Kostenmanagement in der Schweiz - Eine Studie der Universität Bern und PricewaterhouseCoopers

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Kostenmanagement in der Schweiz - Eine Studie der Universität Bern und PricewaterhouseCoopers
Eine Studie der Universität Bern
und PricewaterhouseCoopers

Kostenmanagement
in der Schweiz
Kostenmanagement in der Schweiz

                                        Kosten planen, kontrollieren und verstehen gehört zu den wichtigsten Aufgaben privater
                                        Unternehmen und öffentlicher Organisationen. Wer die Kosten nicht im Griff hat, wird schei-
                                        tern. Wie aber gelingt es einem Unternehmen, diese Aufgabe erfolgreich zu meistern? Wel-
                                        che Instrumente werden dazu verwendet, und wie werden diese Instrumente eingesetzt?
                                        Auf diese Fragen geben eine Vielzahl von Lehrbüchern Antwort. In der Schweiz weitgehend
                                        unbekannt ist jedoch, wie die Unternehmen diese Aufgabe tatsächlich lösen und welche
                                        Probleme sie dabei zu bewältigen haben. Aus diesem Grund haben sich Pricewaterhouse-
                                        Coopers Schweiz und die Universität Bern zum Ziel gesetzt, mit Hilfe der vorliegenden
                                        Studie die aktuelle Situation in Schweizer Unternehmen sowie die zukünftigen Herausforde-
                                        rungen zum Thema Kostenmanagement empirisch zu belegen.

                                        Der vorliegende Auswertungsbericht dokumentiert die wesentlichen Erkenntnisse aus der
                                        Befragung von Unternehmens- und Finanzverantwortlichen aus 539 Unternehmen in der
                                        Schweiz. Die Ergebnisse zeigen erstmals den gegenwärtigen Stand des Kostenmanage-
                                        ments für die Schweiz und liefern wichtige Hinweise für Verbesserungen.

                                        An dieser Stelle gilt unser Dank zunächst den 539 Unternehmen, die sich an der Studie
                                        beteiligt und damit die erforderliche Datengrundlage zur Verfügung gestellt haben. Die
                                        Studie wurde im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen PricewaterhouseCoopers
                                        Bern und der Universität Bern erstellt. Seitens PricewaterhouseCoopers Bern hat Hugo
                                        Keune mit der Unterstützung von Damir Maras, Andrea Rentsch, Damian Aebischer und
                                        Jose Piening an der Studie gearbeitet, seitens der Universität Bern waren vor allem
                                        Prof. Dr. Thomas Myrach, Imke Keimer und Ulrich Egle an den Arbeiten beteiligt. Sie
                                        wurden unterstützt von Myriam Gemmet, Michael Schaller, Lukas Müller und David Weibel.

                                        Die Ergebnisse erlauben es Unternehmen, ihre eigene Situation kritisch zu hinterfragen und
                                        allfällige Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Wir wünschen allen Lesern eine inte-
                                        ressante und bereichernde Lektüre. Anmerkungen und Rückmeldungen sind uns jederzeit
                                        willkommen.

                                        Bern, im September 2008

                                        Prof. Dr. Ulf Schiller                                Jean-Claude Rossier
                                        Institut für Unternehmensrechnung und Controlling     Director
                                        Universität Bern                                      PricewaterhouseCoopers AG, Bern

© 2008 PricewaterhouseCoopers. All rights reserved. PricewaterhouseCoopers refers to the network of member firms of
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Kostenmanagement       3
                                                         in der Schweiz

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis                                                     4

Management Summary                                                        5

Ziel, Struktur und Aufbau der Studie                                      6

Rücklaufquote und Struktur des Teilnehmerkreises                          8

Definition Kostenmanagement                                              12

Ziele des Kostenmanagements                                              13

Instrumente                                                              20

    – Traditionelle Instrumente                                          21

    – Moderne Instrumente                                                26

    – Prozesskostenrechnung                                              39

Probleme und Herausforderungen                                           46
4     Kostenmanagement
      in der Schweiz

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:   Funktion der antwortenden Personen                   Abb. 25: Einsatzhäufigkeit der Qualitätskosten             29
          im Unternehmen                                  7
                                                               Abb. 26: Einsatzhäufigkeit des Target Costings             30
Abb. 2:   Anzahl Vollzeitäquivalente der antwortenden
                                                               Abb. 27: Einsatzhäufigkeit der Balanced Scorecard          31
          Unternehmen                                     8
                                                               Abb. 28: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente
Abb. 3:   Umsatz der antwortenden Unternehmen in CHF      9
                                                                        vom durchschnittlichen Einsatz, dargestellt nach
Abb. 4:   Branchenaufteilung der antwortenden                           Unternehmensgrösse                                33
          Unternehmen im Industriesektor                 10
                                                               Abb. 29: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente
Abb. 5:   Branchenaufteilung der antwortenden                           ausgewählter Branchen in % vom durchschnit-
          Unternehmen im Dienstleistungssektor           10            tlichen Instrumenteneinsatz aller Branchen        34
Abb. 6:   Wettbewerbsstrategien der antwortenden               Abb. 30: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente
          Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich)        11            bei Chemie-/Pharmaindustrie, Telekommunikation/
                                                                        Medien und Energiewirtschaft in % vom durch-
Abb. 7:   Dimensionen des Kostenmanagements              12
                                                                        schnittlichen Instrumenteneinsatz aller Branchen 35
Abb. 8:   Ziele des Kostenmanagements                    13
                                                               Abb. 31: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente
Abb. 9:   Einsatzgrad des Kostenmanagements für                         bei Banken und Versicherungen in % vom
          Preisentscheidungen                            14            durchschnittlichen Instrumenteneinsatz aller
                                                                        Branchen                                          35
Abb. 10: Ebenen der Kostenanalyse nach
         Unternehmensgrösse                              15   Abb. 32: Abweichung Einsatzhäufigkeit der Instrumente
                                                                        bei öffentlichen Verwaltungen und im
Abb. 11: Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer
                                                                        Gesundheitswesen in % vom durchschnittlichen
         Instanzen (nach Rechnungslegungsstandards)      16
                                                                        Instrumenteneinsatz aller Branchen                36
Abb. 12: Ungenutzte Kapazitäten und Ausweis von
                                                               Abb. 33: Zusammenhang zwischen Strategie und
         Leerkosten                                      17
                                                                        Nutzungshäufigkeit (Intensität) der eingesetzten
Abb. 13: Unternehmensgrösse und Ziele des                               modernenInstrumente                               37
         Kostenmanagements (Verfolgung des Ziels
                                                               Abb. 34: Berücksichtigung der Kapitalkosten bzw. der
         «trifft voll zu» und «trifft eher zu»)          18
                                                                        kalkulatorischen Zinskosten                       38
Abb. 14: Einfluss der Wettbewerbsstrategie und Ziele
                                                               Abb. 35: Einsatzhäufigkeit der wertorientierten
         des Kostenmanagements                           19
                                                                        Instrumente                                       38
Abb. 15: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung            22
                                                               Abb. 36: Verbreitung der Prozesskostenrechnung in der
Abb. 16: Gemeinkostenanteil und Einsatz                                 Schweiz                                           39
         Teilkostenrechnung                              22
                                                               Abb. 37: Einsatzgrad der Prozesskostenrechnung             40
Abb. 17: Zusammenhang (Intensität) zwischen
                                                               Abb. 38: Gründe für den Einsatz der
         Strategie undeingesetzten traditionellen
                                                                        Prozesskostenrechnung                             41
         Instrumenten                                    23
                                                               Abb. 39: Zusammenhang Gemeinkostenanteil und
Abb. 18: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung nach
                                                                        Prozesskostenrechnung                             42
         Unternehmensgrösse                              23
                                                               Abb. 40: Anzahl erfolgter bzw. geplanter Einführungen
Abb. 19: Einsatzhäufigkeit der Deckungsbeitragsrechnung 24
                                                                        der Prozesskostenrechnung pro Jahr                43
Abb. 20: Einsatzgrad der Plankostenrechnung              25
                                                               Abb. 41: Gründe gegen die Einführung einer
Abb. 21: Einsatzhäufigkeit der modernen Instrumente                     Prozesskostenrechnung                             44
         des Kostenmanagements                           26
                                                               Abb. 42: Probleme bei der Einführung und beim
Abb. 22: Anzahl eingesetzter Instrumente                 27            Unterhalteiner Prozesskostenrechnung              45
Abb. 23: Einsatzhäufigkeit des Benchmarkings             28   Abb. 43: Probleme bei der Einführung und beim
                                                                        Unterhalt des Kostenmanagements                   47
Abb. 24: Einsatzhäufigkeit des Benchmarkings und
         Standardisierungsgrad der Produkte              28   Abb. 44: Vorhaben in den nächsten zwei Jahren              48
Kostenmanagement      5
                                                                                        in der Schweiz

Management Summary

       Zum ersten Mal liegen mit der vorliegenden Studie breit abgestützte Daten über die aktuelle
       Ausgestaltung und die bestehenden Probleme im Kostenmanagement in der Schweiz vor.
       Die wichtigsten Ergebnisse werden an dieser Stelle zusammengefasst:

       1.   Das Kostenmanagement übernimmt wichtige Aufgaben innerhalb der finanziellen Unter­
            nehmensführung. Dazu gehören insbesondere die Planung und Budgetierung sowie die
            Sicherstellung der Kostentransparenz. Mit Hilfe des Kostenmanagements werden somit
            Entscheidungen getroffen, welche für den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens von
            zentraler Bedeutung sind.

       2.   Die Ausgestaltung des Kostenmanagements und die Intensität der eingesetzten Instrumente
            werden am stärksten von der Unternehmensgrösse und der Branche beeinflusst. Die Wett­
            bewerbsstrategie spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Dies lässt vermuten, dass das
            Kostenmanagement eher als rein operatives und weniger als strategisches Führungsinstru-
            ment eingesetzt wird.

       3.   Das Kostenmanagement bedient sich in der Schweiz noch immer eher traditioneller Instru-
            mente. Moderne Instrumente wie Target Costing und Life Cycle Costing werden hingegen
            noch eher zurückhaltend und fallweise bzw. ergänzend eingesetzt. Das Benchmarking wird
            immer wichtiger. Die Voll- und Teilkostenrechnung werden zu einem hohen Grad kombiniert
            eingesetzt. Die Plankostenrechnung hat sich bei grossen Unternehmen durchgesetzt.

       4.   Der zunehmende Anteil an indirekten Kosten zwingt die Unternehmen zum Einsatz von Instru-
            menten, welche eine verursachungsgerechtere Umlage der Kosten auf die Produkte ermögli-
            chen. Dazu gehört auch die Prozesskostenrechnung. Diese findet in der Schweiz zwar erst seit
            wenigen Jahren Verbreitung, wird aber zunehmend sowohl von grossen wie auch von kleinen
            Unternehmen eingesetzt.

       5.   Im Bereich des Kostenmanagements leiden viele Unternehmen unter einer mangelnden
            Datenqualität, einer unzureichenden Abbildung in der IT und fehlender Benutzerfreundlichkeit.
            Es wird deutlich, dass das Kostenmanagement in vielen Fällen zu wenig handlungs- und
            entscheidungsorientiert ausgestaltet ist und die nötige Flexibilität für Anpassungen insbeson-
            dere in der technischen Umsetzung fehlt.
6      Kostenmanagement                                                                                             Ziel, Struktur und
       in der Schweiz                                                                                              Aufbau der Studie

Ziel der Studie

Diese 2006/2007 von PricewaterhouseCoopers sowie den              Dabei stehen die eingesetzten Kostenrechnungssysteme,
Instituten für Unternehmensrechnung und Controlling (IUC) und     Instrumente und die verfolgten Ziele im Vordergrund. Anhand
Wirtschaftsinformatik (IWI) der Universität Bern durchgeführte    der Analyse der ausgefüllten Fragebogen werden Probleme
Studie beabsichtigt, den Status quo des Kostenmanagements         identifiziert, Entwicklungs- und Herausforderungen beschrieben
in Schweizer Unternehmen zu ermitteln. Der Schwerpunkt der        und Lösungsansätze entwickelt.
Studie richtet sich auf die Ausprägungen der Kostenrechnung.

Aufbau des Fragebogens

Der sechsseitige Fragebogen ist in vier voneinander unabhängige   Der Abschnitt «Kostenmanagement und IT» fliesst nicht in diese
Abschnitte gegliedert:                                            Studie ein, sondern wurde für andere Analysezwecke erhoben.
                                                                  Im letzten Abschnitt «Allgemeine Fragen» wurden die Unterneh-
1.   Kostenmanagement                                             men hinsichtlich der Anzahl Vollzeitstellenäquivalente, Umsatz,
                                                                  Branchenzugehörigkeit, Wettbewerbsstrategie, Rechtsform,
2.   Prozesskostenrechnung                                        Rechnungslegungsstandards, organisatorischer Eingliederung
                                                                  und der Funktion der antwortenden Personen im Unternehmen
3.   Kostenmanagement und IT                                      befragt.

4.   Allgemeine Fragen
Ziel, Struktur und                                                                                           Kostenmanagement         7
Aufbau der Studie                                                                                                 in der Schweiz

Vorgehen und Qualität der Befragung

Die Ergebnisse zu dieser Studie wurden mittels einer empirischen     Um eine gute Datenqualität zu realisieren, wendete sich die
Querschnittsanalyse in Form eines schriftlichen Fragebogens er-      Studie gezielt an den Chief Financial Officer bzw. die Chief
mittelt. Die Verständlichkeit der Formulierungen und die Voll-       Financial Officers (CFO bzw. CFOs) der einzelnen Unternehmen.
ständigkeit der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten wurden in          Neben einer hohen Rücklaufquote weist die Tatsache, dass 60%
einer umfangreichen zweistufigen und branchenübergreifenden          der Fragebogen vom CFO bzw. CEO ausgefüllt wurden, auf
Pre-Test-Phase in Zusammenarbeit mit ausgewählten Unterneh-          die Aktualität und den hohen Stellenwert hin, die dem Thema
mensvertretern diskutiert und gemäss den erhaltenen Anregun-         Kostenmanagement in Schweizer Unternehmen beigemessen
gen verbessert. Anschliessend wurde der Fragebogen zweispra-         werden. Es besteht demnach auch auf der Praxisseite ein ver-
chig (deutsch und französisch) an insgesamt 3’024 Unternehmen        stärkter Bedarf, den derzeitigen Stand des Kostenmanagements
in der Schweiz zugesandt.                                            zu bestimmen, um daraus Schlussfolgerungen für das eigene
                                                                     Unternehmen ableiten zu können. Rund jeder zweite Fragebogen
Um bei den angeschriebenen Unternehmen auf eine möglichst            wurde vom CFO und jeder vierte Fragebogen von einem Control-
gute Akzeptanz zu stossen, enthielt der sechsseitige Fragebo-        ler beantwortet.
gen weitgehend geschlossene Fragen, die durch Ankreuzen
einer oder mehrerer Alternativen ohne weitere Nachforschungen        Bei den nachfolgenden Grafiken wird jeweils mit «n» die Anzahl
beantwortet werden konnten. Weiter bestand die Möglichkeit,          der auf die Frage antwortenden Unternehmen angegeben.
den Fragebogen online auszufüllen. Von diesem Angebot machte
rund ein Drittel der antwortenden Unternehmen Gebrauch.

Die Datenerhebung und -aufbereitung wurde von der Universität
Bern durchgeführt. Alle personen- und firmenbezogenen Daten
werden von der Universität Bern streng vertraulich behandelt und
nicht an Dritte (inkl. PricewaterhouseCoopers) weitergegeben.

                                                                     Abb. 1:   Funktion der antwortenden
                                                                               Personen im Unternehmen

                                                                     Funktionen der antwortenden Personen

                                                             CFO                                                            50.5%

                                                        Controller                            23.5%

                                                             CEO               8.5%

                             Leiter betriebliches Rechnungswesen               8.5%

                                              Leiter Business Unit    0.6%

                                                         Sonstige              8.3%

                                                                     0%        10%      20%        30%        40%        50%       60%
                                                                                                                               n = 493
8      Kostenmanagement                                                                                                                    Rücklaufquote und Struktur
       in der Schweiz                                                                                                                          des Teilnehmerkreises

Repräsentative Stichprobe mit 539 Unternehmen

Aus dem Versand an insgesamt 3’024 Unternehmen in der                                             men wie z.B. Einzelfirmen wurde bewusst verzichtet – dies, ob-
Schweiz resultierte ein Gesamtrücklauf von 539 Fragebogen.                                        schon rund 87% der Schweizer Unternehmen weniger als zehn
Dieser hohe Rücklauf von knapp 18% erklärt sich durch die                                         Vollzeitäquivalente aufweisen. Bei diesen Unternehmen spielen
Bedeutung, welche dem Kostenmanagement beigemessen                                                jedoch die Instrumente des Kostenmanagements erfahrungs-
wird, und durch das grosse Interesse seitens der befragten                                        gemäss eine eher untergeordnete Rolle. Als Konsequenz ergibt
Unternehmen. Für das Kostenmanagement bei Schweizer                                               sich, dass die vorliegende Studie für Mikrounternehmen nicht
Unternehmen liegt damit zum ersten Mal eine breit abgestützte                                     repräsentativ ist.
Erhebung der Daten vor. Auf eine Befragung von Mikrounterneh-

Vorwiegend mittlere und grosse Unternehmen

Für die Analyse der Ergebnisse wurden zur bessern Übersicht-                                      Ausgedrückt in Vollzeitstellen sind 18% der Mitarbeitenden
lichkeit drei Kategorien für die Unternehmensgrösse gebildet                                      in «kleinen», 56,5% in «mittleren» und 25,5% in «grossen»
(hier gilt die Anzahl Vollzeitäquivalente als alleiniges Grössen­                                 Unternehmen angestellt. Der hohe Anteil an mittleren und
kriterium für Unternehmen):                                                                       grossen Unternehmen ist dadurch zu erklären, dass bewusst
                                                                                                  auf eine Befragung von Mikrounternehmen wie z.B. Einzelfirmen
1.   Kleine Unternehmen (10–49 Vollzeitäquivalente)                                               verzichtet wurde.

2.   Mittlere Unternehmen (50–499 Vollzeitäquivalente)

3.   Grosse Unternehmen (über 500 Vollzeitäquivalente)

                                                                                                  Abb. 2:   Anzahl Vollzeitäquivalente der antwortenden
                                                                                                            Unternehmen

                                                                              10 bis 49 (klein)                      18.0%
                                               Anzahl Vollzeitäquivalente

                                                                            50 bis 499 (mittel)                                                         56.5%

                                                                             über 500 (gross)                                25.5%

                                                                                                  0%        10%      20%       30%        40%         50%       60%
                                                                                                                                                             n = 494
Rücklaufquote und Struktur                                                                                                   Kostenmanagement                 9
des Teilnehmerkreises                                                                                                             in der Schweiz

Knapp die Hälfte der antwortenden Unternehmen sind als Toch-      Nur ein kleiner Teil der antwortenden Unternehmen (10,5%)
tergesellschaft organisiert. Rund 40% geben an, eigenständig      weist einen Umsatz von unter 10 Millionen Franken aus.
zu operieren. Business Units sind nur zu 5,2% vertreten. Unter    48,3% der Unternehmen geben einen Umsatz zwischen 10
die Kategorie «Sonstige» fallen u.a. Holdings und Konzerne.       und 99 Millionen Franken an, während 41,2% der Teilnehmer
                                                                  einen Umsatz von 100 Millionen Franken oder mehr erzielen.

                                                                  Abb. 3:      Umsatz der antwortenden Unternehmen in CHF
                                                            40%

                                                                                30.8%
                                                            30%                                               27.1%

                                                            20%                                17.5%

                                                                   10.5%
                                                            10%                                                           6.6%        6.6%

                                                                                                                                                  0.9%
                                                             0%
                                                                    < 10 Mio

                                                                                 10 - 49 Mio

                                                                                                50 - 99 Mio

                                                                                                              100 - 499
                                                                                                                    Mio

                                                                                                                          500 - 999
                                                                                                                                Mio

                                                                                                                                      1 - 9 Mrd

                                                                                                                                                   > 10 Mrd
                                                                                                                                                  n = 482
10    Kostenmanagement                                                                                    Rücklaufquote und Struktur
      in der Schweiz                                                                                          des Teilnehmerkreises

Industrie- und Dienstleistungssektor zu gleichen Teilen vertreten

Die untersuchten Unternehmen gliedern sich zu beinahe gleichen
Teilen in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Innerhalb
dieser beiden Sektoren wurde eine Zuteilung nach Branchen
vorgenommen.

                                                                  Abb. 4:    Branchenaufteilung der antwortenden Unter-
                                                                             nehmen im Industriesektor

                                                                               7.7%
                                                                                                     12.9%
                         Maschinenbau (12.9%)
                         Chemie/Pharma (7.7%)                      3.3%
                         Nahrungsmittel (6.9%)
                         Elektrotechnik (6.7%)
                         Baugewerbe/Immobilien (6.3%)             6.3%
                         Energiewirtschaft (3.3%)
                         übrige Industriebranchen (7.7%)                                                7.7%

                                                                            6.7%
                                                                                            6.9%                           n = 247

                                                                  Abb. 5:    Branchenaufteilung der antwortenden Unter-
                                                                             nehmen im Dienstleistungssektor

                                                                            10.0%
                         Handel (12.5%)                                                               12.5%

                         Bank (7.1%)
                         Transport/Logistik (6.0%)
                         Telekommunikation/Medien (3.8%)          2.5%
                         öffentliche Verwaltung (3.8%)
                         Versicherung (2.9%)                       2.9%
                         Gesundheitswesen (2.5%)                                                        7.1%
                         übrige Dienstleistungsbranchen (10.0%)       3.8%

                                                                                3.8%         6.0%                          n = 233
Rücklaufquote und Struktur                                                                                     Kostenmanagement       11
des Teilnehmerkreises                                                                                               in der Schweiz

Strategische Ausrichtung der Unternehmen

Bei der Frage nach der strategischen Ausrichtung konnten die           Differenzierungsstrategie (29%). Die Fokussierung der Schweizer
Unternehmen neben den drei Unternehmensstrategien von Mi-              Unternehmen auf die Marktführerschaft verfolgt damit das Ziel,
chael E. Porter – der Kostenführerstrategie, der Differenzierungs-     sich langfristig positiv in einem globalen Wettbewerbsumfeld zu
und der Nischenstrategie – zusätzlich die Marktführerschaft und        positionieren. In der Kategorie «Sonstige» befindet sich haupt-
Sonstige angeben. Die Unternehmen konnten von der Möglich-             sächlich die öffentliche Hand.
keit der Mehrfachnennung gebrauch machen. Von insgesamt 508
antwortenden Unternehmen haben 111 mehr als eine Strategie             Daneben fällt auf, dass lediglich 15% aller Unternehmen die
angegeben. Drei und mehr Strategien werden von lediglich 16            Strategie einer Kostenführerschaft verfolgen. Dies ist wohl
Unternehmen verfolgt.                                                  darauf zurückzuführen, dass eine Kostenführerschaftsstrategie
                                                                       nur gewählt wird, wenn Kostenvorteile geschaffen und dauerhaft
Die Untersuchung der verfolgten Strategie ergibt folgendes Bild:       abgesichert werden können. Dies ist in der heutigen hoch kom-
Mit 41% strebt der grösste Teil der befragten Unternehmen die          petitiven Wirtschaft jedoch zusehends schwieriger.
Marktführerschaft an, gefolgt von einer Nischen- (31%) und

                                                                       Abb. 6:   Wettbewerbsstrategien der antwortenden
                                                                                 Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich)

                                                  Marktführerschaft                                                         40.6%

                                                   Nischenstrategie                                           30.5%

                                           Differenzierungsstrategie                                        29.1%

                                              Kostenführerstrategie                       15.2%

                                                           Sonstige              7.7%

                                                                       0%         10%         20%          30%           40%         50%

                                                                                                                                 n = 508
12    Kostenmanagement                                                                                                    Definition
      in der Schweiz                                                                                             Kostenmanagement

Definition Kostenmanagement

Unter Kostenmanagement verstehen wir sämtliche strategischen      erfasst objektiv den ordentlichen, durch die betriebliche Leis-
und operativen Bestrebungen eines privaten oder öffentlichen      tungserstellung bedingten Verbrauch und Zuwachs von Werten
Unternehmens, welche Unternehmensstrukturen, Prozesse, Res-       und unterstützt die Erfüllung der finanziellen Unternehmenszie-
sourcen und Produkte unter Kostenaspekten beeinflussen. Das       le. Unter diesem Gesichtspunkt stellt die KLR eine wichtige
Kostenmanagement zielt auf die Optimierung der Wirtschaftlich-    Informationsquelle des Kostenmanagements dar. Aufgrund sich
keit und damit auf die Verbesserung des operativen Ergebnisses    verändernder Marktanforderungen und stärkerer Kundenorien-
ab. Neben den Investitions- und Finanzierungsentscheidungen       tierung verändern sich auch die Informationsbedürfnisse der
ist das Kostenmanagement ein wichtiger Parameter für die Ver-     Unternehmen. Kostenmanagement und KLR stehen deshalb
änderung des Unternehmenswerts.                                   vermehrt in einer Wechselbeziehung, wobei das Kostenmana-
                                                                  gement in jüngster Zeit an Bedeutung zugenommen hat. Die
Neben allgemeinen Fragen zum Kostenmanagement behandelt           Kostenrechnung muss heute nicht nur Planungs-, Kontroll- und
diese Studie mit besonderem Augenmerk Fragen zum Thema            Publikationsaufgaben wahrnehmen, sondern sich zu einem
Kosten- und Leistungsrechnung (nachfolgend als KLR bezeich-       System der vorausschauenden Kostensteuerung entwickeln.
net). Diese ist Teil des betrieblichen Rechnungswesens und

Dimensionen des Kostenmanagements

Das Kostenmanagement lässt sich systematisch in drei              delt es sich hierbei um Rahmenbedingungen, zum Teil aber auch
Dimensio­nen unterteilen. Die nachfolgenden Kapitel sind          um «Enabler». Daraus ergeben sich die mit dem Kostenmanage-
nach dieser Struktur gegliedert.                                  ment verfolgten Ziele.

Dimension 1: Einflussgrössen und Ziele. Diese Dimension umfasst   Dimension 2: Funktionen. Damit das Kostenmanagement seine
jene Parameter, welche auf den Umfang und die Ausgestaltung       Ziele erreicht, muss es bestimmte Funktionen übernehmen
des Kostenmanagements einen Einfluss nehmen. Zum Teil han-        und in den Prozess der Unternehmensführung eingebettet sein.
                                                                  Diese Funktionen lassen sich mit Planung, Reporting, Analyse
                                                                  und Steuerung zusammenfassen.

Abb. 7:   Dimensionen des Kostenmanagements                       Dimension 3: Instrumente. Damit die Funktionen übernommen
                                                                  werden können, braucht es entsprechende Instrumente. Die
 Strategie, Branche,                         Ziele des Kosten -   passende Auswahl und die korrekte Ausgestaltung der Instru-
 Regulierungen                                  managements       mente kann für den Erfolg des Kostenmanagements entschei-
                                                                  dend sein.
                           Steuerung
                                                              1
                    2

                               3                                   Einflussfaktoren
                                                                    Welche Faktoren beeinflussen das
          Analyse

                                                    Planung

                          Instrumente des
                                                                    Kostenmanagement, und welche Ziele
                        Kostenmanagements
                                                                    ergeben sich daraus?

                                                                   Funktionen
                                                                    Welche Funktionen muss das
                                                                    Kostenmanagement zur Erreichung
                                                                    dieser Ziele übernehmen?
                           Reporting
                                                                   Instrumente
                                                                    Mit welchen Instrumenten sollen
 Unternehmensgrösse                             IT/Technologie
                                                                    diese Aufgaben erfüllt werden?
Ziele des                                                                                                        Kostenmanagement         13
Kostenmanagements                                                                                                     in der Schweiz

Die Ziele des Kostenmanagements

Kostenmanagement ist nicht Selbstzweck, sondern dient in           Für die Studie wurden die Unternehmen danach gefragt, welche
seiner Anwendung dazu, mittels Beeinflussung der Kosten die        spezifischen Ziele sie mit dem Kostenmanagement verfolgen.
Erreichung der obersten Unternehmensziele zu gewährleisten.        Die Antworten erfolgten auf einer Skala zwischen 1 («trifft nicht
Vor dem Hintergrund einer verschärften Wettbewerbs- und Um-        zu») und 4 («trifft voll zu»). Hinsichtlich der mit dem Kostenmana-
weltdynamik werden die Unternehmen zu einer kontinuierlichen       gement verfolgten Ziele steht mit einem Mittelwert von 3,7
Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit gezwungen. Das Kosten-       die Planung und Budgetierung deutlich im Vordergrund. Dieses
management versucht, die Kosten innerhalb eines bestehenden        Thema ist eines der Standardziele des Kostenmanagements
Nutzenpotenzials zu minimieren. Diese Optimierung beruht dabei     und ist in vielen Unternehmen vollständig etabliert. Die KLR
hauptsächlich auf der umfassenden und frühzeitigen Beeinflus-      wird somit zu einem der wichtigsten Führungsinstrumente, über
sung des Kostenniveaus, der Kostenstruktur und des Kostenver-      welches die Ressourcenzuweisung und die Kontrolle des Res-
laufs. In jüngerer Zeit befasst sich das Kostenmanagement vor      sourcenverbrauchs erfolgen. Die grosse Bedeutung der KLR für
allem auch mit längerfristigen Massnahmen zur Kostenbeeinflus-     die Planung und Budgetierung ist möglicherweise ein Hinweis
sung. In diesem Zusammenhang ist die Ermittlung der wesentli-      darauf, dass sich wert- und marktorientierte Budgetierungsme-
chen Kostentreiber von zentraler Bedeutung.                        thoden kaum durchgesetzt haben.

                                                                   Abb. 8:   Ziele des Kostenmanagements

                                                               Planung und Budgetierung (n = 523)
                                                                        4
                                                                           3.7
                                                                                        Grundlage für Preisentscheidungen
                                     Kostensenkung (n = 521)            3               (n = 525)
                                                             3.0                   3.1

                                                                             2

                    Unterstützung bei
                                                            2.9              1                         Erhöhung der Kostentransparenz
                    Investitionsentscheidungen (n = 518)
                                                                                                3.5    (n = 523)
                                                                                    2.1
                                                                      2.5
                                                                             2.4
                              Unterstützung von Make-or-Buy                                      Ermittlung der Kosten ungenutzter
                              Entscheidungen (n = 511)                                           Kapazitäten (n = 515)

                                                                 Erfüllung von Informationsbedürfnissen
                                                                 externer Instanzen (n = 507)

                                                                                          Mittelwerte/4 = trifft voll zu, 1 = trifft nicht zu
14     Kostenmanagement                                                                                                                       Ziele des
       in der Schweiz                                                                                                               Kostenmanagements

In vielen Branchen ist die Kostenrechnung für Preisentscheidungen von grosser
Bedeutung

Die Preisentscheidung wird bei den Zielen des Kostenmana-                Kostenmanagement für Preisentscheidungen ist. Für diese
gements an dritter Stelle aufgeführt (Mittelwert von 3,1). Es ist        Branchen kann die konzeptionelle Ausprägung der eingesetzten
jedoch bemerkenswert, wie wichtig in gewissen Branchen das               Instrumente zu einem Erfolgsfaktor werden.

                                                                         Abb. 9:      Einsatzgrad des Kostenmanagements für
                                                                                      Preisentscheidungen

                                              Nahrungsmittel (n = 33)                          54.5%                            36.4%

                                              Maschinenbau (n = 61)                            52.5%                          31.1%

                                               Elektrotechnik (n = 32)                           62.5%                        15.6%

                                 Telekommunikation/Medien (n = 17)                               62.5%                       12.5%

                                           Transport/Logistik (n = 28)                    46.4%                        28.6%

                                    Baugewerbe/Immobilien (n = 30)                             53.3%                        20.0%

                                                Versicherung (n = 14)              28.6%                      42.9%

                                                      Handel (n = 56)                     46.4%                       23.2%

                                           Energiewirtschaft (n = 16)              29.4%                    35.3%

                                   Chemie-/Pharmaindustrie (n = 37)                      43.2%                      18.9%

                                                        Bank (n = 34)          20.6%                    41.2%

                                          Gesundheitswesen (n = 12)                     41.7%                 16.7%

                                      öffentliche Verwaltung (n = 17) 11.8%                     35.3%

                                                                         0%     10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
                                                                              trifft voll zu       trifft eher zu
Ziele des                                                                                                    Kostenmanagement      15
Kostenmanagements                                                                                                 in der Schweiz

Die Kostentransparenz wird auf verschiedenen Ebenen umgesetzt

Die Erhöhung der Kostentransparenz ist ebenfalls ein zentrales        Die Analyse der Auswertungsebenen verdeutlicht, dass die Un-
Anliegen des Kostenmanagements, um die Kostenbestand-                 ternehmen ihre Kosten vorwiegend auf den Ebenen Kostenarten
teile zu analysieren und entsprechend bei Bedarf zielgerichtet        (88,1%), Kostenstellen (84,8%) und Produkte (70%) analysieren.
gegenzusteuern. Dass dem Ziel der Kostentransparenz so viel           Auf Ebene Kunden werden die Kosten deutlich weniger erhoben.
Bedeutung zukommt, erstaunt nur auf den ersten Blick. Aus der         Der geringe Prozentsatz von 16,7% auf Prozessebene geht mit
Beratungspraxis sind Beispiele bekannt, in denen namhafte Un-         dem geringen Verbreitungsgrad von 14,5% der Prozesskosten-
ternehmen gesamthaft zwar profitabel operieren, auf der Ebene         rechnung einher. Zusätzlich zu den aufgeführten Ebenen der
der Einzelprodukte oder Kunden jedoch nicht wissen, wo Geld           Kostenanalyse wurden von den antwortenden Unternehmen
vernichtet und wo Geld verdient wird. So werden über Jahre            «Projekte» als Analyseobjekte genannt.
hinweg verlustreiche Produkte quersubventioniert und sogar
gefördert.

                                                                      Abb. 10: Ebenen der Kostenanalyse nach Unternehmens-
                                                                               grösse
                                                            100%

                                                             80%

                                                             60%

                                                             40%

                                                             20%

                                                                 0%
                                                                      Kosten-   Kosten-   Produkte Kunden       Prozesse Sonstige
                                                                      arten     stellen

                                                                         grosse Unternehmen (n = 126)
                                                                         mittlere Unternehmen (n = 279)
                                                                         kleine Unternehmen (n = 89)
16     Kostenmanagement                                                                                                                  Ziele des
       in der Schweiz                                                                                                          Kostenmanagements

Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Instanzen

Bei der Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer Instanzen     2.    Bei der Neubewertung und der Prüfung der Werthaltigkeit
spielt das Kostenmanagement ebenfalls eine wichtige Rolle.                 (Impairment) von Anlagegütern werden mit Hilfe der KLR der
Dies hängt damit zusammen, dass die Anwendung von Rech-                    Nutzen und die Kosten einzelner Vermögensgegenstände
nungslegungsstandards auf Informationen aus dem betrieblichen              ermittelt.
Rechnungswesen angewiesen ist. Dies zeigt sich an verschiede-
nen Beispielen:                                                      3.    Für die Segmentsberichterstattung wird teilweise auf die
                                                                           Betriebsbuchhaltung zurückgegriffen.
1.   Bei der Bewertung von Halbfabrikaten sind die verwendeten
     Kostensätze für Maschinenstunden und Einzellöhne plausi-        Mit der Anwendung umfangreicher, internationaler Rechnungs­
     bel zu begründen.                                               legungsnormen nimmt das Ziel der Erfüllung von Informationsbe-
                                                                     dürfnissen externer Instanzen an Bedeutung zu.

                                                                     Abb. 11: Erfüllung der Informationsbedürfnisse externer
                                                                              Instanzen (nach Rechnungslegungsstandards)

                                                US-GAAP (n = 33)             27.3%              24.2%                  27.3%            21.2%

                                                    IFRS (n = 140)        14.3%             35.0%                      32.1%            18.6%

                                         Swiss GAAP FER (n = 87)           20.7%            18.4%           28.7%                  32.2%

                                                                     0%            20%              40%           60%             80%       100%
                                                                           trifft voll zu           trifft selten zu
                                                                           trifft eher zu           trifft nicht zu
Ziele des                                                                                                      Kostenmanagement        17
Kostenmanagements                                                                                                   in der Schweiz

Die Kosten der ungenutzten Kapazitäten werden selten ermittelt

Der Messung der ungenutzten Kapazität wird im Vergleich zu den     die Gefahr, dass Ineffizienzen nicht erkannt und Produkte falsch
übrigen Zielen wenig Beachtung geschenkt. Dies kann zu Prob-       kalkuliert werden. Dies trifft in besonderem Mass für Unterneh-
lemen führen. Immerhin geben 74% der Unternehmen an, über          men zu, welche keine Plankostenrechnung führen und lediglich
keine Kapazitätsengpässe zu verfügen. Gleichwohl ermitteln le-     eine Vollkostenrechnung im Einsatz haben.
diglich 31% der Unternehmen ihre Leerkosten. Dadurch besteht

                                                                   Abb. 12: Ungenutzte Kapazitäten und Ausweis von
                                                                            Leerkosten

                                              Kapazitätsengpässe
                                          verhindern die Annahme 7.5% 18.3%              27.8%                      46.3%
                                           von Aufträgen (n = 492)

                                            Ermittlung der Kosten
                                          ungenutzter Kapazitäten 9.7%         21.2%              40.2%                    28.9%
                                                         (n = 515)

                                                                   0%           20%        40%            60%            80%         100%

                                                                        trifft voll zu      trifft selten zu
                                                                        trifft eher zu      trifft nicht zu

Investitionsentscheidung und Make or Buy

Das Ziel «Investitionsentscheidungen» ist von grosser Bedeutung    Das Ziel «Make or Buy» wird deutlich stärker von grossen Un-
(siehe Abb. 8). Dabei ist jedoch nicht davon auszugehen, dass      ternehmen in der Industrie verfolgt. Hier zeigt sich, dass diese
bei diesen Unternehmen statischen Verfahren der Investitions­      die Möglichkeiten der internationalen Ausgliederung bestimmter
rechnung, z.B. dem Kostenvergleichsverfahren, gegenüber            Aufgaben verstärkt nutzen. Kleine und mittlere Unternehmen so-
dynamischen Berech­nungen wie Net Present Value, Internal          wie Unternehmen im Dienstleistungssektor sind deutlich weniger
Rate of Return oder dynamischem Payback der Vorzug gegeben         daran interessiert oder in der Lage, mit Hilfe der Instrumente des
wird. Vielmehr werden hier die vielfältigen Informationen aus      Kostenmanagements Entscheidungen über Fremd- oder Eigen-
dem Kostenmanagement wie Deckungsbeiträge je Produkt oder          fertigung zu treffen.
Kunde, Fixkosten, Stundensätze etc. für die Investitionsrechnung
systematisch genutzt.
18     Kostenmanagement                                                                                                                                                                                             Ziele des
       in der Schweiz                                                                                                                                                                                     Kostenmanagements

Einfluss der Unternehmensgrösse auf die Ziele des Kostenmanagements

Nachdem die drei Merkmale bzw. die Einflussfaktoren Unterneh-                                      die höhere Wichtigkeit bei den Zielen in grossen Unternehmen
mensgrösse, Branche und Strategie dargestellt und die mit dem                                      notwendig ist, um den Überblick in komplexen Strukturen und
Kostenmanagement angestrebten Ziele aufgezeigt worden sind,                                        Prozessen nicht zu verlieren. Andererseits schöpfen kleinere und
interessiert uns der Zusammenhang zwischen Einflussfaktoren                                        mittlere Unternehmen das Potenzial eines Kostenmanagements
und Zielen.                                                                                        nur teilweise aus. Erst mit einem gut ausgebauten Informations­
                                                                                                   system lassen sich jedoch die notwendigen Informationen zur
Die Untersuchung zeigt, dass sowohl von grossen, mittleren als                                     effizienten Entscheidungsfindung in den verschiedenen Bereichen
auch kleinen Unternehmen dieselben Prioritäten bei den Zielen                                      bereitstellen. Gleichzeitig bringt Grösse sowohl neue Möglichkei-
des Kostenmanagements gesetzt werden. Gleichzeitig wird                                            ten (z.B. Make or Buy und Investitionsentscheidungen) wie auch
jedoch deutlich, dass sämtliche Ziele mit steigender Unterneh-                                     Notwendigkeiten (z.B. Kostensenkungsprogramme und Ermitt-
mensgrösse grössere Beachtung finden. Oder anders formuliert:                                      lung der ungenutzten Kapazität) hinsichtlich des Kostenmanage-
Grosse Unternehmen verfolgen nicht andere Ziele als mittlere                                       ments mit sich. Es sind oft grosse Unternehmen in gesättigten
oder kleine Unternehmen, aber sie verfolgen die Ziele ausge-                                       Märkten, welche sich ihre Rentabilität nicht primär durch Wachs-
prägter. Dies könnte einerseits darauf zurückzuführen sein, dass                                   tum, sondern durch Kosteneffizienz sichern müssen.

                                                  Abb. 13: Unternehmensgrösse und Ziele des Kostenmanagements
                                                           (Verfolgung des Ziels «trifft voll zu» und «trifft eher zu»)

                                           100%

                                           80%

                                           60%

                                           40%

                                           20%

                                            0%
                                                    Planung und Budgetierung

                                                                                    Erhöhung der
                                                                               Kostentransparenz

                                                                                                       Preisentscheidungen

                                                                                                                             Kostensenkungsprogramme

                                                                                                                                                       Investitionsentscheidungen

                                                                                                                                                                                    Make-or-Buy

                                                                                                                                                                                                              Erfüllung der
                                                                                                                                                                                                  Informationsbedürfnisse
                                                                                                                                                                                                        externer Instanzen

                                                                                                                                                                                                                              Ermittlung ungenutzter
                                                                                                                                                                                                                                           Kapazität

                                                               grosse Unternehmen (n = 126)
                                                               mittlere Unternehmen (n = 279)
                                                               kleine Unternehmen (n = 89)
Ziele des                                                                                                                                                                                           Kostenmanagement                                        19
Kostenmanagements                                                                                                                                                                                        in der Schweiz

Einfluss der Wettbewerbsstrategie auf die Ziele des Kostenmanagements

Eher überraschend ist die Erkenntnis, dass die Strategie insge-                                     ben Ziele gleich stark verfolgt. Einzig beim Ziel der Kostensen-
samt keinen wesentlichen Einfluss auf die mit dem Kostenma-                                         kung zeigt sich ein deutlich höheres Engagement der Kostenfüh-
nagement verfolgten Ziele hat. Die Untersuchung zeigt, dass mit                                     rer gegenüber den übrigen Strategien.
dem Kostenmanagement unabhängig von der Strategie diesel-
ben Ziele verfolgt werden. Dies trifft sowohl auf die Prioritäten                                   Zwei Gründe erachten wir für den schwachen Zusammenhang
zwischen den verschiedenen Zielen wie auch auf die Intensität                                       zwischen Strategie und Zielen des Kostenmanagements als
innerhalb der einzelnen Ziele zu. Die Annahme, wonach die                                           wesentlich: Einerseits wird das Kostenmanagement häufig als
verfolgte Strategie zu klaren Zielen im Kostenmanagement führt,                                     operatives Führungsinstrument eingesetzt. Eine konzeptionelle
muss für die Praxis verworfen werden. Egal, ob eine Kostenfüh-                                      Ausgestaltung auf der Basis der Gesamtunternehmensstrategie
rerschaft, eine Nischenstrategie, eine Differenzierungsstrategie                                    findet daher oft nicht statt. Andererseits ist das Kostenmana-
oder eine Marktführerschaft angestrebt wird, es werden diesel-                                      gement ein ausgeprägtes «Querschnittsthema», welches bei
                                                                                                    unterschiedlichen Unternehmen ähnliche Aufgaben wahrnimmt.

                                                   Abb. 14: Einfluss der Wettbewerbsstrategie und Ziele des Kosten-
                                                             managements
                                                   Strategie und Ziele des Kostenmanagements
                                                   (Verfolgung des Ziels «trifft voll zu» und «trifft eher zu»)

                                           100%

                                            80%

                                            60%

                                            40%

                                            20%

                                             0%
                                                     Planung und Budgetierung

                                                                                     Erhöhung der
                                                                                Kostentransparenz

                                                                                                         Preisentscheidungen

                                                                                                                               Kostensenkungsprogramme

                                                                                                                                                         Investitionsentscheidungen

                                                                                                                                                                                      Make-or-Buy

                                                                                                                                                                                                                   Erfüllung der
                                                                                                                                                                                                       Informationsbedürfnisse
                                                                                                                                                                                                             externer Instanzen

                                                                                                                                                                                                                                   Ermittlung ungenutzter
                                                                                                                                                                                                                                                Kapazität

                                                                Kostenführerstrategie (n = 77)                                                           Nischenstrategie (n = 155)
                                                                Differenzierungsstrategie (n = 148)                                                      Marktführerschaft (n = 206)

Kostensenkungsprogramme werden besonders von Kostenführern verfolgt

Auffällig ist, dass Kostensenkungsprogramme von Kostenführern                                       rascher «Fett» an als kleine. In kleinen Unternehmen bestehen
im Vergleich zu den anderen Strategien besonders ausgeprägt                                         weniger Zielkonflikte zwischen den Intentionen des Manage-
verfolgt werden. Gleichzeitig wird dieses Ziel von grossen Unter-                                   ments und denjenigen der Eigentümer. Zudem werden Ineffizien-
nehmen deutlich stärker verfolgt als von kleinen und mittleren.                                     zen in kleinen und mittleren Unternehmen in der Regel rascher
Das Kostenmanagement stellt für diese Unternehmen einen                                             sichtbar als in Grossunternehmen.
entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Grosse Unternehmen setzen
20     Kostenmanagement                                                                                               Instrumente
       in der Schweiz

Traditionelle und moderne Instrumente des Kostenmanagements

Als traditionelles Instrument des Kostenmanagements bezeich-            Benchmarking
nen wir die KLR, welche einerseits als Voll- oder Teilkosten-
rechnung und andererseits als Ist- oder Plankostenrechnung              Qualitätskostenrechnung (z.B. Fehlerkosten)
ausgeprägt sein kann. Die Deckungsbeitragsrechnung wird als
eine Form der Teilkostenrechnung ebenfalls zu den traditionellen        Target Costing
Instrumenten gezählt.
                                                                        Balanced Scorecard
Daneben werden zur Bewältigung der verschiedenen Aufgaben
des Kostenmanagements eine Vielzahl moderner Instrumente                Grenzplankostenrechnung
eingesetzt. Der Einfachheit halber werden diese Instrumente
nachfolgend als «moderne Instrumente» bezeichnet, wobei                 Life Cycle Costing
einige bereits seit längerer Zeit in der Praxis angewendet werden.
Teilweise werden diese Instrumente auch als «strategische               Prozesskostenrechnung
Instrumente» bezeichnet, weil sie stärker als die traditionelle Voll-
und Teilkostenrechnung der strategischen Unternehmensführung
dienen. Zu den modernen Instrumenten des Kostenmanage-
ments zählen wir:
Traditionelle                                                                                                 Kostenmanagement       21
Instrumente                                                                                                        in der Schweiz

Wahl zwischen Voll- und Teilkostenrechnung

Die Wahl des Kostenrechnungsgrundtyps stellt für die finanzielle    Erzeugnisse, was eine Proportionalisierung vortäuscht, die in
Unternehmensführung eine wichtige Entscheidung dar. Das ein-        Wirklichkeit nicht gegeben ist. Denn in der Realität sind Fixkos-
gesetzte Instrument sollte imstande sein, gezielt Informationen     ten zeitabhängig. Deren Höhe ändert sich – zumindest bei mar-
zu generieren. Somit stellt sich die Frage nach den Informations-   ginalen Schwankungen – nicht mit wechselndem Output. Eine
bedürfnissen, die sich aus den zu erwartenden Entscheidungs-        Proportionalisierung der Fixkosten kann bei einer unkritischen
situationen und letztlich aus dem Zielsystem des Unternehmens       Verwendung der Vollkosteninformationen zu unternehmerischen
ergeben.                                                            Fehlentscheidungen führen. Diese Schwäche war der Anlass
                                                                    für die Entwicklung von Teilkostenrechnungssystemen, welche
Die Vollkostenrechnung verteilt die gesamten Kosten einer           nur bestimmte Teile der insgesamt entstandenen Kosten einer
Periode auf die einzelnen Kostenträger. Dieses Kostenrech-          Abrechnungsperiode den Kostenträgern zurechnen (z.B. nur die
nungssystem verrechnet fixe und variable Kosten auf die             variablen Kosten oder nur die Einzelkosten).

28% der Unternehmen setzen Voll- und Teilkostenrechnung kombiniert ein

Die KLR stellt in der Schweiz immer noch das mit Abstand            haben komplementären Charakter, indem sie Informationen für
wichtigste Instrument des Kostenmanagements dar. Nur gerade         unterschiedliche Bedürfnisse bereitstellen. 28,4% der Unterneh-
5,4% der Schweizer Unternehmen geben an, weder eine Voll-           men geben an, beide Typen der Kostenrechnung gleichzeitig im
noch eine Teilkostenrechnung im Einsatz zu haben. Der KLR           Einsatz zu haben. Die Frage nach dem einzusetzenden Kos-
kommt damit eine dominante Stellung im Kostenmanagement             tenrechnungssystem auf Voll- oder Teilkostenbasis stellt keine
zu. Gerade mal rund 1% der Unternehmen geben an, überhaupt          «Entweder-oder-Entscheidung» dar. Tatsächlich kann es sinnvoll
keine Instrumente für das Kostenmanagement einzusetzen.             sein, beide Kostenrechnungssysteme kombiniert bzw. für einzel-
                                                                    ne Unternehmensbereiche unterschiedlich einzusetzen. Insbe-
Seitens der klassischen Instrumente zeigt sich, dass die Vollkos-   sondere lassen sich dadurch sowohl kurz- wie auch langfristige
tenrechnung deutlich intensivierter eingesetzt wird (78%) als die   Entscheidungen besser treffen. Dabei ist zu beachten, dass es
Teilkostenrechnung (45%). Erstaunlich ist der hohe Anteil derje-    verschiedene Ausprägungen des gleichzeitigen Einsatzes zweier
nigen Unternehmen, welche nur die Vollkostenrechnung (49,5%)        Kostenrechnungssysteme gibt:
einsetzen. Der alleinige Einsatz der Vollkostenrechnung kann zu
gravierenden Fehlentscheidungen führen. Insbesondere für die        1.   Kombinierter Einsatz: In diesem Fall werden die Voll- und die
Ermittlung von kurzfristigen Preisuntergrenzen, bei Produkt- und         Teilkostenrechnung innerhalb einer KLR eingesetzt. So wird
Auftragsentscheidungen oder bei Entscheidungen zwischen                  z.B. nur ein bestimmter Teil der indirekten Kosten als Kos-
Eigenfertigung und Fremdbezug werden Kosten berücksichtigt,              tenblock behandelt. Die restlichen Kosten werden mittels
welche sich durch die Entscheidung kurzfristig nicht beeinflussen        mehr oder weniger willkürlicher Schlüssel auf die Produkte
lassen und daher unberücksichtigt bleiben sollten. Es scheint,           verteilt. Dieser Fall ist durchaus verbreitet.
als ob sich eine grosse Anzahl von Unternehmen konzeptionell
zu selten und zu wenig mit der Ausprägung ihres Kostenmana-         2.   Unterschiedlicher Einsatz je Business Unit oder Pro-
gements auseinandersetzen. Gleichzeitig wird deutlich, wie lange         duktgruppe: Hier wird für bestimmte Unternehmensteile
die Praxis braucht, um theoretische Erkenntnisse in den beste-           oder Produktgruppen entweder eine Voll- oder Teilkosten-
henden Abläufen und Systemen umzusetzen. Denn die Kritik                 rechnung eingesetzt. Dies ist insbesondere in regulierten
an der Vollkostenrechnung ist nicht neu, sondern bereits seit            Bereichen der Fall.
Jahrzehnten bekannt.
                                                                    3.   Paralleler Einsatz: In diesem Fall setzt das Unternehmen
Entscheidend ist jedoch folgende Erkenntnis: Die beiden                  für dieselben Leistungen sowohl eine Voll- wie auch eine
Grundtypen der Kostenrechnung (Voll- und Teilkostenrechnung)             Teilkostenrechnung ein. Eine solche Lösung ist eher selten.
schliessen sich in der Praxis nicht gegenseitig aus, sondern
22     Kostenmanagement                                                                                                                      Traditionelle
       in der Schweiz                                                                                                                        Instrumente

Beim gleichzeitigen Einsatz der Voll- und Teilkostenrechnung                           2.   Ist der Nutzen höher als die Kosten? Der kombinierte
stellen sich folgende Fragen:                                                               Einsatz zweier Kostenrechnungssystematiken kann zu
                                                                                            einem höheren Aufwand führen. Aufgaben wie Planung,
1.   Ist sich das Management bewusst, auf welcher Grundlage                                 Budgetierung, Pflege der Kostentreiber und Kostenumlagen,
     die jeweiligen Entscheide getroffen werden? Der kombinierte                            Abweichungsanalysen und Reporting können aufwendiger
     Einsatz eines Voll- und eines Teilkostensystems stellt hohe                            werden. Auch ist eine vermehrte Schulung der Mitarbeiten-
     Ansprüche an die Entscheidträger. Zudem bedarf es bei                                  den erforderlich.
     Kostensenkungsentscheiden auf der Basis von Vollkosten
     auch einer konsequenten Umsetzung der beschlossenen
     Massnahmen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Kos-
     ten – und dabei vor allem Fixkosten – tatsächlich eingespart
     werden können.
                                                                                       Abb. 15: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung

                                                                                                    5.4%

                                                                                       16.7%
                    nur Vollkostenrechnung: 49.5%

                    Voll- und Teilkostenrechnung: 28.4%

                    nur Teilkostenrechnung: 16.7%                                                                            49.5%

                    keine Voll- und Teilkostenrechnung: 5.4%

                                                                                       28.4%
                                                                                                                                                 n = 503

Je höher der Gemeinkostenanteil ist, desto mehr wird die Teilkostenrechnung
eingesetzt

Die mangelnde Kostentransparenz der Vollkostenrechnung zeigt                           bei der Vollkostenrechnung ist umso deutlicher, je höher die
sich auch darin, dass lediglich 35,1% der Unternehmen, welche                          Gemeinkostenanteile sind. Unternehmen mit Gemeinkosten-
eine Kostenführerstrategie verfolgen, angeben, nur eine Vollkos-                       anteil von unter 20% setzen die Teilkostenrechnung zu 42,3%
tenrechnung einzusetzen. Bei den übrigen Wettbewerbsstrate-                            ein, solche mit Gemeinkostenanteil zwischen 20% und 40% zu
gien ist dieser Anteil wesentlich höher. Der Transparenzverlust                        45,1% und solche mit Gemeinkostenanteil über 40% zu 51%.

                                                                                       Abb. 16: Gemeinkostenanteil und Einsatz Teilkosten-
                                                                                                rechnung
                                           Anteil Gemeinkosten an
                                               Gesamtkosten

                                                                     40% (n = 89)                                                          51.0%

                                                                                      0%        10%        20%       30%       40%         50%     60%
                                                                                                            Einsatzgrad Teilkostenrechnung
Traditionelle                                                                                                      Kostenmanagement        23
Instrumente                                                                                                             in der Schweiz

Kostenführer setzen die Teilkostenrechnung stärker ein

Inwieweit aber beeinflusst die Strategie die Entscheidung für          scheidungen auf der Basis von Deckungsbeiträgen und damit
eine Voll- oder Teilkostenrechnung? Tatsächlich entscheiden sich       Teilkosten fällen zu können. Auch wird vermutet, dass Kosten-
Kostenführer bedeutend stärker gegen den alleinigen Einsatz            führer früher als andere die Nachteile des alleinigen Einsatzes
einer Vollkostenrechnung als Unternehmen mit anderen Strate­           der Vollkostenrechnung erkannt haben.
gien. Kostenführer müssen in der Lage sein, kurzfristige Preisent-
                                                                       Abb. 17: Zusammenhang (Intensität) zwischen Strategie und
                                                                                eingesetzten traditionellen Instrumenten

                                                                       Einsatzgrad «häufig» und «fallweise»

                                                 Marktführerschaft                   46.1%                       31.6%              18.4%

                                                  Nischenstrategie                        56.1%                       23.9%          16.1%

                                          Differenzierungsstrategie                    48.6%                       29.1%            16.2%

                                              Kostenführerstrategie               35.1%                       45.5%                 16.9%

                                                                       0%           20%           40%          60%           80%         100%

                                                                            nur Vollkostenrechnung            Voll- und Teilkostenrechnung
                                                                            nur Teilkostenrechnung

Ein Drittel der grossen und mittleren Unternehmen setzen die Voll- und Teilkosten­
rechnung kombiniert ein

Mit steigender Unternehmensgrösse wächst der Anteil der Unter-         allzu grossem Ausmass. Kleinunternehmen setzen zu 18%,
nehmen, die sowohl eine Voll- als auch eine Teilkostenrechnung         mittlere Unternehmen zu 16,8% und Grossunternehmen zu
führen. Diese Resultate bekräftigen die Vermutung, dass grösse-        14,3% nur eine Teilkostenrechnung ein. Wichtig erscheint, dass
re Unternehmen insgesamt höhere Anforderungen an das Kos-              34,1% der Grossunternehmen und 31,5% der mittleren Unter-
tenrechnungssystem stellen, da sie infolge komplexerer Prozesse        nehmen angeben, beide Instrumente (Vollkostenrechnung und
die Entscheidungen fundierter abstützen müssen.                        Teilkostenrechnung) einzusetzen. Kleinunternehmen geben
                                                                       mit lediglich 14,6% an, eine Vollkostenrechnung und eine
Kleinunternehmen setzen zu 57,3% nur eine Vollkostenrechnung           Teilkosten­rechnung einzusetzen. Zudem verzichten 5% der mitt-
ein; mittlere Unternehmen zu 46,6% und Grossunternehmen zu             leren und 10,1% der kleinen Unternehmen auf den Einsatz einer
51,6%. Die Prozentwerte der Unternehmen, die angeben, nur              Vollkosten­rechnung oder Teilkostenrechnung.
eine Teilkostenrechnung einzusetzen, unterscheiden sich in nicht

                                                                       Abb. 18: Einsatz Voll- und Teilkostenrechnung nach
                                                                                Unternehmensgrösse

                                              grosse Unternehmen
                                                                                      51.6%                        34.1%             14.3%
                                                         (n = 126)

                                              mittlere Unternehmen
                                                                                     46.6%                     31.5%           16.8% 5.0%
                                                           (n = 279)

                                               kleine Unternehmen
                                                                                          57.3%                  14.6%      18.0% 10.1%
                                                            (n = 89)

                                                                       0%           20%           40%         60%           80%          100%
                                                                            nur Vollkostenrechnung       Voll- und Teilkostenrechnung
                                                                            nur Teilkostenrechnung       keine Voll-/Teilkostenrechnung
24     Kostenmanagement                                                                                                          Traditionelle
       in der Schweiz                                                                                                            Instrumente

Die Deckungsbeitragsrechnung ist weit verbreitet

Die Teilkostenrechnung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie          Da rund 50% aller Unternehmen angegeben haben, eine reine
fixe Kosten nicht auf die einzelnen Produkte bzw. Kostenträger       Vollkostenrechnung zu führen, muss davon ausgegangen werden,
aufteilt, sondern als Block auf sämtliche Produkte (Deckungsbei-     dass auch dort teilweise von einer Deckungsbeitragsrechnung
tragsrechnung) oder stufenweise (Fixkostendeckungsrechnung)          gesprochen wird. Der Deckungsbeitrag – definiert als Erlöse
je nach Zurechenbarkeit auf Produktgruppen zurechnet. Dabei          minus variable Kosten – ist als Führungsgrösse in der Praxis
kann die Teilkostenrechnung ebenfalls als Ist- oder Plankosten-      sowohl bei Teilkosten- wie auch bei Vollkostenrechnungen weit
rechnung (Grenzplankostenrechnung) ausgestaltet werden.              verbreitet. In der Praxis sind die unterschiedlichsten Ausprägun-
                                                                     gen von Deckungsbeitragsrechnungen anzutreffen. Nirgends
Die Unternehmen geben an, zu 19,5% eine Deckungsbeitrags-            spiegeln sich die individuellen Anforderungen an die KLR so
rechnung «fallweise» und zu 61,1% «häufig» einzusetzen. 6,4%         deutlich wie in der Deckungsbeitragsrechnung. Nicht selten
der Befragten setzen eine Deckungsbeitragsrechnung selten ein,       umfasst diese sechs oder mehr Stufen und versucht damit den
und 13% verzichten auf dieses Instrument. Am häufigsten ge-          Verantwortlichkeiten auf verschiedenen Stufen und in verschie-
langt die Deckungsbeitragsrechnung bei mittelgrossen Unterneh-       denen Organisationseinheiten des Unternehmens gerecht zu
men zum Einsatz. Unternehmen des 2. Sektors (68,6%) setzen           werden. Während also die Theorie nur bei einer Aufteilung der
dieses Instrument deutlich häufiger ein als Dienstleistungsunter-    Kosten in variable und fixe Bestandteile von einer Deckungsbei-
nehmen (56,1%).                                                      tragsrechnung spricht, wird in der Praxis bereits die Zurechnung
                                                                     von Kosten in verschiedenen Stufen der Kostenträgerrechnung
                                                                     als Deckungsbeitragsrechnung bezeichnet. Dabei handelt es
                                                                     sich meistens um einen Mix von Voll- und Teilkostenrechnung.

                                                                     Abb. 19: Einsatzhäufigkeit der Deckungsbeitragsrechnung

                                            grosse Unternehmen
                                                                                        62.7%                     20.6%      6.3%10.3%
                                                       (n = 126)

                                            mittlere Unternehmen
                                                                                         65.6%                    17.4% 5.6% 11.5%
                                                         (n = 270)

                                             kleine Unternehmen
                                                                                    50.0%                   23.8%     8.3%       17.9%
                                                         (n = 84)

                                                                     0%           20%         40%          60%             80%        100%
                                                                          häufig eingesetzt         fallweise eingesetzt
                                                                          selten eingesetzt         nicht eingesetzt
Traditionelle                                                                                                    Kostenmanagement         25
Instrumente                                                                                                           in der Schweiz

Die Plankostenrechnung ist bei mittleren und grossen Unternehmen weit verbreitet

Jede Form der Kostenrechnung (Voll-, Teil- oder Prozesskos-            Wie die meisten anderen Kostenrechnungssysteme lässt sich
tenrechnung) kann als reine Istkostenrechnung oder als Plan-           auch die Plankostenrechnung in eine Kostenarten-, Kostenstel-
kostenrechnung geführt werden. Bei der Plankostenrechnung              len- und Kostenträgerrechnung aufteilen, und sie lässt sich wie
– auch Standardkostenrechnung genannt – werden die Kosten              die Istkostenrechnung als Voll- oder Teilkostenrechnung aus­
und Erlöse für eine Planperiode (in der Regel ein Jahr) im Voraus      gestalten.
festgelegt. Die Plankostenrechnung gibt Auskunft darüber, ob
die Ressourcen für den tatsächlich erreichten Output wirtschaft-       Aus der Umfrage geht hervor, dass kleine Unternehmen nur zu
lich eingesetzt worden sind. Diese Frage lässt sich durch eine         einem Drittel (33,7%) ihre Kosten auf der Basis von Plankosten
flexible Budgetierung und Abweichungsanalysen gegenüber den            ermitteln. Die Prozentwerte der mittleren und grossen Unter-
Sollkosten beantworten. Die Sollkosten werden mit Hilfe von            nehmen sind indes deutlich höher (69,9% respektive 79,4%).
Planwerten ermittelt. Demgegenüber verrechnet die vergangen-           Somit ist das Bestreben der Entwicklung einer Kostenkontrolle
heitsorientierte Istkostenrechnung sämtliche angefallenen Kosten       durch geeignete Vorgabewerte bei Kleinunternehmen geringer
auf die Produkte. Der Verzicht auf eine Plankostenrechnung und         als bei mittleren und grossen Unternehmen. Die Industrie setzt
damit der Verzicht auf die Ermittlung von Sollkosten sowie Ab-         die Plankostenrechnung häufiger (71,7%) ein als Dienstleister
weichungsanalysen wirken sich vor allem bei freien Kapazitäten         (58,8%). Die Plankostenrechnung stellt in der Industrie eine Art
und hohen Leerkosten negativ aus.                                      Standard dar.

                                                                       Abb. 20: Einsatzgrad der Plankostenrechnung

                              3. Sektor, Dienstleistungen (n = 233)                                           58.8%

                                      2. Sektor, Industrie (n = 247)                                                   71.7%

                                    grosse Unternehmen (n = 126)                                                             79.4%

                                   mittlere Unternehmen (n = 279)                                                     69.9%

                                      kleine Unternehmen (n = 89)                            33.7%

                                                                       0%   10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
26    Kostenmanagement                                                                                                                Moderne
      in der Schweiz                                                                                                               Instrumente

«Moderne» Instrumente des Kostenmanagements

Bei den modernen Instrumenten ist der Einsatz des Benchmar-          Die in der Theorie viel diskutierte Prozesskostenrechnung findet
kings am weitesten verbreitet. Über die Hälfte der Unternehmen       in der Praxis nur beschränkte Anwendung. 14,5% der Unter-
setzen das Benchmarking häufig oder zumindest fallweise ein.         nehmen setzen die Prozesskostenrechnung ein. Da die Frage
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Begriff «Benchmar-       zum Einsatz der Prozesskostenrechnung nur mit Ja, Nein oder
king» in Theorie und Praxis breit ausgelegt ist. Die Grenzplan-      geplant beantwortet werden konnte, kann hier der fallweise
kostenrechnung und insbesondere das Life Cycle Costing finden        Einsatz nicht beurteilt werden. Die Prozesskostenrechnung kann
hingegen eine äusserst geringe Verbreitung in der Schweiz.           ihre Wirkung jedoch nur durch eine umfassende Integration im
                                                                     Unternehmen entfalten.

                                                                    Abb. 21: Einsatzhäufigkeit der modernen Instrumente
                                                                             des Kostenmanagements

           Benchmarking (n = 502 / MW = 2.5)      18.3%                       36.7%                        25.3%              19.7%

 Qualitätskostenrechnung (n = 497 / MW = 2.0)     10.7%           20.9%              25.4%                          43.1%

           Target costing (n = 488 / MW = 1.9)    7.0%        24.6%               18.6%                          49.8%

     Balanced Scorecard (n = 499 / MW = 1.9)      13.0%       15.2%            18.6%                            53.1%

Grenzplankostenrechnung (n = 478 / MW = 1.8)      7.1%    16.3%              22.4%                             54.2%

       Life Cycle Costing (n = 490 / MW = 1.5)        11.0%        21.8%                                   64.9%

  Prozesskostenrechnung (n = 503 / MW = 1.4)      14.5%                                           85.5%

                                                 0%               20%             40%                60%               80%            100%

                                                                          häufig eingesetzt (4)            selten eingesetzt (2)
                                                                          fallweise eingesetzt (3)         nicht eingesetzt (1)
Moderne                                                                                                             Kostenmanagement          27
Instrumente                                                                                                              in der Schweiz

Die meisten Unternehmen setzen zwei bis drei Instrumente parallel ein

Bei den modernen Instrumenten des Kostenmanagements zeigt              Die Anwendung mehrerer Instrumente setzt jedoch eine hohe
sich, dass die meisten Schweizer Unternehmen zwei bis drei             Flexibilität und das entsprechende Wissen voraus. Es ist keine
Instrumente einsetzen. Dabei wurde auch die Deckungsbeitrags-          leichte Aufgabe, solche Instrumente aufzubauen. Es ist daher
rechnung berücksichtigt. Es zeigt sich somit, dass nicht nur auf       ratsam, vor dem Einsatz eines spezifischen Instruments die Vor-
eine Methode abgestützt wird. Dies erscheint auch aufgrund des         und Nachteile sowie die damit verbundenen Kosten sorgfältig
hohen fallweisen Einsatzes der Instrumente sinnvoll. So kann für       abzuschätzen.
den jeweiligen «Fall» das beste Instrument zum Zug kommen.

                                                                     Abb. 22: Anzahl eingesetzter Instrumente

                                                                     Moderne Instrumente plus Deckungsbeitragsrechnung
                                                             28%
                                                                                     24.9%
                                                             24%                             22.4%

                                                             20%
                                                                             16.3%                   16.0%
                                                             16%

                                                             12%
                                                                      8.5%                                   8.0%
                                                              8%

                                                              4%                                                     2.4%
                                                                                                                             1.3%
                                                                                                                                      0.2%
                                                              0%
                                                                        0      1      2       3       4       5        6       7          8

                                                                                             Anzahl Instrumente                     n = 539

Das Benchmarking gewinnt an Bedeutung

Benchmarking wird als Prozess verstanden, bei dem die Aktivitä-        stossen qualitative Benchmarkings vermehrt auf Interesse. Dabei
ten, Methoden und Ergebnisse mehrerer Unternehmen mitei­               tauschen nicht konkurrenzierende Unternehmen im Rahmen von
nander verglichen werden, um Unterschiede und Verbesserungs-           Roundtables Informationen zu bestimmten Fragestellungen aus.
potenziale zu erkennen und um wettbewerbsorientierte Ziele
vorzugeben. Die Anwendungsmöglichkeiten von Benchmarking               Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Benchmarking eine
sind sehr vielseitig, da nahezu in allen Unternehmensbereichen         KLR nicht ersetzen kann. Das Benchmarking ist lediglich als er-
Vergleiche mit den jeweils «Besten» innerhalb und ausserhalb           gänzendes Instrument zu betrachten und kann in dieser Funktion
derselben Branche oder sogar innerhalb der eigenen Organisa­           einen wichtigen Beitrag zur Zielerreichung leisten. Im Vorder-
tion angestellt werden können.                                         grund stehen hier Kombinationen mit der Prozesskostenrech-
                                                                       nung oder dem Target Costing. Es ist jedoch nicht möglich, mit
Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz ist die Verwendung       Hilfe des Benchmarkings Ineffizienzen systematisch zu erkennen
eines relativen Vergleichsmassstabs. Benchmarking wird als             und Ressourcen wirtschaftlich zu verteilen.
kostengünstig und relativ einfach in der Handhabung eingestuft.
In erster Linie eignen sich kosten- und leistungsorientierte Kenn-     Generell geben die befragten Unternehmen an, ein Benchmar-
zahlen wie Umsatzrentabilität oder Kosten je Vollzeitäquivalent        king zu 36,7% «fallweise» und zu 18,3% «häufig» einzusetzen.
in einem bestimmten Bereich. Die grössten Probleme bei der             19,3% setzen das Benchmarking nicht ein, und 25,3% setzen es
Durchführung eines Benchmarkings ergeben sich erfahrungsge-            «selten» ein. Da im Dienstleistungssektor Ineffizienzen schwie-
mäss bei der Informationsbeschaffung und bei der Sicherstellung        riger zu identifizieren sind als in der Industrie, drängt sich ein
der Vergleichbarkeit. Gerade bei einem externen Benchmar-              Benchmarking eher auf. Mit 62,2% setzen die Dienstleistungsun-
king mit der Konkurrenz ist es nicht einfach, an die relevanten        ternehmen deutlich stärker auf dieses Instrument als Unterneh-
Informationen heranzukommen. Neutrale Beratungsunterneh-               men des 2. Sektors (knapp 50%).
men haben deshalb begonnen, entsprechende Datenbanken
aufzubauen und anonymisierte Vergleiche durchzuführen. Auch
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