Kommunikation Deutsch - Kontextmodul - Hamburger Verständlichkeitskonzept

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Kommunikation Deutsch - Kontextmodul - Hamburger Verständlichkeitskonzept
Kontextmodul
         Kommunikation Deutsch

         Verständlich schreiben
         nach dem Hamburger
         Verständlichkeitskonzept

         Dr. Othmar Baeriswyl
         Dozent

             T direkt +41 41 349 35 44
             othmar.baeriswyl@hslu.ch

             Horw    29. Februar 2020

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz   Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                            Folie 1, 29.02.2020
Kommunikation Deutsch - Kontextmodul - Hamburger Verständlichkeitskonzept
Erste Seite eines Buches

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz   Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                            Folie 2, 29.02.2020
Ziele

         - Sie können einen Text anhand der Kriterien des
           Hamburger Verständlichkeitskonzepts überprüfen und
           bewerten.

         - Sie können einen komplizierten Fachbeitrag in einen
           verständlichen Text übersetzen.

         - Sie können eigene Texte adressatengerecht
           verfassen.

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz   Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                            Folie 3, 29.02.2020
Rigi-Modell: Wo sind wir?
                                                                               Ablaufmuster Forschungsprojekt mit                              Wissenschaftlicher Informationsbeschaffungs- (Recherche), verarbeitungs- und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Dokumente (Output)
                                                                                   wissenschaftlichem Anspruch                                                           vermittlungsprozesse (Dokumentation)
             Ausgangs-

                                             Theoretische                                         Auftrag,                Bedürfnis,
                lage

                                             Problemstellung                                      Aufgabe                  Anliegen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Notizzettel,
                                                                                        Analyse Ausgangslage (Problem,                            Recherchieren                                                                                                                                             W issensbank mit
                                                                                           Aufgabe, Benutzerszenario),                                                                              Informationen verarbeiten:
                                                                                                                                                  (Ausgangslage,                                                                                                                                          Zusammenfassungen,
                                                                                                                                                                                        lesen, analysieren, systematisieren, priorisieren
                                                                                            Erarbeiten der Grundlagen,                          Begriffsdefinitionen,                                                                                                                                      Zitaten,Checklisten
                 Analyse & Planung (ZB1-2)

                                                                                                                                                                                      bezüglich Relevanz und wissenschaftlicher Qualität
                                                                                         (Grundlagen-)Wissen aneignen                            Forschungsstand)
                                               Planung: Organisation,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          (Software wie CITAVI
                                                   Zeit, Ressourcen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    usw.)

                                                                                      Hauptziele, Zwischenziele definieren
                                                                                                                                                                                          Eigenleistung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Projektdokus
                                                                                                                                                                                   (Infos Primärforschung)
                                                                                         Fragen, Hypothesen formulieren                                                                                                                                                                                    (Zwischenberichte,

                                                                                                                                                          Sekundärforschung)
                                                                                                                                                          Fremdwissen (Infos
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Aktennotizen)
                                                                                                                                                                                                              Knac k nus s «c hronologis c h - analy tis ch»

                                                                                           Teilfrage stellen,
                                                                                              Teilaufgabe                                                                                      Dokument planen,                                                                                           Disposition (Exposé)
                                                                                               analysieren                                                                                 Strukturgebung (Aufbau)

                                                                                                                                                                                                                                                                                             Layout
                                                                                                                                                                                                                                                                                           (Vorlage)
                                                                                                                             Methoden wählen

                                                                                                                                                                                                                                                                                            erstellen
                                                                                                                                                                                          Textbausteine
                 Projektschritte (ZB 3-5)

                                                                                                                                 Vorgehen,
                                                                                                                                 Geeignete

                                                                                                                                                                                      (Inhalte) integrieren
                                                                Reflektieren

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                                                                                                 zyklus                                              Zitieren &
                                                                                                                                                  bibliografieren
                                                                                                                                                                                           Rohfassung

                                                                                                                                                                                                                                                       Ueberprüfung Wissenschaftsstil
                                                                                                                                                                                                                         Verständlicheitsüberprüfung
                                                                                                                                                                                            schreiben,
                                                                                                                                                                                           überarbeiten

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Multimedial
                                                                                              Umsetzen,                                                                                                                                                                                    umsetzen
                                                                                         ausführen. Problem                                                                                                                                                                             (visualisieren)
                                                                                                  lösen
                                                                                                                                                                                      Abschlussredaktion

                                                                                  (Zwischen-)Ergebnisse testen
             Kontrolle, Ergeb-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Abstract
               nis (ZB5-AB)

                                                                                    analysieren & interpretieren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          W issenschaftliches
                                                                                                                                                                                                                publizieren                                                                                     Dokument
                                                                                              produzieren

                                                                                                                                                                                                               präsentieren                                                                                       Vortrag

Einleitung                                                                      Gotthardmodell                                       Verständlichkeit                          Kohäsion                                                                               Kohärenz                                        Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                                                                                                                                                                                                                                                               Folie 4, 29.02.2020
Verständlichkeit - Gotthartmodell

                                                                      verstehen

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion       Kohärenz   Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                                Folie 5, 29.02.2020
Sachbezogenheit
         (Wissenschaftlichkeit) und
         Verständlichkeit

             Ein Widerspruch?

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz   Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                            Folie 8, 29.02.2020
Nein! Eine Gratwanderung

              sachbezogen                                  publikumsbezogen

               Komplexität                                  Verständlichkeit

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit      Kohäsion   Kohärenz   Lesbarkeit
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Hamburger
             Verständlichkeitskonzept (HVK)

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                            Folie 10, 29.02.2020
Untersuchungsdesign

         - Ziel: Kriterien finden, die einen Text leicht bzw.
           schwer verständlich machen

         - Samples: Studierende, Erwachsene

         - Untersuchungseinheiten:
           verschiedenste Textsorten

         - Methode: Experiment

         - 18 vorgegebene Beurteilungskriterien, die zu vier
           Faktoren/Dimensionen kondensiert werden

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
© by mediata sa, Villars-sur-Glâne/CH                                            Folie 11, 29.02.2020
Verständlichkeit (4 Dimensionen)

             Einfachheit
                          ++            +             0         -     --

             Gliederung/Zusammenhang
                          ++            +             0         -     --

             Kürze
                          ++            +             0         -     --

             Anschaulichkeit, anregende Zusätze
                          ++            +             0         -     --

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Dimension Einfachheit bei der Wortwahl

                                 ++          +             0              -       --

             Fremd-/Fachwörter spärlich                            Suizid → Selbstmord
                 einsetzen, erklären                            Downloaden → herunterladen

               kurze, einfache Wörter                                 Fragestellung → Frage

                     Verben statt                                   Zur Diskussion stellen →
                 Funktionsverbgefüge                                       diskutieren
              Ein Wort statt Adjektiv +                         Im wirtschaftlichen Bereich →
                    Substantiv                                        in der Wirtschaft
               konkrete, anschauliche                              Amphibien → Frösche und
                      Wörter                                               Kröten
                                                                     Mischung der Farben →
              Verben statt Nominalstil
                                                                       die Farben mischen
Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit       Kohäsion       Kohärenz     Lesbarkeit
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Dimension Einfachheit beim Satzbau

                                 ++           +             0              -       --

                             einfache, aber dennoch ganze Sätze machen

             Verben nicht nachhinken lassen, sondern vorne im Satz bringen;
                                   nahe beim Subjekt

               Nebensätze nicht in den Hauptsatz schieben (Schachtelsatz),
                                sondern hinten anhängen

                    Die Hauptsache in den Hauptsatz; Vorspann vermeiden

             Statt Attribut- und Adverbialsalat: Umstandsangaben in Form von
                                   Nebensätzen anhängen

                                        Aktivsätze statt Passivsätze

Einleitung             Gotthardmodell    Verständlichkeit       Kohäsion       Kohärenz     Lesbarkeit
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Dimension Gliederung: formale Ordnung

                                ++         +               0              -      --

                                                                    Absätze, Aufzählungen
                         gegliedert
                                                                     (einheitliche Form)

                                                               Titel und Zwischentitel (keine
               Ordnung durch Titelei
                                                                         Bleiwüste)

                    Wesentliches ist                           Hervorhebungen, Schlagzeilen,
                    hervorgehoben                                  Abbildungen, Tabellen

                          Kohäsion                               Grammatikalisch verknüpft

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit       Kohäsion       Kohärenz     Lesbarkeit
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Dimension Gliederung: inhaltliche Kohärenz

                                ++         +               0              -         --

              folgerichtiger, logischer                             chronologisch, wissen-
                       Aufbau                                      schaftlich, argumentativ

             roter Faden im Dokument
                                                                 Einleitungen, Überleitungen
                     erkennbar

               Sinnvolles Gefüge von                            Einbettung, Erläuterung von
                   Text und Bild                                       Abb. und Tab.
                                                               (Legenden, Verweise im Text)

             Inhaltliche Einbettungen                            Einführung, Kommentierung
                von Fremdtexten                                          von Zitaten

             Sinnvolle Gewichtung der
                                                                           Prioritätensetzung
              Inhalte in Bezug auf die
                                                                          (Hauptteil, Anhang)
                 Aufgabenstellung
Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit       Kohäsion          Kohärenz       Lesbarkeit
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Dimension Kürze
         (je nach Textsorte und Rezipient)

                                 ++          +                  0                        -           --

                            Zu kurz                                                                 Zu lang

                                                           Der goldene Mittelweg
                 Auf das Wesentliche
                                                                                         Viel Unwesentliches
                     beschränkt

                           gedrängt                                                                  breit

                        konzentriert                                                           abschweifend

                             knapp                                                              ausführlich

                                                                                              Vieles hätte man
             Jedes Wort ist notwendig.
                                                                                             weglassen können.
Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit                      Kohäsion           Kohärenz       Lesbarkeit
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Dimension: Anreize (je nach Textsorte)

                                 ++          +             0              -       --

                      Anregend, abwechslungsreich, interessant, packend

             • attraktives Layout, ansprechende Farben, packende Bilder
             • attraktive Titel und Legenden
             • unterhaltend, personifizierend (Storytelling)
             • auf die Bedürfnisse, Anliegen und Erwartungen der
               Leserschaft eingehen
             • Einsatz rhetorischer Figuren (Vergleich, Metapher, Ironie usw.)

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit       Kohäsion       Kohärenz     Lesbarkeit
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Verständlichkeitskiller

         - Unübliche Wortverwendung, unerklärte Fachwörter,
           gesuchte Metaphern, Insiderbegriffe, unerklärte Abk.
         - Nominal- und Attribut-Konstruktionen
         - Verschachtelte Sätze mit zu viel Information
         - Klammersätze, bei denen inhaltliche Zusammenhänge
           weit auseinander liegt
         - Sätze, die mit einem Nebensatz oder einem unnötigen
           Vorspann beginnen
         - Texte, bei denen Titel und Anfang nicht schnell klar
           machen, worauf der Schreibende hinaus will (Einstieg)
         - Texte ohne roten Faden und ohne
           Strukturierungshilfen
         - Texte mit abstrakten Fakten ohne Beispiele und
           betroffene Menschen
         - Komplizierte, unübersichtliche, schwer lesbare
           Abbildungen
         - Texte mit Orthografie- und grammatikalischen Fehlern
Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Voraussetzungen 1 für verständliche Texte:

     Kohäsion als grammatikalische
     Verknüpfung von Texten

     (siehe Skript Textlinguistik, Kap. 3.3)

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Bezug auf denselben Sachverhalt
             mit ausgetauschten Begriffen
             Rekurrenz (lat.: zurückkommen):
             Ein Wort aus einem früheren Satz wird später im Text wieder aufgenommen.
             Beispiel: Wir haben Ihre Offerte erhalten, besten Dank! Sobald wir alle
             Offerten geprüft haben, werden Sie umgehend von uns hören.

             Substitution (Ersatz durch Synonym):
             Ein Wort aus einem früheren Satz wird später im Text durch ein verwandtes
             Wort ersetzt, zum Beispiel durch ein Synonym (Wort mit gleicher
             Bedeutung), einen Oberbegriff oder einen Unterbegriff.
             Beispiel: Der Nationalrat lehnt die Initiative ab. Die grosse Kammer befand,
             die Initiative verstosse gegen das Völkerrecht.

             Pro-Form: Pronomen (Fürwort) oder Adverb (Nebenwort):
             Ein Wort aus dem Text wird in einem anderen Satz ersetzt durch einen
             Stellvertreter, zum Beispiel ein Pronomen oder ein Adverb.
             Beispiele:
             Susanne ist unsere Abteilungsleiterin. Sie hat Volkswirtschaft und
             internationales Recht studiert.
             Stellen Sie die Medienmitteilung ins Internet, dort können alle Interessierten
             einfach darauf zugreifen. Stellen Sie die Medienmitteilung ins Internet, dort
             können alle Interessierten einfach darauf zugreifen.

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Tempus: Zeitliche Verbindung
             (Beispiel: chronologische Abfolge)
             Tempus (Zeit):
             Der Text wird dadurch kohäsiv, dass die Verben in derselben Zeitform
             (z.B. Präteritum/Vergangenheit bei Erzählungen) bzw. nach den Regeln der
             Vor- und Nachzeitigkeit erscheinen.

             Beispiel: Nachdem wir die Ergebnisse der Marktumfrage ausgewertet hatten,
             starteten wir eine neue Imagekampagne. Diese verbesserte unsere
             Imagewerte um 1.4 Punkte.

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Konnektoren (verbindende Wörter)

             Konnektoren sind Wörter (in der Regel Partikel), welche Verbindungen
             zwischen Sätzen herstellen. Diese Verbindungen können sein:

             - additiv: und, auch, ferner, ebenso, einerseits, andererseits, ausserdem …

             - adversativ: aber, dagegen, demgegenüber, stattdessen …

             - kausal: weil, da, sodass, um zu, denn, also, folglich, somit …

             - final: damit, dazu, deshalb, deswegen, hierfür …

             - konzessiv: trotz, obwohl, allerdings, gleichwohl …

             - temporal: als, nachdem, zuvor, während …

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Unbestimmter und bestimmter Artikel
             (Geschlechtswort)
             Ein neues Element wird grundsätzlich mit dem unbestimmten Artikel in den
             Text eingeführt. Auf dieses Element wird im Folgenden mit dem bestimmten
             Artikel oder dem Demonstrativpronomen verwiesen.

             Beispiel: Wir unterbreiten Ihnen heute einen Vorschlag. Wir bitten Sie, den
             Vorschlag wohlwollend zu prüfen.

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Voraussetzungen 2 für verständliche Texte:

     Kohärenz als thematischer
     (inhaltlicher) Zusammenhang

     (siehe Skript Textlinguistik, Kap. 3.4)

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Kohärenz durch Bezug zum
             gleichen Themenbereich
             a) Isotopie: Verschiedene Wörter aus demselben Bereich
                Beispiel: „Zielgruppe“, „Markt“, „Nische“, „Produkt“, „Werbung“,
                „ansprechen“, „strategisch“, „positionieren“ und „neu“ in einem
                Marketingkonzept.

             b) Thema: Verbindung durch ein gemeinsames (übergeordnetes) Thema
                (Thema: Lautsprecher oder Ferien)

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz       Lesbarkeit
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Kohärenz durch Bezug zu kulturellen
             Denkmustern / Weltbildern beim Leser
             a) Frame und Script (gespeicherte Szenen):
                Menschen speichern ihren Wortschatz und ihr Wissen generell in Form
                von „Szenen“, zum Beispiel dem Szenario „Restaurantbesuch“. Fällt in
                einem Text ein Wort aus diesem Bereich, zum Beispiel „Kellner“ oder
                „freier Tisch“, so wird im Kopf des Lesers ein Rahmen (frame) aufgetan,
                in welchen alle weiteren Informationen eingepasst werden. Ein Satz wie
                „Wir studierten das Menü“ kann nun leicht verstanden werden, kein Leser
                wird glauben, es sei vom Menü eines Computerprogramms die Rede.

             b) Vernetzungsmuster (allgemeine Regeln):
                Sätze werden durch logische Zusammenhänge miteinander verknüpft,
                die der Leser aufgrund seines Weltwissens (seiner Erfahrung) erkennen
                kann.
                Die Sätze „Hans kommt nicht zur Sitzung. Er ist krank.“ sind für jeden
                Leser sinnvoll und kohärent, weil man weiss, dass Menschen, die krank
                sind, normalerweise zu Hause bleiben.

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Exkurs: Lesbarkeit

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Exkurs: Verständlichkeit – Lesbarkeit

         Verständlichkeit bezieht sich primär auf den Inhalt und
         den Stil eines Textes.

         Forschungsfrage: Bei welchen inhaltlichen und stilistischen
         Konstellation wird der Inhalt eines Textes mehr oder
         weniger gut verstanden?

         Lesbarkeit setzt den Akzent auf quantitative (Wort- und
         Satzlänge) und formale Textelemente wie die Typografie
         (Durchschuss, Schriftgrösse, Farbwahl, Spalten usw.).

         Forschungsfrage: Unter welchen (quantitativen und
         typografischen) Voraussetzungen wird ein Text mehr oder
         weniger gut (schnell) gelesen?

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
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Übungen allgemein

Einleitung              Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz     Lesbarkeit
               36, 29. Februar 2020
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Übung A1: Sätze redigieren
         a) Die Fischbestände in den inneralpinen Gewässern waren erneut einer Reduktion
            unterworfen.
         b) Die Vergrösserung der öffentlichen Bepflanzungsflächen soll die Attraktivität der
            innerstädtischen Detailhandelszone steigern.
         c) Das Ziel der Kontaktgespräche war nebst der Kontaktaufnahme allenfalls auch eine
            Praktikumsstelle, welches Bestandteil der Ausbildung ist, für den Februar 2017 zu
            finden (Student).
         d) Das ergibt sich auch aus einer anderen Bestimmung des ZGB (ZGB 31), wonach
            vor der Geburt das Kind unter dem Vorbehalt rechtskräftig ist, dass es lebendig
            geboren wird (Leserbrief, NLZ).
         e) Die Sachlage ist die, dass unser Zulieferer Schwierigkeiten hatte, die mit uns
            vereinbarten Termine einzuhalten.
         f) Der Richter forderte den Angeklagten zu einer ausführlichen Schilderung des
            Tathergangs auf.
         g) Die von uns veranlasste Hinzuziehung eines Experten bestätigte unseren Eindruck,
            dass unseriöse Abklärungen der Finanzlage zum Crash des Unternehmens geführt
            hatten.
         h) Schwierig wird es jedoch, wenn durch (teilweise) unkorrektes Deutsch der Inhalt
            nicht mehr verstanden wird oder wenn dadurch Mehrdeutigkeiten entstehen, die
            ein Verständnis erschweren oder verunmöglichen. (Student)
         i) Was die Veranstaltung betrifft, so ist es keine Übertreibung zu behaupten, dass die
            Beteiligung aller Mitarbeiter als lebhaft und engagiert zu bezeichnen ist. An dieser
            Stelle darf wohl mit Fug und Recht behauptet werden, dass Veranstaltungen dieses
            Zuschnitts ausserordentlich geeignet sind, das «Wir-Gefühl» der Mitarbeiter in
            Bezug auf die Firma zu verstärken.
Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion    Kohärenz         Lesbarkeit
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Übung A1: Sätze redigieren (Lösung)

         a) (Abstrakte Begriffe und Nominalisierungen) In den Schweizer Bergen ging die Zahl
            der Fische erneut zurück.
         b) (Abstrakte Begriffe, Nominalisierung, mehrere Attribute) Wenn wir mehr
            Blumenbeete anlegen und zusätzliche Bäume pflanzen, werden die
            Einkaufsstrassen in der Altstadt attraktiver.
         c) (Eingeschobener Nebensatz) Bei den Kontaktgesprächen sollten die Studierenden
            die Firmen kennen lernen und allenfalls eine Praktikumsstelle für den Februar 2017
            finden. Das Praktikum ist Bestandteil der Ausbildung..
         d) (Umständliche Formulierungen) Selbst im ZGB (Art. 31) steht, dass ein Kind bereits
            vor der Geburt rechtsfähig ist, sofern es lebendig geboren wird.
         e) (unnötiger Vorspann) Unser Zulieferer hatte Schwierigkeiten, die vereinbarten
            Termine einzuhalten.
         f) Nominalisierung) Der Richter forderte den Angeklagten auf, den Tathergang
            ausführlich zu schildern.
         g) Nominalisierung) Wir hatten einen Experten beiziehen lassen. Dieser bestätigte
            unseren Eindruck, dass …
         h) Redundante Ausdrucksweise, komplizierter Satz) Schwierig wird es jedoch, wenn
            unkorrektes Deutsch den Inhalt schwer verständlich und mehrdeutig macht.
         i) (Überflüssiges Blabla) An der Veranstaltung mit den Aussendienstmitarbeitern
            haben sich alle Beteiligten lebhaft engagiert. Solche Anlässe stärken eindeutig das
            Wir-Gefühl in der Firma.

Einleitung             Gotthardmodell   Verständlichkeit   Kohäsion   Kohärenz         Lesbarkeit
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Übung A2: Aufzählungen korrigieren

Korrigieren Sie die nachfolgende Aufzählung nach dem Hamburger
Verständlichkeitskonzept:

Zwar ist auch das von Unternehmen zu Unternehmen
unterschiedlich, aber in einer repräsentativen Emnid-Untersuchung
der Bertelsmann-Stiftung wollten immerhin

- 54% der Befragten mehr darüber wissen, was die Geschäftsleitung
  plant.
- Auf Platz zwei der Wunschliste standen mit 37% die Informationen
  über organisatorische Veränderungen im Betrieb.
- Und ebenfalls 37% wollten mehr darüber wissen, wie sich die
  allgemeine Situation des Unternehmens entwickelt.
Übung A2: Aufzählungen korrigieren (Lösung)

         Zwar ist auch das von Unternehmen zu Unternehmen
         unterschiedlich, aber in einer repräsentativen Emnid-Untersuchung
         der Bertelsmann-Stiftung wollten immerhin

         - 54% der Befragten mehr darüber wissen, was die
           Geschäftsleitung plant,
         - 37% der Befragten Informationen Informationen über
           organisatorische Veränderungen im Betrieb erhalten,
         - ebenfalls 37% der Befragten mehr darüber wissen, wie sich die
           allgemeine Situation des Unternehmens entwickelt.

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Übung A3: Text beurteilen und redigieren
         Schloss Schönbrunn – Schlossgeschichte

         Erst wer auf der Gloriette, dem alles überragenden, von Maria Theresia
         erbauten klassizistischen Kolonnadenbau steht, im Rücken die noch recht
         naturbelassenen Wälder des Fasangartens, vor sich das weite, wenn auch
         inzwischen verbaute Wienflusstal, kann verstehen, warum sich Maximilian
         II. anno 1569 in diesen Landstrich verliebte, die sog. Kattermühle samt
         Gutshof, Wiesen und Äcker erstand und in ein Jagdschloss mit Garten und
         Teichen umbauen liess. Erst wer an der Westseite durch den Botanischen
         und den Tiroler Garten auf diesen Hügel gestiegen ist, erahnt, warum sich
         Franz Stephan, Maria Theresias Gatte, und nach ihm Erzherzog Johann, der
         Sohn Leopolds II., bevorzugt in diesen Refugien der Stille und
         Wissenschaften aufhielten. Und erst wer von dort oben auf die imperiale
         Pracht zu seinen Füssen hinabschaut, kann sich vorstellen, wovon der
         Hofarchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach träumte, als er – die
         türkischen Belagerer hatten das Jagdschloss inzwischen zerstört –
         1692/1693 seinen ersten Entwurf für den Neubau vorlegt: ein
         gigantomanisches, auf Höhe der heutigen Gloriette gelegenes Gebäude –
         eine Art Über-Versailles, mit dem Bauherr Joseph I. dem feindlichen
         Frankreich Paroli bieten und die Grösse Karls V. beschwören sollte. (Aus:
         Weiss, W. (200=: Wien. Ostfieldern: Dumont.)

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Übung A3: Text beurteilen und redigieren
         (Lösung)
         Schloss Schönbrunn – Schlossgeschichte

         Wo heute das Schloss Schönbrunn steht, befand sich im 16. Jahrhundert die
         sogenannte Kattermühle mit eigenem Gutshof, Wiesen und Äckern. Kaiser
         Maximilian II verliebte sich im Jahre 1569 in diesen Landstrich, erstand das
         ganze Anwesen und liess es in ein Jagdschloss mit Garten und Teichen
         umbauen. Dieses Jagdschloss wurde von den türkischen Belagerern 1683
         vollständig zerstört. Bereits 1692 legte der Hofarchitekt Johann Bernhard
         Fischer von Erlach seinem Bauherrn, Joseph I, einen Entwurf für ein
         gigantisches Schloss vor, das selbst Versailles hätte überbieten sollen.
         Gebaut wurde jedoch der heutige, dreiflüglige Sandsteinbau, der von den
         Nachfolgern Joseph I sukzessive mit barockem Direktor ausgestattet wurde.
         Umgeben ist das Schloss von zahlreichen Gärten. Viele Habsburger hielten
         sich bevorzugt in diesen Refugien der Stille und der Wissenschaft auf,
         darunter Kaiser Franz Stephan und Erzherzog Johann. Der heutige Besucher
         gelangt durch den Botanischen und den Tiroler Garten auf den höchsten
         Punkt des Schlossparks, wo Maria Theresia die sogenannte Gloriette, einen
         klassischen Säulenbau errichten liess. Von dort geniesst man den Blick über
         das weite, inzwischen verbaute Wienflusstal und den recht naturbelassenen
         Fasangarten.

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Übung A4: Text umschreiben (Aufgabe)

             Aufgaben-           Schreiben Sie den unten stehenden Text aus dem Wirtschaftsteil
             stellung            der NZZ Online (10. August 2016) so um, dass er für ein
                                 wirtschaftlich wenig bewandertes Publikum verständlich ist.

             Rahmenbe-           •      Per E-Mail an othmar.baeriswyl@hslu.ch (fakultativ)
             dingungen
             Uebungstext         Blasengefahr am Immobilienmarkt verringert sich

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Übung: Text umschreiben (Lösung)
         Preise für Immobilien immer noch zu hoch

         In der Schweiz sind die Preise für Immobilien immer noch sehr hoch. Doch die
         Grossbank UBS hat berechnet, dass sich der Markt für Wohnungen und Häuser
         beruhigen sollte.

         cts. Sein Geld in Immobilien zu stecken, bleibt in der Schweiz riskant. Die UBS erstellt
         regelmässig einen Index, der anzeigen soll, ob sich auf dem Immobilienmarkt eine
         Blase abzeichnet. Eine Blase würde bedeuten, dass die Preise so hoch sind, dass sie
         plötzlich zusammenbrechen könnten. Im zweiten Quartal 2016, das heisst in den
         Monaten April bis Juni, lag dieser Index bei 1,32 Punkten und damit in der Risikozone
         (siehe Grafik). Gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres 2016 sank der Index um
         0,03 Punkte. Das bedeutet, dass der Markt sich beruhigt und die Preise sich
         normalisieren. Preise bleiben gleich Zwei Faktoren sorgen für die Normalisierung der
         Preise: Erstens bleiben die Preise für Eigenheime stabil. Weil gleichzeitig das Geld an
         Wert verliert (sogenannte Inflation), sind die Preise tatsächlich leicht gesunken.
         Zweitens haben nicht mehr so viele Leute eine Hypothek aufgenommen. Alle privaten
         Haushalte zusammen haben nur 2,7% mehr Hypotheken aufgenommen als 2015.
         Dieser Anstieg ist so gering wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Gleichzeitig
         sind die Zinsen für Hypotheken wegen des Brexit nochmals gesunken. Eine Hypothek
         kostet derzeit etwa 30% weniger als noch vor drei Jahren. Investitionen in Häuser sind
         trotzdem immer noch beliebt. Das zeigt auch die Menge der Baubewilligungen. In der
         ersten Jahreshälfte wurden Baubewilligungen für 30'000 Wohnungen erteilt. Das sind
         8% mehr als in der ersten Jahreshälfte des letzten Jahres.

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Herzlichen Dank fürs Mitmachen!

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