S3-Leitlinie: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen - Bayerisches ...

 
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S3-Leitlinie: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen - Bayerisches ...
S3-Leitlinie: Unkomplizierte
Harnwegsinfektionen
Unkomplizierte       Harnwegsinfektionen,      zu erheblichen Herausforderungen und Kos-        An wen richtet sich die
am häufigsten durch die Erregerspezies         ten im Gesundheitssystem führt [1-4].            aktualisierte Leitlinie?
Escherichia coli verursacht, zählen zu den
häufigsten Infektionen und führen daher                                                         Diese Leitlinie richtet sich damit an alle Arzt-
fachübergreifend zu einem hohen Anti-          Ziele der aktualisierten Leitlinie               gruppen, die sich mit der Diagnose, Therapie
biotikaverordnungsvolumen. Das höchste                                                          und Prävention akuter unkomplizierter Harn-
Antibiotikaverordnungsvolumen nach Ta-         Die aktualisierte S3-Leitlinie der Arbeitsge-    wegsinfektionen befassen.
gesdosen pro Arzt weisen HNO- und Kin-         meinschaft Wissenschaftlich Medizinischer
derärzte auf, gefolgt von Urologen, Haut-      Fachgesellschaften (AWMF) mit ihren auf ak-
                                               tueller wissenschaftlicher Evidenz sowie kon-    Wie erfolgte die
und Hausärzten [1].
                                               sentierten Expertenmeinungen basierenden         Leitlinien-Aktualisierung?
                                               Empfehlungen und Statements verfolgt daher
Das Resistenzniveau von Erregern unkom-        das Ziel, einen rationalen Einsatz antimikro-    Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU)
plizierter Harnwegsinfektionen, vor allem      bieller Substanzen bei Harnwegsinfektionen       war federführend bei der Aktualisierung der
Gram-negativer Erreger ist in den vergange-    zu forcieren, einen unangemessenen Einsatz       interdisziplinären Leitlinie. Auf eine Finan-
nen Jahren signifikant gestiegen. Zudem ist    bestimmter Antibiotikaklassen und damit die      zierung durch die pharmazeutische Industrie
                                               Entwicklung von Resistenzen zu vermeiden.        wurde bewusst verzichtet, Themen und Inhalte
bekannt, dass verschiedene Antibiotikasub-
                                               „Antibiotic-Stewardship-Aspekte“ haben die       der Leitlinie wurden so in keiner Weise beein-
stanzen einen unterschiedlichen Selektions-
                                               therapeutischen Empfehlungen der Leitlinie       flusst. Die vollständige konsentierte S3-Leitli-
druck auf die an der Infektion beteiligten     wesentlich geprägt. Eine breite Implementie-     nie hat eine Gültigkeit bis 2022 und steht auf
bakteriellen Erreger ausüben, aber auch auf    rung in alle behandelnden Fachgruppen ist        der Webseite der AWMF und anderen beteilig-
die nicht an der Infektion beteiligte Stand-   notwendig, um eine vorausschauende Anti-         ten Gesellschaften zum kostenlosen Herunter-
ortflora. Antibiotikaresistenzen stellen da-   biotikapolitik zu gewährleisten und damit eine   laden in Kurz- und Langversion zur Verfügung
her ein steigendes globales Problem dar, das   Versorgungsverbesserung zu erzielen.             [5]. Die Leitlinienarbeitsgruppe setzt sich aus

552     Bayerisches Ärzteblatt 11/2017
S3-Leitlinie: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen - Bayerisches ...
Titelthema

                                                                                                                      Dr Jennifer Kranz,
                                                                                                                      Dr. Stefanie Schmidt,
                                                                                                                      Apl. Professor Dr. Dr. h. c. Kurt Naber

Vertretern der beteiligten Fachgesellschaften             Reserveantibiotika (insbesondere der Fluor-             neue Studien differenzierter dargestellt
zusammen: DGU, UroEvidence@Deutsche Ge-                   chinolone und Cephalosporine).                          werden.
sellschaft für Urologie, Berlin, Deutsche Ge-
sellschaft für Allgemein- und Familienmedizin          » Die Empfehlung zur symptomatischen Be-                » Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und
(DEGAM), Deutsche Gesellschaft für Gynäko-                handlung unkomplizierter Harnwegsinfek-                 Prophylaxe (nicht antibiotische- und anti-
logie und Geburtshilfe (DGGG), Deutsche Ge-               tionen konnten aufgrund neuer Evidenz                   biotische Maßnahmen) rezidivierender Harn-
sellschaft für Nephrologie (DGfN), Deutsche               bestärkt werden.                                        wegsinfektionen wurden implementiert.
Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie
(DGHM), Deutsche Gesellschaft für Infektiolo-          » Mögliche Kollateralschäden durch unter-
gie (DGI), Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Che-             schiedliche Antibiotika sind umfangreicher           Welche Patientengruppen sollten
motherapie (PEG), Deutsche Gesellschaft für               dargestellt und wurden in den Empfehlun-             voneinander unterschieden werden?
Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin                 gen explizit berücksichtigt.
(DGKL), ICA-Deutschland e. V., Förderverein                                                                    Patientengruppen mit unkomplizierten Harn-
Interstitielle Zystitis (ICA), Arbeitskreis Kran-      » Die Bedeutung einer asymptomatischen                  wegsinfektionen (wichtige Definitionen der
kenhaus- und Praxishygiene der AWMF sowie                 Bakteriurie bei Schwangeren konnte durch             Leitlinie siehe Infokasten) sollten hinsichtlich
dem Bundesverband Deutscher Krankenhaus-
apotheker (ADKA).

Die Empfehlungsgrade (je nach Stärke der Emp-            Evidenzgrad                                                                Empfehlungsgrad
fehlung: soll/soll nicht, sollte/sollte nicht, kann)     Bezeichnung                                                                Bezeichnung
wurden von den Mitgliedern der Leitlinien-
gruppe unter Bezugnahme auf die Einteilung
nach Abbildung 1 ausgesprochen.                          Hoch                                                                      Starke Empfehlung A
                                                         Klasse I                                                                  „soll“

Wesentliche Neuerungen
der aktualisierten S3-Leitlinie                          Mäßig                                                                     Empfehlung B
                                                         Klasse II                                                                 „sollte“
» Überarbeitete Empfehlungen zur antibio-
   tischen Therapie unkomplizierter Harn-                Schwach                                                                   Empfehlung offen C
   wegsinfektionen. Diese erweitern einerseits           Klasse III, IV, V                                                         „kann“
   das therapeutische Spektrum durch die                                                                                           Keine Aussage möglich D
   Aufnahme neuer Antibiotika, gleichzeitig
   verstärken sie die Empfehlungen gegen               Abbildung 1: Von der Evidenz zur Empfehlung – Visualisierung der klinischen Beurteilung als Prozess der
   den unkritischen Einsatz nicht indizierter          kriteriengestützten Konsensus-Entscheidung

                                                                                                                     Bayerisches Ärzteblatt 11/2017             553
S3-Leitlinie: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen - Bayerisches ...
Titelthema

Diagnostik, Therapie und Prävention unterschie-   Wie diagnostiziere ich eine                         Praktisch (außerhalb von Studien) ist eine mög-
den werden:                                                                                           lichst präzise Diagnose kein Selbstzweck, son-
                                                  unkomplizierte Harnwegsinfektion?                   dern dient zur Therapieentscheidung. Diese soll
» Nicht-schwangere Frauen in der Prämeno-                                                             einerseits den individuellen Patienten vor Kom-
   pause ohne sonstige relevante Begleiter-       Trotz ihrer Häufigkeit und Bedeutung in der täg-    plikationen schützen und Symptome beheben,
   krankungen (Standardgruppe),                   lichen Praxis stellt die korrekte Diagnose einer    andererseits das Risiko einer Übertherapie mit
                                                  behandlungsbedürftigen Harnwegsinfektion            unnötiger Induktion von Resistenzen minimie-
» Schwangere      ohne sonstige      relevante    eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Die Sicherung      ren. Indikationen für die Durchführung einer
   Begleiterkrankungen,                           der Diagnose allein aufgrund klinischer Kriterien   Urinkultur sind Abbildung 2 zu entnehmen.
                                                  ist mit einer Fehlerquote von bis zu einem Drit-
» Frauen in der Postmenopause ohne sonstige       tel behaftet [6, 7]. Nur die Durchführung einer     Empfohlen werden daher – je nach Patienten-
   relevante Begleiterkrankungen,                 Urinkultur mit Bestimmung auch niedriger Er-        gruppe – spezifische diagnostische Strategien,
                                                  regerzahlen, Differenzierung und Empfindlich-       da sich Art und Häufigkeit von Komplikationen
» Jüngere Männer ohne sonstige relevante          keitsprüfung, könnte in der Zusammenschau mit       in einzelnen Patientengruppen unterscheiden.
   Begleiterkrankungen,                           den klinischen Symptomen die diagnostische          Im Folgenden werden nur die Statements/Emp-
                                                  Ungenauigkeit verringern (Goldstandard). Eine       fehlungen für die Standardgruppe genannt
» Patienten mit Diabetes mellitus und stabiler    solche Maximaldiagnostik bei nicht selektierten     (nicht schwangere Frauen in der Prämeno-
   Stoffwechsellage ohne sonstige relevante       Patienten ist jedoch weder ökonomisch sinnvoll      pause). Für die anderen definierten Patienten-
   Begleiterkrankungen.                           [8], noch im Alltag praktikabel.                    gruppen sind die aktuellen Empfehlungen und
                                                                                                      Statements der Leitlinie zu entnehmen.

                                                                                                      Eine einmalige moderate bis starke Hämatu-
                                                                                                      rie (sichtbares Blut im Urin) kommt bei ca. 20
                                                                                                      Prozent der Patientinnen beim Vorliegen einer
                                                                                                      hämorrhagischen unkomplizierter Zystitis vor.
                                                                                                      Trotzdem kann es sich dabei um eine unkom-
                                                                                                      plizierte Zystitis handeln, wenn die sonstigen
                                                                                                      Kriterien dafür erfüllt sind.
 Wichtige Definitionen der S3-Leitlinie
                                                                                                      Nicht schwangere Frauen in der
 Unkomplizierte Harnwegsinfektion                                                                     Prämenopause (Standardgruppe)
 Eine Harnwegsinfektion wird als unkompliziert eingestuft, wenn im Harntrakt keine relevan-           Diagnostik der akuten unkomplizierten Zystitis
 ten funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine relevanten Nierenfunktionsstörungen             Bei Frauen, die keine Risikofaktoren für kom-
 und keine relevanten Begleiterkrankungen/Differenzialdiagnosen vorliegen, die eine Harn-             plizierte Harnwegsinfektionen aufweisen, typi-
 wegsinfektion bzw. gravierende Komplikationen begünstigen.                                           sche Symptome (Schmerzen beim Wasserlassen,
                                                                                                      Pollakisurie, imperativer Harndrang) beklagen,
                                                                                                      keine vaginalen Beschwerden (Juckreiz, verän-
 Zystitis
                                                                                                      derter Ausfluss) haben, bei denen kein Fieber
 Eine untere Harnwegsinfektion (Zystitis) wird angenommen, wenn sich die akuten
                                                                                                      und kein Flankenschmerz vorliegt, kann das
 Symptome nur auf den unteren Harntrakt beziehen, zum Beispiel neu aufgetretene
                                                                                                      Vorliegen einer unkomplizierten Zystitis mit
 Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie), imperativer Harndrang, Pollakisurie,
                                                                                                      hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden
 Schmerzen oberhalb der Symphyse.
                                                                                                      (Evidenzgrad – EG – IIa). Eine Urinkultur ist bei
                                                                                                      Frauen mit eindeutiger klinischer Symptomatik
 Pyelonephritis                                                                                       einer unkomplizierten, nicht rezidivierenden
 Eine obere Harnwegsinfektion (Pyelonephritis) sollte dann angenommen werden, wenn                    oder therapierefraktären Zystitis nicht erfor-
 sich bei den akuten Symptomen, zum Beispiel Flankenschmerz, ein klopfschmerzhaftes                   derlich. Bei der Erstmanifestation einer akuten
 Nierenlager und/oder Fieber (> 38 °C) finden.                                                        Harnwegsinfektion oder, falls die Patientin dem
                                                                                                      Arzt nicht bekannt ist, sollte daher eine Anam-
 Asymptomatische Bakteriurie                                                                          nese und gegebenenfalls eine symptombezoge-
 Bei der asymptomatischen Bakteriurie wird in der Regel eine Kolonisation, nicht aber eine            ne ärztliche Untersuchung erfolgen (EG V-B).
 Infektion angenommen. Eine klinisch symptomatische Harnwegsinfektion muss von einer                  Mit dem validierten Fragebogen ACSS (Acute
 asymptomatischen Bakteriurie unterschieden werden, was sowohl für das diagnostische als              Cystitis Symptom Score) [9, 10] kann aufgrund
 auch therapeutische Vorgehen wichtig ist. Deshalb soll ein Begriff wie „asymptomatische              klinischer Kriterien die Diagnose einer unkom-
 Harnwegsinfektion“ nicht mehr verwendet werden, da er missverständlich ist und nicht                 plizierten Zystitis mit hoher Sicherheit gestellt,
 zwischen beiden Formen unterscheidet.                                                                der Schweregrad der Beschwerden einge-
                                                                                                      schätzt, der Verlauf beobachtet und der Thera-
                                                                                                      pieeffekt messbar gemacht werden (EG IIb).
 Rezidivierende Harnwegsinfektion
 Eine rezidivierende Harnwegsinfektion wird angenommen, wenn eine Rezidivrate von
                                                                                                      Diagnostik der akuten unkomplizierten
 mehr als zwei symptomatischen Episoden innerhalb von sechs Monaten oder mehr als drei
                                                                                                      Pyelonephritis
 symptomatische Episoden innerhalb von zwölf Monaten vorliegt.
                                                                                                      Bei Verdacht auf eine akute unkomplizierte Py-
                                                                                                      elonephritis, also dem Vorliegen von zum Bei-

554      Bayerisches Ärzteblatt 11/2017
Titelthema

                                                                                                                  Keine Therapie, keine Kultur, asymp-
                                                                                                     Nein         tomatische Bakteriurie/asymptomati-
                                                                                                                       sche Dauerkatheterträger
              Symptomatischer                                      Patient mit spezieller
          Patient – Dysurie, Algurie,                            Indikation, zum Beispiel
                                                 Nein
          Pollakisurie, Fieber, Kopf-                         Schwangerschaft, Intervention
           schmerzen, Leukozyten                                       im Harntrakt
                                                                                                                  Bakterienkultur mit Empfindlichkeits-
                                                                                                       Ja          prüfung, gezielte Therapie sobald
                                                                                                                    Empfindlichkeitstestung vorliegt

                       Ja

                                                                                                                   Kalkulierte Therapie, Kultur nur Zu-
            Unkomplizierte Zystitis                               Klinische Entscheidung:
                                                  Ja                                                     Ja       nahme der regionalen Resistenzsitu-
            der Frau mit geringem                               Eindeutiger Fall für Therapie
                                                                                                                  ation gegenüber Standardantibiotika
                    Risiko

                                                                      Nein, nicht sicher
                      Nein

    Andere Patienten, zum Beispiel obe-
     re Harnwegsinfektion, komplizierte                            Nitritnachweis positiv?                          Ja
            Harnwegsinfektion

                                                                             Nein

                                                                                                                   Ausnahmen, zum Beispiel Schwan-
                                         Ja                    Leukozytennachweis positiv?                         gerschaft; dann weiter unter Patient
                                                                                                                        mit spezieller Indikation

                                                                             Nein

                                                                                     Reevaluation der klinischen Symptomatik
    Bakterienkultur mit Empfindlichkeits-
     prüfung UND kalkulierte Therapie
                                                           Optionen nach individueller Entscheidung:
                                                           » abwartendes Offenlassen, gegebenenfalls mit symptomatischer Behandlung
     Gezielte Therapie sobald Identifizie-
                                                           » kalkulierte antibiotische Therapie
      rung bzw. Empfindlichkeitsprüfung
                                                           » weitere Abklärung (gegebenenfalls gynäkologische, nephrologische,
                  vorliegen
                                                             urologische Untersuchung)

Abbildung 2: Entscheidungsbaum – Diagnostik und Therapie bei symptomatischen Patienten (klinisch-mikrobiologischer Diagnostikpfad).

                                                                                                                    Bayerisches Ärzteblatt 11/2017        555
Titelthema

spiel Flankenschmerz, einem klopfschmerzhaf-           einmalig eine Sonografie erfolgen. Eine wei-            Behandlung der akuten unkomplizierten
ten Nierenlager und/oder Fieber (> 38 °C) folgt        tere invasive Diagnostik sollte nicht erfolgen          Zystitis (Standardgruppe)
die Anamnese den allgemeinen Grundsätzen.              (EG Ib-B). Jedoch sollten bei Patientinnen mit          Die Spontanheilungsraten der akuten unkom-
Zusätzlich soll eine körperliche Untersuchung          einer persistierenden Hämaturie oder persis-            plizierten Zystitis sind hoch und liegen nach
und Urinuntersuchung einschließlich Kultur             tierendem Nachweis von anderen Erregern als             einer Woche bei etwa 30 bis 50 Prozent. Bei
durchgeführt werden (EG V-A). Zudem sollen             Escherichia coli weitere Untersuchungen zum             der Therapie geht es deshalb im Wesentlichen
zum Ausschluss von komplizierenden Faktoren            Beispiel Urethrozystoskopie sowie eine weitere          darum, die klinischen Symptome rascher zum
weitergehende Untersuchungen (zum Beispiel             Bildgebung erfolgen (EG V-B).                           Abklingen zu bringen. In den wenigen placebo-
Sonografie) erfolgen (EG V-A).                                                                                 kontrollierten Studien konnte gezeigt werden,
                                                                                                               dass mit einer Antibiotikatherapie im Vergleich
Diagnostik der asymptomatischen Bakteriurie            Wie behandle ich eine                                   zu Placebo die Symptome signifikant rascher
Bei nicht schwangeren Frauen ohne sonstige             unkomplizierte Harnwegsinfektion?                       abklingen [11]. In einer aktuellen Studie von
relevante Begleiterkrankungen soll kein Scree-                                                                 Gágyor et al. [13] wurde der Effekt einer primär
ning auf eine asymptomatische Bakteriurie er-                                                                  symptomatischen Behandlung mit Ibuprofen
folgen (EG Ia-A).                                      Im Folgenden werden nur die Therapieempfeh-             mit einer sofortigen antibiotischen Behandlung
                                                       lungen für die Standardgruppe genannt (nicht-           verglichen. Etwa zwei Drittel der Patientinnen
Diagnostik rezidivierender Harnwegs-                   schwangere Frauen in der Prämenopause). Für             mit der rein symptomatischen Behandlung ha-
infektionen                                            die anderen definierten Patientengruppen sind           ben kein Antibiotikum benötigt [12]. Vor die-
Bei Patientinnen mit rezidivierenden Harn-             die aktuellen Empfehlungen und Statements               sem Hintergrund kann Patientinnen mit einer
wegsinfektionen sollte eine Urinkultur und             der Leitlinie zu entnehmen.                             akuten unkomplizierten Zystitis eine nicht-

 Substanz                   Tagesdosierung        Dauer                   Eradikationsrate bei       Empfindlichkeit      Kollateral-         Sicherheit/
                                                                          sensiblen Erregern                              schäden             geringe Nebenwir-
                                                                                                                                              kungen (UAW)
 Folgende Antibiotika sollen bei der Therapie der unkomplizierten Zystitis vorzugsweise eingesetzt werden
 Fosfomycin-                3.000 mg, 1 x tgl.    1 Tag                   ++                         +++                  +++                 +++
 Trometamol
 Nitrofurantoin             50 mg, 4 x tgl.       7 Tage                  +++                        +++                  +++                 ++
 Nitrofurantoin RT          100 mg, 2 x tgl.      5 Tage                  +++                        +++                  +++                 ++
 Retardform
 Nitroxolin                 250 mg, 3 x tgl.      5 Tage                  +++                        +++                  +++                 +++
 Pivmecillinam              400 mg, 2-3 x tgl.    3 Tage                  +++                        +++                  +++                 +++
 Trimethoprim soll nicht als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden, wenn die lokale Resistenzsituation von Escherichia coli > 20 Prozent liegt.
 Trimethoprim               200 mg, 2 x tgl.      3 Tage                  +++                        + (+)                ++                  ++ (+)
 Folgende Antibiotika sollen bei der Therapie der unkomplizierten Zystitis nicht als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden
 Cefpodoxim-Proxetil        100 mg, 2 x tgl.      3 Tage                  ++                         ++                   +                   +++
 Ciprofloxacin              250 mg, 2 x tgl.      3 Tage                  +++                        ++                   +                   ++
 Cotrimoxazol               160/800 mg,           3 Tage                  +++                        + (+)                ++                  ++
                            2 x tgl.
 Levofloxacin               250 mg, 1 x tgl.      3 Tage                  +++                        ++                   +                   ++
 Norfloxacin                400 mg, 2 x tgl.      3 Tage                  +++                        ++                   +                   ++
 Ofloxacin                  200 mg, 2 x tgl.      3 Tage                  +++                        ++                   +                   ++
 Zeichenerklärung           Eradikation           Empfindlichkeit         Kollateralschaden                               Sicherheit/geringe
                                                                                                                          Nebenwirkungen (UAW)
 +++                        > 90 Prozent          > 90 Prozent            wenig Selektion multiresistenter Erreger,       Hohe Sicherheit, geringe UAW
                                                                          wenig Resistenzentwicklung gegenüber
                                                                          der eigenen Antibiotikaklasse
 ++                         80 bis 90 Prozent     80 bis 90 Prozent       wenig Selektion multiresistenter Erreger,       Schwere UAW möglich
                                                                          Resistenzentwicklung gegenüber der
                                                                          eigenen Antibiotikaklasse
 +                          < 80 Prozent          < 80 Prozent            Selektion multiresistenter Erreger,             n. a.
                                                                          Resistenzentwicklung gegenüber der
                                                                          eigenen Antibiotikaklasse
Tabelle 1: Empfohlene empirische Antibiotika-Kurzzeittherapie der unkomplizierten Zystitis bei Frauen in der Prämenopause (Standardgruppe).
Listung in alphabetischer Reihenfolge.

556       Bayerisches Ärzteblatt 11/2017
Titelthema

antibiotische Behandlung angeboten werden. Bei der Entscheidung
für eine Therapie sollten die Präferenzen der Patientinnen angemessen
berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für die primär nicht-
antibiotische Behandlung, die mit der Inkaufnahme einer höheren
Symptomlast einhergehen kann. Eine partizipative Entscheidungsfin-                      meine

                                                                            Anzeige
dung mit den Patientinnen ist notwendig.

Management der asymptomatischen Bakteriurie
Für die Therapie der asymptomatischen Bakteriurie ergeben sich fol-
gende Aspekte: Bei Patienten, die sich einer erwartungsgemäß schleim-
hauttraumatisierenden Intervention im Harntrakt unterziehen müssen,
erhöhen asymptomatische Bakteriurien das Infektionsrisiko. Deshalb
soll in diesen Fällen nach einer asymptomatischen Bakteriurie gesucht
und diese gegebenenfalls behandelt werden [13]. Die Evidenz liegt vor
allem für die transurethrale Prostataresektion vor. Bei Eingriffen mit
niedrigem Risiko, wie zum Beispiel flexibler Urethrozystoskopie, gibt es
keine derartige Evidenz.

Kazemier et al. zeigten, dass sich das Risiko für eine Harnwegsinfektion
bei Schwangeren mit einer nicht oder mit Placebo behandelten asymp-
tomatischen Bakteriurie von ca. 7,9 Prozent auf 20,2 Prozent erhöht
                                                                                            mehr Zeit
(Pyelonephritis von 0,6 Prozent auf 2,4 Prozent) [14]. Bei den nicht the-
rapierten Patientinnen wurde das Risiko für eine Frühgeburt durch eine
                                                                                            mehr Geld
asymptomatische Bakteriurie jedoch nicht erhöht [15].
                                                                                             Unsere Kunden
Aspekte der Antibiotikatherapie                                                             bewerten uns mit:
Bei der Auswahl eines Antibiotikums sind folgende Kriterien zu berück-
                                                                                               sehr gut
sichtigen:

» individuelles Risiko des Patienten,

» Erregerspektrum und Antibiotikaempfindlichkeit,
                                                                                                                                www.medas.de
» Effektivität der antimikrobiellen Substanz,

» unerwünschte Arzneimittelwirkungen,
                                                                                      Privatabrechnung für Ärzte
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   ten (Kollateralschaden) und/oder die Allgemeinheit (epidemiologi-                  Privatabrechnungen und übernimmt auch die Absprache mit
   sche Auswirkungen),
                                                                                      Patienten und Versicherungen.
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   bzw. Maßnahmen verstanden, die die Qualität der Antiinfektivabe-                   waltungsaufgaben fallen für Sie weg.
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Aus der Gruppe der für die Therapie der unkomplizierten Zystitis prin-
zipiell geeigneten oralen Antibiotika bzw. Antibiotikaklassen – Amino-                Ansprechpartner: Peter Wieland | Telefon 089 14310-115
penicilline in Kombination mit einem Betalaktamase-Inhibitor, Cepha-                  Messerschmittstraße 4 | 80992 München
losporine der Gruppe 2 und 3, Fluorchinolone, Fosfomycin-Trometa-
mol, Nitrofurantoin, Nitroxolin, Pivmecillinam, Trimethoprim bzw. Co-
trimoxazol – ist die Gefahr für mikrobiologische Kollateralschäden in
Form von Selektion multiresistenter Erreger oder einem erhöhten Risi-
ko für eine Clostridium-difficile-assoziierte Colitis bei Fluorchinolonen
und Cephalosporinen am höchsten.
                                                                                      Mit Medas geht
Die klinische Konsequenz einer vermehrten Resistenz gegenüber Flu-                    die Rechnung auf.
orchinolonen und/oder Cephalosporinen sollte im Hinblick auf die not-
wendige Verwendung dieser Substanzen auch bei anderen Indikationen

                                                                                                                Bayerisches Ärzteblatt 11/2017   557
Titelthema

zudem als gravierender eingestuft werden als              Vom Robert Koch-Institut (https://ars.rki.de/)            akuten unkomplizierten Zystitis sollen Erreger-
die der anderen genannten Antibiotika. Fluor-             wurde die Infrastruktur für eine flächende-               und Resistenzlage, Gefahr einer Resistenzin-
chinolone und Cephalosporine sollen nicht als             ckende Surveillance der Antibiotika-Resistenz             duktion sowie individuelle patientenbezogene
Antibiotika der ersten Wahl bei der unkompli-             etabliert, die sowohl die stationäre Kran-                Faktoren (zum Beispiel Schwere der Sympto-
zierten Zystitis eingesetzt werden (Tabelle 1).           kenversorgung als auch den Sektor der am-                 matik, Risiko von unerwünschten Arzneimittel-
Ärzte, die sich mit der Therapie von Harn-                bulanten Versorgung abdeckt. Damit sollen                 wirkungen (Tabelle 1), Rezidiven, aszendieren-
wegsinfektionen befassen, sollten sich über das           belastbare Daten zur Epidemiologie der Anti-              den Infektionen) beachtet werden.
Erregerspektrum und die Resistenzentwicklung              biotika-Resistenz in Deutschland bereitgestellt
in ihrer Region informieren. Quellen dafür sind           sowie differenzielle Aussagen nach Struktur-              Behandlung der akuten unkomplizierten
nationale Studien, Auswertungen des betreu-               merkmalen der Krankenversorgung und nach                  Pyelonephritis (Standardgruppe)
enden Labors (hier ist der Selektionsbias zu              Regionen möglich werden.                                  Es besteht Konsens, dass bei der akuten un-
beachten, der in der Regel zu einer Überschät-                                                                      komplizierten Pyelonephritis in jedem Fall eine
zung von Resistenzen führt), sowie eigene Aus-            Bei der Entscheidung über die differenzierte              wirksame Antibiotikatherapie so früh wie mög-
wertungen.                                                Auswahl eines Antibiotikums zur Therapie der              lich zum Einsatz kommen soll, denn mögliche,

 Substanz                    Tagesdosierung          Dauer                   Eradikationsrate bei        Empfindlichkeit        Kollateral-       Sicherheit/
                                                                             sensiblen Erregern                                 schäden           geringe Nebenwir-
                                                                                                                                                  kungen (UAW)
 Orale Therapie bei leichten bis moderaten Verlaufsformen
 Ciprofloxacin 1             500 bis 750 mg,         7 bis 10 Tage           +++                         ++                     +                 ++
                             2 x tgl.
 Levofloxacin                750 mg, 1 x tgl.        5 Tage                  +++                         ++                     +                 ++
 Cefpodoxim-Proxetil         200 mg, 2 x tgl.        10 Tage                 +++                         ++                     +                 +++
 Ceftibuten 7                400 mg, 1 x tgl.        10 Tage                 +++                         ++                     +                 +++
 Initiale parenterale Therapie bei schweren Verlaufsformen
 Nach Besserung kann bei Erregerempfindlichkeit eine orale Sequenztherapie mit einem der oben genannten oralen Therapieregime eingeleitet
 werden. Die Gesamttherapiedauer beträgt ein bis zwei Wochen, daher wird für die parenteralen Antibiotika keine Therapiedauer angegeben.
 Mittel der ersten Wahl
 Ciprofloxacin               400 mg,                                         +++                         ++                     +                 ++
                             (2) bis 3 x tgl.
 Levoploxacin                750 mg, 1 x tgl.                                +++                         ++                     +                 ++
 Ceftriaxon 1, 4             (1) bis 2 g, 1 x tgl.                           +++                         ++                     +                 +++
               2
 Cefotaxim                   2 g, 3 x tgl.                                   +++                         ++                     +                 +++
 Mittel der zweiten Wahl
 Amoxicillin/                2,2 g, 3 x tgl.                                 ++                          +                      +++               +++
 Clavulansäure 2, 3
 Amikacin                    15 mg/kg, 1 x tgl.                              ++                          ++                     ++                + (+)
 Gentamicin                  5 mg/kg, 1 x tgl.                               ++                          ++                     ++                + (+)
 Cefepim 1, 4                (1) bis 2 g, 2 x tgl.                           +++                         ++                     +                 +++
 Ceftazidim 2                (1) bis 2 g, 3 x tgl.                           +++                         ++                     +                 +++
 Ceftazidim/Avibactam        2,5 g, 3 x tgl.                                 +++                         +++                    ++                +++
 Ceftolozan/                 1,5 g, 3 x tgl.                                 +++                         +++                    ++                +++
 Tazobactam
 Piperacillin/               4,5 g, 3 x tgl.                                 +++                         +++                    ++                +++
 Tazobactam 1, 4
 Ertapenem 4, 5              1 g, 1 x tgl.                                   +++                         +++                    ++                +++
 Imipenem/                   1 g/1 g, 3 x tgl.                               +++                         +++                    ++                +++
 Cilastatin 1, 4, 5
 Meropenem 4, 5, 6           1 g, 3 x tgl.                                   +++                         +++                    ++                +++
Tabelle 2: Empfohlene empirische Antibiotikatherapie der unkomplizierten Pyelonephritis bei Frauen in der Prämenopause (Standardgruppe).
1
  Niedrige Dosierung untersucht, hohe Dosierung von Experten empfohlen. 2 Nicht bei akuter unkomplizierter Pyelonephritis als Monosubstanz untersucht.
3
  Hauptsächlich für Gram-positive Erreger. 4 Gleiches Protokoll für akute unkomplizierte Pyelonephritis und komplizierter Harnwegsinfektion (Stratifikation nicht
immer möglich).5 Nur bei ESBL-Resistenzen > zehn Prozent. 6 Nur hohe Dosierung untersucht. 7 In Deutschland nicht mehr im Handel.

558        Bayerisches Ärzteblatt 11/2017
Titelthema

wenn auch nicht häufige Nierenschädigungen,       verhalten mit dem Ziel einer Urinmenge von ca.    vention über drei bis sechs Monate eingesetzt
können durch die Zeitdauer, die Schwere und       1,5 l/Tag; übertriebene Intimhygiene; Gebrauch    werden (EG IV-B). Die empfohlenen Wirkstof-
die Häufigkeit solcher Infektionen begünstigt     von Spermiziden; Rate von Harnwegsinfekti-        fe sowie die Einschränkungen und Vorsichts-
werden. Bei der Entscheidung über die dif-        onen korreliert mit Genitalkontakten; BMI >       maßnahmen bei einem Langzeitgebrauch sind
ferenzierte Auswahl eines Antibiotikums zur       30 erhöht das Risiko für Harnwegsinfektionen.     der Langfassung zu entnehmen. Besteht ein
Therapie der akuten unkomplizierten Pyelo-        Wurden diese Präventionsmaßnahmen adäquat         Zusammenhang mit dem Geschlechtsverkehr,
nephritis sollen Eradikationsraten, Empfind-      umgesetzt und bestehen weiterhin rezidivie-       sollte als Alternative zur antibiotischen Lang-
lichkeit, und Besonderheiten im Hinblick auf      rende Harnwegsinfektionen, sollte vor Beginn      zeitprävention eine postkoitale Einmalpräven-
unerwünschte Arzneimittelwirkungen berück-        einer antibiotischen Langzeitprävention das       tion erfolgen.
sichtigt werden (Tabelle 2). Aufgrund der im      Immunprophylaktikum UroVaxom® (OM-89)
Vergleich zur akuten unkomplizierten Zystitis     oral über drei Monate eingesetzt werden (EG       Die Zusammensetzung der Leitliniengrup-
deutlich niedrigeren Prävalenz der akuten un-     Ia-B), ebenfalls kann das Immunprophylakti-       pe sowie die Interessenskonflikte aller
komplizierten Pyelonephritis stellt der Faktor    kum StroVac® (vormals Solco-Urovac®) pa-          Autoren finden Sie unter www.awmf.org/
Resistenzinduktion bei der Empfehlung der         renteral mit drei Injektionen in wöchentlichen    uploads/tx_szleitlinien/043 - 044l_S3 _
Antibiotikatherapie einen weniger wichtigen       Abständen verwendet werden (EG Ib-C). Bei         Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf
Faktor dar.                                       häufig rezidivierender Zystitis der Frau kann
                                                  darüber hinaus Mannose empfohlen werden           Das Literaturverzeichnis kann im Internet
                                                  (EG Ib-C). Alternativ können verschiedene         unter www.bayerisches- ärzteblatt.de
Welche präventiven Maßnahmen                      Phytotherapeutika (zum Beispiel Präparate aus     (Aktuelles Heft) abgerufen werden.
kann ich bei rezidivierenden                      Bärentraubenblättern – maximal einen Monat,
Harnwegsinfektionen ergreifen?                    Kapuzinerkressekraut/Meerrettichwurzel), er-
                                                  wogen werden (EG Ib-C).
Bei rezidivierender Zystitis der Frau soll vor
jeder medikamentösen Langzeitpräventi-            Bei hohem Leidensdruck der Patientin sollte        Autoren
on eine ausführliche Beratung der Patientin       nach Versagen von Verhaltensänderungen und
zur Vermeidung von Risikoverhalten erfolgen       nicht-antibiotischen Präventionsmaßnahmen          Dr. Jennifer Kranz 1, 2,
(EG Ib-A): Unterkühlung; ausgewogenes Trink-      eine kontinuierliche antibiotische Langzeitprä-    Dr. Stefanie Schmidt 2,
                                                                                                     Apl. Professor Dr. Dr. h. c. Kurt Naber 3,

                                                                                                     1 Klinik für Urologie und Kinderurologie,
 Das Wichtigste in Kürze
                                                                                                       St. Antonius-Hospital, Akademisches
                                                                                                       Lehrkrankenhaus der RWTH Aachen,
 Unkomplizierte, bakterielle, ambulant erworbene Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen und ihre          Eschweiler
                                                                                                     2 UroEvidence@Deutsche Gesellschaft
 antibiotische Therapie üben aufgrund ihrer Häufigkeit einen enormen Antibiotikaselektionsdruck
 auf die beteiligten Bakterien aber auch auf die kollaterale Flora aus, woraus ein signifikanter       für Urologie, Berlin
                                                                                                     3 Ehem. Chefarzt Urologische Klinik
 Einfluss auf die Selektion antibiotikaresistenter Bakterien resultiert.
                                                                                                       St. Elisabeth, Straubing (Urologische Klinik,
 Ein umsichtiger Umgang mit Antibiotika in diesem Bereich ist deswegen von außerordentlichem           Technische Universität München)
 Interesse, um auf lange Sicht die Nachhaltigkeit der antibiotischen Therapie zu sichern.
                                                                                                     Korrespondenzadresse:
 „Antibiotic-Stewardship-Aspekte“ haben wesentlich die therapeutischen Empfehlungen dieser           Dr. Jennifer Kranz, FEBU, Klinik für Urologie
 Leitlinie geprägt. Die evidenz- und konsensbasierten Empfehlungen der aktualisierten S3-Leitli-     und Kinderurologie, St. Antonius-Hospital,
 nie bedürfen deswegen einer breiten Implementierung in alle mit Harnwegsinfektionen betrau-         Akademisches Lehrkrankenhaus der RWTH
 ten Fachgruppen, um eine Versorgungsverbesserung zu erreichen und damit eine vorausschau-           Aachen, Dechant-Deckers-Str. 8, 52249
 ende Antibiotikapolitik gewährleisten zu können. Dies ist auch im Sinne der globalen Strategie      Eschweiler, Tel. 02403 761261, E-Mail:
 der Antibiotic-Stewardship-Empfehlungen.                                                            jennifer.kranz@sah-eschweiler.de

                         Erste Hilfe.                                     Selbsthilfe.
     brot-fuer-die-welt.de/selbsthilfe IBAN: DE10100610060500500500

                                                                                                         Bayerisches Ärzteblatt 11/2017              559
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