THEMA : Gegen Rechts Rassismus und Antisemitismus in Tempelhof-Schöneberg entgegentreten Interview mit Claudia Löber und Martin Forberg ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Stadtteilzeitung für Tempelhof-Schöneberg THEMA : Gegen Rechts Rassismus und Antisemitismus in Tempelhof-Schöneberg entgegentreten Interview mit Claudia Löber und Wie kam es zur Gründung Martin Forberg der „AG Gegen Rechts- extremismus“? Die Zunahme rechts- extremer Vorfälle wie die Ermordung Walter Lübkes und der Anschlag auf die Synagoge in Halle veran- lassten uns Anfang 2020 dazu, eine AG zu gründen, die sich gegen jede Form von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemi- tismus wendet. Welche Hauptziele verfolgt die AG? Wir wollen durch State- ments und Auftritte in der Öffentlichkeit klar Foto © Grüne Fraktion Berlin Position beziehen, mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema schaffen sowie uns mit betroffenen zung mit unserer Kolonialgeschichte und Menschen solidarisieren und ihnen Unter- dem Nationalsozialismus zu forcieren. Wir stützung anbieten. Daneben verfolgen wir legen dabei besonderen Wert auf die Zusam- politische Ziele wie die Bildungsarbeit an menarbeit mit Initiativen von Menschen, die Schulen, um Diskriminierung entgegenzu- direkt von Rassismus, Antisemitismus und wirken und die kritische Auseinanderset- Rechtsextremismus betroffen sind.
Vorfälle in Motiv: Sozialchauvinismus Fortsetzung Anzahl: 1 Tempelhof-Schöneberg nach Motiv und konkreten Zahlen Rassismus und Motiv: Behindertenfeindlichkeit Antisemitismus in Anzahl: 3 Tempelhof-Schöneberg Motiv: Antimuslimischer Rassisimus entgegentreten Anzahl: 6 Motiv: Rechte Selbstdarstellung Wie unterstützt die AG Anzahl: 6 Betroffene von Rechts- Motiv: Politische Gegner extremismus? Anzahl: 7 Motiv: NS-Verharmlosung Anzahl: 39 Durch Solidaritätsbe- Motiv: LGBTQ*-Feindlichkeit kundungen und kon- Anzahl: 8 krete Angebote von Unterstützung, damit Motiv: Antisemitismus betroffene Menschen Anzahl: 8 nicht allein bleiben - egal ob sie auf der Motiv: Rassisimus Straße, bei der Arbeit Anzahl: 13 oder im Netz Diskri- Quelle: Registerstelle Berlin Tempelhof-Schöneberg, Meldungen aus dem Jahr 2020 minierung und Hass erfahren. Auch die Bekanntmachung und Vernetzung Betroffe- Wer kann bei der AG mitmachen? ner mit Organisationen wie Beratungs- oder Alle, die sich für eine offene und solidarische Registerstellen ist uns ein großes Anliegen. Gesellschaft und gegen rassistische und Opfer von rechtsextremen und rassistischen rechtsextreme Haltung einsetzen wollen. Vorfällen können diese bei der Registerstel- Man muss kein Mitglied bei den Grünen sein. le Tempelhof-Schöneberg melden, damit sie dokumentiert, analysiert und offengelegt Das Gespräch führten werden. 2020 gab es in unserem Bezirk 91 Lea Ledwon und Amelio Tornincasa (vorläufig) gemeldete Vorfälle. • Mitglieder der AG Gegen Rechtsextremismus, Konzentriert sich die Arbeit der AG ausschließ- B‘90/GRÜNE Tempelhof-Schöneberg lich auf den Bezirk Tempelhof-Schöneberg? Natürlich gibt es viele Aktivitäten hier in unserem Bezirk wie Stolpersteinaktionen zum Gedenken an die Opfer des Nationalso- zialismus, aber für uns ist das Problem des Rechtsextremismus, Rassismus und Anti- semitismus ein gesamtgesellschaftliches, das wir auch bezirksübergreifend angehen Fotos © Claudia Löber wollen. Deshalb haben wir ein erstes berlin- Kontakt: weites Vernetzungstreffen initiiert, um die www.gruene-ts.de/ag-gegenrechts/ Kräfte verschiedener AGs zu bündeln und Claudia Löber und Martin Forberg gemeinsame Aktionen zu planen. E-Mail: kontakt-gegenrechts@gruene-ts.de
von Sebastian Walter • MdA, B´90/Grüne Tempelhof-Schöneberg und Christiane Howe • Mitglied der LAG Migration/Flucht Gegen Diskriminierung und für Teilhabe auf Landesebene Für uns BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist klar, dass Empörung und warme Worte nicht aus- Foto © Grüne Fraktion Berlin reichen, um Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Men- Auf dieser Grundlage wollen wir unsere schenfeindlichkeit zu bekämpfen. Vielmehr Politik fortsetzen: Wir Bündnis 90/Grüne bedarf es dafür klare Handlungsstrategien fordern einen Untersuchungsausschuss zum und strukturelle Veränderungen. In Berlin rechten Terror in Neukölln. Und wir wollen arbeiten wir im Senat und Abgeordneten- eine Enquetekommission einrichten, die Stra- haus seit Beginn der Wahlperiode 2016 tegien gegen Diskriminierungen und Rassis- konzentriert daran: Mit dem bundesweit mus im öffentlichen Bereich entwickelt. ersten Senator für Antidiskriminierung, Dirk Um die Partizipation und gleichberechtigte Behrendt, mit einer Verdreifachung der Teilhabe von Personen mit Migrationsge- Haushaltsmittel für Antidiskriminierungs- schichte in allen Bereichen des sozialen, arbeit und dem deutlichen Ausbau der kulturellen, ökonomischen, politischen und Beratungs- und Empowerment-Infrastruktur gesellschaftlichen Lebens in Berlin zu för- für von Diskriminierung Betroffene. Zudem dern, haben wir eine überfällige Gesetzes- haben wir neue Konzepte gegen jede Form novelle auf den Weg gebracht. Dieses Gesetz von Rassismus, Antisemitismus, Rechtsex- zur Förderung der Partizipation in der Mig- tremismus und gegen Diskriminierungen rationsgesellschaft (PartMigG) hat u.a. zum an Schulen, auf dem Wohnungsmarkt oder Ziel, die Repräsentation von Personen mit gegen Queer-Feindlichkeit entwickelt. Mit Migrationsgeschichte gemäß ihrem Anteil dem Diversity-Landesprogramm und dem an der Berliner Bevölkerung in der Verwal- ersten Landesantidiskriminierungsgesetz tung sicherzustellen sowie die Partizipation haben wir gegen massive Widerstände fördernden Strukturen auf Landes- und Be- wichtige Instrumente geschaffen, um Aus- zirksebene weiterzuentwickeln sowie zivil- grenzung in Verwaltung und Behörden gesellschaftliche Organisationen einzubin- entgegenzutreten und eine Kultur der Wert- den und zu unterstützen. Denn für uns gilt: schätzung von Vielfalt zu befördern. Grund- Nur gemeinsam mit der Zivilgesellschaft lagen unserer Politik sind dabei, Forderun- und in intersektionalen, solidarischen Bünd- gen zivilgesellschaftlicher Akteur*innen nissen sind wir stark im Kampf für Teilhabe ernst zu nehmen und sie zu stärken. und gegen Ausgrenzung!
Demokratische Strukturen schützen von Renate Künast • MdB, B‘90/GRÜNE Tempelhof-Schöneberg Der wachsende Rechtsextremismus, der sich zu einer echten Gefahr für unsere demokratischen Grundlagen entwickelt, besorgt mich sehr. Seit Jahren sammeln sich Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Islamfeindlichkeit und Antifeminismus und haben sich neu organisiert. Lange wurden Foto © Laurence Chaperon wir mit unseren Recherchen und Aktionen nicht ernst genommen, obwohl seit 1990 walt pflegen. Die bezirkliche Registerstelle fast 200 (!) Menschen in unserem Land von wollen wir stärken, um rechtsextreme Vor- Rechten ermordet wurden. Viel Zeit wurde fälle zu dokumentieren. Insgesamt ist es mir vertan. Einiges haben wir inzwischen er- wichtig, Menschen für ein tolerantes Zusam- zwungen, leider wurde erst nach weiteren menleben zu sensibilisieren. So können wir Morden reagiert. Wir müssen es schaffen, unsere demokratischen Strukturen schützen. dass digitalen und analog rechtsextremen Besonders kommt es mir dabei auf die Schu- Aktivitäten klare Grenzen gesetzt werden. len an. Einen respektvollen Umgang mitein- Sicherheitsbehörden müssen sich dazu ander zu lernen, ist ein zentraler Schritt für qualifizieren und ausreichend Personal junge Menschen in einer freien Gesellschaft. bereitstellen. Das fängt im Kleinen an. Wichtig ist dabei auch, dass Schüler*innen bei Projekttagen Für unsere Arbeit im Bezirk Tempelhof-Schö- oder im Unterricht über Themen wie Mob- neberg bedeutet der Einsatz gegen Rechts, bing sprechen – analog wie digital. Dabei dass wir uns vernetzen, informieren und eine müssen wir die Schulen unterstützen. Erinnerungskultur an Opfer von rechter Ge- Impressum: Kontakt Gestaltung Namentlich gekennzeichnete Beiträge Nr. 238 | Thema Gegen Rechts* Kolonnenstraße 53 www.oliverdix.de werden von den Autor*innen selbst 10829 Berlin verantwortet und geben nicht immer Tel.: 030 - 9152 0086 Auflage die Meinung der Redaktion wieder. Die Herausgeber E-Mail: kiezbuero@gruene-ts.de 2.500 Redaktion behält sich vor, Beiträge zu Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen auf Recyclingpapier kürzen. Bildmaterial unterliegt dem V.i.S.d.P. Tempelhof-Schöneberg, Berlin Urheberrecht. Nina Freund, Claudia Löber Druckerei Kolonnenstraße 53, 10829 Berlin Kreisvorsitzende saxoprint.de
AG Bunt-Grün: Drei Fragen an Maziar Taymoorzadeh Was erwartest du von den demokratischen politischen Parteien im Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus? Welche Fehler sollten überwunden werden? Wir brauchen ein gemeinsames Verständ- nis darüber, was wir meinen, wenn wir von ist wissenschaft- Rassismus und Antisemitismus sprechen. Es licher Referent bei geht dabei um Phänomene, die die Gesell- neue deutsche organisa- schaft als Ganzes durchziehen. Entspre- tionen e.V., einem bundesweiten postmigran- chend bedarf es auch einer umfassenden tischen Netzwerk. In Zukunft berät er für BQN e.V. Strategie. Dazu zählen u.a. ein Demokratie- die Berliner Verwaltung zur diversitätsorientierten Foto © Maziar Taymoorzadeh fördergesetz, das zivilgesellschaftliches Personalarbeit. Er ist seit 2018 Mitglied im KV Engagement in diesen Bereichen stärkt. Tempelhof-Schöneberg, u.a. bei Bunt-Grün aktiv Es bedarf diversitätsorientierter und diskri- und kooptiertes Mitglied im Diversitätsrat minierungssensibler Weiterentwicklungen des Berliner Landesverbandes. im Bildungsbereich sowohl im Lehrplan als www.gruene.berlin/ueber-uns/wer-wir-sind/ auch in der Ausbildung. Es bedarf entspre- landesarbeitsgemeinschaften/ag-bunt-gruen chender Neuausrichtungen öffentlicher In- stitutionen und nicht zuletzt ist, im Fall von rassistischer oder antisemitischer Gewalt, Welches deiner Projekte ist umfassender– auch rechtlicher – Opfer- dir besonders wichtig? schutz nötig. Ein Fehler, der nicht gemacht In Anbetracht der Festnahme eines elfjähri- werden sollte, ist die Verengung dieser gen Sinto in Handschellen durch die Polizei Phänomene auf individuelle Einstellungs- in Singen Anfang Februar möchte ich auf die probleme und das Aufschieben von Maß- wichtige Arbeit des RomaniPhen e.V. auf- nahmen auf die lange Bank. Es geht hier merksam machen. Ein Verein von Romnja* um die Einlösung von Demokratieverspre- und Sintezzi*, der sich als feministisch, ras- chen für alle. Daran müssen wir uns mes- sismuskritisch und empowernd versteht und sen lassen. Ganz in diesem Sinn haben im im Bildungsbereich sowie in der Wissens- Februar 2021 prominente Politiker*innen und Kulturproduktion tätig ist. der Grünen gefordert, den „Schutz gegen (RomaniPhen – Romnja* Power (romnja-power.de) jedwede gruppenbezogene Verletzung“ ins Grundgesetz aufzunehmen und ein Ministe- Das Gespräch führte rium für gesellschaftlichen Zusammenhalt Martin Forberg zu schaffen. • Sprecher der AG Gegen Rechtsextremismus, B‘90/GRÜNE Tempelhof-Schöneberg
Masel Tov! 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland In diesem Jahr feiern wir 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland. Zahlreiche Feierlichkei- ten begleiten das Jubiläum und gedenken der Tatsache, dass Jüdisches Leben in Deutschland einen festen Platz hat. Doch der Anschlag in Halle im Jahr 2019, Schmierereien in Synago- gen (auch in unserem Bezirk) und alltägliche antisemitische Anfeindungen zeigen uns, dass jüdische Menschen in diesem Land zunehmend gefährdet sind. In unserem Artikel blicken wir zurück auf die wechselhafte Geschichte des Judentums in Deutschland und umreißen dessen Vielfalt in unserer Gegenwart. (Artikel: https://gruene-ts.de/juedische-geschichte/) Anlaufstellen bei rassistischen, antisemitischen oder rechtsextremen Vorkommnissen HateAid Meldung von Vorfällen, persönliche Beratung im digitalen Raum www.hateaid.org E-Mail: kontakt@hateaid.org Registerstelle Register zu Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle in Berlin www.berliner-register.de E-Mail: ts@berliner-register.de Aufstehen gegen Rassismus Angebote zum Umgang und zur Auseinandersetzung mit Vielfalt und Verschiedenheit Say their names www.aufstehen-gegen-rassismus.de Gedenken an die Opfer von Hanau E-Mail: info@aufstehen-gegen-rassismus.de Social Media: facebook.com/GrueneTempelhofSchoeneberg instagram.com/Die_Gruenen_TS twitter.com/GrueneTS gruene-ts.de
Sie können auch lesen