Kurz-Gottesdienst für 19. April 2020 - Quasimodogeniti - Pfr. Bernd Grosser - Ev.-Luth. Kirchengemeinden Ebern u. Jesserndorf- Zu finden auch auf ...

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Kurz-Gottesdienst für 19. April 2020 – Quasimodogeniti
- Pfr. Bernd Grosser – Ev.-Luth. Kirchengemeinden Ebern u. Jesserndorf-
Zu finden auch auf der Homepage: www.ebern-evangelisch.de.

Diese Andacht ist gedacht für Menschen, die am Sonntag (und darüber hinaus) Gottesdienst feiern
möchten und das wegen der Einschränkungen durch die Corona-Krise nicht können.
Mit dieser Andacht sollen Sie in die Lage versetzt werden, für sich selber – oder in Ihrer Familie –
Gottesdienst zu feiern. Die hier vorgeschlagene Liturgie folgt einer gekürzten Form des sonntäglichen
Hauptgottesdienstes.
Wir weisen auch auf Gottesdienste und kirchliche Angebote in den Medien und im Internet hin, z.B.:
www.zdf.de/gesellschaft/gottesdienste; https://www.ekd.de/kirche-von-zu-hause-53952.htm;
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/gottesdienste-online-corona-kirche.

Votum
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des lebendigen Gottes: des Vaters,
und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Lied: „Mit Freuden zart“ (EG 108)

1) Mit Freuden zart / zu dieser Fahrt
lasst uns zugleich fröhlich singen,
beid, Groß und Klein, / von Herzen rein
mit hellem Ton frei erklingen.
Das ewig Heil / wird uns zuteil,
denn Jesus Christ / erstanden ist,
welchs er lässt reichlich verkünden.

2) Er ist der Erst, / der stark und fest
all unsre Feind hat bezwungen
und durch den Tod / als wahrer Gott
zum neuen Leben gedrungen,
auch seiner Schar / verheißen klar
durch sein rein Wort, / zur Himmelspfort
desgleichen Sieg zu erlangen.
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3) Singt Lob und Dank / mit freiem Klang
unserm Herrn zu allen Zeiten
und tut sein Ehr / je mehr und mehr
mit Wort und Tat weit ausbreiten:
So wird es uns / aus Lieb und Gunst
nach unserm Tod, / frei aller Not
zur ewigen Freud geleiten.

Psalmgebet: Psalm 118 (in Auszügen)
Der HERR ist meine Macht und mein Psalm
und ist mein Heil
      Man singt mit Freuden vom Sieg
      in den Hütten der Gerechten:
Die Rechte des HERRN ist erhöht;
die Rechte des HERRN behält den Sieg!
      Wir werden nicht sterben, sondern leben
      und des HERRN Werke verkündigen.
Der HERR züchtigt mich schwer;
aber er gibt mich dem Tode nicht preis.
      Dies ist der Tag, den der HERR macht;
      lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Hl. Geist.
Amen

Gebet
Gott, himmlischer Vater,
wir loben und preisen Dich für Deine Schöpfermacht. Du hast Jesus vom Tode
auferweckt und ihm neues Leben geschenkt.
Das macht uns Mut und Hoffnung in diesen Tagen, wo unser Alltag so
eingeschränkt ist. Bestärke uns im Glauben. Halte uns fest in unserem
Vertrauen auf Dich.
Amen.
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Biblische Lesung aus dem Evangelium des Johannes, Kapitel 20
19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt
und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat
mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das
gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger
froh, dass sie den Herrn sahen. … 24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling
genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die andern
Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn
ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die
Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben. 26
Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war
bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten
unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas:
Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her
und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28
Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht
Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die
nicht sehen und doch glauben!

Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater …

Lied: „Christ ist erstanden“ (EG 99)

Christ ist erstanden von der Marter alle;
des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen;
seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ. Kyrieleis.
Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Des solln wir alle froh sein. Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.
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Kurzpredigt
Der Predigttext dieses Sonntags steht im Buch des Propheten Jesaja Kap. 40:
„Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht
müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft
und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt,
und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den HERRN harren, kriegen
neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht
matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

Liebe Mitchristen!

1. Ein Fischer aus Finnland hat einmal von einer Naturbeobachtung erzählt, die
ihn sehr beeindruckt hat.
Beim Reinigen seiner Netze am Strand sah er in einiger Entfernung einen
jungen Fischadler, der sich auf einem Steinhaufen sonnte. Ein starkes und
stolzes Tier – der König der Lüfte. Plötzlich schüttelte der Adler sein Gefieder
und schoss ruckartig in die Luft. Immer höher stieg er.
Doch auf einmal kein Flügelschlag mehr und er stürzte wie ein Stein in die
Tiefe. Nicht weit vom Fischer fiel er ins flache Uferwasser. Der Mann hob den
großen, stolzen Vogel aus dem Wasser. Er war tot. Eine kleine Kreuzotter hatte
sich in seiner Brust festgebissen. Ihr giftiger Biss machte dem stolzen Höhenflug
des Königs der Lüfte ein jähes Ende.

Diese kleine Begebenheit in Finnland ist mir wie ein Sinnbild auf das, was
momentan in dieser Welt und auch in unserem Land passiert. Haben wir
Menschen uns nicht aufgeführt als wären wir die Könige dieses Planeten?! Wir
haben unseren exzessiven Lebensstil und unsere ausbeuterische Art des
Wirtschaftens der Natur aufgezwungen – ohne Rücksicht auf Verluste. Es ging
nur darum, möglichst viel zu schaffen, Vermögen anzuhäufen und immer
luxuriöser zu leben. Wir haben zwar in den letzten Jahren oft über nachhaltiges
Leben gesprochen – aber praktiziert haben wir es nicht. Wir haben unsere
Natur und Umwelt – Gottes Schöpfung – immer mehr an den Rand des
Abgrunds getrieben. Und uns selber dazu. Die recht luxuriöse Lebensweise hat
uns ja nicht glücklicher gemacht. Im Gegenteil: Der ständige Stress, dieser
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Leistungsdruck und die Ruhelosigkeit haben uns eher kaputt gemacht - haben
uns innerlich ausgehöhlt. Glücklicher geworden sind wir durch diese Art zu
leben nicht.

Und jetzt Corona! – Ein kleiner Virus bringt unsere stolze, scheinbar
unverwundbare menschliche Gesellschaft zum Absturz.
Viele schon haben darauf hingewiesen, dass das auch eine Chance ist. Die
Corona-Krise ist die Chance für uns, wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu
kommen. Wir sind momentan gezwungen, aufzuhören mit dem
selbstmörderischen Tempo, in dem wir gelebt haben. Viele von uns sind
gezwungen, es ruhiger angehen zu lassen – und sie genießen das. Sie merken,
dass in dieser Ruhe auch eine Kraft liegt, die sie lange vermisst haben. Die Ruhe
und das Geworfen-Sein auf sich selbst bieten die Chance, nachzudenken über
das Leben und über das, was ich mit meinem Leben will.
Die Corona-Krise ist eine Chance, das innere Gleichgewicht wieder zu finden,
das wir verloren haben – als ganze Gesellschaft und als einzelne Menschen.
Werden wir das schaffen, aus der Krise gestärkt hervorzugehen? Wird es uns
gelingen, ein neues Bündnis mit unserer Schöpfung einzugehen, das wirklich
auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist? Ein Bündnis, das die Natur als etwas
Schönes und Wertvolles sieht und nicht als Mittel, noch mehr Reichtum
aufzuhäufen. Wird es uns gelingen, unseren Platz in Gottes Schöpfung neu zu
definieren – nicht mehr als stolze Krone der Schöpfung und Herren des
Planeten, der unverwundbar alles machen kann, was ihm beliebt?

2. „Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit
Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und
nicht müde werden.“ – So heißt es in unserem Predigttext. Er beschreibt eine
ganz neue Perspektive auf das Leben. Da ist nicht mehr der Mensch das Maß
aller Dinge. Gott ist es. Er ist der Schöpfer, der diese Welt und den Menschen in
ihr erschaffen hat. Er ist die Quelle aller Kraft und Energie, mit der die Welt sich
bewegt. Von ihm bekommen wir die Kraft, unseren Platz in seiner Schöpfung
auszufüllen. Nicht wir selbst sollen/müssen fliegen, sondern Gott ist es, der uns
die Kraft zum Leben und zum Gestalten unserer Umwelt gibt. Er gibt uns die
neue Kraft, die wir nötig haben, wenn wir mit unseren Kräften am Ende sind.
Und das sind wir momentan. Ein kleiner Virus hat uns abstürzen lassen.
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3. „Quasimodogeniti“ heißt der heutige Sonntag; auf Deutsch „Wie die
neugeborenen Kindlein“. Dieser Sonntag kommt von Ostern her. Er sieht vor
sich die neue Schöpfung, die Gott mit der Auferweckung Jesu Christi begonnen
hat. Er sieht einen Neuanfang, der nicht aus unseren menschlichen
Möglichkeiten geboren ist, sondern ganz allein aus Gottes Kraft.
Aber er sieht auch ganz nüchtern den Zweifel, den wir damit haben. Wir haben
vorhin ja die Geschichte vom zweifelnden Thomas gelesen. Auch der Zweifel
und die Unsicherheit gehören zu den Umbrüchen des Lebens.
Diese Unsicherheit kennen wir momentan zu gut. „Wie wird es weitergehen,
wenn die Corona-Krise vorbei ist?!“ So fragen wir zweifelnd.
Ich bin dafür, Gott zu vertrauen, der uns die Kraft geben wird, die Folgen der
Krise zu bewältigen und neu in dieser Welt zu leben: nachhaltiger im Umgang
mit der Schöpfung, mitfühlender unseren Mitmenschen gegenüber und näher
bei Gott, unserem himmlischen Vater.
Amen.
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Lied: „Auf, auf mein Herz mit Freuden“ (EG 112)

   1. Auf, auf, mein Herz, mit Freuden
      nimm wahr, was heut geschieht;
      wie kommt nach großem Leiden
      nun ein so großes Licht!
      Mein Heiland war gelegt
      da, wo man uns hinträgt,
      wenn von uns unser Geist
      gen Himmel ist gereist.

   2. Er war ins Grab gesenket,
      der Feind trieb groß Geschrei;
      eh er‘s vermeint und denket,
      ist Christus wieder frei
      und ruft Viktoria,
      schwingt fröhlich hier und da
      sein Fähnlein als ein Held,
      der Feld und Mut behält.

   3. Das ist mir anzuschauen
      ein rechtes Freudenspiel;
      nun soll mir nicht mehr grauen
      vor allem, was mir will
      entnehmen meinen Mut
      zusamt dem edlen Gut,
      so mir durch Jesus Christ
      aus Lieb erworben ist.
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Fürbittgebet
Herr, Gott des Lebens,

es gibt in dieser Zeit so vieles, was uns das Leben schwer und hart macht. Die
Schatten des Todes erfahren wir oft machtvoller als das Licht des Lebens.
Wir kommen zu Dir mit unserem Glauben und unseren Zweifeln und bitten dich
- für die, die mit ihren Ängsten und Sorgen nicht klarkommen,
- für die, die krank und hoffnungslos sind,
- für die Überlasteten und Bedrückten,
- für die, die sich Sorgen machen um liebe Menschen
- und für die leidenden Menschen in Kriegs- und Hungergebieten des globalen
Südens.
Schenke Ihnen Zeichen des Lebens und Lichter der Hoffnung. Lass sie die Kraft
des Lebens spüren gegen die Mächte des Todes.
Mache uns selber zu Boten des Lebens und lass uns die Hoffnung weitertragen
an die Menschen unserer Umgebung.
Schenke uns Deine Kraft, damit wir gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen.
Schenke uns tiefes Vertrauen auf Dich, den Herrn des Lebens.
Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.
Amen

Vaterunser

Segen
Der Herr segne uns und behüte uns,
der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.
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