Insbeson-     Keine Revolution der
                         verabschiedet werden könnte, in Arbeit.    dere Verbraucher sollen eine aktive Rol-
                                                                                                                Effizienzpolitik
                         Darüber hinaus hat die Europäische         le im Markt einnehmen können, um
                         Kommission Ende letzten Jahres unter       bisher nicht erschöpfte Flexibilitätspo-    Die Energieeffizienz- und Gebäudeffizi-
                         dem Titel „Winterpaket“ ein sehr um-       tenziale auf der Nachfrageseite zu er-      enzrichtlinien werden nicht grundle-
                         fangreiches Bündel von Gesetzgebungs-      schließen. Der Deutsche Industrie- und      gend verändert. Die Kommission schlägt
                         vorhaben auf den Tisch gelegt. Im Kern     Handelskammertag (DIHK) unterstützt         zur Erreichung des 30 Prozentziels vor,
                         geht es darum, die schon seit mehr als     die Stoßrichtung der Kommissionsvor-        die bestehende Energieeinsparquote
                         zwei Jahrzehnten angestrebte vollstän-     schläge. In einigen Bereichen gehen die     von 1,5 Prozent auch nach 2020 bis ins
                         dige Integration des Strombinnenmarkts     Kompetenzerweiterungen für die EU           Jahr 2030 fortzuführen. Nach Auffas-
                         weiter voranzutreiben. Zudem soll der      jedoch zu weit. Der DIHK vertritt bei-      sung des DIHK werden hierbei die indi-
                         regulatorische Rahmen stärker an die       spielsweise die Auffassung, dass die        viduelle Ausgangslage der Staaten und
                         Erfordernisse der Energiewende und des     Kommission nicht alleinverantwortlich       Einflussfaktoren wie das Wirtschafts-
                         Klimaschutzes angepasst werden. Flan-      über den Zuschnitt der Gebotszonen für      wachstum allerdings zu wenig berück-
                         kiert wird diese Reform durch eine No-     den Stromgroßhandel entscheiden kön-        sichtigt. Alternativ sollte die Festlegung
                         velle der Erneuerbaren-Energien und        nen sollte.                                 eines Zielpfads zur Steigerung der Ener-
                         Energieeffizienzpolitik. Die Umsetzung                                                 gieproduktivität bzw. eine Senkung der
                         neuer Regeln für mehr Solidarität auf      Erneuerbare Energien in den                 Energieintensität erwogen werden. Die
                         dem Gasmarkt stellt schließlich einen      Markt integrieren                           neue Gebäudeeffizienzrichtlinie sieht
                         L ackmus tes t für die von der Jun -                                                   unter anderem vor, dass in neuen und
                         cker-Kommission angestrebte „Energi-       Photovoltaik- und Windkraftanlagen          renovierten Nichtwohngebäuden ab
                         eunion“ dar.                               sind längst keine Nischentechnologien       2025 jeder zehnte Parkplatz mit einer
                                                                    mehr. Dieser Entwicklung trägt die Kom-     Elektroladesäule ausgestattet sein muss.
                         Strombinnenmarkt fit machen                 mission in ihrem „Winterpaket“ eben-        Bei Wohngebäuden mit über zehn Park-
                         für erneuerbare Energien                   falls Rechnung. Die Marktintegration        plätzen müssten alle über die notwen-
                                                                    soll durch eine Einschränkung des Ein-      dige Vorverkabelung verfügen. Der
                         Die Kommission hat im November 2016        speisevorrangs für Neuanlagen und der       DIHK spricht sich gegen diese Ladesäu-
                         eine ambitionierte Reform des Elektrizi-   Pflicht zur Direktvermarktung forciert      len- und Vorverkabelungspflicht aus, da
                         tätsbinnenmarktes vorgeschlagen. Meh-      werden. Aus Sicht des DIHK fehlt im Ent-    diese zu einer erheblichen Steigerung
                         rere Verordnungs- und Richtlinienent-      wurf allerdings die Festlegung, dass eine   der Baukosten für Unternehmen führen
                         würfe zielen darauf ab, die Marktregeln    Förderung in der Regel durch Ausschrei-     würde. Diese sind aufgrund der Effizien-
zanforderungen der Richtlinie ohnehin          eine bessere Koordinierung der Markts-     jedoch erst noch bewiesen werden, 13
schon hoch.                                    tabilitätsreserve mit anderen klima- und   da Staaten und Unternehmen der Gas-
                                               energiepolitischen Maßnahmen.              wirtschaft in verschiedenen Regional-
Emissionshandel wird reformiert                                                           gruppen die Umsetzung selbst aushan-
                                               „Energieunion“ in                          deln.
Während die Gesetzgebungsverfahren             der Praxis: mehr Solidarität
für den Strombinnenmarkt und die               auf dem Gasmarkt?
Energieeffizienz noch in den Kinder-
schuhen stecken, haben das Europäische         Auf eine Novelle der europäischen Re-      Der Autor
Parlament und der Rat seit Anfang April        geln zur Gasversorgungssicherheit konn-
2017 die finalen Kompromissverhand-            ten sich Parlament und Rat im Mai 2017     Julian Schorpp ist Mitarbeiter des DIHK, Berlin.
lungen zur strukturellen Reform des            verständigen. Kern der reformierten

                                                                                                                                                Saarwirtschaft 10/2017
EU-Emissionshandels für die vierte Han-        Verordnung ist ein neuer Solidaritätsme-
delsperiode begonnen. Mit einer Eini-          chanismus. Dies könnte auch deutsche
gung ist noch 2017 zu rechnen. Beide           Gasversorger zwingen, nicht geschütz-
Gesetzgeber wollen die Emissionsrechte         ten Verbrauchern wie Unternehmen den
schneller verknappen als dies bereits im       Gashahn zuzudrehen, um im Krisenfall
Reformvorschlag der Kommission vorge-          ausreichend Lieferungen an soziale Ein-
sehen ist. Der DIHK beurteilt dieses An-       richtungen und Fernwärmeanbieter in
sinnen kritisch, begrüßt jedoch die ge-        einem EU-Nachbarstaat sicherzustellen.

                                                                                                                                                Standortpolitik
plante Anhebung der kostenlosen                Die Praktikabilität dieses als „ultima
Zuteilung von Zertifikaten und fordert         ratio“ gedachten Mechanismus muss

Trends auf dem deutschen Energiemarkt
Energieträger und Prognosen im Überblick
Von Alexander Kulik

Der Energiemarkt in Deutschland ist in
den Bereichen Erzeugung, Handel und
Vertrieb gänzlich liberalisiert. Viel disku-
tiert wird derzeit die Energiewende –
ein nicht ganz neuer Begriff. Beginnend
in den 90er Jahren mit dem Stromein-
speisungsgesetz, und dann sehr präsent
fortgesetzt durch das Erneuerbare-Ener-
gien-Gesetz (EEG), ein Paradigmenwan-
del im gesellschaftlichen Bewusstsein.
Die Energiewende ist durch drei Ober-                                                                                   Foto: Rolf Ruppenthal
ziele geprägt: Erstens Reduktion der
Treibhausgase, zweitens Ausbau der er-         Bewegung im Strommarkt                     cher und alternative Energiegewin-
neuerbaren Energien zur Erzeugung von                                                     nungsanlagen.
Strom aus regenerativen Quellen und            Betrachtet man den Strommarkt, so se-      Der Netzum- und Ausbau sieht nach
drittens Reduktion des Primärenergie-          hen wir eine neue Phase der Energie-       dem aktuellen Netzentwicklungsplan
verbrauchs, insbesondere des Stromver-         wende. Diese wird von drei Feldern         (NEP) bis 2030 gewaltige Investitionen
brauchs. Im Hinblick auf die Reduktion         geprägt: die Digitalisierung, den Netz-    vor. Netzstabilität und Versorgungssi-
hat sich die EU bis 2020 diese Ziele ge-       um- und Ausbau (Vernetzung) und die        cherheit setzt aber Trassenausbau vor-
setzt: einen um 20 Prozent höheren An-         Flexibilisierung.                          aus. Hier bleibt noch viel Widerstand zu
teil an erneuerbaren Energien, sowie           Bewegung in den deutschen Strom-           überwinden, oder durch intelligente
eine Senkung des Energieverbrauchs             markt hat das Gesetz zur Digitalisierung   Lösungen zu vermeiden, die wir heute
und der Treibhausgasemissionen um 20           der Energiewende gebracht, das Erzeu-      vielleicht noch gar nicht andenken. Be-
Prozent- beides in Bezug auf die Aus-          ger und Versorger betrifft. Seit Januar    dacht werden muss auch, dass viele Win-
gangslage im Jahr 2007.                        2017 sind sog. Smart Meter für Großkun-    dradanlagen bald das Ende ihrer 20-jäh-
Deutschland setzt das um, indem an             den mit einem Verbrauch von mehr als       rigen Förderzeit nach dem Erneuerbare
drei Themen gearbeitet wird: am Aus-           10.000 Kilowattstunden verpflichtend.      -Energien-Gesetz (EEG) erreichen.
bau der erneuerbaren Energien, am              Was sich nach hohen Kosten anhört ist
Ausbau der Netze und Speicher als Inf-         aber intelligent vorausgedacht. Zum ei-    Was den Netzumbau prägt
rastruktur und an der Flexibilisierung         nen können Verbraucher Strom dann
der bestehenden konventionellen                verbrauchen, wenn er in hohen Mengen       Der Netzumbau hat auch was mit der
Kraftwerke (sog. Deckung der Residual-         zur Verfügung steht und damit günsti-      Umstellung auf Elektromobilität zu tun.
last). Wiederum sind es drei Bereiche,         ger ist. Zum anderen engagieren sich       Soll der Staat die Strompreise regulie-
wie die Stromversorgung gewährleistet          Investoren im Strommarkt für Haushalts-    ren? Die umweltpolitische Forderung
werden kann: Wind, Photovoltaik, an-           kunden. Neue Geschäftsmodelle entste-      nach Steigerung der Elektromobilität,
dere steuerbare erneuerbare Energien,          hen: wo früher eher wenige Großkraft-      wo jeder jederzeit sein Elektroauto la-
ergänzt durch die eben erwähnten               werke wirkten, gibt es jetzt unzählige     den kann, führt zu einem noch schnel-
Kraftwerke.                                    Windräder, Solaranlagen, Batteriespei-     leren und umfassenderen Netzausbau,
14                     der Auswirkungen auf die Netzkosten          was sie von europäischen Befindlichkei-     kosten hinzu, wird es einfach zu viel an
                          hat. Ohne Ladesäulen betragen die bis-       ten halten (kein Wunder, denn Europa        Lasten. Zurück nach Hause zum Strom:
                          her veranschlagten Kosten für den Net-       ist zur Selbstversorgung aus eigenen        Es braucht neben Anreizen zum schnel-
                          zausbau schon bereits mehr als 30 Milli-     Energieressourcen, erst recht nicht er-     leren Einstieg in die Elektromobiltität,
                          ard e n Euro. Ve rb rau che r s chü t ze r   neuerbaren, im Gegensatz zur USA nicht      wenn die politisch gesetzten Ziele annä-
                          pochen hier auf mehr Gerechtigkeit:          in der Lage). Hinzu kommt: Deutschland      hernd erreicht werden sollen, auch einer
                          nicht allein die Endverbraucher via          hat, im Vergleich zu Frankreich, Großbri-   Flexibilität im Strommarkt. Denn die
                          Stromrechnung, sondern der Staat, die        tannien und den USA ungefähr einen          Technikentwicklung schreitet voran: der
                          Konzerne und die Autofahrer müssten          doppelt so hohen Industrieanteil an der     Einsatz von (auch Autos als mobilen)
                          sich beteiligen.                             jährlich erbrachten Wirtschaftsleistung.    Energiespeichern, das Lastmanagement
                          Nebenbei gefragt: denkt man auch mal                                                     und die Steuerung dezentraler Erzeuger.
                          an andere Verkehre? Güter, Schiff, Luft?     Nicht nur der Klimaschutz spielt            IT-Entwickler werden zu Schlüsselfigu-
 Saarwirtschaft 10/2017

                          In Deutschland sind die CO2-Emissionen                                                   ren der ganzen Branche. Provisionen
                                                                       eine Rolle
                          im PKW-Verkehr 1990-2010 um 20 Pro-                                                      und Margen: Geschäft von gestern. Der
                          zent zurückgegangen, während sie im          Die Energiewende greift also zu kurz,       Energiemarkt wird regenerativ, digita­
                          Straßengüterverkehr um 37 Prozent            wenn sie nur mit dem Klimaschutz be-        lisiert und heterogen und damit nicht
                          und im Luftverkehr um 85 Prozent ge-         gründet wird. Klimaschutzziele müssen       nur eine Abfolge von Erzeugung, Ver-
                          stiegen sind.                                im globalen Kontext gesehen werden.         trieb und Verbrauch, sondern eine
                          An dieser Stelle ist noch ein weiterer As-   Ein wirksames internationales Klima-        mehrspurige Straße mit doppelter Fahr-
                          pekt wichtig. Die Energiewende fällt ja      schutzabkommen steht wegen unter-           trichtung.
 Standortpolitik

                          in Deutschland zusammen mit dem              schiedlicher Interessen und Versor-
                          Kernenergie-Ausstieg. Nur Österreich         gung sp er sp ek tiven weiter in den
                          zieht da mit und die Schweiz. Frankreich     Sternen. Viel mehr sollten wir die knap-    Der Autor
                          sagt ja zur Kernenergie, Großbritannien      pen europäischen Energieressourcen
                                                                                                                   ist freier Journalist.
                          und Tschechien bauen aus, Polen steigt       bedenken. Der deutschen Überambitio-
                          ein; das wäre Europa, von China ganz zu      niertheit werden dabei nicht viele Euro-
                          schweigen. Wir haben also nur die Er-        päer folgen. Allein für den Rohölimport
                          neuerbaren, und hier müssen wir auf-         gíbt die EU im Jahr über 200 Milliarden
                          passen wegen einer in Mode gekommen          Euro aus. Kommen dann noch die Staats-
                          Dagegen-Haltung gegen große Windrä-          verschuldungen, die Euro-Krisen-Bewäl-
                          der, neue erforderliche Stromtrassen,        tigung, die unterfinanzierte Altersver-
                          gegen CCS (CO2-Abscheidung und –Spei-        sorgung und- sicherung, der marode
                          cherung, unterirdisch) oder gegen Sha-       Zustand der Infrastruktur und die unvor-
                          le-Gas-Förderung, die in aller Welt be-      bereitet geschulterte Flüchtlingsproble-
                          trieben wird, die USA zeigen ja gerade,      matik mit den gesellschaftlichen Folge-

STEAG Technischer Service GmbH                                                                                       STEAG Technischer Service GmbH
                                                                                                                     Trierer Str. 4, 66111 Saarbrücken
                                                                                                                     Telefon +49 681 9494-01
                                                                                                                     Telefax +49 681 9494-2277
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www.steag-technischerservice.com
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Zwei neue Umwelt-Verordnungen,
die es in sich haben
Umwelt Forum Saar: die Plattform für aktuelle Informationen

                                                                                                                                                       Saarwirtschaft 10/2017
                                                                                                                                                       Standortpolitik
Saaris-Geschäftsführer Christoph Lang begrüßte die Gäste des Umwelt Forums.

Das von IHK und saaris organisierte Um-                heitliche, Verordnung ersetzt 16 unter        werden sowohl in der Industrie als auch
welt Forum Saar stieß bei der 2. Veran-                schiedliche Länderregelungen und wur-         im Handel, der Gastronomie sowie in
staltung für 2017 auf das erwartet große               de insbesondere von der Industrie lange       Hotel- oder Bürogebäuden genutzt und
Interesse bei den IHK-Mitgliedsunter-                  gefordert. Die AwSV regelt u. a. das La-      viele Betreiber wissen wahrscheinlich
nehmen: Über 90 Teilnehmer wollten                     gern, Umschlagen und Benutzen von             nicht einmal, dass sie betroffen sind.
sich aus erster Hand über zwei neue Ver-               festen, flüssigen und gasförmigen Stof-       Verhindert werden soll, dass solche An-
ordnungen im Umweltrecht informie-                     fen, die geeignet sind, Wasser nachteilig     lagen bei schlechter Wartung zur In-
ren. Gerade im letzten halben Jahr –                   zu beeinflussen. Sie ist eine der wichtigs-   fektionsquelle für Legionellen werden.
zum Ende der Legislatur – hat der                      ten Verordnungen im gewerblich-indus-         Hintergrund waren mehrere Ausbrüche
Bundesgesetzgeber noch einige Gesetze                  triellen Bereich. Jeder Heizöltank und        der gefährlichen Legionärskrankheit in
und Verordnungen verabschiedet, so                     fast jedes größere Chemiefass fällt dar-      Deutschland, zum Teil mit Todesfolge.
auch eine neue Verordnung über den                     unter. Sie regelt je nach Gefährlichkeit      Zu den neuen Betreiberpflichten ge-
Umgang mit wassergefährdenden                          und Menge des Stoffes die notwendigen         hören u. a. häufige und regelmäßige
Stoffen. Diese neue, jetzt bundesein-                  Schutzmaßnahmen für einen ordnungs-           interne Untersuchungen des Nutzwas-
                                                       gemäßen Betrieb.                              sers, quartalsweise Laboruntersuchun-
                                                       Dr. Dieter Frank vom Landesamt für            gen, ein Betriebstagebuch, eine Anzei-
                                                       Umwelt- und Arbeitsschutz stellte die         gepflicht, sowie regelmäßige Prüfungen
                                                       wesentlichen Neuerungen im Rahmen             durch Sachverständige. Ray Harald Puth
                                                       der Veranstaltung vor.                        von der Bacto Control GmbH aus Saar-
                                                       Beim zweiten Vortrag des Abends ging          brücken erläuterte die Vorschriften und
                                                       es um ein weniger bekanntes, aber nicht       stellte sich den Fragen der Teilnehmer.
                                                       minder bedeutsames Thema. Kühlan-                                                      b SaWi
                                                       lagen, Kühltürme und Nassabscheider,
                                                       die durch Verdunstung von Wasser Wär-
                                                       me an die Umgebungsluft abgeben, un-                     Weitere Informationen
Dr. Dieter Frank, Landesamt für Umwelt- und Arten-     terstehen seit August 2017 einer stren-                  und die Vorträge
schutz.                         Fotos: Becker&Bredel   gen Reglementierung (42. BImSchV). Sie                   www.saarland.ihk.de/nr?1859

                                                                                                                     Für Manager und Vorstände.

                                                   Wichtig für Ihre Existenzsicherung. Unsere D&O-Police.
                                                   Wer führt, der haftet. Auch im Ehrenamt.
                                                   • Umfangreicher Versicherungsschutz.
                                                   • 10 Jahre Schaden-Nachmeldefrist.

                                                                 Vorsorge-Center
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                                                                 Völklinger Str. 15 · 66606 St. Wendel
                                                                 Tel. 06851 802892 · www.versicherung-woll.de
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