KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure

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KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
Gutachten für den

KLIMAPFADE 2.0

Ein Wirtschaftsprogramm
für Klima und Zukunft
Oktober 2021
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt
führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in
partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Heraus-
forderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit
der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich
Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group
hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestal-
ten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen,
eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvor-
teile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufrieden-
heit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des
Geschäftsergebnisses. Nachhaltiger Erfolg erfordert
die Kombination aus menschlichen und digitalen
Fähigkeiten.

Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG
bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen
Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen
anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-
Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und
Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der über-
geordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern
als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und
schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorne
bringen.

Gender-Hinweis:
Wenn in dieser Studie aus Gründen der besseren Lesbarkeit die
männliche Form (generisches Maskulinum) verwendet wird, sind
damit stets wertfrei alle Geschlechter (w/m/d) gemeint.
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
KLIMAPFADE 2.0

Ein Wirtschaftsprogramm
für Klima und Zukunft

Kernaussagen

Mit dem Klimaschutzgesetz 2021 hat die Bundesregie-        Naturgemäß bestehen große Unsicherheiten bezüglich
rung ihre bisher gesetzlich vereinbarten Klimaschutz-      technologischer Fortschritte, Kosten und gesellschaft-
ziele noch einmal deutlich verschärft und damit einen      licher Akzeptanz für einzelne Klimaschutzmaßnahmen.
ehrgeizigen deutschen Beitrag zur Begrenzung der Aus-      Die Studie „Klimapfade 2.0“ beschreibt einen aus heu-
wirkungen des Klimawandels angekündigt. Die Studie         tiger Sicht kosteneffizienten Zielpfad auf Basis einer
„Klimapfade 2.0“ legt einen Vorschlag für ein Programm     vorrangig nationalen Perspektive.1 Natürlich ist effek-
vor, das in allen Sektoren die Erreichung der gesetzlich   tiver Klimaschutz eine globale Aufgabe, die sowohl
vereinbarten Klimaschutzziele für 2030 (insgesamt          langfristig international vergleichbarere Ziele als auch
65 Prozent Emissionssenkung im Vergleich zu 1990)          eine stärkere internationale, mindestens gesamteuro-
ermöglicht und die wichtigsten Weichen in Richtung         päische Steuerung erfordert. Außerdem können zukünf-
Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 stellt. Gleich-       tige technologische Entwicklungen – zum Beispiel
zeitig sollen der Erhalt von Deutschlands Wettbewerbs-     beeinflusst durch weltweite Investitionsoffensiven in
fähigkeit und Industriestruktur sowie eine sozial mög-     Technologien wie Wasserstoff –, gesellschaftliche Prä-
lichst ausgewogene Kostenverteilung sichergestellt         ferenzen oder eine erstrebenswerte stärkere interna-
werden. Die Ergebnisse wurden in einem umfang-             tionale Abstimmung als bisher vorhanden zu anderen
reichen und intensiven „Bottom-up“-Prozess mit der         langfristigen Technologiepfaden führen.
deutschen Industrie erarbeitet und validiert. Mehr als
150 Experten von BCG, dem Bundesverband der                Die Kernergebnisse der Studie „Klimapfade 2.0“
Deutschen Industrie (BDI) sowie aus rund 80 Unter-         werden in diesem Dokument zusammengefasst.
nehmen und Verbänden waren von März bis September
2021 darin eingebunden.

Klimapfade 2.0                                                                                                  1
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
Klimapfade 2.0 auf einen Blick

                                 1
Deutschland steht vor der größten Trans-
formation seiner Nachkriegsgeschichte.
Die gesetzlich verankerte Erreichung der
Treibhausgasneutralität bis 2045

                                                               2
erfordert einen fundamentalen Umbau
unseres Energiesystems, unserer inter-                                    Bereits die in diesem Jahrzehnt erforder-
nationalen Energieversorgung, unseres                                     lichen Veränderungen sind drastisch.
Gebäude- und Fahrzeugbestands, unserer                                    Zur Erreichung der gesetzlich verein-
Infrastruktur sowie großer Teile unserer                                  barten Klimaschutzziele 2030 braucht
produzierenden Wirtschaft.                                                Deutschland innerhalb der nächsten
                                                                          neun Jahre einen weitgehenden Verzicht
                                                                          auf Reinvestitionen in fossile Tech-
                                                                          nologien – in manchen Sektoren sofort.
                                                                          Zudem muss die Kohleverstromung
                                                                          deutlich schneller zurückgehen als
                                                                          bisher geplant.

                                        3        Die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen erfordert bis 2030
                                                 Mehrinvestitionen in Höhe von rund 860 Mrd. Euro, etwa
                                                 100 Mrd. Euro pro Jahr. Das entspricht jährlich knapp 2,5 Prozent
                                                 des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

               4
                         Die Erreichung der gesetzlich vereinbarten Klimaschutzziele im Jahr 2030 erfordert
                         beinahe eine Halbierung der Emissionen gegenüber 2019. Die aktuelle Klimapolitik
                         reicht dafür in keinem Sektor aus. Ohne Umsteuerungen würde Deutschland bis
                         2030 etwa 184 Mt CO2ä an jährlichen Emissionen einsparen – nur knapp halb so viel
                         wie nötig. Bereits in der im Herbst 2021 beginnenden Legislaturperiode sind kritische
                         Entscheidungen und Steuerungsimpulse erforderlich. Verzögern sich diese, wären die
                         gesetzlich vereinbarten Klimaschutzziele nicht mehr oder nur noch unter Einsatz
                         von deutlich höheren Investitionen zu erreichen.

                                                 5
Die Umsetzung der benötigten Klimaschutz-
maßnahmen ist politisch und regulatorisch
komplex. Einfache Antworten greifen zu kurz.
Es braucht einen breiten Instrumentenmix

                                                                   6
mit übergreifenden und sektorspezifischen
Maßnahmen, der zügigen Infrastrukturaufbau
durchsetzt, die Nutzung fossiler Brennstoffe
effektiv verteuert, erneuerbare Technologien
günstiger macht, den erheblichen Investitions-
bedarf für Bürger und Unternehmen tragbar                           „Klimapfade 2.0“ schlägt ein Wirtschafts-
macht und entscheidende Weichen für die                             programm für Klima und Zukunft aus
Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 stellt.                        rund 20 Instrumenten vor, welches den Auf-
                                                                    bau zukunftsfähiger Infrastruktur vorantreibt,
                                                                    die Energie-, Verkehrs- und Wärmewenden
                                                                    deutlich beschleunigt sowie den treibhaus-
                                                                    gasneutralen Umbau von Deutschlands
                                                                    industrieller Basis einleitet.

2                                                                                       Boston Consulting Group
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
Durch steigende CO2-, Energie- und Materialkosten entstehen Unternehmen
im Jahr 2030 dabei etwa 15 bis 23 Mrd. Euro Mehrbelastungen.2 Zum Erhalt
industrieller Wettbewerbsfähigkeit sind daher verlässliche Ausgleichs-

7
instrumente für besonders betroffene Branchen erforderlich.

                                                          8
                                                                       Die Umsetzung dieses Programms wird
                                                                       im Jahr 2030 zu 20 bis 30 Mrd. Euro Mehr-
                                                                       belastungen für private Haushalte führen,
                                                                       die nicht auf emissionsarme Technologien
                                                                       wechseln (können). Um eine faire Lasten-
                                                                       verteilung sicherzustellen, sind daher
                                                                       soziale Ausgleichsmaßnahmen nötig.

                                         9
                                                     Die staatliche Unterstützung der Transformation und der
                                                     Ausgleich entstehender Belastungen für private Haushalte
                                                     und Unternehmen werden im Jahr 2030 47 bis 50 Mrd. Euro
                                                     zusätzliche Ausgaben der öffentlichen Hand erfordern,
                                                     zwischen 2021 und 2030 insgesamt 230 bis 280 Mrd. Euro.
                                                     Diese müssen mit Einsparungen im Bundeshaushalt, Ab-
                                                     gaben, Steuern oder Schulden finanziert werden.

                           10
Diese nationale Anstrengung wird nur
dann einen wesentlichen Einfluss auf das
Weltklima haben, wenn sie international
Nachahmer und Partner findet. Umso

                                                                 11
mehr sollte sich Deutschland stärker für
eine europäisch und international abge-                                            Um Deutschland auf den
stimmte Klimapolitik einsetzen. Zudem                                              schmalen Pfad in Richtung
sollte Deutschland auf eine deutlich offe-                                         Treibhausgasneutralität zu
nere Ausgestaltung des EU-Beihilferechts                                           navigieren, muss die nächste
hinwirken, die die öffentliche Unterstüt-                                          Bundesregierung sehr schnell
zung der Transformation ermöglicht.                                                sehr viele Weichen stellen.
                                                                                   Dafür benötigt Deutschland
                                                                                   sowohl eine effektivere und
                                                                                   politisch besser koordinierte
                                                                                   politische Steuerung auf
                                                                                   Bundes- und Landesebene
                                                                                   als auch eine erhebliche Be-
                                                                                   schleunigung von Planungs-
                                                                                   und Genehmigungsverfahren.

                                                                               12
Die Erreichung der gesetzlich vereinbarten Klimaschutzziele ist eine gesamt-
gesellschaftliche Mammutaufgabe. Sie erfordert bereits in den ersten Mona-
ten der neuen Legislaturperiode sofortige Umsteuerungen. Gleichzeitig bietet
eine erfolgreiche Umsetzung des hier beschriebenen umfassenden Moderni-
sierungsprogramms eine historische Chance, Deutschland zu einem klima-
neutralen Industrieland zu transformieren, einen ambitionierten Beitrag zur
Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels zu leisten und damit den
Wohlstand dieser und kommender Generationen zu sichern.

Klimapfade 2.0                                                                                                3
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
AUSBLICK:
Klimaneutrales Deutschland im Jahr 2045
                                                                           CCS-Infrastruktur
                                                                           für Transport und Speicherung
                                                                           von CO an Land und auf See

            ~ 305 TWh PtL-Nachfrage
    für Netto-Nullemissionen im Luft- und
       Seeverkehr, in der Chemie sowie in
     den auf der Straße verbleibenden Ver-
      brennern, davon ~ 295 TWh Importe

  > 480 GW Wind und PV
      Ausbau von 2021 rund
    110 GW bis an Potenzial-
     grenzen, um ~ 990 TWh
Stromnachfrage zu bedienen

  Stark ausgebaute Stromnetze
u. a. Ausweitung des ambitioniertesten
     NEP 2035 und Vorziehen auf 2030

    > 88 GW Backup-(H-)Kraftwerke
        Bereitstellung gesicherter Leistung,
     zu 100 % betrieben mit grünen Gasen

                               100 % grüne Industriewärme
                aus erneuerbarer Erzeugung mit Power-to-Heat,
                      Wärmepumpen, Biomasse, grünen Gasen

                                 Neuer Anlagenpark in Stahl, Chemie, Zement, Kalk
                          Vollständiger Wechsel auf Wasserstoff-DRI für Primärstahl, stoffliche
              Defossilisierung in der Grundstoffchemie und CCS-Anlagen in Zement und Kalk

                                                                        ~ 240 TWh H-Nachfrage
                                   davon ~ 130 TWh über Importe aus europäischem Wasserstoffnetz;
                                                              Aufbau einer nationalen Infrastruktur
      4                                                                      Boston Consulting Group
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
100 % treibhausgasneutraler Luftverkehr
 Umstellung auf 100 % grüne Kraftstoffe
 sowie alternative Antriebe

             59 Mt negative Emissionen
             durch Biomasse-CCUS und Direct Air Capture, zusätzlich 11 Mt CCUS
             bei fossilen Prozessemissionen in Baustoffen

                    100 % grüne Fernwärme und Quartierslösungen
                    4 Mio. angeschlossene Gebäude

                            Starker Verkehrsmittelwechsel
                            Schienenverkehrsleistung wächst um 50 % für
                            Personen und 70 % für Güter gegenüber 2019

                                                 Dekarbonisierung im Straßenverkehr
                                                 39 Mio. batterieelektrische Pkw, damit > 85 %
                                                 des Fahrzeugbestands; 480 Tsd. batterie-
                                                 elektrische und 115 Tsd. H-betriebene Lkw

                                               Flächendeckende Lade- und H-Infrastruktur
                                               Zur Ermöglichung des Hochlaufs vor allem früh-
                                               zeitiger Ausbau auf bereits 9 Mio. private und
                                               6 Mio. öffentliche Ladepunkte bis 2030

                                                     Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft
                                                     Effizientere Landnutzung und Düngereinsatz,
                                                     Schaffen von CO-Senken durch LULUCF

                                                 2,1 % energetische Gebäudesanierungsrate
                                                 Gebäudesanierungen auf durchschnittlich
                                                 ~ 70 kWh/(m² a)

100 % grüne Gebäudewärme
       u. a. 15 Mio. Wärmepumpen
Klimapfade 2.0                                                                             5
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
1
                                   Deutschland steht vor der größten Transformation seiner Nach-
                                   kriegsgeschichte. Die gesetzlich verankerte Erreichung der Treibhaus-
                                   gasneutralität bis 2045 erfordert einen fundamentalen Umbau
                                   unseres Energiesystems, unserer internationalen Energieversorgung,
                                   unseres Gebäude- und Fahrzeugbestands, unserer Infrastruktur
                                   sowie großer Teile unserer produzierenden Wirtschaft.

Das neue Klimaschutzgesetz sieht vor, dass Deutsch-                              In der Industrie muss zur Zielerreichung innerhalb von
land bis 2045 Treibhausgasneutralität erreicht. Bis                              nur einer Anlagengeneration die Wärmeerzeugung
dahin muss Deutschland einen wesentlichen Teil seiner                            vollständig erneuerbar werden. Industrielle Wärme-
fossilen Anlagenbasis ersetzen, erneuerbare Strom-                               produktion – 2019 noch fast vollständig durch fossiles
erzeugung bis an die Grenze des Erzeugungspotenzials                             Gas erzeugt – muss zukünftig in allen Branchen auf
ausbauen und komplett neue Infrastrukturen aufbauen.                             Strom, Biomasse und „grüne“ Gase umgestellt werden.
Dieser Umbau muss innerhalb von nur 24 Jahren                                    Gleichzeitig müssen die Stahl-, Chemie-, Kalk- und
geschehen, also einer einzigen Anlagengeneration.                                Zementindustrien, die derzeit für über die Hälfte der
Das ist ein nationales Transformationsprojekt von                                deutschen Industrieemissionen verantwortlich sind,
historischer Tragweite.                                                          einen großen Teil ihres Anlagenparks komplett aus-
                                                                                 tauschen. In der Stahlherstellung dürfen nur noch
Das Ziel der Treibhausgasneutralität setzt einen sehr                            wasserstoffbetriebene Direktreduktionsanlagen an-
engen Rahmen für zulässige Maßnahmen, da es einen                                stelle von Hochöfen eingesetzt werden. Die chemische
vollständigen Verzicht auf fossile Brenn- und Rohstoffe                          Industrie muss jeden Steamcracker elektrifizieren oder
erfordert – bis hin zur stofflichen Nutzung in der                               ersetzen und Kernprozesse wie die Synthese von
Chemie. Für einen überraschend großen Teil des Ziel-                             Ammoniak und Methanol auf treibhausgasneutralen
pfades ist ein Lösungsweg ersichtlich, und die meisten                           Wasserstoff umstellen. Außerdem müssen alle fossilen
Technologien dafür sind bekannt.                                                 Brennstoffe in der stofflichen Nutzung durch recycelte

Klimaschutzgesetz: Sektorziele für 2030, Treibhausgasneutralität in 2045
Abbildung 1 | Relative Emissionsentwicklung in Deutschland nach Sektoren 1990 – 2045
% der Emissionen von 1990

     1990                      ​Industrie               ​Verkehr           ​Gebäude                       ​Energiewirtschaft                   ​Andere1
               100 %

                                  -34 %
                                                                              -41 %                                                              -38 %
                                                          -48 %
                                                      (-48 % vs. 2019)                                            -45 %

Breite beschreibt
Emissionen in 1990
(insg. 1.249 Mt CO2ä)
                                  -24 %                                                                                                       -14 % (-22 %)
                              (-37 % vs. 2019)
     1991 – 2019                                                              -27 %
     2020 – 2030-Ziele                                                    (-46 % vs. 2019)                                                    -10 % (-16 %)

     2031 – 2045-Ziel                                                                                                                        Restemissionen
                                                                                                                  -32 %
                                                                                                              (-58 % vs. 2019)               durch DACCUS/
                                                                                                                                               LULUCF zu
                                                          -52 %                                                                               kompensieren
                                                      (-52 % vs. 2019)
                                  -41 %
                              (-62 % vs. 2019)                                -32 %
                                                                          (-54 % vs. 2019)

                                                                                                                  -25 %
                                                                                                              (-46 % vs. 2019)
                   0%

1. Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und Sonstiges
Anmerkung: Verkehr 2019 ungefähr konstant ggü. 1990; Bioenergy with Carbon Capture, Utilization and Storage (BECCUS) sind als negative Emissionen in
Industrie und Energiewirtschaft enthalten; DACCUS = Direct Air Carbon Capture, Utilization and Storage; LULUCF = Land Use, Land-Use Change and Forestry)
Quelle: UBA (2021) Emissionsübersichten in den Sektoren des Bundesklimaschutzgesetzes; BCG-Analyse

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KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
Strom ist zentraler Energieträger der Transformation
Abbildung 2 | Endenergieverbräuche und Nettostromverbrauch
TWh
                                                                                                                                   ​Nettostrom-
         ​Industrie                             ​Verkehr                                    ​Gebäude
                                                                                                                                    verbrauch2

                                                      Internat. Verkehre1        1.029
                                                                                                                                                   ​993

                                                                                     183
                                                                                                ​880                                               155

                                         796                                                     84

   701                                                                                                                                 ​722
              ​678                       142
                                                    ​639                                        185                                     68
   113         69        ​612                                                        361                ​613
                                                                                                         ​43
                          94             210          155
              141                                                                                84                          507
   219                    68                                                                            124
                                                                                                101
                                                      108                                                                                          839
                                                                  ​376               100
                                                                                                107     140
                                                                                                                                        655
                                                                  163
                                                      208
                                         394
                         400
              297                                                  47
   214                                                                                          279
                                                                                     262                260
                                                                  163

  2019        2030       2045            2019       2030         2045                2019      2030     2045                2019       2030        2045
    Kohle       Benzin         Kerosin   Biokraft-/-brennstoffe          Fernwärme           Strom                             ​Direkter Stromverbrauch
    Heizöl      Diesel         Erdgas    H2/PtL/PtG                      Umweltwärme         Sonstige                          ​Strom für H2 und PtL/PtG

1. Annahme: Internationale Verkehre von Deutschland ausgehend sollen bis 2045 ebenfalls auf treibhausgasneutrale Kraftstoffe umgestellt werden
2. Summierter Stromverbrauch aus allen Sektoranwendungen exkl. Kraftwerkseigenverbrauch oder Import/Export; inkludiert inländische H2-Produktion
Anmerkung: Exkl. stofflicher Verbräuche H2/PtL/PtG für Naphtha und Bitumen
Quelle: BCG-Analyse

oder synthetische Kohlenwasserstoffe ersetzt werden.                                  sinken – und vollständig auf erneuerbare Energien
In der Zement- und Kalkindustrie müssen Carbon-                                       umgestellt werden. Dafür muss sich die Geschwindig-
Capture-Anlagen errichtet und die eingefangenen                                       keit energetischer Gebäudesanierung annähernd ver-
Emissionen dauerhaft gespeichert oder stofflich                                       doppeln (von 2019 durchschnittlich 1,1 auf 2,1 Prozent
gebunden werden (Carbon Capture, Utilization and                                      vollsanierte Gebäudeflächen pro Jahr bis 2045). Zudem
Storage, CCUS). Nicht zuletzt müssen Potenziale der                                   muss der Gebäudebestand für den Einsatz erneuer-
Kreislaufwirtschaft weiter ausgeschöpft werden, was                                   barer Wärme ertüchtigt und fast jedes Gebäude in
insbesondere bei Kunststoffen und Metallen nicht nur                                  Deutschland mit einer neuen Wärmelösung versorgt
erhebliche Primärressourcen, sondern auch Emissio-                                    werden – Wärmepumpen in weniger dicht besiedelten
nen einspart. In manchen energieintensiven Industrie-                                 Gebieten sowie Fern-/Quartierswärme in städtischen
zweigen sind zur Erzielung von Nullemissionen noch                                    Gebieten bieten sich besonders an.
technische Fragen zu lösen, zum Beispiel bei der Ver-
wendung inerter Anoden in der Aluminiumproduktion.                                    Strom wird zum zentralen Energieträger der anstehen-
                                                                                      den Transformation. Neue Verbraucher wie batterie-
Im Verkehrssektor ist bis 2045 ein fast vollständiger                                 elektrische Fahrzeuge, Wärmepumpen, industrielle
Austausch der Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe
                                                                                      Power-to-Heat-Anlagen oder Carbon-Capture, neu ent-
nötig – vor allem auf Batterie-Pkw im Personenverkehr
                                                                                      stehende Industriezweige wie die Batterieproduktion
sowie einen Mix aus Batterie- und Wasserstoff-Lkw im
                                                                                      sowie die inländische Produktion von grünem Wasser-
Güterverkehr. Dafür ist der Aufbau einer flächendecken-
                                                                                      stoff führen bis 2045 zu einer Verdoppelung des Netto-
den Infrastruktur an Ladestationen und Wasserstoff-
                                                                                      stromverbrauchs – von 507 TWh im Jahr 2019 auf
tankstellen erforderlich. Außerdem müssen alle ver-
bleibenden Verbrennermotoren im Straßen-, Schienen-,                                  993 TWh im Jahr 2045 im Zielpfad. Um diesen Ver-
Luft- und Seeverkehr vollständig auf grüne, vor allem                                 brauch zu bedienen, muss sich die deutsche Strom-
synthetische Kraftstoffe umgestellt sein – im Zielsze-                                produktion in weniger als 24 Jahren annähernd ver-
nario für 2045 noch mehr als ein Sechstel des gesam-                                  doppeln und gleichzeitig bis 2045 komplett treibhaus-
ten heutigen Kraftstoffverbrauchs aller Verkehre.                                     gasneutralgestellt werden. Dafür müssen erneuerbare
                                                                                      Energien bis an ihre Potenzialgrenzen aus- und zur
Zur Erreichung eines treibhausgasneutralen Gebäude-                                   Gewährleistung der Versorgungssicherheit zusätzliche
sektors muss der Energiebedarf im Bestand deutlich                                    flexible Kraftwerke aufgebaut werden, die bis 2045 aus-

Klimapfade 2.0                                                                                                                                            7
KLIMAPFADE 2.0 Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft - Gutachten für den - Verband Beratender Ingenieure
schließlich mit grünen Gasen betrieben werden müssen.                                    Vor allem in der Land- und Abfallwirtschaft wie auch
Zusammen mit einer stark ausgebauten und digitali-                                       einzelnen Industrieprozessen werden im Jahr 2045
sierten Netzinfrastruktur stellt dies das bisher größte                                  nicht vermeidbare Restemissionen verbleiben (59 Mt
Auf- und Umbauprojekt des deutschen Stromsystems dar.                                    CO2ä im Zielpfad). Um diese auszugleichen, sind
                                                                                         zukünftig auch „negative“ Emissionen nötig, beson-
Landwirtschaftliche Emissionen müssen durch effizien-                                    ders aus dem Aufbau natürlicher Senken (Land Use,
tere Landnutzung, neue Prozesse in der Düngerausbrin-                                    Land-Use Change and Forestry, LULUCF) sowie der
gung, aber auch durch eine Reduktion der Emissionen                                      Abscheidung und Speicherung von CO2 aus Biomasse-
des Tierbestands deutlich sinken – zum Beispiel durch                                    verbrennung (Bioenergy with Carbon Capture, Utiliza-
weniger fleisch- und milchbasierte Ernährung oder den                                    tion and Storage, BECCUS) und aus der Luft (Direct Air
Einsatz methanausstoßhemmender Futtermittelzusätze.                                      Carbon Capture, Utilization and Storage, DACCUS).

Zudem muss Deutschland zukünftig enorme Mengen                                           Die dargestellten Entwicklungen beschreiben einen
erneuerbarer Energieträger importieren. Im Zielpfad                                      aus heutiger Sicht kosteneffizienten Zielpfad in Rich-
benötigt Deutschland im Jahr 2045 insgesamt 237 TWh                                      tung Treibhausgasneutralität im Jahr 2045. Vor allem
treibhausgasneutralen Wasserstoff, wovon mehr als die                                    für die Zeit nach 2030 bestehen hinsichtlich der Ent-
Hälfte aus Regionen wie Südeuropa und Nordafrika, die                                    wicklung internationaler Klimaambitionen, Energie-
über eine eigene Pipeline-Infrastruktur angeschlossen                                    trägerpreise und zukünftiger Technologielernkurven
werden können, importiert werden muss. Außerdem                                          naturgemäß hohe Unsicherheiten. Zusätzlich machen
braucht Deutschland 305 TWh synthetische Kohlen-                                         Umsetzungsgeschwindigkeit und Veränderungsdruck
wasserstoffe für den Einsatz in Verkehr und Grundstoff-                                  die Maßnahmen für jeden Menschen in Deutschland
chemie („E-Fuels“). Auch diese werden überwiegend                                        spürbarer. Um flexibel auf technologische Unsicher-
importiert.                                                                              heiten sowie mögliche Umsetzungs- und Akzeptanz-
                                                                                         hürden reagieren zu können, sollte Deutschland den
Dazu muss eine erhebliche Produktionsinfrastruktur in                                    Technologie- und Maßnahmenraum auch für abwei-
Ländern mit guten Bedingungen für erneuerbare Ener-                                      chende Entwicklungen offenhalten – zum Beispiel für
gien aufgebaut werden – mit einem Strombedarf jen-                                       eine erheblich umfangreichere Verfügbarkeit von güns-
seits der Größe des heutigen deutschen Stromsystems.                                     tigem treibhausgasneutralen Wasserstoff.

Industrie, Verkehr und Energiewirtschaft treiben H2-/PtL-Nachfrage
Abbildung 3 | H2- und PtL-Nachfrage nach Sektoren und Anwendungen 2030 – 2045
TWh
                                  H2-Nachfrage                                                                         PtL-Nachfrage
                    5                                       20                                            9                                  34
                  Mrd. €                                   Mrd. €                                       Mrd. €                              Mrd. €

                                                                                                                                   ​305              ​305

                                                 ​237                 ​237

                                                                                                                                   173

                                                 96
                                                                      138
                                                                                                                                                     295

                                                 21
                                                                                                                                       27
                                                 20

                                                                                                 ​57             ​57
        ​43                 ​43                  92                                                                                    96
                                                                      99                         17
         24                                                                                                      54
                            43                                                                   36
                                                  ​8                                                             ​3                    ​9            ​10
                  2030                                      2045                                        2030                                2045
     ​Industrie      ​Internationale Verkehre          ​Strom und Fernwärme   ​Importe                                                         Beschaffungs-
     ​Verkehr        ​Gebäude                          ​Raffinerien           ​Inländische Produktion                                             preise

Anmerkung: H2 = Wasserstoff aus der Elektrolyse von erneuerbaren Energien (übergangsweise – vor 2040 – auch Bezug von blauem Wasserstoff denkbar);
PtL = erneuerbare synthetische Brenn- und Kraftstoffe aus grünem Wasserstoff (v. a. Syncrude, Methanol); internationale Verkehre = von Deutschland
abgehender See- und Luftverkehr; im Jahr 2019 betrug der Wert fossiler Energieträgerimporte 91 Mrd. €
Quelle: BCG-Analyse

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Klimapfade 2.0
           2.0| Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft   9
Industrie
Was zur Klimaschutz-Zielerreichung bis 2030 passieren muss

                                                                    Ersatz von Hochöfen mit             100 % fossilfreie Wärme                  Emissionssenkung 6-mal
                                                                   10 Mt Produktionskapazität          bei fast jeder Reinvestition             schneller als letzte 20 Jahre
                                                               durch Direktreduktionsanlagen           Vermeidung von Erdgas, Öl,             Jährliche Reduktion 2020 – 2030
                                                             (~ 30 % der Primärstahlproduktion)            Kohle, wo möglich                       gegenüber 2000 – 2019

                                                                                                               Verkehr

                                                                   Weitgehende Elektrifizierung           ~ 70 % THG-neutrale-                   > 3 Mt Importe synthetischer
                                                                       neuer Pkw bis 2030                LKW-Neuzulassungen                          Kraftstoffe in 2030
                                                                      ~ 90 % vollelektrische                      Heute:                                    Heute:
                                                                         Neuzulassungen                        de facto null                             de facto null

                                                                                                              Gebäude

                                                                    ~ 70 % mehr energetische              Sanierung auf halben                 Ab 2023: Keine neuen Öl- und
                                                                      Sanierungen ab 2023                  Energieverbrauch                    Gaskessel, wo immer möglich
                                                                   Beschleunigung von jährlich      70 kWh/(m² a) in vollsanierten           Einbau Wärmepumpen, Fernwärme
                                                                     1,1 % auf 1,9 % in 2030      Gebäuden (~ 50 % akt. Durchschnitt)       o. Ä. bei möglichst jeder Reinvestition

                                                                                                        Energiewirtschaft

                                                                        Verdoppelung                    Beschleunigung Netz-                      + 43 GW Gas bis 2030,
                                                                      Wind- und PV-Zubau              ausbau und Flexibilisierung                nötig für Auslaufen Kohle
                                                             10                                                                                    Boston Consulting Group
                                                                    + 65 GW Wind gesamt (auf      NEP 2035 auf 2030, Digitalisierung im           Für Versorgungssicherheit
                                                                      See und Land) bis 2030      Verteilnetz, Flexibilisierung Verbrauch             (Gas 2019: 31 GW)
Petrochemie                                              Stahl                                      Prozesswärmemix
           Anteil Produktion                                  Anteil Produktion                                 Anteil Wärmeverbrauch

                                                                                                                                                                   Was zur Klimaschutz-Zielerreichung bis 2030 passieren muss
   10 %            5%                                                                                       5%
                       5%                                             22 %                                          8%            11 %
                                                       30 %                                                                        4%             20 %
                     15 %                                                                                     14 %
                                                                                    55 %                                          22 %
                                     70 %                                                                                                         23 %
                                                                      40 %
                                                                                                                                  13 %
   90 %
                     75 %
                                                       70 %                                                   72 %
                                                                                                                                                  49 %
                                     12 %                             40 %          45 %                                          50 %

                                     18 %
                                                                                                                                                   8%         0%
   2019              2030            2045              2019           2030          2045                      2019                2030            2045
 Stoffliche Defossilisierung    Mechanisches Recycling    DRI-Stahl             Hochofenstahl                    Biomasse           Power-to-Heat      Fossil
 Chemisches Recycling         Fossile Steamcracker      Sekundärstahl (EAF)                                    H                 Sonstige

Neuzulassungen E-Pkw                                         Bestand E-Pkw                                      Grüne Kraftstoffe
     Mio. vollelektrische Pkw                           Mio. vollelektrische Pkw                            Anteil verbliebener Kraftstoffe
                                      2,9                                            39                                                           100 %
                      2,8

                                                                       14
                                                                                                                                  22 %

    0,1                                                 0,1                                                    4%

   2019              2030            2045              2019           2030          2045                      2019                2030            2045
                                                                                                            Wasserstoff           Biokraftstoff     PtL-Kraftstoff

     Gebäudeeffizienz                                      Wärmepumpen                                         Wärmemix Gebäude
Energetische Sanierungsrate p. a.                                    Mio.                           Raumwärme- und Warmwasserverbrauch
                                     2,1 %                                           15
                    1,9 %                                                                                    4%
                                                                                                                7%
                                                                                                                                  25 %
                                                                                                              13 %
                                                                                                                                                  53 %
                                                                                                                                  16 %
   1,1 %                                                                                                      47 %                13 %
                                                                        6

                                                                                                                                  29 %            30 %

                                                         1                                                    24 %
                                                                                                                                  13 %            11 %

   2019              2030            2045              2019           2030          2045                      2019                2030            2045
                                                                                              Wärmepumpen      Grüne Gase, Biomasse, PtL          Öl
                                                                                              Fernwärme        Erdgas                             Sonstige

      Stromverbrauch                                   Installierte Leistung                                Nettostromerzeugung
                    TWh                                               GW                                                         TWh
                                     993                                             621                                                          1.095
                                     180                                                                                                          240
                     722                                                             230
                                      72                                                                                          753
                     100             163                              384
                   48                                                                                          624                137
   507                72                                                                                       51
      37                             155                              140
  9 12 12                68                                                                                    126                                731
                                                        225                          250                                          314
                                                         49                                                    186
    449                                                               126
                      434            423                 61                                                                       108
                                                                                                               90
                                                          31           74            88
                                                         42                                                    171                194             124
                                                       44              43            53
   2019        2030
      Klimapfade 2.0                2045               2019          2030          2045                      2019                2030            2045        11
  Power-to-Heat        E-Mobilität    Sonstige
                                                                              PV      Wind      Sonstige    Erdgas       Kohle
  Wärmepumpen          Elektrolyse
2
                          Bereits die in diesem Jahrzehnt erforderlichen Veränderungen sind
                          drastisch. Zur Erreichung der gesetzlich vereinbarten Klimaschutz-
                          ziele 2030 braucht Deutschland innerhalb der nächsten neun Jahre
                          einen weitgehenden Verzicht auf Reinvestitionen in fossile Techno-
                          logien – in manchen Sektoren sofort. Zudem muss die Kohleverstro-
                          mung deutlich schneller zurückgehen als bisher geplant.

Der technologische Pfad zur Erreichung der gesetzlich      Studienerstellung noch nicht im großindustriellen
vereinbarten Klimaschutzziele im Jahr 2030 ist klarer      Maßstab zuverlässig verfügbar oder werden in
als der langfristige Pfad bis 2045, aber unglaublich       Deutschland noch nicht angewendet.
schmal. Deutschland muss innerhalb von weniger als
zehn Jahren seine Emissionen fast halbieren. Das           Im Verkehr müssen Neufahrzeugflotten bis zum Jahr
muss im Wesentlichen mit Technologien geschehen,           2030 bereits weitgehend auf alternative Antriebe
die bereits am Markt verfügbar sind. Gleichzeitig ist      umgestellt sein: Im Zielpfad sind 9 von 10 neu zuge-
dieses Ziel in den meisten Sektoren so ambitioniert,       lassenen Pkw im Jahr 2030 vollelektrisch (2,8 Mio.
dass ein sehr großer Teil aller Reinvestitionen für        von insgesamt 3,1 Mio. Neuzulassungen, 14 Mio. im
einen Technologiewechsel genutzt werden muss.              Bestand), mehr als 7 von 10 Lkw-Neuzulassungen
                                                           haben einen Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb
Deutschland steht vor einem entscheidenden Jahr-           (63.000 von 83.000 Neuzulassungen, mehr als 200.000
zehnt, in dem die Klimawende endgültig „beim               im Bestand). Dafür muss schon innerhalb der nächs-
Bürger“ ankommt. In den kommenden neun Jahren              ten neun Jahre eine massive koordinierte Investition in
müssen Millionen Menschen andere Entscheidungen            flächendeckende Ladeinfrastruktur und Wasserstoff-
treffen als bisher – was beispielsweise die Nutzung        tankstellen entlang aller großen Verkehrstrassen er-
von Elektrofahrzeugen und erneuerbarer Wärme               folgen. Darüber hinaus sind auch im Fahrzeugbestand
angeht. Gleichzeitig muss Deutschland Milliarden in        umfangreiche Treibhausgasreduktionen erforderlich.
den Aufbau neuer Infrastrukturen investieren und           Dafür werden im Zielpfad bereits mehr als 3 Mt syn-
bereits entscheidende Weichen für die Erreichung           thetischer Kraftstoffe importiert. Die Quote grüner
von Nullemissionen bis 2045 stellen.                       Kraftstoffe steigt damit auf mehr als 20 Prozent.3

In der Industrie erfordert das gesetzlich vereinbarte      Im Gebäudesektor muss sich das Investitionsverhalten
Klimaschutzziel 2030, dass ab sofort wo immer mög-         der Akteure sogar noch schneller verändern. De facto
lich bei neuen Reinvestitionsvorhaben von fossilen         ab sofort sollte jeder Neubau nur noch mit vollständig
Technologien abgesehen wird. Das bedeutet zum Bei-         lokal emissionsfreien Wärmelösungen ausgestattet
spiel, dass bei fast jeder Investition in einen Wärme-     werden. Die jährliche Sanierungsrate muss bereits
erzeuger von derzeit vor allem Erdgas auf Power-to-        kurzfristig erheblich steigen – um mindestens 70 Pro-
Heat, Biomasse oder grüne Gase umgestellt werden           zent bis 2030 (gradueller Anstieg auf 1,9 Prozent in
muss. Dies gilt nicht für solche Fälle, in denen entwe-    2030 gegenüber 1,1 Prozent in 2019) – bei gleichzeitig
der Infrastruktur oder Technologien noch nicht verfügbar   steigender Sanierungstiefe (im Durchschnitt ~ 70 kWh
sind, beispielsweise für einige Hochtemperaturpro-         pro Quadratmeter und Jahr bei Wohngebäuden in
zesse. Die Stahlindustrie muss bis 2030 bereits ein        2030). Außerdem sollte, wo immer möglich, auch in
Drittel ihrer Hochöfen durch Direktreduktionsanlagen       Bestandsgebäuden bei jedem Heizungstausch eine
ersetzen, die Chemie einen Teil ihrer Prozesse auf         Umstellung auf Wärmepumpen, Fernwärme oder min-
treibhausgasneutralen Wasserstoff umstellen und            destens eine hybride Wärmelösung mit hohem erneu-
erste Steamcracker elektrifizieren. In Zement und Kalk     erbaren Anteil erfolgen. Im Zielpfad für 2030 gibt es im
sind bereits erste Demonstrationsprojekte für die          Gebäudebestand bereits 6 Mio. Wärmepumpen und
Abscheidung und Speicherung von CO2 erforderlich.          mehr als 2 Mio. Fernwärme- und Quartiersanschlüsse.
Mehrere dieser Technologien sind zum Zeitpunkt der

12                                                                                       Boston Consulting Group
Starke Zunahme von Erzeugung erneuerbaren Stromes bereits vor 2030
Abbildung 4 | Nettoerzeugungsleistung und Nettostromerzeugung im Zielpfad
GW                                                                                        TWh
                                                         ​621                                                                                       ​1.095
                                                                                                                                                     95
                                                          91

                                                                                                                                                     145

                                                          ​139
                                                                                                                             ​753
                                                                                                                              53
                                  ​384                                                                                                               ​292
                                                                                                        624                   84
                                   54                     ​70                                     ​24
                                                                                                              ​27
                                                                                                   25                        ​106
                                   ​86                                                                  101
            225                                           180                                                                ​208
                                   ​28
             23
                  26                                                                                                                                 ​440
        8                          98                                                                   90
             53
                                                                                                        57
                                                                                                                               ​0

             31                                                                                         114
                                                                                                                             ​194
                                   ​74                    ​882
                  ​21                                                                                   75                                           ​67
       10
            2019                 2030                   2045                                         2019                   2030                    2045
                                                        Erforderliche Gaskapazität für vollständiges Auslaufen
                                                        der Kohleverstromung bis 2030

     ​Solar PV, Aufdach      ​Wind auf See    ​Biomasse/dezentrales Biogas1           ​Speicher         ​Grüne Gase2   ​Steinkohle   ​Kernenergie
     ​Solar PV, Freifläche   ​Wind an Land    ​Wasser                                 ​Sonstige         ​Erdgas        ​Braunkohle

1. Feste Biomasse und dezentrale Verstromung von Biomethan in heute EEG-geförderten Anlagen 2. Grüner Wasserstoff, PtX, Biomethan in Gaskraftwerken
Anmerkung: Nettostromerzeugung beschreibt die gesamte inländische Stromerzeugung mit Ausnahme der Kraftwerkseigenverbräuche
Quelle: BCG-Analyse

Zur Durchführung der vorgenannten Maßnahmen ist                                       netzagentur um fünf Jahre (von 2035 auf 2030). Außer-
in allen Sektoren sowohl ein erheblicher Aufbau und                                   dem sind auf Ebene der Stromverteilnetze zur System-
Anschluss neuer Infrastruktur als auch die Bereit-                                    integration der zahlreichen neuen Stromverbraucher
stellung signifikanter Mengen erneuerbarer Energie-                                   aus der Industrie, dem Verkehrs- und dem Gebäude-
träger nötig.                                                                         sektor umfangreiche Investitionen in Flexibilisierung
                                                                                      und Digitalisierung erforderlich.
Das deutsche Stromsystem steht in dieser Dekade
daher vor einer beispiellosen Zäsur. Der Sektor muss                                  In dieser Dekade muss auch die Wasserstoffwirtschaft
bis 2030 eine mehr als 40 Prozent höhere Stromnach-                                   extrem wachsen. Aus der Umsetzung der beschriebe-
frage bedienen, während er gleichzeitig seine absolu-                                 nen Maßnahmen entsteht im Zielpfad im Jahr 2030
ten Emissionen um fast 60 Prozent senken muss.                                        bereits eine Nachfrage nach 43 TWh treibhausgas-
Dafür ist der jährliche Zubau erneuerbarer Energien zu                                neutralem Wasserstoff, erheblich mehr als in der
verdoppeln. Zur Erreichung des gesetzlich vereinbarten                                aktuellen nationalen Wasserstoffstrategie vorgesehen.
Klimaschutzziels läuft im Zielpfad parallel zum Aus-                                  Um diesen von der Nordseeküste zu großen Industrie-
stieg aus der Kernenergie unter den getroffenen                                       zentren zu transportieren, muss Deutschland mit dem
Annahmen bereits 2030 die Kohleverstromung aus,                                       Bau einer eigenen Wasserstoff-Netzinfrastruktur be-
neun Jahre vor dem gerade vereinbarten Kohleaus-                                      ginnen. Gleichzeitig muss an Standorten ohne Infra-
stieg. Um diese Kapazitäten bei Aufrechterhaltung                                     strukturanbindung für die ersten (Pilot-)Projekte eine
einer gesicherten Stromversorgung vom Netz nehmen                                     dezentrale Wasserstoffproduktion aufgebaut werden.
zu können, ist der Zubau von mehr als 40 GW neuer
(„H2-ready“) Gaskraftwerke nötig – dies wäre der größte
Zubau thermischer Stromerzeugungsleistung, den es
in Deutschland bis dahin je gegeben haben wird. Der
Ausbau der Netzinfrastruktur muss radikal beschleu-
nigt werden, unter anderem durch eine Aufstockung
und ein Vorziehen des aktuell ambitioniertesten Aus-
baupfades im Netzentwicklungsplan (NEP) der Bundes-

Klimapfade 2.0                                                                                                                                              13
3
                           Die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen erfordert bis 2030
                           Mehrinvestitionen in Höhe von rund 860 Mrd. Euro, etwa 100 Mrd.
                           Euro pro Jahr. Das entspricht jährlich knapp 2,5 Prozent des
                           deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen erfordert            Der Umfang dieses Investitionsvorhabens hat histori-
zwischen 2021 und 2030 Mehrinvestitionen in Höhe            sche Dimension. Im Schnitt betragen die zur Ziel-
von 860 Mrd. Euro. Davon entfällt rund die Hälfte auf       erreichung erforderlichen jährlichen Mehrinvestitionen
den Energiesektor, vor allem für den Zubau von er-          knapp 100 Mrd. Euro beziehungsweise rund 2,5 Prozent
neuerbaren Energien und Stromnetzen. Auf den Verkehr        des BIP Deutschlands.
entfällt mit rund 220 Mrd. Euro der zweitgrößte Anteil,
vorwiegend für Infrastruktur und Fahrzeuge mit alter-       Durch die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen
nativen Antrieben. Außerdem sind rund 175 Mrd. Euro         entstehen den Akteuren im Jahr 2030 Nettomehr-
im Gebäudesektor und rund 50 Mrd. Euro in der Indus-        kosten in Höhe von 16 Mrd. Euro. Die tatsächlichen
trie erforderlich. Die Industrie hat im Vergleich zu        finanziellen Betroffenheiten sind allerdings höher:
anderen Sektoren das geringste Investitionsaufkom-          Maßnahmen mit Mehrkosten (zum Beispiel die Dekar-
men, muss jedoch für die Wechsel auf erneuerbare            bonisierung der Industrie, die Nutzung grüner Kraft-
Energieträger und neue Prozesse die höchsten Netto-         stoffe oder der Aufbau einer flächendeckenden Lade-
mehrkosten tragen.                                          infrastruktur) summieren sich im Jahr 2030 auf 41 Mrd.
                                                            Euro. Parallel führt vor allem die Elektromobilität aus
                                                            Sicht der Fahrzeughalter zu Einsparungen von insge-
                                                            samt 25 Mrd. Euro.

Einordnung verschiedener Kostenperspektiven
Mehrinvestitionen umfassen alle Investitionsausgaben,       zwischen Referenzpfad (bestehende Regulierung) und
die über den Erhalt der bestehenden Anlagenbasis hin-       Zielpfad (Zielerreichung der gesetzlich vereinbarten
aus zur Umsetzung technischer Klimaschutzmaß-               Klimaschutzziele), welche durch zusätzliche politische
nahmen getätigt werden müssen. Das beinhaltet sowohl        Instrumente adressiert werden muss.
direkte Mehrinvestitionen in teurere Geräte, Fahrzeuge
oder Anlagen (zum Beispiel die Kostendifferenz zwischen     Mehrbelastungen beschreiben die nach Einführung
einem Elektroauto und einem gleichwertigen Verbren-         aller politischen Instrumente entstehenden tatsächli-
ner) als auch dadurch ausgelöste Investitionen in Infra-    chen jährlichen Mehrausgaben privater Haushalte und
struktur (zum Beispiel zusätzliche Lade- und Verteilnetz-   Unternehmen gegenüber dem Jahr 2019. Diese entste-
infrastruktur). Gezeigte Werte sind reale 2019er-Preise;    hen durch nicht von der öffentlichen Hand getragene
sie sind weder annualisiert noch diskontiert.               Mehrkosten bei der regulatorisch induzierten Umsetzung
                                                            von Klimaschutzmaßnahmen (zum Beispiel Mehraus-
Mehrkosten bilden die erforderlichen jährlichen Mehr-       gaben für grüne Kraftstoffe bei Einführung einer Quote)
ausgaben zur Umsetzung der technischen Klimaschutz-         oder aus politischen Instrumenten selbst (zum Beispiel
maßnahmen aus Sicht der jeweiligen betriebswirtschaft-      CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe).
lichen Entscheider ab. Sie beinhalten alle Investitionen,
annualisiert über die Lebenszeit der jeweiligen Anlagen,    Die fiskalische Belastung beschreibt den Saldo aus
Finanzierungskosten mit akteurspezifischen Realzins-        durch die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen ent-
sätzen sowie eingesparte und zusätzliche Energieträger-     stehenden zusätzlichen Einnahmen (zum Beispiel aus
und Betriebskosten inklusive der zum Zeitpunkt der          CO2-Bepreisung), Ausgaben (zum Beispiel Förderungen
Erstellung der Studie gültigen akteurspezifischen           und Zuschüsse) und Einnahmeverlusten (zum Beispiel
Steuern, Abgaben und Umlagen.                               aus Steuern für fossile Energieträger) der öffentlichen
                                                            Hand gegenüber dem Jahr 2019. Sie enthält alle wesent-
Die Regulierungslücke beschreibt die nach der Fort-         lichen Auswirkungen der in „Klimapfade 2.0“ vorgeschla-
schreibung der bestehenden politischen Instrumente ver-     genen Instrumente für Klimaschutz, die Entlastung von
bleibende Mehrinvestitions- und Mehrkostenlücke             Unternehmen und sozialen Ausgleich.

14                                                                                       Boston Consulting Group
860 Mrd. Euro Mehrinvestitionen für Klimaschutz bis 2030
  Abbildung 5 | Kumulierte Mehrinvestitionen 2021 bis 2030
  Mrd. € kumuliert, real 2019
                                                                           ​415                                       ​860                  ​860

                                                                                       Strom-, H2-,
                                                                                       CO2-Netze
                                                                                       Vorziehen des NEP
                                                                                       von 2035 auf 2030,
                                                                            155
                                                                                       Aufbau neuer
                                                                                       Infrastrukturen für
                                                                                       H2 und CO2

                                                                                       Wind an Land
                                                                            63         auf 98 GW
                                                                                                                   Energie
                                                                                                                     415
                                                                                       Wind auf See
                                                                            40                                                             Ziel-
                                                                                       auf 28 GW
                                                                                                                                           pfad
                                                                                       Photovoltaik                                        560
                                                                            67         auf 140 GW

                                                                                       Ausbau Gas
                                                                            48         auf 74 GW

                                                                            22         Grüne Fernwärme
                                                     ​175                   18
                                                                                       Sonstige
                                                                                       (Speicher, H2)

                                                                  Gebäudesanierung
                                                       80         von 1,1 % auf 1,9 % energetische
                                                                  Sanierungsrate

                                                                                                                  Gebäude
                                                                                                                    175
                                                       67         Erneuerbare Wärme (WP, FW, H2)
                                                                  auf u. a. 6 Mio. Wärmepumpen

                                ​220                   27         Effiziente Geräte und Prozesse

                                            PtL-Anlagen (Ausland) und H2-Anlagen (Inland)
                                 45
                                            für ~ 3 Mt PtL und ~ 10 TWh H2 für nat. Verkehr in 2030

                                 39         Elektrische Pkw
                                            14 Mio. BEV im Bestand (> 90 % Neuzulassungen in 2030)
                                            E- und H2-Lkw
                                 30                                                                                Verkehr
                                            > 220 Tsd. im Bestand (> 75 % Neuzulassungen in 2030)                                      Referenz-
                                                                                                                     220
                                            Lade- und H2-Infrastruktur                                                                   pfad
                                            9 Mio. private Ladepunkte, 240 Tsd. Schnellladepunkte,
                                 74         5 Mio. Ladepunkte am Arbeitsplatz und > 1 Mio. öffentlich
                                                                                                                                         300
                                            zugängliche Ladepunkte sowie 500 H2-Tankstellen
Stoffliche                                  Ausbau Schiene
 Defossil.                       25         + 30 % Personenverkehrs-, + 40 % Güterverkehrsleistung
             ​50                            Sonstige
                                  ​5
             21          Effiziente Prozesse                                                                      Industrie
        18               Erneuerbare Wärme
                   ​3    Neue Anlagen in Stahl, Chemie, Zement                                                       50
       ​10

      Industrie             Verkehr              Gebäude                Energie                                                          Gesamt
  Anmerkung: Bei erneuerbarer Wärme sowie alternativen Antrieben im Verkehr beschreiben die Mehrinvestitionen die Anschaffungskosten ggü. konventionellen
  Technologien; kumulierte Mehrinvestitionen beinhalten keine Investitionen in Projekte im Bauzustand, welche vor 2030 angestoßen, aber erst nach 2030 in
  Betrieb gehen werden
  Quelle: BCG-Analyse

  Klimapfade 2.0
             2.0                                                                                                                                     15
4
                                     Die Erreichung der gesetzlich vereinbarten Klimaschutzziele im Jahr
                                     2030 erfordert beinahe eine Halbierung der Emissionen gegenüber
                                     2019. Die aktuelle Klimapolitik reicht dafür in keinem Sektor aus.
                                     Ohne Umsteuerungen würde Deutschland bis 2030 etwa 184 Mt CO2ä
                                     an jährlichen Emissionen einsparen – nur knapp halb so viel wie
                                     nötig. Bereits in der im Herbst 2021 beginnenden Legislaturperiode
                                     sind kritische Entscheidungen und Steuerungsimpulse erforderlich.
                                     Verzögern sich diese, wären die gesetzlich vereinbarten Klimaschutz-
                                     ziele nicht mehr oder nur noch unter Einsatz von deutlich höheren
                                     Investitionen zu erreichen.

Deutschland unterliegt in mehreren Sektoren durch                                     ausreichend, um Deutschlands gesetzlich vereinbarte
Instrumente wie dem Emissionshandelssystem der                                        Klimaschutzziele zu erreichen; auch die nationale
Europäischen Union (EU Emissions Trading System,                                      Regulierung reicht derzeit dafür nicht aus.
EU-ETS, kurz ETS), den EU-Flottengrenzwerten oder
der Erneuerbare-Energien-Richtlinie zunehmend ambi-                                   Im Industriesektor sind Investitionsanreize in CO2-
tionierter europäischer Regulierung für den Klima-                                    arme Technologien zum Stand der Studienerstellung
schutz. Im Juli 2021 hat die EU-Kommission mit dem                                    auf allen Ebenen unzureichend. Investitionen in die
„Fit for 55“-Paket ein umfangreiches Bündel an Regu-                                  meisten Dekarbonisierungstechnologien – wie neue
lierungsvorschlägen entwickelt. Würde dieses umge-                                    Prozesse, grünen Wasserstoff und erneuerbare Wärme
setzt, hätte Europa damit die wohl ambitionierteste                                   – sind in der Industrie oft teurer als Investitionen in
CO2-Regulierung der Welt. Trotzdem wäre sie nicht                                     konventionelle Technologien und daher ohne zusätz-

188 Mt CO2ä Emissionslücke in 2030 mit heutigen Instrumenten
Abbildung 6 | Treibhausgasemissionen in Deutschland 1990 – 2030
Mt CO2ä
          ​1990: 1.249 Mt
                                                                                                            Wichtigste bestehende politische Instrumente
​1.200                                                                                                           als Basis der Referenzentwicklung

                                                                                                                 CO2-Bepreisung: BEHG und ETS

                                                                                                                 Kohleausstieg bis 2038
​1.000
                                                                                                                 EEG-Ausbaupfad
                                      2019: 810 Mt
                                                                                                                 Gebäudeförderung (BEG + Sofortprogramm)

                                                                                                                 RED II und Flottengrenzwerte
  ​800
                                                                                        626 Mt
                                                                               mit bestehenden                   Befreiung Lkw-Maut für E-/H2-Lkw
                                                                                  Instrumenten
                                                                                                                 Umweltbonus, Kfz-Steuerbefreiung und
                                                                                                                 reduzierte Dienstwagensteuer für E-/H2-Pkw
  ​600
                      2015                                                                             188 Mt
                                                                             438 Mt                    Lücke zum Ziel
                                                          Reduktionsziel 65 % laut
                                                         neuem Klimaschutzgesetz
      ​0
       ​1990                                ​2020                    ​2025                   ​2030
      ​Referenzpfad      ​Zielpfad

Anmerkung: Emissionen 2021 basierend auf Agora-Energiewende-Analyse
Quelle: UBA (2021) Emissionsübersichten in den Sektoren des Bundesklimaschutzgesetzes; Agora Energiewende (2021) Abschätzung der Klimabilanz Deutschlands
für das Jahr 2021; BCG-Analyse

16                                                                                                                            Boston Consulting Group
Regulierungslücke von 28 Mrd. Euro in 2030
Abbildung 7 | Akteursperspektive: Betriebswirtschaftliche Mehrkosten der
              Klimaschutzmaßnahmen in 2030
Mrd. €, real 2019
      ​Erneuerbare Gebäudewärme
                                                7                                          8              Sonstige5
             ​Elektrifizierung GHD1
                                           ​1         ​1                   13
  ​Energetische Gebäudesanierung2                             1                                           BEHG6
                                                                                                 4
            ​Verkehrsmittelwechsel                                                                        ETS7
                                                                                     ​1
         ​Lade- und H2-Infrastruktur            13                                                                                    5             ​Gebäude

                                                                  41
                                                                                                                                     13             ​Verkehr
                 Grüne   Kraftstoffe3           8
                                                                                          Regulierungslücke 28
   ​Umstellung der Industriewärme               5
                                                                                                                                     11             ​Industrie
​Umstellung industrieller Prozesse4               7
                                                ​-1
​Energieeffizienzen in der Industrie

         ​E- und H2-Pkw sowie -Lkw:
                                                -18
           Steuer- und Mautvorteile
                                                                  -25

        ​E- und H2-Pkw sowie -Lkw:
                                                -6
           Anschaffung und Betrieb
                                      ​Betriebswirtschaftliche              ​Wirkung aktuell bestehender                    ​Resultierende
                                   ​Mehrkosten/Einsparungen             Instrumente in 2030 (Referenzpfad)             Regulierungslücke in 2030
                                     in 2030 gegenüber 2019

1. Elektrifizierung von Geräten und Prozessen in Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) 2. Inkl. Gebäudeautomation und effizientem Neubau
3. Biokraftstoffe, treibhausgasneutrale synthetische Kraftstoffe, grüner Wasserstoff 4. In Stahl, Chemie, Zement 5. Im Verkehr: RED II, Umweltbonus, CO2-
Flottengrenzwerte, bestehende Fördermittel für alternative Antriebe und Ladeinfrastruktur; in Gebäuden: v. a. BEG-Fördermittel 6. BEHG-Preis von 80 €/t CO2ä
in 2030 7. ETS-Preis von 90 €/t CO2ä in 2030 (für über kostenlose Zuteilungen hinausgehende Emissionen)
Quelle: BCG-Analyse

liche Anreize unwirtschaftlich. Der Industriesektor                               renzpfad sinken Verkehrsemissionen bis 2030 um
senkt seine Emissionen im Referenzpfad bis 2030 um                                47 Mt CO2ä. Dieser Rückgang verfehlt das deutsche
17 Mt CO2ä. Zur Zielerreichung verbleibt eine Lücke                               Sektorziel um 32 Mt CO2ä.
von 52 Mt CO2ä, die relativ größte aller Sektoren.
                                                                                  Die Energiewirtschaft hat die größte absolute Ziellücke
Im Gebäudesektor wird umfangreichere Förderung die                                aller Sektoren. Mit dem ETS, dem Kohleausstiegs-
Sanierung des Bestands beschleunigen, allerdings                                  gesetz und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
nicht genug für eine Zielerreichung. Gleichzeitig ver-                            sind die wichtigsten Instrumente bereits angelegt.
teuern CO2-Preise im deutschen Emissionshandel                                    Jedoch reicht das aktuelle Ambitionsniveau der
(Brennstoffemissionshandelsgesetz, BEHG) zwar die                                 Instrumente für das neue gesetzlich vereinbarte
Nutzung von Öl- und Gaskesseln, sind aber zu gering,                              Klimaschutzziel nicht aus. Außerdem scheitert schnel-
um im Bestand den Wechsel auf andere Energieträger                                lerer Klimaschutz in der deutschen Energiewirtschaft
anzureizen. Im Referenzpfad gehen Emissionen bis                                  an mangelnder Umsetzungsgeschwindigkeit. Insbeson-
2030 um 17 Mt CO2ä zurück. Es verbleibt eine Lücke                                dere der Zubau CO2-ärmerer Erzeugungskapazitäten
von 39 Mt CO2ä zum Ziel im Jahr 2030.                                             – erneuerbarer Energien und Gaskraftwerke zur Ab-
                                                                                  sicherung – und von Stromnetzen erfolgt nicht aus-
Die Verkehrswende hat durch Instrumente wie Kauf-                                 reichend ambitioniert. Obwohl Emissionen im Referenz-
prämien und CO2-Preise auf Benzin und Diesel spür-                                pfad bis 2030 bereits um 93 Mt CO2ä sinken, verbleibt
baren Aufwind bekommen. Das aktuelle Fördervolumen                                eine Lücke von 57 Mt CO2ä.
reicht jedoch nicht aus, um den erforderlichen Markt-
hochlauf anzureizen. Zudem wird der Ausbau von                                    Insgesamt sinken die deutschen Gesamtemissionen
Ladeinfrastruktur – die derzeit größte Hürde für Auto-                            im Referenzpfad, also bei angenommener Fortschrei-
käufer – nicht ausreichend beschleunigt. Für grüne                                bung aktueller politischer Rahmenbedingungen, von
Kraftstoffe gelten in Deutschland bereits doppelt so                              2019 bis 2030 um 184 Mt CO2ä. Ohne Umsteuerungen
hohe Quoten wie in der europäischen Renewable                                     verfehlt Deutschland sein 2030-Ziel damit um
Energy Directive (RED) II. Diese reichen allerdings                               188 Mt CO2ä.4
immer noch nicht aus, um Investitionen in zukunfts-
fähige Power-to-X-(PtX-)Kraftstoffe anzureizen. Im Refe-

Klimapfade 2.0                                                                                                                                            17
Viele der technischen Maßnahmen zur Schließung             Hier bremsen jedoch vor allem der höhere Kaufpreis
dieser Emissionslücke führen bei den Akteuren – also       von E-Fahrzeugen und Mehrkosten im Infrastrukturauf-
handelnden Unternehmen und privaten Haushalten –           bau einen schnelleren Umstieg bei den Antriebswech-
zu einer betriebswirtschaftlichen Kostenlücke, die durch   seln. Grüne Kraftstoffe verursachen insgesamt 8 Mrd.
neue politische Instrumente geschlossen werden muss.5      Euro Mehrkosten gegenüber fossilem Benzin und
                                                           Diesel. Hier muss für Produzenten synthetischer Kraft-
Insgesamt belaufen sich die Mehrkosten der Klima-          stoffe langfristige Nachfrage- und Investitionssicher-
schutzmaßnahmen auf 41 Mrd. Euro im Jahr 2030.             heit geschaffen werden. Nach Abzug der Wirkung
Zusätzlich ist für Maßnahmen, die betriebswirtschaft-      bestehender Instrumente verbleibt eine Regulierungs-
lichen Entscheidern bereits Nettoeinsparungen brin-        lücke im Verkehr von 13 Mrd. Euro in 2030.
gen, trotzdem öffentliche Steuerung erforderlich, um
andere Umsetzungshürden zu überwinden – zum                Im Gebäudesektor besteht eine Regulierungslücke von
Beispiel einen Mangel an Infrastruktur oder hohe           5 Mrd. Euro im Jahr 2030, vor allem durch den oft
Anfangsinvestitionen.                                      unwirtschaftlichen Wechsel zu erneuerbarer Wärme.
                                                           Gebäudesanierung löst relativ geringe Mehrkosten aus,
Die bestehende Regulierung – zum Beispiel die              da diese annuisiert über einen Zeithorizont von rund
CO2-Bepreisung im BEHG, Fördermaßnahmen wie die            30 Jahren betrachtet wird. Jedoch erfordert sie erheb-
Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sowie         liche Anfangsinvestitionen, für die die bestehende För-
Kaufprämien für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben       derung noch nicht ausreicht. Darüber hinaus muss
oder ordnungsrechtliche Vorgaben wie die RED II und        eine erhebliche Systemträgheit überwunden werden,
EU-Flottengrenzwerte – deckt von diesen 41 Mrd. Euro       die aus einer Mischung aus Intransparenz, hohen
im Jahr 2030 lediglich 13 Mrd. Es verbleibt daher eine     Investitionskosten und langen Amortisationszeiten
Regulierungslücke in Höhe von 28 Mrd. Euro, die durch      sowie mangelndem Handlungsdruck bei vielen Eigen-
neue oder ambitionierter ausgestaltete Klimaschutz-        tümern rührt. Zudem gibt es Kapazitätsbeschränkun-
instrumente geschlossen werden muss.                       gen bei Handwerkern.

Die Industrie hat eine Regulierungslücke von bis zu        In der Energiewirtschaft müssen neben einem erheb-
11 Mrd. Euro im Jahr 2030, da sich bis auf Energieeffi-    lich höheren Ambitionsniveau bei erneuerbaren Ener-
zienz die wenigsten Klimaschutzmaßnahmen unter             gien und Netzen vor allem beträchtliche operative
bestehender Regulierung betriebswirtschaftlich rech-       Umsetzungshindernisse überwunden werden (Flächen-
nen. Über alle Industriezweige hinweg muss vor allem       ausweisungen, Straffung von Genehmigungsverfahren,
die teils erhebliche Mehrkostenlücke zwischen fossilen     Bündelung von Kompetenzen). Außerdem sind für den
und erneuerbaren Technologien geschlossen werden.          Zubau neuer Gaskraftwerke und die Flexibilisierung
Darüber hinaus stehen vor allem die Grundstoff-            von Stromverbrauchern neue Anreize nötig.
industrien wie Stahl, Chemie und Baustoffe vor einer
enormen Investitionsherausforderung. Um in diesen          All das erfordert entschlossene politische Weichen-
Industrien „Investment-Leakage“ – die Abwanderung          stellungen in der kommenden Legislaturperiode. Über-
von Neuinvestitionen ins Ausland – zu vermeiden,           geordnete Zielsetzung muss die volkswirtschaftlich
benötigen sie Unterstützung bei frühzeitigen Investi-      effiziente Erreichung der gesetzlich vereinbarten Klima-
tionsvorhaben in neue Technologien.                        schutzziele für 2030 beziehungsweise 2045 sein. Dafür
                                                           müssen Maßnahmen so weit wie möglich im Einklang
Im Verkehr entstehen über alle Klimaschutzmaß-             mit üblichen Lebensdauern und Reinvestitionszyklen
nahmen hinweg sogar Nettoeinsparungen von 3 Mrd.           angereizt werden. Verpasste Weichenstellungen in den
Euro im Jahr 2030. Fahrzeuge mit alternativen Antrie-      nächsten Jahren können später nur noch zu höheren
ben werden 2030 bereits unter gegebener Regulierung        Kosten nachgeholt werden.
Vollkostenvorteile in Höhe von 24 Mrd. Euro haben.

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5
                          Die Umsetzung der benötigten Klimaschutzmaßnahmen ist politisch
                          und regulatorisch komplex. Einfache Antworten greifen zu kurz. Es
                          braucht einen breiten Instrumentenmix mit übergreifenden und
                          sektorspezifischen Maßnahmen, der zügigen Infrastrukturaufbau
                          durchsetzt, die Nutzung fossiler Brennstoffe effektiv verteuert,
                          erneuerbare Technologien günstiger macht, den erheblichen Investi-
                          tionsbedarf für Bürger und Unternehmen tragbar macht und entschei-
                          dende Weichen für die Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 stellt.

Grundsätzlich stehen dem Staat mit (CO2-)Bepreisung,       Das bedeutet auch, dass eine Steuerung allein mit
Förderung und Ordnungsrecht verschiedene regulatori-       sektorübergreifenden Instrumenten unrealistisch ist.
sche Ansätze zur Verfügung. Keiner der drei ist allein     Die zu überwindenden Umsetzungshürden sind in
sinnvoll in der Lage, die Erreichung der gesetzlich ver-   jedem Sektor sehr spezifisch, und grüne Technologien
einbarten Klimaschutzziele volkswirtschaftlich kosten-     sind in unterschiedlichem Reifegrad und zu sehr unter-
effizient und ohne finanzielle Verwerfungen zu gewähr-     schiedlichen Vermeidungskosten verfügbar. Angesichts
leisten.                                                   des bereits kurzfristig sehr hohen gesetzlich vereinbar-
                                                           ten Klimaschutzziels müssen trotzdem sehr ambitio-
Es erfordert einen balancierten Mix aus verschiedenen      nierte Maßnahmen in allen Sektoren gleichzeitig
regulatorischen Ansätzen, um die gesetzlich vereinbar-     umgesetzt werden. Deswegen ist für eine effiziente
ten Klimaschutzziele effizient, fair und mit möglichst     und effektive Erreichung der gesetzlich vereinbarten
geringen unerwünschten Folgeeffekten für Bürger und        Klimaschutzziele eine stark sektorspezifische politi-
Unternehmen zu erreichen. Dieser Mix sollte sich an        sche Steuerung nötig.
tatsächlich beobachteten Hürden orientieren, die in
den einzelnen Sektoren überwunden werden müssen.

Klimapfade 2.0
           2.0                                                                                                 19
Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft
Zusätzliche Instrumente zu bestehender Regulierung

                          Industrie                                       Verkehr

                 Fossile Energieträger unattraktiver machen
                 EU-ETS, höhere CO-Bepreisung in Nicht-ETS-Sektoren (wo durchsetzbar), Ausrichtung der
                 Energiebesteuerung an Energiegehalt und Nachhaltigkeitsgrad

                 Wechsel zu Strom anreizen
                 Entlastung der Strompreise für erneuerbare Wärmeanwendungen in Industrie und Gebäuden
Übergreifende
Instrumente      Nationales Infrastrukturprogramm
                 Ausbau Stromnetze, Fernwärme und Schiene, Aufbau nationaler Infrastrukturen für
                 E-Mobilität, Wasserstoff und CO

                 Nationale Biomassestrategie
                 Umverteilung in großtechnische Industrie- und Fernwärmeanlagen (perspektivisch BECCUS),
                 Auslauf Förderung des Einsatzes in Gebäuden und dezentraler Verstromung

                 Klimaschutzverträge (CCfDs)                    Förderung Lade- u. H-Infrastruktur
                 Förderung grüner Produkte und Wärme            Investitionszuschüsse für Hochlauf

                 Investitionsförderung                          Kaufanreize für E-Pkw
Sektor-          für erneuerbare Industriewärme                 zur Angleichung der Anschaffungskosten
spezifische
Instrumente      Effizienzstandards und Förderung                 CO-basierte Lkw-Maut
                 Erhöhung und Sonderabschreibungen              zusätzlich zu Mautbefreiung für E/H

                 Grüne Leitmärkte                               PtX-Quoten und -Auktionen
                 zum Beispiel durch Quoten                      Invest.-/Planungssicherheit im Hochlauf

                 Forschungs- und Innovationsagenda
Forschung        Grundlagen-Klimaforschung, gezielte Investitionen in Game-Changer (Batterien, Quanten-
                 computing …), beschleunigte Skalierung (Hochtemperatur-Power-to-Heat, CCUS …)

                                                                Sozialer Ausgleich
                 Carbon-Leakage-Schutz Zuteilungen,
                                                                Grundsicherung, Härtefallfonds, (teilweise)
                 CBAM, Ausnahmen, Härtefallfonds, SPK
Ausgleich,                                                      Abschaffung EEG-Umlage …
Finanzierung     Gegenfinanzierung
                 Kombination aus Einsparungen, Abgaben, Steuern, Schulden – zur Finanzierung fiskalischer
                 Belastung von bis zu 50 Mrd. Euro pro Jahr in 2030

                 Klima-Governance
                 Stärkere Bündelung und zentralere Koordination politischer Verantwortung, Monitoring von
                 Frühindikatoren, Beschleunigung Verfahren, Kapazitäten für Länder/Kommunen …
 Politischer
 Prozess         Gesellschaftsvertrag
                 Legislaturperioden überdauernder Konsens für Infrastrukturausbau,
                 faire Verteilung der Belastungen …
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