Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen

Die Seite wird erstellt Luca Held
 
WEITER LESEN
Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen
SPM-Koll VIII_CoverWeb_SPM VIII – KOLL 14.11.18 09:22 Seite 1

                                                         SPM
                                                                                         Kolloquium — colloque Bern 2018
                                                                                                                                                    AS – Archäologie Schweiz
                                                                                                                                                    SAM – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die
                                                                                                                                                    Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit
                                                                                                                                                    SBV – Schweizerischer Burgenverein
                                                                                                                                                    (Herausgeber)

                                                                                                                                                    Die Schweiz von 1350 bis 1850
                                                                                                                                                    im Spiegel
                                                                                                                                                    archäologischer Quellen

                                                                                         Die Schweiz von 1350 bis 1850 — La Suisse de 1350 à 1850
                                                                                                                                                    AS – Archéologie Suisse
                                                                                                                                                    SAM – Groupe de travail suisse pour l’archéologie
                                                                                                                                                    du Moyen Age et de l’époque moderne
                                                                                                                                                    SBV – Association suisse Châteaux forts
                                                                                                                                                    (éditeurs)

                                                                                                                                                    La Suisse de 1350 à 1850
                                                                                                                                                    à travers les sources
                                                                                                                                                    archéologiques

                                                                                                                                                    Akten des Kolloquiums
                                                                                                                                                    Actes du Colloque
                                                                                                                                                    Bern, 25.–26.1.2018

                                                                                                                                                    Verlag Archäologie Schweiz
                                                                                          SPM

                                                                                                                                                    Basel 2018
                                                                ISBN 978-3-908006-48-0
Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen
Umschlag:    Dudelsackbläser vom so genannten Holbein-Brunnen. Werk eines unbekannten Künstlers, um 1545. Sandstein mit farbiger Fassung. Höhe 91 cm. Heute Basel,
             Historisches Museum, Inv. 1910.132. Umzeichnung Archäologie Baselland, S. Schäfer.
             Schellen-Under. Schaffhauser Spielkarte. Schaffhausen, um 1800. Holzschnitt, schablonenkoloriert. Drucker David Hurter; Bearbeitung I. D. Zeder.
Couverture: Joueur de cornemuse de la fontaine dite de Holbein. Oeuvre d’un artiste inconnu, ver 1545. Grès avec décor polychrome. Hauteur 91 cm. Aujourd’hui à Bâle,
            Musée Historique, Inv. 1910.132. Dessin Archéologie Baselland, S. Schäfer.
             Schellen-Under (Under de grelot). Carte à jouer de Schaffhouse. Schaffheouse, vers 1800. Gravure sur bois peinte au pochoir. Imprimeur David Hurter. Infogra-
             phie I. D. Zeder.

Wissenschaftliche Leitung / Direction scientifique : Steuerungsgruppe SPM VIII (s. S. 7), im Auftrag der Wissenschaftlichen
Kommission der Archäologie Schweiz / sur mandat de la Commission Scientifique d’Archéologie Suisse.

Die Umsetzung dieser Internet-Publikation wurde unterstützt durch die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozial-
wissenschaften SAGW. Der Band ist gratis online verfügbar unter www.archaeologie-schweiz ▻ Publikationen ▻ Online-Publi-
kationen.
La réalisation de cette publication éléctronique a été largement soutenue par l’Académie des Sciences humaines et sociales
ASSH. Le volume est mis à disposition en ligne gratuitement sur www.archeologie-suisse.ch ▻ Publications ▻ Publications en
ligne.

Hardcopy produziert mit Unterstützung der Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Archäologie des Mittelalters und der
Neuzeit. / Version imprimée réalisée avec le soutien du Groupe de Travail pour l’Archéologie du Moyen Age et de l’Epoque
moderne.

Bestelladresse für die gedruckte und gebundene Version:
Archäologie Schweiz, Petersgraben 51, CH-4051 Basel, admin@archaeologie-schweiz.ch
Adresse de commande pour la version imprimée et reliée:
Archéologie Suisse, Petersgraben 51, CH-4051 Bâle, admin@archeologie-suisse.ch

Projektleitung / Direction du projet : Urs Niffeler.
Redaktion / Rédaction :                Catherine Leuzinger-Piccand (Beitrag Liboutet/Vanetti); Urs Niffeler (übrige Teile).
Druckvorstufe / Prépresse :            Isabelle D. Zeder.

Copyright by Archäologie Schweiz, Basel 2018.
ISBN 978-3-908006-48-0
Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen
Inhaltsverzeichnis – Table de matière – Indice

Dank        ....................................................7                                              Zur Chronologie und Typologie der Wohnbauten
                                                                                                               Graubündens im Zeitraum von 1350 bis 1850
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7       Mathias Seifert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .115

                                                                                                               Alpnutzung in Spätmittelalter und Frühneuzeit
1. Siedlungen – Habitat                                                                                        am Beispiel Andermatt UR
                                                                                                                   Brigitte Andres und Christian Auf der Maur . . . . . . . . . . . . . . .129
         1.1 Städte – Villes
                                                                                                               Der Oberwalliser Wohnbau in Spätmittelalter und
Basel – Transformationen einer Stadt                                                                           Neuzeit. Das Bespiel Schnydrighaus in Mund,
         Frank Löbbecke, Martin Möhle,
                                                                                                               Gemeinde Naters
                                                                                                                   Werner Bellwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .139
         Christoph Matt und Marco Bernasconi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

Vom Lagerbau zum Stadthaus.                                                                                    Innerschweizer Holzbau
                                                                                                                   Ulrike Gollnick und Christoph Rösch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .147
Die bauliche Entwicklung des Städtchens Werdenberg
(Grabs SG) im 14. und frühen 15. Jh.
         Carolin Krumm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29
                                                                                                               Bauernhäuser aus Altholzbeständen –
                                                                                                               eine Erscheinung des Taunerwesens im 18./19. Jh.?
                                                                                                                   Katharina König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .161
Städtischer Wohnbau am Beispiel Zug
         Anette JeanRichard und Christoph Rösch . . . . . . . . . . . . . . . . . .37
                                                                                                               Archéologie du « village vigneron » : l’exemple
Freiburg: Rue Neuveville 46,                                                                                   du Vignoble neuchâtelois (15e–17e siècles).
ein spezieller Typ von Gerbereigebäude                                                                         Comment le développement de l’économie viticole
         Christian Kündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49
                                                                                                               du 15e au 17e siècle a durablement influencé le
                                                                                                               paysage, l’urbanisme et l’architecture de la région
                                                                                                                   Christian de Reynier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .175
Murten: Ein Dachstuhltyp zu Wohnbauten
ab dem frühen 16. Jh.
         Christian Kündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53
                                                                                                                   1.3 Sonderbauten und Infrastruktur –
Bossonnens FR: Von der mittelalterlichen Burg                                                                      Bâtiments spécialisés et infrastructures
bis zur Artillerieplattform
         Christian Kündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .57        Münzstätten im archäologischen Befund
                                                                                                                   Rahel C. Ackermann und Christoph Ph. Matt . . . . . . . . . . . . . .189
Saint-Ursanne, premières investigations
en archéologie urbaine dans le Jura                                                                            Die gemeineidgenössischen, bernischen und vorder-
         Sébastien Saltel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63    österreichischen Landvogteischlösser des Aargaus
                                                                                                                   Peter Frey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .195

         1.2 Ländliche Siedlungen – Habitat rural                                                              Baden AG: vom Wildbad zum Kurort
                                                                                                                   Andrea Schaer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .197
Der städtische Einfluss auf die Haus- und
Siedlungsentwicklung im Basler Untertanengebiet                                                                Bad Weissenburg und das Badewesen
(Kanton Baselland ohne Laufental)                                                                              im Berner Oberland
         Anita Springer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69          Volker Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .207

Hochstudbauten im Aargau.                                                                                      Bauarchäologische und bauhistorische Unter-
Typologische Entwicklung vom 16. Jh. bis 19. Jh.                                                               suchungen am Escher- und am Linthkanal
         Cecilie Gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .79       Jakob Obrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .217

Alles unter Schutt und Asche.                                                                                  Das ehemalige Gasthaus Ochsen in Flüelen UR:
Ofenkachelfunde des 14.–18. Jh. in Brandhorizonten                                                             Gasthof, Kaufhaus und Sust an der Gotthardroute.
von Fricktaler Bauerndörfern                                                                                   Ein stattlicher Bau am Übergang zwischen Land
         David Wälchli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .93     und See
                                                                                                                   Ulrike Gollnick und Christian Auf der Maur . . . . . . . . . . . . . .229
Bohlenständerbau im Kanton St. Gallen
         Moritz Flury-Rova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .107

                                                                                                                                                                                                                    3
Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen
Le pavillon de chasse de Guillaume de La Baume :                                                        3. Glaubenswelt – Croyances
une source d’inspiration pour le Canton de Fribourg
     Rocco Tettamanti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .237
                                                                                                             3.1 Bauten und Zeichen –
Pour une relecture du statut économique du Canton                                                            Bâtiments et symboles
de Vaud à l’époque moderne : les cas du fer et des
fours à chaux du Jura-Nord vaudois                                                                      Die Mikwe von Lengnau AG
                                                                                                             Peter Frey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .397
     Alice Vanetti et Marion Liboutet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .239

                                                                                                        Das «Cappeli» im Berner Stockental
                                                                                                             Volker Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .399
2. Materielle Kultur – Culture matérielle
                                                                                                        Ermitages religieux des environs de la ville de Fribourg
Laufenburg-Siechebifang – ein aussergewöhnlicher                                                        (15e–19e siècles) : un patrimoine à redécouvrir
Fundkomplex aus dem 15. Jh.                                                                                  Ludovic Bender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .407
Ein Einblick in das Inventar des ehemaligen
Laufenburger Siechenhauses                                                                              Aménager un temple réformé en terres neuchâteloises
     Reto Bucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .255   (1530–1850). Apports de l’archéologie
                                                                                                             Jacques Bujard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .417
Bunte Schüsseln, schlichte Tassen. Gefässkeramik-
entwicklung in der Nordostschweiz (1350–1850)                                                           An Holzbauten beobachtete Zeichen
     Valentin Homberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .271        von Praktiken der Volksfrömmigkeit
                                                                                                             Ulrike Gollnick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .427
Ein geschlossenes Geschirrensemble des 18. Jh.
aus Winterthur
     Annamaria Matter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .283             3.2 Bestattungen – Sépultures
Alles im grünen Bereich. Die Haushaltskeramik                                                           Grabbeigaben im Gebiet der Deutschschweiz
vom Bauschänzli in Zürich, datiert vor 1662                                                                  Martina Kaelin-Gisler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .431
     Jonathan Frey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .297
                                                                                                        Die Bestattungen im Kanton Bern im Wandel der Zeit.
Spätmittelalterliche und neuzeitliche Keramik-                                                          Interdisziplinäre Betrachtungen zu den Gräbern und
komplexe im Kanton Zug                                                                                  Verstorbenen
     Eva Roth Heege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .309           Amelie Alterauge und Sandra Lösch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .441

Reperti ceramici in Ticino dal 1350 al 1850:                                                            Evolution des ensembles funéraires de la fin du
prime considerazioni                                                                                    Moyen-Âge au début du 20e siècle. Quelques exemples
     Maria-Isabella Angelino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .325         de fouilles récentes dans les cantons de Vaud et de
                                                                                                        Neuchâtel
L’atelier de potiers de Bulle-rue de la Poterne                                                              Lucie Steiner et Sophie Thorimbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .457
(1765–1895). Etat de la recherche
     Gilles Bourgarel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .337    Temple de Daillens VD : sépultures découvertes
                                                                                                        dans le chœur désaffecté – un cas d’école
L’évolution du vaisselier genevois entre 1350 et 1850                                                        Anna Pedrucci . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .469
     Michelle Joguin Regelin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .361

Tabak und Tabakpfeifen in der Schweiz
     Andreas Heege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .371
                                                                                                        4. Umwelt und Naturressourcen –
                                                                                                        Environnement et ressources naturelles
Konjunkturen und Kleingeldwanderung.
Kirchenfunde des 16.–19. Jh.                                                                            Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz,
     Benedikt Zäch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .383   1350–1850. Nutzen und Potenziale historischer und
                                                                                                        naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die
Plomben und Marken                                                                                      Archäologie
     Rahel C. Ackermann und Benedikt Zäch . . . . . . . . . . . . . . . . . .391                             Christian Rohr und Chantal Camenisch . . . . . . . . . . . . . . . . . .479

                                                                                                        Landwirtschaft und Umwelt im Spiegel
                                                                                                        archäobiologischer Funde – Materialvorlage
                                                                                                             Marlu Kühn, Sabine Deschler-Erb und Simone Häberle . . . . .489

4
Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen
Abkürzungen – Abréviations – Abbreviazioni

AAS         Annuaire d’Archéologie Suisse                         AS et al. 2011 AS et al. (Hrsg.; 2011) Archäologie Schweiz AS/
ABBS        Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-                     Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Archäo-
            Stadt                                                                logie des Mittelalters und der Neuzeit SAM/
ADSO        Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solo-                        Schweizerischer Burgenverein SBV (Hrsg.; 2011)
            thurn                                                                SPM – Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der
AF          Archéologie Fribourgeoise                                            Zeit zwischen 800 und 1350. Akten des Kollo-
AiZ         Archäologie im Kanton Zürich                                         quiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz,
AKBE        Archäologie im Kanton Bern                                           Frauenfeld, 28.–29.10.2010. Basel. – Archéologie
AM          Archeologia Medievale                                                Suisse AS/Groupe de travail suisse pour l’archéolo-
ArchBE      Archäologie Bern – Archéologie bernoise. Jahrbuch                    gie du Moyen Âge et de l’époque moderne SAM/
            des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern                        Association suisse Châteaux forts SBV (éds.; 2011)
as.         archäologie schweiz – archéologie suisse – archeo-                   SPM – Habitat et mobilier archéologiques de la
            logia svizzera                                                       période entre 800 et 1350. Actes du colloque
ASA         Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde                           «Archéologie du Moyen Âge en Suisse», Frauen-
ASSPA       Annuaire de la Société Suisse de Préhistoire et                      feld, 28.–29.10. 2010. Bâle.
            d’Archéologie – Annuario della Società Svizzera di    SPM VII        Urs Niffeler (Projektleitung u. Red.), Reto Marti et
            Preistoria e di Archeologia                                          al. (wissenschaftl. Leitung) SPM VII, Archäologie
BSSI        Bollettino Storico della Svizzera Italiana                           der Zeit von 800 bis 1350 – L’archéologie de la
BZ          Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertums-                     période entre 800 et 1350 – L’archeologia del
            kunde                                                                periodo tra l’800 ed il 1350. Basel 2014.
CAF         Cahiers d’Archéologie Fribourgeoise, Fribourg
CAR         Cahiers d’Archéologie Romande, Lausanne
ENr.        Ereignisnummer                                        Kantone – Cantons – Cantoni
FA          Freiburger Archäologie
FHA         Freiburger Hefte für Archäologie                      AG            Aargau
HLS         Historisches Lexikon der Schweiz                      AI            Appenzell Innerrhoden
HS          Helvetia Sacra                                        AR            Appenzell Ausserrhoden
ISOS        Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der     BE            Bern
            Schweiz von nationaler Bedeutung                      BL            Basel-Landschaft
JbAB        Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung      BS            Basel-Stadt
            Basel-Stadt                                           FR            Fribourg
JbADG       Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Grau-      GE            Genève
            bünden und der Denkmalpflege Graubünden               GL            Glarus
JbAS        Jahrbuch der Archäologie Schweiz                      GR            Graubünden
JbHGL       Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern         JU            Jura
            (1983–2001); Historische Gesellschaft Luzern, Ar-     LU            Luzern
            chäologie, Denkmalpflege, Geschichte (seit 2002)      NE            Neuchâtel
JbHVFL      Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürsten-    NW            Nidwalden
            tum Liechtenstein                                     OW            Obwalden
JbSGUF      Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur-     SG            St. Gallen
            und Frühgeschichte                                    SH            Schaffhausen
KA          Kantonsarchäologie                                    SO            Solothurn
KDM         Die Kunstdenkmäler des Kantons …                      SZ            Schwyz
KdS         Die Kunstdenkmäler der Schweiz                        TG            Thurgau
RHV         Revue historique vaudoise                             TI            Ticino
SBKAM       Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Ar-       UR            Uri
            chäologie des Mittelalters                            VD            Vaud
SAEF/AAKF   Service archéologique de l’Etat de Fribourg/Amt       VS            Valais
            für Archäologie des Kantons Freiburg                  ZG            Zug
SCA         Service Cantonal d’Archéologie                        ZH            Zürich
SPM         Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Mittelalter –
            La Suisse du Paléolithique au Moyen-Age – La Sviz-    FL            Fürstentum Liechtenstein
            zera dal Paleolitico al Medioevo
ZA          Zürcher Archäologie
ZD          Zürcher Denkmalpflege, Stadt Zürich, Bericht
ZAK         Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und
            Kunstgeschichte
ZAM         Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters

                                                                                                                                   5
Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen
Klima und extreme Naturereignisse
in der Schweiz, 1350–1850
Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung
für die Archäologie
                                                                                                    Christian Rohr und Chantal Camenisch

Einleitung                                                                   Phasen unterdurchschnittlicher Sonnenaktivität einher, kon-
                                                                             kret mit dem so genannten Wolf-Minimum (1280–1340), dem
Die Potenziale, ja die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit                    Spörer-Minimum (ca. 1420–1550), dem Maunder-Minimum
zwischen Archäologie einerseits und historisch bzw. natur-                   (ca. 1645–1715) und dem Dalton-Minimum (ca. 1790–1830).5
wissenschaftlich orientierter Klimageschichtsforschung an-                   In manchen der genannten Phasen kamen als verstärkende
dererseits sind in den letzten Jahren immer wieder betont                    Faktoren kurzfristige Klimaveränderungen hinzu, so aufgrund
worden.1 Der folgende Beitrag versteht sich in diesem Sinne                  von schweren Vulkanausbrüchen, etwa nach dem Ausbruch
als Einführung in die Klimageschichte der Zeit zwischen                      des Tambora (Indonesien) im April 1815, auf den 1816 ein
1350 und 1850. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den                        «Jahr ohne Sommer» in Mitteleuropa folgte, das insbeson-
schriftlichen und bildlichen historischen Quellen mit Nach-                  dere in der Schweiz eine schwere Hungerkrise verursachte.6
richten zum Wetter bzw. zur Witterung sowie zu extremen                      Nach 1850 setzte schliesslich eine allgemeine, in zunehmen-
Naturereignissen. Dabei wird die klimahistorische Datenbank                  dem Masse anthropogene Erderwärmung seit der Industria-
Euro-Climhist sowohl allgemein als auch in Form einiger                      lisierung ein, die bis heute anhält und häufig mit dem Begriff
ausgewählter Abfrageergebnisse vorgestellt.                                  «Anthropozän» umschrieben wird (Abb. 1).
                                                                             Zum besseren Verständnis seien hier noch einige klimage-
                                                                             schichtliche Begriffsbestimmungen angefügt: Wetter bezeich-
Klima und extreme Naturereignisse                                            net den spürbaren, kurzfristigen Zustand der Atmosphäre an
in der «Kleinen Eiszeit»                                                     einem bestimmten Ort der Erdoberfläche, der unter anderem
                                                                             als Sonnenschein, Bewölkung, Regen, Wind, Hitze oder Kälte
Die Zeit zwischen 1350 und 1850 deckt sich weitgehend mit                    in Erscheinung tritt. Dies umfasst somit die aktuelle Situation
der so genannten Kleinen Eiszeit, deren Beginn zumeist etwa                  von einigen Stunden bis zu einer oder wenigen Wochen. Wit-
um 1300 angesetzt wird, das Ende um 1850. Blickt man auf                     terung hingegen meint die Wetterverhältnisse in einem be-
die klimatischen Entwicklungen seit der Römerzeit, so ist da-                stimmten Zeitabschnitt, von mehreren Tagen bis zu einer
bei eine durch weitgehend natürliche Faktoren verursachte Ab-                Jahreszeit, auf ein bestimmtes Gebiet bezogen. Sie bildet die
folge wärmerer und kälterer Phasen rekonstruierbar: Auf das                  regionale Auswirkung von aktuellem Wetter und lokalem Kli-
so genannte «Römerzeitliche Klimaoptimum» (ca. 300 v. Chr.–                  ma, insbesondere in Bezug auf die fühlbaren Wetterelemente
250 n. Chr.) folgte eine kältere Phase, die sich weitgehend                  wie Niederschlag, Temperatur, Wind, Luftdruck und Luft-
mit der Völkerwanderungszeit und dem Frühmittelalter deckt                   feuchtigkeit. Das (geografische) Klima wiederum ist nach der
(ca. 250–750/ 900). Die Phase ab 750/ 900 n. Chr. war hin-                   Definition von Joachim Blüthgen «die für einen Ort, eine
gegen wieder klimatisch begünstigter, was mitverantwortlich                  Landschaft oder einen größeren Raum typische Zusammen-
für ein starkes Bevölkerungswachstum sowie eine Ausdehnung                   fassung der erdnahen und die Erdoberfläche beeinflussenden
der Siedlungen in höhere alpine Lagen im Hochmittelalter                     atmosphärischen Zustände und Witterungsvorgänge während
war.2 Das Konzept eines «Hochmittelalterlichen Klimaopti-                    eines längeren Zeitraumes in charakteristischer Verteilung
mums» wurde allerdings in der jüngeren Forschung wieder                      der häufigsten, mittleren und extremen Werte».7 Hier geht
relativiert, sodass man für die Periode bis etwa 1250/ 1300                  es somit um langfristige Durchschnittswerte; die World Me-
besser von einer Zeit «Hochmittelalterlicher Klimaanomalie»                  teorological Organization (WMO) der UNO in Genf hat
sprechen sollte, weil sich damals überdurchschnittlich warme                 dazu standardisierte 30jährige Beobachtungszeiträume, die
Winter und Sommer mit extrem kalten abwechselten.3                           so genannten Climatic Normals, festgelegt. Klimawandel wird
Auch für die «Kleine Eiszeit» muss betont werden, dass es                    somit in wissenschaftlicher Hinsicht als Veränderung der
sich dabei nicht um eine durchgehend kalte Periode handelt,                  Durchschnittswerte aufeinanderfolgender 30-Jahres-Werte
sondern interne Schwankungen zu beobachten sind; so liegt                    beschrieben. In der historischen Klimatologie wird als Refe-
1540, das vermutlich heisseste und trockenste Jahr des 2. Jahr-              renzperiode für den Vergleich historischer Klimadaten meist
tausends, ebenfalls in dieser insgesamt gesehen kalten Epo-                  die Zeit 1901–1960 herangenommen, also eine Phase, die
che.4 Die besonders kalten Perioden gehen in der Regel mit                   schon deutlich nach dem Ende der «Kleinen Eiszeit» liegt,

Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.                                                    479
Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
aber noch nicht einen derart starken anthropogenen Ein-              überliefert, weisen aber zu Beginn das Problem auf, dass die
fluss aufweist wie die letzten Jahrzehnte.                           Instrumente oft recht ungenau waren und keine der heute
Extreme Naturereignisse, sowohl kurzfristige wie Stürme,             gängigen Skalen verwendeten. Die Einführung eines gesamt-
Überschwemmungen und Lawinen als auch längerfristige                 eidgenössischen Messnetzes mit normierten Geräten unter
wie Dürren, sind somit aussergewöhnliche Erscheinungen,              der Führung der heutigen MeteoSchweiz erfolgte schliesslich
die aber für den hier behandelten Kontext die wichtigste             im Dezember 1863.
Kategorie darstellen, weil sie heute noch archäologisch nach-        Bildliche Quellen spielen für die klimageschichtliche For-
weisbare Veränderungen in der Bausubstanz und Landschaft             schung mit Bezug auf archäologische Befunde eine ebenfalls
betreffen. In der Regel handelt es sich um kurzfristige Witte-       wichtige Rolle, insbesondere im Zusammenhang mit der
rungsanomalien, die zu den Extremereignissen führten, in             Veränderung von Fliessgewässern nach Überschwemmungen
manchen Fällen aber auch um kurzfristige Klimaverände-               oder auch durch Korrektionen. So existieren zahlreiche Plan-
rungen. So brachte das schon oben erwähnte Jahr ohne                 zeichnungen zu Flussläufen und Flussbegradigungen, die in
Sommer 1816 nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora mit                den meisten Fällen bis ins 17. Jh. zurückreichen, in Einzel-
sich, dass in höheren alpinen Regionen der Schweiz deutlich          fällen sogar noch älter sind. Dazu treten Stadtansichten aller
mehr Schnee im Gebirge liegen blieb bzw. Niederschläge als           Art, die z. B. Flusslandschaften in oder vor den Toren der
Schnee fielen. In der Folge war der Winter 1816/ 17 einer der        Stadt wiedergeben. Manche Veduten widmen sich extremen
schwersten Lawinenwinter des Untersuchungszeitraums, der             Naturereignissen, etwa massiven Bergstürzen wie dem von
wiederum im Spätfrühling 1817 durch die Verbindung von               Goldau 1806, die zumindest einen gewissen witterungsbe-
Starkregen und Schneeschmelze zu schweren Überschwem-                zogenen Anteil hatten.11
mungen v. a. im Einzugsgebiet des Alpenrheins führte.8               Eine weitere relevante Form von Dokumentendaten bilden
                                                                     die Hochwassermarken. Durch die vielen anthropogenen
                                                                     Eingriffe in die Flusssysteme, aber auch durch ihre – mitun-
Quellen zur Klimageschichte                                          ter nicht zuverlässige – Neuanbringung sind sie zwar nur zum
der Schweiz seit dem Spätmittelalter                                 Teil geeignet, die Intensität von Hochwasserereignissen exakt
                                                                     wiederzugeben,12 doch lassen sie sich in jedem Fall als Zei-
Bei den schriftlichen Quellen sind zwei Hauptgruppen zu              chen einer Erinnerungskultur lesen, die wiederum für die
unterscheiden: Auf der einen Seite stehen individuelle erzäh-        Prävention in Form einer baulichen Adaption an die Natur-
lende Quellen wie Chroniken oder in späterer Zeit auch Zei-          gefahr wesentlich war.
tungen etc. Sie geben Einzelbeobachtungen, etwa zu extremen
Naturereignissen, wieder, deren Auswahl und Überlieferung
natürlich subjektiv ist. Demgegenüber sind institutionelle,          Auswirkungen von Klima und
serielle Aufzeichnungen wie Rechnungsbücher über einen län-          Extremereignissen auf Wirtschaft,
geren Zeitraum vorhanden und verändern selbst über Jahr-
hunderte ihren Charakter nur geringfügig. Sie beinhalten u. a.       Gesellschaft und Kultur
Informationen über Erntedaten und Ernteerträge bei Getrei-
de und Wein, die wiederum als wichtige Klimazeiger dienen            Allgemein konnten Menschen in vergangenen Jahrhunderten
können, oder erwähnen Aufwendungen für Brückenrepara-                deutlich eher baulich auf ihre Erfahrungen mit Extremereig-
turen nach Hochwassern oder Eisgängen.9 Dazu treten nor-             nissen oder auf typische Witterungsverhältnisse, etwa domi-
mative Quellen wie Urkunden oder Reglemente, die einen               nante Windrichtungen, reagieren denn auf Klimawandel, der
Einblick in die Präventions- und Bewältigungsstrategien bei          ohne die heutigen diachronen Vergleichsmöglichkeiten höchs-
Naturgefahren geben und daher auch archäologisch von Be-             tens in Ansätzen spürbar war. Hingegen wurden aufgrund
deutung sind. So ist etwa der berühmte Bannwald zum Schutz           wiederholter schwerer Überschwemmungs- und Lawinen-
vor Lawinen oberhalb von Andermatt schon seit 1397 urkund-           schäden Siedlungsplätze verschoben13 oder es wurden Bau-
lich belegt.                                                         materialien oder Dachformen gewählt, die solchen Extrem-
Direkte Informationen zum täglichen Wetter enthalten Wit-            ereignissen besser standhielten.
terungstagebücher, die erstmals im 14. Jh. in England auftau-        Das Potenzial der historischen Klimaforschung für die Ar-
chen und ab dem 16. Jh. grössere Verbreitung finden, zum             chäologie liegt daher vermutlich weniger im Bereich allgemei-
Teil in Form von vorgedruckten Schreibkalendern. Häufig              ner Klimaverläufe, sondern in der Beschäftigung mit extremen
sind solche Witterungsaufzeichnungen von Personen verfasst,          Naturereignissen und ihren Auswirkungen: Zerstörung von
für die Wetterbeobachtungen mit ihrer beruflichen Tätigkeit          Wohnhäusern, Wirtschaftsgebäuden und baulichen Schutz-
zusammenhingen, etwa als Weinbauer, Gutsverwalter oder               massnahmen sowie Veränderungen im Gelände, die archäo-
Arzt. Mehrere gebildete Geistliche betrieben ebenfalls ge-           logisch nachweisbar sind, lassen sich so deutlich genauer
naue Wetterbeobachtungen und beteiligten sich an frühen              datieren als mit naturwissenschaftlich basierten Methoden.
meteorologischen Netzwerken, so der «Wetterpfarrer» Johann           Auch die Anpassung an Naturgefahren durch externe Schutz-
Jakob Sprüngli (1717–1803), der Teil des Messnetzwerkes              bauten, die Verstärkung von Gebäudeteilen oder die Optimie-
der Berner Oekonomischen Gesellschaft war und zudem                  rung von Siedlungsplätzen lässt in vielen Fällen ein Extrem-
umfangreiche phänologische Beobachtungen durchführte.10              ereignis als Auslöser erkennen. Langfristige Anpassung an
Frühe instrumentelle Messdaten sind ab der Mitte des 18. Jh.         dominante Wetterlagen, etwa die Ausrichtung von Häusern

480                                                  Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.
                                             Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
Abb. 1. Wintertemperaturen an der Alpennordseite der Schweiz und ihre Abweichungen von der Referenzperiode 1901–1960. Nach Pfister 1999, 58f.

und die Konstruktionsweise von Dächern nach der vorherr-                          Schweiz dokumentiert, ab 1972 Hochwasser und Murgänge
schenden Windrichtung, bringen ein weiteres Kooperations-                         von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee
feld zwischen Archäologie, Baugeschichtsforschung und Kli-                        und Landschaft (WSL),16 ab dem Winter 1936/ 37 Lawinen
mawissenschaften.                                                                 vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF)
Erste Ergebnisse und die grundsätzlichen Potenziale einer                         in Davos.
interdisziplinären Kooperation von Archäologie, Geschichts-                       Die Datenbank Euro-Climhist17 verfolgt das Ziel, einschlägige
wissenschaft und Naturwissenschaften wurden kürzlich in                           Daten zum Themenbereich Witterung und Klima aus Archi-
einer Studie von Raphael Longoni zu den Hochwassern der                           ven der Natur und der Gesellschaft raum-zeitlich zu dokumen-
Saane in Fribourg zwischen 1387 und 1570 aufgezeigt.14                            tieren. Erstmals erlaubt es Euro-Climhist, verschiedene Daten-
Durch die Einbindung archäologischer Befunde konnte er                            typen wie Klimazeiger (z. B. Baumringe oder Weinlesedaten)
seine Chronologie der Hochwasserereignisse besser belegen                         unmittelbar mit zeitgleichen Witterungsbeschreibungen zu
und umgekehrt archäologische Befunde deuten. So verweist er                       vergleichen oder bei vorinstrumentellen Überschwemmungen
etwa auf das Haus an der heutigen Rue de la Neuveville 46,                        die klimatische Disposition und die auslösende Wetterlage
das als einer der frühesten Bauten der unteren Neustadt in                        abzuschätzen. Alle Kalenderdaten sind auf den heute verwen-
der 2. H. des 13. Jh. errichtet wurde; aus dieser Bauphase ist                    deten Gregorianischen Kalender umgerechnet. Zur Qualitäts-
indessen nur noch der Keller erhalten. Das Gebäude wurde                          kontrolle wird grafisch zwischen zeitgenössischen, erstklas-
gemäss dendrochronologischen Untersuchungen zusammen                              sigen, und nicht zeitgenössischen, zweitklassigen, Angaben
mit den Nachbarhäusern Nr. 44 und 48 von 1387 bis 1389 zu                         unterschieden.
grossen Teilen abgerissen, neu gebaut und Richtung Saane                          Der Name Euro-Climhist ist zugleich Überlieferung und Pro-
vergrössert, wie eine archäologische Bauanalyse ergeben hat.15                    gramm. Eine erste Datenbank namens Euro-Climhist wurde
Dieser Befund deckt sich wiederum bestens mit dem durch                           1992–1994 im Rahmen eines Projekts der European Science
mehrere schriftliche Quellen dokumentierten Extremhoch-                           Foundation zur Untersuchung der europäischen Witterung im
wasser von 1387, das offenbar der unmittelbare Auslöser für                       Zeitfenster 1675–1715 aufgebaut,18 in dem sich kalte Extreme
die baulichen Veränderungen war.                                                  als Folge einer schwächeren Sonnenaktivität häuften. Weil die
                                                                                  Finanzierung ungenügend war, musste sich das Projekt in den
                                                                                  folgenden 15 Jahren weitgehend auf die Schweiz konzentrie-
Die klimahistorische Datenbank                                                    ren, d. h. auf das Lebenswerk des Berner Klimahistorikers
Euro-Climhist                                                                     Christian Pfister.19
                                                                                  Seit 2010 wird Euro-Climhist im Auftrag des Bundesrates
Die einschlägigen institutionellen Datenbanken zu Klimaver-                       durch das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie
läufen und extremen Naturereignissen in der Schweiz sind the-                     MeteoSchweiz im Rahmen des globalen Klima-Beobach-
matisch zersplittert und reichen zeitlich unterschiedlich weit                    tungssystems GCOS20 langfristig mitfinanziert. Die heutige
zurück. Ab 1864 wurden tägliche Wetterdaten von Meteo-                            Internetversion in Form von regionalen Modulen wurde ab

Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.                                                            481
Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
EURO CLIMHIST NACH ORTEN                                                                               EURO CLIMHIST NACH KATEGORIEN
                                                                                                       Eis-, Schnee-Erscheinungen
                                                                                                                   1%                        Indizes
                                                                                                                                               3%                Wirtschafts- und
Gewässer, Berge,                                                                                                                                               soziopolitische Daten
                                                                                                        Phänologische
 Täler, Gletscher,                                                                                                                                                      1%
                              Regionen         Westschweiz                                              Beobachtungen
                                                                       Wallis (VS), Tessin (TI),
  Pässe, Wälder                 12%           GE,VD,NE, JU,FR                                                2%
                                                                        Graubünden (GR)
         5%                                        13%                           2%
                                                                                                                               Messreihen
                                                                                                                                und serielle
                                                                                                                              Witterungsdaten
                                                                                                        Schäden und                 15%
                                                      Bern (BE), Luzern (LU)                            Naturgefahren
                                                              20%                                            2%                                            Deskriptive Daten
                  Nordostschweiz:
                                                                                                                                                                 45%
                ZH, SH, SG, TG, AI, AR
                        29%
                                                                                                                                       Europäische
                                                                                                                                       Wetterlagen
                                         Nordwestschweiz:                                                                                 31%
                                          AG, BS, BL, SO                Zentralschweiz:
                                              17%                    UR, SZ, OW, NW, ZG, GL
                                                                              2%

Abb. 2. Verteilung der Datensätze in Euro-Climhist zur Schweiz ab 1501 nach ihrer                   Abb. 3. Verteilung der Datensätze in Euro-Climhist zur Schweiz ab 1501 nach
Herkunft. Der hohe Anteil der Nordostschweiz hängt in erster Linie mit den für Zürich              Kategorien. Deskriptive Daten (inkl. tägliche Wetterbeobachtungen) machen mit 45%
schon früh vorhandenen täglichen Wetterbeobachtungen zusammen. Der geringe                         den Löwenanteil aus. Europäische Wetterlagen stehen mit 31 % an zweiter Stelle.
Anteil der Westschweiz hingegen ist nicht zuletzt auf einen geringeren Grad an Auf-                Dahinter folgen die Messreihen und seriellen Witterungsdaten (15 %), die Tempera-
arbeitung der historischen Dokumentendaten zurückzuführen. Nach http://www.euro                    tur- und Niederschlagsindizes (3 %), pflanzen- und tierphänologische Daten (2 %),
climhist.unibe.ch/de/ (04.11.2018).                                                                Witterungsschäden und Naturgefahren (2 %), Eis- und Schnee-Erscheinungen (1 %)
                                                                                                   sowie Wirtschaftsdaten (z. B. Grösse der Getreidesorten, Wein- und Obsternten, Ge-
                                                                                                   treidepreise etc.) mit 1%. Nach http://www.euroclimhist.unibe.ch/de/ (04.11.2018).

2011 aufgebaut. 2015 ging als erstes das Modul Schweiz                                             die für die Zeit ab 1684 weitgehend lückenlos sind (Abb. 3).
online (Abb. 2), das auf Deutsch, Französisch, Italienisch                                         Für gesellschaftsgeschichtliche einschliesslich archäologische
und Englisch angeboten wird. Es diente als Pilotprojekt zur                                        Analysen massgeblich sind insbesondere die Informationen
Erarbeitung einer problemadäquaten Methodik in Wechsel-                                            über Klima- und Witterungsschäden und ihre Auswirkungen
wirkung mit einer benutzerfreundlichen Software. Der Zu-                                           auf Mensch, Vieh und Infrastruktur sowie Hinweise auf den
gang ist öffentlich und kostenlos. Detailergebnisse sind An-                                       Umgang der Betroffenen mit Extremereignissen. «Wirtschafts-
gehörigen von Wissenschaft, Schulen und Medien sowie                                               daten» umfassen zurzeit Angaben zur Grösse der landwirt-
internen und externen Mitarbeitenden vorbehalten. Weitere                                          schaftlichen Produktion sowie Nahrungsmittelpreise, die
regionale Module entstehen derzeit unter Leitung regionaler                                        soziopolitischen Daten beschreiben adaptive Massnahmen
Arbeitsgruppen.                                                                                    zur Krisenbekämpfung. «Proxy-Daten», also Verweise auf bio-
In Arbeit ist das Modul Mittelalter unter Leitung von Chris-                                       physische Temperaturzeiger in der naturnahen Umwelt, z. B.
tian Rohr und Chantal Camenisch, Universität Bern. Es um-                                          die Entwicklungsstadien von Pflanzen (biologische Tempera-
fasst europaweit Daten aus der Zeit vor 1501. Regionale                                            turanzeiger) oder die Dauer der Schneebedeckung sowie die
Module machen in dieser Periode wenig Sinn, weil zum einen                                         Vereisung von Flüssen und Seen (physikalische Temperatur-
die Dokumentation zu wenig dicht ist und sich zum anderen                                          anzeiger), liegen sowohl in Form phänologischer Beobachtun-
historische Territorialeinheiten nur in den wenigsten Fällen                                       gen durch den Menschen vor, etwa durch den schon erwähn-
mit modernen decken. Zudem ist ein gesamteuropäisches                                              ten Berner «Wetterpfarrer» Johann Jakob Sprüngli, als auch
Übersichtsmodul ab 1501 mit saisonalen und ab dem späten                                           über ausgewähnte «Archive der Natur», z. B. Baumringe.
17. Jh. auch monatlichen Wetterkarten für Europa in Vorbe-                                         Über die Vergabe von Indizes zur Temperatur und zum
reitung, das von Jürg Luterbacher (Universität Giessen) ge-                                        Niederschlag werden vorinstrumentelle Dokumentendaten
leitet wird. Tägliche, standardisierte Wetterkarten für Europa                                     auf einer Skala von −3 (extrem kalt) bis +3 (extrem heiss)
ab 1763 sind seit Sommer 2018 aufbauend auf den Daten                                              bzw. −3 (extrem trocken) bis +3 (extrem feucht) klassifiziert.22
von Mikhaël Schwander21 ebenfalls über Euro-Climhist ab-                                           Dies erlaubt es, die höchst unterschiedlichen schriftlichen
rufbar. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Uni-                                          Zeugnisse einigermassen vergleichbar zu machen.
versität Tallinn sollen Ende 2018 und 2019 umfangreiche                                            Räumlich werden die Daten einerseits nach der administrati-
Datenbestände zum (östlichen) Ostseeraum in die Datenbank                                          ven Gliederung (Kantone, Gemeinden, Ortschaften), anderer-
einfliessen.                                                                                       seits nach geografischen Raumeinheiten (Flüsse, Bäche, Seen,
Die derzeit rund 177 000 Datensätze (Stand August 2018) für                                        Gletscher, Täler, Berggipfel, Pässe, Wälder, etc.) verortet und
die Schweiz ab 1501 umfassen in erster Linie Dokumenten-                                           kartografisch dargestellt. Daneben können historische und be-
daten und frühe instrumentelle Daten. Die zahlenmässig gröss-                                      stehende Regionen, in Grenznähe auch Länder übergreifend
te Gruppe bilden dabei die täglichen Wetterbeobachtungen,                                          (wie z. B. die Regio Basiliensis), definiert werden.

482                                                                           Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.
                                                                      Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
Abfragen sind entweder nach Themen oder nach derzeit                         b) Hagel- und Gewitterschäden in weiten
über 60 Zeitreihen allein für die Schweiz möglich. Letztere
umfassen jeweils gleichartige Elemente, beispielsweise
                                                                             Teilen der Innerschweiz, 30. Juni 1597
monatliche Witterungsberichte (ab 1762 und vorläufig bis
1889), die örtliche Anzahl der Tage mit Niederschlag, den                    Eine Reihe von Bergen am Nordrand der Schweizer Alpen
Zeitpunkt der Getreideernte im Mittelland, die Über-                         ist massgeblich dafür verantwortlich, dass sich in deren
schwemmungen des Lago Maggiore, die homogenisierten                          Umgebung häufig schwere Gewitter bilden. Dies gilt für den
Getreidepreise in Zürich seit 1540,23 aber auch phänologi-                   Moléson im Kanton Fribourg ebenso wie für die Gantrisch-
sche Werte wie die Auftaudaten des St. Moritzersees.24                       region im Kanton Bern, den Pilatus bei Luzern oder den
                                                                             Säntis (SG, AR, AI). In Luzern beobachtete um 1600 der
                                                                             gelehrte Chronist Renward Cysat solche Witterungserschei-
Beispiele für historische Doku-                                              nungen besonders genau und dokumentierte sie in seinen
mentendaten mit Relevanz für die                                             «Collectanea».26 Er muss dafür zu seinen eigenen Beobach-
                                                                             tungen auch viele weitere Augenzeugenberichte aus anderen
archäologische Forschung                                                     Orten zusammengetragen haben. Die Schadensregion
                                                                             reichte von Fribourg und Bern über die gesamte Vierwald-
Im Folgenden sollen einige Beispiele darüber Auskunft geben,                 stätterseeregion bis Zug:
wie historische Dokumentendaten strukturiert sind, die je
nach Erkenntnisinteresse für archäologische Forschungen                      «[…] 30 tag deß vßgenden monats July; da jst abends vmb
von Bedeutung sein könnten. Bis auf das letzte Beispiel beru-                6 vren ein grusam, erschrockenlich wetter gachling ange-
hen alle auf Abfragen über Euro-Climhist.                                    brochen von sturmwind, rägen vnd bösem, schwärem
                                                                             hagel; hatt zuo Vnderwalden vnd an andern orten am seew
                                                                             vmbher angfangen […] vnd schnell wider gewendt gegen
a) Hochwasserschäden in der Schweiz, 1566                                    der Rüß gan Emmen, Diericken, Rot, Ebicken vnd dem-
                                                                             selben strich nach wytter vffwertz; hatt […] die ziegeltächer
Das Jahr 1566 ging als ein besonders hochwasserreiches in                    an kilchen, hüsern vnd schüwren v̈bel zerschlagen. An ett-
die Klimageschichte der Schweiz ein. Über die gesamten zwölf                 lichen orten sind stein gfallen wie fünst, item wie hennen-
Monate verteilt und in fast allen Teilen der Schweiz sind                    eyer, die mindern wie böumnüß; hatt die bäch vnd wilden
Überschwemmungsschäden dokumentiert, wie die Ergebnis-                       wasser grusam angetriben, dz sy großen, mercklichen scha-
liste der Abfrage in Euro-Climhist zeigt (Tab. 1; Abb. 4).                   den gethan, besonder vnser Krientzbach, wiewol er verschi-
Die Quellen sind zu einem überwiegenden Teil zeitgenös-                      nens 24 July noch vil grössern schaden gethan. [Fol.212v]
sisch und bauen zum Teil auf eigener Anschauung auf. Sie                     Diser vorberüerter hagel hatt sich gar seltzam vmbher vnd
können somit Hinweise auch auf Gebäudeschäden geben,                         hin vnd wider geträyt an mancherley ort nach dem dann
die gegebenenfalls noch heute in der Bausubstanz nachweis-                   die windstoß gsin; […] Jst ouch wytter dem Sibenthal naher
bar sind, etwa in Form von Ausbesserungen aus der Zeit                       für Bern vffher kommen gan Fryburg, da hatt es grusam
unmittelbar nach 1566. So schreibt der Zürcher Humanist                      geschädiget nit allein was noch vff dem feld gsin vnd die
und Nachfolger Zwinglis, Heinrich Bullinger (1504–1575),                     obsfrücht an böümen, ja die boüm selbst gar v̈bel, sonder
in seinem Diarium:                                                           ouch an hüsern, tächern vnd fenstern jn der statt, allso dz
                                                                             der schad was Fryburg gelitten vff ein tonen golds geschetzt
«Das gieng nach mer uff umb Johannis Baptistä [24. Juni];                    worden. […] vnd hat sich eins solchen grusamen wetters
dann ouch von anfang Iunii vil rägens was. gieng in der                      niemant, wie allt er joch gwesen, verdencken mögen. Jst
nacht die Syl an. So wuchs der see vil höcher, denn man in                   ouch geacht worden, das jn vil 100 jaren derglychen nitt
ie gesähen hat. Man fur mit einem nawen von des herren                       gsin.»27
Haben huß für den Hecht, Rapen, Sternen, under der schif-
flüten stuben für das kouffhuß und Wettingerhuß, under                       Es würde für das Euro-Climhist-Projekt deutlich zu weit füh-
der zimberlüten stuben bis uff den platz vor dem Rüden.                      ren, diese Quellen von sich aus mit archäologischen Befunden
Das kornhuß stund im wasser, und was bi dem Weggen                           abzugleichen, zumal viele stadtarchäologische Detailbefunde
und zum Schwert gestäget. Das wasser luff für den Kämbel                     gar nicht öffentlich zugänglich sind. Allerdings sind derartige
uff halben Münsterplatz hinab, gieng an das werchhuß,                        Informationen aus Chroniken der Archäologie ein Argument
luff in krüzgang zum Frowen münster, und an der oberen                       für das Bilden einer Datierungshypothese, etwa in dem Sin-
bruggen gägen Frowen münster mocht man es von der                            ne, dass Umbauten bei Häusern, z. B. die Errichtung eines
bruggen erlangen.»25                                                         neuen Dachstuhls und die Einführung einer neuen Form der
                                                                             Dachbedeckung, mit den hier geschilderten Schäden in Ver-
                                                                             bindung gebracht werden, sofern nicht andere Indizien ge-
                                                                             gen eine solche Kausalkette sprechen. Ähnliches gilt für die
                                                                             historisch dokumentierten Stadt- und Dorfbrände, die eben-
                                                                             falls oft die Auslöser für Veränderungen an der Dachsub-
                                                                             stanz waren.

Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.                                                    483
Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
Abb. 4. Überschwemmungsschäden von 1566 gemäss Abfrage in Euro-Climhist.

  Datum                     Beschreibung, Ort, Höhe m ü. M.                                                                     Quelle

  1566, Ganzes Jahr         Überschwemmungsschäden / Locarno TI (198 m), Centovalli, Maggiatal                                  Franscini, Tessin
  1566, Januar 1–10         Hagel, Überschwemmungsschäden / Basel (278 m)                                                       Wurstisen, Chronik
  1566, Frühling            Überschwemmungsschäden / Zürich (408 m)                                                             Scheuchzer, Meteorologica
  1566, Frühling            Überschwemmungsschäden: Ernte / Selzach SO (445 m)                                                  Kocher, Selzach
  1566, April 21–30         Überschwemmungsschäden / Zürich (408 m)                                                             Haller, Kalender
  1566, April 21–30         Überschwemmungsschäden / Basel (278 m)                                                              Wurstisen, Chronik
  1566, April 24            Überschwemmungsschäden: Wasser auf Höhe der Brücke(n) / Bremgarten AG (386 m), Aare, Reuss, Rhein   Merz, Schodoler
  1566, Mai                 Hochwasser, Überschwemmungsschäden: Brücken, Strassen, Wohnhäuser zerstört / Basel (278 m), Rhein   Gross, Chronik_Basel
  1566, Mai                 Überschwemmungsschäden / Zürich (408 m)                                                             Haller, Kalender
  1566, Mai 21–31           Überschwemmungsschäden / Flims GR (1081 m)                                                          Salis-Seewis, Capaul
  1566, Juni                Überschwemmungsschäden / Biel BE (434 m)                                                            Rechberger, Chronik
  1566, Juni                ergiebiger Niederschlag, Überschwemmungsschäden / Zürich (408 m)                                    Bullinger, Diarium
  1566, Juni                Hochwasser, Überschwemmungsschäden / Basel (278 m), Rhein                                           Gross, Chronik_Basel
  1566, Juni                ergiebiger Niederschlag, Hochwasser, Überschwemmungsschäden: Brücken, Siedlungen zerstört /         Cysat, Collectanea
                            Luzern (436 m), Vierwaldstättersee (434 m), Reuss
  1566, Sommer              Überschwemmungsschäden / Basadingen TG (413 m)                                                      Bauernchronik, Basadingen
  1566, Juni                Überschwemmungsschäden / Zürich (408 m)                                                             Haller, Kalender
  1566, Juni                Überschwemmungsschäden, grosse Schneemassen / Kt. Uri                                               Schaller-Donauer, Chronik
  1566, Sommer              Überschwemmungsschäden / Kt. Uri                                                                    Schaller-Donauer, Chronik
  1566, Juni                Überschwemmungsschäden / Basel (278 m)                                                              Wurstisen, Chronik
  1566, Juni 21–30          Überschwemmungsschäden / Juranordfuss                                                               Scheuchzer, Meteorologica
  1566, Juni 21–30          Überschwemmungsschäden / Freiburg (629 m), Saane                                                    Rudella, chronique
  1566, Juni 29–30          Überschwemmungsschäden: Kulturen / Basel (278 m), Rhein                                             Gross, Chronik_Basel
  1566, Juni 29             Überschwemmungsschäden: Brücken zerstört / Aarberg BE (455 m), Bern (540 m), Aare                   Haller, Chronik
  1566, Juli                ergiebiger Niederschlag, Überschwemmungsschäden / Zürich (408 m)                                    Bullinger, Diarium
  1566, Juli                Überschwemmungsschäden: Siedlungen / Mittelland (Westliches Zentrales)                              Haller, Kalender
  1566, Juli                Überschwemmungsschäden / Zürich (408 m)                                                             Haller, Kalender
  1566, Juli 1–10           Überschwemmungsschäden / Basel (278 m)                                                              Wurstisen, Chronik
  1566, Juli 5              Überschwemmungsschäden / Luzern (436 m)                                                             Cysat, Collectanea
  1566, Juli 23             Überschwemmungsschäden / Basel (278 m)                                                              Gross, Chronik_Basel
  1566, August 24–30        Überschwemmungsschäden / Glenner, Vorderrhein                                                       Röthlisberger, Unwetterschäden
  1566, Herbst              Überschwemmungsschäden / Kt. Schaffhausen                                                           Waldkirch, Begebenheiten
  1566, September           Überschwemmungsschäden: katastrophal / Langensee (193 m)                                            Gugger, Lago_Maggiore

Tab. 1.    Ergebnisse der Abfrage in Euro-Climhist: Überschwemmungsschäden 01.01.–31.12.1566, gesamte Schweiz. Unzeitgenössische Quellen sind kursiv gesetzt.

484                                                                   Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.
                                                              Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
Abb. 5. Richard La Nicca, Project für den Wiederaufbau der zum Theil zerstörten Aarbrücke bey Aarau, 24.06.1844. Aarau, Stadtarchiv, PAST0555.

c) Jahrhundertsturm «Gerd», 29. Januar 1645                                         d) Gebäude- und Brückenschäden durch
                                                                                    Hochwasser in Aarau, 1830er Jahre
Der Wintersturm ist in insgesamt sechs voneinander unab-
hängigen Quellen in Euro-Climhist dokumentiert, die von                             Historisch-hydrologische Detailstudien haben das Potenzial,
Genf über Solothurn und Zürich bis nach St. Gallen reichen.                         die Quellenlage besonders tief zu sondieren und dabei die
Sie sind nur zum Teil zeitgenössisch, lassen aber sowohl die                        Aussagen aus seriellen institutionellen Quellen wie Rech-
Art der Sturmschäden als auch die Ausdehnung der betrof-                            nungsbüchern mit Plänen und Flussprofilen sowie archäolo-
fenen Region erahnen. Erneut gilt das zum vorherigen Bei-                           gischen Befunden zu verbinden. Oben haben wir die Studie
spiel Gesagte, dass derartige Quellen für eine Abgleichung                          von Raphael Longoni zu Fribourg erwähnt. Ein ähnliches
mit baugeschichtlichen Befunden geeignet sind. So schreibt                          Vorgehen hat Mauro Bolzern zur Aare im Raum Aarau ge-
etwa der zeitgenössische Chronist Franz Haffner zu den                              wählt.29 Die Situation nach den Zerstörungen an der Aarauer
Schäden in Solothurn:                                                               Aarebrücke durch eine Serie von Hochwassern (1830/ 1835/
                                                                                    1836) gibt nicht nur der «Situations Plan über die Strasse und
«Entstuhnde urplötzlich allhie zu Solothurn und anderstwo                           deren Angrenzungen von der Aarbrüke bis zum sog. Hunger-
ein solch ungewohnlicher Sturmwind/ dass er vil hundert                             berggässlein [Nr. 20]» von Johann Georg Andres (27.06.1837)
Bäum auss der Erden gerissen/ und auff den Tächern vil                              wieder,30 sondern auch Richard La Niccas «Project für den
tausent Ziegel abgeworffen.»28                                                      Wiederaufbau der zum Theil zerstörten Aarbrücke bey Aarau»
                                                                                    (Abb. 5). Die genaue Konstruktionszeichnung der hölzernen
                                                                                    Aarebrücke ermöglicht es, noch heute vorhandene Reste
                                                                                    dieser Brücke genau zuzuordnen und so zudem das damalige
                                                                                    und das heutige Flussprofil miteinander zu vergleichen.

Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.                                                             485
Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
Zusammenfassung und Ausblick                                                   die durch die chemische Zusammensetzung bedingte Frucht-
                                                                               barkeit des Bodens. Gerade in diesem Zusammenhang gibt
Das grosse Potenzial interdisziplinärer Kooperation zwischen                   es archäologische Forschungsresultate, die für die Klimafol-
Umwelt- und Klimageschichte und den archäologischen                            genforschung und für die Wirtschafts- und Agrargeschichte
Wissenschaften haben wir hier zwar nur angedeutet, doch                        gleichermassen von fundamentaler Bedeutung sein können.
wird es in Zukunft noch in grösserem Ausmass dabei helfen                      Die Bodenfruchtbarkeit wird durch Erosion beeinflusst, der
können, Datierungshypothesen zu baulichen Veränderungen,                       langfristige und kaum merkliche Prozesse zugrunde liegen,
Neubauten und Verlegungen zu formulieren oder zu unter-                        nicht minder aber durch Extremereignisse.31 Die historische
mauern. Dies gilt für Wohnbauten und Wirtschaftsgebäude                        Klimatologie vermag möglicherweise mit der Datierung der
ebenso wie für Bauten zur Umgestaltung des natürlichen                         letzteren durch historische Quellen ihrerseits einen Beitrag
Lebensumfelds (Flussbegradigungen, Schutzbauten, etc.).                        an die Erforschung der Böden zu leisten.
Über die klimahistorische Datenbank Euro-Climhist, die seit
2015 frei zugänglich ist, sind historische Dokumentendaten                                               Christian Rohr, Chantal Camenisch
sowie frühe Messdaten für die Schweiz und darüber hinaus                                           Historisches Institut und Oeschger Center
greifbar. Einzuschränken ist, dass vermutete Auswirkungen                                                       for Climate Change Research
von (langfristigem) Klimawandel, etwa auf den Hausbau,                                                                       Universität Bern
kaum aus Dokumentendaten ablesbar sind. Das Potenzial ist                                                                  Länggassstrasse 49
eher hinsichtlich der Zerstörungen durch und die Anpassung                                                                         3012 Bern
an extreme Naturereignisse gegeben.                                                                              christian.rohr@hist.unibe.ch
Aus Platzgründen nur angedeutet sei, dass nicht nur das                                                        ORCID 0000-0003-0283-6584
Klima einem stetigen Wandel unterworfen ist, sondern auch                                                   chantal.camenisch@hist.unibe.ch

Anmerkungen
1     zuletzt etwa Izdebski et al. 2016; Sadori et al. 2016.                   16 Hilker et al. 2009.
2     Rohr et al. 2018; Camenisch 2018; Pfister et al. 2018; Camenisch/ Rohr   17 http:/ / www.euroclimhist.unibe.ch/ de/ (28.04.2018); zu den Inhalten
      2018.                                                                       und Potenzialen der Datenbank: ausführliche Einführungstexte auf der
3     Brázdil et al. 2005; Diaz et al. 2011.                                      Homepage (verfügbar in Deutsch, Französisch, Italienisch und Eng-
4     zum Jahr 1540 im europäischen Vergleich umfassend Wetter et al. 2015.       lisch) sowie Pfister et al. 2017.
5     Pfister et al. 2018; Rohr et al. 2018; Camenisch et al. 2016; Wei-Hock   18 Pfister et al. 1994.
      Soon/ Yaskell 2003; Luterbacher et al. 2001.                             19 Den Kern bilden dazu die Forschungen zur Habilitationsschrift Pfister
6     dazu im Detail Krämer 2015.                                                 1984 sowie Pfister 1999.
7     Blüthgen/ Weischet 1980, 5.                                              20 http:/ / www.meteoschweiz.admin.ch/ home/ forschung-und-zusam-
8     zum Lawinenwinter von 1817 etwa Rohr 2014; für die Situation im             menarbeit/ internationale-zusammenarbeit/ gcos.html (28.04.2018).
      angrenzenden Vorarlberg Kasper 2010.                                     21 Schwander et al. 2017.
9     Rohr et al 2018; Camenisch 2015.                                         22 Pfister 1999, 46.
10    Pfister 1984, 38f.; Burri/ Zenhäusern 2009.                              23 aufbauend auf Studer 2015.
11    Hürlimann 2006; Gisler 2009.                                             24 aufbauend auf Livingstone 2000.
12    Wetter et al. 2011 zu Basel; allgemeiner für den Alpenraum Rohr 2007,    25 Bullinger 1904, 85.
      89–91.                                                                   26 Zur Bedeutung Renward Cysats für die Klimageschichte der Schweiz
13    z. B. Schoeneich et al. 2002 zur Optimierung der Lage von Bergbau-          vgl. Hille 2001; Pfister 2013.
      ernhäusern in der Vallée des Ormonts unweit von Les Diablerets: Die      27 Cysat 1969, 938f. (Euro-Climhist, occ-pf-2332-v08).
      Häuser wurden aus den Lawinenzügen auf die Abschnitte im Hang ver-       28 Haffner 1666, 303.
      legt, die weitgehend lawinensicher waren.                                29 Bolzern 2019.
14    Longoni 2018.                                                            30 Aarau, Stadtarchiv, PAST0720. Abbildung bei Bolzern 2019.
15    Longoni 2018, 42 in Abgleichung mit Orcel et al. 2005, 2 (AfA FR FNE-    31 Bork et al. 1998, bes. 26.241–243.251.
      NE46 2004, Dokumentation); Bourgarel/ Kündig 2005, 2f.; Kündig
      2006, 3f. (AfA FR FNE-NE46 2004, Dokumentation).

486                                                            Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.
                                                       Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
Bibliografie
Quellen                                                                            Krämer, D. (2015) «Menschen grasten nun mit dem Vieh». Die letzte grosse
                                                                                        Hungerkrise der Schweiz 1816/ 17. Wirtschafts-, Sozial- und Umweltge-
Bullinger, H. (1904) Diarium (Annales Vitae) der Jahre 1504–1574 (ed.                   schichte 4. Basel.
     E. Egli, Quellen zur Schweizer Reformationsgeschichte 2). Basel.              Kündig, Ch. (2006) Freiburg; Rue de la Neuveville 46. Baubegleitende
Cysat, R. (1969) Collectanea chronica und denkwürdige Sachen pro                        Bauanalyse. Unpubl. Untersuchungsbericht Amt für Archäologie FR
     chronica Lucernensi et Helvetiae, 1588–1613 (ed. J. Schmid, Stadt und              FNE-NE46 2004 (Dokumentation).
     Kanton Luzern 1/1. Quellen und Forschungen zur Kulturgeschichte               Livingstone, D. M. (2000) Large-Scale Climatic Forcing Detected in His-
     von Luzern und der Innerschweiz 4/2). Luzern.                                      torical Observations of Lake Ice Break-up. Verhandlungen der Inter-
Haffner, F. (1666) Der klein Solothurner allgemeine Schaw-Platz historischer            nationalen Vereinigung für Limnologie 27, 5, 2775–2783.
     geist- auch weltlicher vornembster Geschichten und Händlen. Solothurn.        Longoni, R. (2018) Die Saanehochwasser von Freiburg i. Ü. 1387–1570.
                                                                                        Kommunale Schadensabwehr, Wasserbau und Wasserstände anhand
                                                                                        der Chroniken und Stadtrechnungen. Berner Studien zur Geschichte,
                                                                                        Reihe 1, Klima und Naturgefahren in der Geschichte 4. Bern. online ab
Literatur                                                                               Dezember 2018, www.hist.unibe.ch/forschung/publikationen/berner_
                                                                                        studien_zur_geschichte/reihe_1_klima_und_naturgefahren/index_ger.
Blüthgen, J./ Weischet, W. (31980) Allgemeine Klimageographie. Lehrbuch                 html (02.11.2018).
     der Allgemeinen Geographie 2. Berlin/ New York.                               Luterbacher, J./ Rickli, R./ Xoplaki, E. et al. (2001) The Late Maunder
Bolzern, M. (2019) Reconstruction of historical floods of the Aare River in             Minimum (1675–1715) – A Key Period for Studying Decadal Scale
     Aarau. Berner Studien zur Geschichte, Reihe 1, Klima und Naturgefah-               Climatic Change in Europe. Climatic Change 49, 4, 441–462.
     ren in der Geschichte 6. Bern. online voraussichtlich ab Frühling 2019,       Orcel, Ch./ Tercier, J./ Hurni, J.-P. (2005) Rapport d’expertise dendro-
     www.hist.unibe.ch/forschung/publikationen/berner_studien_zur_ge-                   chronologique. Batiment Route [sic!] de la Neuveville 46, CH-Fribourg
     schichte/reihe_1_klima_und_naturgefahren/index_ger.html (02.11.2018)               (FR). Rapport non publié LRD Moudon, Service archéologique de l’état
Bork, H.-R./ Bork, H./ Dalchow, C. et al. (1998) Landschaftsentwicklung                 de Fribourg FNE-NE46 2004 (Dokumentation).
     in Mitteleuropa. Wirkungen des Menschen auf Landschaften. Gotha.              Pfister, Ch. (1984) Das Klima der Schweiz von 1525 bis 1860 und seine Be-
Bourgarel, G./Kündig, Ch. (2005) Rue de la Neuveville 46. Ancienne maison               deutung in der Geschichte von Bevölkerung und Landwirtschaft. Bern.
     Fegeli (?) dite tannerie Deillon (XXe s.). Les Fiches Ville de Fribourg 36.   Pfister, Ch. (1999) Wetternachhersage. 500 Jahre Klimavariationen und
Brázdil, R./ Pfister, Ch./ Wanner, H. et al. (2005) Historical Climatology              Naturkatastrophen 1496–1995. Bern.
     in Europe – The State of the Art. Climatic Change 70, 363–430.                Pfister, Ch. (2013) Renward Cysat – ein «interdisziplinärer» Pionier der
Burri, M./ Zenhäusern, G. (2009) Sommertemperaturen im Spiegel von                      Klimaforschung im Alpenraum. Der Geschichtsfreund 166, 188–208.
     Ernte- und Schneebeobachtungen aus Bern und Wallis, 1766–1812.                Pfister, Ch./ Brázdil, R./ Luterbacher, J. et al. (2018) Early Modern Europe.
     Blätter aus der Walliser Geschichte 41, 189–206.                                   In: S. White/ Ch. Pfister/ F. Mauelshagen (eds.) The Palgrave Handbook
Camenisch, Ch. (2015) Endlose Kälte. Witterungsverlauf und Getreide-                    of Climate History, 265–295. London.
     preise in den Burgundischen Niederlanden im 15. Jahrhundert. Wirt-            Pfister, Ch./ Kington, J./ Kleinlogel, G. et al. (1994) High Resolution
     schafts-, Sozial- und Umweltgeschichte 5. Basel.                                   Spatio-Temporal Reconstructions of Past Climate from Direct Meteor-
Camenisch, Ch./ Keller, K. M./ Salvisberg, M. et al. (2016) The 1430s:                  ological Observations and Proxy Data. Methodological Considerations
     A Cold Period of Extraordinary Internal Climate Variability during the             and Results. In: B. Frenzel/ Ch. Pfister/ B. Gläser (eds.) Climatic Trends
     Early Spörer Minimum with Social and Economic Impacts in North-                    and Anomalies in Europe 1675–1715. High Resolution Spatio-Tempo-
     western and Central Europe. Climate of the Past 12, 2107–2126.                     ral Reconstructions from Direct Meteorological Observations and
Camenisch, Ch. (2018) Two Decades of Crisis: Famine and Dearth During                   Proxy Data. Methods and Results. Paläoklimaforschung/ Paleoclimate
     the 1480s and 1490s in Western and Central Europe. In: D. Collet/                  Research 13, 329–376. Stuttgart/ Jena/ New York.
     M. Schuh (Hrsg.) Famines During the ‹Little Ice Age› (1300–1800).             Pfister, Ch./ Rohr, Ch./Jover, A. (2017) Euro-Climhist: eine Datenplattform
     Socionatural Entanglements in Premodern Societies, 69–90. Cham.                    der Universität Bern zur Witterungs-, Klima und Katastrophengeschich-
Camenisch, Ch./ Rohr, Ch. (2018) When the Weather Turned Bad. The                       te. Wasser – Energie – Luft 109, 1, 45–48.
     Research of Climate Impacts on Society and Economy during the Little          Rohr, Ch. (2007) Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum. Naturerfah-
     Ice Age in Europe. An Overview. Cuadernos de Investigación Geográ-                 rung im Spätmittelalter und am Beginn der Neuzeit. Umwelthistorische
     fica. Geographical Research Letters 44, 1, 99–114.                                 Forschungen 4. Köln.
Diaz, H. F./ Trigo, R./ Hughes, M. K. et al. (2011) Spatial and Temporal           Rohr, Ch. (2014) Placidus Spescha und seine Bedeutung für die historische
     Characteristics of Climate in Medieval Times Revisited. Bulletin of the            Lawinenforschung. Annalas da la societad retorumantscha 127, 161–185.
     American Meteorological Society, November 2011, 1487–1500.                    Rohr, Ch./ Camenisch, Ch./ Pribyl, K. (2018) European Middle Ages. In:
Gisler, M. (2009) Die Katastrophe als darstellerisch-ästhetisches Ereignis.             S. White/ Ch. Pfister/ F. Mauelshagen (eds.) The Palgrave Handbook
     Der Bergsturz von Goldau 1806. In: L. Kreye/ Ch. Stühring/ T. Zwingel-             of Climate History, 247–263. Basingstoke.
     berg (Hrsg.) Natur als Grenzerfahrung. Europäische Perspektiven der           Sadori, L./ Giraudi, C./ Masi, A. et al. (2016) Climate, environment and
     Mensch-Natur-Beziehung in Mittelalter und Neuzeit. Ressourcennut-                  society in southern Italy during the last 2000 years. A review of the
     zung, Entdeckungen, Naturkatastrophen, 281–298. Göttingen.                         environmental, historical and archaeological evidence. Quarternary
Hilker, N./ Badoux, A./ Hegg, C. (2009) The Swiss Flood and Landslide                   Science Reviews 136, 173–188.
     Damage Database 1972–2007. Natural Hazards and Earth System                   Schoeneich, P./ Raymond, D./ Busset-Henchoz, M.-C. (2002) Spaltkeil
     Sciences 9, 913–992.                                                               und Ebenhöch. Traditionelle Lawinen-Schutzbauten in den Waadtlän-
Hille, M. (2001) Mensch und Klima in der frühen Neuzeit. Die Anfänge                    der Voralpen. In: Ch. Pfister (Hrsg.) Am Tag danach. Zur Bewältigung
     regelmässiger Wetterbeobachtung, «Kleine Eiszeit» und ihre Wahrneh-                von Naturkatastrophen in der Schweiz 1500–2000, 147–152. Bern.
     mung bei Renward Cysat (1545–1614). Archiv für Kulturgeschichte 83,           Schwander, M./ Brönnimann, S./ Delaygue, G. et al. (2017) Reconstruc-
     63–91.                                                                             tion of Central European daily weather types back to 1763. International
Hürlimann, M. (2006) Der Goldauer Bergsturz 1806. Geschichte der Natur-                 Journal of Climatology 37, 30–44.
     katastrophe und Betrachtungen 200 Jahre danach. Schwyzer Hefte 89.            Studer, R. (2015) The Great Divergence Reconsidered. Europe, India, and
     Schwyz.                                                                            the Rise to Global Economic Power. Cambridge.
Izdebski, A./ Holmgren, K./ Weiberg, E. et al. (2016) Realising consilience:       Wei-Hock Soon, W./ Yaskell, S. H. (2003) The Maunder Minimum and
     How better communication between archaeologists, historians and                    the Variable Sun-Earth Connection. New Jersey.
     natural scientists can transform the study of past climate change in the      Wetter, O./ Pfister, Ch./ Weingartner, R. et al. (2011) The largest floods in
     Mediterranean. Quarternary Science Reviews 136, 5–22.                              the High Rhine basin since 1268 assessed from documentary and
Kasper, M. (2010) «Achtzehnhundertundzutodegefroren». In: E. Hessen-                    instrumental evidence. Hydrological Sciences Journal 56, 733–758.
     berger/ M. Kasper/ A. Rudigier et al. (Hrsg.) Jahre der Heimsuchung.          Wetter, O./ Pfister, Ch./ Werner, J. P. et al. (2014) The Year-Long Un-
     Historische Erzählbilder von Zerstörung und Not im Montafon, 9–70.                 precedented European Heat and Drought of 1540 – A Worst Case.
     Schruns.                                                                           Climatic Change 125, 349–363.

Ch. Rohr/Ch. Camenisch, Klima und extreme Naturereignisse in der Schweiz, 1350–1850.                                                                          487
Nutzen und Potenziale historischer und naturwissenschaftlicher Klimaforschung für die Archäologie
Sie können auch lesen