Klimaprojektionen für die REGKLAM-Modellregion Dresden
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Publikationsreihe des BMBF-geförderten Projektes REGKLAM - Regionales Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden Regionales Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden Publikationsreihe des BMBF-geförderten Projektes REGKLAM - Klimaprojektionen für die REGKLAM-Modellregion Dresden Christian Bernhofer, Jörg Matschullat, Achim Bobeth (Hrsg.) Heft 2 Heft 2
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Publikationsreihe des BMBF-geförderten Projektes REGKLAM – Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Regionales Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden Heft 2 Klimaprojektionen für die Impressum REGKLAM-Modellregion Dresden REGKLAM-Publikationsreihe Das Projekt REGKLAM wird vom BMBF gefördert – Förderkennzeichen FKZ 01LR0802. Christian Bernhofer, Jörg Matschullat, Achim Bobeth Internet: www.regklam.de (Hrsg.) Herausgeber: Prof. Dr. Christian Bernhofer (verantwortlich) TU Dresden, Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften Fachrichtung Wasserwesen, Professur für Meteorologie 01062 Dresden Autoren: Internet: tu-dresden.de/meteorologie Prof. Dr. Jörg Matschullat Technische Universität Dresden Achim Bobeth Majana Heidenreich Johannes Franke Redaktionsschluss: Valeri Goldberg November 2011 Michaela Surke Titelbild: Foto: Michaela Surke; Elbe in Dresden bei einem Wasserstand von 66 cm am 28.09.2009 Technische Universität Bergakademie Freiberg, IÖZ Bearbeitung: Stephanie Hänsel Stephanie Hänsel Andreas Hoy Verlag: RHOMBOS-VERLAG Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Kurfürstenstraße 17 Nils Feske D-10785 Berlin Maria Foltyn Internet: www.rhombos.de Druck und Bindung: dbusiness.de GmbH, Berlin Printed in Germany © 2011 RHOMBOS-Verlag, Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil dieses Werkes darf außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Sys- teme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verarbeitet werden. November 2011 ISBN: 978-3-941216-71-6
Vorwort zu Heft 2 Das erste Heft der REGKLAM-Publikationsreihe nalen Variabilität des Klimas sind sie für die beschäftigte sich mit dem beobachteten Klima- große Bandbreite möglicher zukünftiger Ände- wandel der letzten Jahrzehnte. Im vorliegenden rungen verantwortlich. Diese Bandbreite verlässt zweiten Heft steht nun der zu erwartende Kli- spätestens Mitte des 21. Jahrhunderts auch für mawandel in der REGKLAM-Modellregion Dres- Sachsen die bisherigen Erfahrungswerte. Sie den zwischen dem Erzgebirgshauptkamm und stellt schon heute eine neuartige Herausforde- der brandenburgischen Grenze im Zentrum. Im rung dar: Erstmals ist es nicht mehr möglich, ersten Heft lagen konkrete Beobachtungen von das Klima der Zukunft durch immer genauere Messstationen zugrunde, hier ist die Ausgangs- und längere Beobachtung der Vergangenheit lage wesentlich komplizierter: Eine ganze Reihe und der daraus abgeleiteten Statistik zu be- miteinander verketteter Verfahren und Modelle schreiben. Es ist vielmehr notwendig, zusätzlich führt am Ende zu verschiedenen Klimaprojektio- die regionalen Konsequenzen der systemati- nen, die wiederum als Input für Wirkmodelle schen Änderungen der globalen Randbedingun- genutzt werden sollen. Damit wird die sich auf- gen zu quantifizieren. Das kann nur mit einer spannende Vielfalt möglicher Zukünfte oder gleichwertigen Berücksichtigen unterschiedlicher Szenarios, die global mit den „storylines“ des Modelloutputs gelingen! Dazu werden im vorlie- IPCC beginnt, quasi in die Modellregion des Ge- genden Heft die regionalen Projektionen von vier samtprojekts REGKLAM verlängert und kann für Klimamodellen bis 2100 für die Modellregion die Suche nach robusten, aufeinander abge- analysiert. stimmten Anpassungsoptionen genutzt werden. Im Unterschied zum ersten Heft stehen diesmal Um die Daten der Klimaprojektionen im Projekt nicht die regionalen Unterschiede im Vorder- konsistent zu verwenden, wurden bereits 2010 grund, sondern die Änderungen im Vergleich Nutzervorgaben zum Umgang mit und zur Aus- zum Referenzzeitraum 1961–1990. Das liegt wahl von den vorliegenden Projektionen aus der einerseits an den regional wenig differenzierten dynamischen REGKLAM-Klimadatenbank ge- Änderungssignalen, andererseits an den oft gro- macht (Feske et al., 2010a). Dabei wurde be- ßen Unterschieden zwischen den einzelnen Kli- sonderes Augenmerk auf die Unsicherheiten der maprojektionen. Es wurden aber auch ausge- Klimaprojektionen gelegt und die gleichberech- suchte Stations- und Rasterdaten der Modellout- tigte Verwendung mehrerer IPCC-Szenarios und puts analysiert. Modelle empfohlen. Die regionalen Klimaprojek- Dieser Band wurde gemeinsam durch das Teil- tionen für die REGKLAM-Modellregion Dresden projekt 2.1, Kurztitel „Regionalisierte Klima- stellen einen Wert an sich dar, unabhängig von kenngrößen“ und seinen Mitarbeitern an den ihrer Verwendung als Grundlage zur Entschei- drei Partnerinstitutionen TU Dresden, TU Berg- dungsunterstützung bei Klimaanpassung über akademie Freiberg und Sächsisches Landesamt weitere Simulationen mit Wirkmodellen. Sie für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie erar- ermöglichen die quantitative Analyse der mögli- beitet. Insbesondere möchten wir die Arbeit von chen Klimazukunft unter Berücksichtigung von Majana Heidenreich an der TU Dresden hervor- Unsicherheiten und können auf eine Vielzahl von heben, die – zusätzlich zu ihrer Betreuung der klimaabhängigen Problemfeldern angewandt REGKLAM-Klimadatenbank – das Heft zu seiner werden – auch unabhängig von den in den vorliegenden Form führte. Ihr, den übrigen Au- REGKLAM Modulen 1 und 3 näher untersuchten toren und dem BMBF als Förderer von REGKLAM Bereichen. gebührt unser besonderer Dank. Allen Nutzern und Nutzerinnen dieses Heftes möchten wir die spezielle Herausforderung na- hebringen, die im Umgang mit den Unsicherhei- Christian Bernhofer (TU Dresden) ten des zukünftigen Klimas liegt. Dabei sind die Jörg Matschullat (TU Bergakademie Freiberg) unterschiedlichen möglichen globalen Entwick- lungswege der Menschheit (Szenarios) genauso Achim Bobeth (Sächsisches Landesamt für Um- wichtig wie die Modellunsicherheiten (global und welt, Landwirtschaft und Geologie) regional). Gemeinsam mit der natürlichen regio-
-1- 1 Globaler und regionaler Klimawandel .............................................................. 1 2 Grundlagen ...................................................................................................... 5 2.1 Klimamodelle.............................................................................................. 5 2.2 Emissionsszenarios...................................................................................... 9 2.3 Unsicherheiten.......................................................................................... 11 2.4 Verwendete Daten und Methoden ................................................................ 17 3 Ergebnisse ..................................................................................................... 21 3.1 Temperatur .............................................................................................. 21 3.2 Temperaturabgeleitete Klimagrößen............................................................. 33 3.2.1 Klimatologische Kenntage ....................................................................................33 3.2.2 Wärme- und Kältesummen bzw. Heiz- und Kühlgradtage ..........................................35 3.2.3 Phänologie .........................................................................................................37 3.2.4 Vegetationsperiode und Spätfrostgefährdung ..........................................................42 3.3 Niederschlag ............................................................................................ 48 3.4 Globalstrahlung ........................................................................................ 57 3.5 Potentielle Verdunstung ............................................................................. 63 3.6 Klimatische Wasserbilanz ........................................................................... 69 3.7 Extremwertbetrachtungen .......................................................................... 75 3.7.1 Einleitung ..........................................................................................................75 3.7.2 Datengrundlage und Methoden .............................................................................75 3.7.3 Temperatur ........................................................................................................77 3.7.4 Windgeschwindigkeit ...........................................................................................81 3.7.5 Niederschlag ......................................................................................................83 3.7.6 Trockentage und Trockenperioden .........................................................................87 3.8 Wetterlagenklimatologie der Modelle WEREX IV und WETTREG 2006 ................ 92 3.9 WETTREG 2010........................................................................................102 4 Zusammenfassende Gesamtbetrachtung und Bewertung ............................ 105 Literatur ..............................................................................................................108 Verwendete Arbeitsmittel .......................................................................................112
1 Globaler und regionaler Klimawandel 1.1 Globaler Klimawandel – Ursachen und Folgen Das Klima einer Region ist die statistische Be- tät (Sonnenfleckenzyklus2), wobei diese Zyklen schreibung von Klimaelementen der bodennahen zeitlich überlagert sind. Die durch einen Sonnen- Atmosphäre für einen relativ großen Zeitraum, fleckenzyklus verursachten Schwankungen der z. B. 30 Jahre (Klimanormalperiode; Schönwie- Solarkonstanten liegen bei < 0,1% und beziehen se, 2003). Das natürliche Klimasystem ist durch sich auf einen mittleren Zeitraum von elf Jahren, wechselnde Gleichgewichtszustände gekenn- mit einer Schwankung von neun bis 13 Jahren. zeichnet – es ist zeitlich variabel. Bei der Einwir- Treten viele Sonnenflecken auf nimmt die Son- kung natürlicher Umweltfaktoren auf ein solches neneinstrahlung zu. In den Milankovitch-Zyklen System kommt es zu Systemreaktionen, soge- (modifiziert v. Berger u. Loutre 1997) schwankt nannten Oszillationen, die für die natürliche die solare Einstrahlung in den Jahreszeiten und Variabilität des Klimasystems kennzeichnend Hemisphären als Folge langfristiger Schwan- sind. Anthropogene Einflüsse führen zu einer kungen der Orbitalparameter (Abb. 1.1-1) zusätzlichen Veränderung des Klimasystems. - Präzession der Erdrotationsachse mit Zyklen Klimaänderungen lassen sich dabei auf folgende von ca. 23.000 Jahren3 grundsätzliche Ursachen zurückführen: - Schiefe der Ekliptik mit Zyklen von ca. 41.000 a) Änderung der solaren Einstrahlung durch Jahren4 extraterrestrische Einflüsse, - Exzentrizität der Erdumlaufbahn mit Zyklen b) Änderung der planetaren Albedo (Albedo1 des von ca. 100.000 Jahren5. Systems Erdoberfläche-Atmosphäre) durch Variationen im Bedeckungsgrad und der Hel- ligkeit der Erdoberfläche, c) Änderung der solaren Einstrahlung und der terrestrischen Wärmeabstrahlung infolge von Variationen in der atmosphärischen Konzent- ration absorbierender Treibhausgase und Ae- rosole. Dabei dominiert der Treibhauseffekt, der die Oberflächentemperatur der Erde er- höht. Die verschiedenen externen Einflüsse auf das Klimasystem (a) bzw. die internen Wechselwir- Abb. 1.1-1: Schematische Darstellung der Milanko- kungen (b, c) laufen generell auf unterschiedli- vitch-Zyklen, P: Präzession, T: Schiefe der Ekliptik, E: chen Zeitskalen bzw. zeitlich überlagert ab. Eine Exzentrizität (Quelle: IPCC, 2007b; nach Rahmstorf & Interpretation von Klimaänderungen basiert Schellnhuber, 2006) deshalb auf der Identifikation dieser verschieden Insgesamt beträgt die periodische Schwankung Ursachenkomplexe und der Unterscheidung von der solaren Einstrahlung auf den Hemisphären natürlichen und anthropogenen Anteilen. durch die Milankovitch-Zyklen etwa 5–10%. Langfristige Schwankungen der terrestrischen a) Änderung der solaren Einstrahlung Orbitalparameter gelten zum Beispiel als Initiali- durch extraterrestrische Einflüsse sierung für den jüngeren quartären Kalt- Natürliche Klimaänderungen sind u. a. die Folge Warmzeit-Zyklus (Schönwiese, 2003). von extraterrestrisch bedingten und periodisch 2 auftretenden Schwankungen der solaren Ein- Periodizität in der Häufigkeit der Sonnenflecken – Maß für die Sonnenaktivität strahlung. Diese beruhen auf Schwankungen in 3 Änderung der Ausrichtung der geneigte Erdachse, den Parametern der Erdumlaufbahn um die Son- ähnlich eines trudelnden Kreisels 4 ne (Milankovitch-Zyklen) und der Sonnenaktivi- Neigung der Erdachse zur Erdbahnebene (Ekliptik) zwischen 22,1° und 24,5°; derzeit 23,5° abnehmend 5 Abweichung der elliptischen Erdumlaufbahn von der 1 „Grad der Weißheit“ = Maß für das Reflexionsvermö- Kreisform zwischen 0,05% u. 6,07%; derzeit 1,67% gen nicht selbst leuchtender Oberflächen (0–100%) abnehmend
" mung. Damit entsteht eine sogenannte positive Rückkopplung im Klimasystem, da diese Erwär- mung zu einer Verstärkung der Abschmelzpro- zesse führt (Abb. 1.1-2). Insgesamt hat die Zunahme der planetaren Al- bedo seit dem Beginn der Industrialisierung – infolge der anthropogen bedingten Erhöhung des atmosphärischen Aerosolgehaltes und von Land- nutzungsänderungen – eine zur Erwärmung der bodennahen Luftschicht entgegengesetzte Wir- kung. c) Änderung der terrestrischen Wärmeab- strahlung Die seit etwa 50 Jahren zu beobachtende Erhö- hung der Temperatur der bodennahen Luft- schicht lässt sich primär durch den anthropogen bedingten Anstieg der Konzentration klimarele- Abb. 1.1-2: Schätzungen des global gemittelten Strahlungsantriebes (SA in W m-2) für das Jahr 2005 (relativ zum vanter Treibhausgase (v. a. Kohlendioxid, Me- Beginn des Industriezeitalters um 1750) für anthropogene und natürliche Antriebsfaktoren und deren Bezug zu than und Distickstoffmonoxid) erklären Raumskalen, GDWV: Grad des wissenschaftlichen Verständnisses (Quelle: IPCC, 2007b) (Abb. 1.1-2 und 1.1-3). Eingeschlossen sind hier Der Einfluss auf die Erwärmung der bodennahen entgegen. Neben dieser indirekten Wirkung ha- auch Emissionen nicht natürlich vorkommender Luftschicht durch Änderungen der Sonnenein- ben Aerosole, infolge ihrer Reflexionseigenschaft Spurengase, wie beispielsweise Fluorchlorkoh- strahlung seit dem Beginn der Industrialisierung gegenüber der kurzwelligen Sonneneinstrahlung, lenwasserstoffe (FCKWs) und Schwefelhexa- um 1750 wird im Vergleich zu anderen Faktoren auch einen direkten Einfluss. Beide Effekte füh- fluorid, welche gegenüber Kohlendioxid sehr des Strahlungsantriebs6 (SA) als gering einge- ren zu einer Erhöhung des atmosphärischen klimawirksam sind. Aufgrund der vergleichswei- schätzt (Abb. 1.1-2) Reflexionsvermögens, was einen negativen se hohen atmosphärischen Konzentration ge- Strahlungsantrieb zur Folge hat (Abb. 1.1-2). genüber Methan, Lachgas, troposphärischem b) Änderung der planetaren Albedo Ozon, FCKWs u. a., hat das Kohlendioxid mit ca. Die Albedo der Erdoberfläche (ca. 7%) wird 61% den größten Anteil an der anthropogenen Änderungen der planetaren Albedo gegenüber durch deren Helligkeit, d. h. durch die Land-Eis- Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes8 der kurzwelligen Sonneneinstrahlung können na- Meerverteilung und die Landnutzung im Allge- (Abb. 1.1-2). Der Anstieg der atmosphärischen türliche und anthropogen bedingte Ursachen ha- meinen, bestimmt. Natürliche Verschiebungen in Konzentration von Kohlendioxid von 280 ppmv ben. Für den Strahlungshaushalt und das Klima der Land-Meer-Verteilung infolge der über Jahr- (vorindustrielles Niveau) auf 389,78 ppmv bis Abb. 1.1-3: Vergleich gemessener (rot) und simulie- der Erde ist die Albedo von großer Bedeutung. millionen ablaufenden Kontinentaldrift haben für 2010 (Tans, 2011) ist im Wesentlichen auf die rter (grau) Anomalien der globalen bodennahen die derzeit ablaufenden Klimaveränderungen Nutzung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl, Jahresmitteltemperatur (°C) für 1860–2000, berück- Die globale oder planetare Albedo beträgt ca. keine Bedeutung. Die anthropogene Einflussnah- Erdgas und Holz) zurückzuführen (IPCC, 2007b), sichtigte Simulationsantriebe: a) Sonnen- u. Vulkan- 30%. Der atmosphärische Anteil am Reflexions- me auf die Landnutzung ist durch großräumige wobei auch die großflächige Abholzung vor allem aktivitäten, b) Treibhausgase (Sulfat-) Aerosole, vermögen, die atmosphärische Albedo (ca. Flächenumwandlungen, bspw. von Waldflächen c) Kombination a) und b) (Quelle: IPCC, 2001) 23%), wird maßgeblich durch den Wolken- der tropischen Regenwälder eine Konzentrati- in Kulturflächen (u. a. landwirtschaftliche Nutz- onszunahme zur Folge hat. bedeckungsgrad bestimmt. Die Wolkenbildung flächen, Siedlungsflächen) oder einer fortschrei- ist dabei an das Vorhandensein hygroskopischer Beispiele für die Folgen der Erwärmung sind das tenden Wüstenausbreitung, gekennzeichnet. So stieg die global gemittelte Lufttemperatur Aerosole7 (Kondensationskerne, Eiskeime) ge- Global gemittelt sind damit eine allgemeine Zu- seit 1880 bis 2010 um etwa 0,9 K an (Daten Abschmelzen der nicht-polaren Gletscher im bunden. Die natürlichen, z. B vulkanischen, und nahme der Albedo und damit eine kühlende vom GISS – Goddard Institute for Space Stu- Laufe des 20. Jahrhunderts, der beobachtete seit Beginn der Industrialisierung auch zuneh- Anstieg des Meeresspiegels um ein bis zwei mm Wirkung (negativer Strahlungsantrieb) verbun- dies, s. a. Hansen et al., 2010). Bezüglich der mend anthropogenen Aerosolemissionen wirken pro Jahr, das vermehrte Auftauen der Per- den (Abb. 1.1-2). Niederschlagsverhältnisse wird im globalen Maß- einer Erwärmung der bodennahen Luftschicht mafrostböden (IPCC, 2001) bis hin zum starken stab von einem durchschnittlichen Anstieg des Die mit der globalen Erwärmung zunehmende Jahresniederschlages ausgegangen, wobei sich Rückgang der nordpolaren Seeeismassen wäh- 6 bodennahe Lufttemperatur hat, global gemittelt, die regionalen Schwankungen der Zu- bzw. Ab- rend der Sommermonate (insbesondere in den Maß für den Einfluss eines einzelnen Antriebsfaktors auf Änderungen im atmosphärischen Strahlungs- einen Rückgang der Schnee- und Eisbedeckung nahmen zwischen 5 und 20% bewegen (IPCC, Jahren 2007, 2008 und aktuell auch 2010 und haushalt (IPCC, 2007b), positiver SA führt zu einer zur Folge. Dies führt, zusammen mit der Akku- 2001). 2011 (climate4you.com; Heide-Jørgensen et al., Erwärmung und negativer SA zu einer Abkühlung der mulation von Aerosolen, z. B. Ruß, auf verblei- 2011). Auch die bereits beobachteten vielfälti- bodennahen Luftschicht 7 feste oder flüssige Schwebpartikel in der Atmosphä- benden Schnee- bzw. Eisflächen, zu einer ab- 8 Treibhausgase in der Atmosphäre halten teilweise die gen und komplexen Auswirkungen klimatischer re, die nicht aus Wasser bestehen – Ruß, Staub, Sul- nehmenden Albedo und zunehmenden Erwär- Wärmestrahlung der Erde zurück. Dadurch erhöht fat…– (Schönwiese, 2003) sich die Oberflächentemperatur des Planeten. Veränderungen auf die belebte Umwelt, bei-
# $ spielsweise auf die Verbreitung von Pflanzen- der Häufigkeit und Andauer von Dürreperioden und Tierarten (Migration, Aussterben) bzw. de- sind erkennbar. 2 Grundlagen ren Verhaltensweisen (Brut- und Blütezeiten, Laut IPCC (2007b) werden im Laufe des 21. Vitalität), machen die Sensitivität natürlicher Jahrhunderts über den meisten Festlandmassen 2.1 Klimamodelle Systeme bezüglich der vorherrschenden klimati- Starkniederschlagsereignisse bzw. deren Anteil Klimamodelle sind mathematische Konstrukte klimatisch entscheidenden Teilsystemen wie dem schen Bedingungen deutlich (IPCC, 2001, am Gesamtniederschlag mit über 90% Wahr- zur generalisierten Beschreibung des Klimasys- Ozean, der Biosphäre oder der Kryosphäre, 2007b) scheinlichkeit zunehmen. Das würde eine Fort- tems. Dabei wird unterschieden zwischen globa- durch ein fortschreitendes Prozessverständnis Veränderungen verschiedener klimatischer Indi- setzung des beobachteten Trends seit der len und regionalen Klimamodellen. Mit Hilfe von (Verbesserung der Parametrisierung, Berück- katoren, wie z. B. Häufigkeiten von Hitzetagen 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeuten (IPCC, globalen Klimamodellen können die Wirkungszu- sichtigung der klimatischen Wirkung von inter- und Frosttagen, Niederschlagsmengen, -vertei- 2008). sammenhänge des Klimasystems und seiner aktiven Aerosolen, Erforschung der Rolle der lungen und –intensitäten sowie Veränderungen Teilsysteme beschrieben und untersucht werden Bewölkung im globalen Klimasystem) sowie (Abb. 2.1-1). Durch die gezielte Unterdrückung durch eine bessere horizontale und vertikale bzw. isolierte Betrachtung bestimmter klimare- Auflösung konnten die Modellgüte verbessert 1.2 Regionaler Klimawandel levanter Größen und Prozesse wird es möglich, und neue Erkenntnisse für das Verständnis des Auch in der Klimaentwicklung Sachsens spiegeln nität gekennzeichnet. Im Vergleich zu 1961– das Klimasystem experimentell zu erforschen Klimasystems gewonnen werden (Randall et al., sich die globalen Veränderungen bereits in spe- 1990 haben die jährlichen Niederschlagssum- (Paeth, 2007). Es wird unterschieden zwischen 2007). Aufgrund verschiedener thematischer zifischer Art und Weise wider. So wurde im Zeit- men für den Zeitraum 1991–2005 in weiten einfachen konzeptionellen Modellen, die für die oder geographischer Forschungsschwerpunkte raum von 1991 bis 2005 bereits eine durch- Teilen Sachsens um 3,5–5% zugenommen, wo- Erlangung eines besseren Verständnisses des existiert derzeit eine Vielzahl verschiedener Mo- schnittliche Erhöhung der Jahresmitteltempera- bei die Zunahme im Bergland höher ausfiel als Klimasystems genutzt werden, Modellen mittle- dellansätze. Neben der Verwendung der Modelle tur gegenüber 1961–1990 um 0,7 K festgestellt im Tiefland (SMUL, 2008). Die Niederschlagsän- rer Komplexität und den hochkomplexen globa- für die reine Klimaforschung erlangen globale (SMUL, 2008). Der beobachtete globale Klima- derungen fallen im Jahresverlauf unterschiedlich len Zirkulationsmodellen (GCMs: General Circu- Klimamodelle zunehmend Bedeutung für die wandel kam auch im regionalen Maßstab nicht aus. Im Sommer und Winter nahmen die Nie- lation Models oder auch Global Climate Models). Abschätzung zukünftiger klimatischer Entwick- gleichförmig zum Ausdruck, sondern stellte sich derschlagssummen zu. Wobei der Sommer Letztere sind sehr rechenaufwändig und haben lungen und nehmen somit eine Schlüsselrolle bei differenziert dar. Zu- und Abnahmen von Tempe- durch zunehmende Starkniederschläge, unter- den Anspruch, das globale Klimasystem mög- der Beantwortung von Fragestellungen zum ratur und Niederschlag waren regional und sai- brochen von längeren Trockenperioden, gekenn- lichst umfassend und in vier Dimensionen abzu- Themenfeld Klimawandel und Klimaanpassung sonal unterschiedlich. zeichnet ist. Im Winter wurde die stärkste Nie- bilden. ein. derschlagszunahme für die Kammlagen des Erz- Nach dem derzeitigen Entwicklungsstand lässt So nahm die Temperatur in der Elbtalniederung gebirges beobachtet. In den Übergangsjahres- sich das Klima mittels der gekoppelten Klima- sowie in Gebieten des Lößhügellandes und Ost- zeiten Frühling und Herbst verlief die Nieder- modelle im globalen bis kontinentalen Maßstab sachsens in den letzten Jahren am stärksten zu schlagsveränderung regional sehr unterschied- gut reproduzieren (Reichler & Kim, 2008). Trotz (SMUL, 2008). Im sächsischen Flächenmittel lich. ihrer vergleichsweise hohen horizontalen Auflö- ergibt sich für den Zeitraum 1991–2005 im Frühjahr bzw. Sommer eine um ca. 1 K höhere Des Weiteren zeichnen sich Veränderungen hin- sung (ca. 150 bis mehrere 100 km) sind sie Mitteltemperatur als in der Klimanormalperiode sichtlich des Auftretens von Extremereignissen jedoch nicht in der Lage, ausreichende Informa- 1961–1990. Während der Wintermonate betrug ab. Die Häufigkeit und Dauer von Trockenperio- tionen zu regionalen Ausprägungen des Klima- die Erwärmung ca. 0,8 K. Im Herbst hingegen den in den Monaten April bis Juni sowie das Auf- wandels, insbesondere in orografisch stärker ist für diesen Zeitraum keine nennenswerte treten sommerlicher Starkregenereignisse haben gegliedertem Gelände, zu liefern. Aufgrund der Abb. 2.1-1: Schema eines gekoppelten Ozean-Atmo- Temperaturänderung feststellbar (SMUL, 2008). zugenommen (Franke & Bernhofer, 2009; Hän- begrenzten Computerkapazitäten (Rechenzeiten, sphäre-Modells mit weiteren angegliederten Modellen sel 2009; LfUG, 2005). Die Überlagerung der Speicherplatzbedarf) ist es derzeit nicht möglich, (Quelle: Deutscher Bildungsserver, 2011) Zusätzlich sind vor allem in den letzten Jahren die Globalen Klimamodelle mit einer höheren Effekte zunehmender Trockenheit kombiniert mit ungewöhnliche Wärmerekorde zu verzeichnen. Auflösung rechnen zu lassen. In diesem Zu- regional verstärkt auftretenden Starknieder- Die verwendeten numerischen Methoden sind Eindrucksvolle Beispiele für die Station Dresden- sammenhang kommt der Entwicklung regionaler schlägen kann trotz gleichbleibender bzw. stei- prinzipiell mit denen der Wettervorhersage ver- Klotzsche waren der Herbst 2006 (im Vergleich Klimamodelle (Regional Climate Models – RCMs) gender Niederschlagssummen angespannte Si- wandt. Im Gegensatz zu Wettervorhersagemo- zur Referenzperiode 1961–1990 3,0 K zu warm), besondere Bedeutung zu. Diese Modelle be- tuationen im Wasserhaushalt hervorrufen. dellen liegt das Hauptinteresse bei globalen Kli- der Winter 2006/2007 (+4,4 K), das Frühjahr schreiben die klimatischen Verhältnisse für ein- mamodellen jedoch nicht auf der Vorhersage des 2007 (+3,1 K) bzw. extrem warme Einzelmona- Für die REGKLAM-Modellregion Dresden gelten zelne Regionen räumlich deutlich höher aufge- konkreten Wettergeschehens für ein bestimmtes te, wie die Monate Januar 2007 (+5,7 K) und die gleichen Trendaussagen wie für ganz Sach- löst. In regionalen Klimamodellen werden die Zeitintervall, sondern auf der Simulation statisti- 2008 (+4,3 K), der Juli 2006 (+5,5 K) oder der sen. Im Zeitraum 1991–2005 stiegen die Jah- Ergebnisse globaler Klimamodelle mit verschie- scher Kenngrößen, die den mittleren Zustand Monat April in den Jahren 2007 (+3,7 K) und resmitteltemperatur um 0,6 K und der mittlere denen Methoden für konkrete Regionen herun- und die Variabilität des Wettergeschehens bzw. 2009 (+4,9 K). jährliche Niederschlag um etwa 4% im Vergleich terskaliert. Aus diesem Grund wird bei diesen das Klima beschreiben (LfULG, 2005). Im Laufe zur Referenzperiode 1961–1990. Detaillierte Modellansätzen alternativ auch von „Downsca- Im Gegensatz zur Temperatur ist der Nieder- der letzten Jahre wurden umfangreiche Weiter- Aussagen zu diesen beobachteten Klimaände- ling“-Verfahren gesprochen (Mellentin, 2009; schlag durch eine hohe raum-zeitliche Heteroge- entwicklungen an den vorhandenen meteorolo- rungen finden sich in Bernhofer et al., 2009b. Wilby & Wigley, 1997). Dabei werden dynami- gischen bzw. atmosphärischen Modellen vorge- nommen. Durch die Kopplung mit weiteren, sche, statistische und gemischte Verfahren un-
' * terschieden. Ein wesentlicher Vorteil der regio- Entwicklungstendenzen der Klimaelemente in REMO – Regionalmodell nalen Klimamodelle besteht darin, dass die auf- einzelnen Teilregionen eines Gebietes (z. B. Die Entwicklung des dynamischen Regionalmo- grund verschiedener geographischer Vorausset- Deutschlands) detaillierter abgebildet werden dells (REMO) erfolgt am Max-Planck Institut für zungen vielfältigen und mitunter gegenläufigen können. Meteorologie in Hamburg (Jacob & Podzun, 1997; Jacob et al., 2008). Entwickelt wurde 2.1.1 Regionale Klimamodelle – Dynamische Downscaling-Verfahren REMO auf Grundlage des Europa-Modells des DWD (Majewski, 1991). Im Unterschied zu CLM Bei diesem Ansatz werden die klimatischen Ver- eines Luftteilchens berücksichtigt wird. Bei hyd- ist REMO ein hydrostatisches Modell. Die hier hältnisse für ein bestimmtes Gebiet durch ein rostatischen Modellen, z. B. REMO (s. u.), wird verwendeten Klimasimulationen wurden vom hochauflösendes, deterministisches regionales vorausgesetzt, dass die vertikale Beschleuni- Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gegebenen Klimamodell simuliert. Derzeitig kommen in gung im Vergleich zum vertikalen Druckgradien- und mit einem Doppel-Nesting durchgeführt Deutschland zwei verschiedene dynamische ten vernachlässigbar ist, da im Bereich großer (Abb. 2.1.1-1). Zunächst erfolgte die regionale Modelle zum Einsatz: CLM und REMO. Diese Skalen die horizontalen Beschleunigungen we- Simulation auf Grundlage des Globalmodells Modelle simulieren analog zu den globalen Kli- sentlich größer sind als die vertikalen (Endlicher ECHAM5/MPI-OM für ein vergleichsweise großes mamodellen die dynamischen und thermodyna- & Gerstengarbe, 2007). Bei Prozessen, die auf Fenster von Südgrönland bis zum Nahen Osten mischen Vorgänge in der Atmosphäre auf sehr kleinen Skalen (
> Y @ Potsdam (Climate & Environment Consulting statistischen Beziehungen zwischen der jeweili- Potsdam GmbH) konnte das speziell auf die gen Wetterlage und der Ausprägung einzelner 2.2 Emissionsszenarios sächsischen Verhältnisse zugeschnittene, statis- Klimaelemente unter Verwendung eines Wetter- Der Beschreibung zukünftig möglicher klimati- Die Szenariofamilie A2 beschreibt eine sehr tische Regionalisierungsverfahren WEREX entwi- generators zur Ableitung von synthetischen Zeit- scher Entwicklungen mit Hilfe von Klimamodel- heterogene Welt. Die Grundannahmen sind Au- ckelt werden. reihen herangezogen werden. Die Ergebnisse len liegen stets verschiedene Annahmen und tarkie und die Bewahrung lokaler Identitäten. der Regionalisierung liegen in Form von Stati- Grundlage für die Regionalisierung bildet eine Randbedingungen zu Grunde. Als eine entschei- Die Geburtenraten der verschiedenen Regionen onszeitreihen vor. objektive Analyse der Wetterlagen sowie die dende Randbedingung werden den Modellen nähern sich nur langsam an, was zu einem kon- Ableitung statistischer Beziehungen zu meteoro- atmosphärische Konzentrationen klimarelevanter tinuierlichen Wachstum der Weltbevölkerung WETTREG – Wetterlagenbasierte Regionali- logischen Beobachtungswerten der vergangenen Treibhausgase und Aerosole, sog. Emissionssze- führt. Wirtschaftliches Wachstum ist vor allem sierungsmethode Deutschland Jahrzehnte in Sachsen. Die Identifikation und narios, vorgegeben. Diese im Rahmen des IPCC- regional orientiert. Das wirtschaftliche Wachs- Klassifizierung dieser typischen Zirkulationsmus- Das WETTREG-Verfahren ging aus dem sächsi- Prozesses entwickelten Szenarios beruhen auf tum und der technologische Wandel verändern ter stellen den ersten Teilschritt des statistischen schen Modell WEREX hervor und wurde vom unterschiedlichen Annahmen über die demogra- sich regional unterschiedlicher und langsamer Modellansatzes dar (Klassifizierung). Im nächs- Umweltbundesamt in Auftrag gegeben (Spekat phischen, wirtschaftlichen, technologischen, als in anderen Szenariofamilien, mit dem Ergeb- ten Teilschritt, dem Regressionsschritt, werden et al., 2007). Der statistische Modellansatz wur- sozialen und umweltpolitischen Entwicklungen nis anhaltend großer Einkommensunterschiede. für die einzelnen Muster typische statistische de hierbei für die Projektion auf die gesamte (Abb 2.2-1) und werden in Form von Modellge- Kenngrößen der Klimaelemente abgeleitet (vgl. Bundesrepublik Deutschland angepasst. Die schichten (sog. „storylines“) beschrieben. Enke et al., 2001, 2005a, b). erste Berechung aus 2006 (WETTREG 2006) wurde mit einem verbesserten Beobachtungsda- Auf Basis der durch globale Klimamodelle vorge- tensatz und weiterentwickelten Methodik 2010 gebenen Veränderungen der Häufigkeiten ein- (WETTREG 2010) wiederholt (s. a. Kap. 3.9). zelner Wetterlagen können die gewonnenen Abb. 2.2-1: Schema zur Struktur der IPCC-Emissions- Abb. 2.2-2: Weltweite Treibhausgas(THG)–Emissionen szenarios (Quelle: Hamburger Bildungsserver, 2008; (in CO2-Äq. pro Jahr) ohne zusätzliche Klimaschutz- nach Naki?enovi? & Swart, 2000) maßnahmen: sechs beispielhafte SRES-Marker-Sze- narios (farbige Linien) und der 80. Perzentil-Bereich Die vom IPCC erarbeiteten Emissionsszenarios, neuerer Szenarios, die nach dem SRES veröffentlicht auch SRES-Szenarios genannt, gehören vier wurden (post-SRES) (grau schattierter Bereich). Ge- Szenario-Familien an und decken eine große strichelte Linien zeigen die gesamte Bandbreite der Bandbreite der oben genannten Entwicklungen post-SRES-Szenarios. Die Emissionen decken CO2, und den sich daraus ergebenden Treibhausgas- CH4, N2O und F-Gase ab (Quelle: IPCC, 2007a). und Sulfat-Emissionen ab (Abb. 2.2-2). Die Die Szenariofamilie A1 beschreibt eine zukünf- SRES-Szenarios beinhalten keine zukünftigen tige Welt mit sehr raschem wirtschaftlichem Klimaschutzmaßnahmen. Die vier Szenario- Wachstum, einer Weltbevölkerung, die Mitte des Familien setzen sich aus 40 Szenarios zusam- 21. Jahrhunderts zahlenmäßig ihren Höhepunkt men, aus denen vier charakteristische Marker- erreicht und danach abnimmt, und der raschen szenarios pro Szenario-Familie ausgewählt wur- Einführung von neuen und effizienteren Techno- den. Eine ausführliche Beschreibung findet sich logien. Die wichtigsten Grundannahmen sind die im Special Report on Emission Scenarios (SRES, Annäherung der Regionen, der weltweite Aufbau Naki?enovi? & Swart, 2000). Drei der Marker- von erforderlichem Know-how und zunehmende szenarios wurden als Randbedingung vom Glo- kulturelle und soziale Interaktionen, mit einer balmodell ECHAM5/MPI-OM genutzt – ein Szena- erheblichen Verminderung der regionalen Diffe- rio mit einer niedrigen (B1), mittleren (A1B) und renzen im Pro-Kopf-Einkommen. Die drei A1- hohen (A2) Emissionsentwicklung. Den entspre- Gruppen unterscheiden sich durch ihren jeweili- chenden Szenariofamilien liegen die unten aus- gen technologischen Schwerpunkt: intensive geführten sozio-ökonomischen Annahmen Nutzung fossiler Brennstoffe (A1FI), nicht- zugrunde.
\ fossiler Energiequellen (A1T) oder Ausgeglichen- heit über alle Energieträger hinweg (A1B). 2.3 Unsicherheiten Die Szenariofamilie B1 beschreibt eine kon- Klimaprojektionen sind durch ein hohes Maß an tung von Anpassungsstrategien und Handlungs- vergierende Welt mit der gleichen globalen Be- Unsicherheit charakterisiert (Hawkins & Sutton, empfehlungen von fundamentaler Bedeutung. völkerung wie im A1 Szenario, aber mit raschen 2009). Sie sind keine konkreten Vorhersagen Zum Beispiel zeigen die aktuellen IPCC-Klima- Veränderungen in den wirtschaftlichen Struktu- oder Prognosen des kurzfristigen meteorologi- simulationen, dass sich die bereits im 20. Jahr- ren hin zu einer Dienstleistungs- und Informati- schen Geschehens, wie z. B. im Fall der Wetter- hundert beobachtete global gemittelte Erwär- onswirtschaft, mit deutlich geringerer Materialin- vorhersage. Vielmehr werden verschiedene kli- mung der bodennahen Luft bis zum Ende des tensität und Einführung von emissionsarmen matische Verhältnisse langfristig in die Zukunft 21. Jahrhunderts stetig fortsetzt (Abb. 2.3-1). und Ressourcen schonenden Technologien. Das projiziert. Rückschlüsse auf Eintrittswahrschein- Jedoch realisiert sich diese Erwärmung über alle Schwergewicht liegt auf globalen Lösungen in lichkeiten dieser Entwicklungen lassen sich nur IPCC-Emissionsszenarios in einem Unsicher- Richtung wirtschaftlicher, sozialer und ökologi- Abb. 2.2-3: CO2-Konzentration [ppmv=parts per milli- bei einer ausreichend großen Zahl von Klimapro- heitsbereich von 1,1–6,4 K. Anhand der Tabel- scher Nachhaltigkeit, einschließlich verbesserter on by volume], beobachtet (1850–2000) und entspre- jektionen ziehen, was aktuell auf Grund des le 2.3-1 lassen sich die derzeit als relevant an- chend der SRES-Szenarios A1B, A2 und B1 (Daten- Gerechtigkeit aber ohne zusätzliche Klima- enormen Rechenaufwandes nur bedingt möglich genommenen Szenarios A2, A1B und B1 einord- quelle: Java Climate Model, http://www.astr.ucl.ac.be) schutzinitiativen. ist. Der wesentliche Unterschied zwischen den nen. Im Ergebnis der IPCC-Simulationen wurden Abbildung 2.2-3 zeigt die aus diesen Szenarios beiden Herangehensweisen Prognose (Wetter) auch Wahrscheinlichkeitsbereiche bezüglich der resultierenden globalen THG-Konzentrationen. und Projektion (Klima) besteht darin, dass eine Empfindlichkeit des Klimas auf Änderungen der Bis Mitte des 21, Jahrhunderts unterscheiden Prognose das Ziel hat, eine zukünftigen Entwick- atmosphärischen CO2-Konzentration abgeschätzt sich diese jedoch nur geringfügig. lung nach dem derzeitigem Stand des Wissens (Abb. 2.3-2). Bei einer Verdoppelung der CO2- bestmöglich zu treffen, während dies bei Klima- Konzentration gegenüber dem vorindustriellen projektionen grundsätzlich nicht möglich ist, da Niveau von 280 ppmv simulieren die meisten diese auf Annahmen beruhen, die nicht exakt Klimamodelle eine Erwärmung um ca. 3 K. Die vorhersagbar sind (z. B. Treibhausgasemissio- Unsicherheit über alle Modelle liegt in diesem nen). Schon allein deshalb haben Klimaprojekti- Beispiel bei 1,5–4,5°C. onen nicht den Anspruch, die „tatsächliche Zu- Tab. 2.3-1: Simulierte Änderungen der global gemit- kunft“ abzubilden, sondern zielen darauf ab, telten bodennahen Lufttemperatur für 2090–2099 vs. verschiedene mögliche und grundsätzlich gleich- 1980–1999 für Emissionsszenarios (nach IPCC, 2007b) berechtigte Szenarios zu beschreiben. Szenario A2 A1B B1 Jegliche auf diesem Szenarioansatz beruhenden beste 3,4 K 2,8 K 1,8 K Ableitungen und Untersuchungen beschäftigen Schätzung sich somit nicht mit der tatsächlichen zukünfti- Unsicher- 2,0–5,4 K 1,7–4,4 K 1,1–2,9 K gen Entwicklung, sondern mit einer von vielen heitsbereich möglichen „Zukünften“. Das Verständnis dieser Betrag der hoch mittel moderat Änderung Herangehensweise ist besonders bei der Ablei- Abb. 2.3-1: Globale Temperaturänderungen (°C) und Abb. 2.3-2 : Wahrscheinlichkeitsbereiche der Klimasen- deren Unsicherheitsbereiche im 20. und 21. Jahrhundert sitivität, dargestellt als Reaktion der global gemittelten vs. 1980–1999, IPCC-Ensemblemittel (Quelle: IPCC, bodennahen Lufttemperatur auf Änderungen der atmo- 2007b) sphärischen CO2-Konzentration (Quelle: IPCC, 2007b; nach Knutti et al., 2005)
Unter dem Begriff Modellunsicherheit versteht lungsantrieb, stattfinden. Sie können kurzfristig 2.3.1 Quellen von Unsicherheit man, dass verschiedene Klimamodelle aufgrund zu einer Umkehr der langfristigen Trends des Eine umfassende Reduzierung der Unsicherhei- verschiedenen atmosphärischen Schichten und von Unterschieden im Entwicklungsstand, der anthropogenen Klimawandels führen. Die relati- ten von Klimaprojektionen ist aus vielen Grün- Ozeanen. Solche Datensätze wären jedoch für räumlichen Auflösung und der verwendeten Pa- ve Bedeutung dieser Unsicherheit steigt auf den nicht möglich. Zum Teil ist der wissenschaft- die Bewertung und Weiterentwicklung von Mo- rametrisierungen bei gleichem Strahlungsantrieb kleineren räumlichen und kürzeren zeitlichen liche Erkenntnisgewinn sogar mit einer Zunahme dellen von Bedeutung. Zudem sind nicht alle unterschiedliche Klimaänderungen simulieren. Skalen. an Unsicherheiten verbunden. Ein Beispiel hier- klimatisch relevanten Prozesse gänzlich verstan- Diese Unsicherheit lässt sich durch Berücksichti- für ist das Ensemble von Klimaprojektionen vie- den (z. B. die Wolkenbildung) bzw. bekannt. gung eines Ensembles von Klimaprojektionen Zusammenfassung ler verschiedener Klimamodelle. Einerseits kön- unterschiedlicher Klimamodelle reduzieren. Die korrekte Interpretation von Klimaprojektio- nen bestimmte Erkenntnisse durch mehrere Ursprünglich wurden Klimamodelle entwickelt, nen kann nur unter Berücksichtigung der Unsi- Klimaprojektionen bestätigt und sicherer wer- cherheiten erfolgen. Diese werden aufgrund der um das System Erde-Atmosphäre besser zu den, andere hingegen erweisen sich als unsicher, hierarchischen Anordnung von Modellen begin- verstehen. Die Diskrepanz zwischen der anfäng- da sich die Klimaprojektionen in ihren Ergebnis- lichen reinen Grundlagenforschung und der jet- nend bei den Globalmodellen bis hin zur Klima- sen widersprechen. Die drei wesentlichen Quel- zigen zusätzlich anwendungsbezogenen For- folgenabschätzung und Maßnahmenplanung len von Unsicherheit bis zur Ebene der regiona- schung ist auf allen Ebenen der Modellkette weitergegeben (Abb. 2.3.1-2). Weitere Unsi- len Klimamodellierung sind: cherheiten ergeben sich aus den verschiedenen spürbar. So werden von Nutzern in der Klimafol- a) Annahmen zu den zukünftigen Treibhausgas- genforschung häufig zu hohe Erwartungen an Downscalingverfahren für die Ergebnisse von emissionen – Emissionsszenarios die Genauigkeit von Modellen – in Raum, Zeit Globalmodellen (siehe Kap. 2.1) und durch die b) Verständnis des Erdsystems und Modellunsi- und Präzision – gestellt, als es durch die Modell- Wirkmodelle zur Abschätzung der Klimafolgen konstruktion zulässig wäre (von Storch et al., selber. Weiterhin ist die Aussagekraft der Klima- cherheit Abb. 2.3.1-1: CO2-Emissionenen aus fossilen Energie- 1999). Insbesondere durch die Bereitstellung projektionen auch vom betrachteten Klimaele- c) Natürliche Klimavariabilität trägern im Vergleich zu den IPCC-Emissionsszenarios von räumlich und zeitlich hoch aufgelösten Mo- ment und von der Länge des Vorhersagezeit- (beachte: nur bis 2015). Aktualisiert nach Raupach delldaten, kann der Eindruck einer besonders raums (Becker et al., 2008) sowie von der zeitli- a) Emissionsszenarios et al., 2007; s. a. www.globalcarbonproject.org. hohen Realitätsnähe und Modellgüte erweckt chen und räumlichen Auflösung abhängig. In Das Ausmaß der zukünftigen Treibhausgas- werden. Dieser Eindruck täuscht jedoch darüber Abbildung 2.3.1-3 ist der Grad der Robustheit Bei einigen Phänomenen wie z.B. mikroskalige Emissionen ist maßgebend für die klimatische hinweg, dass auch bestehende Modellfehler bzw. von Klimaänderungssignalen in Abhängigkeit Turbulenz besteht zwar ein recht gutes Prozess- Entwicklung im 21. Jahrhundert. Aus der Unvor- -unsicherheiten lediglich in eine höhere Auflö- von vier Einflussgrößen grafisch dargestellt. verständnis – sie können aber aus Gründen von hersehbarkeit der weiteren Emissionen ergibt sung übertragen werden. Entsprechend können Änderungen thermischer Größen sind als siche- Kapazitätsbegrenzung (Modellauflösung, Rech- sich eine grundlegende Unsicherheit. Zum einen allgemeine Modellaussagen robuster sein als rer und robuster einzuschätzen als Änderungen nerressourcen) (noch) nicht berücksichtigt wer- ist nicht bekannt, welches der Szenarios tat- hoch aufgelöste, bspw. regional differenzierte, niederschlagsabhängiger Größen. Aussagen zur den. Beispiele für Unsicherheiten, die sich aus sächlich eintreten wird, zum anderen ist nicht Informationen. Hier besteht eine weite Spanne zukünftigen Entwicklung von Starkniederschlä- Erfahrungsdefiziten ergeben, sind globalklimati- abzusehen, ob die tatsächliche Emissionsent- zwischen robusten, allgemeinen Aussagen, mit gen beinhalten eine noch größere Unsicherheit sche Rückkopplungsprozesse. Abrupt eintreten- wicklung überhaupt einem der angenommenen geringem Verwertungspotential für die Klimafol- aufgrund ihrer geringen räumlichen und zeitli- de bzw. unvorhersehbare geophysikalische, bio- Szenarios entspricht. Dies wird besonders deut- genforschung und „hoch aufgelösten Irrtümern“, chen Ausdehnung. logische und geologische Phänomene können lich, wenn man sich die aktuelle Entwicklung der die das Risiko der Überanpassung an einen un- erheblichen Einfluss auf das Klima ausüben Neben bereits bekannten Unsicherheiten ist es Treibhausgas-Emissionen vor Augen führt angemessenen hohen Detailgrad in sich bergen. (UBA, 2008). Klimamodelle sind aufgrund der weiterhin möglich, dass noch nicht bekannte (Abb. 2.3.1-1). Die Unsicherheit aufgrund der limitierten Datenverfügbarkeit und Erfahrungs- Quellen von Unsicherheit existieren. Vor dem Emissionsszenarios nimmt mit wachsendem c) Natürliche Klimavariabilität werte über Rückkopplungsmechanismen nur Hintergrund des gesamten Umfangs an mögli- Zeithorizont zu (Hawkins & Sutton, 2009). eingeschränkt in der Lage, diese Prozesse zu Die dritte Quelle der Unsicherheit sind zufällige chen Unsicherheiten wird die Bedeutung der berücksichtigen. In jüngster Zeit beobachtete natürliche Schwankungen des Klimas, die ohne szenarioorientierten Herangehensweise noch- b) Verständnis des Erdsystems und Modell- Veränderungen, wie das Abschmelzen der Ge- äußere Einflüsse, z. B. Änderungen im Strah- mals deutlich. unsicherheit birgsgletscher und der großen Eisschilde Grön- Eine weitere Quelle der Unsicherheit ist die be- lands (UNEP/WGMS, 2008), der damit einherge- 2.3.2 Umgang mit Unsicherheiten grenzte Kenntnis aller Prozesse und Wechselwir- hende Meeresspiegelanstieg sowie auch der kungen innerhalb des Erdsystems1 und damit Rückgang stark rückstrahlender Oberfläche (ab- Der Umgang mit den beschriebenen Unsicher- Hoffnung detaillierte Aussagen für überschauba- deren unzureichende Repräsentation in den Kli- nehmende Albedo), sind in den derzeitig verfüg- heiten stellt eine große Herausforderung für die re Regionen zu erhalten. Allerdings zeigt sich, mamodellen. Häufig ist dies mit der teilweise baren Klimasimulationen nicht oder nur teilweise Klima- und Klimafolgenforschung dar. Politik und dass der praktische Umgang mit Klimaprojektio- limitierten oder ungenauen Datenlage zu be- berücksichtigt. Ebenso stellt die Freisetzung von Verwaltung, Versicherungsverbände, Umweltwis- nen komplizierter ist als die Nutzung von beo- gründen. Beispiele hierfür sind fehlende und Methan durch das Auftauen von Permafrostbö- senschaftler, Planer, die Öffentlichkeit und viele bachteten Klimadaten und dass aufgrund der auch nicht durchführbare Messungen in den den sowie durch die Umwandlung von Methan- andere mehr haben hohe Erwartungen an die hohen Unsicherheiten (noch) nicht alle Erwar- hydrat auf dem Meeresboden einen schwer ab- Klimaprojektionen. tungen ohne weiteres erfüllt werden können. schätzbaren Einfluss dar. Vor allem die regionalen Klimaprojektionen er- 1 Aktuell werden Klimamodelle zu Erdsystemmodellen wecken durch ihre hohe räumliche Auflösung die erweitert.
# $ Fachkenntnis zu sehen. Auch Mängel in der bis- 2008). Hier ist es notwendig, die Methoden an herigen Planung sowie ein unzureichendes die neuen Fragestellungen anzupassen bzw. Planungsrecht können eine Anpassung an den neue Ansätze zu verfolgen. Klimawandel erschweren (Kropp & Daschkeit, Abb. 2.3.1-2: Kaskade der Unsicherheiten bei der Be- Abb. 2.3.1-3: Beurteilung von Klimaänderungssignalen wertung der Auswirkungen des Klimawandels (nach bezüglich ihrer Robustheit (Fakten/keine Fakten) nach Viner, 2002) Schöner et al., 2011) In Rundgesprächen mit Modellentwicklern und als bei geringer Übereinstimmung oder gar ge- Nutzern hat das Nationale Komitee für Global genläufigen Ergebnissen (große Schwankungs- Change Forschung die Potentiale, Grenzen und breite). Der Grad der Übereinstimmung ver- Perspektiven der regionalen Klimamodellierung schiedener Modelle gibt demnach Auskunft über ausgelotet (NKGCF, 2010). Im Folgenden wer- die Robustheit der Modellaussagen. Der IPCC den Strategien bei der Auswertung von Klima- (2010) formuliert dazu: Eine Aussage ist robust, projektionen vorgestellt, um den größtmöglichen wenn sie auf mehreren, übereinstimmenden und Nutzen aus diesen Daten zu ziehen. unabhängigen Ergebnissen beruht. Abbildung 2.3.2-1 zeigt dies exemplarisch an- Nutzung eines Ensembles von Klimaprojek- hand der für Sachsen projizierten Sommer- und Abb. 2.3.2-1: Umgang mit Unsicherheiten bei Klimafolgenbetrachtungen am Beispiel projizierter Niederschlagsän- tionen Frühjahrsniederschläge. Stimmen die Modelle derungen für den Sommer (links) und das Frühjahr (rechts) (Feske et al, 2010a). Die wichtigste Anforderung bei der Arbeit mit für den jeweiligen Parameter gut überein Klimaprojektionen ist die Nutzung eines großen (Bsp. Sommerniederschlag), so ist das Ergebnis Ensembles von Klimaprojektionen. Durch die als relativ sicher/robust einzuschätzen. Im Falle Detailgrad und Robustheit Einbeziehung mehrerer Modelle lässt sich die des Frühjahrsniederschlages projizieren die Mo- Aus diesen unterschiedlichen Herangehenswei- Auch wenn es wünschenswert erscheint, zeitlich Modellunsicherheit berücksichtigen. Wenn zu- delle eine uneinheitliche Entwicklung, so dass sen ergibt sich bei Klimafolgenbetrachtungen die und räumlich möglichst hoch aufgelöste und sätzlich verschiedene Emissionsszenarios ver- keine robuste Aussage zur dessen zukünftigen Notwendigkeit, den Anspruch der eigenen Unter- gleichzeitig robuste Aussagen über Klimafolge- wendet werden, kann auch die Unsicherheit bei Entwicklung gemacht werden kann. Entspre- suchung in dem beschriebenen Spannungsfeld wirkungen zu gewinnen, so sind diesem An- der Entwicklung der Treibhausgasemissionen chend riskant gestalten sich in solchen Fällen einzuordnen und dies bei der Ergebnisdarstel- spruch aus oben dargelegten Gründen Grenzen ausgewertet werden. Die Unsicherheit durch die Schlussfolgerungen auf Basis nur eines Modells, lung mit zu berücksichtigen. gesetzt. Grundsätzlich bewegen sich alle Klima- natürliche Klimavariabilität spiegelt sich in un- da die gegebenen Unsicherheiten nicht berück- folgenuntersuchungen in einem Spannungsfeld terschiedlichen Klimaprojektionen ein und des- sichtigt werden, und eine Fehlanpassung mög- räumlich-zeitlich zwischen Detailgrad der Untersuchung und Ro- differenzierte nach derzeitigem selben Modells unter einem Emissionsszenario lich ist. Weiterhin ist zu beachten, dass berech- bustheit der abgeleiteten Aussagen (Abb. 2.3.2- Stand nicht Betrachtungen (Modellläufe oder Realisierungen genannt) wie- Detailgrad der Klimafol- nete Klimaänderungssignale nur dann signifikant 2). Allgemeine Schlussfolgerungen, wie bei- erreichbar der, die sich nur durch ihre Startbedingungen sind, wenn der Betrag ihrer Änderung größer ist genabschätzung spielsweise die Annahme höherer Verdunstungs- unterscheiden. Das heißt, dass die Daten unter- als der Betrag der modellspezifischen dekadi- raten infolge eines Temperaturanstieges weisen schiedlicher Modelle und deren Läufen unter schen Variabilität. ein hohes Maß an Robustheit auf und sind somit verschiedenen Emissionsszenarios ausgewertet wenig anfällig gegenüber den aufgeführten Unsi- Die Berücksichtigung von Bandbreiten klimati- und bei der Modellierung von Klimafolgen ver- cherheiten. Dem gegenüber stehen stark diffe- scher Größen stellt für Planungsprozesse eine allgemeine wendet werden müssen. renzierte Fragestellungen, die durch einen ho- Schlussfolgerungen grundlegende Schwierigkeit dar. Häufig sind die Im Ergebnis steht eine Bandbreite für das Kli- etablierten Planungsmethoden nicht für derarti- hen Detailgrad, aber eine gleichzeitig deutlich maänderungssignal, innerhalb derer mit hoher ge Betrachtungen ausgelegt, sondern setzen geringere Robustheit gekennzeichnet sind (z. B. Robustheit der Klimafolgenab- sommerliche Starkniederschläge in Dresden). In schätzung Wahrscheinlichkeit die tatsächliche Klimaände- mehr oder weniger konstante Umweltbedingun- rung liegen wird. Bei der Bewertung wird ähnlich gen voraus. Bewährte Werkzeuge sind damit für diesem Fall stellt sich die Frage, inwieweit detail- wie bei der Wettervorhersage vorgegangen. Planungsprozesse und Fragestellungen der Kli- lierte und gleichzeitig fehleranfällige Informatio- Abb. 2.3.2-2: Möglichkeiten und Grenzen der Abschät- nen für Planungen von Nutzen sind. zung von Klimafolgen auf Grundlage von Modellen Stimmen die verschiedenen Klimaprojektionen maanpassung nicht oder nur eingeschränkt ver- stärker überein (geringe Schwankungsbreite), wendbar. Weitere Hemmnisse sind in der Kom- wird von sichereren Ergebnissen ausgegangen, plexität sowie in der fehlenden klimatischen
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