Kostenmanagement in der Schweiz - Eine Studie der Universität Bern und PricewaterhouseCoopers
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Kostenmanagement in der Schweiz Kosten planen, kontrollieren und verstehen gehört zu den wichtigsten Aufgaben privater Unternehmen und öffentlicher Organisationen. Wer die Kosten nicht im Griff hat, wird schei- tern. Wie aber gelingt es einem Unternehmen, diese Aufgabe erfolgreich zu meistern? Wel- che Instrumente werden dazu verwendet, und wie werden diese Instrumente eingesetzt? Auf diese Fragen geben eine Vielzahl von Lehrbüchern Antwort. In der Schweiz weitgehend unbekannt ist jedoch, wie die Unternehmen diese Aufgabe tatsächlich lösen und welche Probleme sie dabei zu bewältigen haben. Aus diesem Grund haben sich Pricewaterhouse- Coopers Schweiz und die Universität Bern zum Ziel gesetzt, mit Hilfe der vorliegenden Studie die aktuelle Situation in Schweizer Unternehmen sowie die zukünftigen Herausforde- rungen zum Thema Kostenmanagement empirisch zu belegen. Der vorliegende Auswertungsbericht dokumentiert die wesentlichen Erkenntnisse aus der Befragung von Unternehmens- und Finanzverantwortlichen aus 539 Unternehmen in der Schweiz. Die Ergebnisse zeigen erstmals den gegenwärtigen Stand des Kostenmanage- ments für die Schweiz und liefern wichtige Hinweise für Verbesserungen. An dieser Stelle gilt unser Dank zunächst den 539 Unternehmen, die sich an der Studie beteiligt und damit die erforderliche Datengrundlage zur Verfügung gestellt haben. Die Studie wurde im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen PricewaterhouseCoopers Bern und der Universität Bern erstellt. Seitens PricewaterhouseCoopers Bern hat Hugo Keune mit der Unterstützung von Damir Maras, Andrea Rentsch, Damian Aebischer und Jose Piening an der Studie gearbeitet, seitens der Universität Bern waren vor allem Prof. Dr. Thomas Myrach, Imke Keimer und Ulrich Egle an den Arbeiten beteiligt. Sie wurden unterstützt von Myriam Gemmet, Michael Schaller, Lukas Müller und David Weibel. Die Ergebnisse erlauben es Unternehmen, ihre eigene Situation kritisch zu hinterfragen und allfällige Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Wir wünschen allen Lesern eine inte- ressante und bereichernde Lektüre. Anmerkungen und Rückmeldungen sind uns jederzeit willkommen. Bern, im September 2008 Prof. Dr. Ulf Schiller Jean-Claude Rossier Institut für Unternehmensrechnung und Controlling Director Universität Bern PricewaterhouseCoopers AG, Bern © 2008 PricewaterhouseCoopers. All rights reserved. PricewaterhouseCoopers refers to the network of member firms of PricewaterhouseCoopers International Limited, each of which is a separate and independent legal entity.
Kostenmanagement 3 in der Schweiz Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 4 Management Summary 5 Ziel, Struktur und Aufbau der Studie 6 Rücklaufquote und Struktur des Teilnehmerkreises 8 Definition Kostenmanagement 12 Ziele des Kostenmanagements 13 Instrumente 20 – Traditionelle Instrumente 21 – Moderne Instrumente 26 – Prozesskostenrechnung 39 Probleme und Herausforderungen 46
4 Kostenmanagement in der Schweiz Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Funktion der antwortenden Personen Abb. 25: Einsatzhäufigkeit der Qualitätskosten 29 im Unternehmen 7 Abb. 26: Einsatzhäufigkeit des Target Costings 30 Abb. 2: Anzahl Vollzeitäquivalente der antwortenden Abb. 27: Einsatzhäufigkeit der Balanced Scorecard 31 Unternehmen 8 Abb. 28: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente Abb. 3: Umsatz der antwortenden Unternehmen in CHF 9 vom durchschnittlichen Einsatz, dargestellt nach Abb. 4: Branchenaufteilung der antwortenden Unternehmensgrösse 33 Unternehmen im Industriesektor 10 Abb. 29: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente Abb. 5: Branchenaufteilung der antwortenden ausgewählter Branchen in % vom durchschnit- Unternehmen im Dienstleistungssektor 10 tlichen Instrumenteneinsatz aller Branchen 34 Abb. 6: Wettbewerbsstrategien der antwortenden Abb. 30: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich) 11 bei Chemie-/Pharmaindustrie, Telekommunikation/ Medien und Energiewirtschaft in % vom durch- Abb. 7: Dimensionen des Kostenmanagements 12 schnittlichen Instrumenteneinsatz aller Branchen 35 Abb. 8: Ziele des Kostenmanagements 13 Abb. 31: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente Abb. 9: Einsatzgrad des Kostenmanagements für bei Banken und Versicherungen in % vom Preisentscheidungen 14 durchschnittlichen Instrumenteneinsatz aller Branchen 35 Abb. 10: Ebenen der Kostenanalyse nach Unternehmensgrösse 15 Abb. 32: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente bei öffentlichen Verwaltungen und im Abb. 11: Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Gesundheitswesen in % vom durchschnittlichen Instanzen (nach Rechnungslegungsstandards) 16 Instrumenteneinsatz aller Branchen 36 Abb. 12: Ungenutzte Kapazitäten und Ausweis von Abb. 33: Zusammenhang zwischen Strategie und Leerkosten 17 Nutzungshäufigkeit (Intensität) der eingesetzten Abb. 13: Unternehmensgrösse und Ziele des modernenInstrumente 37 Kostenmanagements (Verfolgung des Ziels Abb. 34: Berücksichtigung der Kapitalkosten bzw. der «trifft voll zu» und «trifft eher zu») 18 kalkulatorischen Zinskosten 38 Abb. 14: Einfluss der Wettbewerbsstrategie und Ziele Abb. 35: Einsatzhäufigkeit der wertorientierten des Kostenmanagements 19 Instrumente 38 Abb. 15: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung 22 Abb. 36: Verbreitung der Prozesskostenrechnung in der Abb. 16: Gemeinkostenanteil und Einsatz Schweiz 39 Teilkostenrechnung 22 Abb. 37: Einsatzgrad der Prozesskostenrechnung 40 Abb. 17: Zusammenhang (Intensität) zwischen Abb. 38: Gründe für den Einsatz der Strategie undeingesetzten traditionellen Prozesskostenrechnung 41 Instrumenten 23 Abb. 39: Zusammenhang Gemeinkostenanteil und Abb. 18: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung nach Prozesskostenrechnung 42 Unternehmensgrösse 23 Abb. 40: Anzahl erfolgter bzw. geplanter Einführungen Abb. 19: Einsatzhäufigkeit der Deckungsbeitragsrechnung 24 der Prozesskostenrechnung pro Jahr 43 Abb. 20: Einsatzgrad der Plankostenrechnung 25 Abb. 41: Gründe gegen die Einführung einer Abb. 21: Einsatzhäufigkeit der modernen Instrumente Prozesskostenrechnung 44 des Kostenmanagements 26 Abb. 42: Probleme bei der Einführung und beim Abb. 22: Anzahl eingesetzter Instrumente 27 Unterhalteiner Prozesskostenrechnung 45 Abb. 23: Einsatzhäufigkeit des Benchmarkings 28 Abb. 43: Probleme bei der Einführung und beim Unterhalt des Kostenmanagements 47 Abb. 24: Einsatzhäufigkeit des Benchmarkings und Standardisierungsgrad der Produkte 28 Abb. 44: Vorhaben in den nächsten zwei Jahren 48
Kostenmanagement 5 in der Schweiz Management Summary Zum ersten Mal liegen mit der vorliegenden Studie breit abgestützte Daten über die aktuelle Ausgestaltung und die bestehenden Probleme im Kostenmanagement in der Schweiz vor. Die wichtigsten Ergebnisse werden an dieser Stelle zusammengefasst: 1. Das Kostenmanagement übernimmt wichtige Aufgaben innerhalb der finanziellen Unter nehmensführung. Dazu gehören insbesondere die Planung und Budgetierung sowie die Sicherstellung der Kostentransparenz. Mit Hilfe des Kostenmanagements werden somit Entscheidungen getroffen, welche für den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens von zentraler Bedeutung sind. 2. Die Ausgestaltung des Kostenmanagements und die Intensität der eingesetzten Instrumente werden am stärksten von der Unternehmensgrösse und der Branche beeinflusst. Die Wett bewerbsstrategie spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Dies lässt vermuten, dass das Kostenmanagement eher als rein operatives und weniger als strategisches Führungsinstru- ment eingesetzt wird. 3. Das Kostenmanagement bedient sich in der Schweiz noch immer eher traditioneller Instru- mente. Moderne Instrumente wie Target Costing und Life Cycle Costing werden hingegen noch eher zurückhaltend und fallweise bzw. ergänzend eingesetzt. Das Benchmarking wird immer wichtiger. Die Voll- und Teilkostenrechnung werden zu einem hohen Grad kombiniert eingesetzt. Die Plankostenrechnung hat sich bei grossen Unternehmen durchgesetzt. 4. Der zunehmende Anteil an indirekten Kosten zwingt die Unternehmen zum Einsatz von Instru- menten, welche eine verursachungsgerechtere Umlage der Kosten auf die Produkte ermögli- chen. Dazu gehört auch die Prozesskostenrechnung. Diese findet in der Schweiz zwar erst seit wenigen Jahren Verbreitung, wird aber zunehmend sowohl von grossen wie auch von kleinen Unternehmen eingesetzt. 5. Im Bereich des Kostenmanagements leiden viele Unternehmen unter einer mangelnden Datenqualität, einer unzureichenden Abbildung in der IT und fehlender Benutzerfreundlichkeit. Es wird deutlich, dass das Kostenmanagement in vielen Fällen zu wenig handlungs- und entscheidungsorientiert ausgestaltet ist und die nötige Flexibilität für Anpassungen insbeson- dere in der technischen Umsetzung fehlt.
6 Kostenmanagement Ziel, Struktur und in der Schweiz Aufbau der Studie Ziel der Studie Diese 2006/2007 von PricewaterhouseCoopers sowie den Dabei stehen die eingesetzten Kostenrechnungssysteme, Instituten für Unternehmensrechnung und Controlling (IUC) und Instrumente und die verfolgten Ziele im Vordergrund. Anhand Wirtschaftsinformatik (IWI) der Universität Bern durchgeführte der Analyse der ausgefüllten Fragebogen werden Probleme Studie beabsichtigt, den Status quo des Kostenmanagements identifiziert, Entwicklungs- und Herausforderungen beschrieben in Schweizer Unternehmen zu ermitteln. Der Schwerpunkt der und Lösungsansätze entwickelt. Studie richtet sich auf die Ausprägungen der Kostenrechnung. Aufbau des Fragebogens Der sechsseitige Fragebogen ist in vier voneinander unabhängige Der Abschnitt «Kostenmanagement und IT» fliesst nicht in diese Abschnitte gegliedert: Studie ein, sondern wurde für andere Analysezwecke erhoben. Im letzten Abschnitt «Allgemeine Fragen» wurden die Unterneh- 1. Kostenmanagement men hinsichtlich der Anzahl Vollzeitstellenäquivalente, Umsatz, Branchenzugehörigkeit, Wettbewerbsstrategie, Rechtsform, 2. Prozesskostenrechnung Rechnungslegungsstandards, organisatorischer Eingliederung und der Funktion der antwortenden Personen im Unternehmen 3. Kostenmanagement und IT befragt. 4. Allgemeine Fragen
Ziel, Struktur und Kostenmanagement 7 Aufbau der Studie in der Schweiz Vorgehen und Qualität der Befragung Die Ergebnisse zu dieser Studie wurden mittels einer empirischen Um eine gute Datenqualität zu realisieren, wendete sich die Querschnittsanalyse in Form eines schriftlichen Fragebogens er- Studie gezielt an den Chief Financial Officer bzw. die Chief mittelt. Die Verständlichkeit der Formulierungen und die Voll- Financial Officers (CFO bzw. CFOs) der einzelnen Unternehmen. ständigkeit der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten wurden in Neben einer hohen Rücklaufquote weist die Tatsache, dass 60% einer umfangreichen zweistufigen und branchenübergreifenden der Fragebogen vom CFO bzw. CEO ausgefüllt wurden, auf Pre-Test-Phase in Zusammenarbeit mit ausgewählten Unterneh- die Aktualität und den hohen Stellenwert hin, die dem Thema mensvertretern diskutiert und gemäss den erhaltenen Anregun- Kostenmanagement in Schweizer Unternehmen beigemessen gen verbessert. Anschliessend wurde der Fragebogen zweispra- werden. Es besteht demnach auch auf der Praxisseite ein ver- chig (deutsch und französisch) an insgesamt 3’024 Unternehmen stärkter Bedarf, den derzeitigen Stand des Kostenmanagements in der Schweiz zugesandt. zu bestimmen, um daraus Schlussfolgerungen für das eigene Unternehmen ableiten zu können. Rund jeder zweite Fragebogen Um bei den angeschriebenen Unternehmen auf eine möglichst wurde vom CFO und jeder vierte Fragebogen von einem Control- gute Akzeptanz zu stossen, enthielt der sechsseitige Fragebo- ler beantwortet. gen weitgehend geschlossene Fragen, die durch Ankreuzen einer oder mehrerer Alternativen ohne weitere Nachforschungen Bei den nachfolgenden Grafiken wird jeweils mit «n» die Anzahl beantwortet werden konnten. Weiter bestand die Möglichkeit, der auf die Frage antwortenden Unternehmen angegeben. den Fragebogen online auszufüllen. Von diesem Angebot machte rund ein Drittel der antwortenden Unternehmen Gebrauch. Die Datenerhebung und -aufbereitung wurde von der Universität Bern durchgeführt. Alle personen- und firmenbezogenen Daten werden von der Universität Bern streng vertraulich behandelt und nicht an Dritte (inkl. PricewaterhouseCoopers) weitergegeben. Abb. 1: Funktion der antwortenden Personen im Unternehmen Funktionen der antwortenden Personen CFO 50.5% Controller 23.5% CEO 8.5% Leiter betriebliches Rechnungswesen 8.5% Leiter Business Unit 0.6% Sonstige 8.3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% n = 493
8 Kostenmanagement Rücklaufquote und Struktur in der Schweiz des Teilnehmerkreises Repräsentative Stichprobe mit 539 Unternehmen Aus dem Versand an insgesamt 3’024 Unternehmen in der men wie z.B. Einzelfirmen wurde bewusst verzichtet – dies, ob- Schweiz resultierte ein Gesamtrücklauf von 539 Fragebogen. schon rund 87% der Schweizer Unternehmen weniger als zehn Dieser hohe Rücklauf von knapp 18% erklärt sich durch die Vollzeitäquivalente aufweisen. Bei diesen Unternehmen spielen Bedeutung, welche dem Kostenmanagement beigemessen jedoch die Instrumente des Kostenmanagements erfahrungs- wird, und durch das grosse Interesse seitens der befragten gemäss eine eher untergeordnete Rolle. Als Konsequenz ergibt Unternehmen. Für das Kostenmanagement bei Schweizer sich, dass die vorliegende Studie für Mikrounternehmen nicht Unternehmen liegt damit zum ersten Mal eine breit abgestützte repräsentativ ist. Erhebung der Daten vor. Auf eine Befragung von Mikrounterneh- Vorwiegend mittlere und grosse Unternehmen Für die Analyse der Ergebnisse wurden zur bessern Übersicht- Ausgedrückt in Vollzeitstellen sind 18% der Mitarbeitenden lichkeit drei Kategorien für die Unternehmensgrösse gebildet in «kleinen», 56,5% in «mittleren» und 25,5% in «grossen» (hier gilt die Anzahl Vollzeitäquivalente als alleiniges Grössen Unternehmen angestellt. Der hohe Anteil an mittleren und kriterium für Unternehmen): grossen Unternehmen ist dadurch zu erklären, dass bewusst auf eine Befragung von Mikrounternehmen wie z.B. Einzelfirmen 1. Kleine Unternehmen (10–49 Vollzeitäquivalente) verzichtet wurde. 2. Mittlere Unternehmen (50–499 Vollzeitäquivalente) 3. Grosse Unternehmen (über 500 Vollzeitäquivalente) Abb. 2: Anzahl Vollzeitäquivalente der antwortenden Unternehmen 10 bis 49 (klein) 18.0% Anzahl Vollzeitäquivalente 50 bis 499 (mittel) 56.5% über 500 (gross) 25.5% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% n = 494
Rücklaufquote und Struktur Kostenmanagement 9 des Teilnehmerkreises in der Schweiz Knapp die Hälfte der antwortenden Unternehmen sind als Toch- Nur ein kleiner Teil der antwortenden Unternehmen (10,5%) tergesellschaft organisiert. Rund 40% geben an, eigenständig weist einen Umsatz von unter 10 Millionen Franken aus. zu operieren. Business Units sind nur zu 5,2% vertreten. Unter 48,3% der Unternehmen geben einen Umsatz zwischen 10 die Kategorie «Sonstige» fallen u.a. Holdings und Konzerne. und 99 Millionen Franken an, während 41,2% der Teilnehmer einen Umsatz von 100 Millionen Franken oder mehr erzielen. Abb. 3: Umsatz der antwortenden Unternehmen in CHF 40% 30.8% 30% 27.1% 20% 17.5% 10.5% 10% 6.6% 6.6% 0.9% 0% < 10 Mio 10 - 49 Mio 50 - 99 Mio 100 - 499 Mio 500 - 999 Mio 1 - 9 Mrd > 10 Mrd n = 482
10 Kostenmanagement Rücklaufquote und Struktur in der Schweiz des Teilnehmerkreises Industrie- und Dienstleistungssektor zu gleichen Teilen vertreten Die untersuchten Unternehmen gliedern sich zu beinahe gleichen Teilen in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Innerhalb dieser beiden Sektoren wurde eine Zuteilung nach Branchen vorgenommen. Abb. 4: Branchenaufteilung der antwortenden Unter- nehmen im Industriesektor 7.7% 12.9% Maschinenbau (12.9%) Chemie/Pharma (7.7%) 3.3% Nahrungsmittel (6.9%) Elektrotechnik (6.7%) Baugewerbe/Immobilien (6.3%) 6.3% Energiewirtschaft (3.3%) übrige Industriebranchen (7.7%) 7.7% 6.7% 6.9% n = 247 Abb. 5: Branchenaufteilung der antwortenden Unter- nehmen im Dienstleistungssektor 10.0% Handel (12.5%) 12.5% Bank (7.1%) Transport/Logistik (6.0%) Telekommunikation/Medien (3.8%) 2.5% öffentliche Verwaltung (3.8%) Versicherung (2.9%) 2.9% Gesundheitswesen (2.5%) 7.1% übrige Dienstleistungsbranchen (10.0%) 3.8% 3.8% 6.0% n = 233
Rücklaufquote und Struktur Kostenmanagement 11 des Teilnehmerkreises in der Schweiz Strategische Ausrichtung der Unternehmen Bei der Frage nach der strategischen Ausrichtung konnten die Differenzierungsstrategie (29%). Die Fokussierung der Schweizer Unternehmen neben den drei Unternehmensstrategien von Mi- Unternehmen auf die Marktführerschaft verfolgt damit das Ziel, chael E. Porter – der Kostenführerstrategie, der Differenzierungs- sich langfristig positiv in einem globalen Wettbewerbsumfeld zu und der Nischenstrategie – zusätzlich die Marktführerschaft und positionieren. In der Kategorie «Sonstige» befindet sich haupt- Sonstige angeben. Die Unternehmen konnten von der Möglich- sächlich die öffentliche Hand. keit der Mehrfachnennung gebrauch machen. Von insgesamt 508 antwortenden Unternehmen haben 111 mehr als eine Strategie Daneben fällt auf, dass lediglich 15% aller Unternehmen die angegeben. Drei und mehr Strategien werden von lediglich 16 Strategie einer Kostenführerschaft verfolgen. Dies ist wohl Unternehmen verfolgt. darauf zurückzuführen, dass eine Kostenführerschaftsstrategie nur gewählt wird, wenn Kostenvorteile geschaffen und dauerhaft Die Untersuchung der verfolgten Strategie ergibt folgendes Bild: abgesichert werden können. Dies ist in der heutigen hoch kom- Mit 41% strebt der grösste Teil der befragten Unternehmen die petitiven Wirtschaft jedoch zusehends schwieriger. Marktführerschaft an, gefolgt von einer Nischen- (31%) und Abb. 6: Wettbewerbsstrategien der antwortenden Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich) Marktführerschaft 40.6% Nischenstrategie 30.5% Differenzierungsstrategie 29.1% Kostenführerstrategie 15.2% Sonstige 7.7% 0% 10% 20% 30% 40% 50% n = 508
12 Kostenmanagement Definition in der Schweiz Kostenmanagement Definition Kostenmanagement Unter Kostenmanagement verstehen wir sämtliche strategischen erfasst objektiv den ordentlichen, durch die betriebliche Leis- und operativen Bestrebungen eines privaten oder öffentlichen tungserstellung bedingten Verbrauch und Zuwachs von Werten Unternehmens, welche Unternehmensstrukturen, Prozesse, Res- und unterstützt die Erfüllung der finanziellen Unternehmenszie- sourcen und Produkte unter Kostenaspekten beeinflussen. Das le. Unter diesem Gesichtspunkt stellt die KLR eine wichtige Kostenmanagement zielt auf die Optimierung der Wirtschaftlich- Informationsquelle des Kostenmanagements dar. Aufgrund sich keit und damit auf die Verbesserung des operativen Ergebnisses verändernder Marktanforderungen und stärkerer Kundenorien- ab. Neben den Investitions- und Finanzierungsentscheidungen tierung verändern sich auch die Informationsbedürfnisse der ist das Kostenmanagement ein wichtiger Parameter für die Ver- Unternehmen. Kostenmanagement und KLR stehen deshalb änderung des Unternehmenswerts. vermehrt in einer Wechselbeziehung, wobei das Kostenmana- gement in jüngster Zeit an Bedeutung zugenommen hat. Die Neben allgemeinen Fragen zum Kostenmanagement behandelt Kostenrechnung muss heute nicht nur Planungs-, Kontroll- und diese Studie mit besonderem Augenmerk Fragen zum Thema Publikationsaufgaben wahrnehmen, sondern sich zu einem Kosten- und Leistungsrechnung (nachfolgend als KLR bezeich- System der vorausschauenden Kostensteuerung entwickeln. net). Diese ist Teil des betrieblichen Rechnungswesens und Dimensionen des Kostenmanagements Das Kostenmanagement lässt sich systematisch in drei delt es sich hierbei um Rahmenbedingungen, zum Teil aber auch Dimensionen unterteilen. Die nachfolgenden Kapitel sind um «Enabler». Daraus ergeben sich die mit dem Kostenmanage- nach dieser Struktur gegliedert. ment verfolgten Ziele. Dimension 1: Einflussgrössen und Ziele. Diese Dimension umfasst Dimension 2: Funktionen. Damit das Kostenmanagement seine jene Parameter, welche auf den Umfang und die Ausgestaltung Ziele erreicht, muss es bestimmte Funktionen übernehmen des Kostenmanagements einen Einfluss nehmen. Zum Teil han- und in den Prozess der Unternehmensführung eingebettet sein. Diese Funktionen lassen sich mit Planung, Reporting, Analyse und Steuerung zusammenfassen. Abb. 7: Dimensionen des Kostenmanagements Dimension 3: Instrumente. Damit die Funktionen übernommen werden können, braucht es entsprechende Instrumente. Die Strategie, Branche, Ziele des Kosten - passende Auswahl und die korrekte Ausgestaltung der Instru- Regulierungen managements mente kann für den Erfolg des Kostenmanagements entschei- dend sein. Steuerung 1 2 3 Einflussfaktoren Welche Faktoren beeinflussen das Analyse Planung Instrumente des Kostenmanagement, und welche Ziele Kostenmanagements ergeben sich daraus? Funktionen Welche Funktionen muss das Kostenmanagement zur Erreichung dieser Ziele übernehmen? Reporting Instrumente Mit welchen Instrumenten sollen Unternehmensgrösse IT/Technologie diese Aufgaben erfüllt werden?
Ziele des Kostenmanagement 13 Kostenmanagements in der Schweiz Die Ziele des Kostenmanagements Kostenmanagement ist nicht Selbstzweck, sondern dient in Für die Studie wurden die Unternehmen danach gefragt, welche seiner Anwendung dazu, mittels Beeinflussung der Kosten die spezifischen Ziele sie mit dem Kostenmanagement verfolgen. Erreichung der obersten Unternehmensziele zu gewährleisten. Die Antworten erfolgten auf einer Skala zwischen 1 («trifft nicht Vor dem Hintergrund einer verschärften Wettbewerbs- und Um- zu») und 4 («trifft voll zu»). Hinsichtlich der mit dem Kostenmana- weltdynamik werden die Unternehmen zu einer kontinuierlichen gement verfolgten Ziele steht mit einem Mittelwert von 3,7 Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit gezwungen. Das Kosten- die Planung und Budgetierung deutlich im Vordergrund. Dieses management versucht, die Kosten innerhalb eines bestehenden Thema ist eines der Standardziele des Kostenmanagements Nutzenpotenzials zu minimieren. Diese Optimierung beruht dabei und ist in vielen Unternehmen vollständig etabliert. Die KLR hauptsächlich auf der umfassenden und frühzeitigen Beeinflus- wird somit zu einem der wichtigsten Führungsinstrumente, über sung des Kostenniveaus, der Kostenstruktur und des Kostenver- welches die Ressourcenzuweisung und die Kontrolle des Res- laufs. In jüngerer Zeit befasst sich das Kostenmanagement vor sourcenverbrauchs erfolgen. Die grosse Bedeutung der KLR für allem auch mit längerfristigen Massnahmen zur Kostenbeeinflus- die Planung und Budgetierung ist möglicherweise ein Hinweis sung. In diesem Zusammenhang ist die Ermittlung der wesentli- darauf, dass sich wert- und marktorientierte Budgetierungsme- chen Kostentreiber von zentraler Bedeutung. thoden kaum durchgesetzt haben. Abb. 8: Ziele des Kostenmanagements Planung und Budgetierung (n = 523) 4 3.7 Grundlage für Preisentscheidungen Kostensenkung (n = 521) 3 (n = 525) 3.0 3.1 2 Unterstützung bei 2.9 1 Erhöhung der Kostentransparenz Investitionsentscheidungen (n = 518) 3.5 (n = 523) 2.1 2.5 2.4 Unterstützung von Make-or-Buy Ermittlung der Kosten ungenutzter Entscheidungen (n = 511) Kapazitäten (n = 515) Erfüllung von Informationsbedürfnissen externer Instanzen (n = 507) Mittelwerte/4 = trifft voll zu, 1 = trifft nicht zu
14 Kostenmanagement Ziele des in der Schweiz Kostenmanagements In vielen Branchen ist die Kostenrechnung für Preisentscheidungen von grosser Bedeutung Die Preisentscheidung wird bei den Zielen des Kostenmana- Kostenmanagement für Preisentscheidungen ist. Für diese gements an dritter Stelle aufgeführt (Mittelwert von 3,1). Es ist Branchen kann die konzeptionelle Ausprägung der eingesetzten jedoch bemerkenswert, wie wichtig in gewissen Branchen das Instrumente zu einem Erfolgsfaktor werden. Abb. 9: Einsatzgrad des Kostenmanagements für Preisentscheidungen Nahrungsmittel (n = 33) 54.5% 36.4% Maschinenbau (n = 61) 52.5% 31.1% Elektrotechnik (n = 32) 62.5% 15.6% Telekommunikation/Medien (n = 17) 62.5% 12.5% Transport/Logistik (n = 28) 46.4% 28.6% Baugewerbe/Immobilien (n = 30) 53.3% 20.0% Versicherung (n = 14) 28.6% 42.9% Handel (n = 56) 46.4% 23.2% Energiewirtschaft (n = 16) 29.4% 35.3% Chemie-/Pharmaindustrie (n = 37) 43.2% 18.9% Bank (n = 34) 20.6% 41.2% Gesundheitswesen (n = 12) 41.7% 16.7% öffentliche Verwaltung (n = 17) 11.8% 35.3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% trifft voll zu trifft eher zu
Ziele des Kostenmanagement 15 Kostenmanagements in der Schweiz Die Kostentransparenz wird auf verschiedenen Ebenen umgesetzt Die Erhöhung der Kostentransparenz ist ebenfalls ein zentrales Die Analyse der Auswertungsebenen verdeutlicht, dass die Un- Anliegen des Kostenmanagements, um die Kostenbestand- ternehmen ihre Kosten vorwiegend auf den Ebenen Kostenarten teile zu analysieren und entsprechend bei Bedarf zielgerichtet (88,1%), Kostenstellen (84,8%) und Produkte (70%) analysieren. gegenzusteuern. Dass dem Ziel der Kostentransparenz so viel Auf Ebene Kunden werden die Kosten deutlich weniger erhoben. Bedeutung zukommt, erstaunt nur auf den ersten Blick. Aus der Der geringe Prozentsatz von 16,7% auf Prozessebene geht mit Beratungspraxis sind Beispiele bekannt, in denen namhafte Un- dem geringen Verbreitungsgrad von 14,5% der Prozesskosten- ternehmen gesamthaft zwar profitabel operieren, auf der Ebene rechnung einher. Zusätzlich zu den aufgeführten Ebenen der der Einzelprodukte oder Kunden jedoch nicht wissen, wo Geld Kostenanalyse wurden von den antwortenden Unternehmen vernichtet und wo Geld verdient wird. So werden über Jahre «Projekte» als Analyseobjekte genannt. hinweg verlustreiche Produkte quersubventioniert und sogar gefördert. Abb. 10: Ebenen der Kostenanalyse nach Unternehmens- grösse 100% 80% 60% 40% 20% 0% Kosten- Kosten- Produkte Kunden Prozesse Sonstige arten stellen grosse Unternehmen (n = 126) mittlere Unternehmen (n = 279) kleine Unternehmen (n = 89)
16 Kostenmanagement Ziele des in der Schweiz Kostenmanagements Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Instanzen Bei der Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Instanzen 2. Bei der Neubewertung und der Prüfung der Werthaltigkeit spielt das Kostenmanagement ebenfalls eine wichtige Rolle. (Impairment) von Anlagegütern werden mit Hilfe der KLR der Dies hängt damit zusammen, dass die Anwendung von Rech- Nutzen und die Kosten einzelner Vermögensgegenstände nungslegungsstandards auf Informationen aus dem betrieblichen ermittelt. Rechnungswesen angewiesen ist. Dies zeigt sich an verschiede- nen Beispielen: 3. Für die Segmentsberichterstattung wird teilweise auf die Betriebsbuchhaltung zurückgegriffen. 1. Bei der Bewertung von Halbfabrikaten sind die verwendeten Kostensätze für Maschinenstunden und Einzellöhne plausi- Mit der Anwendung umfangreicher, internationaler Rechnungs bel zu begründen. legungsnormen nimmt das Ziel der Erfüllung von Informationsbe- dürfnissen externer Instanzen an Bedeutung zu. Abb. 11: Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Instanzen (nach Rechnungslegungsstandards) US-GAAP (n = 33) 27.3% 24.2% 27.3% 21.2% IFRS (n = 140) 14.3% 35.0% 32.1% 18.6% Swiss GAAP FER (n = 87) 20.7% 18.4% 28.7% 32.2% 0% 20% 40% 60% 80% 100% trifft voll zu trifft selten zu trifft eher zu trifft nicht zu
Ziele des Kostenmanagement 17 Kostenmanagements in der Schweiz Die Kosten der ungenutzten Kapazitäten werden selten ermittelt Der Messung der ungenutzten Kapazität wird im Vergleich zu den die Gefahr, dass Ineffizienzen nicht erkannt und Produkte falsch übrigen Zielen wenig Beachtung geschenkt. Dies kann zu Prob- kalkuliert werden. Dies trifft in besonderem Mass für Unterneh- lemen führen. Immerhin geben 74% der Unternehmen an, über men zu, welche keine Plankostenrechnung führen und lediglich keine Kapazitätsengpässe zu verfügen. Gleichwohl ermitteln le- eine Vollkostenrechnung im Einsatz haben. diglich 31% der Unternehmen ihre Leerkosten. Dadurch besteht Abb. 12: Ungenutzte Kapazitäten und Ausweis von Leerkosten Kapazitätsengpässe verhindern die Annahme 7.5% 18.3% 27.8% 46.3% von Aufträgen (n = 492) Ermittlung der Kosten ungenutzter Kapazitäten 9.7% 21.2% 40.2% 28.9% (n = 515) 0% 20% 40% 60% 80% 100% trifft voll zu trifft selten zu trifft eher zu trifft nicht zu Investitionsentscheidung und Make or Buy Das Ziel «Investitionsentscheidungen» ist von grosser Bedeutung Das Ziel «Make or Buy» wird deutlich stärker von grossen Un- (siehe Abb. 8). Dabei ist jedoch nicht davon auszugehen, dass ternehmen in der Industrie verfolgt. Hier zeigt sich, dass diese bei diesen Unternehmen statischen Verfahren der Investitions die Möglichkeiten der internationalen Ausgliederung bestimmter rechnung, z.B. dem Kostenvergleichsverfahren, gegenüber Aufgaben verstärkt nutzen. Kleine und mittlere Unternehmen so- dynamischen Berechnungen wie Net Present Value, Internal wie Unternehmen im Dienstleistungssektor sind deutlich weniger Rate of Return oder dynamischem Payback der Vorzug gegeben daran interessiert oder in der Lage, mit Hilfe der Instrumente des wird. Vielmehr werden hier die vielfältigen Informationen aus Kostenmanagements Entscheidungen über Fremd- oder Eigen- dem Kostenmanagement wie Deckungsbeiträge je Produkt oder fertigung zu treffen. Kunde, Fixkosten, Stundensätze etc. für die Investitionsrechnung systematisch genutzt.
18 Kostenmanagement Ziele des in der Schweiz Kostenmanagements Einfluss der Unternehmensgrösse auf die Ziele des Kostenmanagements Nachdem die drei Merkmale bzw. die Einflussfaktoren Unterneh- die höhere Wichtigkeit bei den Zielen in grossen Unternehmen mensgrösse, Branche und Strategie dargestellt und die mit dem notwendig ist, um den Überblick in komplexen Strukturen und Kostenmanagement angestrebten Ziele aufgezeigt worden sind, Prozessen nicht zu verlieren. Andererseits schöpfen kleinere und interessiert uns der Zusammenhang zwischen Einflussfaktoren mittlere Unternehmen das Potenzial eines Kostenmanagements und Zielen. nur teilweise aus. Erst mit einem gut ausgebauten Informations system lassen sich jedoch die notwendigen Informationen zur Die Untersuchung zeigt, dass sowohl von grossen, mittleren als effizienten Entscheidungsfindung in den verschiedenen Bereichen auch kleinen Unternehmen dieselben Prioritäten bei den Zielen bereitstellen. Gleichzeitig bringt Grösse sowohl neue Möglichkei- des Kostenmanagements gesetzt werden. Gleichzeitig wird ten (z.B. Make or Buy und Investitionsentscheidungen) wie auch jedoch deutlich, dass sämtliche Ziele mit steigender Unterneh- Notwendigkeiten (z.B. Kostensenkungsprogramme und Ermitt- mensgrösse grössere Beachtung finden. Oder anders formuliert: lung der ungenutzten Kapazität) hinsichtlich des Kostenmanage- Grosse Unternehmen verfolgen nicht andere Ziele als mittlere ments mit sich. Es sind oft grosse Unternehmen in gesättigten oder kleine Unternehmen, aber sie verfolgen die Ziele ausge- Märkten, welche sich ihre Rentabilität nicht primär durch Wachs- prägter. Dies könnte einerseits darauf zurückzuführen sein, dass tum, sondern durch Kosteneffizienz sichern müssen. Abb. 13: Unternehmensgrösse und Ziele des Kostenmanagements (Verfolgung des Ziels «trifft voll zu» und «trifft eher zu») 100% 80% 60% 40% 20% 0% Planung und Budgetierung Erhöhung der Kostentransparenz Preisentscheidungen Kostensenkungsprogramme Investitionsentscheidungen Make-or-Buy Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Instanzen Ermittlung ungenutzter Kapazität grosse Unternehmen (n = 126) mittlere Unternehmen (n = 279) kleine Unternehmen (n = 89)
Ziele des Kostenmanagement 19 Kostenmanagements in der Schweiz Einfluss der Wettbewerbsstrategie auf die Ziele des Kostenmanagements Eher überraschend ist die Erkenntnis, dass die Strategie insge- ben Ziele gleich stark verfolgt. Einzig beim Ziel der Kostensen- samt keinen wesentlichen Einfluss auf die mit dem Kostenma- kung zeigt sich ein deutlich höheres Engagement der Kostenfüh- nagement verfolgten Ziele hat. Die Untersuchung zeigt, dass mit rer gegenüber den übrigen Strategien. dem Kostenmanagement unabhängig von der Strategie diesel- ben Ziele verfolgt werden. Dies trifft sowohl auf die Prioritäten Zwei Gründe erachten wir für den schwachen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Zielen wie auch auf die Intensität zwischen Strategie und Zielen des Kostenmanagements als innerhalb der einzelnen Ziele zu. Die Annahme, wonach die wesentlich: Einerseits wird das Kostenmanagement häufig als verfolgte Strategie zu klaren Zielen im Kostenmanagement führt, operatives Führungsinstrument eingesetzt. Eine konzeptionelle muss für die Praxis verworfen werden. Egal, ob eine Kostenfüh- Ausgestaltung auf der Basis der Gesamtunternehmensstrategie rerschaft, eine Nischenstrategie, eine Differenzierungsstrategie findet daher oft nicht statt. Andererseits ist das Kostenmana- oder eine Marktführerschaft angestrebt wird, es werden diesel- gement ein ausgeprägtes «Querschnittsthema», welches bei unterschiedlichen Unternehmen ähnliche Aufgaben wahrnimmt. Abb. 14: Einfluss der Wettbewerbsstrategie und Ziele des Kosten- managements Strategie und Ziele des Kostenmanagements (Verfolgung des Ziels «trifft voll zu» und «trifft eher zu») 100% 80% 60% 40% 20% 0% Planung und Budgetierung Erhöhung der Kostentransparenz Preisentscheidungen Kostensenkungsprogramme Investitionsentscheidungen Make-or-Buy Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Instanzen Ermittlung ungenutzter Kapazität Kostenführerstrategie (n = 77) Nischenstrategie (n = 155) Differenzierungsstrategie (n = 148) Marktführerschaft (n = 206) Kostensenkungsprogramme werden besonders von Kostenführern verfolgt Auffällig ist, dass Kostensenkungsprogramme von Kostenführern rascher «Fett» an als kleine. In kleinen Unternehmen bestehen im Vergleich zu den anderen Strategien besonders ausgeprägt weniger Zielkonflikte zwischen den Intentionen des Manage- verfolgt werden. Gleichzeitig wird dieses Ziel von grossen Unter- ments und denjenigen der Eigentümer. Zudem werden Ineffizien- nehmen deutlich stärker verfolgt als von kleinen und mittleren. zen in kleinen und mittleren Unternehmen in der Regel rascher Das Kostenmanagement stellt für diese Unternehmen einen sichtbar als in Grossunternehmen. entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Grosse Unternehmen setzen
20 Kostenmanagement Instrumente in der Schweiz Traditionelle und moderne Instrumente des Kostenmanagements Als traditionelles Instrument des Kostenmanagements bezeich- Benchmarking nen wir die KLR, welche einerseits als Voll- oder Teilkosten- rechnung und andererseits als Ist- oder Plankostenrechnung Qualitätskostenrechnung (z.B. Fehlerkosten) ausgeprägt sein kann. Die Deckungsbeitragsrechnung wird als eine Form der Teilkostenrechnung ebenfalls zu den traditionellen Target Costing Instrumenten gezählt. Balanced Scorecard Daneben werden zur Bewältigung der verschiedenen Aufgaben des Kostenmanagements eine Vielzahl moderner Instrumente Grenzplankostenrechnung eingesetzt. Der Einfachheit halber werden diese Instrumente nachfolgend als «moderne Instrumente» bezeichnet, wobei Life Cycle Costing einige bereits seit längerer Zeit in der Praxis angewendet werden. Teilweise werden diese Instrumente auch als «strategische Prozesskostenrechnung Instrumente» bezeichnet, weil sie stärker als die traditionelle Voll- und Teilkostenrechnung der strategischen Unternehmensführung dienen. Zu den modernen Instrumenten des Kostenmanage- ments zählen wir:
Traditionelle Kostenmanagement 21 Instrumente in der Schweiz Wahl zwischen Voll- und Teilkostenrechnung Die Wahl des Kostenrechnungsgrundtyps stellt für die finanzielle Erzeugnisse, was eine Proportionalisierung vortäuscht, die in Unternehmensführung eine wichtige Entscheidung dar. Das ein- Wirklichkeit nicht gegeben ist. Denn in der Realität sind Fixkos- gesetzte Instrument sollte imstande sein, gezielt Informationen ten zeitabhängig. Deren Höhe ändert sich – zumindest bei mar- zu generieren. Somit stellt sich die Frage nach den Informations- ginalen Schwankungen – nicht mit wechselndem Output. Eine bedürfnissen, die sich aus den zu erwartenden Entscheidungs- Proportionalisierung der Fixkosten kann bei einer unkritischen situationen und letztlich aus dem Zielsystem des Unternehmens Verwendung der Vollkosteninformationen zu unternehmerischen ergeben. Fehlentscheidungen führen. Diese Schwäche war der Anlass für die Entwicklung von Teilkostenrechnungssystemen, welche Die Vollkostenrechnung verteilt die gesamten Kosten einer nur bestimmte Teile der insgesamt entstandenen Kosten einer Periode auf die einzelnen Kostenträger. Dieses Kostenrech- Abrechnungsperiode den Kostenträgern zurechnen (z.B. nur die nungssystem verrechnet fixe und variable Kosten auf die variablen Kosten oder nur die Einzelkosten). 28% der Unternehmen setzen Voll- und Teilkostenrechnung kombiniert ein Die KLR stellt in der Schweiz immer noch das mit Abstand haben komplementären Charakter, indem sie Informationen für wichtigste Instrument des Kostenmanagements dar. Nur gerade unterschiedliche Bedürfnisse bereitstellen. 28,4% der Unterneh- 5,4% der Schweizer Unternehmen geben an, weder eine Voll- men geben an, beide Typen der Kostenrechnung gleichzeitig im noch eine Teilkostenrechnung im Einsatz zu haben. Der KLR Einsatz zu haben. Die Frage nach dem einzusetzenden Kos- kommt damit eine dominante Stellung im Kostenmanagement tenrechnungssystem auf Voll- oder Teilkostenbasis stellt keine zu. Gerade mal rund 1% der Unternehmen geben an, überhaupt «Entweder-oder-Entscheidung» dar. Tatsächlich kann es sinnvoll keine Instrumente für das Kostenmanagement einzusetzen. sein, beide Kostenrechnungssysteme kombiniert bzw. für einzel- ne Unternehmensbereiche unterschiedlich einzusetzen. Insbe- Seitens der klassischen Instrumente zeigt sich, dass die Vollkos- sondere lassen sich dadurch sowohl kurz- wie auch langfristige tenrechnung deutlich intensivierter eingesetzt wird (78%) als die Entscheidungen besser treffen. Dabei ist zu beachten, dass es Teilkostenrechnung (45%). Erstaunlich ist der hohe Anteil derje- verschiedene Ausprägungen des gleichzeitigen Einsatzes zweier nigen Unternehmen, welche nur die Vollkostenrechnung (49,5%) Kostenrechnungssysteme gibt: einsetzen. Der alleinige Einsatz der Vollkostenrechnung kann zu gravierenden Fehlentscheidungen führen. Insbesondere für die 1. Kombinierter Einsatz: In diesem Fall werden die Voll- und die Ermittlung von kurzfristigen Preisuntergrenzen, bei Produkt- und Teilkostenrechnung innerhalb einer KLR eingesetzt. So wird Auftragsentscheidungen oder bei Entscheidungen zwischen z.B. nur ein bestimmter Teil der indirekten Kosten als Kos- Eigenfertigung und Fremdbezug werden Kosten berücksichtigt, tenblock behandelt. Die restlichen Kosten werden mittels welche sich durch die Entscheidung kurzfristig nicht beeinflussen mehr oder weniger willkürlicher Schlüssel auf die Produkte lassen und daher unberücksichtigt bleiben sollten. Es scheint, verteilt. Dieser Fall ist durchaus verbreitet. als ob sich eine grosse Anzahl von Unternehmen konzeptionell zu selten und zu wenig mit der Ausprägung ihres Kostenmana- 2. Unterschiedlicher Einsatz je Business Unit oder Pro- gements auseinandersetzen. Gleichzeitig wird deutlich, wie lange duktgruppe: Hier wird für bestimmte Unternehmensteile die Praxis braucht, um theoretische Erkenntnisse in den beste- oder Produktgruppen entweder eine Voll- oder Teilkosten- henden Abläufen und Systemen umzusetzen. Denn die Kritik rechnung eingesetzt. Dies ist insbesondere in regulierten an der Vollkostenrechnung ist nicht neu, sondern bereits seit Bereichen der Fall. Jahrzehnten bekannt. 3. Paralleler Einsatz: In diesem Fall setzt das Unternehmen Entscheidend ist jedoch folgende Erkenntnis: Die beiden für dieselben Leistungen sowohl eine Voll- wie auch eine Grundtypen der Kostenrechnung (Voll- und Teilkostenrechnung) Teilkostenrechnung ein. Eine solche Lösung ist eher selten. schliessen sich in der Praxis nicht gegenseitig aus, sondern
22 Kostenmanagement Traditionelle in der Schweiz Instrumente Beim gleichzeitigen Einsatz der Voll- und Teilkostenrechnung 2. Ist der Nutzen höher als die Kosten? Der kombinierte stellen sich folgende Fragen: Einsatz zweier Kostenrechnungssystematiken kann zu einem höheren Aufwand führen. Aufgaben wie Planung, 1. Ist sich das Management bewusst, auf welcher Grundlage Budgetierung, Pflege der Kostentreiber und Kostenumlagen, die jeweiligen Entscheide getroffen werden? Der kombinierte Abweichungsanalysen und Reporting können aufwendiger Einsatz eines Voll- und eines Teilkostensystems stellt hohe werden. Auch ist eine vermehrte Schulung der Mitarbeiten- Ansprüche an die Entscheidträger. Zudem bedarf es bei den erforderlich. Kostensenkungsentscheiden auf der Basis von Vollkosten auch einer konsequenten Umsetzung der beschlossenen Massnahmen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Kos- ten – und dabei vor allem Fixkosten – tatsächlich eingespart werden können. Abb. 15: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung 5.4% 16.7% nur Vollkostenrechnung: 49.5% Voll- und Teilkostenrechnung: 28.4% nur Teilkostenrechnung: 16.7% 49.5% keine Voll- und Teilkostenrechnung: 5.4% 28.4% n = 503 Je höher der Gemeinkostenanteil ist, desto mehr wird die Teilkostenrechnung eingesetzt Die mangelnde Kostentransparenz der Vollkostenrechnung zeigt bei der Vollkostenrechnung ist umso deutlicher, je höher die sich auch darin, dass lediglich 35,1% der Unternehmen, welche Gemeinkostenanteile sind. Unternehmen mit Gemeinkosten- eine Kostenführerstrategie verfolgen, angeben, nur eine Vollkos- anteil von unter 20% setzen die Teilkostenrechnung zu 42,3% tenrechnung einzusetzen. Bei den übrigen Wettbewerbsstrate- ein, solche mit Gemeinkostenanteil zwischen 20% und 40% zu gien ist dieser Anteil wesentlich höher. Der Transparenzverlust 45,1% und solche mit Gemeinkostenanteil über 40% zu 51%. Abb. 16: Gemeinkostenanteil und Einsatz Teilkosten- rechnung Anteil Gemeinkosten an Gesamtkosten 40% (n = 89) 51.0% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Einsatzgrad Teilkostenrechnung
Traditionelle Kostenmanagement 23 Instrumente in der Schweiz Kostenführer setzen die Teilkostenrechnung stärker ein Inwieweit aber beeinflusst die Strategie die Entscheidung für scheidungen auf der Basis von Deckungsbeiträgen und damit eine Voll- oder Teilkostenrechnung? Tatsächlich entscheiden sich Teilkosten fällen zu können. Auch wird vermutet, dass Kosten- Kostenführer bedeutend stärker gegen den alleinigen Einsatz führer früher als andere die Nachteile des alleinigen Einsatzes einer Vollkostenrechnung als Unternehmen mit anderen Strate der Vollkostenrechnung erkannt haben. gien. Kostenführer müssen in der Lage sein, kurzfristige Preisent- Abb. 17: Zusammenhang (Intensität) zwischen Strategie und eingesetzten traditionellen Instrumenten Einsatzgrad «häufig» und «fallweise» Marktführerschaft 46.1% 31.6% 18.4% Nischenstrategie 56.1% 23.9% 16.1% Differenzierungsstrategie 48.6% 29.1% 16.2% Kostenführerstrategie 35.1% 45.5% 16.9% 0% 20% 40% 60% 80% 100% nur Vollkostenrechnung Voll- und Teilkostenrechnung nur Teilkostenrechnung Ein Drittel der grossen und mittleren Unternehmen setzen die Voll- und Teilkosten rechnung kombiniert ein Mit steigender Unternehmensgrösse wächst der Anteil der Unter- allzu grossem Ausmass. Kleinunternehmen setzen zu 18%, nehmen, die sowohl eine Voll- als auch eine Teilkostenrechnung mittlere Unternehmen zu 16,8% und Grossunternehmen zu führen. Diese Resultate bekräftigen die Vermutung, dass grösse- 14,3% nur eine Teilkostenrechnung ein. Wichtig erscheint, dass re Unternehmen insgesamt höhere Anforderungen an das Kos- 34,1% der Grossunternehmen und 31,5% der mittleren Unter- tenrechnungssystem stellen, da sie infolge komplexerer Prozesse nehmen angeben, beide Instrumente (Vollkostenrechnung und die Entscheidungen fundierter abstützen müssen. Teilkostenrechnung) einzusetzen. Kleinunternehmen geben mit lediglich 14,6% an, eine Vollkostenrechnung und eine Kleinunternehmen setzen zu 57,3% nur eine Vollkostenrechnung Teilkostenrechnung einzusetzen. Zudem verzichten 5% der mitt- ein; mittlere Unternehmen zu 46,6% und Grossunternehmen zu leren und 10,1% der kleinen Unternehmen auf den Einsatz einer 51,6%. Die Prozentwerte der Unternehmen, die angeben, nur Vollkostenrechnung oder Teilkostenrechnung. eine Teilkostenrechnung einzusetzen, unterscheiden sich in nicht Abb. 18: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung nach Unternehmensgrösse grosse Unternehmen 51.6% 34.1% 14.3% (n = 126) mittlere Unternehmen 46.6% 31.5% 16.8% 5.0% (n = 279) kleine Unternehmen 57.3% 14.6% 18.0% 10.1% (n = 89) 0% 20% 40% 60% 80% 100% nur Vollkostenrechnung Voll- und Teilkostenrechnung nur Teilkostenrechnung keine Voll-/Teilkostenrechnung
24 Kostenmanagement Traditionelle in der Schweiz Instrumente Die Deckungsbeitragsrechnung ist weit verbreitet Die Teilkostenrechnung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie Da rund 50% aller Unternehmen angegeben haben, eine reine fixe Kosten nicht auf die einzelnen Produkte bzw. Kostenträger Vollkostenrechnung zu führen, muss davon ausgegangen werden, aufteilt, sondern als Block auf sämtliche Produkte (Deckungsbei- dass auch dort teilweise von einer Deckungsbeitragsrechnung tragsrechnung) oder stufenweise (Fixkostendeckungsrechnung) gesprochen wird. Der Deckungsbeitrag – definiert als Erlöse je nach Zurechenbarkeit auf Produktgruppen zurechnet. Dabei minus variable Kosten – ist als Führungsgrösse in der Praxis kann die Teilkostenrechnung ebenfalls als Ist- oder Plankosten- sowohl bei Teilkosten- wie auch bei Vollkostenrechnungen weit rechnung (Grenzplankostenrechnung) ausgestaltet werden. verbreitet. In der Praxis sind die unterschiedlichsten Ausprägun- gen von Deckungsbeitragsrechnungen anzutreffen. Nirgends Die Unternehmen geben an, zu 19,5% eine Deckungsbeitrags- spiegeln sich die individuellen Anforderungen an die KLR so rechnung «fallweise» und zu 61,1% «häufig» einzusetzen. 6,4% deutlich wie in der Deckungsbeitragsrechnung. Nicht selten der Befragten setzen eine Deckungsbeitragsrechnung selten ein, umfasst diese sechs oder mehr Stufen und versucht damit den und 13% verzichten auf dieses Instrument. Am häufigsten ge- Verantwortlichkeiten auf verschiedenen Stufen und in verschie- langt die Deckungsbeitragsrechnung bei mittelgrossen Unterneh- denen Organisationseinheiten des Unternehmens gerecht zu men zum Einsatz. Unternehmen des 2. Sektors (68,6%) setzen werden. Während also die Theorie nur bei einer Aufteilung der dieses Instrument deutlich häufiger ein als Dienstleistungsunter- Kosten in variable und fixe Bestandteile von einer Deckungsbei- nehmen (56,1%). tragsrechnung spricht, wird in der Praxis bereits die Zurechnung von Kosten in verschiedenen Stufen der Kostenträgerrechnung als Deckungsbeitragsrechnung bezeichnet. Dabei handelt es sich meistens um einen Mix von Voll- und Teilkostenrechnung. Abb. 19: Einsatzhäufigkeit der Deckungsbeitragsrechnung grosse Unternehmen 62.7% 20.6% 6.3%10.3% (n = 126) mittlere Unternehmen 65.6% 17.4% 5.6% 11.5% (n = 270) kleine Unternehmen 50.0% 23.8% 8.3% 17.9% (n = 84) 0% 20% 40% 60% 80% 100% häufig eingesetzt fallweise eingesetzt selten eingesetzt nicht eingesetzt
Traditionelle Kostenmanagement 25 Instrumente in der Schweiz Die Plankostenrechnung ist bei mittleren und grossen Unternehmen weit verbreitet Jede Form der Kostenrechnung (Voll-, Teil- oder Prozesskos- Wie die meisten anderen Kostenrechnungssysteme lässt sich tenrechnung) kann als reine Istkostenrechnung oder als Plan- auch die Plankostenrechnung in eine Kostenarten-, Kostenstel- kostenrechnung geführt werden. Bei der Plankostenrechnung len- und Kostenträgerrechnung aufteilen, und sie lässt sich wie – auch Standardkostenrechnung genannt – werden die Kosten die Istkostenrechnung als Voll- oder Teilkostenrechnung aus und Erlöse für eine Planperiode (in der Regel ein Jahr) im Voraus gestalten. festgelegt. Die Plankostenrechnung gibt Auskunft darüber, ob die Ressourcen für den tatsächlich erreichten Output wirtschaft- Aus der Umfrage geht hervor, dass kleine Unternehmen nur zu lich eingesetzt worden sind. Diese Frage lässt sich durch eine einem Drittel (33,7%) ihre Kosten auf der Basis von Plankosten flexible Budgetierung und Abweichungsanalysen gegenüber den ermitteln. Die Prozentwerte der mittleren und grossen Unter- Sollkosten beantworten. Die Sollkosten werden mit Hilfe von nehmen sind indes deutlich höher (69,9% respektive 79,4%). Planwerten ermittelt. Demgegenüber verrechnet die vergangen- Somit ist das Bestreben der Entwicklung einer Kostenkontrolle heitsorientierte Istkostenrechnung sämtliche angefallenen Kosten durch geeignete Vorgabewerte bei Kleinunternehmen geringer auf die Produkte. Der Verzicht auf eine Plankostenrechnung und als bei mittleren und grossen Unternehmen. Die Industrie setzt damit der Verzicht auf die Ermittlung von Sollkosten sowie Ab- die Plankostenrechnung häufiger (71,7%) ein als Dienstleister weichungsanalysen wirken sich vor allem bei freien Kapazitäten (58,8%). Die Plankostenrechnung stellt in der Industrie eine Art und hohen Leerkosten negativ aus. Standard dar. Abb. 20: Einsatzgrad der Plankostenrechnung 3. Sektor, Dienstleistungen (n = 233) 58.8% 2. Sektor, Industrie (n = 247) 71.7% grosse Unternehmen (n = 126) 79.4% mittlere Unternehmen (n = 279) 69.9% kleine Unternehmen (n = 89) 33.7% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
26 Kostenmanagement Moderne in der Schweiz Instrumente «Moderne» Instrumente des Kostenmanagements Bei den modernen Instrumenten ist der Einsatz des Benchmar- Die in der Theorie viel diskutierte Prozesskostenrechnung findet kings am weitesten verbreitet. Über die Hälfte der Unternehmen in der Praxis nur beschränkte Anwendung. 14,5% der Unter- setzen das Benchmarking häufig oder zumindest fallweise ein. nehmen setzen die Prozesskostenrechnung ein. Da die Frage Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Begriff «Benchmar- zum Einsatz der Prozesskostenrechnung nur mit Ja, Nein oder king» in Theorie und Praxis breit ausgelegt ist. Die Grenzplan- geplant beantwortet werden konnte, kann hier der fallweise kostenrechnung und insbesondere das Life Cycle Costing finden Einsatz nicht beurteilt werden. Die Prozesskostenrechnung kann hingegen eine äusserst geringe Verbreitung in der Schweiz. ihre Wirkung jedoch nur durch eine umfassende Integration im Unternehmen entfalten. Abb. 21: Einsatzhäufigkeit der modernen Instrumente des Kostenmanagements Benchmarking (n = 502 / MW = 2.5) 18.3% 36.7% 25.3% 19.7% Qualitätskostenrechnung (n = 497 / MW = 2.0) 10.7% 20.9% 25.4% 43.1% Target costing (n = 488 / MW = 1.9) 7.0% 24.6% 18.6% 49.8% Balanced Scorecard (n = 499 / MW = 1.9) 13.0% 15.2% 18.6% 53.1% Grenzplankostenrechnung (n = 478 / MW = 1.8) 7.1% 16.3% 22.4% 54.2% Life Cycle Costing (n = 490 / MW = 1.5) 11.0% 21.8% 64.9% Prozesskostenrechnung (n = 503 / MW = 1.4) 14.5% 85.5% 0% 20% 40% 60% 80% 100% häufig eingesetzt (4) selten eingesetzt (2) fallweise eingesetzt (3) nicht eingesetzt (1)
Moderne Kostenmanagement 27 Instrumente in der Schweiz Die meisten Unternehmen setzen zwei bis drei Instrumente parallel ein Bei den modernen Instrumenten des Kostenmanagements zeigt Die Anwendung mehrerer Instrumente setzt jedoch eine hohe sich, dass die meisten Schweizer Unternehmen zwei bis drei Flexibilität und das entsprechende Wissen voraus. Es ist keine Instrumente einsetzen. Dabei wurde auch die Deckungsbeitrags- leichte Aufgabe, solche Instrumente aufzubauen. Es ist daher rechnung berücksichtigt. Es zeigt sich somit, dass nicht nur auf ratsam, vor dem Einsatz eines spezifischen Instruments die Vor- eine Methode abgestützt wird. Dies erscheint auch aufgrund des und Nachteile sowie die damit verbundenen Kosten sorgfältig hohen fallweisen Einsatzes der Instrumente sinnvoll. So kann für abzuschätzen. den jeweiligen «Fall» das beste Instrument zum Zug kommen. Abb. 22: Anzahl eingesetzter Instrumente Moderne Instrumente plus Deckungsbeitragsrechnung 28% 24.9% 24% 22.4% 20% 16.3% 16.0% 16% 12% 8.5% 8.0% 8% 4% 2.4% 1.3% 0.2% 0% 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Anzahl Instrumente n = 539 Das Benchmarking gewinnt an Bedeutung Benchmarking wird als Prozess verstanden, bei dem die Aktivitä- stossen qualitative Benchmarkings vermehrt auf Interesse. Dabei ten, Methoden und Ergebnisse mehrerer Unternehmen mitei tauschen nicht konkurrenzierende Unternehmen im Rahmen von nander verglichen werden, um Unterschiede und Verbesserungs- Roundtables Informationen zu bestimmten Fragestellungen aus. potenziale zu erkennen und um wettbewerbsorientierte Ziele vorzugeben. Die Anwendungsmöglichkeiten von Benchmarking Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Benchmarking eine sind sehr vielseitig, da nahezu in allen Unternehmensbereichen KLR nicht ersetzen kann. Das Benchmarking ist lediglich als er- Vergleiche mit den jeweils «Besten» innerhalb und ausserhalb gänzendes Instrument zu betrachten und kann in dieser Funktion derselben Branche oder sogar innerhalb der eigenen Organisa einen wichtigen Beitrag zur Zielerreichung leisten. Im Vorder- tion angestellt werden können. grund stehen hier Kombinationen mit der Prozesskostenrech- nung oder dem Target Costing. Es ist jedoch nicht möglich, mit Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz ist die Verwendung Hilfe des Benchmarkings Ineffizienzen systematisch zu erkennen eines relativen Vergleichsmassstabs. Benchmarking wird als und Ressourcen wirtschaftlich zu verteilen. kostengünstig und relativ einfach in der Handhabung eingestuft. In erster Linie eignen sich kosten- und leistungsorientierte Kenn- Generell geben die befragten Unternehmen an, ein Benchmar- zahlen wie Umsatzrentabilität oder Kosten je Vollzeitäquivalent king zu 36,7% «fallweise» und zu 18,3% «häufig» einzusetzen. in einem bestimmten Bereich. Die grössten Probleme bei der 19,3% setzen das Benchmarking nicht ein, und 25,3% setzen es Durchführung eines Benchmarkings ergeben sich erfahrungsge- «selten» ein. Da im Dienstleistungssektor Ineffizienzen schwie- mäss bei der Informationsbeschaffung und bei der Sicherstellung riger zu identifizieren sind als in der Industrie, drängt sich ein der Vergleichbarkeit. Gerade bei einem externen Benchmar- Benchmarking eher auf. Mit 62,2% setzen die Dienstleistungsun- king mit der Konkurrenz ist es nicht einfach, an die relevanten ternehmen deutlich stärker auf dieses Instrument als Unterneh- Informationen heranzukommen. Neutrale Beratungsunterneh- men des 2. Sektors (knapp 50%). men haben deshalb begonnen, entsprechende Datenbanken aufzubauen und anonymisierte Vergleiche durchzuführen. Auch
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