Katzenschnupfen - Laboklin

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Katzenschnupfen - Laboklin
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 Ausgabe April 2020

 Katzenschnupfen

 Infektionen mit den verschiedenen Erregern                      mit zwei oder mehr verschiedenen Erregern
 des Katzenschnupfenkomplexes treten trotz                       des Katzenschnupfenkomplexes sind häufig.
 verfügbarer Impfung immer wieder auf. Vor al-
 lem bei hohen Besatzdichten und dem damit                       Das Feline Calicivirus ist hochkontagiös,
 einhergehenden starken Infektionsdruck, wie                     und aufgrund der hohen Variabilität und Muta­
 oft in Katzenpensionen und -zuchten sowie                       tionsrate gibt es zahlreiche Virusvarianten
 Tierheimen der Fall, können Erkrankungen                        mit stark unterschiedlicher Virulenz, die teils
 ein ernst zu nehmendes Problem darstellen.                      schwere systemische Erkrankungen mit ho-
 Die fünf Primärerreger des Katzenschnup-                        her Letalität hervorrufen. Die Sympto­matik ist
 fens sind das feline Herpesvirus 1 (FHV 1),                     sowohl abhängig von der Virulenz der Virus­
 das feline Calicivirus (FCV), Chlamydia (C.)                    variante als auch von der Immunitäts­lage der
 ­felis, Bordetella (B.) bronchiseptica und Myco­                jeweiligen Katze. Mögliche Symptome sind
  plasma (M.) felis. Die Symptome sind viel-                     Ulzera in der Maulhöhle, Beeinträchti­gungen
  fältig und deshalb auch oft nicht dem einen                    der oberen Atemwege, hohes Fieber und
  oder anderen Erreger klar zuzuordnen. Sie                      gelegentliche Lahmheit, verursacht durch
  können von mildem, wässrigem Nasenaus-                         transiente Arthritis. Das Virus wird über oro-
  fluss bis zu schweren, tödlich verlaufenden                    nasale und konjunktivale Sekrete bis zu vier
  Allgemeinerkrankungen reichen. Schnupfen,                      Wochen lang ausgeschieden und sowohl
  Konjunktivitis, Läsionen der Maulhöhle und                     direkt als auch indirekt übertragen. Dabei
  der Cornea, Fieber und Pneumonie werden                        ist es in der Umwelt lange stabil und bis zu
  beobachtet. Zu den oben genannten Primär-                      einem Monat auf trockenen Oberflächen in-
  erregern kommen oft unspezifische bakteriel-                   fektiös. Viele Katzen bleiben auch nach dem
  le­Sekundärerreger hinzu. Mischinfektionen                     Ende der Erkrankung Virusausscheider, in

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Einzelfällen über mehrere Jahre. Der Virus-      ­ olle als Pathogen bei der Konjunktivitis der
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nachweis mittels PCR ist sehr sensitiv, da-      Katze. Seltener sind Mykoplasmen an Infek-
durch werden in Einzelfällen auch Impfviren      tionen der unteren Atemwege beteiligt, wobei
detektiert, die über wenige Wochen nach der      sie in Einzelfällen auch schwere Pneumonien
Impfung in sehr geringem Maße ausgeschie-        auslösen können. Nur in den seltensten Fällen
den werden können. Andererseits kann es          zeigt M. felis bei immunsupprimierten Men-
durch die hohe Mutationsrate des Virus auch      schen zoonotisches Potential. Myko­plasmen
zu falsch negativen Ergebnissen kommen.          sind schwer kultivierbar, daher ist auch hier
                                                 die PCR Nachweismethode der Wahl.
Nach einer Erkrankung mit dem felinen
Herpes­virus 1 bleiben die Tiere lebens-         Bordetella bronchiseptica spielt bei der
lang latente Virusträger. Stress oder Immun­     Katze, im Gegensatz zum Hund (Zwinger-
suppression können zur Reaktivierung der         hustenkomplex), nur eine untergeordnete
Erkrankung führen. Die Symptomatik be-           Rolle. Das Bakterium ist ein primäres
steht aus akuter Rhinitis und Konjunktivitis     Pathogen, das das Zilienepithel des
mit Fieber, Blepharospasmus und Anorexie;        Wirtes kolonisiert. Es ist nur selten bei
­besonders bei jungen Katzen kann es mit­        der Katze in den unteren Atemwegen zu
 unter zu einer besonders schwer ver­laufenden   finden, in der Regel dann hauptsäch-
 Pneumonie mit tödlichem Ausgang kommen.         lich bei jüngeren Tieren. Dennoch sollte
 Herpes­viren sind beschrieben im Zusammen-      jede hustende Katze auch auf B. bronchi­
 hang mit der ulzerativen dendritischen Kera-    septica untersucht werden. Bordetellen
 titis und gelten als deren Hauptverursacher.    können vom Hund auf die Katze über­tragen
 Die Symptome klingen in der Regel nach          werden und auch ein zoonotisches Potential
 zwei Wochen ab. Das Virus wird in der ­Regel    ist nicht auszuschließen. Neben Abstrichen
 nur kurz, in Einzelfällen jedoch bis zu drei    von Nasenschleimhaut und Oropharynx kann
 Wochen, über orale, nasale und konjunktivale    auch bronchoalveoläre Lavage untersucht
 Sekrete ausgeschieden. Der PCR-Nachweis         werden. Dabei sind sowohl Bakterienkulturen
 verfügt über eine sehr hohe Sensitivität, es    als auch die PCR geeignete Methoden. Die
 werden auch sehr gering­gradige Ausscheider     Erstellung eines Antibiogramms ist jedoch nur
 zuver­lässig nachgewiesen.                      nach kultureller Anzucht möglich. Der Nach-
                                                 weis des Erregers aus der Lavage gilt dabei
Chlamydia felis ist ein obligat intrazellu-      als beweisend für eine Infektion.
läres Bakterium und eine häufige Ursache
für ­akute und chronische Konjunktivitis. Die    Diagnose
Symptomatik am Auge beinhaltet daneben
auch Hyperämie der Nickhaut und Augenaus-        Im Allgemeinen gilt die PCR als Standard-
fluss. Keratitis und Ulzerationen sind jedoch    verfahren für den Nachweis der Erreger des
eher unüblich. Treten diese auf, ist auf eine    Katzenschnupfenkomplexes.           Ge­eignetes
Beteiligung des felinen Herpesvirus zu schlie-   Probenmaterial für den Nachweis der Virus-
ßen. Teilweise geht eine Infektion mit FHV 1     infektionen, Mykoplasmen und Chlamydien
mit Fieber, Inappetenz, Gewichts­verlust und     sind Abstriche von Konjunktiva, Maulhöhle
respira­torischen Symptomen einher, bei          und/oder Rachen. Abstriche vom Auge soll-
trächtigen Tieren sind Aborte möglich.           ten dabei unbedingt VOR der Applikation von
Laut Literatur sind am häufigsten junge Kat-     Fluoreszein oder Bengalrosa durchgeführt
zen unter 9 Monaten betroffen, was sich          werden. Da sich Chlamydien obligat intra-
anhand unserer Daten bestätigt. Die Über-        zellulär vermehren, sind sie mit bakteriologi-
tragung erfolgt durch engen Kontakt, da das      schen Routinemethoden nicht nachweisbar.
Bakterium nicht außerhalb des Wirtes über-       Infektionen mit Bordetella bronchiseptica
leben kann. Die Erregerausscheidung kann         werden bei der Katze eher seltener beobach-
bis zu 60 Tage andauern, selten ist auch         tet, auch hier ist ein schneller und sensitiver
eine noch längere, persistierende Infektion      PCR-Nachweis möglich. Da häufig bakterielle
möglich. In Einzelfällen kann C. felis auf den   Begleitinfektionen auftreten, sollte besonders
Menschen übertragen werden und zu einer          bei Fällen mit Augenbeteiligung, aber auch
Konjunktivitis führen. Die sensitivste Metho-    bei chronischen Infektionen der Atemwege,
de zum Nachweis von C. felis ist der PCR-        zusätzlich ein Abstrich mit Transportmedium
Nachweis.                                        für eine bakteriologische Untersuchung inkl.
                                                 Antibiogrammerstellung eingesandt werden,
Mykoplasmen gelten als Teil der normalen         um eine geeignete lokale und/oder syste-
Keimflora der oberen Atemwege. Dennoch           mische Therapie einleiten zu können. Anti-
spielt Mycoplasma felis eine bedeutende          körpernachweise sind für die Diagnostik des
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 Katzenschnupfens weniger sinnvoll, da viele                     allem Mykoplasmen nachgewiesen (in bis
 Katzen geimpft sind oder schon als Welpen                       zu 50 % der untersuchten Atemwegsprofile),
 Erregerkontakt hatten. Da die meisten Infekti-                  ­gefolgt von Caliciviren und Herpesviren (bei-
 onen zusätzlich häufig akut bestehen, lassen                     de bei ca. 20 % der untersuchten Katzen).
 sich zum Erkrankungszeitpunkt oft nur die Er-                    Eine geringere Rolle spielen Infektionen mit
 reger, nicht aber die erst im späteren Verlauf                   Chlamydien (7 – 9 %) und Bordetellen (2 –
 produzierten Antikörper nachweisen.                              3 %). Bordetellen kamen dabei in der über-
 In der Literatur wird angegeben, dass                            wiegenden Mehrzahl der Fälle in Mischinfek-
 80 % der Infektionen des oberen Respirations-                    tionen vor (94,7 %), nur in 2 Fällen (5,3 %)
 trakts der Katze vor allem durch FHV 1 und FCV                   waren sie als Einzelinfektion zu finden.
 verursacht werden. Laboklin bietet verschie-
 dene PCR-Profile zum Nachweis der häu-                          Insgesamt gab es kaum Unterschiede bezüg-
 figsten Erreger des Katzenschnupfens an. In                     lich des Vorkommens der einzelnen Erreger
 den vergangenen Jahren wurden im ­Rahmen                        zwischen den Jahren im Untersuchungszeit-
 des Atemwegsprofils I (FCV, FHV 1, Chlamy-                      raum 2011 – 2018.
 dien, Mykoplasmen, B. bronchiseptica) vor

 Abb. 1: Nachgewiesene Erreger (%) im Profil Atemwege Katze 1 im Jahr 2018

 Im Jahr 2018 waren 951 (50,1 %) der 1897                        Katzenschnupfenkomplexes auf (Tabelle 1).
 Gesamtproben für das Profil Atemwege Kat-                       Dabei waren Mischinfektionen zwischen My-
 ze 1 positiv für Mykoplasmen, 305 (16,1 %)                      koplasmen und FCV/FHV 1 am häufigsten,
 für FHV 1, 333 (17,6 %) für FCV, 128 (6,7 %)                    gefolgt von Infektionen mit Mykoplasmen
 für Chlamydien und 38 (2 %) für B. bron­                        und Chlamydien und Mischinfektionen mit
 chiseptica (Abb. 1). Von diesen 1897 Ge-                        beiden Viren (Abb. 2).
 samtproben wiesen 450 (23,7 %) Mischin-
 fektionen mit zwei oder mehr Erregern des

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Abb. 2: Anteil der verschiedenen Erreger in Mischinfektionen

Tabelle 1: Anzahl der Mischinfektionen im Profil Atemwege Katze 1 im Jahr 2018
(Gesamtzahl der Proben n=1897)

 Einzelinfektionen                                             763 (40,2 %)
 Doppelinfektionen                                             367 (19,7 %)
 Dreifachinfektionen                                           74 (3,9 %)
 Vierfachinfektionen                                           9 (0,5 %)

Tabelle 2: Mischinfektionen und Häufigkeit der Beteiligung der einzelnen Erreger
des Katzenschnupfenkomplexes (FCV, FHV, Chlamydien, Mykoplasmen,
B. bronchiseptica) im Jahr 2018

                M. felis      B. bronchiseptica Felines      Calicivirus Chlamydia Mischinfektionen
                                                Herpesvirus                          gesamt (n= 450,
                                                                                     23,7 % der
                                                                                     Gesamtproben)
 M. felis       0             31 (3,3 %)        204 (21,5 %) 215 (22,6 %) 63 (6,6 %) 412
 (n= 951
 B. bronchi-    31 (8,2 %) 0                            8 (21,1 %)    12 (0,6 %)    6 (0,3 %)    36
 septica
 (n= 38)
 Herpes-        204           8 (2,6 %)                 0             56 (3 %)      17 (0,9 %)   219
 virus          66,9 %)
 (n= 305)
 Calicivirus    215           12 (3,6 %)                56 (16,8 %)   0             31 (9,3 %)   237
 (n= 333)       (64,5 %)
 Chlamydia      63            6 (4,7 %)                 17 (13,3 %)   31 (24,2 %)   0            79
 (n= 128)       (49,2 %)
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