FACHKRÄFTEBAROMETER FRÜHE BILDUNG 2019 - PERSONAL, ARBEITSMARKT UND QUALIFIZIERUNG - ZENTRALE ERGEBNISSE VERANSTALTUNGSPROGRAMM | WIFF-FORUM AM ...
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s entati r ä o P n Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Personal, Arbeitsmarkt und Qualifizierung – zentrale Ergebnisse Veranstaltungsprogramm | WiFF-Forum am 25. Juni 2019 in Berlin Ein Projekt der WiFF am DJI
Inhalt 1 Veranstaltungsprogramm WiFF-Forum 2 Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 4 Ergebnisse im Überblick 13 Fazit 2
Präsentation des Fachkräftebarometers Frühe Bildung 2019 WiFF-Forum am 25. Juni 2019 in Berlin Programm 11.30 bis 12.30 Uhr Anmeldung und Mittagessen 12.30 bis 12.45 Uhr Begrüßung Julia Hoeter, Robert Bosch Stiftung Dr. Stefan Luther, Bundesministerium für Bildung und Forschung Prof. Dr. Bernhard Kalicki, Deutsches Jugendinstitut e.V. 12.45 bis 13.45 Uhr Vortrag ie Zukunft des Arbeitsfelds Frühe Bildung D Ergebnisse aus dem Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Deutsches Jugendinstitut e.V. / Leiter der Autorengruppe Fachkräftebarometer 13.45 bis 14.45 Uhr Workshops itglieder der Autorengruppe Fachkräftebarometer stellen ausgewählte Themen M des Fachkräftebarometers Frühe Bildung 2019 vor Workshop 1: Arbeitsmarkt Frühe Bildung Pascal Hartwich, Technische Universität Dortmund Workshop 2: Ausbildung und Studium Angélique Gessler, Dr. Kirsten Hanssen, Christian Peucker, Weiterbildungs- initiative Frühpädagogische Fachkräfte Workshop 3: Kita-Teams und Leitung Karin Beher, Technische Universität Dortmund 14.45 bis 15.15 Uhr Kaffeepause 15.15 bis 16.30 Uhr Impulsvortrag und Podiumsgespräch Wird die Personalfrage zur Schlüsselfrage für die Qualität in der Kindertageseinrichtung? Fachliche Einordnungen Prof. Dr. Anke König, Universität Vechta / Leiterin der Autorengruppe Fachkräftebarometer Es diskutieren: Dr. Elke Alsago, Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) / Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V. (BAG-BEK), Berlin Prof. Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin, Projektleiterin der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte Siegfried Hutsch, Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg Sabine Urban, Deutsches Rotes Kreuz Bundesverband (DRK) / Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ), Berlin 16.30 bis 16.45 Uhr Ausblick und Abschluss Prof. Dr. Bernhard Kalicki, Deutsches Jugendinstitut e.V. Moderation des WiFF-Forums: Annemarie Schuldt, Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte 1
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Veränderte Lebens- und Arbeitsformen, der demografi- Das erste Fachkräftebarometer Frühe Bildung erschien sche Wandel, d.h. steigende Geburtenzahlen und Zuwan- 2014. Flankiert wird die Printversion durch die Website derung, aber auch veränderte Auffassungen über das Auf- www.fachkraeftebarometer.de. wachsen junger Kinder haben in den letzten Jahren zu einem enormen Ausbau der Kindertagesbetreuung ge- Die nunmehr dritte Ausgabe erscheint im Juli 2019. Sie führt. schreibt den Bericht mit aktuellen Zahlen fort und bietet vertiefte Analysen. Diese Entwicklung wurde unterstützt durch den seit 2013 gültigen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Inhalt Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. 1 Einführung 2 Das Personal in Kindertageseinrichtungen Kindertageseinrichtungen gelten heute neben der allge- 3 Das Kita-Team meinbildenden Schule, der Berufsbildung und der Hoch- 4 Die Kindertagespflege schule selbstverständlich als Bildungsorte. Die hohe Ver- 5 Der Arbeitsmarkt Frühe Bildung antwortung, die der Frühen Bildung damit zukommt, 6 Die Ausbildungswege in die Frühe Bildung verlangt nach einer differenzierten Steuerung des Sys- 7 Herausforderungen tems Kindertagesbetreuung. 8 Fazit Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung ermöglicht es, Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung ist ein Projekt der diese Prozesse fundiert zu analysieren, um Entwicklungs- Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte potenziale und Herausforderungen frühzeitig zu erken- (WiFF) am Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI). nen. Es liefert auf der Grundlage der amtlichen Statistik umfassende Informationen zu Personal, Arbeitsmarkt Die Publikation wird – unter Federführung von Professorin und Qualifizierung in der Kindertagesbetreuung. Dr. Anke König und Professor Dr. Thomas Rauschenbach – von einer Autorengruppe aus Wissenschaftlerinnen und Der Bericht dokumentiert dabei Entwicklungen im Zeit- Wissenschaftlern der WiFF am DJI und an der TU Dortmund und Ländervergleich, weist auf Trends hin und ordnet erarbeitet. Zu ihr gehören: Karin Beher, Angélique Gessler, diese vor dem Hintergrund struktureller und politischer Dr. Kirsten Hanssen, Pascal Hartwich, Christian Peucker Rahmenbedingungen ein. und Michael Walter. 2
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Autorengruppe Fachkräftebarometer Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Ein Projekt der WiFF am DJI Erscheint im Juli 2019: Autorengruppe Fachkräftebarometer Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 München 2019 ISBN 978-3-86379-302-9 www.fachkraeftebarometer.de 3
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Ergebnisse im Überblick Nach 2014 und 2017 erscheint 2019 zum dritten Mal das schäftigtenzahlen um 26% und damit knapp dreimal so Fachkräftebarometer Frühe Bildung. Es bietet eine umfas- stark wie der gesamte Arbeitsmarkt (+9%). Seit der letz- sende Bestandsaufnahme zur Situation des Personals und ten Ausgabe des Fachkräftebarometers Frühe Bildung ist zu den Entwicklungen im Ausbildungssystem sowie einen die Zahl der tätigen Personen um weitere 58.400 auf zu- vergleichenden Blick auf den Arbeitsmarkt der Kinder letzt 768.300 Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen tagesbetreuung. Grundlage sind überwiegend Daten der und öffentlich geförderter Kindertagespflege gestiegen amtlichen Statistik, die in Zeitreihen deutschlandweit und (vgl. Abb. 1). Dies entspricht einem Anstieg um 72% zwi- auch in Ländervergleichen aufbereitet wurden. schen 2006 und 2018. Gleichzeitig hat die Zahl der arbeits- los Gemeldeten einen Tiefststand erreicht: 2018 suchten 9.300 Personen eine Beschäftigung in der Frühen Bildung. Der Arbeitsmarkt Frühe Bildung Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von nur 1,3%. Die expandiert weiter große Mehrheit der Beschäftigten in der Frühen Bildung (94%) arbeitet in Kindertageseinrichtungen. Dort ist die Zahl des pädagogischen und leitenden Personals auf Personalausbau setzt sich fort 620.700 Tätige gestiegen. Damit hat sich das Berufsfeld Die Frühe Bildung ist als Arbeitsmarkt weiterhin auf Ex- Frühe Bildung zu einem starken und dynamischen Teil pansionskurs: Zwischen 2012 und 2017 wuchsen die Be- arbeitsmarkt entwickelt. Abb. 1 Tätige Personen in der Kindertagesbetreuung und in der Kinder- und Jugendhilfe 1974 bis 2018 (Anzahl)1, 2 Anzahl 973.143 1.000.000 917.499 775.613 800.000 768.290 736.598 44.181 709.925 651.762 686.376 43.955 654.777 44.107 43.470 619.872 152.262 600.000 549.256 573.128 573.802 587.475 43.953 44.860 140.481 145.888 536.969 555.620 43.435 135.936 530.553 132.207 504.005 42.697 479.096 40.853 126.977 445.445 458.662 36.383 38.658 121.700 115.686 30.427 33.115 108.999 103.024 400.000 361.635 364.868 373.233 379.723 98.478 300.292 94.687 97.038 92.766 264.156 124.815 97.156 222.674 189.323 200.000 134.649 172.312 276.077 320.331 344.235 380.701 422.340 477.710 525.974 571.847 116.842 156.928 240.053 286.957 328.509 362.323 397.237 448.942 506.333 546.755 0 1974 1982 1986 ’90/’91 1994 1998 2002 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Kita West (ohne BE) Kita Ost (mit BE) Kindertagespflege D Kita/Kindertagespflege D insgesamt Kinder- und Jugendhilfe D 1 Tätige Personen inklusive Verwaltung und Hauswirtschaft; inklusive Horte (1990/91 TH und ST: ohne Horte); Deutschland: 1974 bis 1986 lediglich Westdeutschland (inklusive West-Berlin); Kindertagesbetreuung erst ab 2006 inklusive Kindertagespflege. 2 Gesamtpersonal in der Kinder- und Jugendhilfe: Summe der Tätigen in der übrigen Kinder- und Jugendhilfe a) am 31.12.2006 und in der Kindertagesbetreuung am 15.03.2007, b) am 31.12.2010 und in der Kindertagesbetreuung am 01.03.2011, c) am 31.12.2014 und in der Kindertagesbetreuung am 01.03.2015 sowie d) am 31.12.2016 und in der Kindertagesbetreuung am 01.03.2017. Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe, verschiedene Jahrgänge; eigene Berechnungen 4
Ergebnisse im Überblick Neue Kita-Träger gewinnen an Bedeutung fenkundig immer noch den Hauptteil der familiären Care- Arbeit verrichten. Dies spiegelt sich in der hohen Teilzeit- Trotz der enormen Personalexpansion ist das duale Träger quote, die gleichbleibend bei 60% liegt. Dass das Arbeits- system zwischen öffentlicher und freier Kinder- und Ju- feld gute Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie gendhilfe außerordentlich beständig: 2018 wie bereits und Beruf bietet, belegt die durchschnittliche Wochen 2007 arbeiteten etwa ein Drittel (34%) der Beschäftigten arbeitszeit, die mit 32,4 Stunden zwar 2,6 Stunden unter bei öffentlichen und etwa zwei Drittel (66%) bei freien Trä- der aller Erwerbstätigen in Deutschland liegt, aber 1,3 Stun- gern. Der Blick in das Binnengefüge der freien Träger zeigt den über dem Durchschnitt erwerbstätiger Frauen insge- jedoch einige Veränderungstendenzen: Die größten pro- samt. Mit einem Plus von 110% seit 2007 haben insbeson- zentualen Beschäftigungsgewinne (+113%) erzielten die dere die vollzeitnahen Beschäftigungsverhältnisse mit 32 sonstigen freigemeinnützigen Träger, die nicht den großen bis 38,5 Wochenstunden innerhalb der Teilzeitstellen zuge- Wohlfahrtsverbänden angehören. Gemessen an der Anzahl nommen. Die Teilzeit entspricht vielfach den Bedürfnissen der Beschäftigten haben innerhalb der freien die konfessio- der Beschäftigten: Nur 9% wünschen sich laut Mikrozensus nellen Träger das größte Gewicht: Zwischen 2007 und 2018 eine Verlängerung ihrer vertraglichen Arbeitszeit. haben sie mit 76.300 zusätzlichen Stellen nahezu ebenso viele neue Arbeitsplätze geschaffen wie die öffentlichen Solide Arbeitsverhältnisse und Gehalts Träger (79.900). entwicklung Die Gehälter in der Frühen Bildung übersteigen mit einer Attraktive Beschäftigungsbedingungen – Zunahme von 16% seit 2012 den Preisindex (+5%) und lie- insbesondere für Frauen mit Familie gen über der durchschnittlichen Gehaltsentwicklung von 94% des pädagogischen und leitenden Personals sind 11% (vgl. Abb. 2). Wie auch in den vergangenen Jahren sind Frauen, von denen viele neben einer Berufstätigkeit of- 13% des pädagogischen und leitenden Personals befristet Abb. 2 Bruttomonatsentgelte der Vollzeitbeschäftigten in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2012 und 2017 (Deutschland; Median; Veränderung in %)1 Frühe Übrige Alten- Kranken- Büro und Energie- IT- Frauen Männer Erwerbs- Bildung Soziale pflege pflege Sekretariat technik Netzwerk- tätige Berufe technik insgesamt €* 9,7 % 5.000 4.000 12,9 % 11,8 % 12,8 % 9,6 % 15,7 % 12,9 % 11,3 % 14,2 % 3.000 14,4 % 2.000 1.000 4.970 4.532 3.470 3.385 3.372 3.331 3.253 3.209 3.131 3.073 3.076 3.000 2.980 2.920 2.884 2.812 2.775 2.558 2.534 2.216 0 2012 2017 2012 2017 2012 2017 2012 2017 2012 2017 2012 2017 2012 2017 2012 2017 2012 2017 2012 2017 *Median des Bruttomonatsentgelts in Euro 1 Bruttomonatsentgelte für die sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in der Kerngruppe. Stichtag: 31.12. 2012 Frauen, Männer: Daten vor der Revision. Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2013, 2016b, 2018c, d): Entgeltstatistik; eigene Berechnungen 5
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 angestellt und damit häufiger als auf dem Gesamtarbeits- Erzieherinnen oder Erzieher. Die zweitstärkste Gruppe, markt (9%). Eine hohe Anzahl an Neueinstellungen, die mit einem Anteil von 11%, bilden die Kinderpflegerin- bisweilen zunächst befristet erfolgen, sowie vor allem ein nen und Kinderpfleger der Berufsfachschulen, wobei die- überdurchschnittlich hoher Anteil an Elternzeitvertretun- se fast nur bei den westdeutschen Kita-Beschäftigten zu gen tragen zu der Quote bei. Innerhalb der pädagogischen finden sind. Bundesweit hinzugewonnen haben die ein- Berufsgruppen sind insbesondere Integrationskräfte, die schlägig qualifizierten Akademikerinnen und Akademiker, Kinder mit Eingliederungshilfe nach SGB VIII/SGB XII un- allerdings auf einem geringen Ausgangsniveau. Seit 2006 terstützen, von Befristung betroffen (26%). Trotzdem liegt ist deren Zahl um 23.300 Personen (+206%) gewachsen; die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit mit 10,3 Jah- ihr Anteil hat sich damit von 3 auf 6% erhöht. Gemessen ren im mittleren Bereich. Angesichts der vielen Nach- an den fachpolitischen Hoffnungen bleibt der Akademi- wuchskräfte, die im letzten Jahrzehnt in das Arbeitsfeld keranteil jedoch hinter den Erwartungen, vor allem aber eingemündet sind, sind die Beschäftigungsverhältnisse auch hinter den Anteilen in der übrigen Kinder- und Ju- beständig. Entlassungen kommen im Arbeitsfeld Frühe gendhilfe deutlich zurück und steht erst recht in einem Bildung selten vor. starken Kontrast zu den vollakademisierten Bildungsbe- rufen in Schule, Hochschule und Weiterbildung. Etwas hö- her als beim pädagogischen Personal liegt der Akademi- Das Qualifikationsniveau der sierungsgrad bei den Kita-Leitungen: 18% verfügen über Fachkräfte ist stabil einen einschlägigen Hochschulabschluss; ihr Anteil liegt drei Prozentpunkte höher als noch 2011. Hohe Fachlichkeit, Akademisierung jedoch ausbaufähig Personalschlüssel bleibt konstant Trotz des enormen Ausbaus kam es zu keinen Abstrichen Trotz einem anhaltenden Kita-Ausbau ist bis heute keine bei der Qualifikation des Personals. Weiterhin sind sieben schlechtere Personalausstattung in den Einrichtungen zu von zehn pädagogisch und leitend Tätigen ausgebildete beobachten. Seit 2012 haben sich die Personalschlüssel Abb. 3 Pädagogisches und leitendes Personal in Kindertageseinrichtungen nach Altersgruppen 2006 bis 2018 (Deutschland; Anzahl; in %)1 Anzahl 600.000 50 Jahre und älter 40 bis < 50 Jahre 180.435 500.000 29 % 30 bis < 40 Jahre unter 30 Jahre 400.000 136.754 68.557 22 % 19 % 300.000 115.991 142.912 33 % 23 % 200.000 82.578 23 % 160.552 100.000 26 % 85.645 1 24 % 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 1 Inklusive Horte; pädagogisches und leitendes Personal ohne Verwaltung (im ersten Arbeitsbereich); ausgewiesene Prozentwerte für 2006 und 2018. Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe, verschiedene Jahrgänge; eigene Berechnungen 6
Ergebnisse im Überblick in allen Gruppenformen sogar verbessert. So kümmerte Organisation Kita im Wandel sich 2017 in einer reinen U3-Gruppe rechnerisch eine voll- zeittätige Person im Schnitt um 4,0 Kinder im Ganztag; bei Aufgabenspektrum der pädagogischen Arbeit den 3- bis 6,5-Jährigen lag der Schlüssel bei 1 zu 8,5 Kin- nimmt zu der. 2012 lag das Betreuungsverhältnis noch bei 1 zu 4,5 bzw. 1 zu 9,1. Allerdings sind die Fortschritte beim Perso- Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für ein- und nalschlüssel vor allem zwischen 2012 und 2015 erzielt wor- zweijährige Kinder, das bildungspolitische Bekenntnis zur den und zuletzt ins Stocken geraten. Inklusion sowie die wachsende kulturelle Vielfalt in der Ge- sellschaft verändern das pädagogische Profil der Kinder tageseinrichtungen. So ist die Zahl der institutionell be- Leitungen in Doppelfunktion: Führungskraft treuten Kinder unter drei Jahren von 297.000 im Jahr 2007 und Teammitglied auf 665.000 im Jahr 2018 gestiegen. Mittlerweile nehmen Der Bedeutungszuwachs der Kindertagesbetreuung sowie 81% der Kindertageseinrichtungen auch Kinder unter die angespannte Personalsituation in den Einrichtungen drei Jahren auf, ein Zuwachs von 15% seit 2007. In selben wertet die Position der Kita-Leitung auf, denn auch Perso- Zeitraum ist auch die Zahl der Kinder mit besonderem För- nalgewinnung und -bindung wird mehr und mehr als wich- derbedarf (Eingliederungshilfe nach SGB VIII/SGB XII) von tige Führungsaufgabe wahrgenommen. Das kann man da- rund 57.100 auf 84.600 (+48%) gewachsen. Entsprechend ran ablesen, dass insgesamt die Leitungsressourcen vor arbeiten mehr Einrichtungen integrativ: Während 2007 nur allem mit anteilig freigestellten Leitungen ausgebaut wur- rund ein Viertel mindestens ein Kind mit (drohender) Be- den. Mehr als die Hälfte (57%) der rund 56.900 Leitungs- hinderung betreute, waren es 2018 bereits 37%. Nicht zu- kräfte erfüllt neben Führung und Management weitere Auf- letzt ist die Zahl der Kinder, die in ihren Familien eine an- gaben in der Kita – wie zum Beispiel die Gruppenleitung. dere Sprache als Deutsch sprechen, zwischen 2007 und Der Anteil der vollständig freigestellten Leitungen ist seit 2018 um 55% auf knapp 695.000 gestiegen. Vielsprachig- 2011 von 53 auf 43% gesunken. Die durchschnittliche Zahl keit ist insbesondere in Westdeutschland und in Berlin Re- der wöchentlichen Leitungsstunden pro Kopf der pädago- alität: Dort werden in rund 90% der Einrichtungen Kinder gisch und leitend Tätigen in der Einrichtung liegt seitdem mit unterschiedlichen Familiensprachen betreut. dagegen konstant bei 2,1 Stunden. Gemessen am Stellen- wert der Leitung im Fachdiskurs und deren Steuerungs- Größenwachstum der Einrichtungen hält an funktion im Zuge des Ausbaus verfügen trotz Verbesserung 60% der Kindertageseinrichtungen nicht über ausreichen- Der Trend zu größeren Teams und Kindertageseinrich de Zeitressourcen. tungen hält an. Die durchschnittliche Anzahl der päda- gogisch und leitend Tätigen in den Teams ist von 7,5 im Jahr 2007 auf elf Personen in 2018 gestiegen. 40% der Ein- Altersgefüge der Beschäftigten ist ausgeglichen – richtungen sind mittlerweile mit bis 14 Beschäftigten den mit regionalen Unterschieden mittelgroßen Einrichtungen zuzurechnen. Sie haben die Während das Durchschnittsalter aller Erwerbstätigen zwi- Vorrangstellung der kleinen Teams abgelöst. Jede vierte schen 2012 und 2016 von 43,1 auf 43,9 Jahre gestiegen Einrichtung zählt zu den großen Teamtypen mit mehr als ist, ist das in der Frühen Bildung von 41,4 auf 41,0 Jahre 14 Beschäftigten. Sie sind vor allem in Hamburg und Rhein- gesunken. Grund ist der hohe Zustrom an Nachwuchs land-Pfalz zu finden. Auf Trägerseite beschäftigen die Wohl- kräften: Knapp 75.000 Personen unter 30 Jahren konn- fahrtsverbände überdurchschnittlich viele große Teams: ten seit 2006 für das Arbeitsfeld neu gewonnen werden. AWO (34%), DRK (32%) und DPVW (28%). Am stärksten vom Personalausbau profitiert haben dage- gen Beschäftigte, die 50 Jahre und älter sind. 2018 liegt ihr Große Teams: Chance für mehr Männer und Anteil bei 29% und damit zehn Prozentpunkte höher als akademisch ausgebildetes Personal noch 2006 (vgl. Abb. 3). 180.400 Beschäftigte sind 50 Jah- re und älter und bilden damit die größte Altersgruppe. Im Als Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Sozialbericht- Osten macht diese Gruppe sogar 36% aus. Damit gelingt erstattung betrachtet das Fachkräftebarometer Frühe Bil- es, Beschäftigte im Berufsfeld zu halten oder nach Unter dung die Entwicklungen auf Ebene der pädagogischen brechung zurückzugewinnen. Teams. Die Analyse zeigt: Trotz unverändertem Qualifika- tionsprofil in der Gesamtheit der pädagogisch und leitend 7
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Tätigen schreitet die Professionalisierung in den Einrich- Kindertagespflege: Ergänzungs tungen voran. 2018 waren Teams, in denen neben sozial- angebot im U3-Bereich pädagogisch qualifiziertem Personal auf Fachschul- oder Berufsfachschulniveau einschlägig qualifizierte Akademi- Gesättigter Arbeitsmarkt trotz steigender kerinnen und Akademiker arbeiten, der häufigste Team- Betreuungszahlen? typ (30%). Gemischte Teams, in denen das einschlägig akademisch und nichtakademisch qualifizierte Personal 44.200 Personen arbeiten 2018 in der öffentlich geförder- durch Personen ohne sozial- oder heilpädagogische Aus- ten Kindertagespflege, die eine Alternative zur Kinder bildung ergänzt wird, sind nur in 10% der Einrichtungen zu tageseinrichtung für unter Dreijährige darstellt. Während finden – mit rückläufiger Tendenz. Die in der Fachöffent- in Kindertageseinrichtungen die U3-Betreuung zum an- lichkeit diskutierten multiprofessionelle Teams, in denen haltenden Beschäftigungsboom beiträgt, verzeichnet Personen mit einer großen Bandbreite an Berufen arbei- die Kindertagespflege kaum Personalzuwachs. Die Zahl ten, sind somit immer noch eher die Ausnahme. Auch das der dort Tätigen ist bundesweit seit 2012 nur um 2% ge- Geschlechtergefüge bewegt sich: Der Anteil reiner Frau- stiegen. 2018 ist erstmals seit 2014 wieder ein geringes enteams hat sich seit 2007 von 84 auf 60% reduziert. Die Plus im Vergleich zum Vorjahr erzielt worden (+1%). Da- Heterogenität wächst mit der Teamgröße: Nahezu jedes bei verläuft die Entwicklung in West- und Ostdeutsch- zweite große Team ist akademisch erweitert (Kleine Ein- land unterschiedlich: Während im Osten die Zahl der richtungen: 18%), und in 63% der Kitas ist mindestens ein Kindertagespflegepersonen seit 2012 um 5% gesunken Mann tätig (Kleine Einrichtungen: 24%). ist, stieg sie im Westen um etwa 3%. Insgesamt konnten Abb. 4 Kindertagespflegepersonen, betreute Kinder1 und durchschnittliche Anzahl betreuter Kinder pro Tagespflege person 2006 bis 2018 (Deutschland; Anzahl; Quote) Tagespflegepersonen Quote Betreute Kinder 44.181 2018 3,8 167.638 43.955 2017 3,7 162.395 43.470 2016 3,5 152.990 44.107 2015 3,4 148.806 44.860 2014 3,3 147.507 43.953 2013 3,2 139.668 43.435 2012 3,1 133.454 42.697 2011 2,9 123.745 40.853 2010 2,7 112.020 38.658 2009 2,6 98.694 36.383 2008 2,4 86.072 33.136 2007 2,2 72.890 30.427 2006 2,0 59.829 50.000 0 Anzahl 0 50.000 100.000 150.000 Quote: durchschnittliche Anzahl der betreuten Kinder pro Tagespflegeperson 1 Die Statistik zu Kindern und tätigen Personen in öffentlich geförderter Kindertagespflege erfasst die Anzahl der betreuten Kinder in drei Teilerhebungen (zu Kindern, zu Kindertagespflegepersonen und zu Großtagespflegestellen). Die hier verwendeten Kinderzahlen wurden der Teilerhebung Kinder entnommen, die von der in der Erhebung zu den Tagespflegepersonen erfassten Kinderzahl abweichen. Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe, verschiedene Jahrgänge; eigene Berechnungen 8
Ergebnisse im Überblick 750 Kindertagespflegestellen hinzugewonnen werden, Zahl der in Großtagespflegestellen betreuten Kinder zwi- die Anzahl der betreuten Kinder stieg bundesweit aller- schen 2012 und 2018 von 17.100 auf 34.000 nahezu verdop- dings um 34.200 Kinder (26%) und liegt 2018 bei knapp pelt. 4.200 zusätzliche Personen wurden eingestellt. Die 167.600. Im Schnitt betreut eine Kindertagespflegeperson steigende Anzahl der betreuten Kinder, die bessere Qua- heute 3,8 Kinder und damit nahezu doppelt so vie- lifizierung sowie der Trend zur Tätigkeit außerhalb priva- le wie noch 2006 (vgl. Abb. 4). Damit hat sich der Perso- ter Räume stellt eine Entwicklung von einer Art Neben nal-Kind-Schlüssel dem für unter Dreijährige in Kinder beschäftigung hin zu einer finanziell auskömmlichen tageseinrichtungen angenähert. Erwerbstätigkeit dar. Ob diese Entwicklung anhält oder vom weiteren Ausbau der U3-Einrichtungen gebremst wird, bleibt abzuwarten. Qualifikation der Tagespflegepersonen nimmt zu Die Kindertagespflege ist in Bezug auf das Betreuungs- Ausbildungssystem Frühe Bildung: setting, Qualifikationsanforderungen und Vergütungs- nicht nur Ausbau, sondern Umbau strukturen kaum reguliert. Der Arbeitsmarkt wird von Frauen dominiert, die bei fortgeschrittener Erwerbsbio- Vielfältige Einstiege in die Frühe Bildung grafie überwiegend unabhängig von einem zuvor aus- geübten Beruf und mit geringen Vergütungserwartun- Für eine Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen bilden Be- gen in die Kindertagespflege einsteigen – beispielsweise rufsfachschulen (Kinderpflege und Sozialassistenz), Fach- in einer Familienphase. Dies spiegeln die Zahlen: Nur schulen für Sozialpädagogik (Erzieherinnen und Erzieher) 3,8% der dort Tätigen sind Männer, knapp 6% sind un- sowie Hochschulen (Kindheitspädagogik) aus. Zusammen- ter 30 Jahre, 30% verfügen über eine pädagogische Be- genommen hat im Schuljahr 2017/18 eine nie erreichte rufsausbildung. Als Erfolg der Förderpolitik hat mittler- Zahl von rund 71.000 jungen Menschen eine Ausbildung weile mehr als die Hälfte (53%) der Tagespflegepersonen aufgenommen, die in das Arbeitsfeld Frühe Bildung ein- eine Basisqualifikation von 160 Stunden und mehr. Die münden kann. Das Ausbildungsvolumen ist damit in den Zahl der Tagespflegepersonen ohne Qualifizierung oder letzten zehn Jahren um 64% gestiegen. Die Gesamtzahl al- mit geringerem Stundenumfang ist von 67% im Jahr 2006 ler neu ausgebildeten Personen wird voraussichtlich auf inzwischen auf 17% gesunken. Im Vergleich zum Personal rund 57.000 Absolventinnen und Absolventen im Schul- in Kindertageseinrichtungen, das über eine mehrjährige jahr 2018/19 steigen (vgl. Abb. 5). Um dieses Niveau zu er- pädagogische Ausbildung verfügt, ist die Qualifikation reichen und zu halten, wurde das Ausbildungssystem auf weiterhin niedrig. allen Ebenen ausgebaut sowie Bildungsgänge in Hinblick auf die Bedürfnisse von Nachwuchskräften und Einrich- tungen verändert. Auf allen Ausbildungsebenen werden Großtagespflege: anhaltender Trend oder Modelle in Teilzeit, verkürzt oder angelehnt an die duale Randphänomen? Ausbildung, erprobt oder regulär angeboten. Eine wichti- Während weiterhin 70% der Tagespflegepersonen Kinder ge Rolle spielen in diesem Zusammenhang nichtstaatliche in ihrer eigenen Wohnung betreuen, zeichnet sich die dy- Bildungsträger: 53% der Fachschulen für Sozialpädagogik namischste Entwicklung bei der Betreuung in angemie- sind in frei-gemeinnütziger oder privater Trägerschaft. Ein teten Räumen ab: Bundesweit erhöhte sich die Zahl der Fünftel der Studierenden der Früh- bzw. Kindheitspäda- Personen in diesem Bereich von 1.380 im Jahr 2006 auf gogik erwerben ihren Abschluss an einer privaten Hoch- 10.650 im Jahr 2018 (670%). Außerhalb der privaten Räu- schule, weit mehr als in den Fächern Soziale Arbeit (5%) me betreut eine Tagespflegeperson mit 4,1 Kindern mehr und Erziehungswissenschaft (2%). als bei sich zu Hause (3,7 Kinder). Auch das Qualifikations- niveau ist höher: 39% verfügen über einen einschlägigen Länder bauen die Fachschulen als zentrale fachpädagogischen Berufsabschluss im Vergleich zu 27% Ausbildungsinstanz für Kitas aus der Tagespflegepersonen, die in den eigenen vier Wänden tätig sind. Eine Sonderform stellt die Großtagespflege dar, Bei der Expansion der Kindertageseinrichtungen spielen bei der sich mehrere Tagespflegepersonen in angemiete- die Fachschulen für Sozialpädagogik eine entscheidende ten Räumen zusammenschließen. In elf Bundesländern ist Rolle: Um die hohe Nachfrage an Nachwuchskräften zu be- dieses Angebot landesrechtlich geregelt. Dort hat sich die dienen, wurden deren Ausbildungskapazitäten enorm aus- 9
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 gebaut, aber auch neue Fachschulen gegründet. Im Schul- Sozialassistenzausbildung gewinnt weiter jahr 2017/18 haben über 38.000 Personen eine Ausbildung an Bedeutung zur Erzieherin oder zum Erzieher begonnen – mehr als je- mals zuvor. 32.000 Personen haben im Schuljahr 2016/17 Die an Berufsfachschulen ausgebildeten Kinderpflegerin- die Ausbildung abgeschlossen. Während die Zahl der Ab- nen und Kinderpfleger sind mit 11% des pädagogischen solventinnen und Absolventen seit 2013/14 weiter jährlich und leitenden Personals die zweitgrößte Berufsgrup- um ca. 2000 steigt, stagniert seit dem Schuljahr 2013/14 pe nach den Erzieherinnen und Erziehern. Die ebenfalls die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger. Um das Niveau dort ausgebildeten Sozialassistentinnen und -assisten- zu halten, bieten die Länder neben der vollzeitschuli- ten machten 2018 bundesweit zwar nur 2% aus, ihre Zahl schen Regelausbildung weitere Ausbildungsmodelle an: in hat sich dennoch seit 2006 beinahe versiebenfacht. Die Teilzeit oder berufsbegleitend, mit und ohne Anstellungs- Ausbildung im Bereich Kinderpflege, die sich vorwiegend vertrag in einer Einrichtung. Ein hohes Rekrutierungs an Hauptschulabgänger richtet, verliert dagegen an Be- potenzial wird, in Anlehnung an die duale Berufsausbil- deutung: Aktuell bieten sie nur noch sieben Bundeslän- dung, in der organisierten vergüteten, praxisintegrierten der an. Demgegenüber wird die Sozialassistenzausbil- Ausbildung (PIA) gesehen, die 2018 in sechs Ländern an- dung, die überwiegend einen Mittleren Schulabschluss geboten wurde. In diesen Ländern sind die Schülerinnen- voraussetzt und in vielen Ländern als Vorstufe für die Er- und Schülerzahlen im ersten Jahr aufgrund der neuen For- zieherinnenausbildung gilt, in 13 Ländern angeboten. Die mate im Zeitverlauf insgesamt stabiler. Zahl der Absolventinnen und Absolventen der Kinder Abb. 5 Vergleich der Ausbildungs- und Studienabschlüsse in der Frühen Bildung 2007/08 bis 2018/19 (Deutschland; Anzahl; ab 2017/18: Prognose)1, 2, 3, 4 Anzahl 40.000 32.074 31.627 31.247 35.000 29.970 28.077 27.028 30.000 23.426 22.540 22.391 21.618 21.295 25.000 20.502 19.191 19.218 17.780 5.266 18.129 17.742 17.963 17.267 17.330 17.191 16.666 5.368 16.793 5.565 5.534 16.070 20.000 5.654 5.415 5.595 5.559 5.465 6.139 6.026 15.000 5.618 10.000 11.425 11.128 11.304 11.048 11.726 12.221 12.863 13.596 15.641 15.087 16.825 17.006 2.457 2.410 2.531 2.500 2.365 2.019 5.000 1.638 1.479 1.204 893 413 270 0 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 2018/19 Prognose Prognose Kinderpflege Sozialassistenz Erzieher/in B.A. Früh- bzw. Kindheitspädagogik Insgesamt 1 Für 2007/08 liegen für HE und ab 2013/14 liegen für HB keine Daten zur Sozialassistenzausbildung vor. Es wurden jeweils die Schüler/innenzahlen des 2. Ausbildungsjahres des Vorjahres eingesetzt. 2 Ab dem Schuljahr 2015/16 wurde in NW die Ausbildungsrichtung „Sozialhelfer/in“ in „Sozialassistent/in“ umgeändert. Die Absolventen/-innen werden ab dem Schuljahr 2015/16 berücksichtigt. 3 Von 2013/14 bis 2015/16 liegen für HB keine Daten zu den Absolventen/-innen der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung vor. Daher wurden jeweils die Schüler/innenzahlen des 2. Ausbildungsjahres des Vorjahres eingesetzt. 4 Ab 2009/10 beinhalten die Daten zur Erzieherinnen- und Erzieherausbildung in NW die integrierte Form der Ausbildung. Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2, verschiedene Jahrgänge, sowie ergänzende Tabellen zur Fachserie; Statistische Landesämter: WiFF-Länderabfrage, verschiedene Jahrgänge; WiFF-Studiengangsmonitoring, 2014–2018; eigene Berechnungen 10
Ergebnisse im Überblick pflegeausbildung hat sich in den vergangenen Jahren heitspädagoginnen und -pädagogen innerhalb des akade- stabil bei etwa 5.500 eingependelt. Die Sozialassistenz- misch qualifizierten Personals in Kindertageseinrichtun- ausbildung haben im Schuljahr 2016/17 gut 15.000 Perso- gen den größten Zuwachs verzeichnen, verfügt das Gros nen abgeschlossen und damit knapp 4.000 mehr als im der knapp 34.600 einschlägig qualifizierten Akademikerin- Schuljahr 2007/08. Da jedoch die an Berufsfachschulen nen und Akademiker immer noch über einen Abschluss in ausgebildeten Kräfte nicht in allen Ländern anschließend Sozialpädagogik oder Erziehungswissenschaft. Mit insge- als reguläre Fachkräfte oder Ergänzungskräfte anerkannt samt 23.700 Absolventinnen und Absolventen haben 2017 werden, ist die Bedeutung der Sozialassistenzausbildung mehr Personen denn je einen Abschluss in diesen beiden als eigenständiges Ausbildungsformat für die Frühe Bil- Fächern vorzuweisen. Diese Studiengänge bieten damit dung vergleichsweise gering. ein oft übersehenes, zusätzliches Fachkräftereservoir für die Frühe Bildung. Kindheitspädagogische Studiengänge: Mehr Master und grundständige Angebote Herausforderungen: ausreichend Personal finden und halten Die auf das Arbeitsfeld Kita zugeschnittenen früh- bzw. kindheitspädagogischen Studiengänge befinden sich in Personen mit unterschiedlichen Qualifikations- einer Stabilisierungsphase: Seit 2014 gibt es bundesweit niveaus gewinnen rund 70 Bachelor-Studiengänge. 2017 nahm ein Höchst- wert von knapp 3.500 Studierenden ein Bachelor-Studi- Um ihr Angebot weiter auszubauen und qualitativ zu um der Kindheitspädagogik auf. Die Zahl der Absolven- verbessern, steht die Frühe Bildung vor der Herausfor- tinnen und Absolventen liegt seit 2015 bei etwa 2.400 pro derung, neben dem gängigen Fachkräfteprofil – Frauen Jahr. Anders als in den Anfangsjahren nach 2007 setzen mit einer Ausbildung als Erzieherin – weitere Personen- mittlerweile drei Viertel der Angebote keine einschlägige gruppen zu rekrutieren und langfristig zu binden. Seit Berufsausbildung voraus. Ein Ausbau fand im Bereich der 2006 ist die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler, Masterstudiengänge statt. Ihre Zahl hat sich innerhalb von die das allgemeinbildende Schulsystem verlassen, um zehn Jahren von einem auf 13 erhöht. Auch wenn Kind- 12% zurückgegangen. Gleichzeitig werden dabei höhe- Abb. 6 Männeranteil unter den Anfängerinnen und Anfängern einschlägiger Ausbildungen und Studiengänge für die Frühe Bildung im Schuljahr 2017/18 bzw. im Studienjahr 2017 und unter dem pädagogischen und leitenden Personal in Kindertageseinrichtungen 2018 (Deutschland; in %)1 19 Erzieherinnen und Erzieher 5 Kinderpflegerinnen und 16 Kinderpfleger 3 Sozialassistentinnen und 24 Sozialassistenten 10 Früh- bzw. Kindheitspädagogik 14 (Hochschulstatistik) 8 23 Soziale Arbeit (FH) 10 19 Erziehungswissenschaft (Uni) 9 30 20 10 0 0 10 20 30 in % in % Männeranteil unter den Anfänger/innen Männeranteil unter dem pädagogischen und der Ausbildung in % leitenden Personal in Kindertageseinrichtungen in % 1 Die Angaben beziehen sich auf die Anfängerinnen und Anfänger eines Bachelor-Studiums. Früh- bzw. Kindheitspädagogik (Hochschulstatistik): Studienfach „Pädagogik der frühen Kindheit“ (ab 2015) und Studienfach „Erziehungswissenschaft (Pädagogik) (FH)“. Quelle: Statistisches Bundesamt (2011–2018b): Sonderauswertung der Fachserie 11, Reihe 4.2, 2010–2017, Statistisches Bundesamt: Kinder- und Jugendhilfestatistik; Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2, verschiedene Jahrgänge, sowie ergänzende Tabellen zur Fachserie; Statistische Landesämter: WiFF-Länderabfrage, verschiedene Jahrgänge 11
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 re Schulabschlüsse erreicht. 2016 haben 41% das allge- Beschäftigungsbedingungen im schulischen meinbildende Schulsystem mit einer Hochschulzugangs- Ganztag verbesserungswürdig berechtigung verlassen. Somit schrumpft das Potenzial für die klassischen frühpädagogischen Ausbildungen, die Bei schulischen Angeboten erweisen sich bereits jetzt die überwiegend einen mittleren Schulabschluss vorausset- schlechten Arbeitsbedingungen als Hemmschuh für die zen. Auch der Übergang vom Ausbildungssystem in den Personalgewinnung: 72% der Stellen werden in Teilzeit Teilarbeitsmarkt Frühe Bildung, der tarif- wie landes- angeboten, davon 13% mit einem Umfang von weniger rechtlich stark reguliert, aber kaum hierarchisch geglie- als zehn Stunden pro Woche. Die Befristungsquote liegt dert ist, erweist sich als Hürde. Absolventinnen und Ab- bei 20%. Während die Beschäftigen in Horten tariflich solventen von Berufsfachschulen können nicht überall in bezahlt werden, gibt es wenig Informationen über die das Berufsfeld einmünden und Personen mit Hochschul- Vergütung der Beschäftigten in schulischen Ganztags abschluss finden in aller Regel keine ihrem Abschluss ent- angeboten. Demensprechend unattraktiv ist die Tätig- sprechende Stelle. keit dort für gut ausgebildete Kräfte: 13% verfügen über keinen Berufsabschluss. Bei einem weiteren Ausbau werden die Beschäftigungsbedingungen sowie die Qua- Männeranteil erhöhen lität von Bildung und Betreuung am Nachmittag einmal Obwohl ihr Anteil in allen Ausbildungsgängen der Frühen mehr zum Kernproblem. Bildung steigt, münden immer noch wenige Männer in das Arbeitsfeld der Frühen Bildung (vgl. Abb. 6). Geschlechter- klischees, nach denen Care-Tätigkeiten bzw. die Arbeit mit jungen Kindern Frauensache sei, tragen dazu bei. In einer stärkeren Strukturierung des Arbeitsfeldes mit unter- schiedlichen Stellenprofilen für die verschiedenen Quali- fikationsstufen und die Etablierung von horizontalen wie vertikalen Karrieremöglichkeiten läge die Chance, die Tä- tigkeit in der Frühen Bildung für breitere Zielgruppen at- traktiv zu machen. Schulkinderbetreuung: Ausweitung des Ausbaus verlässlicher Betreuung Nach dem Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt liegt der politische Fokus nunmehr auf einem weiteren Rechts- anspruch: auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grund- schulalter. Dieser soll bis 2025 verwirklicht werden. Bereits in den vergangenen Jahren ist das Angebot ausgeweitet worden. 2017/18 nutzen 1,5 Millionen und damit rund die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler Ganztagesangebote im Grundschulalter an Schulen und in Horten bzw. Kin- dertageseinrichtungen. Die Anzahl der Kinder in Ganz- tagsschulen hat sich zwischen 2006 und 2017 bundesweit um 808.000 (+202%) erhöht. In Kindertageseinrichtungen gab es im gleichen Zeitraum lediglich einen Zuwachs um 138.000 (+41%). Insgesamt sind etwa 90.000 Beschäftigte in Bildungs- und Betreuungsangeboten für Grundschul kinder tätig. Im Fall eines Rechtsanspruchs muss ihre Zahl noch deutlich ausgeweitet werden. 12
Fazit Fazit Die aktuellen Analysen des Fachkräftebarometers Frü- Besonderheiten des Arbeitsmarkts he Bildung 2019 zeigen, dass die Personalfrage im Ar- beitsfeld der Frühen Bildung an Brisanz gewonnen hat. Der Teilarbeitsmarkt Frühe Bildung ist seit Jahren extrem Die Kindertageseinrichtung ist das größte Berufsfeld in- dynamisch: Er wuchs zuletzt fast dreimal so schnell wie nerhalb der sozialen Berufe, das sich weiterhin durch der Gesamtarbeitsmarkt. Trotz dieses rasanten Wachs- ein enormes Wachstum der Anzahl der Beschäftigten tums erweist sich der Arbeitsmarkt als stabil, wofür eine auszeichnet. Zwischen 2006 und 2018 wurden insge- relativ lange Verweildauer im Betrieb von 10,3 Jahren und samt gut 309.000 Arbeitsplätze neu geschaffen – das ein nach wie vor überraschend ausgeglichenes Alters entspricht einem Personalzuwachs von 74% in den gefüge der Gesamtzahl der Beschäftigten verantwortlich letzten zwölf Jahren. Gleichzeitig sind die Arbeits sind. Die Trägerstruktur ist dabei konstant geblieben. Zwi- losenzahlen in diesem Beschäftigungssegment auf ei- schen 2007 und 2018 gibt es kaum Änderungen in der an- nen neuen Tiefststand gesunken. Für einen weiteren teilsmäßigen Verteilung des Personals zwischen den öf- Ausbau bzw. notwendige Strukturveränderungen, wie fentlichen (34%) und den freien Trägern (66%). etwa die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels und die Ermöglichung von zusätzlichen Verfügungs Auffallend an der Struktur des Arbeitsmarktes ist, dass zeiten, stehen aktuell kaum noch Fachkräftereserven trotz Personalmangels noch immer nur eine Teilgruppe zur Verfügung. der Gesamtbevölkerung eine Berufstätigkeit in der Kin- dertageseinrichtung in Erwägung zieht. Dadurch verän- Diese Entwicklungsdynamik führt auf Einrichtungs dern sich die Besonderheiten des Arbeitsmarktes kaum. ebene zu Veränderungsprozessen. Die Spannungen im So sind zum einen Erwerbstätige mit Migrationshinter- Arbeitsfeld erfordern erweiterte Steuerungsprozesse in grund, soweit diesen Befund die Daten überhaupt zuver- dem insgesamt ausgesprochen dezentral organisierten lässig ausweisen, unterproportional vertreten. Das mag System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Er- auch damit zusammenhängen, dass unvergütete vollzeit- ziehung. Dabei ist das Zusammenwirken der pädagogi- schulische Berufsausbildungen in vielen Herkunftsländern schen Fachkräfte untereinander ein Gradmesser für die wenig bekannt sind. Zum anderen ist das Geschlechter- pädagogische Qualität (Weltzien u.a. 2016; Viernickel verhältnis noch immer auffallend unausgewogen: Nur 5% u.a. 2013). Männer arbeiten in der Kindertageseinrichtung – und das, obwohl im Ausbildungssystem wesentlich mehr Männer Die Personalfrage ist damit zu einer Zukunftsfrage für vertreten sind. Trotz der gezielten Reformbemühungen die Frühe Bildung geworden: Sie entscheidet, wie päda in den letzten Jahren bleibt das Feld für Männer, die eine gogische Institutionen weiterentwickelt werden – und langfristige Berufsperspektive suchen, offenbar weiterhin das heißt vor allem auch, ob und wie an den Professio- unattraktiv. nalisierungsansprüchen festgehalten werden kann. Die vorgelegten Analysen zeigen divergente Entwicklungen. Die vergleichsweise stabile personelle Grundstruktur dieses Teilarbeitsarbeitsmarktes ist schließlich auch dem Im Folgenden werden zentrale Befunde des Fachkräfte Umstand geschuldet, dass in ihn weder eine große Zahl barometers im Licht der in den letzten Jahren zu beob- geringfügig Beschäftigter noch ein ausgeprägter Anteil an achtenden Veränderungen fachsystematisch eingeord- Akademikerinnen und Akademikern einmünden. Sieben net. Die Ergebnisse der Analysen bestätigen erneut die von zehn Fachkräften in der Kindertageseinrichtung ha Dringlichkeit einer grundlegenden Reform sowie die not- ben immer noch einen Fachschulabschluss als staat wendige Etablierung verlässlicher Standards des Sys- lich anerkannte Erzieherinnen oder staatlich anerkannte tems Kindertageseinrichtung. Erzieher. Die Verfachlichung in diesem Arbeitsfeld ist demnach hoch, ein Trend zur Dequalifizierung zeigt sich anhand der Daten der amtlichen Statistik nicht. 13
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 Diese systemimmanenten Strukturen des Arbeitsfelds Zum anderen werden Veränderungen auf der Team werden verstärkt durch eine hohe Teilzeitquote (ca. ebene sichtbar: So haben sich seit 2007 die Teams kon- 60%), die überwiegend auf den Wunsch nach besse- tinuierlich vergrößert. Den größten Zuwachs verzeich- rer Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurückzufüh- nen dabei die großen Einrichtungsteams von 14 und ren ist. Trotz der dynamischen Entwicklung des Feldes mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dennoch blei- sind seine Kernelemente weiterhin vollzeitnahe Stellen, ben die Einrichtungen mit im Durchschnitt elf pädago- eine geringe Anzahl an Überstunden der pädagogischen gischen Fachkräften weiterhin relativ kleine Organisa Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Beendigung tionseinheiten. Das zeigt sich auch an der Vielzahl der des Arbeitsverhältnisses aus familiären Gründen. Die Einrichtungen: Im Jahr 2018 waren es gut 56.000. Die- Befristungsquote liegt mit 13% etwas höher als im Ge- se Zahl ist hinsichtlich ihrer Steuerung enorm und wird samtarbeitsmarkt (9%). im Vergleich zu dem ebenfalls kleinräumig organisier- ten System der Grundschulen markant. Hier gab es im Schuljahr 2017/18 ca. 15.000 Einrichtungen. Wandel auf Einrichtungsebene Auch im (sozial-)pädagogischen Profil der Einrichtungen Die Fachkräfte in der Frühen Bildung erweisen sich als zeigen sich erste Veränderungen im Zuge des Wandels. Berufsgruppe mit sinkendem Altersdurchschnitt. Im So werden die klassischen Ausbildungen auf Berufs- Zeitraum von 2012 bis 2016 hat sich das durchschnitt- und Fachschulniveau erweitert durch unterschiedliche liche Alter der Erwerbstätigen von 41,4 auf 41,0 Jahre (sozial-)pädagogische Studiengänge, so dass heute in reduziert. Dieser leichte Trend zur Verjüngung zeigt, immerhin 30% der Einrichtungen auch akademische dass das Arbeitsfeld in den letzten Jahren keineswegs Fachkräfte arbeiten. Diese Entwicklung bleibt jedoch an Attraktivität verloren hat. Trotz sinkender Schülerin- aufgrund des enormen Gesamtwachstums der Kinder- nen- und Schülerzahlen im allgemeinen Schulsystem tagesbetreuung weit hinter dem Ausmaß zurück, wel- sind die Ausbildungszahlen sogar gestiegen. Zugleich ches zur Steigerung der pädagogischen Professionalität hat sich der Beruf in den letzten Jahrzehnten zu einer im Handlungsfeld Frühe Bildung notwendig wäre. Die Tätigkeit über weite Teile des Arbeitslebens entwickelt Akademisierungsquote hat sich zwischen 2006 und 2018 und gewinnt auch im Zuge des lebenslangen Lernens gerade mal von 3 auf 6% erhöht. als zweite oder dritte Ausbildung für Erwachsene an Be- deutung. Veränderungen der Ausbildung Diese Entwicklung birgt ein gewisses Veränderungs potenzial in sich, das insbesondere auf der Einrich- Plurale Familienformen, veränderte Arbeits- und Le- tungsebene deutlich wird. So zeigt sich zum einen, dass bensmodelle, vielfältige soziokulturelle Hintergründe, die Kindertagesbetreuung ihre frühpädagogischen An- soziale Disparitäten und unterschiedliche Bedarfe der gebote im Bereich der unter Dreijährigen stark ausge- Kinder rahmen die heutige Kita-Landschaft. Heterogeni- baut hat. Allein zwischen 2007 und 2018 hat der Einrich- tät ist Realität in den Einrichtungen. Dementsprechend tungstyp für unter Dreijährige und Kindergartenkinder ist es nicht verwunderlich, dass heute auch pädagogi- zwischen drei und sechs Jahren um 22% zugenom- sche Fachkräfte mit unterschiedlichen pädagogischen men. Er ist heute mit 69% nicht nur das prominentes- Qualifikationen in den Einrichtungen arbeiten, um eine te Modell der Kindertagesbetreuung, sondern prägt differenzsensible Erziehungspraxis zu etablieren. Auf- sogar die Eigenständigkeit frühpädagogischer Institu- fällig ist aber, dass die besonders dynamischen Verän- tionen, die sich damit mehr und mehr vom Modell der derungen auf der Ausbildungsebene nicht unmittelbar altersübergreifenden Gruppen von Kindergarten- und mit diesen Heterogenitätsanforderungen in Verbindung Schulkindern lösen. Die Bedeutung, die heute öffentli- stehen, sondern in erster Linie der Personalgewinnung che Institutionen bereits für sehr junge Kinder haben, geschuldet sind. zeigt sich auch daran, dass das alternative Modell der eher privat organisierten Kindertagespflege – entgegen Die Ausbildungszahlen im ersten Ausbildungsjahr der Annahmen – weniger stark nachgefragt wird bzw. an den Fachschulen für Sozialpädagogik haben sich auch das Personalwachstum hier stagniert. von knapp 21.000 im Jahr 2007/08 auf über 38.000 im Schuljahr 2017/18 erhöht. Das entspricht einem außer- 14
Fazit gewöhnlich starken Anstieg der Ausbildungskapazitä- Differenzierung von Aufgaben ten von gut 80% in den letzten zehn Jahren. Neue Aus- bereichen bildungs- und Zugangswege prägen zudem die jüngere Entwicklung und führen zu einer noch heterogeneren Obwohl in den letzten Jahren viel über die erweiter- und bundesweit unübersichtlicher werdenden Ausbil- ten Aufgaben in den Einrichtungen gesprochen wurde dungslandschaft (Gessler u.a. 2018; König u.a. 2018). und daher Teamarbeit in der Kindertageseinrichtung zunehmend in den Fokus gerückt ist (Lochner/Cloos Die Steigerung von Ausbildungskapazitäten bleibt da- 2019), zeigen sich kaum spezielle Ausdifferenzierungen bei zum Teil auf die Berufsfachschulen, vor allem aber von Funktionsstellen auf Strukturebene. Erste Verände- auf die Fachschulen bezogen. Neue Ausbildungsmodel- rungen werden sichtbar mit Blick auf die Leitungsfunk- le, wie die praxisintegrierten Ausbildungen, bergen zwar tion in Kindertageseinrichtungen. Ihr wird in den letzten das Potenzial in sich, die vollzeitschulische Ausbildung Jahren von den Trägern eine zentrale Bedeutung bei der zu reformieren und duale Elemente zu stärken. Das wird Steuerung der Reformprozesse in den Einrichtungen zu- aber nur gelingen, wenn gleichzeitig auch Stellen für geschrieben (Strehmel 2016). Mentorinnen und Mentoren am Lernort Praxis entste- hen, d.h. wenn der Ausbildungsort Praxis auch konse- Seit 2011 zeigt sich auch in der Kinder- und Jugend quent als Ausbildungselement konzipiert wird. hilfestatistik dieser Wandel. So haben insbesondere die anteilig freigestellten Leitungskräfte zwischen 2011 und Die Einführung von praxisintegrierten Ausbildungen und 2018 um 85% zugenommen. Der Anteil der vollständig der Aufbau von Mentorinnen- und Mentorenstellen ist je- freigestellten Leitungskräfte liegt bei 43%. Leitung wird doch ungleichgewichtig: Die Vergütung, die mit diesen überwiegend als Doppelrolle ausgeübt. Die damit ver- Ausbildungsmodellen verbunden ist, entfaltet bei den bundenen vielfältigen Aufgaben, u.a. die Steuerung von jungen Menschen eine stärkere Zugkraft als der fachli- zunehmend heterogeneren Teams vor dem Hintergrund che Anspruch, den Lernort Praxis als Ausbildungsinstanz einer angespannten Personalsituation, sind allerdings gezielt zu stärken (JMK 2001) und das Potenzial des in- ohne solide Leitungskompetenzen kaum zu erfüllen. formellen Lernens für die pädagogische Ausbildung zu nutzen (Ebert u.a. 2018). Besonders deutlich werden die Umso mehr erstaunt es, dass sich bei der Qualifikation einseitigen Bestrebungen bei den sogenannten berufs- der Leitungskräfte erst ansatzweise eine Veränderung be- begleitenden Teilzeitausbildungen. Hier wird Ausbildung obachten lässt. Von 2011 bis 2018 konnte der Anteil der letztlich zur Nebensache, denn nicht sie, sondern der akademisch ausgebildeten Leitungskräfte gerade mal möglichst rasche Arbeitseinsatz in den Einrichtungen von 15 auf 18% ausgebaut werden. In Ostdeutschland zei- wird vergütet. Damit verliert der Ausbildungsstatus in gen sich deutlichere Tendenzen zur Akademisierung: Be- der Berufspraxis erheblich an Bedeutung (Kratz/Stadler reits 2018 ist hier ein Viertel der Leitungsstellen von Fach- 2015). kräften mit akademischen Abschluss besetzt worden. Die Veränderungen auf Ausbildungsebene entsprechen Nach wie vor gestaltet sich der Einstieg in eine Leitungs- weder den Anforderungen im Arbeitsfeld, noch werden position meist über die Ausbildung zur Erzieherin bzw. sie den notwendigen Professionalisierungsansprüchen zum Erzieher (80%) und einer daran anknüpfenden be- gerecht. Verschiedene Studien haben in den letzten ruflichen Weiterbildung. In der WiFF-Befragung von Ein- Jahren gezeigt, dass die Aufgaben in den Einrichtungen richtungen der Kindertagesbetreuung zur Personalent- komplexer geworden sind. Iris Nentwig-Gesemann, Ka- wicklung geben mehr als zwei Drittel der Leitungen an, tharina Nicolai und Stefanie Köhler (2016) heben zum über den formalen Berufsabschluss hinaus eine Zusatz- Beispiel hervor, dass zwar Kita-Leitungen den Bereich qualifikation erworben zu haben (Geiger 2019, im Er- des Personal- und Qualitätsmanagements selbstver- scheinen). Die bisher bereitgestellten Ressourcen u.a. ständlich als Kernbestandteil ihrer Leitungstätigkeit in Bezug auf die Freistellung für Kita-Leitungen reichen sehen, jedoch ein Teil von ihnen sich hier eher unsicher nicht ansatzweise aus, um den erhöhten Steuerungs- fühlt. Die Autorinnen der Studie führen die schwachen aufgaben in den Einrichtungen gerecht zu werden und Kompetenzüberzeugungen auf das breite Berufsprofil eine gute pädagogische Qualität im Team zu entwickeln. der Fachkräfte zurück. So verfügen in den aktuellen Analysen des Fachkräfte barometers 60% der Kindertageeinrichtungen nach dem 15
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