"Künstlicher Naturschutz!? - Technische Zugänge zur Erhaltung der Natur im Anthropozän" - Bundesamt für Naturschutz

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17. Vilmer Sommerakademie

           "Künstlicher Naturschutz!? –
  Technische Zugänge zur Erhaltung der Natur im
                   Anthropozän"

                           09. bis 13. Juli 2018

                                    am
                        Bundesamt für Naturschutz -
                    Internationale Naturschutzakademie
                                 Insel Vilm

                           In Kooperation mit:

  Professur für                                    Internationales Zentrum
 Philosophie und                                           für Ethik
Ethik der Umwelt                                    in den Wissenschaften
      an der                                       der Universität Tübingen
 Universität Kiel
Hintergrund und Ziel

Die Kategorie des „Natürlichen“ ist für den Naturschutz ebenso grundlegend wie strittig.
Dabei wird „Natur“ häufig nicht durch das definiert, was sie ist, sondern, was sie nicht
ist: Natur als Gegensatz zur Kultur, zur Technik, zum Menschen bzw. zu menschlich be-
einflussten Systemen und Prozessen. Auch der wertende Begriff des „Unnatürlichen“
spielt in der Diskussion eine wichtige Rolle. Einerseits wird gesagt, es gäbe in Europa
oder sogar weltweit gar keine ‚echte‘ Natur mehr, da alle Ökosysteme und Prozesse
längst menschlich beeinflusst seien, nicht erst durch den Klimawandel. Andererseits gibt
es die These, dass Alles, auch alles Menschengemachte, eigentlich zur Natur gehöre. Zu-
weilen verschieben sich Einschätzungen aufgrund neuer wissenschaftlicher, technischer
oder weltanschaulicher Perspektiven, beispielsweise bezüglich der sog. „Synthetischen
Biologie“. Derzeit kennzeichnet auch der Begriff „Anthropozän“ eine Debatte, in der kont-
räre Ziele propagiert werden – von umfassender Re-Naturierung bis zu radikaler mensch-
licher (Um)Gestaltung („Geoengineering“).

In praktischer Hinsicht werden „Natürlichkeit“ und „Naturnähe“ oftmals als Kriterien zur
Bewertung von Maßnahmen und Techniken herangezogen. So wird aktuell etwa gefragt
    • inwiefern neue Gentechniken (CRISPR-CAS9, gene drives) nutzbringend für den
       Arten- und Naturschutz eingesetzt werden können, ja ob sie überhaupt als so
       künstlich gelten können wie die früheren;
    • wie neue ‚künstliche‘ Produktionssysteme (z.B. in der Aquakultur) mit Bezug auf
       ihre Naturschutzdimension bewertet werden sollten; sie sind im Vergleich zu kon-
       ventionellen Systemen häufig durch eine neuartige Kombination von starkem
       menschlichen Einfluss (Technisierung) einerseits und dem Versuch besser ge-
       schlossene Stoffkreisläufe herzustellen andererseits gekennzeichnet;
    • inwiefern Ziele der „Renaturierung“ sinnvoll mit Hilfe zunehmend technischer In-
       terventionen in Ökosysteme und Arten erreichbar sind, auch beispielsweise im
       Kontext von Klimaschutz und Klimawandelanpassung und welche Konflikte mit
       Naturschutzzielen und –prioritäten sich ggf. daraus ergeben.

Diskutiert werden die Herausforderungen solcher Ansätze eines „künstlichen“ Naturschut-
zes für konkrete Praxisentscheidungen ebenso wie für die eher konzeptionellen Fragen,
was wir als Natur warum bezeichnen und hinsichtlich der Grundfrage der Bewertung
technisch ‚hergestellter‘, ‚künstlicher‘ Natur“ im Vergleich zur ‚primären‘ oder wenig tech-
nisierten Natur.

Teilnehmerkreis
Vertreter/innen von Naturschutzbehörden und Naturschutzverbänden, Umweltpoli-
tiker/innen, ehrenamtliche Naturschützer/innen, Natur-, Sozial und Geisteswissenschaft-
ler/innen, alle an der Thematik Interessierten

Veranstalter
Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam mit der Universität Kiel, Philosophisches
Seminar und dem Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universi-
tät Tübingen.

Konzeption und Leitung der Tagung:
Prof. Dr. Konrad Ott, Dr. Lieske Voget-Kleschin (Universität Kiel),
Prof. Dr. Thomas Potthast, Dr. Simon Meisch (Universität Tübingen)
Gisela Stolpe, BfN-INA; in Kooperation mit Dr. Margret Engelhard (BfN, II 3.3)
Montag, 09.07.2018

Fährzeiten: 16.10h, 17.10h, 18.10h, 20.10h
18.30   Abendessen
19.45   Begrüßung und Einführung
        GISELA STOLPE, BfN-INA Insel Vilm und Vorbereitungsteam
20.45   „Meine Natur – Deine Natur“: Ein kritisch-heiterer Rückblick. Worüber wir in
        alten Natürlichkeits- und Gentechnik-Debatten gestritten haben – und was wir
        davon besser nicht nochmals aufwärmen sollten, NICOLE KARAFYLLIS, Braun-
        schweig

 Dienstag, 10.07.2018

08.00   Frühstück

I.      Konzeptioneller Einstieg zu Natürlichkeit und Künstlichkeit
09:00   Kategorien von Natürlichkeit und das Anthropozän, THOMAS POTTHAST Tübingen)
10:00   Genzentrierte Umweltethik, JAN DIERKS, Kiel
11.00   Kaffeepause
11:30   Leben – Natürlichkeit – Gentechnik, GEORG TOEPFER, Berlin
12.30   Mittagessen
13.30   Rundgang um die Insel Vilm, GISELA STOLPE
15.00   Kaffeepause

II.     Synthetische Biologie, genome editing und Naturschutz
15:30   Synthetische Biologie, Gentechniken, Naturschutzimplikationen
        MARGRET ENGELHARD, Bonn
16:30   GeneDrives, ein ‚ökosystemares‘ Fallbeispiel, BERND GIESE, Wien
17:30   Regenisis und Artenschutz , MICHAEL BÖLKER, Universität Marburg, angefragt
18.30 Abendessen

 Mittwoch, 11.07.2018

08.00   Frühstück
09.00   Gruppenarbeit: Synthetische Biologie und der Einsatz neuer Gentechniken im
        Naturschutz
10.15   Kaffeepause

III.    Künstliche Ökosysteme zwischen Natürlichkeitsfragen, Produkti-
        ons- und Schutzzielen
10.45   Aquakulturen und Naturschutz, WOLFGANG-DIETER GLANZ, Kiel
11:30   Natürlichkeit als Kriterium von Ökozertifizierung am Beispiel von Kreislaufanla-
        gen in der Aquakultur, SIMON MEISCH, Tübingen und LIESKE VOGET-KLESCHIN, Kiel
12.30   Mittagessen
14:00   Paludikultur: Konflikte zwischen Produktions- und Naturschutzzielen, N.N.
15:00   Gruppenarbeit: Künstliche Ökosysteme zwischen Natürlichkeitsfragen, Produkti-
        ons- und Schutzzielen
16:00   Kaffeepause

IV.     Natürlichkeit von Renaturierung durch ‚tiefe‘ Eingriffe?
16:30   Assisted Recovery/Evolution, FRIEDERIKE BÖHM, Kiel
18.30   Abendessen

 Donnerstag, 12.07.2018

08.00   Frühstück
09:00   Strategien von CO2-Removal durch Eingriffe in Ökosysteme und resultierende
        Naturschutzkonflikte, MATTHIAS HONEGGER, IASS Potsdam
10:00   Der Nationalpark als künstliches System?, THOMAS WALDENSPUHL, NP Schwarzwald
11:00   Kaffeepause
11:30   Gruppenarbeit: Natürlichkeit von Renaturierung durch ‚tiefe‘ Eingriffe?
12.30   Mittagessen

V.      Diskussion und Arbeit an den Vilmer Thesen zu Künstlicher Natur-
        schutz!? – Technische Zugänge zur Erhaltung der Natur im
        Anthropozän
14:00   Diskussion der Thesen
15.30   Kaffee / Tee
16.00   Fortsetzung der Arbeitseinheit
        Nächste Schritte
        Ende der Veranstaltung
18.30   Abendessen
19:45   Konzert

 Freitag, 13.07.2018

08.00   Frühstück
09.20   Abreise (auch 07.25 und 8.25)
Veranstaltungsort
Veranstaltungsort ist die Internationale Naturschutzakademie Insel Vilm des Bundesam-
tes für Naturschutz.
Kosten
Unterkunft im Einzelzimmer pro Person/Tag: 58 €,
Unterkunft im Doppelzimmer pro Person/Tag: 43 €,
Vollverpflegung 24 €/Tag,
zzgl. 4,00 € für Kaffee/Tee/Kuchen,
Konzert: 10 € als Kostenbeitrag erbeten
Zahlung bitte per EC-Karte. Kreditkartenzahlung oder Überweisung ist nur in
Ausnahmefällen möglich.
Anreise
Mit der Eisenbahn über Stralsund - Bergen/Rügen bis Lauterbach/Mole auf Rügen.
Mit dem Auto über Stralsund bzw. Glewitzer Fähre, Garz, Putbus nach Lauterbach.
Die Überfahrt dauert etwa 10 Min. und erfolgt mit einem Boot des BfN.
Weitere Informationen unter: www.bfn.de/06_akademie_natursch.html

Kontaktadresse:
Norbert Wiersbinski    Tel.: 038301-86 111
BfN-INA Insel Vilm     Fax: 038301-86 117
18581 Putbus/Rügen     norbert.wiersbinski@bfn.de
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