Inklusive Lerngruppen erfolgreich unterrichten: Didaktische Grundlagen
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Inklusionskongress der GEW NRW 27. Mai 2014 Inklusive Lerngruppen erfolgreich unterrichten: Didaktische Grundlagen Abbildung in der Online-Fassung der Präsentation leider nicht verfügbar Dr. Harry Kullmann Vertretung der Professur für Theorie und Planung des Unterrichts an der Ruhr-Universität Bochum
Gliederung 1. Inklusion als menschenrechts- und bildungspolitischer Auftrag 2. Inklusion: Erweiterte Perspektive 3. Prämissen Inklusiver Didaktik 4. Inklusive Didaktik als Balanceaufgabe 5. Weitere Bedingungen für inklusiven Unterricht 6. Schluss: VN-BRK über die Schulung von Fachkräften 2
VN-Behindertenrechtskonvention Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte • Rechte von Kindern, Frauen, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe • „Erkenntnis, dass […] Behinderung aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs- und umweltbedingten Barrieren entsteht, die sie an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern“ (Präambel, Abs. e, VN-BRK 2008) 3
Recht behinderter Menschen auf Bildung „ohne Diskriminierung zu verwirklichen“ (Art. 24, 1) „nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden“ (Art. 24, 2a) „gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen, hochwertigen […] Unterricht“ (Art. 24, 2e) „zur wirklichen Teilhabe an einer freien Gesellschaft […] befähigen“ (Art. 24, 1c, VN-BRK 2008) 4
Kultusministerkonferenz „Das allgemeine Bildungssystem ist aufgefordert, sich auf die Ausweitung seiner Aufgabenstellungen im Sinne einer inklusiven Bildung und Erziehung vorzubereiten.“ (KMK 2010, S. 9) Sylvia Löhrmann KMK-Präsidentin 2014 5
Inklusion ‒ Erweiterte Perspektive der Erziehungswissenschaft Sensibilität und Engagement in Bezug auf alle Dimensionen von Heterogenität: Lern- und Leistungsvoraussetzungen - psychisch-kognitiv - physisch Abbildung in der Online-Fassung Geschlecht der Präsentation leider nicht verfügbar Behinderung Erst- bzw. Familiensprache Sozio-kultureller Hintergrund (z.B. Hinz 2009) 6
Prämissen Inklusiver Didaktik (Auswahl) 1. Zentrale Unterrichtsziele: - Mündigkeit und Allgemeinbildung - Fähigkeit zu Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität (Klafki 1996) Wolfgang Klafki 2. Unterricht für eine maximal heterogene Lerngruppe 3. Konstitutiv zieldifferentes Unterrichten → Leistungsschere öffnet sich! 7
Inklusive Didaktik als Balanceaufgabe Lehrersteuerung - Frontalunterricht - Förderunterricht - Kreisgespräche - Einzelarbeit Grobraster: Gemeinschaftliche - Planung Individuelle Lernsituation - Analyse Lernsituation - Projektunterricht - Freiarbeit - Kooperatives Lernen - Wochenplanarbeit Schülersteuerung (z.B. Werning & Lütje-Klose 2012; Wocken) 9
Inklusive Didaktik als Balanceaufgabe Lehrersteuerung - Frontalunterricht - Förderunterricht - Kreisgespräche - Einzelarbeit Grobraster: Gemeinschaftliche - Planung Individuelle Lernsituation - Analyse Lernsituation - Projektunterricht - Freiarbeit - Kooperatives Lernen - Wochenplanarbeit Schülersteuerung (z.B. Werning & Lütje-Klose 2012; Wocken) 10
Fokus: Individuelle Lernsituation erung - Förderunterricht - Einzelarbeit Individuelle Lernsituation Sozialform ter: Adaptierte Pflichten / Lernwirksamkeit / ng Angebote Motivation se Koexistentes Lernen Inklusiver Effekt - Freiarbeit - Wochenplanarbeit uerung (Wocken 1998, 2013) 11
Fokus: Gemeinschaftliche Lernsituation Lehrersteuerung - Frontalunterricht - Förderunterricht - Kreisgespräche - Einzelarbeit Grobraster: Gemeinschaftliche - Planung Individuelle Lernsituation - Analyse Lernsituation - Projektunterricht - Freiarbeit - Kooperatives Lernen - Wochenplanarbeit Schülersteuerung (z.B. Werning & Lütje-Klose 2012; Wocken 2013) 12
Fokus: Gemeinschaftliche Lernsituation Lehr - Frontalunterricht - Kreisgespräche Gemeinsame Lernsituation Sozialform G Nicht- o. teiladaptierte Lernwirksamkeit / Pflichten / Angebote Motivation Kommunikative, Inklusiver Effekt - Projektunt. prosoziale, - Kooperatives komplementäre, solidarische Lernsituationen Sch (Wocken 1998, 2013 ) 13
Ausgewählte Vorteile in den Quadranten - Frontalunterricht Lehrersteuerung - Förderunterricht - Kreisgespräche - Einzelarbeit Planung, Durchführung (?) Adaptierte Evaluation (?) des Lernangebote Unterrichts Gemeinschaftliche Individuelle Lernsituation Lernsituation – Selbstwirksamkeit – Viele Bildungsziele – Eigenverantwort- – Inklusiver Effekt lichkeit - Projektunterricht - Freiarbeit - Kooperatives Lernen Schülersteuerung - Wochenplanarbeit z.B. Werning & Lütje-Klose 2012; Wocken 2013 14
Gesamtbalance anhand des Indikators Sozialform inklusive… Wertschätzung und fehlerfreundliches Klima Kognitive Aktivierung / Klassen- herausfordernde Aufgaben einzeln verband Häufigkeit, Zeitpunkt und Dauer Lernzeitnutzung … Kooperative Gruppen → Optimale Balance noch empirisch unbestimmt → Frontalunterricht von 30% in inklusiven Lerngruppen (Helmke 2013, Wocken 2013) kaum günstig 15
Entkopplung von Selbstkonzept und Leistung Individuelle Bezugsnorm / individualisierte Rückmeldung zu - Prozessen (z.B. Selbststeuerung, Anstrengung) - Erfolgen und Misserfolgen (inkl. Ursachen und Hilfen) Kriteriale Bezugsnorm / Urteil anhand von Kompetenzzielen - zur Unterstützung der individualisierten Rückmeldung - nach Möglichkeit (zweite) Hauptbasis der Notengebung - Möglichkeit in NRW: Portfolio statt Klassenarbeit! Soziale Bezugsnorm / Vergleich mit Lerngruppe - Misserfolgserfahrungen - Gefahr für Selbstkonzept (z.B. Hattie 2013, Helmke 2009) 16
Weitere Bedingungen inklusiven Unterrichts 1. Akzeptanz aller Schüler*innen in ihrer Individualität und förderpädagogische Haltung Abbildung in der Online-Fassung 2. Co-Teaching und Kooperation der Präsentation - Sonderpädagog*innen leider nicht verfügbar - Integrationshelfer*innen Abbildung in der 3. Proaktive und forschende Haltung Online-Fassung der Präsentation - Unterrichtsentwicklung leider nicht verfügbar - Klassenraumentwicklung „Es ist leichter, um Verzeihung zu bitten als um Erlaubnis.“ (Eine erfolgreiche Schulentwicklerin aus dem Schulverbund Blick über den Zaun) (z.B. Kullmann, Lütje-Klose und Textor 2014) 17
VN-BRK: Schulung von Fachkräften „Verwendung geeigneter ergänzender und alternativer Formen, Mittel und Formate der Kommunikation pädagogischer Verfahren und Materialien“ (Art. 24, 4, VN-BRK 2008) Co-Referat: Dr. Michael Schwager, IGS Köln-Holweide ausführliches Praxisbeispiel zum Deutschunterricht in inklusiven Lerngruppen 18
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Zitationsvorschlag für diesen Vortrag: Kullmann, Harry (2014): Inklusive Lerngruppen erfolgreich unterrichten: Didaktische Grundlagen. Vortrag am Inklusionskongress der GEW NRW am 27.05.2017. Online unter: www.gew- nrw.de/index.php?id=2894 am 06.06.2014. Kontakt: Dr. Harry Kullmann Vertretung der Professur für Theorie und Planung des Unterrichts Institut für Erziehungswissenschaft Ruhr-Universität Bochum Universitätsstr. 150/ Raum GA 1/51 (Süd) D-44801 Bochum E-Mail: Harry.Kullmann@rub.de Harry.Kullmann@uni-bielefeld.de Internet: www.ife.rub.de/institut/arbeitsbereiche/node/23 www.uni-bielefeld.de/wels/mitarbeiter.html#Kullmann 19
Literatur Hattie, J. (2013). Lernen sichtbar machen. Deutschsprachige Ausgabe von "Visible learning", besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer. Baltmannsweiler: Schneider. Helmke, A. (2009). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. 4. Aufl. Seelze: Kallmeyer. Helmke, A. (2013). Individualisierung: Hintergrund, Missverständnisse, Perspektiven. Pädagogik(2), 34–37. Hinz, A. (2009): Inklusive Pädagogik in der Schule. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 60, H. 5, S. 171–179. KMK ‒ Kultusministerkonferenz (2010b): Pädagogische und rechtliche Aspekte der Umsetzung des Übereinkommens der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Behindertenrechtskonvention - VN-BRK) in der schulischen Bildung. Beschluss der KMK vom 18.11.2010. Bonn: Sekretariat der KMK. Online unter: www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2010/2010_11_18-Behindertenrechtkonvention.pdf am 28.4.2011. Kullmann, H., Lütje-Klose, B. & Textor, A. (2014): Eine Allgemeine Didaktik für inklusive Lerngruppen – fünf Leitprinzipien als Grundlage eines Bielefelder Ansatzes der Inklusiven Didaktik. In: Amrhein, B./Dziak-Mahler, M. (Hrsg.) (2014): Fachdidaktik inklusiv - Auf der Suche nach didaktischen Leitlinien für den Umgang mit Vielfalt in der Schule. Münster: Waxmann, S. 89–107. Lütje-Klose, B., Serke, B. & Urban, M. (2013): Didaktik für heterogene Lerngruppen im Spannungsfeld von Individualisierung und Kooperation. Fortbildung für das Kultusministerium des Landes Niedersachsen. Werning, R. & Löser, J. M. (2011). Alle Kinder fördern? Möglichkeiten zur Verringerung des Schulversagens - eine internationale Perspektive. SchulVerwaltung(9), 243–245. Wocken, H. (1998): Gemeinsame Lernsituationen. Eine Skizze zur Theorie des gemeinsamen Unterrichts. In: Hildeschmidt, A./Schnell, I. (Hrsg.) (1998): Integrationspädagogik. Auf dem Weg zu einer Schule für alle. Weinheim: Juventa, S. 37–52. Wocken, H. (2013): Inklusion als Balance. Eine theoretische Skizze zu Grundstrukturen der inklusiven Pädagogik. In: Wocken, H. (Hrsg.) (2013): Zum Haus der inklusiven Schule. Ansichten - Zugänge - Wege. 2. Auflage. Hamburg: Feldhaus, S. 171–198. VN-BRK (2008): Gesetz zu dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Bundesgesetzblatt Teil II Nr. 35, ausgegeben zu Bonn am 31. Dezember 2008, S. 1419‒1457. 20
Abbildungsverzeichnis Foto Wolfgang Klafki: e-ducation.datapeak.net Foto Sylvia Löhrmann: www.kmk.org/ Daumen hoch mit grünem Grund: http://prezi.com/lj8j1taqm7u-/untitled- prezi/ 21
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