Kommunales räumliches Leitbild La Punt Chamues-ch - Entwurf Freigabe zur Mitwirkung / Stand 13. August 2021 Entwurf | Bearbeitungsstand 13. August ...
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Kommunales räumliches Kommunales räumlichesLeitbild LeitbildSils Lai.D. Punt Chamues-ch Entwurf Freigabe zur Mitwirkung / Stand 13. August 2021 Entwurf | Bearbeitungsstand 13. August 2021
Inhalt Einleitung ....................................................................................................1 Analyse Porträt ........................................................................................................2 Demografie .................................................................................................3 Wirtschaft und Mobilität .............................................................................4 Siedlung, soziale Infrastruktur und Versorgung .........................................5 Bauzonenreserven und Bedarf ...................................................................6 Bauzonen-Bedarf ........................................................................................7 Zeitschnitte der Siedlungsentwicklung ......................................................9 Grossräumliche Strukturen ..................................................................... 11 Räumliche Analyse .................................................................................. 13 Stärken-, Schwächen-, Chancen- und Risiken-Analyse ........................... 15 Konzept: Ziele, Strategien und Massnahmen Allgemeine Strategien Siedlungsentwicklung ......................................... 17 Impressum Räumliche Strategie ................................................................................ 19 Auftraggeber Massnahmenübersicht ............................................................................ 21 Gemeinde Sils im Domleschg Bildnachweise / Datenquellen ................................................................ 25 Kontaktperson Mario Kunz, Gemeindepräsident Sils im Domleschg Bearbeitung Stauffer & Studach Raumentwicklung Alexanderstrasse 38, CH-7000 Chur www.stauffer-studach.ch Erstellung März - Juli 2020; Juli 2021 Bearbeitungsstand 13. August 2021 Bildnachweise / Datenquellen Siehe Dokumentende
Sils i.D. 1974 Einleitung Anlass der kantonalen und regionalen Rahmenbedin- gungen auszuloten und ihre Ziele und Vorstel- Mit der Revision des Bundesgesetzes über die lungen der angestrebten langfristigen räumli- Raumplanung (RPG) haben sich die raumplane- chen Entwicklung aufzuzeigen. rischen Rahmenbedingungen verändert: Das re- vidierte RPG verlangt eine Abkehr von der bis- Das KRL ist ein informelles Planungs- und Koor- herigen Entwicklung der Siedlungen «in die Flä- dinationsinstrument und ist für die Grundeigen- che» hin zur Siedlungsentwicklung nach innen. tümerinnen und Grundeigentümer nicht bin- Im Vordergrund steht dabei das Schaffen von dend. Die tatsächliche und detaillierte Interes- Siedlungen mit einer optimierten baulichen senabwägung der einzelnen im KRL dargeleg- Dichte, dies unter Beibehaltung oder Schaffung ten Aspekte erfolgt erst im Nutzungsplanver- neuer räumlicher Qualitäten. fahren. Das vorliegende räumliche Leitbild soll zur Um- setzung dieser Vorgaben des RPG beitragen Erarbeitung und ein Zukunftsbild mit den langfristigen pla- Die Erarbeitung des Leitbildes erfolgte durch nerischen Entwicklungsabsichten der Ge- eine Arbeitsgruppe zusammengesetzt aus Ver- meinde Sils im Domleschg aufzeigen. tretern der Gemeindebehörden und der Bevöl- kerung. Die Gemeindebevölkerung wird über Ziele Leitbild eine Mitwirkung und eine Orientierungsveran- staltung einbezogen. Mit dem räumlichen Leitbild bestimmt die Ge- meinde die strategische Ausrichtung ihrer Sied- lungsentwicklung mit einem Planungshorizont von 20 – 25 Jahren und legt die damit verbun- denen zentralen Aufgaben fest. Das Leitbild dient der Gemeinde als Orientie- rungsrahmen für raumbezogene Entscheidun- gen sowie als konzeptionelle Grundlage für die Revision der Nutzungsplanung. Das Leitbild ermöglicht der Gemeinde insbe- sondere, ihren Handlungsspielraum im Lichte 1
Sils i.D. 2018 Porträt Zwischen Hinterrhein und Albula Günstig gelegene ländliche Wohngemeinde Sils i.D. liegt am südlichen Rand des Domle- Die Gemeinde besitzt ein abwechslungsreiches schg verkehrstechnisch günstig zwischen den Ortsbild mit grosser bautypologischer Vielfalt: Flüssen Hinterrhein und Albula bzw. zwischen Vom historischen Dorfkern über bemerkens- den beiden Talengnissen von Viamala und werte Solitäre und Ensembles bis hin zu Neu- Schin. Bei einer Fläche von 929 ha zählt die Ge- baugebieten an guten Lagen. Die Siedlung ist meinde gut 930 Einwohner und über 300 Ar- dabei in eine wertvolle landschaftliche Umge- beitsplätze (v.a. 2. Sektor mit Bau, Gewerbe). bung mit Naherholungsgebieten eingebettet. Sils i.D. ist eine attraktive ländliche Wohnge- Historische Entstehung meinde an sehr gut erschlossener Lage unmit- telbar beim Regionalzentrum Thusis und in der Die Gemeinde wird 1350 als «Süls» erstmals ur- Nähe der Agglomeration Chur. Die Gemeinde- kundlich erwähnt. Im Mittelalter befand sich die bevölkerung kann damit von regional vielfälti- Gemeinde u.a. im Besitz der Grafen von Wer- gen Beschäftigungs-, Versorgungs- und Freizeit- denberg und folgend des Bistums Chur. Um möglichkeiten profitieren. 1525 wurde die Reformation eingeführt. Weiter bietet die Gemeinde die obligatorischen Sils i.D. war Ausgangspunkt der rechtsrheini- Schulstufen weiterhin vor Ort an, verfügt über schen Viamala-Route wie der Albula-Route ein gewisses Angebot an Restaurants / Hotels durch die Schinschlucht. Von der strategisch sowie ein ÖV-Grundangebot. Insgesamt sind wichtigen Lage zeugen die zahlreichen Burgen wichtige Voraussetzungen gegeben, damit auf Gemeindegebiet (Baldenstein, Campell, Eh- Sils i.D. insbesondere auch für Jüngere und Fa- renfels und Hohenrätien). milien attraktiv und damit langfristig eine le- Oftmals bedrohten Hochwasser und Feuers- bendige, funktionstüchtige Gemeinde bleibt. brünste das Dorf. 1887 wurde Sils i.D. durch ei- nen Brand fast gänzlich zerstört und innert kür- zester Zeit einheitlich wiederaufgebaut. Die meisten heutigen Altbauten stammen aus die- ser Zeit. Für die Siedlungsentwicklung prägend war auch die Ansiedlung einer kleinen Textilin- dustrie und der Bau der Kraftwerke Hinterrhein AG. 2
Demografie Bevölkerungsentwicklung Altersstruktur Haushaltgrösse Entwicklung und aktuelle Situation Entwicklung und aktuelle Situation Entwicklung und aktuelle Situation - Zunahme der Anzahl Einwohner (EW) von 868 - Starke Zunahme bei den Altersgruppen der - Abnahme der durchschnittlichen Haushalt- auf 926 (+58 EW) in den letzten 20 Jahren 45-64-Jährigen sowie der 65-79-Jährigen auf grösse von 2.5 auf 2.4 Personen (GR: von 2.4 (1996 – 2016). heute total 44 % der Bevölkerung (GR: 42 %). auf 2.1 Personen) in den Jahren 1990 - 2018. - Durchschnittliche Zunahme pro Jahr rund - Abnahme bei den Altersgruppen der bis 44- - 66 % aller Haushalte sind 1- oder 2-Personen- +3 EW (knapp 0.3 % pro Jahr). Jährigen. haushalte (GR: 71 %), mit 38 % der Gesamt- - Starker Rückgang des Anteils an 30-44-Jähri- bevölkerung in diesen Haushalten. Ausblick gen von 26 % auf 18 % (GR:19 %). - Knapp 50 Einfamilienhäuser (EFH) von 1 – 2 - Prognostizierte Einwohnerzahl im Jahr 2030 Personen (ü65) bewohnt. 1025 EW (+99 EW), im Jahr 2040 1057 EW Ausblick (+131 EW). - Zahlenmässig starke Zunahme bei den über Ausblick - Zunahme pro Jahr gut + 5 EW. 65-Jährigen, verbunden mit entsprechender - Bei zunehmender Alterung wird der Anteil der Nachfrage nach altersgerechten Wohnformen 1- und 2-Personenhaushalte weiter steigen. Zielsetzung Gemeinde und Pflegeleistungen. - Damit u.U. zunehmender Bedarf an attrakti- - Die Gemeinde strebt ein moderates Bevölke- - Herausforderung, den Rückgang bei den jün- ven Wohnungen mittlerer Grösse. rungswachstum an, das sich im bisherigen geren Altersgruppen zu stoppen. - Mittelfristiger Handwechsel bei Liegenschaf- Rahmen bewegt. ten mit 1 – 2 Personen (ü65). 3
Wirtschaft und Mobilität Betriebe / Vollzeitäquivalente (VZÄ) Pendlerverhalten Verkehr Entwicklung und aktuelle Situation Entwicklung und aktuelle Situation Öffentlicher Verkehr (ÖV) - 2011 – 2017: Zunahme Anzahl Betriebe auf - 2000 – 2014: deutliche Zunahme Pendlerauf- - Nahe zum gut mit dem ÖV erschlossenen heute 79 Betriebe; Abnahme durchschnittli- kommen; 2014 mehr Weg- als Zupendler. Thusis (Güteklasse A – C). che Betriebsgrösse auf niedrige 3.2 VZÄ. - Abnahme von Erwerbstätigen, die in Sils i.D. - Im Dorf ÖV-Basiserschliessung bzw. Grundan- - Beschäftigungszunahme (von 241 auf 251 wohnen und arbeiten. gebot (Güteklasse E-F) mit Busverbindungen. VZÄ) erfolgte im 2. Sektor (Bau, Indust- - Wegpendler sind knapp zur Hälfte (48 %) in Motorisierter Individualverkehr (MIV) rie/Gewerbe, inkl. Energieversorgung). Thusis / im Domleschg und zu einem Viertel - Gute MIV-Erschliessung über die kantonalen - Stand 2017: in der Agglomeration Chur beschäftigt. Haupt- und Verbindungsstrassen sowie über 1. Sektor mit 3.4 % der VZÄ (GR: 4.6 %), - Rund die Hälfte der Zupendler (48 %) kommt Anschluss an Nationalstrassennetz (N13). 2. Sektor mit 67.7 % der VZÄ (GR: 24.3 %), aus dem übrigen Domleschg / Thusis, gut 3. Sektor mit 28.9 % der VZÄ (GR: 71.1 %). 14 % aus der Agglomeration Chur. Langsamverkehr (LV) Ausblick - Zweckmässig ausgebautes Langsamverkehrs- Ausblick netz (Fuss- und Veloverbindungen). - Die Wirtschaftslage bleibt stark vom 2. Sek- - Weiter steigendes Pendleraufkommen / Po- tor (Bau, Gewerbe/Industrie, Energie) und - Schulwegnetz ohne sichere Direktverbindung tential: Wohnsitznahme von Erwerbstätigen damit auch von externen Faktoren abhängig zwischen Quartier Ersalin und Schule. im verkehrsmässig gut gelegenen Sils i.D. (u.a. Entwicklung Bautätigkeit, Strompreise). 4
Siedlung, soziale Infrastruktur und Versorgung Sanierungsbedarf Gebäudebestand Wohnungsangebot nach Zimmerzahl Soziale Infrastruktur und Versorgung Erneuerungs-/Sanierungsbedarf des Wohnungsangebot Grundversorgungsangebot Gebäudebestandes (2016) - Gesamtwohnungsbestand: 491 Wohnungen. - Obligatorisches Schulangebot (Kindergarten - Gut ein Drittel des Gebäudebestandes (36 %) - 2010 – 2018: Deutlicher Anstieg des Leer- bis Oberstufe) in der Gemeinde, Kita-Angebot nach 2001 umgebaut (bzw. erbaut) und damit wohnungsbestandes bei Miet- und Eigen- in Thusis. grösstenteils mit solider, erneuerter Bausub- tumswohnungen von 3 auf 23 Wohnungen. - Spitex über die Region Viamala, Spital Thusis, stanz. Derselbe Befund trifft z.B. auch auf Thusis zu. Pflege-/Altersheim sowie Alterswohnungen - Bei rund zwei Dritteln des Gebäudebestandes - Der Anteil grösserer Wohnungen von 4 und in Thusis, Fürstenau und Tomils. (65 %; vor 2000 umgebaut bzw. erbaut) wird mehr Zimmern ist überdurchschnittlich hoch - Sils i.D. mit kleinem Angebot an Restaurants das Thema der Siedlungserneuerung bzw. (66 % des Wohnungsangebots; GR: 47 %). / Hotellerie (Jugendherberge), jedoch ohne -sanierung eine teils bedeutsame Rolle spie- Grundversorgungsangebot (Ausnahme: ge- len. Dies betrifft somit auch die Bauten der wisse Gärtnerei- und Hofprodukte). 80er- und 90-Jahre, die in die erste zyklische - Grundversorgung (Güter des täglichen Be- Erneuerungsphase gelangen. darfs, Bank, Post) über Thusis / regional ab- gedeckt. 5
Bauzonenreserven und Bedarf Überbauungsstand 2020 Kapazitätsreserven (WMZ) bis 2030 Bauzonenreserven und Bedarf Theoretische Mobilisierbare Kapazitätsreserve Kapazitätsreserve Überbauungsstand Kapazitätsreserven bis 2030 Bedarf 2030 - Stand Überprüfung der Kapazitäten der - Die theoretischen Reserven innerhalb der be- - Bis 2030 wird mit einem Bevölkerungswachs- Wohn-, Misch- und Zentrumszonen (WMZ) stehenden Bauzone reichen für gesamthaft tum von 99 EW (gegenüber Bevölkerungs- vom 31. Juli 2019. rund zusätzliche 581 Einwohner (EW). stand 2016) gerechnet. Gleichzeitig bestehen - Hohe Überbauungsgrade bei Arbeitszonen - Unter Annahme einer Mobilisierung von 32 % Kapazitätsreserven für 186 EW (mobilisierbar) (100 %), Mischzonen (98 %) und Zentrumszo- (bis 2030) besteht eine Reserve für 186 zu- bzw. für 581 EW (theoretisch). nen (84 %), mittlere Überbauungsgrade bei sätzliche EW, davon 160 EW in der unüber- - Sils i.D. verfügt über überdimensionierte Wohnzonen (74 %) und weiteren Bauzonen bauten Bauzone und 26 EW in der bereits WMZ, was gemäss kantonalem Richtplan ver- (73 %). überbauten Bauzone. schiedene Massnahmen nach sich zieht (Re- - Grösstes Angebot an unüberbauten Arealen duktion WMZ, Erhöhung baulicher Dichte, in Wohnzonen (4 Hektaren) und weiteren Mobilisierung Reserven). Bauzonen / ZöBA (1.1 Hektare). Bedarf 2040 - Für das Jahr 2040 wird eine weitere Bevölke- rungszunahme erwartet (+ 32 EW von 2030 bis 2040). Um diese innerhalb der bestehen- den WMZ aufnehmen zu können, sind Kapazi- tätsreserven zu mobilisieren. 6
Bauzonen-Bedarf Kantonale Vorgaben Ermittlung des Bauzonenbedarfs ist somit - Struktur der Besiedlung: Das Siedlungsge- auf tiefere Einwohnerdichten abzustützen, biet ist zu grossen Teilen weitgehend er- Gemeinden mit überdimensionierten Wohn-, die dem ländlichen Raum entsprechen. schlossen. Die Auszonung von Baulücken Misch- und Zentrumszonen (WMZ) müssen ge- innerhalb des Siedlungskörpers leistet kei- - Nähe zu Regionalzentrum: Thusis bietet als mäss kantonalem Richtplan Siedlung (KRIP-S) nen Beitrag zur Siedlungsentwicklung nach Regionalzentrum ein breites Versorgungsan- ihre WMZ quantitativ soweit reduzieren, dass innen. gebot und ist in wenigen Minuten mit Velo, sie den erwarteten Bedarf für die zusätzlichen Auto oder ÖV erreichbar. Dies erhöht die At- Einwohner decken können. Dieser erwartete traktivität der ländlichen Wohngemeinde Angemessener Bedarf und Vorgehen Bedarf ist gemäss kantonaler Wegleitung «Er- Sils i.D. und damit auch den Bedarf an Aus vorliegenden Gründen ist von einem Bauzo- mittlung Bauzonenbedarf» unter Berücksichti- Wohnraum. nenbedarf von ca. 3 – 3.5 Hektaren auszuge- gung des Dichtewerts des relevanten Raumtyps - Regionaler Kontext: Die Nachbargemeinden hen. Dies entspricht einem Dichtewert von ca. aufzuzeigen: Thusis, Scharans, Fürstenau und Domle- 30 – 40 EW pro Hektare, was leicht über dem - Sils i.D. zählt nach KRIP-S zum suburbanen schg sind sogenannte A-Gemeinden mit un- kantonalen Richtwert für den ländlichen Raum Raum, für den ein Dichtewert von 51.5 Ein- terdimensionierter Bauzone, welche ihre liegt. Der detaillierte Bedarfsnachweis erfolgt wohnern (EW) pro Hektare anzustreben ist. Einzonungsmöglichkeiten jedoch nicht aus- im Rahmen der Nutzungsplanung. zuschöpfen gedenken. Dies kann in Sils i.D. - Bei einem prognostizierten Bevölkerungs- den Siedlungsdruck und damit den Wohn- WMZ-Reduktionen sind an folgenden Lagen zu wachstum von 99 EW (2030) bis 131 EW raumbedarf erhöhen. prüfen (vgl. übergeordnete Strategien): (2040) würde der zugestandene Bauzonen- - Neue Arbeitsformen: Die Corona-Pandemie bedarf von Sils i.D. bei 2 – 2.6 Hektaren lie- - Periphere, nicht eigenständig überbaubare hat der Digitalisierung Schub verliehen, der gen. und exponierte Lagen Trend zu ortsunabhängigem Arbeiten Die kantonale Wegleitung gibt vor, dass bei den - Für das Ortsbild wichtige Grün- und Frei- (Homeoffice, remote work) wurde verstärkt. WMZ-Reduktionen Ziele und Grundsätze der räume innerhalb und am Rand des Sied- Arbeitnehmende aus dem Unterland sind Raumplanung zu berücksichtigen sind. lungsgebietes zunehmend bereit, ihren Wohnsitz (zumin- dest temporär) in eine alpine, gut mit dem Von weitergehenden WMZ-Reduktionen inner- Begründung höherer Bauzonenbedarf öffentlichen Verkehr (öV) erschlossene Um- halb des Siedlungskörpers soll abgesehen wer- gebung mit regional breitem Freizeit- und den, da sie aus raumplanerischer Sicht weder Folgende besonderen Verhältnisse rechtferti- Versorgungsangebot zu verlegen. Auch dies sinnvoll noch eine zersiedelungshemmende gen im Falle von Sils i.D. einen erhöhten Bauzo- erhöht den Bedarf an Wohnraum. Wirkung haben. nenbedarf: - Die erwähnten Entwicklungen werden durch - Angestrebte Entwicklung: Sils i.D. verfolgt die gute Erschliessung mit öV und MIV be- das Ziel, die bestehenden Qualitäten als günstigt. funktionstüchtige und attraktive ländliche Wohngemeinde zu erhalten. Für die 7
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Zeitschnitte der Siedlungsentwicklung Vor 1890 1890 - 1940 1941 - 1960 Siedlung Siedlung Siedlung - Kompaktes bäuerliches Strassendorf, 1887 - Punktuelle Neubauten um historischen Kern. - Geringe bauliche Aktivitäten um den histori- nach verheerendem Dorfbrand unter Berück- - 1910 Bau der Wohnsiedlung an der Albula zur schen Dorfkern. sichtigung der vorherigen Struktur wiederauf- Unterbringung des Kraftwerkpersonals, inspi- - Ausdehnung Siedlungsgebiet mit Neubau gebaut. riert von englischen Gartenstadtsiedlungen Schulanlage sowie mit Gewerbe-Ansiedlung - Dichte Haufensiedlung bei der Burg Campell. (Architekt: Nicolaus Hartmann d.J.). im Gebiet Aktie. - Seit 1830er-Jahren frühe industrielle Entwick- - Ausbau Verwaltungs-, Fabrik- und Lagerge- - Bau von Angestellten-Wohnhäusern durch die lung mit Baumwollweberei an der Albula. bäude (Textilfabrik Schwendener). Kraftwerke Hinterrhein AG. - Erstellung vereinzelter Wohnbauten auf der Landschaft und Infrastruktur Landschaft und Infrastruktur Bergseite der Domleschgerstrasse. - 1868/9 Bau der Strasse durch die Schin- - Domleschgerstrasse als neue Verbindung schlucht (Schinstrasse), womit Schinstrasse nach Fürstenau. Landschaft und Infrastruktur wie rechtrheinische Talstrasse durch Sils füh- - 1903 Eröffnung RhB-Linie Thusis – Bever – - 1956 – 1963 Bau Hinterrheinwerk mit Zent- ren. St. Moritz mit Bau Zwischenstation Sils. rale Sils (Eröffnung 1961). - Gleichzeitige Verlegung der alten, auf der - 1907 – 1910 Bau der Kraftwerkanlage an der - Bau von tal- wie bergseitigen Erschliessungs- Dufourkarte noch verzeichneten Rheinbrücke Albula durch die Stadt Zürich (EWZ) auf Ge- strassen. (mit Übergang zu Thusis) weiter nach Süden. meindegebiet Scharans. - 1909 Elektrifizierung als erste Gemeinde im Kanton. 9
Zeitschnitte der Siedlungsentwicklung 1961 - 1980 1981 - 2000 2000 - heute Siedlung Siedlung Siedlung - 1965 erste Ortsplanung mit sehr umfangrei- - Anhaltend starke Bautätigkeit weitgehend in- - Weiterhin rege Bautätigkeit, teilweise mit cher Bauzone. nerhalb des bereits stark ausgedehnten Sied- Ausdehnung des Siedlungsgebietes (Ersalin). - In der Folge grosse Ausdehnung des Sied- lungsgebietes. - Entstehung von Ökonomiebauten ohne Bezug lungsgebiets mit disperser Bebauung beid- - Entstehung einzelner gewerblicher / industri- zur Siedlung. seits der Domleschgerstrasse, im Gebiet eller Bauten im Gebiet Aktie, Plattis sowie Al- Comparduns sowie vereinzelt im Gebiet Al- bula. bula sowie um den historischen Dorfkern. Landschaft und Infrastruktur - Starke Bautätigkeit im Industrie- / Gewerbe- - Realisierung von Quartiererschliessungen. gebiet Aktie. Landschaft und Infrastruktur - 1986 Eröffnung / Anschluss an die Natio- nalstrasse N13. Landschaft und Infrastruktur - 1999 Fertigstellung des Umfahrungstunnels - Lockere Bebauung des Landschaftsraums (Silsertunnel) Richtung Tiefencastel. zwischen dem historischen Kern und dem In- dustriequartier Albula. - Entstehung einiger Erschliessungsstrassen tal- wie bergwärts. 10
Grossräumliche Strukturen Lage / Erschliessung Die Gemeinde Sils i.D. liegt in der Region Viamala bzw. in deren Teilraum Heinzenberg-Domleschg. Der Raum Heinzenberg-Domleschg und damit auch Sils i.D. sind verkehrsmässig gut erschlossen (Nati- onal- und Kantonsstrassen, Bahn): - Richtung Agglomeration Chur, ZH und SG - Richtung Tessin/Italien via N13/San Bernadino - Richtung Engadin (Julier- / Albulapass) und Davos Landschaft Die Landschaft Heinzenberg-Domleschg ist geprägt durch die breite Talebene mit Hinterrhein, wichti- gen Verkehrsinfrastrukturen (N13, Kantonsstrasse, Bahn), Agrar- wie auch intakten Naturlandschaften (z.B. Auen- und Föhrenwälder, Schwemmböden). Beidseits der Talebene schliessen sanft anstei- gende Hanglagen an. Darüber liegt eine Bergland- schaft mit Dörfern, Maiensässen und Alpweiden. Zwei Bergketten begrenzen die Landschaft, mit Piz Beverin und Muttner Bergen als südliche Referenz- punkte im Süden. Siedlung Sils i.D. liegt unmittelbar bei Thusis. Die Siedlung (Wohn- / Arbeitsnutzungen) konzentriert sich im Talboden und an leicht erhöhten Hanglagen des Domleschg, mit starkem funktionalen Bezug Rich- tung Chur. Der Heinzenberg ist stärker auf Land- wirtschaft und Tourismus ausgerichtet. 11
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Räumliche Analyse 4 8 8 5 7 6 9 1 8 8 2 8 3 10 11 13
Räumliche Analyse Ausgangslage Gebiete mit besonderen Erkenntnissen Historischer Siedlungskern mit Ortsbild von nationaler Bedeutung 1 Dorfplatz 8 Fabrikantenvilla Albula, Hinter dem Dorf, Brachis, im Winkel, - Ehemals bäuerliches Strassendorf mit Palazzo Donatz und Sursesa - Wichtiger Ankunftsort im historischen Siedlungskern in Sils i.D. Wohnhaus Salis, einzelne Brachen (Ökonomiebauten, - Siedlungsgebiet an ortsbaulich sensibler Lage (wertvoller Grün-/ - Überdimensionierte Verkehrsflächen (Verkehrslösung aus Zeit rückwärtig hinter Wohn-/Gewerbebauten angeordnet) Freiraum, Rand historischer Dorfkern, Siedlungsrand, Übergang vor Inbetriebnahme Umfahrungstunnel im Jahr 1999) - Gebiet Albula mit Textilfabrik- und Kraftwerkbauten, Ensemble zu offenem Ackerland / ehemaliger Schwemmebene) bzw. an - Eingeschränkte Aufenthaltsqualitäten um Dorfplatz aus Fabrikantenvilla, Arbeitersiedlung und Grünräumen wenig attraktiver, schattiger Lage (Sursesa) - Umgebende Parzellen mit teils brachliegendem Potential für - Kleinstweiler Campi mit bäuerlicher Altbebauung bei Burgruine Wohnnutzungen (u.a. rückwärtige Ställe), Parzelle Nr. 8 - Teils nicht ganze Parzelle baulich nutzbar bzw. nicht - Weitere Solitäre wie Schlösser, Burgen, Kirchen Eigentum Gemeinde eigenständig bebaubar - Potential: Ortsbauliche / strassenbauliche Neugestaltung - Potential: Auszonung Intakter historischer Siedlungsrand Dorfplatz mit Ausbildung von attraktiven Aufenthaltsräumen 9 Comparduns Wichtige Grün- und Freiräume / Landschaft und qualitätsvoller baulicher Weiterentwicklung - Kleinparzellierte Grundstücke, Nutzung als Schrebergärten - Grün-/Freiräume innerhalb und in Umgebung des historischen 2 Strassen Oberdorf und Ausserdorf - Potential: Umzonung in Zone für Grünflächen (bei Dorfkerns bzw. der Arbeiterwohnsiedlung / Fabrikantenvilla - Zufahrt zum Arbeitsgebiet Aktie und damit potentiell hohe anzustrebender Sicherung der bestehenden Albula Belastung durch gewerblichen Verkehr Nutzungsmöglichkeiten) - Wies- / Ackerland in ehemaliger Schwemmebene Hinterrhein - Hang mit Wiese / Obstgärten um Kirche St. Cassian - Seit längerem zum Verkauf ausgeschriebene alte Wohnbauten 10 Gewerbegebiet Aktie (Hindernis: u.a. Schattenlage, Verkehr) Wohngebiet - Insgesamt tiefe bauliche Dichte, überwiegend alte Bausubstanz - Potential: Stärkung Dorfkern durch - V.a. seit 60er-Jahren starke Wohnbautätigkeit als wesentlicher - Ineffiziente und teils nicht zonenkonforme Nutzung (z.B. mit a) strassenbauliche Massnahmen zur Verkehrsberuhigung Treiber der Siedlungsentwicklung offenen Lagerflächen, Gartenanlagen, Abstellplätzen) b) u.U. alternative Erschliessung des Arbeitsgebiets Aktie - Weitgehend bebautes Siedlungsband zwischen historischen - Erschliessung Gewerbegebiet teilweise über Dorfkern 3 Oberdorf / Ausserdorf (potentielle Verkehrsbelastung) Siedlungskernen Dorf und Albula - Teils unbebaute Parzellen (seit 2011 mit Regelung zur - Teils unbebaute, sensible Lage (Palazzo Donatz, Dorfkern), - Primär zu nutzendes, grosses Verdichtungspotential Sicherung Baulandverfügbarkeit belegt) Ortsbildschutzbereich 11 Gebiet Plattis - Unterscheidung Zonen W2 (AZ 0.4) und W2a (AZ 0.5), Potential: - Quartierplanpflicht - Gut erschlossenes Gebiet ohne Verkehrsbelastung für Dorf Höhere bauliche Nutzung mit einheitlicher Zone W2 AZ 0.5 - Potential: Qualitätsvolle Bebauung mit effizienter Erschliessung - Längerfristiges (sekundäres) Potential: Bereitstellung als und Freihaltung Respektabstand gegenüber Palazzo Donatz Wohn- und Arbeitsgebiet Arbeitsgebiet für wertschöpfungsintensive Tätigkeiten, bei 4 Arbeiterwohnsiedlung / Fabrikantenvilla Albula Sicherstellung einer hohen baulichen Dichte und einer - Teilweise ausschliesslich Wohnnutzung (Nutzungszuweisung zu prüfen) - Wertvolles, schützenswertes Ensemble aus Wohnsiedlung, effizienten Erschliessung Fabrikantenvilla und grosszügigen umgebenden Grünräumen Arbeits- / Kraftwerkgebiete - Potential: langfristiger Erhalt und Schutz Ensemble mit - Gewerbegebiete Aktie, Albula Ausscheidung von Grünflächen - Kraftwerke Hinterrhein mit Zentrale Sils 5 Domleschgerstrasse Ost Öffentliche Infrastruktur - Gut erschlossenes bzw. zentrumsnahes Gebiet in der Zone W2 - Rathaus im Palazzo Donatz bzw. in der Dorfzone - Schulhaus mit Sportanlagen (Fussballplatz, Pumptrack) und - Geländestufen z.B. im Gebiet Under Quadra / Survia, was im umfangreicher ZöBA (Bedarf zu prüfen) tieferliegenden Teil höhere bauliche Dichten zulässt, ohne - Schulweg-Führung über teils stark befahrene Strassen, Beeinträchtigung des darüberliegenden Bereichs Potential: Ergänzung abseits verkehrsintensiver Strassen - Potential: höhere bauliche Dichte mit W3 Burg / Schloss, Kirche, Kapelle 6 Vartagagna Landwirtschaftsbauten - Attraktive Wohnlage, mit Quartierplanpflicht (QP in Ausarbeitung) - Potential: Qualitätsvolle Bebauung, erhöhte bauliche Dichte und effiziente Erschliessung, Siedlungsrandbildung 7 Under Quadra / Survia - Grundsätzlich attraktive, aber durch Hochspannungsleitung beeinträchtigte bzw. ungeeignete Wohnlage - Im GEP vorgesehene Einerdung der Leitung - Potential: Auszonung bzw. Zuweisung zur Zone für künftige bauliche Nutzung (ZkbN) - Langfristiges Potential (bei Einerdung Leitung): Qualitätsvolle Bebauung, erhöhte bauliche Dichte, effiziente Erschliessung 14
Stärken-, Schwächen-, Chancen- und Risiken-Analyse Stärken Schwächen - Attraktives, vielseitiges Ortsbild (historischer Kern, wertvolle Solitäre / Ensem- - Im Winter relativ geringe Besonnung (v.a. im Dorfkern) und dadurch einge- bles wie Schlösser, Burgen, Kirchen, Textilfabrik- / Kraftwerkbauten) mit reiz- schränkte Wohnqualität voller landschaftlicher Einbettung - Zersiedelung mit Zusammenwachsen der beiden historischen Siedlungskerne - Zugang zu Naherholungsgebieten (Hinterrhein, Wiese / Obstgärten um die Kir- - Sehr beschränkte Verfügbarkeit der umfangreichen Baulandreserven Wohnen che St. Cassis) und zu Sportanlagen in Sils i.D. (Fussballplatz, Pumptrack, Eis- - Überdimensionierte Wohn-, Misch—und Zentrumszonen (WMZ) fläche etc.) sowie Thusis (Freibad, Tennis- und Fussballplätze) - Wenig attraktive Dorfplatzgestaltung mit überdimensionierter Verkehrslösung - Umfangreiche Baulandreserven Wohnen und bedeutende Flächen an Gewerbe- / Wohnmischzonen - Mittelmässige ÖV-Erschliessung (1h-Takt nach Thusis mit Zug-Anschluss) - Sehr gute Erschliessung (MIV), mit Lage beim Regionalzentrum Thusis und gu- - Keine Einkaufsmöglichkeiten im Dorf (Versorgung mit Gütern des täglichen Be- ter Erreichbarkeit der Agglomeration Chur (inkl. Bonaduz, Domat-Ems) darfs) - Obligatorische Schulstufen im Dorf (Kindergarten bis Oberstufe) - Eingeschränktes Arbeitsplatzangebot für Hochqualifizierte (und damit potenti- elle gute Steuerzahler) in der Gemeinde bzw. der Region. - Grundangebot an Restaurants / Beherbergung (Hotellerie, Jugendherberge) - Gewerbezone Gebiet Aktie mit ungenügender Ausnützung und problematischer - Reges Vereinsleben (z.B. Turnverein, Eisverein, Eishockey-Club, Gesangsverein) Erschliessung (Verkehr, Lärm im Dorfzentrum) - Gesunde Gemeindefinanzen mit durchschnittlichem Steuerfuss (Haupteinnah- mequelle: Einkommenssteuern) - Gute regionale / interkommunale Zusammenarbeit (Ver- und Entsorgung) Chancen Risiken - Lage beim Regionalzentrum Thusis und damit Zugang zu breitem Versorgungs- - Abwanderung junger Berufsleute (teilweise hochwertiges, aber in der themati- angebot schen Breite eingeschränktes regionales Arbeitsplatzangebot) - Wachstum Bevölkerung und Wirtschaft im Kanton GR (v.a. im nahen Agglome- - Überalterung der Bevölkerung (und damit verbundener Rückgang der Einkom- rationsraum Chur, aber auch im funktionalen Raum Domleschg) menssteuereinnahmen) - Bedeutende Nutzungsreserven in Gewerbezone Aktie - Verlust an Attraktivität bei Wegfall bzw. Verschlechterung des Angebots an Bil- - Langfristiges Entwicklungspotential mit Gewerbegebiet Plattis dung (obligatorische Schule), Restaurants/Hotels, ÖV-Angebot etc. - Weiter zunehmende Mobilität der Bevölkerung, Digitalisierung Arbeitswelt - Vernachlässigter Unterhalt von Altbauten im Dorfzentrum und damit drohender Verlust an Attraktivität und Belebung 15
Platzhalter Foto 16 Sils i.D. 1947
Allgemeine Strategien Siedlungsentwicklung Sils i.D. bleibt langfristig eine funktions- nungen werden v.a. an peripheren, nicht ei- zonenkonform genutzt und weiterentwickelt tüchtige, attraktive ländliche Wohnge- genständig überbaubaren und exponierten (Gebiet Aktie: auf Basis Gesamtkonzept). meinde und konkurrenzfähiger Standort für Lagen geprüft. Weiter werden wertvolle - In zweiter Priorität wird bei Bedarf das Areal Dienstleistungen, Gewerbe und Industrie. Grünflächen ausgeschieden und vor einer Plattis als zusätzliches Gewerbegebiet für Überbauung freigehalten. wertschöpfungsintensives Arbeiten bereit- Einwohnerzahl mittelfristig erhöhen gestellt. Historisches Erbe erhalten und weiterent- - Sils i.D. setzt raumplanerische Rahmenbe- wickeln Öffentliche Infrastruktur erhalten und wei- dingungen für eine nachhaltige Entwicklung - Ortsbauliche Struktur, historische Bausub- terentwickeln im Bereich Wohnen, um einen moderaten Bevölkerungsanstieg aufzunehmen. stanz, Grün- und Freiräume werden erhal- - Der Schulstandort und die dazugehörige ten und qualitativ weiterentwickelt. Sport- und Freizeitinfrastruktur werden er- - Die Bedürfnisse von jungen Erwachsenen, Familien und älteren Bewohnern erhalten - Brachliegende Ökonomiebauten werden bei halten. Allfällige Erweiterungsmöglichkeiten besondere Beachtung. Wahrung ortsbaulicher/architektonischer bleiben sichergestellt. Qualitäten umgenutzt. Siedlungsentwicklung nach innen lenken Grün- und Freiräume sowie landschaftliche und eine kompakte Siedlung schaffen Attraktiven, belebten Dorfkern entwickeln Qualitäten erhalten - Das Wachstum von Bevölkerung und Wirt- - Der Dorfplatz wird dank orts- und strassen- - Wertvolle siedlungsgliedernde und ortsbild- schaft wird primär innerhalb der rechtskräf- baulichen Massnahmen zu einem attrakti- prägende Grün- und Freiräume werden kon- tigen Bauzone aufgenommen. Bei allen Bau- ven Ort mit guten Aufenthaltsqualitäten. sequent freigehalten. vorhaben wird eine konsequente haushälte- - Die Gemeinde fördert mit zweckmässigen - Die landschaftlichen Qualitäten der Sied- rische Bodennutzung eingefordert. Massnahmen (z.B. mit eigenen Investitio- lungsumgebung (ehemalige Schwemm- - Nicht überbautes, unternutztes und brach- nen, Grundeigentümergesprächen) einen ebene, Hanglagen) bleiben erhalten und als liegendes Bauland wird bei Bedarf konse- belebten Dorfkern. wertvolle Naherholungsgebiete zugänglich. quent mobilisiert und einer effizienten Be- bauung zugeführt. Arbeitsstandort für Dienstleistungen und Verkehr Gewerbe effizient nutzen - Qualitätssichernde Verfahren (wie Quartier- - Im historischen Dorfkern ist eine übermäs- pläne) gewährleisten eine optimale bauli- - Entwicklungsmöglichkeiten für bestehende sige Verkehrsbelastung (v.a. Gewerbe) zu chen Nutzung / effiziente Erschliessung. und neue Gewerbe- und Dienstleistungsbe- vermeiden. Geprüft werden a) Massnahmen triebe (inkl. Beherbergung) werden geför- zur Verkehrsvermeidung und -beruhigung - Die bauliche Dichte wird an geeigneten La- dert. sowie b) eine alternative Erschliessung des gen (gute Erschliessung, einfache Erreich- - In erster Priorität werden bestehende Ge- Arbeitsgebiets Aktie. barkeit des Dorfzentrums) massvoll erhöht. werbegebiete (Aktie, Albula) effizient sowie - Bestehendes ÖV-Angebot und Anschluss- - Wohn-, Misch- und Zentrumszonen (WMZ) möglichkeiten in Thusis bleiben erhalten. werden an den Bedarf angepasst. Auszo- 17
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Räumliche Strategie 5 3 4 1 2 19
Räumliche Strategie Historischer Dorfkern / Ortsbild Besondere Entwicklungsgebiete (Wohnen) - Struktur und Bausubstanz des historischen Dorfkerns bzw. des 1- Gebiet Oberdorf / Ausserdorf: Bebauung auf Grundlage historischen Kleinstweilers Campi sowie historisch wertvolle Quartierplan qualitätsvoll und effizient ergänzen / teils Solitäre und Ensembles erhalten und bei baulicher erneuern (Freihalten Respektabstand zum Palazzo Donatz, Weiterentwicklung berücksichtigen Landumlegung mit Nutzungskonzentration) - Brachen bzw. nicht mehr landwirtschaftliche Ökonomiebauten sollen bei Wahrung ortsbaulicher/architektonischer Qualitäten 2- Wohngebiet Aktie: künftig schwergewichtig für Wohnnutzung vermehrt umgenutzt werden und gesamthafte Zuweisung zur Wohnzone W2 vorsehen Historischen Siedlungsrand erhalten/freihalten 3- Domleschgerstrasse Ost: Höhere bauliche Nutzung anstreben und dazu Zuweisung zur Zone W3 prüfen - Teilweise Bebauung nach Quartierplänen Grün- und Freiraum 4- Gebiet Vartagagna: Bebauung auf Grundlage Quartierplan ergänzen (dichte Nutzung, effiziente Erschliessung) - Siedlungsgliedernde Grün- und Freiräume im Siedlungsgebiet freihalten (Umgebung historischer Dorfkern / Palazzo Donatz) 5- Gebiet Under Quadra / Survia: - Comparduns: bisherige Nutzung mit Schrebergärten sichern, - Reduktion Bauzone prüfen mit Zuweisung zur Zone für künftige Zuweisung zur Zone für Grünflächen prüfen bauliche Nutzung (ZkbN) - Gebiet Albula: für Grün- und Freiräume in Umgebung der - Priorität bei künftigen Einzonungen (Voraussetzung: Einerdung Fabrikantenvilla und der Arbeiterwohnsiedlung Zuweisung zur der Hochspannungslinie) zur Bebauung auf Grundlage eines Zone für Grünflächen bzw. Reduktion der Bauzone prüfen Quartierplans (dichte Nutzung, effiziente Erschliessung) Reduktion Bauzone prüfen Hinweis: Die im Strategieplan bezeichneten Aus- und Umzonungs- Landschaft potentiale sind nicht abschliessend und der Kanton könnte im Rahmen der Nutzungsplanungs-Revision zusätzliche Auszonungen Siedlungsumgebende, offene Landschaften (Wies- / Ackerland in verlangen ehemaliger Schwemmebene Hinterrhein, Hanglagen mit Wiesen / Obstgärten um Kirche St. Cassian) erhalten Besondere Entwicklungsgebiete (Arbeiten) Neuen Siedlungsrand ausbilden und konsequent freihalten Bestehendes Arbeitsgebiet Aktie: Auf Grundlage eines Gesamt- konzepts umstrukturieren, höhere Nutzungsdichte und zonenkon- Entwicklungsgebiet Dorfkern forme Nutzung anstreben - Dorfplatz mit orts- und strassenbaulichen Massnahmen als Arbeitsgebiet Plattis: bei Bedarf langfristig als regionalen Standort repräsentativen Ort mit attraktiven Aufenthaltsqualitäten nach für wertschöpfungsintensives Arbeiten bereitstellen, auf Grund- Gesamtkonzept gestalten lage Quartierplan dichte Nutzung und effiziente Erschliessung si- - Umliegende Liegenschaften qualitätsvoll weiterentwickeln cherstellen - In gemeindeeigenen Liegenschaften Bereitstellung von Langsamverkehr attraktiven Wohnungen prüfen (Eignung für betagte Personen) Belastung durch gewerblichen Verkehr im historischen Dorfkern Sichere Schulwege möglichst abseits verkehrsintensiver Strassen (Ausserdorf, Dorfplatz, Ober- und Unterdorf) reduzieren und damit bereitstellen Aufenthaltsqualität erhöhen - Direkte Fusswegverbindung Ersalin – Schulhaus schaffen - Arbeitsgebiet Aktie: Nutzung durch mässig störende und nicht verkehrsintensive Produktions- und Dienstleistungsbetriebe anstreben (wie in BauG Art. 24 vorgesehen) - Massnahmen zur Verkehrsberuhigung und zur Verbesserung der Sicherheit entlang der Kantonsstrasse bzw. der Aussendorfstrasse prüfen - Alternative Erschliessung Arbeitsgebiet Aktie prüfen 20
Massnahmenübersicht Massnahmen Realisierungs- Umsetzungsinstrument / Verfahren Federführung Horizont 1 Sicherstellung der Baulandverfügbarkeit (Umsetzung der bestehenden Baulandverfügbar- kurz- bis mittel- Nutzungsplanung Gemeinde keitsregelung bzw. Massnahmenergreifung gemäss kantonalem Raumplanungsgesetz) fristig 2 Massvolle Erhöhung der zulässigen baulichen Dichte entlang der Domleschgerstrasse Ost kurz- bis mittel- Nutzungsplanung, Folgeplanung Gemeinde fristig 3 Prüfung und Umsetzung der erforderlichen Reduktion der Bauzonen (WMZ) Kurzfristig Nutzungsplanung Gemeinde 4 Orts- und strassenbauliche Gestaltung des Dorfplatzes (inkl. Anpassung Verkehrslösung) mittel- bis lang- Qualitätssicherndes Verfahren, Nut- Gemeinde fristig zungsplanung, Folgeplanung 5 Prüfung / Weiterentwicklung der gemeindeeigenen Liegenschaft am Dorfplatz mit dem kurz- bis mittel- Projektbezogen Gemeinde, evtl. Private Ziel von attraktiven Wohnungen für jüngere wie ältere Personen (betagtes Wohnen) fristig 6 Prüfung / Realisierung Massnahmen zur Reduktion der Verkehrsbelastung und zur Erhö- kurz- bis lang- Verkehrskonzept, Projektbezogen, Nut- Gemeinde hung der Aufenthaltsqualität im Dorfzentrum fristig zungsplanung 7 Prüfung / Ergreifen Massnahmen zum Erhalt eines attraktiven, belebten Dorfkerns (z.B. kurz- bis lang- Projektbezogen Gemeinde, Private Grundeigentümergespräche, öffentliche Investitionen) fristig 8 Entwicklung / effiziente Nutzung Gebiet Oberdorf / Ausserdorf kurz- bis mittel- Nutzungsplanung, Folgeplanung Gemeinde, Private fristig 9 Entwicklung / effiziente Nutzung Gebiet Vartagagna kurz- bis mittel- Nutzungsplanung, Folgeplanung Gemeinde, Private fristig 10 Einheitliche Nutzung des Wohn- und Wohnmischgebiets Aktie für Wohnzwecke kurzfristig Nutzungsplanung Gemeinde 11 Umstrukturierung / effiziente Nutzung Gewerbegebiet Aktie kurz- bis lang- Nutzungsplanung, Folgeplanung Gemeinde, Private fristig 12 Entwicklung / effiziente Nutzung Arbeitsgebiet Plattis langfristig Regionale Richtplanung, Nutzungspla- Gemeinde, Private nung, Folgeplanung Für die grau hinterlegten Massnahme besteht auf der folgenden Seite ein detaillierter Beschrieb. kurzfristig = innert 1 - 5 Jahren; mittelfristig = 6 - 15 Jahre; langfristig = 16 – 25 Jahre. 21
4) Orts- und strassenbauliche Gestaltung Dorfplatz Ausgangslage Strategie - Der Dorfplatz ist der zentrale Ankunftsort - Entwicklung / Gestaltung eines repräsenta- im historischen Siedlungskern in Sils i.D., tiven Dorfplatzes als öffentlichen Raum mit wo sich auch das Gasthaus Zur Post, das umgestalteter Verkehrslösung und attrakti- Vereinslokal der Gemeinde (Dorfplatz Nr. 9) ven Aufenthaltsqualitäten. und die nahegelegene Dorfkirche befinden. - Nach Möglichkeit qualitätsvolle Weiterent- - Die heutige Verkehrslösung stammt aus der wicklung der umliegenden Liegenschaften. Zeit, bevor im Jahre 1999 der Umfahrungs- - Prüfung / Weiterentwicklung der gemeinde- tunnel (Silsertunnel) in Betrieb genommen eigenen Liegenschaft am Dorfplatz mit dem wurde. Ziel von attraktiven Wohnungen für jüngere - In Anbetracht des heutigen Verkehrsauf- und ältere Personen (u.U. inkl. betagtes kommens ist die Verkehrslösung überdi- bzw. betreutes Wohnen). mensioniert. Eine Neugestaltung (T-Kreu- zung) wurde diskutiert, jedoch von der Ge- meindeversammlung abgelehnt. Massnahmen - Qualitätssicherndes Verfahren (z.B. mit Va- - Die Aufenthaltsqualitäten am Dorfplatz sind riantenstudie für zu vertiefendes Verkehrs- u.a. aufgrund der Verkehrsführung mit den und Gestaltungskonzept). grossen Verkehrsflächen eingeschränkt. - Gespräche mit betroffenen / beteiligten - Die den Dorfplatz umgebenden Parzellen Grundeigentümern und weiteren Akteuren. verfügen teils über brachliegendes Potential insbesondere für Wohnnutzungen (u.a. in - Gemeindeinterne Klärungen zu einer allfälli- rückwärtigen Ställen). gen aktiveren Baulandpolitik. - Die Parzelle Nr. 8 (mit zwei rückwärtigen Ställen) befindet sich im Eigentum der Ge- meinde. - Es besteht ein grosses Potential zur orts- und strassenbaulichen Neugestaltung des Dorfplatzes (samt Verkehrslösung) mit Aus- bildung von attraktiven Aufenthaltsräumen und in Kombination mit einer qualitätsvol- len baulichen Weiterentwicklung um den Dorfplatz / im historischen Kern. 22
8) Entwicklung / effiziente Nutzung Gebiet Oberdorf / Ausserdorf Ausgangslage - Teils unbebaute Parzellen an ortsbaulich sehr sensibler Lage in Umgebung von Dorf- kern und Palazzo Donatz, mit teilweiser Lage im Ortsbildschutzbereich. - Wichtiger Freiraum zwischen Anlage Pala- zzo Donatz und anschliessender Bebauung (Respektabstand). - Unbebaute Flächen grösstenteils seit 2011 mit der Regelung zur Sicherung Baulandver- fügbarkeit belegt. Palazzo Donatz - Bestehende Quartierplanpflicht über unbe- baute und bereits überbaute Parzellen. - Potential: Qualitätsvolle Bebauung mit effi- zienter Erschliessung nach Gesamtkonzept, unter Einhaltung eines Respektabstands ge- genüber dem Palazzo Donatz. Strategie Oberdorf / Ausserdorf - Qualitätsvolle Ergänzung der Bebauung mit effizienter Erschliessung auf der Grundlage eines Quartierplans - Berücksichtigung eines Respektabstands zwischen Neubebauung und Anlage um Pa- lazzo Donatz. - Berücksichtigung / Einordnung in beste- hende Siedlungsstruktur und Bauweise. Massnahmen - Festlegung Folgeplanung zur Regelung einer optimierten Bebauung und Erschliessung. 23
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Bildnachweise / Datenquellen Porträt (S. 2) Bundesamt für Kultur (1983): Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) Demografie (S. 3) Bundesamt für Statistik, BFS (2016): Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) BFS (1990): Eidgenössische Volkszählung 1990 Wirtschaft und Mobilität (S. 4) BFS (2011, 2017): Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) BFS (2000): Eidgenössische Volkszählung 2000 BFS (2014): Pendlermatrix (STATPOP, AHV, STATENT) ARE (2013): ÖV-Güteklassen 2013, Hauptsaison Siedlung, soziale Infrastruktur und Amt für Immobilienbewertung, AIB (2016): Angabe Umbaujahr aus Mutationen der Gebäudenummer geschätzter Gebäude Versorgung (S. 5) BFS (2018): Gebäude- und Wohnungsstatistik BFS (2018): Leerwohnungszählung Bauzonenreserven und Bedarf (S. 6) ARE (2018): Richtplananpassung in den Bereichen Raumordnungspolitik und Siedlung (KRIP-S), Gemeinde-Datenblatt, nach Überprü- fung durch die Gemeinde (Stand 23.04.2019) Grundlage Zeitschnitte (S. 9-10) Bundesamt für Landestopografie swisstopo (1878 / 1933): Siegfriedkarte Bundesamt für Landestopografie swisstopo (1962 / 1979 / 1997 / 2015): Landeskarte 1 : 50 000 Grundlage Räumliche Analyse (S. 13) und Amt für Landwirtschaft und Geoinformation (2018): Amtliche Vermessung Kanton Graubünden räumliche Strategien (S. 19) Bilder (S. 18, 20, 22) Eigene Aufnahmen Stauffer und Studach Raumentwicklung AG Luftbilder (Titelblatt, S. 1, 2, 12, 16, 22, Amt für Raumentwicklung des Kantons Graubünden (ARE), © Comet Photoshopping GmbH / Dieter Enz 23) 25
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