Labordiagnostik beim neurologischen Patient Hund - Laboklin
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Seite 1 von 4 Ausgabe 8/2019 aktuell Labordiagnostik beim neurologischen Patient Hund Neurologische Erkrankungen beim Hund können durch eine durchlässige Blut- können viele Ursachen haben, u.a. Hirn-Schranke oder eine intrathekale können sie infektiös bedingt sein. In Immunglobulin-Produktion verursacht Mitteleuropa sind dabei v.a. das canine sein. Das C-reaktive Protein (CRP) gilt Staupevirus (CDV) und das Frühsom- als zentraler Entzündungsparameter mer-Meningoencephalitis-(FSME)-Virus und sollte im Liquor unterhalb der Nach- von Bedeutung. Aber auch Neospora weisgrenze liegen. Eine gleichzeitige (N.) caninum, Toxoplasma (T.) gondii und Erhöhung von IgA in Liquor und Serum Anaplasma (A.) phagocytophilum sind ist pathognomonisch bei der „steril-eitri- im Zusammenhang mit diesem Symp- gen Meningitis-Arteriitis“ (auch Steroid- tomkomplex beschrieben. Für die Diag- responsive Meningitis-Arteriitis, SRMA), nostik der genannten Infektionen stehen eine der am häufigsten auftretenden sowohl Antikörper- als auch PCR-Nach- Meningitis-Formen bei jungen Hunden. weise zur Verfügung. Daneben kommen Bei einem Großteil der Liquorproben, weitere infektiöse Ursachen, z.B. bakte- die für das Profil „Neurologie Hund“ von rielle Erreger wie Rickettsien und Pilze, Januar 2018 bis Juni 2019 eingesen- in Frage. det wurden, ist ein Anstieg von CRP zu beobachten (Abb. 1 und 2). Da eine Auch immunologische und entzündli- Liquorgewinnung i.d.R. nur bei Vorliegen che Geschehen spielen eine wichtige entsprechender klinischer Symptomatik Rolle bei neurologischen Symptomen. erfolgt, ist bei diesen Proben von einer Erhöhte Gesamteiweiß-Werte im Liquor neurologischen Anamnese auszugehen, cerebrospinalis sind ein unspezifischer auch wenn kein Vorbericht angegeben Indikator für Erkrankungen des ZNS und war. Abbildung 1: Nachweis von Gesamteiweiß, CRP und IgA im Liquor cerebrospinalis von Hunden; Anteil der Messwerte unterhalb und oberhalb des Normwertes (Gesamtzahl n=1328) LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68546 • E-Mail: info@laboklin.com • www.laboklin.com
Seite 2 von 4 Abbildung 2: Verteilung der CRP-Messwerte im Liquor cerebrospinalis von Hunden (Gesamtzahl n=1328) Differentialdiagnostisch müssen bei neu- Der direkte Nachweis eines Erregers rologischen und neuromuskulären Sym- im Liquor mittels PCR ist beweisend für ptomen erblich bedingte Erkrankungen das Vorliegen einer entsprechenden In- in Betracht gezogen werden. Für einige fektion. Negative Ergebnisse schließen dieser Erkrankungen konnte die geneti- jedoch nicht aus, dass der Erreger nicht sche Ursache für einzelne Rassen ermit- doch ursächlich für eine neurologische telt werden und es stehen entsprechen- Symptomatik sein könnte: in manchen de Gentests für die labordiagnostische Fällen liegt der Erreger zwar im ZNS, Abklärung zur Verfügung. aber nicht oder nicht mehr im Liquor vor. Bei einem klinischen Verdacht sollten Serologie / Erreger-Nachweis daher zur Ausschlussdiagnostik zusätz- lich Antikörpernachweise in Serum und Antikörper-Nachweise in Blutproben sind ggf. Liquor durchgeführt werden. nicht immer dazu geeignet, eine ZNS- Infektion nachzuweisen, da persistie- Staupe rende Antikörper einer früheren Infek- tion vorhanden sein können, ohne für Eine Infektion mit CDV ist wieder häu- eine neurologische Symptomatik ver- figer beim Hund anzutreffen. Je nach antwortlich zu sein. Ein Nachweis von Impfstatus, Alter und Immunsystem Antikörpern in einer Liquorprobe ist da- kann es zu respiratorischen, gastroin- her in vielen Fällen aussagekräftiger. testinalen, kutanen und neurologischen Antikörper können als Folge einer loka- Verlaufsformen kommen. Bei Letzterer len Immunreaktion, aber auch aufgrund kommt es zu einer akuten Enzephalitis einer gestörten Blut-Hirn-Schranke oder mit Lähmungserscheinungen, Ataxie und bei nicht-blutfreier Entnahme indirekt im Krämpfen. Dies ist v.a. bei 3 - 6 Monate Liquor nachweisbar sein. alten Welpen der Fall. Hohe Antikörper-
Seite 3 von 4 titer im Serum sind als prognostisch gut nungen bis zu epileptiformen Anfäl- zu bewerten. Eine unzureichende Im- len. Betroffen sind v.a. junge sowie munantwort begünstigt einen schweren, immunsupprimierte Hunde und Katzen. mitunter tödlichen Verlauf. Neben dem Nachweis im Liquor ist besonders bei Neosporose chronischen Verläufen einer CDV-Infek- Die Infektion mit N. caninum ist ver- tion auch der PCR-Nachweis aus dem gleichbar mit der Toxoplasmose. Endwirt Harn zu empfehlen. und damit Ausscheider ist hier allerdings der Hund. Gerade junge Hunde schei- FSME nen prädisponiert für einen klinischen Neben der neurologischen Form der Verlauf der Infektion zu sein. Die Symp- Staupe steht beim Hund die FSME- tomatik ist unter anderem muskulaturas- Virusinfektion im Vordergrund. 90% soziiert und es kommt zu Ausfällen in der Infektionen verlaufen symptomlos, der Hinterhand sowie Tetraparese. Bei ca. 10% führen zu einer klinisch mani älteren Hunden (>1 Jahr) stehen Tremor, festen Erkrankung unterschiedlicher Kopfschiefhaltung, Erblinden, Muskel Ausprägung (u.a. Fieber, Schreckhaftig- atrophie und Trigeminalneuropathien keit, Apathie, Tetraparese, Hyperästhe- im Vordergrund. Eine Beteiligung von sie und -algesie). In der Frühphase der N. caninum wie auch T. gondii an neuro- Infektion (bis ca. 11 Tage p.i.) lassen sich logischen Erkrankungen beim Hund wird FSME-Viren im Liquor mittels PCR nach- nur sporadisch beschrieben. weisen. Neurologische Symptome treten aber meist nur in der zweiten Erkran- Anaplasmose kungsphase auf, zu diesem Zeitpunkt ist das Virus selbst schon aus Blut und A. phagocytophilum wird, ebenso wie auch Liquor verschwunden. Ein positi- das FSME-Virus, durch Zecken der ver Antikörpernachweis (IgG) ist daher Gattung Ixodes übertragen und weist beweisend für eine Infektion. Bei nega- ein breites Wirtspektrum auf. Die her- tivem Antikörperbefund aus dem Liquor vorgerufene granulozytäre Anaplasmose und weiterhin bestehendem klinischem (früher Ehrlichiose) ist eine hochfieber- Verdacht sollte zusätzlich ein Nachweis hafte Allgemeinerkrankung mit eher aus einer Serumprobe erfolgen, da hier unspezifischer Symptomatik. In eini- die Antikörper länger persistieren. gen wenigen Fällen wurden aber auch neurologische Symptome, vorrangig Toxoplasmose Ataxien, beobachtet. Während die Katze End- und Zwischen- Nachweishäufigkeit wirt für T. gondii sein kann, ist der Hund, wie der Mensch, nur Fehlwirt. Die Über- Im Zeitraum Januar 2017 bis Juni 2019 tragung erfolgt in erster Linie durch Auf- wurden im Rahmen des Profils „Neuro- nahme von zystenhaltigem Fleisch der logie Hund“ mittels PCR in 18 von 1983 Zwischenwirte, aber auch orofaekal und Liquorproben Infektionserreger nach- transplazentar. Die Symptomatik bei gewiesen (Abb. 3). FSME-Antikörper einer Infektion des ZNS reicht von konnten in 48 Fällen festgestellt werden leichten, motorischen Ausfallserschei- (2,4%, Gesamtzahl n=1969). LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68546 • E-Mail: info@laboklin.com • www.laboklin.com
Seite 4 von 4 Abbildung 3: Nachweishäufigkeit von FSME-Antikörpern mittels Enzym-Immunoassay (Gesamt- zahl n=1969) sowie CDV, A. phagocytophilum, N. caninum und T. gondii mittels PCR (Gesamtzahl n=1983) im Liquor cerebrospinalis von Hunden. Die Nachweisrate von Infektionser gischer Symptomatik ausgeschlossen krankungen im Liquor ist niedrig. Den werden, bevor mit einer immunsuppres- noch ist eine entsprechende Labordiag- siven Therapie begonnen wird. Erreger- nostik von Relevanz, da eine ätiologische bedingte neurologische Erkrankungen Diagnose die Grundvoraussetzung für unterscheiden sich in ihrer Therapie und eine gezielte Therapie ist. Außerdem Prognose erheblich von anderen, häufi- sollten Infektionserreger bei neurolo- geren zentralnervösen Problemen.
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