Kommunale Pflegestrukturplanung in Kooperation mit den Akteuren im Sozialraum - Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
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Kommunale Pflegestrukturplanung in Kooperation mit den Akteuren im Sozialraum Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Inhalte der Präsentation • Gesetzliche Grundlage der Pflegestrukturplanung in Rheinland-Pfalz • Projekt „Miteinander in Pfaffendorf- wie können wir uns gegenseitig im Alter unterstützen“ • Modellprojekt Gemeindeschwester plus • Chancen und Grenzen der Sozialraumorientierung in der Pflegestrukturplanung Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
§ 3 Abs. 1 LPflegeASG - Pflegestrukturplanung §3 LPflegeASG verpflichtet die Landkreise und kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz zur Pflegestrukturplanung. Das beinhaltet: • den vorhandenen Bestand an Diensten und Einrichtungen zu ermitteln, • zu prüfen, ob das Versorgungsangebot qualitativ und quantitativ ausreichend ist • und erforderliche Maßnahmen zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur einzubringen Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Aufgaben der Pflegestrukturplanung in Koblenz • Monitoring der vorhanden Strukturen und demografischen Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Statistikstelle der Stadt Koblenz • Überregionale Kooperation in der Landesarbeitsgemeinschaft Pflegestrukturplanung • Beratung von neuen Anbietern/Stellungnahmen zu geplanten neuen Angeboten für überörtliche Genehmigungsbehörden • Vernetzung der lokalen Akteure im Bereich Pflege im Rahmen der Regionalen Pflegekonferenz (einmal im Jahr) Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
§ 3 LPflegeASG beinhaltet auch... „Die Pflegestrukturplanung hat sich auch auf die komplementären Hilfen im Vor- und Umfeld der Pflege, Einbeziehung bürgerschaftlichen Engagements und die Entwicklung neuer Formen pflegerischer Angebote zu erstrecken.“ Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
„Miteinander in Pfaffendorf- wie können wir uns gegenseitig im Alter unterstützen“ - Beteiligte Federführung: • Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales (Pflegestrukturplanung) • Beratungs- und Koordinierungsstelle im Vor- und Umfeld der Pflege Mit personeller Unterstützung durch: • Kommunale Statistikstelle • Pflegestützpunkt Mitte • Caritas der Gemeinde In den Räumlichkeiten der Ev. Kirchengemeinde Pfaffendorf Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Was ist „Miteinander in Pfaffendorf“? Im Februar 2014 wurde ein erster Versuch gestartet, sozialraumorientiert in die Pflegestrukturplanung einzusteigen. In dem gemeinsamen Bürgerbeteiligungsprozess standen vor allem die Belange älterer Menschen im Vordergrund: Die Senioren, Seniorinnen, ihre Angehörigen und Ratsmitglieder vor Ort konnten bei einer Bürgerversammlung ihre Ideen einbringen, damit Pfaffendorf auch in Zukunft ein attraktiver Stadtteil für ältere Menschen bleibt. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Ergebnisse aus dem Bürgerbeteiligungsprozess • Allgemeines Fazit: Es gibt schon ganz viel, aber Vieles ist nur wenig bekannt. • Es bestehen Angebotslücken vor allem für ältere Männer. • Es gibt Informationsbedarf zu Handlungsmöglichkeiten in sozialen Notlagen. • Die Nahversorgung ist noch gewährleistet, aber wie lange noch? • Die Busanbindung an die Innenstadt hat sich verschlechtert. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Was ist aus der Idee „Miteinander in Pfaffendorf“ in den Folgetreffen entstanden? • Repair Café • Informationsflyer zu bestehenden Angeboten • Anfrage der Politik zur Verkehrssituation in Pfaffendorf • Konkrete Zusammenarbeit mit dem ASD in Pfaffendorf • Außerdem: Die Idee, mit den Bürgern gemeinsam zu überlegen, was vor Ort geändert werden kann, wurde in Eigenregie auch in zwei anderen Stadtteilen umgesetzt. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Erkenntnisse aus dem Beteiligungsprozess „Miteinander in Pfaffendorf“: Man braucht für eine nachhaltige Projektstruktur: • Regelmäßige Angebote vor Ort • Räumlichkeiten • Mindestmaß an finanziellen Ressourcen • Eine hauptamtliche Kraft, die Termine koordiniert und Absprachen festhält • Ehrenamtliches Engagement • Zeit und eine optimistische Grundhaltung Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Modellprojekt Gemeindeschwester plus • Initiator des Projektes: Landesregierung Rheinland- Pfalz/Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie • Projektumfang und örtliche Ansiedlung der Gemeindeschwester Plus: eine Gemeindeschwester Plus pro Pflegestützpunkt. • Projektzeitraum: 3,5 Jahre (1.7.2015 – 31.12.2018). • Projektverantwortlich ist die Kommune. • Anstellungsträger kann ein freier Träger sein. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Zielgruppe der „Gemeindeschwester Plus“ • Hochbetagte Menschen (über 80 Jahre) in den Stadtteilen Goldgrube und Karthause-Flugfeld in Koblenz • Darunter diejenigen Personen, die keine Pflegestufe (Pflegegrad) haben und noch die selbstständig in ihrer eigenen Wohnung leben. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Aufgaben der Gemeindeschwestern Präventiver Hausbesuch: • Durch die präventiven Hausbesuche sollen die Hochbetagten in ihrem selbstständigen Leben gestärkt werden. • Der präventive Hausbesuch ist Alleinstellungsmerkmal im Unterschied zu den Mitarbeitern der Pflegestützpunkte und Beko-Stellen. • Die „Gemeindeschwester Plus“ setzt an diesem Punkt an, indem sie die individuellen informellen Netzwerke (z.B. Verwandte, Nachbarn und Freunde) der Hochbetagten erkennt, stärkt und weiterentwickelt. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Aufgaben der Gemeindeschwestern Arbeit im Sozialraum: • Die meist sozialräumlich angelegten Stützsysteme (z.B. Kirchengemeinden, Besuchsdienste, Einkaufshilfen oder Mittagstische) sollen mit Hilfe der Gemeindeschwestern identifiziert, unterstützt und ausgebaut werden. • Die Gemeindeschwester Plus stellt ihre Erkenntnisse der kommunalen Pflegestrukturplanung zur Verfügung. Wichtig: Die Gemeindeschwestern übernehmen im Rahmen ihrer Tätigkeit keinerlei pflegerische Aufgaben, konkurrieren also in keiner Weise mit den ambulanten Pflegediensten. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Positive Aspekte des Projektes aus Sicht der Kommune • Kombination aus individueller Arbeit mit hochbetagten Menschen und Sozialraumorientierung • Netzwerkcharakter des Modellprojektes • 100% Finanzierung durch das Land • Personelle Ressourcen für die Arbeit in 2 Stadtteilen • Gute Steuerungsmöglichkeit im Projekt, da die Projektverantwortung bei der Kommune liegt, auch wenn der Anstellungsträger nicht die Kommune ist Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Pflegestützpunkte in Koblenz Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Soziale Situation der Hochbetagten Einwohner 80+ nach Stadtteilen im Pflegestützpunkt Süd nach MigH und Bezug von Grundsicherung Quelle: Melderegister der Stadt Koblenz; Amt 50 Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Wohnsituation der Hochbetagten Hochbetagte nach Baualter der Hochbetagte nach Zahl der Wohnungen in den Stadtteile Wohngebäude* Wohngebäuden* vor 1962 1963 bis 1989 nach 1989 1 oder 2 3 bis 5 6 bis 10 11 plus Süd 214 101 57 17 70 132 153 Oberwerth 67 11 9 22 30 33 2 Karthause Nord 84 69 16 129 22 12 8 Karthäuserhofgelände 51 120 1 132 34 7 0 Karthause Flugfeld 1 314 20 115 7 79 134 Goldgrube 268 64 7 71 75 177 17 Stolzenfels 19 15 0 20 7 9 0 Lay 67 37 6 102 10 1 0 Pflegestützpunkt Süd 771 731 116 608 255 450 314 Quelle: statistische Gebäudedatei, *ohne Gebäude mit fehlenden Angaben Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Modellprojekt Gemeindeschwester plus Verträge, Beteiligte und Aufgaben Angesiedelt im Pflegestützpunkt Koblenz Süd Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Kommunale Pflegestrukturplanung in der Projektverantwortung Organisation der regelmäßigen Planungstreffen im kleinen Team: Gemeindeschwestern, Anstellungsträger, Beko im Vor- und Umfeld der Pflege Organisation von zwei Projektgruppensitzungen im Jahr Mitglieder: MSAGD, LZG, dip, Kommune, Träger, Ehrenamtsagentur, Leitstelle Integration, Pfarreien, Caritas der Gemeinde, Nachbarschaftshilfe, Kommunaler Sozialdienst, etc. Außerdem: Kommunikation der Ergebnisse in die Ausschüsse der Kommune und mit den anderen Modellkommunen Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Beispiel Vernetzung im Kleinen Rollatorspaziergänge Karthause • Jeden 1. und 3. Dienstag im Monat • Treffpunkt 10:00 Uhr, Jugend- und Bürgerzentrum Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Mehr als ein Spaziergang… Dahinter steckt Netzwerkarbeit: • DRK überlässt der Gemeindeschwester einen Kleinbus, um diejenigen Senioren abzuholen, die ohne Hilfe nicht zum Ausgangspunkt kommen könnten. • Nachbarschaftshilfe - 5 Begleitpersonen konnten gewonnen werden, diese haben ein Rollatortraining und einen Erste Hilfe Kurs absolviert • Jugend- und Bürgerzentrum - bei schlechtem Wetter wird Rollatorengymnastik angeboten Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Spontanes Nachbarschaftstreffen und Mieterfrühstück – Stadtteil Goldgrube Kooperation der Gemeindeschwester plus mit: Pflegestützpunkt, einem Mieterverein, Gemeindereferent, Stadtteilbüro der Caritas, Ehrenamtliche Helfer Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Was bewirkt die Arbeit im Sozialraum? • Kleine Netzwerke vor Ort können flexibel auf neue Bedarfe reagieren. • Durch die regelmäßige Kommunikation der Akteure vor Ort und kurze Kommunikationswege auf Augenhöhe können Lücken in der Nahversorgung in Teilen geschlossen werden. • Übergänge können durch gute Beratung und gewachsenen zwischenmenschlichen Kontakt für die Betroffenen erträglicher gestaltet werden. • Menschen können durch weiche Hilfestellungen, wie einen ehrenamtlichen Einkaufsdienst oder gemeinsame Spaziergänge länger in ihrer Häuslichkeit verbleiben. • Sozialer Isolation kann entgegengewirkt werden. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
Grenzen: • Pflegestrukturplanung und die aufgebauten Netzwerke im Sozialraum können wenig bewegen, wenn aufgrund von wirtschaftlichen Interessen Filialen schließen, Kirchengemeinden zusammengelegt werden oder Bushaltestellen verlegt werden. • Fehlenden Strukturen vor Ort sind schwer zu kompensieren: Häufig fehlen finanzielle Mittel zum Aufbau von Strukturen • Hauptamtliche Kräfte, die Kontakte pflegen, neue Bedarfe erkennen und immer wieder nach neuen Lösungen suchen sind nicht überall vorhanden. Berliner Pflegekonferenz 2017 Fachforum 9, Vortrag Anne Schnütgen
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