Können Alkoholabhängige ihre Trinkmengen durch eine Kombination von Medikamenten und Kurzinterventionen dauerhaft reduzieren?

 
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SUCHT, 61 (1), 2015, 29 – 36

                                                                                                                                                                                                                                                                                Positionspapier
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                             Können Alkoholabhängige ihre
                                                                                                                                                                                   Trinkmengen durch eine
                                                                                                                                                                        Kombination von Medikamenten und
                                                                                                                                                                              Kurzinterventionen dauerhaft
                                                                                                                                                                                               reduzieren?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Karl Mann
                                                                                                                                                                                                              Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, Baden-Württemberg

                                                                                                                                                                           Zusammenfassung: Hintergrund: Die traditionelle Behandlung von Alkoholabhngigen in Deutschland ist erfolgreich, allerdings nehmen
                                                                                                                                                                           sie nur rund 10 Prozent der Betroffenen wahr. Ein Grund hierfr liegt in der Forderung nach lebenslanger Abstinenz. Fragestellung: Es
                                                                                                                                                                           fragt sich daher, ob eine Erniedrigung dieser sehr hohen Eingangsschwelle zu einer strkeren Nachfrage fhrt. Weiter ist zu fragen, ob
                                                                                                                                                                           alternative Angebote zum Beispiel mit dem Therapieziel der Konsumreduktion empirisch hinreichend belegt sind, um auch fr den
                                                                                                                                                                           Bereich der Alkoholtherapie einen Schaden minimierenden Ansatz in Deutschland einzufhren. Ergebnisse: Eine amerikanische und eine
                                                                                                                                                                           englische Studie (Project MATCH und UKATT) belegen, dass mittels Psychotherapie eine Trinkmengenreduktion bei Alkoholabhn-
                                                                                                                                                                           gigen ber lngere Zeitrume mçglich ist. Gleiches gilt fr Medikamente wie zum Beispiel den Opioidmodulator Nalmefen. Bei rund 2400
                                                                                                                                                                           in Europa behandelten Patienten zeigte sich ein stabiler Rckgang des Konsums bereits in der Kontrollgruppe (Kurzintervention plus
                                                                                                                                                                           Plazebo). Dieser Rckgang war signifikant strker in der Gruppe ,Nalmefen plus Kurzintervention. Die Substanz wurde von der euro-
                                                                                                                                                                           pischen Zulassungsbehçrde (EMA) 2013 zugelassen und wurde 2014 in Deutschland eingefhrt. Schlussfolgerungen: Im vorliegenden
                                                                                                                                                                           Positionspapier wird skizziert wie Alkoholabhngigen wesentlich schneller und in grçßerem Umfang als bisher Hilfen angeboten werden
                                                                                                                                                                           kçnnen. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass sich Hausrzte zu einem strkeren Engagement fr Alkoholpatienten entschließen und so
                                                                                                                                                                           mehr Patienten fr das Hilfesystem gewonnen werden.

                                                                                                                                                                           Schlsselwçrter: Alkoholabhngigkeit, Abstinenz, Reduktion der Trinkmengen, Therapieziele, Nalmefen

                                                                                                                                                                           The potential of brief interventions and medication in reducing alcohol consumption in alcohol dependent individuals

                                                                                                                                                                           Abstract: Background: The traditional methods of treatment of alcoholism in Germany are successful but reach only about 10% of the
                                                                                                                                                                           alcohol-dependent patients. One reason seems to lie in the treatment goal of obtaining total abstinence, a rather high threshold especially
                                                                                                                                                                           for treatment-nave patients in the early phases of their addiction. Aims: This article reviews the evidence for a reduction of alcohol
                                                                                                                                                                           consumption as a new treatment paradigm that could represent a strategy of harm-reduction in alcoholism. Results: Two large
                                                                                                                                                                           psychotherapy trials in the United States (Project MATCH) and in the UK (UKATT) showed that alcohol reduction can be achieved and
                                                                                                                                                                           maintained in patients carrying a dependence diagnosis. Medications such as the opioid modulator Nalmefene have been tested and in some
                                                                                                                                                                           2400 patients proved to provide a stable reduction even in the control group with placebo plus brief intervention. This effect was
                                                                                                                                                                           significantly stronger in the patients randomized to Nalmefene plus brief intervention. On this basis the European Medicines Agency
                                                                                                                                                                           approved Nalmefene for the treatment of alcohol-dependent patients, and it was introduced into the German market in 2014. Conclusions:
                                                                                                                                                                           With this new option available general practitioners can become more engaged in the treatment of alcoholism, especially in patients in the
                                                                                                                                                                           early phases of dependence.

                                                                                                                                                                           Keywords: alcohol dependence, abstinence, reduced drinking, treatment goals, Nalmefene

                                                                                                                                                                           1. Artikel der Serie: Konsumreduktion psychoaktiver
                                                                                                                                                                           Substanzen als Therapieoption

                                                                                                                                                                        DOI: 10.1024/0939-5911.a000346                                               SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
30                                   K. Mann: Reduzierung des Alkoholkonsums

                                                                                                                                                                        Die abstinenzorientierte Behandlung                         angeschlossen und die Reduktion von Trinkmengen als
                                                                                                                                                                                                                                    intermedires Therapieziel anerkannt (GBA, 2014). Eine
                                                                                                                                                                        erreicht zu wenig Betroffene – welche                       bersicht ber die internationale Datenlage ist somit
                                                                                                                                                                        Konsequenzen sind möglich?                                  hochaktuell: auch in Deutschland muss eine kritische Dis-
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                                                                                    kussion auf der Basis der neuen Studien gefhrt werden.
                                                                                                                                                                                                                                    Hierzu will dieses Positionspapier einen Beitrag leisten.
                                                                                                                                                                        Nach dem neuesten Suchtsurvey gibt es in Deutschland
                                                                                                                                                                        ca. 1.9 Millionen Alkoholabhngige und rund 1.6 Millio-
                                                                                                                                                                        nen Menschen mit „schdlichem Gebrauch“ von Alkohol         Zur Wirksamkeit von
                                                                                                                                                                        (Pabst, Kraus, Gomes de Matos & Piontek, 2013). Alko-
                                                                                                                                                                        holabhngigen wird traditionell eine Therapie mit kçrper-
                                                                                                                                                                                                                                    Kurzinterventionen
                                                                                                                                                                        licher Entgiftung, qualifizierter Entzugsbehandlung und
                                                                                                                                                                        medizinischer Rehabilitation angeboten. Diese Behand-       Wir verstehen unter Kurzintervention eine einzelne oder
                                                                                                                                                                        lungen sind zwar „erfolgreich“, werden aber zu wenig        wiederholte Beratung zur Vernderung der Trinkgewohn-
                                                                                                                                                                        wahrgenommen (Wienberg, 2002): die stationre und am-       heiten (Abstinenz oder Reduktion). Sie wird durch medi-
                                                                                                                                                                        bulante Rehabilitation erreicht zusammen etwa 35.000        zinisches Fachpersonal (rzte, Krankenschwestern, Arzt-
                                                                                                                                                                        Patienten, in den Suchtmedizinischen Abteilungen der        helfer/Innen), Psycholog/Innen oder andere in Suchtfragen
                                                                                                                                                                        Psychiatrischen Kliniken werden etwa 200.000 „Flle“ pro    geschulte Berufsgruppen (z. B. Sozialarbeiter/Innen, So-
                                                                                                                                                                        Jahr mit Alkoholdiagnose (darunter auch Wiederaufnah-       zialpdagog/Innen) gegeben. Psychotherapien im engeren
                                                                                                                                                                        men) behandelt. Dagegen finden sich in den somatischen      Sinn fallen nicht unter diesen Begriff.
                                                                                                                                                                        Abteilungen der Krankenhuser rund 1,59 Millionen Pa-           Derzeit gibt es vier Cochrane Reviews und drei allge-
                                                                                                                                                                        tienten (Fleischmann, persçnliche Mitteilung, 2014) mit     meine Reviews, in denen diese Fragen behandelt werden.
                                                                                                                                                                        einer ihren Beschwerden zugrunde liegenden Alkohol-         Danach sind Kurzinterventionen im Allgemeinen wirksam
                                                                                                                                                                        problematik. Diesen Betroffenen wird in der Regel fr die   (Kaner et al., 2007; McQueen, Howe, Allan & Mains, 2009;
                                                                                                                                                                        zugrundeliegende Alkoholabhngigkeit keine „speziali-       Moreira, Smith & Foxcroft, 2009; Smedslund et al., 2011;
                                                                                                                                                                        sierte“ Behandlung angeboten. hnliche Zahlenverhlt-       Khadjesari, Murray, Hewitt, Hartley & Godfrey, 2011;
                                                                                                                                                                        nisse werden aus einer europischen Erhebung der WHO        Lundahl & Burke, 2009; Rooke, Thorsteinsson, Karpin,
                                                                                                                                                                        berichtet, danach kommen weniger als 10% der Alkohol-       Copeland & Allsop, 2010). Die NICE-Guidelines (NICE,
                                                                                                                                                                        abhngigen in spezifische Behandlung (Kohn, Saxena,         2011) empfehlen, dass professionelle Mitarbeiter flchen-
                                                                                                                                                                        Levav & Sarceno, 2004). Damit haben Alkoholpatienten        deckend Kurzinterventionen durchfhren. Die Leitlinie
                                                                                                                                                                        mit Abstand den niedrigsten Erreichungsgrad im Bereich      belegt dies mit einer Flle von Studien (Jackson et al., 2010).
                                                                                                                                                                        der Behandlung seelischer Stçrungen (siehe Tab. 1). Diese   Vor dem Hintergrund dieser berzeugenden Datenlage
                                                                                                                                                                        Versorgungslcke ist nur zum Teil systemischen Ursachen     wurde in praktisch allen randomisierten, plazebo-kontrol-
                                                                                                                                                                        auf der Angebotsseite geschuldet: in den USA wurden         lierten Medikamentenstudien der letzten Jahrzehnte eine in
                                                                                                                                                                        Menschen mit einer behandlungsbedrftigen und von den       der Regel manualisierte und zeitlich limitierte Kurzinter-
                                                                                                                                                                        Betroffenen anerkannten Alkoholstçrung befragt, warum       vention durchgefhrt (Rçsner et al., 2010a). Dies gilt auch
                                                                                                                                                                        sie keine Behandlung in Anspruch nahmen. An der Spitze      fr die weiter unten referierten drei Studien zur Reduktion
                                                                                                                                                                        der Antworten (49% aller Betroffenen) stand die Aussage,    des Alkoholkonsums mit Hilfe von Nalmefen.
                                                                                                                                                                        sie seien nicht bereit, vollstndig auf Alkoholkonsum zu
                                                                                                                                                                        verzichten (SAMHSA, 2013). Damit wird besttigt, dass
                                                                                                                                                                        das alleinige Therapieziel der absoluten lebenslangen Ab-   Sollten Alkoholabhängige Patienten
                                                                                                                                                                        stinenz berdacht werden muss, da es fr viele Alkohol-
                                                                                                                                                                        abhngige eine zu hohe Hrde zum Eintritt in eine Be-
                                                                                                                                                                                                                                    stärkeren Einfluss auf die Wahl des
                                                                                                                                                                        handlung bedeutet.                                          Therapieziels haben?
                                                                                                                                                                             Vor diesem Hintergrund pldiert das vorliegende Po-
                                                                                                                                                                        sitionspapier dafr, ergebnisoffen nach Erweiterungen
                                                                                                                                                                        unserer therapeutischen Angebote zu suchen. Gesttzt auf    Eine englische und eine kanadische Studie sind dieser
                                                                                                                                                                        eine Reihe empirischer Studien (siehe Mann & Kçrkel,        Frage nachgegangen (Adamson, Heather, Mortan & Rai-
                                                                                                                                                                        2013) und einschlgiger Therapieleitlinien (NICE 2011)      strick, 2010; Hodgins, Leigh, Milne & Gerrish, 1997). Dabei
                                                                                                                                                                        wird in vielen europischen Lndern inzwischen auch die     gaben jeweils knapp die Hlfte der befragten Patienten mit
                                                                                                                                                                        Reduktion der Trinkmengen als zumindest intermedires       diagnostizierter Alkoholabhngigkeit an, eine Reduktion
                                                                                                                                                                        Therapieziel fr Alkoholabhngige anerkannt (Rosenberg,     der Trinkmengen sei von ihnen gewnscht, die andere
                                                                                                                                                                        Melville, Levell & Hodge, 1992). Diesen Standpunkt ver-     Hlfte wollte das Ziel der absoluten Abstinenz verfolgen.
                                                                                                                                                                        tritt seit 2010 auch die European Medicines Agency (EMA,    Bei der kanadischen Studie gab es zudem eine sehr kleine
                                                                                                                                                                        2010). In Deutschland hat sich der Gemeinsame Bundes-       Gruppe (9%) ohne klare Prferenz. Die Ergebnisse der
                                                                                                                                                                        ausschuss der Krankenkassen und der Krankenhausge-          Behandlung in der englischen Studie werden weiter unten
                                                                                                                                                                        sellschaft (GBA) bei der Prfung der Frage nach Erstat-     dargestellt. Die kanadische Studie stellte die Frage nach
                                                                                                                                                                        tungsfhigkeit von Nalmefen krzlich diesem Standpunkt      dem Therapieziel vier Wochen nach Beginn der ambulan-

                                                                                                                                                                        SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
K. Mann: Reduzierung des Alkoholkonsums                                         31

                                                                                                                                                                        ten Behandlung erneut. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich         2004). Oftmals reichen Selbsthilfemanuale aus, um eine
                                                                                                                                                                        49% der ursprnglich eine Reduktion verfolgenden Gruppe        klinisch bedeutsame Reduktion zu erzielen (Apodaca &
                                                                                                                                                                        entschieden, doch abstinent werden zu wollen. Vierzehn         Miller, 2003)“.
                                                                                                                                                                        Prozent ußerten sich umgekehrt und favorisierten nun statt        Eine bedeutende europische Studie sei an dieser Stelle
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                        Abstinenz die Trinkmengenreduktion. Eine ltere Studie         besonders erwhnt. Der United Kingdom Alcohol Treat-
                                                                                                                                                                        (Orford & Keddie, 1986) verglich den Erfolg der Behand-        ment Trial (UKATT, 2005) verglich zwei Formen von
                                                                                                                                                                        lung (Abstinenz oder Reduktion) in Abhngigkeit zum            Psychotherapie (Motivational Enhancement Therapy –
                                                                                                                                                                        selbst gewhlten Ziel. Wenn dies in bereinstimmung zu         METund Social Behaviour Network Therapy – SCNP). Als
                                                                                                                                                                        den eigenen Vorstellungen war, zeigte sich ein erfolgreicher   gleichrangige Therapieziele waren Abstinenz oder eine
                                                                                                                                                                        Verlauf bei 68 Prozent der Patienten. Wurde eine primr        Reduktion der Trinkmengen mçglich. Es zeigte sich eine
                                                                                                                                                                        nicht gewnschte Therapie durchgefhrt, lag der Erfolg bei     erhebliche Reduktion des Alkoholkonsums in beiden
                                                                                                                                                                        31 Prozent, ein Ergebnis, das durch die UK Studie besttigt    Therapiegruppen. Wiederum trugen hierzu nur in gerin-
                                                                                                                                                                        wurde (Adamson et al. 2010).                                   gem Umfang Patienten bei, die ber lngere Zeit durch-
                                                                                                                                                                                                                                       gngig Abstinenz einhalten konnten (Adamson et al., 2010;
                                                                                                                                                                                                                                       Heather, Adamson, Raistrick & Sleg, 2010). Bei Betrach-
                                                                                                                                                                        Reduktion der Trinkmengen für                                  tung der reinen Abstinenzquoten war die Gruppe mit dem
                                                                                                                                                                                                                                       selbst gewhlten Abstinenzziel jedoch berlegen, nicht
                                                                                                                                                                        Alkoholabhängige – eine alternative                            aber, wenn als Behandlungserfolg „Abstinenz“ und „Bes-
                                                                                                                                                                        Therapiestrategie?                                             serung“ zusammengefasst wurden. Bei der Bewertung der
                                                                                                                                                                                                                                       Ergebnisse ist zu beachten, dass die Patienten mit Absti-
                                                                                                                                                                                                                                       nenzziel eine hçhere nderungsmotivation aufwiesen und
                                                                                                                                                                        Eine ausfhrliche Beschreibung des Themas findet sich in       deshalb die Ergebnisunterschiede der Gruppen mit Ab-
                                                                                                                                                                        Mann & Kçrkel (2013). Aus dieser Arbeit wird hier aus-         stinenzziel versus Nicht-Abstinenzziel auch durch die un-
                                                                                                                                                                        zugsweise zitiert.                                             terschiedlich ausgeprgte nderungsbereitschaft bedingt
                                                                                                                                                                            „Das Therapieziel einer reduzierten Trinkmenge wurde       sein kçnnten.
                                                                                                                                                                        schon seit den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts immer
                                                                                                                                                                        wieder in kleinen Studien und Fallbeobachtungen verfolgt
                                                                                                                                                                        (Ambrogne, 2002; Kçrkel, 2010). Kein Versuch wurde aber
                                                                                                                                                                        so heftig diskutiert wie die Arbeiten von Sobell & Sobell      Zur medikamentös gestützten
                                                                                                                                                                        (1973, 1976). Dieses Autorenehepaar untersuchte unter          Trinkmengenreduktion bei
                                                                                                                                                                        kontrollierten Bedingungen, ob ein traditionelles Thera-
                                                                                                                                                                        pieangebot zur Erreichung der Abstinenz einer verhal-          Alkoholabhängigen
                                                                                                                                                                        tenstherapeutischen Behandlung mit dem Ziel des selbst-
                                                                                                                                                                        kontrollierten Trinkens tatschlich berlegen ist. Sie fan-    Topiramat
                                                                                                                                                                        den vergleichbare Ergebnisse in beiden Gruppen. In der
                                                                                                                                                                        Folge wurde den Autoren vorgeworfen, die von ihnen be-         Seit 1990 untersuchten zahlreiche Studien Acamprosat und
                                                                                                                                                                        handelten Patienten seien keine wirklich Alkoholabhn-         Naltrexon gegen Plazebo. Die weitaus meisten prften auf
                                                                                                                                                                        gigen gewesen. Verschiedene Kritiker gingen sogar bis zum      eine Aufrechterhaltung der durch Entgiftung erzielten
                                                                                                                                                                        Vorwurf der Datenflschung, der sodann durch zwei Aus-         Abstinenz (bersicht bei Mann, 2004; Rçsner et al., 2010a;
                                                                                                                                                                        schsse – einer durch den US-Senat eingesetzt („Dickens-       Rçsner et al., 2010b). Auf der Basis dieser Studien wurden
                                                                                                                                                                        Report“) – entkrftet wurde. Diese außerordentlich vehe-       Acamprosat und Naltrexon fr die Behandlung von Al-
                                                                                                                                                                        mente Diskussion ist wohl am ehesten zu verstehen, wenn        koholabhngigen mit dem Ziel einer Abstinenzerhaltung
                                                                                                                                                                        man die im Zuge der Bewegung der Anonymen Alkoho-              zugelassen. Die Verordnung von Naltrexon zur Trink-
                                                                                                                                                                        liker entstandene „religiçse berhçhung“ des Abstinenz-        mengenreduktion ist nicht hinreichend geprft und findet
                                                                                                                                                                        gebots bedenkt. Im Rckblick meinte Mark Sobell, die           sich daher nicht in der offiziellen Zulassung. Eine Ver-
                                                                                                                                                                        besonders heftigen Aspekte der Diskussion seinerzeit           schreibung zur Reduktion ist zwar mçglich, wrde aber
                                                                                                                                                                        htten vermieden werden kçnnen, wenn der Begriff der           einer eigens zu begrndenden Off-label-Verordnung ent-
                                                                                                                                                                        Trinkmengenreduktion anstelle des „kontrollierten“ Kon-        sprechen. Eine prospektiv geplante Prfung der medika-
                                                                                                                                                                        sums gewhlt worden wre (Sobell & Sobell, 1995). In der       mentçsen Reduktion von Trinkmengen bei Alkoholab-
                                                                                                                                                                        Folgezeit wurden weitere Vergleichsstudien mit Patienten,      hngigen erfolgte in grçßerem Stil erst durch Bankole
                                                                                                                                                                        die entweder das Abstinenzziel oder das Ziel des kontrol-      Johnson in den USA. Er untersuchte zunchst in einer
                                                                                                                                                                        lierten Konsums verfolgten, durchgefhrt. Walters (2000)       monozentrischen (Johnson et al., 2003/N = 150 Patienten)
                                                                                                                                                                        kommt in einer Meta-Analyse aller dieser Studien zu dem        und dann in einer multizentrischen Studie (Johnson et al.,
                                                                                                                                                                        Ergebnis, dass Programme zum kontrollierten Trinken –          2007/N = 371 Patienten) das fr die Behandlung von ze-
                                                                                                                                                                        auch langfristig und auch bei Alkoholabhngigen – min-         rebralen Krampanfllen zugelassene Topiramat. Die dop-
                                                                                                                                                                        destens so erfolgreich sind wie Abstinenzprogramme und         pelblind gegen Plazebo getestete Substanz fhrte bei in der
                                                                                                                                                                        das Reduktionsziel fr 10 – 30% der Behandelten die Br-       berwiegenden Mehrzahl weiter trinkenden Patienten zu
                                                                                                                                                                        cke zur Abstinenz darstellt (vgl. auch Saladin & Santa Ana,    einer signifikanten Reduktion der Alkoholmengen. Aller-

                                                                                                                                                                                                                                         SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
32                                   K. Mann: Reduzierung des Alkoholkonsums

                                                                                                                                                                        dings wurden erhebliche Nebenwirkungen festgestellt
                                                                                                                                                                        (zum Beispiel Wortfindungsstçrungen und Parsthesien),
                                                                                                                                                                                                                                    Das neue Studienprogramm zur
                                                                                                                                                                        die ein Aufdosieren des Medikaments ber mehrere Wo-        Trinkmengenreduktion mit Nalmefen
                                                                                                                                                                        chen erfordern.
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                                                                                    Die Firma Lundbeck erwarb von der finnischen Firma
                                                                                                                                                                                                                                    Biotie die Rechte zur Prfung und Vermarktung von
                                                                                                                                                                                                                                    Nalmefen bei Alkoholabhngigen. Es wurde ein Phase-III-
                                                                                                                                                                        Pharmakologie und Pharmakodynamik                           Studienprogramm aufgelegt, das knapp 2.000 Patienten
                                                                                                                                                                        von Nalmefen                                                umfasste. Alle drei Studien (Mann, Bladstrom, Torup, Gual
                                                                                                                                                                                                                                    & Brink, 2013; Gual, He, Torup & van den Brink, 2013; van
                                                                                                                                                                        Nalmefen bindet selektiv an Opioidrezeptoren, Affinitten   den Brink, Sørensen, Torup, Mann & Gual, 2014) sind in-
                                                                                                                                                                        zu anderen Rezeptorsystemen wurden nicht beschrieben.       zwischen publiziert. Diese beiden ersten Studien dauerten
                                                                                                                                                                        In vivo konnten starke antagonistische Wirkungen am m-      sechs Monate und prften die Wirksamkeit der Substanz
                                                                                                                                                                        Opioidrezeptor, ein mßig potenter Antagonismus am d-       gegen Plazebo. Die dritte Studie wurde primr zu Fragen
                                                                                                                                                                        Rezeptor und eine partiell agonistische Aktivitt am j-     der Sicherheit von Nalmefen geplant und lief ber 12 Mo-
                                                                                                                                                                        Rezeptor gezeigt werden (Bart et al., 2005). Eine ann-     nate. Im Folgenden sollen die beiden ersten Studien hier
                                                                                                                                                                        hernd vollstndige Rezeptorbesetzung erfolgt nach zwei      skizziert werden, wobei auch auf die Safety-Studie Bezug
                                                                                                                                                                        bis drei Stunden und ist nach 26 Stunden mit mindestens     genommen wird (Einzelheiten siehe die Originalpublika-
                                                                                                                                                                        83% Bindung weiterhin nachweisbar. Die Bioverfgbar-        tion Mann et al., 2013; Gual et al 2013 und van den Brink
                                                                                                                                                                        keit liegt bei 40 – 50%, die pharmakodynamische Halb-       et al., 2014).
                                                                                                                                                                        wertszeit bei acht bis zehn Stunden. Lebertoxische Wir-
                                                                                                                                                                        kungen konnten in den entsprechenden Studien nicht ge-
                                                                                                                                                                        zeigt werden. Es fanden sich keine relevanten Interaktio-   Studie I
                                                                                                                                                                        nen zwischen Nalmefen und Alkohol (EMA Assessment
                                                                                                                                                                        Report, 2012).                                              Es wurden insgesamt 604 Patienten zur Behandlung mit
                                                                                                                                                                                                                                    Nalmefen (N = 306) oder Plazebo (N = 298) randomisiert.
                                                                                                                                                                                                                                    Hauptzielkriterien waren die von der europischen Zu-
                                                                                                                                                                        Erste klinische Prüfungen von Nalmefen                      lassungsbehçrde EMA vorgeschlagenen „Heavy Drinking
                                                                                                                                                                                                                                    Days“ (HDD) und die „Total Alcohol Consumption“
                                                                                                                                                                        In einer Pilotstudie untersuchten Mason, Ritvo, Morgan &    (TAC). Sekundre Zielparameter waren Fremdratings,
                                                                                                                                                                        Salvato (1994) 21 Patienten, die randomisiert ber 12 Wo-   z. B. die Clinical Global Impression Scale (CGI) und die
                                                                                                                                                                        chen 40 oder 10 mg Nalmefen bzw. Plazebo erhielten. Die     Vernderung der Leberenzyme. Alle Patienten wurden mit
                                                                                                                                                                        Hochdosisgruppe hatte signifikant niedrigere Rckfallra-    Hilfe des Mini-International Neuropsychiatric Interview
                                                                                                                                                                        ten, beide Verumgruppen zeigten signifikante Abnahmen       (M.I.N.I.) (Sheehan, Lecrubier & Sheehan, 1998) als Al-
                                                                                                                                                                        in der Anzahl der Trinktage. Trotz der geringen Fallzahl    koholabhngige diagnostiziert. Es wurden Frauen und
                                                                                                                                                                        weisen diese Befunde bereits in die Richtung spterer       Mnner zwischen 18 und 65 Jahren eingeschlossen. Sie
                                                                                                                                                                        umfangreicherer Studien. Die Arbeitsgruppe um Barbara       mussten im Vorfeld eine Mindestmenge Alkohol konsu-
                                                                                                                                                                        Mason (Mason, Salvato, Williams & Ritvo, 1999) unter-       miert haben, durften andererseits aber keine Leberwerte
                                                                                                                                                                        nahm eine weitere doppelblinde, plazebokontrollierte        (Gamma-GT, GPT) haben, die das normale Limit um mehr
                                                                                                                                                                        Studie ber 12 Wochen an 105 Alkohol abhngigen Pati-       als das Dreifache berstiegen
                                                                                                                                                                        enten (80 mg Nalmefen, 20 mg Nalmefen und Plazebo). Es          Das Screening, die Diagnosestellung und die Einwilli-
                                                                                                                                                                        zeigte sich kein Unterschied zwischen beiden Nalmefen-      gung (informed consent) wurden an einem Tag durchge-
                                                                                                                                                                        Gruppen: beide wiesen signifikante Verminderungen der       fhrt. Dabei wurden auch die Trinkmengen in den zu-
                                                                                                                                                                        Rckflle gegen Plazebo auf. Eine dritte Studie ebenfalls   rckliegenden vier Wochen mittels der „Timeline follow-
                                                                                                                                                                        ber 12 Wochen wurde von Anton et al. (2006) publiziert,    back Methode“ (Sobell & Sobell, 1992) erhoben. Ein bis
                                                                                                                                                                        wobei kein signifikanter Effekt zwischen Nalmefen und       zwei Wochen spter erfolgte in der zweiten Visite die
                                                                                                                                                                        Plazebo festgestellt wurde.                                 Randomisierung auf 18 mg Nalmefen oder Plazebo. An-
                                                                                                                                                                            Von Karhuvaara, Simojoki, Virta & Rosberg (2007) in     schließend folgten zunchst zwei Visiten in wçchentlichem
                                                                                                                                                                        Finnland wurde Nalmefen gegen Plazebo ber 28 Wochen        Abstand, danach weitere Sitzungen mit jeweils vier Wo-
                                                                                                                                                                        zur Reduktion von Alkoholkonsum geprft. Dabei wurde        chen Abstand. Neben der Medikation erhielten alle Pati-
                                                                                                                                                                        die Medikation bei Bedarf eingenommen. Von insgesamt        enten eine psychosoziale Beratung von jeweils bis zu
                                                                                                                                                                        403 Patienten erhielten 242 Nalmefen und 161 Plazebo. In    30 Minuten Dauer. Die Beratung durch trainierte Betreuer
                                                                                                                                                                        der Nalmefen-Gruppe zeigte sich ein signifikant strke-     (rzte, Psychologen, Study Nurses) folgte einem Manual
                                                                                                                                                                        rer Rckgang der schweren Trinktage. Dieser Unterschied     (Starosta, Leeman & Volpicelli, 2006).
                                                                                                                                                                        in den selbstberichteten Trinkmengen wurde durch den            In den soziografischen Daten und den Angaben zur
                                                                                                                                                                        im Vergleich zur Plazebo-Gruppe signifikant strkeren       Krankheitsvorgeschichte fanden sich keine signifikanten
                                                                                                                                                                        Rckgang der Leberenzyme in der Nalmefen-Gruppe be-         Unterschiede zwischen der Plazebo- und der Nalmefen-
                                                                                                                                                                        sttigt.                                                    Gruppe. berraschenderweise war es fr mehr als 70% der

                                                                                                                                                                        SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
K. Mann: Reduzierung des Alkoholkonsums                                             33

                                                                                                                                                                        Tabelle 1
                                                                                                                                                                        Nalmefen bei Alkoholabhngigkeit: Vergleich der Wirksamkeit zwischen Plazebo und Nalmefen im „vollstndigen Analysekollektiv“
                                                                                                                                                                        der 1. Studie (n = 578)
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                                                                 Ausgangswert                Differenz vom Ausgangswert             Unterschied
                                                                                                                                                                                                           Plazebo          Nalmefene         Plazebo         Nalmefene          Nalmefen/Plazebo

                                                                                                                                                                        Wirksamkeitsvariable           n Mean  SD n Mean  SD n Mean  SD n Mean  SD                         Mean            p
                                                                                                                                                                        Anzahl der schweren Trinktage 289 19,6  6,9 290 19,4  7,3 213 ’’-8,9  0,6 152 ’’-11,2  .6„   ’’-2,3[-3,8 to -.8] .0021
                                                                                                                                                                        Gesamtalkoholkonsum (g/Tag)        85  42        84  42       ’’-39,7  2.2    ’’-50,7  2.4 -11.0 [-16,8 to -5.1] .0003

                                                                                                                                                                        Anmerkung: Adaptiert nach Mann et al. (2013) und Mann & Kçrkel (2013).

                                                                                                                                                                        Patientinnen und Patienten die berhaupt erste therapeu-             In dem Artikel von Gual et al. (2013) finden sich auch
                                                                                                                                                                        tische Maßnahme bezogen auf die Alkoholproblematik.              Hinweise auf die Akzeptanz der Medikation bei Bedarf. So
                                                                                                                                                                            Als erstes wesentliches Ergebnis ist festzuhalten, dass      nahmen die Plazebo-Patienten im Mittel in 65,2% der Tage
                                                                                                                                                                        in der Gruppe mit Plazebo plus Beratung eine deutliche,          ihre Medikation ein, whrend Nalmefen im Mittel an 57%
                                                                                                                                                                        signifikante Reduktion sowohl der schweren Trinktage wie         der Tage eingenommen wurde. Es gab den erwarteten,
                                                                                                                                                                        auch der absoluten Alkoholmengen zu verzeichnen war.             positiven Zusammenhang zwischen der Tabletteneinnah-
                                                                                                                                                                        Damit ist ein weiterer Beleg geliefert, dass Trinkmen-           me und dem Schweregrad der Abhngigkeit, sowie auch
                                                                                                                                                                        genreduktion bei Alkoholabhngigen ber lngere Zeit             mit den initialen Trinkmengen, d. h. schwerer Abhngige
                                                                                                                                                                        (6 Monate) mçglich ist. Zweitens wurde gefunden, dass die        mit hçheren Trinkmengen nahmen auch hufiger Tablet-
                                                                                                                                                                        Reduktion unter Nalmefen signifikant strker ausgeprgt          ten ein. Die geringere Einnahme bei den Nalmefen-Pati-
                                                                                                                                                                        war (p = 0,0021 fr HDD und p = 0,0003 fr TAC) als in           enten kann als weiterer Wirksamkeitshinweis gewertet
                                                                                                                                                                        der Plazebo-Gruppe. Auch die Reduktion der Leberwerte            werden: bei sprbarer Wirkung waren weniger Einnahmen
                                                                                                                                                                        und das Fremdrating der Clinical Global Impression (CGI)         nçtig.
                                                                                                                                                                        waren signifikant gnstiger in der Nalmefen-Gruppe (Mann             hnlich wie in Studie I fanden sich in beiden Gruppen
                                                                                                                                                                        et al., 2013).                                                   signifikante Reduktionen der Total Alcohol Consumption
                                                                                                                                                                            Sicherheit und Vertrglichkeit: Whrend der sechs-           (TAC) und der Heavy Drinking Days (HDD) ber die Zeit.
                                                                                                                                                                        monatigen Behandlungsphase wurden von 67% der Pati-              Zum vordefinierten Endpunkt nach sechs Monaten war der
                                                                                                                                                                        enten in der Plazebo-Gruppe und bei 81% der Patienten in         Unterschied zwischen Plazebo und Nalmefen signifikant
                                                                                                                                                                        der Nalmefen-Gruppe unerwnschte Wirkungen berich-               fr HDD, nicht jedoch fr TAC.
                                                                                                                                                                        tet. Signifikant hufiger in der Nalmefen-Gruppe waren               Das Sicherheits- und Vertrglichkeitsprofil der Stu-
                                                                                                                                                                        Schwindel, Unwohlsein, Mdigkeit, Schlafstçrungen, und           die II war hnlich wie in Studie I. Allerdings fand sich hier
                                                                                                                                                                        Kopfschmerzen (fr die genaue Aufstellung siehe Tab. 2           kein signifikanter Unterschied bei der Anzahl der drop
                                                                                                                                                                        und Mann et al., 2013). Diese Ereignisse waren mild bis          outs zwischen Plazebo und Verum. Erneut zeigte sich auch
                                                                                                                                                                        mßig ausgeprgt und transient, fhrten aber zu signifikant      in der Studie II eine signifikante berlegenheit von Nal-
                                                                                                                                                                        unterschiedlichen Dropout-Raten. Vor diesem Hintergrund          mefen gegenber Plazebo beim Expertenrating des Clini-
                                                                                                                                                                        wurden verschiedene Sensitivittsanalysen durchgefhrt           cal Global Impression-Severity Scores.
                                                                                                                                                                        (siehe Originalpublikation). Es zeigte sich, dass die signifi-       Erstmals wurden in dieser Publikation auch Sekundr-
                                                                                                                                                                        kanten Hauptergebnisse zugunsten von Nalmefen erhalten           analysen zur Frage der klinischen Bedeutung und zu
                                                                                                                                                                        blieben, unabhngig vom angewandten statistischen Modell         mçglicherweise besonders geeigneten Patienten berichtet.
                                                                                                                                                                        der Berechnung fehlender Daten.                                  Es wurden zwei Gruppen unterschieden je nach bereits
                                                                                                                                                                                                                                         eingetretener Trinkmengenreduktion zwischen dem Zeit-
                                                                                                                                                                                                                                         punkt des Screenings und der ein bis zwei Wochen spteren
                                                                                                                                                                        Studie II                                                        Randomisierung mit der ersten Medikamenteneinnahme.
                                                                                                                                                                                                                                         Es zeigte sich, dass 33% der Patientinnen und Patienten
                                                                                                                                                                        Die zweite Effektivittsstudie wurde berwiegend in Sd-         bereits ihren Alkoholkonsum signifikant reduziert hatten
                                                                                                                                                                        europa durchgefhrt und war hinsichtlich Ein- und Aus-           noch bevor die erste Medikation eingenommen wurde. In
                                                                                                                                                                        schlusskriterien, Untersuchungsinstrumenten und -design          der Studie I lag der Prozentsatz der „early reducers“ bei
                                                                                                                                                                        mit der ersten Studie identisch (Gual et al., 2013). Insge-      18%. Betrachtet man den weiteren Therapieverlauf fr
                                                                                                                                                                        samt wurden 718 Patienten randomisiert, davon 360 auf            die Gruppen der „early reducers“ und der „early non-re-
                                                                                                                                                                        Plazebo und 358 auf Nalmefen. hnlich wie in Studie I            ducers“ so wird deutlich, dass in der ersten Gruppe kein
                                                                                                                                                                        zeigten sich keine Unterschiede in den soziodemografi-           weiterer Therapieeffekt durch Nalmefen oder durch Plaz-
                                                                                                                                                                        schen und trinkanamnestischen Daten zwischen beiden              ebo erzielt werden konnte. Entsprechend robuster war
                                                                                                                                                                        Gruppen. Auch in dieser Studie gab es einen relativ hohen        der Effekt zugunsten von Nalmefen ber Plazebo in der
                                                                                                                                                                        Anteil an Patientinnen und Patienten, die erstmals mit dem       Gruppe der nicht a priori bereits reduzierenden Patien-
                                                                                                                                                                        Behandlungssystem in Berhrung kamen.                            tinnen und Patienten.

                                                                                                                                                                                                                                           SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
34                                         K. Mann: Reduzierung des Alkoholkonsums

                                                                                                                                                                        Tabelle 2
                                                                                                                                                                        Nalmefen bei Alkoholabhngigkeit: Unerwnschte Ereignisse (UE) (Vorkommen  5%) – Zusammengefasste Daten aus allen drei
                                                                                                                                                                        Studien
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                                                                   Plazebo (n = 797)                                                 Nalmefene (n = 1,144)
                                                                                                                                                                                                              n                        %                                         n                       %

                                                                                                                                                                        Patienten mit Ues                    500                       62,7                                     855                     74,7
                                                                                                                                                                        belkeit                              47                        5,9                                     253                     22,1
                                                                                                                                                                        Schwindel                             44                        5,5                                     208                     18,2
                                                                                                                                                                        Schlaflosigkeit                       43                        5,4                                     153                     13,4
                                                                                                                                                                        Kopfschmerzen                         66                        8,3                                     141                     12,3
                                                                                                                                                                        Nasopharyngitis                       73                        9,2                                     107                      9,4
                                                                                                                                                                        Erbrechen                             18                        2,3                                     100                      8,7
                                                                                                                                                                        Mdigkeit                             37                        4,6                                      95                      8,3
                                                                                                                                                                        Schlfrigkeit                         23                        2,9                                      59                      5,2

                                                                                                                                                                        Anmerkung: Adaptiert nach Mann et al. (2013), Gual et al. (2013), van den Brink et al. (2014) und Mann & Kçrkel (2013).

                                                                                                                                                                        Studie III: Ergebnisse der Zwölfmonatsstudie                          das neue diagnostische System DSM-5 fasst die bisher ge-
                                                                                                                                                                        zur Sicherheit von Nalmefen                                           trennten Diagnosen Abhngigkeit und Abusus („schdli-
                                                                                                                                                                                                                                              cher Gebrauch“) zu „alcohol use disorders“ zusammen.
                                                                                                                                                                        Diese Studie soll hier nur kursorisch dargestellt werden              Auch wenn noch nicht entschieden ist, ob die fr Deutsch-
                                                                                                                                                                        (Details siehe van den Brink et al., 2014). Es wurden ins-            land verbindliche Diagnostik nach ICD 11 diesem Beispiel
                                                                                                                                                                        gesamt 675 Patienten behandelt wobei in einem Verhltnis              folgt, wird die neue Einteilung weitreichende Folgen haben.
                                                                                                                                                                        von 3:1 randomisiert wurde (Nalmefen N = 509/Plazebo                  Schon bisher war bei schdlichem Gebrauch („Abusus“)
                                                                                                                                                                        N = 166). Erneut waren die schweren Trinktage und der                 Abstinenz keine Voraussetzung fr die Behandlung.
                                                                                                                                                                        absolute Alkoholkonsum Hauptkriterien. In Ergnzung zu                    Als wichtigste Erkenntnis erscheint dem Autor der
                                                                                                                                                                        den oben skizzierten Studien konnte aufgrund der einjh-              empirische Nachweis, dass Konsumreduktion bei Alko-
                                                                                                                                                                        rigen Laufzeit auch die unterschiedliche Wirksamkeit im               holabhngigen ber zumindest ein Jahr tatschlich nach-
                                                                                                                                                                        zweiten Halbjahr bestimmt werden. Es zeigte sich, dass                gewiesen werden konnte und zwar nicht nur durch ein ak-
                                                                                                                                                                        gerade bei lngerer Laufzeit die Unterschiede zwischen                tiv wirksames Medikament wie Nalmefen, sondern, wenn
                                                                                                                                                                        Nalmefen und Plazebo bedeutsam sind (Survivalanalysen                 auch in signifikant geringerem Ausmaß, auch durch Plazebo
                                                                                                                                                                        mit p-Werten < 0,05). Erneut fand sich das oben bereits               plus Kurintervention. Dies besttigt ltere Verhaltensthe-
                                                                                                                                                                        beschriebene Nebenwirkungsprofil mit leichten bis mit-                rapiestudien, die UKATT Studie und eine Reanalyse der
                                                                                                                                                                        telschweren transienten Symptomen.                                    amerikanischen MATCH-Studie (Witkiewitz 2008). Wie
                                                                                                                                                                                                                                              Gastfriend et al (2007) zeigen konnten, fhrt die Reduktion
                                                                                                                                                                                                                                              zu positiven Vernderungen in Befinden und Gesundheit
                                                                                                                                                                        Diskussion                                                            der Betroffenen. Auf der Basis neuer Modellrechnungen
                                                                                                                                                                                                                                              kçnnten durch Einschluss von mehr Patienten in das Hilfe-
                                                                                                                                                                        Deutschland hat gerade auch im Vergleich zu den USA ein               system jhrlich auch in Deutschland Leben gerettet werden
                                                                                                                                                                        gut ausgebautes duales Behandlungssystem fr Alkohol-                 (Rehm et al., 2014 in SUCHT).
                                                                                                                                                                        abhngige (Mann et al., 2012 und 2013; Gnthner et al.,                   Vor diesem Hintergrund ergibt sich knftig die Chance,
                                                                                                                                                                        2015 im Druck). Der Erfolg fr die zur Behandlung berei-              Patienten ergebnisoffen zu beraten. Gerade in der Frh-
                                                                                                                                                                        ten Patienten ist betrchtlich. Auf der Negativseite muss             phase einer Abhngigkeit und natrlich auch bei schdli-
                                                                                                                                                                        allerdings die eingangs geschilderte Behandlungslcke von             chem Gebrauch kçnnte ein Reduktionsversuch sinnvoll
                                                                                                                                                                        annhernd 90% genannt werden. Als Grund hierfr ist u. a.             sein, sofern der Empfehlung zur Abstinenz nicht oder noch
                                                                                                                                                                        die relativ hohe Schwelle zum Eintritt in eine Reha-Be-               nicht gefolgt wird. Damit kçnnte ein therapeutisches
                                                                                                                                                                        handlung und die als Voraussetzung geltende Akzeptanz                 Bndnis geschlossen werden, das sich im Laufe der Be-
                                                                                                                                                                        einer vollstndigen Abstinenz zu nennen. Auch wenn es fr             handlung so festigt, dass auch zunchst nicht gewnschte
                                                                                                                                                                        Abstinenz sehr gute Grnde gibt, weshalb die Teilnehmer               Optionen wie Abstinenz akzeptabel werden. Zudem kçnnte
                                                                                                                                                                        an Selbsthilfegruppen sich diesem Ziel oft aus eigener                deutlich mehr Patienten eine Hilfe angeboten werden, ge-
                                                                                                                                                                        leidvoller Erfahrung besonders verpflichtet fhlen, stellt            rade auch im Bereich der somatischen Abteilungen der
                                                                                                                                                                        sie andererseits eine sehr hohe, fr viele zu hohe Ein-               Krankenhuser und von niedergelassenen rzten. Ein sol-
                                                                                                                                                                        gangsvoraussetzung dar.                                               cher Schaden minimierender und mçglicherweise gestufter
                                                                                                                                                                            Auch aus einer anderen Perspektive erfordert Absti-               Ansatz wre eine aussichtsreiche Weiterentwicklung, wel-
                                                                                                                                                                        nenz als Voraussetzung einer Therapie eine Erweiterung:               che die bestehenden Angebote insbesondere der medizini-

                                                                                                                                                                        SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
K. Mann: Reduzierung des Alkoholkonsums                                                         35

                                                                                                                                                                        schen Rehabilitationsbehandlung nicht gefhrden sondern                 Heather, N., Adason, S. J., Raistrick, D. & Sleg, G. P. (2010). Initial
                                                                                                                                                                        ergnzen wrden, mçglicherweise mit einem sekundr sogar                    preference for drinking goal in the treatment of alcohol pro-
                                                                                                                                                                        hçheren Aufkommen an therapiewilligen Patienten fr eine                    blems: I. Baseline differences between abstinence and no-
                                                                                                                                                                                                                                                    nabstinence groups. Alcohol and alcoholism, 45, 128 – 135.
                                                                                                                                                                        Reha-Behandlung.
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                                                                                                Hodgins, D. C., Leigh, G., Milne, R. & Gerrish, R. (1997). Drinking
                                                                                                                                                                                                                                                    goal selection in behavioral self-management treatment of
                                                                                                                                                                                                                                                    chronic alcoholics. Addictive Behaviors, 22, 247 – 255.
                                                                                                                                                                        Deklaration konkurrierender Interessen                                  Jackson, R., Johnson, M., Campbell, F., Messina, J., Guillaume, L.,
                                                                                                                                                                                                                                                    Meier, P., et al. (2010). Screening and brief interventions for
                                                                                                                                                                        K Mann ist Berater der Firmen Pfizer und Lundbeck. Von                      prevention and early identification of alcohol use disorders in
                                                                                                                                                                        Lundbeck erhielt er Vortragshonorare                                        adults and young people. Sheffield: University of Sheffield,
                                                                                                                                                                                                                                                    School of Health and Related Research (ScHARR), Public
                                                                                                                                                                                                                                                    Health Collaborating Centre.
                                                                                                                                                                                                                                                Johnson, B. A., Rosenthal, N., Capece, J. A., Wiegand, F., Mao, L.,
                                                                                                                                                                        Literatur                                                                   Beyers, K., et al. (2007). Topiramate for treating alcohol de-
                                                                                                                                                                                                                                                    pendence: A randomized controlled trial. JAMA, 298, 1641 –
                                                                                                                                                                        Adamson, S. J., Heather, N., Mortan, V. & Raistrick, D. (2010).             1651.
                                                                                                                                                                           Initial preference for drinking goal in the treatment of alcohol     Johnson, B. A., Ait-Daoud, N., Bowden, C. L., DiClemente, C. C.,
                                                                                                                                                                           problems: II. Treatment outcomes. Alcohol and alcoholism, 45             Roache, J. D., Lawson, K. et al. (2003). Oral topiramate for
                                                                                                                                                                           (2), 136 – 142.                                                          treatment of alcohol dependence: a randomised controlled
                                                                                                                                                                        Ambrogne, J. A. (2002). Reduced-risk drinking as a treatment                trial. Lancet, 361, 1677 – 1685.
                                                                                                                                                                           goal: what clinicians need to know. Journal of substance abuse       Kaner, E. F., Beyer, F., Dickinson, H. O., Pienaar, E., Campbell, F.,
                                                                                                                                                                           treatment, 22, 45 – 53.                                                  Schlesinger, C., et al. (2007). Effectiveness of brief alcohol in-
                                                                                                                                                                        Anton, R. F., O Malley, S. S., Ciraulo, D. A., Cisler, R. A., Couper,       terventions in primary care populations. Cochrane Database of
                                                                                                                                                                           D., Donovan, D. M. et al. (2006). Combined pharmacothera-                Systematic Reviews, DOI: 10.1002/14651858.CD004148.pub3.
                                                                                                                                                                           pies and behavioral interventions for alcohol dependence: the        Karhuvaara, S., Simojoki, K., Virta, A., Rosberg, M., et al (2007).
                                                                                                                                                                           COMBINE study: a randomized controlled trial. JAMA, 295,                 Targeted nalmefene with simple medical management in the
                                                                                                                                                                           2003 – 2017.                                                             treatment of heavy drinkers: a randomized double-blind pla-
                                                                                                                                                                        Apodaca, T. R. & Miller, W. R. (2003). A meta-analysis of the ef-           cebo-controlled multicenter study. Alcoholism: clinical and
                                                                                                                                                                           fectiveness of bibliotherapy for alcohol problems. Journal of            experimental research, 31, 1179 – 1187.
                                                                                                                                                                           clinical psychology, 59, 289 – 304.                                  Khadjesari, Z., Murray, E., Hewitt, C., Hartley, S., & Godfrey, C.
                                                                                                                                                                        Bart, G., Schluger, J. H., Borg, L., Ho, A., Bidlak, J. M. & Kreek,         (2011). Can stand-alone computer-based interventions reduce
                                                                                                                                                                           M. M. (2005). Nalmefene induced elevation in serum prolactin             alcohol consumption? A systematic review. Addiction, 106,
                                                                                                                                                                           in normal human volunteers: partial kappa opioid agonist ac-             267 – 282.
                                                                                                                                                                           tivity? Neuropsychopharmacology, 30, 2254 – 2262.                    Kçrkel, J. (2010). Kontrolliertes Trinken: Wissenschaftliche Fak-
                                                                                                                                                                        EMA (European Medicines Agency). (2011). Annual report 2010                 ten versus Mystizismus. In K. Wassenberg & S. Schaller
                                                                                                                                                                           (adopted by the management board June 28, 2011). EMA/                    (Hrsg.). Der Geist der Deutschen Mßigkeitsbewegung: De-
                                                                                                                                                                           306870/2011. Zugriff am 05. 12. 2014. Verfgbar unter http://            batten um Alkohol und Trinken in Vergangenheit und Gegen-
                                                                                                                                                                           www.ema.europa.eu/                                                       wart (S. 166 – 179). Halle: Mitteldeutscher Verlag.
                                                                                                                                                                        EMA (European Medicines Agency). (2013). Assessment report              Kohn, R., Saxena, S., Levav, I. & Sarceno, B. (2004). The treatment
                                                                                                                                                                           2012. http://www.ema.europa.eu/                                          gap in mental health care. Bulletin of the World Health Orga-
                                                                                                                                                                        Gastfriend, D. R., Garbutt, J. C., Pettinati, H. M. & Forman, R. F.         nization, 82, 858 – 866.
                                                                                                                                                                           (2007). Reduction in heavy drinking as a treatment outcome in        Lundahl, B. & Burke, B. L. (2009). The effectiveness and applic-
                                                                                                                                                                           alcohol dependence. Journal of Substance Abuse Treatment,                ability of motivational interviewing: a practice-friendly review
                                                                                                                                                                           33, 71 – 80.                                                             of four meta-analyses. Journal of Clinical Psychology, 65,
                                                                                                                                                                        Gemeinsamer Bundesausschuss (GBA). (2014). Mittel zur Be-                   1232 – 1245.
                                                                                                                                                                           handlung der Alkoholabhngigkeit unter bestimmten Vor-               Mann, K. (2004) Pharmacotherapy of alcohol dependence: a re-
                                                                                                                                                                           aussetzungen knftig zulasten der GKV verordnungsfhig.                  view of the clinical data. CNS Drugs 18, 485 – 504.
                                                                                                                                                                           Pressemitteilung, 20. 02. 2014. Zugriff am 05. 12. 2014. Ver-        Mann, K., Lem nager, T., Hoffmann, S., Reinhard, I., Hermann,
                                                                                                                                                                           fgbar unter https://www.g-ba.de/institution/presse/pressemi             D., Batra, A. et al. (2012). Results of a double-blind, placebo-
                                                                                                                                                                           tteilungen/519/                                                          controlled pharmacotherapy trial in alcoholism conducted in
                                                                                                                                                                        Gual, A., He, Y., Torup, L., van den Brink, W., et al. (2013). A            Germany and comparison with the US COMBINE study.
                                                                                                                                                                           randomised, double-blind, placebo-controlled, efficacy study of          Addiction biology, 18, 937 – 946.
                                                                                                                                                                           nalmefene, as-needed use, in patients with alcohol dependence.       Mann, K. & Kçrkel, J. (2013). Trinkmengenreduktion: ein ergn-
                                                                                                                                                                           European neuropsychopharmacology, 23, 1432 – 1442.                       zendes Therapieziel bei Alkoholabhngigen? Psychophar-
                                                                                                                                                                        Gnthner, A., Weissinger, V., Fleischmann, H., Veltrup, C., Jpel,          makotherapie, (5), 193 – 198.
                                                                                                                                                                           B., Lngle, G. et al. (2015). Versorgungsorganisation. In            Mann, K., Bladstrom, A., Torup, L., Gual, A. & v.d. Brink, W.
                                                                                                                                                                           Deutsche Gesellschaft fr Suchtforschung und Suchttherapie               (2013). Extending the treatment options in alcohol depend-
                                                                                                                                                                           & Deutsche Gesellschaft fr Psychiatrie und Psychothera-                 ence: a randomized controlled study of as-needed nalmefene.
                                                                                                                                                                           pie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (Hrsg.) S3-Leit-                  Biological Psychiatry, 73, 706 – 713.
                                                                                                                                                                           linie. Verfgbar unter: http://www.awmf.org/leitlinien.html),        Mason, B., J., Ritvo, E., C., Morgan, R., O., Salvato, F., R., et al.
                                                                                                                                                                           im Druck.                                                                (1994). A double-blind, placebo-controlled Pilot study to

                                                                                                                                                                                                                                                  SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
36                                              K. Mann: Reduzierung des Alkoholkonsums

                                                                                                                                                                            evaluate the efficacy and safety of oral nalmefene HCl for                    iatric interview for DSM-IV and ICD-10“. Journal of Clinical
                                                                                                                                                                            alcohol dependence. Alcoholism: Clinical and Experimental                     Psychiatry, 59, Suppl 20, 22 – 33.
                                                                                                                                                                            Research, 18, 1162 – 1167.                                                Smedslund, G., Berg, R. C., Hammerstrom, K. T., Steiro, A.,
                                                                                                                                                                        Mason, B. J., Salvato, F. R., Williams, L. D., Ritvo, E. C., et al. (1999).       Leiknes, K. A., Dahl, H. M. et al. (2011). Motivational inter-
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911.a000346 - Thursday, January 23, 2020 4:54:46 AM - Bayerische Staatsbibliothek München IP Address:194.95.59.195

                                                                                                                                                                            A double-blind, placebo-controlled study of oral nalmefene for                viewing for substance abuse. Cochrane Database of Syste-
                                                                                                                                                                            alcohol dependence. Archives of general psychiatry, 56(8), 719 –              matic Reviews. Doi: 10.1002/14651858.CD008063.pub2. Re-
                                                                                                                                                                            724.                                                                          view.
                                                                                                                                                                        McQueen, J., Howe, T. E., Allan, L. & Mains, D. (2009). Brief                 Sobell, M. B. & Sobell, L. C. (1973). Alcoholics treated by indivi-
                                                                                                                                                                            interventions for heavy alcohol users admitted to general                     dualized behavior therapy: one year treatment outcome. Be-
                                                                                                                                                                            hospital wards. Cochrane Database of Systematic Reviews. .                    haviour research and therapy, 11, 599 – 618.
                                                                                                                                                                            DOI: 10.1002/14651858.CD005191.pub3.                                      Sobell, M. B. & Sobell, L. C. (1976). Second year treatment out-
                                                                                                                                                                        Moreira, M. T., Smith, L. A. & Foxcroft, D.. (2009). Social norms                 come of alcoholics treated by individualized behaviour the-
                                                                                                                                                                            interventions to reduce alcohol misuse nuniversity or college                 rapy: results. Behaviour research and therapy, 14, 195 – 215.
                                                                                                                                                                            students. Cochrane Database of Systematic Reviews. DOI:                   Sobell, L. C. & Sobell, M. B. (1992). Timeline follow-back: A
                                                                                                                                                                            10.1002/14651858.CD006748.pub2.                                               technique for assessing self-reported ethanol consumption. In
                                                                                                                                                                        NICE National Institute for Health and Clinical Excellence.                       R. Z. Litten, R. Z. & J. P. Allen (Eds.). Measuring Alcohol
                                                                                                                                                                            (2011). Alcohol-use disorders: diagnosis, assessment and ma-                  Consumption: Psychosocial and Biological Methods (S. 41 –
                                                                                                                                                                            nagement of harmful drinking and alcohol dependence (CG                       72). Totowa, New Jersey: Humana Press.
                                                                                                                                                                            115). London: National Institute for Health and Clinical Ex-              Sobell, M. B. & Sobell, L. C. (1995). Controlled drinking after 25
                                                                                                                                                                            cellence.                                                                     years: how important was the great debate? Addiction, 90,
                                                                                                                                                                        Orford, J. & Keddie, A. (1986). Abstinence or controlled drinking                 1149 – 53; discussion 57 – 77.
                                                                                                                                                                            in clinical practice: a test of the dependence and persuasion             Starosta, A.,N., Leeman, R.,F. & Volpicelli, J. (2006). The
                                                                                                                                                                            hypotheses. British Journal of Addiction, 81, 495 – 504.                      BRENDA model: integrating psychosocial treatment and
                                                                                                                                                                        Pabst, A., Kraus, L., Gomes de Matos, E., & Piontek, D. (2013).                   pharmacotherapy for the treatment of alcohol use disorders.
                                                                                                                                                                            Substanzkonsum und substanzbezogene Stçrungen in Deutsch-                     Journal of psychiatric practice, 12, 80 – 89.
                                                                                                                                                                            land im Jahr 2012. Sucht, 59, 321 – 331.                                  UKATT (2005). Cost effectiveness of treatment for alcohol pro-
                                                                                                                                                                        Rehm, J., Rehm, M., Shield, K. V., Gmel, G., Frick, U. & Mann, K.                 blems: findings of the randomised UK alcohol treatment trial
                                                                                                                                                                            (2014) Reduzierung alkoholbedingter Mortalitt durch Be-                      (UKATT). BMJ (Clinical research ed), 331(7516), 544.
                                                                                                                                                                            handlung der Alkoholabhngigkeit. SUCHT, 60, 93 – 105.                    van den Brink, W., Sørensen, P., Torup, L., Mann, K., Gual, A.; for
                                                                                                                                                                        Rçsner, S., Hackl-Herrwerth, A., Leucht, S., Lehert, P., Vecchi, S.               the SENSE Study Group (2014). Long-term efficacy, tolera-
                                                                                                                                                                            & Soyka, M. (2010a). Acamprosate for alcohol dependence.                      bility and safety of nalmefene as-needed in patients with al-
                                                                                                                                                                            Cochrane Database of Systematic Reviews. DOI: 10.1002/                        cohol dependence: A 1-year, randomised controlled study.
                                                                                                                                                                            14651858.CD004332.pub2.                                                       Journal of Psychopharmacology, 26, 733 – 744.
                                                                                                                                                                        Rçsner, S., Hackl-Herrwerth, A., Leucht, S., Vecchi, S., Srisura-             Walters, G. (2000). Behavioral self-control training for problem
                                                                                                                                                                            panont, M. & Soyka, M. (2010b). Opioid antagonists for al-                    drinkers: A meta-analysis of randomized control studies. Be-
                                                                                                                                                                            cohol dependence. Cochrane Database of Systematic Re-                         havior Therapy, 31, 135 – 149.
                                                                                                                                                                            views. DOI: 10.1002/14651858.CD001867.pub3.                               Wienberg, G. (2002). Systems of care for persons with alcohol
                                                                                                                                                                        Rooke, S., Thorsteinsson, E., Karpin, A., Copeland, J. & Allsop, D.               problems in Germany – an analysis from a public health per-
                                                                                                                                                                            (2010). Computer-delivered interventions for alcohol and to-                  spective. In K. Mann (Hrsg.). Neue Therapieanstze bei Al-
                                                                                                                                                                            bacco use: a meta-analysis. Addiction, 105, 1381 – 1390.                      koholproblemen (S. 17 – 46). Lengerich: Pabst.
                                                                                                                                                                        Rosenberg, H., Melville, J., Levell, D. & Hodge, J. E. (1992). A 10-          Witkiewitz, K. (2008). Lapses following alcohol treatment: mode-
                                                                                                                                                                            year follow-up survey of acceptability of controlled drinking in              ling the falls from the wagon. Journal of Studies on Alcohol and
                                                                                                                                                                            Britain. Journal of Studies on Alcohol, 53, 441 – 446.                        Drugs, 69, 594 – 604.
                                                                                                                                                                        Saladin, M., Santa Ana, E. (2004). Controlled drinking: More than
                                                                                                                                                                            just a controversy. Current Opinion in Psychiatry, 17, 175 – 87.
                                                                                                                                                                        Substance Abuse and Mental Health Services Administration
                                                                                                                                                                                                                                                      Prof. Dr. Karl Mann
                                                                                                                                                                            (SAMSHA). (2014). Results from the 2013 National Survey on
                                                                                                                                                                            Drug Use and Health: Summary of National Findings, NSDUH                  Zentralinstitut fr Seelische Gesundheit, Mannheim
                                                                                                                                                                            Series H-48, HHS Publication No. (SMA) 14 – 4863. Rockville,              Medizinische Fakultt Mannheim der Universitt Heidelberg
                                                                                                                                                                            MD: Substance Abuse and Mental Health Services Adminis-                   J5
                                                                                                                                                                            tration. Zugriff am 05. 06. 2014 unter http://www.samhsa.gov/             68159 Mannheim
                                                                                                                                                                            data/sites/default/files/NSDUHresultsPDFWHTML2013/                        Deutschland
                                                                                                                                                                            Web/NSDUHresults2013.pdf                                                  Karl.Mann@zi-mannheim.de
                                                                                                                                                                        Sheehan, D. V., Lecrubier, Y., Sheehan, K. H., et al. (1998). „The
                                                                                                                                                                            Mini-International Neuropsychiatric Interview (M.I.N.I.): the             Eingereicht: 16. 07. 2014
                                                                                                                                                                            development and validation of a structured diagnostic psych-              Angenommen nach Revision: 16. 12. 2014

                                                                                                                                                                        SUCHT 61 (1)  2015 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern
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