Kurz- und mittelfristige Ansätze zur Schließung von Datenlücken: der Sustainable Finance Data Hub der Bundesbank

 
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Kurz- und mittelfristige Ansätze zur Schließung von Datenlücken: der Sustainable Finance Data Hub der Bundesbank
Kurz- und mittelfristige Ansätze zur Schließung von Datenlücken:
        der Sustainable Finance Data Hub der Bundesbank
        Elena Triebskorn*, Deutsche Bundesbank

Elena
  *Der Triebskorn, Deutsche
       Verfasser gibt
*Disclaimer?.                Bundesbank,
                      seine persönliche   Sustainable
                                        Auffassung    Finance
                                                   wieder,     Data unbedingt
                                                           die nicht Hub      mit derjenigen der Deutschen Bundesbank übereinstimmen muss.
30. Wissenschaftliches Kolloquium
Wiesbaden, 19. November 2021
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Kurz- und mittelfristige Ansätze zur Schließung von Datenlücken: der Sustainable Finance Data Hub der Bundesbank
Motivation
Steigender Bedarf an Sustainable Finance Daten

− Die Datenlage im Bereich Sustainable Finance ist gekennzeichnet durch einen
  Mangel an qualitativ hochwertigen (Mikro-)Daten, eingeschränkten Datenzugängen,
  fehlender Standardisierung und Datenlücken.
  → Herausforderung für Politiker, Forscher, Aufsichtsbehörden, den privaten Sektor
  sowie für die Datenerhebung und –verarbeitung (Zentralbankstatistik, Statistische
  Ämter)

− Die Berichte des Financial Stability Board und des Network on Greening the Financial
  System (NGFS) haben aufgezeigt, dass eine Verbesserung der Datenlage dringend
  notwendig ist.

− Initiativen auf globaler und europäischer Ebene zielen auf eine Verbesserung in der
  längeren Frist ab.

− Damit die Aufgaben im Bereich Geldpolitik, Finanzstabilität und Bankenaufsicht besser
  erfüllt werden können, werden allerdings auch kurz- und mittelfristige Lösungen –
  ausgehend von bereits existierenden Datenquellen – benötigt.

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Überblick
Kurz- und mittelfristige Ansätze zur Schließung von Datenlücken

                                   Schaffung organisationsinterner Einheiten:
                                        Sustainable Finance Data Hub

                        Unterschiedlicher Nutzerbedarf und Messunsicherheit:
                                       Multiindikatorenansatz

                         Transparente Datenaufbereitung für die Öffentlichkeit:
                                            Dashboards

                                  Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch:
                                             Gremienarbeit

                                             längerfristig:
                        Qualität, Grundprinzipien und weitere konkrete Schritte
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Schaffung organisationsinterner Einheiten zur Koordination der
Datenprozesse

− Der Sustainable Finance Data Hub der BBk wurde Anfang des Jahres 2020 im
  Zentralbereich Statistik eingerichtet.

− Primäre Aufgabe ist die bankinterne Bereitstellung von
  nachhaltigkeitsbezogenen Daten, die von bereichsübergreifendem und
  permanentem Interesse sind.

− Dabei begleitet der Data Hub diesen Prozess von der Markterkundung über die
  Datenbeschaffung bis hin zur Datenbereitstellung der Sustainable Finance Daten
  von Drittanbietern.

− Der Data Hub ist interne Anlaufstelle für methodische Fragen rund um die Daten.

− Darüber hinaus beteiligt sich der Data Hub am internationalen Austausch zu
  nachhaltigkeitsbezogenen Daten.

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Unterschiedlicher Nutzerbedarf und Messunsicherheit:
Multiindikatorenansatz

− Einen Vergleich der Angaben verschiedener Datenanbieter, die gleiche oder
  sehr ähnliche Kennzahlen zur Verfügung stellen, deckt Messunsicherheiten
  auf.

− Unterschiedlicher Nutzerbedarf erfordert ein breites Spektrum an
  Klimakennzahlen. Das Datenangebot verschiedener Anbieter ergänzt sich
  hinsichtlich der Verfügbarkeit und der Abdeckung der Kennzahlen.

         Nutzeranforderungen                                    Abdeckung        Messunsicherheit

            Makroökonomisch                                           Sektoral       Methodik
             Makroprudenziell
                                                                  Regional         Schätzungen
              Mikroprudenziell
                         Etc.                                  Firmenebene          Ergebnisse

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Unterschiedlicher Nutzerbedarf und Messunsicherheit:
Der Multiindikatorenansatz ermöglicht Robustheitschecks

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Transparente Datenaufbereitung für die Öffentlichkeit:
Internetseite zu Sustainable Finance Daten

− Öffentlich zugängliche
  nachhaltigkeitsbezogene Daten stammen
  häufig aus unterschiedlichsten
  Datenquellen und sind teilweise schwierig
  auffindbar.

− Dashboards, die Indikatoren und die zugrunde
  liegenden Daten bündeln, erleichtern den
  Zugang zu bereits bestehenden Daten.
→ Dashboard Green Finance

− Zur Publikation von nicht frei verfügbaren
  aggregierten Daten – wie zum Beispiel
  Angaben zu grünen Anleihen – hat die
  Bundesbank Verträge mit privaten
  Datenanbietern abgeschlossen.

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Dashboard Green Finance – Schneller Überblick über Green Finance
in Deutschland und der EU-27

− Das Dashboard besteht aus einer übersichtlichen Anzahl an
  aussagekräftigen Indikatoren, die die nachhaltigkeitsbezogene Entwicklung
  des Finanzsystems in Deutschland und der EU-27 aus finanzieller,
  realwirtschaftlicher und klimabezogener Perspektive abbilden.

− Die enthaltenen Kennzahlen sind überwiegend frei verfügbar:
  • Amtliche bzw. öffentliche Quellen: Eurostat/Destatis, Europäische
    Umweltagentur (EUA), Deutscher Wetterdienst (DWD), Europäisches
    Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetz (Eionet), Europäische
    Kommission, OECD, Europäische Energiebörse (EEX)
  • Für einige Indikatoren werden aggregierte Angaben eines privaten
    Datenanbieters herangezogen.

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Dashboard Green Finance
Überblick über enthaltene Indikatoren

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Dashboard Green Finance
Überblick über verwendete Datenquellen

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                             Drittanbieter                                       EUA
                                                                      Eurostat
                             Drittanbieter                                       EUA
                                                                      Eurostat
                             Eurostat                                 Eurostat
                                                                                 DWD
                                                                      EUA
                             Eionet, EU
                             Kommission                               Eurostat   DWD
                                                                      Eurostat
                             Eurostat
                                                                      Eurostat
                             OECD                                     EUA

                                                                      EEX

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Mittelfristige Ansätze:
Enge Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch

− In jüngster Zeit wurden verschiedene Initiativen aus dem Zentralbankumfeld,
  aber auch von anderen öffentlichen und privaten Stellen zum Umgang mit
  nachhaltigkeitsbezogenen Datenlücken und zur Harmonisierung der
  Datenquellen ins Leben gerufen.

− Der Einsatz von Digitalisierung, die Zusammenarbeit mit privaten
  Datenanbietern, sowie der enge Austausch mit Stakeholdern (statistische Ämter,
  Umweltagenturen etc.) bieten die Möglichkeit zur Verminderung von
  Datenlücken.

− Eine enge Zusammenarbeit vermeidet doppelten Arbeitsaufwand und stärkt
  den Erfahrungsaustausch. → Koordination der Kooperationen muss verstärkt
  werden.

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Beispiel für Initiativen und Kooperationen: Committee on Monetary,
Financial and Balance of Payments Statistics (CMFB)

− Das CMFB hat die Task Force “Statistics on Sustainable Finance and Climate-
  Related Risks” (TF SuFiR) beauftragt, gemeinsame Interessen des
  Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) und des Europäischen
  Statistischen Systems (ESS) im Bereich von Daten zu Sustainable Finance
  und klimabezogene Risiken zu identifizieren.

− Die TF hat drei allgemeine Felder zur Zusammenarbeit identifiziert:
  • Untersuchung der Qualität von bereits bestehenden Datenquellen und
    Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen.
  • Erleichterung von Datenzugängen und Sicherstellung der Kompatibilität von
    Indikatoren.
  • Untersuchung und Weiterentwicklung von neuen Datenerhebungsmethoden.

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Beispiel für Initiativen und Kooperationen:
ESZB Statistik Komitee (STC)

− Als Ergebnis ihrer jüngsten Strategieüberprüfung hat die EZB einen
  Maßnahmenplan präsentiert. Damit sollen Klimaschutzaspekte in den
  geldpolitischen Handlungsrahmen einbezogen werden.

− Ein konkreter Fahrplan gibt die Konstruktion der drei folgenden Indikatoren bis
  zum Ende des Jahre 2022 vor:
  • Indikatoren zu klimabezogenen physischen Risiken, denen die Portfolien von
    finanziellen Instituten ausgesetzt sind,
  • Indikatoren zum CO2-Fußabdruck der Portfolios finanzieller Institute,
  • Indikatoren zu grünen Finanzinstrumenten.

− Der Fahrplan sieht zudem die Entwicklung neuer statistischer
  Datenerhebungen zum Klimawandel bis zum Ende des Jahres 2024 vor.

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Beispiel für Initiativen und Kooperationen:
Network for Greening the Financial System (NGFS)

− Das NGFS ist ein weltweites Netzwerk aus Zentralbanken und Aufsichts-
  behörden, die sich für ein nachhaltigeres Finanzsystem einsetzen (95 Mitglieder
  derzeit).
− Workstream on bridging data gaps:
  • Publikation des Progress Report on Bridging Data Gaps (Juni 2021):
    Überblick über die derzeitige Datenlage, den Datenbedarf und
    Identifikation der bestehenden Datenlücken.
  • Erstellung eines Datenquellenkatalogs (NGFS repository), der Informationen
    zu existierenden Daten (wie Quelle, Abdeckung, Zugang usw.) sowie
    Informationen zu noch nicht existierenden Daten, die jedoch dringend benötigt
    werden, enthält.
  • Ziel ist es, die Auffindbarkeit der Daten zu Verbessern, einen Überblick über
    existierende Daten zu geben, Datenlücken zu identifizieren und die Datenlage
    transparenter zu machen.

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Längerfristige Ansätze
Qualität, Grundprinzipien und konkrete Schritte

− Mit Blick auf die zunehmende Relevanz von
  klimabezogenen Daten für Politikentscheidungen
  ist die Qualität der Daten von entscheidender
                                                                            Grund-           Konkrete
  Bedeutung.                                                               prinzipien        Schritte
                                                                               der
                                                                           amtlichen
                                                                            Statistik

− Die Grundprinzipien der amtlichen Statistik                                              Offen-
                                                                                        legung und
  sollten als Orientierungshilfe bei den nächsten                                       Taxonomie

  Schritten zum Aufbau nachhaltigkeitsbezogener
  Statistiken dienen, sodass die neuen Kennzahlen
  längerfristig diesem Standard genügen.

− Konkrete Schritte sind nötig, um zuverlässige                          Verlässliche und ausreichend
                                                                      detaillierte klimabezogene Daten zur
  Daten für evidenzbasierte Politik zur Verfügung                           Unterstützung politischer
  zu stellen.                                                                    Entscheidungen

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Schritte zu einer längerfristig verbesserten Datenlage
Dashboards, Datenkatalog und internationale Initiativen

              Dashboards verbessern die Verfügbarkeit von nachhaltigkeitsbezogenen
              Makroindikatoren, wie beispielsweise die Sets des IWF, des NGFS und
              der Deutschen Bundesbank. Sie decken unterschiedlichen Nutzerbedarf
              ab, ergänzen sich gegenseitig und tragen zu mehr Transparenz bei.

              Mit Blick auf den Bedarf von Mikodaten und Angaben aus nicht
              öffentlichen Quellen würde ein Datenquellenkatalog (wie beispielsweise
              das NGFS Repository) mit international harmonisierter Struktur den
              Zugriff und die Verfügbarkeit klimabezogener Daten verbessern.

              Ein Follow-up der G-20 Initiative zur Schließung von Datenlücken
              könnte wichtige Impulse zur Erzielung einer längerfristig verbesserten
              Datenlage setzen. Letztlich ist eine harmonisierte und gut strukturierte
              Datenerhebung Voraussetzung für eine Verbesserung der Datenlage in
              der längeren Frist.

Elena Triebskorn, Deutsche Bundesbank, Sustainable Finance Data Hub
30. Wissenschaftliches Kolloquium
Wiesbaden, 19. November 2021
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Literatur

− Progress Report on Bridging Data Gaps, Network for Greening the Financial System, May
  2021, Link: progress_report_on_bridging_data_gaps.pdf (ngfs.net)
− Dashboard on scaling up green finance, Network for Greening the Financial System,
  March 2021, Link: Dashboard on scaling up green finance | Banque de France (ngfs.net)
− An overview of the ECB’s monetary policy strategy, European Central Bank, July 2021,
  Link: An overview of the ECB’s monetary policy strategy (europa.eu)
− Detailed roadmap of climate change-related actions, European Central Bank, July 2021,
  Link: Detailed roadmap of climate change-related actions (europa.eu)
− G20 Data Gaps Initiative (DGI-2): The Sixth Progress Report—Countdown to December
  2021, Financial Stability Board, October 2021, Link: G20 Data Gaps Initiative (DGI-2):
  The Sixth Progress Report—Countdown to December 2021 - Financial Stability Board
  (fsb.org)
− The availability of data with which to monitor and assess climate-related risks to financial
  stability, Financial Stability Board, July 2021, Link: The availability of data with which to
  monitor and assess climate-related risks to financial stability - Financial Stability Board
  (fsb.org)

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